Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 23: Ostern in Cambridge - Vertrauen ------------------------------------------- Dominico Als sich die Türe hinter Nico geschlossen hatte, musste er selbst schlucken. Das war sogar für ihn nicht nur ungewöhnlich, sondern absolut neu gewesen. Naja, fast neu. Man sagte schon mal viel, wenn der Tag lang war, vor allem, wenn man mit Frauen zusammen war, doch bei Kieran hatte Nico es so gemeint. Es waren seltsame Gefühle, die er empfand und die er nicht benennen konnte.. aber sie fühlten sich gut an und damit wollte er sie nicht unterdrücken. Noch immer etwas in Gedanken versunken ging er hinab in ihre Speisekammer, erschreckte dabei die beiden Küchenmädchen die noch immer da waren. Er winkte ab und nahm selbst ein Tablett, um Schinken, Brot und Käse darauf zu stapeln. Das Brot war frisch gebacken und der Schinken roch verlockend, doch Nico hatte gerade keinen großen Hunger. Er war zu verwirrt, wohl genauso wie Kieran. Es hatte keine Zukunft und doch spielte Nico es in Gedanken durch. Was wäre, wenn er Kieran öfter als nur dieses eine Mal zu sich holen können würde? Würde Kieran das mitmachen? Kieran würde es sicher nicht mitmachen, aber was wenn doch? Wie würde er es vertuschen können? Wie würde er Kieran an sich binden können und wie würde er diese Affäre und alles was sich daraus eventuell ergeben konnte verschleiern? Er schlug sich den Gedanken wieder aus dem Kopf, es würde nicht passieren. Es war zu abwegig. Kieran hatte sich schon dieses eine Mal überwinden müssen, aber mehrmals das tun? Sicher nicht! Schon aus der Angst heraus entdeckt zu werden. Er verabschiedete sich von den Mädchen, die beide immer noch puterrot angelaufen ob des halbnackten Mannes in der Küche dastanden und sich kaum rührten und lief wieder nach oben. Im Zimmer war Kieran noch immer nicht zu sehen, brauchte sicher eine Weile, um zu Alessios Zimmer und dann noch nach Fin zu sehen. So stellte Nico das Tablett auf dem Bett ab und schenkte zwei Kelche Wein ein, stellte auch die Baklava auf das Tablett, die er extra für Kieran gekauft hatte. Dann ging er zu einer Truhe hinüber und nahm ein Räucherfass heraus. Er entzündete die Kohle darin und nutzte Sandelholz als Geruchsträger. Es dauerte kaum lang, bis es im ganzen Raum sehr angenehm duftete. Langsam ging er zum Bett zurück und setzte sich, wartete auf Kierans Rückkehr und es dauerte nicht mehr lange bis er wirklich wieder ins Zimmer trat. Er sah etwas verwirrt aus und seine Kleidung war wirklich zu groß für Kieran. Er musste unwillkürlich lächeln und es war ein offenes und ehrliches Lächeln. Es fiel ihm schwer, die kühle Arroganz jetzt auszupacken und sie war auch eigentlich absolut fehl am Platze. "Und, hat er ihn schon gelyncht? Oder lebt er noch?" Natürlich wäre Kieran kaum wieder hier und so ruhig wie er jetzt in der Tür stand, wenn das der Fall gewesen wäre. Oder bildete sich Nico nur ein, dass Kieran ruhig war? Vielleicht. Um etwas zu tun und ihn nicht anzustarren, als würde er ein schönes Kunstwerk anstarren, deutete er auf das Tablett. "Ich habe ein bisschen was geholt. Ich hoffe das reicht und macht dich satt." Und ja, es stimmte sogar - er hatte es SELBST geholt. Während Kieran näher kam, musste Nico unweigerlich an das Bild denken, dass Johnathan von ihm gemacht hatte. Es war der Realität sehr erstaunlich nah. Ja, eigentlich war es ein perfektes Bild von einem perfekten Körper, der perfekte Lust bereiten konnte. Ja, seine Gedanken schweiften eindeutig ab und es wurde sogar ihm selbst langsam absurd, was er dachte. Doch er ließ sich gern mitreißen mit seinen Gefühlen und genoss sie, wenn er sie fühlte. Er hatte sich halb auf dem Bett ausgestreckt, auf den Arm gestützt und zu Kieran aufsehend. "Also.. was fangen wir an, mit dieser angebrochenen Nacht?" Kieran Tief atmete Kieran durch, bevor er die Türklinke hinunterdeückte. Sollte er nicht lieber... aber sein Körper entschied für sich, gegen die Vernunft und so trat er in das Zimmer. Der angenehme Geruch, der ihm entgegenschlug, ließ ihn auf eigentümliche Art und Weise vergessen, dass er vor nur wenigen Sekunden noch den Gedanken gehabt hatte, vielleicht doch besser zu gehen, um sich nicht zu tief, zu emotional auf diese Nacht einzulassen. Und war es ihm noch einen Moment schwer gefallen, die Klinke zu drücken und die Tür zu öffnen, so war diese Schwere wie weggeblasen, als er Dominico erblickte - nur mit Hose bekleidet, mit diesen schönen grünen Augen ihn ansehend, mit diesem wundervollen Lächeln auf den Lippen. 