Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 40: Die Spanienreise - Leere Worte ------------------------------------------ Dominico [[BILD=8207705.jpg]] Tatsächlich verabschiedete sich Nico an diesem Abend früh, versprach morgen länger zu bleiben, doch heute war die Korrespondenz wichtiger. Sie hatten ein Zeltlager rund um ihre Wagen errichtet und Nicos stand weit abseits. Die Wache hatte die Gegend ausgekundschaftet, alles war ruhig und so war Nico alsbald auf seinem Feldbett ausgetsreckt und las tatsächlich Briefe, allerdings sehr gelangweilt und nicht mit der Ambition zurückzuschreiben. Er würde irgendwie... wie immer etwas aus dem Ärmel schütteln. Neben ihm stand Wein auf dem Boden und er schenkte sich erneut davon ein, während er die Briefe vor sich hatte. Weil es so warm war, trug er nur eine Hose und sein Blick war bereits etwas glasig von zu viel Wein und zu wenig Wasser. Kieran [[BILD=8208305.jpg]] Abends verabschiedete Kieran sich nach dem Essen etwas früher von der Gesellschaft der anderen, und ging zu eben jenem Zelt, das zu Dominico gehörte. Ohne zu klopfen trat er ein, wissend, dass der andere alleine war. Er fand ihn auf dem Bett liegend und offenbar las jener gerade ein paar Briefe, eher er sie sinken ließ, überrascht, Kieran hier zu sehen, und ihn ansah. „Bevor du mich jetzt wieder in die Hölle schickst, lass mich dir ein paar Worte sagen“, knurrte er und bemühte sich, ruhig zu bleiben. In ihm hatte sich so viel angestaut, dass er dringend reden musste, sonst würde er noch durchdrehen. „Ich bin es leid, wie der letzet Abschaum von dir behandelt zu werden. Und ich möchte wissen, ob du nun hinter mir stehst, wenn wir in die Höhle des Löwen reiten, oder nicht. Ich kann mich nicht entsinnen, dir irgendetwas getan zu haben. Und was auch immer es gewesen sein könnte, dass du mich so behandelst, dann tut es mir leid. Aber ich ertrage es nicht länger, dass du so tust, als wären wir Fremde, nein schlimmer, so tust, als wäre ich unerträglich. Also sag mir bitte, was ich tun muss, damit du mich nicht mehr mit diesem Blick ansiehst, der mich zur Weißglut treibt, weil ich dir nämlich sonst irgendwann ins Gesicht springe und darin herumtrete und mich wohl fühle. Und dann bin ich weg und bin heilfroh, dich nie wieder sehen zu müssen. Und das sollte vielleicht nicht unbedingt in Madrid sein!“ Zornfunkelnd blickte er den anderen an. Man tat das gut, einmal einfach zu sagen, was er dachte. Dominico [[BILD=8207705.jpg]] Nico rechnete eigentlich nur noch mit Amadeo. Der schlief bei ihm auf einem zweiten Feldbett, auch wenn es sich eigentlich kaum so gehörte. Allerdings war Amadeo niemand, der besonders früh zu Bett ging. Meistens spielten die Herren draußen noch Karten, und verzockten das Geld hin und her. Amadeo hatte Spaß daran und die anderen Begleiter ihres Trosses, die nicht von Adel waren, hatten ebenfalls Spaß daran, deswegen verbat Nico es nicht. Als er die Briefe sinken ließ, erblickte er Kieran. Ihm lag gerade schon ein Kommentar auf der Zunge, weil ja vermeintlich"Amadeo" eingetreten war und mehr oder weniger auf der Schwelle verharrte, als ihm bewusst wurde, dass es gar nicht Amadeo war... und sicher war Kieran doch genau deswegen hier. Innerlich fluchte Nico erneut. Irgendwann würde er ihn doch eigenhändig köpfen, müssen diesen verdammten Kerl! Nico setzte sich auf und legte die