Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 83: London 3 - Am Hafen ------------------------------- Tancrèd [[BILD=8258113.jpg]] Nur wenig später schlenderten sie durch die Gassen der Stadt hinunter zum Fluss, auf dem bereits die ersten Boote schipperten. Tancred genoss es das Wasser zu hören, auch wenn ein Fluss kein Meer war. Aber es war immer noch besser als kein Wasser. Der Weg zum Hafen hinunter in dieser doch noch recht frühen Stunde war wirklich angenehm. Die Luft in den breiter werdenden Gassen wurde frischer und Tancred hatte das Gefühl wirklich durchatmen zu können als sie den Hafen erreichten. Im Hafenviertel herrschte rege Betriebsamkeit und Tancred fühlte sich wirklich ein Stück mehr zu Hause, als sie in das bunte Treiben eintauchten und einen Platz in der Schenke ergatterten, der erstens im Freien lag und zweitens einen guten Ausblick bot. Sein fachmännischer Blick wanderte über die Schiffe und der breite Hut den er trug, eine seiner Eigenarten, zog einige Blicke auf sich. Er hatte auf Rangabzeichen verzichtet, was dafür sorgte das sie unbehelligt blieben und so bequem ohne Zwischenstopp in die Schenke kamen. "Also, was gibt es Neues hier in London?", fragte er, als sie endlich saßen und bereits frisch gebackenes Brot hatten. John [[BILD=8264601.jpg]] Eigentlich hatte er ja gehofft gehabt, den Tag einfach faul sein zu können, aber die frische Luft tat ihm wirklich gut und der Spaziergang hinunter zum Hafen erfrischte ihn etwas. Er mochte den Hafen und irgendwie merkte er, dass er sich ein wenig darauf freute, dort zu sein - solange er dem Wasser nicht zu nahe kam. Er hatte die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und entspannte sich etwas. Er wusste eigentlich noch immer nicht so genau, warum Tancred nun mit ihm frühstücken ging, wo er doch eigentlich hatte Kieran sehen wollen. John vermutete ja insgeheim, dass bei Tancrèd in den Monaten, in denen er Kieran für sich gehabt hatte, sein Interesse an dem jungen Schwarzhaarigen gewachsen war, auch wenn Kieran da nie näher etwas erzählt hatte. Oder vielleicht gerade WEIL er nie etwas gesagt hatte..? Aber es ging ihn letztlich nichts an und er würde nicht fragen. Kieran war Dominico verfallen, sonst wäre er jetzt nicht bei ihm. Soll er glücklich werden, sofern es ging. Wenn Nico ihn noch einmal fallen lassen würde, dann würde er Kieran halt wieder einmal auffangen. Die beiden waren hoffnungslos, süß irgendwie, aber eben hoffnungslos. Der Geruch von Fisch, von abgestandenem Wasser und von Meer mischte sich langsam in die übrige Luft und als sie hinaus auf den Hafenplatz traten, wusste John wieder, weshalb er es hier so gern gemocht hatte, als er klein war: Es hatte etwas von Freiheit, ohne dass er London verlassen musste. Er folgte Tancrèd zu einer Schenke und setzte sich mit ihm hin. Sie bestellten bei der kräftigen Frau etwas zu trinken und zu essen und erhielten schon bald einen kleinen Korb mit Brot. „Neues in London?“, fragte John gegen. „In welchen Bereichen? Bei Hofe kennst du dich besser aus und momentan möchte ich mich da ehrlich gesagt gar nicht auskennen. Was Kieran betrifft, musst du ihn schon selbst fragen. Und was mich betrifft, so hat sich nicht viel geändert. Ich arbeite und schuffte und produziere Arzneien und wenn ich mal ein wenig Zeit für mich haben möchte, suche ich mir jemanden für die Nacht.“ Er zuckte mit den Schultern. „Das Semester lief gut, aber wahrscheinlich interessiert dich das gar nicht. Kieran war der Abräumer der Abschlussprüfungen. Ansonsten… Was genau möchtest du wissen?“ John kaute auf einem Stück Brot rum. Eigentlich hatte er keinen wirklichen Hunger. „Und bei dir? Wie geht es dir?“ Tancrèd [[BILD=8258113.jpg]] Da die Schiffer und Bootsmänner zu jeder Zeit hier essen haben wollten und man ja auch an der Quelle saß, bekamen sie wirklich hervorragendes Essen. Es würde zunächst eine sehr gute Hühnersuppe geben, die stark war und durch und durch ging, danach ein wenig Fleisch zum frischen Brot und eine Art Gebäck als süße Beilage. Tancred langte kräftig zu, er hatte Hunger. Das hier war gutes Essen, auch wenn sein Gasthaus ebenso nicht zu verachten war. Aber hier war es einfach offener und ehrlicher und eine bessere Atmosphäre, um mit John zu sprechen, auch wenn er selbst nichteinmal wusste, warum er es genau tat. Vielleicht einfach, weil er außer John und Kieran hier in London niemanden kannte? Zumindest niemanden, bei dem er sich nicht verstellen musste und bei dem er darauf zu achten hatte, was er sagte. Als sie ihre Getränke bekommen hatten und John lustlos auf dem Stück Brot