Phönixfeuer Part I von KimRay (Erkenntnis aus der Dunkelheit *komplett*) ================================================================================ Kapitel 29: ------------ Hi! Da bin ich wiederund ich veranstalte heute keinen Freudentanz! Nein! Ganz gewiss nicht! Hier ist es! Kapitel 29 von 30! Kurzfristig wollte ich drei Kapitel draus machen, denn ich glaube es hat 12 000 Wörter! Aber gesagt ist gesagt: 30 ist 30 und bleibt 30! Irgendwo muss Schluss sein! Auch wenn Kapitel 30 dann vielleicht 20 000 Wörter hat! Egal! Ich werde heute auch keine persönlichen Danksagungen für Eure lieben Kommis schreiben! Allgemein danke, danke und nochmal herzlich danke! Und: Letzte Chance: nur wer diesmal eine Kommi schreibt wir beim letzten Kapitel mit allen anderen persönlich erwähnt! Würde wirklich gerne wissen, wie viele Leute diese Story gelesen haben! Aaaaaaahhhhhhhh! Ich könnte schreien! KimRays Neverendingstory-Komplex schlägt zu! Ihr habt keine Vorstellung, wie ich es hasse! Ich hasse es! ich hasse es, wenn eine Story zu Ende geht! Ich glaube, das war der Hauptgrund dafür, dass es so lange gedauert hatte! Ich hoffe, Ihr seid euch im klaren, dass das die erste Story ist, die ich nur aus einem Grund beende - sie ist online! Denn es gibt nur eins, was ich mehr hasse, als eine Story zu ende zu schreiben: Wenn jemand eine Story nicht zu Ende schreibt, deren Ausgang ich unbedingt wissen will! Wissen! Nicht selber zusammendichten! Okay! Schluss mit dem Gelaber! Ich werde diesmal niemandem viel Spaß beim Lesen wünschen! Warum sollt Ihr Spaß haben, wenn ich die meiste Zeit vor meinem Lap sitze und das Display nicht erkennen kann! *ggggrrrrrrrrr* ich hasse das! Und dabei ist es nur das vorletzte Kapitel! Was soll das werden, wenn das letzte kommt! Ich glaube, dann werde ich sprachlos sein! Bye, KimRay! PS: Kommi nicht vergessen! Bitte, bitte, bitte! Ich hoffe ich sollte keinen über ein neues Kapitel informieren! Denn das habe ich jetzt versülzt! // 29 // Die restlichen drei Wochen vergingen dann viel schneller, als Harry es erwartet hatte. Die Tatsache, dass er nicht mehr die ganze Zeit am Rand der Verzweiflung dahinvegetierte, war eine immense Erleichterung. Eine Woche vor Ferienende rief Hermione an. Onkel Vernon war wieder einmal stocksauer, dass einer von Harrys abartigen Freunden es wagte, auf seinem Telefon anzurufen, doch er konnte nicht anderes, als ihn zu holen. Hermione nutze die Gelegenheit und ließ sich kräftig über seine verklemmten Verwandten aus. Harry hatte große Mühe nicht laut zu lachen und biss sich immer wieder auf die Zunge, denn er war fast sicher, dass sein Onkel, der ihn die ganze Zeit vom Wohnzimmer aus beobachtete, dann vor Wut explodieren würde. Harry würde es nicht riskieren Onkel Vernon wieder einmal den Versuch machen zu lassen, ihn davon abzuhalten nach Hogwarts zurück zu kehren. Hermiones Eltern würden ihn zwei Tage vor Ende der Ferien abholen und mit nach London nehmen. Als er das seinem Onkel sagte, wirkte der schon weitaus erleichterter. Vor allem der Umstand, dass sie ihn wie normale Menschen mit einem Auto abholen würden, schien ihn zu beruhigen. Die Tatsache, dass Arthur Weasley vor Beginn seines vierten Schuljahres per Flohpulver hier aufgetaucht war, hatte Vernon Dursley in sehr düsterer Erinnerung. Von da an zählte er dann endgültig die Stunden und als es endlich so weit war, hielt er es kaum noch aus. Hermione hatte ihm gesagt, dass sie im Lauf des Nachmittags kommen würden und Harry bekam von Onkel Vernon die widerwillige Erlaubnis, seine Sachen zusammen zu packen. Den Rest des Tages verbrachte er ausgestreckt auf seinem Bett. Er konnte es kaum mehr abwarten, endlich zurück nach Hogwarts zu kommen und Draco wieder zu sehen. Die Zeit bis zu Hermiones erlösendem Türklingeln wollte ganz einfach nicht vergehen und als es dann endlich soweit war, musste er selber die Tür öffnen. Die Dursleys standen im Gang und starrten ihn mit dem üblichen Widerwillen an, als er zur Tür ging. "Hallo, Harry!" Hermione fiel ihm um den Hals, als er öffnete und Onkel Vernon warf ihnen, genau wie Dudley und Petunia, einen mürrischen Blick zu. Aus dem Wohnzimmer war die keifende Stimme von Tante Magda zu hören. Sie hasste nichts mehr, als nicht zu wissen, was vor sich ging. Hermione begrüßte verlegen Harrys Verwandte, doch sie bekam keine Antwort. "Hi!...Man bin ich froh, dass ihr da seid!", flüsterte Harry ihr zu. Er schob ihr Hedwigs leeren Käfig, die Eule war zu Beginn der Ferien verschwunden und nur zu seinem Geburtstag mit Briefen und Geschenken kurz aufgetaucht, in die Hände und sah seine Verwandten an. "Also dann...Ich bin weg!", ohne einen weitern Blick zerrte er seinen Koffer zum Auto von Hermiones Eltern. Hermione folgte ihm. Sie fühlte sich in Gegenwart dieser Leute jedes furchtbar unwohl. Ihr Vater war ausgestiegen und half Harry dabei, den Koffer ins Auto zu wuchten. Mister Granger war genauso verlegen, wie seine Tochter, denn die Dursleys spießten sie alle mit Blicken auf. "Hallo, Harry! Alles gut überstanden!" "Überlebt!" Harry schaffte es nicht, dieses Wort zurück zu halten. Es drückte genau das aus, was er empfand. Er war so froh hier wegzukommen, dass ihn nicht interessierte, was Hermiones Vater über diese Bemerkung dachte. Ihre Mutter war gar nicht erst ausgestiegen. Immerhin sahen sie seine Verwandten ja nicht zum ersten Mal. "Hi, Mrs. Granger!", murmelte er, als er sich neben Hermione auf den Rücksitz schob. "Tut mir leid, dass wir dich nicht eher holen konnten, Harry, Professor Dumbledore hat es nicht erlaubt, obwohl Hermione ihn mehrmals darum gebeten hat!...Es scheint, als sei die Lage angespannter, als sie es im Tagespropheten schreiben!" Sie hatte sich auf dem Sitz zu ihnen umgewandt und sah Harry nun leicht blass, werden. "Ist alles okay mit dir?...Hermione sagte, sie hätten dich den ganze Sommer eingesperrt!" "Schon okay, Mrs. Granger! Hauptsache, ich bin endlich weg hier!" "So was hab ich wirklich noch nicht erlebt!...Wie kann man nur so unfreundlich sein!" Hermiones Vater lenkte den Wagen gerade auf die Hauptstraße und Harry wusste, was er meinte. Noch einmal glitt sein Blick über Little Whinging. Wenn es nach ihm ging, würde er diesen fürchterlichen Ort nie mehr wieder sehen. Harry hatte nicht die Absicht, nach seinem Abschluss noch einmal hier her zurück zu kommen. "Tut mir leid!...Aber denen ist nicht zu helfen!", jeder im Wagen wusste, was er meinte. Die Grangers hatten für die nächsten beiden Nächte Zimmer im Tropfenden Kessel reserviert. Sie ließen es sich nicht nehmen, ihn an diesem Abend zum Essen einzuladen. Es dauerte eine Weile, bis Harry sich daran gewöhnte, wieder mit normalen Leuten zusammen zu sein und Hermione hatte die ganze Zeit nichts Besseres zu tun, als sich über ihn zu amüsieren. Bevor sie auf ihre Zimmer gingen, erfuhr er dann, warum sie so aufgekratzt war. Ron würde morgen mit dem Rest seiner Familie herkommen und sie sah ihn seit acht Wochen das erste Mal. Daraufhin hatte er Gelegenheit sie zu necken, denn immerhin hatte sie sich über ihn aufgeregt, als sie Hogwarts vor den Ferien verlassen hatten und er ganz offensichtlich schon zu der Zeit Sehnsucht nach seinem unbekannten Freund gehabt hatte. Hermione trug es mit Fassung. Sie hatte zwar eigentlich ein eigenes Zimmer, doch in dieser Nacht blieb das Bett leer. Harry und sie saßen die ganze Nacht in seinem Zimmer und tauschten die letzten Neuigkeiten aus, bevor Hermione wieder auf seine strikte Geheimhaltung zu sprechen kam und er sich einen Spaß daraus macht sie mit ihrer unstillbaren Neugier zu den unmöglichsten Mutmaßungen zu provozieren. Harry stellte fest, dass es ihm inzwischen sehr viel leichter fiel, sie darüber im Unklaren zu lassen. Er war sich der Konsequenzen bewusst geworden und hatte keine andere Wahl. Mit dieser Lüge musste er leben und um Dracos Willen würde er das tun. Es überraschte Harry auch nicht sonderlich, als sie ihm verlegen mitteilte, dass sie in diesem Jahr Schulsprecherin war. Niemand hatte das in seinen Augen so sehr verdient, wie Hermione. Erst kurz vorm Morgengrauen nickte sie auf Harrys Bett ein und er beobachtete sie eine Weile lächelnd. Etwas sagte ihm, dass es kein anderes Mädchen geben würde, das ihm so nah kommen würde, wie Hermione. Sie war die beste Freundin, die er sich vorstellen konnte und mit den Erinnerungen daran, was sie alles schon zusammen erlebt hatten, rutschte er in seinem Sessel tiefer und schlief ein. * * * Der nächste Tag verging wie im Flug. Die Weasleys trafen sie schon beim Frühstück im Tropfenden Kessel und die Tatsache, dass es wieder eine ganze Menge Sachen zu besorgen gab, ließ die Zeit schnell vergehen. Auch an diesem Abend aßen sie alle gemeinsam, doch weder Harry, noch Ron und Hermione hielten es lange aus. Selbst Ginny verzog sich schon gleich nach dem Essen. Ron hatte Harry erzählt, dass ihr Freund von den Ravenclaws, der vor den Ferien mit ihr Schluss gemacht hatte, sich in einem endlos langen Brief entschuldigt und ihr erklärt hatte, warum er der Meinung gewesen war, das ihre Beziehung keine Zukunft hatte. Seit dem flogen die Eulen in Ginnys Zimmer aus und ein. Die ganze Familie machte sich schon darüber lustig, dass kein Tag vergangen war, an dem sie nicht eine Eule bekam, oder wenigstens eine wegschickte. Ron hatte bei dieser Erklärung nur die Augen verdreht, doch Harry freute sich für Ginny, denn sie hatte wirklich einen fertigen Eindruck auf ihn gemacht, als sie vor den Ferien nach Hause gefahren waren. Harry lag heute allein in seinem Zimmer auf dem Bett. Ron und Hermione waren sichtlich verlegen gewesen, als sie sich auf dem Gang verabschiedet hatten, doch Harry hatte sich kommentarlos