Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 70: An Deck - Gefecht ----------------------------- Tancrèd [[BILD=8256289.jpg]] Die Zeit in Portsmouth verstrich und Henrys Navy nahm Fahrt auf. Nachdem sich nach und nach alle Neuankömmlinge in die Mannschaften fügten und die Arbeit an Deck Hand in Hand lief, verlagerte sich ihr Training wieder mehr auf die See. Es war kein morgendliches Auslaufen und abends zum Hafen Zurückkehren, nein. Tancred jagte die Männer nachts auf die Schiffe, ließ sie tagelang kreuzen - einen guten Grund an Land zu gehen gab es nur bei Verletzungen oder Proviantproblemen, doch dazu kam es sehr selten. Die Männer merkten nach und nach, dass das hier bitterer Ernst und kein einfaches Spiel war. Seine Majestät machte inzwischen auch wesentlich mehr Druck. Er hatte es offenbar geschafft, die unliebsame Gemahlin loszuwerden und durch eine jüngere Frau zu ersetzen, und jetzt waren ihm die Spanier rein gar nichts mehr schuldig - das wollte er sie auch spüren lassen. Nach einer Woche auf See und einem Wochenende in den Tavernen, um die Moral wieder zu stärken, befand Tancred, dass es an der Zeit war den ersten lockeren Feindkontakt zu suchen. Das bedeutete in diesem Fall - einfach mal auf dem Meer herumschippern und beobachten, was das andere Schiff, dem man begegnete, wohl tat. Als sie früh am Morgen ausliefen, waren die Munitionsdepots gefüllt, ebenso wie die Speisekammer. Und seine Mannschaft war wirklich bester Laune, denn diese Fahrt versprach wieder Beute. Sie schlugen einen südlichen Kurs ein, allerdings nicht im Flottenverband. Lediglich zwei Schiffe segelten zusammen. Man hatte Tancred vehement widersprochen, doch er hatte sich durchgesetzt. Wenn sie als Flotte segelten, alle zusammen, und es mit der spanischen Armada zu tun bekamen, die aus welchen Gründen auch immer dort kreuzte, dann war Henrys Navy dahin und das konnte wohl kaum der Wunsch des Königs sein. Sie würden die anderen Schiffe in kleinen Gruppen aufreiben, das würden sie tun. Wenn die anderen denn überhaupt angriffen, was noch immer nicht gesagt war. Sie kamen erstaunlich weit nach Süden hinein und irgendwann änderte Tancred den Kurs. Er hatte keine Lust auf Feinde in ihrem Rücken. Als er leicht abdrehte, dauerte es nicht mehr lange, bis tatsächlich Segel in Sicht kamen und kurze Zeit später stellte sich heraus, dass der Kapitän recht behalten hatte: ein einzelnes spanisches Kriegsschiff hatte versucht, seitlich an ihnen vorbei in ihren Rücken zu kriechen, um sie dann zu überfallen. Der erfahrene Kapitän behielt einfach den Kurs bei, ging nicht direkt auf Konfrontation - doch der Spanier sah die ganze Sache etwas anders. Das zweite englische Schiff ging neben ihnen leicht versetzt in Stellung und gemeinsam trieb der Wind sie auf das spanische Schiff zu. Sie waren zwar so gesehen in der Überzahl mit zwei Schiffen gegen eins, doch das hatte bei einem erfahrenen spanischen Schiff rein gar nichts zu heißen. Der Kapitän würde, wenn er nicht beidrehte, nur neben eines der Schiffe laufen, nicht zwischen sie - und bis das zweite Schiff so beidrehte, bis es auch neben ihn kam, war der Kampf vielleicht schon vorbei. Tancred wollte nur dafür sorgen, dass er der erste war, der im Falle eines Falles zum kämpfen kam. Er lenkte die Raashno deswegen weiter in den WInd und in eine schnellere Strömung, so dass das Schiff ächzend weiter Fahrt aufnahm und das zweite Schiff etwas hinter sich zurück ließ. Der