herumkaute, musterte Tancred den Mann ihm gegenüber. "Hm, Neuigkeiten einfach. Man bekommt ja nichts mit auf See.. und die Neuigkeiten am Hof kenne ich auswendig, es ist ja immer das Gleiche. Spannender finde ich deine Auseinandersetzung mit dem Herzog von Segni und Onano. Du hast ihm wirklich ins Gesicht geschlagen?" Er pfiff anerkennend durch die Zähne. "Dass du noch lebst, wundert mich. Dominico Sforza macht - nach allem was ich von ihm gehört habe -keine halben Sachen." Tancred kannte Nico nicht gut, doch das was er wusste war, dass Nico sicher nicht noch "die andere Wange" hingehalten hätte. "Aber wenn es dem kleinen Glück bringt, soll es mir recht sein. Ich hatte das Gefühl, er war bei uns glücklich, aber auch die See und die Arbeit" - er sah kurz so aus als wolle er noch etwas hinzufügen, tat es aber nicht - "scheinen gegen Dominco Sforza nicht wirklich anzukommen." Sein schiefes Grinsen schien kurz einen etwas wehmütigen Ausdruck anzunehmen, der aber schnell wieder verschwand, als sich das Gespräch mehr auf John konzentrierte. "Klingt nach einem bequemen Leben, das du da führst." Er lehnte sich zurück, als sie zwei dampfende Schalen Suppe bekamen. Als sie wieder allein waren und Tancred nach dem Löffel griff, musterte er den jungen Mann vor sich genauer. John war gutaussehend, keine Frage. Seine ganze Größe schien manchmal unpassend zu ihm, weil er einfach sehr schlank war, aber in Tancreds Augen war er attraktiv. Er hatte dieses "etwas", das nur wenige Männer hatten und ausstrahlten. "Was mich interessiert, ist vor allem eines..." Er schob den Suppenlöfel in den Mund und verzog anerkennend das Gesicht - die war wirklich gut. "Wieso wolltest du nicht mit an Deck? Daran, dass du zu Hause so unglaublich glücklich bist mit deiner Familie, kann es ja kaum gelegen haben." Er nahm einen zweiten Löffel. "Du hattest wirkloch Glück, dass Charles und Howard dir diese dämliche Antwort abgekauft haben... Ich gebe zu, auch ich war verwundert. Oder gehört das nicht zu den Dingen, die du gern erzählst?" Er hatte irgendwie das Bedürfnis dieses Gespräch in Gang zu halten, weil John ihm gerade ein Stück Normalität gab, das er sonst nur in seiner Mannschaft hatte, die unerreichbar in Portsmouth weilte. John [[BILD=8215079.jpg]] John zuckte mit den Schultern. Eigentlich fand er es nicht gut, dass Tancred hier Namen nannte, die in falschen Ohren sicher lieber nicht landen sollten. „Nun ja, das Veilchen reicht mir. Schließlich hatte er nicht geschaut und hätte ansonsten einen großen Fehler gemacht“, sagte er daher nur. „Aber es hat sich auch irgendwie gut angefühlt, nach allem, was er mit ihm abgezogen hat. Auch wenn ich seine Gründe verstehe, irgendwann ist dann auch mal Schluss.“ Das war zumindest seine Meinung. Letztlich hatte er auch nur auf die kleinste Möglichkeit gewartet und er hatte sie genutzt. Auch wenn er Glück hatte, dass dominico nicht weiter auf ihn los ist, so hatte das alles koch eine weitere glückliche Folge gehabt: Er hatte Nico zwingen können, sich mit Kieran auseinander zu setzen. Und das war gut. Und so schlimm war drei Kopfnuss nicht gewesen. Er war es ja gewohnt, als Sündenbock herzuhalten. Und in diesem Fall tat er es sogar gerne. Die folgenden Worte des anderen ließen ihn seine Gedanken vertreiben. Johns kühle blaue Augen musterten den Mann ihm gegenüber abschätzend. Das war doch mehr als eindeutig. Er hatte gar nicht so weit denken wollen. Langsam breitete sich ein Grinsen aus. „Du hast mit ihm geschlafen“, stellte er fest. „Da musst du ihn aber in einem sehr schwachen Moment erwischt haben.“ Es störte ihn nicht. Zeigte ihm das doch, dass Kieran zumindest nicht völlig aufgehört hatte, auch eigene Bedürfnisse mal voranzustellen. Kieran neigte in seinen Augen zu sehr dazu, nach Harmonie zu streben und dafür alles, was ihn selbst betraf hinten anzustellen. Vor allem was Dominico betraf. Dass Kieran heute nicht heimgekommen war, wie eigentlich besprochen, zeigte ihm nur zu deutlich, dass er wahrscheinlich auf Grund des Zustands des Lords jeglichen Zorn, jeglichen Gram verdrängt oder womöglich noch seine eigene Wut vergessen hatte, um Nico die Situation zu erleichtern. Und das fand er selbst nicht gerecht. Kieran hatte alles Recht der Welt, einfach auch einmal glücklich gemacht zu werden, ohne dass er dafür sich erniedrigen musste. Konnte dieser Kerl ihm nicht einfach mal zeigen, wie sehr er ihn liebte, ohne dass es Schläge, Publikum oder Selbstaufgabe bedurfte?! „Und nein“, seufzte John. „Der Kerl ist der einzige Mensch, der ihn vollkommen glücklich macht. Auch wenn er dafür viel ertragen muss.