Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 75: London 3 - Sich stellen ----------------------------------- Giulia und Dominico [[BILD=8264679.png]][[BILD=8207703.jpg]] Während Giulia sich mit einer flammenden Rede an die Belegschaft wandte, die zur Folge hatte, dass das Fest nicht verschoben wurde, sondern stattfand, weil man sich von Gott gesegnet fühlte, war Nico mit drei Männern zurück zur Kapelle gegangen. Keiner konnte ihm sagen, wer den Messwein eingefüllt hatte, sie alle gaben an, dass der Becher schon gestanden hatte, als sie hereingekommen waren. Sie hatten angenommen, dass Alessio selbst den Becher gerichtet hatte, weil der Wein doch am Morgen extra aus London von einem Boten gebracht worden war. HA! Nico fuhr herum. "Ein Bote? Was für ein Bote? Warum sollte mein Bruder Messwein aus London wollen? Unsere Keller sind voll davon. Er braucht keinen Wein aus London! Wann war der Bote hier, wie war sein Name, auf welchem Pferd ist er geritten?" Die Spur war noch heiß, Nico fühlte es. Und nachdem er alle Männer "verhört" hatte, die den Boten gesehen hatten, wurde das Bild sehr klar. Die Rede war von einem jungen Mann auf einem braunen Pferd gewesen - soweit absolut unaufällig. Doch eine Sache war an diesem jungen Mann auffällig gewesen: sein rechtes Ohrläppchen hatte gefehlt und eine Narbe an seinem Hals ließ darauf schließen, dass man es ihm abgeschnitten hatte. Und Nico kannte nur einen jungen Mann, auf den diese Beschreibung zutraf, und das war Cromwells Leibdiener. Wie hatten sie nur so unvorsichtig sein können? Das war eben der Nachteil, wenn die eigene Belegschaft keinen Kontakt zur Dienerschaft am Hofe hatte.. Cromwell war nie hier gewesen und so hatte niemand den jungen Mann erkannt, der Wein in die Kapelle gebracht hatte. Und doch wunderte sich Nico. Dass Cromwell so unvorsichtig vorging, war sehr sehr seltsam... und er musste diese Sache dringend mit Charles bereden! Rodrego [[BILD=8222599.jpg]] Mit jeder Minute wurde ihm klarer, dass es dringlich war, zu erklären, was es zu erklären gab. Und so ging er zu seinem kleinen Haus und holte die Briefe heraus, die er gesammelt hatte. Er würde sie später Dominico zeigen. Und dann, wenn er Alessandro wirklich verlassen hatte, würden er sie verbrennen und sich als Mörder der Familie Kinley stellen. Aber erst einmal musste er versuchen, wenigstens ein wenig gut zu machen, worin seine Schuld lag. Und das bedeutete, zu helfen. Als er zurückkehrte, stand er einen Moment unschlüssig vor dem Zimmer. Er hatte kein Recht hinein zu gehen, oder? Er hatte Alessandro etwas vorgespielt und damit provoziert, dass jener Opfer eines Mordanschlages werden konnte. So ganz fasste er das noch immer nicht: aber letztlich, war ihm doch sehr klar, was er zu tun hatte. Er musste Wiedergutmachung leisten. Aber dazu bräuchte er Nico. Er hatte nicht das Gefühl, jetzt feiern gegen zu wollen. Daher mied er die Feier der Belegschaft, die umsorgt von Giulia den Schrecken überwunden hatte. Und so holte er über Mittag die Arbeit nach, die er gestern nicht mehr geschafft hatte, war froh, ein wenig raus aus dem Haus zu können, wo ihn alles erdrückte und erschlug und ihn sein schlechtes Gewissen umzubringen drohte. Als er am späten Nachmittag zurückkehrte, war Dominico offenbar gerade bei Alessio drinnen. Einen Moment zögerte er. Er musste es endlich hinter sich bringen – warum nicht jetzt? Und vielleicht war Alessio ohnehin nicht wirklich ansprechbar, so dass er sich ersparte, ihm wirklich zu sagen, dass er ihn verarscht hatte. Er würde sich einfach Nico erklären und dann gehen – feige wie er war. Und so klopfte er an und betrat das Zimmer. Alessandro und Dominico [[BILD=8207699.jpg]] So schnell wie dieser schockierende Moment auf sie getroffen war, so schnell schien er wieder zu verfliegen. Draußen im Garten wurde das Essen