Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 73: London 3 - Schwanger -------------------------------- Kieran [[BILD=8264593.jpg]] Als die Tür unvermittelt aufging, blickten John und er auf. Kieran begriff nicht so recht, was er da sah. Verstand die Szene erst gar nicht. Marschierte Nico mit seiner Frau hier herein, oder umgekehrt? Irgendwie hatte er ja damit gerechnet, aber jetzt da Dominico vor ihm stand, war er wie vom Donner gerührt. Er merkte, dass John zu ihm sah. Doch noch bevor er irgendetwas sagen oder tun konnte, drehte sich Dominico von seiner Frau weg, die ihn versuchte zurückzuhalten, und verabschiedete sich von ihr mit den Worten ‚meine Liebe‘ und einem Kuss – vor seinen Augen. Kieran schluckte, blickte wie erstarrt Nico hinterher, der zu den Ställen hinübereilte und wusste nicht, was er denken sollte. Er hatte ihn nicht einmal angesehen, nicht einmal in die Augen geblickt. Er merkte, wie John neben ihm die Hände zu Fäusten geballt hatte und legte ihm eine Hand auf den Unterarm, um ihn davon abzuhalten, dem Flüchtigen hinterher zu gehen. Kieran sammelte sich und blickte zu Giulia, verneigte sich höflich mit einem „Maylady“ und war erstaunt, wie ruhig er blieb. Dann legte er das, was er eben noch in der Hand gehabt hatte, beiseite und trat auf sie zu. Und in diesem Moment ließ sie die Bombe platzen. Schwanger? Er wird ihr ein Kind machen und sie nach Italien zurückschicken, die Familie freut sich über Nachwuchs und Nico hat 9 Monate seine Ruhe. Das wird so lange gehen, bis es hier zu heiß wird, oder die Familie ihn zurück in die eigenen Reihen ruft - und mit welcher Berechtigung willst du dann in seinem Haus in Italien leben? Sicher, als Arzt der Familie hast du ein Daseinsrecht.. aber du wirst jeden Tag seine Frau sehen, jeden Tag all die anderen römischen Mätressen, die ihn umgarnen. Jeden Tag seine Kinder, bis er, Gott sei ihm gnädig, im hohen Alter friedlich sterben wird. Die Worte Tancreds hallten in seinem Kopf wieder und er blickte sie einen Moment sprachlos an. „Na dann, sollten wir doch mal schauen, ob alles in Ordnung ist“, sagte er dann tonlos und er war noch immer überrascht von sich, wie gefasst er war. Später, das wusste er, später würde er froh sein, dass John bei ihm war. Er deutete ihr, ihm in das Untersuchungszimmer zu folgen. "Wann hatte ihr eure letzte Monatslutung, Mylady und wie lange ist sie bereits ausgesetzt?", fragte er die Standartfragen, die es zu fragen gab. „Ihr ward ja schon mindestens zweimal schwanger. Ihr müsstet doch eigentlich spüren, ob alles in Ordnung ist, oder?“, sagte er dann und blickte sie an. „Viele Möglichkeiten zu untersuchen, habe ich nicht und die Erfahrung einer Hebamme fehlt mir eigentlich auch ziemlich. Auch wenn ich bei meiner Mutter öfters zugesehen habe, die sich um solche Dinge gekümmert hat.“ Redete er zu viel? Ja, wahrscheinlich. Aber im Moment wusste er anders nicht weiter. Giulia [[BILD=8264679.png]] Sie musste nicht wirklich nachfragen, um zu sehen, dass zwischen diesen beiden Männern seit dem peinlichen Vorfall, bei dem sie selbst Kieran und John "überfallen" hatte, kein Wort gesprochen worden war. Sie verdrehte beinahe genervt die Augen über so viel Starrsinn, den sie in diesem Fall vornehmlich ihrem Mann unterstellte. Kieran sah aus, als hätte er gerade eben einen Geist gesehen, und es war sicher weder dessen Anliegen noch dessen Plan gewesen, Nico so entgegenzutreten. Sie war zum zweiten Mal Schuld daran und fühlte sich auch wirklich schuldig. Zumal Nico nicht einmal die Nacht mit ihr gebeichtet hatte. Sie war wirklich enttäuscht von ihrem Gatten, aber nun.. so waren Männer. Sie sah, wie Kieran mit sich rang und wie John die Fäuste ballte und drauf und dran war Nico hinterherzugehen.. auch das konnte sie verstehen. Denn so eng, wie Kieran und John befreundet schienen, war John sicher unterrichtet - und wer sah