Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 89: London 3 - Blut von meinem Blute -------------------------------------------- Dominico [[BILD=8210279.jpg]] Seine Intention nach London zu reiten bestand vornehmlich darin, später Kieran in der Apotheke zu besuchen. Allerdings waren da eben auch höfische Pflichten, die er einzuhalten hatte. So führte sein Weg nicht direkt in die Apotheke, sondern zuerst zum Palast. Wie immer war der Audienzsaal bereits gefüllt mit Menschen. Menschen, die einerseits etwas von Henry wollten, andererseits Menschen, die vorhatten am Hofe Karriere zu machen und Dank befreundeten Familien hier hereingekommen waren. Das Leben am Hofe war nun mal so - man kannte Menschen und man wurde gekannt. Bei Nico und Alessandro war es nicht anders und so war es auch kaum verwunderlich, dass Nico schon sehr bald darauf eine Gruppe seiner Befürworter um sich herum vorfand. Nach fast drei Tagen seiner Abwesenheit brachte man Nico auf den neuesten Stand im Palast, doch besonders viel geändert hatte sich nicht. Außer Cromwells Bemühungen, diplomatisch statt militärisch vorzugehen, war nichts weiter vorgefallen und so war die Zeit, die Nico im Palast verbrachte, vor allem dazu gut einfach wieder ein bisschen Präsenz zu zeigen. Denn weder Cromwell noch der König ließen sich blicken. Der König trainierte für das Turnier oder war dabei einen Nachfolger zu zeugen, während Cromwell was auch immer tat. Charles erschien etwas später und gemeinsam, wenn auch scheinbar weiterhin verfeindet, machten sie sich daran, Cromwells Turnierpläne zu durchkreuzen. Als es schließlich später Nachmittag wurde, verabschiedete sich Nico vom Hof und machte sich auf den Weg zu Kieran, also zur Apotheke. Er musste den Markt überqueren und erstand einiges an Essen für sich und Kieran - unter anderem auch mal wieder Süßigkeiten, die ihn an Cambridge erinnerten. Vielleicht würde das heute ja ein wenig wie Cambridge sein. Wer wusste das schon? John würde sicher irgendwann auch nach Hause kommen, aber Nico war das egal. Kieran würde sich freuen, ihn zu sehen, da war er sicher. Sein Pferd wollte er jedoch nicht in der Stadt unterbringen und so bezahlte er einen Boten, es zum Anwesen zurück zu bringen. Das war zwar teurer als eine Nacht im Stall, doch da in London die Luft in den Gassen stand und die relative Hitze die Stadt ziemlich unerträglich machte, wollte er seinem Pferd die Qual ersparen. Auf dem Anwesen wurde es gewaschen und durfte wieder auf die Weide zum Grasen, etwas Besseres konnte ihm ja kaum passieren. Also legte er die letzten Meter zu Fuß zurück. Er hatte einen Korb, in dem er das Essen transportierte, und hatte seine Jacke ausgezogen und darüber gelegt. Einerseits, um das Essen vor Fliegen und der Sonne zu schützen, und andererseits, um sich selbst damit den Gefallen zu tun, nicht all zu sehr zu schwitzen. Auch wenn er sich schon jetzt denken konnte, dass es bei Kieran unterm Dach noch heißer sein würde. Wenigstens war die Sonne schon auf dem wirklich absteigenden Ast und die Nacht würde Linderung bringen, da war sich Nico sicher. Als er zur Vordertür der Apotheke trat, fand er sie verschlossen vor und sah auch keinen Kieran durch das Fenster neben dem Eingang. Also ging er ein wenig am Haus entlang bis zu einem kleinen Tor, das in den Hinterhof führte. Dieses stand offen. Der Hof war nicht sehr groß. Mr. Forbes hatte kaum den Platz dafür, viele Kräuter selbst anzubauen, aber Dank Johns und Kierans Fingerfetigkeit hatten sie ein paar Beete auf Holzregalen erstellt, in denen Pflanzen wuchsen. Kieran war gerade dabei, ein frisch gesähtes Beet zu pikieren, und nahm um sich herum rein gar nichts wahr. Nico grinste und schlich sich an den jungen Mann heran, ehe sein Schatten über Kieran auf das Beet fiel. "Guten Abend, schöner Mann", raunte er ihm von hinten zu und schmunzelte, den Korb in sicherer Entfernung deponiert habend, um nichts zu Bruch gehen zu lassen, wenn Kieran sich nun doch erschreckte. Kieran [[BILD=8208305.jpg]] Er hatte gerade so viel Lust hier in der Apotheke den „Notdienst“ zu schieben, wie er einen Hinkelstein weit werfen konnte. Er wollte lieber auf dem Anwesen sein, wollte bei Dominico sein. Seinem Dominico, den er so vermisst und nun endlich wieder gefunden hatte. Allein bei dem Gedanken an die vergangenen Tage, den Morgen, den gestrigen Abend, ... Es ließ seinen Körper reagieren, erschaudern, beben. Dieser Mann raubte ihm jeglichen Verstand. Das war auch genau das Problem, das er hatte: er sollte eigentlich noch immer verletzt sein von einem Verhalten, das nicht richtig gewesen war. Er hatte gelitten und sich geärgert, hatte geglaubt, verloren zu haben… Und jetzt? Jetzt schien das alles so nebensächlich, weil er ja wieder hatte, was er so sehr begehrte. Aber wann würde es sich wieder ändern? Wann würde er wieder die kalte Schulter gezeigt bekommen? Wann würde er wieder wie „Nicht existent“ behandelt werden? Kieran stürzte sich in Arbeit, die es wirklich genug gab, indem er morgens mit Mr Forbes die Patienten besuchte und ihm dann half, nach Portsmouth aufzubrechen. Dann kümmerte er sich um den Laden, in dem dringend mal wieder aufgeräumt werden musste – alles besser, als zu viel Zeit zum Nachdenken zu haben. Denn wenn Kieran ehrlich zu sich war, hatte er unfassbare Angst, dass die nächste Begegnung mit Dominico wieder ganz anders ablaufen könnte, als ihre letzte. Während er arbeitete hatte er immer wieder Momente, wo er einfach innehalten musste, um sich einzureden, dass alles gut war, dass er sich keine Sorgen machen sollte, dass Nico so liebevoll zu ihm gewesen war, dass er ihn nicht anlog, wenn er ihm sagte, dass er ihn liebte, dass nach der Geschichte mit Cromwell und nach dem Turnier alles wieder gut