Netzhaut von MarikoHellsing (Oneshot) ================================================================================ Kapitel 1: Oneshot ------------------ Netzhaut Schritte. Jemand war auf dem Weg zu ihrem Zimmer, sie konnte es hören, vernahm jeden einzelnen Schritt. Ein leises Quietschen verriet ihr, das jemand die Tür geöffnet, ihr Zimmer betreten hatte. »Sadako-chan, es gibt Abendessen.« Die Brünette wandte ihren Kopf in die Richtung, aus der sie die Stimme vernahm. »Ich komme Mutter.« Sie tastete an ihrem Bett entlang, auf der Suche nach ihrem Stock. Sadako war sich sicher, ihn rechts an ihr Bett gelehnt zu haben. Aber aus irgendeinem Grund fand sie ihn nicht. Ihr kleiner Finger berührte plötzlich etwas hartes, ihren Stock! Doch bevor sie diesen greifen konnte, fiel er zu Boden, kam mit einem lauten Klackern auf. Missmutig biss das Mädchen sich auf die Unterlippe, beugte sich vorsichtig über den Bettrand, streckte ihre Hand nach unten um den Boden abzutasten, als sie das Gleichgewicht verlor, und beinahe vom Bett gefallen wäre, hätte ihre Mutter sie nicht rechtzeitig gehalten. »Sadako, meine Güte, du sollst doch aufpassen! Sei vorsichtiger!« Sie half ihrer Tochter aufzustehen, gab ihr den gesuchten Stock in die Hände. »Es tut mir leid, Mutter. Ich werde demnächst mehr Acht geben.« Ihre Stimme hörte sich tonlos, melancholisch an. Die übergroße Sorge ihrer Mutter machte ihr zu schaffen. Sie durfte nur selten das Haus verlassen, und wenn dann nur mit Begleitung. Selbst wenn sie im Haus war, wies ihre Mutter sie ständig an, wachsam zu sein und aufzupassen. Nicht, das ihr noch etwas passierte. Natürlich konnte Sadako sie verstehen. Verstand ihre Sorge, ihre Angst um sie. Aber sie fühlte sich davon erdrückt, war einsam und sehnte sich danach, einfach mit Freunden rauszugehen und Spaß zu haben. Wie andere normale Kinder auch. Aber sie war nicht normal. Deswegen wollte ihre Mutter auch nicht, das sie alleine das Haus verließ, nichts tat, was in irgendeiner Weise gefährlich für sie sein könnte. Und da gab es viele Dinge. Vorallem in den Augen ihrer Mutter. Die Brünette konnte nicht mit anderen Kindern in ihrem Alter Spaß haben. Sie konnte nicht einfach mit ihnen rausgehen, und fangen oder verstecken spielen. Es war nicht so, dass sie es nicht wollte. Sondern einfach weil sie anders war. Man hatte es versucht, hatte probiert sich mit ihr anzufreunden. Aber nach kurzer Zeit waren sie alle einfach gegangen, hatten sich von ihr abgewendet. Sie konnten nichts mit ihr anfangen, wussten nicht richtig mit ihr umzugehen. Es tat weh. Sadako konnte nichts dafür, dass sie nicht war wie andere Kinder. Dass sie nicht einfach unbeschwert leben konnte. Es gab so viele Regeln die sie zu beachten hatte, so vieles, was sie nicht tun konnte. Sie war in ihrem Alltag erheblich eingeschränkt. »Kommst du, Sadako-chan?« Die Dunkelhaarige nickte kurz, tippte mit dem Stock vor sich auf den Boden, auf der Suche nach herumliegenden Gegenständen. »Ja, sofort Mutter.