Weißer Rose Regensturm von Chibara-sama ================================================================================ Kapitel 3: Gewitter dunkler Wolkenhimmel ---------------------------------------- Pain kochte innerlich vor Wut, doch er konnte nichts tun – noch nicht. Er wusste nicht, wo Madaras Schwachpunkt lag, daher waren ihm die Hände gebunden. Es war erträglich gewesen, als der Uchiha sich damit begnügt hatte, von außen die Strippen zu ziehen, doch ihn ständig vor der Nase zu haben... Und dann auch noch diese nervtötende Art, die er den anderen vorspielte. Er benahm sich wie ein Idiot. Deidara hatte ihn doch tatsächlich ganz ernst gefragt, ob er Tobi nicht erschlagen dürfe. Dabei wusste der Blondschopf, wie rigoros der Leader Mord innerhalb seiner Organisation ablehnte. Dennoch hätte Pain nie damit gerechnet, dass er sich an Konan vergreifen würde, nur um seinen Standpunkt klar zu machen. Und was hatte Itachi mit der Sache zu tun? Es hatte ihn ziemlich irritiert, den Uchiha bei seiner Partnerin zu finden. Was wusste Itachi wirklich über die zerbrechlichen Machtverhältnisse innerhalb Akatsuki? War er nur zufällig vor ihm da gewesen, oder hatte er schon vorher etwas geahnt? Ärgerlich verscheuchte der Leader die nutzlosen Fragen aus seinen Gedanken. Er könnte Konan fragen. Sie nahm oft so vieles wahr, das seiner Aufmerksamkeit entging. Er bekam einen Kloß im Hals, als er an sie dachte, und er schalt sich einen Narren. Itachis Anwesenheit und dessen Eingeweihtheit hatte ihn so durcheinander gebracht, dass er sofort die Flucht ergriffen hatte. Konan war seltsam in letzter Zeit. Oder hatte er einfach nur seltsame Laune? Er sollte mal mit ihr reden. Doch im gleichen Moment, in dem ihm der Gedanke kam, wusste er, dass er es nicht tun würde. Warum bin ich zurzeit in ihrer Gegenwart so befangen? Früher hat mich das doch nie gestört... Konan erwachte, als etwas ihre Bewegungsfreiheit einschränkte. Decken und ein Gewicht auf der Schulter. Sie lag wie immer auf dem Bauch mit einem Arm unter dem Ohr, doch heute fühlte sie sich unangenehm in eine Decke verschlungen. Itachis Kopf ruhte auf ihrer Schulter. Sie fühlte seinen warmen Atem auf der Haut und seinen ruhigen Herzschlag. Er schlief noch. Ganz behutsam, um ihn nicht zu wecken, befreite sie sich von der Decke. Es war früh, viel zu früh um aufzustehen, somit blieb Konan liegen. Kalte Luft strich vom Fenster her über ihren Körper. Plötzlich verkrampfte Itachi sich, und seine Hände krallten sich um ihre Schultern, bis er ruckartig den Kopf hob. Ein rotes Augenpaar leuchtete auf. Als er erkannte, wo er war, entspannte er sich wieder. Konan drehte sich auf den Rücken und sah ihn an. Itachi machte Anstalten sich zu erheben, doch sie legte ihm eine Hand auf den Arm und hielt ihn zurück. „Schlaf weiter.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Wispern, das sich mit dem ersten Grollen eines aufziehenden Gewitters verband. Ein schönes Durcheinander wird das, ging es ihr durch den Kopf, während die ersten Blitze über den Himmel zuckten. Sie kannte diese Art von Wetterumschwung. Pain war wütend. Sehr wütend. Sie hätte Madara erwürgen können, doch stattdessen schmiegte sie sich an Itachi und verbarg das Gesicht an seinem Hals. Einige wenige Stunden verblieben noch, bis der Tag sie einholen würde. Sie wusste, dass der Uchiha mit seinen Kleidern auch die distanzierte Höflichkeit ihr gegenüber wieder anlegen würde, und es war gut so. Auch wie sie Pain kannte, würde er den Vorfall mit Madara nicht mehr zur Sprache bringen. Es würde laufen wie bisher, doch eine unterschwellige Spannung wäre nicht mehr zu vermeiden. Besonders nicht, wenn der Leader Wind von der Sache mit Itachi bekam. Sie schlummerte wieder ein, doch nur um wenige Stunden später davon geweckt zu werden, dass jemand lautstark gegen ihre Tür hämmerte und ohne eine Antwort abzuwarten in den Raum stürzte. „Konan, hast du Itachi geseh...?“ Kisame stutzte, unterbrach mitten im Satz. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung, dann breitete sich ein dreckiges Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Oh, ja du hast ihn gesehen.“, beantwortete er seine Frage. „Lasst euch nicht stören.“ Damit huschte er wieder aus ihrem Zimmer. Konan und Itachi tauschten einen Blick. „Nicht gut.