sein würde… Als er den Laden zuschloss graute ihm vor dem Abend, den er allein in dem Haus verbringen würde. Wer wusste, wann John heimkäme - wenn überhaupt. Er hoffte es inständig, aber er kannte ihn zu gut, als dass das wirklich realistisch wäre. Wenn sein Vater weg war, war John froh um jede Sekunde, die er einfach für sich unterwegs sein konnte, ohne sich danach Moralpredigten anhören und vielsagende Blicke hinnehmen zu müssen. Sicher würde er ihn morgen im Laden ablösen, aber nichtsdestotrotz würde er heute ausgehen. Kieran konnte nur hoffen, dass er keinen Lover mit nach Hause nahm - wobei ihm gerade bewusst wurde, dass John das noch nie getan hatte... Der Abend war warm und nur in den Nächten merkte man, dass der Hochsommer noch auf sich warten ließ. Die Kräuter in ihrem provisorischen Garten gediehen gut. Kieran beschloss dort ein wenig zu arbeiten, weil das Mr. Forbes am meisten anstrengte. So saß er da, versunken in seinen teils trüben, teils euphorischen Gedanken, die ihn wohl die ganze Nacht beschäftigen würden. Er merkte nicht, wer hinter ihm in den Garten gekommen war. Erst als der Schatten sich über ihn legte und er die Worte hörte, wurde er aus seinen Gedanken gerissen und er erschrak sich mächtig. Denn sein erster Gedanke, als er den Schatten gesehen hatte, war, dass Cromwell jemanden geschickt hätte, um Nico weh zu tun. Viel zu laut hatte der nämlich vor zwei Tagen gesagt, dass er ihn liebte. Wer wusste schon, ob das nicht schon längst auch bei Cromwell angekommen war?! So schlug sein Herz heftig gegen seine Brust, als er sich umgedreht hatte und ihn erschrocken ansah. Er wusste gar nicht in diesem Moment, was er fühlen sollte. Er war erschrocken darüber, dass er eine Angst in sich hatte, die er noch nie gedanklich begriffen hatte. Eine Angst, die damit zusammenhing, dass er mit Dominico zusammen war, und die daher wohl wirklich auch einfach gesund war, die er aber noch nie wirklich zugelassen hatte. Diese Angst war es, die gerade gänzlich aus ihm rausgebrochen war. „Wie kannst du mich so erschrecken!“, fluchte er vielleicht etwas lauter, las nötig. „Ich dachte schon…“ Nein er würde lieber nicht sagen, was er dachte. „Gott, Dominico! Tu das nie wieder!“ Er schluckte und blieb auf Abstand zum anderen. Er musste sich erstmal beruhigen. „Was machst du überhaupt hier?“ Diese Frage war schneller draußen, als er es beabsichtigt hatte und so folgte ein „Entschuldige, ich habe mich wirklich erschreckt…“ Dominico [[BILD=8210279.jpg]] Dass er ihn wohl erschrecken würde, war Nico ja fast klar gewesen. Er hatte es nicht darauf anlegen wollen, doch wer konnte schon ahnen, dass Kieran so sehr in seine Arbeit vertieft war, dass er wirklich gar nichts bemerkte? So in Gedanken versunken kannte er Kieran nicht, zumindest hatte er es noch nicht sehr oft erlebt. Als der so erschrocken zusammenfuhr und herumruckte, zuckte auch Nico zurück. Vor allem, weil Kieran so laut protestierte, dass Nico unweigerlich nach oben sah - doch außer den Fenstern des Forbes Hauses führten keine Fenster in den kleinen Hof hinaus. Links von ihnen lag eine Scheuer, rechts ein größeres Wohnhaus ohne Fenster und dahinter ein weiterer Speicherbau, der zu einem Pergamenthersteller gehörte. Er trocknete in der luftigen Halle abgezogenen Tierhäute, ehe er sie verkaufte. Also sah sie niemand, der nicht unmittelbar nach ihnen suchte.. hoffte Nico. Er nahm Haltung an und räusperte sich, sein Gesicht etwas zerknirscht, weil er Kieran nicht hatte erschrecken wollen. "Was dachtest du schon..?", hakte er nach, nachdem Kieran es so im Raum stehen ließ. Dessen Frage ließ nun Nico misstrauisch die Stirn runzeln. Er wusste, dass Eifersucht ein Problem bei ihm war. Er war auf alles und jeden Eifersüchtig, der sich Kieran näherte oder mit ihm zusammen war, wenn Nico es nicht sein konnte. Er war auch auf Tancred eifersüchtig, aber weil er diesem Mann vor Augen geführt hatte, dass er mit Kieran zusammen war, und Tancred ein Mann von Ehre war, hatte er weniger Ängste gehabt. Doch so wie es gerade klang, schien Kieran nicht zu wollen, dass Nico hier aufgetaucht war. Da stellte sich doch die Frage: warum..? Oder nicht? Nico merkte, dass sein Blick im Hof umherglitt, doch er sah niemanden und hatte auch draußen keine Anzeichen davon entdeckt, dass noch jemand hier war. John war auf seinem eigenen Anwesen, also konnte auch der hier nicht rumspuken. //Entspann dich endlich, Nico..//, schalt er sich selbst und lockerte seine angespannte Haltung etwas, während Kieran versuchte sich zu fangen. "Was ich hier mache? Ich dachte mir, du freust dich über Besuch." Er schien etwas enttäuscht darüber, dass Kieran sich ihm nicht um den Hals warf, sah aber auch ein, dass es wohl seine eigene Schuld war. "Ich wollte dich nicht erschrecken, nur überraschen. Du hast gesagt, du kannst nicht kommen, weil du die Apotheke hüten musst.. und da ich bei dir sein will, bin ich eben hergekommen.. daran ist doch nichts verwerfliches, oder?" Vielleicht hatte Nico Kieran da einfach etwas voraus. Denn die Ängste, die Kieran jetzt erst plagten, die plagten Nico schon seit er Kieran das erste Mal mit in sein Bett geholt hatte. An Ostern in Cambridge und das war ja nun schon eine ganze Weile her. "Falls es dich interessiert, John hat es geschafft, meinen Bruder aus dem Bett zu bewegen..", erzählte er, um die unangenehme Stille zu überbrücken. "Frag mich aber bitte nicht wie. Ich habe es nicht verstanden.. hatte wohl etwas damit zu tun, dass ich ihn Alessio genannt habe und er diesen Namen nicht mehr hören will oder kann." Nico zuckte mit den Schultern und hoffte inständig, dass Kieran ihm die Schrecksekunde nicht mehr übel nahm. Kieran [[BILD=8208305.jpg]] Fast musste er schmunzeln, als ihm klar war, dass