Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 25: Ostern in Cambridge - Erwachen ------------------------------------------ Dominico [[BILD=8210279.jpg]] Erst als am nächsten Morgen die sanften Sonnenstrahlen Dominicos Nase kitzelten und er die Augen aufschlug, erwachte sein Verstand träge wieder zum leben. Neben ihm lag ein warmer Körper und Nico brauchte einen kurzen Moment, um sich an den gesamten Abend zu erinnern. Langsam versuchte er sich zu bewegen und merkte, dass Kieran wohl auf seinem Arm lag. Er lächelte und blinzelte gegen das Licht, um ihn zu sehen. Langsam hob er den anderen Arm und strich Kieran eine Strähne aus der Stirn, strich sanft über seine Wange. Noch schlief der Schwarzhaarige, seine Atmung verriet es... und noch wollte Nico ihn nicht wecken, um den Moment in die Länge zu ziehen. Kieran [[BILD=8212063.jpg]] Er nahm im Unterbewussten wohl wahr, dass er angesehen wurde, und das ließ ihn aus dem Tiefschlaf langsam aber sicher an die Oberfläche zurückkehren. Doch der Weg dauerte etwas. Er rührte sich leicht, bettete seinen Kopf anders, der den Arm des anderen als Unterlage gewählt hatte. Schließlich blinzelte er und sah in das Gesicht des Mannes, der ihn so sehr überrascht hatte, wie sonst kein Mensch es je geschafft hatte. Ein Lächeln huschte über seine Lippen und er schloss noch einmal die Augen. "Guten Morgen", hauchte er schließlich und blinzelte erneut. Er strich sich leicht über die Augen, dann blickte er Nico wieder an. Sie waren sich noch immer nahe. Nico lag neben ihm, war nicht einfach aufgestanden oder gegangen. Etwas zögernd streckte er sich zum anderen und küsste ihn vorsichtig. Durfte er das jetzt noch? "Wie spät ist es?" Auch wenn er hier am liebsten einfach liegen bleiben wollte, so dürfte er nicht versäumen, rechtzeitig ins Lager zurück zu kehren. Dominico [[BILD=8210279.jpg]] "Noch keine Zeit zum Aufstehen..", erwiderte Nico leise, der nicht aufhören konnte Kieran anzusehen. Diese verschlafenen Augen und der unsichere Ausdurck darin.. wie viel Distanz herrschte jetzt wieder zwischen ihnen? Keine, zumindest wenn es nach Nico ging. Sie würde wohl erst wieder kommen, wenn sie sich trennten. Er wollte nicht einmal ein Blatt zwischen sie lassen, wenn sie gemeinsam in die Stadt zurück ritten - immerhin hatte Nico auch noch ein bisschen was in Cambridge zu erledigen. Und der Kuss war ohnehin viel zu kurz gewesen. Nico zog Kieran näher an sich heran und die Decke zwischen ihnen zur Seite. Er wollte noch einmal Kierans nackten Körper an seinem fühlen. Der Körper, der in ihm eine so unerklärliche Sehnsucht entfacht hatte, die er sich kaum erklären konnte. Und Kieran war der, der sich sorgen machte? Gut, für Nico war es vielleicht leichter, sich Ersatz und Zerstreuung am Hof und in anderen Bettn zu suchen.. doch er würde Kieran so schnell nicht vergessen können, da ging es ihnen beiden wohl sehr ähnlich. Er küsste ihn erneut, zärtlich und so wie sie gestern Abend eingeschlafen waren und als er sich wieder von ihm löste musste er schmunzeln. "Aber ich bin mir sicher, du hast Hunger.. für ein Frühstück ist es nie zu früh oder zu spät, oder?" Er hatte gestern zumindest das Tablett mit Schinken und Käse wieder aufgehoben, doch er hatte ein anderes Frühstück vorgesehen. Auch wenn er nicht wirklich wollte, löste er sich ein wenig von Kieran, um tatsächlich an einer Klingel neben dem Bett zu ziehen. Eigentlich war die dazu da, seinen Ankleidediener herbei zu rufen, heute rief sie nur kurz darauf Amadeo auf den Plan, der mit einem herrlichen Frühstückstablett herein kam. Dass er dabei die beiden Männer nackt im Bett vorfand, schien ihn kein