Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 61: London 2 - Schiffs-Auslese -------------------------------------- Tancrèd [[BILD=8258115.jpg]] Als Tancred am Montag aus dem Gasthaus trat, fühlte er sich mehr als nur ein bisschen wohl. Seine Sachen waren gepackt und Kadmin war bereits nach Portsmouth mit ihrem Gepäck vorausgeritten - heute Nacht würde er wieder in seinem Bett an Deck schlafen und er würde das Meer riechen, das Holz - und alles was die wundervolle See mit sich brachte. Oh ja, heute war ein guter Tag. Sein Weg führte ihn das kurze Stück die Straße hinunter zu einem Stall, in dem sich sein Leihpferd aus Portsmouth befand. Es war bereits gesattelt und Tancred bezahlte den Stallburschen großzügig, ehe er sich hinaufschwang, um gemächlich zum Palast zu reiten. Als er dort eintraf, warteten bereits Thomas Howard und Charles Brandon ebenfalls auf den König, dessen gesatteltes Pferd schon bereit stand. Er begrüßte die beiden anderen Männer und konnte es sich nicht verkneifen, nach Dominico Sforza zu fragen. Charles Brandon grinste und zuckte die Schultern. "Seine Frau ist heute morgen in Portsmouth an Land gegangen. Ich befürchte seine Lordschaft hat heute anderes zu tun, als ein paar Ärzte zu bewundern." "Wenn du nur wüsstest..", dachte Tancred bei sich, doch er sagte nichts mehr. Wundern tat es ihn allerdings schon. Nun, er hatte sich gedacht, dass Nico verheiratet war. Doch dass er seine Frau tatsächlich noch in England begrüßte? Na hoffentlich wusste Kieran davon, sonst würde John vielleicht doch noch eine Chance bekommen. Die vier Männer machten sich kurz darauf auf den Weg zur Universität. Flankiert von berittenen Wachen des Königs ritten sie schließ in den Hof, auf dem bereits in etwa 20 Studenten aufgereiht standen und scheinbar auf sie warteten - oder zumindest auf etwas. Die ratlosen Gesichter ließen den Schluss zu, dass man ihnen nicht gesagt hatte, wer - oder besser: was - auf sie zukam. Naja, so konnten sie sich wenigstens nicht drücken. Tancred suchte mit einem kurzen Blick die Reihe ab. Für eine Millisekunde blieb sein Blick mit einem schelmischen Aufblitzen an John und Kieran hängen, ehe sein Pferd neben Henry zum Stehen kam. Die Männer stiegen ab, während sich Diener um die Tiere kümmerten und Henry vor die versammelte Mannschaft trat. "Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich den werten Herren." Er machte eine ausladende Geste. "Ich bin sicher, ihr wisst nicht, warum man euch heute hier hat Aufstellung nehmen lassen, doch ihr werdet sehr bald von eurem Unwissen befreit werden." Er gefiel sich in dieser Rolle, das war deutlich. "Wie ihr sicher wisst, werden wir beständig vom Meer durch andere Nationen bedroht." Er machte eine Kunstpause. "In den vergangenen Jahren wurde an unserer Navy zu viel gespart, wir waren zu sehr mit uns selbst beschäftigt, um uns der Bedrohung von Außen zu widmen. Das ist jetzt vorbei." Seine Stimme hallte über den Hof nach. "Lordadmiral Thomas Howard", er deutete auf den Mann neben Tancred, "hat in hervorragender Arbeit, Schiffe auf das Wasser gebracht, die uns die Hoheit im Kanal und auf dem Meer zurückbringen sollen. Um unseren Mannschaften die bestmögliche Ausbildung gegen die französischen und spanischen Flottenverbände angedeihen zu lassen, hat der Lordadmiral einen der berüchtigtsten Seefahrer des Mittelmeeres in unsere Dienste gestellt: Monsieur Tancred de Nerac." Tancred neigte leicht den Kopf. "Nachdem nun unsere Flotte mit den besten Männern, den besten Kanonen und der besten Munition