Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 13: Ostern in Cambridge - In der Schuld stehen ------------------------------------------------------ Dominico Sforza Nico überholte Finley auf seinem Weg in die Stadt, ohne ihm wirklich zu begegnen. Da er das geliehene Pferd ja auch wieder zurückbringen musste, hatte er Amadeo mitgenommen. Manchmal war es einfacher noch jemanden dabei zu haben dem man vertraute, gerade wenn man mit dem König Dinge zu besprechen hatte. Gewisse Dinge erledigte man besser nie allein. Zu Pferde nahmen sie nicht die offizielle Straße, sondern ritten quer über die Felder zur Stadt, was wesentlich kürzer war. Gerade als sie im Begriff waren durch das Stadttor zu reiten, kam Nico der Hauptmann der Wache entgegen. Er grinste breit, als er Nico hinter dem Tor zur Seite winkte und ihm bedeutete kurz zu ihm in die Wachstube zu kommen. Nico runzelte die Stirn, doch er stieg vom Pferd, so dass Amadeo mit zwei Pferden an der Hand dort stand. Nico bedeutete ihm, das geliehene Tier zurück zu den Stallungen zu bringen und ihn dann wieder abzuholen und der Mann zog ab. Als Nico die Wachstube betrat, scheuchte der Hauptmann gerade zwei Wachsoldaten hinaus, die Pause gemacht hatten. "Ihr schicktet mich gestern los, wegen der Genehmigungen der Schausteller...", erklärte er kurz, worum es ihm ging. Nico nickte abwesend, hatte daran schon gar nicht mehr gedacht. Rod hatte ganze Arbeit geleistet den jungen Mann aus seinem Gedächtnis zu vertreiben. Außerdem war die Wette bereits gelaufen und Nicos Interesse an dem vorlauten Feuertänzer schwand mit jeder Sekunde. "Ja, was hast du herausgefunden?" Wieder grinste der Hauptmann. "Nun, sie dürfen auftreten. Zumindest hat der König Gaukler und Schausteller in der Stadt erlaubt, doch der König hat große Angst vor Feuer. Diese Einlage wird ihnen für die nächsten Tage verboten. Mehr konnte ich nicht tun. Aber es ist etwas Anderes, was ich euch zu sagen habe..." Nico war schon jetzt gelangweilt, zumal sein Drang danach, sich für das unverschämte Verhalten zu rächen, bereits nicht mehr sehr stark war. "Was?", fragte er deshalb ungeduldiger als notwendig gewesen wäre. "Nun, es geht um den jungen Mann gestern." Von weiter hinten im Raum griff der Hauptmann eine Tasche, deren Inhalt er vor Nico auf dem Tisch ausbreitete. Bilder… Nicos Augenbraue wanderte in die Höhe. "Ach…? Woher kommen die?" "Von dem jungen Herren selbst. Wir haben ihn heute Morgen aufgegriffen, vor dem Haus eines selbsternannten Künstlers. Jonathan William Hodgson ist sein Name. Wir fanden dort sein Pferd auf der Straße und kurz darauf verließ er das Haus, um noch unbemerkt aus der Stadt zu reiten. Als Gaukler hat er damit gegen das Stadtrecht verstoßen und wir haben ihn gemäß geltendem Gesetz in den Kerker geworfen. Und wir fanden diese Bilder bei ihm. Jonathan ist ein Mann von zweifelhaftem Ruf müsst ihr wissen. Es gibt keine handfesten Beweise für diese schreckliche Art der Unzucht, doch es gibt Gerüchte.. und offenbar war er die ganze Nacht bei ihm. Heute Morgen im Kerker allerdings...", der Hauptmann machte eine Kunstpause, "berief er sich auf euch. Er wolle mit euch sprechen… Die Kerkerwache war irritiert, als dieser Taugenichts euren Namen erwähnte." Nico hatte schon während der Erklärung angefangen zu grinsen, jetzt lachte er lauthals los. "Ach ist das so? Er hat nach mir gefragt, nachdem ihr ihn hiermit angetroffen habt? Und wo ist sein Pferd?" "In den Stallungen. Es wurde konfisziert." Nico schüttelte lachend den Kopf. "Nun, auf diese Erklärung bin ich wirklich gespannt. Bringt mich zu ihm… wollen wir doch mal sehen, was ihn auf einmal nach mir schreien lässt." Denn Nico hatte das unbestimmte dumme Gefühl, dass hier jemand versuchte, seinen guten Namen dazu zu benutzen, um aus dem Kerker frei zu kommen. Einer Wache wurde der Auftrag gegeben Amadeo in Kenntnis zu setzen, sobald der wiederkam. Dann verließ Nico mit einer Gruppe Wachleute das Tor und machte sich auf den Weg zum Kerker. Eine Weile später stand er vor Kierans Zelle, die Bilder in der Jackentasche verborgen. Kieran Carney Man hatte immer das Gefühl, dass die Zeit viel zu schnell verging, aber in solchen Situationen schien sie endlos zu sein. Sekunden wurden zu Minuten, Minuten wurden zu Stunden, Stunden wurden zu Tagen. In der Ferne konnte man das Erwachen der Stadt hören, wie der Trubel am Marktplatz langsam zunahm. Das Fiepen einer Maus ließ Kieran kurz aufblicken. Das kleine graue Tier hatte sich offenbar einen Weg durch das Gemäuer gebahnt und suchte jetzt am Boden nach Brotkrumen, die einer der Gefangenen vielleicht liegen gelassen hatte. "hier ist nicht viel zu holen", murmelte Kieran dem Tier zu. Seine Gedanken wanderten zu Jonathan und das was er über das Zahlen des Preises gesagt hatte. Er war nicht so ganz schlau daraus geworden. Welchen Preis sollte er zahlen? Hätte er sich Dominico Sforza einfach so "hingeben" sollen, nur um in seiner Kunst weiter zu kommen? Nein. Denn das eigentliche Problem lag wahrscheinlich ganz woanders: wollte er überhaupt langfristig als "Feuertänzer" leben? Hatte er nicht eigentlich andere Träume? Er war eingenickt, schreckte jedoch auf, als er erst das Knarzen einer Tür dann Schritte hörte. Kieran blickte auf und war sichtlich überrascht. Er hätte nicht gedacht, dass Dominico Sforza tatsächlich kommen würde. Einen Moment konnte er nicht anders, als ihn nur anzusehen. Dann stand er auf und ging zum Gitter, trat dem Mann gegenüber, den er am vergangenen Abend wohl wirklich ziemlich vor die Füße gespuckt hatte. Er betrachtete das Gesicht des älteren, die Haare, die vornehme Kleidung, die Statur - er war ein gutes Stück größer als er selbst. