Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 39: Die Spanienreise - Die ausgekugelte Schulter -------------------------------------------------------- Kieran [[BILD=8215075.jpg]] Kieran betrat die provisorischen Stallungen mit seinem Arztkoffer und trat an die Männer heran, begrüßte mit "Mylord Sforza" und "Amadeo" die beiden Männer mit entsprechender Höflichkeit. Er musste gar nicht fragen, was passiert war, zumindest bei der Schulter war es klar. "Eine Luxation", stellte er etwas aufgewühlt fest. Aufgewühlt, weil er Amadeo so mochte. Der konnte ja nichts dafür, dass Dominico so handelte, wie er handelte. Er kniete vor diesem nieder. "Egal was ist, du darfst keine Muskeln anspannen! Versuche dich zu entspannen, so gut als möglich. Ich werde eine Reposition durchführen." Er blickte zu dem Diener, der wartend auf weitere Anweisungen stehen geblieben war. "Kaltes, wirklich kaltes Wasser, bitte. Und Tücher. William weiß, wo die sind." Der Soldat war ihm seit sie aufgebrochen waren ein wenig zur Hand gegangen, wohl weil er dankbar war, jemanden zu haben, der ihm einfach zuhörte. Kieran kramte in seiner Tasche, holte eine Phiole heraus. "Trink das", wies er Amadeo an, "das wird die Schmerzen lindern." In der Tat war es ein starkes Schmerzmittel, das Amadeo bald auch schlafen lassen würde. John hatte es entwickelt und es war perfekt. Während sie auf das kalte Wasser warteten, sah Kieran Amadeo an. "Wie ist das passiert?" Die Antwort ließ ihn nicken. Er ließ sich noch sagen, ob der Tritt schlimm gewesen war, und versprach sich die Stelle später noch anzusehen, als die Tücher und das Wasser gebracht wurden. "Du kannst gehen", sagte er zu dem Diener, feuchtete die Tücher an und legte sie auf die Schulter. "Wir müssen eine Schwellung verhindern", erklärte er und begann vorsichtig den Arm abzutasten. "Ich prüfe, ob etwas gebrochen ist, aber danach sieht es nicht aus." Er sah nun das erste Mal zu Dominico - und es tat weh. Er wusste, warum er es vermieden hatte. Der Klos im Hals machte ihm das Schlucken beschwerlich. "Ihr müsst ihn festhalten, Mylord", sagte er und seine Stimme war bei weitem nicht mehr so sicher, wie noch zuvor. "Am Besten setzt Ihr Euch hinter ihn." Er griff in seine Tasche, während Nico sich umpositionierte, und nahm das Beißholz heraus. "Es wird leider weh tun, aber dann dauert es nicht lange, bis der Schmerz nachlässt. Beiß darauf!" Kieran positionierte sich, zählte von drei herunter, dann ruckte es, knackte, Amadeo bäumte sich auf, schrie - dann war die Schulter wieder drin und Amadeos Schmerzen ließen nach. Kieran untersuchte die Schulter vorsichtig, ob alles so war, wie es gehörte. "Ich denke es ist ok", stellte er fest. "Ich werde ihn bandagieren. Die nächste Zeit sollte er die Schulter nicht bewegen." Kieran ließ seinen Worten Taten folgen Dominico [[BILD=8207715.jpg]] Noch während Kieran im Anmarsch war, stritten die beiden Männer auf Italienisch miteinander. Es klang wie gewohnt heftig, denn die Sprache klang nunmal so und Nico war auch ziemlich erbost. Er saß bereits in der richtigen Positon hinter Amadeo und schien mit ihm darüber zu diskutieren, dass es absolut unsinnig gewesen war, einen Arzt zu rufen, was sich letztlich als Amadeos Idee herausstellte. Nico war inzwischen schon so weit gekommen, Amadeo vorzuhalten, Kieran absichtlich auf ihn loszulassen, um ihn zu quälen, was Amadeo trotz der Schmerzen mit einem hohlen Lachen kommentierte. Kieran ließ nicht sonderlich lange auf sich warten, und es kam wirklich so wie Nico schon vor Wochen prophezeit hatte: sein Auftreten wurde unendlich viel langweiliger, wenn er so höflich war. Es kotzte Nico regelrecht an, weil zumindest er wusste, dass Kieran alles andere als dieser höfische Fatzke war. Amadeo hatte sich etwas aufgerichtet und begrüßte Kieran strahlend - wenn er sich wenig bewegte, tat's auch wenig weh. "Ja, mal wieder ausgekugelt...", 'übersetzte' er für sich Kierans hochtrabendes Ärztelatein und winkte sehr entschieden ab, als Kieran ihm die Phiole hinhielt. "Hast du eine Ahnung, wie oft mir das schon passiert ist?" Amadeo sah keinen Grund Wert auf Höflichkeiten zu legen. Er hatte Kieran bereits nackt im Bett seines Herrn gesehen, für ihn zumindest waren sie soetwas wie Freunde, wenn man es so nennen wollte, und hier war niemand dabei, vor dem er irgendeine Form wahren musste. "Normalerweise