Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 53: London 2 - Die Überraschung --------------------------------------- Dominico [[BILD=8207703.jpg]] Von den geheimen Absprachen zwischen seinem Bruder und Kieran bekam Dominico nichts mit. Er freute sich zwar ähnlich wie sein Bruder auf die besinnlichen Tage um Weihnachten, doch gerade war er vollauf damit beschäftigt, sich so dermaßen mit Charles Brandon zu zerstreiten, dass jeder am Hof, jeder in London, ja über London hinaus von der Fehde der beiden Männer Wind bekam. Als man an einem Tag, mitten im Dezember, Charles Pferde vor seinen für die Abreise auf den Hof führte, griffen sich die beiden Männer sogar körperlich an. Ihre Schlägerei war so heftig, das der König selbst sich bemüßigt gesehen hatte einzuschreiten und sie beide für ein paar Tage vom Hof verbannt hatte. Cromwell hinter ihm konnte ein gewinnendes Grinsen nicht verbergen und Nico war froh um den Kinnhaken, den Charles ihm mitgegeben hatte, sonst hätte er sich vermutlich genauso darüber amüsiert, dass ihre Rechnung aufging. Es waren kleine Gesten, mit denen er und Charles sich so verständigten, dass klar wurde, wie sie nach wie vor zueinander standen. Die freien Tage gaben Nico die Chance, sich endlich einmal selbst um Weihnachten zu kümmern, auch um das Geschenk, welches er ohnehin für Kieran besorgen wollte. Er war gemeinsam mit Alessandro in die Stadt geritten, kaufte auf dem Markt das ein oder andere ein und schlenderte dann von einem Kunsthandwerker zum nächsten, um das zu finden, was er haben wollte. Außerdem hatten die beiden Brüder noch nichts für den König gefunden, dem sie schließlich auch ein Geschenk zukommen lassen sollten. Nico hatte vorgeschlagen, ihm zwei ihrer Hengste zu schenken, und als sie jetzt bei einem Sattler zwei schöne passende Sättel dazu fanden, entschlossen sie sich endgültig dafür. Der König hatte zwar genügend Pferde für die Jagd, doch er wusste neue Zucht zu schätzen. Nachdem sie gemeinsam etwas zu Mittag gegessen hatten, verabschiedete Nico sich kurz, um Kieran in Mr. Forbes Apotheke zu besuchen. Er traf ihn sogar dort an, wurde aber bei seiner Einladung zu Weihnachten etwas enttäuscht. Andererseits hatte er sich ja denken können, dass Kieran Weihnachten sicher bei seiner Familie verbringen wollte und daher nicht unbedingt zu ihm kommen konnte. Der junge Arzt versprach, zwischen den Jahren vorbei zu kommen und Zeit mit ihm zu verbringen und Nico gab sich damit zufrieden. Etwas anderes konnte er ja auch nicht tun, auch wenn er den Gedanken daran, einen Abend mit Alessandro und Rod allein verbringen zu müssen, nicht all ZU angenehm fand. Er hatte gemerkt, dass der Kardinal und der Schmied verdächtig oft zusammen aßen und die Blicke der beiden sprachen Bände. Nico war nicht eifersüchtig, doch er war sich nicht sicher, ob sein Bruder das war, was Rodrego sich für sein Leben wünschte. Der manipulative Kardinal brauchte einen starken Gegner, nicht nur am Hof, sondern auch in seinem Bett. Davon ausgehend, was Nico von Rodrego wusste, war der Schmied eigentlich niemand, der sich auf diese Art Beziehung einließ. Er traf Rodrego einige Tage später in ihrem Stall, als er wieder ein paar der Pferde beschlug. Sie unterhielten sich ein wenig zwanglos, ehe Nico das Gespräch auf Weihnachten lenkte, doch Rod sah den Feiertagen sehr entspannt entgegen und Nico wollte ihm die Laune nicht verderben. Während Rodrego beschäftigt war, schlenderte Nico durch die große Halle, in der Rod die Pferde angebunden hatte. Hier standen ihre Kutschen, die beide Brüder benutzten. Einfachere kleine Kutschen, um zügig von einem zum anderen Ort zu kommen, aber auch zwei komfortablere Reisekutschen, für amtliche Angelegenheiten. Dann, ganz hinten, bemerkte Nico ein weiteres Gefährt, an das er gar nicht mehr gedacht hatte: Ein Schlitten! Er ging