Briefe bei Seite, leerte den Becher in einem Zug und stellte ihn neben die Kanne mit dem restlichen Wein, ehe er sich hinstellte und zu voller Größe aufrichtete - er machte es eigentlich nur dann, wenn er Feinde einschüchtern wollte, doch in seinem schon leicht benebelten Kopf war Kieran gerade der Todfeind geworden, der ihm sein Herz herausgerissen hatte. "Ist das dein Ernst?" Dass er die gleiche Frage stellte wie Amadeo, war ihm nicht bewusst. Er hörte Kieran ganz an, doch im Grunde rauschte das Blut schon nach den ersten Sätzen in seinen Ohren. "Aufeinmal kannst du mich also wieder beim Vornamen nennen, ja? Wie kannst du es wagen auch nur in Frage zu stellen, ob ich hinter dir stehe? Täte ich es nicht, hättest du jetzt wohl kaum noch ein Gesicht, das jede nur erdenkliche Gelegenheit nutzt mir mit Perfektion zu zeigen, was für ein Monster ich geschaffen habe!", fauchte Nico zurück. "Deinetwegen habe ich deiner Schwester ihren Ehemann weggenommen! Deinetwegen werde ich mich in Madrid zum Gespött des Hofes machen, weil ICH dafür gerade stehen muss das John DICH geschickt hat, statt einen der anderen Leibärzte des Königs! Du hast nichtmal den Hauch einer Ahnung wie ich Abschaum behandle und glaube mir, das willst du mit Sicherheit nicht wissen. Ich habe keinen blassen Schimmer, von was du sprichst, du tust geradeso so, als hätte ich dich hinausgeworfen, dabei warst du es, der gegangen ist!" Er drückte Kieran den Zeigefinger auf die Brust. "Du bist nicht mehr bereit das zu ertragen? Dann beende doch an mir, was du bei Gregor so semierfolgreich begonnen hast!" Nico wurde zum glück eher gefährlich leise und nicht laut. "Los, spring mir ins Gesicht und trample darauf herum, mach es! Dann musst du dich nicht mehr damit abgeben, dass es mein Geld ist, das dir dein Studium finanziert, und du musst dich nicht mehr schuldig dafür fühlen, in mein Bett gekrochen zu sein! Vielleicht hätte ich Gregor doch nicht die Kehle durchschneiden sollen, sein Angebot klang nicht nur verlockend, es wäre auch im Nachhinein wesentlich einfacher gewesen, damit fertig zu werden! Ja, zu deiner Information, ich hätte ihn genommen, ich hätte ihn richtig rangenommen, auf diesem Schreibtisch und auf dem Boden auf dem meine Hausmädchen noch immer sein Blut versuchen wegzuschrubben!" Nico war wütend, vor allem auf sich selbst und diesen verdammten Umstand. "Was soll ich noch alles für dich tun, bis du mich endlich in Ruhe lässt?" Wieso sagte er nur so viele Dinge, die er nicht meinte? Er wollte das nicht sagen, er wollte nichts davon sagen und doch kam es aus seinem Mund, zusammen mit einer durchaus beachtlichen Weinfahne. Und überhaupt! Mehr Wein! Er schnaubte und drehte sich zu der Karaffe um, um den Becher erneut zu füllen. Es war ja nicht zu ertragen diese verdammte Geschichte! Warum konnte Kieran nicht einfach... ja, was eigentlich? Wieso musste er ihn noch immer locken? Wieso sah Kieran nicht, dass genau dieses Verhalten für sie beide das beste war? Zumindest rational gesehen... Emotional war es eine andere Geschichte. Kieran [[BILD=8208305.jpg]] Kieran lächelte, als er sah, wie Dominico sich vor ihm aufbaute. Hatte der andere Angst vor ihm? Er war klein, es war keine Kunst, sich größer zu machen. Und er kannte es, dass andere von oben herab auf ihn sahen. Es nervte ihn, aber mittlerweile hatte er nur ein mitleidiges Lächeln