Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 34: London - Benimmunterricht ------------------------------------- Dominico [[BILD=8207715.jpg]] Nico wollte nur in allen Dingen sicher gehen, vor allem dann, wenn er Kieran in sein Haus einlud. Da sollte bloß niemand an Vorteilsnahme oder was auch immer denken, schlimm genug, dass bereits in Kierans Familie die Gerüchte darüber brodelten. Wie erwartet war Henry unabkömmlich, als Nico wieder am Palast ankam und Charles berichtete, dass der König in zwei Tagen eine weitere Besprechung wegen seiner bevorstehenden Kriegshandlungen anberaumt hatte. Die beiden Männer plauderten noch eine Weile, ehe Nico sich anschickte, nach Huase zu reiten. Gemeinsam mit Amadeo, mit dem er noch einige Besorgungen in der Stadt zu machen hatte, ritt er alsbald recht beladen zum Anwesen der Familie zurück. Sie hatten Stoffe und zwei neue Sättel gekauft, die jetzt alle das einzelne geliehene Packpferd schleppen musste. Dafür durfte es auf einer der grünen Weiden der Sforzafamilie grasen und Nico schickte seinen Tierarzt, um es zu versorgen. Es war eine seiner Marotten, doch er wurde sie nicht los. Die Pferde in der Stadt waren meistens schlecht versorgt und er lieh sich gerne immer die, die schon ziemlich fertig aussahen. Einfach weil er sie dann gut wieder aufpäppeln konnte und damit den Verleihern auch einen Gefallen tat, oder die Tiere sogar kaufte, um sie auf seinen Ländereien als Arbeitstiere einzusetzen, wo es ihnen wesentlich besser ging. Er hatte gerade noch Zeit sich frisch zu machen, ehe Mrs. Barham auch schon vorfuhr. Sie stieg formvollendet aus der Kutsche, stolperte und schwankte nicht und war wie immer perfekt gekleidet. Das Korsett saß an ihrem Körper mittleren Alters nicht zu eng, es war hochgeschlossen und daher auch nicht besonders anzüglich. Ihre Frisur war schlicht aber eindrucksvoll und sie war nicht überschminkt sondern natürlich. Dennoch hatte sie etwas Unnahbares, Strenges an sich, das Nico eigentlich nicht mochte - doch als Anstandsdame war sie einfach nur perfekt geeignet und Nico empfing sie bei Gebäck und einem Glas Wein. Sie aß kaum und nippte nur an dem Wein, beherrschte die Kunst der Konversation perfekt und Nico gab sich größte Mühe, selbst genau so perfekt zu sein. Es gelang ihm seiner Meinung nach sogar ganz gut und als sie sich verabschiedeten, wirkte Mrs. Barham recht zufrieden mit dem Vertrag, den sie für Nicos Kinder geschlossen hatten. Als die Dame gerade wiede formvollendet in die Kutsche einstieg, kam Kieran gerade an und stieg weit weniger elegant vom Pferd. Bei der Abfahrt neigte Mrs. Barham den Kopf leicht vor Kieran, genau so weit, wie es richtig war. So als habe sie eine innere Anzeige, die ihr genau ansagte, wie weit sie das bei wem musste. Bei Kieran war es kaum mehr als ein höfliches Nicken zum Zeichen, dass sie ihn zur Kenntnis genommen hatte. Nico grinste, als sie außer Sicht war und Kieran ankam. "Du bist zu spät, sie ist bereits gegangen", meinte er und bemühte sich um einen ernsten Tonfall, konnte allerdings das Grinsen kaum verbergen. "Naja, nein eigentlich glaube ich, bei deinem Betragen muss erstmal meine Schule reichen, bevor ich dich ihr aussetze. Immerhin sollst du noch nähen können und so oft wie sie dir mit ihrem Fächer auf die Hände und hinter die Ohren klatschen müsste, weil du Fehler machst, könntest du das dann wohl kaum noch." Er trat von der Tür zurück, so dass Kieran eintreten konnte und Nico folgte ihm hinein, ehe er voran in einen Wintergarten spazierte. Die Fenster waren jetzt geöffnet worden und man konnte die Pferde auf der Weide beobachten, die inmitten der Blumen und Hecken friedlich grasten. Einer der Stallburschen brachte Niamh gerade auf ein eigenes abgetrenntes Grasstück, wo die Stute sich direkt über das frische Grün hermachte und sichtlich die Sonne genoss. "Also was ist es, woran sich deine Lehrer stoßen?" Dass er ihn wieder duzte, war für Nico normal. Er hatte keine Ambitionen wieder in das Ihr/Euer/Euch zurück zu fallen, in dem sie sonst immer waren... das war ihm wirklich zu blöd. Kieran [[BILD=8212633.jpg]] Kieran stieg eigentlich immer recht schwungvoll vom Pferd, mal hintenrum, mal schwang er das rechte Bein über den Pferdehals und rutschte an der Seite hinab. Früher hatte er Kunststücke zu Pferd zum Besten gegeben und manchmal erwischte er sich bei der Spielerei damit. Er maß dem keine Bedeutung zu, schließlich wollte er ja nur absitzen. Diesmal war es der Abgang hintenrum gewesen und während er auf das Haus zulief, um zu Dominico zu gehen, kam ihm jene so zugeschnürte Dame entgegen. Genau so hatte er sich eine Erziehungshelferin vorgestellt. Er lächelte sie an und nickte genau wie sie, dann trat er auf Nico zu, der ihn mit einem leichten Ginsen im Gesicht