“ Er sah Tancred an. „Aber ich wäre dir dankbar, wenn du nicht so viele Namen nennen würdest. Momentan ist mir das hier in London zu heiß.“ Der Kommentar hinsichtlich seines Lebens, ließ ihn die Augenbrauen heben, auch wenn er das doleich bereute, denn diese schmerzte. Meinte Tancrèd das ernst? „Wenn du es für bequem hältst, ist es wohl so“, erwiderte John und begutachtete die Suppe. Er wusste nicht so genau, ob er etwas essen sollte. Aber eine Suppe wäre wahrscheinlich kein Fehler. Und so rührte er ein wenig darin rum, um sie abzukühlen. Er mochte zu warmes Essen nicht sonderlich gerne. „Es ist sicher bequemer, als auf einem Schiff an irgendwelchen Tauen zu ziehen und Kanonen abzufeuern, um Spanier zu versenken. Aber ich für mich würde es auch nicht wirklich als bequem betiteln. Ich arbeite auch, viel, jeden Tag. Nur bekommt man davon nicht die Muskeln, die du hast.“ John hob den Blick, als er merkte, dass Tancred ihn musterte. Fragend blickte er den anderen an, nach dem Motto: Was möchtest du loswerden? Er grinste leicht, als er nun hörte, was der andere von ihm wissen wollte. Dass jener seine Frage, wie es ihm ging, einfach überging, störte ihn erstmal nicht. „Gibt es Dinge, die ich nicht gerne erzähle?“, fragte er. „Wenn ich etwas gefragt werde, gebe ich normalerweise Antwort. Man muss sie nur vertragen können.“ Er überlegte kurz. „Es gibt einige Gründe, weshalb ich nicht aufs Schiff wollte. Zum einen mein Vater, den ich nicht einfach hängen lassen kann. Dann noch mein Studium, das ich mir hart erkämpfe und das mir in diesem Semester eine einmalige Chance geboten hatte, die ich sonst nie wieder hätte wahrnehmen können. Dann die Tatsache, dass ich überhaupt keine Lust darauf habe, Wehwehchen zu verarzten, und zuletzt die Tatsache, dass ich kein Wasser mag, zumindest keines das tief, unberechenbar und unendlich weit ist.“ Er probierte von der Hühnersuppe und befand sie noch immer für zu heiß, weshalb er fortfuhr, sie umzurühren. „Ja, ich hatte Glück. Ich hatte darauf spekuliert, dass die mich einfach für idiotisch halten und mich dann in Ruhe lassen. Es hat geklappt. Da du nicht ganz so beschränkt zu sein scheinst, sondern ein genaueres Auge und Ohr hast, sprang zumindest noch ein lukratives Geschäft für mich dabei heraus. Etwas, was mir anfangs das Leben zu Hause zumindest etwas angenehmer gestaltet hatte.“ Tatsache war, dass sein Vater zumindest eine Zeit zufrieden damit war, dass sein Sohn da Geld nach Hause brachte, das sie dringend brauchen konnten. Tancrèd [[BILD=8258113.jpg]] "Dass es sich gut angefühlt hat, glaube ich dir. Ich weiß nicht, ob ich es getan hätte, aber ich glaube, wenn ich zugeschlagen hätte, dann würde er jetzt nicht mehr stehen..." Denn da wo Tancred hinlangte wuchs in der Regel kein Gras mehr. Andererseits war Dominico genau so im Kampf ausgebildet wie er selbst und vermutlich hätte sich zwischen ihnen eine wirklich heftige Schlägerei entsponnen, bei der niemand eingesprungen wäre. Aber er mischte sich in diese Angelegenheiten eigentlich nicht ein. Er hatte Kieran gesagt, was er von Nico hielt und was Kieran zu erwarten hatte, und wenn Kieran zurück zu ihm ging und Nico glaubte, dann konnte Tancred nur davon ausgehen, dass Kieran entweder ziemlich naiv war, oder Nico ein anderer als der, den Tancred kannte. Letzteres war nicht sehr unwahrscheinlich. Während John in seiner Suppe rührte, um sie abzukühlen, futterte Tancred bereits. Er mochte zu warmes Essen zwar auch nicht, aber er bekam zu selten wirklich heißes Essen, als dass er das nicht genießen wollte. Johns schnelle Auffassungsgabe ließ ihn breiter grinsen und er hob abwehrend die Hände. "Langsam langsam. ICH habe ihn gar nicht erwischt, sondern eher er mich. Ich habe da gar nichts versucht, aber wenn er anfängt, sage ich sicher nicht nein. Es gibt zu selten die Gelegenheit dafür." Er zuckte die Schultern, ehe er John einen verschmitzten Blick zuwarf. "Aber ich muss sagen, er war nicht so geschickt mit der Zunge wie du..." Das meinte er sogar ehrlich, es war keine Floskelei. Vielleicht hatte Kieran sich auch nicht die Mühe gegeben oder war mit den Gedanken woanders gewesen, aber Johns Hingabe war eindeutig die bessere gewesen und warum das unkommentiert lassen? Johns Erklärung im Anschluss klang logisch und Tancred nickte, während sich seine Schale leerte und die Suppe ihn eindeutig nicht nur wärmte, sondern auch wacher machte. Hach, eine gute Suppe... zu schade, dass Suppen an Deck, zumindest klare Suppen, kaum praktikabel waren. Sie schwappten leicht schon beim Kochen über den Rand und ihr Smutje machte sich