Opfer für Camelot von DoctorMcCoy ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Arthur las ein drittes Mal über den Brief, der ihm von Sir Leon übergeben worden war. Heute Morgen war dieser hektisch in seinen Gemächern aufgetaucht und hatte ihn in den Ratssaal gerufen – aufgrund einer dringenden Situation.  Nun saß der König mit seinen Rittern an der Tafelrunde und Arthur konnte den Worten seiner Feindin immer noch keinen Sinn entnehmen, ganz gleich, wie oft er auch auf den Brief starrte. Zum Einen war es mehr als seltsam, dass sich seine Schwester auf diese Art meldete und zum Anderen waren ihre Forderungen total unvorstellbar. Morgana glaubte doch nicht ernsthaft, dass Arthur darauf eingehen würde? Innerlich vor Wut schäumend, reichte er das Pergament an Sir Leon weiter. Sie hatten schon länger nichts von der Hexe gehört und dann kam so etwas. Für Arthur kam es nicht in den Sinn, auf Morganas Worte zu hören, ganz gleich, was sie androhen mochte. Camelot hatte es schon zweimal geschafft, sie aus dem Schloss zu vertreiben, es würde ihnen auch ein drittes Mal gelingen. Früher oder später hatte Arthur sowieso damit gerechnet, dass Morgana wieder angreifen würde, so kam es nicht ganz so überraschend. Die Forderung allerdings war beunruhigend. Anscheinend sah dies auch sein ältester Ritter so. „Sire?“, fragte er vorsichtig nach. Wie es schien wollte er wissen, was sie nun tun würden. Arthur war dankbar, dass er nichts von dem Inhalt direkt ansprach. Schwer seufzte der König und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er versuchte äußerlich so ruhig wie möglich zu bleiben, um den Anwesenden nicht unnötig Sorgen zu bereiten, aber wenn Arthur ehrlich war, nahm ihn der Brief mehr mit, als er je zugeben würde. Erstens gefiel ihm nicht der Gedanke, was diese Nachricht für Konsequenzen haben könnte. Nicht nur der Angriff von Morgana war eine mögliche Zukunft, sondern etwas, was Arthur wohl noch mehr zerstören konnte. „Merlin?“, wandte er sich an seinen Diener. Dieser stand direkt hinter ihm und trat nun einen Schritt näher. „Ich möchte, dass du mir einige Karten aus der Bücherei bringst.“ Schnell zählte der König auf, was er brauchen würde.  Es waren einige, fast schon zu viele, sodass sich Merlin etwas wunderte, aber vielleicht wollte Arthur auch nur mehrere Möglichkeiten durchgehen. Einen Blick auf den Brief hatte er nicht erhaschen können und so war er noch unwissend über den Inhalt. Zur Abwechslung blieb Merlin einmal ernst und deutete eine kleine Verbeugung an. Er spürte, dass Arthur der Brief durcheinander gebracht hatte und wollte es nicht noch schlimmer machen. Natürlich würde er sich beeilen, damit er so viel wie möglich über die Entscheidungen in diesem Raum mitbekommen konnte. Kaum war Merlin aus dem Raum verschwunden, wandte sich Arthur an seine Ritter und die Ratsmitglieder, die alle am Tisch saßen. Nacheinander warf er jedem einzelnen einen Blick zu.  „Diese Nachricht ist in der Tat von Morgana“, bestätigte er die Vermutung von einigen an diesem Tisch. Arthur war es nämlich nicht gegangen, dass einige miteinander geflüstert hatten, als er vorhin den großen Saal betreten hatte.  Er konnte es ihnen nicht verübeln. Alleine schon die Vorstellung, dass Morgana hinter dieser neuen Ankündigung stecken konnte, war mehr als beunruhigend. Und nun war es tatsächlich. Sofort merkte er, wie alle noch aufmerksamer waren. Jedes Auge im Raum war auf den König gerichtet, in stummer Erwartung auf seine nächsten Worte. „Und die nächsten Entscheidungen werden niemanden außerhalb dieses Raumes weitergegeben, vor allen Dingen nicht Merlin.“ Sein Ton war streng und duldete keine Widerworte. Alle Anwesenden nickten wie selbstverständlich, obwohl sich die engsten Ritter direkt fragten, wieso sie Merlin nichts erzählen sollten. Percival und Gwaine warfen sich einen verwirrten Blick zu.  