ausgestattet ist, fehlt nur noch eines: ausgezeichnete Schiffsärzte, die im Kampf auf See dafür sorgen, dass unsere Männer die beste medizinische Versorgung erhalten, die wir ihnen an Bord eines Schiffes bieten können. Und genau deswegen sind wir hier." Wieder eine Kunstpause und innerlich verdrehte Tancred schon seit geraumer Zeit die Augen. Beste medizinische Versorgung, auf einem Schiff? Da ging gar nichts, außer den Männern Mut zuzusprechen und sie so lang am Leben zu halten wie der Kampf andauerte. Aber diese englischen Weicheier wollten nunmal medizinischen Beistand. "Alle Anwesenden" - Henrys Geste schloss alle auf dem Hof mit ein - "werden daher im Laufe dieser Woche nach Portsmouth reisen, um in der Schiffsmedizin ausgebildet zu werden. Es wird dafür ein besonderer Titel verliehen, der einen jeden von euch dazu berechtigen wird, auf den Schiffen unserer großartigen Navy als Arzt zu dienen und damit seiner Familie Ruhm und Ehre zu bringen. Außerdem werden die Prämien unter der gesamten Mannschaft geteilt, was reiche Beute verspricht, meine Herren." Und damit war Henrys Auftritt vorbei. Der König verabschiedete sich kurz angebunden, stieg erneut aufs Pferd und ritt vom Hof, gemeinsam mit seiner Wache - die genaue Auswahl überließ er Charles, Tancred und Thomas Howard. Tancred musterte die einzelnen Männer, die dort standen. Bis auf wenige Ausnahmen war das kaum anständiges Material. Kieran [[BILD=8212631.jpg]] Ein unruhiges Gemurmel ging durch die Reihen, als der König auf den Campus der Universität geritten kam. Kieran und John warfen sich fragende Blicke zu und noch überraschter waren sie, als sie sahen, wer sie da begleitete. 'Nadim' im Gefolge des Königs erklärte ihnen natürlich, weshalb sich Nico und dieser gekannt hatten. Nico allerdings nicht auch hier zu sehen, war etwas, was vor allem Kieran wunderte. Aber vielleicht ging es ja gar nicht um irgendetwas Militärisches... Die Studenten verneigten sich vor dem König und richteten sich erst wieder auf, als dieser seine kleine Rede hielt, die John lautlos seufzen ließ. Warum diese furchtbar wichtigen Männer immer so viel Theater spielen mussten. Aber so war es eben und die meisten aus dem Volk wollten es ja auch so und nicht anders. Erneut sahen sie sich erstaunt an, als sie zu hören bekamen, dass sie in Portsmouth ausgebildet werden sollten, als Militärärzte für die Navy arbeiten zu können. Kieran wusste nicht so genau, was er davon halten sollte. Zum einen freute es ihn irgendwie, dass er trotz seines jungen Semesters diese Möglichkeit erhielt, zeigte das doch, dass er sich zu den besseren dazuzählen durfte. Außerdem bedeutete das eine neue Herausforderung für ihn, eine Möglichkeit, sich in seinem Wissen weiter voranzubringen - und nebenbei auch etwas zu verdienen. Gut, für das Militär zu arbeiten war nicht wirklich sein Traum, aber da wurden Ärzte zumindest wirklich immer gebraucht und es gehörte mehr dazu, als den Leuten Schlafsaft oder Fiebersenker zu verabreichen. Es würde ein Abenteuer werden, irgendwie. Und Kieran mochte die See. Andererseits würde das bedeuten, dass er einige Zeit nicht in London sein würde und er weder Dr. Chambers, noch Mr. Forbes noch auf Nicos Anwesen als Arzt würde tätig sein können, und am schlimmsten war: er würde Nico definitiv einige Zeit überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Kieran sah John an und was der davon hielt, sah man deutlich: nämlich gar nichts. "Was hast du?", fragte er seinen Freund leise und dieser sah ihn an. "Ich habe es endlich geschafft, bei