nicht immer die Mühe, sie zu kochen. Dabei liebte Tancred es. "Die Sache mit deinem Vater kann ich verstehen. Ohne Hilfe ist er in der Apotheke sicher aufgeschmissen. Aber irgendwann wird es vielleicht so oder so passieren. Wieso holt er sich keine zusätzliche Kraft? Es gibt sicher genügend junge Männer und Frauen, die sich dafür interessieren und Geld hat er wegen des lukrativen Dauerauftrags für die Marine und sicher bald auch das restliche Heer genug." Gut, vielleicht wusste Mr. Forbes das noch nicht. Tancred zumindest wusste es, weil es bereits mit Howard und dem König besprochen und gebilligt worden war. Naja, dann war es jetzt eben eine Überraschung, Tancred beschloss so zu tun, als sei er davon ausgegangen, dass John bescheid wusste. "Und Wasser ist wundervoll.. ich vermisse es. Aber es ist wohl nicht jeder so eine Wasserratte. Aber lass dir gesagt sein, dass das auch hätte nach hinten losgehen können. Howard ist nicht so der Mensch, der besonders nachtragend ist, aber Lord Brandon? Ich glaube, wenn du den auf dem falschen Fuß erwischst, dann hätte er das als massive Beleidigung aufgefasst. Bevor du mir jetzt wieder mit den Namen kommst - erstens reden die Leute an jeder Straßenecke, zweitens sind es nur Namen und drittens na und? Was soll man mir denn schon groß antun? Ohne mich hat seine Majestät auf dem Wasser ein massives Problem. Aber gut, ich bin schon ruhig." Er wollte ja nicht, dass John hier auf glühenden Kohlen saß. "Was mich betrifft, naja. Es ist langweilig, mir ist langweilig. Wir haben keine Aufgabe und eigentlich will ich wieder hinaus aufs Meer und Spanier jagen, Geld verdienen. Ich verdiene hier auch, ich weiß - aber.. der König lässt sich etwas zu viel Zeit mit seinen Entscheidungen. Wir könnten längst mit der Flotte draußen sein. Oder eher, die Flotte könnte bereits segeln, denn ich werde mich definitiv wieder absetzen, sobald ich meinen Freibrief in den Händen halte. Dann kann die Flotte brav ihre Manöver fahren und ich jage spanische Kriegsschiffe, die vom Verbund abgeschnitten wurden, und suche mir eine schöne Insel als Heimathafen. Das Meer bietet zum Glück noch solche Orte.. und ansonsten? Naja, ich warte auf das Turnier, streune durch London, betrinke mich und falle nachts in mein großes einsames Bett." Oh ja. Wie furchtbar arm dran er doch war. Er musste fast lachen über so viel geschauspielertes Selbstmitleid. John [[BILD=8215079.jpg]] Tancreds Kommentar dazu, dass jener mit einem Schlag Dominico zu Fall gebracht hätte, ließer einfach so stehen. Seine Intention war es ja nicht gewesen, Dominico kO zu schlagen, sondern letztlich nur Kieran zu schützen und den beiden die Möglichkeit, endlich wieder aufeinander zu zu gehen. Aber das ging Tancred nichts an. Die Moralpredigt, der er hatte beiwohnen dürfen, war ja letztlich genauso dämlich gewesen. Er hatte schon begriffen, was Nico die letzten Monate abgezogen hatte. Und die Vergiftung von Alessanro Sforza war nur das i-Tüpfelchen gewesen. Er war ein guter Beobachter. Dass Kieran offenbar Tancred auf den Schoß geklettert war, ließ John lächeln. „Das beruhigt mich“, sagte er laut denkend und blickte dann auf, als Tancreds Kommentar zu Kierans Fähigkeiten kam. Eine Augenbraue wanderte nach oben. „Na das möchte ich auch hoffen, dass die jahrelange Übung sich irgendwie bemerkbar macht“, erwiderte er trocken. Mit Kieran verglichen zu werden, war irgendwie komisch. „Und ich denke nicht, dass ein Vergleich hier wirklich sinnvoll ist“, fügte er hinzu. „Der Kleine ist ein ganz anderer Typ als ich.“ Er zwinkerte Tancred zu, damit dieser nicht am Ende meinte, John habe ihn kritisieren wollen. „Er ist kuschliger, wie eine kleine Katze, die ihre Streicheleinheiten braucht und sich holt.“ Nach seinen Ausführungen zu seinen Gründen, nicht an Board gewollt zu haben, aß John endlich seine Suppe, die nun die für ihn passende Temperatur erreicht hat. Sie schmeckte wirklich gut, nicht so abgestanden oder fettig, wie manch andere Suppe, die aus minderwertigeren Zutaten gekocht worden war. Er sollte sich die Schenke merken. Aber in letzter Zeit war er nicht sehr häufig zum Hafen gekommen. Die Lieferung, die sie heute erhalten sollten, war nur aufgrund ihrer momentan guten finanziellen Situation möglich gewesen. Es waren speziellere Gewürze und Kräuter aus dem Süden Europas und den östlichen Regionen, dem Morgenland. Als Tancred begann, seine Ausführungen zu kommentieren, musste er leicht lachen und sah Tancred zweifelnd und fragend an. Dass sie neue Aufträge bekommen haben oder würden, wusste er noch gar nicht. Aber es freute ihn und wenn Tancred es so sagte, würde es wohl auch so stimmen, oder? „Wem tut man meinen Vater gerne an?