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich Euch noch einmal sehe. Und ich hätte auch nicht gedacht, dass Ihr wirklich hierherkommt", stellte er leise fest. An den Augen des anderen konnte er deutlich sehen, dass er sich wohl lieber beeilen sollte. "Ich... entschuldigt die Umstände, aber ich..." Ja, wie sollte er es sagen. "Ich hatte gestern Zeit nachzudenken und ich wollte mich entschuldigen." Er lächelte kurz. "Als die mich einkassiert haben, kam mir die Idee, nach Euch zu fragen. Ich dachte nicht, dass es klappt, aber jetzt habe ich wenigstens die Gelegenheit, mich für mein Misstrauen und mein ... sagen wir ... unverhältnismäßiges Verhalten zu entschuldigen." Er sah ruhig zu Dominico Sforza auf. "Ich hätte wirklich nicht geglaubt, dass Ihr kommt", sagte er noch einmal, dann zögerte er. "Und würdet Ihr mir einen Gefallen tun?", fragte er dann noch. "Würdet Ihr meine Stute in Sicherheit bringen? Sie ist das Wertvollste, was ich besitze. Ich möchte sie nicht verlieren." Dominico Sforza Als Nico den Kerker betrat konnte er nur die Nase rümpfen. Die Mauern aus kaltem nacktem Stein sollten ja auch alles andere als angenehmen Aufenthalt bedeuten, doch das Stroh, das als Lager diente, war feucht und es gab keinen Lokus, den man benutzen konnte. Also stank es erbärmlich nach Unrat, den die Wärter eindeutig zu selten aus den Zellen fegten. Dennoch lief Nico weiter als könne ihm der Geruch nichts anhaben, der sich vor manchen Zellen mit dem von Alkohol und Erbrochenem mischte. Kieran hatte beinahe Glück gehabt. Seine Zelle hatte immerhin ein winziges Fenster, durch das frische Luft strömte und den Gestank auf ein erträgliches Maß herabsenkte. Als Nico durch die Stäbe sah erkannte er den jungen Mann wirklich und war beinahe noch einmal überrascht, da er mit so etwas wie einer Finte gerechnet hatte - doch vor ihm saß wirklich Kieran und musterte ihn anfangs so als habe er einen Geist gesehen. Dann kam er an die Gitterstäbe, er war eindeutig schon länger hier. Es veränderte jeden Menschen hier unten eingesperrt zu sein und meistens ging es sehr schnell. Viele wirkten geknickt und in sich zusammengesunken. So schlimm war das noch nicht, doch es war eindeutig zu sehen, dass es Kieran hier ganz und gar nicht gefiel. Also ließ Nico ihn reden und war von der Entschuldigung dennoch nicht wirklich überrascht. Kieran wollte hier raus oder wollte sonst etwas von ihm - nur zum Plaudern hatte er ihn sicher nicht in den Kerker bestellt. Dennoch war die Entschuldigung ein netter Nebeneffekt und er brachte Nico dazu, zumindest anzuhören, was Kieran von ihm wollte. Es war gar nicht mal die eigene Freiheit, sondern die seines Pferdes. Ein ungewöhnlicher Wunsch, aber keiner, der wirklich absurd war. Nico hatte den Einfluss das Tier für sich zu konfiszieren, zumal es nur eine Stute und kein wichtiger Hengst war. Sein Gesicht zeigte keine Regung, während er dort vor der Zelle stand und Kierans Monolog zuhörte. "Unverhältnismäßig", griff er schließlich Kierans Worte auf. "Ja, das kann man wohl so sagen. Ich bin sogar gewillt dafür zu sorgen, dass du aus dieser Zelle herauskommst, nur wird das ohne Gegenleistung kaum funktionieren, denn du brauchst einen Bürgen. Niemand deiner Gauklerfamilie kann das, denn dafür braucht es höhere Rechte als die deinen. Wenn ich also für dich bürgen soll, sei es auch nur für dein Pferd, bist du mir etwas schuldig. Und um zu zeigen, wie gut dein Wille ist, was dieses Tier angeht, erkläre mir doch mal, was du heute Nacht in der Stadt getan hast, so dass die Wache dich überhaupt angegriffen hat?" Kieran Carney Es war schwierig aus den grünen Augen seines Gegenübers abzulesen, ob seine Worte bei diesem zu einer Reaktion führen würden, oder ob jener sich einfach umdrehen und gehen würde. Kieran wusste, dass Dominico seine einzige Chance bleiben würde, Niamh, die braune Stute, die er, seit sie ein Fohlen war, sein Eigen nennen durfte, wiederzubekommen. Er hatte sich entschuldigt, nicht, weil er sich daraus Vorteile erhoffte, nicht weil er Dominico Sforza dazu bringen wollte, ihn hier womöglich auch selbst herauszuholen, sondern weil er sich wirklich für sein Misstrauen schämte. Und vielleicht würde seine Entschuldigung doch noch sein Pferd davor bewahren, ihm weggenommen zu werden. Er wusste, wie schnell das ging, dass man konfiszierte Pferde beiseiteschaffte und die eigentlichen Besitzer aufforderte, zu beweisen, dass das Tier ihnen gehörte. Aber wie sollte man das machen? Als der Größere schließlich etwas sagte, spürte Kieran sein Herz hart gegen seinen Hals schlagen. Er war nervöser, als er aussah und es sich selbst eingestehen wollte. Doch die Situation, in die er sich gebracht hatte, war denkbar beschissen. Als Dominico bestätigte, dass Kieran mit der Einschätzung seines Verhaltens recht hatte, lächelte er scheu. Im Nachhinein betrachtet hatte er sehr unüberlegt gehandelt, aber es war diese Geste in seinem Zelt gewesen, die ihn so auf die Palme gebracht hat. Das Gefühl, dass ihn jemand kaufen wollte. Er hatte einfach nicht damit umgehen können. Würde er jetzt seine wohlverdiente Standpauke erhalten? Überrascht blickte er den anderen an, als er die folgenden Worte hörte. Er war gewillt, ihn hier herauszuholen? Aber gegen eine Gegenleistung - nun natürlich. Umsonst und nur weil ihm seine Nase gefiel würde der andere das natürlich nicht machen, davon war auszugehen. Kieran nickte zu dem, was Nico ihm hinsichtlich des Bürgen erklärte. Und erneut trat Verwunderung in sein Gesicht, als sein Gegenüber von ihm verlangte, sich zu erklären. "Ich…", begann er etwas vorschnell, seine Gedanken noch nicht sortiert habend. "Wenn man es genau betrachtet, habe ich einfach nur verschlafen. Ich bin bei einem Bekannten eingeschlafen und habe die Glocke zur Sperrstunde nicht mehr gehört. Der Tag gestern war sehr anstrengend gewesen und während ich dagelegen habe, bin ich einfach nur eingeschlafen. Nun und morgens ist dem Hauptmann mein Pferd aufgefallen." Er zuckte mit den Schultern. Genauer wollte er nicht darauf eingehen, was er bei seinem "Bekannten" getan hatte. Er wollte Jonathan nicht noch Ärger machen. Fragend sah er den anderen an. "Aber sagt mir bitte, was ich tun muss, damit Ihr mein Pferd zurückholt. Was wäre ich euch schuldig?" Er zögerte kurz. "Und wisst Ihr, was hier wohl noch auf mich zukommen wird?" Er hatte keine Ahnung, was auf jemanden wie ihn zukam, wenn er sich zur Sperrstunde innerhalb der Stadtmauern aufhielt. Aufknüpfen würden sie ihn doch nicht gleich, oder? Dominico Sforza Nico lehnte sich zur Seite gegen die gemauerte Wand neben der Tür auf deren Innenseite noch immer Kieran stand. Während der junge Herr sich die ganze Zeit bemüht hatte nicht in dieses Abhängigkeitsverhältnis zu kommen, saß er nun mittendrin. Dem König war jemand wie Kieran egal und die Wachen hatten ihre ganz eigenen Intentionen, die Leute hier drinnen zu behalten. Das Schlimmste was Kieran also hier drin passieren konnte, und noch dazu das, was am wahrscheinlichsten war: man konnte ihn auch schlicht und ergreifend vergessen. Da der Hauptmann sicher nicht daran interessiert war, das Pferd wieder abgeben zu müssen, würde er Kieran so lange hier drin behalten wie