« Langsam tastete sie sich mit ihrem Stock nach vorne zu der Tür. Sie kannte ihr Zimmer. Wusste den Weg in die Küche, auch ohne Hilfe. Trotzdem bestand ihre Mutter darauf, sooft es ging dabei zu sein, wenn sie die Treppe herunterging, oder allgemein ihr Zimmer verließ. Und warum das alles? Weil sie an einer Behinderung litt. Und nicht nur an irgendeiner. Nein, Sadako war blind. Es gab Brot, wie immer. Und sie aß es trocken – wie immer. Eine merkwürdige Vorliebe von ihr. Ihre Mutter meinte sie würde zu wenig essen, würde noch mager werden. Wieder machte sie sich zuviele Sorgen. Seit ihrer Geburt war es so. Es war, als würde man sie in Watte packen. Das würde ihre Mutter wohl auch am liebsten tun. Sie in Watte packen, in Plastikfolie einwickeln und in den Schrank hängen. Abgesondert und somit geschützt vor der ganzen Welt. Ob Sadako das ebenfalls wollte, zählte nicht. Sie hatte fast keine eigene Meinung mehr. Kurz nach ihrer Geburt war Lebersche Kongenitale Amaurose bei ihr festgestellt worden. Sie war innerhalb kürzester Zeit komplett erblindet, war viel, viel zu jung gewesen, um sich all die Farben zu merken. Deswegen wusste sie nicht, wie es war zu sehen. Wusste nicht, was Gelb, Grün oder Blau war. Sadako hatte sich damit abgefunden. Sie kannte es nicht anders, sie war so aufgewachsen. Manchmal fragte sie sich, wie es war zu sehen. Es war nicht zu ändern, das wusste sie. Trotzdem würde sie gerne wissen, wie ihre Mutter eigentlich genau aussah. Oder sie selbst. Ihr Zimmer. Sie konnte das Aussehen anderer ertasten, konnte die Farben erfragen, aber wirklich genau wissen wie jemand denn aussah, das tat sie nicht. Eigentlich kam sie sogar recht gut mit ihrer Blindheit klar. Natürlich, sie kannte es auch nicht anders. Sie war nichts anderes gewohnt. Aber sie stand ihr bei so vielem im Weg. Sie war eingeschränkt in ihrem gesamten Leben, auch wenn das hauptsächlich an ihrer Mutter lag. Und an ihren ach so tollen ‚Freunden’, die nicht richtig damit umgehen konnten. Und sie konnte ihren größten Traum nicht ausleben. Vielleicht klang es kindisch, fast jeder hatte diesen Lebenstraum. Welcher war es wohl? Genau, eine Kunoichi zu werden. Aber sie durfte nicht, es war zu gefährlich. Sie sah ein, das es nicht einfach werde würde. Versucht, hätte sie es aber trotzdem gerne. Nur ihre Mutter ließ es mal wieder nicht zu. Sie war vehement dagegen. Noch mehr, als bei irgendetwas anderem. Die Brünette hatte fertig gegessen, richtete sich langsam vom Tisch auf, griff nach ihrem Stock. »Ich gehe nach oben, schlafe. Gute Nacht Mutter.« Einen Schritt hatte sie getan, da ließ sie eine Stimme innehalten. »Warte, ich helfe dir, ich-« »Nein.« Kurze Stille. Sadako schüttelte die Hand ihrer Mutter ab, welche sie eben noch am Arm gepackt hatte. »Ich schaffe das alleine. Gute Nacht.« Die Dunkelhaarige lag in ihrem Bett, die Augen geschlossen, nachdenkend. Sie war schon solange nicht mehr draußen gewesen. Aber sie wollte wieder. Und Morgen würde sie gehen. Zu Ichiraku, eine Nudelsuppe essen. Sie mochte Nudelsuppe. Und Ichiraku. Leider durfte sie nur sehr selten dorthin. Aber morgen würde sie gehen, sich nicht von ihrer Mutter aufhalten lassen. Einfach einmal so tun, als wäre sie wie jeder andere auch, und raus gehen. Das Wetter genießen, die Sonne auf der Haut. Vogelgezwitscher. Ja…morgen…garantiert. Das versprach sie sich selbst. Und mit diesen Gedanken, glitt sie in einen langen, tiefen Schlaf. Erholsam, entspannend. Gähnend wachte sie auf, öffnete ihre Augen, streckte sich. Sie wusste nicht wie spät es war, konnte nicht sehen ob es bereits hell war, oder immernoch dunkel. Vorsichtig richtete sie sich auf, tastete nach ihrem Stock und stand langsam von ihrem Bett auf. Für einen kurzen Moment stützte sie sich auf ihrem Stock ab, versuchte sich zu fangen. Kurz nach dem Aufstehen, war sie immer ein wenig wackelig auf den Beinen. Als sich ihr Kreislauf wieder einigermaßen gefangen hatte, wagte sie die ersten Schritte nach vorne Richtung Tür. Ihre Hand suchte die Türklinke, tastete forschend das Holz entlang, als sie etwas kühles, metallisches umfasste. Sie öffnete die Tür, horchte kurz. »Mutter…?