umgedreht und war in seinem Zimmer verschwunden. Gedankenverloren drehte er seinen neuen Zauberstab in den Fingern und wunderte sich noch immer, mit welcher Zielsicherheit der alte Mister Olivander ihn aus dem Regal gezaubert hatte. Er hatte nicht eine Sekunde lang daran gezweifelt, dass er richtig lag. Weide, 14 Zoll, Phönixfeder. Etwas sagte Harry, dass dieser Zauberstab extra für ihn angefertigt worden war. Er fragte sich, wie Dumbledore auf diese Idee gekommen war. Olivander hatte ihm gesagt, dass sein Zauberstab erneut eine Feder von Fawkes enthielt, er sich jedoch keine Sorgen mehr wegen des Priori Incantatem machen musste. Dieser Zauberstab hatte nichts mehr mit Voldemorts zu tun. Jetzt, allein in seinem Zimmer, wirkten die Dinge, die er heute erfahren hatte, sich nicht besonders positiv auf seine Stimmung aus. Es herrschte Unruhe im ganzen Land. Voldemort war schon zweimal öffentlich aufgetreten, hatte seinen Anhängern Macht versprochen, und für die Reinheit des Blutes geschrieen. Er wollte die weitere Vermischung der magischen Gesellschaft mit den Muggeln unterbinden und kündigte an, jeden, der sich ihm widersetzte aus dem Weg zu räumen. Das Volk der Zauberer habe das Recht auf seine eigene Welt, ohne Schlammblüter und Verbindung zu den Muggeln. Große Worte - ohne jeden Zweifel, doch Harry bezweifelte nicht, dass das nicht alles war, was der Lord wollte. Fest stand jedenfalls, dass er sich wieder Sorgen machte, seit er von den Auftritten des Lords gehört hatte. Seine Sorge, Draco nicht wieder zusehen, ließ ihm nun keine Ruhe mehr und er schlief auch in dieser Nacht nicht viel. Hermione verfolgte ihn am nächsten Morgen mit Blicken, weil er dunkle Schatten unter den Augen hatte und sichtlich übermüdet war. Sie fragte sich, was seine Stimmung so gedrückt hatte, denn gestern war er wesentlich besser drauf gewesen. "Harry...mein Junge, geht es dir nicht gut?" Molly Weasley brachte auf den Punkt, was alle anderen dachten, doch sie hatten so wenig Zeit, dass sie nicht näher darauf eingehen konnte. "Es ist alles okay, Mrs. Weasley, ich hab nur schlecht geschlafen!", er hatte fast gar nicht geschlafen, doch das würde er ihnen nicht sagen. "Du gefällst mir gar nicht, mein Junge!", sie legte ihm den Arm um die Schultern und schob ihn zum Ausgang des Tropfenden Kessels, "Arthur, bringst du Harrys Gepäck, ich will mich kurz mit ihm unterhalten!" Arthur Weasley lächelte milde bei Mister Grangers überraschtem Blick und Hermione grinste. Wenn es jemand verstand Harry unter seine Fittiche zu nehmen, dann war es Rons Mutter. Harry, inzwischen selbst auch fast einen Kopf größer als Mrs. Weasley fühlte sich jedoch sichtlich unwohl. "Ich kann mein Zeug schon selber holen!...Wie kommen wir heute überhaupt zum Bahnhof? Hermione sagte, sie würde sich hier von ihren Eltern verabschieden?" Molly schob ihn jedoch resolut zum Ausgang und als sie zur Tür hinauskamen, sah Harry seine Frage beantwortet. Vor der Tür stand ein vertrauter, dunkelgrüner Wagen des Ministeriums. Vor Beginn des dritten Schuljahres, waren sie seinetwegen schon einmal mit Wagen des Ministeriums zum Bahnhof gefahren und etwas sagte ihm, dass das auch diesmal wieder so war. "Was ist los, Mrs. Weasley?" Molly schob ihn auf den Rücksitz des Wagens und zog die Tür zu. Noch waren die anderen damit beschäftigt, das Gepäck zu holen. "Harry, du musst mir versprechen, in diesem Jahr vorsichtig zu sein!...Wir alle wissen, wie gut du bist!....auch, dass du auf dich aufpassen kannst, aber wir wissen genauso, dass du alles auf eine Karte setzt, wenn du etwas erreichen willst!...Ich sage es ohne Umschweife ...Du-weißt-schon-wer hat dich zu seinem ersten Ziel erklärt!...Du stehst ganz oben auf seiner Liste, noch vor Hogwarts und dem Ministerium! Seine Auftritte häufen sich. Nicht alle sind öffentlich, doch bei den letzten beiden hat er sich kaum noch Sorgen darum gemacht, dass man versuchen könnte, ihn zu fassen und da hat er es dann auch allen gesagt. Sein oberstes Ziel ist es, Harry Potter zu vernichten - vor allem anderen!" Darum also der Ministeriumswagen. Harry starrte ins Leere und Molly konnte nicht erkennen, was er dachte. "Alles okay, Harry?" "Ja, Mrs. Weasley, es geht schon!...Es war fast nicht anders zu erwarten. Irgendwann musste das kommen!" Rons Mutter stellte fest, dass sie die Ruhe, mit der er es aufnahm, überraschte. Keine Spur von Nervosität war ihm anzumerken. Nun war ihr klar, was Ron mit Harry neuer Coolness meinte, von der es so oft gesprochen hatte. "Mach dir keine Sorgen, mein Junge!...Professor Dumbledore wird alles tun, um Hogwarts und dich zu schützen!...Das hat er schon immer getan!" Harry sah sie an und versuchte zuversichtlich auszusehen. "Ich weiß!" Harry war froh, als in diesem Moment die Wagentür aufging und Ron seinen Kopf herein steckte. "Mum, willst du nicht lieber vorn sitzen?" Molly warf Harry noch einmal einen besorgten Blick zu. Er lächelte gezwungen, folgte ihr jedoch aus dem Wagen, um sich von Hermiones Eltern zu verabschieden und sich noch einmal zu bedanken. Jetzt war ihm klar, warum sie ihn erst vorgestern hatten holen dürfen. Wieder einmal wollte niemand das Risiko eingehen, ihn in Gefahr zu bringen. Vermutlich konnte er von Glück reden, dass sie ihn überhaupt hatten holen durften. Immerhin waren sie Muggel und hätten ihn im Ernstfall nicht beschützen können. Er konnte nicht wissen, dass über Hermiones Eltern inzwischen der gleiche Schutzzauber lag, wie über ihm. Alle Eltern von Kindern aus der Muggelwelt wurden auf die Art geschützt. Eine Stunde später saßen sie dann im Zug. Es war kurz vor elf und Harry hatte Draco noch nicht gesehen. Mittlerweile war er mit den Nerven am Ende. Was, wenn es sich Dracos Vater anderes überlegt hatte und ihn doch nicht mehr nach Hogwarts ließ? Dieser Gedanke beherrschte ihn seit zehn Minuten und ließ ihm keine Ruhe mehr. Er merkte nicht einmal, dass Ron ihn die ganze Zeit beobachtete. "Was ist los, Harry!...Fehlt noch jemand?" Er grinste über das ganze Gesicht. Harry sah ihn verdutzt an. "Äh...wie kommst du darauf?" Das Grinsen wurde noch breiter. "Weil du aussiehst, als würdest du jemanden suchen!" Harry versuchte sich zu sammeln. "Ich halte Ausschau nach Voldemort!...Vielleicht hat er ja keine Lust, mich erst wieder nach Hogwarts zu lassen!", es sollte nach einem Scherz klingen, doch Harry war zu angespannt, um lustig zu klingen. Ron jedenfalls war blass geworden und das Grinsen war auch verschwunden. "Was hat sie dir gesagt?" Noch immer ließ Harry den Bahnsteig nicht aus den Augen. In fünf Minuten würde der Hogwartsexpress abfahren und bisher hatte er Draco nicht gesehen. Nebenbei erzählte er Ron, was dessen Mutter ihm gesagt hatte. Er bemerkte nicht mal, dass Ron bei jedem Wort bleicher wurde. "Und da schaffst du es so ruhig zu bleiben!", platzte er heraus, doch Harry hörte es gar nicht. Er sah Draco mit seiner Mutter durch die Absperrung kommen. Nur einen Sekundenbruchteil lang blieb sein Blick an ihm hängen, doch seine Welt rückte sich in diesem kurzen Augenblick gerade. Völlig verändert sah er nun Ron an. "Was hast du gesagt?" Ron starrte seinerseits Harry an. Er hatte die Veränderung bemerkt ohne zu begreifen, was sie ausgelöst hatte. Von seinem Platz aus sah er die Absperrung nicht. Fassungslos stammelte er: "Ich...ich hab dich gerade angebrüllt, wie du bei solchen Nachrichten so ruhig bleiben kannst!...Aber... du hast es nicht gehört!" Das war ihm unbegreiflich. Harry wechselte die Farbe und glaubte selbst kaum, was ihm herausrutschte: "Ich hab gesehen, was ich sehen wollte!" Etwas in seinem Blick ließ Ron keine Zweifel an dem, was er meinte. Hastig wandte er den Blick und versuchte den Bahnsteig zu überblicken, doch es war kein Hogwartsschüler mehr zu sehen. Verärgert über die verpasste Gelegenheit beobachtete Ron den Bahnsteig, während draußen auf dem Gang Draco, wie üblich von Crabbe und Goyle eskortiert, vorbei ging und sein Blick einen Sekundenbruchteil lang Harrys traf. Harry wandte den Blick wieder aus dem Fenster, als der Hogwartsexpress losfuhr. Es war ihm nicht anzusehen, doch jetzt war seine Welt wieder in Ordnung. Wenig später, war Rons Ärger verflogen und er begann ausführlich über seine Ferien in Rumänien zu berichten. Sie hatten sich zwar schon am Abend ein wenig unterhalten, doch da war er eher darauf aus gewesen, endlich mit Hermione allein zu sein und so gab es jetzt eine Menge zu erzählen. Ron und Ginny waren mit Charlie in dem Drachencamp gewesen, das Rons Bruder inzwischen leitete. Es war Charlie nicht recht gelungen zu verbergen, dass er gehofft hatte auch Harry wieder zu sehen. Nach den jüngsten Entwicklungen wunderte sich Harry jedoch nicht darüber, dass Dumbledore nicht einmal diese Idee aufkommen lassen hatte, obwohl die Weasleys ihn sicher gern mitgenommen hätten. Im Stillen musste er sich jedoch auch eingestehen, dass er eigentlich keinen großen Wert darauf legte noch einmal einem Drachen zu begegnen. Das Abenteuer mit dem ungarischen Hornschwanz im Trimagischen Turnier hatte ihm gereicht, doch das würde er Ron bestimmt nicht sagen. Es war fast Mittag, als Hermione zu ihnen stieß. Die Besprechung der Vertrauensschüler hatte sich ewig hingezogen und so hatte sie keine Chance gehabt sich eher zu ihnen zu gesellen. Es dauerte nur eine Viertelstunde, bis Harry sich ziemlich überflüssig vorkam. Die acht Wochen, die die beiden sich nicht gesehen hatten, mussten offenbar nachgeholt werden und mit einer fadenscheinigen Ausrede machte er sich aus dem Staub. Nachdenklich blieb er auf dem Gang vor dem Abteil stehen, starrte aus dem Fenster und fragte sich, was nun er mit seiner Zeit anfangen sollte. Es war niemand zu sehen