Begegnung von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Begegnung von Nudel ========== Vorwort: Das hier verfolgt mich schon seit Ewigkeiten. Jetzt will ich es endlich mal loswerden... Disclaimer: Alles Meins! Warnung: Keine. Viel Spass! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Uns wurde immer eigetrichtert, wir hätten den Worten zu folgen. Doch niemand sagte uns, was wir tun sollen, wenn sie verstummen. Und wieder einmal liege ich wach in meinem Bett und kann nicht einschlafen. Es ist nicht so, dass es da irgendein Problem gibt, das mich beschäftigen könnte. Doch schlafen kann ich nicht. Aber habe ich das je gekonnt? Ich weiß es nicht mehr. Die letzten Stunden habe ich mich von einer Seite auf die andere gewälzt, in der Hoffnung ich würde einschlafen. Und jetzt liege ich wieder einmal auf den Rücken und starre die Decke an. Das ist schon zur Gewohnheit geworden... Fragt sich nur, wie lange ich das aushalte... Argh! Es reicht! Langsam stehe ich auf, gehe zum Fenster und öffne es. Kalte Herbstluft schlägt mit entgegen, Wolken türmen sich am Himmel und dennoch weiß ich, dass der Morgen schon graut. Wieder eine Nacht, in der ich nicht geschlafen habe. Und der Tag scheint nicht sehr freundlich zu werden. Herrlich. Trotz allem beschließe ich raus zu gehen. Nicht das ich es müsste, habe ich doch heute frei, doch ich habe absolut keine Lust auf die erdrückende Stille und die schmerzende Einsamkeit meiner Wohnung. Zu lange war ich in der ewigen Gegenwart anderer, als das ich mich an das Alleinsein gewöhnen könnte. Also raus hier. Ich krame irgendwas aus meinem Schrank, ziehe mich um. Selbst das ist noch ungewohnt. Auf dem Weg raus komme ich an der kleinen Küche vorbei, halte kurz inne, gehe dann weiter. Ich habe nicht das Bedürfnis zu essen. Ich hatte es nie, und ich glaube nicht, dass ich es je haben werde. An der Tür bleibe ich wieder stehen. War da nicht noch etwas?? Ach ja, Schuhe! Noch so 'ne Ungewohheit... Die Mühe mir meinen Mantel anzuziehen, manche ich mir aber nicht. Ich werde die Kälte ja doch nicht spüren. Nur meinen Regenschirm nehme ich vorsichtshalber mit. Zu Recht, wie ich bemerken muss. Denn kaum habe ich einen Fuss vor die Tür gesetzt, fängt es zu regnen an. Begrüsst so der Himmel all seine ehemaligen Bewohner?! Es ist immer noch dunkel, und ich weiß, dass es heute das auch bleiben wird. Langsam setze ich mich in Bewegung. Ohne ein Ziel zu haben. Doch eigentlich ist mein gesamtes bisheriges Leben vollkommen ohne Ziel verlaufen. Ihre Worte wirkten nicht auf mich. Das haben die anderen nicht verstanden. Ihre Worte konnten mir kein Ziel vorgaukeln. Das war bei Azalia genauso. Deswegen hatte sie als einzige den Mut sich meiner anzunehemen. Als ich die Alten Konventionen brach. Und als ich die Strafe erhielt. Sie haben meine Erinnerungen gelöscht und meine Flügel blutig gelassen. Ich weiß nicht einmal mehr, wofür ich die Strafe erhalten hatte. Das trieb mich in den Wahnsinn. Tut es heute noch. Den 'blutigen Engel' hat man mich genannt. Oder auch den 'Teufel mit Engelsfedern'. Doch nie hat auch nur eine der Einheit soetwas gesagt. Nicht einmal Sinathea. Und doch habe ich sie verlassen. Freiwillig. Um herauszufinden, was sie mir nicht sagen durften. Um meinem Leben ein Ziel zu geben. Ich bin immer noch unwissend und ziellos. Ich weiß, dass das, wonach ich suche, nicht im Himmel zu finden