Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 64: An Deck - Ankunft auf der Raashno --------------------------------------------- Kieran [[BILD=8212631.jpg]] Kieran kam sich noch immer vor wie ein Idiot. Er lag die ganze Nacht wach und fragte sich, wann er eigentlich seinen gesunden Menschenverstand verloren hatte. Seit wann war er so naiv und vertrauensselig, dass er sich so in irgendwelche Wunschträume hat einlullen lassen? Es war unfassbar, wie dumm er gewesen war, zu glauben, Dominico würde ihn besser behandeln als irgendeine Mätresse bei Hofe. Sicher, wenn sie beieinander waren, hatte er das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, ihm wichtig zu sein, geliebt zu werden. Aber Dominico war eben auch nur ein Mann, der definitiv ein guter Schauspieler war. So viele hohle Worte - er konnte es kaum fassen und wollte es auch kaum glauben. Warum um alles in der Welt, behandelte er ihn so? Womit hatte er das verdient? Johns Erzählungen, was geschehen war, nachdem er gegangen war, hatten ihn zumindest etwas beruhigt. Aber dieses abscheuliche Gefühl in ihm blieb. Mylady musste sich wohl sehr über Dominico geärgert haben, hatte dieses Verhalten ihres Mannes nicht entschuldigen wollen. Außerdem hatte sie ihnen weiter erlaubt, dort zu arbeiten, was für John in jedem Fall wichtig war. Und sie hatte John gebeten, ihm möglichst bald einen Brief schreiben zu dürfen. Kieran war gespannt, was darin stehen würde. Wobei Johns Schilderung darauf schließen ließ, dass sie ihm erstaunlicher Weise wirklich in keine Vorwürfe machte, sie auch offenbar kein Problem damit hatte, dass ihr Mann mit einem anderen Mann eine... ja... Affäre hatte. Und das passte wiederum zu dem, was Kieran von ihr wusste. Und dass die beiden offenbar in einem Bett schliefen, aber Nico sie nicht anrührte... Ganz ehrlich? Bei so einer Frau? Das konnte er sich nicht vorstellen! Netter Versuch von ihr, ihn beruhigen zu wollen, aber das glaubte er definitiv nicht! Kieran drehte sich einmal mehr um, blickte in Johns Gesicht, der neben ihm lag und schlief. Er war erst spät gekommen und hatte sich einfach zu ihm gelegt. Sie hatten noch geredet, doch nach dem Tag im Labor war er fix und fertig gewesen. Er roch nach Oleander, was Kieran wieder weniger mochte. John probierte sich gerade an einem Schlafmittel, das sich auch auf den Blutkreislauf auswirkte, so dass man fast meinen konnte, der Schlafende sei tot. Kieran wusste nicht, ob das wirklich funktionierte und gesund war. Er äußerte die Bedenken, dass jemand mit schwachem Herzen unter Umständen dabei wirklich sein Leben ließ. John hatte ihm versprochen, vorsichtig zu sein. Aber irgendwie schmeckte Kieran die Geschichte nicht. Seine Gedanken glitten wieder zu Dominico, der wahrscheinlich gerade in seinem Bett mit seiner Frau lag und entspannt und befriedigt schlief. Dieses Bild quälte ihn, mehr als er geglaubt hatte. Er musste wohl abwarten, was passierte. Von Mr. Forbes wusste er, dass Dominico am Nachmittag hier gewesen war. Er hatte seinen Brief nicht bekommen. Und dennoch! Es war ausgemacht gewesen... Er begriff es nicht. Aber Nico würde sich erklären müssen - dringend. Wenn er sich ihm nicht erklärte oder sich nicht entschuldigte, dann wusste er auch, was er davon zu halten hatte. Als er am Morgen Aufstand, machte er sich daran, seine Sachen zu packen und zu