begrüßte. Dass er zu spät war, ließ ihn verärgert schnauben. "Schneller ging nicht", stellte er fest und lächelte den anderen an. Es tat gut, endlich wieder geduzt zu werden. Dieses ewige Ihr und Euch war echt nervenraubend!! Als Dominico dann fortfuhr, hob Kieran die Augenbrauen. "Wenn sie mir mit dem Fächer Anstand beibringen will, womit habe ich dann bei dir zu rechnen?", fragte er mit einem Hauch Skepsis in der Stimme. "Nur damit ich weiß, worauf ich mich da eingelassen habe..." Er folgte Dominico in das Haus und sah sich etwas um. Es war schön und gepflegt, einladend und irgendwie unheimlich beruhigend. Er folgte Nico in den Wintergarten, der ihn sogleich sich etwas entspannen ließ. Zu sehen, wie Niamh auf das Paddock gelassen wurde und wie diese sich darüber freute, ließ ihn lächeln. "Das vermisst sie in London doch sehr. Ich muss sie wirklich zu meinen Eltern bringen, auch wenn ICH sie dann schrecklich vermissen werde. Aber in London fühlt sie sich auf Dauer nicht wohl." Als Dominico ihn fragte, woran sich seine Lehrer stießen, wendete er den Blick wieder ab und sah den anderen an. Er seufzte, bevor er begann zu erzählen. "Es sind verschiedene Dinge. Angefangen wohl von meiner Wortwahl, die offenbar nicht den Normen des Hofes entsprechen, über den Umstand, dass ich diese ganzen Gesten nicht kenne, wann wie wer sich wie zu verneigen hatte, bis hin zu dem Umstand, dass ich einfach gerne sage, was ich denke, und dass das wohl nicht immer erwünscht ist. Ich versuche ja schon, meine Gedanken bei entsprechenden Dozenten so zu formulieren, dass diese das Gefühl haben, es selbr gesagt zu haben. Aber es ärgert mich, ihnen meinen Ruhm abzutreten. Und wenn jemand etwas falsch macht, oder ich eben eine andere Idee habe, warum darf ich das dann nicht sagen?" Ja, es war vor allem dieser Maulkorb, der ihn nervte. "Sullivan hat mich gefressen, weil ich ihn nicht anbete, sondern ihm zeige, dass er wohl nicht so perfekt ist, wie er tut. Der hat heute doch tatsächlich nur meine Patienten vorgestellt und so getan, als ob er das alles gemacht hätte! Naja, egal. Dr Chambers ist da sehr geduldig mit mir und weißt mich dezent auf gewisse Dinge hin. Aber ich habe dennoch das Gefühl, dass ich mich wie ein Schlachtross am Töpferstand verhalte, obwohl ich echt versuche, mich da einzufügen." Er zuckte mit den Schultern. "Es war halt nie meine Welt, bis ich dich getroffen habe, hatte ich mit dieser Gesellschaftschicht nichts zu tun, außer, wenn sie mir ein paar Münzen in den Hut warfen. Aber ich will das lernen und bestehen. Sonst..." Ja, sonst würde er Dominico nie ein Stückchen näher rücken. Dominico [[BILD=8210279.jpg]] "Glaube mir, ich werde mir zur Not auch etwas einfallen lassen, mit dem ich dich bestrafen kann, wenn du's so besser verstehst", meinte er feixend, während sie noch Niamh betrachteten. "Du kannst die Stute auch gern hier lassen. Das ist nicht ganz so weit wie Tottenham und es wird ihr hier hervorragend gehen. Wenn du deinen Eltern ein Arbeitspferd geben willst, bringst du ihnen eines von meinen. Ich habe ohnehin wieder viel zu viele aus den Ställen in der Stadt mitgenommen." Er musste sich da schon etwas zügeln, alle konnte er ja nicht wirklich versorgen und das war dann nicht schlecht, wenn Kieran seinen Eltern das ein oder andere Pferd mitbrachte, dann wusste Nico es wenigstens gut versorgt. Er setzte sich auf einen der bequemen Sessel und ein Hausmädchen brachte ihnen Wein. Sie war Italienerin, so wie beinahe alle Angestellten am Hof, und sprach nur wenig Englisch. Es hatte seine Vorteile, wie Nico fand, denn so konnten lauscher kaum etwas mitbekommen - und die gab es viel zu häufig. Deswegen achtete Nico auch peinlichst darauf, dass seine Angestellten kein Interesse daran bekamen, Englisch zu lernen, doch er hatte relatives Glück, denn seine Angestellten fanden die englische Lebensweise allesamt ermüdend und steif, weswegen sie sich absichtlich davon distanzierten. Amadeo war eine Ausnahme, doch ihm vertraute Nico auch vollkommen. Und es war auch genau diese steife Art am Hof, die Kieran ganz offensichtlich Probleme bereitete, die ihn anecken ließ - nicht nur bei Dr. Sullivan, sondern auch bei anderen Dozenten. Nico musste unweigerlich lächeln, es war beinahe niedlich, wie Kieran sich darum sorgte... und wie er sich bemühte. Aber ohne eine entsprechende Hilfestellung war es kaum möglich. "Gut, England ist wirklich sehr steif, was seine Umgangsformen angeht. In Italien gibt's die zwar auch, aber England? Puh... es war wirklich schwer, sich am Anfang einzufügen, aber das Protokoll ist simpel, wenn man es mal verstanden hat. Ich als Ausländer hatte am Anfang beinahe Narrenfreiheit, das hat ein bisschen geholfen, du hast die nicht." Nico hatte sich auf dem Sessel bequem ausgestreckt, wie