für diese Typen übrig. "Es ist mein voller Ernst!", sagte er nachdrücklich. "Natürlich stelle ich es in Frage! Der Blick, mit dem du mich vor deinem Anwesen bedacht hast, hat mir mehr als deutlich gezeigt, dass du mich nicht dabei haben wolltest. Und ich wage zu behaupten, dass es nicht nur an der Tatsache liegt, dass ich nur ein blöder Student bin." Er knurrte. "Und ja: DU hast dieses höfliche, gesichtslose Monster geschaffen! Ich erkenne mich selbst nicht mehr, wenn ich in den Spiegel schaue. Aber was soll ich sonst tun? Ich selbst sein? In dieser Gruppe affektierter Vollidioten? Soll ich denen wirklich sagen, was ich über sie denke? Wäre dir das lieber? Gerne! Ich brenne darauf, Herzog Gregory zu sagen, was für ein aufgeblasener Lackaffe er ist, der Potenzprobleme hat und seine Hure dafür bezahlt, ihm seine Manneskraft zu bestätigen." Er war wütend in diese Scheiße hineingeritten worden zu sein. Doch jetzt fing Dominico an, das zuvor Geschehen, aufzurollen. Und Kierans Augen glommen vor Wut auf. Die Schuldzuweisungen schmerzten. "Meinetwegen", echote er mit einem abfälligen Laut, kurz die Finger betrachtend auf seiner Brust. "Es war nicht meine Idee, dich zu begleiten. Ich hätte weiß Gott was dafür getan, nicht mit DIR hierherkommen zu müssen! Nachdem DU mich von dir geschoben hast, in dem Moment, in dem ich dich am meisten gebraucht hätte. Und gib mir nicht die alleinige Schuld an Gregors Tod!" Es tat ihm verdammt weh, denn er hatte wahrhaftig massive Schuldgefühle deswegen. Doch was nun folgte, das war wirklich verletzend. Aber zunächst war er ersteinmal verwirrt. Was hatte er semierfolgreich begonnen? Er begriff nicht, was Dominico damit meinte. Und dann kam das, was er immer befürchtet hatte, warum er wohl doch lieber in diesem Gefängnis hätte verrotten sollen: Dominico erinnerte sich an seine Schuld. Kieran schluckte und blickte den anderen ungläubig an. Das Geld, der Sex, das Gefängnis und jetzt noch der Mord an Gregor - Kieran war schuldig in vielerlei Hinsicht. "Deine Worte waren also wirklich immer nur hohle Phrasen", stellte er mit einem Mal sehr leise fest. Und mit Entsetzen hörte er dann noch, wovor er am meisten Angst gehabt hatte, nämlich den Grund, warum er wirklich in dieses gottverdammte Zimmer gegangen war. "sein Angebot klang nicht nur verlockend" genau das hatte er nicht wissen wollen, genau das hatte er verhindern wollen. Kieran wurde schlecht, dass er sich am liebsten übergeben hätte. Die Worte des anderen prügelten weiter auf ihn ein. Und darüber leuchtete das Banner: Du bist doch nur eine Hure gewesen! Wie vom Blitz getroffen starrte er den anderen an, während dieser sich neuen Wein einschenkte. Dass dieser alkoholisiert war, merkte man deutlich, aber das entschuldigte auch nichts. "Du hast das getan, damit ich dich in Ruhe lasse?", sagte er überraschend ruhig. Er schüttelte den Kopf. "Du hast mich und meine Familie an London gefesselt, hast mich mit deinem Geld an dich gebunden, hast mir, nachdem DU dich von mir getrennt hast, Briefe geschrieben - damit ICH dich in Ruhe lasse? Entschuldige, aber das klingt ziemlich unglaubwürdig." Er wusste noch immer nicht, was er zu all dem sagen sollte. Alles sah nun ganz anders aus. Und gleichzeitig war vieles so verwirrend. "Ich habe dich zu nichts gezwungen. Und ich dachte, du meintest ernst, was du gesagt hattest, dahingehend, dass