verstauen. Johns Vater würde bald eine Lieferung nach Portsmouth schicken, da würde er die meisten Sachen mitfahren lassen. Er hatte nur ein gewisses Volumen, wenn er Niamh ritt. Er wartete letztlich den ganzen Vormittag, ob Nico käme, bis John ihm ins Gewissen redete, loszureiten, um nicht in die Dunkelheit zu geraten. Nico kam nicht... Er erreichte Portsmouth gegen Abend. Am nächsten Morgen hatte sich erst zu melden, also nahm er sich ein Zimmer in einer Pension weiter weg vom Hafen. Er hatte keine Lust, jetzt schon jemandem vom Schiff oder gar Monsieur de Nerac zu begegnen. Und so verbrachte er den Abend mit ein paar Bier und seinen düsteren Gedanken, bevor er zeitig schlafen ging, obwohl er kaum Schlaf fand. Mit dem entsprechenden Brief fand er sich schließlich am Hafen ein, um sich zum Dienstantritt zu melden. Niamh hatte er schon am Tag vorher etwas außerhalb untergebracht. Und nun würde sich zeigen, was diese neue Aufgabe für ihn bereithielt. Er hatte beschlossen, Nico so lange aus seinem Kopf zu verbannen, bis dieser sich bei ihm entschuldigt hatte. Er brauchte seinen Kopf jetzt für sich. Tancrèd [[BILD=8258115.jpg]] Tancred hatte sich nicht einmal umgezogen. Er war postwendend nach der "Fleischbeschau" in der Universität zurück nach Portsmouth geritten. Erst als er in der Stadt eintraf, das Pferd abgegeben hatte und über die Gangway wieder auf sein Schiff stieg, löste sich das klamme Gefühl in seiner Brust und wich einem befreiten Aufatmen. Beinahe zärtlich strich er über die Reeling, schlenderte über das Deck in Richtung Heck, in dem seine Kajüte lag. "Willkommen zurück an Bord!", tönte von oben der Ruf aus dem Krähennest, das immer besetzt war. Und auch hinter dem Steuerrad lugte ein Matrose hervor, der ihm zuwinkte. Tancred ging nicht weiter darauf ein, er wollte einfach nur diese Klamotten los werden... und dafür musste er nicht sonderlich lange warten. Kaum war er durch die Türe, die zu seiner Kajüte führte, schlug sie hinter ihm mit einem Knall zu. Er atmete tief die abgestandene Luft ein, die daher rührte, dass niemand gelüftet hatte, und schmiss einfach nur seine Kleidung Stück für Stück in die nächste Ecke. Er würde sie einfach in eine Truhe stopfen, später. Nackt und um gefühlte hunderte Kilo leichter begab er sich an die Fenster, um sie aufzustoßen. Meeresluft strömte herein und das Schiff bewegte sich träge in den Wellen. Tancred grunzte zufrieden. Wie Gott ihn schuf ließ er sich schließlich vorwärts in die weiche überdimensionale Koje fallen, die eigentlich mehr ein fest im Holzrahmen verbautes Bett war. Er sank hinein und war binnen Sekunden eingeschlafen - ein ruhiger Schlaf, den er in London nicht gefunden hatte und aus dem ihn so schnell auch niemand mehr holen würde, der es nicht mit allen Mitteln versuchte. Als er am Abend wieder erwachte, sich seine wesentlich bequemeren Hosen und ein Hemd anzog und in die Taverne ging, wurde er bereits von Kadmin und dem größten Teil seiner Mannschaft empfangen. Sie feierten die Rückkehr ihres Kapitäns aus London - naja, sie feierten alles was irgendwie Grund zum Feiern gab. Und doch waren sie auch neugierig auf das, was Tancred zu berichten hatte und als er es erzählte, war bald der ganze Schankraum still. Erst jetzt merkte der Franzose, dass die Taverne äußerst ungewöhnlich vollgestopft mit Menschen war... und er merkte