moving on von KakashiH ================================================================================ 20 Prisoner ----------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   20 Prisoner   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Narutos Lungen brannten, als wenn er versucht hätte viel zu viel Zeit unter Wasser zu verbringen, ohne die Möglichkeit auch nur einen einzigen Atemzug zu nehmen. Sie brannten so sehr, dass jeder Atemzug den er nun tat, das Brennen weiter entfachte. Es schmerzte höllisch. Schlimmer war dabei vermutlich nur der Schmerz, den er psychisch erlitten hatte. Sein Körper zitterte noch immer und er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was dort gerade passiert war.   Er erinnerte sich an das vertraute Chakra, welches ihn aus seinem tiefen Schlaf gezogen hatte. Zumindest teilweise. Er war angefangen aufzuwachen, als Sakuras Weg deutlich in seine Richtung geführt hatte, Minuten bevor sie seine Tür erreicht hatte. Zeitgleich hatte er das Gefühl gehabt, das jemand ihm die Luft abschnürte. Er war bei vollem Bewusstsein gewesen, als seine Muskeln begonnen hatten zu zucken. Als der dumpfe Schmerz, der ihm bereits so vertraut war, dass er nicht wusste wann er begonnen hatte, Ausmaße angenommen hatte, die ihm fremd waren. Zumindest in diesem Zustand.   Er kannte Schmerz. Er hatte oft genug im Kampf Federn gelassen, in seiner Kindheit, Jugend und auch als er längst erwachsen geworden war. Jahre im Krieg hatten eben ihre Spuren hinterlassen und ganz gleich wer er war oder wie gut er vielleicht geworden war, es war nicht zu verhindern gewesen, dass er hier und da natürlich auch verletzt worden war. Körperlich. Ein ähnlicher Schmerz war es, der von ihm Besitz ergriffen hatte, der es unmöglich gemacht hatte Sauerstoff in sein System zu bekommen und der dafür gesorgt hatte, dass seine Muskeln sich immer wieder verkrampft hatten.   Er hatte alles mitbekommen und selbst jetzt, als endlich der benötigte Sauerstoff wieder da war und der leichte Schwindel sich begann zu legen, erinnerte er sich mit Grauen an die Empfindungen machtlos diesem Anfall ausgeliefert zu sein. Er wusste, wäre Sakura nicht da gewesen, hätte er vielleicht nicht aufgehört zu krampfen. Dieses Wissen war beunruhigend, ebenso wie die Ahnungslosigkeit was überhaupt das Ganze ausgelöst hatte.   Nun wo er wieder mehr bei sich war, konnte er aber auch nicht ausblenden, dass er nicht alleine war. Sakura saß noch immer hinter ihm, hatte noch immer einen Arm um ihn geschlungen und er musste sie nicht hören oder sehen um zu verstehen warum ihre schmale Form immer wieder unterdrückt zuckte. Er hatte sie erschreckt, nicht mit Absicht verstand sich, aber dennoch plagte ihn ein wenig das schlechte Gewissen. Er war dennoch viel zu erschöpft um weit mehr zu machen, als seine Hand sanft auf ihre zu legen, sie beruhigend zu klopfen, während er sich ganz darauf konzentrierte seinen Atem wieder vollkommen unter Kontrolle zu bekommen.   ***   Sakura brauchte lange um den schockierenden Anblick zu verdauen. Sehr lange und sie war dankbar, dass Naruto ihr diese Zeit auch gewährte ohne zu versuchen sie zu lösen. Sie fragte sich, ob ihre Wahl tatsächlich die Richtige war, aber zeitgleich wusste sie, dass sie nur derart heftig reagiert hatte, weil dieser Vorfall unerwartet gekommen war und noch dazu jemanden betraf, der zu ihr gehörte. Ihr Teamkamerad, den sie endlich richtig hatte kennenlernen wollen. Nicht zu vergessen, ihre Entscheidung alleine machte es sicherlich nicht einfach, richtig zu reagieren. Ruhig zu bleiben ohne die Dinge an sich heranzulassen. Innerlich ermahnte sie sich. Ihre Entscheidung stand, sie sollte nicht so wanken, wenn sie noch keinerlei Ausbildung genossen hatte. Jeder Mensch egal ob Zivilist oder Shinobi wäre vermutlich überfordert mit einer derartigen Situation. Sie wusste das und nun wo sie sich dessen wieder bewusst war, stand ihre Entscheidung fester denn je. Sie wollte sich nie wieder machtlos fühlen.   