Kieran auch. "Und so wie du es aussprichst, klingt es fast als sei ich Schuld an der ganzen Misere. Ist das so? Nun, wenn du es wenigstens lernen willst, dann ist der erste Schritt ja schon gemacht. Und auch wenn du dann sicher langweiliger wirst, zumindest was offizielle Anlässe angeht, so sorgst du nicht mehr so oft für Kopfschütteln, also fangen wir mal an..." Nico suchte nach einem geeigneten Anfang und entschied sich für die Anreden. "Du weißt, dass man den König mit "eure Majestät" anspricht. Und zwar sobald du ihn triffst und sobald du gehst. Winkt er dich zu sich heran oder trittst du vor ihn oder geht er an dir vorbei, sagst du nicht mehr als "Eure Majestät". Er wird es im Zweifel immer ignorieren, doch bevor du irgendetwas sagst, sagst du nur diese zwei Worte. Fordert er dich danach zum Sprechen auf, benutzt du einfache kurze und klare Sätze. Der König ist nicht dumm, aber Fachbegriffe kennt er nicht immer. Er wird niemals nachfragen, wenn er etwas nicht versteht, aber es wird ihn trotzdem bloßstellen. Also musst du alles so ausdrücken, dass er es versteht und dass er es gut versteht. Langsam, ruhig, deutlich, einfach und ohne ihm dabei in die Augen zu sehen. Entlässt er dich, verneigst du dich erneut und gehst einige Schritte rückwärts, ehe du dich mit einem letzten "eure Majestät" umwendest und den Raum verlässt - so viel zum König und ich glaube, das ist eines der einfacheren Dinge." Er grinste, weil er sich denken konnte, dass dieses Affentheater für Kieran keinen Sinn ergab. "Vor Damen egal welchen Ranges neigst du den Kopf leicht zur Seite und grüßt mit "Mylady". Kennst du ihren Nachnamen setzt du den dazu. Die Königin ist dabei entweder Mylady oder "Meine Königin". Vorsicht bei Anne, solltest du ihre jemals begegnen. Nenn sie am besten Mylady Boleyn, da machst du nichts falsch. Bei Damen des Hochadels verbeugst du dich ebenfalls, allerdings nicht so tief wie beim König, bei allen anderen reicht ein schiefes Nicken zum Zeichen der Ehrerbietung." Er machte das Nicken in seinem schiefen Sitzen vor, um Kieran ungefähr zu zeigen, was er meinte. "Und bei allen anderen Männern..." Er wedelte mit dem Zeigefinger "...kommt es auf deine persönliche Beziehung zu ihnen an. Und das heißt nicht, dass du mir ein "Nico" über den Flur zubrüllst..." Er grinste erneut. "Also: mein Bruder, der Kardinal, wird mit "Eure Eminenz" angesprochen, im Gegensatz zum Papst, der wäre "Eure Heiligkeit". Kennst du die Abstufung der Adelsgeschlechter? Ich denke mal nicht also.. es gibt den König. Darauf folgt der Duke, wie zum Beispiel Charles Brandon, Duke of Suffolk oder meiner Wenigkeit, Duce de Segni e di Onano." Im Italienischen klang es wesentlich schöner. "Der König erkennt meinen Adelsstand an, auch wenn er nicht aus seinem Land kommt - das müsste er nicht, tut es aber trotzdem. Gut, dann folgt der Earl, der Viscount, der Baron, der Ritter - und seit neustem auch der Titel des Schildknappen, des Esquire. Durch deine Aufnahme in die Familie von Mr. Forbes, zumindest mehr oder weniger, wärest du wohl soetwas wie ein Patrizier, allerdings gibt es dafür in England keinen Titel - nun, du bist schlicht und ergreifend ohne Adelsrang. Es macht im Grunde menschlich keinen Unterschied, aber selbst wenn du einmal wirklich Arzt wirst und an der gehobenen Gesellschaft praktizieren darfst, bedeutet das immer noch, dass du im Rang unter allen anderen stehen wirst, selbst wenn man dich Doktor nennt. Ich bin sicher, John Chambers ist deswegen so nachsichtig mit dir, weil es genau der Werdegang ist, den er hinter sich hat." Nico richtete sich wieder etwas mehr auf. "Es ist also nicht unbedingt das Wissen, wie du zu grüßen hast, das dir fehlt, sondern eher das Wissen über dein Gegenüber. Wenn du weißt, welchen Rang dein Gegenüber hat, dann kannst du dich dementsprechend verhalten. Meistens erkennt man es an der Kleidung, aber bei Dr. Sullivan ist das wohl nicht der Fall oder bei deinen anderen Dozenten. An der Uni ist es ohnehin nochmal anders: Dort erweist du jedem Dozenten die Ehrerbietung, die du deinem Vater, wäre er denn von Adel, zukommen lassen würdest. Du verneigst dich also, nicht zu tief! Nur soweit, bis du merkst, dass Gewicht auf deine Fußballen kommt, um die Schwerpunktverlagerung deines Oberkörpers abzufangen. Den Kopf kannst du dabei leicht zur Seite drehen, mehr nicht. Ich nehme an, ihr sprecht eure Dozenten entweder mit "Eure Magnifizenz" oder "Honorabilis" an. Im Falle von Dr. Sullivan ist es wohl letzteres. Bei ihm kann ich dir nur empfehlen es IMMER zu tun, selbst wenn er gerade dabei ist zu reden, auch wenn es bedeutet, dass du ihn unterbrichst. Es ist besser seine Ehrerbietung zu zeigen anstatt es zu versäumen, es wird ihm positiv auffallen. Zudem WAS du dann sagst... nun, da gilt wohl