Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 94: London 3 - Fehl am Platze ------------------------------------- Dominico [[BILD=8210279.jpg]] Nicos Köche hatten wirklich ordentlich aufgefahren und italienische Kostbarkeiten dargereicht. Nico schlenderte zum Buffet hinüber, wo er seine Frau vorfand, die sich offenbar sehr gut mit dem französischen Kapitän unterhielt. "Monsieur, ich hoffe Ihnen gefällt unser kleines Fest?!" Der Franzose nickte mit einem breiten Grinsen. "Wie sollte es bei dieser Unterhaltung auch anders sein?" Er schmeichelte Giulia, die herzlich lachte, und ihm sachte gegen den Oberarm boxte. "Ich bin eine verheiratete Frau, vergesst das nicht", drohte sie mit einem Zwinkern, ehe sie - die heute Mittag ja angeblich noch Schmerzen gehabt hatte - den Franzosen auf die Tanzfläche zerrte, auf der bereits andere Angestellte wenig höfische Tänze tanzten. Nico stattdessen schlenderte zu Amadeo hinüber, der die Szene von weitem beobachtete und schließlich gemeinsam mit ihm nach draußen ging, wo es langsam dunkler wurde. Er wollte auf Kieran warten und musste tatsächlich nicht allzu lange auf dem Hof stehen, als erneut Pferdegetrappel vom Aufweg herüberwehte. Es waren tatsächlich Kieran und John. Nico ging ihnen entgegen. Zwei Stallburschen kamen, um die Pferde abzunehmen, und kaum dass Kieran abgesessen war, fand er sich in Nicos fester Umarmung wieder, ehe der Sforzabruder ihn küsste. Das hier war sein "Reich" und hier konnte er mit Kieran so umgehen, wie er wollte. Natürlich tuschelten auch die Angestellten, doch solange Giulia Sforza wohlwollend über die Ausfälle ihres Ehemannes hinwegsah, erlaubte sich keiner der Angestellten ein böses Wort. "Ihr kommt gerade richtig für die Feierlichkeiten. Ich glaube, die meisten sind schon mittendrin dabei." Er grinste breit, sogar zu John - er war einfach viel zu gut gelaunt darüber, wie der Tag verlaufen war. Mit Kieran an der Hand strebte er wieder auf das Hauptgebäude zu, um die beiden Männer hinein in den Bankettsaal zu geleiten. Kieran dabei loszulassen, kam für ihn nicht in Frage. Er hielt ihn die ganze Zeit an der Hand, ein Statement, das man deutlich sah. Kieran [[BILD=8207701.jpg]] Kieran hatte das Gefühl, dass John die letzten beiden Tage verschlossener war als sonst, und vielleicht würde es den Alchimisten ja dazu bringen, so bald wie möglich mit ihm zu reden. Dass John offenbar Tancrèd meiden wollte, war ihm klar, als John ankündigte, nicht lange bleiben zu wollen. Auch wenn er nicht glaubte, dass es gut war, wenn John früh gehen würde, gab er ihm recht, um ihn nicht trotzig werden zu lassen. Je unliebsamer John etwas war, desto mehr fuhr er seine Stacheln aus. Er wollte nicht von ihm gestochen werden. Dafür war er viel zu guter Laune. Der Blick, den er vorhin am Turnierplatz von Dominico eingefangen hatte, war so wohltuend gewesen, nachdem sie sich ja zwei Tage nicht hatten sehen können, dass er sich jetzt freute, wenn er endlich an einem Ort auf ihn treffen würde, wo sie einfach unbeschwert sein konnten. Der Tag heute war für ihn emotional ziemlich anstrengend gewesen. Heute Abend würde er einfach sorglos sein wollen. Das schien auch zu funktionieren. Denn als er sah, dass Dominico offenbar auf ihn gewartet hatte, legte sich ein Lächeln auf seine Lippen, das so schnell nicht wieder verschwinden würde. Er ließ sich von seinem Pferd gleiten und erwiderte die Umarmung, vorsichtig, wegen des Arms. Tief sog er den ihm so vertrauten Geruch ein und schloss die Augen, während er sich an seinen Mann anschmiegte. Er lächelte bei diesem Gedanken in den Kuss, den der andere ihm gab. Dominico schien mindestens so erleichtert zu sein wie er selbst und war entsprechend gut gelaunt. Dem Arm schien es besser zu gehen. Zumindest so gut, dass es nicht sofort behandelt werden musste. "Na dann lass uns mal nichts verpassen", erwiderte er, blickte John