er konnte - und wer außer den Gauklern ohne größere Rechte sollte nach ihm fragen? Es würde dauern, bis jemand vorsprach, der die Stellung hatte, Kieran wirklich herauszuholen. Das hier war Kierans Chance heraus zu kommen, die am wenigsten mit Unannehmlichkeiten verbunden war. Nicos Gesichtsausdruck blieb verschlossen und er ließ sich nicht anmerken, was er von der Erzählung hielt. Schließlich zuckte er beinahe beiläufig mit den Schultern. "Genau betrachtet hast du also nur verschlafen. Das klingt nach einem so anstrengenden Tag wie du ihn hattest sogar plausibel würde ich sagen…" Er schien das vollkommen ernst zu nehmen, zumindest so lange bis seine Augen sich leicht zusammenkniffen. "Du bist gestern schon verdammt unverschämt gegenüber bloßer Großzügigkeit gewesen - aber jetzt grenzt es wirklich an pure Dreistigkeit. Ich dachte, du willst dein Pferd wieder haben, und dir liegt etwas daran. Gut, wenn du selbst nicht hier raus willst, dann kann ich dich sicher nicht dazu zwingen. Ich meine, verschimmeltes Brot und Brackwasser, das ist sicher genau das, wovon man in den nächsten Wochen leben möchte. Ansonsten... hm, vielleicht stellt man dich nur an den Pranger, ich habe keinen blassen Schimmer. Ich befürchte aber fast, dass man dich einfach vergessen wird, denn dem Hauptmann gefällt dein Pferd und er will es gern behalten." Nico verschränkte die Arme vor der Brust. "Und ich werde nicht für deinen Gaul und noch viel weniger für dich bürgen, wenn jedes Wort aus deinem Mund nur die pure Lüge ist." Er hob die Hand, um jeden Widerspruch im Keim zu ersticken. "Oder zumindest einfach nicht die Wahrheit. Denkst du ich weiß nicht, wo man dich aufgegriffen hat? Vor wessen Haus? Und denkst du, ich hätte die hier nicht gesehen?" Er zog die Blätter aus der Jackentasche und ließ sie auffächern. Ein anerkennender Pfiff ertönte aus dem Kerker nebenan. Dort stand ein bereits älterer, ziemlich abgerissener Penner, dem man die kriminelle Vergangenheit schon an der Nasenspitze ansehen konnte. Nicos fragender Blick wandte sich wieder Kieran zu. "Du warst also bei einem Bekannten. In seinem Atelier. Zufällig... nackt. Lass mich raten, so bist du auch eingeschlafen?" Es war kein Neid in seiner Stimme. Natürlich waren die Bilder schön, aber es war im Grunde nur ein nackter Mann. Wie viel da wirklich Kieran und wie viel künstlerische Freiheit war konnte man nie genau sagen. Fakt war viel mehr, dass es diese Bilder waren, die Kieran das Genick brechen würden, nicht die Tatsache, dass er bei Nacht in der Stadt geblieben war. "Also, in meiner unendlichen Güte noch einmal die Frage: Was habt ihr in dieser Nacht bei Mister Hodgson gemacht?" Kieran Carney Würde dem anderen seine Erklärung wirklich reichen? Er konnte es kaum glauben. Kieran war mehr als bewusst, dass der Hauptmann wesentlich mehr in seiner Hand hatte, als nur die Tatsache, dass er sich wohl zur Sperrstunde innerhalb der Stadtmauern augfgehalten hatte. Und so treu ergeben, wie er gestern gegenüber Dominico gewesen war, konnte Kieran kaum annehmen, dass jener seinem Gegenüber nicht mehr über die Umstände seines Aufgreifens gesagt hatte. Kieran sah in die vor Ärger verengten Augen des anderen, als dieser erzürnt zu sprechen begann. Dann senkte er den Blick, als er die nun folgenden Worte vernahm, die ihm klar vor Augen führten, was auf ihn zukam - wohl noch im besten Fall. Und die Worte prügelten auf ihn ein, so schien es ihm - aber wohl zu recht. "So ganz stimmt das nicht", sagte er erschrocken doch die Haltung des anderen, die vor der Brust verschränkten Arme ließen ihn wieder verstummen. Als er jedoch der Lüge bezichtigt wurde, blickte er den anderen mit funkelnden Augen. Er hatte nicht gelogen, er hatte nur nicht … alles erzählt. "Aber...", setzte er an, doch zu einer protestierenden Antwort kam er nicht, denn die Geste des anderen war eindeutig, und so ließ er auch den Rest der Zurechtweisung über sich ergehen. Einen Moment hatte Kieran wirklich gehofft, dass Dominico Sforza das Bild noch nicht gesehen hätte, aber er hatte sich ja denken können, dass dem nicht so war. Sicher hatte der Hauptmann nicht nur die Bilder übergeben, sondern auch gesagt, wo er aufgegriffen worden war. Kieran wusste ja nicht, wie bekannt und berüchtigt Jonathan war - woher auch? Nun und dass diese Bilder - unter den falschen Gesichtspunkten betrachtet - die Frage aufwarfen, ob er sich nur ausgezogen hatte für den Künstler, oder ob nach dem Modeln auch noch ein anderes Programm an der Tagesordnung gestanden hatte, war Kieran durchaus bewusst. Und die Panik, die er eigentlich nicht hatte zulassen wollen, begann langsam aber sicher seine Kehle zuzuschnüren, als ihm Dominico das Bild vor Augen hielt. Den Mann, der in der benachbarten Zelle ihren Worten lauschte und sein Bild mit einem anerkennenden Pfiff kommentierte, schenkte er keine Beachtung, auch wenn er ihm am liebsten die das Maul gestopft hätte. Als Dominico sich zusammenreimte, was er bei Jonathan gemacht hatte, stieg ihm die Röte ins Gesicht. Wieder einmal sah sich Kieran in der Situation, dass das Gespräch mit Dominico Sforza in eine völlig falsche Richtung lief, dass das Gespräch wieder einmal scheiterte. Aber das durfte es nicht. Es war seine einzige Hoffnung, die aller einzige. Aber offensichtlich war noch nicht alles vorbei. "Ich habe ihm Model gestanden - mehr nicht, verdammt noch mal." In ihm wogte eine Welle aus Panik, vermischt mit dem Gefühl von Ohnmacht und einer ordentlichen Portion Wut. "Ich habe seine Bilder am Markt angesehen und er hat mich gefragt, ob ich ihm Model stehen möchte. Er hätte mich bei unserer Show schon gesehen und gezeichnet und meinte, er wolle seine Skizzen vervollständigen. Dass ich mich dafür ausziehen musste, hatte ich zunächst nicht gewusst. Aber es war in Ordnung, als er mich darum gebeten hatte. Es war... wir haben nicht... Ich ... Meine Güte, ich habe mich halt nackt von ihm zeichnen lassen. Ist das so schlimm? Sieht doch ganz gut aus. Und ja, verdammt, ich bin auch NACKT eingeschlafen. Na und? Er hat mich doch einfach nur gezeichnet, nicht mehr und nicht weniger. Bin ich deswegen ein Verbrecher?" Er wusste, dass jegliche Anzeichen von Homosexualität dem Henker wahre Freude bereiteten. Und er könnte noch froh sein, wenn er nur seinen Kopf dabei verlieren würde, nicht auch noch andere Körperteile oder langsames Verbluten oder im Vorfeld eine lange Reihe von Vergewaltigungen über sich ergehen lassen