und Harry wusste, dass er fast keine andere Wahl hatte, als sich ein Abteil zu suchen, in dem ein paar seiner Hauskameraden nicht damit beschäftig waren, Trennungszeiten aufzuarbeiten, doch in diesem Moment verspürte er ein eigenartiges Kribbeln im Nacken und hatte das Gefühl, als lege ihm jemand eine Decke um die Schultern. Draco hatte seinen Tarnzauber perfektioniert und schaffte es nun auch, zwei Leute darunter zu verbergen. "Malfoy!...Bist du komplett verrückt?", Harry fuhr herum. Er hatte einen Moment gebraucht um zu realisieren, was geschah. Draco legte ihm die Hand über den Mund. "Shh!...Mach nicht so einen Lärm, Potter!", flüsterte er. "Du bist verrückt!", flüsterte Harry zurück, "Wenn mich jemand verschwinden sehen hätte!" "Für wie blöd hältst du mich?" Harry spürte Dracos Arm um seine Taille gleiten. "Du hast hier gewartet!", diese Feststellung hörte sich ziemlich überrascht an. Draco setzte eine überhebliche Miene auf. "Ich hab nur eine sich bietende Gelegenheit genutzt!" Ein wissendes Lächeln umspielte Harrys Lippen. "Du hast gewartet!" Draco zeigte keine Reaktion. "Hab - ich - nicht!" "Hast....!" Eine Abteiltür ging auf und lenkte sie von ihrer Debatte ab. Zwei Abteile weiter kam eine Gruppe Ravenclaws auf den Gang und bewegte sich in ihre Richtung. Hastig begann Draco Harry den Gang hinunter zu schieben. Am Ende des Wagens war genug Platz, um die Gruppe gefahrlos passieren zu lassen. Eng aneinander geschmiegt warteten sie, bis die Ravenclaws verschwunden waren und die ganze Zeit spürte Draco Harry lachen. "Du bist unmöglich, Potter!" Harry wollte etwas erwidern, doch er kam nicht dazu, denn Dracos Kuss schnitt ihm jedes weitere Wort ab. Die Gedanken begannen in Harrys Kopf zu wirbeln und verschwanden. Ein Gefühl unendlicher Erleichterung machte sich in ihm breit. Draco war zurück. Er musste keine Angst mehr haben, ihn zu verlieren. Sie würden dieses letzte Jahr in Hogwarts hinter sich bringen und dann waren sie frei. Harrys Arme schlangen sich um Dracos Rücken und zogen ihn fester an sich. Plötzlich wünschte er sich, schon in Hogwarts zu sein, das Festmahl hinter sich zu haben und sich irgendwo allein mit Draco treffen zu können, denn auch mit Tarnzauber war es alles andere als ungefährlich hier auf dem Gang. Draco hob den Kopf und sah ihn an. "Noch irgendwas zu meckern?" Sein Blick war ein wenig verhangen und seine Hände streichelten unruhig Harrys Rücken. "Du hast mich heute den letzten Nerv gekostet, weißt du das?...Was hat euch aufgehalten?" Draco grinste schief. "Die Kaufsucht meiner Mutter!...So, du hast also gewartet?" Selbstzufrieden nutzte er Harrys eigene Attacke nun zu seinem Vorteil. Harry machte sich nicht die Mühe, es abzustreiten. "Ja, hab ich!" Draco schwieg und sah ihn nur an, bevor er ihm erneut einen Kuss gab. "Eigentlich wollte ich dir nur das hier geben!" Er zog eine kleine Pergamentrolle aus seiner Umhangtasche und gab sie Harry. "Was ist das?" Harry entrollte das Pergament. Eine passende Feder war darin eingerollt gewesen. Fast im selben Moment tippte Draco seine Hand mit dem Zauberstab an und das Pergament leuchtete einen Augenblick lang hell auf. "Was treibst du, Draco?" Harry rieb sich die Hand, die durch den Zauber ein wenig kribbelte. "Was auch immer du darauf schreibst, es kommt an der richtigen Adresse an!" Draco grinste. "Du meinst...!" "Genau! Es funktioniert wie in der Prüfung und ist genau für unseren Zweck verhext! Ich besitze das Gegenstück und nur wir beide können etwas damit anfangen. Für jeden anderen ist es ein ganz normales Pergament!...Es wäre mir aber trotzdem ganz Recht, wenn du es nicht aus den Augen lässt!" Harry zog ihn wieder an sich. "Willst du mich unter Kontrolle halten?" Dracos linke Augenbraue hob sich bedenklich, doch er meinte leise. "Korrekt!" * * * >>Wo steckst du?<< Kaum, dass Harry es geschafft hatte in den Schlafsaal der Siebtklässler zurück zu ziehen, spürte er auch schon, dass etwas auf dem Pergament erschienen war. Es war wie ein schwacher Stromschlag, wenn der Zauber wirkte. Das hatte Draco ihm nicht verraten, als er es ihm im Zug gegeben hatte, doch es war Harry schnell klar geworden. Er hatte gerade das Abteil gefunden, in dem Dean, Seamus und Neville saßen, als es das erste Mal passierte. Ein ziemlich nervös machendes Kribbeln ging von seiner Hosentasche aus, in der er das Pergament verstaut hatte, als sie sich getrennt hatten. Hastig hatte er es herausgeholt und sich ein paar erstaunte Blicke eingehandelt. Nur zwei Worte waren darauf erschienen: >>Schlechte Idee!<< Da hatte Draco allerdings Recht. Danach hatte Harry die kleine Rolle in seiner Hemdtasche verschwinden lassen und jede weitere Reaktion verweigert. Jetzt jedoch warf er sich auf sein Bett, zog die Vorhänge zu und antwortete. >> Ich sitze im Gemeinschaftsraum und feiere eine wilde Party!...Blödmann!...Ich liege in meinem Bett und frage mich, was du gerade treibst!<< Die Worte verschwanden und neue erschienen. >>Wie wäre es, wenn du endlich deinen Tarnumhang überwirfst und dich auf den Weg zum Nordturm machst!<< Harry lachte leise. Eine Ahnung sagte ihm, das Draco schon eine Weile wartete. >>Eigentlich wollte ich schlafen!<< >>Du weißt aber schon, dass ich dich dann die ganze Nacht mit diesem Pergament quälen werde?<< >>Dann sperre ich es eben in meine Truhe!<< >>Versuch es nur! Es wird dir nichts nützen!<< Harry ließ es darauf ankommen. Er verstaute das Pergament und die Feder in einer Schublade seines Nachtschrankes, doch es dauerte keine zwei Minuten und wieder verspürte er den Zauber. Diesmal in seiner Hand, da wo Dracos Zauberstab ihn berührt hatte. Harry konnte sich einen Fluch nicht verkneifen. Draco hatte es tatsächlich fertig gebracht, ihn mit dem Pergament zu verbinden. Ohne noch lange nachzudenken, steckte er das Pergament wieder in seine Umhangtasche, nahm den Tarnumhang aus dem Koffer und verließ den Schlafsaal. Zehn Minuten später öffnete er die Falltür zum Nordturm geräuschlos und stieg hinaus auf die Plattform. Draco stand an eine der Zinnen gelehnt und starrte in die Ferne. Harry rührte sich nicht von der Stelle. Er starrte ihn einfach nur an, seinen Engel. Dracos blondes Haar schimmerte im blassen Licht der Sterne silbern und der laue Nachtwind spielte darin. So vollkommen off-guarded wirkte er jünger, als er war. Harry fragte sich, ob Draco wirklich annahm, dass er nicht kam. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er sich sonst diese Blöße geben würde. Noch immer unter dem Tarnumhang und dem Silentium-Zauber verborgen ging er langsam zu ihm und blieb dicht hinter ihm stehen. "Hast du es schon aufgegeben mich zu ärgern?" Zu seiner Überraschung lehnte Draco sich zurück, als hätte er ganz genau gewusst, dass er da war. "Du warst schneller als erwartet! Kann es sein, dass du irgendwelche Schleichwege kennst, die mir verborgen geblieben sind?" Harry schob ihm die Arme um die Taille und zog ihn an sich. Es wunderte ihn, dass Draco nicht seine übliche Fassade aufbaute. "Vielleicht!...Was ist los mit dir?" Draco starrte weiter in die Ferne und es dauerte eine ganze Weile, bis er leise antwortete. "Ich hab dich vermisst, Harry!" * * * Eine Woche später hatte sie der Schulalltag wieder, doch Harry stellte fest, dass ihn das sogar irgendwie glücklich machte. Draco war wieder hier in Hogwarts und so schwierig ihre Situation war, für Harry bedeutete es, dass sie eine gute Chance hatten, dieses Schuljahr und die Abschlussprüfungen hinter sich zu bringen. Er konnte nicht ahnen, dass Draco trotz allem größte Bedenken hatte, was seine Rückkehr nach Hogwarts anging. Draco hatte sich die letzten drei Ferienwochen streng an die Regeln seines Vaters gehalten. Sicher war das eh Grundvoraussetzung für seine Rückkehr in die Schule gewesen, doch Draco hatte dafür noch einen anderen Grund. Etwas sagte ihm, dass es noch andere Motive dafür gab, dass Lucius ihn nach Hogwarts zurück schickte und die Vorstellung, dass das etwas mit den Plänen des Lords zu tun hatte, machte ihm Sorgen. Lucius hatte ihn noch zweimal auf Kundgebungen Voldemorts mitgenommen und dabei hatte er das, was er hörte genauer hinterfragt. Der Inhalt war eindeutig, eindeutiger, als bei der Veranstaltung, die zum Eklat mit seinem Vater geführt hatte. Im Moment war der schwarze Lord entschlossen, all seine Energie daran zu setzen Harry Potter in die Hände zu bekommen und zu vernichten - und das war etwas, bei dem es Draco nicht mehr schaffte, sich lustig zu machen. Um genau zu sein, löste dieser Gedanke ein Gefühl von Panik in ihm aus. Denn ganz gleich, wie er Voldemort sonst sah, er hatte viele Anhänger, Leute mit denen keiner rechnete und die Chance, dass sich jemand fand, der Harry in die Finger bekam und auslieferte, bestand. Das wusste Draco und leider verfolgte ihn die düstere Sorge, dass seine Anwesenheit, genau wie die einiger anderer Schüler, in Hogwarts etwas damit zu tun haben könnte. Er wusste, dass Harry ihn auf dem Nordturm off-guarded erwischt hatte. Für einen kurzen Moment war er geschockt gewesen, doch dann war ihm plötzlich klar geworden, dass er sich vor Harry nicht verstecken wollte und darum hatte er es dabei belassen. Harrys Reaktion war diesmal überraschend unklar gewesen. Während ihm sonst meist anzusehen war, was ihm durch den Kopf ging, hatten sie in diesem Moment wohl die Rollen getauscht. Harry hatte ihn nur noch ein wenig fester in die Arme genommen. Seitdem fragte sich Draco, was er fühlte. Überdeutlich war er sich bewusst geworden, dass Harry sich dahingehend niemals zu einer Äußerung hinreißen ließ, während er selbst schon ein paar Mal über diese Gedanken gestolpert war. Das Bewusstsein, dass er es wissen wollte schockierte ihn noch mehr als die Tatsache, dass es ihm nichts mehr ausmachte, in Harrys Gegenwart Gefühle zu zeigen. Ein Kribbeln in den Fingerspitzen riss Draco aus seinen Gedanken. Er saß gerade in Geschichte der Magie und Professor Binns langweilige Ausführungen regten ihn regelmäßig dazu an, gedanklich abzuschweifen. Harry hat drei Tage gebraucht, um herauszubekommen, wie er das Pergament mit ihm verbunden hatte und dann besaß er doch tatsächlich die Frechheit mitten im Unterricht, über die Zauberkraft des Pergaments diesen Zauber auszuführen. Draco war sicher, dass Professor Sinistra sich heute noch fragte, warum er auf ihre Frage nach den Aspekten der Jupitermonde zu fluchen angefangen hatte. Er holte das Pergament aus der Innentasche seines Umhangs und rollte es unauffällig auf. >>Kannst du dir vorstellen, wie es aussieht, wenn Professor Trelawney versucht mit Lavender Browns Weltsicht den nebeligen Inhalt ihrer Kristallkugel zu erkennen?