« Sofort vernahm sie das Geräusch eines Stuhls, der nach hinten geschoben wurde, wie jemand unten an der Treppe erschien. »Sadako-chan? Was ist? Ist irgendetwas passiert? Fühlst du dich nicht gut?« Das Mädchen unterdrückte den Drang laut aufzuseufzen. »Nein, Nein, es ist alles in Ordnung. Ich wollte nur wissen ob du schon wach bist, Mutter. Guten Morgen.« Sie konnte hörten wie ihre Mutter erleichtert ausatmete. »Na dann ist ja alles gut. Ja, ich bin schon wach. Wenn du etwas brauchst, ruf mich bitte.« Sadako nahm das Angebot zur Kenntnis, erwiderte allerdings nichts darauf, sondern schloss einfach wieder die Tür. Sie wusste genau, dass ihre Mutter ihr jeden Tag die Kleider heraussuchte und sie bereitlegte. Schnell waren diese gefunden, und auch mit den Schlafklamotten ausgetauscht worden. Sie suchte tastend nach ihrer Haarbürste, welche auf ihrem Nachttisch lag. Als diese gefunden war, kämmte sie genießerisch ihre Haare, freute sich insgeheim schon darauf endlich das Haus zu verlassen. Das einzige Hindernis was noch zu überwinden war, war ihre Mutter. Sie musste sie unbedingt überreden. Zögernd schritt sie die Treppe herunter, suchte ihren Weg in die Küche. »Mutter..?« Sadako vernahm das Geräusch einer Pfanne, der Geruch von Spiegelei stieg ihr in die Nase. »Was ist denn Sadako-chan? Das Essen ist sofort fertig, warte e-« »Ich möchte nicht hier essen.« Kurze Stille folgte, bevor ihre Mutter sich wieder zu Wort meldete. »Wie meinst du das…nicht ‚hier’ essen?« Die Brünette biss sich auf die Unterlippe, sie wusste dass es nicht einfach werden würde. »Ich würde gerne eine Nudelsuppe bei Ichiraku essen.« Näherkommende Schritte verrieten Sadako, das ihre Mutter nun direkt vor ihr stand. »Sadako, du-« Die Brünette unterbrach sie sofort. »Ich weiß. Aber ich war schon so lange nicht mehr dort. Oder draußen im Allgemeinen. Ich würde gerne wieder die Sonne auf meiner Haut spüren, frische Luft einatmen. Es ist doch schon so lange her das ich von zu Hause weggegangen bin. Bitte Mutter, ich verspreche auch aufzupassen!« Ihr Gegenüber seufzte leise. »Aber ich kann dich doch nicht alleine gehen lassen Sadako-chan…lass mich doch bitte-« »Nein!« Sie konnte hören wie ihre Mutter fast ein wenig erschrocken nach Luft schnappte, als ihre Tochter ihr dieses Wort so kühl entgegen warf. »Ich will alleine gehen. Nur weil ich blind bin, bin ich noch lange nicht so hilflos wie du denkst! Auch ich habe ein Recht auf ein wenig Freude in meinem Leben. Es macht mich nicht glücklich immerzu in diesem Haus eingesperrt zu sein. Ich bitte dich doch nicht oft um soetwas! Solange war ich schon nicht mehr dort…ich verspreche auch nach der Nudelsuppe wieder heim zu kommen. Nur einmal möchte ich mal wieder dort essen gehen. Alleine. Nur für mich.