dufte. Aber darüber wollte er jetzt lieber nicht genauer nachdenken... "Ich wollte Jonathan keine Schwierigkeiten machen, deswegen habe ich es nicht gleich gesagt. Aber ich habe auch nicht gelogen." Kieran atmete tief durch. "Bitte", sagte er dann. "Ich will mein Pferd nicht verlieren." Er sah den anderen nun wieder ruhiger geworden an. "Und ich möchte auch nicht vergessen werden", fügte er etwas leiser noch hinzu. Lieber sollte ihm Dominico zumindest den Gefallen tun, ihm ein Messer dazulassen. Dominico Sforza "Natürlich..." Nico konnte sich ein süffisantes Grinsen nicht ganz verkneifen, während er wieder einen Blick auf das Bild warf und es so drehte, dass der Zuschauer in der Nachbarzelle ebenfalls einen guten Blick darauf hatte. "Nur Modell gestanden für einen Künstler mit einem so unglaublich zweifelhaften Ruf, dass sich die Wachen nur die Finger danach lecken, einen jungen Mann aus seiner Türe gehen zu sehen, um ihn Dingfest machen zu können." Er klappte das Papier wieder zusammen und steckte es erneut in seine Jackentasche, bevor Kierans Nachbar im Kerker noch auf schräge Gedanken kam, weil ihm der Sabber schon aus dem Mundwinkel tropfte. "Also gut." Er machte eine wegwerfende Handbewegung und entfernte sich von der Nachbarzelle, um sich gegen die Gitterstäbe zu lehnen. "Dann erkläre mir doch bitte jetzt, nach dem wir ja dieses kleine Detail über deinen Verbleib geklärt haben - was dich dazu bringt, zu einem Mann ins Haus zu gehen, dessen Absichten dich auszuziehen zweifelhafter nicht sein können, während du ganz offensichtlich zu feige gewesen bist, meine Einladung anzunehmen." Nicos Mundwinkel waren nach oben gezuckt, ihn interessierte diese Erklärung wirklich brennend. Während es zwar auch seine Intention gewesen war, zumindest den Versuch zu starten, bei Kieran zu landen, so hatte er sich für den Künstler ohne mit der Wimper zu zucken ausgezogen, während es ihm sogar zu viel gewesen war, Nico nur zu begleiten, der ihn zu nichts gezwungen und sogar bezahlt hätte. Diese Unstimmigkeit ließ Nico nun doch hellhörig werden und er wollte eine plausible Erklärung für das Misstrauen, das Kieran ihm entgegenbrachte. Er hatte keine Lust darauf nur seinen Namen zu verschwenden, um danach weiterhin einfach wie adeliger Abschaum behandelt zu werden, der er nicht war, auch wenn es ihm eigentlich egal sein konnte. Immerhin war Kieran ein niemand. Doch dessen Abfuhr hatte schon ziemlich an Nicos Stolz gekratzt. "Dann mache ich mir auch Gedanken darüber, ob man es als Verbrechen bezeichnen kann, am Morgen nach einer langen Nacht die Wohnung eines ganz offensichtlich dem männlichen Geschlecht zugetanen Künstlers zu verlassen, in der man sich vorher für Aktbilder entblättert hatte." Er konnte es nicht vermeiden, es noch einmal zu widerholen. Vielleicht auch, um es Kieran zu verdeutlichen, welche seltsame Fügung sich ergeben hatte. Vielleicht auch um ihn in seiner nächsten Erklärung zur Wahrheit zu mahnen - er hatte keine Lust mehr auf Spielchen. Kieran Carney Kieran merkte, wie die Wut in seinem Bauch sich von der Panik nährte, als er Dominicos Grinsen sah, die Reaktion auf seine ehrlichen Worte sah, wie der andere es ausnutzte, in welcher Situation er sich befand. Als Dominico jenem lechzenden Drecksack in der anderen Zelle, der ihn vorhin schon so dämlich angemacht hatte, das Bild zeigte, schloss er einen Moment die Augen, um tief durchzuatmen. Wenn dieser Widerling wagte, eine dumme Bemerkung zu machen, würde er ihm eine verpassen. Doch soweit kam es zum Glück nicht. Vielmehr schien Dominico Sforza es zu genießen, ihm seine Naivität aufzeigen zu können. "Denkt, was Ihr wollt, ich habe Euch gesagt, was passiert ist", sagte er leise. Er durfte seine Wut nicht überhand werden lassen. Er musste ruhig bleiben. Schließlich ging es hier um etwas. Und dass Dominico es genoss, ihn malträtieren zu können, hatte er sich ja selbst zuzuschreiben. Als Dominico wieder näher zu ihm kam, sich vor ihm an die Gitterstäbe lehnte, nahm er deutlich den angenehmen Geruch des anderen wahr, der sich von dem Gestank dieser Räumlichkeiten markant absetzte. Seine Augen blickten in die des anderen, als er die Aufforderung hörte, seinem Gegenüber zu erklären, weshalb er zu feige gewesen sei, seine Einladung anzunehmen. Kieran schluckte und senkte den Blick und schwieg. Sollte er wirklich erklären, weshalb er sich so vehement dagegen gewehrt hatte, das Angebot anzunehmen? Er haderte mit sich selbst. Es war ein wenig seltsam. Am vergangenen Abend hatte er mit sich gehadert, sich auszuziehen, jetzt befand er sich in einer ganz ähnlichen Situation - er sollte sich seelisch ausziehen. Aus seinen Gedanken aufgeschreckt, als Dominico ihm noch einmal klarmachte, dass er die Macht hatte, zu entscheiden, inwiefern sich Kieran strafbar gemacht hatte, sah er den anderen wieder an. "Ich kannte seinen Ruf nicht", stellte er noch einmal nachdrücklich fest. "Und es ist ja auch nichts gelaufen." Wieder schwieg er einen Moment, wägte die verschiedenen Möglichkeiten ab, die er hatte. Aber er musste die Wahrheit sagen, es half letztlich nichts. Auch wenn es bedeutete, dass er sich komplett ausziehen musste - mal wieder. "Es gab zwei Gründe, weshalb ich nicht mit Euch gegangen bin", begann er schließlich ruhig und leise. Es musste ja nicht gleich jeder hören, was er zu sagen hatte. "Der eine betraf das Angebot selbst. Wenn es ehrlich gemeint war, würde das bedeuten, dass ich die Chance bekommen hätte, mich als Akrobat und Jongleur in höheren Kreisen zu etablieren, dass ich mir unter Umständen einen Namen hätte machen können. Aber ich weiß nicht, ob ich das wirklich möchte. Denn eigentlich habe ich ganz andere Träume, als mein Leben lang immer als Akrobat die Leute zu belustigen. Ich möchte das nicht für ewig machen und immer von der Gunst anderer abhängig sein. Es bedeutet für mich einen enormen Freiheitsverlust und zugleich habe ich Sorge, dass meine eigentlichen Ziele damit in unerreichbare Ferne rücken." Ja, das war der eine Grund. Er wollte eigentlich Medizin studieren, den Menschen mit seiner Gabe helfen und nicht noch einmal erleben müssen, wie jemand, den man liebte, in den eigenen Armen starb - an einer dämlichen Grippe. Sicher, man konnte argumentieren, dass das eine das andere ja nur fördern würde. Aber hatte er in London wirklich die Chance, zu arbeiten UND zu studieren? Er wagte das zu bezweifeln. Er hatte eine Weile geschwiegen und spürte, dass