hinüber, hob den groben Stoff an, mit dem man das schöne Gefährt abgedeckt hatte. Die Sitze waren ziemlich verstaubt, doch auf den ersten Eindruck sah der Schlitten gar nicht so schlecht aus. "Rodrego?", rief er den Schmied zu sich, der kurz darauf bei ihm auftauchte. Nico deutete auf den Schlitten. "Es geht das Gerücht in London, dass es Schnee geben soll zu Weihnachten. Was hälst du davon, wenn wir das gute Stück herausziehen und ein wenig aufmöbeln?" Nico sah Rodrego an, dass der daran zweifelte, doch er half ihm trotzdem. Bei etwas mehr Licht betrachtet sah man, dass einige Dinge an dem Schlitten auf Vordermann gebracht werden mussten, doch Dominico hatte der Ehrgeiz gepackt. Wenn es wirklich schneite, konnte er mit Kieran eine schöne Ausfahrt mit dem Schlitten machen. Und das wäre für den Arzt wohl ein noch besseres Geschenk als das, das er bereits gekauft hatte. Mit ECHTEN weißen Weihnachten hatte Nico dann aber doch nicht gerechnet. Als es zwei Tage vor Weihnachten anfing zu schneien wie verrückt, konnte er sein Glück kaum fassen. Ihre Angestellten fanden die ganze Sache weniger lustig, denn irgendwie mussten die Schneemassen ja bei Seite geschafft werden, um zumindest ein wenig laufen zu können, doch die Kinder spielten nur noch draußen und überhaupt war das ganze Ambiente irgendwie friedlich. Das Haus wurde geschmückt und Dominico kümmerte sich darum, dass ihr Koch mit dem Schlitten nach London fahren konnte, um die letzten Zutaten für ihr Essen auf dem Markt kaufen zu können. Es würde ein schönes Fest werden und Nico freute sich darauf. Am Weihnachtsmorgen stand er früh auf, kleidete sich frisch an und traf seinen Bruder bei einem kargen Frühstück. Da sie mit dem Schlitten unterwegs waren, würden sie zwar hoffentlich gut voran kommen, doch Nico wollte beim König nicht zu spät aufschlagen. Alessandro hatte heute auf eine Robe verzichtet, trug ganz zivile Kleidung - vielleicht eine gute Wahl, wenn man bedachte, wie der König derzeit über rote Kardinalsroben dachte. Rodrego war auf dem Anwesen zurück geblieben, hatte versprochen alles zu überwachen und dafür zu sorgen, dass das Essen fertig war, wenn sie wieder kamen. So lenkte Amadeo den Schlitten mit den beiden Brüdern an diesem Morgen nach London, durch eine winterliche Traumlandschaft, die Nico gern mit Kieran genossen hätte. Was er nicht wusste: Alessandro hatte Tags zuvor einen Boten zu Forbes Apotheke geschickt, hatte ihm gesagt, dass sie mit dem Schlitten nach London fahren würden, und dass Kieran sie am Hof würde treffen könne, um Dominico zu überraschen. John [[BILD=8215079.jpg]] Gott, war er froh, als dieser Bote kam, der Kieran erklärte, er solle am nächsten Tag zum Palast kommen. Nicht, weil er sich so wahnsinnig freute, dass der Kleine Weihnachten dort draußen verbringen würde, sondern einfach weil er dieses Nervenbündel loswurde, das ihm seit zwei Tagen in den Ohren lag, dass er nicht wusste, wie er rechtzeitig zu diesem Hof hinauskäme. Jetzt aber strahlte Kieran über beide Ohren und zog nun schon das dritte Hemd wieder aus, weil er sich offenbar nicht gefiel. John saß in seinem Sessel und betrachtete das Schauspiel mit amüsiertem Grinsen. „Wieso ist es so wichtig, was du anhast? Er wird dich doch nachher eh ausziehen, oder?“, fragte er Kieran, der schnaubte und ihm einen zornigen Blick zuwarf. „Ich werde mit dem Kardinal und ihm offenbar mit einem Schlitten durch London fahren. Da kann ich nicht irgendwie aussehen… Und so wie ich den Kardinal verstanden habe, wird auf dem Anwesen noch gefeiert. Auch da kann ich nicht irgendwie aussehen…“, belehrte ihn Kieran und John nickte mit hochgezogenen Augenbrauen und verkniff sich ein Grinsen. Er hatte ein Bein über die Armlehne geschlagen und ließ es baumeln, während er einen Apfel aß. Dass sein Vater in der Kirche war, war von Vorteil. Später würde er ihn lange genug ertragen müssen. Wenn John Glück hatte, käme später ein Notruf, so dass er früher losziehen konnte, um sich mit jenen zu treffen, die genauso wenig Weihnachten feierten, wie er. „Ich begleite dich nachher ein Stück“, sagte er unvermittelt und Kieran sah ihn überrascht an. So würde er zumindest ein wenig Weihnachtsgefühle bei einem Spaziergang im Schnee haben… „Ich wünsche dir viel Spaß!