er mit seiner Reaktion den anderen erschreckt hatte. Aber er war wirklich so in Gedanken gewesen.... Er merkte, dass Dominico schaute, ob Kieran aufgrund seiner Reaktion neugierige Augen auf sie gezogen hatte. Innerlich musste Kieran seufzen. Ob sich das jemals ändern würde? Dieses Versteckspiel? Eher nicht... Das war letztlich klar. Dennoch hatte er das Gefühl, dass es in ihrem Fall noch schlimmer war, als bei anderen. Dass der andere nachfragte, was er dachte, war kein Wunder, aber er schüttelte nur leicht den Kopf. Es war Humbug und er wollte da jetzt nicht drüber reden. Wobei ihm Nicos Gesichtsausdruck dazu auch nicht gefiel. Bekam Nico das jetzt in den falschen Hals? "Ich dachte, ich werde angegriffen", erklärte er dadurch nun doch, damit es zu keinen Missverständnissen welcher Art auch immer kommt. "Mir geht Cromwell und das Attentat auf Alessandro nicht aus dem Kopf." Was war so schlimm daran, das zuzugeben?! Solange Nico ihn jetzt nicht versuchen würde, ihn zu überreden, auf dem Anwesen zu bleiben, war das egal. "Und dass du mich besuchen kommst, freut mich ungemein", gab er dann noch zu und lächelte, sich endlich wieder einigermaßen beruhigt habend. "Ich hätte nur im Traum nicht damit gerechnet...", gab er dann noch ehrlich zu. "Die Überraschung ist dir also durchaus gelungen. Und es ist definitiv nichts Verwerfliches daran." Er hatte kurz den Impuls, Dominico zu umarmen, um zu zeigen, dass er ihm nicht böse war. Aber auch wenn kaum jemand hier einsehen konnte, gab es dennoch die Möglichkeit. Daher unterließ er es. Erstaunt hörte er den Neuigkeiten zu dessen Bruder zu und ein zufriedenes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. "Das klingt super, ich freue mich! Lass uns reingehen und dort weiterreden...", lotste er Dominico. Innen schloss Kieran die Tür hinter ihnen. Als er sich umdrehte ging er direkt auf Nico zu, umarmte und küsste ihn, ohne eine weitere Sekunde verschwenden zu wollen. "Danke, dass du gekommen bist. Ich freue mich sehr!" Er lächelte den anderen an und küsste ihn noch einmal. Dann blickte er zum Korb, ohne den anderen loszulassen oder sich zu lösen. "Hast du was mitgebracht?", fragte er mit Blick auf den Korb, den Nico mit hineingenommen hatte. Dominico [[BILD=8210279.jpg]] Auch wenn es absurd war, so entspannte sich Nico als er hörte, was Kierans Befürchtung gewesen war. Angegriffen werden? Das war zwar unwahrscheinlich, aber trotzdem.. Ja, Cromwell war ein Idiot und ja, er war gefährlich - aber Kieran in seinem zu Hause verletzen? Zu welchem Zweck? Nein, Nico war sich ziemlich sicher, dass Cromwell den jungen Arzt in dieser Hinsicht gar nicht bedachte. Kieran war zu unbedeutend, um sich an ihm die Finger schmutzig zu machen. Ihm lag wahrscheinlich nichteinmal etwas an Nicos privatem Unglück, nein, es ging ihm nur um sein politisches k.o. Wenn, dann würde er Dominico öffentlich mit Kieran konfrontieren, um Publikum zu haben. Andererseits.. es hätte schon sein können, dass Cromwell den Arzt festsetzen ließ, um ihn auch sicher an der Hand zu haben, wenn er Dominico mit seinen perversen Neigungen konfrontieren wollte. Er wollte Kieran allerdings nicht verunsichern, spielte es daher etwas herunter. "Darüber solltest du dir keine Sorgen machen. Ich werde nicht zulassen, dass so etwas passiert.." Er hatte sich zu dem Korb umgedreht und hatte ihn wieder hochgehoben, ehe er Kieran ins Haus folgte. Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel dauerte es keine zwei Sekunden, bis Kieran an Nico hing und er ihn endlich küsste. Nico erwiderte den Kuss verlangend und sanft, er hatte ihn immerhin genau so vermisst. "Ja, ich habe dir etwas mitgebracht. Also genauer gesagt uns." Er stellte den Korb auf einem Tisch ab und hob Kieran an, um ihn daneben zu setzen, ehe er ihn wieder küsste. "Aber gerade will ich nicht dran denken, was drin ist..", schnurrte er leise und küsste Kieran wieder. Einfach nur ein wenig spüren, dass er ihn wieder hatte, wie ihre Zungen zärtlich miteinander spielten und sie sich mit leichten Bissen gegenseitig neckten. Als er merkte, dass die ganze Sache langsam Auswirkungen auf seine Lenden hatte, löste sich Nico schweren Herzens von ihm. "Ich habe etwas zu essen dabei, weil ich finde, dass es sich beim Essen besser redet.. denn wir müssen wirklich über einige Dinge reden, die in Zukunft auf uns zukommen werden." Er lächelte und schlug das Tuch zurück, das frische Trauben, Käse, Schinken und vor allem die süßen Leckereien verborgen hatte. Das frische Brot duftete herrlich, er hatte es wirklich direkt aus dem Ofen bekommen. "Was hälst du davon, auf dem Dach zu essen? Wir können uns den Sonnenuntergang ansehen.. und sind wirklich ungestört." So war es beschlossene Sache. Kieran organisierte ihnen einen Krug mit frischem Wasser, ehe sie hinauf gingen und es sich auf dem Dach bequem machten. Es war wirklich ein herrlicher Tag und bisher versprach das Wetter noch so zu bleiben. Henry behauptete, Gott wolle dass es an seinem Turnier das beste Wetter überhaupt gäbe, doch Nico hoffte einfach mal, dass es doch nochmal kühler wurde.. denn in der Sonne in der Rüstung auf dem Pferd zu sitzen, war nicht sehr angenehm. Jetzt allerdings, nur in Hemd und Hose, war es sehr bequem und Nico konnte es richtig genießen. Vor allem, weil Kieran bei ihm war. Sie hatten sich nicht nebeneinander, sondern hintereinander gesetzt, Kieran zwischen Nicos Beinen und an ihn gelehnt. Das Dach war an dieser Stelle breit und flach genug dafür und so hatten sie es sich richtig bequem gemacht. Der Horizont wurde immer röter, während die Sonne langsam tiefer sank und sie hatten einen einmaligen Blick auf das wundervolle Farbenspiel. Nico hatte beschlossen, Kieran in ihre Pläne mit Cromwell einzuweihen, weil