Dominico auch den zweiten Grund hören wollte. Er sah ihn einen Moment an, dann senkte er wieder den Blick. "Der zweite Grund hängt mit Euch zusammen. Es ist...", begann er zögernd, "...dass ich Angst hatte, ja zu feige war." Er fuhr sich mit seinen Händen durch die Haare. Er sollte sich beeilen: Augen zu und durch. Und dann würde sich zeigen, wie ehrenhaft Dominico Sforza war. Oder ob er nun nur noch mehr Ärger bekommen würde. "Ich hatte Angst vor mir selbst, dass ich nicht wiederstehen kann. EUCH nicht wiederstehen kann. Ihr könnt nicht leugnen, dass Eure Absichten zweideutig waren. Und ich wollte mir das Gefühl ersparen, wie es ist, als Hure aufzuwachen." Er schnaubte. "Dafür sitze ich jetzt hier - auch nicht viel besser." Nur kurz blickte er in die Augen des anderen, schauend, wie die Reaktion war, aber er konnte dem Blick nicht standhalten. Ja, er hatte Angst gehabt, denn Dominico war genau der Typ Mann, den er als begehrenswert empfand. Und deshalb hatte ihn auch der Verdacht, jener könne mehr als nur seine Kunst begehren, so verunsichert und misstrauisch gemacht. Es war eines, einem Mann zu begegnen, den man begehrenswert empfand, und deshalb mit ihm im Bett landete. Etwas ganz Anderes war es jedoch, mit diesem im Bett zu landen, nachdem man Angebote bekommen hatte, sich beruflich fördern zu lassen. Und auch wenn er nur ein Mann ohne Rechte war, so hatte Kieran auch seinen Stolz. Dominico Sforza Auch wenn Kierans Nachbar noch immer an den Gitterstäben hing, um sie zu belauschen, hatte er jetzt keine Chance mehr dazu. Außerdem wurde vorn im Kerker gerade noch ein weiterer Gast gebracht, der sich lautstark darüber beschwerte. An anderer Stelle übergab sich ein Insasse lautstark, wohl weil er auch über Nascht hier drin gelandet war, weil er wegen zu viel Alkohol gepöbelt und randaliert hatte. So hatten sie beinahe ein bisschen Privatsphäre während sie sich unterhielten. Und Nico konnte deutlich sehen, dass Kieran mit sich haderte. Anscheinend gefiel es ihm ganz und gar nicht, gezwungen zu sein, die Wahrheit zu sagen. Hier an diesem Ort und in dieser Situation war es wohl auch nicht angenehm, doch Nico sah keine andere Möglichkeit Kieran dazu zu bringen, zumal sein Interesse daran wohl ohnehin nachgelassen hätte, wenn er den Kerker wieder verlassen hätte. Das, wozu er Kieran wirklich gebraucht hätte, war verstrichen, und der junge Mann hatte sich als so nervtötend und verschlossen im Umgang präsentiert, dass Nico es einfach nicht für notwendig gehalten hatte, noch einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Nur durch den Wachmann war er heute Morgen wieder darauf gekommen, sich Gedanken über ihn zu machen. Und jetzt, wo Kieran wieder und wahrscheinlich eher unbeabsichtigt sein Interesse geweckt hatte, wollte Nico keine Ausflüchte oder frechen Phrasen mehr hören. Es war Zeit für die Wahrheit, von der Nico nichts verschwiegen hatte, als er gestern mit ihm zusammengetroffen war. Er sagte nichts mehr, sondern wartete darauf, dass Kieran sprach und der ließ sich Zeit, so dass der Sforza fast im Begriff war, sich einfach abzuwenden und zu gehen, bis Kieran endlich über seinen Schatten sprang. Was er als ersten Grund zu hören bekam, klang gar nicht mal schlecht und sogar ziemlich ehrlich. Er wollte also nicht wirklich Künstler sondern etwas anderes sein. Ja, diese Sache konnte Nico erstaunlich gut nachvollziehen, er bekam sie immerhin jeden Tag vorgelebt. Blieb die Frage was Kieran eigentlich werden wollte, doch Nico hielt sich zurück. Dennoch drängte sich in ihm das Gegenargument auf, dass ein zuvorkommender höflicher Kieran, das auch bei einem Abendessen hätte sagen können, ohne dass Nico ihn verteufelt hätte. Doch Grund Nummer Zwei schien der wichtigere zu sein und den wollte Nico erst hören, bevor er irgendetwas sagte. Was er dann zu hören bekam, ging ihm runter wie Öl, und es brauchte schon eine gewisse Willensanstrengung, um nicht zu grinsen. Ja, Kieran war feige gewesen, das hatte er gemerkt. Doch neben dem puren Unwillen hatte Nico gestern kaum noch etwas Anderes gesehen. Dass Kieran ihm jetzt eröffnete, dass er ihm im Zweifelsfall nicht hätte widerstehen können, gefiel ihm. Er hatte nicht für den Sex bezahlt werden wollen, den Nico tatsächlich in Betracht gezogen hatte, wie Kieran richtig vermutete. Doch im Gegensatz zu Alessio war Nico in diesem Spiel nicht derjenige, der es um jeden Preis versuchte. Er war jemand, der es in Betracht zog, doch Alessio hatte es herausgefordert und wie auch immer er gestern Finley rumbekommen hatte, Alessio war skrupelloser, was dieses Spiel anging. Nico ging über einen gewissen Punkt nie hinaus, aber das konnte Kieran ja nicht wissen. Er musterte den jungen Mann noch eine Weile, der deutlich zusammengesunkener in seiner Zelle stand, als er ihn eben noch vorgefunden hatte, dann stieß er sich von den Gitterstäben ab und ging den Gang zum Wachzimmer hinunter. Es bedurfte keines Gespräches mehr, zumindest nicht von seiner Seite. Er wusste alles und es war genug, um zu entscheiden was zu tun war, alles andere konnte man in einem anderen Rahmen bereden, zum Beispiel dann, wenn sie Kierans Pferd abgeholt hatten und aus der Stadt ritten. Nico hatte nicht vor Kieran jetzt so leicht wegreiten zu lassen. Als er die Wachstube erreichte wartete schon der grinsende Hauptmann auf ihn. "Also?" "Lass ihn gehen und gib ihm sein Pferd zurück." Das war nun nicht die Reaktion, auf die der Hauptmann gehofft hatte. Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust. "Das Tier wurde konfisziert, es gehört jetzt der Stadt. Und er muss für das Verbrechen bestraft werden, das er begangen hat", versuchte er, das Gesetz zu zitieren; doch Nico winkte ab. "Lass gut sein. Ich werde für ihn bürgen und ich werde der Stadt", er betonte es so, das deutlich wurde, wen er mit "Stadt" meinte, "einige meiner Pferde schicken, so dass wir den Mangel, der offensichtlich herrscht, ausgleichen können. Also?" Die Miene des Mannes hellte sich auf, der nur um seinen neuen Besitz gefürchtet hatte. Er nickte langsam und ließ Nico ein Dokument unterschreiben, in dem er für den entlassenen Kieran bürgte, ehe der Hauptmann einen anderen Mann losschickte, der das Pferd samt Sattel und Trense aus den Ställen holen sollte. Nico und er kehrten zu Kierans Zelle zurück, wo das Schloss mit einem großen Schlüssel vom Bund des Kerkermeisters geöffnet wurde. Kierans Zellennachbar schien traurig zu sein, seinen "netten" Nachbarn zu verlieren, und auch der Hauptmann konnte sich einen nachdenklichen Gesichtsausdruck nicht verkneifen. "Ihr könnt froh sein, einen Fürsprecher wie Lord Sforza zu haben." Nico deutete gen Ausgang, um Kieran vorgehen zu lassen, und steckte dem Kerkermeister einen Beutel mit Münzen zu. Dieses arme Schwein lebte kaum besser als die Kerle, die hier einsaßen. Kieran Carney "Scheiße", fluchte er leise, seinen Kopf gegen die Gitterstäbe lehnend, an denen er sich festklammerte. Jetzt hatte er sich dazu durchgerungen, die Wahrheit zu sagen, und wofür? Dass Dominico Sforza sich einfach so ohne jeden Kommentar abwendete und ging. "Scheiße", entwich es ihm noch einmal. Aber was hatte er erwartet? Hatte er erwartet, dass der andere in Jubelschreie verfiel, wenn er hörte, dass Kieran ihn als begehrenswert empfand? Und was würde jetzt folgen? Niamh war verloren, er selbst würde hier verrotten oder wegen Unzucht den Kopf abgeschlagen bekommen. Er hätte sich doch prostituieren sollen gestern Abend, dann wäre er jetzt zumindest noch am Leben, auch wenn er sich nicht mehr ins Gesicht hätte blicken können. Jonathan hatte wohl recht gehabt, dass alles seinen Preis hatte und man sich überlegen sollte, welchen man selbst bezahlen wollte. Hätte er sich gestern auf Dominico eingelassen, wäre er jetzt nicht in dieser ausweglosen Situation. Kieran rutschte an den Gitterstäben hinunter, keine Kraft mehr spürend und im Glauben, seine letzte Chance verspielt zu haben. "Tja, Junge", hörte er den Mann in der anderen Zelle sagen. "Scheint ihm nicht gefallen zu haben, was du gesagt hast. Aber tröste dich, du darfst dich hier gerne ausziehen, wann immer dir danach ist." Das keuchende Lachen, das folgte, ließ vermuten, dass dieser Widerling nur bei dem Gedanken daran schon abspritzte. Doch so gerne er dem anderen jetzt das Maul gestopft hätte, so wenig Kraft spürte er momentan in sich. Als sich zwei Paar schwere Stiefel und ein klappernder Schlüsselbund seiner Zelle näherten, blickte er überrascht auf und stand behände wieder auf den Füßen, noch ehe die zwei Männer seine Tür erreicht hatten. Er war etwas verdutzt und doch pochte sein Herz mit einem Mal schnell und hart gegen seine Brust. Seine Augen suchten die des anderen, als der Kerkermeister die Tür öffnete und ihm gedeutet wurde, gehen zu dürfen. Kieran zögerte nicht lange und verließ diesen Ort der Trostlosigkeit nur zu gerne. "Ihr könnt froh sein einen Fürsprecher wie Lord Sforza zu haben", hörte er den Hauptmann sagen. "Das bin ich", entgegnete er schlichtweg, Dominico Sforza noch immer ein wenig verwundert, aber genauso dankbar ansehend. "Sehr sogar." Auf den Deut von Dominico hin, wendete er sich dem Ausgang zu und fühlte sich mit einem Mal so leicht, dass er das Gefühl hatte, hier heraus zu schweben. Er war mehr als erleichtert und froh darüber, sich zur Wahrheit durchgerungen zu haben. Er wusste nur noch nicht, welche Konsequenzen das haben würde. Er war nun in Dominicos Schuld und es würde sich erst noch zeigen, ob das gut war oder schlecht. An der frischen Luft atmete er tief durch und drehte sich, als er den Viertakt von Pferdehufen auf dem gepflasterten Vorplatz hörte. "Niamh", entwich es ihm und er ging die wenigen Stufen hinunter, die aus dem Gefängnistrakt auf den Vorplatz führten. Ein Wachmann übergab ihm die Stute, die ihn mit einem leisen Blubbern begrüßte, die Nüstern an ihn drückte und der er über die Blässe streichelte, seine Wange auf die Stirn seiner Stute legend. "Es ist alles gut, meine Kleine", sagte er leise zu der Stute, die mit einem bayerischen Brand wohl einzigartig in England war, und kraulte ihr sacht den Schopf. Doch ihm war bewusst, dass da noch jemand hinter ihm stand, und so beließ er es bei der Begrüßung, sich Dominico Sforza zuwendend. Ja, verdammt, dieser Mann war ganz grauenhaft attraktiv. "Ich danke Euch", sagte er und das erleichterte Lächeln würde heute wohl nicht mehr so schnell aus seinem Gesicht weichen. "Ich stehe in Eurer Schuld", stellte er dann fest. Ja, das tat er und er wusste nicht, welche Konsequenzen das noch für ihn haben würde. Aber das würde ihm der andere wohl gleich offenbaren. Dominico Sforza Als sie wieder vor der Zelle standen und Nico Kieran musterte, sah er, dass der junge Mann kaum davon ausgegangen war, ihn noch einmal hier zu sehen. Anscheinend hatte Kieran mit seinem Fortgang schon mit seiner Freiheit abgeschlossen - das war ein gutes Zeichen. Nico konnte es nicht leiden, allzu berechenbar zu erscheinen, und wenn Kieran ihn fürchtete oder sich zumindest seiner absolut nicht sicher war, dann mochte er es. Kaum war die Zellentür auf, war Kieran auch schon hinausgerannt, naja, mehr oder weniger edel zumindest. Auf dem Hof kam ihnen schon der Wachmann mit dem Pferd entgegen und für einige Minuten schien der junge Mann nichts außer seinem Pferd wahrzunehmen. Nico schüttelte dem Hauptmann zum Abschied die Hand und am Eingang des Gefängnishofes wartete bereits Amadeo mit seinem dunklen Hengst am Zügel. "Dann hoffe ich für euch, Lord Sforza, dass ihr diese gute Tat nicht bereuen werdet." Nico schmunzelte. "Ich kann mich auch immer noch geirrt haben mit meiner Einschätzung seiner Person, oder?" Denn Nico hatte nicht aus reiner Nächstenliebe gehandelt, er war kein geistlicher. Er war schlichtweg neugierig und wenn Kieran ihm erneut auf der Nase herumtanzen sollte oder ihn so brüskieren würde wie am Abend zuvor, dann war er schnell damit bei der Hand, seine gute Tat rückgängig zu machen. Doch Kieran machte nicht den Eindruck als habe er nur aus dem Wunsch heraus, den Kerker zu verlassen, gelogen. Und wenn Kieran aufrichtig war, konnte auch Nico aufrichtig sein. Wie du mir, so ich dir! – beschrieb sein Lebensmotto wohl äußerst passend. Er schlenderte die letzten Stufen der Treppe hinab in den Hof und stand kurz darauf hinter Kieran, der sich umdrehte als er endlich fertig damit war, seine Stute zu begrüßen. Ein hübsches Ding, doch Stuten waren für Nico nicht wirklich interessant. Sie standen auf den Weiden und trugen Fohlen aus - natürlich konnten sie auch geritten werden und Kutschen ziehen, doch für die Zucht spielten sie in Nicos Kreisen eine weit weniger wichtige Rolle. Deswegen ritt er auch einen seiner stolzen Zuchthengste, auf die er generell sehr viel gab. Ganz konnte er ein amüsiertes Lächeln nicht unterdrücken, als Kieran seine Situation so passend schilderte. "Ja, das tut Ihr." Nach dem Kieran sich ihm