Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 69: An Deck - Blutige Rache ----------------------------------- Rodrego [[BILD=8222599.jpg]] Rodrego musterte den Wandteppich, der den Stammbaum der Familie Stanley aufzeigte. Warum war ihm das nicht viel früher aufgefallen? Wieso hatte er nicht viel früher darüber nachgedacht, wem es wirklich etwas brachte, wenn seine Familie und damit auch er entehrt werden? Damals war es kein Geheimnis, dass William Stanley ebenfalls auf den Posten des Knappen unter Lord Norfolk ein Auge geworfen hatte. Doch Rodrego war der bessere Mann gewesen, kampferfahrener und mit seiner Ausbildung zum Schmied definitiv tauglicher, als jemand, der noch im frühen Mannesalter den Hintern von seiner Mutter abgewischt bekam. Rodrego erinnerte sich gut an diese Frau, mit ihrem rattenähnlichen, spitzen Gesicht, den auftoupierten Haaren und den grotesk wirkenden Spinnenfingern. Es hatte ihn gegruselt und er hatte William ehrlich bedauert, so eine Hexe seine Mutter nennen zu müssen. Und während er darüber nachdachte, sah er sehr deutlich, wie jene Familie hinter ihm getuschelt hatte. Er konnte sich gut vorstellen, dass sie nicht mit sauberen Mitteln gespielt hatten. Und letztlich war das Protokoll des Prozesses seines Vaters Beweis genug. Denn dort hatte Lady Stanley ausgesagt, genau gehört zu haben, dass sein Vater gegen den König und seine Herkunft gesprochen habe. Rodrego betrachtete das Messer in seiner Hand, das von Blut tropfte. Nun, diese Frau und ihr missratender, hohlköpfiger Sohn würden jetzt nie wieder die Gelegenheit haben, jemanden zu verraten. Sie lagen tot in ihren Betten und Rodrego wusste, dass es wahrscheinlich einige Tage dauern würde, bis man sie fand. In jüngster Zeit waren sie wegen ihrer Verbindung zu Norfolk und auch zu ihren plötzlich treuen katholischen Ansichten beim König in Ungnade gefallen. Auch die Gunst Cromwells war dahin und die Folge war, dass sie nach und nach ins Hintertreffen gerieten. Und offenbar hatten sie auch Schulden, denn wie er in den letzten beiden Wochen, seit er den Brief von diesem ‚Freund‘ erhalten hatte, herausgefunden hatte, haben sie auch die meisten Diener entlassen. Und die letzten beiden lagen nun ebenfalls tot in ihren Betten. Rodrego verließ das Anwesen etwas außerhalb von London, so wie er es betreten hatte, damit er niemandem begegnete. Niemand würde ihn mit den Morden in Verbindung bringen. Die folgenden Tage war Rodrego wie apathisch. Jemanden zu ermorden, war zwar einfacher, als er erwartet hatte, aber irgendwie verfolgten ihn die Getöteten bis in den Schlaf. Er hatte das Bedürfnis, zu Alessio zu gehen, sich durch ihn ablenken zu lassen. Aber jener war in den letzten Wochen so abgelenkt gewesen, wirkte selbst nicht wirklich anwesend. Die wenige Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, war Alessandro kaum bereit gewesen, sich wirklich fallen zu lassen, sich wirklich auf ihn einzulassen. Und auch, wenn er eigentlich nur mit ihm spielte, hatte es ihn verletzt. Sein Freund hatte ihn gelobt, für das Spiel, das er spielte. Rod glaubte nicht, dass jener wusste, dass sie so etwas wie eine Beziehung hatten. Aber es irritierte ihn doch. Was genau wusste dieser ‚Freund‘? Er wurde misstrauischer, anderen gegenüber, das merkte er deutlich. Das Gefühl, dass man mit ihm ein falsches Spiel spielte, wuchs in seinem Inneren. Und auch wenn er Genugtuung empfand dafür, dass Stanley tot war, so hatte das natürlich auch Auswirkungen. Auch für ihn. Denn wieder war eine Familie, wenngleich nur eine schottische, tot. Und viele andere ausländische verließen nach und nach das Land. Und dass es den Sforzas ebenfalls nicht gut ging, das merkte er deutlich. Es gärte und brodelte. Und wenn es die Sforzas treffen würde, so würde es auch ihn selbst treffen. Das wusste er. Der König hatte dieses unsägliche Turnier anberaumt. Und irgendwie hatte Rod das dumpfe Gefühl, dass dieses Turnier eines der Orte sein würde, an denen unliebsame Gegener beseitig werden könnten. Ob Nico mitmachte? Er würde es beobachten müssen, um ihn zu warnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)