schnell, dass jedes von Henrys Schiffen einige Männer hier untergebracht hatte, um die Neuigkeiten aus erster Hand zu erfahren, die Kadmin nicht schon hatte geben können. Tancred räusperte sich und überlegte schon, die Männer in ihre Schranken zu weisen - lauschen war keine feine Art. Doch er tat es nicht, stand stattdessen auf und berichtete, was er in London erreicht hatte. Keine halbe Stunde später floss das Ale in Strömen - auch wenn er keine Ahnung hatte, warum die Männer sich so freuten, nur weil sie einen leidlich ausgebildeten Arzt an Deck bekommen würden. Tancred fand das alles immer noch verrückt, doch wenn es ihre Moral steigerte, dann würde er ihnen auch einen Pastor fürs Seelenheil auf jedes Schiff verfrachten. Als am Ende der Woche nach und nach die jungen Ärzte eintrudelten, wurde es noch einmal voller in den wenigen Gasthäusern in Portsmouth. Die Stadt blühte regelrecht auf bei diesen vielen Menschen und Tancred sah dem Ganzen amüsiert zu. Ob die Seemänner immer hier bleiben würden, war fraglich, aber es half der Stadt definitiv, sich etwas mehr zu etablieren. Der Markt hatte mehr Angebot und die Bauern erzielten mit ihren Waren höhere Preise. Er selbst stand an der Reeling seines Schiffes und beobachtete den Hafenplatz, der sich langsam füllte. Mit Seemännern einerseits und Studenten andererseits. Ohne es wirklich zu wollen, musste Tancred anerkennen, dass die englischen Matrosen sich doch deutlich von den Studenten abhoben. Dadurch, dass sie jeden Tag aufs äußerste gedrillt wurden, hatten sie alle ordentlich zugelegt, sahen roher aus und verwegener. Männer, die anpacken konnten - doch gegen Tancreds Mannschaft noch immer ein jämmerlicher Haufen. Thomas Howard war inzwischen auch eingetroffen und man hatte eine kleine Bühne geschaffen, von der aus der Mann verkünden konnte, wer welchem Schiff zugeteilt worden war. Tancred tat sich hier nicht mehr besonders hervor, das war nicht mehr seine Aufgabe. Er hatte am Vorabend mit den diensthabenden Kapitänen der anderen Schiffe gesprochen und ausgemacht, dass jeder Arzt in der Offizierskajüte direkt neben der Kapitänskajüte untergebracht war. Das verbannte zwar unter Umständen den ersten Maat unter Deck, doch man musste bekanntlich Abstriche machen. Die Kammer war im Zweifel auch groß genug für die Versorgung, denn es gab dort wenigstens einen großen Schrank und damit genügend Stauraum, ein Bett und einen Tisch. Außerdem frische Luft und das war das A und O wie Tancred befand. Die zugeteilten Ärzte sollten vorerst ihre Kajüte beziehen, ihre Medikamente und Materialien einräumen und sich dann mit der Mannschaft bekanntmachen. Tancred selbst hatte dann vor, direkt aus dem Hafen zu segeln und einige Manöver zu versuchen, einfach nur, um Kieran an eine Gefechtsatmosphäre zu gewöhnen und zwar gleich am ersten Tag. Den anderen überließ er es, wie sie wollten, doch er war sich ziemlich sicher, dass mehrere Schiffe bereit waren, den Hafen zu verlassen und etwas zu Kreuzen. Thomas trat gerade vor die Mannschaften und verlas die Liste mit den Namen. Erste Personengruppen bewegten sich zu kleineren Anlegern, verschiedenen Kais oder Booten, die sie zu Schiffen bringen würden, die weiter im Hafenbecken verankert lagen. Von seiner eigenen Mannschaft stand nur Kadmin dort unten, um Kieran in Empfang zu nehmen, der sich bereits etwas hilflos