bisschen zu stören, immerhin kannte er Nico schon vor den Zeiten, in denen er und Rod ein Paar gewesen waren. Es gab heute zum Frühstück nicht nur frisches Gebäck und leckeren Honig, nein - sogar die Art Kräuteraufguss, der doch sehr belebend war und den auch Kierans Mutter serviert hatte. Nico hatte soetwas Ähnliches von dem Maurenhändler bekommen und es hatte gut geschmeckt und roch noch besser. Amadeo stellte das Tablett ab und entfernte sich wieder und Nico setzte sich ein wenig im Bett auf, um nach dem Gebäck zu greifen. Frühstücken tat er sehr gern, denn es war meistens die einzige Mahlzeit die er in Ruhe zu sich nehmen konnte - wann er wieder an etwas zu essen kam, war manchmal wirklich unsicher und abhängig von der Tagesplanung. "Ich werde dich noch begleiten.. also bis Cambridge. Ich habe noch Angelegenheiten in der Stadt zu erledigen und muss so nicht allein reiten. Ich hoffe es stört dich nicht." Und eigentlich wollte Nico einfach jede Sekunde auskosten, die er bekam. Kieran [[BILD=8212063.jpg]] Kieran merkte am Tonfall und dem Inhalt von Domonicos Worten, dass die Distanz zwischen ihnen nicht so groß war, wie er zunächst befürchtet hatte, dass sie sein könnte. Und so lächelte er und streckte sich noch einmal kurz, zumindest so lange, bis zwei Arme ihn zu dem anderen zogen, die Decke gehoben habend, so dass ihre nackten Körper sich wieder aneinander schmiegten. Kieran lächelte froh darüber, dass Dominico ihn nicht gleich auf den Boden der Tatsachen zurückholte, sondern die Nacht noch mit diesem Morgen ausdehnte "Das ist gut", schnurrte er und seine Finger begannen ganz automatisch den anderen zu streicheln. Den Kuss, den er nun bekam, wischte jede Sorge weg, Dominico würde auf Distanz gehen, so zärtlich wie dieser war. Und Kieran erwiderte ihn nur zu gerne. "Nein, da hast du recht. Frühstück klingt gut", bestätigte er dem anderen und wollte sich schon aufrichten, damit sie aufstehen könnten, als sich Dominico nur streckte, um an der Klingel zu ziehen. Nun, es wunderte ihn nicht, dass jemand von Dominicos Stand für viele Dinge Bedienstete hatten, aber es war ungewohnt für ihn und es war ein seltsams Gefühl, dass jemand ihn nun bediente, ein sehr seltsames Gefühl, nicht unbedingt angenehm. Doch er sagte nichts, genoss lieber noch die Nähe des anderen, spürte, wie das morgentliche Testosteron bewirkte, dass der nackte Körper des anderen ihn nicht "kalt" ließ, während er den anderen streichelte und küsste. Als Amadeo hereinkam, war er fast ein wenig froh darüber, dass es eben dieser war, den er schon kannte und den er irgendwie mochte. Wahrscheinlich, weil er ihn in dem Badehaus so freundlich behandelt hatte. Und was der andere ihnen brachte, roch fantastisch und sah noch besser aus. Kieran richtete sich auf und lehnte sich hinten an das Bettgestell, um entspannt zu essen. Auch Kieran nahm ein Stück Gebäck und biss herein, als der andere ihm mitteilte, dass er ihn begleiten wolle. Überrascht sah er ihn an, kaute und schluckte, bevor er antwortete. "Nein, es stört mich gar nicht", sagte er und fügte in Gedanken ein "Im Gegenteil" an. Ja, es freute ihn, dass er so ein wenig länger Zeit mit Dominico verbringen konnte. Und gleichzeitig war nun klar, dass die Realität sie einholte. Wenn Dominico noch etwas zu tun hätte, würden sie ihr Frühstück bestimmt nicht unnötig ausdehnen und danach ging es nach Hause zurück. Zurück in das eigentliche Leben, raus aus einem Traum. Er zwang sich zu lächeln. Er sollte sich nicht Gedanken machen über Dinge, die waren, wie sie waren. Kieran griff nach einem der Becher mit heißem Tee und trank vorsichtig davon. Er war bereits in einer