'Nur eine Nacht', dachte er. 'Und die Frage ist doch eigentlich eher die, wie ich dir gerecht werden könnte und zwar jemals.' Aber er sprach den Gedanken nicht aus. Während er seinen Koffer an der Wand abstellte, fragte Dominico nach seinem Bruder und Fin. "Gelyncht hat er ihn noch nicht", sagte er mit einem Lachen in der Stimme. "Aber die Stimmung war angespannt und unterkühlt." Er trat zum anderen, um sich direkt vor ihn zu stellen. Dominico deutete auf das Essen, das er geholt hatte. Kurz sah er auf das köstlich riechende Brot, den Schinken, den Käse. "Das wird es, danke", sagte er und sah den schönen Mann wieder an. Gab es durch die Worte des anderen eine Distanz in Vergleich zu vorher? Dann sollte er diese so schnell wie möglich beseitigen! Er wollte eine schöne Nacht haben, eine einzigartige. Und danach? Würde er leiden, das wusste er. Aber das nahm er in Kauf, er hätte ja vorhin auch gehen können. Und so lächelte er, als der andere ihn fragte, was sie noch mit dieser Nacht anstellen wollten, setzte sich kurzerhand auf dessen Schoß und küsste ihn, erst sanft, dann verspielter, und drückte ihn dabei rücklings aufs Bett. Er atmete tief ein, als er sich wieder löste, vertrieb damit die Schwere aus seinem Herz. Seine Augen suchten die des anderen. "Ich denke, uns wird das ein oder andere schon einfallen." Sein Lächeln wurde zu einem schelmischen Grinsen. Dann richtete er sich wieder auf, strich Dominico über die Brust. Dann rutschte er ihm aber vom Schoß und drehte sich dem Essen zu. "Aber erstmal brauche ich Stärkung." Er nahm das Brot und brach sich ein Stück davon ab, dann roch er daran, bevor er kostete. Gutes Brot war etwas Wundervolles. Seine Mutter konnte nur backen, wenn sie über den Winter ein festes Quartier hatten, sonst lohnte es sich nicht, einen Ofen zu errichten. Er drehte sich zu Dominico, der sich wieder aufgesetzt hatte, dann rutschte er zu ihm, um sich an ihn zu lehnen, das Tablett so positionierend, dass es auch erreichbar für ihn war. "Erzähl mir von deinem persönlichen Italien", sagte er, während er von dem Käse zwei Stückchen abschnitt, und eines davon dem anderen vor den Mund hielt, während er ihn fragend ansah, ob er auch etwas wollte. Dominico "Unterkühlt... soso..." Nico nickte nachdenklich, doch es war eigentlich klar gewesen, dass nach dem Diebstahl und der Zugehörigkeit zu den Rebellen, keine romantischen Gefühle hochkommen könnten. Naja, es war das, was er ohnehin geahnt hatte. Alessio würde sich eine solche Chance nicht entgehen lassen. Etwas Ernstes fühlte er wohl kaum für Finley, auch keine aufrichtige Anerkennung wie Nico für Kieran hatte. Alessio war praktisch, sah den Vorteil darin, einen Rebellen bei sich zu haben und es war mit Sicherheit die Taktik seines Bruders, an Informationen zu kommen. Nico konnte es nur recht sein, immerhin profitierte auch er von seinem Ränkespiel. Er wollte Kieran schon Platz machen, doch Kieran wollte gar keinen Platz, sondern schien sich damit zufrieden zu geben, auf Nicos Schoß Platz zu nehmen. Nico grinste als Kieran ihn küsste und schloss dann genießend die Augen. Dem Druck folgend ließ er sich aufs Bett sinken und zog Kieran mit, die Arme um seine Hüfte gelegt. Es war mit jedem Mal schwerer ihn zu entlassen, doch Nico ließ Kieran frei, so dass der sich dem Essen widmen konnte. Er wollte gar nicht mehr als das, wollte Kierans Nähe spüren und für diese Nacht Kieran in seinen Armen halten. Und genau das bekam