es nichts brachte, ihn davon auszuschließen und ihm damit wieder etwas zu verheimlichen. Als er geendet hatte, schwiegen sie eine Weile, ehe Nico dieses eine unvermeidliche Thema ansprach. "Über kurz oder lang wird mein Bruder England verlassen müssen.. er hat bereits alles für seine Abreise vorbereitet und wartet nur auf die richtige Gelegenheit. Und was mich betrifft.." Er strich über Kierans Schulter und beugte sich dann vor, um genau diese Stelle zu küssen. "Ich werde auch für eine Weile verschwinden müssen, wenn die Sache mit Cromwell vorbei ist. Vielleicht werde ich auch... nicht wieder kommen." Es fiel ihm nicht leicht, das zu sagen. Nicht etwa wegen Kieran, sondern wegen der Situation an sich. Er war in London zu Hause und jetzt den Rückzug anzutreten, war nicht ganz so leicht wie es immer klang. "Deswegen muss ich wissen.." Er räusperte sich, weil es so unfair erschien, Kieran das zu fragen.. und weil er wusste, wie ungerecht es war. "Wie ernst es dir damit war, als du sagtest, du würdest.. mit mir weglaufen." Kieran [[BILD=8212633.jpg]] Kieran nickte auf die beruhigenden Worte des anderen hin und war irgendwie auch froh, dass Nico wegen dieser Gedanken sich nicht über ihn lustig machte. Er nahm sich selbst nicht besonders wichtig, aber er wollte eben auch nicht zu einem Problem werden, auf welche Art auch immer. Zumal Nicos völliges Abschotten während er auf dem Schiff war ja genau aus dem Grund gewesen war. Hatte er ihm nicht vor ein paar Tagen noch erklärt, das er vermeiden wollte, dass er auch zu einem potentiellen Ziel werden könnte? Das schien Nico jetzt auch einzusehen und seine Worte beruhigten Kieran nur bedingt. Als sie sich endlich wieder küssten, war das sehr wohltuend für Kierans von Zweifeln und Sorgen zerfressene Seele Irgendwie wusste er nicht, ob das Vertrauensverhältnis zumindest seinerseits so bald wieder aufgebaut war. Er versuchte sich da nichts anmerken zu lassen, denn Nico schien alles so vollkommen normal zu nehmen. So, als seien sie nie getrennt gewesen, so als sei alles beim alten. In Kieran sah es da noch immer anders aus. War das falsch von ihm? Sollte er nicht genießen, dass alles wieder in Ordnung war? Er kam sich ein wenig kindisch vor, noch immer so zweifelnd zu sein, noch immer so nachtragend zu sein. Aber er konnte nunmal auch nicht aus seiner Haut. Doch das war jetzt erstmal nicht Thema. Im Moment freute er sich einfach, dass Dominico wieder da war und dass seine Sorgen unbegründet waren. Er hatte bei ihm sein wollen… Und das Wissen darum fühlte sich gut an. Bereitwillig ließ er sich auf den Tisch heben und ließ sich von den Küssen des anderen einnehmen. Ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen, bevor Dominicos Küsse fordernder wurden. Kieran hatte seine Arme um die Schultern des anderen gelegt und er kraulte ihm leicht durchs Haar. Der Kuss weckte Erinnerungen an die vergangenen Nächte und Kieran merkte, dass jegliche anderen Gedanken wichen. Dominico machte ihn einfach furchtbar willenlos, grauenhaft, wenn er so darüber nachdachte. Aber es störte ihn irgendwie auch nicht. „Essen..“, murmelte Kieran atemlos von dem Kuss. „Reden… Irgendwie kamen mir gerade ganz andere Gedanken.“ Er grinste leicht. „Aber wir sollten wirklich reden.“ Er folgte dem Blick des anderen auf den Korb, als dieser das Tuch zurückschlug, und was er sah war mehr als nur lecker. „Dach hört sich super an und Sonnenuntergang auch, mein kleiner Romantiker“, neckte er und grinste. Kieran lehnte sich leicht an Dominico und genoss die Atmosphäre, die ihre Zweisamkeit und die Abendstimmung bereitete. Er erinnerte sich noch gut daran, wie es gewesen war, als er mit Nico das erste Mal hier oben gesessen hatte. Er musste schmunzeln bei dem Gedanken daran. Wenn man bedachte, durch welche Höhen und Tiefen sie anschließend gegangen waren?! Die Stille, die anfangs herrschte, musste jedoch unterbrochen werden. Es gab wirklich einige wichtige Dinge zu besprechen und wie könnte er von Nico verlangen, ihn in Zukunft teilhaben zu lassen, wenn er jetzt nicht zuhören wollte? So hörte er ihren Plänen hinsichtlich Cromwell zu und Kieran nickte hin und wieder, fragte manchmal nach und als Dominico geendet hatte, schwieg er einen Moment, bevor er sagte: „Ihr habt euch viel Gedanken gemacht und alles bedacht, wie mir scheint. Es ist nicht ganz ungefährlich, aber ich denke, ihr seid gut vorbereitet. Mit meiner Hilfe könnt ihr in jedem Fall rechnen.“ Als Dominico ansetzte, weiterzureden, merkte Kieran schon am Tonfall, dass es nun ernst wurde. Dominico erklärte, dass Alessandro vorhatte, England zu verlassen, was aufgrund der politischen Lage und dem Umbruch, der sich gerade vollzog, klar war. Ein Kardinal wäre hier nicht mehr sicher. Dass das auch Auswirkungen auf Dominico hatte, war Kieran klar, aber er hatte sich bisher noch nicht getraut, darüber nachzudenken. Denn Dominico und sein Bruder waren sich mehr als wichtig. Das hatte er deutlich zu spüren bekommen. Alessandro war Dominico wichtiger, als er selbst. Blut war dicker als Wasser. Daher wusste Kieran schon, was folgen würde, bevor Dominico es aussprach. Dass Dominico ihm so nahe war, ihn so zärtlich berührte und liebkoste, nahm er nur am Rande wahr. Irgendwie spannte sich in ihm gerade alles an. Wollte Dominico ihm gerade klar machen, dass er bald weg sein würde? Wieso war er dann überhaupt wieder mit ihm hier? Wieso tat der andere das? Denn eines war Kieran klar: Er würde Dominico nicht als Arzt zu dessen Familie begleiten. Niemals würde er sich in eine solche Abhängigkeit begeben. Er würde sich nicht einengen lassen und schon gar nicht als ‚Mätresse‘ sein Leben fristen wollen in einer Gesellschaft, die ihn nicht akzeptieren würde. Kieran blickte auf seine Hände und ihm verging der Appetit. Er würde nicht wieder zurückkehren nach England… Dominico würde nach Italien zurückkehren, mit seinem Bruder, seiner Frau, seinen Kindern, zu seiner Familie, in der es für ihn keinen Platz gab. Warum sagte er ihm das, kurz nachdem sie wieder zueinandergefunden hatten? Wollte er ihn quälen? Kieran biss sich auf die Unterlippe, versuchte sich zu sammeln und dieses grässliche Gefühl in sich herunterzuschlucken, das sich so penetrant in seinem Hals festgesetzt hatte. Doch als Dominico weiterredete, stutzte er und drehte sich fragend um. Man sah ihm an, dass er kämpfte, er konnte sich und wollte sich da auch nicht verstellen. „Weglaufen?