« Wieder folgte erdrückende Stille, und das Mädchen wollte die Hoffnung bereits aufgeben, als ihre Mutter wieder das Wort erhob. »Das Letzte was ich möchte ist, das du unglücklich bist, Sadako-chan. Ich will dir doch nichts böses, sondern dich nur beschützen, das weisst du doch! Ich mache mir nur Sorgen um dich… Aber wenn du mir wirklich versprichst, das du direkt danach wieder nach Hause kommst, mit niemandem mitgehst, und auf dich aufpasst…werde ich es dir erlauben, heute zu Ichiraku zu gehen.« Die Blinde konnte es nicht fassen. Ihr Herz machte mehrere Freudensprünge hintereinander. War das grade wirklich? Hatten ihre Worte tatsächlich gereicht ihre Mutter zu überzeugen? Vorsichtig streckte sie ihre Hand aus, berührte den Stoff eines Oberteils. Ihre Arme schlangen sich um ihre Mutter, sie drückte sie fest an sich. »Danke, Mutter. Ich werde auf direktem Weg wieder heim kommen und mit niemandem mitgehen, versprochen!« Strahlend löste sie sich von der Älteren, umklammerte fest ihren Stock und suchte sich den Weg zu der Haustür. Ihre Hand griff nach dem Türknauf, einmal verfehlte sie ihn. Doch als sie ihn umfasst hielt, langsam die Tür öffnete, fühlte sie sich seit langem, endlich mal wieder richtig frei. Genießend sog Sadako die frische Luft ein, spürte nur allzu deutlich die Wärme auf ihrer Haut. Es war so schön. Endlich wieder in der freien ‚Natur’ sein. Den Weg zu Ichiraku wusste sie noch genau. Es war nicht weit von ihrem Haus entfernt, deswegen war es leicht zu merken. Mit ihrem Stock vor sich auf den Boden tippend, konzentrierte sie sich voll und ganz auf den Weg. Sich zu verlaufen, jetzt wo sie endlich wieder hinaus durfte, wäre nicht sehr ratsam. Der Geruch von Nudelsuppe empfing sie, Stimmen. Das alles verriet ihr, wohl bei dem Nudelshop angekommen zu sein. »Teuchi-san…?« Zögerlich streckte Sadako ihre Hand aus, tastete nach vorne, bis sie eines der Tücher* berührte, welche vor dem Laden hingen. Vorsichtig schob sie es beiseite, trat zu den Stühlen. »Sadako-chan! Dich hab ich hier ja schon ewig nicht mehr gesehen! Wie geht es dir und deiner Mutter? Setz dich doch. Ramen wie immer, richtig?« Das Mädchen lächelte leicht. Es war so schön, wieder hier zu sein. Sie spürte die Anwesenheit einer weiteren Person. Nichts ungewöhnlich, schließlich war das hier ein Ramenstand. Sie war sicher nicht die einzige, die hier essen ging. Mit der Hand einen Sitz ertastend, ließ sie sich schließlich nieder, lehnte den Stock neben sich an die Theke. »Ich weiß, tut mir leid. Nunja, wie immer, den Umständen entsprechend. Mutter geht es gut, danke der Nachfrage. Ja, wie immer, genau. Tut mir wirklich leid, das ich so lange nicht mehr da war Teuchi-san, aber meine Mutter…« Der Alte nickte verständnisvoll, auch wenn sie es nicht sehen konnte. Er kannte ihre Mutter. »Ich weiß schon…einmal Ramen, kommt sofo-« »Zweimal Ramen!« Es war die Stimme eines Jungen. Er klang nicht viel älter, sogar eher jünger als sie. Seine Stimme schien aus der Nähe zu kommen, er saß wahrscheinlich nur einen Sitz weiter. »Naruto, das wären jetzt schon dreimal Bist du sicher dass du noch Hunger hast?« Bekräftigend nickte dieser. »Natürlich, echt jetzt!« Der Blick von der Brünetten war ein wenig verwirrt. Wer war dieser Naruto? Sie hörte Teuchi seufzen, er schien sich wieder dem Essen zuzuwenden. »Hey du!« Ein wenig unsicher drehte Sadako ihren Kopf in die Richtung, aus der sie die Stimme vernahm. »I-Ich…?« »Ja du! Dein Name ist Sadako oder?« Die Brünette biss sich auf die Unterlippe, war sich nicht sicher ob sie den Jungen ansah, oder aber direkt an ihm vorbei. »Ehm…ja. Und deiner ist…Naruto, richtig?