er jetzt als Kieran sich das Tablett heranzog und sich so vor Nico platzierte, dass der ihn im Arm halten konnte. Ja.. das war angenehm. Beinahe gehorsam öffnete er den Mund und ließ sich mit dem Käse füttern. Er hatte zwar keinen großen Hunger, aber gefüttert werden war schon angenehm und Nico ließ es gern geschehen. Kierans Frage überraschte ihn dann aber und er kaute nachdenklich. "Meinem persönlichen Italien..", echote er, während er überlegte wie Kieran das wohl meinen konnte. "Hmn.." Er schlang eine Hand um Kierans Tallie und streichelte sacht durch das weiche Hemd über Kierans Bauch. "Es ist wunderschön.. und gleichzeitig so fremd wenn man eine Weile hier gewesen ist. Dort laufen die Uhren anders." Er zuckte die Schultern. "Außeredem kannst du Italien und Rom nicht vergleichen. Gut, meine Familie stellt die Herzöge von Mailand. Wir herrschen über einen großen Teil Norditaliens und eigentlich geht es uns sehr gut.. doch diese Borgia Familie hat uns Nerven gekostet.. und auch wenn ich ihn selbst kaum noch gekannt habe, so war Rom doch ein besserer Ort als sie tot waren. Aber diese politischen Dinge interessieren dich sicher nicht, oder? Wie ist also mein Italien.." Er schien eine Weile darüber nachzudenken. "Ich mag die allgegenwärtige Geschichte des Landes. Die Römer haben uns viel Wissen hinterlassen und viele atemberaubende Städte. Und sie haben uns stolz gemacht.. doch das Italien, über das sie herrschten gibt es nicht mehr. Wir sind viel mehr viele kleine Herzogtümer, die alle dem Papst im Vatikan treu ergeben sind. Zumindest dann wenn der Papst im Sinne der Familien handelt. Mein Italien, also die Lombardei.. sie ist wunderschön. Es ist Hochland, keine ebene. Viele Hügel, über die man herrlich reiten kann, und unser Familiensitz ist ein wunderschönes Anwesen mit weitläufigen Gärten drum herum. Meine Kinder wachsen dort auf, sie genießen es sehr. Es würde dir sicher auch gut gefallen. Ich liebe es, im Sommer ausgedehnte Ritte durch unsere Ländereien zu machen. Im Süden gibt es große Felder und es gibt Wein. Die Trauben zur Lese sind lecker. Der Wein den wir daraus machen noch viel besser.. ich habe noch welchen da, vielleicht kann ich dir eine kleine Flasche mitgeben. Dann kannst du ihn deinen Eltern schenken, die freuen sich sicher darüber. Und ansonsten.. Italien ist einfach so viel lebendiger als England. Ich vermisse den Umgang. Mehr Emotion, mehr große Gesten. Mehr.. naja, italienische Mentalität. Hier ist alles sehr steif und mehr hinter dem Rücken. Was meinst du, du hast sicher schon viel gesehen." Kieran Die Arme, die ihn umfasst hielten, die Wärme des anderen, die er durch den Stoff spürte, die Finger, die ihn streichelten - Kieran war froh, zum einen nicht gegangen zu sein, zum anderen, dass die Worte, die ihn hatten so schwermütig werden lassen, vom anderen nicht weiter thematisiert wurden und er sie unter den Tisch hatte fallen lassen können. Das hier - so zu sitzen, sich so nahe zu sein, sich so vertraut zu sein - das war einfach nur schön. Und Grashalm war er hier, um das zu genießen, auch wenn es nur für eine Nacht war. Während er der Antwort lauschte, aß er langsam vom Brot, dem Käse und Schinken. Hin und wieder bot er auch dem anderen etwas an. Kieran musste schmunzeln, als der andere erstmal versuchte, sich zu sortieren, seine Frage erstmal zu erfassen. Und es wunderte ihn erstmal nicht, dass Dominico mit politischen Aspekten begann. Es zeigte ihm nur deutlich, dass die Politik wirklich einen erheblichen Teil des anderen ausmachte. Dominico hing wahrscheinlich täglich in diesem Spiel der Mächte fest, in dem man oft mit dem falschen Wort oder sogar auch nur falschen Blick sich oder auch viele andere ins Unglück stürzen konnte. Dass Rom und Italien zweierlei war, das wusste er. Daher nickte er zu den Worten. Er erfuhr, das Dominico im Mailänder Raum seine Familie hatte, dass es ihnen gut ging, womit er wohl seinen Reichtum meinte, und dass seine Familie Probleme mit den Borgias gehabt