Leicht löste die Kunoichi sich. Naruto hatte sich nicht mehr gerührt, aber sie spürte die ruhigen, gleichmäßigen Atemzüge ihres Teamkameraden. Ein wenig wackelig richtete sie sich weit genug auf um zu sehen, dass Naruto die Augen geschlossen hatte und vollkommen entspannt war. Die Frage danach was passiert war, lag ihr direkt auf der Zungenspitze. Sie verstand es nicht, aber das war kaum verwunderlich. Narutos Mundwinkel zogen sich leicht nach oben und ein schwaches Lächeln zierte seine Lippen, als er die Augen öffnete und sie aus seinen unglaublich blauen Augen anschaute. Sie bemerkte sofort, das diese weniger strahlend waren wie sie es gewohnt war und dass sie müde wirkten. Aber auch hier war das kaum verwunderlich.   „Bevor du fragst, ich habe keine Ahnung was los war.“, erklärte er leise und richtete sich selbst auf, womit die körperliche Nähe gekappt wurde, die bis zu diesem Moment geherrscht hatte. Ein Teil von Sakura bedauerte dies. Ein Teil von ihr wollte Naruto berühren, spüren, dass es wirklich vorbei war. Offensichtlich war ein Teil von ihr derart schockiert über das Geschehene, dass dieser Teil einfach eine Bestätigung brauchte die nicht nur von ihren Augen ausgehen konnte. Dennoch ballte sie die Hände in ihrem Schoß und versuchte sich ebenfalls an einem Lächeln, auch wenn sie fühlte, dass sie kläglich daran scheiterte. Sie war eine Kunoichi, sie war trainiert aber ganz gewiss war sie keine gute Schauspielerin. Sie wollte es auch gar nicht sein.   „Ich würde auch bevorzugen, wenn das was passiert ist, unter uns bleibt.“, fügte Naruto hinzu.   Sakura runzelte leicht die Stirn. Sie wusste, dass diese Entscheidung nicht klug war. Egal wie sehr sie das Erlebte schockiert hatte, es konnte sie nicht daran hindern entschieden den Kopf zu schütteln. „Naruto, du hast nicht einmal geatmet. Das muss man doch genauer untersuchen.“, protestierte sie vehement. Es war einfach eine logische Konsequenz. Was passiert war, war sicherlich alles andere als normal. Sakura war niemand, der sich besonders für den medizinischen Bereich interessiert hatte. Zumindest bis sie notgedrungen ausgeholfen hatte, was ihr Interesse angestachelt hatte. Aber sie glaubte schon, dass man solche Vorfälle durchaus irgendwie mitbekam, wie Naruto es gerade gehabt hatte. Sie kannte sich nicht aus, aber Krämpfe dieser Art waren gewiss nichts harmloses.   Narutos Lächeln wirkte fast traurig, als er sie weiter anblickte und sanft den Kopf schüttelte. „Ich bitte dich, Sakura.“, erwiderte er leise. „Für den Moment, versprich mir bitte, dass dieses hier unter uns bleibt.“, wiederholte er schließlich seine Bitte.   Sakura fühlte sich nicht wohl dabei. In ihr war derart viel Widerstand gegen die Idee, Narutos Krampf einfach zu verschweigen, dass es sie wirklich Mühe kostete, die Augen für einen Moment zu schließen, ehe sie widerwillig nickte. Dann öffnete sie die Augen erneut und schaute Naruto fest und entschlossen an. „Unter einer Bedingung.“, stellte sie klar. Sie wusste nicht, ob sie diese erfüllen konnte, aber sie hatte sich bereits entschieden, welchen Weg sie weiter gehen sollte.   „Wenn ich eine Iryōnin geworden bin, darf ich dieser Sache auf den Grund gehen.“, forderte sie entschlossen.   ***   Naruto glaubte, dass er sich verhört hatte. Ein Teil von ihm war freudig erregt, der andere Teil war eindeutig verwirrt und fragte sich, wie Sakura auf die Idee kam, sich ausbilden zu lassen. Als Iryōnin. Die Profession, die sie auch zuvor für sich gewählt hatte. Soweit er sich erinnerte, war ihre Entscheidung gefallen, als sie versucht hatten Sasuke zurück zu bringen. Damals waren sie alle ziemlich schwer verletzt worden, aber Naruto konnte beim besten Willen nicht sagen, was sie jetzt dazu bewegt hatte, diesen Weg einzuschlagen.   Nicht, dass es schlecht war. Er hatte sich durchaus Gedanken gemacht, aber ehrlich keine Ahnung gehabt, wie er Sakura in die richtige Richtung lenken konnte. Er hätte nie gedacht, dass es so einfach sein konnte. Das sie diesen Weg auch ohne die vorherigen Ereignisse einschlagen würde. Es beflügelte ihn, erleichterte ihn auf eine Art, die er stets vermisst hatte.   