“, sagte er später, im Schnee stehend und frierend. Er spürte, dass Kieran ihn umarmen wollte. John ließ es zu und schloss einen Moment die Augen, bevor er ihn wieder sacht von sich schob. „Mach dir ein paar schöne Tage! Hast du dir verdient.“ Erst wesentlich später, als er sich in seinem Zimmer umzog, um auf die Piste zu gehen, entdeckte er das Geschenk auf seinem Nachttisch. Als er die Sanduhren auspackte, die ihm helfen würden, seine Experimente mit präziser Zeitmessung durchzuführen, musste er sich doch einen Moment setzen. John hatte das Gefühl, das erste Mal in seinem Leben wirklich Weihnachten zu erleben. Kieran [[BILD=8212633.jpg]] Gott, er war so heilfroh, als dieser Bote kam, um ihm die Nachricht zu bringen. Er hatte sich so gefreut, hatte in den letzten Wochen Nico nur so kurz gesehen, nur einmal, als er hier vorbeigekommen war. Und nun würden sie sich wirklich wiedersehen können. Zu Weihnachten! Es war ihm so schwer gefallen, den anderen anzuschwindeln. Aber er hatte es geschafft. Nun würden sie sich nachher wiedersehen und das Schlimmste wird sein, den Schein zu wahren, bis sie endlich am Anwesen ankommen würden. Aber vielleicht würde ja auch genau das reizvoll sein und die Sehnsucht nach dem anderen so vergrößern, dass es danach umso schöner wäre, ihn endlich wieder berühren zu dürfen… Dass John ihn begleitete, freute ihn. Es tat ihm leid, ihn in dem Haus zurückzulassen, in dem nichts daran erinnerte, dass heute Weihnachten war außer der spärlichen Dekoration im Laden, die vor allem für die Kunden bestimmt war. Immerhin hatte er sein Geschenk so platziert, dass John sich wenigstens an einem Geschenk freuen konnte. Irgendwie glaubte er nicht, dass Mr. Forbes seinem Sohn etwas schenkte… Er war etwas nervös, als er zum Palast kam. Aber er tat wie ihm geheißen und wurde schließlich durchgelassen. Im Hof wartete die Kutsche. Kieran blieb einen Moment stehen, als er sie sah. Irgendwie war es ein unglaublich schönes Bild. Die Pferde hatten Futtersäcke vor dem Maul und Decken auf dem Rücken, sie kauten friedlich mit halb geschlossenen Augen. Der Schnee glitzerte und die Stille, die dieser mit sich brachte, ließ die Szenerie unfassbar beschaulich wirken. Sein Herz klopfte allein bei dem Gedanken daran, mit Nico gleich in die Kutsche zu steigen, und nach Hause zu fahren… Er zuckte etwas zusammen, als Amadeo ihn ansprach und ihn einlud, sich schon in die Kutsche zu setzen. Er lächelte den Italiener an, der ihm von Anfang an so sympathisch gewesen war. Nico konnte sich glücklich schätzen, so jemanden bei sich zu haben. Kieran hatte sein Geschenk in einer Tasche, die er nun fester griff und auf die Kutsche zuging. Nun hieß es warten, bis sie kamen. Dominico und Alessandro [[BILD=8207153.jpg]] Dominico empfand den weihnachtlichen Empfang beim König als ziemlich ätzend. Um nicht erneut in eine körperliche Auseinandersetzung mit Charles zu geraten, hatte der König darauf bestanden, sie beide getrennt voneinander zu empfangen. Charles war schlicht früher dagewesen als er, doch Nico "gönnte" ihm diesen kleinen Sieg. Er hatte am heutigen Tag ohnehin nichts mehr zu tun. Als er und sein Bruder schließlich beim König vorgeladen wurden, saß Anne an der Seite des Königs. Sie trug Schmuck, der eigentlich Katharina gehörte, doch weder Dominico noch Alessandro erlaubten sich einen Kommentar zu dem, was sie hier sahen. Stattdessen überreichte Amadeo dem König eine kleine Kiste. Normalerweise