Eigentlich wusste Merlin alles, was Arthur betraf und so war es mehr als merkwürdig. In den letzten Jahren war Merlin selten von Arthurs Seite gewichen, ganz gleich, wie geheim die Mission auch sein mochte. Der junge Mann war wohl einer der wenigen in Camelot, die wirklich alles wussten. Leon jedoch schaute besorgt auf das Papier, was er in den Händen hielt und konnte seinem König nur zustimmen. Wenn Merlin davon erfahren würde, würde er sicherlich etwas Dummes anstellen, da war sich der Ritter sicher. Nach dem Einverständnis erzählte Arthur, was Morgana ihnen in dem Brief mitgeteilt hatte, berichtete ihnen von ihrer Forderung und den Konsequenzen, sollten sie dem nicht nachkommen. „Sie bietet uns einen Waffenstillstand an“, fing er an zu erzählen. Diese Worte klangen so hoffnungsvoll und bei Arthur hatte sich ein wohliges Gefühl breit gemacht, als er den Einleitungssatz gelesen hatte. Aber direkt darauf war ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Wenn er nicht auf seinem Stuhl gesessen hätte, wäre er sicherlich nicht in der Lage gewesen, aufrecht stehen zu bleiben. „Allerdings fordert sie eine Kleinigkeit.“ Nun kam der bittere Teil, den Arthur sich nicht einmal auszusprechen traute.  War es wirklich klug, allen Anwesenden davon zu berichten? Wäre es nicht klüger, es vielleicht nur mit seinen vertrautesten Rittern zu besprechen? Innerlich schüttelte Arthur den Kopf. Diese Sache würde ganz Camelot betreffen und da blieb Arthur keine andere Wahl.  „Sie verlangt, dass wir ihr innerhalb von fünf Tagen Merlin ausliefern, ansonsten wird sie Camelot mit ihrer Armee angreifen.“  Die Reaktion im Saal war kaum zu übersehen. Gemurmel fing direkt an, zwar leise, aber störend, wie der König empfand. Einige wunderten sich wohl, was diese unsinnige Forderung in erster Linie sollte, genau wie es Arthur ging, aber vielleicht überlegten auch einige, was Arthur nun tun würde und dieser Gedanke beunruhigte Arthur ein wenig. Er wusste ganz genau, was er tun würde, aber er war sich nicht sicher, ob jeder in diesem Raum mit seiner Entscheidung zufrieden sein würde. Uther hätte sich vermutlich im Grab herum gedreht.  Für seinen Vater war Camelot immer an erster Stelle gekommen und Arthur wusste, dass es ihm eigentlich auch so gehen sollte, aber in diesem Fall konnte er sich dazu einfach nicht durchringen. Gwaine war der Erste, der das Wort ergriff: „Was gedenkt Ihr zu tun, Mylord?“ Der Ritter war sichtlich angespannt, was für ihn ungewöhnlich war. Es gab selten Situationen, wo er wirklich ernst blieb. Außerdem überraschte es Arthur, dass er trotzdem so ruhig blieb. Ihm war bewusst, wie gute Freunde Merlin und er waren. Eigentlich hatte er eine etwas heftigere Reaktion erwartet, aber vielleicht hatte Gwaine diese Nachricht genauso sehr geschockt wie Arthur selber. „Es kommt nicht in Frage, dass wir ihrer Forderung nachkommen. Ich bin überzeugt, selbst wenn wir es tun würden, dass sie trotzdem angreifen würde.“ Es klang einfach nicht nach Morgana, dass sie den Thron aufgab, wenn sie diese Kleinigkeit bekam. Und was wollte sie mit Merlin eigentlich? Für Arthur machte es immer noch keinen Sinn. Es würde keinen Unterschied machen, zumindest keinen Großen. Nicht für Camelot. Gwaine nickte. Falls Arthur etwas Anderes gesagt hätte, dann hätte er wohl seine höflichen Manieren kurz vergessen. „Das heißt, wir müssen uns auf Krieg einstellen“, sagte der König ernst und sah seine Vertrauten traurig an. Arthur würde gerne einen anderen Weg wählen, aber ihm fiel beim besten Willen keiner ein. Mir Morgana konnte man weder reden, noch eine andere Lösung finden. Sie war von ihrer Rache getrieben und würde erst stoppen, wenn er tot war und sie auf dem Thron von Camelot saß. In dem Moment kam Merlin wieder herein, mehrere Schriftrollen in der Hand, die er vor Arthur auf den Tisch legte. Im ersten Augenblick merkte der Diener gar nicht, dass ihn fast jeder in diesem Raum ansah. Als er es realisierte, fühlte er sich direkt unwohl und fragte sich, was das eigenartige Verhalten zu bedeuten hatte, hakte es aber schnell ab. Wie üblich nahm er wieder den Platz hinter seinem König ein, als dieser das Wort ergriff: „Die Ställe müssen noch gesäubert werden, Merlin.