Spanier kam inzwischen ebenfalls näher. Er hatte wohl die englische Flagge ausgemacht und schien nicht sonderlich viel von dem vermeintlichen Handelsschiff zu erwarten, das sich gerade aus der sicheren Position an der Seite des zweiten Schiffres löste. Als sie noch nicht einmal in Reichweite waren, ließ der Spanier bereits die Muskeln spielen. Kanonenkugeln fegten über die Wasseroberfläche. Tancred konnte bei so viel Hitzköpfigkeit nur den Kopf schütteln. Seine Männer bemannten die Kanonen, sie würden dieses Schiff nur versenken, nicht entern. Der Mann mit den Signalflaggen gab dem zweiten Schiff zeichen vom Heck aus - und ihr Plan stand. Stückpforten wurden geöffnet, Kanonenhälse schoben sich in die Öffnungen. Sie waren bereit zum Feuern. Es lag eine gespenstische Stille in der Luft, während die beiden Schiffe die letzten Meter zwischen ihnen überwanden und schließlich längsseits aneinander lagen. Noch bevor das ganz geschehen war, riss Tancred das Ruder herum. Stöhnend und knarzend warf sich das Schiff gegen den Wind und bockte auf den Wellen, doch mit einer behäbigen Bewegung drehte es so bei, dass es dem Feind nicht mehr die ganze Breitseite offenbarte, aber durchaus noch aus ihr feuern konnte. Kanonen krachten in das Holz des spanischen Dreimasters und die Stille schwand mit einem Ruck, den Schreien der anderen Mannschaft. Auch sie wurden getroffen, Kanonenkugeln pfiffen unter Deck, Holz barst und Balken brachen. Dann krachte eine zweite Salve, allerdings von der anderen Seite des spanischen Schiffes. Das zweite englische Schiff bestrich die andere Seite des Spaniers auf die gleiche Weise mit einer Salve wie Tancred und drehte schließlich bei - wie auch die Raashno es getan hatte. Durch das Wendemanöver war ihnen der Spanier bereits ein Stück voraus, doch sie holten schnell wieder auf und konnten ihn jetzt in die Zange nehmen. Von diesem gut geführten Überraschungsangriff war der Feind eindeutig überrascht, zumindest sagte das ein Blick auf das Schiff, das zwischen ihnen immer wieder mit Kanonen befeuert wurde und kaum dazu kam, selbst noch zurückzuschießen. Doch vor Tancreds Augen verschwamm diese ganze Sache ohnehin zusehends - wenn man selbst an Deck kämpfte, dann verlor man schnell den Überblick, wusste nur ob man siegte oder verlor. Sie siegten. Nach gefühlten Stunden brach der Mast des spanischen Schiffes und traf das andere englische Schiff, dessen Mannschaft an Deck sich schnell in Sicherheit brachte. Mit Äxten bewaffnet machten sich die Männer kurz darauf daran, den Mast von ihrem Deck zu entfernen, während der Spanier mit gefährlicher Schlagseite bereits begonnen hatte zu sinken. Die beiden englischen Schiffe drehten bei, nahmen Kurs auf die Heimat - leicht beschädigt aber siegreich. Die Raashno war das schnellere Schiff und segelte so voran, doch die Freudenschreie und Gesänge der englischen Mannschaft waren wirklich weit zu hören. Die Kanonen unter Deck wurden vertäut, die Stückpforten geschlossen, die zerstörten Balken über Bord geworfen und die kleinen Schäden ausgebessert, ehe sich die Mannschaft müde aber zufrieden wieder an Deck begab. Kadmin stand eine ganze Weile neben Tancred und musterte das andere Schiff. "Der Sieg war geschenkt. Das wird nicht immr so bleiben... Ich hoffe, sie wissen das." Tancred nickte nachdenklich. "Ich denke, sie werden ebsser kämpfen, jetzt da sie einen Sieg errungen haben. Übernimm das Steuer und bring uns in den Hafen.. Ich will