Naruto lachte leise. Es war verrückt, vollkommen verrückt. Hier saß er, eines seiner Probleme hatte sich in Luft aufgelöst und all das ohne das er sich intensiv damit beschäftigt hatte. Ohne, dass er Pläne geschmiedet und alle wie Marionetten bewegt hatte um die richtigen Dinge voran zu treiben.   „Ist alles in Ordnung, Naruto?“, fragte Sakura schließlich. Sie war unsicher, wusste nicht was gerade vor sich ging, was Naruto nur noch lauter lachen ließ. Er fühlte sich, als wenn er mitten in einem Frühlingsregen stand. Als wenn warmes Wasser auf ihn hinab rieselte und die Welt vollkommen im Gleichgewicht war. Befreit, vollkommen sorglos für den Augenblick.   Sakura starrte ihn an, als wenn sie nicht sicher war, ob sie mitlachen sollte, auch wenn sie den Witz nicht verstand, der Naruto so zum Lachen brachte, oder ob sie nicht doch jemanden holen sollte, der einen Blick auf ihn warf, weil offensichtlich etwas nicht mit ihm in Ordnung war.   Er brauchte einen Moment, ehe er sich weit genug unter Kontrolle hatte. Dann schüttelte er den Kopf.   „Ich denke, eine bessere Entscheidung hast du gar nicht fällen können.“, gab er dann ehrlich zu, während er sie anblickte. Etwas sanftes ging von seinem Blick aus, etwas stolzes und unendlich erleichterndes. Er selbst mochte es nicht sehen, aber er fühlte es tief in sich. Es war, als wenn Puzzleteile nach einer gefühlten Ewigkeit endlich an ihren richtigen Platz gerückt waren, obwohl sie zuvor den Anschein erweckt hatten, als wenn sie zu einem ganz anderen Gesamtbild gehörten und einfach versehentlich unter ein anderes Bild gemischt worden waren.   Überzeugt nickte er. „Eindeutig, ich denke, du wirst gut in diesem Bereich sein. Immerhin, niemand von uns dreien kann es mit deiner Kontrolle aufnehmen.“, gab er zu. Sakura starrte ihn einen Augenblick an, ehe auch sie leise lachte. „Hmm, vermutlich.“, gab sie zu, bevor ein freches Grinsen auf ihr Gesicht huschte.   „Außerdem, ihr beiden braucht jemanden, der euch wieder zusammen flickt.“, gab sie schmunzelnd zu. Naruto konnte dagegen eindeutig nichts erwidern.   ***   Sakura war noch eine ganze Weile geblieben, ehe sie sich von ihm verabschiedet hatte, wobei Naruto mehr als deutlich geworden war, wie sehr der jungen Kunoichi das Geschehene in den Knochen steckte. Sie war unschlüssig gewesen, hatte mehrere Male Anlauf genommen ehe sie es wirklich geschafft hatte sein Apartment zu verlassen und die Tür hinter sich zu schließen. Für einige Minuten hatte Naruto fest damit gerechnet, dass sie ihr Vorhaben über Board warf und erneut herein kam, doch dann hatte er spüren können, wie sie sich langsam entfernte ohne noch einmal in ihrer Entscheidung zu schwanken.   Er konnte es ihr nicht verübeln.   Nun endlich wieder alleine konnte auch er den Vorfall nicht weiter von sich schieben. Was er gesagt hatte, war nicht gelogen gewesen. Er fühlte sich in Ordnung, alles was von dem seltsamen Krampf übrig geblieben war, war der leichte Schmerz der bereits zu seinem ständigen Begleiter geworden war. So vertraut, dass er sich bewusst auf ihn konzentrieren musste um ihn deutlich wahrzunehmen. Es war als wenn er sich bewusst machen musste, wo sein rechtes Bein war. Man wusste es war da, man nutzte es ohne darüber nachzudenken, aber wenn man sich darauf konzentrierte, nahm man es plötzlich als einzelnen Baustein des gesamten Körpers wahr.   Naruto kannte den Schmerz, hatte ihn vor langem zu etwas gemacht was einfach zu ihm gehörte, sodass er nicht einmal sagen konnte wann genau es begonnen hatte. Was der Auslöser war. Es war einfach ein Teil von ihm. Anders verhielt es sich bei dem Krampf, welcher neu und angsteinflößend war. Naruto hatte keine wirkliche Erinnerung an diese schrecklichen Momente. Es fühlte sich eher an wie ein verblasster Traum, etwas was man in einer tiefen Schlafphase überdeutlich und in allen schimmernden Farben vor Augen gehabt hatte, was einem aber in dem Moment komplett entglitt, wo der Körper erwachte. Was zurück blieb war ein vages Gefühl, ein nachhallen das man kaum richtig beschreiben konnte.   