das Gleiche wie beim König: Einfach, klar, logisch. Argumentiere nicht zu viel, diskutiere nie, auch wenn dir danach ist. Du wirst sehen, je klarer und deutlicher deine Aussagen werden, ohne Diskussionen nach so zu ziehen, desto eher werden deine Dozenten nachfragen und selbst die Diskussion in Gang bringen. Aber es sind nun mal Männer entweder mit Erfahrung oder Einfluss und du musst Rücksicht auf sie nehmen, auch wenns dir nicht gefällt. Sage lieber zu wenig, als zu viel, und im Fall von heute: es wäre besser gewesen, hättest du dich gemeldet und Dr. Sullivan gefragt, ob es in diesem Fall nicht sinniger wäre, zu nähen. Du hättest auf einen Vergleichsfall verweisen können, in dem er eine ähnliche Wunde vernäht hat - er hätte es damit vor dem König als einen Trumpf darstellen können und wäre nicht so schrecklich ins Fettnäpfchen getreten. So musste ich ihn in die Schranken weisen, weil er auch mich denunziert hat. Achte in Zukunft darauf. Es mag dir am Anfang schrecklich langweilig, öde und falsch erscheinen, vor allem wenn Worte nicht deine Stärke sind, aber glaub mir: meine sind sie auch nicht. Man gewöhnt sich daran und je besser man wird, desto eher findet man Gefallen daran, Leute auch mal mit Worten zu schlagen. Ich bin sicher, mit ein wenig Übung schaffst du das..." Er lächelte sanft. "Aber jetzt zu deinen Umgangsformen: Allein wie du vorhin wieder vom Pferd gestiegen bist, wirklich... das tut man nicht, schon gar nicht in Anwesenheit einer Dame." Er erhob sich grinsend und kam zu Kieran hinüber. "Gerade hinsetzen, Beine breiter und die Füße leicht übereinander schlagen, Hände auf die Stuhllehne, leicht mit dem Rücken anlehnen, Hände falten." Er schubste Kieran leicht in eine richtige Position. "Das wäre eine angemessene Haltung für eine Diskussion. Beim Aufstehen nicht an den Lehnen hochwuchten, sondern mehr mit ein wenig Schwung nach oben - ja, genau so." Nico nickte zufrieden mit Kierans ersten Versuchen. "So. Also, eine Verbeugung vor dem König..." Er stellte sich neben Kieran, ein Fuß leicht vorgestellt, um das Gewicht besser abzufangen, die rechte Hand auf der Brust, Kinn auf die Brust und tief verbeugt - einfach und elegant." Nico richtete sich wieder auf. "Jetzt du." Und Kieran machte es nach, allerdings etwas krummer und mit weniger Spannung, obwohl man die von einem Athleten eigentlich erwarten konnte. Grund genug für Nico sich hinter Kieran zu stellen. Eine verdammt dumme Idee wie sich kurz darauf herausstellte. Er hatte sich leicht vorgebeugt, die rechte Hand anders positioniert, indem er um ihn herumgriff, die linke leicht angewinkelt an Kierans Seite gelegt. Dann griff er Kierans Schulter leicht und drückte seinen Rücken etwas mehr durch, nicht ins Hohlkreuz, aber zumindest gerade - nur wurde Kieran jetzt "länger" und stieß mit seinem schmalen Gesäß gegen Nicos Schritt. Eigentlich war das vorausszusehen gewesen, doch jetzt, als es passierte, musste Nico sich mehr als nur zusammenreißen. Die ganze Zeit hatte er ihre Nähe gekonnt ignoriert, das praktische Problem gesehen.. aber DAS war zu viel.. zu gut.. zu sehr mit Erinnerungen verbunden. Seine Hände wurden feucht als er Kieran losließ, ihm sacht über den Rücken strich ehe er wieder etwas zurücktrat. "So ist's gut..." Seine Stimme klang rauer. "Langsam wieder hoch..." Kieran [[BILD=8212633.jpg]] Das Angebot von Dominico, Niamh bei ihm stehen zu lassen, klang verlockend. Es würde ihr hier wirklich gut gehen und gleichzeitig hätte er hin und wieder einen Grund, hierher in dieses Idyll zu kommen. "Wegen das Arbeitspferdes müsste ich mit meinem Vater reden, ich weiß es nicht genau, aber ich glaube, da hat er tatsächlich momentan Probleme. Und wegen Niamh: ich würde das Angebot gerne annehmen, sofern sie dir wirklich nicht zur Last fällt. Hier wird es ihr definitiv besser gehen, auch wenn die Schmiede, die ich für sie gefunden habe, gut war." Kieran hatte sich in einen der weichen, bequemen Sessel niedergelassen, als auch Nico sich gesetzt hatte. Er entspannte sich und nach dem stressigen Tag war das auch wirklich eine Wohltat. Kurz schloss er die Augen, streckte seinen Hals, um seinen Nacken zu entspannen. "Ich wollte dir keine Schuld zuweisen", sagte er nun. "Es war aber nun mal die Begegnung mit dir, die mir den Weg eröffnet hat, meinem Traum nachzugehen. Und der beinhaltet nun mal auch, dass ich mich in den Etiketten bei Hofe und im Adel auskennen muss." Er sah en anderen wieder an und lauschte den Ausführungen versuchend, sich jedes Detail einzuprägen, das jener ihm mitteilte. Amüsant fand er, dass Dominico ihn für langweiliger hielt, wenn er die Etikette am Hofe beherrschte. Er wusste, dass er nicht nur als Belustigung für Dominico diente, aber offenbar heiterte er den Alltag des anderen ein wenig