renken wir sie mit einigen Lederbändern und der richtigen Technik wieder ein." Er nickte mit dem Kopf gegen Dominico. "Aber Mylord war der Meinung, dass ein Arzt in Reichweite diese Aufgabe besser selbst erledigen sollte." Es war in der Tat so, dass Nico mit diesen Verenkungsgeschichten selbst ganz gut umgehen konnte, denn es passierte auf ihren Schlachtzügen viel zu oft und man konnte nicht wegen einer ausgekugelten Schulter Tage oder Wochen auf einen Arzt warten, wenn gerade keiner da war. Das Beißholz nahm Amadeo an, während Nico ihn festhielt, das Gesicht beinahe noch verschlossener und mit einem Ausdruck, als wolle er Amadeo gleich persönlich die andere Schulter auch noch auskugeln. Der Schmerz der Amadeos Körper aufbäumen ließ, entschädigte ihn etwas dafür, und er riss die Beine auseinander, als er merkte, dass Amadeo sich durch den heftigen Schmerz gerade selbst eingenässt hatte. "È questo veramente grave?" Amadeo, dessen Schmerz gerade herrlich nachließ blickte beinahe verträumt zu Nico auf und lachte dann wieder. "Quante volte avete fatto voi bagnato mentre ho mantenuto voi?" Nico erhob sich und ließ Amadeo einfach los, der lachend und gleichzeitig mit einem schmerzhaften Stöhnen nach hinten gegen den Strohballen sank, auf dem Nico gesessen hatte. Kieran verband seine Schulter, die Amadeo wirklich wieder unter Kontrolle hatte, doch er ließ sie leblos herabsinken. "Avete sentito? Non riesco a spostarlo!" Nico winkte genervt ab. "Du wirst reiten können, du wirst im Zweifel auch kämpfen können. Tu verdammt noch mal nicht so, als sei es deine erste ausgekugelte Schulter." Nico wusste selbst nicht, warum er so unendlich wütend war über diese ganze Angelegenheit. Er fühlte sich von Amadeo vorgeführt. "Du hast eine Nacht, um dich auszuruhen, morgen reiten wir früh weiter. Mr. Carney, danke für Eure schnelle Hilfe. Behandelt ihn nicht zu gut, er ist nur ein Blender, der mich mit seiner Wehleidigkeit in den Wahnsinn treiben will..." Damit schickte sich Nico an, das Zelt zu verlassen, während Amadeo schon wieder in helles lautes Lachen ausbrach. Das war ja wirklich zu amüsant! Kein anderer hätte sich es wohl erlauben können so mit Nico zu sprechen, doch Amadeo tat es. Er war es leid ständig einen so unglaublich genervten Nico neben sich reiten zu haben. Vielleicht würde er ja jetzt zum Teil seinen Ärger hinunterschlucken, wenn nur Kieran endlich auch aufhörte, all zu steif zu sein... naja, vielleicht hatten sie noch die Möglichkeit, sich kurz allein zu unterhalten, wenn Nico außer Hörweite war. Kieran [[BILD=8215075.jpg]] Dass die beiden offensichtlich eine Meinungsverschiedenheit hatten, das hatte er schon außerhalb des Zeltes gehört. Aber es ging ihn ja schließlich nichts an. Eigentlich hätte er wahrscheinlich einen Kommentar darüber verloren, einen Scherz gemacht, aber er war momentan einfach nicht er selbst, durfte hier auch nicht er selbst sein, um Dominico nicht irgendeine Angriffsfläche zu bieten. Was auch immer Kieran getan hatte, der Blick des anderen als er eintrat, reichte ihm zu wissen, dass jener ihn verabscheute? Hasste? Was auch immer… Aber er ließ sich nichts anmerken, widmete sie Amadeo, der ihm gerade indirekt mitteilte, dass jener den Arm schon öfters ausgekugelt hatte. Irritiert nahm er zur Kenntnis, dass Dominico nach ihm geschickt haben solle, wo sie doch eigentlich auch alleine zurecht kämen. Das passte gar nicht, mied er ihn doch gerade wie einen Straßenköter oder eine Ratte, die die Pestilenz einschleppte. Und auch der Vorgang des Einrenkens bestätigte, dass jener das Problem schon öfters gehabt hatte. Jemand, der das erste Mal den Arm ausgekugelt hatte, war wesentlich blockierter und es war schwerer, die Kugel wieder in das Gelenk zu bekommen. Dass sich Amadeo eingenässt hatte, aufgrund der Schmerzen, war etwas, das völlig normal war. Was auch immer die Männer da sprachen, offenbar schien es Nico nicht zu gefallen, was er da hörte. Amadeo konnte so ungezwungen mit ihm umgehen, so wie Kieran das auch einmal gekonnt hatte. Und er vermisste es schrecklich, ja er vermisste den anderen. Auch wenn er mindestens genauso sauer war, im Stich gelassen worden zu sein, fallen gelassen worden zu sein. Es machte ihn fertig. Während die Männer noch redeten, verband er Amadeo die Schulter, so dass er diese nicht einfach würde bewegen können. „Wie Ihr wünscht“, sagte er tonlos und ohne aufzublicken, als Dominico ihm die letzten Anweisungen gab und dann aus dem Zelt eilte. Kaum war er draußen, brauchte Kieran eine kurze Pause und schloss die Augen. „Der Mann macht mich fertig“, sagte er aus dem dringenden Bedürfnis heraus, mit irgendwem einmal reden zu können. John fehlte ihm. Er fühlte sich auf dieser Fahrt einsamer als jemals zuvor in seinem Leben, fremd in seinem Körper, alleingelassen und ständig unter Beobachtung. „Hat dich das Pferd schlimm erwischt?