nach den Verletzten und nach unserem Arzt sehen." Kadmin übernahm ohne Murren und Tancred machte sich auf den Weg den Niedergang hinunter. Er hatte keine Hiobsbotschaften gehört und hoffte, nicht mehr als ein paar Schnittwunden und gebrochene Gliedmaßen anzutreffen. Kieran [[BILD=8264587.jpg]] Als das spanische Schiff auftauchte und ganz offensichtlich auf Konfrontationskurs ging, spürte Kieran mit einem Mal, wie das Adrenalin begann durch seine Venen zu schießen. Und das lag unter anderem auch daran, dass ihm gerade das erste Mal so richtig bewusst wurde, wie aussichtslos so eine Situation an Board ist. Hier ging es um alles oder nichts. Denn wurde man versenkt, war man tot. Selbst wenn man noch leben würde, würde man niemals ans Ufer zurückkommen oder gar von den Feinden an Board genommen werden. Man war seinem Schicksal überlassen. Und das war auf so hoher See der sichere Tod. Wenn einen nicht die Haie oder anderen Tiere fraßen, dann verdurstete man oder ertrank, weil man zu schwach war, sich über Wasser zu halten. Kieran verdrängte die Gedanken daran, dass er unter Umständen bald tot wäre, so gut es ging. Und die Kommandos, die gebrüllt wurden, waren eine gute Möglichkeit, sich abzulenken. Er arbeitete, ohne viel nachzudenken, tat, wie ihm geheißen. Nichts deutete darauf hin, dass sie das andere Schiff, ein Kriegsschiff, ausbeuten wollten. Wahrscheinlich gab es eh nichts zu holen. Und Waffen und Gefangene belasteten ein im Kampf womöglich beschädigtes Schiff nur unnötig mit Ballast. Also war klar: entweder trieben bald ihre Körper im Meer, oder die der anderen. Und diese Erfahrung war neu für Kieran, komplett neu. Und daher schaltete er lieber seinen Kopf aus. Er vertraute auf die Mannschaft, hatte sie in den letzten Wochen kennen und lieben gelernt. Und er war sich sicher, mit Tancred einen der erfahrensten Kapitäne der Welt zu haben. Also, einfach vertrauen und seinen Teil dazu beitragen, dass sie nicht untergehen würden. Kieran bekam gar nicht so recht mit, was geschah, folgte nur den Anweisungen. Und doch spürte er die Anspannung nur zu deutlich, als der Gegner mit einem Mal gleichauf war, erste Kanonenkugeln flogen, die jedoch weit ab von ihnen im Meer auftrafen. Mittlerweile war er unter Deck, lud die Kanonen und bald darauf trat mit einem Mal eine gespannte Stille ein, die ihm eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Gleich würde sich zeigen, wer bald bei den Haien schwamm. Irgendwie musste Kieran bei dem Gedanken lächeln – Galgenhumor, irgendwie. Und doch verschwand das Lächeln, bei einem ganz anderen Gedanken: dem, an Dominico. Er schluckte, empfand irgendwie mit einem Mal eine heftiges Gefühl von Schmerz. Er hatte sich nie mit ihm aussöhnen können, hatte sich nie verabschieden können. „Leb wohl“, wisperte er, als könnte jener ihn hören. Im nächsten Moment flog er zur Seite, knallte heftig gegen die Wand. Jamahl fluchte und schrie ihn an, er solle aufstehen und gefälligst aufpassen. Er hörte an der Stimme des jüngeren, dass der mächtig Angst hatte. Kieran, spürte, dass ihm Blut über die Stirn lief, aber der Aufprall war nicht allzu heftig gewesen. Er stand auf und war wieder bereit. Die anderen kannten die Taktik ihres Chefs, er war nicht darauf vorbereitet gewesen, dass das Schiff mit einem Mal gedreht hatte und sie nun wesentlich weniger Angriffsfläche boten. Und nun ging es weiter: Das Donnern der Kanonen, der Rauch, der einem fast den Atem nahm, das Schreien