Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 124: Weg in die Freiheit - Leere ---------------------------------------- Tancrèd Die Zeit auf See tat Tancred wirklich gut. Rauszukommen aus der engen Stadt, hinaus auf die freie See und wieder den Gezeiten trotzen, das war in den letzten Wochen und Monaten wirklich viel zu kurz gekommen. Einziger und riesiger Wehrmutstropfen war tatsächlich die Tatsache, dass John nicht da war. Er vermisste ihn bereits in dem Moment, in dem das Schiff abgelegt hatte und zu allem Überfluss hatte er auch immer noch das Gefühl, sein Bett rieche nach dem Arzt. Selbst sein Hemd, das John gewaschen hatte, roch nach John und Tancred hatte es auf sein Kissen gelegt, um John irgendwie immer bei sich zu haben. Das Backgammon-Spiel, das John ihm zum Abschied geschenkt hatte, lag auf seinem Schreibtisch. Er hatte es aufgebaut und so hingestellt wie sie damals den Tisch verlassen hatten und die See war so freundlich ihn jeden Abend erneut vor diese Aufgabe zu stellen, weil die Steine bei schwerem Seegang gern verrutschten. Doch irgendwie war es jedes Mal so als wäre John bei ihm und das machte ihn irgendwie glücklich. Beschwerlicher war die Sache mit der Leere in seinem Bett. Kadmin hatte sich tatsächlich an ihm versucht und Tancrèd hatte ihn sehr zügig abgewiesen. Kadmin war nicht sehr begeistert gewesen und Tancrèd konnte ihn irgendwie sehr gut verstehen. Der Kardinal und sein Liebhaber waren wirklich nicht besonders zurückhaltend und vor allem der Kirchenmann hatte eine Stimme, die Engel erweichen konnte, wenn er heiße italienische Liebesschwüre in höchster Lust von sich gab. Nach beinahe drei Wochen auf See war es fast soweit gewesen, dass Tancrèd Kadmin freiwillig wieder in seine Kajüte gelassen hatte, doch an diesem Abend war er Zeuge einer vollkommen anderen Sache geworden. Sie hatten sich inzwischen weit in italienische Gewässer begeben, würden am nächsten Tag sicher die Insel erreichen, auf der man sehen würde, wie weit Giulia Sforzas Bemühungen bereits gediehen waren. Kadmin, der zu Beginn ihrer Reise offenbar einen Narren an dem Kardinal gefressen hatte und seither nichts anderes tat, als den Mann unterschwellig zu verhöhnen, hatte das Spiel seit einiger Zeit aufgegeben. Stattessen unterhielt er sich auffällig höflich mit dem rotgewandeten Mann, wenn er denn an Deck war, und auch mit dem Schmied schien er sich zumindest fachlich auszutauschen über einige ihrer Haken und Umlenkrollen, die sie für die Takelage benutzten. Eigentlich war es vollkommen normal, dass Kadmin einige Zeit brauchte, um "warm" zu werden mit anderen, doch dieser Wandel war seltsam gewesen. Er wusste, dass er auf dieser Fahrt ohnehin nicht wirklich bei der Sache war, weil er zu oft an John dachte und das schlechte Gefühl in seiner Magengrube nicht bändigen konnte, aber dass er den Grund für diesen Wandel verpasst hatte, fuchste ihn doch. Als die Insel, zu der sie zu segeln gedachten, von Tulio und Miguel in der Abenddämmerung am Horizont ausgemacht wurde, jubelten die Männer an Deck lauthals los.. und das markierte den Start einer rauschenden Feier. Ihr Koch zog alle Register in der kleinen Kombüse und verbrauchte den ganzen Rest an Vorräten, da sie auf Giannutri neue Ladung an Bord nehmen würden und so feierte die ganze Mannschaft an Deck, wechselte sich zu den Wachdiensten immer wieder ab, um jeden in den Genuss leckeren Essens und Weins kommen zu lassen. Tancred empfahl sich