Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 127: London 4 - Segensgruß ---------------------------------- Patricia Patricia hatte sich tatsächlich nur das Beste vom Besten herausgesucht und damit Johns Vater ziemlich schmerzlich eines Großteils seines ersparten Geldes beraubt. Dank dieser Hochzeit würde er allerdings in kurzer Zeit wieder viel verdienen und so gab der alte Mann zwar zähneknirschend aber immerhin überhaupt sein Geld für ihre Hochzeit aus. John hatte auf ein edles Kleid bestanden und Patricia hatte sich den Traum vieler junger Frauen erfüllt, hatte Perlen in den Schleier einnähen und sich wie am Hofe üblich ein langes Mieder anfertigen lassen, das ihre Figur nur zu gut zur Geltung brachte. Sie hatte John dazu gezwungen, höfische Tänze mit ihr zu üben, weil sie wenigstens tanzen wollte und hatte sich im Gegenzug dafür um seine Garderobe gekümmert. Die Vorbereitungen gingen ihr leicht von der Hand, vor allem weil sie sah, wie diabolisch John sich ab und an freute, wenn sein Vater wegen der Kosten, die sie ihm aufbürdete, die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Wenigstens diese Genugtuung wollte sie ihm geben. Aus ihrer Familie war niemand mehr am Leben, deswegen hatte sie einige alte Freundinnen aus dem Hospiz zu ihren Brautjungfern erklärt und ihnen ebenfalls sommerliche schöne Kleider anfertigen lassen. Die Damen waren ganz aus dem Häuschen und so hatte auch Patricia mehr und mehr Spaß daran, dieses rauschende Fest zu planen. Am Anfang hatte es sich noch seltsam angefühlt, doch inzwischen und in vielen Gesprächen mit John war es mehr eine riesige Party geworden, die sie beide einfach für Freunde und Familie gaben, während ihr Eheversprechen in den Hintergrund rückte. Das machte es für sie beide erträglicher und schöner und Patricia freute sich auf den Tag, an dem sie einmal Prinzessin sein würde und einen Mann heiratete, der sie aus den ehrlichsten Absichten heraus zur Frau nahm, die sie sich wünschen konnte. John würde sie niemals enttäuschen, einfach weil sie beide bereits klar definiert hatten, was sie wollten - und das war perfekt. So konnte sie sich freuen und strahlend in die Kapelle treten, in der dieses Mal nicht Alessandro Sforza, sondern ein Pastor aus London die Messe hielt. Neben Johns Vater schwebte Patricia engelsgleich den Gang hinunter, das Gesicht unter dem Schleier verborgen und mit einem Diadem gekrönt, dass Nicos Hochzeitsgeschenk für sie gewesen war - neben der Bereitstellung dieses traumhaften Anwesens. Es war eine wirklich zauberhafte Zeremonie und das Gefühl des Ringes an ihrem Finger war gar nicht mal so fremd und unbequem wie sie dachte. Sie griff sanft Johns Hand und drückte sie leicht, als der Pastor sie vermählte und John sie küssen sollte - und in seinem Gesicht doch zu sehen war, dass er Angst vor dem hatte, was dieser Kuss bedeutete. Trotzdem fühlte sie seine Lippen sanft auf den ihren und sie zog ihn an sich, drückte ihn sanft. Als sie sich lösten lächelte sie ihn an. "Alles wird gut John.. du wirst sehen.." flüsterte sie so leise, dass nur er sie verstand. John Als Patricia an seine Seite getreten war, starrte er sie noch immer an. So schön, wie sie war, so klar wurde ihm, dass das hier absolut falsch war. Hier sollte ein Mann stehen, der sie aus vollstem Herzen liebte, der diese Schönheit - die äußerliche wie die innerliche - wirklich zu schätzen wusste. Doch ihm war auch klar, dass das hier sein musste, damit sie irgendwann