von Mannschaftsmitgliedern und Gegnern, die verletzt waren, eingeklemmt waren oder einfach nur Befehle weitergaben. Als es wieder donnerte und sie bei weitem noch nicht fertig waren, nachzuladen, dachte Kieran einen Moment, die Spanier hätten schneller geladen als sie. Doch sie wurden nicht getroffen. Es klang eher so, als seien die Spanier getroffen worden. Und nur langsam begriff er, dass das andere englische Boot nun offenbar mit eingegriffen hatte. Erste Rufe wurden laut, die bezeugten, dass die Spanier sanken. Man eilte an Deck, um dort zu helfen und zu verhindern, dass deren Untergang auch ihren Untergang bedeutete. Und als sie wieder Fahrt aufnahmen, um dem Sog zu entkommen, den so ein Untergang mit sich brachte, breitete sich relative Erleichterung und ein Gefühl von Glück aus. Man jubelte, bejubelte sich und doch waren alle wieder emsig dabei, alles in Ordnung zu bringen. Und auch Kieran hatte seine Aufgabe: er musste nun als Arzt tätig werden. Und mittlerweile gab es da keine Diskussionen mehr. Er eilte in seine Kajüte und holte seinen Koffer, dann machte er sich daran, die Verletzten zu verarzten, Knochenbrüche zu fixieren und zu arbeiten und zu arbeiten und zu arbeiten. Er schickte Jamahl immer wieder in sein Zimmer, um dies oder das zu holen, blieb selbst bei den Verletzten, deren Zahl zum Glück nicht hoch war. Seine eigene Erschöpfung merkte er kaum, noch puschte ihn das Adrenalin. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch er nicht mehr konnte. Solange funktionierte ein Körper aber meistens. Als Tancred zu ihnen trat und die Verletzten besuchte, nahm das Kieran nur am Rande wahr. Erst als der letzte versorgt war, blickte er zu seinem Kapitän auf und lächelte müde. Dann stand er wankend auf. „Alle versorgt“, erstattet er Bericht. „Die beiden Armbrüche werden 4-6 Wochen brauchen, dann ist alles wieder in Ordnung. Das Bein sieht schlimmer aus. Ich hoffe, ich habe es so hinbekommen, dass es wieder zusammenwächst. Aber es war schon zu geschwollen, als dass ich viel hätte tasten können.“ Tancrèd [[BILD=8258117.jpg]] Schlachten auf See waren meistens sehr kurz, dafür aber heftig. Oder aber sie dauerten ewig, weil man ein Schiff ersteinmal verfolgen und stellen musste. Außerdem hatte die See einen sehr großen Einfluss auf das, was letztlich passierte. Winde, Strömungen und Wetter konnten sich ändern und manchmal sogar dafür sorgen, dass ein Kampf unentschieden zu Ende ging - Tancred kannte das nur zu gut. Diesesmal jedoch war das Wetter, die See und die Winde mit ihnen und nicht mit den Spaniern. Als das spanische Schiff sank und die Männer von Deck sprangen, wusste Tancred, dass die meisten von ihnen sterben würden. Land war weit weg und auch wenn sie ein Boot hatten und noch navigieren konnten, es war unwahrscheinlich, dass sie das überleben würden. Er wünschte ihnen trotzdem das Beste, denn Männer an die See zu verlieren war immer schmerzlich und der Tod durch Ertrinken fürchterlich. Dennoch gab es in diesem Moment entweder sie oder die Spanier und Tancreds Entscheidung war da recht einfach. Als sie jetzt wieder gen Heimat segelten, die sie noch heute erreichen würden, fühlte er sich besser. Dieser Kampf hatte Spannungen in der Mannschaft gelöst und ihnen gezeigt, dass sie es noch immer beherrschten, einen Feind in die Knie zu zwingen - manchmal brauchte man das einfach. Während die Männer das Schiff ausbesserten, die Kanonen reinigten und das Deck wieder auf