moving on von KakashiH ================================================================================ 01 I wont let you die --------------------- ► moving on ► Genre: Shonen Ai | Drama ► Umfang: ungewiss ► Warunungen: bisher keine ► Weder die Serie "Naruto" noch deren Charaktere gehören mir. Die hier erzählte Geschichte ist frei erfunden. Außerdem verdiene ich kein Geld mit dieser Geschichte.   ―—————————————————————————―—————————————————————————   01 I wont let you die   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Wie lange er bereits dort gelegen hatte, wusste der Uzumaki nicht mehr, als seine Lider zu flackern begannen und seine azurblauen Augen sich langsam wieder öffneten. Er fühlte Schmerz, tiefer, bohrender Schmerz. Vor allem in seinen Beinen und sofort wusste er auch wieder, woran das lag. Ein Katana hatte sich dort hinein gebohrt. Naruto wusste, dass der Schmerz bald abebben würde, wenn Kurama begann seine Wunden zuheilen. Eigentlich war es eher erstaunlich, dass es nicht bereits geschehen war. Wenn er hinauf schaute, sah er nichts weiter als Dunkelheit, es musste mitten in der Nacht sein, doch an das Letzte an was er sich erinnerte, war dieser Kampf gewesen, früh am Morgen. Naruto war es ehrlich Leid. So viele Jahre waren mittlerweile vergangen, Jahre in denen der Frieden nicht wieder eingekehrt war. Die Allianz, die sie vor acht Jahren geformt hatten, hatte eine Weile angehalten, doch es brachte nichts, wenn mehr und mehr Verluste sich häuften, selbst der stärkste Mann konnte den Schmerz irgendwann nicht mehr in sich halten. Er wusste das. Er wusste es so verdammt gut, wie wohl kaum ein anderer in dieser Zeit. Damals, als sie endlich wieder zusammen gekämpft hatten, das alte Team 7, das waren noch Zeiten gewesen. Sasuke war zurück gekommen und er hatte nicht wirklich darüber nachgedacht. Wie naiv er dort gewesen war! Madara zu vernichten war nicht unbedingt das größte Problem für ihn gewesen, oder besser für sie drei. Ihre geballte Kraft hatte dem ganzen letzten Endes ein Ende gesetzt, auch wenn der Preis, den sie dafür hatten zahlen müssen groß gewesen war. Die Verluste alleine bei diesem Kampf waren massiv gewesen. Mit einem leisen Stöhnen versuchte er den Kopf etwas zu drehen. Er war nicht alleine gewesen, die wenigen die ihm geblieben waren, hatten an seiner Seite gekämpft. Wie damals. Den ersten Verlust in den Tagen hatte er ertragen müssen, kurz nachdem sie Madara endlich in die Knie gezwungen hatten. Sasukes Absichten waren nicht jene gewesen, die Naruto sich erhofft hatte. Sasuke war lediglich zu schlau gewesen, um zu versuchen, Madara alleine aus dem Weg zu räumen. Er hatte Hilfe gebraucht und danach hatte er sich wieder gegen Konoha und gegen ihn selbst gestellt. Der Kampf war lang und hart gewesen, aber letzten Endes hatte er den Uchiha nicht erreichen können. Sein bester Freund ... sein Bruder ... und sein Rivale war durch seine eigene Hand gestorben. Selbst jetzt noch war der Schmerz nicht zu ertragen. Den nächsten Verlust hatte er bereits kurz danach erdulden müssen, Tsunade, die alles gegeben hatte, war ebenfalls im Kampf gefallen. Sie hatte ihre letzten Reserven verbraucht, um die anderen Kage zu retten. Selbst Sakura hatte nichts mehr machen können. Dieser Verlust war nahezu genauso schlimm für ihn gewesen, wie der, den er aufgrund Jiraiyas empfunden hatte. Die beiden Sannin waren ihm stets nahe gewesen, er hatte sie gemocht und sein Herz für sie geöffnet. Und doch hatte er sie beide gehen lassen müssen. Irgendwie hatte ihn nicht einmal die Tatsache trösten können, dass er nach seinem überragenden Sieg wirklich der nächste in den Reihen der Hokage ernannt worden war. Es war bitter, was dieser Posten ihn erst hatte kosten müssen, damit man ihn anerkannte. Die erste Zeit als Rokudaime Hokage war schwer gewesen. Der erste große Kampf hatte viele Dinge angehäuft, um die er sich hatte kümmern müssen. Er war selbst jetzt noch unglaublich froh darüber, dass er Freunde gehabt hatte, die ihm da unter die Arme gegriffen hatten. Alleine hätte er es einfach nicht geschafft. Dennoch, der andauernde Krieg hatte viele Tribute gefordert. Nahezu alle die er kannte, waren dabei von seiner Seite gewichen und mit der Zeit war sein Traum, Frieden in die Welt der Shinobis zu bringen, nahezu erloschen. Er hatte es versucht, er hatte es wirklich versucht! Aber so leicht war das eben nicht. Die Antwort zu finden, wie man Frieden herbeiführen und erhalten konnte, war nicht wirklich leicht. Jeder Shinobi war anders, jeder empfand anders und nicht jeder konnte gegen diesen Hass angehen, den er empfand, wenn jemand den man liebte einem genommen wurde. Sakura war eine der ersten gewesen, die ihn verlassen hatte. Ihre unglaubliche Kraft waren ihr stets eine Hilfe gewesen, aber dieses brachte nichts, wenn man sie aus dem Hinterhalt angriff. Sie selbst und ein Team von gut zehn weiteren Konoha-Nins waren an dem Tag gefallen. Tenten, Choji, Ino, Sai, Lee ... alle hatten innerhalb des ersten Jahres ihr Leben lassen müssen. Im zweiten Jahr waren Kiba, Akamaru, Shino, Konohamaru, Iruka und Guy gefolgt. Alle gefallen in diesem sinnlosen Krieg, begonnen von Obito und Madara, weitergeführt von den Shinobis, die den Verlust ihrer Kameraden nicht ertragen hatten, die die Chance gefunden hatten, diesen begonnen Krieg weiter zu führen, um Macht zu erlangen. Macht war ein Wort, welches Naruto nicht mehr hören konnte. Wenn es nach ihm ginge, wären alle gleich stark. Alle hätten die gleichen Dinge, die für ein Dorf wichtig sein konnten und waren. Wenn alle gleich wären, würde niemand dem nächsten etwas neiden! Aber es wäre sehr naiv zu glauben, dass man so etwas erreichen konnte. Naruto wusste das, aber es änderte nichts daran, dass es durchaus einen Gedanken wert war, so etwas erreichen zu wollen, auch wenn dieses Unterfangen von Beginn an zum Scheitern verurteilt war. Naruto war nicht naiv, er war kein kleines Kind mehr, er hatte vieles erlebt, von dem kleinen Jungen, den man nur mit hasserfüllten Augen ansah, der niemanden an seiner Seite gehabt hatte, bis zum Rokudaime, der den Respekt und das Vertrauen eines ganzen Dorfes in sich trug. Es war ein unglaublich schmerzhafter und langer Weg gewesen. Das dritte Jahr war das wohl schwierigste Jahr gewesen. Er hatte gute Shinobi verloren, die er kannte, auch wenn er mit ihnen nicht so tiefe Verbindungen geschlossen hatte, wie mit seinen Freunden. Aoba, Choza, Ebisu, Genma, Hana waren innerhalb der ersten beiden Monate gefallen. Gute Shinobi die er auch heute noch betrauerte. Viele weiteren waren gefolgt, bis zu dem Punkt, wo er nur noch eine handvoll Vertrauter an seiner Seite finden konnte. Alle die ihm geblieben waren, waren Shikamaru, Kakashi, Gaara und Yamato. Gerade letzterer erst seit kurzem wieder. Sie hatten lange nach dem Shinobi suchen müssen, nachdem Kabuto aus dem Verborgenen agiert hatte, war er stets weiter gezogen, hatte weiterhin sein grausames Jutsu verwendet, um mehr und mehr gefallene Freunde in den Kampf zu bringen. Aber jetzt war es vorbei ... es war endlich vorbei und alles was Naruto wollte war, seine Freunde einzusammeln und endlich nach Hause zu gehen. Viel würde davon nicht mehr übrig sein, aber solange diese Shinobi an seiner Seite waren, war es ihm genug. Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen stemmte er sich hoch und schleppte sich langsam voran. Das letzte Mal, dass er seine Freunde gesehen hatte, war gewesen, bevor er einem der Feinde in diesen Wald gefolgt war. Sicherlich suchten sie ihn bereits! Naruto war sich da absolut sicher.     *** Schmerz war etwas, was Naruto gewohnt war. Egal ob er psychischer Natur war, oder physischer. Er lebte nun bereits seit 25 Jahren und eine Zeit ohne irgendeinen Schmerz hatte er nie kennengelernt. Es hatte immer etwas gegeben, was ihn belastet hatte, eigentlich konnte er sich durchaus glücklich schätzen, dass er einen so starken Willen hatte. Viele andere hätten bei den Dingen, die er erlitten hatte einfach irgendwann aufgegeben. Sie wären gebrochen worden. Aber nicht er! Er hatte einen Traum verfolgt, egal wie schmerzhaft der Weg auch gewesen war. Nun allerdings kam auch er an seine Grenzen. Naruto hatte sich aus dem Wald geschleppt und dabei den Gedanken energisch verbannt, warum Kurama nicht endlich einmal sich beeilte, um seine Wunden zu heilen.Das wurde auch vollkommen zweitrangig, als er sich durch die leblosen Körper schleppte, die das weite Feld nahezu bedeckten. Der letzte Kampf war die Entscheidung gewesen, die letzte Schlacht und soweit er sehen konnte, gab es keine lebende Seele mehr. Dann entdeckte er ihn ... Shikamaru. Seine Augen waren vor Schock weit aufgerissen, das Gesicht vor Schmerz verzerrt. Aber Leben fand man in ihm leider nicht mehr. Das Letzte was der Nara gesehen hatte, hatte sich auf seinem Gesicht eingebrannt für die Ewigkeit. Naruto spürte, wie sich sein Herz vor Schmerz zusammenzog, während er neben dem Nara auf die Knie sank und mit zitternden Händen vorsichtig die Augen schloss. Er sollte Frieden finden. Erinnerungen schossen ihm durch den Kopf. Ihr letztes Gespräch, nicht einmal eine Woche war seit dem vergangen. "Hey, Naruto ... wie schaffst du es bloß, all diese Dinge zu erdulden?", fragte Shikamaru und sah ihn dabei aus müden Augen an. Auch Shikamaru hatte schwere Verluste erdulden müssen. Erst Shikaku, der bereits bei der ersten Schlacht gegen Madara gefallen war. Ino und Choji waren gefolgt, seine besten Freunde. Dann Temari, mit der er ebenfalls ein tiefes Band geknüpft hatte. "Ich weiß es nicht!", gab Naruto ehrlich zu und fuhr sich durch sein langes Haar. Kakashi hatte ihm erst vor kurzem wieder einmal gesagt, wie sehr er seinem Vater mittlerweile ähnelte. "Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass es je besser werden wird. Es schmerzt ... es schmerzt jeden Tag und die Angst weitere zu verlieren ebbt niemals ab!", erwiderte Naruto, ehe er sich abwendete und den Nara alleine zurück ließ. Nie hätte er gedacht, dass er auch Shikamaru verlor. Das Genie, was ihnen immer wieder den Hintern gerettet hatte. Shikamaru war ein Stratege gewesen und keine Situation hatte ihn überfordert. Doch nun gab es ihn auch nicht mehr. Er war gefallen, wie viele vor ihm. Naruto wusste wirklich nicht, wie er diesen Schmerz noch erdulden sollte. Es hatte sich gerade in den letzten acht Jahren so vieles angehäuft, dass er langsam das Gefühl hatte, daran ersticken zu müssen. Er ertrug das alles einfach nicht mehr! Er wollte nicht mehr! Mit einem letzten, schmerzerfüllten Blick auf seinen gefallenen Freund erhob er sich, um weiter zu suchen. Als er Gaara entdeckte, spürte er schnell, wie sich seine Brust zusammen zog. Ihm wurde furchtbar übel und auch wenn es nicht das erste Mal in seinem Leben war, dass er nur noch einen halben Körper sah, so musste er sich abwenden, während er sich erbrach. Auch Gaara war gefallen, sein Kamerad, sein Freund ... sein Leidensgenosse. Sie beide hatten das gleiche Leben gelebt, sie beide waren mit einem Dämon bestraft gewesen. Zumindest hatte er es anfangs so empfunden, bis er Kurama besser kennengelernt hatte, bis er ihn kontrollieren konnte und den Fuchs besänftigt hatte. Auch das war ein weiter Weg gewesen, eine lange und schmerzhafte Reise. Wenn er doch nur schon früher dieses gelernt hätte, vielleicht wäre dann alles anders gekommen. Vielleicht hätte er diesen Krieg verhindern können, in dem er alle verloren hatte. Nur wenige Meter weiter entdeckte er Yamato, sein Vertrauter, der ihm viele Male geholfen hatte, Kurama unter Kontrolle zu bekommen. Yamato mochte manchmal harsch wirken, er nahm keine Rücksicht auf Gefühle, er war gnadenlos ehrlich, aber wenn Naruto einmal ehrlich mit sich selbst war, so musste er eingestehen, dass genau diese Art ihn zu dem Mann gemacht hatte, der er nun war. Er hatte viele Freunde gehabt und nach und nach hatten auch alle gewusst was in ihm verborgen war. Aber während alle anderen es hingenommen hatten, so war Yamato es gewesen, der ihn dazu gebracht hatte, sich damit auch auseinanderzusetzen. Sein Weg mochte manchmal genauso schmerzhaft gewesen sein wie sein ganzes Leben ... dennoch, Naruto wusste, dass der Mann tief für ihn empfand. Er hatte ihn schützen wollen, aber es war eben nicht damit getan, rechtzeitig aufzutauchen, um Kurama zu unterdrücken. Er hatte das gewusst und er hatte ihm geholfen wo es nur ging. Yamato hatte an ihn geglaubt, wie all seine anderen Kameraden auch. "Yamato...", wisperte Naruto leise und ein leicht schmerzhafter Blick senkte sich auf den Mann vor ihm. Sie hatten den Mann gerade erst gefunden, nahezu kraftlos, nur noch einen Steinwurf davon entfernt, seinen letzten Atemzug zu machen. "Es hat dich viel Zeit gekostet!", hörte man die Stimme des Anbus, während sich ein leichtes, friedliches Lächeln auf dessen Zügen ausbreitete. "Als wenn ich je aufgegeben hätte!", erwiderte Naruto und grinste breit. Das leise Lachen seines ehemaligen Kommandeurs war wie Balsam für seine Seele. "Du gibst niemals auf ... das ist es, was ich an dir am meisten bewundere!", gab er ehrlich zu, ehe er seine Augen zu fallen ließ. Naruto wusste, er brauchte Ruhe, auch wenn eine Medicnin bereits dabei war, ihn zu versorgen, er hatte wahnsinnig viel Chakra verloren und musste sich regenerieren. Diese Erinnerung war unglaublich schmerzhaft und Naruto begann deutlich schneller zu atmen. Er fühlte regelrecht wie er nahe dran war zu hyperventilieren. Warum? Warum hatte es damals nicht sein Ende gefunden? Warum mussten mehr und mehr Menschen aus seinem Leben ihr Leben lassen? Es war so unglaublich sinnlos! Kriege waren sinnlos ... ein Shinobi zu sein war sinnlos. Naruto wusste, dass wenn jeder Shinobi auf dieser Welt einfach aufhörte einer zu sein, dann würde es solche Dinge nicht mehr geben. Niemand würde mehr jemanden verlieren müssen ... und gleichzeitig wusste er auch, dass es undenkbar war. Es würde nie geschehen. Dennoch, gerade hinterfragte er einfach, wieso er so sehr ein Ninja hatte werden wollen. Er war unglaublich kindisch und naiv gewesen, als er gemeint hatte, ihn würde ein großes Abenteuer erwarten. Kämpfe ... wie hatte er nur glauben können, dass es spannend sein würde, neue Herausforderungen zu erleben?! Schweren Herzens richtete er sich auf, um weiter zu gehen. Ein unbekanntes Gesicht nach dem anderen erwartete ihn. Menschen die er nicht gekannt hatte. Verbündete und Feinde lagen gleichsam verteilt, nahe beieinander. Jetzt spielte es keine Rolle mehr weswegen sie in den Kampf gezogen waren, sie waren alle gleich. Und er war sich sicher, dass sie alle jemanden zurück ließen, der nun trauerte und dessen Trauer dafür sorgen würde, dass dieser unendliche Zyklus sich erneut vollzog. Es war immer das gleiche!         *** Als der Morgen endlich anbrach, entdeckte er ihn. Kakashi ... fast schon eine tonnenschwere Last fiel von Naruto ab, als er das schwachen, aber vorhandene Chakra des Mannes spürte. Er lebte, auch wenn Naruto bewusst war, dass es nicht so bleiben würde. Kakashi lag im sterben, das fühlte er ganz genau. Dennoch, er wollte die Hoffnung nicht aufgeben, wenigstens einer musste überleben, einer der ihm auch weiterhin zur Seite stehen konnte. Fast schon hektisch stolperte er zu dem Mann und ließ sich schwer auf die Knie sinken, ignorierte den scharfen Schmerz, der dabei seine Beine durchfuhr. "Kakashi...", war alles, was er leise hervor brachte, ehe sein Gesicht sich schmerzerfüllt zusammen zog. In der Brust des Mannes klaffte eine tiefe Wunde, man konnte es wohl eher ein Wunder nennen, dass er noch lebte. Die Maske war in ihre Bestandteile zerfallen und verdeckte das Gesicht des Jonin nicht mehr. Kein ungewohnter Anblick für Naruto, sie waren in den letzten Jahren eng zusammengewachsen und irgendwann hatte Kakashi das Spiel beendet und ihm einfach sein Gesicht gezeigt. Natürlich verbarg sich nichts unansehnliches dahinter, Kakashi hatte es einfach genossen, bei anderen die Neugierde zu entfachen, was er wohl hinter den Stofflagen verbarg. Mit leicht zitternden Fingern streckte er die Hand aus und wischte die leichte Blutspur aus dem Gesicht des Mannes. "Bewege dich nicht ... ich bringe dich nach Hause!", brachte er leise hervor, wohl wissend, dass er es nicht schaffen konnte. Kakashi war zu schwer verletzt, er hatte zu viel Chakra verbraucht um das überleben zu können. Als Kakashi die Hand hob und ihm leicht durch das Haar fuhr, zuckte er deutlich zusammen. Diese liebevolle Geste war eine, die er bereits Jahre von diesem Mann entgegen gebracht bekam. "Rokudaime ... Naruto!", brachte er leise hervor, ehe er kraftvoll hustete und weiteres Blut hervor brachte. Naruto wollte das nicht. War es ihm nicht einmal vergönnt, eine seiner wichtigen Personen zu behalten? Musste er wirklich jeden einzelnen verlieren? Fast schon trotzig schüttelte er den Kopf, weigerte sich, das offensichtliche anzunehmen. "Höre auf zu reden, alter Mann! Du musst deine Kraft aufsparen!", erwiderte er hart. Er hatte den festen Willen, wenigstens ihn heile nach Hause zu bringen. Irgendwie! "Du weißt genauso wie ich, dass wir beide hier sterben werden!", erklärte Kakashi, seine Stimme rau und kraftlos, wie er sie selten von sich gegeben hatte. Dennoch schüttelte Naruto erneut den Kopf, senkte ihn, bis die langen blonden Strähnen sein Gesicht bedeckten. Er fühlte, wie die Tränen sich hervor arbeiteten, seine Wangen hinab rollten und schließlich auf Kakashis Gesicht landeten. Wie lange war es her, dass er geweint hatte? Gut, er hatte es jedes Mal getan, wenn einer seiner Freunde gegangen war, aber ganz ohne Grund? Kakashi lebte und das war doch die Hauptsache. Er konnte fühlen, wie die Hand des Jonin sich bewegte, vorsichtig die Tränen weg wischte, ehe sie nach hinten in seinen Nacken glitt. Ein deutlicher Zug, der Naruto ihm näher brachte, bis er den warmen Atem des Mannes auf seinem Gesicht fühlen konnte. "Es ist für uns zu spät!", wisperte Kakashi, ehe er ihn ganz zu sich zog. Naruto hatte es nicht kommen sehen. Die Lippen des anderen zu fühlen war seltsam, dennoch wehrte er sich nicht. Er begann anzunehmen, was sie nun erwartete und mit einem Schlag realisierte er, was er die ganze Zeit vehement von sich geschoben hatte. Es gab keine Rettung mehr. Kakashi lag bereits im sterben und dass Kurama seine Wunden nicht heilte, hatte ebenfalls einen Grund. Er wusste nicht wie, aber er konnte den Fuchs in sich nicht mehr spüren. Es war, als wenn dieser nie existiert hätte. Das bedeutete seinen eigenen Tod, er wusste das mehr als genau. Nur wenige Sekunden später ließ Kakashi von ihm ab und lächelte schwach. "Ich habe trainiert!", erklärte er leise und zog sein Stirnband aus dem Weg. Naruto mochte das Sharingan nicht, es hatte vielen Schmerz bereitet, doch Kakashi nutzte es meistens ganz gut. Es lag wohl daran, dass er kein Uchiha war, ansonsten wäre er wohl Sasuke ähnlicher gewesen, als ihm selbst lieb war. "Lass es!", bat er leise. "Du hast kaum Chakra übrig!", fügte er dann noch hinzu. Was würde es auch bewirken? Es war schon längst zu spät für sie beide, für alle, die ihn auf seinem Weg begleitet hatten. "Ich kann dich zurückschicken!", hörte er dann und Narutos Augen weiteten sich. "Zurück?", fragte er und schüttelte instinktiv den Kopf. Er sollte all diesen Schmerz noch einmal durchleben? Das konnte er nicht. "Höre mir zu, Naruto ... ich empfinde schon sehr lange viel mehr für dich, als ich sollte. Ich habe es nie gesagt, denn ich wollte dich nicht verlieren. Dennoch, ich werde dich zurück schicken, damit du es ändern kannst. Du schaffst das, du schaffst es alle zu retten, unser aller Schicksal zu verändern und mich noch einmal dazu zu bringen, für dich zu fallen!",erklärte er, während er schon einige Handzeichen formte. Erneut schüttelte Naruto energisch den Kopf. "Ich will das nicht! Ich will das nie wieder mitmachen!", erklärte er aufgebracht, doch es war zu spät. Er sah, wie das Sharingan sich verformte, dann wurde alles weiß um ihn herum. "Tue mir das nicht an, Kakashi!", war alles, was er schmerzerfüllt noch hervorbringen konnte. Er konnte und wollte nicht sein Leben erneut leben. Es war bereits beim ersten Mal zu schmerzhaft gewesen.     02 From the beginning --------------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   02 From the beginning   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Erschrocken öffneten sich die Augen und starrten an die vertraute Zimmerdecke. Das konnte nicht wahr sein! Naruto war nicht gewillt das so einfach hinzunehmen ... nach so vielen Jahren noch einmal sein ganzes Leben zu leben war mehr als grausam. Die Menschen die er hier finden würde waren nicht jene, die er in den vergangenen Jahren verloren hatte. Hier fand er nur Menschen die ihn nicht mochten. Die ihn sogar verachteten. Wie konnte Kakashi ihm diese Bürde auflegen, die er nie hatte tragen wollen? Naruto verstand nicht, was das sollte. "Höre mir zu, Naruto. Ich empfinde schon sehr lange viel mehr für dich, als ich sollte. Ich habe es nie gesagt, denn ich wollte dich nicht verlieren. Dennoch, ich werde dich zurück schicken, damit du es ändern kannst. Du schaffst das, du schaffst es alle zu retten, unser aller Schicksal zu verändern und mich noch einmal dazu zu bringen, für dich zu fallen!" Naruto erinnerte sich an die Worte, die letzten, die sein Sensei ihm entgegen gebracht hatte. Er war nicht dumm ... nicht mehr. Er wusste genau was der Mann getan hatte. Er hatte all seine Kraft darauf verwendet, ihn wieder hierher zu schicken. Er hatte ihm einen Auftrag gegeben den er nicht wollte und nun war Kakashis Körper vermutlich genauso kalt, wie der seiner Freunde, die er dort noch gefunden hatte. Das war nicht fair! Das war einfach nicht fair! Er konnte richtig spüren, wie die Wut in ihm hoch wallte. Eigentlich war doch alles bestens gewesen. Er hatte seinen Traum erreicht! Er hatte bis zum Ende in diesem gottverdammten Krieg gekämpft. Was er erlebt hatte, war mehr als genug für mehrere Leben. Er wollte das nicht mehr. Leicht richtete der junge Ninja sich auf und blickte an sich hinab. Er war so klein, er konnte sich kaum daran erinnern wie klein er einmal gewesen war. Das einzige was ihn nun von seinem damaligen Ich unterschied, war die ganz einfache Tatsache, dass er die gleiche Kraft hatte, wie er sie mit seinen 25 Jahren erlangt hatte. Und er hatte das Wissen, was er in diesen Jahren erlangt hatte. Aber auch äußerlich hatte sich etwas verändert. Seine Haare waren länger als wie er sie damals gehabt hatte. Die blonden Strähnen rahmten sein wieder rundes Gesicht ein er sah aus wie eine kleine Ausgabe seines Vaters. Eigentlich müsste er das wieder ändern, aber er wollte nicht. Schließlich wendete er den Kopf ein klein wenig mehr zur Seite und blickte zu dem Kalender, der an der Wand hing. Die Team-Einteilungen würden an diesem Tag sein er würde erneut sein Team treffen, sie würden sich vorstellen und dann nach Hause geschickt werden. Naruto schnaubte unzufrieden. Kakashi hatte ihm hiermit eindeutig eine Strafe auferlegt. Er konnte nicht noch einmal all die Verluste erleben und er konnte nicht noch einmal sich mit allen anfreunden. Der Weg war unglaublich schmerzhaft gewesen,aber er musste. Nun, nicht unbedingt das mit den Freundschaften, aber er musste dafür sorgen, dass alle am Ende lebten. Dass Madara ausgeschaltet wurde, bevor er den Krieg starten konnte. Zumindest das konnte er tun, ehe er endlich selbst Frieden finden konnte, um seine Freunde wieder zu treffen. Nicht jene die er hier wieder finden musste, sondern eben jene, die er in seiner Zeit zurück gelassen hatte. Vorsichtig schob er die Beine aus dem Bett und blickte nachdenklich an sich hinab, ehe er sein Oberteil leicht nach oben schob. Das Siegel war intakt als er in diesem Wald zu sich gekommen war, hatte er keinen Fuchs mehr in sich gespürt. War er wirklich wieder da? Er wusste es nicht. Dennoch schloss er die Augen. Das herauszufinden war nicht so schwer und wenn er innerlich der alte Naruto war, würde auch der Fuchs sich nicht verändert haben hoffte er. "Kurama?", fragte er, ehe er die Augen wieder öffnete. Ihm fiel regelrecht ein Stein vom Herzen, als er sah, dass der Dämon nicht wie zu jener Zeit hinter dem Siegel fest saß. "Ich bin hier!", rumpelte die tiefe Stimme, die Naruto durchaus das Gefühl gab, nicht ganz alleine zu sein. Wenigstens ihn hatte er bei sich, das war beruhigend, fast schon ein wenig tröstend. Wie er sonst dieses alles durchstehen sollte, wusste er einfach nicht. "Weißt du es?", fragte er schließlich und blickte fragend zu dem Fuchs hinauf. Er hatte wenig Lust Kurama nun zu erzählen was passiert war. So ganz sicher konnte er sich schließlich nicht sein, dass dieser alles mitbekommen hatte, immerhin hatte er den Fuchsdämon dort nicht mehr gespürt. "Ja, Kakashi hat uns in der Zeit zurück geschickt!", rumpelte es erneut. Naruto spürte es, dass auch Kurama nicht wirklich glücklich darüber war. Kein Wunder, sie mussten noch einmal 13 schwere Jahre durchstehen, Jahre in denen man oft versuchen würde den Fuchsdämon aus ihm herauszuholen. Der einzige Vorteil war nun wirklich, dass sie genau wussten wann und wo es geschehen würde. Mit dem heutigen Wissen und vor allem seiner Kraft sollte es leichter sein, sich gegen die Angreifer zu wehren. "Naruto. Was willst du jetzt tun?", rumpelte es erneut, als der junge Shinobi sich nicht mehr rührte. Naruto hörte einfach, dass auch Kurama nicht wirklich glücklich darüber war, was Kakashi gemacht hatte. Sie waren aber wohl auch beide froh, dass der riesige Fuchs nicht mehr hinter dem Siegel saß. Das würde einiges leichter machen, auch wenn der blonde Shinobi diese Kraft nie nutzen durfte, wenn jemand ihn sehen konnte. Es würde zu viele Fragen aufwerfen, die Naruto nicht bereit war zu beantworten. "Ich weiß es nicht...", kam die ehrliche Antwort, ehe er das Treffen beendete. Er wusste es einfach nicht. Sein Willen, diese Zeit erneut zu durchleben war relativ gering. Er musste zugeben, dass er jeden Tod aufs neue betrauert hatte, es war durchaus etwas was er sich selbst auch wünschte, dass alle lebten, dass niemand wegen ihm zu Schaden kam. Wann genau Kakashis Gefühle sich verändert hatten wusste er nicht, er hatte es nie mitbekommen. Aber das war etwas, was er dieses Mal auch so belassen wollte. Er wusste nicht einmal, wie genau er selbst darüber denken sollte, er hatte abgesehen von seiner Schwärmerei für Sakura niemals solche Gefühle gehegt. Für niemanden. Das Leben war zu ernst gewesen, als dass er dafür auch noch Zeit gehabt hätte. Es lag nicht einmal daran, dass Kakashi ganze 14 Jahre älter wie er selbst war. Solche Dinge spielten dabei keine Rolle und auch für ihn war so etwas eher uninteressant. Es war auch nicht wichtig, dass sie beide Männer waren. Dennoch, er hatte einfach nie über solche Dinge nachgedacht. Damit konnte er vielleicht leben er musste dieses neue Leben nur dazu nutzen, die Dinge gerade zu rücken, die aufgrund seines Lebens nicht richtig gewesen waren. Die Verluste, die seinetwegen so groß gewesen waren. Wenn er diese Jahre noch einmal durchleben musste, war das genau die Tatsache, welche ihm wirklich einen triftigen Grund gab, das auch wirklich zu machen. Für all die Shinobis, die seinetwegen gestorben waren. Seine Freunde, die Alliierten. Er konnte einen Teil seiner Schuld begleichen, auch wenn die betreffenden Personen das nicht wissen würden. Aber der Gedanke, dass niemand sterben musste, war gleichsam aufregend, wie auch beängstigend. Naruto wusste, dass er mit einem Fehler alles nur noch schlimmer machen konnte. Schließlich richtete er sich ganz auf. Wenn er gleich zu der Team-Einteilung sollte, sollte er sich wohl fertig machen. Und als erstes würde er auf jeden Fall sein Outfit ändern. Wie oft man ihm gesagt hatte, dass dieser orangene Anzug seine Tarnung nicht gerade leicht machte, wusste er nicht. Aber in den letzten Jahren hatte er das angenommen, nur sein Hokagemantel war orange gewesen, das hatte ihm dann auch gereicht. Er wusste auch, dass er irgendwo in seinem Schrank eine ganz normale Uniform hatte. Ein Geschenk von Iruka, der als erstes versucht hatte, ihm seinen Geschmack bei Kleidung auszureden. Damals hatte er natürlich nicht gehört. Er hatte auffallen wollen, in jeder nur erdenklichen Art. Dieses Mal allerdings verhielt es sich eher umgekehrt. Er wollte Aufsehen vermeiden so weit wie es ihm nur möglich sein würde. Vollkommen ruhig ging er schließlich durch das Zimmer. Er suchte den kleinen Stapel an Kleidung heraus, ehe er damit ins Bad verschwand. Naruto duschte schnell und zog sich dann an, ehe er in der Küche nachschauen ging, was er dort in seinem Kühlschrank und seinen restlichen Küchenschränken vorfand. Ramen ... wie sollte es auch anders sein. Auch in diesem Punkt hatte er sich in den letzten Jahren ein wenig geändert. Sicher, sein Hunger auf diese Speise hatte sich nicht verändert, er liebte sie noch immer. Aber er hatte auch begonnen, auf Kakashi und die anderen zu hören. Er hatte Abwechslung in seinen Speiseplan gebracht und er hatte angefangen auf das zu achten was er aß. Wenn dieser Tag vorbei war, sollte er wirklich einkaufen gehen. Nun jedoch war keine Zeit dafür, er musste zusehen, dass er vor Iruka die Akademie erreichte. Und er wusste, dass er sich beeilen musste. Iruka war ein sanfter Mensch, aber wenn er eines nicht leiden konnte, dann war es, wenn man unpünktlich war, oder eben sich nicht an Regeln hielt. Und das Letzte was Naruto gerade wollte war, sich mit dem Chūnin anzulegen.       *** Die Akademie zu betreten war ... seltsam. Wie viele Jahre war er nicht mehr hier gewesen? Eindeutig zu viele. Er war lediglich hin und wieder vorbei gekommen, um Iruka abzuholen, wenn dieser ihn zu einer Portion Ramen eingeladen hatte. Aber selbst das war weniger geworden mit der Zeit. Immerhin hatte er wahnsinnig viel zu tun gehabt, erst in dem verdammten Krieg, wo er die Kontrolle über Kurama hatte erlangen müssen und letzten Endes ja auch aufgrund seiner Position. Rokudaime... jetzt fühlte sich dieses nur noch wie ein weit entfernter Traum an, etwas, was nie passiert war, auch wenn er in seinem Inneren noch die gleiche Person war. Aber äußerlich war er es eben nicht. Was durchaus ärgerlich war. Wieder ein halber laufender Meter zu sein, ärgerte ihn ungemein. Wie bitte sollte er in diesem schwachen Körper kämpfen? Schon damals hatte er ja nicht wirklich viel auf die Reihe bekommen. "Nostalgisch!", hörte er Kurama in sich, gefolgt von einem amüsierten Lachen. "Ruhe!", zischte Naruto selbst, blendete den amüsierten Fuchs in sich aus. Das hier hatte nichts nostalgisches an sich. Es wäre anders, wenn er noch er selbst war, aber leider hatte ihm da Kakashi einen Strich durch die Rechnung gemacht. Als er den Klassenraum betrat, überlegte er ernsthaft, was an diesem Tag alles geschehen war, während er automatisch seinen Platz in der Reihe einnahm, in der auch der Uchiha saß. Wie immer mit einem deutlich unzufriedenen Blick auf seinem Gesicht. Nun, das hatte wahrlich etwas nostalgisches an sich, auch wenn es ihn selbst innerlich regelrecht zerriss, nun wo ihn die Erinnerungen regelrecht überfluteten, was in einigen Jahren passieren würde. Er wusste, dass er am Ende seelisch ein Wrack sein würde, wenn er nicht lernte, sich von allem zu distanzieren. "Du schaffst das, du schaffst es alle zu retten, unser aller Schicksal zu verändern ..." Vielleicht konnte er es ja wirklich schaffen, wenn er diese Chance, wie Kakashi sie so schön nannte, nutzte um alle zu retten die ihm wichtig waren, dann hatte es vielleicht auch einen Sinn, dass er all das noch einmal erleben musste. Andererseits zweifelte er einfach daran, dass es etwas brachte. Wenn man sich Sasuke einmal ansah, so fragte er sich, was den letzten Uchiha dazu bringen konnte, sein von Rache zerfressenes Herz zu besänftigen. Nichts, das war es was Naruto glaubte. Er hatte mehr wie einmal versucht seinen Freund zu erreichen und dennoch hatte er versagt. Selbst wenn, wie sollte er das hinbekommen? Sasuke brannte darauf Itachi zu töten, ihn mit seinen eigenen Händen dafür bezahlen zu lassen, was er getan hatte. Naruto konnte schlecht zu ihm hingehen und die ganze Wahrheit erzählen. Von den Plänen der Uchihas zu dieser Zeit, Itachis Entscheidung, Madaras Existenz, den Ältesten, die dabei ihre Finger im Spiel hatten. Sasuke würde ihm kein Wort glauben und selbst wenn er einen Beweis bekam, dass er die Wahrheit sprach, würde er vielleicht Itachi verschonen, aber er würde niemals Konohas Älteste damit davon kommen lassen. Diese Thematik war einfach zu komplex. Nun, er war wirklich nicht dumm, er hatte lediglich Schwierigkeiten schnell die Dinge zu erfassen, zumindest manchmal. In den letzten Jahren hatte sich dieses deutlich verändert und er war auch stolz darauf. Bei manchen Dingen würde er sich wohl niemals ändern können, aber das war auch unwichtig geworden. Konzentriert folgte er dem leichten Fluss seiner Gedanken und blickte erst auf, als jemand neben ihn trat. Dann erinnerte er sich. Sicher, Sakura hatte neben Sasuke sitzen wollen, woraufhin er selbst vor Eifersucht und Wut den Uchiha angeschaut hatte, während er auf dem Tisch hockte. Hier hatte er seinen ersten Kuss bekommen. Leicht verzog er den Mund, diesen Unfall hatte er schnell aus seinem Gedächtnis verbannt, er hatte nie in dieser Art für den Uchiha empfunden, oder für irgendjemand anderen. Sicher, in diesen Tagen würde er wohl vorgeben müssen, dass er seine ersten romantischen Gefühle gegenüber Sakura entdeckt hatte, aber später hatte er gelernt, dass diese Gefühle nie so stark gewesen waren, wie er gedacht hatte. Sakura war eine teure Freundin von ihm, in gewisser Art liebte er sie auch, aber irgendwann war es eher zur Gewohnheit geworden, sie anzuhimmeln, auch wenn sie selbst bis zum Ende an ihren Gefühlen gegenüber Sasuke festgehalten hatte. Nun aber war es vielleicht die beste Gelegenheit um herauszufinden, ob er wirklich etwas verändern konnte. Als die junge Kunoichi ihn ansprach - falls man ihre harschen Worte so nennen konnte - und sie ihn aufforderte zu verschwinden, damit sie neben Sasuke sitzen konnte, erhob er sich. "Du hättest einfach fragen können!", murmelte er selbst und ließ die leicht verwirrte Kunoichi durch rutschen, ehe er selbst sich wieder setzte. Niemand bemerkte seine Veränderung, die Farbe die an ihm fehlte, die längeren Haare, die fehlende Fliegerbrille nun, eigentlich sollte es ihn nicht wundern, er war schon damals nie wirklich angesehen worden, in dieser Zeit war er nichts anderes als der Dämon gewesen, auch wenn er selbst es da noch nicht gewusst hatte. "Hast du jetzt wirklich vor allen Dingen zu folgen?", hörte er die deutlich gelangweilte Stimme von Kurama in sich, doch dieses Mal ignorierte er den Fuchs vollkommen, während Iruka herein trat. Naruto konnte nicht verhindern, dass ihm wenigstens ein leichtes Lächeln über das noch runde Gesicht huschte ... Gott, wie hatte er diesen Mann vermisst. Seine warmen Worte, die Art wie sie miteinander umgegangen waren. Iruka war für ihn mehr oder weniger so etwas wie ein Vater gewesen, ein treuer Freund und Vertrauter. Er hatte ihn in den letzten Jahren wirklich vermisst. Trotzdem besann er sich eines besseren und starrte vor sich hin, während Iruka nach und nach die Namen der einzelnen Teams vor las. Er selbst gab keine Reaktion von sich, als er aufgerufen wurde, Sakuras Reaktion war aber trotz allem die Gleiche wie beim ersten Mal, als er das hier erlebt hatte. Es reichte ihm. Er ertrug das wirklich nicht. Gerade einmal ein paar Stunden war er hier und schon hatte er die Nase voll. Alle um ihn herum würden an irgendeinem Punkt seine Freunde sein, aber jetzt, sie waren nichts weiter als Fremde für ihn. Menschen die ihn ohne Grund nicht leiden konnten, oder ihn vollkommen ignorierten. Für Naruto ein nahezu unerträgliches Gefühl, wo alles was er wollte war, zu ihnen zu gehen, mit ihnen zu reden, zu lachen und zu scherzen. Beim letzten Mal hatte er Sasuke schließlich gefesselt und sich an Sakura heran gemacht, heute verzichtete er lieber darauf. Lieber sorgte er dafür, dass er die Pause die sie haben würden, nutzte um seinen Kühlschrank zu füllen. Soweit er sich erinnerte, lag nichts weiter an, abgesehen von dem ersten Treffen mit Kakashi. Alleine bei diesem Gedanken wurde ihm deutlich flau im Magen und dieses Mal lag es nicht an der verdorbenen Milch, die er vor so vielen Jahren zum Frühstück zu sich genommen hatte. Dieses Mal lag es eindeutig daran, dass er Kakashi nicht sehen wollte. Unter anderen Umständen wäre es vielleicht nicht so schlimm gewesen, aber mit dem Wissen von jetzt, er wusste wirklich nicht was er empfinden sollte. Kakashi hatte ihm seine Gefühle gestanden und ihm dann etwas grausames angetan. Naruto verstand den Wunsch des Ninjas dahinter, dass er lebte. Dass er diese schweren Verluste niemals erleiden musste. Aber er teilte diese Meinung einfach nicht. Lieber wäre er auf dem Feld gestorben, als noch einmal alleine zu sein und den Hass und die Ablehnung aller spüren zu müssen. All die Jahre hatten ihn gestärkt, so hatte er jedenfalls gedacht, aber im Moment war er innerlich einfach nur in Aufruhr. Kaum entließ Iruka sie, schlüpfte er eilig aus dem Raum und machte sich auf den Weg, um einkaufen zu gehen. Er wusste, dass zu diesem Zeitpunkt Kakashi mit dem Dritten in seiner kleinen Wohnung war, aber wenn er die Zeit genau abpasste, würde er es schaffen alles zu erledigen und erst dort anzukommen, wenn die beiden bereits wieder weg waren. Er ließ sich Zeit, versuchte wirklich die ganze Zeit zu nutzen und war sichtlich erleichtert, als er seine Wohnung betrat und wirklich niemand dort war. Ganz in Ruhe räumte er seine Einkäufe aus und verstaute sie ordentlich in den Schränken und dem Kühlschrank, nachdem er die Reste daraus entfernt hatte, die noch vorhanden waren. Erst dann legte er die Tasche weg, seufzte leise und teleportierte sich in die Nähe der Akademie, auch wenn er wusste, dass sie sowieso noch lange warten mussten, bis Hatake Kakashi endlich ein Einsehen hatte und sie aufsuchte. Und genau so lief es auch dieses Mal ab. Naruto währenddessen überlegte weiter. Er hatte den Kuss verhindert und damit auch, dass er anschließend vor allem von Sakura halbwegs zu Brei verarbeitet wurde. Kleine Änderungen, die dennoch ihre Wirkung gezeigt hatten. Naruto begann zu begreifen, dass die kleinen Dinge weitere Sachen mit sich brachten, die nicht eintrafen, wenn man sie veränderte. Er mochte sich verändert haben, aber mehrere Schritte voraus zu planen war einfach nie seine Stärke gewesen, das war etwas, was eher Shikamaru lag. Aber diesen konnte er schlecht zur Hilfe bitten, wenn er wirklich etwas ändern wollte, würde er selbst versuchen müssen die Verbindungen zwischen den einzelnen Dingen zu erkennen und dementsprechend diese zu entwirren und die notwendigen Momente zu beeinflussen. "Das wird so verdammt anstrengend werden ...", seufzte er innerlich und wurde erneut mit einem amüsierten Lachen belohnt. "Schon die Nase voll?", neckte ihn Kurama, zeigte wie sehr er sich gerade über seine Gedankengänge amüsierte. "Einmal, nur einmal will ich sehen, dass du ruhe gibst!", zischte Naruto selbst, wendete sich von dem Fuchs ab, um die stille Unterhaltung zu beenden. "Du weißt schon, dass du mich um Hilfe bitten könntest?", hörte er schließlich deutlich ruhiger, doch er blendete das aus. Kurama und er hatten sich verändert, aber das hier war etwas, was er alleine schaffen musste. Der Fuchs in ihm hatte damit nichts zu tun, in absehbarer Zeit durfte niemand merken, dass er in Kontakt mit diesem stand. Er erschauderte bei dem Gedanken, dass der Dritte misstrauisch wurde und Ibiki auf ihn ansetzte. Der Mann war noch immer jemand, der ihn deutlich Furcht spüren lassen konnte. Er wusste nicht warum, aber die ganze Erscheinung dieses Mannes war einfach eine, die er nicht wirklich leiden konnte.             *** Als Kakashi endlich zu ihnen stieß, wurde Naruto bewusst, dass er ihm dieses Mal nicht den Streich gespielt hatte. Was ihn aber dennoch etwas verwirrte, war der Umstand, dass der Jōnin die gleichen Worte benutzte, wie beim ersten Mal. "Wie soll ich es euch sagen? Mein erster Eindruck,ich mag euch nicht!", hörte er die tiefe Stimme und erschauderte leicht. Damals hatte es ihn deutlich runter gezogen, heute war es etwas anderes, was ihn so einnahm. Was genau es war konnte er nicht sagen, er wagte es nicht einmal, nun aufzusehen und damit den Hatake anzublicken. Zu frisch war die Wut und der Schmerz in ihm, aufgrund dessen, was Kakashi ihm angetan hatte. Naruto zweifelte keine Sekunde daran, dass der Mann es gut gemeint hatte. Wenn dessen Worte wahr waren, wenn dessen Gefühle wirklich so tief mittlerweile gewesen waren, verstand er es auch irgendwie. Aber nicht nur aufgrund dessen. Wann genau es angefangen hatte wusste er nicht mehr wirklich, aber irgendwann in all den Jahren die sie gemeinsam verbracht hatten, hatte Kakashi begonnen ihn als mehr als nur einen Schüler zu sehen. Er war ein Freund geworden, ein treuer Kamerad. Kakashi hatte sich gesorgt wenn jemand hinter ihm her gewesen war, er hatte stets versucht ihn zu unterstützen und auch wenn er die letzten Worte des Shinobi noch immer nicht fassen konnte, wusste er doch, dass dort mehr als nur dieses veränderte Empfinden gewesen war. Mit einem leichten Kopfschütteln erhob er sich, schob seine Hände in die Taschen und folgte seinen beiden Teamkameraden hinaus. Die Vorstellung war wohl das nächste auf der Liste. Naruto hatte plötzlich das unglaubliche Verlangen, die ganzen Dinge nieder zuschreiben. Zu sortieren was wann geschehen war, damit er vorbereitet war. Vielleicht konnte er dann die einzelnen Events genauso bedenken und sich davor drücken falls das irgendwie möglich war. "Denke gar nicht erst daran!", grollte der Fuchs tief in ihm, ohne dass Naruto etwas darauf erwiderte. "Diesen Dingen kannst du nicht entfliehen, manches wird trotz allem geschehen, ob du es nun wahrhaben willst oder nicht!", zischte Kurama tadelnd. Mut machten diese Worte Naruto ganz bestimmt nicht. Wenn die Dinge trotz allem geschahen, was hatte es dann für einen Sinn, dass er das alles noch einmal mit machte?! Er würde es doch eh nichts verändern können. Unzufrieden ließ er sich auf der Treppe nieder und blickte zur Seite, noch immer nicht bereit Kakashi direkt anzusehen. Die Worte des Jōnin zogen an ihm vorbei, er nahm sie nur ansatzweise auf, er war zu verärgert und auch gelangweilt, sich all dieses noch einmal anzutun. Ihm war in diesem Moment auch nicht wirklich bewusst, dass der Mann vor ihm sein Verhalten durchaus wahrnahm und dadurch durchaus auf ihn aufmerksam wurde. Immerhin hatte er bis vor kurzem noch die Steinköpfe mit Farbe verschandelt, er war laut und unausstehlich gewesen, in seiner Art, endlich Aufmerksamkeit erlangen zu können. Nun war er eher das Gegenteil. Natürlich wusste Naruto nicht, wie viel der Jōnin von ihm mitbekommen hatte bis zu diesem Tag, aber eigentlich war er sich doch sehr sicher, dass zwei Dinge ganz bestimmt die Runde gemacht hatten. Sein respektloses Verhalten mit seinen Streichen und natürlich der Diebstahl der Schriftrolle, aus der er sein Jutsu gelernt hatte. "Uzumaki Naruto!", begann er schließlich sich vorzustellen, als er spürte, dass alle ihn anstarrten. "Was ich mag und was nicht ist nicht wichtig. Ich werde in einigen Jahren Rokudaime werden!”, erklärte er, ehe er sich verärgert auf die Lippe biss. Natürlich wussten diese Menschen das noch nicht, er musste wirklich aufpassen, was er sagte. "Hobbys habe ich nicht!", schloss er dann eilig ab, um erst gar keine Fragen aufkommen zu lassen. Er spürte wie der Blick seines Sensei ihn regelrecht durchbohrte, wie Kakashi versuchte das zu verarbeiten, was er gerade gehört hatte. Doch er selbst hielt den Blick stur gesenkt, es war einfach besser so. Kakashi musste durchaus zugeben, dass er von den Worten des jungen Shinobi durchaus erstaunt war. Jeder im Dorf wusste wer Uzumaki Naruto war, auch wenn er selbst viel auf Missionen gewesen war, so hatte auch er mehr als genug von dem jungen Mann gehört. Es war auch nicht so, dass er sich von diesem fern gehalten hatte. Wann immer er im Dorf gewesen war und dabei über Naruto gestolpert war, hatte er ihn angesehen und nicht verhindern können daran zu denken, wie ähnlich dieser seinem Vater bereits geworden war. Was ihn aber doch etwas wunderte war, dass seine Haare anders wirkten als zuvor. Die seitlichen Strähnen rahmten nun sein Gesicht ein, er wirkte wirklich wie eine kleine, jüngere Ausgabe des Yondaime. Wirklich verbunden hatte er sich mit dem Jungen nie gefühlt, er bedauerte es durchaus manchmal, dass der Junge so alleine war. Er wusste einfach tief in sich, dass Minato dieses nicht gewollt hätte. Wann immer er davon erzählt hatte, dass er und Kushina einen Sohn erwarteten, war er voller Freude und Wärme gewesen. Wirklich interessiert hatte sich nach dessen Tod aber niemand für Naruto. Es war verständlich, auf verworrene Art und Weise, es gab viele die wie Naruto waren, auch wenn abgesehen von ihm niemand so abweisend behandelt wurde. Doch alleine wuchsen viele auf, das Leben eines Shinobi war voller Gefahren, denen man nicht wirklich entkommen konnte. Was ihn jetzt aber so wunderte, war eindeutig die Tatsache, dass er den lauten und respektlosen Jungen den man im Dorf verfluchte, gerade nicht erkennen konnte. Naruto blickte ihn nicht an und seine Stimme war ruhig, auch wenn er erkennen konnte, dass dort eine Menge unterdrückter Emotionen mit schwangen. Was ihn aber am meisten wunderte, waren die Worte für sich. Sie klangen als wenn der Teenager genau wusste, dass es so kommen würde. Es war seltsam, im Moment konnte er aber auch nicht wirklich sagen, was er davon halten sollte. "Nächster!", wies er schließlich an und hörte zu, wie Sasuke sich vorstellte. Die Worte des jungen Uchihas wunderten ihn nicht wirklich, aber im Moment war er auch sehr abgelenkt. Sein Blick ruhte noch immer auf Naruto, der fast verärgert zu sein schien. Sein Gesicht war in Falten gelegt, die Lippen eng aufeinander gepresst je mehr Sasuke sagte. Kakashi hatte wirklich das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte, im Moment konnte er aber wirklich nicht sagen, was es war. Er würde auf jeden Fall einen genaueren Blick auf beide Jungs in seinem Team werfen, wenn sie seinen Test denn bestanden. "Ok, und zum Schluss das Mädchen!", wies er schließlich an und wendete den Blick von Naruto ab, um sich auf Sakura zu konzentrieren. Viel erfuhr er von ihr nicht, sie war absolut auf Sasuke fixiert, warum sie eine Kunoichi werden wollte, war ihm im Augenblick noch schleierhaft. Aber auch damit würde er sich befassen, wenn diese drei seinen Test bestehen sollten. "Das reicht!", erklärte er schließlich und machte dem Team klar, dass sie ihren Dienst am kommenden Tag beginnen würden. Mit einem Überlebenstraining verstand sich. Es bereitete ihm durchaus Freude, die drei Genin ein wenig aus der Fassung zu bringen, indem er ihnen solche Angst machte. Es gehörte alles dazu, schließlich sollten sie am kommenden Tag zeigen,dass sie es drauf hatten, in einem Team zu arbeiten, ohne bei der ersten Gelegenheit mit wehenden Fahnen unterzugehen. Sie würden viel lernen müssen, aber erst nach seinem Test. Als er erneut zu Naruto schaute, war Kakashi es, der leicht die Stirn runzelte. Seltsamerweise wirkte es, als wenn Naruto verdammt genau wusste, was sie erwartete. Er schmunzelte, Kakashi wusste wirklich nicht, was er von dem jungen Mann halten sollte. Er verteilte schließlich den schriftlichen Auftrag an die drei, ehe er sich verabschiedete. Naruto musste gestehen, dass es durchaus ein wenig amüsant war, wie die beiden anderen reagierten. Überlebenstraining, er wusste was sie erwartete, irgendwie glaubte er aber nicht, dass es einfacher werden würde. Er durfte seine Kraft nicht zeigen und Teamarbeit war wohl etwas, was vorerst noch ausgeschlossen war. Wirklich Lust hatte er nicht, ihm blieb aber nichts weiter übrig. Schweigend nahm er den Auftrag an und ließ ihn in seine Hosentasche wandern, ohne sich diesen anzusehen. Nachdem Kakashi verschwunden war, verabschiedeten sich auch Sasuke und wie erwartet folgte Sakura ihm bald. Naruto blieb alleine zurück und schaute auf die Straße hinab. Er konnte fühlen, dass Kakashi nicht weit entfernt war. Ob es damals genauso gewesen war, wusste er nicht, doch das Gefühl war mittlerweile unglaublich vertraut, dass Kakashi irgendwo in einiger Entfernung über ihn wachte. Es war beruhigend, so seltsam es klang, aber auch verdammt schmerzhaft. In dieser Zeit war nichts wie es einmal gewesen war, er war noch einmal vollkommen alleine. Ohne wirklich darüber nachzudenken, hob er die Hand und teleportierte sich zurück in sein Apartment. Erledigt und emotional sehr aufgewühlt, lies er sich dann auf sein Bett fallen, nicht wirklich gewillt noch einmal aufzustehen und etwas zu machen. Egal ob es nun das zubereiten einer Mahlzeit war, oder auch nur seine Kleidung auszuziehen. Für diesen Tag reichte es ihm einfach, er war nicht in der Lage etwas zu machen. Egal was es auch war. "Was ist da eigentlich geschehen, Kurama? Auf dem Schlachtfeld ... ich habe dich nicht mehr fühlen können!", fragte er schließlich den Fuchs leise und blickte ihn niedergeschlagen an. Er brauchte jemanden an den er sich lehnen konnte, jemand der da war. Kurama war nicht real, er konnte den Dämon in sich sehen, er konnte mit ihm reden, ja sogar sich an ihn lehnen, aber das Gefühl übertrug sich nicht auf seinen realen Körper. Dieser war einfach nur erschöpft und sehr einsam. "Ich bin mir nicht sicher. Es war, als wenn jeder Zugang zu dir blockiert worden wäre. Ich konnte nicht mit dir reden und mein Chakra konnte dich nicht erreichen!", erklärte ihm dieser mit eng angelegten Ohren. "Vielleicht ein Fūinjutsu!", murmelte Naruto dann, es war die einzige Antwort die er im Moment darauf hatte. "Ja, möglich!", erwiderte Kurama und musterte den jungen Uzumaki vor sich. Man sah Naruto an, dass es ihm nicht gut ging. "Hey ! Alles in Ordnung mit dir?", fragte er schließlich nach, ließ seine Sorge durchaus in seiner Stimme mitschwingen. Eine Antwort bekam er allerdings nicht. Naruto verschwand ohne sie ihm zu geben und schloss ihn wieder in sich ein. Natürlich war nichts in Ordnung. Naruto hatte das Gefühl auf dem Zahnfleisch zu gehen. Er war unglaublich angespannt, emotional und körperlich stand er unter einem massiven Druck, den er kaum ertragen konnte. Dinge gingen ihm durch den Kopf, die schon lange keine Rolle mehr in seinem Leben gespielt hatten. Dinge die jetzt geschehen würden. Das Glöckchentraining, die ganzen bescheuerten Missionen. Der Kampf gegen Zabusa und Haku, dann die Chūnin-Auswahlprüfung. Der Tod des Sandaime. Alleine wenn er an all die Dinge dachte, die ihn nun erwarteten, bekam er Kopfschmerzen. Ihm wurde furchtbar übel und alles was er wollte war, einfach weg zu laufen, ohne sich noch einmal umzudrehen. Mit zu gepressten Augen rollte er sich auf dem Bett zusammen. Er kämpfte. Er kämpfte wirklich, aber letzten Endes war dieser Stress zu viel für ihn. Er war bereit gewesen sein Leben zu beenden und doch war es ihm nicht vergönnt gewesen ebenfalls Ruhe zu finden. Es fühlte sich einfach an, als wenn Kakashi ihn bestrafen wollte. An diesem Abend weinte er sich in den Schlaf. Er weinte so heftig, wie nie zuvor in seinem Leben, doch egal wie unangenehm ihm das war, als er endlich in einen tiefen Schlaf glitt, fühlte er sich unglaublich befreit. Ich werde dafür sorgen! Egal was notwendig ist, wenn ich schon durch die Hölle gehen muss, werden alle am Ende leben! Narutos Willen war so verdammt stark. Er mochte sich gegen Kakashis Entscheidung nicht wehren können, aber wenn er schon hier sein musste, dann konnte er wenigstens dafür sorgen, dass es sich am Ende gelohnt hatte. Er weigerte sich, noch einmal so tiefe Freundschaften zu erschaffen, er würde das kein zweites Mal mitmachen wollen, doch das war auch nicht notwendig. Das einzige was zählte war, dass seine Freunde sicher waren. Alle, angefangen bei Sasuke, den er nicht hatte retten können, bis hin zu Kakashi, der als letztes sein Leben gegeben hatte. ___________________________________________________________________________________________________             Ende Kapitel 02 - From the beginning       03 Old memories new experiences ------------------------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   03 Old memories new experience   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Naruto erwachte erst, als die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Mit einem Blick zur Seite realisierte er, dass er dennoch Zeit hatte. Seine beiden Teamkameraden waren zu dieser Zeit bereits an ihrem Treffpunkt, vermutlich sogar extrem unzufrieden, da sie bereits einige Stunden nun gewartet hatten. Naruto hatte fast Mitleid mit ihnen... aber nur fast. Er selbst wusste, dass ihm noch mindestens zwei Stunden blieben, ehe Kakashi auftauchte, im Ärmel eine seiner Ausreden, warum er nicht in der Zeit hatte ankommen können. Im Laufe der Jahre hatte Naruto sich wirklich daran gewöhnt, auch wenn er zugeben musste, dass der Jōnin irgendwann beginnen würde, sie nicht warten zu lassen. Oder eher gesagt, ihn. Am Ende war niemand sonst noch geblieben, den es gefreut hätte, dass Kakashi in der Lage war, diese sehr anstrengende Eigenart abzulegen. Warum Kakashi überhaupt so war, wusste er nicht wirklich.    Um ehrlich zu sein, auch heute wusste Naruto recht wenig von diesem Mann. An irgendeinem Punkt hatte er erfahren, dass er Obito - Tobi - oder wie auch immer er sich genannt hatte, verloren hatte. Die genauen Umstände wusste er nicht, sie waren nie an den Punkt gekommen, wo sie wirklich persönliche Dinge miteinander geteilt hatten. Oder besser gesagt, Kakashi hatte nichts geteilt. Er selbst hingegen war ein ganz anderes Kapitel in dieser Geschichte. Naruto wusste verdammt genau, dass er seine Emotionen nur sehr schwer im Zaum halten konnte, Kakashi wusste dieses aus leidvoller Erfahrung sehr genau und er hatte genug Momente mit ihm erlebt, wobei er mehr über ihn hatte lernen können. Bisher hatte Naruto sich auch nie wirklich daran gestört, wie viel Kakashi von ihm wusste und wie wenig er selbst über den älteren Mann zu wissen schien. Aber in diesem Augenblick fragte er sich durchaus, was in den letzten 26 Jahren bei dem Jōnin alles vorgefallen war.   Mit einem Kopfschütteln schob er die Decke zur Seite und richtete sich auf. Seine Beine baumelten am Bett hinab, ehe er sich vor schob, um die Füße auf den kalten Boden sinken zu lassen. Der ganze Platz um ihn herum war mehr oder weniger ein ziemliches Chaos, eine Eigenart von ihm, die er erst beginnen würde zu ändern, nachdem er von seiner langen Trainingsreise zurück kam. Wenn auch nicht komplett. Es hatte immer Momente gegeben, wo er einfach nichts drauf gegeben hatte, die Dinge wegzupacken. Er hatte zu der Zeit so vieles im Kopf gehabt, so viele Ziele verfolgt, dass er sich oft nicht mit etwas so unwichtigem hatte befassen wollen, wie die Ordnung in seinem kleinen Apartment. Nun jedoch nahm er sich ernsthaft vor, das ein für alle Mal zu ändern.   Doch nicht sofort. Nun wollte er sich erst einmal anziehen, dann frühstücken und anschließend zum Treffpunkt gehen, kurz bevor Kakashi dort auftauchte. Mit dem Chaos in dieser Wohnung konnte er sich dann am Abend befassen, solange das Chaos in seinem Kopf nicht zu groß wurde. Ausgeschlossen war dieses leider nicht, er hatte es am vergangenen Tag bereits gemerkt. Die alten Erinnerungen fluteten sein Bewusstsein, sorgten fast schon dafür, dass ihm schwindelig wurde und dabei blieb immer die eine Frage, ob er etwas ändern sollte, oder mit dem Fluss der Zeit sich bewegen konnte, ohne Änderungen vorzunehmen. Dieses war wirklich eine schwierige Angelegenheit, noch konnte er nicht wirklich erfassen, wie die einzelnen Dinge zusammenhingen und was er bereits in diesen jungen Tagen verändern musste - oder besser es zumindest versuchen musste - um spätere Fehler ungeschehen zu machen. Manches war zu komplex, Naruto bekam alleine bei dem bloßen Gedanken daran Kopfschmerzen, die er lieber vermeiden wollte. Kakashi hätte gut daran getan, sich mit ihm herzubringen, oder ihm jemanden zur Seite zu stellen, der wirklich wusste, wie diese Sachen verändert werden konnten. Er selbst fühlte sich da massiv überfordert, ein nicht wirklich angenehmes Gefühl, es nutzte aber auch nichts, wenn er es ignorierte und sich selbst vorgaukelte, alles sei in Ordnung.    Mit einem weiteren, energischen Kopfschütteln verschob er die Gedanken tief in sich, verschloss sie für den Augenblick, um in die Küche gehen zu können. Ein Tee um den Tag zu beginnen war auf jeden Fall eine gute Idee. Ein sättigendes Frühstück, dann war er bereit, den Test zu bestehen. Seine Herausforderung würde dieses Mal immerhin nicht sein, irgendwie an die Glöckchen heranzukommen, dieses Mal war die einfache und doch extrem schwere Herausforderung, so zu tun, als sei er ein Genin, der frisch von der Akademie kam. Mit einem niedrigen Chakralevel, wenig Kraft und wenig Kampferfahrung. Zu wenig, um einen Jōnin in seine Schranken zu weisen und diesen Test zu bestehen, ohne auch nur sich richtig anstrengen zu müssen.   ***   Als Naruto den Treffpunkt erreichte, warteten seine Teamkameraden bereits. Nicht auf ihn, aber sicher auf ihren Sensei. "Du bist zu spät!", begrüßte Sakura ihn auch gleich und stemmte die Arme in ihre Hüften. Sasuke ließ wie immer keine Emotionen sein Gesicht verziehen, was Naruto aber nicht weiter erwartet hatte. Immerhin war Sasuke nie sonderlich offen gewesen, die Momente, wo er gezeigt hatte, was er empfand, waren so selten, dass er diese Gegebenheiten in all den Jahren an einer Hand abzählen konnte. Zumindest jene, die er mitbekommen hatte. Anders würde es dieses Mal auch nicht sein. "Wieso ... ich sehe Kakashi-Sensei nirgendwo. Er wird erst in einigen Minuten ankommen!", erwiderte er selbst locker und gesellte sich zu den anderen beiden. Mehr oder weniger. Er stellte sich ein Stückchen abseits von ihnen und schaute vor sich hin, leicht gelangweilt von diesem Tag. Auf den Sensei zu warten war nie eine seiner liebsten Beschäftigungen gewesen.   Ganz wie Angekündigt, tauchte Kakashi letzten Endes auf, begrüßt von Sakuras und Sasukes verärgerten Worten, dass er zu spät sei. Naruto selbst hob seinen Rucksack wieder auf, um ihn zu schultern. Es war schließlich nicht so, als wenn ihre ständigen Beschwerden, dass sie warten mussten, etwas verändern würde. Dieses Mal ersparte er sich die Worte lieber und konzentrierte sich darauf, die Tage für sich durchzustehen, ohne vor Langeweile in extremen Frust zu geraten, oder vor Überforderung zusammenzubrechen. Dass dieses passieren konnte, wusste er, nun musste er nur versuchen, genau das zu vermeiden, wenn er das alles schaffen wollte.    "Halt dich ja zurück... ich will nicht einmal darüber nachdenken, was passiert, wenn du dein gegenwärtiges Level deutlich machst!", meldete Kurama sich plötzlich, in der Absicht, ihn daran zu erinnern, dass er vorsichtig sein musste. Ganz unnötig, immerhin wusste Naruto dieses selbst verdammt genau.    "Hörst du meinen Gedanken eigentlich zu?", fragte der blonde Shinobi sarkastisch und blickte den Fuchs direkt an. "Spare dir deine Sprüche, helfe mir lieber, dass es keine Probleme gibt. Immerhin war es sonst auch kein Problem für dich, mich zurückzudrängen, wenn ich nicht aufgepasst habe!", fügte er unzufrieden hinzu.    "Tsze! Das ist unmöglich, Idiot! Du hast Kontrolle über mich erlangt!", erwiderte Kurama, ehe er Naruto regelrecht raus warf und das Gespräch damit beendete.    "Dummer Fuchs!", murmelte Naruto leise, ohne darauf zu achten, wer in seiner Nähe war. Er bemerkte nicht den kurzen, fragenden Blick des Mannes neben ihm, im Grunde war es ihm auch egal. Er wusste von Kurama, seit er sein Kage Bunshin no Jutsu gemeistert hatte. Misuki hatte sicher gestellt, dass er erfuhr, wer da tief in ihm schlummerte. Somit war es wohl nicht einmal etwas seltsames, solche Aussagen zu machen. Egal ob man wusste, dass er mit Kurama in einer engen Verbindung stand oder nicht.    Als sie den Trainingsplatz erreichten, erreichte Naruto auch noch etwas anders. Ein warmes, vertrautes Gefühl breitete sich in ihm aus. Hier kamen Erinnerungen hoch, die ihm lieb und teuer waren. Ihr erstes Training und diesem waren viele gefolgt, auch wenn Sasuke ab einem gewissen Zeitpunkt kein Mitglied ihres Teams mehr gewesen war. Aber genau darüber wollte er im Augenblick nicht nachdenken. Zum ersten Mal, seit er erwacht war und festgestellt hatte, dass er trotz seinen 25 Jahren in dem Körper eines kleinen Jungen steckte, fühlte er sich irgendwie frei, sogar glücklich wenn er ehrlich war. Was Kakashi ihnen da erzählte, interessierte ihn nicht. Er wollte lieber aufnehmen, was ihm hier gerade geschenkt wurde.    Die drei Pfosten waren noch immer im Mittelpunkt des Platzes. Direkt dahinter begann der Wald. Links von ihnen war der See, in den Kakashi ihn beim ersten Mal befördert hatte. Als ihm das wieder einfiel, verzog er leicht den Mund. Eine Kunst war dieses nicht, ganz im Gegenteil. Kakashi hatte lediglich seine Kraft verwendet, ihm einen harten Stoß zu versetzen. Einen verdammt schmerzhaften, wie er sich eingestehen musste. Naruto lachte leise. Einige Jahre später hatte er es auch versucht, damals war Kakashi ihm aber ausgewichen. Wann war das noch? Genau! Als er zurückgekommen war und er und Sakura hatten zeigen müssen, wie sie sich entwickelt hatten. Wenn er es nun zu ließ - und das tat er - dann konnte er sich wirklich ein wenig frei fühlen. Hier lagen so viele gute Erinnerungen, die er nur zu gerne zulassen wollte. Das vertraute Gefühl, ein wenig im Gleichgewicht zu sein und der Geruch von Wald entspannte ihn innerhalb einigen Sekunden. Naruto lächelte. Er lächelte weil er wirklich glücklich war.    Kakashi hatte wirklich versucht herauszufinden, was ihn an Naruto störte. Es waren lauter kleine Dinge, die er nicht wirklich erfassen konnte, die an ihm nagten, ihm sagten, dass er dort etwas sehen musste. Es war wichtig, dennoch schien er nicht in der Lage zu sein. Er musste zugeben, dass es ihn schockiert hatte, dass Naruto in der Lage war, sich zu Teleportieren. Als es geschehen war, hatte er für einen kurzen Augenblick eine Kraft fühlen können, die nicht zu diesem Jungen gehörte. Er war sich da absolut sicher. Sie war zu stark, Naruto war gerade einmal ein Genin, ein schlechter noch dazu. Den Abschluss hatte er nur durch Zufall hinbekommen, einen einfachen Doppelgänger hatte er bei der Prüfung einfach nicht hinbekommen. Und doch steckte ganz offensichtlich mehr in ihm, als er bisher hatte sehen können.    Als er an dem Tag nach Hause gekommen war, hatte er noch lange darüber nachgedacht, was er an dem Tag alles gelernt hatte. Nicht nur über Naruto, auch Sasuke bereitete ihm Kopfzerbrechen und noch wusste er auch nicht, wie er mit dem Jungen umgehen sollte. Sasuke war regelrecht zerfressen von Hass und besessen von dem Gedanken an Rache. Das war nichts Gutes und Kakashi hoffte wirklich, dass Sasuke wieder zu sich fand und diese Dinge fallen ließ. Er verstand es zwar, immerhin wusste auch er, was mit den Uchihas geschehen war, aber dennoch würde nichts gutes aus diesen Gefühlen entstehen. Letzten Endes hatte er seine Gedanken aber erst einmal bei Seite schieben müssen, um sich auf den kommenden Tag vorzubereiten.    Das hatte er dann auch getan, genauso wie er - wie immer - deutlich zu spät gekommen war. Eigentlich hatte er nicht einmal so spät sein wollen, aber dann war doch noch etwas dazwischen gekommen, was wichtig gewesen war. So hatte es sich etwas verzögert. Auf den unzufriedenen Ausruf, dass er zu spät war, ging er aber auch nicht weiter ein. Lieber brachte er sein Team zum Trainingsplatz um ihnen zu erklären, was nun ihre Aufgabe war. Als Naruto etwas von sich gab, blickte er ihn an, nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. Letzten Endes war es in diesem Augenblick aber auch nicht so wichtig, Naruto war ihm ein Rätsel und er ahnte, dass er dieses nicht so einfach lösen konnte. Aber ihm entging auch nicht, dass Naruto nicht wirklich zuhörte, während er die Aufgabe erklärte. Statt dessen blickte er sich um, als wenn er nach vielen Jahren nach Hause zurückgekehrt war.   Kakashi schüttelte den Kopf, es brachte im Moment nichts, weiter zu schauen. So gab er das Signal, dass der Test nun beginnen würde, ehe er sein Buch hervor zog, es aufschlug und schaute, wo seine drei Schüler geblieben waren. Er musste zugeben, dass alle drei sich gut versteckt hatten. Nicht gut genug, um vor seinen Sinnen verborgen zu bleiben, aber für den Anfang war es schon einmal nicht schlecht.   Sich dieses Mal zu verstecken, war vollkommen normal für Naruto. Er ging nicht so weit, seinen Chakrafluss zu unterdrücken, damit Kakashi ihn nicht finden konnte, aber dennoch hatte er sich wie die anderen verborgen, so gut es mit nahezu keiner Kraft eben möglich war. Kakashi stand vollkommen ruhig auf dem Platz und las sein Buch. Jiraiya... Naruto vermisste den Mann wirklich. So wie Iruka fast wie ein Vater für ihn gewesen war, so war Jiraiya wie sein Großvater gewesen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er auch ihn wieder traf und das war wirklich etwas, wo er sich drauf freute. Er hatte den Mann unglaublich vermisst und unter seinem Tod sehr gelitten. Ohne die Hilfe seiner Freunde und besonders der von Iruka, hätte er sich vermutlich nicht mehr gefangen. Aber hier in dieser Zeit lebte der Mann wieder und Naruto wollte alles tun, um das auch so zu lassen und dafür zu sorgen, dass der Mann nicht los zog, um mehr über Akatsuki herauszufinden. Er erinnerte sich noch verdammt gut daran, wem er die Schuld an seinem Tod gegeben hatte.   Bei diesem Gedanken verzog er leicht das Gesicht, wurde aber abgelenkt, als Sasuke seinen ersten Versuch unternahm, an die Glöckchen heranzukommen. Dieses Mal würde alles anders laufen und Naruto nutzte diesen Moment, um ebenfalls aus seinem Versteck zu kommen. Damals hatte er nicht gewusst, dass Kakashi den Austausch vorgenommen hatte, heute war das anders. Als sich die Illusion auflöste, hatte der blonde Shinobi den Jōnin bereits erreicht. In seiner rechten Hand hielt er sein Kunai, das von Kakashi geschickt abgewehrt wurde. Mit einer leichten Drehung versuchte er die Glocken zu greifen. Seine Hand streckte sich, die Fingerspitzen berührten das kühle Metall, bewegten es hinauf, was die Glocken dazu brachten, mit einem leisen, klingelnden Geräusch zu verkünden, wie nahe er dem Ziel bereits gekommen war.    "Naruto!", zischte Kurama in ihm, holte ihn wieder in die Realität zurück. Naruto hatte nicht nachgedacht, dieser Kampf war so leicht, dass er aufgehört hatte aufzupassen. Er war schnell, er war zielgenau und vor allem war er talentiert genug, den Jōnin mit dem Kunai abzulenken, um nach den Glocken zu greifen. Er musste nur die Finger schließen, einen kräftigen Zug ausüben und er hätte sie beide. Dieses war kein wirklich fordernder Kampf und Naruto wusste das. Als hätte er sich verbrannt, zog er die Hand nun zurück, nur um kurz darauf mit einem gezielten Tritt zurückbefördert zu werden.    "Sorry ... ich habe nicht aufgepasst!", seufzte Naruto und gab einen frustrierten Laut von sich, als er hart auf dem Boden landete. Er richtete sich zum Sitzen auf, machte aber keine Anstalten, wieder ganz aufzustehen.    "Du musst aufpassen. Natürlich könntest du diesen Test bestehen ohne dich anzustrengen. Dennoch ... erinnerst du dich an das Ziel?", fragte Kurama nach, der Ton tadelnd, als wenn er mit einem kleinen, störrischen Kind sprach. Irgendwie fühlte Naruto sich auch so, gemaßregelt für ein Vergehen, welches er nicht so recht einsehen wollte.    "Welches?", fragte er selbst angespannt nach. "Des Tests? Kakashis verdammte Idee mich zurückzuschicken?", spuckte er ihm regelrecht entgegen, deutlich verärgert und uneinsichtig, nun dieses Gespräch weiter zu führen. Er wusste er hatte einen Fehler gemacht, aber wenn Kakashi ihn einfach in Ruhe gelassen hätte, würde er nun nicht hier sitzen. Er würde verdammt noch einmal endlich Frieden finden können. Verärgert ballte er die Hände, seine Nägel gruben sich in das leicht ausgedörrte Gras, in die trockene Erde, die zwischen seinen Fingern durch rieselte.    Zu behaupten, dass er geschockt war, war für Kakashi eine Untertreibung. Naruto war ihm verdammt nahe gekommen und der Jōnin wusste, dass der Junge die Glocken bekommen hätte, wenn er nicht zurückgeschreckt wäre. Was den Jungen bewegt hatte, den Angriff abzubrechen, das wollte er nicht einmal verstehen. Im Augenblick saß er einige Meter von ihm entfernt auf den Boden und wirkte sehr frustriert. Kakashi konnte nicht verhindern, dass er sich irgendwie schuldig fühlte. Warum, das war auch eines der Dinge, über die er nicht wirklich nachdenken wollte. Im Augenblick wollte er den Test nur beenden und dann seinen Bericht abgeben, ehe er mit dem Sandaime über diese Ereignisse sprach. Alleine würde er vermutlich eh nicht weiter kommen, er hatte einfach das Gefühl, eine Mauer vor sich zu haben, die verhinderte genauer hinsehen zu können.    So ließ er den frustrierten Shinobi zurück und machte sich daran, die beiden anderen Teammitglieder zu finden. Sasuke hatte nach seinem Angriff sein Versteck verlassen und Sakura war ihm gefolgt und mit der Kunoichi wollte er nun auch beginnen. Was folgte war in etwa das, was er erwartet hatte. Sakura fiel auf sein Genjutsu herein und Sasuke zeigte durchaus eine Menge Talent. Er schaffte es sogar, ein Jutsu zu formen, für welches er in seinem Alter eigentlich nicht genug Chakra haben dürfte. Am Ende war es Sakura, die an den Pfahl gefesselt wurde. Sie war die einzige von den dreien, die nicht versucht hatte ihn anzugreifen.   Als der Wecker klingelte, stand Naruto wieder auf. Er hatte erfolgreich den Ärger und den Frust in sich vertrieben und war nun wieder vollkommen ruhig. So ruhig, wie er in dieser verfahrenen Lage eben sein konnte. Kurama hatte einige Male versucht ihn zu erreichen, aber im Augenblick weigerte Naruto sich, dem Dämon seine Aufmerksamkeit zu schenken. Sicher, sie saßen beide in einem Boot, sie beide mussten nun sehen, wie sie die nächsten Jahre hinbekamen, aber Kurama hatte da noch das bessere Los gezogen. Er musste nichts machen, er konnte sich zurück lehnen und zusehen, wie sich ihr Leben noch einmal wiederholte, während er selbst irgendwie damit zurechtkommen musste. Das schwierigste daran waren wohl eindeutig seine eigenen Gefühle, die er nicht unter Kontrolle bekam. Er schien in diesem Bereich wirklich wenige Fortschritte gemacht zu haben, er war noch immer so schnell aufbrausend wie er es als Teenager gewesen war.   Dass es dieses Mal Sakura war, die an den Pfahl gebunden worden war, hinterfragte er nicht weiter. Es war nahezu alles anders verlaufen, er hatte sich versteckt, hatte versucht anzugreifen, war aber nicht auf die Fallen hereingefallen, die Kakashi ausgelegt hatte. Und er hatte nicht versucht zu essen, während Kakashi sich mit den anderen beiden befasste. Somit war es nicht verwunderlich, dass dieses Mal nicht er dort fest saß.    Während Kakashi seine Beobachtungen mit ihnen teilte, schaute er selbst erneut zur Seite. So frustriert er vor wenigen Minuten noch gewesen war, so amüsant fand er die Situation nun. Er wusste was folgte. Zuerst einmal die Feststellung, sie seien als Ninja nicht geeignet. Wenige Sekunden darauf Sasukes Angriff, der natürlich nicht erfolgreich sein würde. Und auch wenn Sakura festgebunden war, regte sie sich furchtbar auf, dass Kakashi Sasuke so nicht behandeln konnte. Narutos Mundwinkel zuckten, das Lachen zurückzuhalten war im Moment durchaus schwer. Es war so leicht, dass es schon fast peinlich war, dass sie alle drei damals nicht verstanden hatten, um was es ging. Dennoch, Naruto stellte nun deutlich fest, dass er es kaum erwarten konnte, dass Sakura erwachsen wurde. In diesen Tagen war sie nicht die Person, die er respektiert hatte bis zu ihrem viel zu frühen Tod. Alles was sie interessierte war Sasuke ... in ein paar Jahren würde sie sich zu einer starken Kunoichi entwickelt haben, die nahezu alles für die Personen tat, die ihr am Herzen lagen.    "Ist irgendetwas lustig, Naruto?", hörte er schließlich Kakashis Stimme und dieses Mal schaute er wirklich auf. Ein Schmerz, den er kaum begraben konnte, erfasste ihn. Die Wut, die er nun schon einige Male gespürt hatte kochte erneut in ihm hoch. "Nichts ... aber mir wäre es lieb, du würdest schnell gehen!", gab er ehrlich zu, den Blick fast herausfordernd auf den Jōnin gerichtet. Er sollte einfach gehen, sollte aus seinen Augen verschwinden, damit sie diesen Test endlich beenden konnten. Tief in sich kam aber dennoch die Frage auf, ob Sasuke und Sakura sich nun genauso entwickeln würden, wie beim letzten Mal. Einige durchaus wichtige Lehren des Jōnin waren dieses Mal nicht zum Tragen gekommen, das war ein Gedanke, der Naruto durchaus stresste. Doch er ließ es sich nicht anmerken.    Kaum ging Kakashi wirklich, zog Naruto sein Bento zu sich und öffnete die Schachtel. Er selbst brauchte nichts essen, er hatte ein gutes Frühstück gehabt und er wusste genau, dass sie nicht weiter kämpfen würden. "Gib Sakura etwas vom Essen ab, damit wir nach Hause können!", wies er den Uchiha an, nahm etwas aus der Schachtel und hielt es der Kunoichi hin. "Tze, wer hat dich zum Boss gemacht, dobe?", bekam er zur Antwort, aber wenigstens tat Sasuke, was er ihm aufgetragen hatte. Als Kakashi dieses Mal zurück kam und seine Show abzog, erschreckte er sich nicht. Ganz im Gegenteil, er stand auf, sammelte seine Sachen ein, schob Kakashi das angefangene Bento in den Arm und wendete sich ab, um zu gehen, wobei er Kuramas zischende Stimme gekonnt ignorierte. "Was? Bestanden, oder nicht? Teamwork ist wichtig, die, die ihre Kameraden im Stich lassen sind schlimmer wie Müll... richtig?", erklärte er, ehe er sich abwendete und wirklich ging. Für heute war er fertig, ihm war auch egal, was Kakashi nun dachte. Für heute reichte es ihm einfach.    Und erneut war Kakashi sprachlos. Schon als er Sasuke unter sich festgehalten hatte, hatte er das Gefühl gehabt, dass Naruto genau wusste, was gerade passierte. Man hatte es ihm angesehen. Die Mundwinkel hatten verräterisch gezuckt, die Augen hatten amüsiert geleuchtet. Was Kakashi aber nicht einleuchten wollte war, woher er wissen konnte, was in dem Augenblick passierte. Aber es war nicht dabei geblieben. Kaum hatte er sich versteckt, hatte der blonde Shinobi keinen Gedanken daran verschwendet, seinen eigenen Hunger zu stillen. Statt dessen hatte er Sakura etwas gegeben und Sasuke angewiesen, dieses auch zu tun. Und nun jetzt das hier. Er stand einfach auf, erklärte die Dinge, die er gerade beginnen wollte zu erklären. Das konnte nicht sein. Kakashis Blick verhärtete sich, während er dem jungen Shinobi nachschaute, der über den Trainingsplatz spazierte, als wenn nichts gewesen wäre. Eher abwesend band er Sakura los und schickte die beiden nach Hause, mit dem Auftrag am kommenden Tag ihn erneut zu treffen, damit sie ihren Dienst antreten konnten. Er selbst allerdings hatte nun etwas vor. Zuerst würde er Bericht erstatten, dass sein Team es geschafft hatte und danach, da ließ er sich nicht von abbringen, würde er herausfinden, was mit Uzumaki Naruto nicht stimmte, was er verbarg und warum er das tat. Diese ganzen Situationen ließen ihn einfach nicht mehr los.        ***   "Hast du vollkommen den Verstand verloren?", fragte Kurama nicht zum ersten Mal.   "Reg dich ab, das hier ist nichts wichtiges!", erwiderte Naruto eindeutig gelangweilt von den ewigen Anfeindungen des Fuchses.   "Nicht wichtig? Erst dein bescheuertes Benehmen beim Test, dann dein Alleingang bei Tora, um die Mission schnell abzuschließen und nun fragst du direkt danach, die Mission mit Tazuna zu bekommen!", zischte Kurama, eindeutig wütend auf den Uzumaki.   Naruto konnte nicht anders, als mit den Schultern zu zucken. "Ich habe nicht vor, allem zu folgen. Diese Dinge sind unwichtig. Gut, Zabuza und Haku haben irgendwie einen Einfluss auf unsere Entwicklung, allerdings überwiegend bei mir. Also was soll’s, ich roste noch ein, wenn ich nicht langsam einen richtigen Kampf bekomme, dattebayo!"   Erneut knurrte der Fuchs. "Das steht nicht zur Debatte, Idiot! Wenn du so weiter machst, holen sie dich und versuchen raus zu finden, was mit dir nicht stimmt. Schau dich doch um, Kakashi lässt dich schon jetzt kaum noch aus den Augen!", erklärte er knurrend.   Natürlich war Naruto dieses aufgefallen, nicht erst seit heute. Um genau zu sein, war es ihm bewusst geworden, direkt nachdem sie den ersten Test gehabt hatten. Kakashi war am Abend aufgetaucht, nahe seines Fensters und hatte dort sehr viel Zeit seit dem verbracht. Früher hätte Naruto es nie bemerkt, heute konnte er sein Chakra genau spüren. Kakashi war aufgetaucht, nahezu an jedem Tag, egal wo er gerade gewesen war, oder was er getan hatte. Kakashi beobachtete ihn. Es war mehr als offensichtlich, dass der Jōnin misstrauisch geworden war, aber irgendwie interessierte das Naruto nicht einmal mehr. Kakashi konnte nichts herausbekommen. Er ging jeden Abend brav ins Bett, machte sich seine Mahlzeiten, ging einkaufen, aß mit Iruka Rāmen - was er sehr genoss - und tauchte pünktlich zu ihren Treffen auf, um ihre langweiligen Missionen anzunehmen. Er gab dem Jōnin kein Anzeichen dafür, dass er nicht ein ganz normaler 12 Jahre alter Genin war, wie jeder andere auch.    "Er kann mir nichts nachweisen. Entspann dich, ich passe schon auf!", erwiderte er gelangweilt. So sperrte den Fuchs aus, um sich wieder auf seine Tasche zu konzentrieren, die er gerade packte, damit sie aufbrechen konnten. Sicher, Sarutobi Hiruzen war durchaus erstaunt gewesen, woher er überhaupt von dem Klienten wusste, aber Naruto wusste, dass er nicht weiter nachfragen würde. Noch nicht, Naruto hatte aber auch nicht vor, dem Mann nun immer wieder Anzeichen zu geben, dass etwas nicht mit ihm stimmte. Er brauchte nun einfach Abwechslung, etwas was ihn forderte. Natürlich war ihm bewusst, dass es dauern würde, er konnte nicht einfach vor den Augen aller loslegen, doch er wusste ganz genau, wo er sich etwas austoben konnte. Dieses Mal musste er nur dafür sorgen, dass Sasuke außer Gefecht gesetzt wurde, wenn Haku sie angriff. In dem Nebel würde niemand mitbekommen, wenn er seine wahre Kraft nutzte ... der Plan war perfekt!   So machte er sich auf den Weg, um sein Team am Tor zu treffen. Er freute sich wirklich auf die Reise, auch wenn er dieses Mal nicht so energiegeladen war, wie beim letzten Mal. Und dieses Mal war er vorbereitet, als die Dämonenbrüder angriffen. Trotzdem nahm er sich Kuramas Worte zu Herzen. Er versuchte es so zu machen, wie es sein sollte, auch wenn er dieses Mal genau darauf achtete, nicht das Gift abzubekommen, das an den Klauen der Brüder haftete. Leider nicht sehr erfolgreich. Was genau ihn abgelenkt hatte wusste er nicht einmal mehr, als alles vorbei war, es spielte aber auch keine Rolle. Er nahm sein Kunai und ritzte die Haut auf, nahm die Hand an den Mund und saugte das Gift heraus so gut wie er konnte. Den Rest würde Kurama dann schon richten. Als Kakashi sich zu ihm gesellte und die Hand verbinden wollte, warf er dem Mann einen vernichtenden Blick zu. "Es heilt alleine ... du wirst wissen warum!", brachte er gepresst von sich, ehe er die Lippen fest aufeinander presste. "Wir sollten weiter gehen!", fügte er nach einigen angespannten Sekunden hinzu.   Es war offensichtlich, dass Naruto wütend auf den Mann war. Kakashi mochte nicht wissen warum, aber das spielte keine Rolle. Naruto kannte den Grund und dieser rechtfertigte es, dass er den Jōnin auf Abstand hielt. Er wollte nicht zu lassen, dass jemand ihm zu nahe kam. Er war bereits jetzt an seinem Limit angelangt, fühlte sich oft einsam, auch wenn er die Menschen um sich herum hatte, für die er immer so viel empfunden hatte. Das Gefühl, dass es nicht seine kostbaren Personen war, nagte allerdings massiv an ihm. Sakura würde nicht vor Sorge über ihn an seiner Seite bleiben und ihm einen doch recht harten Hieb auf den Kopf geben, wenn er sich dumm verhielt. Kakashi - das war irgendwie das schlimmste für ihn - war in gewisser Art aber noch der selbe. Er war besorgt, er achtete auf sie und irgendwie war es doch anders. Nicht so tief, wie er es mittlerweile gewohnt gewesen war. Es verletzte Naruto tief und dieses Gefühl ließ sich nicht wieder beseitigen, wie er die Unordnung in seiner Wohnung hatte beseitigen können. Mit einem weiteren, verärgerten Blick wendete Naruto sich ab und machte sich auf den Weg. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, diese Mission ein weiteres Mal anzunehmen und sich irgendwie sogar darüber zu freuen.    Die restliche Reise verlief dann ohne abweichende Zwischenfälle. Sie reisten mit dem Boot, lauschten Tazunas Erklärungen, auch wenn Naruto nicht wirklich zuhörte. Er kannte die Geschichte schon. Kaum erreichten sie wieder Land, gingen sie weiter und trafen letztendlich auf Zabuza. Naruto hielt sich wirklich zurück, versuchte dem Fluss der Zeit zu folgen. Sie ließen Kakashi den Kampf bestreiten, zumindest so lange, wie dieser frei war. Der einzige Unterschied soweit war gewesen, dass Zabuza ihn einige Sekunden angeschaut hatte, als wenn er ihn kennen würde. Der Grund war Naruto allerdings egal. Sasuke und er arbeiteten erneut zusammen, befreiten Kakashi aus dem Suiton Suirō no Jutsu und nachdem Haku den Shinobi außer Gefecht gesetzt hatte und mit ihm verschwunden war, sackte Kakashi in sich zusammen. Naruto kannte all dieses, aber im Augenblick erreichte es ihn nicht. Er hatte ganz andere Sorgen, an die er nicht gedacht hatte, als er so sehnsüchtig diese Mission gefordert hatte. Und kaum lag Kakashi im Bett, bereit sich zu erholen, brach dieses Gefühl über Naruto herein.        ***   Den restlichen Tag herum zu bekommen, war alles andere als leicht. Naruto plagte das schlechte Gewissen, auch wenn er noch nicht wirklich auf die beiden Gegner getroffen war. Jedenfalls nicht im finalen Kampf und dieser bereitete ihm wirklich Magenschmerzen. Sicher, sie waren ihre Feinde, sie wollten ihn und sein Team tot sehen. Dennoch, im Endeffekt hatte er nicht anders gekonnt, als sie zu mögen. Wie hatte er davon ausgehen können, dass dieses eine Abwechslung sein würde? Dass er sich etwas verausgaben konnte, Energie abbauen? So naiv war er doch gar nicht mehr, dass er begann die offensichtlichen Dinge zu vergessen, sie tief in sich zu vergraben, bis sie sich so sehr wehrten, dass man sie nicht mehr von sich fern halten konnte. Und genau dieses schien nun geschehen zu sein.    Er schaffte es gerade eben sich zu verstellen, bis alle im Bett waren. Kakashi würde sich eine ganze Weile nicht bewegen können, Sasuke und Sakura schliefen, genauso wie Tazuna und seine Familie. Mit leicht zitternden Händen schob Naruto die Decke zur Seite, stand auf und schlich sich zu dem Fenster, um es zu öffnen und lautlos hinaus zu schlüpfen. Er lief weit genug, dass die Personen in dem Haus ihn nicht hören konnten, erst dann ballte er die Hand zur Faust und ließ sie mit voller Wucht in den dicken Stamm eines Baumes krachen. Sein ganzer Körper erzitterte vor Wut und unterdrückten Emotionen. "Fuck!", wisperte er leise, nicht wirklich noch etwas um sich herum aufnehmend. "Fuck! Fuck! FUCK!", schrie er schließlich, holte erneut aus, ließ die Faust auf den Boden sausen, in der Hoffnung, das los zu werden, was in ihm wütete.   Kakashi schlief nicht. Er konnte es nicht. Statt dessen hing er seinen Gedanken nach, überlegte, wie er seine drei Genin am besten trainieren sollte. Dass Zabuza noch lebte, war nicht unbedingt das Beste was ihnen hatte passieren können. Er war verantwortlich für diese drei und irgendwie wollte er auch verhindern, dass sie Schaden nahmen. Dennoch, Zabuza und der andere Shinobi waren nicht unbedingt die Art von Shinobi, mit denen Genin zurechtkommen konnten. Naruto und Sasuke hatten gutes Teamwork gezeigt, sie hatten sich ein Stück weit weiter entwickelt, aber für diese beiden Gegner reichte es einfach noch nicht. Sasuke war intelligent, er hatte wirklich Talent, das wusste er. Er selbst entdeckte viel von sich selbst an diesem Jungen, aber er wusste aus leidvoller Erfahrung eben auch, wo das ganze dann enden konnte. Das war etwas, was er unbedingt verhindern wollte. Seine Aussage, dass er nicht zu ließ, dass einer seiner Kameraden getötet wurde, meinte er sehr ernst.    Wenn es um Naruto ging, so war dieser Junge ein einziges Mysterium für ihn. Es hatte ja schon bei der Vorstellung angefangen. Was er erwartet hatte, war ein Junge, der laut, energiegeladen und respektlos war. Was er bekommen hatte... nun, das konnte er nicht einmal richtig einordnen. Naruto war ruhig gewesen, gleichzeitig ernst und irgendwie schelmisch. Warum sonst sollte er behaupten, dass er später Rokudaime sein würde?! Anders konnte er es einfach nicht auffassen, auch wenn er hätte schwören können, dass der blonde Shinobi es wirklich ernst meinte. Dann bei seinem Test, als Naruto ihn angegriffen hatte, war es das zweite Mal gewesen, dass er ein ungutes Gefühl gehabt hatte. Es war nicht einmal, dass er glaubte Naruto sei eine Gefahr. Nun, er konnte eine sein, immerhin war er ein Jinchūriki, er trug einen Bijū in sich. Wenn es schlimm kam, konnte er einfach zur Gefahr werden. Dieses Denken hatte nichts mit Abneigung zu tun, noch war er sich nicht sicher, was er von dem Shinobi denken sollte. Als dieser ihn angegriffen hatte, da hatte er einen Augenblick das Gefühl gehabt, jemanden gegenüberzustehen der ihn schlagen konnte. Nur für einen winzigen Moment hatte dieses Empfinden von ihm Besitz ergriffen.    Naruto hatte die Glocken berührt, er hätte sie fassen können und er hätte das Ziel erreicht. Aber aus einem ihm unerfindlichen Grund hatte er zurückgeschreckt und sich lieber zurückschlagen lassen, anstatt das Ziel an sich zu nehmen. Es war dann ja auch nicht unbedingt besser geworden, als die drei bestanden hatten. Naruto hatte gewusst was er ihnen hatte erklären wollen, er wusste es einfach. Woher? Nun, das würde er auch gerne wissen. Irgendetwas an diesem Jungen war seltsam, nicht unbedingt negativ seltsam, aber seltsam genug, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Und genau deswegen realisierte er nun auch, wie Naruto aufstand und das Zimmer verließ. Mitten in der Nacht.   Kakashi musste zugeben, dass es nicht einer seiner besten Ideen war, dennoch richtete er sich auf. Fest biss er die Zähne zusammen, als der Schmerz seinen Körper durchfuhr und er nach den Krücken griff, um dem Jungen folgen zu können. Er brauchte durchaus etwas Zeit, wo sein ganzer Körper nun regelrecht wund war und jeder Schritt ihn unglaublich anstrengte. Trotz allem wollte er nicht abwarten bis Naruto zurückkam. Er wusste einfach, dass etwas nicht stimmte und seine Neugierde war mittlerweile groß genug, um sich nun selbst diese Tortur anzutun. Dass es sich gelohnt hatte, lernte er dann auch ziemlich schnell. Er erreichte seinen Schüler in dem Augenblick, wo dieser lautstark fluchte. Das für sich war noch nicht ungewöhnlich, ungewöhnlicher war die Kraft, mit der er seine Faust in den Boden rammte. Die Wucht des Aufpralls formte eine deutliche Kuhle. Erst dann entdeckte er den Baum, der nicht unbedingt besser aussah. Diese Erkenntnis für sich schob er allerdings erst einmal von sich. Im Moment konzentrierte er sich mehr auf die zierliche Figur, die er auch in dieser Nacht recht gut erkennen konnte. Narutos Gesicht war verzerrt, fast so, als wenn er Schmerzen empfand. Die Lippen waren erneut so stark zusammengepresst, dass sie lediglich blasse, dünne Linien bildeten. Kakashi erkannte all diese Zeichen und noch viel mehr. Er sah mehr als deutlich, dass dieser Teenager litt. Er litt auf eine Art, für die er viel zu jung war. Eine, die ihn eine Menge Leid hatte sehen lassen. Aber dieses war unmöglich. Vollkommen verwirrt und mit noch mehr Fragen belastet wendete er sich ab und versuchte zurück ins Haus zu kommen. Er war einfach nicht der Typ Mann, der mit den Problemen anderer umgehen konnte, einmal ganz davon abgesehen, dass er selbst noch immer von den Geistern seiner Vergangenheit verfolgt wurde. Aber er nahm sich vor, etwas zu tun. Er würde mit Iruka reden und bis dahin ein Auge auf Naruto werfen. Er wollte sehen, wer dieser Junge wirklich war, er glaubte so langsam, dass er den wahren Naruto bisher noch nicht zu sehen bekommen hatte       04 Be a calm floating river --------------------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   04 Be a calm floating river   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Der nächste Morgen kam viel zu schnell. Kakashi hatte nahezu die ganze Nacht wach gelegen und seine Gedanken fließen lassen. Wie oft hatte er immer wieder durchdacht, was er hatte? Wie war Naruto? Was verbarg er? Warum hatte er sich so massiv verändert? Gut, man konnte nicht sagen, dass er den jungen Shinobi gekannt hatte, bevor dieser seinem Team zugeteilt worden war. Dennoch, er hatte eine klare Vorstellung gehabt, was ihn erwartete und das was er hier sah, war gewiss nicht einmal nahe dran. Und dann dieser Ausbruch in der letzten Nacht! Er wusste einfach, dass Naruto etwas mit sich herum trug, was nicht wirklich dort hin gehörte. Dieser Junge war gerade einmal 12 Jahre alt, doch in manchen Momenten könnte Kakashi schwören, jemanden vor sich zu haben, der mindestens in seinem Alter war, seine Erfahrungen hatte. Es war einfach nicht wirklich passend. Aber egal wie viel er nachdachte, er konnte nicht wirklich ergreifen, was vor ihm herum schwebte, was nahezu danach schrie ergriffen und erkannt zu werden. Seufzend gab er es auf und erhob sich vorsichtig, um die Decke weg zu schieben und sich hoch zu stemmen. Seine Glieder schmerzen noch immer, aber er wusste, dass er heute das Training beginnen musste. Falls er Naruto fand. Zurück gekommen war der Junge nicht in der Nacht. Wirkliche Sorgen machte er sich allerdings nicht, Naruto war jung, aber er war auch ein Shinobi. Er hatte den ersten Kampf hinter sich gebracht und in der Akademie wurde dem jungen Nachwuchs durchaus gelehrt was sie erwartete, wenn sie diesem Weg weiter folgten. Naruto war im Grunde jemand, um den man sich kaum Sorgen machen musste. Kakashi wusste nicht genau warum er so empfand, er konnte nur erahnen, dass es die seltsame Ausstrahlung war, die der Junge ausstrahlte. Bei Sasuke würde er nicht so empfinden, dieser war zu sehr auf seine Rache fixiert und selbst um Sakura sorgte er sich mehr. Mit einem leichten Kopfschütteln griff er nach seinen Krücken und machte sich daran, sich ganz hoch zu stemmen und das Zimmer zu verlassen, welches er für die Nacht zugewiesen bekommen hatte. Dieses war nicht besonders leicht, noch immer tat ihm alles weh und er war deutlich schwächer wie sonst. Der erste Kampf gegen Zabuza hatte ihn doch einiges an Kraft gekostet. Als er den Wohnraum betrat, war die ganze Familie auch schon versammelt, abgesehen von Inari und natürlich Naruto. "Guten Morgen, Kakashi-sensei!", begrüßte ihn auch gleich seine Schülerin und Kakashi nickte ihr leicht zu. "Esst ordentlich, danach werden wir trainieren gehen!", wies er sie an und bewegte sich selbst langsam zu dem Tisch, um sich an dem freien Platz schwerfällig nieder zu lassen. "Aber Naruto ist gar nicht da!", erwiderte Sasuke schließlich, doch Kakashi wies dieses von sich. "Er wird da sein wenn es soweit ist!", behauptete er. Woher er das wusste? Das konnte er nicht sagen. Es war einfach ein Gefühl welches er hatte. Ein Gefühl, als wenn Naruto genau wusste, wann etwas geschehen würde. Seit ihrem ersten Treffen hatte er dieses schon häufiger gehabt und er war auch erpicht darauf, herauszufinden ob er sich irrte oder nicht. Aber nicht jetzt, jetzt wollte auch er sich stärken, er brauchte diese Energie, um das Training der drei zu beaufsichtigen und um seine Reserven aufzufüllen. Es würde irgendwann zum Kampf kommen und um sein Team zu schützen, musste er fit sein. *** "Naruto... es wird Zeit!", sagte Kurama, fast schon in einer liebevollen, tröstenden Art und Weise. Doch Naruto reagierte nicht. Er konnte nicht. Er war einfach nicht bereit dazu. "Rede mit mir! Sind wir beiden nicht ein Team?", folgte der zweite Versuch, erneut ohne eine Reaktion. Naruto blendete den Fuchs vollkommen aus. Nachdem er nahezu zusammen gebrochen war, hatte Naruto sich aufgerappelt und war durch die Gegend gestreift. Er hatte seine Gedanken fließen lassen und seine Gefühle zugelassen, ohne die schützenden Mauern auch nur ein Stück weit hoch zu ziehen, die ihm bis jetzt durchaus gute Dienste geleistet hatten, damit er den negativen Empfindungen und Ereignissen nicht so sehr ausgeliefert war. Es war wirklich dumm gewesen, sich auf einen anständigen Kampf zu freuen. Er erinnerte sich noch heute sehr stark daran, wie machtlos er damals gewesen war. Haku war dort eine ganz andere Liga gewesen und wenn Kurama ihn nicht übernommen hätte, hätte er den Kampf nicht überlebt. Er wusste das. Doch heute würde es erneut ein ungleicher Kampf werden, auch wenn er dieses Mal eindeutig derjenige sein würde, der die größeren Kräfte mit brachte. Allerdings änderte es nichts daran, dass er nicht wollte, dass Haku starb. Er war nun einmal so, er empfand Mitleid, selbst für seinen Feind. Er hatte so viele Kämpfe alleine damit gewonnen, dass er geredet hatte, dass es schon fast lachhaft war zu behaupten, er sei der stärkste lebende Shinobi. Nun, abgesehen von Bee verstand sich. Aber selbst ihn würde er einige Jahre nicht sehen können. Im Augenblick musste er aber eindeutig zugeben, dass er liebend gerne den Mann sehen wollte. Mit ihm müsste er sich nicht zurück nehmen. Bei ihm konnte er seine ganze Kraft spielen lassen und es würde ihm ein herrliches Training bieten. Aber das ging nicht, er musste der Zeit folgen. Erst war Haku dran und das war schon schwer genug. "Naruto...", versuchte Kurama es ein weiteres Mal, fast schon resignierend, dass er wohl niemals eine Antwort bekommen würde. Er hatte es in der Nacht sehr oft versucht, aber Naruto hatte jeden Versuch einfach abgeblockt. "Ich weiß!", kam es dann doch endlich leise, fast schon gebrochen. "Ich muss da alleine durch, also halte dich bitte raus!", fügte er hinzu und wendete sich dann ab. Niemand konnte ihm helfen, er musste es schaffen, irgendwie seinen Frieden damit zu finden, er musste seine Aufgabe erfüllen, die ihm gegen seinen Willen auferlegt worden war. Aber eines wusste er, wenn er keinen Erfolg haben würde, würde er diesen Kakashi selbst quer über den Trainingsplatz scheuchen und ihn dafür bezahlen lassen, was er ihm hier angetan hatte. Und das war absolut sicher! Schließlich wendete er sich aber ab und machte sich auf den Weg zurück. Irgendwie hatte er es in den letzten Stunden doch geschafft, so etwas wie eine Ruhe in sich zu erreichen. Sein Herzschlag glich einem stetigen Trommelschlag, beruhigend, fast schon einschläfernd. Seine Atmung war tief und vollkommen ruhig, seine Gedanken gut unter Kontrolle. Er musste nur schaffen, diesen Zustand zu halten. Nur ein paar Tage, dann hätte er diese Situation geschafft. Dann hatte er eine Weile Ruhe, bis es an die Prüfungen ging, die sowieso nicht beendet werden würden. Aber so weit waren sie noch nicht, er musste nur sein Ziel im Auge behalten, einen Schritt nach dem anderen machen, dann würde schon alles gut werden. Als er das Haus des Brückenbauers erreichte, trat sein Team gerade heraus. Naruto ging direkt auf die drei zu und schloss sich ihnen wortlos an, damit sie zusammen in den Wald konnten. Niemand verlor ein Wort darüber, dass er beim Frühstück nicht da gewesen war und Naruto war froh darüber. Er könnte die bohrenden Fragen sowieso nicht beantworten, einmal ganz davon abgesehen, dass er es auch gar nicht wollte. "Als wenn sie je etwas gemerkt hätten. Sasuke hasst mich, Sakura findet mich nervig und Kakashi...", erklärte er Kurama, ehe dieser seinen Satz beendete. "...hat dich letzte Nacht gesehen. Er klebt eh an dir. Vielleicht empfindet er schon jetzt etwas für dich? Du musst lauter und frecher werden, um ihn abzuschrecken!", erwiderte der Fuchs belustigt, irgendwie sogar sehr gelöst über der Tatsache, dass Naruto wenigstens ansatzweise wieder er selbst war. "Als wenn. Vergessen? Ich will nicht, dass er anfängt mehr zu empfinden. Es geht um das Leben meiner Freunde, alles andere zählt nicht!", erwiderte er selbst deutlich genervt. "Hm, gehört seine Liebe nicht dazu? Wie sieht es eigentlich bei dir aus, du hast ihm ja nicht geantwortet!", bohrte Kurama nach, deutlich amüsiert, nun wo er eine kleine Lücke gefunden hatte, wo er Naruto necken konnte. Alles war besser, als die trübsinnigen Gedanken, die in Naruto hausten. Der blonde Genin mochte es vergessen haben, aber er spürte die Emotionen seines Wirtes sehr genau. Er wusste, was da in ihm rumorte. "Unwichtig. Kakashi war ein treuer Freund und dieses Mal ist es nicht anders.", erwiderte Naruto distanziert. Er hatte über diese Frage wirklich nie nachgedacht, wenn er ehrlich war. Es war einfach unwichtig, wenn man daran dachte, was für eine Aufgabe auf ihn wartete. "Hah! Und es stimmt nicht, dass du seine Nähe gesucht hast? Seine Berührungen genossen hast? Immer lächeln musstest, wenn er dich gelobt hat?", bohrte Kurama weiter nach, lachte schallend, als Naruto ihm einen sehr verärgerten Blick zu warf. "Kleine Neckereien unter Freunden sind erlaubt, oder nicht? Und sieh dich an, es wirkt doch. Du fühlst dich besser!", erklärte er dann deutlich amüsiert.       *** Naruto war keine Sekunde zu spät zurück gekommen. Als er wieder wahr nahm, was um ihn herum geschah, stoppte Kakashi gerade und nur eine Sekunde später wäre Naruto wohl in den Mann gerannt. So aber konnte er rechtzeitig ausweichen und sich neben die anderen stellen. Was nun kam, wusste er, was wohl weniger verwunderlich war. Er nutzte nun die Zeit, um sich umzusehen. Die Markierungen, die sie an den Bäumen hinterlassen hatten, waren hier nun natürlich noch nicht zu sehen und er wusste, dass sie auch nicht erneut entstehen würden. Nicht so, wie beim ersten Mal. Kakashi begann bereits zu reden, was für ein Training er sich vorstellte, doch Naruto hörte gar nicht zu. Er war zu beschäftigt, alles in sich aufzunehmen. Hier war er wirklich nie wieder hergekommen, nachdem sie damals wieder abgereist waren. "Naruto, hörst du zu?", fragte Kakashi plötzlich und Naruto blickte den älteren Mann an. "Natürlich, du willst, dass wir lernen unser Chakra zu kontrollieren!", erwiderte er vollkommen ruhig und trat einen Schritt vor. "Ich würde allerdings lieber alleine trainieren. Sakura kann es eh und Sasuke ... nun, er braucht einige Tage!", erklärte er und ignorierte die Blicke seiner Teamkameraden. "Das hier ist eine Gruppenübung, Naruto!", sagte Kakashi schließlich, verengte das sichtbare Auge ein klein wenig, als wenn er ihn genau studierte. Vermutlich tat er dieses sogar. "Ich weiß, Sensei! Dennoch, ich kann mich besser konzentrieren, wenn ich alleine bin. Sakura kann Sasuke helfen und diese Übung ist gewiss nichts, was unseren Teamgeist fördern würde. Darüber hinaus ist doch das Wichtigste, dass wir fit für den Kampf sind!", argumentierte er weiter und nahm Kakashi damit nahezu den Wind aus den Segeln. Er hatte recht, es sprach nichts dagegen, wenn sie einzeln trainierten und dieses wusste Naruto sehr genau. "Einverstanden. Entferne dich aber nicht zu weit!", gab Kakashi schließlich nach. Naruto sprang mit einem "Jey!", in die Luft, ehe er sich grinsend abwendete und tiefer in den Wald ging. Er ging gerade einmal so weit, dass die anderen ihn nicht mehr sehen konnten, ehe er auf den nächsten Baum sprang und sich schnell weiter von den anderen entfernte. Erst als er genug Abstand zwischen sich und seinen Kameraden gebracht hatte, sprang er erneut zu Boden und ließ sich neben einem der Bäume nieder, um sich mit dem Rücken gegen den mächtigen Stamm zu lehnen. "Warum hast du das schon wieder gemacht?", fragte Kurama ihn plötzlich und Naruto zuckte leicht mit den Schultern. Die Frage mochte nicht unberechtigt sein, doch zumindest für ihn war die Antwort ganz klar. "Ich glaube kaum, dass Sasuke es gut aufgenommen hätte, wenn ich den Baum hoch stolziere, als wenn ich nie etwas anderes gemacht hätte. In der Akademie war ich immerhin der schlechteste!", erklärte er und blickte hinauf. Über ihm ergoss sich ein Dach aus grünen Blättern. Hier und da entstand eine Lücke die groß genug war, um einige der Sonnenstrahlen hindurch zu lassen. Der seichte Wind brachte das Ganze dann auch noch zum Rascheln. Es war beruhigend, sich dieses Schauspiel anzusehen. "Und ich habe wenig Lust, mich ständig fallen zu lassen, um seinen Stolz nicht zu verletzen!", fügte er leise hinzu und schloss dann die Augen. Er musste dieses Training nur aus sitzen. Zum Glück gab es nicht viele Momente, wo er lange an bestimmten Dingen arbeiten musste. In der Chuninprüfung würde er mit Jiraiya zusammen trainieren, hinterher mit Kakashi und Yamato zusammen, wenn er von der langen Trainingsreise zurück kam. Diese wollte er auch unbedingt antreten. Er hatte sehr unter dem Verlust des Mannes gelitten und er freute sich schon jetzt darauf, wieder Zeit mit ihm zu verbringen. "Du wirst es nicht ewig verbergen können, Naruto!", kam schließlich Kuramas Einwand. "Ich weiß, Kurama ... ich weiß!", erwiderte er leise. Er wusste es wirklich. Schon jetzt war es durchaus schwer, sein ganzes Können irgendwie zu verbergen. Irgendwann würde er an dem Punkt kommen, wo er seine ganze Kraft spielen ließ und wo er instinktiv handelte, oder ein Jutsu verwendete, welches er jetzt noch gar nicht beherrschen dürfte. Aber er konnte auch nichts dagegen machen. Was für ihn nun am Wichtigsten war, war eindeutig, sich zu beruhigen. Er musste ausgeglichen werden, damit er Kakashi endlich von sich weg bekam und damit niemand merkte, was los war mit ihm. Es war nicht so, dass er nicht darüber nachgedacht hatte, was wohl passieren würde, wenn er die Wahrheit sagte. Er wusste verdammt genau, dass niemand ihm glauben würde. Wenn er Pech hatte, hetzte man ihm Ibiki wirklich auf den Hals, damit er herausfand, ob er die Wahrheit sprach. Er fragte sich aber auch, wie seine Freunde wohl reagieren würden. Es war wohl klar, dass er dann eine Menge Fragen beantworten müsste und seine größte Angst war es wohl, dass er damit mehr zerstörte, als er rettete. Vielleicht wendeten seine Freunde sich ab, vielleicht stempelten sie ihn als verrückt ab. Er wusste es nicht und auch wenn er nicht noch einmal diese tiefe Verbindung mit jedem eingehen wollte, so wusste er doch, dass er es nicht ertragen würde, sie komplett zu verlieren. Er hatte viel Mühe und Kraft investiert, um die Freundschaften aufzubauen, auch wenn das hier nicht seine Freunde waren, die er auf dem Schlachtfeld verloren hatte, er wollte einfach nicht zu lassen, dass sie ihn verachteten. Alles was er nun machen musste ,war zu warten bis Zabuza sie angriff. Nur darauf wollte er sich konzentrieren.             *** Warten war genau das, was er tat. Wann immer Kakashi ihn fragte, ob er voran kam, nickte er und machte deutlich, dass er bald soweit war. An dem Tag, an dem auch Sasuke es schaffen sollte, gesellte Naruto sich sogar zu diesem und stachelte ihn so an, dass er sich noch mehr ins Zeug legte. Sich von nahezu ganz oben wieder runter fallen zu lassen, war immerhin deutlich leichter, als gerade einmal einen Schritt hoch kommen zu müssen, ehe er wieder runter fiel. Naruto spürte einfach, dass er das Richtige getan hatte und niemand ahnte so etwas. Es war perfekt. Aber natürlich verlor er nicht aus den Augen, dass sie bereits am nächsten Tag der Kampf erwartete, den er durchaus fürchtete. Er wollte es anders machen, besser und so bereitete er sich entsprechend vor. Für die Angreifer, die Inari und seine Mutter aufsuchen würden, hinterließ er einige Kage Bunshin, während er sich in der Nähe der Brücke einen geeigneten Platz suchte, um den Anfang des Kampfes sehen zu können. Sehr gewissenhaft unterdrückte er sein Chakra, damit ihn auch niemand entdecken konnte. Und dann endlich war es so weit. Natürlich hatten die beiden sich nicht verändert, aber Naruto war froh, sie noch einmal sehen zu können. Was ihn aber unvorbereitet traf, war Kakashis Lob. Auch wenn man das was er über ihn sagte, durchaus aus einem eher negativen Blickwinkel sehen konnte, so hatte er nicht gewusst, dass der Mann diese Worte gesagt hatte. Jedenfalls bis jetzt. Was ihn weniger verwundert hatte, war Sasukes Auftreten. Er hatte sich wirklich entwickelt. Damals hatte er selbst das nicht erkennen können, jedenfalls nicht so bewusst wie er es jetzt tat. Damals hatte er lediglich kleine Dinge aufgenommen, die ihn dazu gebracht hatten, noch härter zu trainieren, um aufschließen zu können. Wie Sasuke wohl reagieren würde, wenn er wüsste, dass er ihm nun weit überlegen war? Ein Gedanke, den er besser wieder verwerfen sollte. Es würde nichts gutes daraus entstehen und dieses wusste er auch ganz genau. Er beobachtete, wie Sasuke in Hakus Jutsu gefangen wurde und erst dann mischte er sich ein. Genauso laut wie er es beim ersten Mal auch getan hatte. Er musste die Aufmerksamkeit nun auf sich lenken, musste erneut in den Kreis aus Eisspiegeln eindringen, um den Kampf am Laufen zuhalten. Erst wenn Zabuza den Nebel entstehen ließ, wenn er die Sicht blockte, war er in der Lage seinen Plan durchzuziehen. Er hoffte, dass er Erfolg hatte. Vielleicht konnte er sie so retten. Sein Talent war es doch zu reden und wenn er sie erreichte, bevor Haku starb, war es dann nicht besser so? Sie würden beide leben und ihren Weg gehen, niemand musste Schaden nehmen. Naruto wusste wie gering die Chance war, dass es klappte, aber er wollte wirklich alles dafür tun, dass es gelingen konnte. Vollkommen ruhig folgte er jedem Schritt, den Haku tat. Noch durfte er nicht eingreifen, auch wenn Sasuke stark verletzt werden würde, er musste in diesem Kampf sein Sharingan bekommen. Wenn er jetzt etwas tat, nahm er ihm vielleicht die Chance, es je zu erwecken. Er wusste es. Normalerweise hatte er ja geplant, Sasuke zuerst außer Gefecht zu setzen, aber als ihm klar geworden ist, dass der Wunsch seine Kameraden zu schützen, sein Sharingan das erste Mal erweckt hatte, hatte er den Plan sofort verworfen. Es ging nicht, dass er ihm das nahm. Sasuke brauchte diese Waffe, sie war ein Teil von ihm. Auch seine größte Schwäche, aber irgendwie glaubte Naruto fest daran, dass ihm noch weniger Zeit blieb, den Uchiha im Dorf zu halten, wenn dieser nicht weiter Fortschritte machen konnte. Es war sein größtes Ziel, jeder wusste das. Und dann endlich war es auch soweit. Geschickt fing er den Jungen auf und ließ ihn sanft zu Boden gleiten, als Haku ihn mit seinen Senbon außer Gefecht gesetzt hatte. Das war der Moment wo er eingreifen konnte. "Endlich!", wisperte er leise und richtete sich selbst dann wieder auf. "Endlich? Es scheint fast so, dass du gewartet hast, dass das hier passiert!", hörte er Haku sagen und Naruto lachte leise auf. "Habe ich auch. Ich wusste, dass es so kommen würde, sowie ich weiß, welches Schicksal dich erwarten wird!", erklärte er und wehrte eine Senbon ab, der in seine Richtung flog. "Ich will nur reden, Haku!", erklärte er schließlich und blickte den Jungen vor sich an. "Reden? Mitten im Kampf?" Die Frage war berechtigt, aber Naruto hatte keine Geduld dafür. Was dann passierte, hatte wohl niemand kommen sehen. Naruto veränderte sich, das goldene Licht hüllte seinen ganzen Körper ein, als er den Modus wechselte. Er war sicher. Niemand, abgesehen von Haku, konnte ihn nun sehen. Dank Zabuza. Unter anderen Umständen hätte er ihm vielleicht gedankt. Aber jetzt war etwas anderes wichtiger. Bevor Haku etwas machen konnte, hatte Naruto einen der Spiegel erreicht und mit einem gezielten Schlag zerstörte er ihr Gefängnis. Die Spiegel brachen einfach in sich zusammen. "Und jetzt reden wir!", erklärte er, ehe er einen Schritt zurück trat. Zur gleichen Zeit zuckte Kakashi deutlich zusammen. Dieses Gefühl... beruhigend und voller Leben, so etwas hatte er noch nie zu spüren bekommen. Er wusste es kam von dort wo Naruto und Sasuke waren, aber er verstand nicht, von wem es kam. Selbst durch den dicken Nebel hindurch konnte er das leichte Aufflackern von Chakra sehen, doch es war nichts, was ihm Sorgen bereiten würde. Ganz im Gegenteil. Es war nahezu so, als wenn jemand einen schützenden Mantel um sie legte, ihnen sagte, dass es Zeit wurde die Waffen wegzulegen. Aber egal wie sehr er versuchte es zu verstehen, es gelang ihm einfach nicht. Das was er da spürte war etwas, was er nie zuvor zu spüren bekommen hatte und ehe er sich versah, war es auch schon wieder vorbei. Was blieb war ein ungutes Gefühl. Kakashi war normalerweise in der Lage, einen Kampf einzuschätzen. Doch auch wenn das Gefühl was er gerade gehabt hatte beruhigend gewesen war, so machte es ihn nun nervös. Er hasste es, wenn er etwas nicht einschätzen konnte. Er wusste nur, dass bei Naruto und Sasuke etwas passiert war, was er nicht verstehen konnte. Was war mit den beiden? Kamen sie mit dem Jungen zurecht? Oder waren sie schon längst an ihre Grenzen gelangt?! Alles war möglich und er konnte dieses Empfinden nicht weiter unterdrücken. Er musste handeln, schnell und effektiv. Eilig löste er die Schnalle an seiner Weste, um die Schriftrolle zu entnehmen. Sie glitt durch den Schaft direkt in seine Hand. Die Wunde an seiner Brust, die Zabuza ihm zuvor zugefügt hatte, lieferte ihm dann das nötige Blut, das er brauchte, um seine Ninken zu rufen. Mit dem Daumen schmierte er es in einer fließenden Bewegung über das Siegel. "Zabuza... hörst du mich? Ich habe hier keine Zeit zu verschwenden, deswegen werde ich den Kampf jetzt beenden!", rief er in den dicken Nebel hinein, während er die Schriftrolle wieder aufwickelte und begann, seine Handzeichen zu formen. Er selbst mochte in dem Nebel nichts sehen können, aber er hatte noch immer seine Hunde. Diese konnten Zabuza wittern und ihn außer Gefecht setzen, damit er seinen finalen Angriff starten konnte. Es musste funktionieren, die Sorge die er empfand, konnte er nicht länger unterdrücken.             *** "Was ist? Wolltest du mich nicht töten?", fragte Haku, ohne sich weiter zu bewegen. Naruto schüttelte den Kopf. Er hatte nichts dergleichen vorgehabt, auch wenn er wusste, dass er anders empfinden sollte, so konnte er sich nicht dazu durchringen, den letzten Angriff zu starten. Er könnte es, das war nicht abzustreiten. Er war Haku haushoch überlegen. Er könnte ihn und auch Zabuza schnell und effektiv aus dem Weg räumen. Aber genau das war nun einmal sein Problem, weswegen er an diesem einen Abend hatte raus gehen müssen, um durchzuatmen. Er konnte die beiden nicht töten. "Dieses Gespräch hatten wir schon einmal, nimm deine Maske ab!", verlangte er schließlich und wartete, bis Haku der Aufforderung nach einigem Zögern nach kam. Der Blick des Jungen war skeptisch, fast schon verwirrt. "Du würdest es eh nicht verstehen, deswegen lass es mich abkürzen, Haku. Ich weiß, dass du deine Eltern verloren hast, ich weiß auch wie. Ich weiß, dass du danach alleine warst, bis du Zabuza getroffen hast und dass es dich glücklich gemacht hat. Ich weiß auch, dass du der Meinung bist, sein Werkzeug zu sein!", erklärte er weiter und fuhr sich durch sein blondes Haar. "Und genau das ist mein Problem. Du musst aufhören damit, sonst wirst du dein Leben verlieren!" Die Chance war so gering, dass Naruto bereits jetzt fürchtete, den Jungen nicht erreichen zu können. Es war wirklich belastend, dass er wieder diese Situationen mitmachen musste. Er wollte das nicht, er wollte doch nur seinen Frieden finden können. Aber nun war er hier und irgendwie musste er lernen damit umzugehen. Er musste einfach, sonst würde er sich erneut dem Schmerz stellen müssen. Und das war wirklich keine Option. "Das wird nichts bringen, Naruto!", mischte sich plötzlich Kurama ein. Die Stimme war fest und überzeugend, doch Naruto wollte sich nicht darauf einlassen. "Woher willst du das wissen? Damals habe ich nicht gewusst was passieren würde. Außerdem habe ich auch erst hinterher erkannt, dass er wichtig ist!", konterte er angespannt. Man konnte doch nicht pauschal sagen, dass die Mühen umsonst sein würden. "Er ist doch erst im Nachhinein wichtig geworden. Davor war er nur dein Gegner, was er dir mit seiner Art beigebracht hat, war es gewesen, was bei dir Reue verursacht hatte!", warf Kurama ein. Er war dabei gewesen, er hatte genauso diese Lektionen erlebt, auch wenn sie ihn nicht beeinflusst hatten. Aber darum ging es hier nicht einmal. Es ging um Narutos Erlebnisse und wie er sie aufgenommen hatte. Sie waren sein ganzes Leben nun untrennbar miteinander verbunden, Kurama kannte Naruto wie kein anderer. "Aber jetzt weiß ich es doch. Wie kannst du sagen, es bringt nichts?", hakte er noch einmal entrüstet nach. Wozu musste Haku sterben, wenn er jetzt doch schon wusste, dass er wichtig war? Dass er nicht hätte sterben müssen? "Weil Kakashi Zabuza aus dem Weg räumen wird. Dass du ihn erreicht hast, lag an Hakus Tod. Naruto, alles hängt zusammen, du kannst solche Ketten nicht aufhalten, ganz egal wie energisch du es versuchst!", erwiderte Kurama deutlich verärgert. Naruto wollte das nicht annehmen. Wozu war er dann hier? Wozu musste er alles noch einmal erleben, wenn er am Ende doch nichts erreichen konnte. Überhaupt, woher sollte er wissen, was diese sogenannten Ketten waren, die er nicht durchbrechen konnte? Wenn alles wie einzelne Kettenglieder zusammenhing und diese sich immer wieder zu einer langen Kette zusammenfügten, wenn er einen Teil davon veränderte, wieso sollte es nichts ändern? Es würde doch einen Unterschied machen, oder etwa nicht? Nein, er wollte das nicht akzeptieren. Kurama lag falsch. Es mochte sein, dass alles sich so zu einer langen Kette zusammenfügte. Ein Ereignis das nächste nach sich zog. Aber wenn er auch nur einen Teil veränderte, würde der Rest der Kette sich genauso verändern. Naruto wollte nicht akzeptieren, dass es vollkommen sinnlos war es zu versuchen. Er durfte es nicht akzeptieren. Wenn er doch eh nichts ausrichten konnte, wären Kakashis Mühen umsonst gewesen, genauso wie das Lied, das er noch einmal durchleben musste. Er konnte, wollte und würde das nicht hinnehmen. Er war Uzumaki Naruto , der Kyūbi Jinchūriki und zukünftiger Rokudaime. Er hatte bereits ein schweres, leidvolles Leben hinter sich gebracht und tat es nun sogar ein zweites Mal. Er würde nicht aufgeben! "Dattebayo!" Naruto war sich nicht wirklich bewusst gewesen, dass er das laut ausgesprochen hatte. Es würde allerdings auch keinen wirklichen Unterschied machen, abgesehen davon, dass Haku ihn dann nicht fragend anblicken würde. Aber um solche Kleinigkeiten konnte er sich nun nicht kümmern. "Du musst nicht sterben!", erklärte er noch einmal und entspannte sich ein klein wenig. Er hatte begonnen zu zweifeln, nun allerdings war er wieder felsenfest von sich überzeugt. "Höre mir zu, Haku. Lass mich das regeln. Ich kann Zabuza dazu bringen, diesen Kampf aufzugeben, dann könnt ihr beiden weiter ziehen. Er zeigt es vielleicht nicht, aber ihr beiden habt eine Bindung, die weitaus tiefer geht, als wie du vielleicht meinst. Du bist mehr als ein Werkzeug für ihn!" Davon war er überzeugt. Zabuza mochte sich am Anfang zwar dagegen gewehrt haben, aber als er das angenommen hatte, war klar gewesen, dass dieses Empfinden zuvor schon da gewesen war. So eine tiefe Verbundenheit entstand nicht einfach nur so innerhalb weniger Sekunden. Freundschaften und Zuneigung füreinander, egal ob sie romantischer Natur waren, oder die tiefe Zusammengehörigkeit zweiter Kameraden widerspiegelte, brauchten einfach Zeit um zu entstehen und um sich zu festigen. Wer konnte das besser wissen, als er selbst? Er, der Jahre alleine verbracht hatte und nichts als Hass und Abneigung zu spüren bekommen hatte! "Ich weiß nicht, von was du redest, Naruto-kun.", erklärte Haku schließlich. Dann hörte Naruto es, dieses unverkennbare Geräusch welches entstand, wenn Kakashi sein Chidori anwendete. "Haku!", versuchte er schließlich den jungen Shinobi zu erreichen, während er sich gleichzeitig in Bewegung setzte. Er musste es einfach schaffen. Doch Haku war schneller, er hörte nicht einmal zu und ehe Naruto sich versah, war dieser verschwunden. Fassungslos wendete Naruto den Blick ab und schaute in die Richtung, wo Kakashi und Zabuza waren... und nun auch Haku. Naruto wusste, dass er zu spät war. Er konnte nichts mehr ausrichten. Diese Erkenntnis, traf ihn schwer und so sackte er zusammen, bis er auf der Brücke hockte. Das konnte nicht sein! Wieso? Wieso konnte er nichts ausrichten? Wieso versuchte er es so sehr und scheiterte am Ende doch wieder! "Naruto...", sprach Kurama schließlich leise, fast schon in einer beruhigenden, mitfühlenden Art. Aber Naruto hörte nicht mehr. Es wog unglaublich schwer, dass er bei seinem ersten, ernsthaften Versuch etwas zu verändern, gescheitert war. Der Schmerz der ihn erfasste, war einfach viel zu gewaltig, als dass er ihn ertragen könnte. Er hatte wahrlich genug davon erlebt und nun wollte er nichts mehr davon annehmen. Es reichte einfach. Er verschloss sich, verschloss sich vor dem was ihn erwartete, wenn er bewusst etwas um sich herum aufnahm. Er bekam nicht mehr mit, wie es weiter ging, wie die Dorfbewohner zurück schlugen. Nicht wie Sakura zu ihnen kam, kurz versuchte mit ihm zu sprechen, ehe sie zu Sasuke lief und weinend um ihn trauerte. Nicht, wie letzten Endes Kakashi zu ihm kam und versuchte mit ihm zu reden. Er wollte einfach nicht mehr. Er wollte diese Dinge nicht weiter mitmachen müssen.             *** Der Kampf auf der Brücke war schon schwer gewesen, doch das was danach folgte, war noch viel schwerer gewesen. Zum Glück hatte sich raus gestellt, dass Sasuke nicht so schwer verletzt war, dass er diesen Verletzungen erlag. Wer ihm aber eindeutig größere Sorgen bereitet hatte, war Naruto. Körperlich wirkte er, als wenn ihm kein Schaden zugefügt worden war, doch er war anders wie sonst. Noch ruhiger, fast gebrochen. Kakashi konnte sich wirklich nicht vorwerfen, dass er nicht versucht hatte, mit Naruto zu reden. Er hatte es einige Male getan, gerade nachdem Sasuke ihm berichtet hatte, an was er selbst sich noch erinnerte. Wie der Kampf ausgegangen war, konnte dieser aber nicht sagen. An Naruto heran zu kommen, war allerdings alles andere als leicht. Zwar redete er mit ihm, aber sobald er versucht hatte ihn auf den Kampf zu sprechen zu kommen, blockte der Junge total ab. Dann verabschiedete er sich, weil er andere Dinge zu tun hatte. Kakashi verstand es einfach nicht. Sie hatten einige Tage noch bei Tazuna verbracht, damit Sasuke und natürlich auch er selbst sich erholen konnten. Erst danach hatten sie sich an den Rückweg gemacht, der auch nicht viel besser verlaufen war. Es hatte eine schwere, bedrückende Stimmung zwischen ihnen geherrscht, keiner hatte wirklich miteinander geredet. Sasuke wirkte noch verkrampfter wie sonst, Sakura hatte zwar einige Male versucht mit dem jungen Uchiha zu reden, doch da dieser nicht einen ihrer Versuche erwidert hatte, hatte sie es letzten Endes gelassen. Und Naruto? Nun, er wirkte vollkommen ruhig, als wenn er mit sich und seiner Umgebung vollkommen in Einklang war. Das für sich wäre ja nichts schlechtes, doch Kakashi spürte regelrecht den inneren Aufruhr, der den Jungen beherrschte. Er war einfach viel zu ruhig, es wirkte fast wie die Ruhe vor einem gewaltigen Sturm, der ganze Landstriche massiv verändern konnte und das bereitete ihm einfach Sorge. Kaum hatten sie Konoha erreicht, hatte Naruto sich verabschiedet, genau wie der Rest des Teams. Man sah nichts mehr von dem alten Zusammenhalt, der trotz der Rivalität seiner beiden Jungen doch irgendwo vorhanden gewesen war. Alle drei schlugen eine andere Richtung ein, ohne sich auch nur voneinander zu verabschieden. Kakashi sorgte sich wirklich. Irgendetwas war da geschehen. Warum Sasuke so war, konnte er ja noch nachvollziehen. Der Uchiha kam nicht wirklich damit zurecht, wenn er nicht stark genug war und gegen Haku hatte er nichts ausrichten können. Nicht einmal, nachdem er sein Sharingan erhalten hatte. Haku war einfach zu gut für ihn gewesen. Das nagte natürlich an dem, der nach Stärke sann, um seine Rache bekommen zu können. Wie sollte er auch Itachi töten können, wenn er gegen andere verlor? Ob Sasuke wirklich je in der Lage war, seinen Bruder zu übertreffen, wusste er natürlich nicht. Sasuke hatte Potential, dieses ließ sich nicht abstreiten, doch innerlich hoffte Kakashi wirklich, dass er einen Weg fand, Sasuke von seinen Plänen abzubringen. Und Naruto? Nun, der war ein riesiges Rätsel für ihn. Er wusste nicht weiter und es juckte ihn mittlerweile unter den Nägeln, die Dinge verstehen zu können, die er zwar sah, aber einfach nicht begreifen konnte. Was war da auf der Brücke geschehen? Was hatte er da fühlen können, als er selbst noch mit Zabuza gekämpft hatte. Dieses warme, beruhigende Gefühl hatte ihm eine Ruhe gegeben, ein Wohlbehagen, was er einfach nicht in dieser Art kannte. Schon gar nicht mitten in einem Kampf, in dem er nicht nur seinem eigenen Gegner noch unterlegen gewesen war, sondern sich auch kaum hatte konzentrieren können vor Sorge um seine beiden Schüler. All diese Dinge waren so verwirrend, dass er sie nicht länger für sich behalten konnte. Er musste mit jemanden reden, der Naruto besser kannte wie jeder andere. Und wer das war, wusste er ganz genau. Nachdem er sein Team zurück gemeldet hatte und einen kurzen Bericht abgeliefert hatte, was passiert war, machte er sich direkt auf den Weg, um Iruka zu treffen. Er brauchte nicht lange, um die Wohnung zu erreichen, in der der Akademielehrer wohnte und er zögerte auch keine Sekunde, zu klopfen. Als Iruka ihm öffnete und ihn durchaus erstaunt anblickte, räusperte er sich leicht. Sie waren nicht unbedingt Freunde, aber er hoffte, dass Iruka zuhören würde. "Es geht um Naruto... ich muss dringend mit dir reden, ich habe einfach das Gefühl, dass etwas mit ihm nicht stimmt!", sagte er schließlich. Kakashi entspannte sich leicht, als er die Sorge sah, die Iruka über das Gesicht huschte. Er hatte es gewusst, dieser Mann war genau der richtige, wenn es um Naruto ging. "Komm rein!", lud Iruka ihn schließlich ein, trat einen Schritt zur Seite, um ihn in das Innere der Wohnung zu lassen. Kakashi zögerte keine Sekunde, dieser Aufforderung nachzukommen. Vielleicht fand er hier Hilfe. Und vielleicht auch Antworten auf all die Fragen, die ihm im Kopf herum schwirrten.       05 moving forward ----------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   05 I moving forward   ―—————————————————————————―—————————————————————————   "Kurama?", fragte Naruto leise.    Die letzten Tage hatte er sich erholt, hatte sich viele Fragen gestellt und versucht Antworten zu finden. Den Fuchs hatte er dabei komplett ausgeblendet. Aus gutem Grund. Dass er Haku nicht hatte retten können, war ihm schwer auf die Laune geschlagen. Er fühlte sich überfordert und hatte einsehen müssen, dass er endlich etwas ändern musste. Nun lag er hier in seinem Bett, starrte an die Decke über ihm. Es war bereits dunkel, irgendwo in der Nähe schrie ein Kauz. Aber das blendete er aus.   "Hmm?", brummte es zurück, wie ein tiefes Rumpeln in seinem Inneren. Irgendwie gewöhnte er sich niemals an dieses Gefühl, aber das spielte keine Rolle im Augenblick.   "Bald ist es so weit... ich weiß einfach nicht was ich tun soll!", gab Naruto zu und seufzte leise, ehe er sich auf die Seite drehte. Die Decke unter ihm fühlte sich weich an, aber irgendwie auch etwas klamm. Er sollte das Bett wirklich einmal neu beziehen. Der Mond stand hell und voll am Himmel, er hatte den perfekten Blick darauf. Er mochte weit weg sein, aber nach allem was er bisher erlebt hatte wusste er, dass er gar nicht so ungreifbar weit weg war. Irgendwie war es noch immer der Mond, der damals auch immer über ihnen gestanden hatte, als wenn auch er von dem Idioten Kakashi hierher zurück geschickt worden war.   "Was meinst du?", rumpelt Kurama tief in ihm, deutlich verwirrt was sein Wirt gerade im Kopf hatte. Normalerweise fiel es dem Fuchs nicht schwer den jungen Shinobi zu verstehen, doch in letzter Zeit schien Naruto die inneren Mauern immer höher und fester aufzuziehen, damit niemand an ihn heran kam. Dass dieses Kakashis Schuld war, war nicht zu übersehen. Dieser hatte sehr ausgiebig mit Iruka gesprochen, welcher versucht hatte an Naruto heran zu kommen. Damals hätte es wohl funktioniert, doch heute war Naruto nicht mehr zwölf Jahre alt, auch wenn er so aussah. Er witterte was um ihn herum geschah und durchschaute Iruka doch sehr schnell. Kurama war sich nicht sicher ob das etwas gutes war, er mochte ein Dämon sein, aber Naruto hatte ihn dennoch erreicht. Es war erschreckend, wie der Blondschopf sich verändert hatte.    "Die Auswahlprüfungen!", erwiderte Naruto ohne sich noch einmal zu bewegen. Es würde die Situation auch nicht ändern und so aus dem Fenster sehen zu können beruhigte ihn wenigstens ein klein wenig.   "Was ist damit?", kam es verwirrt tief aus ihm. Kurama verstand nicht mehr was in ihm vor ging, Naruto wusste das, er selbst sorgte ja auch dafür. Die letzten Tage hatte er einfach Abstand gebraucht, um einen klaren Kopf zu bekommen. Es war schwer zu verdauen, dass er so machtlos war. Was brachte es denn all diese Dinge noch einmal durch zu machen, wenn er am Ende doch wieder dort stand, wo er beim ersten Mal gestanden hatte?! Alleine der Gedanke, dass er innerlich fast 40 war und Kakashi ihn ein weites Mal vielleicht zurück schickte... das würde er nicht überstehen. Er war kein Feigling, doch dieser Gedanke jagte ihm wirklich Angst ein.    "Das ist der Moment, wo für Sasuke alles anders wird. Haku konnte ich nicht retten, aber vielleicht Sasuke?", fragte er hoffnungsvoll, auch wenn der Elan deutlich fehlte. Er glaubte nicht daran. Kurama konnte da nur schwer seufzen. Er verstand es ja irgendwie, dennoch musste Naruto sich zusammen reißen.   "Was genau passiert denn?", fragte er nach, auch wenn er es eigentlich bereits wusste. Er war immerhin auch dabei gewesen.    "Hmm... Kakashi sagt es uns, dann kommt der schriftliche Teil - Ibiki - der Wald und die Schriftrollen - Anko - der Zweikampf - Hayate!", zählte er auf und runzelte leicht die Stirn. "Im Wald bekommt Sasuke das Mal, Hayate stirbt kurz darauf. Denkst du, ich kann was davon verhindern? Sicher, Hayate ist kein Freund, aber dennoch... besteht da eine Chance?" Es war wirklich nicht zu überhören, dass trotz allem noch Hoffnungen tief in ihm begraben waren. Irgendwer musste doch zu retten sein.   Erneut rumpelte Kurama. "Ganz ehrlich, was hindert dich daran, Kakashi um Hilfe zu bitten? Oder den Hokage?", warf Kurama ein. Es war doch offensichtlich, dass dieses Problem weitere Kreise zog. Nicht nur diese beiden Personen, daraus resultierte letzten Endes auch der Tod der dritten Generation. Das alles hing damit zusammen. Andererseits war es auch der Grund für Gaaras Veränderung. So leicht war es wohl wirklich nicht, das Richtige zu tun.   "Ja, klar! Und dann werde ich von Ibiki auseinander genommen und sehe das Tageslicht niemals wieder!", schnaubte Naruto. Immerhin - er konnte noch zynisch sein, das war auf jeden Fall besser wie das, was da die letzten Tage so mit dem jungen Shinobi los gewesen war.   "Und was würden die herausfinden? Dass du verdammt genau weißt was passieren wird. Sie würden das nutzen um die Dinge zu ändern. Eine gute Strategie ist die halbe Miete in einem Kampf und nun bereits zu wissen was in einer Woche, einem Jahr passieren wird, hilft Strategien zu entwickeln!" War doch eigentlich vollkommen klar, dennoch sträubte Naruto sich dagegen, das spürte Kurama sehr deutlich. Irgendwo war es ja auch verständlich... dennoch, so ging es nicht weiter.   "Du bist echt eine Landplage, weißt du das?", sattelte Naruto auf Wut um. Äußerlich war das sogar recht amüsant, wie er die Arme vor der Brust verschränkte und die Wangen aufblähte. Wie eine kleine Rotzgöre. Dabei war er lange aus diesem Ater raus, auch wenn er nicht mehr so aussah.   "Wenigstens kann ich die Dinge realistisch sehen. Alleine kommst du nicht weit, denke darüber nach, dann können wir gerne weiter reden!", verpasste Kurama ihm einen Dämpfer. Dieses Mal war es der Fuchs der Naruto raus warf. Unglaublich! Naruto war alles andere als begeistert darüber, das war immerhin sein Körper, da konnte Kurama ihn nicht einfach raus werfen, wenn er mit ihm sprechen wollte. Aber egal wie wütend er gerade war, Naruto wusste, dass es keinen Zweck hatte.   Hilfe suchen? Irgendwie war ihm dabei ganz anders zu Mute. Er hatte Angst davor, Angst vor dem was passieren würde, wenn man mitbekam, dass er nicht der Naruto Uzumaki war, den man glaubte vor sich zu haben. Es stimmte einerseits, dass sein Wissen es dem Kage ermöglichen würde Strategien zu entwickeln, andererseits würde es ihn noch mehr ins Abseits befördern, als er es eh bereits war. Er war der Container des Kyūbi, in dieser Zeit schauten alle zu ihm herab, wie würde das erst werden wenn man raus fand, dass er eigentlich 25 Jahre alt war und genau wusste was in den nächsten Tagen - Wochen - Monaten - ja sogar Jahren passieren würde?   Er wollte nicht noch mehr ins Abseits geraten... und genau das war wohl auch das Problem.            ***   Gaara nicht zu treffen war ziemlich einfach gewesen, was wohl kaum verwunderlich war, wenn man bedachte, dass Naruto die Zeiten durchaus noch im Kopf hatte. Er war einfach später aus dem Haus gegangen und hatte seine beiden Teamkameraden direkt auf der Brücke getroffen. Diesen war es scheinbar nicht besser ergangen, im Augenblick unterhielten sie sich über den seltsamen Fremden. Naruto war es egal. Was ihn aber doch irgendwo traf war die Tatsache, dass sein Verhältnis zu Sasuke wirklich sehr mies war. Der Uchiha schien wütend zu sein, wegen dem was bei Tazuna passiert war. Es war wirklich sehr anstrengend, jedes Mal wenn jemand besser wie der Uchiha war, wurde dieser wütend und versuchte aufzuholen. Naruto konnte es nicht mehr hören.   Grade als Kakashi auftauchte und zu seiner Ausrede ansetzte, reichte es Naruto aber endgültig. "Spar dir das und gib uns einfach die Anmeldungen für die Chūnin - Auswahlprüfung.", grollte er. Dass die drei ihn entgeistert anstarrten, war wohl nicht einmal verwunderlich. Kurama lachte in ihm vergnügt und schien wirklich das ganze als eine Art Komödie anzusehen. Naruto blendete ihn aus. Er hatte einfach die Nase voll von diesen ganzen Dingen, die wie ein schlechter Film auf ihn wirkten, welchen er nun schon oft genug gesehen hatte und somit in und auswendig kannte.    "Woher...", setzte der Hatake an, wurde aber erneut unterbrochen.  "Egal, gib her, ich habe nicht ewig Zeit hier zu stehen!", erklärte er und riss die Anmeldung an sich, als Kakashi sie endlich hervor holte und deutlich verwirrt ihnen reichte. Ohne sie genau zu beachten stopfte er sie sich in die Hosentasche, um sich dann abzuwenden. Er wollte einfach nur nach Hause und seine Ruhe haben. "Einen Augenblick!", hielt Kakashi ihn auf. Seine große Hand legte sich schwer auf seine Schulter und hielt ihn fest. Er machte mehr als deutlich, dass er da keine Widerworte dulden würde.   Verdammt!   "Sakura, Sasuke... morgen um 16 Uhr in Raum 301. Wenn ihr daran teilnehmen wollt und vergesst nicht, die Unterlagen auszufüllen!", verabschiedete er sich von den beiden, ehe er sich wieder Naruto zu wendete. "Und wir beiden sollten reden!", fügte er autoritär hinzu. Nein, da würde er wohl nicht mehr raus kommen. Dass Kurama ihm immer wieder zu rief, dass das seine Chance sei, ignorierte er gewissenhaft.    Einige Minuten später hatten sie Ichirakus erreicht, aber auch wenn Kakashi ihn großzügig einlud, so hatte er keinen wirklichen Hunger. "Was soll das, Kakashi?", fragte er stattdessen und ignorierte den sehr fragenden Blick. Sicher, bisher hatte er das Sensei immer an den Namen drangehängt, aber gerade fehlte ihm da eindeutig die Geduld zu.            ***   "Irgendetwas ist doch mit dir. Du bist... seltsam!", setzte er an, ignorierte das wenig amüsierte Schnauben seines Schülers. "Was ich erwartet habe ist ein lauter, frecher junger Mann, der kaum zu bändigen ist. Aber alles was ich bei dir bisher zu sehen bekommen habe, sind... Masken. Du verbirgst etwas und du zeigst eindeutig nicht was in dir steckt!", erklärte er ruhig.  Es machte ihn wirklich wahnsinnig. Es war, als wenn man es direkt vor ihm ausbreitete, er aber dennoch alles nur verschwommen erkennen konnte.    "Ich weiß nicht, wovon du redest!", erwiderte Naruto kühl. Er schaute ihn ja nicht einmal an. Er war vollkommen auf Abwehr und versuchte alles und jeden von sich fern zu halten und dennoch sah man ihm einfach an, dass er da sehr schwer an etwas zu knabbern hatte. Naruto war einsam, das war kein großes Geheimnis, doch im Augenblick sah es einfach so aus, als wenn er diese Einsamkeit selbst wählen würde. Das passte einfach nicht ins Bild.   "Mag sein!", erwiderte er nur ruhig, ohne den Blick abzuwenden. "Trotzdem. Ich bin dein Lehrer und wenn du ein Problem hast, kannst du mit mir und auch mit anderen reden! Iruka zum Beispiel!", versuchte er sich heran zu tasten. Er war wirklich nicht gut in diesen Dingen, aber er versuchte es. Scheinbar erfolglos. Man konnte zusehen, wie Naruto sich anspannte. Er wirkte wie ein geschlossener Kessel in dem es brodelte und da dieser zu war, konnte das was da drinnen war nicht entweichen. Irgendwann würde er hoch gehen und explodieren, das war einfach ersichtlich.    "Ja.. danke dafür. Der lässt mich jetzt auch nicht mehr in Ruhe!", grollte Naruto und stand ruckartig auf. "Naruto!", versuchte Kakashi es erneut, doch weiter kam er nicht. "Nein! Es reicht einfach. Halte dich aus meinem Leben raus, Kakashi. Du hast schon genug Schaden angerichtet!"    Durchaus erstaunt konnte er nur zu sehen, wie Naruto sich abwendete und regelrecht weg lief. Er hatte Schaden angerichtet? Wieso? Alles was er getan hatte war, dass er mit Iruka geredet hatte und dieser hatte ihm wenigstens bestätigen können, dass er nicht vollkommen falsch lag mit dem was er empfand. Naruto war ein Wirbelwind gewesen, hatte kaum still sitzen können, hatte immer Ärger gemacht. Er hatte so heftig versucht andere dazu zu bringen, ihn endlich zu beachten und war dabei auch manchmal ziemlich aggressiv vorgegangen. Und dann mit einem Schlag war alles anders. Er wirkte ruhig, wenn man von diesem Ausbruch einmal absah. Er wirkte irgendwie ... reif! Und doch vollkommen überfordert und wie ein kleines Kind.   