schon gern dabei zu, wie der beste Freund litt, weil er schlecht behandelt wurde? Sie folgte Kieran sehr langsam in das Untersuchungszimmer und setzte sich auf das Canapé, dass dazu diente, die Patienten zu untersuchen. Kieran redete viel. Sehr viel. Er war verunsichert, sauer und traurig und Giulia wollte Kieran nicht auch noch belügen. Das gehörte sich nicht und Kieran hatte das auch nicht verdient. "Offiziell?" fragte sie und dachte kurz nach, dann legte sie die Hände in den Schoß und sah zu Kieran auf. "Ich bin nicht schwanger, doch ich sah keinen anderen Ausweg mehr. Mein Mann hält es für sinnvoll, auf dem Turnier des Königs zu reiten. Er sagt, er habe sich bereits seit Ostern darauf vorbereitet, trainiert zwei Pferde eigens für dieses Turnier und sieht es trotz der gefährlichen Situation, in der er sich befindet, nicht ein, darauf zu verzichten. Alessandro war der Meinung, ihm fehle ein triftiger Grund.. also habe ich ihm einen gegeben." Sie wollte vor Kieran nicht mit ihrer Meinung hinterm Berg halten, das hatte der arme junge Mann nicht verdient. Behutsam klopfte sie neben sich auf die Liege. "Aber abgesehen von dieser Scheinschwangerschaft - so wie Ihr ihn angesehen habt, hat er Euren Brief nicht beantwortet, oder? Hat er überhaupt geschrieben?" Giulia hatte es ihrem Mann immerhin mehr oder weniger "befohlen", die Sache mit Kieran zu klären, aber anscheinend war Nico dabei auf beiden Ohren taub gewesen. "Oh so ein verdammter sturer.... Bastardo", fluchte sie äußerst undamenhaft. "Es tut mir wiedereinmal sehr leid..", gab sie leiser zu. "Ich wollte euch keinesfalls verletzen, aber ich bin davon ausgegangen, dass er wenigstens irgendwie Korrespondenz mit Euch betreibt. Nach allem, was mir Amadeo erzählt hat, so schien es doch etwas wirklich Ernstes gewesen zu sein, oder nicht? Es machte zumindest den Eindruck.." Sie stützte das Kinn auf die Hand und genoss es, den Rücken ohne Korsett so krümmen zu können. "Vielleicht solltet ihr euren Freund beim nächsten Mal nicht zurückhalten. Wir könnten es dem König als tragischen Reitunfall verkaufen. Er sollte nur zusehen, dass er ihm einen Arm oder ein Bein bricht, so dass dieser verdammte Kerl nicht auf dieses Pferd steigen kann." Denn Giulia hatte wirklich ehrliche Angst um ihren Mann. Er war ihr Freund und Vertrauter, der Vater ihrer Kinder und sie liebten einander, auf eine freundschaftliche aber sehr ehrliche Weise. Sie wollte ihn nicht verlieren und sich damit der Gefahr aussetzen, ein zweites Mal heiraten zu müssen - vielleicht dann einen Mann der ihr nicht so zugetan war, wie Nico. Kieran [[BILD=8264587.jpg]] Kieran sah die hübsche Frau etwas irritiert an, als sie seine Fragen mit der Gegenfrage ‚Offiziell?‘ beantwortete. Und während der ersten Worte, stellte er fest, dass einige wichtige Fragen sich versuchten in den Vordergrund zu drängen, die beantwortet werden wollten: Konnte sie denn wirklich von Dominico schwanger sein? Hatte er überhaupt mit ihr geschlafen? Und warum war sie dann hier? Wollte sie ihn demütigen? Eigentlich hatte er ihre Worte doch als so ehrlich empfunden, so aufrichtig. Und er wusste ja auch von Dominico, dass er mit seiner Frau nur befreundet war, letztlich. Kieran merkte, dass seine Fassung drohte zu kippen. Doch als die folgenden Worte langsam zu ihm durchdrangen, wurde er wieder ruhiger. Seine Stirn zog sich in Falten. Und langsam begriff er, was hier gespielt worden war. Kieran wusste nicht, ob er darüber lachen oder doch weinen sollte. Die Erklärung klang plausibel und ehrlich. Und wenn er ehrlich war, so machte er sich auch schon Sorgen um Dominico. Wohl, weil er ahnte, dass irgendwie Gefahr in Verzug war, weil John ihm berichtet hatte, dass die Stimmung bei Hofe sehr angespannt und lauernd war. Nun, da war eine Schwangerschaft vielleicht wirklich ein Grund, ihn nicht antreten zu lassen. Andererseits… Er erinnerte