aufgetragen, die Menschen feierten diesen Tag und dank Giulias flammender Rede für Alessio und die Familie war die Stimmung wirklich ausgelassen. Die Dame des Hauses zog sich etwas Bequemeres und nicht mehr ganz so Förmliches an und schloss sich dann nach einer letzten Visite bei Alessio den Feiernden an, weil es nichts brachte, wenn auch sie stumm neben seinem Bett saß. Dort saß schon Nico, der herausgefunden hatte, wer Alessio das angetan hatte. John sah immer wieder nach ihm und war gerade gegangen, um noch eine Tinktur für Alessio zu machen... Giulia ließ die Brüder allein, so dass sie sich ungestört unterhalten konnten. Und Unterhalten war bitter nötig, auch wenn Alessio erst am Nachmittag wieder mehr und mehr aufnahmefähig wurde. Er war durchgeschwitzt, seine Hose klebte an seinem Körper und er wollte nicht so genau wissen wovon.. doch noch einmal aufstehen und sich waschen, nur damit es, sobald er schlief, wieder passierte? Nein. Nico kam wieder, hatte sich etwas Essen geholt und setzte sich auf die Bettkante, lehnte sich an einen der hohen Pfosten des schönen Himmelbettes. "Es war Cromwell", beantwortete er seinem Bruder die Frage nach dem "Wer?". "Sein Handlanger hat heute Morgen Wein aus London gebracht. Weil unsere Angestellten immer hier unter sich bleiben, kannte den Mann keiner und er hatte wohl ein offizielles englisches Dokument. Keiner konnte es Lesen und der Mann machte einen sehr zuverlässigen Eindruck." Alessio schüttelte schwach den Kopf. "Cromwell, dieser Bastard... Und du bist immer noch der Meinung, auf dieses unsägliche Turnier zu müssen? Wenn er es beinahe schafft, mich in meinem eigenen Hause zu vergiften, welche Möglichkeiten wird er dann auf dem Turnier haben? Es ist dein Todesurteil, wenn du reitest.." Und Nico schien das langsam aber sicher einzusehen. "Da Giulia wirklich schwanger ist, sollte ich diesen Grund vielleicht wirklich vorziehen. Aber es gefällt mir nicht und es wird meinen ohnehin schon mikrigen Einfluss auf Henry ganz verschwinden lassen. Können wir uns das wirklich leisten?" Der Kardinal setzte den Becher mit Wasser ab, den er eben noch an den Lippen gehabt hatte. "Nein, können wir nicht. Nicht wenn wir bleiben wollen.." Nico hörte es und sah es in Alessios Blick. "Wollen wir bleiben..?", fragte er langsam nach. Wieder zuckte der Kardinal nur mit den Schultern. "Ich für meinen Teil kann auch gut auf England verzichten. Ja, ich liebe dieses Haus, aber unser Haus in Italien ist auch schön. Da ist unsere Familie... und alle anderen nehmen wir einfach mit." Nico versuchte sich an einem Lächeln. "Ob das so einfach wird?" Ja, Nico dachte in diesem Moment an Kieran. Wenn er am Turnier nicht antrat, musste er unweigerlich das Land verlassen. Wenn er das Land verließ... Würde Kieran ihm folgen? Nach den letzten Wochen wohl kaum. Alessio indess achtete darauf gar nicht, was seinen Bruder wohl umtrieb. "Ich denke, es wird gehen. Wir müssen nur sehen, dass wir Rodrego irgendwie sicher nach Italien zurückbringen. Ich will ihn nicht hier zurücklassen..." In Alessios Stimme schwang Sehnsucht mit. Er hatte Nico gegenüber nicht erwähnt was zwischen ihnen stattfand, zumindest nicht, dass es mit Gefühlen zu tun hatte.. und er wollte es auch nicht tun, weil er sich nicht sicher war, wie Rod dazu dachte. Und wie als ob man vom Teufel sprach klopfte es an der Türe und Rod trat ein. Nico hob die Hand und winkte ihn näher auf einen Sessel beim Bett, während er sich das nächste Stück Brot in den Mund schob. Alessio lächelte den Schmied sanft an. Kam Rod um nach ihm zu sehen? Er hatte ihm schon geholfen, sich umzuziehen, doch Alessio erinnerte sich nicht mehr genau daran. Er wusste nur, dass er sich freute, dass Rod hier war. Und dass er hoffte, dass Rod sich zu ihm setzen und vielleicht seine Hand halten würde.. oder einfach da war. Rod