einmal eben diesen Mann finden würde, der sie wirklich glücklich werden lassen konnte. Er würde dafür alles tun, dass das einmal geschehen würde, koste es auch sein Leben. Mit diesem Gedanken fiel es ihm gar nicht einmal so schwer, vor dem Altar Worte zu sagen, die ihm am Herzen lagen: "Patricia", sagte er halblaut und doch laut genug, dass es in der Kirche, in der es plötzlich sehr still geworden war, für alle hörbar war. "Ich kann dir nicht versprechen, dass wir nur gute Zeiten durchleben. Aber ich kann dir versprechen, dass ich in guten und weniger guten Zeiten, mit vollem Vertrauen in dich, an deiner Seite, vor oder hinter dir stehe. Ich kann dir nicht versprechen, dass wir niemals steinige Wege vor uns haben. Aber ich kann dir versprechen, dass ich dich bei all deinen Vorhaben unterstützen und begleiten werde. Ich kann dir nicht versprechen, dass wir immer einer Meinung sein werden. Aber ich kann dir versprechen, dass ich dich immer achten und schätze werde und dass ich keine Geheimnisse vor dir haben werde. Ich kann dir nicht versprechen, dass wir niemals Traurigkeit erleben werden. Aber ich kann dir versprechen, dass ich dich immer halten, umarmen und trösten werde. Ich kann dir nicht versprechen, dass wir immer fair und gerecht behandelt werden. Aber ich kann dir versprechen, dass ich mich immer für dich einsetzen werde und dass dich mein Herz immer auf deinem Wegen begleiten wird. Denn du bist mein größtes Geschenk, mein Sonnenschein, mein Glück, mein Leben." Er hätte vermutlich noch ein "Meine Liebe" hinzufügen müssen, aber er wollte nicht lügen, und Patricia verstand ihn. Als er sie küsste war es wie ein Versprechen, einander wirklich den Halt zu geben, den sie beide bedurften, und nun blieb John nichts anderes, als zu hoffen, dass das hier nicht doch noch zum größten Fehler seines Lebens wurde. Als sie sich lösten, schien es, als habe Patricia seine Gedanken erraten und ihre Worte taten gut. Sie waren mittlerweile wirklich gute Freunde geworden. Dominico Dominico Sforza war natürlich auch unter den Gästen. In seinem Ballsaal war eine große Tafel hergerichtet worden, die sich unter den exotischsten Speisen bog und die Gesellschaft feierte bereits ausgelassen. Kierans Familie zeigte gerade den zweiten Auftritt und Patricia, gemeinsam mit John in der Mitte der U-förmigen Tafel, genoss dieses Fest sichtlich. Zu ihrer Rechten saß Dominico, zu Johns linker Seite saß Kieran. Der Lord amüsierte sich offenbar blendend und unterhielt sich gut mit ihr, führte sie sogar zum Tanzen auf die Tanzfläche. Auch wenn diese Hochzeit nicht das war, was sie zu sein schien - für sie war es wirklich ein bisschen ein wahrgewordener Traum der ihr das Tor in eine neue Welt öffnete. Als sie gerade den letzten Tanz beendet hatten, trat Dominicos Diener Amadeo an den Lord heran. Nico entschuldigte sich höflich und verbeugte sich, Patricia erwiderte den Knicks höflich und wandte sich dann um, um zum Tisch zurück zu kehren und John auf die Tanzfläche zu ziehen. Den nächsten Tanz, eine Volta, wollte sie mit ihrem Ehemann tanzen - auch um vor allem Johns Vater zu zeigen wie "ernst" diese Sache war. Tancrèd Als Tancred das Anwesen erreichte, sah er, dass die ganzen Kutschen offenbar zum Hause Sforza gefahren waren und der festlich geschmückten Kapelle und dem Hof nach zu urteilen, war hier irgend ein Fest im Gange. Man nahm ihm das Pferd ab und schickte nach dem Hausherren, da Dominico Tancrèd nicht angekündigt hatte und man