Cabbage zu sein und bleiben zu dürfen. Wenn ich da nur einmal fehle, schmeißt er mich raus und das war es dann mit meiner Karriere", antwortete dieser. "Außerdem wird mein Vater sich überanstrengen, wenn du weg bist und ich auch noch. Du weißt, wie kurzatmig er teilweise ist. Ich glaube, sein Herz wird nicht mehr lange schlagen." //Falls er so etwas besitzt//, fügte er in Gedanken zu. Doch da war noch etwas, das wusste Kieran, als er John auf seiner Unterlippe kauen sah. Johns Vater war eigentlich noch recht rüstig, auch wenn es stimmte, dass es schwer für ihn wäre, alles allein zu machen. Dass Cabbage streng mit der Abwesenheit war, wusste er auch, aber wenn der König persönlich erschien, würde er nichts machen können... "Und?", bohrte er daher nach und John musterte hineindenken Moment, bevor er noch einmal das Wort an ihn richtete. "Außerdem habe ich schreckliche Angst vor Wasser und fühle mich auf einem Schiff definitiv alles andere als wohl. Und ich kann mir etwas Schöneres vorstellen, als Kriegsverletzungen zu verarzten. Du kennst mich..." Kieran sah John besorgt an, während sie sich in der Reihe eingliederten, zu der sie gebeten worden waren. Warum auch immer John Angst vor Wasser hatte, er verstand, dass das nicht sehr zuträglich war. Und letztlich ging es hier auch um seine Zukunft, seine Familie und seinen Ruf als Arzt. Kierans Augen wanderten zu Nadim. Ob er John wählen würde? Sie kannten sich. Dass er selbst mitmusste, das war Kieran fast schon klar. Schließlich war er schon an Bord eines Schiffes für eine englische Delegation gewesen. Aber John? Kieran wusste nichts davon, dass John mit Tancred die Nacht verbracht hatte. Es ging ihn nichts an, wenn er One-Night-Stands hatte. Es waren ja einmalige Geschichten, die keine weitere Bedeutung hatten. Kieran sah, dass sie einzeln vortreten mussten und offensichtlich Fragen beantworteten. Als er in der Reihe war, gab er seinen Namen an. Auf die Frage, inwiefern er schon Erfahrungen als praktizierender Arzt gesammelt hatte, erklärte Kieran ein wenig überrascht, dass er bereits als fahrender Arzt Erfahrungen gesammelt hatte und an Dr. Chambers und Mr. Forbes Seite Patienten betreue und dass er die Deligation nach Spanien hatte begleiten dürfen. Anschließend wurde er gefragt, was er tun würde, wenn einer der Männer zu ihm käme, weil ihm übel sei. Kieran konnte nicht umhin zu schmunzeln. "Ich würde ihm wohl sagen, dass er sich vorher hätte überlegen sollen, ob er auf dem Meer dienen wollte, und ihm sagen, dass er sich an das Geschaukel gefälligst zu gewöhnen habe." Nun, ob das die klügste Antwort war, wusste er nicht, aber Übelkeit war an Deck wohl das geringste Problem, oder? Nicht bei Soldaten, die daraufhin ausgebildet wurden, auf dem Meer zu arbeiten. John [[BILD=8215079.jpg]] Tancred de Nerac also war sein eigentlicher Name. Nun, ob jener nun immer noch ein 'Nadim' für ihn wäre? Es war Befriedigung gewesen - und vermutlich nicht die schlechteste -, mehr nicht. Und letztlich kannten sie sich nicht. Und genau so würde er den Mann auch behandeln. Kieran hatte er gar nicht von der Nacht erzählt und das würde er auch nicht weiter tun. John war alles andere als begeistert über das, was er hier hörte. Wieso wählten sie auch ausgerechnet ihn für diesen Mist? Er tat sich doch nie sonderlich hervor, um genau das zu vermeiden. Sicher, die schriftlichen Prüfungen liefen gut und Cabbage war bisher sehr angetan von ihm, aber.... er wollte das hier nicht! Er wollte auf kein gottverdammtes Schiff, er wollte nicht aus Meer und