hatte. Er konnte sich nur bedingt erinnern, den Namen gehört zu haben, er steckte ihn nach Spanien. Aber wirklich viel wusste er nicht davon. Es waren wohl die üblichen Intrigen und Streitereien, die in diesen Ebenen und Familien auftraten. "Nein, das meinte ich nicht", bestätigte er dem anderen. "Die Politik ist sicher, was dein gesamtes Leben geprägt hat, aber ist es wirklich dein persönliches Italien?" Dominico schien sich neu zu sortieren und Kieran ließ ihm die Zeit, aß noch etwas Brot und naschte noch etwas Schinken, der göttlich schmeckte. Es schien dem anderen wirklich schwer zu fallen, das Politische zu abstrahieren. Die Geschichte Italiens? Die Antike? Er sah Nico etwas skeptisch an. Er sah eher, dass man sie mit Füßen trat und die alten Gebäude verkommen ließ. Tempel der heidnischen Götter wurden abgerissen und Kirchen darauf errichtet, um Exempel zu statuieren. Kieran konnte nicht sehen, dass das Andenken an das Volk, das einst das Zentrum der Welt gewesen war, wirklich erhalten, nein eher nur missbraucht wurde. "Ja, Städte wohl und Wissen, aber vieles wird mit Füßen getreten ", warf er ein und lächelte nun, "und stolz seid ihr wahrlich." Dann ließ er Nico aber weiterreden. Und endlich, nach den Ausführungen zum Papst, kam er zu dem Punkt, den er hatte hören wollen. Dominico kam zu der Landschaft, in der er aufgewachsen ist. "Jetzt sind wir richtig", sagte er leise und lauschte den Worten, sich an den anderen lehnend. Kieran war der Überzeugung, dass nichts einen so prägte, wie das, wie man in seinen Kindheitsjahren aufgewachsen war. Und Dominico zeichnete ihm nun verbal ein Bild davon, das Kieran vor seinem inneren Auge malte, auf Wissen zurückgreifend, das er selbst aus frühster Kindheit hatte. Er sah Nico auf einem ähnlich prächtigen Tier wie neulich in Cambridge, wie er durch die weiche, warme Landschaft ritt und das Gefühl von Freiheit genoss. Ein schönes Bild war das, ein Bild, das er sich bewahren würde, sollte er Dominico jemals wieder mit dem ernsten Gesichtsausdruck eines Mannes sehen, durch dessen Hände Menschen starben. Und die Kinder, die in diesem Bild durch die Worte des anderen gegenwärtig wurden, störten ihn nur einen Augenblick. Er wusste, was es mit Nicos Ehe auf sich hatte. Und die Kinder konnten sich glücklich schätzen, nicht hier sein zu müssen. Hier, wo sie vielleicht deutlicher merken würden, wie die Situation um ihren Vater und ihre Mutter war. Als der andere ihn ansprach, holte ihn das aus seinen Gedanken. Er lächelte. "Da hast du wohl recht", sagte er. "Italien ist lebendiger, wortreicher und impulsiver. Die Engländer haben einen Stock verschluckt, aber immerhin verfügen sie noch über genug Humor, um dich selbst auch so zu reflektieren. Der Humor geht zum Beispiel den Deutschen zumeist ab. Dafür sind die direkter." Er sah den anderen an. "Und, ja es würde mir gefallen. Ich habe gerade Sehnsucht nach dem Süden bekommen", gab er lächelnd zu. "Ich erinnere mich an Italien nur bedingt, wir waren dort viel unterwegs als ich noch ziemlich jung war. Aber Italien löst bei mir immer ein Gefühl von Gelassenheit, Wärme und Herzlichkeit aus. Italien schmeckt nach Wein, salzlosem Brot, nach Thymian, Salbei, Knoblauch und Basilikum und riecht nach einer Mischung von Lavendell, Rosmarin und Erde." Er überlegte kurz. "Wir hatten vor, uns im Spätsommer auf den Weg dorthin zu machen. Jetzt kommt London dazwischen. So bald werde ich es wohl nicht sehen." Er lächelte sacht. "Ich verstehe, dass du es vermisst. Ich vermisse die südlichen Länder auch. Meine Mutter und auch seine anderen Frauen hängen meinem Vater schon lange in den Ohren, aber er ist Engländer und begreift dieses als seine Heimat, obwohl sonst keiner von uns hier geboren ist." Dominico Eigentlich benutzte Nico ja gern das gute Essen in diesem Hause um die Dame oder den Herrn der Wahl ein wenig um den Finger zu wickeln - hier war das gar nicht nötig gewesen. Doch Kieran sah so aus, als hinterließe der gute italienische gesalzene