waren die Dinge, die man dem König schenkte, immer exorbitant groß.. man konnte daher schon in Henrys Augen sehen, dass der König wenig begeistert von der kleinen Truhe war. Immerhin standen die Geschenke der beiden Brüder in direkter Konkurrenz zu den Geschenken von Charles Brandon.. Amadeo verneigte sich vor dem König und klappte den Deckel der Kiste auf, in der nur zwei zusammengerollte Führstricke lagen. Zwar waren die Haken vergoldet und die Stricke aus teurem Leder kunstvoll geflochten, doch trotzdem war es kein angemessenes Geschenk für einen König. Henrys Augenbraue wanderte nach oben. "Glaubt ihr, Dominico, dass ich nicht über ausreichend Stricke für meine Pferde verfüge..?" fragte er mit einem gefährlichen Unterton. Nico verneigte sich tief, auch wenn ihm dieser ganze Aufstand eigentlich gehörig gegen den Strich ging. "Ich glaube, euer Majestät, dass Ihr durchaus über genügend Stricke für Eure eigenen Pferde verfügt. Doch es war etwas schwer diese beiden Prachtexemplare in eine Kiste zu stecken." Er machte eine Geste in Richtung Fenster und trat hinüber. Henrys Gesichtsausdruck wurde neugieriger und nach einem Blick zu Anne erhob sich der König von seinem Sessel, trat neben Dominico an das Fenster. Unten im Hof hielt ein Stallbursche aus dem Hause Sforza die beiden Hengste am Zügel, die ein wenig nervös durch den Schnee tänzelten. Um sie vor den kalten Temperaturen zu schützen, hatte man ihnen kunstvoll bestickte Decken aufgelegt. Henry klatschte in die Hände und lachte, drehte sich um und winkte Anne heran. Dominico machte den beiden gebührenden Platz an dem Fenster und trat zurück zu seinem Bruder, der bereits zwei weitere Hofdiener mit den Sätteln herangewunken hatte. Als Henry und Anne sich zu ihnen umdrehten, verneigte sich der Kardinal ebenfalls. "Um euch die Arbeit mit den Tieren so bequem wie möglich zu gestalten, möchten wir euch zusätzlich diese beiden Sättel schenken." Die beiden prunkvoll verzierten Sättel wurden hereingetragen. Henry kam wieder zu ihnen herüber und inspizierte das teure beschlagene Leder sehr zufrieden. Auf einen Wink des Königs wurden die beiden Sättel fortgetragen. "Ich danke Euch, Dominico... und ich danke Euch, Alessandro." Der Kardinal neigte den Kopf. Es war Zeichen genug, dass Henry darauf verzichtete, ihn mit dem kirchlichen Ehrentitel anzusprechen, doch er muckierte sich darüber kein bisschen. "Wir wünschen Eurer Majestät frohe Weihnachten", griff Dominico den Faden wieder auf. Henry winkte seinerseits nun einen Diener herbei. "Ich habe auch etwas für Euch, Dominico", erklärte Henry und ein Hofdiener brachte eine kleine Kiste. Darin verbarg sich ein kleiner Langbogen mit Köcher und Pfeilen. Dominico war ehrlich überrascht, als er die Stücke sah. "Für Euren Sohn", erklärte Henry überflüssigerweise. "Mit meinen besten Wünschen." Erneut verneigte sich Nico tief. "Vielen Dank, Euer Majestät. Ich werde es ihm ausrichten." Damit entließ Henry beide Brüder und Amadeo trug das Geschenk für Dominicos Sohn, als die beiden Brüder einige Zeit später den Empfang verließen, um nach Hause zu reiten. "Das ist besser gelaufen als ich erhofft habe...", erklärte Alessandro nicht ganz unzufrieden. Jetzt war immerhin der offizielle nervige Teil des Tages abgehandelt und sie wurden auf ihrem Weg nach draußen auch -fast- nicht aufgehalten. Dominico ließ sich zu zwei, drei Gesprächen hinreißen. Irgendwie hatte Alessandro das dumme Gefühl, dass Dominico gar nicht so schnell nach Hause wollte. Er konnte es verstehen, immerhin wartete "nur" ein Abend mit ihren Angestellten und ihm und Rodrego auf den Heerführer seiner Majestät. Von Kierans Erscheinen wusste Dominico schließlich noch nichts. So war Amadeo bereits eine ganze Weile vor ihnen an der Kutsche und wartete gemeinsam mit dem eingetroffenen Kieran auf die beiden Sforza Brüder. Als