“, fragte er gegen. „Wenn Kieran nicht wäre, wie er ist – ein selbstaufopferndes Arbeitstier mit einer unglaublichen Fähigkeit zu heilen – dann hätte er bei meinem Vater bestimmt nach einer Woche das Weite gesucht. Mein Vater ist chronisch unzufrieden mit allem, nur nicht mit sich. Seit meine Mutter ihn augenscheinlich hintergangen hat, lässt er seine Frust an Gott und der Welt heraus. Er liebt diese Rolle, in die er geschlüpft ist, und er hat sie perfektioniert. Niemand, der nicht ansatzweise das zu bieten hätte wie Kieran, könnte es bei ihm aushalten. Und wieso sollte es irgendwann sowieso passieren? Ich bin in London beheimatet, ich würde gerne die Apotheke übernehmen. Darin bin ich gut, darin liegt meine Stärke.“ Er hörte den Gefühlen des anderen hinsichtlich des Elements Wasser zu und musste lächeln. „Wenn ich an Wasser denke, bekomme ich das beklemmende Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen“, erklärte er im Gegenzug und nickte zu den Informationen hinsichtlich Lord Brandon. „Ich weiß, aber das Risiko war es mir wert. Und was die Namen betrifft. Es geht hier nicht um mein armseliges Leben oder deines, sondern um das Leben andrer. Informationen und Namen sind ein strategischer Rohstoff, das sollte dir ja auch bewusst sein, oder?“ Hier ging es um die Familie Sforza, die so massive Gegner hat, dass es um Leben und Tod ging. Auch wen er Nico nicht besonders schätzte, weil er seine Methoden fragwürdig fand, so wollte er ihm und seiner Familie sicher nichts Böses. Wie Tancred über seine Sehnsucht nach Freiheit sprach, ließ John lächeln. „Ich kann das nur bedingt nachvollziehen“, erklärte er dann. „Ich habe London nie verlassen und sehne mich auch nicht sonderlich danach. Aber wenn man das Leben auf See gewohnt ist, dann verstehe ich, dass man so fühlt wie du.“ Fakt war, dass er Angst hatte, dass er, wenn er London verließe, nichts mehr haben würde, wohin er zurückkehren konnte. Sein Vater duldete ihn, weil er ihm half und weil er zumindest was die Pharmazie betraf ihm gute Dienste leistete. Würde er gehen, wusste er, dass sein Vater ihn nie wieder bei sich aufnehmen würde. Die Angst davor, heimatlos zu sein, war fest in ihm verankert, genauso wie sie Angst vor Wasser. Er musste leicht lachen, als er die letzten Worte hörte. „Du armer, einsamer Mann“, sagte er und blickte ihn mitleidig an. „Ich kann dir gerne beim Betrinken heute Abend Gesellschaft leisten, wenn du das möchtest, dann bist du nicht so einsam.“ Er lachte erneut kopfschüttelnd und aß seine Suppe leer, als auch schon das Fleisch aufgetischt wurde. Tancrèd [[BILD=8258113.jpg]] Dass ein Vergleich unangebracht war, merkte Tancred schon allein an Johns seltsamer Haltung. Sie hatten eine Nacht miteinander verbracht, rein aus dem Zweck heraus, nicht allein zu sein. Es bedeutete nichts und Tancred wusste das nur zu gut. Abgesehen von der Grenze, die schon allein sein Leben und sein Stand ihnen auferlegte... Doch Kieran war offen und herzlich gewesen und hatte sich ihm gerne anvertraut oder einfach offen mit ihm gesprochen. John hingegen war verschlossen, gab nicht viel von sich Preis und auch wenn er gern redete, so erfuhr Tancred nur wenig darüber, wie John empfand. Es faszinierte ihn, weil er zu spüren glaubte, dass da mehr unter der Oberfläche brodelte, und es war ein Anreiz, ein wenig weiter zu bohren wenn sich die Gelegenheit ergab. "Übung macht den Meister, hm? Du bist also keine Katze, die Streicheleinheiten braucht? Vielleicht verpasst du da ja was." Er schob den Teller von sich, als das Fleisch kam, das herrlich duftete. Es war kein altes Fleisch sondern frisches Fleisch von frisch geschlachteten Hühnern und gut abgehangenen Rind. Tancred nahm sich wieder Brot und ein wenig Fleisch und aß weiter, während er Johns Erklärung über seinen Vater lauschte. Es klang traurig... und es kam dem Franzosen vor, als würde er das erste mal mehr über John erfahren, auch wenn der sich selbst scheinbar außen vor ließ und nur darüber sprach, was Kieran und seinen Vater betraf. Doch so wie es klang, klang es verbittert und Tancred meinte etwas wie Gram heraus zu hören. Ein Vater der mit allem unzufrieden war? Ja, das kannte auch Tancred. Und weil John es so schwer fiel, darüber zu sprechen, sprach Tancred einfach darüber, vielleicht half es John etwas klarer zu sehen, dass er nicht der einzige mit diesem Problem war. "Das klingt beinahe so, als hättest du keine andere Perspektive", erwiderte er ruhig. Das Thema war zu ernst um zu Spaßen. "Ich