Temperatur, bei der dies ging. Er nahm einen Löffel und rührte etwas von dem Honig in die Tasse, wie es seine Mutter immer machte, um ihn süßer und aromatischer zu machen. Gedankenversunken betrachtete er seine Hände, die zum einen den Becher hielten, zum anderen darin rührte. Es war mit einem Mal so vieles anders in seinem Leben. Er freute sich darüber, aber er war auch irritiert. "Wenn...", er sah von seinem Getränk wieder auf und den anderen an. "Wenn ich in London bin und es irgendwie klappen sollte, dass ich meinem Traum ein wenig näher komme... Wie kann ich dich erreichen, um dir das mitzuteilen?" Er sah den anderen fragend an. Er wollte versuchen, in London Fuß zu fassen und wenn er das schaffte, dann konnt er sich überlegen, ob es ihm wirklih möglich wäre, Dominico in den Süden zu begleiten. Aber er hatte keine Ahnung, wie er jemals wieder in Kontakt treten könnte, wenn sie sich erst einmal wieder in ihre eigentlichen Welten zurückbegaben. Er wusste weder, wo Dominico in oder bei London residierte, noch wusste er, inwieweit es ihm überhaupt möglich wäre, an ihn heran zu kommen. "Ich würde dir dann gerne einen Brief schreiben, wenn das in Ordnung wäre. Ich denke, das wird in deiner Welt das Einfachste sein." Es war gar nicht gewollt, dass sich seine Stimmung trübte, aber das tat sie wohl, denn er hatte mit einem Mal ein schrecklich bedrückendes Gefühl im Magen. Und ein wenig konnte man es wohl an der Stimme erkennen. Aber eigentlich bemühte er sich doch gerade darum zu klären, ob sie sich nicht vielleicht doch irgendwann wiedersehen würden. Warum war das beklemmende Gefühl nur so sehr präsent? Dominico [[BILD=8210279.jpg]] Nico ließ es auch rein gar nicht kalt, dass Kieran jetzt noch so herrlich nackt neben ihm lag - und doch.. er wollte die Zeit lieber anders genießen, die er jetzt noch mit ihm hatte. Sie hätten bestimmt die Zeit das von gestern Abend noch einmal zu widerholen, doch zu welchem Preis? Mit der Gewissheit, dass jede Berührung nur ein Versuch war, die Zeit festzuhalten, die sie doch nicht zusammen hatten.. solange sie noch die ganze Nacht vor sich gehabt hatten, war es eine andere Sache gewesen sich nochmal auf das Vergnügen einzulassen, doch jetzt würde er Kieran nur sofort aus seinen Armen entlassen müssen und das wollte er auf keinen Fall. Er wollte nicht das Gefühl erwecken, dass er ihn direkt aus seinem Bett warf.. das hatte Kieran nicht verdient. Während sie aßen und ein wenig plauderten ging es Nico wirklich gut. Er fühlte sich aufgehoben und verstanden, auf eine sehr angenehme Weise. Vielleicht überraschte ihn Kierans Frage deswegen. Für ihn würde es recht einfach sein, ein Auge auf den jungen Mann zu werfen, wenn er denn wirklich in London auftauchen sollte. Ein paar Fragen hier, ein paar Worte dort.. aber andersherum war es schwer. Und das mit den Briefen ebenso - Nico und Alessio haten Boten, die ihre Post weiter tragen konnten, doch Kieran würde dafür bezahlen müssen und von welchem Geld sollte er das tun? Außerdem, Briefe von jemandem wie Kieran an jemanden wie Nico.. ob ein Bote die wirklich übermitteln würde blieb fraglich. Nachdenklich trank er einige Schlucke. "Sicher, Briefe schreiben ist das beste Mittel, um in Kontakt zu treten. Unser Anwesen befindet sich nicht in London selbst sondern etwas außerhalb, so wie die meisten Herrenhäuser. Naja, deine Familie wird doch dort unter kommen, oder? Vor London in einem dauerhaften Lager oder aber in einem der umliegenden Klöster. Sie vermieten ihre Stallungen gern an Schausteller oder wanderndes Volk. Sobald deine Familie da ist, kannst du die Briefe bei ihnen hinterlegen. Amadeo wird sie