Das Schicksal der Orks von TakeruHideaki ================================================================================ Kapitel 6: Eine neue Heimat --------------------------- Nach zwölf weiteren Nächten Reise erreichten Lugbûrz und seine Orks die Ausläufer des Nebelgebirges. Der Baumbestand wurde deutlich weniger, je höher die Orks kletterten, bis er schließlich ganz aufhörte. Die Orks waren bei bester Laune. Im Gebirge liefen sie keine Gefahr mehr, auf ganze Horden von Menschen oder Elben zu treffen. Dennoch war ihre Reise noch nicht zu ende. Nahrung fanden sie im Überfluss. Das Gebirge war voll mit Steinböcken und sonstigen Gebirgstieren. Ihre Zelte waren auf dem steinigen Boden nutzlos, doch fanden sie mehr als genug Höhlen, die zwar nicht zum dauerhaften wohnen taugten, aber zum einmaligen schlafen allemal. In der neunten Nacht bedeutete Lugbûrz den Orks plötzlich anzuhalten. „Was ist los?“, fragte Orzâ. „Hörst du es nicht?“, fragte er. Sie spitze die Ohren. Da hörte sie, was Lugbûrz meinte. Etwas großes bewegte sich auf sie zu. „Macht euch kampfbereit.“, befahl der Berg-Ork und zog sein Schwert. Die übrigen Orks taten es ihm gleich. Nun bebte die Erde geradezu. Kurz darauf wussten sie auch warum. Es waren Trolle. Dem Geruch nach zu urteilen, den nun alle Orks deutlich wahrnehmen konnten, waren es drei. Plötzlich sprangen die Trolle, es handelte sich um Steintrolle, von einem hohen Felsvorsprung herab. Laut brüllend landeten sie, Keule schwingend zwischen den Orks. Vor Überraschung brüllend stoben die Orks auseinander. Während die meisten vor den Trollen flohen, sprang Lugbûrz auf einen zu und hieb mit seinem Schwert nach dessen Bein. Die scharfe Klinge des Orks drang kaum durch die Hautschicht seines Gegners. Dennoch bereitete der hieb dem Troll schmerzen. Er schlug mit der Pranke nach Lugbûrz, doch dieser duckte sich weg und schlug nach dessen Fuß. Nun sprangen weitere Orks herbei und eilten ihrem Anführer zu Hilfe. Sie schlugen mit Schwertern, hieben mit Äxten und stachen mit Speeren nach den Trollen, bis sich diese zurückzogen. Doch Lugbûrz ließ sich nicht abwimmeln. Er sprintete den Trollen hinterher, sprang einem auf den Rücken und kletterte an ihm hoch. Als er den Nacken des Trolls erreichte, hob er sein Schwert und stach zu. Er trieb seine Klinge zwischen die Halswirbel des Trolls, bis sie seine Luftröhre erreichte und auch sie durchstieß. Schwarzes Blut sprudelte aus der Wunde, als Lugbûrz sein Schwert wieder herauszog. Der Troll röchelte und begann zu taumeln. Der Ork sprang gerade rechtzeitig vom Rücken des Monsters, ehe es tot zu Boden fiel. Die Orks jubelten triumphierend. Nachdem Lugbûrz mehrmals tief durchgeatmet hatte, fragte er: „Wie viele Verluste?“ Orzâ sah sie um. Dann antwortete sie: „Fünf Tote, darunter eine Frau. Ansonsten fehlen noch acht Orks. Fünf Männer und drei Frauen.“ Erschrocken sah sich Lugbûrz um und zählte ebenfalls nach. Tatsächlich: von einst fünfundzwanzig Orks, welche aus Mordor aufgebrochen waren, waren nur noch neun übrig. Er selbst und Orzâ mitgerechnet. Von nun an mussten sie wirklich aufpassen. Einen weiteren Troll angriff überlebten sie gewiss nicht. Sofort gab Lugbûrz den Befehl zum Aufbruch. Um die geflohenen Orks kümmerte er sich nicht. Er hoffte, dass sie die Trolle, sollten noch weitere in dieser Gegend leben von ihnen ablenken würden.     