glaube aber, das siehst du falsch. Ja, einen Familienbetrieb zu übernehmen ist wundervoll, das kann ich mir vorstellen. Aber es ist sicher nicht deine einzige Option. Jemand wie du, mit deinen Fähigkeiten... Du könntest einen äußerst lukrativen Handel betreiben, viel Reisen. Jemanden wie dich oder auch jemanden wie Kieran braucht nicht nur London sondern die ganze Welt." Er lächelte leicht. "Ich wünschte, ich hätte sojemand sein können." Beinahe gedankenverloren musterte er sein Essen. "Ich habe immer das getan, was meine Familie wollte. Ich bin nicht als der Freibeuter geboren worden, der ich jetzt bin.. Du merkst sicher, dass ich Franzose bin und meine Familie hat in Frankreich... sagen wir einfach mal Einfluss. Aber ich bin eben nur eines von vielen Kindern und so sind gewisse Karrieren vorgelegt. Um meine Eltern zufrieden zu stellen, bin ich zum Militär gegangen, um für den Glauben, die gerechte Sache zu kämpfen - aber gut genug war ich ihnen nie. Ja, sie hatten einen Platz für mich und eine Frau und all das, was man eben bekommt, wenn man den richtigen Namen hat, aber das was ich wollte, Anerkennung und ehrliche familiäre Zuneigung? Nicht in dieser Familie." Er warf einen Rinderknochen einem streunenden Hund auf der Straße zu. "Das war zwar mein zu Hause, aber gefühlt habe ich es nicht mehr. Und so bin ich gegangen. Ich hatte keine Ahnung von der Seefahrt, keine Ahnung vom Krieg und von Schiffen. Aber ich hatte mich und ein meiner Meinung nach recht gutes Gespür für den richtigen Zeitpunkt. Und jetzt bin ich hier..." Es war nur gerecht, auch etwas von sich zu berichten und es tat gut darüber zu reden. "Ich vermisse Frankreich...", gab er leise zu. "Ich vermisse die steilen Klippen meiner Heimatstadt, den weißen Fels, den Fluss, den Wein. Dort bin ich geboren und groß geworden, die Sprache ist die Sprache meines Herzens. Heute spreche ich sie nicht mehr, weil kaum einer aus meiner Mannschaft sie spricht. Sie sprechen arabisch oder spanisch.. naja, er ein oder andere kann ein wenig französisch, aber es ist nicht das Gleiche. Die Sehnsucht dorthin zurückzukehren ist immer da, aber ich werde es nie wieder tun. Manchmal ist die Sehnsucht ein Anker. Weil man noch etwas hat, nach dem man sich sehnen kann." Er grinste, so als habe er gerade nicht seine inneren Gefühle offenbart. "Wie dem auch sei, ich bin sicher, du wirst deinen Weg gehen. Und der führt auf jeden Fall heute Abend in eine Kneipe mit mir. Ich bin es wirklich leid, allein zu trinken. Hast du mitbekommen, dass vor der Stadt wegen des Turniers ein etwas größerer Jahrmarkt eröffnet hat? Dort gibt es zwar sicher nur billigen Wein und Ale, aber die beste Vergnügung, was hälst du davon?" John [[BILD=8215079.jpg]] „Nein, ich bin definitiv kein Kuschelkater, zumindest nicht beim Sex“, bestätigte John. Mit Kieran kuschelte er, weil jener es brauchte, und dieser ihm wichtig war. Aber das hatte ja nichts mit Sex zu tun. „Je weniger Getue, desto lieber ist mir das. Ich hatte bisher erst kaum Typen, bei denen ich den Wunsch verspürt habe, noch einmal mit ihnen in die Kisten zu steigen. Ich denke, das Kuschelsyndrom kommt erst auf, wenn man jemanden auf einer ganz anderen Eben begehrt. Und das ergibt sich selten beim ersten Mal. Ob ich nun etwas verpasse, weiß ich schlichtweg nicht. Was man nicht kennt, vermisst man auch nicht. Und eigentlich ist mir die Unverbindlichkeit ganz recht. Es belastet nicht, es engt nicht ein, man hat keine Verpflichtungen, enttäuscht niemanden und wird nicht enttäuscht.“ Er zuckte mit den Schultern. Er hatte sein Leben lang gesehen, was passierte, wenn man vermisste, wenn man enttäuscht wurde, wenn man betrogen wurde. So wie Kieran gelitten hatte, darauf konnte er auch gut und gerne verzichten. Er hatte schließlich genug andere Probleme. John nahm ein wenig von dem Fleisch. Er hatte schon lange keines mehr gegessen. Sein Vater vertrat die Theorie, dass der Genuss von Fleisch dem menschlichen Körper nicht sonderlich gut zusagt, außer in Form von Brühe und Fisch. John hatte nie begriffen, wie er darauf kam, aber dann kochte er halt eher Gemüse und dergleichen Dinge, wenn sein Vater das wünschte. Wenn er dann Fleisch bekam, dann war ihm der Geschmack ein wenig fremd, aber Huhn zum Beispiel mochte er sehr gerne. Keine andere Perspektive… John dachte einen Moment über diese Worte nach. „Perspektive“ – er hatte noch nie eine andere eingenommen, als die, die gegeben war. Daher konnte man wohl wirklich sagen, dass dem so war. Was nun folgte, ein Einblick in Tancreds Werdegang, ließ ihn ruhig zuhören, während er aß und den anderen