überhaupt wäre er allein wegen seinen Ängsten dafür nicht gemacht. Außerdem hatte er sich so gefreut, bei Cabbage seinen Abschluss machen zu können und gerade sah er wie dieser Traum zerplatzte - wie so viele seiner Träume in seinem Leben. Vielleicht war das der Fehler. Oder... ein Gedanke kam ihm. Er würde irgendetwas sagen müssen, was ihn disqualifizierte, auch wenn das seine Karriere als Arzt wohl beeinträchtigen würde - oder auch nicht. Er sah seine persönliche Zukunft nun mal in der Pharmazie und nicht als Arzt. Schon gar nicht auf einem Schiff und schon gar nicht, wenn er Kriegsverletzungen versorgen musste. Kieran kehrte mit einer Rolle zurück. John sah ihn kritisch an. Das Gesicht, das sich so leicht lesen ließ, zeugte von Zweifel gleichermaßen wie von Freude. Kieran freute sich sicher über die Möglichkeit, aber er würde da einige Zeit auf Dominico verzichten müssen. Und jemand, der gerade auf Wolke sieben schwebte, war sicher nicht besonders glücklich über eine solche Veränderung, wenn das normale 'Sich-Sehen' ohnehin schon schwierig war. Als er endlich dran kam, gab er seinen Namen an und antwortete auf die Frage, wieviel Erfahrung er habe, dass er nur die Kurse an der Uni im Krankenhaus vorweisen könnte, was nur bedingt stimmte. John begleitete seinen Vater manchmal. Aber der traute ihm nicht wirklich zu, die Patienten richtig zu betreuen. Er sprach immer davon, dass er zu kalt sei dafür. Er sei kein herzlicher Mensch, der anderen Fürsorge spenden könnte. Er hatte sich daran gewöhnt, dass sein Vater nicht mit seinem Charakter zurecht kam. Und er war froh, letztlich auch. Er war wirklich nicht der Typ dafür, der alten Menschen die Hand hielt und ihnen gut zusprach. Das konnte er einfach nicht. John bekam zudem die Frage gestellt, wie er mit einer Schussveletztung am Bein umgehen würde. John antwortete ausweichend, so als habender keine Ahnung, und meinte schließlich, dass er das Bein wohl von jemanden amputieren lassen müsste. Inständig hoffte er, sich auf diese Art und Weise ins Aus manövriert zu haben. Die Frage war zwar dumm gestellt worden, schließlich gab es viel verschiedene Möglichkeiten für Verletzungen am Bein, aber er hätte wahrscheinlich deshalb ausführlicher darauf antworten müssen. Eine Amputation war eigentlich immer das letzte Mittel, was man hernahm. Nun, er wünschte sich einfach, dass sein Plan aufging. Tancrèd [[BILD=8258115.jpg]] Tancred war nicht sonderlich überrascht, Kieran und John hier zu sehen. Beide waren in dem Semester, in dem Henry die meisten Studenten ausgewählt hatte - weil sie eben noch nicht so weit waren, um für die Universität unerlässlich zu sein, andererseits eben jung und vital genug, um auf dem Schiff eine gute Figur zu machen. Nach Henrys Rede und seiner Verabschiedung wurde ein Tisch aufgebaut. Thomas Howard setzte sich, flankiert von Charles Brandon und Tancred auf den Stuhl in den Schatten eines großen Baumes und begann die Studenten der Reihe nach abzuarbeiten. Da sie nur einen Arzt pro Schiff benötigten, und Henrys Flotte nicht aus hunderten Schiffen bestand, konnten sie vorerst noch gut auswählen. Das hier war ohnehin nur der erste Schwung. Sie würden nach und nach mehr Männer nach Portsmouth bringen, um sie für den Ernstfall auszubilden - soweit der Plan. Tancred beäugte über Howards Schulter die Liste und stellte immer wieder Fragen an die vortretenden Studenten. In ihren Gesichtern spiegelten sich unterschiedliche Emotionen. Die, die schon aussahen wie Abenteurer, die Spaß daran hatten, an blutigen Wunden herum zu