die herauskamen, unterhielten sie sich angeregt und Dominico bemerkte eine ganze Weile nicht, dass jemand in der Kutsche saß, mit dem er nicht gerechnet hatte. Da er auch von vorn auf den Schlitten zuging, verwehrten ihm Amadeo und der Stallbursche auf dem Bock den Blick auf den offenen Schlitten. Als Dominico das Gefährt umrundete und Kieran dort schließlich sitzen sah, brach sein Redefluss ab. "Was..", fragte er irritiert, als er Kieran da auf der Bank sitzen sah und kniff die Augen zusammen. Kieran grinste derweil breit wie ein Honigkuchenpferd. "Na los, wir wollen doch keine Wurzeln schlagen, oder?" Alessandro griff an Nico vorbei und öffnete die halbhohe Tür, die in den Schlitten führte. Nico stieg etwas mechanisch ein und setzte sich neben Kieran. "Ich dachte du hast keine Zeit..", sagte er schließlich leise und zog die Decke über den Schoß, da es auf der Fahrt kalt sein würde. Wie gern hätte er sich hinüber gebeugt und Kieran geküsst, doch das war der verdammte Palasthof und neugierige Augen beobachteten sie sicher ohnehin. Wenigstens unter der Decke tastete er nach Kierans Hand und griff sie fest. "Aber es ist eine wundervolle Überraschung, dass sich deine Pläne wohl geändert haben", fuhr er fort und schenkte Kieran ein Lächeln, das zeigte, wie glücklich er wirklich darüber war. Als auch Alessandro saß, lenkte Amadeo die Kutsche vom Hof. Irgendwie war der Gedanke an einen Nachmittag zu Hause jetzt gar nicht mehr so schlimm... Kieran [[BILD=8207701.jpg]] Sein Herz klopfte unwillkürlich heftiger, als er endlich die beiden Männer aus dem Haus treten sah. Sie unterhielten sich und Nico nahm keinerlei Notiz von ihm. Ihr Plan war also aufgegangen und Nico ahnte also wirklich nichts davon, dass er hier sein würde, um Weihnachten mit ihm zu verbringen. Eine Freude erfüllte mit einem Mal sein Innerstes. Eine Freude, die er bisher nicht wahrgenommen hatte, wohl weil die Arbeit in den letzten Wochen so viel Zeit eingenommen hatte, dass kein Platz für sie dagewesen war. Hatte sein Herz eben noch kräftiger zu schlagen begonnen, schien es nun in seiner Brust Überschlage zu machen, als Dominicos Blick ihn nun doch auffing und die Erkenntnis in seine Augen einzog. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, auch wenn er eigentlich so wenig Emotionen wie möglich zeigen wollte. Schließlich waren sie bei Hofe und hatten beide viel zu verlieren. Während Dominico zu zögern schien, schob ihn Alessandro in die Kutsche. Als Nico sich setzte und ihm zuflüsterte, schmunzelte er. Er hob die Decke an, die ihn warm gehalten hatte, damit die Brüder darunter schlüpfen konnten. Gerade, als er antworten wollte, spürte er unter der Decke die Finger des anderen, die nach den seinen tasteten. Als sich ihre Hände vereinten, rührte er sich weiter nicht, als dass er den Druck leicht erwiderte. Und sein Herz rührte sich natürlich, das vor Freude schier aus der Brust zu springen gedachte! "Ich freue mich, dass der Plan, dich zu überraschen, aufgegangen ist", murmelte er und blickte Nico nur kurz an, bevor er wieder nach vorne blickte. Doch die helle Freude darüber, war sicher in seinem Blick zu erkennen gewesen. Er hatte den Wachen gesagt, dass die Brüder nach ihm geschickt hatten, weil Personal erkrankt sei. Daher gab es eine gültige Erklärung für seine Anwesenheit in der Kutsche. Dennoch sollten zu neugierige Augen definitiv keinen Verdacht schöpfen. Nico verriet ihm zwar nicht viel, was gerade los war. Aber auch das, was er an der Uni und bei Dr. Chambers mitbekam reichte, um zu wissen, wie schwierig die Zeiten waren. Da sollte Nico nicht noch wegen ihm angreifbarer sein. Die Fahrt durch das verschneite London und schließlich an den herrschaftlichen Anwesen vorbei war irgendwie... irgendwie... romantisch. Kieran fiel kein anderer Begriff ein. Der Schnee und der Tag an sich hüllten