immer wieder prüfend ansah. Tancred bemerkte seine Fähigkeiten - die weltweit gefragt wären? Er könnte reisen? John stellte das erst einmal hinten an und hörte lieber dem Rest zu. Es beeindruckte ihn ein wenig, dass der andere so mutig gewesen war, einfach zu gehen. Die Parallele, die er zu seinem eigenen Leben gab, sah er natürlich. Er ahnte, warum Tancred ihm das erzählte. Er wollte nicht widerspenstig sein, wollte nicht bockig sein wie ein Kind, das schlecht machen, was ihm erzählt worden war, oder leugnen, dass es auf ihn ebenso zutreffen könnte. Daher schwieg er erst einmal, als der andere endete. Er wusste jetzt, was Tancred gemeint hatte, dass er sich gewünscht hätte, ein Talent zu haben, wie er oder wie Kieran, eines bei dem die Zukunft klar ist. Aber ganz offensichtlich hatte Tancred auch Begabungen, denn sonst wäre er definitiv nicht hier. Ein gutes Gespür für Situationen war etwas sehr wertvolles. Als Tancred fortfuhr und offenbarte, dass er Heimweh, Sehnsucht hatte, nickte John leicht. Er konnte das nachempfinden. Der Gedanke, London zu verlassen – eine Stadt, die ihm so viel gegeben hatte – bereitete auch ihm fast schon Schmerzen. John seufzte innerlich. Nun, er bezweifelte, dass er so mutig sein würde, London jemals zu verlassen, oder seinen Vater, der ihm zumindest ein zu Hause gibt und ihm sein Studium ermöglicht hat. Aber vielleicht sollte er hinsichtlich der Perspektiven einmal sehen, welche es da überhaupt gab. Denn das Reisen und in der Welt sein Glück zu versuchen, bedeutete doch auch immer, auf ein Schiff zu steigen und sich dem Wasser auszusetzen. Ob er das jemals könnte, war wohl ungewiss. Als Tancred mit diesem verlegenen Grinsen endete, lächelte John, als wollte er Tancred sagen, dass es ihn nicht störte, wenn jener ihm solche Dinge erzählte. Er würde darüber nachdenken. Aber nicht jetzt und nicht hier und nicht in Anwesenheit von Tancred. „Tut er das“, grinste John, als Tancred auf das Thema der Abendbeschäftigung zurückkehrte. „Das klingt ja so, als hätten wir ein Date. Und ja, habe ich. Kierans Familie ist dort und tritt auf. Aber ich habe es noch nicht hingeschafft.“ Er überlegte kurz, dachte darüber nach. Aber warum eigentlich nicht. Er mochte die Anwesenheit des anderen. Auch wenn ihn dieser Abschiedskuss damals ziemlich irritiert hatte. Ein paar Bierchen zu trinken und sich ein wenig bespaßen zu lassen. Why not? „Ist gut, ich komm mit“, stimmte er schließlich zu. „Dann kann ich Nana auch berichten, wie es ihrem Sohn geht.“ Tancrèd [[BILD=8258113.jpg]] Tancred sah in Johns Blick den Widerwillen, den er wohl zunächst empfand, als er ihm zuhörte und Tancred kannte genau diesen Blick von sich selbst. Man sah so ungern über den Tellerand hinaus, wenn da jemand anders war, der Dinge einfach anders gemacht hatte. Anders, ja. Anders und vielleicht besser. Vielleicht ein Beispiel daran zu nehmen fiel nicht immer leicht und Tancred wusste das nur zu gut. Dennoch sprach er zu Ende und als er geendet hatte und John erneut ansah merkte er, dass das, was er hatte sagen wollen, zumindest bei John angekommen war. Das reichte ihm. Auch wenn er es vielleicht für sich selbst getan hatte, zumindest zu einem Teil, so hatte es gut getan und vielleicht würde es John auch einen Schubser in die richtige Richtung geben, was auch immer das sein mochte. Als ihre Teller leer waren, bezahlte Tancred die Bedienung. Er hatte ja gesagt er wolle John einladen und teuer war es nicht. Gemeinsam verließen sie die Schenke und schlenderten an der Hafenmauer zu dem Kai hinunter, an dem das Handelsschiff lag, das Johns Ware bringen würde. "Ein Date..", wiederholte Tancred gerade. "Wenn du es so nennen willst. Ich weiß nicht, ob man sinnloses Betrinken als ein Date bezeichnen kann, aber es klingt definitiv besser als "sich volllaufen lassen." Denn nicht weniger hatte Tancrèd vor. Er wusste nicht, ob John sich noch einmal auf ihn einlassen würde, und er wusste auch nicht, ob er das selbst wollte. Ja, Unverbindlichkeit und Sex passten immer hervorragend zusammen, aber ihm war zumindest heute nicht sehr danach. Vielleicht lag es auch an diesem Gespräch, das ihn wehmütig gemacht hatte, er wusste es nicht genau. John [[BILD=8215079.jpg]] Dass Tancred zahlte, störte ihn nicht sonderlich. Schließlich hatte ihn jener hierher gebracht und angekündigt dass er zahlen würde, und John hatte zudem die Bier des anderen damals im Connor’s gezahlt. Gemeinsam machten sie sich auf zu dem Handelsschiff, das die beauftragten Waren für ihn bereithalten würde. Er mochte es nicht so gerne, den Schiffen wirklich nahe zu kommen. Wenn er doch einmal musste, spürte er immer diese immanente Angst in sich. Manchmal ärgerte er sich dabei über sich selbst. Wieso konnte er da nicht gelassener sein? Tancred holte ihn aus seinen Gedanken. Er grinste. „Ja, ein besserer Name für den Zweck unseres Treffens, aber so nennen würde ich es wohl ehrlich gesagt nicht. Schließlich hat ein Date immer zum Ziel, einen Partner zu finden oder gemeinsam im Bett zu landen. Und das ist nicht meine Absicht.