Kakashi war es schon einmal aufgefallen. Irgendwie sah man es dem jungen Shinobi an. Er wusste ganz genau was Verlust bedeutete. Er sah aus wie ein Veteran, der viele, viele Jahre gekämpft hatte. Aber woher kam das? Sicher, Naruto hatte in seinem Leben auf vieles verzichten müssen, aber das war etwas ganz anderes wie das, was an in dessen Augen sehen konnte. Etwas war faul. Sehr faul sogar und Naruto hatte es mit seiner Aussage nur noch bestätigt. Denn wenn Kakashi sich in einem sicher war, dann war es, dass er Naruto nichts getan hatte.   Obwohl... eine Sache vielleicht doch. Er war der Schüler von Narutos Vater gewesen, dennoch hatte auch er sich abgewendet. Natürlich hatte er Gründe gehabt, er war selbst noch ein halbes Kind gewesen und damals war unglaublich viel los gewesen. Kakashi hatte sich teilweise an Konoha nur noch so schwach erinnert, als wenn es eine Vision aus einem Traum wäre, so selten war er da gewesen. Aber konnte Naruto das wissen und es ihm vor werfen? Irgendwie war das nicht ganz ersichtlich für ihn. Naruto wusste nicht einmal wer sein Vater war, auch wenn die Ähnlichkeit kaum zu verbergen war. Und wenn er es herausgefunden hatte, wie hätte er erfahren sollen, wer Minatos Schüler gewesen war?! Nein, eigentlich war das alles vollkommener Humbug.   Trotzdem, er würde noch genauer schauen müssen. Es war nicht einmal so sehr der Ausbruch der ihn hier zum Grübeln brachte, aber eben auch die Tatsache, dass Naruto einiges verbarg. Er hielt sich zurück und zeigte nicht was in ihm steckte. Manchmal kam es ihm wirklich so vor, als wenn er Rücksicht nehmen würde, auch wenn ihm nicht ganz in den Kopf wollte, auf wen und weswegen. Und dann war da eben diese seltsame Sache, dass Naruto nicht zum ersten Mal zu wissen schien was passieren sollte. Das war einfach nur schwer zu begreifen, doch Kakashi war kein Mann der schnell auf gab. Er würde schon dahinter kommen. Was ihn trieb war da auch vollkommen egal, er wusste es ja selbst nicht, aber vielleicht konnte er beide Geheimnisse ja auch zusammen lösen.      ***   Wie verabredet trafen alle drei sich vor dem Gebäude, in dem die Auswahlprüfungen stattfinden sollten. Naruto war richtig geschafft, er hatte kaum geschlafen, woran Kurama eine deutliche Schuld traf. Der Fuchs hatte penetrant auf ihn eingeredet, dass er endlich mit jemanden reden sollte und wenn es erst einmal nur er selbst war. Aber das konnte er nicht. Naruto wusste einfach, dass er mit dieser Sache ganz alleine fertig werden musste. Es war seine Aufgabe und das Letzte was er erreichen wollte war, dass man ihn für einen Spinner hielt... auch wenn er es in dieser Zeit wohl dennoch für alle war. Aber gerade war ihm das egal. Sein Ziel war, seine Freunde zu retten.   Schweigend lief er neben den beiden anderen her, die ihm immer wieder fragende Blicke zu warfen. Das war wohl das erste Interesse, was sie an ihm zeigten. Freuen konnte es ihn aber nicht. In seinem Kopf ratterte einfach nur der Ablauf dieser Prüfungen.    Genjutsu im zweiten Stock. Prüfung im dritten Stock. Kampf um die Schriftrollen im Wald Einzelkämpfe.    Mehr zählte im Augenblick nicht. Der erste Teil der Prüfung war ein Klacks, immerhin waren seine Fähigkeiten gestiegen, obwohl er ernsthaft überlegte, einfach abzuwarten. So war er beim ersten Mal ja auch durch diesen Teil gekommen, auch wenn er damals nicht gewusst hatte, dass genau das die Prüfung war. Zumindest wenn es um die letzte Frage ging.    Als sie den zweiten Stock erreichten, musste er aber dennoch leicht lächeln. Beim letzten Mal hatte er natürlich nicht erkannt, dass es ein Jutsu war, auch heute waren seine Fähigkeiten in diesem Bereich eher bescheiden, aber das war im Grunde auch egal. Er hatte andere Fähigkeiten, die das ausglichen. Er hielt sich einfach im Hintergrund, bis das Jutsu aufgelöst war und setzte sich dann in Bewegung, um eine Etage nach oben zu kommen. Sasuke beachtete er nicht, genauso wenig wie Lee. Er wusste schließlich was passierte und wenn er eines begriffen hatte, dann dass es vollkommen egal war was er nun tat. Er musste warten. Seine Chance kam erst, wenn Orochimaru zu schlug und bis dahin hatte er noch etwas Zeit.   So ließ er die Gruppe hinter sich und ging weiter, wo Kakashi bereits wartete. Der Mann blickte ihm offen entgegen, aber Naruto hatte wirklich keine Lust sich mit ihm zu beschäftigen. Auch das war eines der Dinge gewesen, an die er am Abend zuvor gedacht hatte. Kakashis Hand auf seiner Schulter... war da etwas? War überhaupt etwas da, was verraten konnte, dass der Hatake anders empfand als er sollte? Irgendwie hatte er das Gefühl, dass diese Zeit noch nicht gekommen war. Wann es aber so weit sein sollte, konnte er auch nicht sagen. Aber wirklich scharf war er auch nicht, dass es bald soweit war, denn er war sich doch ziemlich sicher, dass er das nicht erwiderte, was da in Kakashi aufkommen würde. Nun, vielleicht war auch das etwas, was man mit noch nicht beantworten konnte, aber darum würde er sich kümmern, wenn es soweit war. Ein Schritt nach dem anderen! Das war die Devise.    Schließlich gesellten sich die anderen zu ihnen und Naruto blendete die keine Ansprache aus, dass Kakashi ja ach so stolz auf sie sei. Mochte sein, da wollte er sich wirklich kein Urteil bilden, doch im Augenblick konnte er das nicht würdigen. Immerhin wusste er ganz genau was passieren würde. Und genau dafür versuchte er sich nun zu rüsten. Das erste Hindernis würde hinter der Tür lauern, noch wusste er einfach nicht, wie er an die Aufgabe herangehen sollte. Das musste er einfach in letzter Sekunde entscheiden.   Diese Gedanken verflüchtigten sich aber nur wenige Sekunden später, als sie zusammen den Prüfungsraum betraten. So viele bekannte Gesichter... er hatte wirklich keinen vergessen. Zumindest keinen der von Bedeutung war. Wie auch schon vor Jahren stürzte Ino sich gleich auf Sasuke und Sakura regte sich auf, doch Naruto blendete sie aus und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Das war doch Mal nostalgisch... auch wenn die Erinnerungen an früher in Zusammenhang mit dieser Prüfung nicht unbedingt guter Natur waren.    Die anderen Teams gesellten sich zu ihnen und schließlich kam auch Kabuto dazu. Naruto versteifte sich leicht. Es wäre so einfach, ihn hier und jetzt sofort zu beseitigen. Verdient hatte er es. Nicht nur, dass er sie vor Jahren bei dieser Prüfung so verarscht hatte, auch danach war er immer wieder negativ aufgefallen. So sehr er auch nachdachte, das einzige Gute was er getan hatte war, ihm die Informationen über Akatsuki zu geben. Das lag aber auch schon Jahre zurück... oder würde erst in einigen Jahren geschehen, je nachdem aus welchem Blickwinkel man es betrachtete. Das alles war wirklich verwirrend.    Eigentlich spielte es aber auch keine Rolle. Kabuto war der Feind, ein Spion und daran interessiert, Sasuke zu Orochimaru zu locken. Hier und jetzt war er aber keine Gefahr. Eigentlich gar nicht mehr, immerhin war er selbst nun deutlich mächtiger. Nun Ärger zu machen wäre nicht klug, denn in dem Falle würde das Auswahlverfahren vielleicht abgebrochen werden. Naruto hatte sich da durchaus sehr viele Gedanken gemacht. Wenn die Prüfungen ausfielen, bekam Orochimaru nicht die Chance Sasuke das Mal zu verpassen. Das für sich war durchaus positiv, doch er kannte den Uchiha gut genug um zu wissen, dass dieser wegen seiner verpassten Chance stärker zu werden ziemlich wütend sein würde. Diese Problematik war wirklich verzwickt. Er könnte Sasuke ganz leicht jedes Mal dazwischen funken, aber auf Dauer würde es nur dessen Hass noch mehr nähren und dieses war einfach nicht das, was verhindern würde, dass alles so aus den Rudern lief.    Kurz atmete er tief durch und setzte sich dann in Bewegung, um sich auf einen der leeren Plätze zu setzen, während die andren sich mit Kabuto unterhielten. Naruto war aufmerksam und schaute sich genau um. Dieses Mal brüllte er nicht durch den ganzen Raum und das schien seine Wirkung zu haben. Die einzelnen Gruppen blieben friedlich und der Angriff von Orochimarus kleinen Würmern blieb aus... so im Nachhinein musste er sich doch fragen, ob das nicht sogar so geplant gewesen war, immerhin war auch Kabuto in Orochimarus Gunsten... das alles war wirklich kompliziert. Aber für den Augenblick nahm er das einfach so hin und behielt lieber im Hinterkopf, dass selbst kleinste Dinge schon etwas ändern konnten.    ... Nun musste er das nur geschickt verwenden und ausbauen, dann konnte er doch Erfolg haben, davon war er überzeugt.      ***   Morino Ibiki...   Genau betrachtet war sein Auftritt dieses Mal alles andere als Furcht einflößend. Naruto erinnerte sich da noch an das erste Mal, da hatte der Mann eindeutig mehr Eindruck auf ihn gemacht. Dennoch, er wollt trotz allem nicht von diesem auseinander genommen werden, das war eindeutig etwas, was ihm wahnsinnige Magenschmerzen bereitete. Wie genau dieser seine Verhöre durchführte wusste er ja nicht einmal, aber dem Mann eilte sein Ruf eindeutig voraus. Damit wollte er nicht in Berührung kommen, nicht wenn er es verhindern konnte.   Ruhig blieb er auf seinen Platz sitzen und lauschte den Erklärungen. Als sie aufgefordert wurden ihre Nummern zu ziehen, stand er wieder auf und tat genau das... lustigerweise zog er die gleiche Nummer wie beim letzten Mal, genauso wie Hinata. Sie saßen tatsächlich erneut nebeneinander. Naruto vermied es allerdings, dem Mädchen ein Lächeln zu schenken. Damals hatte er es nicht gewusst, aber heute wusste er ganz genau wie sie reagierte. Dass sie hier zusammen brach und den Test nicht machen konnte wollte er auf keinen Fall. Was im späteren Verlauf dieser Auswahlprüfung mit ihr geschehen würde, verdrängt er für den Augenblick. Darum musste er sich kümmern wenn es soweit war.   Nun hört er erst einmal mit halbem Ohr den bereits bekannten Regeln zu. Es war wirklich seltsam, die gleichen Abläufe erneut durchzumachen. Im normalen Leben fiel ihm das gar nicht so sehr auf, doch nun dafür umso mehr. Er selbst wusste ja ganz genau auf was es an kam und genauso wusste er, dass Sasuke und Sakura es schnell herausfinden würden. Für sie gab es da gar kein Problem, aber die angespannte Atmosphäre war dennoch deutlich zu spüren. Dieser Test war für viele purer Stress. Dann endlich durften sie beginnen und Naruto wendete das Blatt, griff nach dem Stift und begann mit der Arbeit.   "Kannst du mir sagen, was du da tust?", riss ihn Kuramas Stimme plötzlich aus den Gedanken. Manchmal rechnete er wirklich kein bisschen damit, das war beizeiten ziemlich nervig.   "Den Test... es ist echt witzig. Damals habe ich weder den Sinn verstanden, noch habe ich die Antworten gewusst, aber jetzt... es ist eigentlich leicht!", gab er ehrlich zu und lachte leise. Das war es wirklich. Er mochte nicht die hellste Leuchte gewesen sein, aber seine Erfahrungen machten das eindeutig wett.   "Und du glaubst nicht, dass das etwas seltsam wirkt?", hakte Kurama nach. Ein nicht ganz unbegündeter Einwand, auch wenn Naruto sich da ehrlich keine großen Sorgen machte. Was würde sich ändern wenn er diesen Test ausfüllte?! Es hatte eigentlich nur einen Sinn, die Zeit rum zu bekommen.   "Was sollte schon passieren? Immerhin geht es hier doch darum Informationen zu beschaffen... und es ist ja nun wirklich nicht so, als wenn man mir ein Schummeln nachweisen könnte!", gab er zu und grinste zum ersten Mal seit langem wirklich breit.   "Stimmt schon... dennoch, damals hast du gar keine Antworten hinbekommen!", warf Kurama erneut ein.   Naruto brummte nur. "Es ist eh schon anstrengend so zu tun als wenn ich nicht ich bin. Oder besser mein junges Ich. Was soll ich sonst in der Zeit machen?", warf er ein, nicht wirklich gewillt sich da belehren zu lassen.   "Mit mir unterhalten zum Beispiel!", antwortete Kurama und lachte frech. Naruto konnte darauf nur den Kopf schütteln. Dieser Fuchs hatte immer wieder Überraschungen parat, das musste man ihm wirklich lassen.   "Ich denke wir haben schon sehr viel Zeit zusammen verbracht. Lass uns Gespräche doch für Zeiten aufheben, wo ich sie wirklich brauche!", bat Naruto und beendete das ganze, ohne auf Kuramas Schnauben noch einzugehen. Er wollte diesen Test ausfüllen, irgendwie war das doch sogar ein guter Zeitvertreib, vor allem wenn man eigentlich gar keine wirkliche Wahl hatte und er glaubte nicht, dass das viel verändern würde. Das hier war einfach ein unwichtiger Schritt zwischen all denen die er machen musste, um seine Freunde zu retten.      ***   Wie sehr er sich doch irrte, realisierte er erst, als der erste Teil vorüber war und es um die letzte Frage ging. Zuerst war nichts ungewöhnliches, doch bald bemerkte er, dass mehr Genin ihre Hand hoben und aufgeben wollten. Das verwirrte ihn deutlich und er überlegte fieberhaft, was damals anders gewesen war. Was hatte sich verändert, dass so viele aufgaben, obwohl es dafür gar keinen Grund gab? Gut, sie wussten nicht, dass sie nur abwarten mussten, aber dennoch... damals hatte es auch niemand gewusst. Trotzdem war es nun irgendwie anders.   "Dein Einwurf, Idiot!", zischte Kurama ihn an. Naruto verstand es nicht.    "Was meinst du?", fragte er verwirrt.   "Dein Ausbruch damals hat die angespannte Stimmung durchbrochen, also tue was, ehe deine Kameraden für dich aufgeben!", kam prompt die Antwort.   Naruto lachte. Er lachte sogar ziemlich laut und scherte sich kein bisschen darum, dass ihn alle anstarrten. Wie hatte er das vergessen können? Gut, eigentlich kannte er die Antwort. Er war keine zwölf Jahre mehr alt, er war nicht mehr das laute, ahnungslose Kind von damals. Solche Momente hatte er wirklich ausgeblendet. Aber Kurama hatte schon Recht, irgendwie hatte er wohl ein Talent dafür andere lockerer werden zu lassen.   "Lust zu erklären was so lustig ist?", fragte Ibiki ihn schließlich, Naruto hatte zunächst allerdings erst einmal ernsthafte Schwierigkeiten sich zu beruhigen. Letztendlich schaffte er es dennoch und wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. "Die Angst hier... ich musste nur gerade daran denken, dass ich eigentlich irgendwas in den Raum schreien sollte. Wie früher. Denn aufgeben werde ich nicht, egal was andere darüber denken!", erwiderte er vergnügt. Ibiki sah nicht gerade so aus, als wenn er wirklich verstand was grade vor sich ging. Das war aber auch nicht schlimm. Naruto spürte, wie die Atmosphäre sich besserte. Nun hob niemand mehr seine Hand und auch Ibiki ging lieber dazu über, ihn als Spinner abzustempeln und weiter zu machen. Mehr wollte er ja auch nicht.   Ibiki gab es schließlich auf und gratulierte ihnen, ehe er die Fragen beantwortete, was es mit der zehnten Frage auf sich hatte, die alle meinten noch nicht bekommen zu haben. Naruto hingegen lehnte sich zurück. Er konnte sich entspannen, schließlich kannte er die Antwort bereits. Zumindest so lange, bis Ibiki sein Tuch vom Kopf zog. Das hatte er fast vergessen. Dieser Test war genauso eine Lektion gewesen. Damals hatte er das auch nicht verstanden. Er hatte es nur schockierend gefunden, wie Ibiki aussah. Irgendwann hatte er die Geschichte des Mannes erfahren. Er hatte wirklich sehr viel erlebt und das waren ganz gewiss nicht nur gute Dinge gewesen.   Wenn er ehrlich war, empfand er Sympathie für den Shinobi. Sicher, er wollte niemals in seinem Leben auf der falschen Seite stehen und derjenige sein, aus dem der Mann Informationen heraus holte. Aber als Teil von Konoha, als Shinobi unter ihm hatte er immer die beste Arbeit geleistet. Er war sehr offen und auch sehr freundlich, anders wie manche vermuten mochten. Nur wenn er arbeitete änderte sich das. Er bedauerte wirklich, dass auch Ibiki in dem kommenden Krieg fallen würde. Vielleicht konnte er sogar alle retten. Irgendwie. Wünschenswert war es auf jeden Fall.   In der Zeit in der er Konoha regiert hatte, war jeder ihm treu gewesen. Niemand hatte sich beschwert, dass seinetwegen der Krieg ausgebrochen war. Niemand hatte ihn gehasst weil er für Jahre angedauert hatte. Er hatte es wirklich geschafft, jeder hatte zu ihm aufgesehen und er hatte wirklich alles gegeben, um das zu honorieren. Aber er war eben viel zu spät dran gewesen. Vielleicht war es einfach die bessere Wahl, nicht die ganzen kleinen Dinge in Angriff zu nehmen. Vielleicht sollt er gleich gegen Tobi und Kabuto vor gehen. Aber wenn er eines gelernt hatte, dann war es, dass es immer jemanden gab der im Schatten des Anderen wartete, um seinen Platz einzunehmen. Wenn es nicht die beiden waren, vielleicht waren es dann zwei andere und am Ende würde sich nichts verändert haben. Das war ein Gedanke den er kaum ertrug. Nicht nur wegen den Verlusten, sondern weil er genau wusste, dass Kakashi dann noch einmal ihn zurück schicken würde. Das konnte und wollte er nicht erleben. Er musste eine Lösung finden, egal welche.    Ankos Auftreten war es dann, das ihn wieder zurück holte. Beim zweiten Mal war es allerdings weniger beeindruckend wie lustig. Doch er sagte nichts. Ankos Persönlichkeit war speziell, anders konnte man es nicht sagen. Aber hierauf freute er sich sogar. Er war selten im Übungsbereich 44 gewesen. Den Namen Wald des Todes verdiente dieser Bereich auf jeden Fall. Während Anko sich beschwerte, dass Ibiki zu viele hatte durchkommen lassen, stand Naruto schon einmal auf. Die anderen folgten ihm recht bald und zusammen machten sie sich mit Anko auf den Weg um den zweiten Teil zu bewältigen.     ***   Naruto erinnerte sich noch genau daran, dass er sich über Anko lustig gemacht hatte. Damals hatte sie seine Wange mit einem Kunai verletzt und das Blut dann weg geleckt, während sie versucht hatte ihm Angst zu machen. Heute konnte er ruhig zugeben, dass sie damit durchaus Erfolg gehabt hatte. Heute aber verzichtete er darauf. Stattdessen schaute er sich um und entdeckte den Shinobi, der Anko damals das zweite Kunai zurück gegeben hatte. Es gab nur einen mit einer solchen langen, ekelhaften Zunge. Sofort verfinsterte sein Ausdruck sich.    Orochimaru.   Bis zu diesem Teil hatte er so getan als ob er ein Genin wäre, das Ziel war wohl von Anfang an Sasuke gewesen. Heute musste er einfach verhindern, dass es so weit kam. Kein Mal bedeutete keine kranken Machtfantasien. Sicher, Sasuke war unter Orochimaru sehr stark geworden, aber er war auch sehr kalt und unberechenbar geworden. Naruto war der Ansicht, dass der Uchiha auch ohne diesen Abstecher die Kraft erlangen würde, nach der er sich sehnte. Es steckte ja in ihm und auch mit seinen Freunden konnte er so weit kommen.    Als Anko begann den Test und das Gebiet zu erklären und die Zettel auszuteilen die sie vorher ausfüllen mussten, wendete er den Blick von Orochimaru wieder ab, der durchaus auf ihn aufmerksam geworden war. Er würde auf keinen Fall zu lassen, dass dieser Sasuke zu nahe kam. Er würde diese verdammten Erd- und Himmelsschriftrollen mit den beiden finden und so in dem dritten Teil der Auswahlprüfungen einziehen. Es war nicht so schwer, zumindest nicht mehr. Fünf Tagen waren nicht viel Zeit, das wusste er, doch mit seiner neuen Kraft sollte es gut gehen. Damals hatte er den anderen nicht viel unter die Arme greifen können, aber dieses Mal würde es anders sein. Er schaffte das.    Anko erklärte ihnen gerade, dass sie ausschieden - wenn sie es nicht innerhalb der Zeit schafften, die Schriftrolle verloren, oder ein Teammitglied - ehe sie ihnen klar machte, dass sie auf keinen Fall den Inhalt der Schriftrollen lesen durften. Für Naruto war das klar und dieses Mal würde er es auch gewiss nicht versuchen. Interessiert schaute er zu seinen Teamkameraden. Sie schienen die Situation auch zu begreifen. Ab hier war es kein Kinderspiel mehr, auch für ihn nicht, auch wenn er heute im Vorteil war. Doch er musste vorsichtig sein.    Zusammen gingen sie schließlich los, gaben ihre Erklärungen ab, erhielten ihre Schriftrolle und wurden zu ihrem Tor gebracht, von welchem aus sie starten würden. Naruto war vollkommen ruhig, er wusste, dass er diesen Teil schaffen konnte. Er musste sich nur konzentrieren und sich leiten lassen. Er musste die beiden übernehmen lassen und nur eingreifen wenn es kritisch wurde, dann würde alles glatt gehen. Beim ersten Mal hatten sie es immerhin auch geschafft.   "Mache keine Dummheiten... gerade hier darfst du nicht versagen!", riet Kurama ihm. Er konnte fühlen, wie der Fuchs in ihm sich regelrecht darauf freute, dass er nun unterhalten wurde.    "Werde ich nicht... dieses Mal mache ich es besser als ich es bei Haku getan habe!"   Naruto würde nicht versagen. Das war sein Ziel, das einzig was zählte. 06 confidence ------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   06 confidence   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Die Sekunden schienen still zu stehen, wenn es nun jemand wagen würde, konnte man vermutlich eine Stecknadel fallen hören. Naruto jedoch war angespannt. Nicht im negativen Sinne. Ganz im Gegenteil. Kurama in ihm schien genauso unter Spannung zu stehen, dieses freudige Gefühl, das einen innerlich ganz aufgeregt machte, das einem eine Gänsehaut die Arme hoch jagte, einen erschauern ließ, erfüllte sie wohl beide. Dann endlich gab Anko das Signal und das Tor wurde für sie geöffnet.   Mögen die Spiele beginnen!   Es dauerte nicht lange, bis die ersten Schreie zu hören waren. Naruto erinnerte sich noch an das erste Mal, dieses Mal jedoch huschte ihm lediglich ein leichtes Grinsen über das Gesicht. Oh, das würde ein Spaß werden. Endlich musste er sich nicht ganz so stark zurückhalten. Und dieses Mal musste er sich auch gewiss nicht vor Sakura zum Narren machen. Er freute sich wirklich. All seine Sinne nahmen die Dinge um ihn herum auf. Das Chakra von jedem einzelnen, der Geruch des Waldes. Er sah, hörte und roch so viel mehr und diese Tatsache für sich machte diesen Test um ein vielfaches aufregender wie beim ersten Mal. Naruto konnte da wirklich nicht leugnen, dass er regelrecht heiß darauf war.   Naruto konnte den Genin fühlen, der ihn eigentlich nun fesseln sollte. Aber scheinbar war sein Bestreben eher gering, wenn er nicht einen von ihnen aus der Gruppe separieren konnte. Er blieb versteckt und näherte sich nicht. Wirklich Lust hatte Naruto aber auch nicht, sich nun noch einmal zum Affen machen zu müssen. Auch wenn es durchaus eine gute Idee war, die daraus resultiert war. Ein Codewort war nicht verkehrt. Außerdem war ihm durchaus bewusst, dass diese Prüfung viele Dinge bewirkt hatten. Sie war durchaus ernst zu nehmen und auch wenn er diese Lektion damals schnell gelernt hatte, Sakura und Sasuke hatten es noch nicht erkennen können. Nun, scheinbar war es an ihm, dieses zu ändern.   "Wir sollten ein Kennwort vereinbaren!", schlug er deswegen beiläufig vor. Sakura musterte ihn deutlich, ehe sie fragte: "Warum?". Naruto grinste leicht. "Ah, nur so eine Ahnung. Überleg Mal, die Hälfte wird ausscheiden. Ist doch nicht das erste Mal, dass wir damit reingelegt worden sind, dass jemand vor uns stand, der doch nicht da war!", erklärte er dann und kratzte sich leicht am Kopf, als wenn er verlegen war. So ganz wusste er gar nicht, wie er sich verhalten sollte. Eigentlich kannten diese beiden den alten Naruto kaum noch. Dennoch versuchte er weitestgehend so zu sein, auch wenn es ihm widerstrebte, der laute, untalentierte Ninja zu sein, der Konohas Überraschungsninja Nr. 1 genannt worden war. Manche mochten das als schmeichelhaft ansehen, gewesen war es allerdings nicht so. Zumindest nicht aus seiner Sicht heraus. Im Laufe der Jahre war ihm schrecklich bewusst geworden, wie naiv und untalentiert er doch gewesen war. Kein wirklich angenehmes Gefühl.   Wenigstens auf Sasuke war Verlass. Dieser stimmte ihn zu, auch wenn er ihm einen Blick zu warf, der mehr als deutlich zeigte, dass er kaum glauben konnte, dass ausgerechnet er mal etwas gutes beizusteuern hatte. Naruto scherte sich nicht darum. Er wusste was kam. Noch heute würde er mit so einem Codewort so seine Probleme haben, er konnte sich solche Sachen eben nicht merken. Aber hierbei ging es ihm weniger um die Sicherheit, als um die Tatsache, dass Sakura und Sasuke die Ernsthaftigkeit der Prüfung begriffen. Auch wenn er die beiden sicher unbeschadet zum Turm bringen konnte, so hätte diese Prüfung für diese wenig Sinn gehabt, wenn sie ihren Weg nicht selbst fanden.   Was ihn erneut darüber nachdenken ließ, wie die Ketten waren, die er durchtrennen wollte und musste und die, die er nicht anrühren durfte. Hierbei war es sogar etwas schwieriger. Er glaubte, dass das Mal einen nicht unentscheidenden Faktor dabei spielte, wie Sakura sich entwickelte. Aber zulassen wollte er nicht, dass Orochimaru Sasuke biss. Irgendwie musste er einen Weg finden, dass Sakura trotz allem eine Entwicklung erreichte. In ihr steckte wahnsinnig viel Potenzial, aber gerade im Augenblick schöpfte sie es nicht aus. Wenn alles blieb wie es nun war, war es nicht undenkbar, dass sie sich nie weiter entwickelte, was keine wirklich positive Wendung wäre. Ganz im Gegenteil. In dieser Zeit schlummerte alles tief in der jungen Kunoichi, was einfach an die Oberfläche geholt werden musste. Sicher, nicht alles war in dieser Prüfung geregelt worden, dennoch war es wohl der erste wirklich wichtige Schritt.   Was Sasuke anging, das war noch schwieriger. Einerseits war sicherlich ihre Rivalität einer der Bausteine gewesen, die Sasukes Potenzial angestachelt hatten. Andererseits aber auch das Juin und die Rachegelüste. Ob er es schaffen konnte, Sasuke zu halten und dennoch seinen Ehrgeiz anzustacheln, war zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich ersichtlich. Ein Versuch war es auf jeden Fall wert. In der Vergangenheit hatte er so einige Male mit den verschiedenen Lehrern gesprochen. Jiraiya hatte ihm da doch sehr geholfen einiges besser zu verstehen, aber auch Kakashi hatte einen nicht unentscheidenden Faktor gespielt. Heute verstand er das was da in Sasuke vorging. Aber ändern würde es leider nichts, dessen war er sich nur zu bewusst. Ein Teil von ihm war durchaus gewillt Hilfe zu suchen, das konnte er nicht leugnen. Aber die Gefahren dessen waren eben auch nicht zu unterschätzen. Jeder der da in Frage kam, würde versuchen den Wahrheitsgehalt seiner Geschichte zu hinterfragen, was ihn über kurz oder lang zu denen brachte, die in seinem Kopf rumwühlen würden. Kein wirklich berauschender Gedanke. Wenn er ehrlich war, machte ihm das richtig Angst.   "Hast du verstanden, Naruto?", wurde er schließlich aus seinen Gedanken gerissen. Ein wenig dümmlich blickte er Sasuke an, der ihn angesprochen hatte. Verdammt, er war wirklich so abgelenkt gewesen, dass er nicht einmal versucht hatte das Codewort mitzubekommen und es sich - wenn auch wohl nur ansatzweise - merken zu können. "Öhm...", setzte er an, ehe er ein leicht debiles Grinsen zeigte. "Ja, ja, kein Problem. Das bekomme ich schon hin!", versicherte er überschwänglich. Kurama lachte leise in ihm, auch wenn er das gewissenhaft ignorierte. Auch Sasukes Blick sprach Bände, der Uchiha glaubte ihm kein Wort. Aber Naruto blieb nichts weiter übrig, als abzuwinken. Wenn Sasuke ihm nicht glaubte, war das nicht weiter schlimm. Vielleicht war es sogar ganz gut so, denn damals hatten ihn ja auch alle für einen Idioten gehalten und das war sogar vom Vorteil gewesen, so ungern er diese Gedanken auch zuließ.   Zeit blieb ihnen allerdings auch nicht, dieses Thema weiter zu vertiefen. Der Feind schlief eben nicht, auch wenn Naruto bei diesem Angriff vorbereitet war und sich einfach treiben ließ. Schlimm war die Explosion nun nicht gewesen, zumindest nicht, wenn man sie erwartet hatte. Und genau das war der Fall in diesem Augenblick. Auch deswegen gelang es ihm wohl, nicht ganz so weit abgetrieben zu werden, wie beim ersten Mal. Und dieses Mal musste er sich wohl auch nicht fressen lassen. Der Gedanke behagte ihm eh nicht wirklich. Allerdings wusste er auch, dass es Orochimaru war, dem die beiden anderen nun gegenüberstehen würden. Auch deswegen fackelte er nicht wirklich lange, die gigantische Schlange zu erledigen.   "Weißt du, ein wenig solltest du durchaus versuchen, dich wie damals zu verhalten!", meldete Kurama sich schließlich bei ihm. Naruto blickte fragend zu dem Fuchs hinauf. Er selbst sah keinen Sinn darin, der Trottel vom Dienst zu sein. Wozu auch? Heute konnte er deutlich mehr und es bestand kein Grund das zu verschleiern. Nun, zumindest nicht im vollen Umfang.   "Wieso?", fragte er deswegen auch deutlich unzufrieden nach. Der Gedanke behagte ihm wirklich nicht, egal wie tief Kurama auch seufzte. Das für sich zeigte wohl schon, dass sie da nicht einer Meinung waren.   "Naruto... ist dir eigentlich klar, wie du von dem ungeliebten Fuchsjungen zum Helden aufgestiegen bist?", fragte Kurama nach und musterte den Jungen vor sich eindringlich.   "Pff, natürlich. Weil ich nie aufgegeben habe, immer weiter gemacht habe!", tat Naruto seine Meinung kund.   "Nicht ganz!", antwortete Kurama. "Es war dein ganzes Selbst. Am Anfang warst du ein Niemand. Jemand der nur Ärger macht, nicht wirklich helle im Kopf ist und einfach nichts gebacken bekommt!", führte er weiter fort, ohne auf Narutos deutlich unzufriedene Miene einzugehen. "Und genau das ist es, warum man begonnen hat dich zu akzeptieren. Das begann nicht erst mit Nagato, das ist bereits mit Haku angefangen. Du hast dich vom Idioten zum Helden gemausert. Weil du nie aufgegeben hast, egal wie wenig Chancen du hattest. Weil du trotz allem Konoha und jeden seiner Anwohner als wichtig angesehen hast. Den Respekt der dich letzten Endes auf die Position des Hokage gehoben hat, hast du der Tatsache zu verdanken, dass egal wie sehr man dich geschnitten hat, du niemanden etwas krumm genommen hast und dennoch für jeden deinen Kopf hingehalten hast!"   Kuramas Worte mochten hart sein, aber es entsprach der Tatsache. Ein Stück weit konnte Naruto das durchaus nachvollziehen. "Und was sagt mir das jetzt? Dass ich weiterhin den Idioten mimen muss, der nichts hinbekommt?", fragte er deutlich angepisst zurück. Kurama konnte nur den Kopf schütteln.   "Niemand sagt das. Aber ich kann dir versprechen, dass wenn du so weiter machst, dass das hier vollkommen sinnlos ist. Niemand wird dich respektieren. Und egal wie du es siehst, das hier sind sehr wohl die Personen, die du zu deiner Zeit schmerzlich vermissen musstest. Vergiss nicht, dass du sie erst erreichen musstest. Denke einmal über die Ketten nach, die Kakashi betreffen. Auch wenn euer Verhältnis nicht so ist wie du es gewohnt bist, er hängt dir ständig im Nacken. Es spielt keinerlei Rolle ob seine Gefühle sich erneut ändern oder nicht, die Gefahr besteht, dass er in einigen Jahren die gleiche Entscheidung fällt... wieder einmal, weil du versagt hast. Wenn das dein Ziel ist, bitte, dann mach so weiter. Wenn du einen sich immer wieder wiederholenden Kreislauf dieser Jahre wünscht, bist du auf jeden Fall auf dem besten Weg dahin!"   Für Kurama war das Gespräch damit beendet. Er warf Naruto raus und verweigerte ihm damit, es weiter auszufechten. Ganz ohne Effekt waren seine Worte allerdings nicht. Alleine der Gedanke, dass Naruto diesen Zyklus, diese Jahre immer und immer wieder wiederholen musste, war mehr als erschreckend. Sein Leben war beim ersten Mal schon schmerzhaft gewesen und es ließ sich nicht leugnen, dass es nun beim zweiten Durchlauf deutlich schmerzhafter war. Die Verluste waren noch schlimmer, schon weil Kurama leider Recht damit hatte, dass diese Menschen durchaus jene waren, die in seiner Zeit zu ihm gehört hatten. War es wirklich von Nöten, dass er sich öffnete? Naruto wusste nicht, ob er das konnte. Er wusste nicht, ob er diesen Schmerz aushalten konnte Ninja hin oder her, jeder hatte seine Grenzen. Energisch schob er diese Empfindungen von sich. Er musste die beiden anderen finden und verhindern, dass Sasuke gebissen wurde. Für Gefühle war später mehr als genug Zeit.       ***     Naruto hatte sich in den Büschen versteckt und beobachtete den Kampf zwischen Orochimaru und seinem Team. Es war ein ungewohnter Anblick, anders konnte er das nicht beschreiben. Sasuke hatte ganz klar Angst, was man ihm wohl auch nicht verdenken konnte. Orochimaru war eben ein Fall für sich und ganz gewiss kein sehr angenehmer. Er selbst konnte da durchaus ein Lied von singen, auch wenn er eher weniger Angst als Wut verspürt hatte, wann immer er diesem Mann gegenübergestanden hatte. Zuerst als sie Tsunade geholt hatten, später als sie wegen Sasoris Tipp zur Brücke gegangen waren. Daran dachte er aber nicht gerne zurück. Wirklich erinnern konnte er sich da nicht, alles was er wusste, hatte er von seinen Freunden und Teamkameraden erfahren. Er hatte da wirklich komplett die Kontrolle verloren. Heute konnte ihm das nicht mehr passieren, heute wusste er aber auch nicht so ganz, ob Orochimaru sich ihm gegenüber noch behaupten konnte. Es war schon eine Leistung, dass er Kyūbi hatte entgegentreten können. Nein, nicht Kyūbi, sondern Kurama. Der Fuchs hatte einen Namen und diesen würde er auch nie wieder vergessen. Heute war eben vieles anders.   Eingreifen wollte er noch aber nicht. Er musste abwarten, Sasuke und Sakura mussten einfach eine Chance bekommen den Ernst ihrer Lage zu begreifen. Ihre erste wirklich gefährliche Mission hatte da sicherlich einen Grundstein gelegt, aber das hier war ein ganz anderes Kaliber. Auch wenn Naruto unsicher war, ob gerade diese Begegnung nicht auch Sasukes von Rache zerfressenes Herz angespornt hatte, seine Kameraden und Freunde zurückzulassen. Er wusste es nicht und das behagte ihm nicht wirklich. Kakashi hatte ihm da wirklich eine sehr schwere Aufgabe auferlegt, dessen Ausgang ihm nicht klar war. Auch Kuramas harte Worte zeigten da klar eine Wirkung, denn leugnen konnte er wohl nicht, dass sein idiotisches Ich es gewesen war, welches sich den Respekt erarbeitet hatte. Vom Klassenclown zum Helden, auch wenn ihm dieser Titel nicht wirklich etwas bedeutete. Helden waren viele, dazu musste man nicht einmal als Sieger aus einem Kampf hervorgehen.   