“, fragte er etwas erstickt. „Hast du mir nicht gerade sagen wollen, dass du zu deiner Familie nach Italien zurückkehren möchtest?“ Er war irritiert. „Denn dahin würde ich nicht mitkommen, das kann ich nicht. Aber weglaufen? Wie meinst du das?“ Er hatte das Gefühl, nicht genau zu verstehen, was Dominico ihm da mitteilen wollte. „Ich möchte an deiner Seite sein, dein Lebensgefährte sein, keine Mätresse. Da ist es mir letztlich egal, wohin ich mit dir gehe, solange das so ist.“ Dominico [[BILD=8210279.jpg]] Es war ein verdammt ernstes Thema und es war Nico, der sich die letzten Nächte damit um die Ohren geschlagen hatte, während Kieran ruhig neben ihm geschlafen hatte. Ihm war klar geworden, wo er seine Prioritäten im Leben legen musste, denn er hatte erkannt, dass er Kieran mit seinem Verhalten um ein Haar ganz verloren hatte. Der Gedanke schmerzte so sehr, dass er ihn nicht ertrug. Dann war da Alessio gewesen, der seine ganze Kraft dafür aufgebracht hatte, ihnen einen Start in Italien zu ermöglichen, der nicht von ihrer Familie abhängig war. Denn als Kardinal in den Vatikan zurück zu kehren, war kaum möglich. Man würde ihn zurück nach England schicken und fordern, dass Alessio sein Leben für den Glauben einsetzte und Alessio würde das nicht mehr tun. Das Gleiche galt wohl für Dominico, dem man nicht verzeihen würde, diesen Stand aufgegeben zu haben. Nein, die Familie war keine Option mehr für sie beide und das wussten sie auch. Nur wohin? Als Kieran ihn damals nach der Insel gefragt hatte, war das zwar überraschend für Nico gewesen, doch er und sein Bruder hatten bereits Tage zuvor über diese eine spezielle Insel gesprochen. Giannutri... ein kleines Paradies im Mittelmeer, nah genug am Festland, um sich versorgen zu lassen, aber weit genug davon entfernt, um unbehelligt zu bleiben. Dennoch hatte Nico mit sich gehadert: denn ein Leben auf dieser Insel, was hätte es schon? Kaum eine Herausforderung, keine Arbeit, die er kannte. Alessio hatte davon geschwärmt, sein eigener Herr zu sein. Doch wenn Nico ehrlich war, dann konnten sie beide nichts. Sie konnten keine Tiere schlachten, sie konnten nicht schmieden, sie hatten kein Handwerk gelernt. Wie sollten sie überleben? Den wenigen Boden bestellen, den Giannuti hergab? Sie würden auf Nahrung vom Festland angewiesen sein, auch wenn das sicher kein Ding der Unmöglichkeit war. Und sie würden definitiv Langeweile haben. Davor fürchtete sich Nico am meisten. Es würde keine Ablenkung, keine Abwechslung mehr geben. Auch wenn für Alessandro festgestanden hatte, dass er die Pferde mit auf die Insel nehmen wollte, zumindest einen Teil von ihnen, so war das nur ein Aspekt und eine Aufgabe, die sie dort hatten. Würde ihm nicht irgendwann langweilig werden? Aber Kieran hatte recht gehabt, als er sagte, es käme darauf an, mit wem man auf der Insel lebte.. und der Gedanke daran, Alessandro und Kieran dort zu wissen, tat gut. Denn Giulia hatte sich von dieser Idee einfach nicht überzeugen lassen wollen. Sie wollte das Leben am Hof nicht aufgeben und die Sicherheit der Familie für ihre Kinder. Dennoch hatte sie Alessio und Nico verstanden und hatte Alessios "Fluchtvorhaben" sogar unterstützt. Sie hatte sich bereiterklärt, alles notwendige Material und Arbeitskräfte nach Giannutri zu schaffen.. und ohne einen Hinweis auf seinen Verbleib aus London zu verschwinden, würde machbar sein. Einfach untertauchen, einfach nicht mehr da sein - es würde schwer werden, aber es würde möglich sein. Nico wusste, dass er nicht ohne Kieran gehen würde, wenn es denn wirklich so weit kam. Wenn sein Bruder von dieser Flucht sprach, die er antreten wollte, dann klang es für Nico so weit entfernt. Doch ihm wurde immer bewusster, dass er sich mit diesem Thema dringend auseiandersetzen musste. Deswegen tat er es jetzt mit Kieran. Der versteifte sich beinahe sofort in seinen Armen, als Nico darauf zu sprechen kam, nach Italien zurückzukehren. Erst das Wort "Weglaufen" brachte Kieran von dem wohl vorgefertigten Denkmuster in seinem Kopf ab, das ihm klar machte, dass Nico gerade dabei war ihn zu verlassen. Nico starrte erst in den Himmel, dann sah er Kieran an, der sich ihm zuwandte. Er machte ein Gesicht, als habe er gerade schon mit ihrer Beziehung abgeschlossen. "Habe ich das Wort Familie erwähnt?", konterte er leise und zuckte dann mit den Schultern. "Ich kann nicht zurück zu meiner Familie und ich will es auch nicht. Alessio kann es sowieso nicht und er will es noch viel weniger als ich. Giulia wird zurückkehren, aber wir beide nicht." Er sprach es aus, als sei es beschlossene Sache. "Bisher steht nur fest, dass mein Bruder nach dieser Cromwellgeschichte verschwinden wird. Für ihn ist die Luft dann eindeutig zu dünn, für mich nicht. Ich kann nicht einfach.. abhauen. Ich habe eine Verpflichtung gegenüber seine Majestät und ich bin sicher, er wird sich auf diese Beziehung rückbesinnen, wenn Cromwell nicht mehr da ist. Er wird einen guten Feldherren brauchen und er hat nur mich und Charles. Aber danach, wenn diese Schlacht geschlagen ist, dann.. dann werde ich