Vordermann brachten, kam langsam aber sicher die englische Küstenlinie in Sicht. Es war schon erschreckend, wie nah die spanischen und französischen Schiffe der Küste kamen. Außerhalb der Sichtweite, ja - aber immer noch viel zu nah, wenn es nach Tancred ging. Es war nichtmal eine Tagesfahrt, die eine Flotte zur englischen Küste brauchen würde. Henry tat wirklich gut daran, die eigenen Gewässer jetzt zu sichern. Sie trafen sehr bald auf andere Schiffe ihrer Flotte und teilten durch Fahnenzeichen mit, was geschehen war - daher begleitete sie großer Jubel, als sie am Abend wieder in den Hafen einliefen. Tancred bekam das nicht wirklich mit. Er besah sich unter Deck die Verletzungen seiner Männer, die zum Glück nicht all zu schlimm ausgefallen waren. Ein paar Schrammen hier, zwei gebrochene Knochen und ein zertrümmertes Bein - nichts was unheilbar blieb. Zufrieden nickte er und lächelte dann Kieran an, dem die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben stand. Er war es eben doch noch nicht ganz so gewohnt wie der Rest der Mannschaft, der sich jetzt bereits darauf freute, Feiern zu gehen. "Gut gemacht", lobte er den Arzt. "Meint ihr nicht alle, dass es an der Zeit ist, sich bei unserem Bordarzt zu bedanken?", fragte er in die Rund der Verletzten und zustimmendes Gebrummel erhob sich, während Tancred sich wieder an Kieran wandte. "Du leistet wirklich sehr gute Arbeit, Kieran. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Arzt wirklich viel helfen kann, aber du beweist mir das Gegenteil. Sieht so aus, als könnte selbst ich noch etwas lernen. Und jetzt solltest du dich ausruhen, du siehst wirklich so aus, als könntest du etwas Ruhe vertragen." Tancred hörte wie draußen der Anker ausgeworfen wurde... Anscheinend hatten sie heute keinen Platz am Kai bekommen. Die Verwundeten würden auf dem Schiff bleiben, doch Dank der Medikamente schliefen sie jetzt ohnehin schon halb und würden bald ganz schlafen. Die anderen machten sich in einem Boot auf den Weg an Land, während drei andere noch knobelten, wer die Wache zu übernehmen hatte. Tancred entließ sie alle drei und kündigte an, die Wache selbst zu übernehmen - er hatte keine Lust auf das Geprahle an Land und des anderen Kapitäns, der sich jetzt sicher wie Poseidon persönlich aufführte, weil er die Spanier in Überzahl bezwungen hatte. Er begnügte sich lieber damit, Kieran in seine Kajüte zu bringen. Seine meinte damit die Kapitänskajüte, in der er Kieran auf das wesentlich größere Bett setzte, ehe er weiteres Verbandsmaterial holte. Er war zwar kein Arzt wie Kieran, aber für dessen Kopfwunde reichte es gerade noch. "Jetzt spiele ich mal den Arzt für dich...", kündigte er an. "Du hast heute schon genug geleistet. Jetzt verdienst du es mal, dass man sich um dich kümmert." Er grinste schief und machte sich daran, die Wunde etwas zu säubern, nachdem er sich selbst die Hände gewaschen hatte. Eine Sache, die er sich ebenfalls von Kieran abgeschaut hatte. Die Wunde sah allerdings schon gut aus und so wusch er hauptsächlich Blut und Pulverrauch aus Kierans Gesicht, bis es wirklich sauber war. Eine Wundcreme vervollständigte die ärztliche Versorgung und Tancred wusch sich abermals die Hände und hielt Kieran die Schüssel hin, so dass er sie auch waschen konnte. "Du bist wirklich gut in dem, was du tust. Und ich gebe nicht sehr häufig Komplimente", meinte der Franzose leise, während Kieran die Hände ins Wasser tauchte. Kieran [[BILD=8207701.jpg]] Kieran lächelte, als Tancred ihn vor den Verletzten für seine Arbeit lobte, überhaupt das erste Mal für seine Arbeit hier an Deck gelobt wurde. Er machte sie gerne, klar. Er half den andren gerne, in jedem Fall. Aber auf Dauer war es schon zermürbend, wenn kein Bitte und kein Danke kam. Auch wenn er wusste, dass sie ihm letztlich doch dankbar waren. Aber das, was nun folgte, war so gar nicht das, was Kieran mochte. Klar freute er sich über Lob. Aber so in der Mitte zu stehen und von allen Seiten… da wurde er verlegen und fühlte sich nicht wohl. Und so war er froh, als Tancred ihm erklärte, dass er sich auch ausruhen sollte. Er nickte schnell und trat aus dem Kreis, nur um möglichst schnell aus der ihm ungewohnten Situation zu kommen. Natürlich kannte er es, wenn man „gelobt“ wurde, vom Publikum. Aber da war er nie im Mittelpunkt gestanden. Er merkte, dass er ziemlich erschöpft war, zumindest fühlte es sich so an, obwohl er wusste, dass er jetzt nicht würde schlafen können. Während die anderen die Beiboote herunterließen, machte er sich auf den ihm unendlich lang vorkommenden Weg zu seiner Kajüte, wo er allerdings von Tancred eingeholt wurde und mit in dessen Kajüte genommen wurde. Kieran wehrte sich nicht, wollte er sich nur irgendwie setzen. Ihm war irgendwie seltsam zumute. Als ihn der andere auf dessen Bett drückte, blickte er ihn etwas irritiert an. Doch sobald er saß, merkte er, dass der Gang ihm deshalb so schwer gefallen war, weil seine Knie unkontrolliert zitterten. Fasziniert beobachtete er sich eine Weile, hörte gar nicht so recht, was der andere sagte und blickte erst auf, als der andere vor ihn trat. Jemand, der sich um ihn kümmert… langsam sickerten die Worte zu ihm durch. Jemand, der sich kümmert. Er schluckte. Ja, das vermisste er. Er vermisste es sehr. War er verwöhnt, was das betraf? Vielleicht, aber er kannte es einfach nicht anders. Es war seltsam, aber eigentlich hatte er sein Leben lang immer jemanden gehab, der sich um ihn gekümmert hat. Er hatte immer jemanden gehabt, zu dem er gehen konnte, wenn es ihm schlecht ging. Aber seit er hier auf dem Schiff war, hatte er nur noch die Briefe an und von John gehabt. Kieran hielt still, während Tancred ihm seine Wunden säuberte. Seine Augen blickten in das Gesicht, des Mannes vor sich und wieder fiel ihm sein Auge auf, das so warm war. Hätte er das andere Auge nicht verloren, würde jener sicher noch liebenswürdiger aussehen. Auch wenn die Augenklappe nicht wirklich störte. Als Tancred ihm die Schüssel hinhielt, wusch er sich ebenfalls ganz automatisch die Hände, als er die Worte hörte und wieder aufblickte. Er schmunzelte, hatte aber noch immer nicht seine Sprache wiedergefunden. Und so wendete sich Tancred leicht ab, um die Schüssel wegzustellen. Kieran erhob sich vom Bett, um wenigstens etwas höher zu sein, und sah Tancred an, der sich ihm wieder zuwendete. „Das ist schon das zweite Kompliment, das du mir machst“, erwiderte er nun ebenso leise. „Ich danke dir, für beide Komplimente. Und kann sie beide eigentlich auch nur zurückgeben.