Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 116: London 3 - Schutz ------------------------------ Tancred [[BILD=8258115.jpg]] Er griff Johns Hand und sie beide schwankten auf noch recht wackeligen Beinen aus dem Wasser. An Land wirkten die Körper immer so unendlich viel schwerer, wenn man zuvor so angenehm im Wasser gewesen war. Nachdem sie sich abgetrocknet hatten, sanken sie zufrieden auf ihre Decke. Die Sonne hatte den Boden so sehr aufgewärmt, dass er jetzt angenehm warm war und Tancred nur seine inzwischen wieder abgetrocknete Unterwäsche anzog, um nicht gänzlich nackt zu sein. Er griff nach der Weinflasche und öffnete sie, trank einen kräftigen Schluck und reichte sie an John weiter, ehe er in seiner Tasche nach etwas kramte und es dem jungen Mann reichte. "Hier... das ist für dich." Es handelte sich um ein mehrfach in Stoff eingeschlagenes kleines Objekt. "Es soll dich an mich erinnern, wenn ich gehe. Und es soll dich beschützen, zumindest ein wenig." Als John den Stoff auseinander schlug, tauchte darunter eine schlichte Kette auf, die als Anhänger ein verhältnismäßig großes Kreuz hatte. Es war aus Gold und Silber gearbeitet, wirkte aber trotzdem nicht protzig oder teuer. Im längsseitigen Balken des Kreuzes versteckte sich ein Hohlraum, dessen Abdeckung geöffnet war und aus der ein Stück Papier herauslugte. Dein Anblick, tief und tobend, still, gewaltig, gefährlich und so wunderschön, verheißend und bedrohlich, so begehrlich, wer kann da schon noch widerstehen? John [[BILD=8215079.jpg]] Schnell griff John zum Handtuch und trocknete sich ab, zog sein Hemd drüber, um nicht mehr zu frieren, und schließlich auch seine Unterhose. Als er sich setzte, reichte Tancred ihm den Wein, den er dankbar annahm und von dem er auch gleich trank. John schloss einen Moment die Augen und atmete tief durch. Als er hörte, wie der Franzose in seinen Sachen kramte, sah er ihn fragend an. Die Antwort war ein Stoffbündel, das ihm gereicht wurde. John war irritiert. Ein Geschenk? Für ihn? Als Erinnerung und zum Schutz? Er nahm das Bündel und zögerte einen Moment. Doch dann öffnete er es und was darunter zum Vorschein kam, wunderte ihn noch mehr - zumindest im ersten Moment. Er konnte nicht sagen, dass die Kette in ihrer Schlichtheit nicht wunderschön gewesen wäre, zu einem Mann passend und nicht zu auffällig. Aber wieso ein Kreuz? Er war alles, nur nicht religiös und sonntags ging er nur im äußersten Notfall mit seinem Vater zu dem Ort, wo er eigentlich direkt vom Blitz erschlagen werden müsste, wenn man den Reden Glauben schenken durfte. Sonntags... und mit einem Mal dämmerte ihm, was Tancred damit gemeint hatte, es solle ihn beschützen. Er blickte Tancred erstaunt an, begreifend, was das Kreuz bezwecken sollte. Dann sah er es wieder an. Jetzt sah er dieses kleine Fach, aus dem ein Zettel hinausschaute. Vorsichtig zog er den Zettel hinaus und las. Es war ein seltsames Gefühl, das ihn durchströmte, aber auch ein schönes. War er so? Aber selbst wenn nicht... solange ihn der andere so sah, würde alles in Ordnung sein. John sah auf und in Tancreds Gesicht. Er war in solchen Dingen so schrecklich schlecht, dass es ihn diesmal fast schon schmerzte. "Danke", sagte er und seine Stimme klang so seltsam blass. Er legte den Zettel zurück, verschloss den Hohlraum und öffnete den Verschluss der Kette, um sie um den Hals zu legen - zumindest versuchte er es. Denn die ungewohnte Bewegung, den Verschluss zu öffnen und wieder zu schließen, gelang ihm nicht recht. Es waren Tancreds Hände, die ihm halfen und John drehte sich anschließend um, sah ihn an. "Sie wird mich beschützen. Und ich werde immer an dich denken, wenn ich sie sehe." Sanft versiegelten seine Lippen die des anderen Mannes und er lächelte in den Kuss. Diese Kette würde er nicht mehr ausziehen. "Ich habe auch etwas für dich", sagte er, als sie den Kuss lösten. "Aber es ist nicht halb so schön oder wundervoll, wie dein Geschenk. Zumal es zu Hause steht und ich es dir erst morgen früh geben wollte, wenn du tatsächlich gehst." Sie saßen noch ein wenig da und unterhielten sich. John fragte, wie lange sie wohl unterwegs sein würden, wenn alles glatt ging, das Wetter mitspielte und sich ihnen nicht zu viele Spanier oder Franzosen in den Weg stellen würden. Die Antwort war mindestens 5 Wochen. 