auf. "Nun, solange ich nicht in anderen Bereichen meines Lebens langweilig bin..." Er zuckte gespielt unschuldig die Schultern. Nun folgte eine Aufreihung von Situationen, wie man wen am besten ansprach. Und Kieran hatte Mühe allem zu folgen. Es war wirklich eine ganze Reihe von Anreden. Doch er war gut in so etwas, konnte Dinge schnell aufnehmen, was ihm bei den Vorlesungen auch zu Gute kam, da er nicht so schnell schreiben konnte, wie er müsste, um alles mitzuschreiben, was die Dozenten redeten. Doch er hatte kein Problem, das Gesagte anhand von passenden Stichpunkten später zu rekapitulieren. Und so wiederholte er murmelnd ein paar Anreden, um sie sich besser merken zu können, und hing an Nicos Lippen, um nichts zu versäumen. Besonders schön fand er Dominicos Anrede, die er im Affekt auch murmelnd wiederholte. Es klang so schön, dieses Italienisch. "Dominico Sforza Duce de Segni e di Onano." Das war sicher einmal wichtig zu wissen. Schließlich würde er vielleicht mal erklären müssen, in wessen Gunst er stand, um studieren zu dürfen. Überrascht sah er den anderen an, als dieser ihm erklärte, dass Dr. Chambers den gleichen Werdegang hatte, wie er selbst. Irgendwann würde er den anderen einmal darauf ansprechen, das nahm er sich zumindest vor. Spannend waren auch die Informationen, die er bekam hinsichtlich dessen, wie er zu reden hatte. Es waren Gedanken, die logisch waren, aber ihm so nie gekommen wären. Er redete gerne in langen Sätzen, verschachtelt. Manchmal auch mit Gedankensprüngen. Er hatte da nie eine "Schulung" bekommen, sich im Kopf zu strukturieren, bevor man das Sprechen begann. Zu dem Kommentar, dass er nicht viel diskutieren sollte, nickte er zögernd. Vielleicht sollte er wirklich einfach noch mehr schlucken, als er eh schon tat... "Bei Sullivan versuche ich mich nie provozieren zu lassen, sondern seinen Gemeinheiten und Schikanen mit Perfektion zu begegnen. Das hat bisher eigentlich immer ganz gut geklappt. Aber ich denke, ich werde da wirklich weiter üben müssen", warf er ein und hörte weiter zu. Als Dominico sein Absitzen ansprach, hob er die Augenbrauen. Sogar da musste man aufpassen? Als der andere begann, ihm Anweisungen zu geben, reagierte er brav. Setzte sich gerade hin, wie Nico ihn anwies. Klar hatte er eigentlich viel Körperspannung, aber er war auch nicht mehr so trainiert, wie vor der Zeit in London, das merkte er deutlich. Und jetzt, hier im Augenblick war er eigentlich so in einem Entspannungsmodus angekommen, dass er sich erst einmal wieder sammeln musste. Dass Dominico ihn ein wenig hin- und herstubste, störte ihn dabei nicht. Er fand es eher schön zu sehen, dass Nico da keine Berührungsängste hatte, obwohl die letzte Begegnung zwischen beiden in dieser Flucht geendet war. "Bin ich froh, dass du keinen Fächer hast..", murmelte er nur und grinste leicht. Dann stand er auf, versuchte sich dabei elegant zu bewegen, auch wenn es noch immer nicht so einfach war, weil sein Körper gerade viel zu faul war, sich zu bewegen. Kieran drehte sich zum anderen, der nun begann, ihm zu erklären, wie man sich richtig verbeugte. Kieran sah, wie harmonisch die Bewegungen waren, fast wie bei einem Tanz. Er würde das üben. Tanzen konnte er eigentlich ganz gut, dann würde er das doch wohl auch noch hinbekommen. Nichtsdestotrotz glückte sein erster Versuch bei weitem nicht so gut, wie das, was Dominico ihm vorgemacht hat. „Diese Verrenkungen sind wirklich gewöhnungsbedürf…tig“, murmelte er, als Dominico von hinten an ihn herantrat und ihn umfasste, an der Hüfte haltend, die Schultern geraderückend, ihm Haltung in der Verbeugung abverlangte. Kieran merkte, dass die Position und die Berührungen ganz ungünstig dafür waren, jegliche Gedanken an den Körper und die Nähe des anderen zu verdrängen. Dabei war er bisher so zufrieden mit sich gewesen… Kurz schlossen sich die Augen und er versuchte sich zu konzentrieren, die Bauchmuskeln angespannt, um die Stellung zu halten und den Rücken komplett durchzustrecken, als er merkte, dass er so gegen die Lenden des anderen stieße. Er musste sich auf die Unterlippe beißen, damit er nicht aus Versehen hörbar keuchte. Das hier war gar nicht gut. Durfte er mit einem Ausgleichsschritt nach vorne fliehen? Er schluckte, merkte nun, dass der andere ihn losließ und dann kam etwas, was sein Knock out bedeutete: die Hand des anderen, die ihm über den Rücken strich. „Ngh“, keuchte er und versuchte den Laut in etwas wie ein zurechtweisendes „Hey!“ zu verwandeln, als er den Rücken gänzlich durchstreckte und froh war, sich wieder aufrichten zu dürfen. „Hätte ich gewusst, dass deine Strafe für meine Fehler solcherlei Berührungen sind, dann wäre ich vorsichtiger gewesen“, grinste er mit einer Mischung aus Verlegenheit und Verzweiflung. Nein, nicht provozieren lassen, nicht zu nahe, nicht zu flirty, nicht an Sex denken! Das hatte er sich vorgenommen, als er hergeritten war. Er konnte nicht ständig an sich selbst Hand anlegen, nur weil der Kerl ihn so reizte. „Zügelt eure Hände, Lord Sforza, Duce de Segni e di Onano!