abholen, ich denke so geraten sie nicht in falsche Hände oder gehen verloren. Du kannst sie auch selbst überbringen, aber ich glaube, das ist das weiteste Weg. Ja, ich glaube deiner Familie diese Briefe zu geben wird das Beste sein. Ansonsten kannst du das Anwesen kaum verfehlen. Von Cambridge kommend liegt es unweit der Hauptstraße schon recht nah an der Vorstadt." London wuchs zusehends über seine Grenzen hinaus, daher waren sie inzwischen auch näher am Leben heran als noch vor einem Jahr. Doch Nico störte das nicht, er mochte das große Haus in dem er mit seinem Bruder lebte und die große aus Stein gemauerte Kapelle mit ihrem kleinen Garten. Die Stallungen waren bemerkenswert ausgebaut worden weil Nico dort seine geliebten Hengste hielt und der weitläufige Garten lud dazu ein ein wenig zu spazieren - das hatte seine Frau gern getan als sie noch in London gewesen war. Allerdings auch sehr oft mit dem König, der nicht nur einmal zu Besuch im Hause Sforza gewesen war, wie Nico zähneknirschend zugeben musste. Aber den König ließ man auch in das Bett der eigenen Frau - es gehörte eben viel dazu, am Hof einen guten Stand zu haben. Nach dem sie einen Großteil des Essens verputzt hatten, erhob sich Nico, um sich anzuziehen. Aus einem großen Krug goss er klares Wasser in eine Waschschüssel und wusch sich das Gesicht und vor allem die Scham - es gab Männer die es nicht störte, ihn störte es schon. Mit einem Handtuch rieb er sich sauber ehe er ein wenig des Öls benutzte, das Kieran schon die ganze Zeit an ihm gerochen hatte. Noch immer war er nackt, nahm sich jetzt aber die leinene Unterwäsche und zog sie an, den Blick immer noch auf das Bett gerichtet, in dem Kieran noch an dem Becher schlürfte. Seine Gedanken waren wirklich wild. Allein der Anblick des Schwarzhaarigen auf seinem Bett pumpte erneut Blut in tiefere Gefilde und er wandte sich kopfschüttelnd und mit einem schwachen Grinsen ab. "Wenn du dir nicht bald etwas anziehst, wirst du nie wieder nach Hause kommen, das verspreche ich dir.." Kieran [[BILD=8212063.jpg]] Nico schien nachdenklich zu werden, ob der Weg des Briefes der richtige war. Wirkte er so zögerlich, weil er so nicht von Kieran kontaktiert werden wollte, oder weil es wirklich einfach nur schwer war, wenn jemand wie Kieran ihm einen Brief schrieb? Kieran vermutete letzteres und wieder distanzierten sie sich ein Stück weit weg voneinander. Kieran bereute schon fast, das Thema angeschnitten zu haben. Doch letztlich gab Dominico ihm doch noch recht, dass ein Brief wohl das beste wäre. Als der andere ihm erklärte, dass sie etwas außerhalb der Stadt lebten, bekam er sogleich quasi seine Adresse. Aber ob er dort jemals hinreiten würde? Eher ausgeschlossen. Es war nicht ungewöhnlich, dass Familien vom Stande Dominicos außerhalb von London residierten, machte es ihm aber nicht unbedingt leichter, Nico zu kontaktieren. "Meine Familie wird in der Nähe von Tottenham unterkommen. Dort hat mein Vater einen Cousin, auf dessen Ländereien wir schon öfters auch mal überwintert haben", erklärte er. "Ich... ich vermute, es wird wirklich das Einfachste sein, falls es dir keine Umstände macht, wenn Amadeo kommt. Aber es wird ein wenig dauern, bis ich schreiben werde. Ich werde ein bisschen Zeit brauchen, bis ich Fuß gefasst habe." Er lächelte entschuldigend. Er wollte nicht in die Situation kommen, dass Amadeo umsonst den Weg auf sich nahm. Und wenn er es nicht in London schaffen würde? Dann würde er es Nico auch mitteilen müssen. Irgendwie war das Gefühl in seinem Magen komisch, ein wenig wie Nervosität und für Kieran irgendwie ungewöhnlich. Noch hatte er sich nicht so richtig damit