Und Sakura hatte gesagt, dass er aufgehört hatte zu atmen.   Naruto entließ mit einem leichten Zittern den Atem, den er angehalten hatte und konzentrierte sich darauf, jeden einzelnen Muskel den er bei dieser Erinnerung angespannt hatte, wieder zu lockern. Es dauerte einige Atemzüge, bis die Anspannung aus seinem Körper wich, doch letzten Endes zählte nicht die Zeitspanne die er benötigte. Weit wichtiger war es, dass er in der Lage war die Anspannung von sich abfallen zu lassen. Ebenso wichtig war es aber auch, dem was passiert war auf den Grund zu gehen.   Sakura hatte Recht, aber Naruto war nicht gewillt irgendwen an sich heranzulassen. In medizinischen Sinne verstand sich. Er wollte nicht die nächsten Tage oder schlimmer noch, Wochen im Krankenhaus verbringen, wo man ihn im wahrsten Sinne des Wortes auseinandernahm um den Vorfall klären zu können. Das Krankenhaus war eh ein Ort, den er nur ungern besuchte. In all den Jahren hatte sich das nie verändert. Es lag einfach daran, dass er sich schnell wieder fit genug fühlte um nicht permanent liegen zu müssen, man ihm aber dennoch untersagte das Krankenhaus oder gar sein Bett zu verlassen. Er konnte sich sehr lebhaft an einige Momente erinnern, wo dieser erzwungene Stillstand ihn nahezu in den Wahnsinn getrieben hatte, was letzten Endes immer dazu geführt hatte, dass er sich selbst entlassen und damit den Zorn seiner Teamkameradin auf sich gezogen hatte.   Was waren Erinnerungen, die trotz des schmerzhaften Verlustes in ihm ein sanftes Gefühl wachriefen, welches er nicht missen wollte. Dieses Gefühl mochte alles sein, was von seiner Freundschaft und Verbundenheit zu seiner Sakura übrig geblieben sein mochte, aber vielleicht war auch gerade das der Grund, was dieses Gefühl zu etwas derartig kostbaren machte. Und es war beängstigend, wenn er daran dachte, dass diese Sakura begann einen Weg einzuschlagen, der sie an genau den Punkt bringen konnte, den Naruto mit seiner Haruno Sakura eng verknüpfen konnte.   Energisch schüttelte er den Kopf. Es war wirklich an der Zeit, dass er sich mit dem gegenwärtigen Problem befasste. Sakura stand da hinten an, sie hatte noch Jahre vor sich, ehe er vielleicht zu viele Parallelen zu der jungen Frau entdeckte, sie er sehr gemocht und leider viel zu schnell verloren hatte. Wenn es je soweit kam konnte er sich noch immer mit dem Wirrwarr an Gefühlen beschäftigen, die sein erzwungenes zweites Leben mit sich brachte. Zumindest in diesem Punkt.   Naruto blendete den Wirbelwind an Gedanken aus und besann sich darauf, was in dieser Situation am klügsten war. Er verließ mental die Welt in der sein Körper sich aufhielt um einen anderen Ort aufzusuchen, wo er jemanden finden würde, der eng mit ihm verbunden war und vielleicht eine Ahnung hatte, was heute mit ihm geschehen war.   Als er die Augen wieder öffnete, blinzelte er leicht. Der Ort an dem er war, war vertraut und auf seltsame Art ebenso fremd. Er war bereits schon einmal dort gewesen, es lag allerdings derart lange in der Vergangenheit, dass er unwillkürlich die Stirn runzelte und sich fragte, wie er hergekommen war.   „Kurama?“, rief er den vertrauten Geist, doch seine Worte hallten nur an den feuchten Wänden ab und erschufen ein Echo, das wieder und wieder zurückgeworfen wurde, bis es letztendlich verstummte. Eine Antwort bekam er nicht und so blieb ihm kaum etwas anderes übrig, als den Gang durch das knöcheltiefe Wasser anzutreten um den Ort zu erreichen, an dem Kurama für gewöhnlich sich aufhielt. Es war ihm rätselhaft, warum er dieses Mal nicht direkt zu dem Fuchs gelangt war. Normalerweise hatte er nie Schwierigkeiten den Ort zu erreichen. Er musste sich nicht einmal wirklich darauf konzentrieren, waren sie beide doch seit Jahren weit enger miteinander verbunden, als die Menschen in dieser Zeit auch nur erahnen konnten. Nicht, dass es eine Rolle spielte. Dennoch war es so unglaublich lange her, dass er nicht direkt zu Kurama gelangt war, wenn er sich an diesen Ort begeben hatte, dass es ihn erneut mit einem Gefühl zurück ließ, was ihm ein Stück weit Angst einjagte. Etwas stimmte ganz und gar nicht, dessen war er sich überdeutlich bewusst, auch wenn er absolut nicht in der Lage war zu sagen, was genau hier nicht so war wie es sein sollte.   