“ Er schlief nie mit dem gleichen Mann zweimal, zumindest schon lange nicht mehr. Denn wenn man sich auf eine Affäre einließ – und zu mehr war er nicht bereit – so endete das meistens in Stress, wie er festgestellt hatte, weil der andere sich dann oftmals Hoffnungen auf etwas machte, was John einfach nicht bereit war zu geben. Tancrèd [[BILD=8258113.jpg]] Das Handelsschiff war schon von weitem auszumachen und sie hielten gemeinsam darauf zu. Vorn am Kai hatten sie einen Wagen organisiert, der bereits neben dem Schiff wartete, um beladen zu werden, und Tancred ging ganz selbstverständlich die Planke hinauf, bis er merkte, dass John nicht folgte. Behände drehte er sich auf dem dünnen Steg um, der dazu da war die Mannschaft hinunter zu bringen - denn der Laderaum wurde aus einer größeren Luke befüllt und geleert, doch diese Rampe war voller Männer, die Güter heraustrugen. Der Kapitän oben an der Reeling beobachtete den großen Mann mit Augenklappe misstrauisch, der so selbstverständlich über die Planke tanzte, als sei er selbst Seemann... Das bedeutete meistens nichts Gutes. Tancred sah, wie John das Wasser beäugte, und zuckte dann mit den Schultern, ehe er das letzte Stück überwand und sich an den Kapitän wendete. Als der erfuhr, dass er nur die Bestellung von Mr. Forbes abholen wollte, entspannte sich sein Gesicht merklich und er winkte ihm zu folgen. Kurz darauf erschienen beide in der Luke des Laderaumes und der Kapitän gestikulierte in Richtung einiger Körbe und tippte einige Matrosen an, die nach der Arbeit, die sie gerade verichteten, genau diese Körbe zu dem Wagen bringen sollten. Ein großer Mann zwängte sich an Tancred vorbei durch die Luke, schwer beladen mit einem großen Sack Salz. Ein kostbares Gut, das sicher für die Küche des Königs gedacht war. Er schwankte die Laderampe hinunter und wankte dann in Richtung eines bereits ähnlich voll beladenen Karrens hinter John. Tancred folgte ihm kurz mit dem Blick, ehe er sich wieder dem Kapitän zuwandte. Der sah dem beladenen Matrosen noch immer nach und riss im nächsten Moment die Hand hoch und brüllte eine Warnung, aber zu spät. Als Tancred herumfuhr, sah er nur noch, wie der schwer beladene Mann, der wegen seiner Ladung John absolut übersah gegen den jungen Arzt rempelte, der gerade fasziniert das Wasser beobachtet hatte. Oder eher ängstlich? Auf jeden Fall gab er ihm einen ordentlichen Stoß und John konnte nicht anders, als vornüber den Kai hinab und in das knapp zwei Meter tiefer liegende Hafenbecken zu fallen. Zum Glück fiel er weit genug "vorn" hinein, so dass er nicht zwischen Schiff und Kai eintraf. Naja, das hier war ja kein offenes Gewässer und es war auch nicht endlos. Trotzdem lief Tancred die Rampe hinunter und zu der Stelle an der John wieder auftauchte. Wenn John ruhig schwamm und sich streckte, würde er ihn aus dem Wasser ziehen können. John [[BILD=8215079.jpg]] Am Schiff angekommen, bremste John ab, während Tancred einfach weiterlief und hinaufsteigen wollte. John blieb in einigen Metern Entfernung stehen. Näher wollte er nicht, fühlte sich jetzt schon wieder unwohl und hatte das beklemmende Gefühl von Atemnot, obwohl er normal atmete. Ein wenig ärgerte es ihn, sich so vor Tancrèd zu verhalten, auch wenn er nicht wusste, warum. Vorsichtig ging er ein Stück auf das Wasser zu, das sich in unregelmäßigen kleinen Wellen am Kai brach. Seine Augen ruhten eine Weile auf der Wasseroberfläche, während er versuchte, sich zu entspannen. Manche behaupteten, dass das Geräusch von Wellen einen beruhigte und einschläfernd wirkte. Er konnte das kaum bestätigen, denn er merkte, dass das Adrenalin durch seine Adern schoss, sein Puls erhöht war. Er versuchte ruhiger zu atmen, sich an seine Position zu gewöhnen, und das war wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass er den Mann nicht sah, der genau in dem Moment, als sich John umdrehen wollte, an ihm vorbei lief, so dass John direkt gegen ihn rannte und dabei das Gefühl hatte, gegen eine Wand zu laufen. John fiel nach hinten, stolperte und im nächsten Moment fiel er rücklings ins Wasser. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)