In der zweiten Nacht, nach dem Angriff der Trolle hörten sie zum ersten Mal das bekannte stampfen großer Füße hinter sich. Sie wurden verfolgt. Sofort trieb Lugbûrz seine geschrumpfte Truppe noch mehr zur Eile an. Er ließ sie bis weit in den Tag hinein laufen und noch lange vor und Sonnenuntergang wieder aufbrechen. Zwar kamen sie in der Sonne nur langsam voran, doch sie wollten den Abstand zwischen sich und den Trollen soweit vergrößern wie es ging. Und die Trolle mussten noch vor der Morgendämmerung eine Höhle gefunden haben, wenn sie nicht zu Stein werden wollten. Dies gereichte den Orks nur zum Vorteil. Ein Vorteil der Trolle waren jedoch ihre längeren Beine, mit denen sie schnell aufholen konnten. So kam es, dass sich Orks und Trolle eine Wochenlange Verfolgungsjagd lieferten, ohne dass sich der Abstand zwischen beiden Gruppen groß veränderte. Als schließlich der zweite Monat, nachdem die Orks das Gebirge betreten hatten anbrach, trafen sie auf ein neues Hindernis. Die Trolle noch immer im Rücken, sahen sie sich plötzlich Auge in Auge mit einem ganzen Ork-Clan. Die Hauptleute des Clans bestanden aus Berg-Orks. Den Hauptteil des Clans machten die kleinen Snagas aus. Sie wurden für alle gröberen Arbeiten missbraucht, die anfielen. Sie bauten Tunnel, bedienten die großen Berg-Orks und zogen auch in den Kampf, sofern dies nötig war. Kampforks gab es keine. Ein wahrhaft großer Berg-Ork, mit pechschwarzer Haut und verfilzten Haaren und in einer alten Lederrüstung kam auf sie zu geschritten und grinste. „Sieh mal an, was haben wir denn da?“, höhnte er. „Ein paar Reisende, ohne Essen und ohne Wasser und mit Trollen im Genick.“ Der Clan lachte grölend. Als sich die Orks wieder beruhigt hatten, fuhr der große Ork grinsend fort: „Ihr sitzt ganz schön in der Scheiße, wisst ihr das?“ „Ihr ebenso.“, entgegnete Lugbûrz. „Schließlich haben wir die Trolle genau zu euch gelockt.“ Er bemühte sich nicht anmerken zu lassen, wie angespannt er war. Der Orkhäuptling grinste noch breiter. „Wirklich?“ Er hielt drei Finger in die Luft. Im Sekundentakt klappte er einen Finger nach dem anderen ein. Als der letzte Finger eingeklappt war, bebte die Erde und es polterte und krachte so laut, als würde der Schicksalsberg ausbrechen. Lugbûrz und die seinen hatten sichtliche Probleme, das Gleichgewicht zu halten. Gleich drei von ihnen fielen zu Boden. „Was…?“, fragte Orzâ erschrocken. „Die Trolle sind in eine unserer Fallen getappt. Die stören uns nicht mehr.“ Nun grinste er bis über beide Ohren. „Und was euch angeht“, fuhr er fort, „ein paar neue Sklaven kann ich immer gebrauchen und eine neue Frau ebenso.“, fügte er hinzu und schaute Orzâ lüstern an. Die Orkin fauchte abwehrend. Lugbûrz brüllte laut, zog sein Schwert und schlug nach dem Orkhäuptling. Dieser schaffte es auszuweichen und streckte eine Hand nach hinten aus. Ein anderer Berg-Ork warf ihm einen großen Hammer zu, den er sogleich packte und mit ihm nach Lugbûrz schlug. Der Ork wich zur Seite aus und hieb erneut nach dem Häuptling. Dieser parierte den Schlag mit dem Griff des Hammers. Danach schlug er nach Lugbûrz Kopf. Der Ork duckte sich unter der Waffe weg und hieb gleichzeitig nach dem Bauch des Gegners. Problemlos schnitt die scharfe Klinge durch das alte Leder, die Haut und das Fleisch des Orkhäuptlings. Dieser jaulte vor Schmerz auf und ging in die Knie. Bei dem Versuch, seine Gedärme davon abzuhalten seinen Körper zu verlassen, ließ er den Hammer fallen. Nun war es Lugbûrz der grinste, als er seinem Gegner den Schädel spaltete. Der siegreiche Berg-Ork baute sich über dem toten Körper seines Gegners auf und brüllte: „Ich bin Lugbûrz, der Berserker! Kommandant der Berserker des dunklen Turms! Ich habe euren Anführer getötet und mir das Recht erworben diesen Clan zu führen! Wer möchte mich herausfordern?!“ Zwei Berg-Orks meldeten sich. Lugbûrz tötete die beiden Clan-Orks schnell. Ihr Tod sollte ein Exempel sein. Nach diesen kämpfen wagte keiner mehr Lugbûrz herauszufordern. Damit wurde sein neuer Status als Häuptling bestätigt. „Wir haben es geschafft.“, sagte Orzâ, als sie zu Lugbûrz geschritten kam. „Wir haben ein zuhause.“ „Ja.“, bestätigte der Ork. „Ein zuhause.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)