« Der Blonde grinste bis über beide Ohren, hielt ihr die Hand hin. »Ganz genau! Freut mich dich kennenzulernen, Sadako-chan, echt jetzt!« Immernoch unsicher kaute sie nervös auf ihrer Unterlippe herum. »Mich auch…Naruto-kun.« Sie konnte ja nicht wissen, dass er vorhatte ihr die Hand zu schütteln. Der Junge zog die Brauen zusammen, blickte die Brünette vor sich verwirrt an. »Was ist los? Wieso schüttelst du meine Hand nicht?« Genau in dem Moment kam Teuchi zurück, stellte die zwei Schüsseln Ramen vor den beiden ab. »Sadako-chan ist blind, Naruto. Sie kann nicht sehen dass du ihr die Hand hinhältst. Essen ist fertig.« Zögerlich nickte die Dunkelhaarige, drehte sich Richtung Tisch und tastete nach ihren Stäbchen. »Blind?! Wirklich?!« Sie merkte wie er ihr näher kam, und lehnte sich ein Stück zurück. Es war ihr unangenehm. »J-Ja…ich bin blind…ich sehe nichts.« Fasziniert betrachtete Naruto das Mädchen neben ihm, kam ihr näher. Er war noch nie jemand Blindem begegnet. »Überhaupt nichts?! Also siehst du nur schwarz?« Sadako wurde leicht rot im Gesicht, stocherte in ihrem Essen herum. Die Situation war ungewohnt für sie. Selten wurde sie so über ihre Behinderung ausgefragt. »Schwarz…? Das ist eine Farbe oder? Ich weiß nicht wie Schwarz aussieht.« Verdutzt sah der Blonde sie an. »Wie kannst du das denn nicht wissen?! Schwarz ist nunja…schwarz eben!« Es war nun genau eine Stunde her, seit Naruto das gesagt hatte. Und genau eine Stunde lang, hatten sie sich unterhalten. Sadako mochte ihn. Er war freundlich, offen, etwas aufgedreht. Aber er schien sie zu akzeptieren, interessierte sich für sie. Ihr Ramen hatte sie schon längst aufgegessen. Es war so...anders gewesen mit ihm zu reden. Sie hatte sich schon lange nicht mehr so gut unterhalten. Die Fragen die er gestellt hatte waren berechtigt gewesen, und sie hatte versucht, sie ihm möglichst genau und verständlich zu beantworten. Auch von ihrem Traum hatte sie ihm erzählt. Im Gegenzug hatte er ihr etwas von seinem Leben erzählt. Er war Shinobi, das hatte wiederum Sadako fasziniert. Leider hatte sie während des Gespräches die Zeit ganz vergessen. Sicherlich machte sich ihre Mutter schon große Sorgen. »Hör mal Naruto-kun…i-ich muss jetzt wirklich nach Hause…ich hab die Zeit ganz vergessen und meiner Mutter versprochen, direkt nach dem Essen wieder nach Haus zu kommen…sie macht sich sicher bereits Sorgen und-« Der Blonde unterbrach sie. »Schon in Ordnung, Sadako-chan. Hör mal…ich könnte mit Tsunade reden, sie kann dir bestimmt helfen!« Die Hokage?! Was?! Erschrocken sprang die Brünette auf, stolperte und wäre wahrscheinlich hingefallen, hätte sie nicht jemand im richtigen Moment aufgefangen. »N-N-Neeeein! Das geht doch nicht…i-ich kann die Hokage doch nicht um Hilfe bitten, sie hat doch schon genug zu tun! E-Es geht schon, ich bin es doch nicht anders gewohnt, wirklich das ist schon in Ordnung, du musst sie nicht fragen!« Ihre Stimme überschlug sich ein paar Mal, sie tastete leicht panisch nach ihrem Stock. Doch nicht die Hokage…das ging doch nicht! »Nein wirklich, das geht schon! Ich kenne Tsunade sehr gut und-« Sadako schüttelte hektisch den Kopf. »Nein, Nein…i-ich muss auch jetzt nach Hause, auf Wiedersehen Naruto-kun!« Sie kramte Geld aus ihrer Tasche, tastete nach dem Thresen und legte es schnell darauf, ehe sie sich umdrehte und stolpernd ihren Weg nach Hause suchte. »Warte doch, Sadako-chan!