nicht zu meiner Familie zurückkehren. Dann will ich mit dir zusammen sein, nur mit dir, an einem Ort an dem uns niemand finden kann und an dem wir uns nicht verstecken müssen. Ich habe dir in der Vergangenheit so viel Unrecht zugefügt.. ich habe so viel falsch gemacht. Ich weiß das und es tut mir aufrichtig leid. Ich will es in Zukunft besser machen und deswegen will ich mit dir an einen Ort gehen, an dem ich dir gerecht werden kann." Kieran [[BILD=8212633.jpg]] Kieran war sichtlich überrascht, als Dominico ihm erklärte, dass nicht die Familie Teil des Plans war, dass er dorthin auch gar nicht zurückkehren könnte. Dann erklärte er, dass er und Alessio vor hatten, nach Italien zurückzukehren, aber eben unabhängig von ihrer Familie. Wie sollte denn das gehen? Kieran hörte zu und das Gefühl der Ohnmacht wich einem Gefühl von Überraschung. Aber Dominico erklärte, weshalb das so wäre und die Worte, die er hörte, waren stimmig, zumindest was Alessandro betraf. Als Kardinal, der aus einem im Umbruch befindlichen Land floh, war sicher in Rom kein Platz mehr. Aber hier zu riskieren, sein Leben zu verlieren, war genauso unmöglich. Hieße das, Alessandro würde untertauchen? Als Dominico erklärte, dass das jedoch bei ihm nicht so einfach wäre, nickte Kieran verstehend. Aber wieso musste er dann in den Krieg ziehen? Gegen Frankreich? Oder wen? Kieran hatte momentan keinen rechten Einblick in die politische Lage. Aber wer sagte, dass Dominico aus der Schlacht zurückkehren würde? Doch dieser Gedanke wurde erst einmal verdrängt, als Dominico weitersprach und Kieran überrascht aufblickte, so als könnte er gar nicht glauben, was er da hörte. Dominico wollte mit ihm zusammen sein? Irgendwo, wo sie einfach miteinander leben könnten? Entschuldigte sich Dominico da gerade? Kierans Gedanken überschlugen sich und er wusste gerade so gar nicht mehr, was er denken und fühlen sollte…. – Wobei, was er fühlte, war eigentlich nicht so schwer: es machte ihn glücklich. Dieser Gedanke, dass Dominico mit ihm zusammen sein wollte, machte ihn glücklich. So einfach war das…. Kieran schwieg eine Weile, blickte wieder in den Sonnenuntergang. Er war innerlich aufgewühlt und doch wusste er die Antwort. Als er sich wieder etwas ruhiger fühlte, sagte er mit recht trockenem Ton. „Ja, du hast da einige Dinge falsch gemacht…“ Er nickte, so als müsste er seinen eigenen Worten noch mal Nachdruck verleihen. „Ziemlichen Mist hast du mit mir gebaut, das muss ich schon sagen.“ Er drehte sich wieder und sah den anderen an. „Aber wenn du wirklich vor hast, in Zukunft das besser zu machen…“ Er blickte den anderen prüfend an. „Dann bist du so genau auf dem richtigen Weg.“ Er konnte nicht mehr anders, als zu grinsen. „Vorausgesetzt…“ Er hob den Zeigefinger. „Vorausgesetzt, du versprichst mir, von dem Zeitpunkt an, an dem wir an diesem Ort sind, mir jeden Abend, und zwar wirklich JEDEN, einen Kuss zu geben. Mindestens versteht sich.“ Er grinste leicht. „Nein, Spaß beiseite“, sagte er nun und sah Dominico ernst an. „Ich würde dir überallhin folgen, das weißt du doch. Ich bin dir verfallen mit Haut und Haar und ein Leben ohne dich kann und möchte ich mir nicht vorstellen. Du hast mir mein Herz gestohlen und auch wenn ich in den letzten Monaten ziemlich enttäuscht war, so möchte ich es nicht wiederhaben. Aber eines musst du mir wirklich versprechen.“ Er sah Dominico noch immer ernst an. „Wenn du wirklich noch in einen Krieg ziehen musst, dann verlange ich von dir, dass du unversehrt zurückkehrst. Hast du mich verstanden, Dominico Sforza?“ Kieran überlegte einen Moment, zögerte. Er wusste nicht so genau, ob er das tun sollte… „Warte mal“, sagte er und rutschte zur Fensterluke, um sich in sein Zimmer hinunterzulassen. Dort suchte er kurz etwas, und kletterte wieder hinauf. Diesmal setzte er sich Dominico gegenüber, so dass er ihn ansehen konnte. „Du wirst mich gleich für furchtbar albern halten, aber… Egal. Ich habe sie in Portsmouth gekauft, noch bevor ich wusste, dass du dich nicht mehr bei mir melden würdest… und später habe ich sie aufgehoben, weil ich irgendwie immer gehofft hatte, dass wir wieder zueinander finden… Womit ich ja recht hatte“, sagte er etwas verlegen, als er Dominico ein kleines Kästchen in die Hand drückte. Die Ringe, die sich darin befanden, waren typische Ringe, die in ihrer Zeit Männer trugen. Er hatte extra darauf geachtet, dass sie nicht sehr auffällig wären, aber er hatte gedacht, dass, wenn sie sie trugen, wenigstens immer etwas vom andren bei ihnen wäre, irgendwie. „Wenn du ihn nicht tragen magst, dann versteh ich das…“ Schließlich würde man ihn vielleicht darauf ansprechen, oder er gefiel dem anderen nicht. „Aber vielleicht magst du ihn ja trotzdem haben - als Symbol unserer gemeinsamen Zukunft.“ Dominico [[BILD=8210279.jpg]] Nico wusste, dass das Worte waren, die zwischen ihnen einfach gesagt werden mussten. Kieran brauchte das und Nico musste es sagen, um die Welt zwischen ihnen wieder ein wenig mehr gerade zu rücken nach all dem, was sie aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Und Kieran bestätigte ihn nur darin, dass er wirklich viel Mist gebaut hatte. Aber Nico wusste das ja auch und deswegen hatte er diesen Ort und diesen Zeitpunkt gewählt, um mit dieser Sache ins Reine zu kommen. "Ich habe dir unrecht getan, ich weiß. Und es war falsch von mir. Falsch von mir, dir das zuzumuten. Du hast das nicht verdient. Und du wirst natürlich jeden Abend einen Kuss bekommen, aber nicht nur jeden Abend sondern auch jeden Morgen, wenn du neben mir aufwachen wirst. Ich weiß, wie schrecklich ungerecht es erscheinen muss in dieser Welt zu leben. Ich wollte das alles nicht so für uns beide, aber so ist es nunmal gekommen und ich bereue keinen Tag, keine