Schinken den gewünschten Effekt - Kieran schloss genüsslich die Augen als er kaute. Der Käse war aus Ziegenmilch, aber auch sehr mild und damit auch für englische Gaumen nicht all zu fremd, wobei das bei Kieran kaum eine Rolle zu spielen schien. Der junge Mann machte den Eindruck alles essen zu können, solange es ihm schmeckte - er machte sicher keinen Unterschied nach Region, wie manch andere das taten. Und während Nico noch sprach, zog er das Tablett mit dem süßen Gaz näher, von dem er sich eines zwischen die Zähne schob. Die weiche weiße Zuckermasse, gespickt mit Pistazien schmeckte nach Rosenwasser und Sonne. Er konnte nicht genau sagen warum, aber es schmeckte herrlich, und Nico schloss die Augen während Kieran über das Italien erzählte, das er wahrgenommen hatte. Ja, er selbst kam kaum heraus aus diesem politischen Denken, es war nunmal sein Leben schon immer. Und das, was er über die wirklich schönen Dinge des Lebens dachte, war bisher einfach nur uninteressant gewesen, zumindest für die Leute, mit denen er zusammen war. Niemand sah die Schönheit der Natur, niemand interessierte sich für das Gefühl in den Weingärten umherzuwandern und die Trauben vor der Lese zu essen, während die Sonne unterging. Sich zu lieben in diesen endlosen weiten Landen unter dem blauen Himmel... Nico kam ins Schwärmen und musste sich zusammenreißen, um im hier und jetzt zu bleiben. "Naja, wer weiß. Vielleicht ergibt es sich in Zukunft wieder, ich könnte.." Doch er brach ab und schwieg eine Weile ehe er sich erneut sammelte. "Du weißt, dass ich dieses Angebot mit London nicht gemacht habe, um dich heute hier her zu bringen.. und ich würde auch kein anderes Angebot machen, um mich hierfür zu bedanken oder es erneut einzufordern, das weißt du, oder?" Er konnte Kieran nicht ansehen, doch seine Hand hatte innegehalten damit Kieran zu streicheln und er schien beinahe auf eine Reaktion zu warten. "Ich meine nur.. wenn du Italien vermisst oder Spanien oder.. alles andere am Mittelmeer, dann könnte ich es vielleicht so legen, dass du mich auf eine dieser Reisen begleiten kannst." Nun, sicher nicht nach Italien, zumindest nicht in das Haupthaus ihrer Familie. Wobei es Kieran schnell egal werden dürfte, wenn er sah, wie das Ehepaar Sforza miteinander umging. Es war eine höfliche und herzliche Familienatmosphäre, doch es war eben so als würden Geschwister die Kinder von verstorbenen Ehepartnern aufziehen. Natürlich schlief Nico im ehelichen Bett und nicht selten war es dabei durchaus zu einigen Szenen gekommen, die von Leidenschaft und Lust geprägt waren - immerhin hatte Nico es auch geschafft zwei Kinder zu zeugen. Doch sie liebten einander nicht und deswegen waren sie auch so lang getrennt. Aber seine Frau und seine Kinder waren nicht immer in ihrem Landhaus, sogar eigentlich fast nie - denn auf dem Land war es langweilig und seine Frau weilte lieber in Rom, wo sich mehr des interessanten Lebens abspielte und die Kinder in den Schulen des Vatikan besser aufgehoben waren. Nico schüttelte die Melancholie ab und nahm sich ein weiteres Stück der herrlich süßen Zuckermasse. "Ich bin sicher, du wirst das Meer und die Wärme schon bald wieder erleben. Nach London wird deine Familie viel Geld haben und dein Vater kann seinen Frauen kaum so lange widerstehen, wenn sich finanziell eine kleine Auszeit arrangieren lässt, oder?" Er wollte wieder zu einem lockeren Thema zurückkommen und er strich Kierans oder besser: sein Hemd über Kierans Schulter hinab, weil es ihm ohnehin zu weit war. Warme Lippen senkten sich auf Kierans Schulter und seine Lippen küssten sich ihren weg hinauf zu Kierans Hals bis zu seinem Ohr. "Ich könnte dir nicht lange widerstehen, wenn du mich so inbrünstig um etwas bitten würdest.." Kieran Als Dominico sich von dem "orientalischen Honig" - unter diesem Namen kannte Kieran diese kleine Sünde - nahm, war für Kieran klar, dass er nun davon auch essen durfte. Als erster hätte er sicher nichts davon genommen. Das war eine Delikatesse, die