« Doch das Mädchen achtete nicht auf den rufenden Jungen, sondern lief einfach weiter. Nur gut das sie den Weg kannte. Sonst hätte sie sich in dieser Eile wahrscheinlich verlaufen. Ihre Hand zitterte leicht, als sie den Schlüssel im Schloss herumdrehte. Kaum hatte sie das Haus betreten, wurde sie auch schon stürmisch in die Arme geschlossen. Sie musste nicht sehen können, um zu wissen wer es war. »Sadako, wieso hast du nur so lange gebraucht?! Ich hab mir große Sorgen um dich gemacht!« Zögernd schob sie ihre Mutter beiseite. »E-Es tut mir leid Mutter, ich hatte mich mit einem Jungen unterhalten und…und…i-ich geh in mein Zimmer.« Sie schob sich an ihrer Mutter vorbei, tastete sich hektisch an der Wand entlang zu der Treppe. Ihre Mutter rief ihr noch hinterher, ein Deja-vú? Sadako warf sich auf ihr Bett, griff sich ihr Kissen. In ihrem Kopf war ein Durcheinander wie schon lange nicht mehr. Er war so nett gewesen. Aber…Tsunade fragen? Niemals, das konnte er doch nicht tun! Sie konnte sich doch nicht der Hokage aufdrängen…außerdem war sie schon von Geburt an Blind, da gab es bestimmt nichts mehr zu machen. Zudem sie es doch gewohnt war. Sie kannte es nicht anders. Lange Zeit verbrachte sie noch in dieser Position auf ihrem Bett. Es musste bereits Abend sein, da ihre Mutter sie zum Abendessen gerufen hatte. Doch sie hatte keinen Hunger, blieb so liegen. Bis sie schließlich einschlief. Immernoch in Gedanken. Und verwirrt. Unsanft wurde Sadako aus ihrem Schlaf gerissen, als ihre aufgeregte Mutter sie wachrüttelte. »Sadako-chan, an der Tür ist ein Junge der sich Naruto nennt. Er sagt er muss dich ganz dringend sprechen!« Verschlafen blinzelte das Mädchen. Naruto…war hier? Was wollte er denn von ihr? Sie war noch garnicht ganz wach, realisierte das alles noch nicht so richtig. »Mmh…ich komme sofort!« Langsam richtete sie sich auf, streckte sich kurz. »Ooooh Sadako-chan, du hast ja noch die Sachen von gestern an! Naja, komm her, ich helfe dir. Ist das der Junge von dem du gestern gesprochen hattest? Du warst so schnell weg, ich konnte garnicht weiter nachfragen!« Die Brünette senkte kurz den Kopf, schwang ihre Beine aus dem Bett, ließ sich aufhelfen. »Ja…lass uns runter gehen, ich möchte wissen weswegen er hier ist.« Ihre Mutter half ihr den Weg die Treppe herunter, Sadako machte sich nichteinmal die Mühe ihren Stock mitzunehmen. Sie war immernoch ein wenig durch den Wind. Was wollte er von ihr? »Sadako-chan!« hörte sie ihn bereits rufen, er klang aufgeregt. Sie standen sich nun gegenüber, das Mädchen war nervös, spielte an ihren Fingern herum. Für einen kurzen Moment war sie sogar froh, blind zu sein. »W-Was ist denn…Naruto-kun?« Ihre Mutter war still, sah nur zwischen den beiden hin und her. »Ich war bei Tsunade, und sie hat gesagt dass sie dir helfen will! Du sollst heute mit mir ins Krankenhaus kommen!« Erschrocken stolperte Sadako nach hinten. Auch ihre Mutter schien nicht minder geschockt zu sein. »W-Was? Naruto-kun, ich hatte dir doch gesagt, das es in Ordnung ist, wie es ist! I-Ich komm damit klar, du warst doch nicht wirklich bei der Hokage und hast…?« »Doch, echt jetzt!« Das Mädchen wollte noch etwas sagen, doch ihre Mutter unterbrach sie. »Stopp! Wie meinst du das, du hast warst bei der Hokage? Wobei will sie meiner Tochter helfen? Was ist hier eigentlich los?!