nach dem Schiff umsah. Der große Araber, mit Turbangekröntem Haupt trat an ihn heran und bat ihn, ihm zu folgen. Tancred beobachtete sie auf dem Weg hierher, Kieran mit seinem Rucksack, dem Arztkoffer und der geschulterten Satteltasche. Viel war es nicht, doch es würde noch genug nachkommen, wenn John Forbes lieferte. Kieran wirkte.. unsicher? Gespannt? Ob er wohl gerade an Dominico Sforza dachte? Tancred schmunzelte leicht als Kieran die Gangway hinter Kadmin erklomm, der hinaufkletterte als sei es eine breite französische Avenue. "Willkommen an Bord, Kieran." Er sprach ihn direkt mit dem Vornamen an - hier gab es keine höfischen Floskeln. Mochten die anderen tun was sie wollten, Tancreds Männer sprachen sich alle mit Vornamen an. Lediglich ihm gebürte der Respekt, in wichtigen Angelegenheiten "Kapitän" genannt zu werden. Kieran [[BILD=8212631.jpg]] Sein Blick wanderte über den überfüllten und furchtbar chaotisch wirkenden Hafenplatz und unwillkürlich breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus. Der Geruch des Meeres, das im Hafen so konzentriert nach Salz, Fisch und Brackwasser roch, erfüllte die Luft und die Möwen kreischten, sich um Fischreste zankend, die von einem Fischerboot etwas weiter weg geworfen wurden. Irgendwie hob dieser erste Eindruck seine Stimmung um einiges. Und dieses Gefühl, das er gerade empfand, versuchte er sich zu bewahren. Er brauchte positive Gefühle, wenn er hier zufriedenstellend arbeiten wollte und auch mit sich zufrieden sein wollte. Und so ließ er die Stimmung auf sich wirken, die so fern von dem elendigen Hof war, der ihm all zu oft die Kehle zuschnürte und ihm die Luft zum Atmen nahm. Hier fühlte er sich freier, auch wenn dieses Gefühl wohl teilweise etwas trügerisch war. Denn auch hier war der Hof anwesend, es gab klare Regeln und das Militär war sicher nichts, was man als "frei" bezeichnen konnte. Und dennoch wirkte das hier gerade alles so auf ihn. Zwischen den Studenten, denen er zunickte, sich kurz mit dem ein oder anderen unterhielt, standen Soldaten, die aufgrund ihrer Kleidung eindeutig der Marine zuzuordnen waren, und Seemänner, die aus fernen Ländern kamen. Sein Blick glitt üder die Schiffe, die direkt am Kai oder weiter draßen im Hafenbecken ankerten und auf einem konnte er Tancred de Nerac ausmachen, 'Nadim', wie er sich damals vorgestellt hatte. Ob er zu ihm gehen würde? Er konnte sich gut an den Blick des anderen erinnern, den sie ausgetauscht hatten im Connors'. Er war an ihm interessiert gewesen, auf irgendeine Art und Weise. Und wenn Kieran ehrlich war, fand er diesen Mann ebenfall interessant. Wenn auch vielleicht nicht auf die gleiche Art, zumindest hatte er sich damals keine Gedanken darüber gemacht. Andererseits, war jener offenbar mit Nico befreundet und, was viel wichtiger war: er wusste von ihm und Nico - was auch immer das in diesem Moment war. Und das wiederum konnte ihm viel mehr Ärger bringen, als ihm vielleicht lieb war. Er würde immer aufpassen müssen, was er sagte, stand sicher unter Beobachtung. Vielleicht wäre es da besser, auf ein Schiff zu kommen, wo man ihn nicht kannte, wo er einfach nur der Arzt war, der sich um die Soldaten kümmerte. Kieran schulterte die Satteltasche mit seinen Klamotten und persönlichen Sachen. Sein Arztkoffer war berstend voll und schien fast zu platzen, so dass er ihn einfach