Als Orochimaru sich um den Baum wickelte und seinen Angriff auf die beiden anderen startete, griff er ein. Er konnte gar nicht anders, ihm war zu bewusst, dass die beiden keine Chance hatten. Dieses Mal allerdings klopfte er keine großen Sprüche. Viel mehr zeigte er, dass er keine Angst hatte. Sein Blick bohrte sich geradezu in den des Sannin. Er sollte es nur wagen, den beiden etwas zu tun. Dieses Mal war es anders und dieses Mal würde er seine verdammten Zähne nicht in den Uchiha schlagen. Er musste sich ein anderes Gefäß für seine Widergeburt suchen, oder noch besser, gleich den Löffel abgeben.   "Naruto... vergiss es, renn weg. Gegen ihn kommst du nicht an!", rief Sasuke ihm zu, auch wenn Naruto nicht darauf reagierte. Er meinte, letztes Mal andere Worte gehört zu haben, aber die Kernaussage war wohl die Gleiche. Sasuke wollte ihn vor Schaden bewahren, auch wenn dieser es sicherlich nie so offen zugeben würde. Es spielte auch keine Rolle. Er verstand es ja, heute verstand er wirklich weitestgehend, was in seinem Teamkameraden all die Zeit vorgegangen war. Verluste waren sehr einnehmend. Sie schmerzten, auch noch nach vielen Jahren. Nun war er es wohl, der weit mehr Verluste erlitten hatte, auch wenn ihm nie in den Sinn kommen würde, sich zu rächen. Gut, Kakashi könnte er hier und da durchaus den Hals umdrehen, aber er begann auch mehr und mehr zu verstehen, dass die Empfindungen des Mannes einfach zu stark gewesen waren. Er glaubte, dass er an dessen Stelle sogar ähnlich reagiert hätte. Kakashi hatte sich einfach gewünscht, dass er die Zukunft hatte, die er sich gewünscht hatte. Eine, die mit allen an seiner Seite war, die ihm etwas bedeuteten. Eine die friedlich war, eine die niemanden mehr Kummer bereitete. Dafür hatte er so hart gekämpft, auch wenn er letzten Endes versagt hatte. Er war nicht einmal mehr in der Lage irgendjemanden da Vorwürfe zu machen. Unterbewusst war der Groll zwar noch da, die Wut und Trauer einfach vorhanden, aber grundlegend wusste er, dass Kakashi ihm hatte helfen wollen. So grotesk dieses auch sein mochte.   Sein Blick lenkte sich zu Sasuke. Auch das was nun folgen sollte verstand er deutlich besser. Sasuke sah keine wirkliche Chance gegen diesen Gegner. Es war wohl nur natürlich zu versuchen, sie heile raus zu bekommen, anstatt sie weiter in Gefahr zu bringen. "Sasuke... vergiss es!", griff er dieses Mal allerdings ein, als Sasuke sein Sharingan deaktivierte und die Schriftrolle herausholte, die sie besaßen. Der Uchiha blickte ihn an, bereit zu argumentieren, ihn wohl einen Idioten zu nennen. Dazu wollte er es aber gar nicht erst kommen lassen. Er stieß sich ab und sprang zu dem Uchiha rüber, noch bevor dieser die Schriftrolle werfen konnte. Seine Hand legte sich schmerzhaft hart um diese und um Sasukes Hand, während er den Blick des Uchihas suchte. "Ich mag ein Idiot sein, aber gerade bist wohl eher du es, der sich wie einer benimmt!", erklärte er ruhig, dennoch voller Kraft. "Er wird dich töten, sobald er kann und du weißt es... wo bitte ist der Stolz der Uchihas, den du doch so energisch versuchst festzuhalten?", fragte er herausfordernd, nahm die Schriftrolle an sich und verpasste Sasuke einen Stoß, den dieser nach hinten taumeln ließ.   Orochimaru lachte. Er hasste dieses Lachen, er hatte es schon immer gehasst. "Spar dir deinen Spruch. Ich weiß auch so, dass du vor hast uns zu töten und dir so die Schriftrolle zu holen... auch wenn du sie gar nicht brauchst!", zischte er. Oh er hasste diesen Mann. Er würde Konoha angreifen, Hiruzen töten, Sasuke mit sich nehmen... das einzig Gute was er an ihm finden konnte war, dass er in einigen Jahren genauso Tsunade retten würde Aber machte diese eine Tatsache alles wieder wett? So richtig fühlte es sich nicht danach an. Bis dahin würde er einfach noch zu viele quälen, zu viele würden durch seine Hand ihr Leben verlieren. Nein, Orochimaru war niemand, den die Welt brauchte. Für Jiraiya tat es ihm da durchaus leid, aber wenn Naruto eines gelernt hatte, dann war es, dass er manche nicht mit simplen Gesprächen überzeugen konnte. Orochimaru gehörte dazu, so leid es manchen auch tun mochte.   "Kurama... übernimm. Ich bitte dich!", sagte er leise zu dem Fuchs. Wissend, dass wenn er nun den Modus wechselte, dass es nichts verändern würde. Sasuke würde damit nicht zurecht kommen. Aber wenn Kurama übernahm, änderte sich sein Äußeres nahezu gar nicht.   "Warum sollte ich?", fragte der Fuchs betont gelangweilt nach. Er war beleidigt, das spürte Naruto deutlich. Nicht unbedingt, weil er wirklich so empfand, dessen war er sich mittlerweile bewusst. Kurama versuchte nur ihm eine Lektion zu erteilen. Und das hatte er verstanden.   "Weil ich dich bitte. Sie dürfen es nicht sehen... ich weiß nicht was es gewesen ist, aber nachdem du kurz übernommen hattest, hatte Sasuke seinen Kampfgeist wieder. Bitte!"   Mehr gab es dazu auch nicht zu sagen. Naruto wusste auch nicht was er noch sagen könnte und Kurama war sich dessen genauso bewusst. Und eigentlich spielte es auch keine wirkliche Rolle. Kurama tat ihm den Gefallen, gerade rechtzeitig, so dass er Manda eines auf die Nase geben konnte. Naruto hätte selbst auch so viel Kraft gehabt, dessen war er sich bewusst, aber er wusste wirklich nicht, was Sasuke damals seinen Kampfeist zurückgegeben hatte. Geschickt wich er der nächsten Attacke aus, ohne zu offensichtlich zu handeln. Vermutlich wurde Orochimaru sich nun ebenfalls bewusst, wer er war. Aber das spielte keine Rolle. Wachsam verfolgte er die nächste Angriffswelle, sprang punktgenau dazwischen, um Manda aufzuhalten. Sein Blick traf Sasukes, seine Augen sagten wohl alles. Mehr war nicht notwendig. Nicht mehr lange, dann konnte er richtig dazwischen gehen. Aber erst einmal war es an Sasuke, während er sich wehrlos von dieser ekelhaft langen Zunge hoch heben ließ. Es war kein Problem sich von Orochimaru das Siegel verändern zu lassen. Heute hatte er den Schlüssel.   "Du wirst nicht siegen... Orochimaru!", wisperte er leise, während er sich für den Schmerz wappnete, der nun folgen würde. Kurz stutzte der Sannin, doch natürlich hielt ihn das nicht auf. Die Finger trafen hart auf seinen Unterleib. Der Schmerz war wirklich sehr massiv. Dennoch war es das wert. Er konnte fühlen, dass Sasuke dabei war sich aufzurappeln. Dass er endlich bereit war zu kämpfen. Vielleicht war es die Tatsache, dass er gerade Stärke gezeigt hatte. Vielleicht etwas anderes. Es spielte keine Rolle, solange er endlich seinen Hintern hoch bekam und sich anstrengte. Ein wenig durfte er das, ehe er erneut eingreifen würde. Am besten, indem er die beiden anderen vorher ausschaltete. Nicht endgültig, aber doch so weit, dass er seine volle Kraft nutzen konnte. Sehen durften sie das einfach noch nicht.   Ein leichtes Grinsen huschte ihm über das Gesicht, als Sakura ihn mit einem Kunai an den nächsten Baum pinnte und begann, Partei für ihn zu ergreifen... das war also damals geschehen. Mitbekommen hatte er es ja nicht, da er nicht bei Bewusstsein gewesen war. Heute sah das wohl ein wenig anders aus. Vielleicht hatte Kurama wirklich Recht. Vielleicht war es wichtig, dass er wenigstens so tat, als wenn er sich anstrengte. Er sah es nun ja auch deutlich. Getan hatte er immerhin nahezu nichts, damit man anerkennen konnte, dass er sich bemühte. Dennoch ergriff Sakura Partei für ihn. Das Gefühl war angenehm. Fast wie eine Welle aus Vertrauen, das er stets zu der Kunoichi gehabt hatte. Vertraut.       ***     Während Sasuke sich endlich fing und begann sich zu wehren, löste Naruto vorsichtig das Kunai, welches ihn gefangen hielt. Er wusste, dass er aufpassen musste, dass keiner der beiden ihn bemerkte. Interessant war es aber durchaus, wie sehr Sasuke sich nun gefangen zu haben schien. Er hatte sich offensichtlich festgebissen und gab echt alles. Ein wenig bedauerte Naruto, dass er das damals nicht mitbekommen hatte. Eilig sammelte er Chakra in seinen Fingerspitzen. Wie man das zusätzliche Siegel wieder löste, hatte Kakashi ihm vor Jahren gezeigt. Von dem Mann hatte er so einiges noch gelernt. Irgendwie hatte dieser es für wichtig erachtet, dass er das Erbe seines Clans erhielt und in Ehren hielt, zumindest so weit wie er selbst es ihm näher bringen konnte. Die Uzumakis waren bekannt für ihre Fūinjutsu gewesen. Auch von Karin hatte er da so einiges abschauen können, auch wenn er nicht lange diese Chance gehabt hatte. Dennoch war er froh darüber.   Kaum hatte er Orochimarus zusätzliches Siegel wieder gelöst, fühlte er Kurama erneut in sich. Das war angenehmer, mittlerweile war es doch eher ungewohnt, wenn der Fuchs ihn Mal komplett aussperrte. "Vielleicht hast du Recht... vielleicht muss ich den Idioten spielen!", erklärte er dem Fuchs und grinste leicht, als dieser nur brummte. Naruto wusste, dass Kurama ihm seine Anwandlungen hier und da nicht übel nahm. Es war immerhin noch immer so, dass sie alles teilten. Wenn einer wusste, wie sehr er unter dieser Situation litt und wie sehr sie ihn überforderte, dann Kurama. Und da half ihm wohl auch nicht, dass der listige Fuchs einige Jahre mehr auf den Buckel hatte. Weisheit half hier eben nur bedingt und dieses war ihnen wohl auch beiden klar.   "Was hast du nun vor?", fragte Kurama ihn.   Naruto hatte da durchaus einen Plan, wie er nun weiter vorgehen wollte. "Die beiden ausschalten und mich dann um den Bastard Orochimaru kümmern!", informierte er ihn.   "Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist!", gab Kurama zu bedenken. "Meinst du nicht, dass du Sakura damit etwas nimmst?", gab er weiter zu bedenken.   Naruto konnte darauf nicht wirklich Rücksicht nehmen. Es galt doch, den Biss zu verhindern. Deswegen überlegte er auch nicht weiter, löste sich endgültig von seinen Platz und landete unbemerkt hinter Sakura. Ein leichter Schlag in den Nacken reichte, damit sie zu Boden ging. Er fing sie auf, legte sie vorsichtig ab, ehe er sich erneut auf sein eigentliches Ziel konzentrierte. Sasuke würde nicht mehr lange bestehen können, das wusste er. Er sah und er fühlte es. Seit er Kontrolle über Kurama erlangt hatte, war er viel sensibler geworden was diese Dinge anging. Das war ein massiver Unterschied zu seinen Fähigkeiten von damals.   In dem Augenblick, wo Orochimaru sich für den Biss bereit machte, löste er sich erneut von seinen Platz. Er erreichte Sasuke schneller als der Sannin es konnte, drückte ihn hart nach unten und setzte ihn so genauso außer Gefecht. Gleichzeitig spannte er die Faust und traf den Mann hart im Gesicht, so dass dieser wieder zurück geschleudert wurde. Naruto fand ja, dass Orochimaru gruselig war. Die Zähne, der lange Hals und die restlichen Fähigkeiten die er in den ganzen Jahren erlangt hatte. Er war wirklich wie eine Schlange, da hatte er sich die passenden Haustiere gesucht. Naruto mochte keine Schlangen, wenn er ehrlich war. Er mochte sie nicht bei Orochimaru und er hatte sie nicht bei Sasuke gemocht.   "Wer bist du?", fragte Orochimaru ihn furios. Naruto richtete sich auf und grinste ihm frech entgegen. "Der, der dich stoppen wird. Du hast genug von uns Ärger bereitet, Sasuke wirst du nicht auch noch bekommen!", erklärte er, während er endlich sich gehen lassen konnte. Kuramas Chakra nahm ihn ganz ein, umhüllte seinen Körper binnen Sekunden. Es war eine Genugtuung die Verwirrung in den Augen des Mannes zu sehen. Ja, hiermit hatte er wohl kaum gerechnet. Grundlegend vertrat Naruto nach wie vor die Meinung, niemanden zu zeigen was er konnte. Dass er nicht derjenige war, den man glaubte vor sich zu haben. Aber in diesem Falle spielte es keine Rolle. Orochimaru würde wohl kaum Konoha informieren, niemand würde ihm glauben und man würde eher ihn in Gewahrsam nehmen, als seinen fantastischen Geschichten Glauben zu schenken.   Langsam hob er die rechte Hand, das Chakra formte zwei weitere Hände die ihm halfen, sein Fūton Rasen Shuriken zu formen. Trotz all der Jahre fiel es ihm schwer, es ganz alleine hinzubekommen. Vermutlich lag es aber auch daran, dass er in all den Jahren nie genug Zeit bekommen hatte, es weiter zu üben. Jetzt spielte es keine Rolle. Eigentlich war es sogar in diesem Falle ein Glücksgriff, dass er erneut eine Chance bekam. Er würde mehr lernen können, zumindest aus diesem Aspekt verstand er sogar die Beweggründe des Sannin. Auch wenn er selbst nie gutheißen können würde, welche Wege Orochimaru ging, um seine Ziele zu erreichen. Wirklich reden wollte er nun aber auch nicht mehr. Er warf sein Fūton Rasen Shuriken, ohne Orochimaru noch einmal eine Chance zu geben. Die Einschlagskraft war wie immer gewaltig und als sich alles wieder beruhigte, war der Mann nicht mehr zu sehen.   "Er ist nicht getroffen worden!", informierte Kurama ihn. Das war mehr als offensichtlich. Kein Körper war zurückgeblieben.   "Ich weiß... es spielt keine Rolle. Sieh es eher als Warnung an!", antwortete er leise, während er den Chakrafluss enden ließ. Vermutlich würde Anko den Mann bald aufspüren und Orochimaru würde nun vorsichtiger sein. Es war ihm ja nur darum gegangen zu verhindern, dass Sasuke gebissen wurde. Natürlich spürte er Kuramas Unbehagen, aber im Gegensatz zu dem Fuchs glaubte er nicht, dass der Sannin es so schnell erneut versuchen würde. Damit war ein Problem gelöst. Wie dieses sich auf die Zukunft auswirkte wusste er nicht, aber was das anbelangte, da sah er langsam aber sicher ein, dass er Hilfe brauchte. Er konnte nicht alles alleine hinbekommen. Nur wer für diese Rolle geeignet war, dessen war er sich einfach noch nicht sicher. Dennoch, das Gefühl bereit zu sein Hilfe zu suchen, war eines was ihm viel von den Druck nahm. Er fühlte sich auf seltsame Art ziemlich befreit.       ***       Naruto hatte über die beiden gewacht, bis Sakura begonnen hatte wieder zu sich zu kommen. Erst dann hatte er seinen Platz an dem Baum wieder eingenommen. Ihm war bewusst, dass ihre Verantwortung sie weiter gebracht hatte, als Sasuke und er selbst außer Gefecht gesetzt gewesen waren. Aber dieses Mal sollte sie nicht so lange alleine sein. Den Kampf mit Orochimarus Schergen wollte er so weit wie nur möglich verhindern.   Wie erwartet, war das erste was sie bemerkte, dass Sasuke zu Boden gegangen war. Und wie zu erwarten war sie gleich besorgt um ihn. Es tat noch immer weh zu sehen, wie sehr sie den Uchiha liebte und wie wenig dieser die Gefühle erwiderte. Auch da hoffte er tief in sich, dass sich das ändern konnte. Sakura hatte Sasuke nie aufgeben können, nicht einmal nachdem dieser versucht hatte sie zu beseitigen. Seine eigene Liebe zu ihr sah er als nichts weiter mehr als eine Schwärmerei. Irgendwie war da nichts gewesen, was so tief ging wie das, was sie für Sasuke empfand. Und wenn er nur das schaffte in diesem zweiten Durchlauf, dann hatte er schon etwas gutes getan. Das wünschte er sich wirklich vom Herzen.   Er versuchte die Atemzüge ruhig zu halten, als sie sich beruhigt hatte und zuerst Sasuke in Sicherheit brachte, ehe sie auch ihn holte und neben den Uchiha legte. Sie durfte nichts merken. Noch nicht. Dieses Mal würde Sasuke wohl auch nicht so lange außer Gefecht gesetzt sein. Daran glaubte er stark. Immerhin war sein Zustand nun nicht dem Biss zu verdanken. Wie es allerdings danach weiter gehen sollte, konnte er auch nicht einschätzen. Orochimarus Genin waren nicht einfach zu händeln. Zumindest nicht für diese beiden. Und er selbst durfte dann nicht seine Kräfte benutzen. Er konnte schlecht alle paar Minuten die beiden außer Gefecht setzen, dessen war er sich deutlich bewusst. Sie würden nichts lernen, ihre Entwicklung würde stocken und am Ende wäre alles umsonst gewesen.   "Vertraue den beiden doch ein wenig!", riet Kurama ihm.   Kein wirklich dummer Ansatz. Eigentlich tat er das auch. Aber gegen die drei... das war etwas viel verlangt. "Darum geht es nicht. Du weißt doch, dass sie stark sind. Ich erinnere mich da ja nur an die dritte Prüfung, während Sasuke sich hier um sie gekümmert hat, war ich noch außer Gefecht gesetzt. Dennoch, alle arbeiten mit Schall und das ist nicht unbedingt eine günstige Voraussetzung!", gab er zu bedenken.   "Mag sein. Aber Naruto, egal wie es zwischen dir und Sasuke ausgesehen hat, Teamwork habt ihr im Notfall sogar ohne Worte hinbekommen!"   Daran gab es wirklich nichts zu rütteln. Schon seltsam. Sie hatten sich gehasst, auch wenn sie Freunde gewesen waren. In kritischen Situationen hatten sie dennoch nie viele Worte gebraucht, um es hinzubekommen. Dennoch wusste er nicht, ob es hier reichte. Sie waren beide keine Schwächlinge zu dieser Zeit gewesen. Natürlich bei weitem noch nicht dort, wo sie letzten Endes angekommen waren. Dennoch hatten sie zusammen einiges erreichen können. Ob es hier reichte, das wusste er wirklich nicht und ein Teil von ihm wollte es nur ungern darauf anlegen. Die Gefahren waren eben auch nicht ohne, auch wenn er wollte, dass Sasuke voran kam. Alles würde helfen, dass dieser auf sie vertraute und nicht weg rannte.       ***           Naruto konnte sie spüren. Die drei, die angreifen würden. So leid es ihm tat, er hatte begriffen, dass er nicht einschreiten durfte. Noch nicht jedenfalls. Sakura würde an dieser Situation reifen und sie würde auch nicht alleine sein. Lee würde kommen, da er nichts dagegen unternommen hatte, würde dieser Kreis auch weiter bestehen bleiben. Vermutlich war auch für ihn dieser Kampf wichtig. Im Moment hatte er schließlich genug Zeit um nachzudenken, während er so tat, als wenn er nicht bei Bewusstsein war. Vielleicht sogar zu viel Zeit.   "Willst du wirklich abwarten?", fragte Kurama ihn herausfordernd. Naruto schwieg. Es ging hier doch weniger um das Wollen, als viel mehr um das Müssen. Das Letzte was er eben wollte war, den anderen ihre Chancen zu nehmen sich zu entwickeln.   Kurama lachte leise. "Ich sehe schon, du lernst dazu!", erklärte er amüsiert.   "Erzähl mir was passieren wird!", bat Naruto ihn schlicht. Was brachte es sich über solche Dinge zu streiten?!   "Ich weiß es nicht!"   Erstaunt blickte Naruto Kurama an. "Was soll denn das heißen?!", fragte er fassungslos. Wie sollte er bitte herausfinden wann er eingreifen musste, wenn Kurama ihm nicht helfen wollte? Das Gefühl war erdrückend für ihn.   "Naruto, es geht weniger um das Wollen. Ich habe vieles aus deinem Inneren mitbekommen. Aber Orochimarus Siegel hat auch mich damals außer Gefecht gesetzt!", informierte er ihn ruhig. "Alles was ich sagen kann ist, dass Sasuke an einem Punkt erwacht und die Kraft die er dann hat wirklich riesig ist... auch wenn das nun wohl nicht mehr der Fall ist!"   Naruto biss sich nervös auf die Lippen. Das war nicht gut. Gar nicht gut.   "Vertrauen, Naruto!", riet Kurama ihm erneut.   Es war nicht so, dass Naruto das nicht konnte, oder es nicht wollte. Ganz im Gegenteil. Dennoch war ihm unwohl bei dieser Sache. Er hatte eine Kette gesprengt, die nun einen anderen Kreislauf anstreben würde. Sasuke war nicht wegen des Mals außer Gefecht, sondern weil er ihn außer Gefecht gesetzt hatte. Was war bitte, wenn er nicht rechtzeitig eingriff?   Nein! Kurama hatte vollkommen Recht. Er musste Vertrauen. Vertrauen in Sakura, Sasuke und in Rock Lee. Er konnte niemanden vor allem bewahren und er wusste das auch. Und irgendwie war dieses Empfinden auch beruhigend. Ihre Erfahrungen waren es doch, die sie reifen ließen. Auch und gerade die negativen. Sakura würde bestehen, Lee würde überleben und wenn die Zeit gekommen war, würden Sasuke und er selbst eingreifen und zusammen mit den anderen als Sieger aus diesem Kampf hervorgehen. Er wusste es und er fühlte sich gut damit.   "Genau das ist es... vertraue!" 07 changing thoughts -------------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   07 changing thoughts   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Zu vertrauen war nicht leicht. Im Grunde war es das Schwerste was er je hatte machen müssen. Wenn er ehrlich mit sich war, war er stets die Person gewesen, die am lautesten geschrien hatte und am schnellsten zwischen einem Feind und seinem Team gesprungen war. Ja, er wusste, dass er damals naiv gewesen war, dennoch konnte er es nicht ändern. Egal was man ihm im Laufe der Jahre auch beigebracht hatte, gerade wenn es um das Vertrauen in seine Kameraden ging, es fiel ihm einfach unsagbar schwer einfach nichts zu tun. Die stets anwesende Frage was alles passieren konnte, was er vielleicht verhindern könnte, ließ ihn einfach nicht los. Egal was er auch in den letzten Tagen und Wochen gedacht hatte, dieses hier waren die Personen die er retten wollte. Ja, er war wütend auf Kakashi, weil dieser ihm das hier antat. Aber es ließ sich einfach nicht leugnen, dass es eine Chance war, die ihm helfen konnte die Verluste zu verhindern. Und wenn er es geschickt anstellte, konnte er an den Punkt kommen, in dem er in seinem ersten Leben auch angelangt war. Der, an dem all diese Personen treue und sehr lieb gewonnene Freunde waren. Ihm war absolut bewusst, dass er genau diesen Gedanken am Anfang instinktiv unterdrückt hatte. Alle noch einmal von sich zu überzeugen war nicht nur harte Arbeit, es war vor allem schmerzhaft für den Moment zu vergessen, dass sie nicht wussten was er heute wusste. Sie kannten ihn nicht als treuen Freund, als jemanden den sie in ihr Herz geschlossen hatten. Für diese Menschen war er nichts weiter wie Uzumaki Naruto. Der laute, unfähige, junge Shinobi der ein Gefäß für den Neunschwänzigen bildete. Eine Waffe, ein Ärgernis, ein nerviger Charakter in ihrem Dorf. Ja, das tat weh und dennoch hatte er nie vergessen, dass die Menschen die er verloren hatte jene waren, die er jetzt erneut vor sich hatte. Ihm war schmerzhaft bewusst, wie viel Energie er genutzt hatte um alle dazu zu bringen ihn zu sehen. Naruto und nicht der Jinchūriki,  den alle fürchteten. Nicht den Vollidioten der die simple Prüfung in der Akademie nicht geschafft hatte. Nicht derjenige der mit Streichen lauter geschrien hatte wie er es je mit Worten hätte hinbekommen können. Er wusste es noch immer, aber er hatte am Ende keinen wirklichen Groll gegen seine Kameraden gehegt. Ganz im Gegenteil. Manche bekamen die Zuwendung die sie suchten ganz von alleine. Weil sie den passenden Namen trugen, das richtige Talent hatten oder einfach nur weil sie aussahen wie sie eben aussahen. Er hatte eben dafür arbeiten müssen. Das war in Ordnung gewesen. Zumindest beim ersten Mal. Nun erneut diese Zeit zu durchleben blieb aber einfach eine Qual, egal wie gut Kakashi es auch gemeint hatte. Und gerade deswegen fiel es ihm bei dem Mann auch deutlich schwerer zu verzeihen. Er konnte Sasuke verzeihen, dafür, dass er einfach das Dorf verlassen hatte. Sakura, dass sie ihn nie wirklich gesehen hatte zu dieser Zeit. Allen anderen, dass er sie erst hatte erweichen müssen. Aber bei Kakashi sah es anders aus. Zum Teil auch, weil er sich schützen wollte. Erneut zurück geschickt zu werden würde ihm endgültig das Genick brechen. Wenn er seinen Groll nun aufrecht hielt, entstanden die Gefühle nicht, die ihn in diese Situation gebracht hatten. "Pff... du hast wirklich keine Ahnung von Liebe!", tadelte Kurama ihn. Im Grunde hatte der Fuchs damit auch vollkommen Recht. Er war verliebt gewesen, vor vielen, sehr vielen Jahren. Aber im Laufe der Zeit hatten andere Dinge ihn so gefangen genommen, dass er für diesen Teil des Menschseins gar keine Zeit mehr gehabt hatte. Krieg und der Posten als Hokage waren zehrend genug. Da hatte er froh sein können, wenn er ein paar Stunden friedlichen Schlaf hatte finden können. Es war nun gewiss nicht so, dass er abgeneigt gewesen wäre jemanden an seiner Seite zu haben. Das ganz bestimmt nicht. Er war schließlich auch nur ein Mensch und jeder hegte doch irgendwo den Wunsch jemanden an seiner Seite zu haben. Was Naruto sich in diesem Zusammenhang aber klar fragte war, ob das nun wirklich immer eine Partnerin sein musste. Oder eben ein Partner. Freunde füllten diese Lücke doch auch perfekt, zumindest wenn man eben jene nicht am laufenden Band verlor und die Lücke immer größer wurde, anstatt sich zu verschließen. In den letzten Jahren hatte er da nicht wirklich drüber nachdenken können und auch heute fiel ihm das schwer. In gewisser Art und Weise spielte das aber wohl auch keine Rolle. Wenn er es schaffte seine Aufgabe erfolgreich zu erledigen, würde er eine Zukunft vor sich haben, die es wert war dann doch noch einmal solche Themen anzugehen, auch wenn Naruto sich generell schwer tat so etwas wie eine glückliche Zukunft zu sehen. Selbst dann, wenn er Erfolg hatte. "Solche Dinge kannst du eh nicht beeinflussen!", belehrte Kurama ihn. "Sie passieren einfach und sind nicht planbar. Fange einfach an zu vertrauen und suche endlich jemanden der dir helfen kann. Wenn du schon nicht bereit bist die Ereignisse der letzten Jahre zusammen mit jemanden anzugehen, dann kannst du dennoch vielleicht jemanden nahe genug an dich heranlassen, der einfach nur dir beisteht. Du bist nicht alleine, Naruto. Du hast mich, aber ich bin nicht in der Lage dich auch körperlich zu unterstützten!" Naruto schaute zu Kurama auf und verengte leicht die Augen. "Körperlich? Wieso bitte brauche ich körperliche Unterstützung?", fragte er nach. Kurama musste leicht grinsen. Vermutlich hatte Naruto dabei ganz klare Dinge vor Augen, die er ja meinte nicht zu brauchen. Er konnte es regelrecht fühlen. "Sieh an!", sagte er schließlich. Seine Lefzen zogen sich höher und offenbarten das strahlende Gebiss. "So habe ich das aber nicht gemeint, Kleiner! Ich dachte da eher an eine Schulter zum anlehnen wenn es zu viel wird, oder so etwas simples wie eine Umarmung!" Kurama lachte vergnügt. Naruto war eben doch ein vollkommen gesunder Mann, in einem Alter wo man gewisse Dinge nicht ganz ausblenden konnte. Gut, er musste zugeben, dass er es geradezu darauf angelegt hatte - es war einfach amüsant wenn Naruto sich aufregte - dennoch, er kannte den Jungen wohl besser wie dieser sich selbst kannte. Immerhin konnte er immer spüren was Naruto empfand, selbst wenn dieser seine Empfindungen nicht verstehen konnte oder gar wollte. "Reg dich nicht auf. Konzentriere dich lieber darauf was vor deiner Nase passiert!", ruderte Kurama zurück. Diese Grundsatzdiskussion mussten sie eindeutig auf einen anderen Zeitpunkt verschieben. Aber der Fuchs machte sich da keine Illusionen. Naruto glich seiner Mutter viel zu sehr und vor allem war er ein sehr großer Sturkopf. Kurama hatte ja Recht. Er musste sich darauf konzentrieren was vor ihm war. Was ihn erneut zu dem Punkt brachte, warum er noch immer hier lag, während Sakura gerade alles gab. Diese Sache mit dem Vertrauen war wirklich nicht leicht, auch wenn er genau wusste, dass die junge Kunoichi es schaffen würde. Mit Sasukes Hilfe, die nur dummerweise dieses Mal ausbleiben würde. Der Uchiha hatte das Juin nicht mehr - oder besser gesagt, hatte es erst gar nicht bekommen. Naruto war auch froh darüber, aber nun wo er so zur Ruhe kam, konnte er auch nicht leugnen, dass es ihm durchaus das eine oder andere Mal eine wahre Hilfe gewesen war. Wenn er von Vertrauen sprach, musste er dieses wohl nicht nur auf diesen Kampf anwenden. Vieles würde sich durch sein Eingreifen verändern, ein Teil von ihm geriet dabei regelrecht in Panik. Was war, wenn Sakura nicht zu der starken und sehr talentierten Iryōnin wurde, die er kannte? Wenn Sasuke nicht die Kraft erlangte, die ihn letzten Endes nicht nur in die Position gebracht hatte seinen Bruder zu töten, sondern auch dem Kampf beizutreten, der letzten Ende auch seinen Untergang bedeutet hatte?! Diese Sache mit den Ketten die zusammen gehörten ließ ihn da einfach nicht los. Sicher, manche Dinge würden trotz allem geschehen, aber es war schwer da zu vertrauen, wenn er nicht wusste, ob gerade die wichtigen und vor allem guten Dinge passieren würden. Was ihn gerade in Sasukes Fall auch zu einem weiteren Punkt brachte. Uchiha Itachi. Naruto wollte nicht, dass er erneut starb. Oder überhaupt, denn in dieser Zeit war er schließlich nich nicht gestorben. Er hatte das Wissen was damals wirklich geschehen war, es war einfach nicht richtig, dass der ältere Uchiha sein bitteres Ende in Sasukes Händen fand. Genauso wie Obito. Konan. Nagato. Es gab sicher noch viele mehr, die er nicht tot sehen wollte und doch war er im Augenblick eher nicht in der Lage etwas zu unternehmen. Und in diesem Fall war auch sein Vertrauen kaum eine annehmbare Sache. Aber er merkte mehr und mehr, dass er die Lösung für all seine Probleme genau vor der Nase gehabt hatte. Itachi Uchiha war ein intelligenter Mann und vor allem ein Shinobi, der ihm eine der wichtigsten Dinge gelehrt hatte, die er in seinem Leben hatte lernen müssen. Er musste auf seine Kameraden vertrauen. Auf Sasuke, dass er sich auch in die richtige Richtung bewegen konnte. Auf Sakura, dass sie auch in dieser Zeit zu der Kunoichi wurde, wie sie es zu seiner Zeit geworden war. Ja, auch auf Kakashi. Es gab Wege, wie alles in rechte Licht gerückt werden konnte und er wusste, dass er es nicht ganz alleine schaffen konnte. Die Lösung war simpel und endlich war ihm klar, dass er handeln musste. Dieses Mal würde das Treffen mit Itachi Uchiha anders verlaufen. Dieses Mal würde er dafür sorgen, dass der ältere Uchiha nicht in sein Unglück rannte und als Gegenleistung konnte dieser ihm etwas geben, womit er es nicht wirklich hatte. Die Gabe analytisch zu denken und die Fähigkeit Dinge genau zu durchschauen. "Es wird Zeit, Naruto!", warnte Kurama ihn. "Ja... es wird Zeit endlich die Dinge in die Hand zu nehmen!", bestätigte Naruto. *** Sakura sah schrecklich aus. Naruto hatte doch erfolgreich verdrängen können, wie viel sie damals abbekommen hatte. Es war einfach zu lange her. Es tat ihm Leid. Aber ihm war auch bewusst, dass sie dort durch musste. All das würde sie stärken. Es würde sie reifen lassen und genau dieses war es, was er ihr wünschte. Sie sollte nicht hinter ihnen zurück bleiben. In dem Augenblick, in dem Ino, Shikamaru und Choji schützend vor Sakura Stellung bezogen, richtete Naruto sich auf und griff nach einem Kunai, um den jungen Ninja der es auf seine Teamkameradin abgesehen hatte, in seine Schranken zu weisen. Naruto hatte seinen Namen bereits wieder vergessen, er war kein Freund - aber auch kein wirklicher Feind, wenn er ehrlich war. Er war nur einer von Orochimarus Marionetten, aber er erinnerte sich eben auch noch daran, wie es mit den dreien ausgehen würde. Es brachte herzlich wenig nun wirklich zu versuchen ihn zur Vernunft zu bringen. Alle konnte er eben nicht retten und das wollte er auch gar nicht. "Ino... Naruto?!", hörte er Sakura schließlich, doch er selbst reagierte nicht darauf. Viel lieber wendete er den Blick ab, um sich zu Sasuke zu beugen. Er musste den Uchiha wach bekommen. Er musste einfach. Das hier war ihr Kampf, nicht der von Inos Team, oder Lees. "Oy... Teme!" Etwas unsanft stieß er den Uchiha an, während er geschickt eine kleine Menge von Kuramas Chakra verwendete. Mittlerweile konnte er das immerhin. Als er es in dem Krieg verwendet hatte, hatte er eine Weile gebraucht um es wirklich kontrollieren zu können, aber nun konnte er es ja. Er wusste, dass es dem Uchiha helfen würde und die Menge war wirklich so gering, dass man es nicht sehen konnte. Auch dieses war wohl sein Glück. Er hatte keinen wirklichen Bedarf daran, zu erklären, wieso er in der Lage war dieses Chakra mit anderen zu teilen und wieso man dadurch in der Lage war seine eigenen Attacken zu verstärken. Genaueres könnte er da eh nicht sagen. Kurama war es der diese Dinge einfach besser verstand, ihm widerstrebte aber schon die simple Idee preiszugeben, dass er eben nicht der kleine Junge war, den man nun vor sich sah. Es reichte, wenn ein Mensch dieses erfahren würde und welcher das sein sollte, hatte er ja bereits für sich entschieden. Es war die richtige Wahl, auch weil Itachi ganz gewiss nicht nach Konoha zurückkehren konnte, um dieses Wissen zu teilen. Langsam erhob er sich dann wieder und fixierte die drei vor sich. "Kommt schon. An Sasuke werdet ihr nicht herankommen. Also verschwindet lieber. Nicht mehr lang und ein weiteres Team wird sich hier sehen lassen. Immerhin habt ihr auch dessen Kameraden sehr zugerichtet!" Neji und Tenten müssten mittlerweile auf den Weg sein. Ein Versuch war es immerhin wert. Naruto war dennoch ein wenig nervös. Es waren zu viele Personen um ihn herum, er konnte nicht gefahrlos sich ganz fallen lassen, um seine ganze Kraft zu entfalten. Und gleichzeitig hatte er schon jetzt diesen Kampf massiv beeinflusst. Wenn die anderen die Wahrheit gesagt hatten, wäre Sasuke nun bereits dabei die drei wirklich übel zu zurichten, ehe Sakura eingriff. Sasuke regte sich zwar endlich hinter ihm, aber ihm fehlte nun das Juin, welches damals einen entscheidenden Faktor eingenommen hatte. Er wusste absolut nicht, was nun auf ihn zukommen würde. Andererseits hatte er wohl keine Wahl. Es dauerte auch nicht wirklich lange, bis der Soundnin vor ihm nur spöttisch lachte. Natürlich, er glaubte ihm nicht. Und selbst wenn, es gab keinen Grund für ihn aufzugeben. Naruto seufzte leise. So langsam begann er wirklich zu verstehen, wie anstrengend er früger gewesen war. Und zu seiner Schande konnte er nicht einmal behaupten, dass er qualitiativ von großer Hilfe gewesen wäre. "Wo du Recht hast..." Natürlich musste Kurama ihn dafür necken. Energisch schüttelte der junge Shinobi den Kopf. Er durfte den Fokus nicht verlieren. Mit seinem kleinen Dämonen konnte er sich auch noch auseinandersetzen, wenn das hier erledigt war. Ruhig und kalkulierend huschten seine Augen über die drei vor ihm. Soweit er sich erinnerte, arbeiteten sie alle mit Sound. Mit Schallwellen. Das waren Attacken, die nicht zu unterschätzen waren. Sein Blick glitt leicht zur Seite, wo Sasuke sich hoch stemmte und unzufrieden sich über den Nacken strich. Naruto hatte kein wirklich schlechtes Gewissen. Er hatte auch keine wirkliche Zeit dafür. Sasuke war nie jemand gewesen der lange gebraucht hatte um die Situation um ihn herum zu erfassen. Ein wacher Geist war eben eine ganze Menge wert. Nahezu zeitgleich bewegten sie sich in eine Position, die es ihnen erleichtern würde ihre Gegner anzugreifen. Und ebenso synchron setzten sie sich letzten Endes in Bewegung. Als der Klang von aufeinandertreffendem Metall die Stille des Waldes durchbrach, löste irgendetwas sich in Naruto. Dieses Gefühl, ganz ohne viele Worte mit Sasuke Seite an Seite kämpfen zu können, einfach zu wissen wie der jeweils andere reagieren würde, war so unglaublich vertraut, dass es ihn schon fast mit purem Glück erfüllte. Für diesen einen Moment war nichts unmöglich, die Chance erneut alles auf die Reihe zu bekommen erschien so unsagbar hoch, dass Naruto fast das Gefühl hatte zu viel Sake zu sich genommen zu haben. Was ihn aber nicht wirklich störte. Ganz im Gegenteil. Er war schlichtweg glücklich so wie es gerade lief und dieser Gedanke war beflügelnd genug, dass all die kleinen Probleme die er noch vor kurzem gesehen hatte, plötzlich gar nicht mehr so einschneidend und unüberwindbar erschienen.     *** Eine ganze Weile später hatten Naruto, Sasuke und Sakura sich einen besseren Platz gesucht um eine kleine Pause einzulegen. Nachdem sie den letzten Kampf gewonnen hatten, war ihnen nichts weiter übriggeblieben um weiter zu ziehen. Obwohl Naruto wusste, dass sie diesen Test bestehen würden, hatte er dennoch ein mulmiges Gefühl im Magen, was wohl auch dafür sorgte, dass er den Fisch den sie gefangen hatten kaum anrührte. Er fragte sich einfach, wie viel sein Eingreifen verändert hatte. Darüber hinaus hatte er wenig Ambitionen, Kabuto erneut die Möglichkeit zu geben so nahe an sie heranzukommen. Noch immer war er sich nicht wirklich sicher, auf welcher Seite er Kerl eigentlich stand. Die meiste Zeit über hatte er ihnen das Leben doch unnötigerweise schwer gemacht… und dazu kam, dass er es gewesen war, der das Edo Tensei no Himitsu ausgeführt hatte und damit den Krieg begonnen hatte. Eine sehr grausamen Krieg, wenn man bedachte, wie viele gegen Freunde, Verwandte, Liebhaber hatten kämpfen müssen. Als sein Blick zu Sakura glitt, welche ebenfalls ihren Fisch nicht wirklich anrührte, erinnerte er sich schlagartig daran, was ihr damals Sorgen bereitet hatte. “Mach dir keine Sorgen, Sakura!”, sprach er sie deswegen an, nicht weiter darauf achtend, dass er vorsichtig sein musste. Wenn er ehrlich war, war sein Verhalten bereits so unterschiedlich zu seinem realen, dem ersten Leben, dass es kaum noch auffallen würde, wenn er nun anders reagierte als man es wohl von ihm denken würde. Die Kunoichi jedenfalls hob nur den Kopf, biss sich kurz auf die Unterlippe, ehe sie ihren Gedanken freien Lauf ließ. “Wie könnte ich nicht? Ich frage mich einfach, wie wahrscheinlich es ist, dass wir noch eine Himmelsschriftrolle bekommen!”, erklärte sie und blickte Naruto dabei direkt an. Für einen Augenblick fragte er sich, ob sie damals schon ihre Meinung zu ihm geändert hatte. Letzten Endes spielte es aber kaum eine Rolle. Dieses zweite, aufgezwungene Leben konnte nicht wie das erste verlaufen und es war an ihm das Beste daraus zu machen. “Das Beste wird es sein, bald aufzubrechen!”, antwortete Naruto schließlich. “Wenn wir länger hier bleiben, werden wir vermutlich aus dem Hinterhalt heraus angegriffen. Besser ist es doch, nahe des Turms zu versuchen, doch noch jemanden zu finden, dem wir die richtige Schriftrolle abnehmen können!” Kurmas leises Seufzen ignorierte er dabei gewissenhaft. Für einen Augenblick starrten die beiden anderen ihn etwas perplex an, ehe sie leicht nickten. “Du hättest deinen Kopf in der Akademie mehr nutzen sollen!”, sagte Sasuke schließlich leicht herablassend. “Vielleicht hätte man in dir dann nicht so einen Vollidioten gesehen!” Naruto ignorierte diese Aussage. Letzten Endes taten sie aber genau das, was Naruto vorgeschlagen hatte. Etwas gutes daran war eindeutig, dass sie Kabuto aus dem Weg gingen. Naruto hatte wenig Lust sich mit dem jungen Mann auseinanderzusetzten, vor allem weil er kaum einschätzen konnte, wie dieser nun reagierte, wo Sasuke nicht Orochimarus Juin trug. Er wollte auch nicht riskieren, dass Kabuto vielleicht versuchte seinem Meister den jungen Uchiha doch noch auszuliefern. Es reichte ja schon, dass Orochimaru selbst viel zu besessen von Sasuke war. Zwar war nicht abzusehen, wie es jetzt damit aussah, aber das Risiko war einfach zu hoch.         *** Bis sie schließlich den Turm erreichten, verging noch einiges an Zeit. Sakura war in der Zwischenzeit ziemlich erschöpft, aber sie klagte kaum. Naruto konnte dieses durchaus nachvollziehen. Wenn er sich allerdings richtig erinnerte, würde es von nun an nicht mehr wirklich lange dauern, bis sie in die erste Falle tappten. Ein Genjutsu, wenn er sich richtig erinnerte. Diese waren nach wie vor seine große Schwäche, aber soweit er sich erinnern konnte, war es recht schnell ziemlich offensichtlich geworden. Ohne wirklich auf seine Umgebung zu achten, versuchte er nebenher sich genau daran zu erinnern, was passiert war. Dunkel erinnerte er sich an einen riesigen Tausendfüßler, einen langen Marsch, ehe sie das riesige Vieh erneut gesehen hatten. Aber was danach geschehen war, daran erinnerte er sich nicht mehr wirklich. Diese Tatsache machte ihn eindeutig nervös, vor allem weil sie diesen Tausendfüßler schon längst hätten sehen müssen. Aber da war nichts. Der Wald um sie herum war unglaublich still, man konnte nicht einmal irgendwelche Tiere hören. Für einen Augenblick versuchte Naruto sich auf die Umgebung zu konzentrieren, um herauszufinden, was genau passierte. Irgendwelche Ereignisse die er verändert hatte, mussten dafür gesorgt haben, dass die weitere Entwicklung sich verändert hatte. Erst als er ein leises Knacken ein Stückchen auf der linken Seite von ihnen vernahm, war er sich dessen vollkommen sicher. Sie waren nicht alleine und wenn sie andere Gegner hatten, konnte dieses bedeuten, dass sie nicht die richtige Schriftrolle bekamen. Was eindeutig kein gutes Ende nehmen würden. Naruto hatte sich die ganze Zeit über keinerlei Gedanken darum gemacht, was es bedeuten konnte, wenn sie scheiterten. Für Sasuke war das eindeutig eine Katastrophe und Naruto war sich doch sicher, dass der Uchiha ihnen die Schuld für ihr Scheitern zuschieben würde. Nur das Juin zu verhindern würde einfach nicht ausreichen, um seinen Teamkameraden auf einen anständigen Weg zu bringen. Falls dieses überhaupt machbar war. Sasuke war zu zerfressen von seinem Hass auf Itachi, der Wunsch sich an diesem zu rächen war bereits in sehr jungen Jahren sehr mächtig gewesen. Naruto wusste auch nicht, ob er dieses irgendwie ändern konnte. Sasuke war nicht unbedingt der Junge, der für Argumente zugänglich war. Erst Recht nicht von ihm. Einmal davon abgesehen, dass seine Kameraden ihn auch jetzt noch vermutlich für einen Idioten hielten, so war er in Sasukes Augen nicht viel älter als dieser selbst und dazu hatte er nie eine Familie gehabt, um diese Wut nachempfinden zu können. Was so aber nicht mehr stimmte. Er konnte aber wohl kaum zugeben, dass er bereits über 20 Jahre alt war und alle verloren hatte, die ihm etwas bedeuteten. Er konnte auch nicht einfach sagen was genau da zwischen ihnen war, was sie so gegeneinander aufhetzte. Und selbst wenn er es machen würde, würde man ihn nur noch mehr für einen Spinner halten, als man es eh schon tat. Seine einzige Hoffnung war wirklich, dass Itachi bereit war ihn anzuhören und dass er eine Idee hatte, wie er die schwierige Aufgabe lösen konnte. Aber er fürchtete auch, dass Itachis Art dafür sorgen würde, dass er am Ende nicht zu jenen gehörte, die gerettet wurden. Oder die die Chance auf ein neues, besseres Leben bekamen. Immerhin wusste Naruto, dass der ältere Uchiha krank war und es war eher ausgeschlossen, dass diese Krankheit erst in einigen Jahren richtig ausbrach. Sie musste schon jetzt in dem Mann schlummern und Itachi war bei Weitem zu schlau, um dieses nicht zu wissen. So in seinen Gedanken versunken, bemerkte er erst sehr spät, dass wirklich jemand ihnen folgte. Er schaffte es gerade noch, sich gegen den kommenden Angriff zu wehren, auch wenn er in der Hitze des Gefechts keine wirkliche Chance hatte, den Angreifer zu erkennen. Er handelte einfach instinktiv und ehe er sich versah, zapfte er eben jene Quelle an, die er besser unberührt gelassen hätte. Sakura war es schließlich, die das kurze Aufflackern des hellen Lichts bemerkte. Die den Mantel aus Chakra sah, der ihn schnell einhüllte. Naruto selbst bekam es jedoch gar nicht mit, nicht einmal als sie wie angewurzelt stehen blieb und ihn anstarrte, als wenn sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte. “Naruto… was?” Erst jetzt bemerkte auch er es und ihm entfloh ein Ton, der schon fast weinerlich war. Aber gerade hatte er keine wirkliche Zeit dafür. Seine Teamkameradin ignorierend, unterbrach er den Fluss des Chakras und konzentrierte sich voll und ganz auf seinen Gegner. Nun wo es eh schon zu spät war, musste er sich auch kaum zurückhalten. Sein Glück war dabei eindeutig, dass er es mit Genin zu tun hatte, die ihm nicht gewachsen waren. Sein Rasengan reichte vollkommen aus, um den Gegner außer Gefecht zu setzen. Erst dann blickte er sich um und sah, dass auch Sasuke nicht in Schwierigkeiten war. Während er den ausgeschalteten Ninja durchsuchte, nickte er Sakura zu sich. “Behalte es bitte für dich… ich erkläre es dir, wenn die Zeit reif dafür ist. Aber bis dahin, bitte schweig über das was du gesehen hast!” Naruto konnte das Misstrauen in ihren Augen sehen, die Unsicherheit, ob es wirklich angebracht war über das was sie gesehen hatte zu schweigen. Letzten Endes wurde ihr Blick aber deutlich weicher und sie nickte leicht. Das war in Narutos Augen schon fast zu leicht gegangen, aber er hoffte wirklich, dass sie ihr Wort halten würde. In den vergangenen fünf Tagen waren sie immerhin durchaus enger aneinandergewachsen, sie kannten sich besser und vertrauten einander mehr wie je zuvor. In Narutos Augen war dieses auch klar eine Wendung die er begrüßte. Wenn er wirklich sich von nun an zusammenreißen wollte, versuchen wollte diese Menschen als jene zu sehen, die er wieder für sich gewinnen und auch retten wollte, dann musste er sofort damit beginnen. Es gab keinen anderen Weg, jede Verzögerung würde nur ein weiteres Hindernis darstellen, sich diesen Menschen zu öffnen. “Kommt her, wir haben Glück!”, rief Sasuke sie schließlich und hielt die gesuchte Schriftrolle hoch, so dass sie diese sehen konnten. Naruto fiel bei diesem Anblick eindeutig ein Stein vom Herzen. Für einen Augenblick hatte er sich wirklich Sorgen gemacht, dass sie an dieser Aufgabe scheitern würden. Wenn das mit den Ketten stimmte, war gerade die nächste Prüfung verdammt wichtig. Für Neji und auch für Gaara, den er gerne wieder zu einem Freund haben wollte. Der Jinchūriki brauchte diese Erfahrung, um seinen eigenen Weg finden zu können. Nicht umsonst hatte man ihm stets die Gabe angedichtet, die Menschen um ihn herum verändern zu können. Gaaras erster Schritt lag eindeutig in der zweiten Prüfung, der Erfahrung, jemanden schützen zu wollen, auch wenn dieser versagt hatte.         *** Als sie mit den beiden Schriftrollen endlich den Turm betraten, war Naruto sehr erleichtert. Zwar wusste er, dass es bis zur nächsten Prüfung nicht mehr lange dauern würde, aber dass sie heile aus dem Wald gekommen waren und trotz der unbeabsichtigten Änderungen es dennoch geschafft hatten beide Rolle zu bekommen, nahm ihm einiges an Last ab. Nun deutlich entspannter stand er zwischen den beiden anderen und nahm die Rolle entgegen, die er öffnen sollte. Er wusste was ihn erwartete, dennoch wurde ihm ganz warm ums Herz, als Sasuke ihnen zu rief, dass sie die Rollen wegwerfen sollten. Ganz gleich was auch zwischen ihnen falsch gelaufen war, Naruto hatte Sasukes Intelligenz gleichsam verachtet, wie sie bewundert. Es gab vermutlich keine Situation, die seine beiden Teamkameraden nicht mit reiner Logik in den Griff bekommen konnten. Etwas, was ihm letzten Endes oft den Hintern gerettet hatte, auch als es nur Sakura gewesen war, die ihn da hatte unterstützen konnte. Für diesen Moment zog er es aber vor, sich etwas in den Hintergrund zurück zu ziehen und die beiden vor sich zu betrachten. Es war so verdammt lange her, dass sie so vertraut miteinander gewesen waren. Er war so abgelenkt, dass er im ersten Moment nur am Rande wahrnahm, was Iruka ihnen erzählte. Naruto musste dabei sogar leicht lächeln. Er erinnerte sich wieder, wie er voller Energie seinem Lehrer vor Freude um den Hals gefallen war. So seltsam es sich anhörte, das lag in seinen Augen so weit zurück, dass man die Empfindungen die er deswegen verspürte, schon fast nostalgisch nennen konnte. “Gratuliere, Naruto!”, hörte er den Lehrer schließlich sagen und erst jetzt bemerkte Naruto, dass die anderen beiden ihn ebenso anschauten. Alles was Naruto tat, war leicht zu lächeln. In diesem Augenblick war er nicht einmal mehr wütend, dass Iruka Kakashi unter die Arme griff. Dazu war er einfach zu erleichtert. “So… was passiert nun?”, fragte er deswegen einfach, schon um diese Situation zu beenden. Er war voller Vorfreude auf die nächsten Kämpfe und er war sich sicher, dass die anderen die kurze Pause gebrauchen konnten. “Ich zeige euch euren Raum. Noch sind nicht alle Teams da und die Prüfung geht noch einige Stunden. Man wird euch Bescheid sagen, wenn ihr kommen müsst. Aber bis dahin erholt euch ein wenig!”, erklärte Iruka ihnen, ehe er sich abwendete und sie zu einer Tür führte, die man so nicht hatte sehen können. Sasuke war der erste der sich in Bewegung setzte, Sakura folgte ihm und am Schluss reihte Naruto sich ein. Wenige Minuten später waren sie dann in einem Aufenthaltsraum, wo sie sich hinsetzen konnten. Obwohl Naruto nicht sehr erschöpft war, ließ er sich auf einem der Sofas nieder, während Sasuke an das andere Ende des Raumes ging und durch das Fenster nach draußen schaute. Man sah, dass der Tag sich bereits verabschiedete, entsprechend würde es nicht lange dauern, bis man sie rufen würde. Sakura jedoch setzte sich neben ihn. Naruto kannte den Blick, den sie drauf hatte. Ein Mix aus Neugierde und Wissen, auch wenn er sich ziemlich sicher war, dass sie kein Bisschen von dem verstand, was sie gesehen hatte. Soweit Naruto sich erinnerte, wussten die beiden zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was genau in ihm lebte. Und genau aus diesem Grund schüttelte Naruto leicht den Kopf, um ihr zu signalisieren, dass die Zeit noch nicht reif dafür war. “Du würdest es noch nicht verstehen!”, sagte er ihr leise. “Es wird die Zeit kommen, wo du etwas erfährst, was es dir möglich macht, es zu verstehen.” Sakura sah nicht gerade zufrieden aus, aber Naruto konnte es nicht ändern. Er war dennoch dankbar, dass sie das Thema komplett fallenließ, aufstand und sich zu Sasuke gesellte. Auch wenn dieser sie nie beachtete hatte, sogar sie deutlich abgewiesen hatte, so fand er bewundernswert, wie tief ihre Gefühle für den Uchiha waren. Womit er erneut bei dem Punkt war, ob er nicht auch jemanden brauchte, der einfach zu ihm gehörte. Wenn er jetzt so darüber nachdachte, fragte er sich aber klar, wer dieses sein sollte. Er war eher nicht in der Lage, einen seiner Kameraden in dieser Rolle zu sehen. Sein Körper mochte nun auch so jung sein, sein Geist war es allerdings nicht und dieses war eindeutig abschreckend. Noch wusste Naruto auch nicht, welche Folgen seine Zeitreise haben würde. Kakashi hatte ihm ja nichts erklärt. Diese Gedanken von sich schiebend und mit dem festen Willen so bald wie es ihm möglich war Itachi aufzusuchen, schaute er zur der Tür. Dabei fiel ihm ein, dass es gar nicht so lange dauern würde, bis er dem älteren Uchiha gegenüberstehen würde. “Ich muss mir auf jeden Fall überlegen, wie ich diese Sache angehe. Ichkann kaum zu ihm sagen: ‘Hi ich bin aus der Zukunft, können wir reden?’”, erklärte er Kurama, welcher leise lachte. “Er würde dir kein Wort glauben!”, gab der Fuchsgeist zu, schien dabei aber seltsam entspannt. “Auf der anderen Seite, du hast ein Talent mit anderen umzugehen… folge einfach deinem Herzen, damit kannst du kaum etwas falsch machen!” In diesen Worten lag so viel Wäre, dass Naruto unweigerlich lächeln musste. Er hatte Kurama bei sich, das für sich war eine Erleichterung und wenn er es richtig machte, würde er schon bald einen weiteren Verbündeten an seiner Seite haben, welcher ihm helfen konnte die richtigen Wege einzuschlagen. Naruto erhoffte sich klar davon, dass sie den ganzen Krieg im Keim ersticken konnten. Eine Chance bestand, ganz gleich wie gering sie auch war. Als sich dann endlich die Tür öffnete und man sie heraus rief, war Naruto vollkommen entspannt. Was vor ihm lag konnte kaum schwerer sein wie die ersten Tage, in denen er sich an den Gedanken hatte gewöhnen müssen, sein ganzes Leben ein zweites Mal zu leben.Kurama hatte Recht, er brauchte Hilfe und er würde verdammt sein, wenn er den älteren Uchiha nicht auf seine Seite ziehen konnte!     08 let them all feel -------------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   08 let them all feel   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Langsam ließ Naruto den Blick über die Jōnin gleiten, die sich vor ihnen aufgebaut hatten. Alle waren da, auch wenn er Kakashi ignorierte, dieses Mal jedoch weniger wegen der Wut, die er nach wie vor wegen dem empfand, was der Shinobi getan hatte… oder tun würde. Es war wirklich kompliziert die richtige Zeitform zu wählen, wobei es nicht nur in seinen Gedanken ein Problem wurde, sondern auch auf der gefühlten Ebene. Dieser Kakashi war eben nicht sein Kakashi. Dieser Kakashi hatte noch keine dumme Entscheidung getroffen, die ihm die Hölle auf Erden bereiten würde und Naruto wollte alles daran setzen, dem Mann keinen Grund zu geben, doch diesen schmerzhaften Weg einzuschlagen. Aber jetzt gerade fixierte er den Otogakure Jōnin, welcher nahezu direkt hinter Iruka stand.   Orochimaru!   Groteskerweise musste Naruto zugeben, dass er diesen Mann mehr hasste, wie er derzeit Kakashi hassen konnte. Auch wenn der Sannin es nicht  geschafft hatte Sasuke zu beißen und damit diesem das Juin zu übertragen, war Naruto extrem unwohl bei dem Gedanken an diesen Mann. So ganz einschätzen konnte er ihn auch nach all den Jahren nicht. Es war nicht einfach mit Schuldzuweisungen um sich zu werfen, denn innerlich war ihm absolut bewusst, dass der Shinobi nur bedingt daran schuld war, wie Sasuke sich entwickelt hatte. Andere Dinge waren vorrangig geschehen, die die Saat gelegt hatten, Orochimaru hatte diese Saat lediglich zu einer starken Pflanze anwachsen lassen. Naruto hatte schließlich nicht vergessen, dass Sasuke selbst es gewesen war, der Orochimaru ausgeschaltet hatte. Auch wenn dieser nicht wirklich weg geblieben war.   Nein, das Problem lag eindeutig bei Sasuke selbst. Langsam ließ er den Blick wandern, um den jungen Uchiha ins Visier zu nehmen. Er fragte sich wirklich, ob das Fehlen des Juins einen Effekt haben würde. Ein zu großer Teil von ihm bezweifelte es irgendwie. Wenn er sich zurück erinnerte, wurde ihm bewusst, dass Sasuke nahezu allergisch darauf reagiert hatte, wenn Naruto stärker geworden war. Sasuke sehnte sich nach Macht, Macht um seinen eigenen Bruder zu töten.   „Ein verirrtes Kind!“, musste Naruto sich eingestehen, während er zu Kurama hinaufschaute, der faul seine Schweife bewegte. Sanft schwangen sie von einer Seite zur Anderen. Kurama war eindeutig entspannt.   „Er weiß es nicht besser!“, antwortete er schließlich und Naruto musste ihm absolut Recht geben. Itachi hatte seine Rolle gut gespielt, hatte all die Last auf seinen eigenen Schultern getragen und Sasuke ein Bild vermittelt, welches falscher wohl nicht sein konnte. Der Itachi dieser Zeit war vermutlich nicht einmal soweit, erkannt zu haben, wie falsch er damit gelegen hatte, alles im Alleingang zu machen.   „Da bin ich mir nicht so sicher. Es liegt lange genug zurück!“, unterbrach Kurama seinen Gedankengang.   „Vielleicht hast du Recht. Aber… ich habe ein ungutes Gefühl. Sasuke ist von dem Gedanken besessen, seinen Bruder töten zu müssen und den Clan wieder aufzubauen. Egal was ich mache, egal was ich versuche, ich habe einfach das Gefühl, dass nichts ihn erreichen kann!“   Naruto kannte den Uchiha gut, viel zu gut, nicht umsonst war es ihnen immer möglich gewesen, im Kampf eine Einheit zu bilden ohne große Worte verlieren zu müssen. Er wusste einfach, dass Sasuke nichts erreichen konnte, nicht in dem Zustand, in dem er sich derzeitig befand. Was zu einem wahren Konflikt führte, Sasuke war einer der Hauptpersonen, die Naruto unbedingt retten wollte. Ein weites Mal würde er es nicht überleben, seinen engsten Freund durch seine eigene Hand sterben zu lassen. Wenn das geschah, würde Kakashi gar nicht erst die Gelegenheit bekommen, auf dumme Gedanken zu kommen.   „Naruto…“, sagte Kurama sanft, die Schweife kamen zum Stillsand, während der Fuchs eindeutig mit seinen Worten zu ringen schien. „Du weißt von allen wohl am Besten, wie es ist aufzuwachsen, wie ihr es getan habt. Gib ihm Zeit. Kakashi hat dich nicht umsonst zurück geschickt. Hey! Du hast es sogar geschafft mir Ruhe zu geben und du weißt von allen wohl am Besten, was in mir rumort hat!“   Naruto lachte leise. „Ja… aber Sasuke ist speziell!“   Mit diesen Worten unterbrach er die Verbindung zu dem Fuchs, nicht weil er keine Lust hatte weiter zu reden, er wusste nur, dass Kurama keine weiteren Argumente finden würde. Er hatte Recht. Sasuke war speziell, der Uchiha hatte es auf emotionaler Ebene nie einfach gehabt. Nachempfinden konnte Naruto das nur bedingt. Er war immer alleine gewesen. Da war nie ein Bruder gewesen, in dessen Schatten er gestanden hatte, niemand, zu dem er aufgesehen hatte. Auch keine Eltern, die hohe Erwartungen gehabt hatten und diese überdeutlich gemacht hatten.   Er wusste nicht wie so etwas war, aber er wusste eindeutig, wie es tief in dem Uchiha aussah. Da mochte eine Menge Wut sein, aber noch tiefer fand man nichts weiter als einen jungen Shinobi, der vor allem Schmerz empfand. Schmerz über den Verrat und den Verlust, wobei Naruto sogar so weit ging, dass die verlorenen Eltern nicht an erster Stelle standen. Sasuke hatte wirklich zu Itachi aufgesehen, das war vermutlich auch der Grund, warum er letzten Endes, nachdem er die Wahrheit erfahren hatte, so den Bezug zu dem verloren hatte, was richtig und was falsch war. Auf Danzo los zu gehen war eine Sache, ganz Konoha auslöschen zu wollen eine ganz andere. Damit hatte Sasuke sich auf Danzos Ebene begeben, er war bereit gewesen viele zu opfern, um ein Recht zu erreichen, welches im Grunde nur in Sasukes Kopf geherrscht hatte. Verstanden hätte Naruto eindeutig, wenn der Uchiha auf die Ältesten losgegangen wäre, zum Teil hätte er sogar verstanden, wenn Sasuke die Strukturen in Konoha angegriffen hätte, aber alles was darüber hinausging war schlicht und ergreifend falsch gewesen.   Naruto ignorierte vollkommen, was um ihn herum geschah. Hiruzens Rede zur wahren Bedeutung dieser Prüfungen hatte ihn schon beim ersten Mal nicht sonderlich begeistert. Dazu kam, dass er heute vermutlich noch deutlicher verstand was die Worte bedeuteten, wie alle anderen die anwesend waren. Niemand hatte den Krieg erlebt, den Naruto erlebt hatte. Womit sein Blick doch noch zu Kakashi wanderte.   Kakashi hatte einen Krieg erlebt, einen schrecklichen, wenn man bedachte, was er dabei alles verloren hatte. Der Mann war damals sogar noch recht jung gewesen. Der Verlust, der keiner war, war so eine weitere Sache, die ihm Magenschmerzen bereitete. Er wusste wirklich nicht, wie er den Mann vorbereiten sollte. Egal was er getan hatte, Naruto fühlte sich einfach nicht wohl damit, ihn ins offene Messer laufen zu lassen. Sicher, es würden noch einige Jahre vergehen, bis Kakashi die schockierende Wahrheit über Obito Uchiha lernen musste, aber Naruto wusste genauso, dass es keinen leichten Weg in dieser Sache gab, Wenn er solche Dinge vor sich sah, verfluchte er Kakashi nur noch mehr. Warum hatte er ihn nicht wenigstens so zurück geschickt, wie er gewesen war. Unangenehm war die ganze Angelegenheit sowieso, als erwachsener hätte man ihm aber eindeutig eher Glauben geschenkt, wenn er mit der abenteuerlichen Geschichte daher kam, dass er aus der Zukunft war.   Bei dem Gedanken musste er doch innerlich bitter Lachen. Nein, niemand würde ihm einfach so glauben, man würde ihn auseinander nehmen, bis man keine andere Wahl hatte als ihm widerwillig Glauben zu schenken.   Erneut wanderte sein Blick zu Orochimaru, ehe er sich zu Kabuto umsah. Er wusste wirklich nicht was er nun unternehmen sollte, beide stellten eindeutig eine Gefahr dar, auch wenn Naruto kaum sagen konnte, wie akut sie war und was nun  passieren würde, wo Sasuke das Juin nicht erhalten hatte. Aber noch etwas wurde ihm mehr und mehr bewusst. Während er seinen Gedanken nachgehangen hatte, war das Gefühl selbst beobachtet zu werden mehr und mehr deutlicher geworden. Irritiert blickte er sich genauer um, bis er die Quelle für das störende Gefühl fand. Dass Hayate mittlerweile übernommen hatte, interessierte ihn dabei kein Stück.   Wachsame grüne Augen lagen auf ihm, musterten ihn Unverholen. Naruto konnte gar nicht anders, als eine seiner Augenbrauen nach oben wandern zu lassen. So angestarrt zu werden bereitete ihm Unbehagen, anders wie in seiner Kindheit, war es allerdings keine Abscheu die er erkannte, sondern Intelligenz. Sakura schien mit ihrem Blick regelrecht tief in seine Seele zu krabbeln, wo sie seine Geheimnisse an sich riss um sie auszuwerten. Natürlich war so etwas vollkommen undenkbar, aber das Gefühl wurde ihm dennoch vermittelt.   „Sie ist nicht dumm!“, meldete Kurama sich zu Wort.   „War sie nie!“, antwortete Naruto, ohne den Blick abzuwenden. „Aber ich glaube nicht, dass sie etwas weiß!“, fügte er schließlich selbstsicher hinzu.   Kurama schnaubte verächtlich. „Wissen? Nein. Wie denn auch? Sie hat absolut keine Ahnung, dass es mich gibt. Unterschätzen solltest du sie dennoch nicht. Sie spürt eindeutig, dass etwas da ist, was sie nicht versteht und verwunderlich ist das vermutlich auch nicht!“, erklärte er schon nahezu faul.   Naruto blickte den Fuchs vor sich an. „Wie… meinst du das? Sie kann nicht wissen was ich bin. Weder was dich angeht, noch die Tatsache, dass ich älter bin als wie ich derzeit aussehe!“   „Schon. Das kann sie nicht wissen. Was sie aber sicherlich weiß ist, dass du nicht der bist der du vorgibst. Du warst sorglos, Naruto. Dieses Mädchen mag jung sein, aber sie wird einmal zu der heranreifen, die du geschätzt hast. Unter anderem wegen ihrer Intelligenz. Immerhin hast du dich urplötzlich verändert. Anstatt laut und nervig zu sein und nichts auf die Reihe zu bekommen, bringst du plötzlich Ideen die sie dir gewiss nicht zugetraut hat. Und dazu kommt, dass sie dich vor kurzem gesehen hat. Sie mag es nicht verstehen, aber sie versteht eindeutig, dass da etwas ist was sie noch nicht weiß. Und sie wird verstehen, dass es von Bedeutung ist!“   Vielleicht hatte Kurama Recht. Naruto wusste es nicht und im Augenblick fiel es ihm noch unglaublich schwer, in diesem jungen Mädchen die Kunoichi zu sehen, die er kannte.   „Rede mit ihr… so bald wie es nur möglich ist. Sonst ist ihre Neugierde vielleicht das geringste Problem das du hast!“, riet Kurama ihm.   Er hatte Recht. Naruto wusste es durchaus. Wenn Sakura unsicher wurde, redete sie vielleicht mit jemanden über das, was sie gesehen hatte. Im schlimmsten Fall war das Kakashi, der ihm schon jetzt kaum in Ruhe ließ. Aber egal wie wichtig es auch sein mochte, diese Sakura würde es nicht verstehen. Tief in sich wusste Naruto, dass ein Teil sich fürchtete, dass ihre Verbindung zueinander zerstört wurde, wenn sie die Wahrheit erfuhr. Selbst wenn es nur ein Teil dessen war, was er zu erzählen hatte. Diese Sakura war ihm immer ein Rätsel gewesen.   Er musste aber auch zugeben, dass die junge Sakura anders war als jene, die ihn so lange begleitet hatte. Natürlich waren Eckdaten gleich, aber trotzdem hatte Naruto das Gefühl, dass diese Sakura reifer war, wie die, die er in seinen Erinnerungen an ihre jungen Jahre hatte. Man sah es schon daran, das sie trotz ihrer Gefühle Sasuke nicht mehr so auf die Pelle rückte.   Sakura!“, sagte er schließlich leise, während er den Blick wieder nach vorne richtete. „Ich habe dir ein Versprechen gegeben… ich halte mich daran, also bitte zeige Geduld!“ Damit hatte sich die Sache in seinen Augen vorerst erledigt. Wenn die Zeit reif war, würde er sie einweihen und damit sein Versprechen einlösen. Weit wichtiger war allerdings erst einmal, Hilfe zu finden und dafür war seine Teamkameradin eindeutig noch zu jung. Sie mochte Intelligent sein, aber ihr fehlten eindeutig die Erfahrungen, die Itachi gemacht hatte. Sie war wirklich die Falsche, um ihm aushelfen zu können, ganz gleich was für gute Ideen in ihrem intelligenten Köpfchen auch entstehen konnten, wenn er auf sie baute. So leid es ihm tat, sie musste eindeutig warten.   Mit diesen Gedanken konzentrierte er sich wieder vollkommen auf die Jōnin vor ihm, in der Hoffnung doch Lösungen finden zu können. Schließlich war die Masse an Problemen derzeit nicht ohne. Es gab genug Material, um das er sich kümmern musste.     ***     Eine ganze Weile später stand Naruto auf der Empore.   Es war vermutlich nicht verwunderlich gewesen, dass Kabuto erneut ausgestiegen war. Anders war aber eindeutig gewesen, dass es keinen Aufstand deswegen gegeben hatte. Eigentlich hatte kaum einer reagiert. Naruto wusste, dass es vor allem daran lag, dass sie dem Spion dieses Mal aus dem Weg gegangen waren. Dennoch war es eher verwunderlich, dass dieses Ereignis sich nicht verändert hatte. Naruto fragte sich wirklich was der Grund war.   Was eindeutig weniger gut verlaufen war, war der Kampf zwischen Uchiha Sasuke und Akado Yoroi. Sicher, Sasuke hatte letzten Endes die Oberhand gewonnen und damit sich den Sieg geholt, aber Naruto hatte auch erkennen können, dass Sasuke mehr Schwierigkeiten gehabt hatte. Er wusste, dass es an dem fehlenden Juin lag. Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie es Sasuke für einen kurzen Moment übernommen hatte. Nun aber war da nichts, was ihm einen Energieschub hätte geben können, womit Sasuke den Fähigkeiten seines Gegners fast unterlegen gewesen war.   Das war nicht gut! Absolut nicht gut!   Sasuke war viel zu fixiert darauf, mehr Macht zu erlangen. Ihn so heftig spüren zu lassen wie schwach er derzeit noch war, förderte sicherlich die Wut und damit den Weg, den der Uchiha zwangsläufig einschlagen musste. Naruto war sich dessen mittlerweile recht sicher, das Juin war wie Orochimaru auch nur ein kleiner Tropfen dessen, was Sasuke bewegt hatte. Wie Recht er mit der Annahme hatte, hatte er nach dem Kampf gesehen. Obwohl Sasuke gewonnen hatte, war er alles andere als zufrieden gewesen. Naruto konnte die negativen Gedanken regelrecht sehen, die sich tief in dem jungen Shinobi eingenistet hatten. Was aber genauso ungünstig war, war die Tatsache, dass Orochimaru nach wie vor Interesse an dem Uchiha zu haben schien. Naruto hatte sich auf den Mann konzentriert, es war alles andere als angenehm mitzuerleben, wie dieser mehr und mehr auf Sasuke fixiert zu sein schien. Er wusste einfach, dass sein Eingreifen letzten Endes wenig bewegen würde, wenn der Mann Sasuke irgendwelche Flöhe ins Ohr setzte. Wenn man dieses Interesse bedachte, würde es sicher nicht lange dauern, bis Orochimaru einen weiteren Versuch startete, dem Uchiha nahe zu kommen.   Diese Dinge hatten die darauf folgenden Kämpfe eindeutig an Naruto vorbeiziehen lassen. Je mehr Zeit verstrich, umso unentschlossener wurde er aber auch. Ein Teil von ihm wollte dem erneuten Kampf mit Kiba aus dem Weg gehen. Er hatte auch so heftige Schwierigkeiten, sich so massiv zurückzuhalten, zu wissen was passieren würde – oder sollte – machte es aber noch schlimmer. Dazu kam, dass er sich langsam wirklich unausgeglichen fühlte.   Wie so oft ließ er den Blick schweifen. Ein Kampf mit einem der Jōnin würde ihn vermutlich ein wenig mehr fordern. Aber das Problem blieb, dass niemand über ihn Bescheid wusste. Auf lange Sicht – dessen war er sich bewusst – konnte ihm aber niemand hier ein wirklich gutes Training geben. Vermutlich war Bee einer der wenigen, womit sich ein netter Trainingskampf wirklich lohnen würde. Aber wie bei allem war auch da die Schwierigkeit, dass dieser ihn nicht kannte. Und vielleicht nie so kennen lernen würde, nun wo der Grund wegfiel. Er brauchte keine Hilfe mehr um Kurama zu bändigen, sein Fuchs und er waren bereits eine Einheit, ganz gleich wie unbekannt dieses auch war. Bis diese Zeit kommen würde, verging aber erneut viel zu viel Zeit und bis dahin würde Naruto vermutlich den Verstand verloren haben.   „Wenn du weiter so abgelenkt bist, wird Sakura verlieren!“, warnte Kurama ihn plötzlich.   Im ersten Moment war Naruto wirklich verwirrt, doch als er erkannte was gerade vor ihm geschah, flossen die Worte wie von alleine aus seinem Mund. Dass Sakura verlor, wollte er nicht, ein Unentschieden war da doch die bessere Lösung. Zwar wusste er nicht, wie dieser Kampf die junge Kunoichi beeinflusst hatte, sein Gefühl sagte ihm aber klar, dass es ein Teil des Ganzen gewesen war. Sakura würde sich entwickeln und Naruto wollte wirklich nicht, dass dieses wegen irgendetwas aufgehalten wurde.   