sich noch so gut an das Leuchten in Nicos Augen, als er ihm damals die Tiere gezeigt hatte, wie stolz er auf sie gewesen war, wie begeistert. Er hatte ihn damals mit diesem Funkeln in den Augen als so unfassbar schön angesehen… Kierans Blick driftete vom eigentlichen Punkt ab und er rief sich zurück und sah Giulia wieder an, die bereits ein anderes Thema, ein unangenehmes Thema angeschnitten hatte. Ohne darüber nachzudenken folgte er der Einladung, sich neben sie zu setzen. Kieran schüttelte den Kopf auf die Frage, ob Nico geschrieben habe. „Keine Silbe“, sagte er leise und beherrscht. Und ihre so liebenswürdige Reaktion ließ ihn lächeln. Ja, er hatte ihn auch innerlich verflucht – ihn und sich selbst. Und die Worte, die nun folgten, schmerzten bitterlich und Kieran merkte, dass seine Fassung wieder kippte. „Das dachte ich eigentlich auch“, murmelte er und räusperte sich, um den seltsamen Belag in seiner Stimme zu beseitigen. „Aber da habe ich mich ganz offensichtlich getäuscht. Er…“ Er wusste nicht was er sagen sollte, doch Giulia übernahm zum Glück noch einmal das Reden. Und er musste grinsen, bei dem Gedanken, dass John Nico etwas brechen könnte. „Ich fürchte, dazu wäre John gar nicht fähig. Nico ist dem Lulatsch weit überlegen.“ Aus dem angrenzenden Raum kam ein amüsiertes. „Das habe ich gehört!“ herüber. „Und ich kann dem nicht recht geben. Wenn er noch so eine Aktion in meinem Beisein liefert, ist er fällig!“ Kieran grinste, glücklich darüber, so einen Freund zu haben, erwiderte aber nichts, sondern sah Giulia wieder an. „Ich glaube nicht, dass bei Nico eine Schwangerschaft wirken wird. Er hat wirklich ziemliches Herzblut in die beiden Hengste gesteckt. Er freut sich darauf, sich mit dem König zu messen. Ich denke, die einzige Möglichkeit, ihn da unversehrt aus dem Turnier zu bekommen, wäre, alles zu kontrollieren, was ihm zum Verhängnis werden kann. Lanzen, Speere, Schilde, Panzer, rossige Stuten etc.“ Er klang nicht sehr vertrauenserweckend. „Aber vielleicht überlegt er es sich, dass er daran doch nicht teilnimmt. Dann wird er wohl zurück nach Italien gehen. Henry ist da denke ich sehr eigen, was so etwas betrifft. Dominico wird wohl keinen Fuß auf den Boden bekommen, wenn er kneift.“ Er seufzte. „Ich habe keine Ahnung, wo momentan Dominicos Probleme liegen. Aber sie müssen gravierend sein, wenn er mich einfach so abserviert, um sich zu schützen. Wenn er einen starken Gegner hat, versucht der in jedem Fall Nico zu erwischen, solange bis er ihn hat – egal ob Turnier oder nicht. Die einzig sichere Variante ist eine Rückkehr nach Italien, eine Flucht aus dem Land.“ Er lächelte matt. „Alles andere ist vergebene Liebesmühe.“ Er stand wieder auf. „Die Schwangerschaft bestätig ich natürlich gerne“, kam er nun aber zum Ausgangspunkt zurück. „Aber…“, er sah Nicos Frau einen Moment an. „Könntet ihr denn überhaupt wirklich von ihm schwanger sein?“, fragte er dann eine Frage, die für ihn persönlich wichtig war. Denn das würde ihm doch zeigen, wie Dominico wirklich über ihre Beziehung dachte, oder? Giulia [[BILD=8264679.png]] Es fiel Kieran offensichtlich nicht leicht, über das zu sprechen, was hier im Raum stand. Und einmal mehr bewies Giulias politisches Geschick, dass sie auch diese Situation meistern konnte und Kieran vorerst von der ganz offensichtlichen Frage ablenkte - nämlich der, ob sie mit Nico geschlafen hatte, um schwanger werden zu können. Sie wusste, dass er wieder fragen würde und dass sie aus dieser Nummer nicht herauskommen würde, ohne die Wahrheit zu sagen, doch das störte sie eigentlich auch nicht. Nico hatte allem Anschein nach genügend Mist gebaut. Dass er mit ihr geschlafen hätte, war nur die Spitze des Eisberges und Kieran hatte zumindest früher so geklungen, als würde er ihm einen Seitensprung dieser Art nicht verzeihen. Sie schüttelte missbilligend den Kopf, als sie von Kieran