ich dir eben nichts schuldig sei. Aber ich habe mich wohl geirrt, in allem. Ich habe mich darin geirrt, dass ich nicht nur eine Nummer war, dass wir etwas Besonderes geteilt hatten, dass du anders wärest, ein Herz besäßest. Wie konnte ich nur glauben, dir mein Herz schenken zu können... Du willst dass ich dich in Ruhe lasse? Nur zu gerne! Ich werde dich in Ruhe lassen. Sobald deine Geschäfte in Madrid beendet sind, bist du mich los. Und ich werde froh sein, wenn ich nicht mehr daran erinnert werde, was für ein riesiger Idiot ich war, dass ich auf dich und deine leeren Worte reingefallen bin." Dominico [[BILD=8207705.jpg]] Nicos Herz machte sprünge, als Kieran endlich wieder Kieran war. Ja, das war der Mann, an den er irgendwie sein Herz verloren hatte, und doch stand gerade dieser riesige Graben zwischen ihnen. Er konnte sehen, wie jedes seiner Worte die Zielscheibe traf, die Kierans Herz war. Aus Angst ihn irgendwann zu verlieren, wollte er es jetzt absichtlich provozieren und doch schmerzte es mehr, als der Alkohol ertränken konnte. Er wolle zwischendurch immer wieder etwas sagen, doch seine Zunge war zu schwer und Kieran zu schnell. Also wartete, bis Kieran geendet hatte und biss sich auf die Lippen. Er hatte sich wieder umgedreht, sah den jungen Mann an, der sich vor ihm nach und nach in Rage redete und wirklich wirklich wütend auf ihn war. Und Nico wusste, dass es im Endeffekt seine Schuld war, doch er steckte weit mehr in gesellschaftlichen Zwängen fest als Kieran. Er konnte nicht einfach tun, was er wollte, denn während Kierans Familie unwichtig war, würde ihre Liebe seine Familie in den Schmutz ziehen. Er würde seine Stellung verlieren, seine Frau, seine Ehre, doch das alles spielte keine Rolle: man würde ihm Kieran wegnehmen und diesen Gedanken ertrug er nicht. Aber konnte er ihm das sagen? Nein, das konnte er nicht. Er war einfach nicht in der Lage dazu, diese Worte aus seinem Mund zu bringen, in Kierans wütendes Gesicht. Dass er Gregor nur gewollt hatte, weil er Kieran nicht haben durfte. Weil ihm förmlich seine Eier explodierten, weil nichts so befriedigend war wie der Geschmack von Kierans Haut. "Wie kannst du behaupten ich hätte kein Herz?" Nicos Stimme klang nüchtern, aber er war es nicht. Es lag ihm so viel auf der Zunge, doch es ergab keinen Sinn und fand keine Richtung. Der Weinbecher flog gegen die Zeltwand und verteilte rote Flüssigkeit auf dem Boden, doch das spielte keine Rolle mehr. Nico packte Kieran, der noch immer in Reichweite stand und zog ihn an sich, grub die Hand in Kierans Schwarzes Haar und küsste ihn. Und alles was er vielleicht nicht gesagt hatte, was er nicht sagen konnte, sagte dieser eine Kuss. Er war Kieran verfallen, er wünschte sich nicht mehr, als bei ihm zu sein und zu wissen, dass es ihnen nicht beiden schadete, doch er würde das nie bekommen, nie. Und jetzt drehte Kieran es so, als habe Nico ihn wirklich gekauft, aber das hatte er doch nicht, oder? Nein... das hatte er nicht, nicht für sein Empfinden und er wollte auch nicht das Kieran glaubte, dass er... in seiner.... Schuld... Die Gedanken flossen aus Nicos Kopf wie Blut aus einer offenen Wunde und sickerten in den Boden wie der Wein aus seinem Becher. Es gab nichts mehr, nur Kierans Duft, das Gefühl seines Körpers an Nicos. //Viel zu dünn..