gegenüber respektvoll verhalten hatte, konnte er ihn ja auch wieder respektvoller behandeln. "Amüsant, muss ich sagen. Immerhin war es doch genau das, was ihr so krampfhaft habt vermeiden wollen, wenn ich das recht verstehe. Nun ja", er winkte ab während er sich in Bewegung setzte, davon ausgehend, dass Kieran ihm folgte. "Ich bin sicher, Ihr habt es eilig nach draußen ins Lager zu kommen, doch ich kann euch jetzt schon versprechen, dass daraus nichts wird. Es gibt ein gutes Badehaus hier in der Nähe, dort könnt ihr euch waschen und ich sorge für frische Kleidung. Danach werdet ihr mich zum König begleiten und mir erzählen, was es ist, dass ihr mehr wollt als ein guter Feuertänzer zu sein." Er machte eine Pause als er an seinem Pferd angekommen war, das in Anbetracht er Stute den Hals stellte, die Nüstern blähte und kurz darauf gefechtsbereit auf der Straße stand, den Schlauch ausgefahren und die Ohren deutlich gespitzt. Nico gab ihm einen sachten Schlag auf die Nase, die den Hengst davon abhielt sich der Stute zu nähern, doch seine offensichtliche Erregung war nicht zu übersehen. "Also bitte - seid mein Gast." Er hätte auch hinzufügen können, dass es wohl unklug wäre, das Angebot auszuschlagen, doch das wusste Kieran sicher schon selbst. Und Nico verlangte ja auch nichts Unmögliches von ihm, nur ein Gespräch. Das würde er wohl über sich bringen. Dass Nico schon wieder eine Art Befehlston angeschlagen hatte, war ihm zwar bewusst, aber es war nun mal nicht leicht, von einer auf die andere Art zu wechseln, wenn man den Mann, mit dem man umgehen wollte, nicht einmal kannte. Bei Rod konnte Nico sehr zärtlich sein, genauso bei seiner Frau oder anderen vertrauten - Kieran hatte sich diesen Status noch nicht erworben. Kieran Carney Das Lächeln des anderen beruhigte Kieran irgendwie. Es war eine etwas seltsame, ungewohnte Situation für ihn. Da erklärte er einem Mann, dass er ihn attraktiv fand und im Zweifelsfall ihm wohl nicht wiederstehen könnte, und wurde dann von eben diesem aus dem Kerker geholt, woraufhin er definitiv in dessen Schuld stand und diesem wohl auch irgendwie ausgeliefert war. Er wusste noch nicht so genau, was er davon halten sollte. Zunächst fühlte es sich noch nicht schlimm an und das Lächeln des anderen ließ ihn hoffen, dass es sich nicht noch als fataler Fehler herausstellen würde, sich diesem Mann "verkauft" zu haben. Und als habe der andere seine Gedanken gelesen, brachte er diese auch sogleich auf den Punkt. Ja, gestern hatte er es vermeiden wollen, diesem Mann zu nahe zu kommen, da er schwach hätte werden könnte, doch jetzt war die Situation anders. Er hatte einen anderen Dominico Sforza kennen gelernt, als den, den er sich gestern eingebildet hatte, zu sehen. Es würde letztlich noch zu entscheiden sein, welcher nun der echte Dominico Sforza war, aber Kieran hoffte inständig, dass es jener war, der gerade mit einem gewissen amüsierten Funkeln in den Augen gelächelt hatte. Kieran erwiderte nichts auf diese Feststellung, und konnte letztlich ja auch nichts erwidern. Was sollte er sagen? Dass er hoffte, Dominico Sforza wolle nicht Sex als Schuldentilgung? Dass er hoffte, nicht als Sklave behandelt zu werden? Alles Schwachsinn! Fakt war: Er hatte keine Ahnung, was der andere mit ihm vorhatte, aber jener hatte offensichtlich seine Pläne. Und das, was er gelernt hatte in den letzten ca. 18 Stunden war, dass er vielleicht einfach nur ehrlich sein musste, um mit dem Mann auszukommen, dem er wohl nun erst einmal zu Diensten sein würde. Ohne darüber nachzudenken folgte er Dominico, der in Richtung des prachtvollen Hengstes ging, der von einem Bediensteten gehalten wurde. Kieran mochte Hengste, sie hatten ihren ganz wunderbaren, eigenen Charakter und waren nicht so stumpf und langweilig wie Wallache und nicht so zickig wie Stuten. Aber bei ihnen in der Truppe einen Hengst zu halten, war schier unmöglich, weil man sie nicht passend von den übrigen Pferden separieren konnte. Niamh war ihm geschenkt worden, als sie noch ein Fohlen gewesen war. Und auch wenn sie hin und wieder ihre Tage hatte, war sie wohl das treueste Lebewesen, das Kieran je kennengelernt hatte. Sie verstanden sich blind. Kieran vernahm die Worte, die Dominico sprach und er nickte leicht hinsichtlich der Tatsache, dass er wirklich am liebsten in sein Lager reiten wollte. Er musste mit seinem Vater sprechen, sich seine Standpauke und Moralpredigt anhören und die Wogen glätten, bevor man sich ernsthafte Sorgen um ihn machen würde. Und er musste dringend etwas Frisches anziehen und noch viel dringender duschen. Doch letzteres schien Dominico in seinen Plänen bereits bedacht zu haben. Kieran blickte etwas verwirrt, als ihm klar wurde, dass er bereits fest in die nächste Tagesordnung offenbar integriert worden war. Und als er hörte, dass er vor den König treten sollte, war er erst recht überrascht. Wow, heftig. Gestern hatte er Dominico noch hohle Phrasen vorgeworfen, jetzt würde er dem König begegnen? Erneut beschlich ihm das Gefühl von Scham, am vergangenen Tag so heftig dem anderen vor die Brust gestoßen zu haben. Er war einfach überfordert gewesen, aber dass er sich so heftig daneben benommen hatte, das wurde ihm jetzt erst so richtig bewusst. Und so fiel ihm der schier unerbittliche, militärische Ton gar nicht weiter auf, den Dominico automatisch eingenommen hatte und den er wohl gewohnt war, bei seinem Gefolge einzuschlagen. Er empfand ihn in Anbetracht der Situation auch nicht wirklich falsch, schließlich hatte er, ob es ihm passte oder nicht, letztlich eingewillig, dass Dominico tun durfte mit ihm, was er wollte. Naja – fast alles! Außerdem war er zu verwirrt, wie schnell sich plötzlich sein ganzes Leben gewandelt hatte und aus den Fugen geraten war. Binnen weniger Stunden hatte sich alles irgendwie auf den Kopf gestellt. Und der Gipfel der Überraschung war, dass Dominico auch noch den Rest der Wahrheit hören wollte. Den Teil, den er vorhin noch ausgespart hatte: Was würde er lieber machen, als ein Feuertänzer sein? Niamh legte die Ohren an und schlug drohend mit dem Kopf, als der Hengst sich brüstete und vor ihr kokettieren wollte. Sie war nicht rossig und sollte sich der Hengst tatsächlich nähern, würde die Gute sich wohl kaum abhalten lassen, ihrer Geste mit Tritten und Zähnen mehr Ausdruck zu verleihen. Kieran nahm die Zügel mit einer Hand auf und strich ihr mit der freien Hand über den Hals. "Ruhig", sagte er leise und blickte