<< Draco hatte Mühe sich das Lachen zu verkneifen. Offenbar langweilte Harry sich fürchterlich, und das auch noch in Wahrsagen. >>Wo hast du Weasley gelassen, dass du solche Langeweile hast?<< , schrieb er. >>Ron hat es gemanagt in der Mittagspause deinem Lieblingslehrer in die Quere zukommen und muss ihm nun Rede und Antwort stehen!<< >>Schade, dass ich nicht dabei sein kann!...Also, was ist so amüsant an dieser Brown-Trelawne-Sache?<< >>Sie schweben in höheren Sphären und der Rest der Klasse pennt!<< >>Ich gebe zu, dass mir das fast noch lieber wäre, als Snapes Strafpredigt für Weasley!<< >>Du willst unbedingt Ärger mit mir, oder?<< >>Ich dachte ich hätte die Genehmigung weiter zu machen, nachdem du mir die erste Bemerkung durchgehen lassen hast!<< >>Du weißt hoffentlich, dass ich die Verbindung problemlos kappen kann!<< >>Das ist Erpressung!<< >>Was hältst du von einem Treffen am See heute Abend? Solange das Wetter noch so gut ist?<< >>Du wechselst das Thema!<< >>Und das mit voller Absicht!<< >>Ich werd's mir überlegen!<< Draco rollte das Pergament ein und ließ es wieder in seinem Umhang verschwinden, obwohl es ihm nicht gerade leicht fiel das ständige Kribbeln in seinen Fingern zu ignorieren. Dieses kleine Intermezzo war nicht das letzte seiner Art und in den seltensten Fällen, war es gerade günstig. So brachte es Draco mutwillig fertig Harry auf diese Art in Verteidigung gegen die Dunklen Künste völlig aus dem Konzept zu bringen, als Professor Lupin gerade eine Demonstration des Imperius-Fluches an ihm durchführen wollte und Harrys reflexartiger Scutum-Zauber war so effektiv, dass der Lehrer durch seinen eigenen Fluch von den Füßen gerissen wurde. Die Klasse, inklusive Harry war vollkommen geschockt, während sich Lupin aufrappelte und gezwungen lächelnd meinte: "Ich weiß ja, dass es nicht angenehm ist, mit dem Imperius belegt zu werden, aber das nächste Mal sagen sie mir bitte, wenn sie nicht einverstanden sind, Harry!...Der Scutum war übrigens erstklassig!" Harry hatte sich stotternd entschuldigt und versichert, dass es jetzt kein Problem mehr sei, doch Lupin hatte auf einen weiteren Versuch verzichtet. Draco, der die ganze Zeit scheinbar völlig unbeteiligt auf seinem Platz gesessen hatte, durfte dafür den Rest des Tages mit einem nervigen Brennen in den Fingerspitzen leben. Wie Harry es schaffte Flüche über das Pergament zu übertragen, hatte er bisher noch nicht heraus bekommen. Bei einer anderen Gelegenheit erwischte ihn Harry in Arithmantik, während er der Klasse eine besonders komplizierte Zahlenkombination erklären sollte. Das Ergebnis war ein Desaster, denn Draco hat am Morgen in der inzwischen fast üblichen Eile den Fehler gemacht das Pergament in die Hosentasche zu stecken und Harry beließ es nicht bei einem Versuch. Von diesen kleinen Zwischenfällen mal ganz absehen, hatte sie beide die Lage recht gut im Griff. Wenn sich die Gelegenheit ergab, hatten sie sogar wieder ihre üblichen Geplänkel, die mindestens so interessant, wie früher waren. Harry hatte Draco nachhaltig klargemacht, dass er sich doch bitte wieder mit ihm anlegen sollte. Damit konnte er besser umgehen, als mit den bösartigen Auseinandersetzungen zwischen ihm und Ron. Draco hatte zwar ein paar Mal darüber gelästert, doch davon ließ er sich schon lange nicht mehr aus der Ruhe bringen. Für seine Freunde und Dracos Hauskameraden war die Welt damit wieder in Ordnung und Harry stellte fest, dass er damit gut leben konnte, vor allem weil es zur Gewohnheit geworden war, dass Draco ihn nach diesen Auseinandersetzungen meist irgendwann im Lauf des Tages unauffällig abfing, mit seinem Tarnzauber belegte und seine Revanche der ganz besonderen Art einforderte. * * * Draco ließ den Brief langsam sinken und starrte ins Kaminfeuer. Er war im Gästetrakt und wartete auf Harry, denn seit drei Tagen regnete es in Strömen und es war unmöglich sich draußen zu treffen, ohne innerhalb von Minuten nass bis auf die Haut zu sein. Dieser verdammte Brief war der dritte innerhalb von drei Wochen und auch diesmal hatte er es vermieden, ihn gleich beim Frühstück in der Großen Halle zu öffnen, denn der erste war ihm noch in schlechter Erinnerung. Sein Vater war offenbar der Meinung, dass es nicht schaden konnte, ihn regelmäßig daran zu erinnern, wem er zum Gehorsam verpflichtet war. Der erste Brief war mit einem Feuerfluch belegt gewesen, der zwei Tage lang dafür gesorgt hatte, dass Draco ununterbrochen an die Anweisungen seines Vaters erinnert wurde. Den zweiten und auch diesen hier hatte er nicht einfach geöffnet. Er hatte sie zuerst mit einem Schutzbann belegt, der jeden darüber gelegten Fluch unwirksam machen würde. Es war Draco egal, ob es nötig war oder nicht. Er würde in Zukunft auf Nummer sicher gehen. Der Inhalt des Briefes gefiel ihm jedoch trotzdem nicht, denn er war genau wie bei den beiden anderen irritierend banal. Sein Vater wies ihn an seine Pflicht zu erfüllen und jeglichem Ärger aus dem Weg zu gehen. Er ermahnte ihn sein Bestes zu geben und keine Mängel an seinen Leistungen zuzulassen. Es sei von größter Wichtigkeit, dass er in diesem, letzten Schuljahr sein Bestes gäbe - und das war es, was Draco nervös machte. Während der Ferien hatte Lucius laut darüber nachgedacht, ihn gar nicht mehr nach Hogwarts zu schicken und jetzt stellte er dieselben Anforderungen wie jedes Jahr an ihn und übte mit seinen Flüchen noch besonderen Druck auf ihn aus. In einem Anfall von Verzweiflung knüllte er den Brief zusammen und warf ihn ins Kaminfeuer. Wenn er doch nur wüsste, was das zu bedeuten hatte. "Was auch immer du vorhast, Vater, glaub nicht, dass ich mitspiele!" Das Feuer loderte giftig grün auf und schlug aus der Kamineinfassung, doch Draco ließ sich nicht beeindrucken, denn auch die anderen beiden Briefe waren ähnlich furios in Flammen aufgegangen. Noch immer voller Wut und Verzweiflung darüber, dass er nicht wusste, was all das zu bedeuten hatte, starrte er wieder in die Flammen, die sich langsam normalisierten und fragte sich, wo Harry blieb. Harry starrte ihn an und zweifelte an dem, was er gerade gesehen und gehört hatte. Er war wie üblich unter Tarnumhang und Silentium-Zauber verborgen hereingekommen und hatte Draco gedankenverloren in den Brief starren sehen, bevor er seiner Wut Luft machte und ihn fluchend verbrannte. Jetzt nahm er den Tarnumhang ab, doch er rührte sich nicht von der Stelle und es dauerte eine ganze Weile, bis Draco sich wieder rührte und mitbekam, dass er da war. Dracos Blick traf seinen und wenn Harry gedacht hatte, vor ein paar Wochen, auf dem Nordturm sei er off-guarded gewesen, so wurde er jetzt eines besseren belehrt. Leichte Röte überzog seine Wangen, als er anscheinend realisierte, dass Harry schon länger dort stand und plötzlich hoffte er nur noch, dass Harry den Mund hielt. Er wusste, dass er mit dem was ihm heraus gerutscht war, mehr offenbart hatte, als ihm lieb sein konnte und der Ausdruck in Harrys Augen sagte ihm, dass er ganz genau verstanden hatte, was seine Worte bedeuteten. Harry sammelte sich. Die Tatsache, dass Draco dabei war, sich den Plänen seines Vaters zu widersetzen, hatte eine völlig unerwartete Reaktion in ihm ausgelöst. Im Moment fühlte er sich, als habe er eine Ladung magischer Feuerwerkskörper verschluckt, die einer nach dem anderen explodierten und pures Glück hinterließen, doch er wusste, dass es ein Fehler wäre, Draco zu zeigen, dass er begriffen hatte, was diese Vorstellung zu bedeuten hatte. Langsam ging er zu ihm und gab ihm einen zärtlichen Kuss, so als sei es völlig normal, dass Briefe eine Stichflamme im Kamin verursachten und Draco die Farbe wechselte. Er wollte geradewegs zum Sessel weitergehen und seinen Tarnumhang ablegen, doch Draco hielt ihn fest und sah ihm in die Augen. Er wusste, dass es nichts mehr zu sagen gab, doch als sein Blick Harrys diesmal traf konnte er einen winzigen Blick auf das Feuerwerk in seiner Seele erhaschen und wusste, dass das jedes Risiko Wert war. * * * "Mister Finnegan, sie bleiben noch! Ich stelle bei ihnen in letzter Zeit einen gefährlichen Mangel an Aufmerksamkeit fest und bin der Ansicht, dass ihnen ein wenig Zusatzarbeit nicht schaden kann!" Snapes Stimme schallte schneidend durch den Kerker und Seamus ließ seinen Kessel wieder auf den Tisch plumpsen, währenden die anderen sahen, dass sie davon kamen. Seit der Geschichte vor den Ferien hatte Snape ihn auf dem Kieker. Da war es nicht sehr hilfreich, dass ihn Lavender, mit der er sich inzwischen regelmäßig traf auch noch ständig vom Unterricht ablenkte. Snape hielt ihm einen nervigen Vortrag über die Bedeutung dieses Schuljahres und wies ihn an sich zukünftig besser auf den Unterricht zu konzentrieren, denn ansonsten würde er ihm regelmäßig