“ Er wusste nicht wirklich, warum er das tat und was er hier tat. Aber er hatte das ganz furchtbar dringende Bedürfnis, den anderen zu küssen. Und daher folgte er diesem Impuls. Er streckte sich, küsste ihn sanft, zärtlich, vorsichtig, abwartend, was geschehen würde. Und als sich Tancred nicht wehrte, vertiefte er den Kuss, legte ihm seine Arme auf die Schultern und schmiegte sich an den Körper. Er wollte einfach nur gehalten werden. Die Finger seiner einen Hand glitten in das Haar des anderen, das sich unerwartet weich anfühlte. Und irgendwie tat es gerade einfach nur gut, das zu tun, was er tat. Tancrèd [[BILD=8258117.jpg]] Es war für Tancred selbstverständlich, sich um seine Männer zu kümmern, wenn es darauf ankam. Wenn sie in eine Seeschlacht fuhren, überließ er das Steuer nur sehr ungern anderen, nur dann, wenn es wirklich ans Entern ging. Sonst lenkte er das Schiff und hatte deswegen am wenigsten körperliche Arbeit, bis auf das Brüllen von Befehlen und das Halten des Schiffes auf Kurs, wenn der Rückstoß einer Breitseite es zur Seite drückten. Er war der Meinung, dass es für einen Kapitän mehr als nur wichtig war, die ganze Zeit handlungsfähig zu bleiben, und das war er auf dem Posten einfach am besten. Außerdem konnte er sich im Nachhinein ein besseres Bild machen, wenn er die ganze Zeit den Überblick behielt. Sich jetzt um Kieran zu kümmern, der Unglaubliches in der kurzen Zeit geleistet hatte, war nur gerecht. Er stellte gerade das Wasser bei Seite, zufrieden mit seiner Arbeit, die gar nicht so schlecht gewesen war wie er fand, als er Kierans Bewegung auf dem Bett spürte. Als er sich wieder zu ihm drehte, hatte Kieran sich etwas weiter aufgesetzt und sie waren fast auf Augenhöhe. Die Augen des anderen fingen ihn ein und Tancred dachte an Dominico Sforza und die Tatsache, dass er diesen Mann einfach so... allein gelassen hatte. Mit ihm. In dem Wissen, dass Kieran und Tancred vielleicht zusammen arbeiten würden. Der Kapitän wusste nicht wirklich, wie lange er weiterhin Abstand halten konnte, denn in den letzten Wochen hatte er Kieran wirklich mögen gelernt und ihre Abende an Deck waren von so offenen und anregenden Gesprächen geprägt gewesen, dass Tancred mehr und mehr ins Schwärmen kam. Er hatte sich gut im Griff, vor allem weil er Kieran nicht zu etwas drängen wollte, das der junge Mann nicht bereit war zuzulassen. Aber er mochte ihn und der Gedanke, irgendwann doch mal mehr zu bekommen, war sehr präsent. Und als hätte Kieran seine Gedanken gelesen, streckte er sich... und dann spürte Tancred Kierans Lippen auf seinem Mund. Er war viel zu überrascht, um in die eine oder andere Richtung zu reagieren, hatte den Mund vor Erstaunen leicht geöffnet - und Kieran nutzte das direkt aus, um den Kuss zu vertiefen. Tancreds Auge schloss sich langsam, genoss das Gefühl, das er gerade mehr einem Tagtraum zurechnete als der Realität. Dann fühlte er Kierans Arme auf seinen Schultern, die Hand in seinem Haar und begriff, dass das hier nur all zu wirklich war. War es gut? War es richtig? Tancred war niemand, der darüber lange nachdachte. Er nahm die Situationen wie sie kamen, nachfragen konnte er später immer noch. Weil Kiern so erschöpft war, wollte er ihn nicht all zu sehr in diese unbequeme Position zwingen und drehte sich ihm weiter zu, so dass der junge Mann sich bequem in die Kissen lehnen konnte, ohne den Kuss unterbrechen zu müssen - und Tancred erwiderte ihn sanft. Und dennoch spürte man in seiner Art zu küssen, was für ein Mann er war. Er war nicht besitzergreifend wie Dominico, nein. Er war sanft, neugierig, aber gleichermaßen zärtlich und abwartend. Er wollte Kieran die Chance geben, zu zeigen, was er wollte, ohne ihn direkt damit zu überfallen, was sein Körper schon bei diesem unschuldigen Kuss verlangte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)