ist. Deswegen bin ich hier. Ich weiß, dass das, wonach ich suche, hier ist. Hier auf der Erde. Ich hab' es nur noch nicht gefunden. Es wird heller um mich herum, doch nicht wirklich hell. Heute wird es wohl nicht mehr aufhören zu regnen. Ich bemerke Bäume. Ich bin wohl im Park. Wie ich wohl hierher gekommen bin? Aber was für eine Rolle spielt da- Ein leises Schluchzen unterbricht meine Gedanken. Woher kommt es? Ich sehe mich um. Nichts. Folge dann den Lauten ein paar Schritte. Bis ein kleiner weinender Junge vor mir auftaucht. Er kauert auf mittem auf dem Weg, die Arme um sich selbst geschlossen, sich hin und her wiegend. Zitternd. Er kann nicht älter sein als fünf oder sechs. Und doch erinnert er mich an mich selbst. Als auch ich alleine und verraten war. Als auch um mich der Wahsinn seine Arme gelegt hatte. Und Erinnerungen kommen und gehen. Erinnerungen an die Zeit vor meiner Strafe, als ich noch unschuldig war. Erinnerungen an die Zeit danach, als ich meinen Glauben verlor. Und an all die, die ich zurückgelassen habe. Aber auch an die Schmerzen, die ich empfand und von denen ich nicht wusste, woher sie kamen. Man sagt, Engel weinen nicht, weil Gott ihnen keine Tränen gab. Doch Gott gab uns Stimmen. Damals habe ich geschrien. Heute hab' ich keine Kraft mehr dazu. Und der Junge vor mir weint immer noch. Ich gehe die paar Meter, die uns noch trennen, und halte den Schirm über ihn. Und er blickt hoch, erschrocken. Er hat dunkles, fast schwarzes, glattes Haar. Und seine Augen sind so grau wie Tiaras. Ich gehe in die Hocke, sehe seine geweiteten Augen besser. Sie haben tatsächlich genau dieselbe Farbe. "Na, Kleiner, hast du dich verlaufen?" Er schaut mich an, unschlüssig, ob er mir vertrauen kann. Wie oft habe ich schon einen solchen Blick erhalten? Oft. Zu oft... Und er nickt. Immer noch weinend. "Dir ist sicher kalt." Wieder ein Nicken. Immer noch zitternd. Und ich bereue, meinen Mantel nicht zu haben. "Sollen wir deine Mama suchen?" Neue Tränen bahnen sich einen Weg aus seinen Augen. Das klare Grau wird trüb, die Wangen noch röter. Habe ich je jemanden getröstet? Ich weiß es nicht mehr... "Hab' keine mehr." meint er heiser. Traurig klingt seine Stimme in meinen Ohren, traurig und verlassen. Und alter Schmerz stürzt auf mich ein. Ich nehme ihn in meine Arme, hebe ihn hoch. Er wehrt sich nicht, er hat wohl beschlossen mir zu vertrauen. Aber ob das gut ist? Er klammert sich an mich, als sei er seit Jahren nicht mehr umarmt worden. Es ist seltsam, jemanden in den Armen zu halten. Es ist neu, und doch so vertraut. Ich kann den Kleinen nicht hier lassen. Hier, im strömenden Regen holt er sich doch nur den Tod. Also werde ich ihn mit nach Hause nehmen? Ja, werde ich. Und während ich gehe, beruhigt er sich, hört sogar auf zu weinen. Schläft schließlich in meinen Armen ein. Ja, ich habe jetzt ein Ziel. Das Fehlen der Wahrheit ist jetzt nicht mehr ganz so schmerzhaft. Ich habe ein Ziel. Ein Ziel, dessen Namen ich nicht einmal kenne. Und ein Lächeln erscheint auf meinen Lippen... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Also theoretisch könnte man das hier als Prolog zu einer etwas längeren Geschichte ansehen, ich weiß nur nicht, ob ich diese Geschichte je schreiben werde... Sollte man deswegen eher als eigenständige Kurzgeschichte sehen. Eure Nudel(bagnudel@web.de) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)