“, fragte er Amadeo noch, um das eben Gesagte zu überspielen. „Ansonsten solltest du den Arm wirklich in Ruhe lassen. Wenn du das schon öfters hatte, werden die Bänder und Sehnen so stark belastet, dass das ernsthafte Folgen haben könnte.“ Amadeo [[BILD=8216199.jpg]] Amadeo sah zu, wie Nico das Zelt verließ und legte dann den Kopf schief, um zu Kieran zu schauen. "Ist das dein Ernst? 'Wie ihr wünscht'?" Er äffte Kierans Tonfall nach, was ihm gar nicht so leicht fiel. "Jedem anderen hochgeborenen Bastard hättest du sonstwas um die Ohren geschlagen und jetzt 'Wie ihr wünscht'? Ich kann dir sagen, was Mylord Sforza sich wünscht, aber das wollt ihr sicher beide nicht hören, einer ist ein sturerer Idiot als der andere." Er bewegte den Arm probeweise im Verband. "Es hat mich nicht schlimm erwischt, die Schulter ist ohnehin schon so lädiert.. naja, irgendein Wehwehchen muss wohl jeder von uns haben." Er richtete sich langsam auf und rümpfte die Nase bei näherer Betrachtung seiner Hose. "Ich sollte mich auf jeden Fall dringend waschen und umziehen, aber vielen Dank. Und wenn ich dir einen guten Rat geben darf - heute Abend wird seine Lordschaft nicht mit den anderen speisen. Er hat Korrespondenz aus Madrid erhalten, die er zum Vorwand nimmt, allein zu speisen. Die anderen werden also nicht bei ihm sein und was auch immer gesagt werden muss, solltest du sagen. Sonst hast nicht nur du in Madrid ein Problem, sondern auch Dominico und Mr. Chambers. Sie werden ohnehin über Dominico lachen, weil er einen Studenten, keinen Arzt mitbringt. Ganz gleich wie gut du sein magst, es zählt mehr als das. Und Nico wird sich diesem Hohn aussetzen müssen und es rechtfertigen. Ihr solltet zumindest beide wissen, was zu diesem Thema zu sagen ist, also klärt es, bevor die Probleme erst wirklich anfangen." Amadeo war eindringlich, doch ihn nervte Nico selbst und Kierans Einsilbigkeit auch ihm gegenüber war traurig. Eigentlich ging es Amadeo nichts an, doch er und Nico waren Freunde. Er mochte seinen Herrn und er wusste, dass Nico unglücklich war, aber eben einfach nicht über seinen Schatten springen konnte, schon gar nicht vor anderen, die genau dieses Verhalten seitens Dominico gegenüber Kieran erwarteten. Kieran [[BILD=8215075.jpg]] „Nein, das ist es ganz und gar nicht“, fauchte Kieran fast und sah Amadeo wütend an. Einen Moment loderte die angestaute Wut in ihm auf, die er seit Tagen herunterschluckte - nein, die er herunterschluckte, seit er aus diesem beschissenen Zuber gestiegen war. „Soll ich ihm die Meinung sagen? Damit er mich direkt wieder nach Hause schickt?“ Er schnaubte. „Und was wünscht er sich denn schon groß? Er behandelt mich wie einen Aussätzigen! ER hat mich fallen gelassen! ER behandelt mich wie den Mist an seinen Stiefeln.“ In ihm brodelte es gefährlich, doch er atmete tief durch. Amadeo trug keine Schuld daran. Ja, er war vielleicht auch ein wenig stur, aber Dominico hatte definitiv Gelegenheit gehabt, sich ihm gegenüber besser zu verhalten. Kieran war so verdammt müde und erschöpft von diesen Kabalen, dass er einfach keine Lust mehr hatte. Als der andere ihm mitteilte, dass Dominico an diesem Abend alleine wäre, sah er ihn irritiert an. Was bezweckte Amadeo damit, ihm das mittzuteilen? Sollte er auf Nico zugehen? Doch dann kam ein Punk, den er nicht gewusst hatte. Diese Reise war wahrscheinlich ähnlich dem Besuch in Schottland ein Spießrutenlauf für Dominico. Und er würde ein Kritikpunkt sein? Kieran gefiel das gar nicht. Er wusste, dass er besser war, als so manch anderer der Ärzte, die er mittlerweile kennengelernt hatte. Dominico sollte wegen ihm keine Schwierigkeiten bekommen! Er nickte. „Ich werde es nutzen, die Situation ein wenig zu klären“, meinte er nachdenklich und so nachdenklich blieb er auch den Rest des Tages. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)