Zusatzaufgaben geben. Seamus hörte nur mit halbem Ohr hin. Snape sagte ihm nichts Neues und als er endlich mit ihm fertig war, fragte er sich eigentlich nur noch, warum Harry nicht genauso mies dran war, wie er, obwohl er doch für den Ärger verantwortlich war. Er konnte nicht wissen, dass Snape sich über den Sinn solcher Aktionen bei Harry keine Illusionen mehr machte. Er wusste, dass Malfoy es Potter leicht machen würde, mit diesen Zusatzaufgaben fertig zu werden. Seufzend packte Seamus seine Sachen zum zweiten Mal zusammen, nachdem Snape verschwunden war. Zum Glück war Mittagspause und er hatte genügend Zeit. Er bog gerade um eine Ecke, als sein Blick Malfoy erfasste und er wie erstarrt stehen blieb. Einen Moment lang fragte er sich, was dieser ohne seine Anhängsel trieb, denn man traf ihn eigentlich nie ohne Crabbe und Goyle, bevor sich ein fieses Grinsen in sein Gesicht schlich, als er realisierte, das Malfoy nicht allein war und offenbar jemanden unter seinem Umhang verbarg. Als seine Augen jedoch an rabenschwarzem, widerspenstigem Haar hängen blieben, lief ihm ein eisiger Schauer über den Rücken, denn ihm wurde bewusst, dass es fast nur einen gab, dem dieser Haarschopf gehören konnte. Mit rasendem Herzen verschwand er wieder in dem Gang aus dem er gekommen war. Das konnte nicht sein! Das war unmöglich! Es konnte nicht sein, dass das gerade Harry gewesen war, den er ohne jeden Zweifel in flagranti mit Malfoy gesehen hatte. Egal was Harry für Interessen hatte - und Seamus machte sich darüber inzwischen seine ganz eigenen Gedanken - niemals würde er annehmen, dass er sich mit Draco Malfoy einließ. Nicht Harry - Harry hasste Draco Malfoy! Seamus steckte den Kopf noch einmal um die Ecke, doch es war nichts mehr zu sehen. Hastig rannte er nun fast aus den Kerkern. Harry war in der Großen Halle. Er saß mit Ron und den anderen am Gryffindortisch und aß zu Mittag. Seamus weigerte sich etwas anderes zu glauben. Harry würde nicht in der Pause mit Malfoy auf dem Gang rummachen - nicht Harry!!! Mit einem schnellen Zauber schrumpfte Seamus seine Schulsachen und stopfte sie in die Umhangtasche, bevor er die Tür zu Großen Halle aufstieß und zum Tisch der Gryffindors hinüber sah. Harry saß auf seinem Platz und lachte gerade über irgendetwas. Seamus spürte, wie ihm ein Stein vom Herzen fiel, bevor er seinen Blick zum Tisch der Slytherins schweifen ließ und die Erleichterung sofort einen gewaltigen Dämpfer erhielt. Draco Malfoy saß ebenfalls auf seinem Platz, auch wenn seine Laune bei weitem nicht so gut wie Harrys zu sein schien. "Potter, du Trottel kannst du nicht aufpassen?", wie es der Zufall wollte, hatte Draco wieder einmal beschlossen, Streit vom Zaun zu brechen. Harry hatte Mühe sich das Lachen zu verkneifen, als Draco ihm beim Verlassen der Großen Halle so heftig anrempelte, dass er fast zu Boden ging. Draco war wütend, weil Harry kurz zuvor im Gang zu den Kerkern behauptet hatte, etwas gehört zu haben und sich auch unter dem Tarnzauber nicht auf das Risiko eines kleinen Abenteuers einlassen wollte. Jetzt revanchierte er sich. "Wer ist hier der Trottel?...Mir scheint doch eher du hast was am Kopf!" "Ja! Nämlich ein großes Brett...ansonsten müsste er blind sein, wenn er dich nicht sieht!", fiel Ron gut gelaunt ein und bekam einen Rippenschieber von Hermione, der ihn verstummen ließ. "Harry! Benimm dich!...Malfoy ist den Ärger nicht wert!" "Oh, unser gnädiges Fräulein Schulsprecherin kann es nicht lassen, sich einzumischen, oder?" "Ich warne dich, Malfoy! Noch ein Wort und es kostet dich Punkte!" "Wieso Punktabzug!...Prügel ist es, die der braucht!" Seamus, noch immer extrem irritiert von dem, was ihm seit einer Stunde durch den Kopf ging, versetzte Draco einen heftigen Stoß gegen die Schulter, der ihn erneut gegen Harry taumeln ließ. Irritiert schob Harry Draco heftig von sich und beide sahen Seamus an, doch in dem Moment griffen Crabbe und Goyle ein. Crabbe versetzte Seamus einen Hieb mit seiner Pranke und Goyle schnappte sich Harry. Harry war sofort klar, dass die Sache jetzt außer Kontrolle geriet. Draco konnte seine Kettenhunde nicht zurückpfeifen, ohne das Gesicht zu verlieren, nachdem sie sich einmal eingemischt hatten. Er tauchte unter einem Faustschlag Goyles weg, der ihm mit Sicherheit den Kiefer gebrochen hätte und hörte Hermione schreien, doch das mochte vielleicht andere beeindrucken, aber nicht Dracos Affen. Irgendwo links von sich hörte er Seamus gequält stöhnen, doch er hatte nicht die Zeit darüber nachzudenken, denn Goyle erwischte ihn in den Rippen und der Schmerz betäubte seinen Verstand. Danach war es vorbei. Hatte er zuerst noch nach seinem Zauberstab greifen wollen, war er nun nicht mehr dazu in der Lage. Ein weiterer Schlag traf seine Schulter und eine von Goyles Pranken zerquetschte ihm das Schlüsselbein, als er ihn festhielt und mit der Rechten ausholte. Einen Moment sah er noch Dracos ausdrucksloses Gesicht, dann wurde es dunkel. * * * Als Harry wieder zu sich kam, war er auf der Krankenstation und alles tat ihm weh. Madam Pompfrey stand über ihn gebeugt und hatte ihn offenbar gerade aufgeweckt. Vor irgendwo her war ein lauter Streit zu hören und nach einem Augenblick realisierte er, dass es Ron, Hermione und Draco waren, die stritten. Seine Freunde versuchten Draco verbal fertig zu machen, doch das geriet in den Hintergrund, als Madam Pompfreys Hand sein Kinn berührte und zu bewegen versuchte. Ein schmerzvolles Keuchen kam über seine Lippen und ließ den lauten Streit verstummen. Hätte Harry gesehen, wie sich drei besorgte Gesichter in seine Richtung wandten, hätte er sich vielleicht amüsiert, denn auch Draco schaffte es in dem Moment nicht, seine Sorge zu verbergen. Das Geräusch, das es gegeben hatte, als Goyles Faust Harrys Kiefer zerschmetterte, dröhnte noch immer in seinen Ohren und er fragte sich noch jetzt, wie er es in dem Moment geschafft hatte, die Nerven zu behalten. Zum Glück war Harrys Ohnmacht Grund genug, Goyle von jeder weiteren Aktion abzuhalten. Im Moment waren seine Bodyguards mit Snape bei Dumbledore und es sah richtig übel für sie aus, denn auch Finnegan war noch ohne Besinnung. "Bleiben sie ruhig, Potter! Das ist doch nicht das erste Mal!" Harry spürte Tränen in den Augen und hätte ihr gern eine passende Antwort gegeben, doch der Schmerz war so furchtbar, dass er nur ein weiteres leises Wimmern von sich geben konnte. Draco sah, wie Granger sich in die Fingerknöchel ihrer geballten Faust biss und Weasley noch eine Spur blasser wurde. Er hatte keine Chance gehabt einzugreifen, denn Pansy Parkinson war dazwischen gegangen, als er seinen Zauberstab gezogen hatte. Draco hatte in dem Moment das dringende Bedürfnis verspürt, sie mit dem Cruciatus-Fluch zu belegen, doch Granger war ihm zuvor gekommen und Weasley hatte sich auf ihn gestürzt, denn für Harry kam jede Hilfe zu spät. Er war in dem Moment zu Boden gegangen, als Granger Parkinson den Zauberstab aus der Hand schlug und Weasley ihn als Urheber des Dramas auserkor und sich auf ihn stürzte. Damit konnte Draco leben, denn die heftigen Schläge, die Harrys bester Freund ihm verpasste, verschafften ihm die nötige Ausrede, ebenfalls in den Krankenflügel zu gehen, auch wenn er sich fragte, wie Weasley es geschaffte hatte, in den wenigen Augenblicken bis zum Auftauchen von Professor Lupin solchen Schaden anzurichten. Das Stechen zwischen seinen Rippen war kein gutes Zeichen. Es war wohl das erste Mal, das kein Lehrer rechtzeitig zur Stelle gewesen war. Lupin war der erste der erschien und es war nicht zu übersehen, dass ihn die Brutalität dieser Geschichte schockiert hatte. Als Snape dann auftauchte, schickte er ihn mit eisigen Worten sofort zu Dumbledore, Crabbe und Goyle in seinem Schlepptau. Zu Dracos Überraschung hatte Snape nicht einmal versucht zu widersprechen. Draco wusste, dass Goyle von Glück reden konnte, dass er ihm aus den Augen kam. Bei Harrys Anblick waren ihm Mordgedanken durch den Kopf gegangen und er beneidete Granger, die neben ihm auf die Knie gefallen war. Lupin und Flitwick, der nur einen Moment später erschienen war, hatten Harry und Finnegan in den Krankenflügel gebracht und McGonagall, die als nächste aufgetaucht war, hatte auch ihn dorthin geschickt. Draco hatte sich nicht die Mühe gemacht etwas zu sagen und nur gesehen, dass er Harry hinterherkam. Als er im Krankenflügel auftauchte, sah er sich jedoch nur bösen Blicken von Granger und Weasley ausgeliefert. Madam Pompfrey war voll und ganz auf Harry und Finnegan fixiert und Lupin musste herhalten und ihr zur Hand gehen, denn beide hatte es gleich heftig erwischt. Granger und Weasley übernahmen es inzwischen, auf ihm herum zu hacken. Bis zu dem Moment, als Harry zu sich kam und diese hässliche Stöhnen von sich gab, dass ohne Zweifel ein Schock für seinen Freunde war, obwohl Draco fast sicher war, dass er jeden Grund zum Stöhnen hatte. Offenbar war es aber untypisch für ihn. Das schloss Draco aus dem Verhalten von Harrys Freunden. Sein Blick folgte voller Sorge dem von Granger und Weasley und dabei konnte er froh sein, dass sie mit sich selbst beschäftigt waren. "Still halten Potter! Ich weiß, dass es weh tut, aber sie müssen mir helfen!" Madam Pompfrey fuchtelte mit dem Zauberstab und der Schmerz wurde ein wenig erträglicher. "Ich kann ihren Kiefer nur wieder zusammenwachsen lassen, wenn er da ist, wo er hingehört...und das können nur sie mir sagen!" Harrys Augen wurden dunkel vor Entsetzen. Die Vorstellung irgendetwas in seinem Gesicht zu bewegen erfüllte ihn mit Horror. Madam Pompfrey konnte es deutlich sehen und sah ihn besorgt an. Er musste spüren, wenn der Kieferknochen wieder am richtigen Platz war. Darum