sicher vom Ostermarkt war. Er hatte das süße... ja wie sagte man? Gebäck? schon einmal gegessen, aber noch nicht oft. Er hatte eine schöne Erinnerung aus seiner Jugend daran, als er mit Fatih vor einem Marktstand gestanden hatte und ihnen das Wasser im Mund zerlaufen war. Aber sie hatten es nicht geschafft, ihren Vater davon zu überzeugen, ihnen etwas davon zu kaufen. Der Geruch, der davon ausging, hing ihm jedenfalls schon lange in der Nase und in ihm wuchs die Vorfreude darauf, selbst davon zu essen. Dominico schienen seinen Ausführungen zu Italien mit in Erinnerungen genommen zu haben und sie schwiegen einen Moment. Kieran schob das Tablett mit dem Schinken, dem Brot und dem Käse ein wenig weg. Er war satt, auch wenn er nicht die großen Mengen gegessen hatte, aber es reichte ihm. Und die zuckrige Süßigkeit würde er ja auch noch kosten. Als Dominico zu sprechen begann, verstummte er jedoch in seine Bewegung. Hatte Dominico gerade sagen wollen "er könnte ihn.. ja was? Mitnehmen? Mit ihm nach Italien reisen? So einfach war das nicht... Das wusste Nico doch. Welche Berechtigung hätte er? Und wieso sollte Nico ihm das möglich machen? Wieder waren diese Worte von vorhin wieder in seinem Ohr. Er wagte nicht, den anderen anzusehen, dessen Bewegungen ebenfalls inngehalten hatten. Und jetzt sagte er etwas, was Kieran überraschte. Dominico wolltte von ihm bestätigt bekommen, dass er ihn mit seiner Weichenstellung für London nicht gekauft hatte und er sich hier nicht prostituierte? Und er wollte klarstellen, dass er auch sonst nichts tun würde, um Kieran zu "kaufen"? Er lächelte und sah den anderen kurz über die Schulter an. "Das weiß ich, Dominico", sagte er. "Keine Sorge, das weiß ich sicher." Er war freiwillig hier. Er war hier, weil er die einmalige Chance wahrnehmen hatte wollen, mit diesem Mann, der ihn so sehr verwirrt hatte bei ihrer ersten Begegnung, eine Nacht zu verbringen. Reiner Egoismus war sein Aufenthalt hier, reiner, selbstzerstörender Egoismus. Einen Moment überlegte er, ob er dem anderen seine Schuld noch einmal bestätigen sollte, aber das wollte er nicht noch einmal auf den Tisch bringen. Kieran wusste, dass er Dominico noch etwas schuldig war. Aber er würde das nicht mit seinem Körper begleichen, definitiv nicht. Und Dominico würde das auch nicht wollen, das wusste er. Als Dominico fortfuhr, ihm zu erklären, dass er ihn mitnehmen könne, wenn er das wollte, lächelte er. "Das hast du mir bereits heute Nachmittag angeboten", sagte er ruhig und lehnte sich an den anderen. "Wir werden sehen, was die Zukunft bringt", sagte er dann leise, nachdenklich. "Wenn ich ein Arzt bin, dann würde das Sinn machen und dann würde ich das Angebot gerne annehmen. Aber erst einmal sind andere Dinge zu tun, damit es soweit kommt." Ja, er musste erst einmal seinen Weg finden, um diesen Traum, Arzt zu werden, zu verwirklichen. Er war seines eigenen Glückes Schmied und er würde seine Chancen nutzen, von einem einfachen Gaukler zu einem Arzt zu werden, sofern er die Möglichkeit bekam. Er würde abwarten, was in London geschah, ob er irgendwie die Möglichkeit bekommen würde, den Beruf des Arztes zu lernen, vielleicht sogar zu studieren. Wenn er das nicht schaffen würde, welchen Grund gäbe es dann für Dominico, ihn auf eine solche Reise mitzunehmen? Welchen Grund gäbe es dann überhaupt, mit jemandem wie ihm Kontakt zu halten? Keinen. Dominico und er hatten - gesellschaftlich betrachtet - nichts, was sie verband. Sie lebten in völlig verschiedenen Welten. Es gab keinen Grund für sie, ihre Bekanntschaft weiter zu forcieren. Aber wenn er es schaffen würde und den Fuß in die Tür stecken könnte, um in London ein Arzt zu werden, dann sähe die Welt anders aus. Kieran gab sich nicht der Illusion hin, dass sie je auf gleicher Augenhöhe wären, aber vielleicht würde man sich wenigstens hin und wieder sehen. Und allein wenn sie ein wenig miteinander reden können würden, wäre das doch eine schöne Sache, oder? "Nach London sieht die Welt