selbst hörte, dass Nico sich wirklich nicht bei Kieran gemeldet hatte - und irgendwie konnte sie es nicht verstehen. Ja, ihre Post wurde überwacht, das wusste auch sie... aber es gab immer Mittel und Wege zu einer Nachricht, vor allem wenn man jemanden liebte. Die kurze Intervention mit John im Labor brachte auch Giulia erneut zum lächeln, danach wurde sie jedoch wieder nachdenklich. "Dass Nico selbst darauf nicht verzichten will, das glaube ich allerdings auch. Aber ich kann dafür Sorgen, dass Anne ihn dazu zwingt - oder sogar Henry. Aber vielleicht habt ihr auch recht, und er wird sich nicht davon abbringen lassen. Aber dann habe ich wenigstens alles versucht, versteht Ihr? Ich muss das für meine Kinder tun. Vielleicht kommt er zur Vernunft, vielleicht nicht. In jedem Fall hat er ein schlechtes Gewissen verdient und wenn ich bei seiner Reiterei auf dem Turnier eine Fehlgeburt erleide, dann wird es so sein. Ich sehe nicht ein, dass er mit dieser sturköpfigen Art auch das Leben anderer zur Hölle macht, und ich bin sicher, Ihr pflichtet mir da bei. Also wäre ich Euch wirklich äußerst dankbar, wenn Ihr diese Schwangerschaft bestätigt... und im Zweifel auch meine Fehlgeburt beim Turnier." Das Funkeln in ihren Augen zeigte deutlich, dass sie dazu bereit war, Nico auf diese Art und Weise ein wirklich schlechtes Gewissen zu machen. Sie würde es irgendwann auflösen, und er würde es ihr ohnehin verzeihen - wenn ihm die Fehlgeburt nicht sogar recht kam. Aber er sollte wenigstens ein paar Tage mit der Gewissheit leben, seiner Frau wirklich weh getan zu haben, ganz zu schweigen davon, was er Kieran antat. Dann jedoch kam die Frage, um die sie sich unmöglich hatte drücken können und sie räusperte sich leise. "Auf einem Bankett vor beinahe 8 Wochen herrschte eine sehr ausgelassene Stimmung und ihre Majestät Anne und ich haben den ganzen Tag davon geredet, wie schön es ist schwanger zu sein, wie toll es ist, einen Mann zu haben, der einem alle Gelüste befriedigt. Es ist ja nicht so, als wüsste ich nicht, wohin ich mich zu wenden habe, wenn ich wirklich einsam bin. Nur sie hat mich beinahe dazu herausgefordert. Ich habe also zugesehen, dass Dominico ausreichend Wein trinkt, um auf das kleinste Bisschen nackte Haut reagiert, das er sieht. Die Stimmung war ohnehin ziemlich angeheizt und naja.. Er hatte zumindest die Ambition es zu versuchen, aber mit dem Wein habe ich es wohl zu gut gemeint. Er war nicht wirklich zu etwas in der Lage, wenn du verstehst was ich meine..." Sie sah zerknirscht zu Kieran, der wieder vor ihr stand. "Ich hatte eigentlich gedacht, er habe es euch gebeichtet, zumal er mich danach wirklich mehr als nur geschnitten hat. Ich glaube, er hat mir das sehr übel genommen. Ich habe ihn allerdings auch in dem Glauben gelassen, er habe noch Standkraft besessen. Verzeiht..." Sie fuhr sich über den langen Zopf, der über ihrer Schulter lag. "Es muss Euch wirklich so vorkommen, als würde auch ich Euch hintergehen, aber das war nicht meine Intention. Es ist nur manchmal wirklich nicht einfach. Ich denke, mein Mann hat Euch berichtet, wie wir uns kennen gelernt haben und unter welchen Umständen wir geheiratet haben. Ich gönne Anne ihren Henry, ganz sicher. Ich selbst hätte vielleicht nicht unbedingt Königin werden wollen aber.. manchmal vermisse ich hier schon das Gefühl, eine Nacht in den Armen eines Mannes zu liegen, der mich wirklich liebt. Vielleicht habe ich mich zu sehr gehen lassen..." Sie klang nachdenklich, ehe sie abwinkte. "Es tut mir leid, aber ich musste das tun aus Gründen, die ich Euch genannt habe.. und ich hoffe, dass Ihr es mir nicht all zu übel nehmt." Kieran [[BILD=8264587.jpg]] Kieran nickte auf ihre Ausführungen, weshalb sie diese Geschichte mit der Schwangerschaft herangezogen hatte. Ja, das wäre eine Möglichkeit, ihm einmal zu zeigen, dass es mehr gibt, als seine ritterlichen