auseinandergesetzt, dass sich bald einiges ändern würde. Und nun kam es immer näher, diese Veränderung, die genauso willkommen wie erschreckend war. Er war noch in Gedanken, als Nico aufstand und sich wusch. Unbeabsichtigt beobachtete er den anderen, ohne die Situation aber wirklich wahrzunehmen. Nico war wieder so weit weg, noch weiter weg. Die Distanz wurde größer und größer. Als der andere ihn ansprach, blickte er auf und musste lächeln, als er begriff, was der andere meinte. Doch noch als Lustknabe enden? Nein, dann könnte er sich nicht mehr im Spiegel ansehen. Er trank den Tee aus und stellte den Becher auf das Tablett, nahm sich noch ein Stück Gebäck und stand schließlich kauend auf. Er trat zu dem anderen, aber auch wenn er ihn gerne berühren würde, tat er es lieber nicht. "Ich würde mir gerne etwas anziehen, aber ich habe keine..." In diesem Moment sah er, dass auf einem Stuhl seine Kleidungsstücke lagen. Hatte Amadeo da nicht vorhin etwas getan? Er trat heran und musste den Kopf schütteln. "Es ist ein komisches Gefühl, 'bedient' zu werden", murmelte er und drehte sich zu Dominico um. Dann trat er an die zweite Waschschüssel heran, die ebenfalls bereitgestellt worden war. Auch er wusch sich und zog sich dann seine Kleidungsstücke über. Der Geruch des Öls lag in der Luft. Aber so sehr er ihn mochte, so sehr hatte er jetzt das Bedürfnis davon Abstand zu nehmen. Nun würde es nach Hause gehen und die Nacht war beendet. Dominico rückte immer weiter von ihm weg und alles, was er mit jenem verband, schmerzte irgendwie. Er strich sich die Haare aus der Stirn, bald würde er sie wieder schneiden müssen, sie begannen zu nerven. "Lass uns gehen", meinte er unvermittelt. Irgendwie fühlte er sich nicht mehr wohl in diesem Zimmer und so nahm er seinen Arztkoffer, ging zur Tür, um sie zu öffnen, und trat an die wohltuende frische Luft. Das beklemmende Gefühl im Magen nagte weiter und würde wohl auch nicht so schnell wieder verschwinden. Dominico [[BILD=8207703.jpg]] "Sicher. Ich werde ihn in einiger Zeit einfach mal dort vorbei schicken, wo du sagst. Dann wird er entweder eine Nachricht finden, oder aber etwas von deiner Familie hören - das klingt doch gut, oder?" Er zog die Hose an, in italienischem Stil eng am Bein geschnitten, die ihm hervorragend stand. Der hohe Bund betonte Nicos schlanke Kämpferfigur, und er betonte sie gern. Nach dem er auch die Jacke über das Hemd gezogen hatte, trat er neben Kieran und schließlich mit ihm hinaus auf den Gang. Ja, es war nicht mehr zu leugnen, dass sie beide sich voneinander entfernten, aber das war nunmal klar. Irgendwann musste es einfach passieren, sie konnten ihren Moment nicht ewig festhalten. "Du wirst dich bald daran gewöhnen, dass man manchmal bedient werden muss. Also wenn du deinem Traum näher kommst... Es gibt einige Dinge, die Ärzte einfach nicht tun.. und so schlecht delegierst du gar nicht, wenn du willst..." Er zwinkerte ihm zu und ging dann den Gang hinunter. Amadeo traf sie unten in der Halle, schien schon darauf gewartet zu haben, dass die beiden das Haus bald verlassen würden. Nico nickte ihm zu und Amadeo folgte ihnen beiden auf leisen Sohlen. Ohne Amadeo wäre Nico sicher nicht nur halb so erfolgreich wie er war. Und für Alessio galt wohl das gleiche - sie verdankten ihm viel. Als sie die Stallungen betraten, waren zwei Stallburschen bereits dabei, Nicos Hengst aus der Box zu führen und ihn zu satteln. Niamh stand in einer Box neben zwei Stuten, die bereits ihre Fohlen geboren hatten und sie hatte die Nacht in diesem warmen Stall sehr genossen, auch wenn sie Kieran bereits sehr erfreut zuwieherte. Nico ging zu