war es unmöglich die Schmerzen völlig zu betäuben. "Professor Lupin, wie sieht es mit Mister Finnegan aus! Ich glaube nicht, dass Mister Potter das ohne Hilfe schafft!" Hermione fuhr herum, klammerte sich an Ron und begann zu weinen. Nie zuvor hatte sie sich so gehen lassen, doch diese Worte Madam Pompfreys Worte zogen ihr den Boden unter den Füßen weg und es war ihr vollkommen egal, ob Malfoy sie so sah, doch Draco beachtete sie nicht einmal. "Mister Weasley, ich halte es für besser, wenn sie Miss Granger nach draußen bringen! Mister Malfoy! Suchen sie sich ein Bett aus, oder warten sie im Vorraum. Das ist ihnen überlassen, aber sie müssen sich noch gedulden!" Die Krankenschwester war zu Professor Lupin hinübergehuscht und betrachtete Finnegan, der noch nicht wieder bei Bewusstsein war. "Ich denke, es wird keinen Schaden machen, wenn sie mir erst einmal mit Potter zur Hand gehen, je länger sein Kiefer macht, was er will umso schwieriger wird es, ihn dahin zu bringen, wohin er gehört. Ich hoffe wirklich, Professor Dumbledore wirft diese beiden brutalen Gorillas von der Schule! Er wäre mir hier im Moment eine größere Hilfe, als da oben in seinem Büro!" Draco höre Lupins Antwort nicht. Sein Blick hing an Harrys Gesicht. Es war von Blutergüssen und Schwellungen entstellt, doch er hatte die Augen offen und sah zu ihm herüber. Draco spürte, wie ihm übel wurde und ließ sich auf das Bett sinken, dass am nächsten stand. Weasley war mit Granger verschwunden. "Mister Malfoy, ich denke es wäre vielleicht besser, wenn sie draußen warten!", ließ sich Madam, Pompfrey wieder vernehmen, "Sie sind ein wenig blass um die Nase! Ich kann mir nicht auch noch Gedanken um sie machen, wenn sie vom Bett fallen!" "Ich falle nicht vom Bett!", erwiderte er trotzig, doch er war fast sicher, dass es ein wenig zittrig klang. "Wie sie meinen! Schieben sie es aber nicht auf mich, wenn sie sich noch mehr Blessuren zuziehen!" Das würde er garantiert nicht tun. All der Ärger hier war allein seine Schuld und Harry musste es ausbaden. Mit zusammengebissenen Zähnen sah er, wie Lupin und die Krankenschwester wieder zu Harry hinüber gingen und machte sich auf das schlimmste gefasst. Madam Pompfrey zog einen der langen Vorhänge vor Harrys Bett und versperrte ihm die Sicht, doch Draco musste nicht sehen, was passierte. Er würde es hören. "Harry...ich weiß, dass das verdammt weh tut, doch Vincent Goyle hat dir den Kiefer nicht nur zertrümmert, er hat ihn auch aus dem Gelenk geschlagen! Nur du kannst uns sagen, wenn er wieder da ist, wo er hingehört! Du spürst, wenn der Knochen wieder an seinen Platz rutscht!...Das musst du mir sagen!...Dann kann ich den Knochen heilen und der Schmerz ist vorbei!...Ich kann die Schmerzen nicht ganz betäuben, weil du es dann nicht mehr spürst!...Verstehst du?" Harry schloss die Augen und öffnete sie wieder um Madam Pompfrey zu zeigen, dass er verstanden hatte. Es war das erste Mal, dass er sich ein einfaches Muggelröntgengerät herbeiwünschte, doch das gab es hier nicht und er musste da durch...und er musste sich zusammenreißen. Draco war noch immer da hinter dem Vorhang und hörte jeden Laut, den er von sich gab. Er hatte gerade eben schon ausgesehen, als wölle er lieber vom Bett kippen. Warum, verdammt noch mal, ging er nicht raus? Harry spürte, wie sich Bänder um seinen Gelenke und seine Taille schlangen und fragte sich einen Moment lang, was dass sollte. Gleich darauf spürte er Lupins Hände an den Schläfen, doch als Madam Pompfrey ihren Zauberstab hob und begann, den zerschlagen Knochen in seinem Kiefer zu bewegen, war das nicht genug, um ihn zu halten. Es war als zerreiße der Schmerz seinen Kopf und so hart Lupins Griff auch war, er riss sich los. "Harry, sie müssen da jetzt durch, wenn das wieder in Ordnung kommen soll!...Noch ein weitere solcher Ruck und es wird nur schlimmer!" Die Krankenschwester wechselte einen Blick mit Professor Lupin und schien abzuwägen, ob es nicht besser wäre auch seinen Kopf mit einem Band zu befestigen, doch Remus Lupin schüttelte den Kopf. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Harry so kräftig war. Erneut legten sich seine Hände auf seine Schläfen. Diesmal würde er sich nicht losreißen. Draco, hinter dem Vorhang war erstarrt. Harry hatte keinen Laut von sich gegeben, doch der folgende Wortwechsel hatte ihm klar gemacht, was er getan hatte. Er wusste nicht, wie lange es dauerte, bis die Krankenschwester Harrys Kiefer gerichtet hatte. Er wusste nur, dass die Ewigkeit bestimmt nicht länger sein konnte. Als sie fertig waren, hatte Harry jedenfalls das Bewusstsein wieder verloren. Ohne viele Worte machten sich die beiden daran, auch Seamus wieder zusammen zu flicken. Irgendwann, nachdem auch Finnegan wieder in einem Zustand war, in dem er gefahrlos aufwachen konnte und die Krankenschwester Granger und Weasley zum zweiten Mal abgewimmelt hatte, blieb endlich die Zeit, auch nach seinen Verletzungen zu schauen, doch das interessierte Draco nicht sonderlich. Er saß geduldig auf dem Bett und wartete, bis er dran war. Madam Pompfrey analysierte seine Verletzungen mit einem Zauber und zu Dracos nicht allzu großer Überraschung hatte ihm Weasley tatsächlich zwei Rippen gebrochen, Ausrede genug, um im Krankenflügel zu übernachten. Inzwischen war es Spätnachmittag und Draco wollte nur noch seine Ruhe. Er folgte widerstandslos den Anweisungen und als er dann versorgt und irgendwie betäubt endlich im Bett lag, hörte er erneut eine heftige Diskussion an der Tür, doch all das rauschte nur noch an ihm vorbei und wenig später war er eingeschlafen, froh, nicht mehr darüber nachdenken zu müssen, was er Harry angetan hatte. Draco erwachte irgendwann in der Nach wieder und brauchte einen Moment, um sich darüber klar zu werden, dass er im Krankenflügel war. Schlagartig fiel ihm wieder ein, was passiert war und er fuhr hoch. Es war dunkel und nur an seinem, Finnegans und Harrys Bett brannte eine Kerze. Das Zimmer, in dem Madam Pompfrey schlief, wenn sie Patienten im Krankenflügel hatte, war ebenfalls dunkel. Draco stieg aus dem Bett und tapste barfüßig über den von Zaubern warm gehaltenen Steinboden zu Harrys Bett hinüber, das immer noch hinter dem Vorhang verborgen war. Er schlief und zweifellos hatten Madam Pompfrey und Professor Lupin, den Schaden, den Goyles Faust gemacht hatte, wieder behoben. Sein Gesicht war zwar noch ein wenig Blutunterlaufen, doch die Schwellung war verschwunden und er wirkte entspannt. Erleichtert hob Draco die Hand und streichelte seine Wange. Harry wandte den Kopf und schmiegte sein Gesicht in Dracos Hand. Draco wusste, dass er sie eigentlich wegziehen und in sein Bett zurück gehen müsste, doch er brachte es nicht fertig und so zog er sich den Stuhl, den Lupin benutzt hatte, als er Madam Pompfrey assistierte, heran und setzte sich. Was konnten ein paar Minuten schon schaden? Es dauerte keine fünf, bis er wieder eingeschlafen war. "Wie geht es den Patienten, Poppy?" Madam Pompfrey warf sich den Umhang um die Schultern und entfachte mit ihrem Zauberstab den Kamin in ihrem Dienstzimmer neu. Es überraschte sie nicht wirklich, dass Albus Dumbledore mitten in der Nacht persönlich erschien. Er hatte es sich nie nehmen lassen, selbst nach Harry Potter zu schauen. "Er war tapfer! Aber was ist ihm anderes übrig geblieben!...Ich denke im Laufe des Tages wird er wieder fit sein!...Finnegan hat gar nichts mitbekommen. Er kann heute schon wieder zum Unterricht! Und was Malfoy angeht! Der hat es nicht anders verdient!..." "Na na, Poppy! Was höre ich da von dir?...Wer sagt, das Mister Malfoy die Schuld an dem trägt, was geschehen ist?" "Ich sage das! Er war es schließlich, der mit der Rempelei angefangen hat!...Diese Brutalität...unglaublich!... Ich hoffe sie haben die Übeltäter der Schule verwiesen!" "So gern ich es getan hätte, so war es doch leider nicht möglich! Beide Seiten haben Schuld an diesem Streit! Und der Verstand dieser beiden ganz speziellen Slytherins gibt leider nicht sehr viel mehr her, als rohe Gewalt!...Sie dürfen den Rest der Jahres Mister Filch Gesellschaft leisten! Ich denke das ist Strafe genug!" Madam Pompfrey schnaubte nur abfällig und verließ ihr Dienstzimmer um nach ihren Patienten zu sehen. "Strafe genug!...Das ich nicht lache! Dem armen Jungen so das Gesicht zu zerschlagen! Ich kann ihnen sagen, zu gern würde ich diesem Goyle mal den Kiefer richten, ohne den kleinsten Schmerz lindernden Zauber! Ich wette, er wimmert, wie er Baby!...Harry hat keinen Laut von sich gegeben!" "War Mister Malfoy anwesend?", fragte Albus Dumbledore nachdenklich. "Sicher! Das hat er sich nicht entgehen lassen!...Wo ist er überhaupt abgeblieben?" Madam Pompfrey hatte Seamus Zustand kontrolliert und gerade festgestellt, das Draco nicht in seinem Bett war. In Dumbledores Gesicht dämmerte die Erkenntnis, doch das bekam sie nicht mit. Sie erstarrte nur in der Bewegung, als sie den Vorhang vor Harrys Bett umrundete. Dumbledore folgte ihr langsam. Er brauchte sich nicht zu fragen, was ihr die Sprache verschlagen hatte. Dracos blonder Schopf lag neben Harrys auf dem Kissen, seine Rechte hatte er in seinen Nacken geschoben und der linke Arm war schützend um Harry Kopf platziert. Harry indes hatte die Decke fast zur Hälfte über Dracos Schultern gezogen und das Gesicht in sein Haar geschmiegt. Noch immer brachte Madam Pompfrey keinen Ton heraus. Dumbledore nahm eine Decke von einem anderen Bett und deckte Harry damit zu, bevor der dessen Decke ganz um Dracos Schultern zog. Die beiden Jungen rutschen im Schlaf noch ein wenig enger zusammen, obwohl das kaum noch möglich war, ohne, dass Harry aus dem Bett fiel. "Das bleibt unser kleines