Pflichten. Er wünschte, er hätte auch die Macht, ihm irgendwie zu zeigen, dass er gelitten hatte und litt. Aber was sollte er tun? Nico würde ihn auslachen, oder? Aber er würde ihm die Meinung sagen, dieser Entschluss war gefasst. Wie und wann, würde sich noch zeigen. „Da habt ihr vollkommen recht“, bestätigte er Giulia. Er lächelte über ihre hitzköpfige Art und Weise. Sie waren sich eigentlich irgendwie ähnlich. Und doch vermisste er genau das gerade bei sich selbst. Wo war sein Hitzkopf? Er fühlte sich so müde und ausgelaugt und er erkannte sich manchmal kaum wieder, wenn er morgens in den Spiegel blickte und dieses fahle Gesicht sah. Wenn ihn seine Mutter so sähe, würde sie ihm wahrscheinlich den Hintern versohlen. „Ich werde euch selbstverständlich die Schwangerschaft bestätigen und euch auch in allem anderen unterstützen.“ Kieran war dankbar für die Ehrlichkeit. Und sie aus ihrem Mund zu hören, war wahrscheinlich einfacher, als wenn Nico ihm einmal gebeichtet hätte, mit ihr geschlafen zu haben, womöglich noch mit den Worten ‚Ich war betrunken‘. Irgendwie war der Gedanke daran so leichter zu ertragen. Und er hatte letztlich auch keinen Grund mehr, das verletzend zu finden. Dominico hatte ihn fallen gelassen. Da hatte der doch auch alle Rechte der Welt mit seiner angetrauten Ehefrau Sex zu haben - oder es zumindest zu versuchen. Kieran setze sich wieder neben sie und blickte sie an. „Es gibt nichts zu verzeihen. Es ist schon in Ordnung“, sagte er schließlich und seufzte. Er war ja auch nicht treu gewesen. Als sie fortfuhr, schüttelt er den Gedanken wieder ab. Er nickte, als sie indirekt fragte, ob er über Giulias Geschichte Bescheid wüsste. „Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut. Das Gefühl, einfach mal wieder jemanden zu haben, der einen in den Arm nimmt und einem das Gefühl gibt, etwas wert zu sein.“ Er lächelte matt. „Ich kenne es momentan nur zu gut…Daher nehme ich es euch nicht übel. Ich kenne die Zusammenhänge und es ist mir ehrlich gesagt lieber, dass ihr es mir gesagt habt, als dass er es mir gesagt hätte.“ Kieran strich sich die zu lange gewordenen Haare nach hinten. Er hatte sie nicht mehr geschnitten, seit er auf das Schiff gegangen war. Mittlerweile band er sie manchmal hinten mit einem Lederband zusammen. Hatte es ihm auf dem Schiff noch gefallen, so nervte es ihn jetzt immer wieder. Wahrscheinlich würde er sie sich bald wieder schneiden lassen. „Außerdem glaube ich nicht, dass Dominico jemals wieder für mich ein Mann sein möchte, der mir das gibt. Ihr braucht mir gegenüber daher kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich bin euch vielmehr dankbar, dass ihr auf ihn aufpasst. Und ich hoffe, dass diese politischen Wirren, was auch immer da gerade abgeht, glimpflich an euch vorbeiziehen mögen. Passt bitte auf ihn auf.“ ‚Ich kann es nicht mehr tun‘, fügte er in Gedanken hinzu. John war in die Tür getreten und blickte ihn an. „Ich bräuchte dich“, sagte er zu Kieran und sah dann Giulia an. „Und bitte, Mylady. Lasst ihn ordentlich leiden, ok? Mir zur Liebe!“ John grinste leicht. "Und steht die Einladung, noch zu dem Gottesdienst für die Angestellten? Dann kann ich im Falle des Falles gerne demonstrieren, dass ich ihm doch etwas entgegenzusetzen habe..." ._._._._._._._. Natürlich stand Giulias Einladung zum Gottesdienst noch und sie ermutigte beide Männer, dazu auch wirklich zu kommen. Selbst wenn das für Kieran bedeuten würde, wieder Nico zu begegnen, so empfand Giulia dennoch die Notwendigkeit, auch ihre beiden Ärzte dabei zu haben. Und sie versprach John, zu tun, was sie konnte, und Nico nach Möglichkeit eine theatralische Szene nach der nächsten zu bieten, um ihn emotional wirklich runter zu ziehen... Doch das, was sie alle an diesem eigentlichen Festtag erwarten sollte, konnte noch keiner von ihnen ahnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)