seinem Hengst hinüber und strich ihm über die Nüstern, ehe er ihm auf die Schulter klopfte und sich dann zu Kieran umdrehte, der bereits dabei war Niamh ebenfalls aus der Box zu holen. "Es gibt doch nichts Schöneres als einen Ausritt am Morgen, findest du nicht auch?" Er grinste schief und es dauerte nicht lange als 12 Hufe bereits über den Hof trappelten. Amadeo blieb in einem angemessenen Abstand hinter ihnen, um sie beide nicht zu stören, so dass sie sich noch unterhalten konnten. Doch Nico fiel nicht wirklich etwas ein, das er hätte sagen können. So ritten sie schweigend in den Tag hinein, der schönes Wetter versprach. Gut, es war bereits fortgeschrittener Vormittag aber es war noch nicht wirklich Tag geworden. Nebel hing wie üblich über dem Land und die Sonne, die heute scheinen wollte, bahnte sich nur langsam einen Weg durch die Schwaden. Je näher sie der Stadt kamen, desto besser wurde es und schon bald konnten sie das Lager sehen in dem Kieran zur Zeit noch lebte. So wurden auch sie bald entdeckt und Nico glaubte Kierans Schwester zu erkennen, die gerade die Zugpferde gefüttert hatte und ihnen zuwinkte. Der Weg führte ein wenig um das Lager herum und Nico grüßte die wenigen Menschen, die ihnen auf der Straße entgegen kamen, während er sich das Hirn nach etwas zermarterte, das er ansprechen konnte ohne diese Stimmung zwischen ihnen zu brechen. Doch Abschiede waren nun einmal so und in ihrem Fall konnte nicht mal gesagt sein, ob es ein Abschied für immer war oder nicht. Die ersten Familienmitglieder aus dem Lager waren auf dem Weg in die Stadt als sie den Rand des Lagers erreichten und Nico stieg noch einmal ab, um sich richtig von Kieran zu verabschieden, weil es sich so gehörte. Kierans Vater hatte sie von der anderen Seite des Lagers gesehen und war auf dem Weg zu ihnen, aber noch war er weit genug weg und das Zelt verdeckte sie etwas. Nico fühlte sich unbeobachtet und noch war auch niemand da, der sie bewusst beobachtete, oder? Als Kieran abgestiegen war zog Nico ihn zwischen die beiden Pferde in seine Arme und drückte ihm einen sehnsüchtigen Kuss auf die Lippen. Am liebsten hätte er ihn ewig ausgehalten, aber das ging ja nicht... und so entließ er ihn viel zu schnell wieder aus seinem Armen. "Vergiss mich niemals, versprich mir das.. und ich werde dich nie vergessen." Sein Blick war so eindringlich, dass Nico beinahe Angst vor sich selbst hatte. Kieran [[BILD=8208305.jpg]] Etwas irritiert blickte er den anderen an, als dieser ihm sagte, er könne gut deligieren. Doch langsam wusste er, worauf der andere anspielte und er lächelte beschämt. Er hatte sowohl beim König als auch in Alessandros Zimmer das Zepter in die Hand genommen und den Dienern Befehle gegeben. Ja, das war doch aber eine andere Situation, oder? Aber Dominico hatte wohl recht mit dem, was er sagte, auch wenn er das so für sich noch nie bedacht hatte. Wenn man Arzt war, konnte man nicht mehr alles alleine machen. Er folge Dominico schweigend und gemeinsam stießen sie auf Amadeo, der sie zu den Ställen begleitete. Dort begrüßte ihn schon Niamh, der es hier bestimmt besser gefallen hatte, als in so manch anderen Ställen, wo sie an faulem Heu knabbern hatte müssen oder es zu eng war. Er löste die Zügel vom Steigbügel, die zur Sicherheit dort angebracht gewesen waren, schnallte seine Tasche fest und führte die Stute nach draußen, als er die Worte des anderen vernahm. Er zwang sich zu einem Lächeln, aber so richtig war ihm nicht zum Lachen zu Mute. Das beklemmende Gefühl war noch immer präsent und schnürte ihm den Magen zu. Er hätte nicht für möglich gehalten, dass er so emotional auf diese Nacht reagieren