ihn nicht einfach so in die Gesellschaft schicken wollte. So wartete er jetzt in einem Empfangszimmer und besah sich amüsiert die zusammengestückelte Einrichtung, während nebenan die Musik erneut aufspielte. Als Nico eintrat und ihn sah, schien allerdings jegliche Festtagsfreude aus seinem Gesicht zu verschwinden. "Oh.. Ihr seid bereits wieder hier.." Tancred schmunzelte. "Ja.. habt Ihr noch keinen Brief eures Bruders erhalten?" Nico schüttelte den Kopf. "Ist er gut angekommen?" Der Franzose nickte erneut. „Wohlbehalten und unversehrt, zusammen mit seinem Schmied und all ihren Sachen. Eure Frau hat sich ebenfalls bereits um die Bauplanungen gekümmert und alles läuft gemäß den Wünschen des Kardinals. Hier stehen die Zeichen auf Krieg habe ich gehört." Dominicos Mundwinkel zuckten. "In der Tat.. der König will schnellstmöglich die Flotte der Franzosen in Italien unterstützen, um Rom aus der Hand des Kaisers zu reißen..." "Und da feiert ihr hier ein ausgelassenes Fest?", hakte der Franzose nach und Nicos leicht amüsierter Gesichtsausdruck verfiel erneut. "Nun.. ja...", antwortete er ausweichend und räusperte sich dann. "Ich bin sicher nicht der richtige, der euch sagen sollte, um welches Fest es sich handelt." Tancreds Augenbrauen zogen sich zusammen. "Wieso?" Nico verzog das Gesicht erneut. "John Forbes hat entschieden zu heiraten. Die Zeremonie fand heute Morgen statt, in der Kapelle." Er nickte zum Fenster hinaus. "Patricia Forbes ist seit der elften Stunde seine glückliche Ehefrau." Ein Hammerschlag ins Gesicht hätte Tancrèd nicht mehr treffen können. Er starrte Nico fassungslos an. "Ihr beliebt zu scherzen, Mylord Sforza", brachte er beinahe tonlos heraus, doch Nicos Gesichtsausdruck machte ihm klar, dass es nicht so war. Tancred fühlte Kälte, die in seine Füße und seine Hände kroch. Er glaubte es nicht, ein Teil in ihm wollte das einfach nicht glauben. Und doch.. wieso sollte Nico ihn anlügen? Tat John ihm das wirklich an? Tat John das wirklich dieser Frau an? In Tancreds Kopf rasten die Gedanken und ihm war klar, dass er es sehen musste.. jetzt. Mit eigenen Augen. "Dann...", begann er und straffte sich, "ist es sicher angebracht, dem Paar meiner besten Glückwünsche zu versichern." Tancreds falscher freundlicher Tonfall und sein Blick sprachen Bände, doch Nico sah nicht ein, warum er dem Franzosen diesen Wunsch verweigern sollte. Tancred war klug genug, vor einer Gesellschaft keinen Streit vom Zaun zu brechen und vielleicht half es Johns Plänen, wenn der Kapitän auch vor Johns Vater eine Einwilligung zu dieser Ehe signalisierte. So betrat Tancred hinter Nico einen gut gefüllten Ballsaal. Trotz der geöffneten Fenster war die Luft stickig und es roch nach Essen und Wein. Auf der Tanzfläche wirbelte "sein" John jene dunkelhaarige Krankenschwester durch die Luft, die Tancred am Turnier bereits einmal an seiner Seite gesehen hatte. Seine Miene war zu einem steifen Lächeln gefroren, doch es schien zu überzeugen. Als der Tanz endete und die johlende Menge klatschte, klatschte er mit, auch wenn ihm danach zu Mute war, dem selbstgefällig grinsenden Arschloch von Forbes Senior, den Kopf von den Schultern zu holen. Als die Menge ruhiger wurde, griff er einen randvollen Becher von einem Tablett eines vorbeieilenden Dieners und rief so laut, dass ihn sicher jeder hörte "Ein Hoch auf dieses wunderschöne Brautpaar! Mögen sie mit zahlreichen Kindern gesegnet sein!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)