//, empfand er besorgt, konnte es aber nicht sagen. Er roch ihn, schmeckte ihn, fühlte ihn, und war für einige wenige Sekunden wieder er selbst und bei klarem Verstand. Er brauchte Kieran und er wusste es, nur sein rationaler Verstand konnte das irgendwie nicht erkennen. Kieran [[BILD=8208305.jpg]] Als Dominico den Becher zur Seite warf, zuckte Kieran leicht zusammen. Würden sie jetzt als Steigerung noch gewalttätig werden? Doch bevor das passieren würde, würde er gleich gehen. Dominico hatte all seine Worte einfach im Raum stehen lassen. War er so gleichgültig? War ihm das alles wirklich egal? Offensichtlich. Kieran blickte den Mann, an, dem er so verfallen war. Auch jetzt noch, wo sie sich nur Gemeinheiten an den Kopf warfen, hatte Kieran eigentlich nur den unbändigen Wunsch, ihm nahe zu sein. Dieser Mann hat ihm gekonnt den Kopf verdreht, mit seiner gespielten Herzlichkeit. Er musste sich beherrschen, seine Augen auf dem Gesicht des anderen ruhen zu lassen, um nicht den schönen Körper anzusehen, den der andere hatte und der so leicht bekleidet war. Dass Dominico genau der Typ Mann war, den er mochte, hatte er schon bei der ersten Begegnung gewusst. Aber offensichtlich war er doch der Teufel, vor dem er anfangs geflohen ist, und der sich zwischenzeitlich in ein Engelkostüm gepresst hatte. So und nicht anders musste es doch sein, oder? Dominico kam ihm nahe, und Kieran rechnete mit allem - nur nicht mit dem, was kam. "Wie kannst du behaupten ich hätte kein Herz?" Kieran wusste, dass dem wirklich nicht so war. Er war wütend gewesen, als er das behauptete. Es war einfacher, im Dominico nach all dem hier besser vergessen zu können. Aber selbst wenn jener eines besaß - ER hatte darin offenbar keinen Platz bekommen. Kieran wollte schon etwas erwidern, als Nico ihn packte und in einen Kuss zog. Erst völlig überrascht spannte er sich an, doch dann verlor er alle Kontrolle über sich, merkte, dass sein Körper alleine handelte - klar, jeder war sich immer selbst der nächste, und letztlich war sein Körper der, der so sehr litt. Zum andere war dieser Kuss so heftig, so voller Emotionen, dass es Kieran schier erschlug. Und so erwiderte er diesen Kuss, gierig nach dem anderen. Und dennoch: eine Stimme in ihm wurde lauter, eine, die ihn nur zu deutlich an gerade eben erinnerte, an die letzten Wochen, in denen er gelitten hatte, in denen er wie Dreck behandelt worden war. Und langsam kam er wieder zur Besinnung. Auch wenn das hier das war, was er sich am meisten wünschte - er war es leid immer wieder verletzt zu werden. Was bildete sich Dominico eigentlich ein, so mit ihm umzuspringen? Mal Hüh mal Hott? Nicht mit ihm... Und so riss er sich schließlich los, schnappte nach Luft, und aus dem ersten Inpuls heraus gab er Nico eine saftige Ohrfeige. "Hör auf mit mir zu spielen und mich rumzuschubsen, wie du es gerade brauchst. Ich bin nicht dein Püppchen, mit dem du machen kannst, was du willst." Und damit verließ er das Zelt genauso aufgewühlt und durcheinander wie er es betreten hatte. Dieser Mensch hatte es schon wieder geschafft, ihn komplett auflaufen zu lassen! Und auch wenn er sich jetzt über Dominico aufregte - dass in ihm alles nach Nico geschrien hatte, dass er so riesige Sehnsucht hatte, konnte er nicht verleugnen. Es war noch nicht zu Ende. Aber er musste es beenden, bevor er sich weiter verlor! Nach Madrid würde er sehen, dass er sich allein nach England