wieder zu Dominico, der ihn in diesem Moment einlud, sein Gast zu sein. Gast? Hatte Kieran das richtig gehört? Irgendwie kam er sich noch immer überfahren vor. Er suchte die Grünen Augen des Mannes, der ihn gerade eingeladen hatte sein "Gast" zu sein und die Verwirrung musste ihm ins Gesicht geschrieben stehen. Gerade eben hatten sie noch darüber geredet, dass er in eine Abhängigkeit zum anderen gekommen war, und jetzt sollte er sein Gast sein? Nun, das hörte sich angenehm an, aber irgendwie hatte Kieran dann doch wohl eher damit gerechnet gehabt, von Dominico zu hören zu bekommen, was er machen, arbeiten, rackern, was auch immer tun sollte, um seine Schuld zu begleichen. "Natürlich", sagte er verwirrt. Er genoss das Bad, auch wenn er sich zügig wusch und reinigte. Es tat gut, den Gestank des Kerkers und den Schweiß des Vorabends loszuwerden. Er badete oder wusch sich zumindest jeden Tag. Menschen, die sich nicht pflegten, widerten ihn an. Und besonders wenn es darum ging, Patienten zu behandeln, war ihm Hygiene sehr wichtig. Und während er sich wusch, konnte er ein wenig Revue passieren lassen, was in den letzten Stunden geschehen war. Er konnte die Situation, in der er sich befand, noch immer nicht einschätzen, aber er nahm sich vor, so offen wie möglich damit umzugehen und einfach abwarten, was passieren würde. Dennoch schickte er sich, damit Dominico Sforza nicht unnötig warten musste. Der Bedienstete des anderen brachte ihm schließlich die Kleidungsstücke, von denen vorhin schon die Rede gewesen war. Kieran hatte auch ein paar schöne Kleidungsstücke, aber so etwas hatte er noch nie getragen. Die enge, aber sehr bequeme Reithose aus einem angenehmen grünen Stoff betonte seine schmalen Hüften, während der Wams in entsprechender Farbe und zeitgenössischen Verzierungen hoch schloss und ihm durch seinen Schnitt eine ungeahnte Grazie verlieh. Kleider machten Leute, das konnte man nicht anders sagen. Kieran blickte in den Spiegel und erkannte sich kaum wieder. Während er sich musterte, dachte er wieder an das Bild, das Jonathan von ihm gemalt hatte. Dabei fiel ihm auf, dass Dominico es noch immer haben musste. Bei Gelegenheit würde er ihn bitten, es ihm zurückzugeben. Wenig später begleitete er den Diener, der sich als Amadeo vorgestellt hatte, in die Eingangshalle des Bades, wo Dominico Sforza bereits auf ihn wartete. Jener musterte ihn und ohne darüber weiter nachzudenken drehte sich Kieran ein wenig. "Ich denke, so kann man mich als gesellschaftsfähig betiteln, was mein Ihr?" Dominico Sforza Nico war weit davon entfernt in Betracht zu ziehen, Kieran durch sexuelle Gefälligkeiten die Schulden zurückzahlen zu lassen. Das wäre zu einfach gewesen und nach seiner recht angenehmen Nacht mit Rodrego hatte er es nicht sonderlich eilig sich wieder auszuziehen, zumindest nicht vor diesem jungen Mann. Kieran war ihm schon gestern zu widerspenstig gewesen und die Dinge, die er zu hören bekommen hatte, brachten Nico dazu etwas zu tun, dass Kieran wahrscheinlich viel mehr stören würde als die bloße sexuelle Anmache. Sie mussten nicht weit reiten, um das Badehaus zu erreichen, und Amadeo kümmerte sich um die Kleidung. Sie war die eines erhobeneren Standards ohne direkt protzig oder offensichtlich zu teuer zu sein. Dennoch war sie schick und damit für die Augen des Königs keine allzu große Beleidigung. Henry hasste es, wenn vor ihm Leute aufmarschierten, die aussahen, als hätte man sie aus der Gosse gezogen, und das konnte Nico auch nur allzu gut verstehen. Nico wusste noch nicht ganz genau, was er mit Kieran beim König vorhatte, doch das hing wohl ganz davon ab, was Kieran ihm noch berichtete. Entweder würde er ihn als einen der Gaukler vorstellen und tatsächlich ein Engagement anpreisen, das beim Bankett des Königs in ein paar Tagen aufgeführt wurde, oder aber er würde das nehmen, was Kieran ihm sonst noch so bot. Während der junge Gaukler im Badehaus verschwand, wartete Nico in der Eingangshalle, die Beine übereinandergeschlagen. Er hatte sich einen heißen Würzwein servieren lassen und nippte daran, während er wartete. Amadeo hatte derweil die Kleidung, die Kieran im Kerker getragen hatte, in einen Beutel gesteckt, den Kieran in seinen Satteltaschen unterbringen konnte. Danach hatte Nico ihn gebeten den Sattel und das Zaumzeug der Stute mit einem Tuch ein wenig zu polieren. Kieran hatte natürlich keinen beschlagenen Sattel so wie Nico, doch es musste ja nicht sein, dass Pferd und Zaum aussahen, als seien sie gerade von einer Jagd zurück gekehrt. Amadeo hatte stets ein wenig Bienenwachs dabei, das auch auf der Reise mürbes Leder wieder geschmeidig machte, und so glänzte Niamhs Sattel und Trense bald so wie die der Sforza-Pferde. Als Kieran endlich aus dem Bad trat, sauber rasiert, das Haar wieder nach hinten gekämmt und vor allem weniger nach Scheiße stinkend, in einem doch recht ansehnlichen Aufzug, nickte Nico zufrieden und erhob sich. Dass Kieran beinahe vor ihm posierte nahm er zwar wahr, überging es aber geflissentlich. Entweder versuchte Kieran ihn zu beeindrucken, oder aber er hatte es unabsichtlich getan - oder aber er erhoffte sich eine Reaktion und die vermied Nico absichtlich. "Dann sind wir ja jetzt bereit zum Aufbruch." Er leerte den Becher in einem Zug während er Kieran einen halbvollen anderen Becher hinhielt. So hatte der noch die Chance, auch etwas zu trinken, ehe sie für eine ganze Zeit lang wohl auf dem Trockenen saßen. Manchmal ging es recht schnell, manchmal verbrachte Henry zu viel Zeit im Bett mit seinen Mätressen. Nico hoffte darauf, dass seine Majestät heute zügig dabei war, die wichtigen Dinge der Tagesordnung zu besprechen. Kieran Carney Kieran ergriff unwillkürlich den Becher und roch daran, bevor er ansetzte und ebenfalls trank. Hm, Alkohol, zumindest ein wenig. Er sollte vorsichtig sein, schließlich hatte er bis auf die Apfelstücke und zwei Bissen Brot heute Morgen seit dem vergangenen Mittag nichts mehr gegessen. Also trank er nur ein paar Schlucke und stellte den Becher wieder hin. Dann folgte er Dominico nach draußen. Dominico Sforza Auch wenn Nico nichts gegessen hatte - er war es gewohnt Wein zu trinken, nicht so anscheinend Kieran. Er beobachtete wie der junge Mann nur am Wein nippte und ihn dann wieder wegstellte. Ein gutes Zeichen für eine anständige Selbsteinschätzung, was dann die Sache mit Jonathan noch viel seltsamer machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)