« Im Moment wünschte sich die Dunkelhaarige nichts sehnlicher, als das sich der Boden endlich auftun würde. »Ich habe Sadako-chan gestern gesagt, dass ich zu Tsunade gehen würde. Weil sie doch blind ist! Ich bin mir sicher, das Tsunade ihr helfen kann! Sie hat auch zugestimmt, Sadako-chan zu untersuchen!« Die Augen ihrer Mutter weiteten sich erschrocken. »Was?! Ich lasse meine Tochter doch nicht einfach so untersuchen! Wer weiß was denn da passieren kann?!« Ein wenig empört blickte Naruto ihre Mutter an. Sadako hingegen war weiterhin mehr als verwirrt, wusste nicht was sie jetzt tun oder sagen sollte. »Vertrauen sie der Hokage etwa nicht?! Sie wird ihr versuchen zu helfen, dann kann Sadako-chan wieder sehen und endlich eine Kunoichi werden!« Oh nein… »Sadako!« Leicht panisch wich die Angesprochene zurück. »M-Mutter es ist nicht so wie du denkst…i-ich hatte es einfach nur zufällig erwähnt, wirklich, es war nicht meine Idee! Ich-« »Meine Tochter wird auf keinen Fall eine Kunoichi! Das ist viel zu gefährlich für sie!« Naruto blickte sie an. »Also wollen sie lieber dass ihre Tochter unglücklich ist, echt jetzt?« Das traf. Sadako sah sich verwirrt um, sie war sich nicht so wirklich sicher was hier jetzt grade passierte. Träumte sie vielleicht? »Natürlich möchte ich dass sie glücklich ist! Aber…was wenn es schief geht…oder ihr irgendetwas passiert…sie ist doch alles was ich habe…« Die Brünette hörte ihre Mutter leise schluchzen, tastete nach ihr, nahm sie in den Arm. »Aber wenn alles klappt, dann kann sie wieder sehen und ihren Traum leben! Für seine Träume sollte man kämpfen!« Leises seufzen, Sadako’s Mutter wischte sich die Tränen weg. »Und die Hokage kennt sich wirklich mit soetwas aus?« Naruto nickte bekräftigend. »Aber sicher doch! Sonst hätte ich sie nicht gefragt! Sie wird Sadako-chan helfen, echt jetzt!« Die Brünette konnte es nicht fassen. Waren sie gerade wirklich auf dem Weg zum Krankenhaus? Wirklich? Sie fühlte sich wie in einer anderen Welt. Wie in einem Traum. Das passierte doch gerade nicht wirklich, oder? Wie hatte Naruto ihre Mutter nochmal überredet? Sie betraten das Gebäude, Sadako hörte Schritte auf sie zukommen. »Ist sie das?« Eine Frau. Höchstwahrscheinlich die Hokage, aber sie war sich nicht sicher. »Ja. Kannst du ihr helfen, Tsunade?!« Sie war es. Moment…er duzte die Hokage? Wirklich? »Dafür muss ich sie erstmal untersuchen, Naruto. Dein Name ist Sadako richtig?« Das Mädchen nickte kurz. »In Ordnung, Sadako. Dann komm mal mit, ich werde dich kurz untersuchen um festzustellen ob da noch etwas zu machen ist oder nicht. Keine Sorge, es ist nicht schlimmes. Deine Mutter und Naruto müssen erstmal hier warten.» Sie griff den Arm der Dunkelhaarigen, zog sie vorsichtig hinter sich her. Die Jüngere wurde zunehmend nervöser. Sie war ganz alleine mit der Hokage. Nach einigen Tests und Untersuchungen, fand sich Sadako auf einem Krankenbett wieder. Ihre Mutter, Naruto und die Hokage waren mit ihm Raum, und Letztere würde nun das Ergebnis verkünden, zu welchem sie gekommen war. »Ihre Tochter leidet an Lebersche Kongenitale Amaurose.