gab ihm Kraft und Alessio stützte sich etwas mehr auf das Kissen. "Was gibt es, du machst so ein ernstes Gesicht", fragte Nico ihrer beider engen Freund. "Alessio geht es gut... oder ist draußen etwas nicht in Ordnung?" Rodrego [[BILD=8222599.jpg]] Als Rodrego das Zimmer betrat, spürte er, wie ihm lau im Magen wurde. Er wollte das nicht, aber er musste. Er wollte Alessio nicht verlieren, aber er musste sich ihm zu Liebe von ihm trennen. Er hatte Mist gebaut, den er nie wieder gut machen würde können. Aber er musste dennoch dafür geradestehen. Dominico saß auf dem Bett, an einen Pfosten gelehnt und blickte ihn an, als er eintrat. Alessio sah abgekämpft aus, aber wesentlich besser noch als heute Mittag, als jener so erschreckend ausgesehen hatte. Allein bei dem Gedanken an die Vorkommnisse spürte Rod ein Zittern durch seinen Körper gehen. Alessio wäre beinahe gestorben… Er konnte es immer noch nicht fassen. Und allein der Gedanke daran, dass sein Jugendfreund jetzt tot sein könnte, ließ ihn kaum noch atmen. Der Kloß in seinem Hals schwoll an, bei diesem Gedanken. Daher versuchte er an etwas Schöneres zu denken, um sich von seiner Angst um den anderen abzulenken. Und die Szene kam ihm so bekannt vor: früher, als sie noch jung gewesen waren, hatten sie sich oft zusammen in das Bett von einem gesetzt und herumgealbert. Dieser Gedanke half ihm, die Fassung zu erhalten. Er trat näher, setzte sich aber nicht, so wie er es früher getan hätte. Er hatte nicht mehr das Recht dazu, denn das, was er getan hat, nahm ihm das Recht, sich als Teil der Familie zu sehen. Und dennoch hätte er sich gerne zu Alessio gesetzt, ihn in den Arm genommen, ihn an sich gedrückt und geküsst und ihm zu verstehen gegeben, wie glücklich er war, dass ihm nichts passiert ist. Aber er tat es nicht. „Draußen ist alles in Ordnung“, sagte er ruhiger als er erwartet hätte. „Bei mir hingegen nicht.“ Er blickte die beiden Männer an, die ihn nun ihrerseits etwas verwirrt ansahen. Einen Moment hatte er Angst, aber er war es Alessio schuldig, oder? „Es tut mir leid, Alessio, aber ich fürchte, dass ich eine Teilschuld an dem trage, was dir heute passiert ist.“ Er schwieg kurz, wusste nicht so recht, wie er weiterreden sollte, was er sagen sollte, wie er es sagen sollte – obwohl er es schon so oft in Gedanken in letzter Zeit getan hatte. „Ich habe Informationen über dich und das, was deine aktuelle Situation ist, weitergegeben. Um an diese Informationen zu kommen, habe ich dir vorgespielt, dir nahe sein zu wollen. Dem ist aber nicht so, es war alles nur gespielt.“ Er schluckte. Es war der Horror. „Ich dachte aber nicht, dass die Konsequenzen so weit gehen würden. Ich…“ Er schwieg einen Moment. „Ich wollte das nicht. Mir war nicht bewusst, wie weit das gehen würde. Ich habe Briefe erhalten, die mich manipulierten. Aber dennoch trage ich die Schuld. Ich hätte mich nicht manipulieren lassen dürfen. Ich werde mich in Zukunft vom Anwesen fern halten und warte das Urteil ab, das über mich gefällt wird. Ich habe mir noch einiges andere zu Schulden kommen lassen, wofür ich gerade stehen muss.“ Er blickte Dominico an. „Entschuldigt, dass ich euer Vertrauen missbraucht habe.“ Rodrego hatte das dringende Bedürfnis, einfach zu gehen. Aber er wusste, dass er nicht so feige sein durfte, sondern sich auch den anderen stellen musste. Sollten sie ihr Urteil fällen. Die Briefe würde er Dominico doch nicht geben. Denn es sollte nicht so aussehen, als wollte er jemandem anderen für seine Taten die Schuld geben. Und er würde auch nicht offenbaren, dass er wusste, dass Alessio für den Tod seiner Mutter verantwortlich war. Denn ihm war mittlerweile bewusst, dass er zum einen daran zweifelte, dass Alessio das wirklich getan hatte, zum anderen, dass es ihm egal war: er liebte ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)