Der nächste Schock kam, als er endlich sich dem Käfig gegenüber sah, hinter dem Kurama für Jahre eingesperrt gewesen war. Das Gatter war verschlossen, das Siegel an seinem Platz, dennoch war der Raum dahinter verweist. Kein Fuchs lag auf dem Boden und ließ ihn seinen Groll spüren, Kein Kurama hockte hinter offenen Toren und funkelte ihn beinahe schelmisch an, während seine neun Schweife in langsamer, fast schon neckender Art von einer Seite zur anderen wanderten. Was er vor sich hatte war weder mit dem im Einklang zu bringen, was er bei seinem ersten Besuch hier zu sehen bekommen hatte, noch mit dem vertrauten Anblick, den er Mittlerweile seit Jahren kannte. Zu oft war er hier unten gewesen um sich einreden zu können, dass er am falschen Ort war. Er war genau da, wo er hin gewollt hatte und dennoch war nichts so, wie es hätte sein sollen.   Naruto spürte schnell, wie sein Herzschlag sich beschleunigte und wie die Angst von ihm Besitz ergriff. Die Erinnerung keine Luft zu bekommen, das Gefühl zu haben, als wenn jemand eiserne Klauen an seinen Hals gelegt hätte und unnachgiebig zudrückte, war noch frisch, dennoch schlug sie auf ihn ein mit einer Wucht, die ihn zurücktaumeln ließ. Er verstand nicht, was los war. Es konnte gar nicht sein, dass er hier vor einem leeren Käfig stand, dass Kurama aus irgendeinem Grund nicht mehr in ihm war. Es war schlicht unmöglich. Schon bevor sie sich verbunden hatten, wäre dieses Szenario sein sicherer Tod gewesen und auch jetzt nach der Verbindung, bedeutete es nicht, dass er überleben würde, wenn man Kurama aus ihm herauszog.   Dennoch blieb es dabei, dass er hier unten vollkommen alleine war. Trotz der Panik die von ihm Besitz ergriff, oder gerade wegen ihr, presste er sich die Hände eng an die Schläfen und versuchte nahezu verzweifelt die dringend benötigte Luft in seine Lungen zu bekommen. Es funktionierte, auch wenn es sich nicht erleichternd anfühlte. Noch immer rasten seine Gedanken, sein Atem war zu flach und das Gefühl was ihn einnahm schnitt ihm schlicht die Luftzufuhr ab, auch wenn es nicht dafür sorgte, dass er gar nicht atmen konnte. Es fühlte sich nur so an, als wenn es einfach nicht genug war. Nichts war genug, ganz gleich wie sehr er es auch versuchte.   Dann, ohne dass er sich hatte unter Kontrolle bringen können, spürte er es. Vertrautes Chakra. Kakashi, Sakura, Sasuke und auch Jiraiya waren im Dorf. Er konnte sie überdeutlich fühlen, auch wenn er nicht bewusst das Senjutsu angewendet hatte und ganz gewiss keinen Gedanken dafür übrig gehabt hatte, sich zu vergewissern, dass abgesehen von diesem Ort auch alles andere nicht richtig war. Es war einfach passiert, sein Körper hatte übernommen um den Stress unter Kontrolle zu bekommen, der gerade auf ihn lastete. Anstatt Antworten zu finden, fand er nur weitere Fragen.   Auch andere Bewohner konnte er deutlich spüren. Ino und Shikamaru waren scheinbar gemeinsam unterwegs. Er musste sich nicht darauf konzentrieren um zu wissen, dass die Person der sie sich näherten, eindeutig Chōji war. Auch Guy spürte er, Lee, Neji und Tenten. Jeden einzelnen im Dorf konnte er deutlich wahrnehmen. Und noch etwas war da, wie ihm nun bewusst wurde. Kein Chakra, eher ein Gefühl von Vertrautem. Etwas, was er eigentlich hier unten erwartet hatte.   