kurz an, der ihn zufrieden anlächelte. Es war ein seltsames Gefühl, als sie von allen angesehen wurden, aber auch ein erhabenes. Es gab hier kein Wenn und Aber und das tat so verdammt gut. So ließen sie sich in den Feierlichkeiten treiben, genossen ihre Zweisamkeit und feierten ihre Liebe, so als sei dies ihr Hochzeitsfest. Rodrego [[BILD=8222597.jpg]] Rodrego hielt den Krug Bier in seiner Hand und betrachtete das Geschehen vor sich. Es war eine feiernde Menge, die so glücklich und zufrieden mit allem wirkte. Er wusste, dass er einmal Teil dieser Menge gewesen war, aber er hatte dieses Privileg verspielt. Er war nicht mehr Teil dieser Gemeinschaft und fühlte sich hier so fehl am Platz, dass es weh tat. Er gab sich Mühe, seine gute Miene aufrecht zu erhalten, unterhielt sich mit dem ein oder anderen und wartete nur darauf, dass er gehen konnte. Es schmerzte zu sehr, das hier zu sehen. Da war zum einen Dominico, der mehr als glücklich wirkte, wenn er mit Kieran tanzte, wie er mit ihm umging, wie er ihn ansah und mit ihm sprach. Er gönnte es dem anderen aus vollstem Herzen! Er freute sich für ihn, dass er so glücklich war, dass dieser Mann ihn so glücklich machte und sie sich endgültig gefunden hatten. Aber gleichzeitig musste er natürlich daran denken, was er selbst verspielt hatte. Vor allem: wofür! Dieser Brief hatte sein Leben zerstört. Er hatte den Menschen verloren, der ihm am meisten bedeutet hatte. Alessandro dabei zu beobachten, wie er sich volllaufen ließ, schmerzte ihn am aller meisten. Er hatte oft darüber nachgedacht, was gewesen wäre, wenn... Aber es brachte nichts. Er hatte es verbockt, komplett. Selbstmitleid ist hier nicht angebracht. - hörte er die Worte Johns. Er lächelte gequält. Ja, er versank im Selbstmitleid, das merkte er auch. Aber wenn er sich John hier ansah, war jener auch nicht sehr begeistert, hier zu sein. Zumindest unterhielt er sich angeregt mit Leuten von Kierans Familie, aber richtig glücklich wirkte er nicht. Du tust doch schon alles dafür, deine Schuld wieder zu begleichen. Ja, er hatte mitgeholfen, seine Schuld ein wenig zu begleichen. Aber es würde nie reichen, es war viel zu wenig gewesen. Daher würde es ihn noch lange quälen. Rod wusste, dass er erst, wenn er hier weg wäre, wieder ein wenig zur Ruhe kommen würde. Er wollte nicht weglaufen, aber wenn alles vorbei war und Alessandro aus der Gefahr, was hatte er dann hier noch zu suchen? Den Alessandro, den er liebte und der sich ihm offenbart hatte, den würde er nie wieder sehen. Rodrego trank mit einem langen Zug den letzten Schluck des Bieres aus und stellte den Krug auf den nächsten Tisch. Es war Zeit zu gehen, definitiv. Also stand er auf, wandte der Gesellschaft den Rücken und verließ den Raum. Draußen schlug ihm die drückende Schwüle des Sommerabends entgegen. Es war zu lange zu heiß gewesen. Selbst hier draußen schien keine frische Luft mehr zu existieren. In London war es die vergangenen Tage noch unerträglicher gewesen. Vielleicht würde ihm die frische Seeluft den Kopf wieder etwas freier wehen. Rod streckte sich und schlug den Weg in Richtung seines Hauses ein. Sobald er wissen würde, dass Cromwell vernichtet war, würde er dem Haus endgültig den Rücken kehren. Jetzt wollte er noch einmal seine Unterlagen kontrollieren und seine Sachen packen, um bereit zu sein, wenn es soweit war. Alessandro [[BILD=8225133.jpg]] Tatsächlich betrank sich Alessandro. Es war nicht nur Nico und Rodrego aufgefallen, er hatte selbst ja ganz bewusst zum Wein gegriffen, obwohl er wusste, dass John ihm dafür die Leviten lesen würde. Aber er ertrug es nicht anders. Sein ganzer Körper tat weh, aber liegen konnte er auch nicht mehr... und diese Heuchelei am Hof machte ihn so wütend. Am liebsten hätte er Cromwell mitten in sein dreckiges Gesicht geschlagen und ihn dann höchst persönlich mit dem Lanzendorn aufgespießt, aber das konnte er nun