Sekunde, die ich mit dir verbracht habe. Ich liebe dich.. und ich verspreche hoch und heilig unversehrt aus dem Krieg zurück zu kommen und dann meine Siegprämie an einen Ort zu verschleppen, an der ich sie genießen kann." Er grinste noch immer, konnte einfach nicht anders, weil auch Kieran lächelte. Doch dann war Kieran auf einmal nach unten verschwunden und Nico lehnte sich zurück, trank seinen Becher mit Wasser leer und sah in den Sternenhimmel, der über ihnen aufzog. Es war wunderschön hier oben.. eigentlich beinahe auch ein perfekter Ort. Doch der Sternenhimmel über Giannutri war einfach noch schöner. Und den würde er mit Kieran am Strand genießen können, am Strand liegend und Kieran in seinen Armen.. oh ja. Dann war Kieran auf einmal wieder da und Nico sah im schwächer werdenden Licht auf das, was Kieran mitgebracht hatte. Albern? Was war wohl in der kleinen Schachtel? Nico sah Kieran an und nahm dann die Schachtel entgegen, während er seiner Erklärung lauschte. Da hatte Kieran wohl den richtigen Riecher gehabt.. naja, vielleicht kannte er ihn einfach doch besser, als Nico es sich eingestehen wollte. wenn du ihn nicht tragen magst.. Nico öffnete das kleine Kästchen. Auf dunklem Brokat lagen darin zwei wunderschöne schlichte Ringe aus Silber. Sie waren wunderschön, nicht protzig, sondern schlicht, aber dennoch von einer ganz gewissen Eleganz. Nico trug normalerweise einen Siegelring, zumindest dann wenn er am Hofe tätig war. Einen Ehering trug nur Giulia, er nicht und sie beide taten das aus verschiedenen Gründen. Der Ring, den Kieran ihm schenkte war wunderschön.. und natürlich würde er ihn tragen. Vorsichtig nahm er beide Ringe heraus. Welcher wem gehören würde, war am Durchmesser der Ringe leicht zu erahnen und so ließ er seinen eigenen Ring vorerst über den Zeigefinger gleiten. Dann ergriff er Kierans Hand, die er in den eigenen Schoß gelegt hatte, um seinen Händen etwas zu tun zu geben, während er auf Nicos Reaktion wartete. Er nahm den Ring und ließ ihn langsam über Kierans Ringfinger gleiten. „Du bist Blut von meinem Blute und Fleisch von meinem Fleische. Ich schenke dir meinen Leib, auf das wir eins sein mögen. Ich schenke dir meine Seele, bis wir unser Leben aushauchen." Es war ein altes schottisches Eheversprechen, dass er auf seiner Reise aufgeschnappt hatte - und es passte an keinen Ort und keine Zeit besser als hier und jetzt. Kieran [[BILD=8212633.jpg]] Kieran war froh, dass Dominico offen zugab, einen Fehler begangen zu haben und dass er sich dafür entschuldigte. Was konnte Kieran für einen größeren Liebesbeweis erwarten, als Dominicos Versprechen, für ihn seine Familie zu verlassen? Daher war Kieran davon überzeugt, dass alles andere die Zeit vergessen lassen würde. Letztlich war doch nur wichtig, dass sie nun wieder zusammen waren. Das Gefühl, dass ihm das jederzeit wieder passieren könnte, würde ebenfalls weichen, ganz bestimmt. Die Worte, die der Entschuldigung folgten, taten Kieran in der Seele gut und ja, das würde die Wunden heilen lassen, definitiv. Kieran kuschelte sich enger an den anderen an. „Es ist nicht ungerecht, es ist halt so. Aber solange wir immer wieder zueinander finden, ist das alles in Ordnung“, warf er zwischendrin ein und lächelte, als Dominico fortfuhr. Dominicos Liebeserklärung weckte in ihm dieses sanfte Kribbeln, das er so mochte. Er erwiderte jedoch nichts, ließ es einfach für sich stehen. Das gehörte ihm, nur ihm und das hatte er sich auch verdient. Das Versprechen, unversehrt zurückzukehren, war zwar letztlich albern - und das wussten sie beide - aber es tat gut. Dominico würde alles in seiner Macht stehende tun, um wieder zurückzukehren. Und mehr wollte er nicht wissen. Kieran küsste den anderen sanft, so als wolle er damit das Versprechen besiegeln. Kieran beobachtete fast schon ein wenig nervös, wie Dominico die Schachtel öffnete. Er konnte den Blick es anderen nicht so ganz deuten, etwas wie Erstaunen, Überraschung, ein wenig bewundernd? Definitiv nicht verärgert oder gar amüsiert – also kein Grund zur Sorge. Als Dominico die Ringe herausnahm und seien auf den Zeigefinger steckte, begriff Kieran zunächst nicht, wieso jener das tat. Doch als Dominico seine Hand ergriff, wurde ihm bewusst, was jener vorhatte. Kieran merkte, dass ihn das berührte, dass er fast ein wenig verlegen wurde, und dass er sein Herz heftig klopfen spürte. Diese ganzen Gefühle kochten noch mehr hoch, als Dominico anfing zu sprechen. War das hier gerade nicht eigentlich wie eine Hochzeit? Wie eine Trauung? Ein Eheversprechen? Kieran war perplex und überrascht. Er hatte die Ringe gekauft, damit sie etwas verband, nicht um den anderen zu ehelichen. Dennoch war es gerade deshalb so unfassbar berührend. Die Worte, die Nico gewählt hatte, ging ihm unter die Haut und er spürte Gänsehaut am ganzen Körper. Als Dominico geendet hatte, ergriff Kieran die Hand des anderen und zog ihm den Ring von seiner provisorischen Stellung, um ihn am passenden Finger wieder überzuzuziehen. Dann blickte er Dominico an und sagte langsam und eindringlich: „Du bist Blut von meinem Blute und Fleisch von meinem Fleische. Ich schenke dir meinen Leib, auf dass wir eins sein mögen. Ich schenke dir meine Seele, bis wir unser Leben aushauchen.