London in eine besondere Stille. Das Schnauben der Pferde, das Knirschen der Hufe und Kuven auf dem Schnee und das leise Läuten der Glöckchen am Geschirr schienen die einzigen Geräusche zu sein. Es war kalt, aber unter der Decke und dicht an dicht beieinander sitzend war es in der Kutsche angenehm. Der hellgrau bedeckte Himmel, der noch mehr Schnee ankündigte, ließ die späten Mittagsstunden ohnehin dunkler erscheinen, als sie vermutlich wären. Erst eine Weile nachdem sie vom Hof weggefahren waren, hatte Kieran gewagt, sich etwas an den anderen zu lehnen und die Nähe tat gut. Sie hatten in dem Trubel so wenig Zeit füreinander gehabt, dass es jetzt fast zu schön war, um wahr zu sein. Die erste Zeit hatten sie nur die beschauliche Stille genossen, nun drehte sich Kieran doch Nico zu und musste unwillkürlich lächeln. Auf der breiten Allee war keine Menschenseele zu sehen. "Ich hatte etwas Unterstützung, aber es war mein größter Wunsch, am Heiligabend bei dir zu sein. Ich bin wirklich so froh, dass es geklappt hat", sagte er leise und widerstand der Versuchung, noch näher an Dominico heranzurücken. "Und ich freue mich, dass wir nun etwas mehr Zeit füreinander haben..." Der Schlitten bog auf das Anwesen ein und bald sah man, dass das ganze Haus für das Fest vorbereitet worden war... Kieran bekam große Augen. Alessandro [[BILD=8207711.gif]] Alessandro hatte sich ihnen gegenüber auf die Sitzbank fallen lassen und die warme Decke bis zu den Schultern hinauf gezogen. Er schien mit dem bisherigen Tagesverlauf mehr als zufrieden und tat so, als würde er nicht sehen, wie Dominico und Kieran auf der anderen Sitzbank immer näher aneinander rückten. Er gönnte es seinem Bruder, jetzt mehr denn je. Immerhin wartete Rodrego "zu Hause" auf ihn und er würde selbst nicht nur der Zuschauer sein, der mitansehen musste, wie Dominico sich mit dem Schmied betrank, nur um dann allein in ein kaltes Bett zu kriechen. Dominico verschwendet derweil keinen Gedanken an Rod oder seinen Bruder oder das verschneite London. Es hatte seinen ganz eigenen Charme, doch den hatte er auf der Herfahrt genossen. Jetzt musste er all seine Selbstbeherrschung aufbieten, nicht schon in der Kutsche über Kieran herzufallen und ihn auf seinen Schoß zu ziehen. Innerhalb von London waren die neugierigen Augen noch immer weit geöffnet und auch draußen auf der verschneiten Straße erschien es Dominico unklug, Kieran zu nah an sich zu ziehen. Dennoch kuschelten sie unter der Decke und saßen näher beieinader, als das eigentlich notwendig gewesen wäre. Alessandro grinste nur vor sich hin und sagte nichts, also genoss Nico das Gefühl, Kieran so nah bei sich zu wissen. "Ein wenig Unterstützung...", echote Dominico auf Kierans Worte hin und warf einen Blick zu seinem Bruder, der gar nichts sagte, sondern abwesend die winterliche Landschaft begutachtete. Ahja.. natürlich. "Da kannst du ja froh sein, dass ich nicht schon auf dem Bankett angefangen habe, zu trinken... aber offensichtlich wusste deine Hilfe einen guten Weg, um mich nach Hause zu treiben." Tatsächlich hatte Alessandro unterschwellig Dampf gemacht. Hatte von fertigem italienischem Essen gesprochen und davon, dass sie zu Hause erwartet wurden. Letztlich hatte sich Dominico seinen Angestellten auch mehr verpflichtet gefühlt als irgendwelchen Höflingen und so hatten sie das Bankett früher verlassen, obwohl er eigentlich nicht nach Hause gewollt hatte. "Ich freue mich auch... Auch wenn ich wirklich nicht damit gerechnet habe. Es freut mich um so mehr." Sie fuhren noch eine Weile durch die winterliche Landschaft und als sie endlich auf das Anwesen einbogen, hatte wieder leichter Schneefall eingesetzt. Amadeo lenkte den Schlitten direkt vor den Stall, so dass sie die Pferde schnell ins Warme und Trockene bringen konnten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)