Geheimnis, Poppy, ja!", meinte der Schulleiter im Gehen und die Krankenschwester schaffte es gerade so, ein schwaches ,Gewiss' heraus zu würgen, bevor die Tür wieder hinter ihm zuviel. * * * Albus Dumbledore ließ die Hand mit der offiziellen Anweisung, die ihm eine Eule gerade zugestellt hatte fassungslos sinken, nur um sie gleich darauf erneut zu lesen, doch trotzdem war es ihm im Moment unmöglich richtig zu begreifen, was darin stand. Das Ministerium erwartete von ihm, dass er alle Schüler seiner Schule, die bekennende Todesser in direkter Blutsverwandtschaft hatten, der Schule verwies, ganz gleich, ob deren Familien mit diesen Todessern kollaborierten oder nicht. Was sollte das bedeuten? Was konnten Kinder und Jugendliche dafür, dass es in ihrer Familie Zauberer gab, die nicht wussten, was gut für sie war? Kopfschüttelnd las er das Schreiben noch einmal. Es standen keine Gründe drin. Alles was man ihm hinwarf war eine Anweisung und die eindeutige Drohung, ihn vom Dienst zu suspendieren, wenn er dieser Anweisung nicht folgte. Dumbledore ließ das Schreiben in seinem Schreibtisch verschwinden und stand auf. Das konnte er nicht zulassen. Niemals würde er zulassen, dass das Ministerium diese Kinder opferte. Es mochte vielleicht sein, dass ein paar darunter waren, die nicht wussten, was es wirklich bedeutete Voldemort zu folgen und mit seinen Zielen sympathisierten, doch sie waren Kinder. Kinder in seiner Obhut und es war seine Pflicht sie zu schützen und ihnen den richtigen Weg zu weisen. Fawkes gab einen leise perlenden Ton von sich und flatterte auf seine Schulter. Dumbledore wusste, dass er seinen Aufruhr spüren konnte und ihn trösten wollte. Gedankenverloren kraulte er das Brustgefieder des Phönix. "Das kann ich nicht zulassen mein Freund!...Das darf ich auf keinem Fall zulassen!...Sie haben keine Chance, wenn ich sie der Schule verweise. Keiner von ihnen! Wenn ihre Familien es wollen, müssen sie ihm folgen...und das darf ich nicht zu lassen!" Fawkes flötete zustimmend und Dumbledore rang sich ein schwaches Lächeln ab. "Irgendwie wird es gehen!...Es gibt keinen Grund für diesen Unsinn! Wir können Hogwarts nach innen und nach außen schützen, nicht wahr?!" Wieder pfiff Fawkes zustimmend und verließ Dumbledores Schulter, als dieser in einem Nebenzimmer verschwand und wenig später in einen Reiseumhang und mit dem Besen in der Hand zurückkam. Er ging zum Feuer und warf eine Hand voll Flohpulver hinein: "Minerva!" Nur einen Augenblick später erschien Professor McGonagalls Gesicht in den Flammen. "Guten Morgen, Professor Dumbledore!" "Guten Morgen, Minerva! Ich habe etwas dringendes Im Ministerium zu erledigen und weiß nicht, wie lange es dauern wird!...Sie wissen Bescheid!" "Gewiss, Professor Dumbledore!...Viel Erfolg!" "Danke, Minerva!", er wandte sich ab und Professor McGonagall hörte nicht mehr, wie er murmelte, "Den kann ich brauchen!...Ja, den kann ich wirklich brauchen, Minerva!" Ohne weitere Verzögerung machte er sich auf den Weg nach London. Er war jedoch schon drei Stunden später wieder zurück und nie zuvor in seinem Leben hatte er sich so machtlos gefühlt, wie heute, nicht mal nachdem Voldemort James und Lily Potter ermordet hatte. Als er in sein Büro zurück kam, Besen und Reiseumhang ablegte und sich in seinen Ohrensessel fallen ließ, fühlte er sich alt, wie nie zuvor. Fawkes ließ ihn nicht aus den Augen, doch er gab keinen Ton von sich. Es dauerte eine Ewigkeit, bis Albus Dumbledore sprach, und seine Stimme schien nicht mehr dieselbe zu sein. "Wir haben verloren, Fawkes!...Verloren!...Diese Schüler, oder ich!...Ich kann meine Schule nicht im Stich lassen!...Ich kann es nicht!...Wie soll ich ihnen das nur beibringen!" Der Schuleiter streckte den Arm aus und forderte den Phönix auf, zu ihm zu kommen, doch Fawkes rührte sich nicht und starrte ihn nur aus seinen klaren, unergründlichen Augen an. Dumbledore ließ den Arm sinken. Er konnte den Unwillen seines Begleiters spüren. "Ich weiß, dass du das nicht verstehst, aber was soll ich tun?...Was soll ich tun?...Wenn sie mich meines Amtes entheben, sind die Schüler schutzlos!....Du weißt, dass ich diesen Posten aus einem bestimmten Grund übernommen habe: Das wichtigste für mich ist es, unsere Kinder zu schützen und ihnen einen gute Ausbildung zu vermitteln! Ich kann sie nicht einfach im Stich lassen! Auch wenn ich einen Teil von ihnen opfern muss!...Kannst du das denn nicht verstehen?...Soll ich Harry, Hermione, Justin und all die anderen, die mir bleiben, im Stich lassen?" Fawkes fiepte leise und unentschlossen und, dann erhob er sich doch noch von seiner Stange und kam zu Dumbledore, um seinen Kopf zu ihm zu neigen und leise zu singen. Albus Dumbledore schloss die Augen und versank im Gesang seines Phönix. Es war lange her, dass er dessen Trost so dringend gebraucht hatte. Er wollte nicht an das denken, was ihm heute noch bevor stand und war für jede Ablenkung dankbar. Er musste einhundertdreiundneunzig Schüler von Hogwarts verweisen - darunter auch Draco Malfoy. Draco war nervös. Schon den ganzen Tag über herrschte in der Schule eine ganz eigenartige Stimmung. Seit dem Mittag bestellte Dumbledore Schüler zu sich in sein Büro. Keiner davon war bis jetzt wieder aufgetaucht und nun war es Draco, der im Vorraum dieses Büros auf einem der Stühle saß und wartete. Snape hatte ihn vor einer Viertelstunde aus seinem Unterricht geholt und hier her gebracht. Sein Hauslehrer hatte sich nicht dazu herab gelassen, irgendetwas zu sagen. Er hatte ihm nur knapp angewiesen, hier zu warten, bevor er selbst Dumbledores Büro betreten hatte. Gerade eben ging die Tür wieder auf und Snape kam mit dem versteinert wirkenden Goyle heraus. Gregory sah ihn nicht an, als er mit Snape zur Treppe ging. Draco warf ihm einen irritierten Blick nach, als er aufstand um das Büro des Schulleiters zu betreten. Sonnenlicht durchflutete den Raum und er erinnerte sich, wie er zum letzten Mal hier gewesen war. Es war Nacht gewesen, als Fawkes, der Phönix Harry und ihn aus diesem Gewölbe unter Hogwarts geholt und hier her gebracht hatte. Auch jetzt folgten ihm Fawkes Augen auf seinem Weg zu dem Stuhl, der vor Dumbledores Schreibtisch stand. Der Schulleiter sah ihm ausdruckslos entgegen und das schlechte Gefühl, das Draco inzwischen beherrschte, wurde noch stärker. Was in aller Welt ging hier vor sich? Wenig später wusste er es. Dumbledore sah dem jungen Malfoy entgegen und spürte Fawkes Unruhe. Inzwischen saß der Phönix auf der Lehne seines Stuhls und ließ sich nicht mehr bewegen, auf seine Stange zurück zu kehren. Sein Phönix wusste, dass es ihn größte Anstrengung kostete, seinen traurigen Nachrichten zu überbringen. Bisher war jeder Schüler wie erstarrt gewesen, nachdem er ihm erklärt hatte, was das Ministerium beschlossen hatte. Nun war er also an dem Punkt angelangt, den er am meisten fürchtete. Albus Dumbledore wollte nicht darüber nachdenken, was dieser Rausschmiss für Harry Potter bedeutete. Das Bild der beiden Jungen im Krankenflügel vor ein paar Tagen stand ihm noch überdeutlich vor Augen. Er hatte keine Zweifel mehr an den Ambitionen des jungen Malfoy, doch wenn er erst einmal die Tore dieser Schule hinter sich hatte, würde ihm sein Vater keine Wahl mehr lassen. "Mister Malfoy, ich möchte auch sie persönlich über eine Maßnahme des Ministeriums informieren, die leider auch sie betrifft!...Ich muss gleich vorausschicken, dass ich nicht mit dieser Entscheidung konform bin! Ich verurteile sie als falsch und überflüssig, doch leider hat mir Minister Fudge keine Wahl gelassen!" Dracos reglose Miene ließ nicht erkennen, was er dachte und Dumbledore wunderte sich wieder einmal über die Beherrschtheit dieses Jungen. In Sätzen, die inzwischen in seinem Kopf kreisten, weil er sie schon mehr als einhundert Mal wiederholt hatte, erklärte er Draco, was das Ministerium befürchtete, erklärte ihm, das jeder Tropfen Blut, der mit einem Todesser direkt in Verbindung gebracht werden konnte, ein Risiko für Hogwarts darstellte, weil er mit Hilfe eines alten keltischen Zaubers dazu benutzt werden konnte, einen Blutsverwandten durch jeden Schutzbann zu schleusen und es im Moment keine Möglichkeit gab, das zu verhindern. Plötzlich wurde Draco klar, warum sein Vater ihn hier in Hogwarts brauchte. Sein Verstand arbeitete im Moment auf rein rationaler Basis. Er verstand jedes Wort des Schuleiters und konnte die Gefahr, die das für die Schule bedeutete, klar erkennen. Er kannte auch die logische Konsequenz und das brachte sein rationelles Denken zum Zusammenbruch und sein ganzes Wesen verweigerte jeden weiterführenden Gedanken. Dumbledore wurde von Fawkes unterbrochen, noch bevor er Draco sagen konnte, was er sagen musste. Der Phönix flatterte von der Stuhllehne auf und setzte sich auf die Armlehne des Stuhls, in dem Draco saß. Leise flötend starrte er ihn an und Draco erwiderte den Blick, ohne eine Reaktion zu zeigen, doch er spürte, was der Phönix tat. Er drängte zurück, was ihn zu überwältigen drohte. Draco wandte den Blick wieder Dumbledore zu und der irritierte Schulleiter beendete seine Ausführungen. Es gab nur eine Person, bei der sein Phönix sich so verhalten hatte und das war Harry. Schon zum zweiten Mal hatte Fawkes offenbar beschlossen auch Draco Malfoy unter seine Fittiche zu nehmen und das war wirklich befremdlich. "Haben sie verstanden, was ich gesagt habe, Mister Malfoy?" Dracos kalter Blick wandte sich wieder ihm zu. Er hatte verstanden. "Ja, das habe ich!" "Es tut mir leid, Mister Malfoy! Ich verurteile diese Entscheidung wirklich, doch das Ministerium lässt mir keine andere Wahl!" Draco zeigte keine Reaktion und sah ihn nicht an. Sein Blick hing an Fawkes. Die unergründlichen