“ Er sah Dominico an und lächelte, dann beugte er sich vor und küsste ihn zärtlich. Sie waren gerade einen Bund fürs Leben eingegangen. Das fühlte sich fantastisch an. Dominico [[BILD=8210279.jpg]] Er hatte eine Traumhochzeit in London gefeiert, mit Giulia. Henry hatte sich nicht lumpen lassen, war bei ihrer Trauung dabei gewesen, hatte ihm und seiner Frau teure Geschenke gemacht und die Feier ausgerichtet. Als sie nach Italien gekommen waren, hatten sie abermals geheiratet, im Vatikan, und Alessandro hatte die Messe gehalten. Die Familie hatte sie auch reich beschenkt und eine rauschende Feier abgehalten und für Giulia war es ein wundervoller Traum gewesen, wie sie selbst gerne betonte. Doch das hier, was Nico jetzt fühlte, als er Kieran ein Eheversprechen gab, auch wenn sie natürlich vor keinem Gericht und keinem Gott verheirtatet waren, das fühlte sich echter an. Echt, wirklich und vor allem sehr gewollt. Er lächelte als Kieran den Ring an seinem Finger abnahm um ihm den ebenfalls wieder an den Ringfinger zu stecken.. und Nico fühlte die gleichen Schmetterlinge in seinem Bauch aufsteigen und kam Kieran entgegen als der sich vorbeugte. Es war ein so unschuldiger Kuss und dennoch besiegelte er ihr Versprechen, mit dem Nico sich selbst willentlich genauso an die Leine gelegt hatte. Früher hatte er das nie gewollt, doch jetzt erschien es ihm, als gäbe es keine andere Möglichkeit. Er griff Kierans Hand und hielt sie fest, als sie den Kuss lösten. "Also sehe ich das richtig, das hier ist unsere... Hochzeitsnacht?" In der Dunkelheit, die sie inzwischen umgab, konnte man Nicos Gesicht nicht sehen, sein Grinsen war aber zu hören. "Also.. dann sollte ich dich über die Schwelle tragen, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir dann nicht abstürzen." Er strich über Kierans Wange und dann tiefer, ließ den Finger über Kierans Schlüsselbein gleiten. Und dennoch, auch wenn Nico Kieran jetzt nicht auf ein riesiges Bett voller Rosenblüten werfen konnte - hier war es perfekt und es war perfekt, dass sie genau hier waren. Denn es war genau der Ort, der zu ihrer Liebe passte, geheim, versteckt, und doch wunderschön. Als sie schließlich hineingingen und durch das Dachfenster nach unten glitten, griff Nico beinahe scheu nach Kierans Hüfte, um ihn zu sich zu drehen und ihn zu küssen. "Ich liebe dich..", flüsterte er leise gegen Kierans Lippen. "Und ich habe wirklich zu selten Danke dafür gesagt, dass du nie den Glauben an mich und an uns verloren hast. Also.. danke. Und jetzt.." Er grinste wieder etwas mehr. "..muss ich dir leider sagen, dass ich diese 'Ehe' erst anerkenne, wenn ich sie mindestens einmal mit dir vollzogen habe." Dennoch dachte er nicht daran, Kieran schamlos und von Lust getrieben, die Kleider vom Leib zu reißen. Das hier war ihre "Hochzeitsnacht" und sie verlangte mehr. Zärtlichkeit und Achtung voreinander und so waren Nicos Hände sehr sanft, als er anfing Kieran zu entkleiden und er berührte ihn so zärtlich, als täte er es das erste Mal, entdeckte Kierans Körper für sich ganz neu. Kieran [[BILD=8212633.jpg]] Kieran musste unwillkürlich grinsen, als Dominico ihn fragte, ob das ihre Hochzeitsnacht sei. „Kann man wohl so sagen“, sagte Kieran gespielt nachdenklich und lauschte den Worten, die folgten. Fast hätte er lachen müssen, während er versuchte die Augen des anderen in der Dunkelheit einzufangen. „Das wäre nicht zu verantworten, wenn ich solch ein Wagnis von dir verlangte“, lächelte er und lehnte sich gegen die streichelnde Hand des anderen, die über sein Gesicht strich. „Lass uns herunterklettern“, sagte er leise und genoss das Gefühl, das er gerade hatte. „Wenn wir auf unserer Insel, unserem Paradies eintreffen, dann darfst du mich gerne noch einmal über eine Schwelle tragen. Oder sagen wir lieber: dann bestehe ich darauf, dass du das tust.“ Er lächelte bei diesem Gedanken. Unten angekommen, ließ er sich nur zu gerne zu Dominico ziehen. Er merkte, dass Dominico fast schon vorsichtig war, wie er ihn berührte. So als hätte er Scheu davor. Einen Moment sah er den anderen fragend an, bis dieser ihn küsste und Kieran sich mit einem Mal wieder diesem faszinierenden Kribbeln im Bauch ausgesetzt fühlte, als Dominico ihm seine Liebe gestand. Ihm wurde klar, dass der andere vielleicht so vorsichtig war, um ihm nicht das Gefühl zu geben, das alles nur für Sex gemacht zu haben. So ein Gedanke wäre Kieran nie gekommen. Das, was zwischen ihnen war, war mehr als Sex, wesentlich mehr – es war unbeschreiblich. Der Dank, der folgte, wischte nun jegliche düsteren Gedanken beiseite, die noch irgendwie in ihm hätten zurückbleiben können. Nun war alles wieder zwischen ihnen normalisiert und nichts stand mehr zwischen ihnen. Dominico hatte sich entschuldigt und ihm gedankt und ihm versprochen, dass so etwas nie wieder vorkommen würde. Mehr konnte er nicht verlangen. In Zukunft, jetzt wo sie "verheiratet" waren – würde er dieses Versprechen auch gnadenlos einfordern. Kieran hatte seine Arme um den Hals, die Schultern des anderen gelegt und sah ihn lächelnd an, als er das Grinsen sah, das die Lippen des anderen zierte. Was womöglich bei der Feststellung der gemeinsamen „Hochzeitsnacht“ im Raum gestanden hatte, forderte Dominico nun – und zwar mindestens einmal. Kieran lachte leicht. „Tze“, sagte er gespielt beleidigt. „Also denkst du doch nur daran..“ Dass er das mit keinem Wort ernst meinte, sollte der Tonfall deutlich machen. Sie küssten sich sanft und Kieran merkte, dass die Art und Weise, wie ihn Dominico gerade behandelte, genauso vorsichtig und ja.. irgendwie höflich und schier ehrfurchtsvoll blieb. „Doch…“ Seine Augen fingen an, den Händen des anderen zu folgen, die langsam begannen, ihn zu entkleiden. „…wenn ich es mir recht überlege…“, sie küssten sich, und in Kieran spielte sich ein Feuerwerk an Glückseligkeit ab, das seinesgleichen suchte. „…dann möchte ich auf das ‚mindestens‘ beste…ngh…hen…“ Was folgte war Sex, den er in dieser Form noch nie gehabt hatte. Wenn Kieran in den nächsten Tagen daran denken würde, so war er sisch sicher zu dem Schluss zu kommen, dass ihr Bund für’s Leben niemals schöner, niemals inniger, niemals tiefer hätte vollzogen werden können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)