anders aus, und wenn ich es nicht schaffe, Arzt zu werden, dann begleite ich meine Eltern in den Süden." Ja, dann würde er weiter das tun, was er wirklich gelernt hatte. Menschen mit seiner Akroatik zu unterhalten. Und dann würde er weit weg wollen, um nicht mehr dem Mann begegnen zu müssen, der ihm eine Chance gab und die er dann verpatzt haben würde. Denn dann würde er Dominico nicht mehr in die Augen sehen können. Dominico riss ihn aus den trüben Gedanken, als er sich daran machte, sein Hemd von seiner Schulter zu streifen. Die warmen Lippen des anderen auf seiner Haut verurachten einen kribelnden Schauer seinen Rücken hinab. Unwillkürlich neigte sich sein Kopf zur Seite, seine Augen schlossen sich, als er die warmen, weichen Lippen an seinem Hals spürte. Seine Gedanken wurden fahriger, irgendwie waren sie wie weggeblasen und seine gesamte Konzentration schien nur noch auf die Lippen gerichtet zu sein, die seinen Hals hinauf küssten und schließlich an seinem Ohr angelangt waren. Und die Worte ließen ihn lächeln. War das so? Es hörte sich schön an, also hinterfragte er es nicht. Einen Moment genoss er dieses Kirbbeln, das der Atem, die gesprochenen Worte auf seiner Haut ausgelöst hatten, dann öffnete er die Augen und drehte den Kopf so, dass er den anderen ansehen konnte. "Ich bin bescheiden erzogen worden", sagte er leise und seine Augen hingen einen Moment and den Lippen des anderen. "Ich glaube, ich habe keine großen Wünsche und daher habe ich auch nichts, um was ich dich inbrünstig bitten könnte." Er lächelte und sah den anderen wieder an. "Aber ich würde zu gerne ein wenig von dem orientalischen Honig kosten", murmelte er dann und küsste den anderen, verspielt, seine Zunge über die Lippen des anderen gleiten lassend. "Hm", schnurrte er schließlich. "Das ist aber auch zu lecker", murmelte er, drehte sich nun richtig, um Dominico letztlich auf den Schoß zu kriechen. Er nahm die Schachtel mit dem Gaz und brach sich ein Stück ab, und nahm es zwischen seine Lippen und deutete dem anderen, davon abzubeißen, was dieser auch tat. Der "süße" Kuss, den sie sich so gaben, war zärtlich, verspielt. Kieran ließ schließlich von den Lippen des anderen ab und schluckte herunter. Seine Augen hingen in denen des anderen, während seine Finger begannen über die freiliegende Brust des anderen nach unten zu streicheln. Dann küsste er ihn erneut, die süßen, leicht klebrigen Lippen in ein leidenschaftlicheres Spiel bindend. Seine Finger waren an Nicos Bauch angekommen, strichen darüber und fuhren sacht am Hosenbund entlang. Eigentlich sollte man meinen, dass er müde war. Aber dem schien sein Körper nicht zustimmen zu können. Binnen weniger Sekunden war das Bedürfnis nach Sex wesentlich präsenter, als jegliche Müdigkeit, die er vielleicht verpüren könnte. Dominico Seltsam. Nico verstand es einfach nicht. Wenn er mit einer Frau zusammen war, dann stellten sich all diese Fragen nicht. Es war fleischlische Lust und dann war es vorbei. Man verausgabte sich, man schlief ein. Man wachte am nächsten Morgen auf und die Damen gingen. Der Zauber ihrer Kleider, der Zauber ihrer Frisuren all das verschwand, wenn sie ersteinmal verschwitzt und mit verfilzten Haaren neben ihm lagen, dann war all ihre Schönheit anders geworden und das, was Nico an ihnen fasziniert hatte verflogen. Bei Kieran war es anders und bei den wenigen Männern, die er so kennen gelernt hatte auch. Das Gefühl ging tiefer, bis ins Mark. Es war eine andere Verbindung die Nico fühlte, es war Liebe. Zumindest so, wie Nico seine Frau geliebt hatte. Für diesen einen Moment, in dem die Welt da draußen keine Rolle mehr spielte, konnte Nico diese Männer lieben. Er hatte Rod lieben können und er fühlte, dass er Kieran lieben konnte. Dass er es wollte. Die Welt ausblenden und sich dem Gedanken hingeben, dass es echt war, dass es mehr war als nur eine Nacht. Dass es eine Rolle spielte, wenn sie auseinander gingen und dass es nicht nur Nico war, der sich vielleicht ein ums andere Mal