abstellte, um ihn keiner unnötigen Belastung auszusetzen. Und nun erhob Thomas Howard seine Stimme und verlas die Zuteilung. Kieran wusste nicht, welches Schiff es war, dessen Namen 'Raashno' war. Und so blickte er sich etwas irritiert um, als ein Maure auf ihn zutrat und ihm erklärte mit ihm kommen zu dürfen. Und Kieran war alles andere als überrascht, dass er ihn auf jenes Schiff brachte, auf dem Tancred stand. Er merkte, dass die Gelassenheit ein wenig wich. War das nun positiv oder negativ? Immerhin war er zumindest auf dem Schiff, das am meisten zu sagen hatte. Aber eben auch mit jemandem zusammen, der unter Umständen zu viel wusste. Er folgte dem viel größeren Araber den Steg nach oben an Board und blickte Tancred lächelnd an und fand es angenehm, geduzt zu werden. Aber bedeutete das, dass er auch duzen durfte? Er war unsicher. Bei Hofe ging das einfach mal gar nicht. "Danke", sagte er und fügte ein "Monsieur de Nerac" hinzu. Er verneigte sich dem Stand entsprechend und merkte, dass die Crew, die an Deck stand, grinsen musste. Sicher, er machte sich gerade wahrscheinlich einfach nur lächerllich. Aber er konnte ja nicht einfach von Dingen ausgehen, die er erhoffte, nicht wahr? Er richtete sich wieder auf und blickte Tancred an. "Darf ich mein Zeug loswerden, bevor ich mich der Mannschaft vorstelle?", fragte er nun wesentlich entspannter. Er war höflich gewesen, oder? Und jetzt konnte er sich so verhalten, wie er es für richtig empfand, angesichts der Männer, die barfuß um ihn standen und dem Kapitän, der hinsichtlich der Klamotten sich nur bedingt vom Rest unterschied. Kieran überlegte kurz, ob man ihn als Kapitän erkennen würde, wenn man es nicht wüsste. Aber ja, das würde man wohl. Er hatte eine gewisse Ausstrahlung, eine natürliche Autorität, die man deutlich wahrnahm. Tancrèd [[BILD=8258113.jpg]] Als Kadmin das Schiff mit Kieran betrat, nahm niemand der Männer Haltung an. Auf den anderen Schiffen verhielt sich die Sache etwas anders, nicht aber bei ihnen. Kieran wirkte unsicher. Gefangen in höfischen Benimmregeln, die ihm, wie Nadim sich dachte, sicher ganz und gar nicht gefielen, war er jetzt nicht sicher wie er sich am besten gegenüber seinem neuen "Maestro" zu verhalten hatte. Und von allen Namen, die er hätte benutzen können - Mylord, weil Tancred adelig war, Kapitän, weil er das nun mal wegen des Schiffes war, oder Admiral, weil das wohl der äquivalente Rang gewesen wäre - benutzte er die französische Anrede. Während Tancreds Gesicht einen beinahe säuerlichen Ausdruck annahm, brach die Mannschaft um sie beide herum in prustendes Gelächter aus. Und es nahm kein Ende. Nadim atmete tief durch und räusperte sich - der französische Dialekt, den er leider immer hatte, half nicht gerade, die Gemüter zu beruhigen. "Kapitän reicht vollkommen. Oder wenn es informell sein sollte - Nadim. Das ist mein Name auf diesem Schiff und ich will keinen anderen hören", erwiderte er in einem Tonfall, der es beinahe wie einen Befehl klingen ließ. "Das hier ist meine Mannschaft - wie du dir unschwer denken kannst. Du wirst sie nach und nach kennen lernen, ich halte mich nicht damit auf, sie dir einzeln vorzustellen. Du sollst nur die kennen, auf deren Entscheidungen du an Bord dieses Schiffes zu hören hast, und das ist neben meiner Wenigkeit nur ein Mann, nämlich Kadmin, der erste Maat." Tancred