mal nicht. Zu allem Überfluss machte auch seine Familie langsam mehr Druck. Man forderte von ihm, gegen Henry politisch aktiver zu werden und die Abspaltung von Rom wieder rückgängig zu machen, ein Schuh, den Alessio sich definitiv nicht anziehen wollte. Gut, er hatte noch ein wenig Zeit, doch er geriet schon unter Druck, all das durchzusetzen, was er durchsetzen musste. Sein Kopf arbeitete ständig an Plänen und er kam gar nicht mehr dazu, wirklich abzuschalten. Rod fehlte. Der Sex mit Rod fehlte... aber vor allem fehlten seine warmen starken Arme, die Alessio von der Welt abgesperrt hatten. Er knurrte als er merkte, dass er dem Schmied wieder nachhing und stürzte den Rest des Bechers hinunter. Sein Blick wanderte etwas aufmerksamer durch den Saal voller fröhlicher tanzender Menschen. Wobei tatsächlich nicht alle fröhlich wirkten. Wirklich fröhlich waren ganz offensichtlich Kieran und Nico. Sie tanzten nun schon die gefühlt hundertste Volta, obwohl sein Bruder den Arzt mit nur einem Arm heben konnte. Doch so eng wie sie aneinander standen und so sehr wie Kieran abgenommen hatte, war das kein Kunststück. Alessio sah zu Kierans Familie hinüber. Wie alle anderen hatten auch sie nicht schlecht gestaunt und getuschelt, als Nico mit Kieran an der Hand hier hereingekommen war und ihn zu allem Überfluss auch vollkommen offen auf der Tanzfläche küsste, während Nicos eigene schwangere Frau anwesend war. Doch Giulia klatschte nur Beifall, wenn die beiden Männer tanzten und lachte fröhlich. Kein Gram zwischen den Eheleuten. Giulia war wohl die zweite, die wirklich fröhlich war. Sie brannte darauf, endlich etwas TUN zu können, und genoss außerdem ihren Erfolg, den sie beim Turnier gehabt hatte. Im Verlauf des Festes war Alessio aufgefallen, dass sich Amadeo relativ häufig in ihrer Nähe herumtrieb und sie ab und an, wenn sie sich unbeobachtet fühlten, sehr vertraut miteinander wirkten. Das brachte den Kardinal zum Grinsen. Giulia verdiente alles Glück dieser Erde und Amadeo verdiente die schöne Frau für all das, was der Italiener in ihren Diensten bereits entbehrt hatte. Tancred, den Giulia schon den ganzen Abend über Seefahrt und fremde Welten ausquetschte, wirkte ab und an etwas abwesend. Zwar unterhielt er sich höflich mit der Lady, doch sein Blick rutschte immer wieder hinüber zu John, der ihn vollkommen ignorierte. Letzterer war ebenfalls nicht besonders fröhlich oder feierwütig, sondern wirkte bisweilen sogar genervt und ungehalten. Lange würde er wohl kaum noch bleiben. Gerade so lange, bis es nicht mehr unverschämt war, einfach zu gehen - nahm Alessio an. Und dann war da noch Rodrego. Alessio hatte den Schmied gesehen als der den Saal mit ein paar Stallburschen betreten hatte. Als sich ihre Blicke für einen Moment gekreuzt hatten, schien der Schmied abwesend zu sein. Er aß wenig, nahm sich ein Bier und stand dann da in einer einsamen Ecke, in der sich niemand für ihn interessierte. Natürlich wussten die Angestellten, wer hier das Verbindgungsglied gewesen war, und so war es nicht sehr verwunderlich, dass nur wenige mit dem Schmied sprechen wollten, der beinahe den Tod Alessandros herbeigeführt hatte. Rod wirkte genauso rastlos, wie Alessio sich fühlte. Er kam einfach nicht zur Ruhe, obwohl er schon einige Becher Wein getrunken hatte Er fühlte sich auch noch vollkommen normal und nüchtern - fast zumindest. Er hatte gerade Nicos und Kierans letzte Volta beobachtet, als er aus dem Augenwinkel sah, wie Rod das Fest verließ. Da er selbst gerade in keinem Gespräch war oder irgendwelche Verpflichtungen hatte, konnte er Rod gut folgen. Warum wusste er selbst nicht so genau, doch vor allem passte ihm Rodregos Selbstmitleid nicht. Der Schmied verhielt sich wie ein geprügelter Hund und letztlich war er genau das, doch Alessandro war noch nicht fertig mit Rodrego Fernale. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)