“, kommentierte der Uchiha. Kisame würde den Mund sicher nicht einfach halten. Sie seufzte und stand auf. Itachis Blick huschte noch einmal über ihren schmalen Körper, bevor auch er sich erhob, um in seine Kleider zu schlüpfen. Konan trat vor den Spiegel und steckte ihr zerzaustes Haar auf. Nichts an ihnen erinnerte mehr an die vergangene Nacht. Wortlos verließ der Uchiha den Raum. Das Wasser war so heiß, dass Konans Wangen sich während des Bades röteten. Der Duft von Rosenöl machte sie schläfrig. Heute konnte sie sich das erlauben. Es gab wenig zu tun, und sie hatte ohnehin den Wunsch, den anderen Mitgliedern aus dem Weg zu gehen. Besonders „Tobi“ und Kisame. Welchen besseren Ort gab es, um sich zu verbarrikadieren als die Badewanne? Jemand klopfte. „Konan?“ Die Blase aus Ruhe, die sie um sich geschaffen hatte, zerplatzte augenblicklich. Sie stieg aus dem Wasser und wickelte sich in ein Handtuch. Fertig war sie schon längst, hatte sich nur nicht zum Aufstehen überwinden können. Tropfend ging sie zur Tür und öffnete. Pain stand vor ihr und musterte sie verwundert, besann sich dann jedoch hastig auf das eigentliche Thema. „Weißt du, wo Deidara ist?“ „Nein. Soll ich ihn suchen?“ „Ja.“ Der Leader machte auf dem Absatz kehrt, und sie schloss die Tür hinter ihm. Sie kämmte ihr Haar und steckte es auf, dann ging sie in ihr Zimmer und suchte frische Kleider zusammen. Schließlich ging sie noch einmal zu Pain, der seltsamerweise ihrem Blick auswich. „Soll ich ihn gleich zu dir schicken?“, erkundigte sie sich. „Ja, und sag ihm, er soll Tobi bescheid sagen. Ich habe eine Mission für sie.“ „Er wird nicht begeistert sein“, merkte Konan an. Pain schwieg. Die Stille zog sich unangenehm in die Länge. Sie verstand den Wink und verließ sein Büro. Konan verließ das Hauptquartier und trat in den strömenden Regen. Blitze zuckten über den Himmel. Eigentlich musste sie Deidara gar nicht suchen. Sie kannte die meisten Mitglieder inzwischen gut genug, um erahnen zu können, wo sie sich herumtrieben, wenn sie in Ame weilten. Sie fand den Blondschopf unter einem halb zerfallenen Vordach. Er hielt einen Tonvogel in Händen und schien über etwas nachzubrüten. „Deidara.“ „Hn?“, machte er missgestimmt und hob den Kopf. „Zum Leader. Sag deinem Partner, dass ihr eine Mission habt.“ Damit machte sie kehrt, nahm auf dem Rückweg allerdings einen Umweg. Sie wollte nachdenken, ohne gestört zu werden. Da sie keinen Angriff befürchtete, scherte sie sich nicht darum, dass der Regen sie völlig durchnässt hatte, als sie ins Hauptquartier zurückkehrte. Plötzlich hörte sie ein leises Scharren. Sie drehte sich um. Madara war hinter einer Säule erschienen und trat nun ganz nah an sie heran. Sie machte keine Anstalten zurückzuweichen. „Sehr klug, Konan, dir Itachi ins Bett zu holen, um mich fernzuhalten“, zischte er ihr sehr leise zu. Er weiß es also, dachte sie mit unbewegtem Gesicht, als er sie schmerzhaft fest am Arm packte. Hinter seiner Maske flammte das Sharingan auf, als plötzlich Schritte im Gang ertönten. „Du wirst Pain sagen, dass er Kisame und Itachi auf diese Mission schicken soll. Wir sprechen uns wieder.“ Der Uchiha verschwand wie ein böser Spuk, gerade als Kisame um die Ecke in die Halle bog. Als er sie sah, legte sich ein Grinsen auf seine Züge. Schweigend ging Konan an ihm vorbei direkt zu Pains Büro. Der Leader schaute auf, als sie die Tür hinter sich zuzog. „Madara lässt ausrichten, dass du Itachi und Kisame auf die Mission schicken sollst“, sagte sie leise. Das Gesicht des Leaders verhärtete sich. „Was denkst du? Sollte ich das tun?“, wollte er wissen. „Nein. Lass Hidan und Kakuzu gehen“, riet sie bestimmt. Einen Schwachpunkt hatte Madara zugegeben. „Sag den Beiden bescheid.“ Sie verließ den Raum, ahnte jedoch, dass Madara nicht begeistert sein würde, wenn seine Befehle missachtet wurden. Konan wusste, dass wahrscheinlich sie es sein würde, auf den er Druck ausüben würde. An Pain traute selbst er sich nicht so ohne Weiteres heran. Sie warf eine Blick aus dem Fenster. Es war spät geworden. Die Nacht erstickte bereit den summenden Verkehr auf Ames schmalen Straßen. Sie beschloss, nur noch Hidan und Kakuzu zu informieren, und sich dann zurückzuziehen. Konan schritt durch einen Flur. Als jemand sie am Handgelenk packte und in einen Seitengang zog. Sie schaute auf eine Maske. Sie fluchte innerlich, denn da sie immer noch nass war, konnte sie