Deutlich ruhiger wie zuvor drehte er den Kopf erneut zu dem verschlossenen Käfig. Er jetzt sah er, dass sein Blick eindeutig eingeschränkt war. Er sah die Gitterstäbe mit deutlicher Schärfe. Er konnte das Siegel klar erkennen. Was ihm zuvor allerdings entgangen war, war das alles hinter den Gitterstäben deutlich verzerrt war. Nicht unbedingt so deutlich, dass man es schlichtweg nicht übersehen konnte, aber doch genug, dass er diesen Umstand eigentlich nicht hätte übersehen können.   Für einen Moment überlegte Naruto, was die Ursache sein konnte. Es war seltsam genug, dass er an den falschen Ort gelangt war, noch seltsamer, dass das Gitter verschlossen war und das Siegel intakt. Es musste ein altes Bild sein, eines welches er vor Jahren gesehen hatte, auch wenn er nicht verstehen konnte, warum das der Fall war. Eine Sekunde später schnaubte er. Eigentlich gab es nur eine Sache, die er nie sofort erkennen würde. Ein Genjutsu, auch wenn Naruto keine Ahnung hatte, wie man so etwas hatte aktivieren können. Vermutlich war die einzige Möglichkeit, dass er gar nicht erst hierher gekommen war. Es war ein Trugbild, anders konnte es nicht sein.   Die leise Stimme in seinem Kopf, dass er gespürt hätte, wenn jemand nahe genug an ihn herangekommen wäre um ein solches Jutsu anzuwenden, ignorierte er. Statt dessen versuchte er sich darauf zu konzentrieren, genug Chakra frei zu setzen, dass er das Jutsu – hoffentlich – lösen konnte. Vielleicht war es angebracht, doch noch einmal zu versuchen in diesem Bereich ein wenig mehr Erfahrungen zu sammeln. Es war die einzige große Schwachstelle, die er in all den Jahren nicht hatte unter Kontrolle bringen können.   Während Chakra ihn immer weiter flutete wurde ihm aber ebenso bewusst, dass es sich hier nicht um ein Trugbild handeln konnte. Es war seltsam, aber dieses Wissen war so tief in ihm verankert, wie der Instinkt regelmäßig Atem zu holen. Und da war noch etwas anderes. Das Gefühl des Vertrauten das er zuvor gemeint hatte außerhalb seines Körpers wahrzunehmen, kam deutlich von ihm selbst. Es war in ihm, tief verborgen und schien ebenso energisch zu versuchen sich zu befreien, wie es Naruto gerade tat.   Langsam ließ er die Hände sinken und sein Chakra wieder zur Ruhe kommen. Er verstand es nicht, aber gleichzeitig wusste er, dass sein Kampf sinnlos war. Etwas war mit ihm geschehen, als er diesen Krampf gehabt hatte, etwas was auf kuriose Art und Weise die Verbindung zu Kurama blockiert hatte. Nun wo er wieder ganz bei Sinnen war, war er sich dessen sicher. Kurama war nicht weg, der Bereich hinter den Gittern war nicht leer, statt dessen schien sich etwas zwischen die Stäbe und dem Bereich dahinter gelegt zu haben, sodass er keinen Kontakt herstellen konnte. Es war ein beunruhigendes Gefühl.   Naruto begrub die Empfindungen tief in sich, um den klaren Kopf nicht zu verlieren, trat auf das Gitter zu und legte für einen Moment die Hand auf das kühle Metall. Es pulsierte unter seinen Fingerspitzen. Er konnte deutlich fühlen, dass etwas dahinter war, etwas was versuchte Kontakt zu ihm aufzunehmen, aber im Moment schien das nicht möglich zu sein.   „Ich habe keine Ahnung was hier gerade passiert … aber ich hoffe, dass es bald Sinn ergibt.“, murmelte er leise vor sich hin. Er war sich sicher, dass jemand hinter der Barriere ihm zuhörte. Ganz sicher. Mit einem letzten Blick auf den ungewohnt leeren Raum, verließ er die Ebene tief in sich, um wieder in die Realität zurück zu kehren.   ***   Was folgte, war ein Trott der Naruto schneller erfasste, als dass er sich bewusst machen konnte, dass er begonnen hatte nach bestimmten Mustern zu agieren.   Am Morgen stand er auf und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was eigentlich tief in ihm vergraben liegen sollte. Erfolglos, wie er Tag auf Tag von neuem erfahren musste. Er spürte, dass Kurama da war aber die Verbindung war vollkommen blockiert. Er hatte nur bedingt Zugriff auf die Kräfte des Fuchses und das bisschen was er ergreifen konnte fühlte sich fremder an, als es je der Fall gewesen war. Es war frustrierend.   