schneiden, waren Feuer und Flamme für diese Arbeit. Andere, die die Medizin sehr ernst nahmen, waren zumindest neugierig. Wieder anderen ging es wohl nur um den Titel und den Ruf - die hatten keine Ahnung. Tancred sortierte rigoros aus, er wollte nicht noch mehr Idioten an Deck, die Mannschaften gaben sich dabei bereits genug. Schließlich trat Kieran vor, Thomas Howard hatte seinen Namen genannt. Wie zu erwarten gewesen war antwortete Kieran zügig, klug und mit der richtigen Spur Witz. Tancred schmunzelte, während Thomas beinahe verärgert dreinsah. "Gute Antwort." Gab Tancred über Thomas Schulter zurück. "Aber ihr könnt euch darauf verlassen bei den frisch ausgebildeten englischen Soldaten mit Seekrankheit zu kämpfen zu haben. Sie sind die See nicht gewohnt und ihr solltet eine gute Medikation zur Verfügung haben, um sie Kampfbereit zu halten. Eure Erfahrung zeigt mir jedoch, dass ihr es bereits bei einem Handelsschiff geschafft habt - also werdet ihr nach Portsmouth reisen." "Und auf meinem Schiff arbeiten", fügte Tancred in Gedanken dazu. War es eine Bevorteilung? Mit Sicherheit. War es ungerecht gegnüber dem abwesenden Dominico Sforza? Mit Sicherheit. Doch Tancred war einerseits eigennützig, andererseits überzeugt davon, dass auf seinem Schiff echtere Unfälle passierten, als auf den anderen. Nur so würde Kieran lernen. Der junge Carney bekam einen Brief, der ihm die Details seiner Unterkunft, Verpflegung und Bezahlung mitteilte und auch Datum und Zeit des ersten Arbeitstages. Für die Studenten, die an ihrer Ausbildung teilnahmen, wurde dafür ein Teil der anderen Kurse, die vielleicht nicht ganz so wichtig waren, erlassen. Zwei Dozenten, die nach Portsmouth mitreisen würden, würden die wichtigsten Themen vor Ort besprechen. Nach Kieran kam John an die Reihe. Tancred musterte ihn kühl und distanziert. Nicht, weil er ihn nicht leiden konnte oder ihn vergessen hatte, sondern weil das zwischen ihnen einfach belanglos gewesen war. Er verachtete ihn nicht, zeigte nur eben auch kein übermäßiges Interesse. Johns Antwort auf die von Thomas Howard gestellte Frage, brachte Charles Brandon zu einem Lachanfall, während Tancrèd sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Thomas Howard starrte den jungen Mann irritiert an. War das etwa sein Ernst?! "Lordadmiral, ich fürchte man hat uns nicht nur operierende Ärzte vorgestellt, sondern ganz offensichtlich auch Alchemisten." Charles lachte noch lauter, während Thomas den Namen "John Forbes" von der Liste strich und Tancred abwinkte. "Wenn ich richtig liege, seid ihr der Sohn des Mannes, dem die Apotheke gehört, nicht wahr? Ich bin ein paar Mal in meiner Zeit in London daran vorbeigekommen. Ich denke, wir sollten seinen Namen nicht ganz von der Liste streichen, Lordadmiral. Sein Vater kann uns sicher mit den nötigen Materialien beliefern. Würdet ihr ihm diesen Vorschlag unterbreiten?" Tancred sah John wieder fragend an, während Charles sich langsam wieder fing. "Damit wäre uns sicher der größere Dienst getan." John [[BILD=8215079.jpg]] Dass der andere ihn wie jeden anderen behandelte, war John durchaus recht. Er selbst sah ihn kaum an. Und so sah er den anderen Mann, Thomas Howard, mit einem möglichst naiven Blick an, um ihm weißzumachen, dass er das wirklich ernst meine. Das Lachen ertrug er mit stoischer Ruhe, wusste er ja, dass er es mit seiner Antwort durchaus verdient hatte, ausgelacht zu werden. Dafür musste er kurz, wirklich nur sehr kurz schmunzeln, als jener ihn als Alchemisten betitelte. Nun, damit hatte er definitiv