“ „Jetzt?“, konnte sich der Angesprochene die Frage nicht verkneifen. Er war erstaunt, dass Arthur ihm diese Aufgabe genau jetzt geben wollte. Normalerweise war Merlin bei allen Besprechungen dabei und es störte Arthur nicht im Geringsten, was er für Geheimnisse von Camelot erfuhr, da er ganz genau wusste, dass man Merlin trauen konnte. „Ja, jetzt!“ Der strenge Ton in der Stimme von Arthur ließ den Diener kaum merklich zusammen zucken. „Denkt Ihr nicht, dass ich vielleicht behilflich sein könnte?“ Merlin hatte öfters gute Einfälle, das hatte sogar schon Arthur zugegeben. Er war nicht so dumm, wie er manchmal vielleicht rüber kommen sollte. Aber Arthur schüttelte entschieden den Kopf. „Dies sind strategische Besprechungen, Merlin. Du bist nur ein Diener. Also solltest du auch das tun, was Diener normalerweise tun. Einmal zumindest.“ Eigentlich hatte Arthur nicht so ausfallend werden wollen, aber er machte sich einfach Sorgen. Ihm gingen immer wieder die gleichen Fragen durch den Kopf. Erstens, was wollte Morgana mit Merlin überhaupt? Und zweitens, die vielleicht noch schlimmere Frage: Was würde Merlin tun, wenn er von dem Inhalt des Briefes erfahren würde.  Er kannte seinen Diener mittlerweile sehr gut und er hatte in mehreren Situationen bewiesen, dass er durchaus dazu bereit war, sich für Arthur zu opfern. Der König zweifelte keine Sekunde daran, dass Merlin nicht einmal einen zweiten Gedanken daran verschwenden würde, wenn nun das Schicksal von ganz Camelot auf dem Spiel stand. Die Worte waren vielleicht hart gewesen, aber so konnte sich Arthur wenigstens sicher sein, dass Merlin wirklich den Raum verließ und nie etwas von Morganas Forderung erfahren würde. Somit wäre Merlin sicher. „Wie Ihr wünscht, Sire!“ Es war kaum zu übersehen, dass Merlin verletzt und wütend war, als er den Raum erneut verließ. Er machte keine Anstalten, dies zu verbergen. Arthur sah ihn schuldbewusst hinterher. So wenig ihm der Gedanke gefiel, Camelot vielleicht in Gefahr zu bringen, konnte er es noch weniger riskieren, dass Merlin etwas zustieß. Sein Herz wusste, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, aber sein Verstand versuchte ihm Schuldgefühle einzuhämmern.  War es wirklich weise, was er tat? Würden Andere in diesem Raum vielleicht eine andere Entscheidung treffen und trauten sich nur nicht zu widersprechen, da er der König war? Bevor er zu tief in seine Gedanken versinken konnte, holte ihn ein sanfter Händedruck daraus hervor. Lächelnd sah er zu seiner Frau, die direkt neben ihm saß. Sie wusste immer, wann er Unterstützung brauchte und was ausreichte, um ihn zu beruhigen. Auch ihr Blick drückte Besorgnis aus, aber gleichzeitig gab sie Arthur wieder die Stärke, die er brauchte. Solange Guinevere auf seiner Seite stand, konnte es ihm gleich sein, wenn jemand Anderer vielleicht anders dachte. Nun konnte er einen klaren Gedanken fassen. „Ich schlage vor, dass wir die Informationen aus dem Brief zu unserem Vorteil nutzen. Wir werden Morgana eine Falle stellen.“ Da sie einen Ort genannt hatte, wo sie Merlin hinschicken sollten, wussten sie, wo sie sich in nächster Zeit aufhalten würde oder zumindest ein Verbündeter von ihr. Nun müssten sie sich nur einen guten Plan zurecht legen, sodass das Problem Morgana für immer und ewig der Vergangenheit angehören würde. Arthur würde nicht zulassen, dass Morgana Camelot noch länger mit ihrer Rache drohte und erst Recht nicht würde er zulassen, dass sie seinem Diener zu nahe kam.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)