Die Tage selbst verbrachte Naruto meistens auf einem der Trainingsplätze nun wo der Ablauf im Dorf empfindlich gestört worden war. Man beschäftigte sich mit Aufräumarbeiten und wenn man sonst nichts finden konnte um sich irgendwie zu beschäftigen, traf man sich in kleineren oder größeren Gruppen um die allgemein ungewisse Stimmung zu teilen. Naruto war kein Teil davon und in diesem Tagen auch selbst viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt um sich jemanden anzuschließen.   Was nicht bedeutete, dass er alleine war.   Es hatte gleich am ersten Tag begonnen, dass er Andere in seiner Nähe gefühlt hatte. Kakashi allen voran, auch wenn er es bisher nicht gewagt hatte sich zu zeigen und ihn – im schlimmsten Fall – mit weiteren Fragen zu bombardieren. Tief in sich wusste Naruto aber sehr genau, dass der Mann nicht darauf aus war, sein Wort zu brechen. Er kannte Kakashi gut, egal wie sehr die Neugierde ihn anstachelte, wenn er ein Wort gab, stand er auch dazu.   Einmal gesellte Neji sich zu ihm. Er stand am Rande des Feldes, den Blick auf ihn gerichtete, schien aber nicht das Verlangen zu verspüren es auf einen Zweikampf ankommen zu lassen. Naruto hatte eher das Gefühl, dass der junge Hyūga tief in seinen eigenen Gedanken und Gefühlen gefangen war. Vermutlich war dieses nicht einmal verwunderlich. So lange war ihr eigener Kampf nicht her und Naruto kannte auch Neji gut genug um zu ahnen, dass der Weg den er damals beschritten hatte und heute ebenfalls beschreiten musste, sicherlich kein einfacher war.   Der Rest hielt sich allerdings zurück. Naruto war sich ziemlich sicher, dass er nahezu jeden Genin ihrer Generation nahe des Trainingsplatzes fühlen konnte. Es war ein stetiges Kommen und Gehen, als wenn man eine Absprache getroffen hatte ihn unter keinen Umständen aus den Augen zu lassen. Aber niemand zeigte sich. Mit Abstand am Häufigsten konnte er jedoch seine beiden Sensei nahe des Trainingsplatzes fühlen, verborgen irgendwo hinter den dicken Stämmen, die den Wald hinter dem Platz einrahmten. Er konnte ihr Chakra fühlen, ihre Augen auf sich ruhen. Es war ein beruhigendes Gefühl und eng verknüpft mit längst vergangenen Empfindungen, die er aus seiner Jugend kannte, auch wenn keiner der beiden damals es für notwendig gehalten hatte, sich aus seinem Blickfeld herauszuhalten.   Aufträge gab es keine und damit lag Konoha in einer Art Winterschlaf der nur darauf wartete, dass der Frühling endlich erwachte und alles seinen gewohnten Gang gehen konnte. Aber so einfach war das nicht. Naruto hatte es gar nicht erst versucht an Sarutobi Hiruzen heranzukommen, aber auch wenn er das Krankenhaus nicht mehr betreten hatte, seit man den alten Kage dort eingeliefert hatte, so hörte auch er die Gerüchte die am Anfang wie ein leises Wispern durch Konoha waberten um im Laufe der Tage zu einem regelrechten Sturm anzuwachsen.   Sarutobi Hiruzen war keineswegs auf einen Weg, der ihn alsbald wieder auf seinen Posten zurück brachte.   Was genau mit dem alten Mann war, wusste natürlich keiner. Niemand fragte genau nach, es war erschreckend genug, dass sie derzeit führungslos waren. Weitestgehend. Natürlich gab es noch die Ältesten, aber Naruto musste nicht wirklich darüber nachdenken, was er davon hielt. Und mit dieser Meinung stand er nicht unbedingt alleine dar.   Gerüchte, wer für ihren verletzten Kage übernehmen sollte, gab es allerdings auch nicht. Naruto musste unweigerlich an den Moment denken, wo Shimura Danzō für Tsunade übernommen hatte und ein eisiger Schauder begleitete diese Erinnerung. Er wertete es als etwas gutes, dass keine Bewegung in dieser Hinsicht ersichtlich war. Wobei fraglich war, ob er als normaler Genin, als Jinchūriki, wirklich mitbekommen würde, wenn in dieser Richtung etwas im Busch war. Er hoffte nicht. Dieses Chaos im Augenblick war schrecklich genug. Es hatte den Fluss der Zeit bereits zu sehr aus den Angeln gehoben, was bedeuteten konnte, dass er von nun an ahnungslos im Dunkeln tapsen musste um überhaupt noch etwas zu ändern, was sich vermutlich trotz allem anbahnen würde. Das er ausgerechnet in dieser Zeit nicht einmal auf Kurama zugreifen konnte, machte alles nur noch schlimmer als es eh war.   