5 Wochen... John kaute auf der Salami, die Tancred abgeschnitten hatte und geriet ins Grübeln. Nächste Woche würden die Vorlesungen wieder anfangen - das letzte Trimester für ihn und Kieran. In fünf Wochen konnte viel passieren, so viel. Als sie schließlich im Dunkeln nach Hause ritten, wusste John gar nicht so recht, worüber er sprechen wollte, so dass sie schwiegen. Es war kein unangenehmes Schweigen - eher ein vielsagendes. Das, was sie am See geteilt hatten, würde ihnen ewig in Erinnerung bleiben. Zu Hause überreichte John Tancred einen in ein schönes Tuch eingewickelten Kasten. "Ich sage dir gleich, dass du enttäuscht sein wirst. Es ist nichts Besonderes und gereicht nicht ein bisschen an die Kette heran." Er griff unwillkürlich zu dem schönen Schmuckstück, das unter seinem Hemd auf seiner Brust lag. "Aber ich dachte mir, dass du vielleicht so einen halben Gedanken manchmal an mich verschwendest, wenn du es siehst oder benutzt..." Er hatte noch immer das Backgammonspiel von damals, das er hatte mitgehen lassen und mit dem er selbst hin und wieder ihre Partie nachgespielt hatte. Nun überreichte er es in einem samtenen Tuch, das er eigens dafür gekauft hatte. Tancred [[BILD=8258115.jpg]] Tancred hatte das Kreuz am Mittag mehr zufällig als bewusst auf dem Markt gesehen. Nachdem er einige Gerüchte gehört hatte, erschien es ihm klug, John dieses Geschenk zu machen. Auch wenn der Brünette erst scheinbar nicht verstand, was er mit dem Schmuckstück anfangen sollte, so fiel der Groschen sehr bald. Der Kapitän selbst hielt sich nicht an christliche Symbole. Er hatte gelernt, dass hinter dem Kreuz keine Institution stand, die ihn auffing... doch nun: Für John würde das Kreuz hoffentlich der Schutz sein, den er brauchte. Immerhin würde sich ein homosexueller Mann, der die Gesetze der Kirche mit Füßen trat, kaum so ein Kreuz um den Hals hängen, oder? Als John versuchte, die Kette zu schließen und es ihm nicht gelang, waren es Tancreds Finger, die die Kette schließlich schlossen. Sie passte perfekt auf Johns helle Brust und er küsste ihn sanft, als wolle er damit das Geschenk besiegeln. Dass John auch etwas für ihn hatte, überraschte Tancred. Doch er hatte sich damit abgefunden, dass John ihn wohl noch öfter überraschen würde. Da der Arzt sein Geschenk nicht dabei hatte und es langsam dunkel wurde, entschieden sie bald darauf, nach London zurück zu reiten. Tancreds Beschreibung seiner geplanten Route und der Zeit die er auf See zubringen würde, gaben John zu denken. Tancred konnte es sehen, doch er wusste nicht was er sagen sollte. John um Treue zu beschwören, erschien ihm sinnlos. Der junge Mann war ein Freigeist und würde erst recht mit einem anderen Mann gehen, wenn Tancred ihm die Treue aufzwang. Also schwieg er, und genoss den Ritt zurück nach London in der Dunkelheit, zurück in Johns Domizil. Schon als sie eintraten kam Johns Vermieterin auf ihn zu und reichte ihm einen Brief, den er schweigend entgegennahm und einfach einsteckte. Er war von Alessandro Sforza und enthielt vermutlich genauere Zeitangaben, doch Tancred wollte erst noch ein wenig Zeit mit John verbringen. Als sie in seiner Wohnung ankamen, und John seinerseits ein Geschenk überreichte, wunderte sich der Kapitän, was wohl in diesem großen Kasten war. Als er das Tuch zur Seite schlug und das Spiel erkannte blieb er einen Moment beinahe wie gelähmt stehen, sein Blick war undurchsichtig ehe er lächelte und John wieder ansah. "Und wer soll es mit mir spielen, wenn nicht der Mann, den ich so sehr begehre?" Er legte das Spiel auf dem Tisch ab und zog John an sich, um ihn zu küssen, ehe er sich wirklich dem Brief widmete. Er enthielt, wie schon vermutet, eine genaue Zeitangabe, die ihn zwang, schon heute Nacht zurück nach Gravesend zu reiten. Während er den Brief über einer von John angezündeten Kerze verbrannte, schälte er sich aus seiner Kleidung. "Ich will dich festhalten, John, bis ich gehen muss. Auch wenn es nur noch Stunden sind aber... ich will jede Sekunde genießen." John tat ihm den Gefallen. Eng umschlungen lagen sie in Johns Bett, einander haltend und einander liebend, so innig und ehrlich das Tancreds Herz bei dem Gedanken blutete, diesen Mann für 5 Wochen zu verlassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)