“, sagte er mit tadelndem Tonfall. Dabei verneigte er sich sogleich noch einmal, wie ihm gerade beigebracht worden war, und diesmal ging die Bewegung flüssiger, harmonischer. Ironie war hoffentlich ein Mittel, der Versuchung zu widerstehen. Dominico [[BILD=8210279.jpg]] Kieran war ein wirklich guter Schüler. Er vermochte es wirklich schnell das aufzunehmen, was Nico sagte, und konnte ihm schon sehr bald eben genau diese Anreden nennen. Nico war zufrieden und äußerst angetan von Kierans Betonung seines Namens - ja, das klang doch schon gar nicht schlecht. Kieran würde sicher noch üben müssen, vor allem wenn es um den Diskussionsbedarf ging, bei dem Kieran immer ganz vorn mit dabei war. "Du darfst ihm einfach keine Angriffsfläche bieten. Das heißt nicht, dass du alles akzeptieren musst, du musst es nur so verpacken, dass er dir nicht widersprechen kann, das ist die Kunst. Du musst es in einem Ton sagen, der ihn nicht vor den Kopf stößt, sondern einen, der ihn als denjenigen hinstellt, dessen Idee oder Gedanke dich eigentlich erst darauf gebracht hat." Es war alles andere als leicht, doch es war nunmal notwendig solche kleinen Kniffe wirklich gut zu behrrschen. Allerdings waren auch die körperlichen Ehrerbietungen sehr wichtig und so arbeiteten sie jetzt vornehmlich daran. Naja, eigentlich, denn Nicos Gedanken waren schon wieder ganz woanders. Und so konnte er nicht einmal sagen, ob es Absicht oder Zufall gewesen war, dass seine Hand über Kierans Rücken geglitten war. Er wusste eigentlich nur all zu gut, dass diese Stelle Kieran in den Wahnsinn trieb, dass er es liebte und zugleich hasste, dort berührt zu werden. Nico hörte das kaschierte Keuchen nur zu gut und zog die Hand schneller wieder zu sich. Er wollte ihn nicht reizen, und doch tat er es. Die Versuchung war zu groß und sein Wille definitiv zu schwach, um besonders lange zu widerstehen. Als Kieran sich umdrehte und die Verbeugung widerholte, mit diesen Worten auf den Lippen - da konnte Nico nicht anders als seinerseits eine Verbeugung anzudeuten, wie sie Kieran von seinem Stande aus zustand, und dabei ein frivoles Grinsen zur Schau zu stellen. "Solange es so hervorragend funktioniert, sind meine Hände ganz offensichtlich das bessere Mittel, euch zu tadeln, als ein Fächer oder ein anderer Gegenstand." Für ihn war der Wechsel zwischen höfischer Umgangsform und freier Rede einfacher als Atmen. Es war ihm in Fleisch und Blut übergegangen und er merkte es kaum noch. "Kommen wir zu der Verbeugung vor Damen. Hier ist Vorsicht geboten, denn macht ihr es wie beim König, so fallt ihr der werten Dame ins Dekoltée." Er machte es wieder vor. "Entweder ihr neigt den Kopf bis auf die Brust, um wirklich auf den Boden zu sehen, oder ihr neigt ihn deutlich zur Seite. Der Rücken bleibt dabei wesentlich aufrechter als eben noch." Er korrigierte Kierans Verbeugug nach oben, denn er war wesentlich zu weit abgekippt. Sachte drehte er mit zwei Fingern Kierans Kinn noch etwas mehr zur Seite, so dass er im Falle einer vor ihm stehenden Dame wirklich NICHTS sah, dann drehte er Kierans Schultern seitlich so, dass er keinen Buckel machte. Und dann konnte er doch wieder nicht anders, strich mit einer Hand zwischen die Schultern und wieder dort hinab. Nicht ganz uneigennützig, denn Kieran spannte sich dann erst recht an und hatte eine wesentlich bessere Haltung. Als er sich spannte lobte ihn Nico daher erst recht. "Ja, genau mit dieser Spannung... nur noch etwas lockerer im Gesicht, Mr. Carney, ihr seht gerade aus, als hättet ihr Lebertran geschluckt." Zumindest sah Kieran so aus beim verzweifelten Versuch, nicht auf Nicos Hände zu reagieren. "Und gleich noch mal. Ich gebe die Dame in diesem Beispiel." Nico stellte sich dieses Mal vor Kieran, in dem Abstand, der für eine Verbeugung üblich war. Kieran [[BILD=8212633.jpg]] Was Dominico hinsichtlich des geschickten Taktierens der Worte sagte, stimmte Kieran nachdenklich. Ja, wahrscheinlich würde er in dieser Gesellschaft unbedingt mehr überlegen müssen, was er wie wem sagte. Er würde klüger und überlegter reden müssen, um Situationen entkommen zu können, die auf lange Sicht ihn davon abhalten könnten, das Studium, das ihm so wichtig war, abzuschließen. Das wollte er weder für sich, noch würde er Dominico irgendwann erklären müssen, warum der abbrechen musste oder wie auch immer… Und so verinnerlichte er die Worte und nahm sich vor, sie sich immer wieder ins Bewusstsein zu rufen, wenn es darauf ankam. Als sich auch der andere verbeugte, zwar nicht so tief wie