irgendwann, er musste sich noch einmal die Karte ansehen, die Alessandro ihm gegeben hatte. Sie war nicht perfekt, aber besser als alles andere, das sie hatten. Sie zeigte einige der Felsen, die vor der Insel aus dem Wasser ragten und die auch ihrem Schiff gefährlich werden konnten. Tancred würde morgen sehr ausgeruht und aufmerksam sein müssen, um sein Schiff sauber durch diese Hindernisse zu bringen. Gerade als er sich auf das Bett legen wollte, drangen neben ihm allzu bekannte Geräusche durch die Planken. Nicht nur die Mannschaft war unfreiwillig zum "lauschen" verdonnert, wenn der Kardinal und Rodrego zur Sache kamen, auch ihm ging es nicht anders. Er schmunzelte in sich hinein, gönnte es den beiden Männern ja eigentlich... bis auf einmal eine dritte Stimme zu hören war. Tancred zuckte zusammen. Er musste sich täuschen! Erneut schloss er die Augen, um besser zu hören, doch Kadmin tat ihm den Gefallen, beim nächsten Mal lauter zu sein... Die Woge der Wut, die in ihm hochkochte, konnte er sich selbst nicht ganz erklären, ehe er den Kopf unter das Kissen steckte und versuchte, die drängenden lüsternen Laute von unten zu ignorieren, die heiser gekeuchten Worte der Lust und des Begehrens und vor allem Kadmins dunkles Stöhnen das unweigerlich für Erregung bei dem Mann sorgte, der den Körper des Arabers mehr als einmal genossen hatte. Vier Tage später befanden sie sich an der gleichen Stelle wie in dem Moment, in dem Tancrèd Kadmin das erste Mal hatte unter Alessios und Rodregos Einfluss so stöhnen hören. Sie hatten die beiden Männer unversehrt auf der Insel abgesetzt, auch wenn sie für das erste Anlanden beinahe den ganzen Tag gebraucht hatten. Dann hatten sie ausgeladen und das Schiff mit Proviant neu beladen. Es hatte sich gezeigt, dass Giulia Sforza eine tatkräftige Frau war und übergangsweise war eine einfache Holzhütte für Alessandro und Rodrego errichtet worden, während das Haupthaus noch im Bau befindlich aber schon sehr weit fortgeschritten war. Er hatte seinen Männern einen Tag "Landurlaub" gegeben und sie hatten tatkräftig mit angepackt. Sicher nicht uneigennützig, denn Giulia, deren Schwangerschaft inzwischen deutlicher sichtbar war, entlohnte die Männer dafür mit Wein. Sie war einen Tag vor ihnen auf der Insel eingetroffen und begutachtete die Arbeiten höchstpersönlich. Es tat offensichtlich nicht nur Alessandro gut, wieder in Italien zu sein, auch sie schien wie ausgewechselt. Sie gab ihnen mehr als genug Proviant mit auf die Rückreise und so legten sie endlich an Tag vier wieder ab. Heraus aus der Bucht kamen sie recht zügig und Tancrèd war froh, wieder auf dem offenen Meer und dem Rückweg zu sein. Kadmin war als letzter an Bord gekommen, in der frühen Morgenstunde und direkt aus der Hütte der beiden neuen Bewohner der Insel. Tancreds Blicke hatten wohl mehr als genug gesagt, doch Kadmin hatte nur den Kopf gereckt und mit den Schultern gezuckt. Nun lag er da, wieder allein auf dem Bett aber wenigstens in der richtigen Richtung unterwegs zu seinem John. Etwas in ihm mahnte ihn zur Eile, auch wenn er nicht genau sagen konnte was. Vielleicht die Gerüchte vom Krieg oder vielleicht die dunklen Wolken, die sie zu verfolgen schienen... Etwas war im Gange und bahnte sich an und er wusste, dass er London erreichen musste, bevor es passierte, wenn er wollte, dass sein Leben ebenfalls so eine gute Wendung nahm wie das von Alessandro und Rodrego. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)