würde. Aber es war so. Er ärgerte sich über sich selbst, aber das brachte ihm in diesem Moment auch nichts. "Ja, durchaus", meinte er halblaut. "Ich mag es, die Welt erwachen zu sehen." Tatsächlich war er gerne in der Früh vor allen anderen unterwegs, um alles langsam aufwachen zu sehen. Aber heute machte ihm auch das keine rechte Freude. Schweigend ritten sie gen Cambridge und selbst wenn Kieran darüber nachgedacht hätte, was er mit Dominico reden könnte, wäre ihm wohl nichts eingefallen. Also beschäftigte er sich lieber mit den Dingen, die auf ihn zukamen und lenkte sich damit von den düsteren Gedanken ab, die ihn sonst befallen hätten. Der Blick auf sein Lager verriet ihm, dass die ersten begonnen hatten, ihr Lager abzureißen und zusammenzupacken. Während eine Hand voll wohl noch einmal in Cambridge ein paar Dinge zu erledigen hatten. Sie würden also nicht viel Zeit verlieren und noch heute oder morgen in Richtung London aufbrechen, um dem Angebot, das sie von Dominico erhalten hatten, nachzukommen. Nun, dann war auch das geklärt. Und Kieran war sich sicher, dass er sich in London besser würde zerstreuen können, als wenn er hier weiter in Cambridge bleiben würde. Er stieg ab und wollte Niamh am Zügel seinem Vater entgegen führen, als er spürte, wie Dominico ihn zu sich zog. Überrascht spürte er die Lippen des anderen auf den seinen und doch reagierte sein Körper automatisch und erwiderte diesen innigen Kuss, der von.. Verlangen? Sehnsucht? Irgendetwas in der Richtung zeugte. Seine Finger krallten sich leicht in den weichen Stoff auf er Brust des anderen während er den Kuss genoss, mit dem gleichen Gefühl eines unbestimmten Schmerzes. Er schluckte, als sie sich wieder lösten, und er sah den anderen irritiert an. Er hätte auch gar nirgendwo anders hinsehen können, denn diese grünen Augen fixierten ihn und zogen ihn in ihren Bann. Die Worte, die der andere sprach, hallten in ihm wieder. "Wie sollte ich dich jemals vergessen können, Dominico?", wisperte er atemlos und küsste den anderen noch einmal, nur kurz. "Ich werde dich nicht vergessen, niemals. Versprochen." Er wusste nicht, warum er das sagte, aber es war die Wahrheit. Und sie schmerzte. Seine Finger lösten sich langsam wieder, als sein Blick abgelenkt wurde, und er in das Gesicht seines Schwagers blickte, der hinter einem der Zelte hervorgetreten war und sie erstaunt, dann ungläubig, fast ein wenig wütend ansah. Aprupt löste er sich von Dominico, als ihm bewusst wurde, wie das auf Gregor wirken musste. Und er wusste, was er sich nun anhören würde. Aber das würde erst später kommen. In diesem Moment trat sein Vater auf sie zu. "Mr. Sofrza!", begrüßte er zunächst Dominico. "Kieran!", begrüßte er nun auch ihn. "Ich hoffe, mein Sohn konnte Euch gestern noch behilflich sein." Kieran bekam gar nicht mehr so recht mit, was sein Vater zu Dominico sagte. Er war gerade etwas überfordert. Gregor spukte in seinem Kopf herum, ebenso wie die Worte des anderen. Er sollte ihn nicht vergessen? Er wusste, dass er das wirklich nicht können würde. Aber war das gut für ihn? "Dann danke ich Euch noch einmal von ganzem Herzen", verabschiedete sein Vater nun Dominico und das riss Kieran aus seiner Verwirrung. Er sah Dominico wieder an. "Ich melde mich, wie besprochen", sagte er und wusste nicht, was er noch hinzufügen sollte. "Eine gute Zeit bis dahin", war das einzige, was ihm einfiel. Sein Vater stand neben ihm, gemeinsam sahen sie, wie Dominico aufstieg und davonritt, gefolgt von Amadeo. Und irgendwie hatte er das Gefühl, als würde ein Teil von ihm gerade mit dem anderen fortgehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)