sich nicht einfach in Papierschmetterlinge auflösen. Ihr Jutsu war blockiert, so konnte sie nicht weg, und Madara wusste das. „Es ist erstaunlich, wie schnell du dich selbstständig machst“, knurrte er. Woher weiß er..., schoss es Konan durch den Kopf. Bisher wusste doch noch niemand von der Planänderung. Nur sie, Pain und... Zetsu! Er ist der einzige, der hätte mithören können. Sie ballte die Hände zu Fäusten und schalt sich, nicht daran gedacht zu haben. Rot sah sie das Sharingan aufblitzen und drehte sich weg. Wieder Schritte. Entschieden riss sie sich los und trat auf den Gang zurück. Jetzt war Konan froh, dass zurzeit so viele Mitglieder hier waren, zumal sie einander bisher nicht an die Kehle gegangen waren. „Hidan, du und Kakuzu sollt euch beim Leader melden. Sag Deidara, dass ihr die Mission übernehmt.“ Hidan nickte. Er wusste, dass man von Pains Partnerin keine ausführlicheren Erklärungen bekam. Erleichtert machte sich Konan auf den Weg in ihr Zimmer, bis sie sich spontan anders entschied. Itachi saß auf dem Fensterbrett und schaute in die gewittrige Nacht hinaus, bis es an seine Tür klopfte. Erstaunt stand er auf und öffnete einen Spalt breit. Das Licht der Kerze aus seinem Zimmer warf seinen Schimmer auf den Flur. Itachi zog eine Augenbraue in die Höhe, trat aber beiseite, um seinen Besuch einzulassen. Konan schlüpfte an ihm vorbei. Sie wirkte angespannt, und erst als der Uchiha die Tür hinter ihr schloss, entkrampfte sie sich. „Was führt dich zu mir?“ Schweigend, da sie selbst die Antwort nicht kannte, ging sie an ihm vorbei zum Fenster. Sie stützte die Hände auf und schaute hinaus. Kalte Luft wehte hinein, umschmeichelte ihr Gesicht, und das Rauschen des Regens hüllte sie ein. Donner grollte. Wie passend das Wetter doch war... Konan schalt sich, überhaupt hierher gekommen zu sein. Sie lief weg, und dadurch lösten sich die Probleme nicht. Weder die mit Madara, noch die mit Pain. Aber mit Itachi war es einfacher... oder? Der Uchiha stellte sich hinter sie. Sie hatte den Duft frischer Rosenblüten mit in den Raum gebracht, der trotz seiner Zartheit doch seine Sinne ausfüllte. Konan mochte es nicht, wenn man sie festhielt, das hatte er bereits zuvor beobachtet, so ließ er es bleiben und wartete, bis sie sich wieder zu ihm umdrehte. „Ich weiß es nicht“, antwortete sie reichlich verspätet auf die Frage. Das Gewitter erzeugte eine eigenartige Stimmung im Raum. Itachi viel auf, dass sie immer noch vor Nässe tropfte, ging ins Bad nebenan und brachte ihr ein Handtuch. Konan streifte den durchweichten Mantel und den wollenen Pullover ab, der sich gänzlich vollgesogen hatte, dann wickelte sie sich in das Handtuch. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie fror, und ein Schauer überlief ihren Rücken. Auch die Hose klebte ihr am Körper. Sie zog sie aus und hätte fast über die Situation lächeln müssen. Itachi stieß sich daran nicht an, sondern legte die nassen Kleider über die Heizung, was nicht viel bringen würde, denn er teilte Konans Vorliebe für offene Fenster und ließ die Heizung aus. Er wusste anscheinend, dass sie nicht vorhatte, heute noch wieder wegzugehen. Der Uchiha zog eine Augenbraue in die Höhe, als er ihre Arme sah. Blaue Flecken. Sanft strich er ihr über die Haut. „Wieder Madara?“ „Ja.“ An der Art der Verletzung erkannte Itachi, dass sie sich nicht zur Wehr setzte, obwohl sie es wahrscheinlich könnte. Der Uchiha wusste, welche Schäden Genjutsus hinterlassen konnten, doch Konan schien ihm keine Person die allzu schnell brach, oder bereits gebrochen war. Noch ließ er also von ihr ab. Aus einem plötzlichen Impuls heraus strich er ihr über Nacken und Schultern. Konan schloss die Augen. Seine Hände waren angenehm warm und weich. Erinnerungen an die vergangene Nacht schlichen sich in ihr Bewusstsein und sie wusste, dass er es genauso genießen würde wie sie. Itachi kamen wohl ähnliche Gedanken, als er sie aus dem Handtuch schälte und sie weiter schob. Er sank in die Kissen des Bettes und zog sie zu sich herab. „In Ordnung?“ Sie gab ihm keine Antwort sondern legte leicht ihre Lippen auf seinen Halsansatz. Fest schlang er die Arme um ihre schmalen Schultern. Jetzt durfte er das, ohne die Erinnerung an die Hilflosigkeit bei Yahikos Tod heraufzubeschwören. Auch die Schuldgefühle ruhten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)