nickte dem großen Araber zu, der seinerseits arabisch gen Kieran grüßte, indem er die Hand an Kinn, Nase und Stirn hob und sie dann im Bogen wieder nach unten führte. "Er wird dir deine Kajüte zeigen. Die anderen - macht diesen Kahn endlich los, ich will raus aus diesem Hafen, und zwar als erster.. bevor sich die anderen Idioten hier verkeilen." Das musste er nicht zwei mal sagen. Die Runde löste sich auf, bis nur noch Tancred, Kadmin und Kieran dort standen. Der große Araber grinste noch immer. "Seine Kajüte - und danach bringe ich ihn wieder zu euch, Monsieur de Ne-" weiter kam er nicht, denn Tancred hatte einen der Lumpen gepackt, die noch vom Deckschrubben hier lagen, und feuerte ihn in Kadmins Richtung. Der Araber wich geschickt aus und spurtete gen Heck, um aus Tancreds Reichweite zu kommen. Er zeigte Kieran kurz die Kajüte und verabschiedete sich dann wieder. Es dauerte nicht lange, da hörte man ihn an Deck Befehle brüllen, größtenteils auf Arabisch. Von den beinahe 40 Mann Besatzung des Schiffes, waren nicht alle arabischer Herkunft. Es gab Spanier, Engländer, zwei Franzosen und sogar einen Deutschen. Sie waren eine bunt gemischte Truppe doch sie funktionierten perfekt zusammen. Kieran [[BILD=8212631.jpg]] Dass sich alle über den dressierten Affen totlachten, davon war fast auszugehen gewesen. Aber es war ja nicht das erste Mal, dass er verlacht wurde. Kieran, der eh schon beschissen drauf war, reagierte mit Gleichgültigkeit und verzog keine Mine. Innerlich verwünschte er genau wie auf der Reise nach Spanien, was diese neue Welt - was Nico - aus ihm gemacht hatte. Aber die Worte des Kapitäns schürten zumindest die Hoffnung, dass er, sobald es ihm besser ging, einfach wieder einmal er selbst sein durfte. Und die Aussicht war gut. Er ignorierte die grinsenden Gesichter, als Tancred ihm seinen ersten Maat vorstellte und nickte ihm lächelnd zu, als dieser ihn auf so andere Weise begrüßte. Er hatte diese Begrüßung in Spanien gesehen und da Kadmin rein äußerlich maurischer Abstammung war, komplettierte sich nun das Bild. Kieran begriff, dass dieses Schiff hier definitiv etwas Besonderes war. Es war eben kein englisches! Und das bedeutete, dass die Besatzung aus verschiedensten Ländern stammte und jeder das Recht hatte, zu sein, wie er sein wollte. Kieran schmunzelte bei dieser Erkenntnis und hatte er eben noch das Gefühl gehabt, einfach zurück nach London reiten zu wollen, sich in sein Bett zu legen und die Decke über den Kopf zu ziehen, um seine Existenz zu verleugnen, so entspannte er sich langsam. Er folgte Kadmin in die Kajüte, bedankte sich bei diesem und war froh, um den kurzen Moment Ruhe, den er hatte. Er packte seine Klamotten in den Schrank und ordnete die Medikamente ebenfalls hinein. Das Zimmer war schön, recht weit oben an Deck und durch die runden Fenster durchaus mit Licht gesegnet. Schließlich trat er wieder aus dem Zimmer heraus und trat an Deck, auf dem reges Treiben herrschte, da man begonnen hatte, das Schiff von der Hafenmauer zu lösen. Kieran blieb einen Moment stehen und lauschte der Betiebsamkeit. Die Stimmung empfand er als sehr wohltuend, so vertraut und heimelich fast. Er würde sich hier wohlfühlen können, da war er sich sicher. Jetzt war nur noch herauszufinden, weshalb er bei Tancred gelandet war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)