Mit einem Seufzen stand Naruto mitten auf dem Trainingsplatz, sein Körper fühlte sich warm und verschwitzt an, was man nicht unbedingt als verwunderlich empfinden musste, wenn man bedachte, dass er bereits seit einigen Stunden hier war. Im Laufe des Tages hatten sich Sakura und sogar Gaara in seine Nähe gewagt, auch wenn keiner der beiden aus dem Unterholz herausgetreten war um ihm Gesellschaft zu leisten. Naruto verstand es auf gewisse Art und Weise.   Da war Sakura, der sicherlich noch die Geschehnisse vor einigen Tagen in den Knochen steckte. Er verstand es wirklich und die junge Kunoichi war mit ihren Empfindungen nicht alleine. Naruto erging es da nicht anders, aber er konnte auch nicht leugnen, dass es mit jedem Tag leichter wurde, wo er nicht damit überrascht wurde, dass man ihn gegen seinen Willen ins Krankenhaus zerrte um zu checken was mit ihm passiert war. Sie hatte ihr Wort gehalten und schien auch vorzuhaben, daran nichts zu ändern. Das war erleichternd, auch wenn eine Restsorge wegen den Auswirkungen dennoch blieb. Er mochte es nicht ändern können, aber das bedeutete nicht, dass es nicht viel zu oft im Vordergrund stand.   Dann war da Gaara, der bisher sich nicht gerührt hatte um eine Entscheidung mitzuteilen, wie er sich wegen seines Siegels entschieden hatte. Naruto zweifelte nicht an der noch fehlenden Antwort, er spürte einfach, dass Gaara Zeit brauchte um alles zu verdauen, aber wenn es soweit war, würde er sicherlich verhindern wollen, dass Shukaku weiter so großen Einfluss auf ihn hatte, wie es im Augenblick der Fall war. Die Verbindung von Gaara und seinem Bijū war eine vollkommen andere als die, die Kurama und ihn selbst mittlerweile verband. Es war nur natürlich, sich gegen den Geist in sich zu sperren. Er hatte es am Anfang nicht anders gemacht.   Mit einem Seufzen legte er die Hand auf den Bauch, genau dort hin, wo er das Siegel deutlich spüren konnte. Am Anfang hatte er befürchtet, dass damit etwas nicht stimmte und er deswegen von Kurama abgeschirmt war, aber schnell hatte er feststellen müssen, dass dies nicht der Fall war. Das Siegel war intakt und auch der Schlüssel war nicht beschädigt worden. Theoretisch gab es also keinen Grund, warum diese Blockade vorhanden sein musste. Praktisch sah es nur leider anders aus.   Mit einem kurzen Blick vergewisserte er sich, dass er noch ein wenig Zeit hatte. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, wenn sein Zeitgefühl ihn nicht betrog, war die Mittagszeit bereits vorbei. Dennoch verspürte er nicht den Drang nachhause zurück zu gehen. Er wartete, auf was genau oder auf wen, konnte er selbst nicht sagen, aber das spielte auch kaum eine Rolle. Wichtig war, dass er an diesem Ort genau richtig war. Er konnte sich bei Übungen entspannen, konnte beim Training überschüssige Energie abbauen und vor allem war er alleine – wenn man von jenen absah, die zwar ständig ihm nahe kamen, aber sich doch entschieden auf Abstand zu bleiben.   Ein nagendes Gefühl in seinem Nacken machte ihn darauf aufmerksam, dass erneut jemand den Wald betreten hatte und genau auf ihn zusteuerte. Oder besser gesagt waren es zwei Personen, wobei Naruto nicht sicher war, dass er einen von beiden sehen wollte. Generell schon, er war mit einem von ihnen eng verbunden, auch wenn das derzeit vermutlich ein einseitiges Gefühl war. Und dass beide zusammen auf ihn zu kamen, konnte nur bedeuteten, dass er nicht mehr sonderlich lange alleine auf diesem Trainingsplatz sein würde. Ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, würde sich zeigen müssen.   Erst als Jiraiya und Kakashi zusammen zwischen den Bäumen auftauchten, wendete Naruto den Blick ab um ein weiteres Mal zum Himmel hinauf zu schauen.   Vielleicht kam ja jetzt ein wenig Bewegung in den Alltag. Gebrauchen konnte er es um die sich ständig kreisenden Gedanken unter Kontrolle zu bekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)