Augen des Phönix schafften, was ihm allein nicht gelingen würde. Sie hinderten ihn im Moment daran an die Konsequenzen zu denken. "Professor Snape wird ihnen ein Zimmer zuweisen! Ihre persönlichen Sachen wurden schon dorthin gebracht! Ihre Eltern wurden benachrichtigt! Sie werden Hogwarts morgen Abend verlassen!" Draco stand schweigend auf, noch immer wie erstarrt. Fawkes ließ ihn nicht aus den Augen und er warf einen letzten Blick auf den Phönix. Der Phönix war da und er würde auch da sein, wenn Harry es erfuhr. Fawkes würde da sein. Dieser kryptische Gedanke war es, der sich in seinem Kopf fest setzte, als er Snape, der wie auf Kommando in Dumbledores Büro erschienen war, hinaus folgte und Nott begegnete, der jetzt im Vorraum gewartet hatte. Timothys verwunderten Blick spürte er nicht, während er Snape nachging ohne zu denken. Er nahm nicht wahr, über welche Wege sein Hauslehrer ihn in die Kerker brachte. Er nahm gar nichts wahr außer der eisigen Kälte, die sich immer weiter in ihm ausbreitete. Snape warf Malfoy einen Blick aus dem Augenwinkel zu. Im Gegensatz zu Dumbledore wunderte er sich nicht darüber, wie emotionslos Draco wirkte. Er kannte den jungen Malfoy, besser als jeder andere, denn er hatte auch seinen Vater gekannt. Das Motto der Malfoys lautete: Zeig keinem was du denkst! Niemals. Selbstbeherrschung hatte für einen Malfoy absolute Priorität. Nichts durfte an die Oberfläche dringen - absolut nichts. Die Frage, die sich Severus Snape stellte war: Wie er sich wohl entschieden hätte, wenn er die Wahl gehabt hätte. Was wäre ihm wohl wichtiger gewesen? Seine Karriere und sein Name, oder Harry Potter? Snape wusste nicht, was Draco in den Ferien riskiert hatte, sonst wäre es ihm wohl klar gewesen. Sie hatten den Gästetrakt erreicht und Snape öffnete die Tür zu einem der Zimmer. Es war gleich, wie er sich entschieden hätte. Draco Malfoy hatte keine Wahl mehr. Er würde seinem Vater folgen müssen, wenn er weiter leben wollte. Draco trat ein und hörte, wie sich die Zimmertür wieder hinter ihm schloss. War es Ironie des Schicksals oder Snapes Bösartigkeit - es war das Zimmer, in dem er sich immer mit Harry getroffen hatte. Minutenlang stand er nur da und starrte ins Leere. Irgendwann jedoch hob er die Hände und rieb sich verzweifelt übers Gesicht. Die Erkenntnis, was all das bedeutete materialisierte sich langsam in seinem Kopf und die eisige Erstarrung hinterließ grenzenlose Verzweiflung, als sie abklang. Draco wünschte sich nicht denken zu müssen, doch er hatte keine Wahl und der einzige Gedanke, der nun in seinem Kopf kreiste fraß all seine Kraft auf. Es war vorbei. * * * "Wow, Harry, das war klasse!" Ginny und Dennis Creevy, beide Jäger im Gryffindor-Quidditchteam schossen begeistert jauchzend an Harry vorbei, der zum dritten Mal den Schatz innerhalb von drei Minuten erwischt hatte. Harry hing kopfüber mit angewinkelten Knien vom Stiehl seines Feuerblitzes und genoss das Gefühl der flatternden Flügel des Schnatzes zwischen seinen Fingern. Wenn es nächsten Samstag gegen Slytherin genauso gut lief, hatte Draco keine Chance und etwas sagte ihm, dass ihm das überhaupt nicht gefallen würde. Leider konnte er darauf keine Rücksicht nehmen. Wenn es um Quidditch ging kannte er keine Gnade. Er konnte eh von Glück reden, dass er so fit war. Nach dem Zwischenfall mit Goyle war er sich dessen nämlich nicht so sicher gewesen. Als er an diesem Morgen im Krankenflügel aufgewacht war, hatte er sich erst Mal gar keine Gedanken gemacht, denn Dracos Kopf lag neben ihm auf dem Kissen und er wähnte sich im Gästetrakt in den Kerkern, doch dann war ihm das Licht der aufgehenden Sonne zu Bewusstsein gekommen. Er war hochgefahren wie von einer Tarantel gestochen, denn wo auch immer sie waren, sicher waren sie bestimmt nicht, doch im selben Moment hatten Schmerzen seinen Verstand ausgeschalten und er war stöhnend aufs Bett zurück gefallen, während Draco aus dem Schlaf schreckte. Er hatte ihn voller Sorge angesehen, etwas, was er noch nie erlebt hatte, bevor er ihm noch einen zärtlichen Kuss gegeben hatte und verschwunden war, um Madam Pompfrey zu holen. Da war Harry dann nach und nach eingefallen, was passiert war. Madam Pompfrey hatte Draco und Seamus zum Unterricht gescheucht und sich dann um seine Schmerzen gekümmert. Zwei Tage hatte sie ihn noch dabehalten. Tagsüber waren Ron, Hermione und seine Hauskameraden in jeder freien Minute da gewesen, doch nachts, wenn Ruhe herrschte, war Draco gekommen. Er hatte nie etwas gesagt, doch Harry wusste, dass er sich schuldig fühlte. Als sie sich dann endlich wieder in den Kerkern hatten treffen können, hatte Harry ihm nachhaltig klar gemacht, dass das nicht nötig war. Er wusste, dass diese Prügelei ein blöder Zufall gewesen war und Goyle nur die Gelegenheit genutzt hatte, sich für die Schlappe in Hogsmeade vor den Ferien zu rächen. Harry griff den Stiel seines Besens und schwang sich wieder nach oben. "Noch ein Versuch?" Ron brüllte von den Torstangen herüber und wehrte nebenbei einen Angriff von Dennis ab. Harry ließ den Schnatz wieder los und schoss davon. Ron, als Keeper und Captain des Teams war ein Schinder. Harry brachte seinen Besen neben Ginnys. "Spiel mir den Quaffel zu, wir hauen ihn vom Besen!" Ginny grinste breit und schoss davon, um Dennis und Judy Hays, die mit ihr als Jäger spielten zu informieren. Harry gab Michael Collins und Andy Warren einen Tipp, bevor er wieder um das Feld kreiste und scheinbar nach dem Schnatz suchte. Nebenbei winkte er noch Hermione zu, die auf einer der Tribünen hockte und das Training beobachtete. Er spürte, wie Ginnys Blick immer wieder zu ihm herüber flackerte und als Ron gerade damit beschäftigt war, einem Klatscher auszuweichen, gab er ihr ein Zeichen. Als er die Torstangen fast erreicht hatte warf sie ihm den Quaffel zu und er versuchte Ron zu treffen. Er hatte jedoch keine Chance. Ron bemerkte es rechtzeitig und wich aus, während er Harry eine Grimasse schnitt, doch Dennis, hinter den Torstangen fing Harrys Wurf und machte den nächsten Versuch und auch Michael und Andy griffen an. Im Stillen bewunderte Harry Rons Reflexe inzwischen, denn er ließ sich nicht erwischen und wenig später gab es eine wilde Jagd quer über das Gelände. Er hatte sich wirklich heraus gemacht und es war eigentlich Schade, dass es das letzte Jahr war, in dem sie zusammen Quidditch spielten. Harry spürte einen Stich Bedauern, als sie lachend zum Quidditchfeld zurück flogen und Ron damit prahlte, dass sie ihn nicht erwischt hatten. Dort mussten sie dann den Schnatz und die Klatscher wieder einfangen, denn die hatten sich selbständig gemacht und Hermione, die gar nichts mit fliegen am Hut hatte, warf ihnen vorwurfsvolle Blicke zu, angesichts ihrer Verantwortungslosigkeit. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie alle Bälle zusammen hatten. Harry war es zwar nicht schwer gefallen, den Schnatz einzufangen, doch die übermütig gewordenen Klatscher waren da schon ein ganz anderer Fall. Als seien sie von Dobby verhext machten sie sich einen Spaß daraus, die Spieler zu jagen, dass ihnen Hören und sehen verging. Letztendlich waren es Michael und Andy, die es schafften, mit tatkräftiger Unterstützung von Ron, der die Kiste hielt, während die Treiber sie mit gezielten Schlägen hineinbeförderten. Dennis und Judy rollten sich vor lachen auf dem Boden über Rons Verrenkungen, Ginny hielt sich nur noch mühsam auf dem Besen und auch Harry und der Rest konnten kaum noch vor Lachen. Hermione stand dabei und trommelte ungeduldig mit der Fußspitze auf dem Boden, doch auch ihre Mundwinkel zuckten verdächtig. Die Sonne färbte den Horizont rot, als sich Hermione, Harry und Ron als letzte auf den Rückweg zum Schloss machten. Ron prahlte noch immer damit, dass es seiner Mannschaft nicht gelungen war, ihn zu erwischen. Hermione wechselte einen Blick mit Harry, bevor sie unauffällig den Fuß zu Seite stellte und Ron, mit der Nase in den Wolken, darüber stolperte und beinahe zu Boden ging. Wieder begannen sie zu lachen. "Verräter!", blaffte Ron, als er sich wieder gefangen hatte, doch seiner Stimme fehlte der Ernst und er legte Hermione genau wie Harry den Arm um die Schultern, als sie weiter gingen. "Heh, Hermione, was hältst du davon, wenn wir noch 'nen kleinen Spaziergang machen?" Harrys Arm verschwand und Hermione wurde rot. Sie warf Ron einen vorwurfsvollen Blick zu, Harry jedoch, dem das nicht entging, grinste. "Versprich mir, den Trick am See noch mal zu machen!" Als sie begriff, was er meinte prustete sie vor Lachen und Harry brachte sich vor Ron in Sicherheit, der mit dem Besen nach ihm schlug. Er und Hermione blieben stehen und sahen ihm nach, als er zum Schlossportal lief und sich auf den Stufen noch einmal zu ihnen umdrehte. Noch immer lachend hob er grüßend die Hand, bevor die Tür hinter ihm zuviel und Hermiones breites Grinsen zu einem glücklichen Lächeln verblasste. "Er ist absolut happy, oder?" Sie wusste, dass niemand Harry besser kannte, als Ron. Dieser grinste nur und nickte Hermione kuschelte sich lächelnd in seinen Arm, als sie sich abwandten und langsam davon gingen, unbeschwert glücklich, weil sie wussten, dass auch Harry glücklich war. In Hermiones Erinnerung würde dieses Bild von Harry, wie er auf den Stufen vor dem Portal stand und ihnen zuwinkte, für immer verankert bleiben - bitter und süß zu gleich. Niemals mehr würden sie Harry so lachen sehen. Ist das ein Cliffhanger? Keine Ahnung! PS: Die Prügelei musste sein! Ich hab mich mit Händen und Füßen gewehrt und das Kapitel wirklich und wahrhaftig dreimal umgeschrieben, aber die Prügelei musste sein! *bg* KimRay Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)