er, aber genau seinem ‚Stand‘ (der genau betrachtet keiner war) angemessen, musste Kieran lächeln. Als er das Grinsen sah, musste er leicht lachen. Dominico schien ihn wirklich provozieren zu wollen? Bei den Worten, die nun folgten, fiel ihm sogleich auf, dass er ihn wieder höflich ansprach, seine eigene Ironie aufgriff und weiterführte. „Ich werde mich in Acht nehmen, Euch keinen Grund zum Anlass zu geben“, sagte er lächelnd. Dadurch dass Nico nun die Verbeugung vor Damen ihm zeigen wollte, richtete er sich wieder auf und sah dem anderen genau zu, und probierte es dann selbst. Sogleich verbesserte ihn Dominico und Kieran konzentrierte sich, dem Folge zu leisten. Die Finger des anderen an seinem Kinn fühlten sich kribbelig an, er blickte zu Seite, wie gewünscht, war aber sogleich wieder abgelenkt, weil auch die Schulter korrigiert wurde und wieder die Hand des anderen an seinem Rücken spürte. „Grrrr“, machte er und streckte den Rücken durch, wodurch er allerdings nun die beste Spannung hatte. Und die Bemerkung, die folgte, ließ ihn grinsen. „Es ist nicht so einfach, sich zu konzentrieren, wenn Ihr mich so ablenkt.“ Er richtete sich wieder auf und lockerte sich etwas, als Dominico auf ihn zutrat, und die Verbeugung vor der Dame noch einmal verlangte. "Du als Dame", meinte er schmunzelnd. "Ein netter Gedanke." Nun, da er wusste, wie es sich anzufühlen hatte, verbeugte er sich in einer geschmeidigen Bewegung, verharrte einen Moment, bevor er sich langsam wieder aufrichtete, den Kopf drehend, um Dominico anzusehen. Dieser stand jedoch mit einem Mal so nah bei ihm, dass er direkt zu ihm aufschauen konnte. Es waren nur wenige Zentimeter, die sie trennten und Kieran konnte nicht anders, als in diese wunderschönen grünen Augen zu blicken, die er so mochte. Nur ein wenig müsste er sich strecken, um den anderen zu küssen. Er spürte den Atem des anderen auf seinem Gesicht. Er sollte dringend etwas sagen… „Wenn Berührungen an meinem Rücken die Zurechtweisungen sind“, fragte er flüsternd und seine Stimme klang irgendwie so fremd. „Was bekomm ich dann als Belohnung, wenn ich es gut gemacht habe?“ Nein, er hätte besser eine andere Frage gestellt. Kieran merkte, dass die Worte letztlich nur ausdrückten, was er sich sehnlichst wünschte, doch das war nicht gut. Und so riss er sich von den Augen los, senkte den Kopf, verbeugte sich noch etwas und trat ein paar Schritte rückwärts, wie es Dominico zu Beginn ihres Gespräches einmal erwähnt hatte. "Mylady!", sagte er, so als wolle er sich verabschieden. Er sollte solche Situationen nicht herausfordern. Dominico [[BILD=8210279.jpg]] Nicos Spielchen mit der lieben Ironie war nicht ganz ungewollt. Er wollte wirklich sehen ob Kieran in der Lage war sich anzupassen. Ob er seine Überraschung zum Ausdruck brachte, oder ob er mitmachen konnte und dieser Schiene treu blieb. Anscheined war letzteres der Fall, denn Kieran blieb bei der höflichen Anrede und Nico nahm es mit wohlwollen zur Kenntnis. Seine Trainingsmethode brachte die gewünschten erfolge und Kierans Verbeugung wurde wesentlich besser, wenn er auch anscheinend etwas mitlitt bei Nicos punktgenauen Berührungen. Doch dank eben genau dieser Berühurngen klappte die nächste freie Verbeugung schon wesentlich besser und Kieran machte es wirklich nahezu perfekt vor. Allerdings hatte diese perfekte Verbeugung auch eine perfekte Wiederausrichtung zur Folge und das widerrum bedeutete, dass sie sich erneut nah kamen. Kieran stand direkt vor ihm, ihre Körper berührten sich fast und in ihrer Haltung war es beinahe soweit, dass sie sich küssten. Es fehlte weniger als ein Millimeter, und doch passierte nichts. Kierans Worte über Belohnung hängten sich in Nicos Hirn und verankerten sich dort, er schluckte hart und doch - kurz bevor er nach Kieran greifen wollte, um ihn zu "belohnen", weil sein Körper es ihm regelrecht befahl, entzog sich Kieran seiner Nähe, machte ein paar Schritte rückwärts so wie Nico es gesagt hatte und blieb stehen. "Gut.. das war gut gemacht." Sogar die Anrede hatte Kieran gleich mit einfließen lassen, ja das war gut. Wenn Kieran nicht nur hier, sondern auch in der Uni ein so gelehriger Schüler war, dann würde es sicher keine größeren Probleme mit den Dozenten geben, zumindest nicht was seine sonstigen Leistungen anging. Aber veilleicht war Keiran auch besonders ehrgeizig, einfach weil Nico derjenige war, der ihn lehrte.. wie auch immer. Nico wandte sich ab und ging in ihre Ausgangsposition neben Kieran zurück. "Jetzt abstufen.." Er machte einen Schritt nach hinten, so dass er schräg hinter Kieran stand. "Erst die Verbeugung für den König, dann nacheinander alle anderen Würdenträger, immer ein Stückchen höher." Bei der Sache bleiben? Unmöglich. Zumindest gerade für Nico. Er blieb zwar seinem "Lehrmaterial" treu, das er vermitteln wollte, doch er merkte schon jetzt, dass er Kieran wieder mit den Augen auszog. Dass er anfing, bewusster einzuatmen, um seinen Geruch wahrzunehmen und dass sein Herz schneller schlug, wenn Kieran etwas gut oder richtig machte.Kein väterlicher Stolz, nein - viel mehr der Stolz auf einen Partner. Als Kieran die Abstufung der eizelnen Verbeugungen mehrmals widerholt hatte, nickte Nico zufrieden. "Ich denke, das wird dem vorerst genüge tun.. Vor allem die für deinen Lehrer wirst du brauchen und mach sie so ordentlich wie hier, auch wenn keiner da ist, der dir dabei den Rücken krault." Er zwinkerte Kieran zu, ehe er sich drehte und wieder vor ihm stand. "Und weil du so hervorragend mitgearbietet hast, darfst du dir jetzt eine schöne Belohnung aussuchen", eröffnete er grinsend, und versuchte darüber hinweg zu spielen, dass er einfach nur hoffte, dass er sich selbst im Zaum halten konnte. Kieran [[BILD=8212633.jpg]] Kieran hätte diese blöde Situation nicht provozieren sollen. Das machte es ihm doch nur noch schwerer, sich zu konzentrieren. Sie waren sich so nah gewesen, fast schien es, dass sie sich hätten küssen wollen. Er hatte Glück, die Kurve noch bekommen zu haben. Und doch schlug sein Herz heftig gegen seine Brust und seine Knie waren weich. Und hier war wieder ein Punkt, bei dem er von Nico lernen konnte: sich nichts anmerken lassen. Nicos Augen verrieten ihm zwar mittlerweile einiges, aber ansonsten? Nico konnte einfach weitermachen, als sei nichts gewesen. Und so übten sie die Abstufungen bei den Verbeugungen. Und jetzt fiel es ihm schwerer sich zu konzentrieren, auch wenn er es an sich gut machte. Als Nico endlich den Schlussstrich unter die Übungen zog, war Kieran erleichtert. Der Kommentar zum Rücken kraulen ließ ihn grinsen. "Das ist wirklich schade", sagte er theatralisch seufzend. "Aber ich werd einfach an dich denken.." Als ob er das nicht eh tat... viel zu oft... ständig. Doch dann sah er überrascht auf. "Eine Belohnung?", fragte er und wurde etwas unsicher. Was sollte er sich da sonst wünschen? Aber das, was er am liebsten hätte, würde er nie bekommen... Und sonst? Sollte er den begehrten Kuss fordern? Aber würde er dann nicht Hunger auf mehr - auf wesentlich mehr bekommen? Er wusste, wenn er Nico küsste, würde er diesen Kuss für nichts auf der Welt lösen wollen und alle angestaute Begierde würde in ihm durchbrechen. Er glaubte nicht daran, sich halten zu können. Es war noch zu frisch, jener Abend an dem sie sich getrennt hatten, ohne je zusammen gewesen zu sein. Aber ihm kam ein Gedanke. "Ich würde das gern für später aufheben, wenn dir das recht ist." Fragend sah er den anderen an. Er würde mit dem Wunsch bis zum Abschied warten. Und bestenfalls saß er schon auf dem Pferd. "Wenn du noch ein wenig Zeit hast, fände ich es schön, wenn du mir die Pferde zeigst, mit denen du für das Turnier trainierst", sagte er. Er konnte sich zumindest jetzt schon mal damit belohnen, mehr Zeit mit dem anderen verbringen zu dürfen, oder? Dominico [[BILD=8210279.jpg]] Dass Nico äußerlich so ruhig und kalt blieb, war ihm selbst nichteinmal bewusst. In seinem Kopf rasten die Gedanken, doch sein Gesicht verriet nichts von dem inneren Aufruhr, den Kieran immer wieder bei ihm auslöste. Vermutlich lag es daran, dass es ihm schon seit Kindebeinen an eingebläut worden war, in keiner Situation Gefühle zu zeigen. Bei der harten militärische Ausbildung, die er schon in jüngsten Jahren hatte durchlaufen müssen, war weinen nämlich auch unter Strafe gestellt worden. Je mehr Gefühle man einfach nur hinunterschluckte, desto besser, denn dann konnte einem niemand Schaden zufügen. So traurig das auch war, so war es nunmal. Und vielleicht würde Kieran das mit der Zeit auch lernen und es Nico damit schwerer machen zu sehen, was er gerade dachte. Jetzt zumindest fiel es ihm noch leicht und er sah deutlich den Schmerz in Kierans Augen, als dieser erwähnte, einfach bei der Verbeugung an ihn zu denken. Ja, auch Nico dachte zu viel an den Mann der vor ihm stand, doch solange all diese Dinge nur in ihrem Kopf stattfanden, war noch alles in Ordnung. Auch die Belohnung war so eine Sache. Warum Nico sie angeboten hatte, wusste er nicht recht, sie war in diesem Sinne ja nicht nötig.. doch es lag mit großer Sicherheit daran, dass auch er diesen Kuss haben wollte, dass er ihn erneut spüren wollte, aber in einer Situation, in der sie nicht kurz darauf nackt auf dem Boden übereinander herfielen. Vielleicht war der Stall dabei ja wirklich eine gute Idee. "Es ist mir ganz gleich, wann du belohnt werden willst für deine wundervollen Verbeugungsversuche." Er grinste, während er aus dem Wintergarten hinaus in den normalen Garten schritt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)