durchschlug. Und dann würde er vielleicht endlich einfach vergessen können. Vollkommend verwirrend war nur das, was er glaubte in Nicos Kuss gespürt zu haben: Sehnsucht und Verzweiflung Aber da war wohl der Wunsch Vater des Gedanken... Dominico [[BILD=8207705.jpg]] Auf einmal war die Welt wieder in Ordnung, drehte sich in die richtige Richtung und Nico hatte beide Füße wieder fest auf dem Boden. Alles war gut wie es war und alles fühlte sich richtig an. Kieran in seinen Armen und die Leidenschaft zwischen ihnen, die wieder da war, so als sei sie nie weg gewesen. Nico stöhnte auf, als Kierans Hände über seine nackte Brust fuhren und dann, auf einmal und ohne jeden Sinnzusammenhang stieß Kieran ihn von sich und das nächste was Nico wusste war, dass sein Kopf herumflog und er taumelte und sich am Mittelpfosten des Zeltes stützen musste. Er hörte Kierans Worte, die wie Peitschenhiebe auf ihn einprasselten und dann verschwand er einfach. Nicos viel zu leises "Nein!" ging unter in Kierans lauten Schritten auf dem Pfad zurück zu seinem Zelt. Nico hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, so sehr schnürte ihn alles ein. Mit einem heiseren Aufschrei stieß er sich vom Pfosten ab und trat gegen die Holztruhe mit seiner Kleidung. Die konnte zwar nichts dafür, war aber der einzige Gegenstand, der seine Wut gerade aushielt. Dann taumelte er weiter, ins Bett, warf sich darauf und drückte das Gesicht in das Kissen, während seine Schultern bebten und italienische Flüche über Gott, die Welt, seinen Namen und alles was dazu gehörte in das Kissen wanderten. Langsam hatte er das Gefühl, dass nicht Alessio von Gott für seine Taten bestraft wurde, sondern er ganz persönlich. Kieran [[BILD=8212633.jpg]] Kieran rannte mehr in sein Zelt, als dass er lief und war froh, allein zu sein. In ihm tobte alles: Wut, Verzweiflung, Schmerz und Sehnsucht. Warum nur, WARUM NUR konnte er mit Dominico nicht mehr normal umgehen, warum war er nicht mehr so unbefangen, wie er es einmal gewesen war. Ja, damals in Cambridge. Vielleicht war es wirklich so: Camridge war eine Nacht gewesen, die außerhalb jedes Ort-Zeit-Gefüges stattgefunden hatte. Und jetzt befanden sie sich in der Wirklichkeit und die Wirklichkeit war, dass Dominico ihn nicht bei sich haben wollte, dass sie sich zerstritten, getrennt und voneinander distanziert hatten. Aber warum hatte dieser Idiot ihn dann noch geküsst? Warum? Hatten die Worte, die Nico ihm an den Kopf geworfen hatte, ihn nicht ohnehin schon genug verletzt? Hatten diese Worte ihn nicht eh schon aufgeschlitzt und ausbluten lassen? Wieso musste er seine Folter noch damit potentieren? Kierans Lippen brannten noch immer, er schmeckte den Wein, den Dominico getrunken hatte, noch immer auf seinen Lippen. Und das Erschreckendste war: Es hatte sich so gut angefühlt. - Aber er hatte richtig gehandelt. Er musste es beenden, bevor es so weiter ging wie bisher. Er wollte nicht mehr behandelt werden, wie einer dieser Hofdamen, die genommen wurden, wann immer es beliebte, aber ansonsten wie Mist behandelt wurden. Er wollte nicht herumgeschubst werden! Er war Kieran und er hatte seinen Stolz und er war nicht irgendeine Hure! Egal wie es für andere aussehen mochte. Er hatte definitiv das Richtige getan, als er sich von Dominico losgerissen hatte. Definitiv – oder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)