« Das wussten sie bereits. »Das ist eine Erkrankung der Netzhaut und…« Ab da schaltete Sadako ab. Soetwas verstand sie sowieso nicht. Erst gegen Ende, hörte sie wieder zu. »…und ich bin mir nicht genau sicher, ob es funktionieren wird. Aber wir können es versuchen. Mit Glück wird Sadako dann wieder sehen können. Allerdings nicht besonders gut. Sie wird wahrscheinlich eine Brille oder starke Kontaktlinsen brauchen, Farben werden ihr immer etwas blass erscheinen. Aber es wird auf jeden Fall besser werden, als es jetzt ist.« Das reichte dem Mädchen. Es war ein Anfang, ein Guter. Sie würde sehen können. Ihre Mutter, sich selbst…Naruto. Den Himmel. »Und was wenn es nicht funktioniert? Was wird dann passieren?« Stimmt. Was wäre, wenn es nicht klappt? »Nichts. Da ihre Tochter bereits blind ist, kann es nicht noch schlimmer werden, als es ohnehin schon ist.« Irgendwie beruhigend. Es konnte also nur besser werden. »I-In Ordnung. Und…wann machen sie den…Eingriff?« Die Hokage seufzte kurz. »Wenn sie wollen, jetzt sofort.« »Jetzt?!« Wieder einmal war das Mädchen geschockt. Sooft an einem Tag schon. »Natürlich nur, wenn du das auch möchtest.« Stille herrschte. Sie war sich nicht sicher. Wollte sie das? Endlich würde sie sehen können. »In Ordnung.« Es dauerte lange. Sadako’s Mutter und Naruto saßen wie auf heißen Kohlen. So lange. Über Stunden warteten sie schon auf das Ergebnis. Und plötzlich…trat die Hokage aus dem Zimmer. »Es hat geklappt. Wir nehmen Sadako jetzt die Augenbinde ab, wollen sie dabei sein?« Naruto und ihre Mutter sprangen gleichzeitig auf. »Natürlich!« Langsam betraten sie das Zimmer. Dort lag sie. In dem Krankenbett. Mit einer Augenbinde. »Mmh…wer ist da?« Alle traten sie an ihr Bett heran. »Wir sind es, Sadako-chan. Ich und Naruto.« »Mutter…Naruto-kun...« murmelte sie leise, versuchte ihren Kopf in die Richtung zu drehen, aus der sie die Stimmen vernahm. »Ich werde dir nun die Augenbinde abnehmen, Sadako. Mach die Augen vorsichtig auf, es wird für dich mehr als ungewohnt sein, Farben zu erkennen. Gegenstände. Sehen zu können. Also mach nicht zu schnell.« Zögerlich nickte das Mädchen. Sie konnte es immernoch nicht glauben, dass das hier real war. Es wurde an ihrer Augenbinde gezogen, sie wurde geöffnet, langsam abgewickelt. Gespannt wurde sie angesehen, während sich Schicht für Schicht löste. Sie war weg. Es lag nichts mehr auf ihren Augen. Wenn sie diese jetzt öffnen würde, würde sie sehen können. Farben. Personen. Die Welt. Sehen können. Eigentlich dachte sie immer, das würde niemals möglich sein. Doch jetzt…jetzt war es soweit. Vielleicht würde sie nicht gut sehen können. Aber würde ihr das jemals auffallen? Wenn man vorher nichts gesehen hatte? Bestimmt nicht. Sie würde es genießen. Vielleicht sogar endlich ihren Traum verwirklichen können. Naruto beugte sich neugierig über sie, als ihre Augenlider zu zucken begannen. Ob sie ihn sehen würde, wenn sie ihre Augen jetzt öffnete? Vorsichtig, ganz langsam, fast wie in Zeitlupe. Erst ein winziger Spalt, dann vollständig. Ihre Augen waren geöffnet. Grün traf auf Blau. _______________________________________________________________________________ *Ich habe keine Ahnung wie man diese Dinger vor dem Laden nennt D: Sie sehen aus wie Tücher! Sooo...das war ein gaaanz spontaner OS. Ich hatte einfach Lust darauf über eine Blinde zu schreiben. Und nein, Sadako ist nicht in Naruto verknallt oder umgekehrt D: Es geht hier nur um reine Freundschaft! Würde mich sowohl über Lob als auch Kritik freuen :3 Alles Liebe, eure MarikoHellsing ♥ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)