nach Kieran verzehrte. Nicht nur nach seinem Körper, sondern seiner Gesellschaft, seinen schönen Augen, dem Gefühl seiner Küsse.. "Ich habe es extra für dich gekauft.. iss", gab er leise zurück und grinste als Kieran ihn so "füttern" wollte. Er biss ein Stück ab, nur um Kieran gleich darauf zu küssen und ihr Kuss war so sanft und so verspielt, als hätten sie alle Zeit der Welt, obwohl ihnen nur diese eine Nacht blieb. Und die wollten sie beide nutzen, da waren sie sich einig. Kieren rutschte aufwärts auf seinem Schoß und Nico entledigte ihn seiner Hose. Während sie sich herumwälzten und das Tablett mit dem "normalen" Essen schließlich den Boden küsste und sie beide nur darüber lachten, dauerte es nicht lange bis sie erneut nackt eng ineinander verschwungen da lagen. Doch die Dringlichkeit, die sie beide beim ersten Mal verspürt hatten, das zwingende Bedürfnis endlich eins zu sein, war jetzt nicht mehr ganz so bestimmend. Sie ließen sich Zeit, viel Zeit. Kierans Lachen erfüllte den Raum als Nico ihm Stücke des klebrigen Honigs über die Brustwarzen pappte, nur um es dann wieder herunter zu knabbern. Sie beide lachten und es tat unendlich gut, einfach mal nicht der Mann mit dem Namen zu sein. Als Kieran sich eine gefühlte Ewigkeit später auf seinem Schoß auf und abwiegte konnte Nico nicht anders als ihn anzustarren. Seine Gedanken waren bei dem, was sie taten und gleichzeitig unendlich weit weg. Er vermisste das. Nicht den Sex, aber die Liebe und das vertrauen, dass er bei Rod gehabt hatte. Aber er wollte nicht Rod.. nicht mehr dafür. Dazu waren sie bereits zu weit gegangen. Doch Kieran war so weit von ihm entfernt. Natürlich konnte er ihn haben, wenn er wollte. Ein paar Wochen oder länger, für immer - wenn Kieran mitspielte. In sein Haus als sein Lustknabe, geächtet und ausgelacht.. doch das wollte Nico niemals für Kieran. Und solange er nicht bereit war, dem Hof den Rücken zu kehren auf die ein oder andere Art, solange er nicht anders könnte - solange würde dieses Spiel nicht funktionieren, egal wie sehr er es wollte. Und dann verschwanden alle Gedanken aus seinem Kopf und er ließ sie auch nicht mehr hinein. Kieran Wenn Kieran wirklich einen Wunsch frei gehabt hätte, dann hätte er sich gewünscht, dass der Abend nie enden würde. Aber der Wunsch war eine Illusion. Aber dafür ließen sie sich Zeit, auf eine angenehme Art und Weise nahmen sie sich die Zeit, sich noch mehr aufeinander einzulssen, den Sex in die Länge zu ziehen, das Vorspiel zu genießen. Und jede Sekunde, die sie so vebrachten, würde ihm in den nächsten Tagen ein immerwährendes Lächeln, manche Sekunden auch ein breites Grinsen auf das Gesicht zaubern. Aber wer dachte schon an die nächsten Tage? Er jetzt lieber nicht. Als er Dominico schließlich wieder tief in sich aufnahm, als er sich auf dem anderen niederließ, fühlte es sich noch einmal wesentlich intensiver an, als beim ersten Mal, wo sie gierig nach Befriedigung gewesen waren. Ihre Augen hingen immer wieder ineinander, während er sich auf dem anderen bewegte. Ihr Höhepunkt war zugleich aber auch ein Wendepunkt. Atemlos und erschöpft sanken sie sich in die Arme und es dauerte nicht lange, bis sie die süße Erschöpfung spürten, die der Sex und ein langer Tag mit sich brachten. Anfangs versuchte sich Kieran noch mit Küssen dagegen zu wehren, irgendwann schwand die Kraft dazu. "Ich möchte nicht einschlafen", murmelte er, als die Augen schwerer wurden, aber er erhielt schon keine Antwort mehr. Er wollte nicht einschlafen, denn wenn sie wieder aufwachen würden, würde sie bald die Realität wieder einholen. Kieran schlief tief und fest, suchte immer wieder die Nähe des anderen. Als es in den Morgenstunden kühler wurde, wachte er kurz auf, um sie zuzudecken und schlief sogleich weiter, den Geruch des anderen einatmend, die Wärme des anderen aufsaugend. Er hatte ganz vergessen, wie unglaublich schön es war, neben jemandem einzuschlafen, neben jemandem zu schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)