nicht unrecht. Als sich Nadim einmischte, und erklärte, er wisse von der Apotheke, nickte John auf die Frage, ob er der Sohn sei. "Jawohl, Mylord", sagte er, wie es eben üblich war. Doch was nun kam, ließ ihn innerlich sich ärgern. Doch der Ärger verflog so schnell, wie er aufgekommen war. Nun, wenn er nach Portsmouth Medikamente liefern sollte und ansonsten hier in London und vor allem auf festem Boden bleiben würde, könnte er das durchaus machen. "Ich werde es ihm ausrichten. Mein Vater wird sich geehrt fühlen und das Hause Forbes wird Euch nur zu gerne mit notwendigen Medikamenten versorgen. Und Ihr habt ja ohnehin den fähigsten Arzt gerade genommen. Mr. Carney arbeitet für meinen Vater und hat viel von ihm gelernt. Es wird also eine ganz einfache Zusammenarbeit möglich sein." Wenn das Labor auf dem Anwesen Sforza wirklich so gut bestückt war, wie Kieran das geschildert hatte, dann würde es für ihn wirklich ein Leichtes werden, größere Mengen an entsprechenden Arzneien, Tinkturen und Salben herzustellen und die Schiffe zu beliefern. Sein Vater allein würde das allerdings nicht stemmen können. Dafür hatte er eigentlich nicht die Mittel. Aber nachdem Kieran es ihm fast schon aufgdrängt hatte, sich endlich einmal in dem Labor auszutoben, würde er es jetzt wohl dich einmal annehmen. Lust darauf, Dominico zu sehen hatte er jedoch nach wie vor nicht. Er nickte und wandte sich ab, damit ja nicht noch jemandem einfiel, ihn doch noch zu rekrutieren. Kieran kam ihm entgegen. "Und?", fragte dieser. John lächelte leicht. "Ich darf euch mit Medikamenten und Verbandszeug versorgen, aber ich muss nicht mitfahren." Kieran nickte lächelnd. "Na, da wird dein Vater wohl gar nicht mehr wissen, wie ihm der Kopf steht. Wir sollten versuchen noch diese Woche in das Labor zu kommen, um so viel wie möglich zu schaffen, bevor ich am Freitag weg bin", erklärte Kieran. John sah ihn an und merkte, dass die Rolle geöffnet worden war. "Am Freitag schon", meinte er seufzend. "Das wird Vater nicht gefallen. Jetzt muss er seinen geliebten Sohn gleich wieder hergeben. Weißt du, wie lange du da eingesetzt bist?" Kieran sah ihn genervt an, zuckte dann mit den Schultern. "Ich habe keine Ahnung. Und ich weiß auch noch gar nicht, wie ich das meiner Familie verklickern soll. Ich bin grad nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Zum einen freue ich mich, zum anderen würde ich lieber hier bleiben und mein eh schon kompliziertes Leben einfach so fristen." John strich Kieran über den Kopf. "Du schaffst das schon, Kleiner", sagte er sanft. "Da bin ich mir sicher. Und du wirst nicht vergessen sein. Vielleicht wirst du ja einmal besucht. Und du hast sicherlich auch Landurlaub. Letztlich ist es eine überschaubare Zeit, die du auch zum Lernen nutzen kannst." Kieran nickte sacht und schien weit weg zu sein. Sicher würde er sich später gleich daran machen, einen Brief zu schreiben. Kieran [[BILD=8212631.jpg]] Und das tat er tatsächlich. Kaum hatte er ein wenig Zeit, verfasste er einen Brief an Dominico, in dem er ihm erklärte, dass er einige Zeit abkömmlich sein werde und diese Woche am Donnerstag wie besprochen auf das Landgut kommen würde, um nach den am Wochenende verarzteten zu sehen, Medikamente da zu lassen und im Labor zu arbeiten. Er würde John dafür mitbringen und hoffte, dass das in Ordnung gehen würde. Noch an diesem Tag übergab er den Brief an Dr. Chambers. Was er nicht wusste war, dass dieser Dominico die ganze Woche nicht zu Gesicht bekommen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)