Kurama lachte vergnügt.   „Dir ist bewusst, dass nur noch zwei Kämpfe folgen?“   Etwas dümmlich blickte Naruto Kurama an, ehe ihm bewusst wurde, auf was der Fuchs dort ansprach. Sicher, Temari und Tenten waren als nächstes dran und dann folgte Shikamarus Kampf. Es waren nur noch zwei Kämpfe, ehe er gegen Kiba antreten musste.   „Du solltest antreten, Naruto!“   Naruto war unsicher. Erst vor kurzem war ihm ein grober Fehler unterlaufen. Sein Blick wanderte zu Sakura, die nach wie vor das Bewusstsein nicht zurückerlangt hatte. Ein Fehler, der die Neugierde seiner Teamkameradin auf sich gelenkt hatte. Weitere Fehler dieser Art konnte er sich nicht erlauben.   „Was – was würde es mir bringen?“, fragte er schließlich. Er hatte wirklich keine Idee, warum dieser Kampf wichtig sein sollte. Kurama allerdings blickte ihn nur an, der Blick wurde ein wenig weicher, ehe er ein langes Seufzen hören ließ.   „In erster Linie würde es deinen Kopf außer Gefecht setzen, Naruto. Du machst dir viel zu viele Gedanken. Generell nicht unbedingt etwas schlechtes, aber wie ich schon sagte: manche Dinge kannst du nicht beeinflussen. Sie geschehen, also höre auf zu versuchen eine Lösung zu finden. Und der zweite Grund, dieser Kampf sorgt dafür, dass man beginnt dich ernst zu nehmen. Außerdem glaube ich, dass gerade Kiba eine Herausforderung sein kann. Sicher, er ist jung, aber er passt sich an. Ein Kampf zwischen euch kann anders werden als es beim ersten Mal gewesen ist!“   Naruto bezweifelte, dass Kurama Recht hatte. Eher glaubte er, dass er die Kontrolle verlor und mehr zeigte als er sollte.   Dass der Fuchs aber wohl mehr im Sinn gehabt hatte, als ihm gut zu zureden, zeigte sich, als Kakashi ihn plötzlich anschubste und zu der Tafel deutete. Er war so abgelenkt gewesen, dass er wirklich nicht mitbekommen hatte, dass er an der Reihe war. Genauso wenig wie er mitbekommen hatte, dass Sakura wieder wach war und ihn genauso interessiert und durchdringend musterte, wie noch vor kurzem. Was ein sehr unangenehmes Gefühl war. So in die Enge getrieben hatte er aber auch kaum eine Wahl, als es auf einen Versuch ankommen zu lasen. Vielleicht behielt Kurama Recht und Kiba gab ihm etwas zu tun. Und selbst wenn nicht… Kurama konnte nicht entfliehen und egal wie die Lage derzeit war. Naruto würde sich nicht abhalten lassen, dem dummen Fuchs auf die Nerven zu gehen, wenn er Recht behalten sollte.     ***     Das Naruto unaufmerksam war, war eine Tatsache, die Kakashi eher weniger mit dem jungen Ninja in Verbindung brachte. Vor einer Weile noch, hätte er vermutlich anders gedacht, damals, als er nur nach den Aufzeichnungen gegangen war und dessen, was sich so im Dorf ereignet hatte. Aber in der Zwischenzeit hatte er eindeutig einen jungen Ninja kennen gelernt, den er nicht wirklich kannte und der ihm mehr zu denken gab, als er es sich je hatte erträumen können.   Die Verantwortung für ein junges Genin Team zu übernehmen, war gewiss nicht ohne. Kakashi war sich dieser Verantwortung bewusst gewesen, er hatte aber auch nicht wirklich daran geglaubt, dass ein Team es schaffen konnte seinen Test zu bestehen. Bis er dieses Team vor sich gehabt hatte. Seltsam war aber klar die Dynamik die hier herrschte und in dieser Auswahlprüfung schien sie sich noch einmal verschoben zu haben.   Zum einem war da Sasuke, der mehr als wütend zu sein schien, solche Schwierigkeiten in seinem Kampf gehabt zu haben. Der Uchiha war verblendet von dem Gedanken seinen Bruder töten zu müssen und die eher langsamen Fortschritte sorgten nicht dafür, dass Sasuke noch viel Geduld übrig hatte. Diese Entwicklung verwunderte Kakashi eher weniger.   Dann war da noch Sakura, die sich wirklich entwickelt hatte. Kakashi dachte da nicht nur an ihren Kampf mit Ino. Sie war verbissen gewesen, unwillig sich kampflos aufzugeben und damit hatte sie eindeutig bewiesen, dass sie nicht zwingend das dritte Rad am Wagen sein musste. Sasuke und Naruto mochten ihr im Kampf Meilen voraus sein, aber sie holte eindeutig mit Willen und Ehrgeiz auf. Was ihn eher überrascht hatte, war die Tatsache, dass die junge Kunoichi Naruto nahezu die ganze Zeit angestarrt hatte. Kakashi wusste, dass sie ihre Zuneigung für Sasuke nicht verloren hatte und er wusste genauso, dass ihr Interesse eine andere Bedeutung hatte. Aber wie so oft wusste er absolut nicht, was vorgefallen war, um Sakura so auf Naruto zu fixieren. Es war seltsam und doch sehr angenehm. Im Grunde fehlte nun nur noch Sasuke, damit dieses Team gut zusammenwachsen konnte. Er mochte mit Naruto schnell eine Einheit im Kampf bilden können, aber Teams waren mehr wie funktionierende Einheiten, die sich sonst nicht umeinander scherten.   Wer aber – wieder einmal – seine Aufmerksamkeit am Meisten auf sich lenkte, war Naruto selbst. Irgendwie schien der Junge tief in Gedanken versunken zu sein. Kakashi hatte jedenfalls nicht das Gefühl, dass er hier anwesend war. Körperlich, ja! Geistig eher nicht. Kakashi konnte auch nicht leugnen, dass er sich mit jedem Tag mehr fragte, was genau er da übersah. Sein Bauchgefühl lief einfach Amok, er wusste dass da etwas war.   Bestätigt wurde er darin ja auch am laufenden Band, wie in diesem Augenblick, wo Naruto endlich runter gegangen war und Kiba seltsam ruhig und aufmerksam gegenüberstand. Instinktiv schenkte Kakashi Iruka einen Blick, der wohl nicht minder verwundert war, wenn die gerunzelte Stirn auch nur ansatzweise ein Indikator war. Das Mysterium Uzumaki Naruto schien somit wirklich nicht nur bei ihm im Kopf vorhanden zu sein.   Hayate gab das Zeichen zum Starten.   Wie nicht anders zu erwarten, griff Kiba sofort an. Was hingegen deutlich überraschender war, Naruto rührte sich nicht vom Fleck. Ganz im Gegenteil. Kakashi glaubte etwas in dem Blick des Jungen zu sehen, was ihn genauso verwirrte wie die Dinge die zuvor passiert waren. Naruto lächelte und sah so aus, als wenn er wirklich Freude empfand. Kakashi verstand es nicht. Was er aber genauso deutlich erkennen konnte war, dass Naruto keineswegs mit voller Wucht getroffen wurde, auch wenn er einige Meter zurück schlitterte. Es war nur eine kleine Bewegung gewesen. Eine, die ein Genin sicher nicht ausmachen konnte, dennoch war Kakashi sich sicher, dass Naruto sich für den Aufprall gerüstet hatte, auch wenn Kiba ein ziemliches Tempo drauf hatte.   „Hat er wirklich gerade die Kraft umgewandelt, die Kiba benutzt hat?“, fragte Guy ihn plötzlich. Kakashi nickte leicht. „Seit wann kann er das?“, wurde er weiter gefragt. „Ich habe ehrlich keine Ahnung!“, gestand der Jōnin, ohne den Blick von dem Paar in der Kampfarena abzuwenden.   Kakashi wusste wirklich nicht, zu was Naruto in der Lage war. Er wusste durchaus, dass es mehr war als er zeigte, aber er konnte seinen Schüler nicht wirklich einschätzen. Naruto verstellte sich, hier verhielt es sich nicht anders, denn Kakashi ahnte seit dem Glöckchentest, dass Naruto ihn mit Leichtigkeit ausschalten konnte. Bisher war er immer gut darin gewesen, seine Gegner richtig einzuschätzen und auch wenn Naruto kein Gegner, sondern sein Schüler war, so hatte er bei dem Test schnell ihm gegenüber den Gedanken abgelegt, dass er lediglich ein untrainierter Genin war.   Naruto strahlte einfach etwas aus, was kein Genin leisten konnte. Kakashi wollte dieses Rätsel unbedingt lösen, auch wenn er keinen Schimmer hatte, wie er das anstellen sollte. Dieser Junge war ein Buch mit sieben Siegeln!   „Komm schon, Kiba! Du kannst mehr!“, hörte man schließlich Naruto sagen. Erneut musste man neidlos anerkennen, dass der Uzumaki die Ruhe in Person war. Er schien die Situation absolut im Griff zu haben und keinerlei Zweifel zu hegen.   Wie ein kampferfahrener Shinobi welcher wachsam die Situation analysiert! Schoss es Kakashi durch den Kopf. Grotesk und doch gab es keinen Zweifel daran, dass Naruto keine Angst vor Kiba hatte, ihn sogar anstachelte, mehr aus sich herauszugehen und sein volles Potential zu zeigen. Ein Schachzug, der im Kampf einem das Leben kosten konnte, wenn man keine Ahnung hatte, mit wem man es zu tun hatte.   Und genau das war der Knackpunkt. Wie beim Glöckchentest und wie bei dem Kampf auf der Brücke, beschlich Kakashi erneut das Gefühl, dass Naruto sehr wohl wusste mit was er es zu tun hatte. Fast so, als wenn er genau vorhersagen konnte, was passierte. Was ihn erneut daran denken ließ, wie Naruto teilweise die Dinge bereits beim Namen genannt hatte, die Kakashi nicht einmal angedeutet hatte. Es kribbelte regelrecht in ihm drinnen, er fühlte sich zum ersten Mal seltsam neugierig und begierig etwas zu durchschauen. Etwas was er absolut nicht verstehen konnte.   Sein Blick zuckte kurz zu seinen beiden anderen Schülern. Sasuke starrte verbissen in die Arena hinunter, die Hände waren zu Fäusten geballt, die Zähne gruben sich leicht in die Unterlippe. Wut beherrschte den Uchiha ganz deutlich. Sakura hingegen schien nicht minder aufmerksam das Geschen zu verfolgen, wie Kakashi es tat. Ihr Blick hing nahezu auf ihren Teamkameraden, ein Umstand, den Kakashi vor einer Weile noch für undenkbar gehalten hatte. War es nicht deutlich gewesen, dass Sakura Naruto nicht ausstehen konnte? Jetzt war davon allerdings nichts mehr zu sehen.   Als er den Blick wieder zu den beiden Kontrahenten schweifen ließ, kämpften Akamaru und Kiba zusammen. Naruto hingegen schien nichts anderes zu tun, als den Angriffen auszuweichen. Kakashi konnte klar erkennen, wie Naruto die Bewegungen des Gegners las, wie er bereits reagierte, bevor Kiba wirklich bewusst seine Bewegungen ausführte. Das hier war eindeutig ein unausgeglichener Kampf, auch ohne dass viel passiert war, war Kakashi sich sicher, dass Kiba keinerlei Chance hatte.   „Hör endlich auf auszuweichen!“, regte Kiba sich schließlich auf.   Etwas huschte über Narutos Gesicht, was Kakashi eindeutig eine Gänsehaut verursachte. Die Dynamik veränderte sich. Deutlich. Naruto wich nicht mehr nur aus, Kunais flogen, Shuriken und sein geübtes Auge konnte klar erkennen, wie der Uzumaki regelrecht durch die Arena tanzte, keinem Angriff des Duos eine Chance gab. Naruto machte ernst, anders konnte man das was da geschah kaum nennen. Es war ein Spiel eines überlegenen Gegners der sich seiner Überlegenheit auch deutlich bewusst war. Kakashi erschauderte.   „Wann bitte ist er so gut geworden?“, fragte Guy neben ihm fassungslos. Kakashi antwortete nicht. Was hätte er auch sagen sollen? Er wusste die Antwort nicht. Von dem Schüler, der in der Akademie nicht einmal einen einfachen Doppelgänger, geschweige denn eine Verwandlung hinbekommen hatte, war jetzt absolut nichts mehr zu sehen. Diese Art von Kampf war es, die untrainierte Ninjas eher als langweilig empfanden, aber in diesem Fall war es nahezu tödlich still in der Arena. Niemand sagte etwas, man hatte schon fast das Gefühl, als würde niemand es auch nur wagte zu atmen und damit Narutos Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.   Nun… mit einer Ausnahme.   Der Ninja aus Sunagakure schien innerlich aufgeheizt zu sein. Die Aura die von diesem Jungen ausging, war beängstigend und seltsam vertraut. Kakashi erinnerte sich nur zu gut an diese eine Nacht vor nicht einmal 13 Jahren, als er Kyūbi deutlich gespürt hatte, noch bevor dieser angegriffen hatte. Was von dem Jungen ausging war ähnlich und doch vollkommen anders.   Diese Erinnerung lenkte sein Interesse wieder auf das, was unterhalb der Empore geschah. Von Naruto war nie so etwas ausgegangen, wie von dem Jungen aus Sunagakure. Naruto wirkte im Gegensatz zu ihm wie die Ruhe selbst, selbst dann, wenn Kakashi genau sagen konnte, dass Naruto alles andere als ruhig war. Es hatte genug Gelegenheiten gegeben, wo er sich dessen hatte vergewissern können. Noch immer hatte er keine Ahnung was Naruto gegen ihn hatte, oder woher er ihn überhaupt hatte, klar war aber dennoch, dass da etwas war, was ihm vorenthalten wurde.   Kiba ließ eine Rauchbombe fallen und im gleichen Augenblick blieb Naruto stehen, als wenn es ihn nicht kümmerte, dass der dicke Rauch ihn langsam einhüllte. Instinktiv schob Kakashi sein Stirnband nach oben. Mit dem Sharingan kam er hier eindeutig weiter.   Erneut griff Kiba an, verließ sich ganz offensichtlich auf seine feine Nase, für welche die Inuzukas bekannt waren. Kakashi konnte klar verfolgen, wie der Junge mit seinem Hund angriff, was seine Aufmerksamkeit aber deutlich mehr in den Bann zog, war das, was er fühlen konnte. Etwas hatte sich verändert, Naruto hatte sich deutlich verändert und Kakashi kannte dieses Gefühl. Er war damit schon einmal in Berührung gekommen.   Geschickt wich Naruto dem Angriff aus, ehe er sich herumdrehte und zum Gegenangriff startete. Die Luft schien aufgeheizt, fast als wäre die Temperatur plötzlich um einiges nach oben geschnellt. Kakashis Augen verfolgten den geschmeidigen Bewegungen, er sah das leichte Zögern, ehe Metall auf Metall traf. Man musste Kiba wirklich eingestehen, dass er sich nicht einfach so unterbekommen ließ.   Zum ersten Mal tauchten die beiden aus der Wolke aus dickem Rauch wieder auf.   Das erste was Kakashi bemerkte, war Kibas nahezu verbissener Gesichtsausdruck. Kakashi konnte es ihm nicht verübeln, der Junge musste deutlich fühlen, dass er Naruto unterlegen war und vermutlich fragte er sich, warum dieser regelrecht mit ihm zu spielen schien. Das zweite – und weitaus Wichtigere – was er bemerkte, war Naruto selbst. Der junge Shinobi schien am Anfang des Kampfes durchaus so etwas wie Vorfreude empfunden zu haben, wirklich etwas übrig war davon jetzt allerdings nicht mehr. Er war ruhig, fast schon zu ruhig und was Kakashi am Meisten traf, war das nahezu emotionslose Gesicht des Jungen. Nein, wenn er genauer hinsah, war es nicht komplett emotionslos. Etwas war da, etwas was Naruto scheinbar versuchte mit aller Macht zu unterdrücken.   Wenn Kakashi seinen Blick schweifen ließ, waren die Reaktionen um ihn herum fast identisch. Nur wenige Ausnahmen gab es. Guy starrte die beiden Kämpfenden an, als wenn er nicht wirklich sich entscheiden konnte, was genau er fühlen sollte. Kakashi konnte es ihm nicht verdenken, er selbst wusste es auch nicht, Naruto wurde immer mehr zu einem Rätsel, bei dem man sich nicht wirklich sicher war, ob man es lösen wollte, oder lieber so viel Abstand wie nur möglich dazu nehmen wollte. Die restlichen Jōnin schienen aufmerksam zu sein, aber nicht minder verwundert, wie ein so junger Shinobi derart… erfahren sich bewegen konnte.   Dann war da noch Iruka, dessen Falten auf der Stirn immer tiefer zu werden schienen. Ein Ninja aus Otogakure, der fast schon begeistert wirkte, Sakura, die noch immer aufmerksam und neugierig alles verfolgte, Sasuke, dessen Wut langsam Grenzen erreichte, die Kakashi kaum noch ausblenden konnte und der Junge aus Sunagakure, dessen Aufregung mehr und mehr stieg. Die Genin selbst starten einfach nur. Ja, sie alle konnten es fühlen, die Kraft die von Naruto ausging welche ihn ihnen weit überlegen machte. Jeder fühlte es, entsprechend war es kein Wunder, dass es – abgesehen von den Kampfgeräuschen – vollkommen still in der Arena war.   Nicht zum ersten Mal fragte Kakashi sich, wer Uzumaki Naruto wirklich war. Welches Geheimnis den Jungen umgab und wie er dieses lüften konnte.   Dann schien alles ganz schnell zu gehen. Kiba versuchte ein weiteres Mal die Oberhand zu gewinnen, aber scheinbar hatte Naruto seine Grenzen erreicht. Geschickt wich er dem Angriff aus, indem er einen minimalen Schritt zur Seite machte, aber noch während Kiba diese Information verarbeitete, wirbelte der blonde Shinobi herum und riss Kiba energisch zu Boden. Ein Kunai an der Kehle besiegelte das Schicksal des Jungen.   Obwohl offensichtlich war, dass der Kampf vorbei war, reagierte niemand. Es dauerte einige Sekunden, bis Hayate sich weit genug gefangen hatte. „Sieger ist Uzumaki Naruto!“, kündigte er an und zeitgleich richtete dieser sich auf und ließ sein Kunai zurück in die dafür vorgesehene Tasche gleiten. Kakashi musterte den Jungen weiter, er schien vollkommen aus dem Gleichgewicht zu sein. In seinen Augen spiegelte sich so viel Schmerz wieder, dass Kakashi kaum nachvollziehen konnte, was genau gerade geschah. Irgendetwas stimmte hier nicht.   Dann verfolgte er mit den Augen die Schritte des Jungen, wie er langsam die noch immer totenstille Arena verließ und nach draußen verschwand.   „Wie zum Teufel hast du den Jungen trainiert?“, fragte Guy schließlich, nachdem Naruto bestimmt schon fast eine Minute verschwunden gewesen war und noch immer alle in einer regelrechten Starre zu sein schienen. Nur langsam kam wieder Bewegung in die Zuschauer, man machte sich bereit den nächsten Kampf auszulosen. Kakashi jedoch zog sein Stirnband wieder nach unten und richtete sich auf. „Das ist nicht mein Verdienst!“, brummte er gelassen, ohne den Blick von der Tür abzuwenden, durch die sein Schüler gerade verschwunden war.   „Ich habe keine Ahnung was genau ich hier vor mir habe, Fakt ist aber klar, dass Naruto nicht so ist, wie wir alle immer gedacht haben. Er kann mehr, noch viel mehr als er es hier gerade gezeigt hat.“ Amüsiert schüttelte er den Kopf. „Kiba kann einem leid tun, Naruto hat sich nicht wirklich angestrengt. Ich habe Naruto kämpfen sehen, ich weiß da ist etwas, was wir alle übersehen. Um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht einmal sicher, ob einer der hier anwesenden diesem Jungen etwas entgegenzusetzen hat!“   Auch wenn sein Freund und Rivale ihn mit offenem Mund anstarrte, Kakashi fühlte einfach, dass Naruto sehr viel verbarg. Nicht nur in dem Kontext was geschehen war, sondern vor allem was sein Können anbelangte. Kakashi war verwirrt, aber vor allem war er auch verdammt neugierig herauszufinden, zu was der Junge alles in der Lage war. Er wollte es unbedingt mit eigenen Augen sehen.   „Ich werde nach ihm sehen!“, sagte er schließlich leise, schob die Hände in seine Taschen und setzte sich in Bewegung. Ja, er würde nach Naruto sehen. Der junge Shinobi hatte seltsam gewirkt, als wenn er in einem Konflikt wäre und irgendetwas in Kakashi fühlte sich verantwortlich dafür, den Jungen aus dieser Lage herauszuhelfen. Und so wanderte er die Empore entlang, ehe er gemächlich die Stufen hinab stieg und ebenfalls durch die Tür verschwand, durch welche Naruto vor wenigen Minuten ebenfalls verschwunden war. 09 the pain inside ------------------ ―—————————————————————————―—————————————————————————   09 the pain inside   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Als Kakashi durch die Tür trat, musste er nicht nach Naruto suchen. Der Junge hatte sich nur wenige Schritte entfernt und lehnte sich schwer gegen die Wand. Seine Hände hatten sich in die blonden Locken gegraben und er schien immer wieder etwas vor sich hin zu murmeln. Kakashi zog es das Herz zusammen. Er musste die Worte nicht verstehen um zu erkennen, dass dieser Junge gerade einer Verzweiflung ziemlich nahe war. Der Drang, dieses Geheimnis endlich zu lösen wurde immer größer.   Trotzdem bewegte der Jōnin sich nicht von seinem Platz weg, sondern wartete. Er war niemand, den Naruto an sich ran ließ, wäre es anders, würde die Neugierde ihn schier auffressen. Aber in diesem Moment war es eindeutig mehr wie bloße Neugierde. Ein Teil von ihm schämte sich in diesem Augenblick ganz entschieden, dass er sich nie um den Sohn seines Sensei gekümmert hatte. Auch wenn er wusste, dass er damals selbst viel zu jung gewesen war, um die Verantwortung für den Jungen zu übernehmen.   Außerdem war er vermutlich nicht viel besser wie alle anderen. Zumindest am Anfang war es ihm schwer gefallen, in Naruto nicht den Grund für seinen Verlust zu sehen. Er hatte an Minato gehangen, dem einzigen Menschen, der ihm noch erhalten geblieben war. Erst im Laufe der Zeit hatte der Verstand über die verletzten Gefühle gesiegt.   Nach einer Weile endete das Murmeln, trotzdem blieb Naruto in dieser eigenartig verzweifelten Haltung stehen. Kakashi räusperte sich leise, um auf sich aufmerksam zu machen.     ***     Naruto hatte raus gemusst. Er brauchte dringend Luft und vor allem musste er endlich vor dem Anblick flüchten, den Kiba ihm bot. Ohne es zu wollen, hatten sich Bilder vor ihm abgespielt, die er ganzgewiss nicht sehen wollte. Kiba so lebendig zu sehen, so energisch und stur in seinem Bestreben ihn zu besiegen, hatte ihm Erinnerungen geschickt, wie Kiba das letzte Mal ausgesehen hatte, als er ihn gesehen hatte. Kein wirklich schöner Anblick.   In einer verzweifelten Geste versuchte er diesen Dämon seiner Vergangenheit aus seinem Kopf zu vertreiben, auch wenn ihm dabei keineswegs entging, dass er mittlerweile nicht mehr alleine war. Aber in diesem Augenblick war er eindeutig zu schwach, um eine Maske aufzulegen und Kakashi zum Teufel zu schicken, dafür, dass er ihm all das hier antat. Oder antun würde. Er kam noch immer nicht mit der richtigen Zeitform zurecht und selbst das ging ihm mehr und mehr auf die Nerven. Er bekam das Gefühl, dass er nicht mehr wirklich differenzieren konnte, wer genau aus der Vergangenheit war und wer in der Gegenwart lebte, obwohl es durchaus plausibel war, schienen seine Gefühle sich in dieser Hinsicht zu wandeln. Die Personen aus seiner Vergangenheit verblassten, auch wenn der schmerzhafte Verlust bestehen blieb.   Als der Jōnin sich bemerkbar machte, hatte er sich wieder einigermaßen unter Kontrolle. Er konzentrierte sich ganz auf seine Atmung und darauf, seinen Geist so gut wie es ihm möglich war frei von unliebsamen Erinnerungen zu machen. Lange würde er schließlich nicht sich hier draußen verstecken können. Früher oder später würde man ihn zurückholen, um das weitere Vorgehen in dieser Prüfung anzukündigen, auch wenn er bereits wusste, was sie erwarten sollte.   „Wieso folgst du mir immer, Kakashi?“, fragte er schließlich leise nach und lehnte den schmerzenden Kopf gegen die kühle Wand. Er hatte es satt dem Jōnin immer wieder entwischen zu müssen. Wenn dieser ihm endlich sagte, was los war, konnte er ihn hoffentlich loswerden. Auch wenn ein Teil von ihm irgendwie dankbar war, dass auch in dieser Zeit Kakashi scheinbar ein Interesse daran hegte, ihm unter die Arme zu greifen. Nur die Beweggründe waren vermutlich andere.   „Dir geht es offensichtlich schlecht. Ich wollte sicher gehen, dass du klar kommst!“, gab Kakashi von sich, ohne sich von seinem Platz weg zu bewegen. Naruto seufzte leise und drehte sich, so dass er sich mit dem Rücken an die Wand anlehnen konnte. „Es gibt andere, um die du dir Sorgen machen solltest!“, erwiderte Naruto leise. Er dachte nicht wirklich über seine Worte nach, aber als ihm bewusst wurde, was genau er da gerade gesagt hatte, schaute er doch zu dem Ninja, der ihn offen musterte. Ein Versuch war es vielleicht wert und wenn er Kakashi dabei von sich loseisen konnte, hatte er sogar zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.   „Du meinst Sasuke?“, fragte Kakashi nach und Naruto musste gegen seinen Willen doch leise Lachen. Natürlich, Kakashi war ein verdammt intelligenter Hund. Um Sakura musste er sich gewiss keine Sorgen machen, aber bei dem dritten in ihrem Team sah es anders aus. Das Lachen verblasste allerdings schnell wieder, während Naruto leicht nickte, sich von der Wand abstieß und einige Schritte auf den Mann zuging.   „Er ist geblendet, Hass und Wut werden ihn eines Tages in eine Richtung treiben, wo man ihn nicht mehr erreichen kann!“, erklärte Naruto ernst. Kakashi stieß sich ebenfalls ab, um ein wenig auf Naruto zu zugehen. „Und das weißt du, weil…“, fragte er nach, die Hände locker in den Hosentaschen vergraben. Aber Naruto konnte er damit nicht linken. Das bisschen was er von dem Gesicht des Mannes sah, sagte ihm eindeutig, dass er aufmerksam war, analysierte und hinterfragte, bis er die Antworten hatte, nach denen er so energisch suchte.   „Erfahrungen!“, war alles was Naruto antwortete.   Der blonde Shinobi fühlte eindeutig, dass ihnen beiden bewusst war, dass sie sich hier gerade auf Augenhöhe unterhielten. So wie er genau wusste, dass Kakashi aufmerksam war, so wusste Kakashi, dass er selbst die Wahrheit sprach, auch ohne diese genauer zu untermauern. Kakashi brummte leise, ohne den Blick abzuwenden.   „Die Antwort habe ich erwartet!“, gab er dann zu. „Und genau das bereitet mir ehrlich gesagt Kopfzerbrechen. Wenn ich dich ansehe, sehe ich keinen 12-jährigen Jungen vor mir. Eher… mich selbst!“, gestand er, den wachsamen Blick nur für einen Moment zur Seite huschen lassend, ehe dieser wieder auf Naruto lag. „Einverstanden. Ich versuche es, glaube aber nicht, dass ich dadurch dich vergesse!“, willigte der Jōnin schließlich ein.   Dieses Mal lachte Naruto wirklich gelöst auf. „Natürlich nicht, etwas anderes hatte ich nicht erwartet!“, erklärte er, wurde aber auch schnell wieder ernst. „Danke, Sensei!“   Seine Worte kamen aus tiefstem Herzen. Vielleicht war das auch der Grund, warum Kakashi seinem Verlangen nach ging und eine Hand ausstreckte, um sie in einer beruhigenden Geste durch die blonden Locken gleiten zu lassen. Zeitgleich verspannten sie sich für einige Herzschläge, ehe sie sich entspannten. Naruto wehrte sich nicht dagegen. Er konnte tief in sich Kurama zustimmend brummen hören und er selbst konnte sich nicht gegen das warme Gefühl wehren, das ihn durchströmte.   Diese Geste war ihm unglaublich vertraut. Kakashi hatte das ständig getan, auch wenn Naruto nie herausgefunden hatte, ob es Gemeinsamkeiten in den Situationen gab. Jetzt aber rührte es ihn unglaublich, dass dieser Mann auch in dieser Zeitlinie keine Berührungsängste hatte. Nach dem Kampf mit Kiba brauchte er diese Zuwendung, auch wenn er dieses nie laut zugeben würde. Er war kein Kind, er war ein erwachsener Mann, der einen Krieg überlebt hatte, der länger und grausamer kaum hätte sein können. Auch wenn dieser Mann sich gerade eindeutig wie ein kleines Kind fühlte, es oft getan hatte, wenn Kakashi ihm so nahe gekommen war.   So wortlos wie diese Situation entstanden war, so wortlos endete sie auch damit, dass Kakashi die Hand wieder zurück zog und zurück in seine Hosentasche wandern ließ. „Brauchst du noch einen Moment, oder wollen wir zurück?“, fragte er schließlich nach. Naruto schüttelte leicht den Kopf. „Gib mir eine Minute!“, bat er, unglaublich dankbar für den Umstand, dass Kakashi keine weiteren, unangenehmen Fragen mehr stellte und zumindest für den Augenblick einfach die gegebenen Umstände akzeptierte. Er würde ein Auge auf Sasuke haben und Narutos Last war damit deutlich leichter geworden. Er wusste einfach, dass Kakashi Wort halten würde, auch wenn er keine Ahnung hatte, warum er ihn darum gebeten hatte. Vielleicht lag es an dem, was er im Laufe der Jahre über das Leben dieses Mannes gelernt hatte. Wenn es jemanden gab, der Sasukes Leid komplett verstehen konnte, war es Hatake Kakashi.   Naruto ließ sich die Zeit die er brauchte, um sich wieder zu beruhigen. Es war wichtig, wenn er nun die Nerven verlor, konnte nichts Gutes daraus entstehen und dessen war er sich auch bewusst. Selbst Kurama ließ ihn in diesen Momenten in Ruhe, auch wenn der Fuchs bei seinem emotionalen Zusammenruch noch energisch versucht hatte ihn irgendwie zu erreichen. Naruto war auch dafür dankbar. Er konnte fühlen, wie sein Herzschlag sich immer weiter beruhigte, wie seine Atmung wieder regelmäßig wurde, seine Muskeln sich entspannten und die Bilder die ihm zusetzten sich in Wohlgefallen auflösten. Er war wieder in Ordnung, so wie es auch sein sollte. „Lass uns wieder rein gehen!“, sagte er schließlich, setzte sich in Bewegung und lief neben Kakashi auf die Tür zu, die ihn zurück in die Kampfarena bringen würde.   ***   Als Naruto die Arena betrat, setzte sein Herz jedoch ein weiteres Mal aus. In seinem eigenen Tumult hatte er vergessen, was sich weiter ereignen würde. Dort in der Arena waren nicht Hinata und Neji, sondern Gaara und Lee. Was mit Hinata geschehen war, wollte er sich nicht einmal ausmalen. Allerdings wusste er, dass er sich darum ein anderes Mal kümmern musste.   Die Arena war nahezu komplett zerstört, der Kampf musste entsprechend schon eine Weile dauern. Dass sie draußen nichts gehört hatten, war fast schon unmöglich. Was aber seine Sinne sofort in Anspruch nahmen, war die Tatsache, dass Lee mit Gaara in der Luft war und Naruto wusste sofort, an welcher Stelle des Kampfes die beiden waren. Lee verwendete seinen Lotus Das hatte zur Folge, dass Lee danach außer Gefecht gesetzt war, womit Gaara ihn angreifen und schwer verletzen würde. Doch auch wenn Naruto wusste was passierte, war er in einer regelrechten Starre. Wie hatte er nur die folgenden Kämpfe vergessen können?   Lees Schreie waren es, die ihn endlich aus seiner Starre rissen. Sofort Teleportierte er sich zu dem Jinchūriki, kniete sich nieder und drückte seine Faust gegen die, die Gaara noch erhoben hatte. „Nicht!“, kam es dann sanft von Naruto. Die beiden sollten nicht weiter machen, es war schon schlimm genug, dass er nicht daran gedacht hatte, was noch auf ihn wartete. Gaara hatte keine wirkliche Chance, überhaupt zu reagieren. In einem Augenblick hatte er seinen Gegner noch im Blick gehabt, in dem nächsten war er bereits an einem Ort, den er nur selten besucht hatte. Shukaku zu sehen war nichts, was er gerne tat.   Dieses Mal allerdings war er nicht alleine dort.   „Wer bist du und wie kannst du herkommen?“, fragte er den Mann neben sich, der vermutlich weit über 20 sein musste. Er erkannte den Jungen in ihn, dessen Kampf ihn so aufgewühlt hatte und der ihn gerade noch daran gehindert hatte, seinen Gegner zu erledigen. „Und warum siehst du so alt aus?“, fragte er misstrauisch weiter.   Etwas verdutzt blickte Naruto an sich hinab. Er war erneut in seinem alten Körper, etwas was er nicht wirklich verstand, was für den Augenblick aber auch keine wirkliche Rolle spielte. „Vermutlich spiegelt das meine innere Reife wieder!“, antwortete er, aus Mangel einer logischen Erklärung. Eine Lüge waren seine Worte ja auch nicht wirklich, Naruto war innerlich reifer, als sein Körper vermuten ließ. Wenn er bei Kurama war, hatte er diese Veränderung allerdings nie miterlebt. Vermutlich lag es daran, dass er nicht bei Shukaku direkt eingefallen war, sondern die beiden mit in ein tieferes Bewusstsein genommen hatte. An den Ort, an dem er am Anfang des Krieges schon einmal gewesen war. Niemand hatte eine Chance, hier einzudringen. Nicht einmal Sasuke könnte es, wobei Naruto sich klar fragen musste, ob dessen Sharingan bereits so weit entwickelt war, dass dieser Kurama in ihm sehen konnte.   „Um deine erste Frage zu beantworten, mein Name ist Uzumaki Naruto… ich bin wie du!“, stellte er sich vor und musterte den Jungen vor sich. Alles an Gaara strahlte Ablehnung aus. Naruto wusste, dass er es nicht leicht haben würde, aber er konnte auch nicht abwarten bis das Schicksal seinen Lauf genommen haben würde. Wenn er Glück hatte, erreichte er Gaara auch jetzt schon. Um seine Worte zu beweisen, rief er Kurama zu sich. Der Fuchs erschien binnen Sekunden hinter ihm, was Shukaku nur ein Grollen entlockte. „Benehmt euch!“, verlangte Naruto, konzentrierte sich aber weiter auf Gaara.   „Ich bin mit dir hergekommen, um mit dir zu reden. Ich weiß, was ihr vorhabt, aber ich muss euch warnen. Ihr werdet reingelegt und am Ende werdet ihr wahnsinnige Probleme haben. Deswegen bitte ich dich, mir zu vertrauen. Nur dieses eine Mal!“ Gaara schnaubte leise. „Vertrauen? Warum sollte ich dir vertrauen?“, fragte er kalt nach, Naruto ließ sich allerdings nicht davon aus der Ruhe bringen.   „Es heißt, dass wenn Shinobi ihre Fäuste im Kampf schwingen, können sie ins Herz des anderen sehen.“, erklärte er und streckte seine Faust ein weiteres Mal aus. Gaara musterte ihn weiter skeptisch. Trotzdem hob auch er irgendwann zögernd den Arm, um dem blonden Mann entgegen zu kommen. Ein Gefühl in ihm sagte ihm deutlich, dass das vor ihm keine Lüge war. Dieser Mann hatte ebenfalls einen Dämon in sich und Gaara fragte sich, warum dieser versuchte, sich für ihn einzusetzen. Das war ein vollkommen neues Gefühl, bisher hatte man eher aus Furcht Abstand zu ihm genommen, aber Naruto schien keinerlei Angst vor ihm zu haben.   Kaum berührten ihre Fäuste sich, erfüllte Naruto ein tiefes Gefühl von Trauer. Er konnte es sehen, konnte in Gaaras Herz sehen, das Leid sehen welches dieser ausgehalten hatte. Auch wenn das keine neuen Informationen für ihn waren, so erfüllte ihn die Trauer dennoch unangenehm. Und er wusste, dass Gaara auch sein Leid sehen konnte. Deswegen hielt er die Verbindung nicht lange aufrecht. Das Letzte was er wollte, war dem Jungen zu zeigen, was noch auf ihn warten würde, auf sie alle, wenn er keinen Erfolg hatte. Er durfte ihn nicht zu viel sehen lassen, zumindest nicht dieses Mal.   Gaara taumelte einige Schritte zurück und hob abwehrend die Arme vor sich, als wenn er sich verteidigen wollte, auch wenn nichts da war, vor was es sich zu verteidigen gab. „Wieso? Wieso verteidigst du ihn? Er ist schwach!“, fragte er aufgebracht. Naruto lächelte leicht. „Weil er ein Freund ist. Und ich werde alle Freunde schützen, ganz egal wie viel Schmerz ich dadurch noch erfahren sollte!“, gab er zu.   „Gaara, auch du bist ein Freund, vermutlich stehst du sogar an erster Stelle. Weil nur du mich wirklich verstehen kannst, so wie nur ich dich wirklich verstehen kann. Ich kann dir helfen mit Shukaku besser zu leben. Ihn unter Kontrolle zu bringen und so dir eine Chance geben, noch mehr Freunde zu gewinnen!“ Naruto folgte einem einfachen Instinkt. Er musste versuchen Gaara zu retten, den Bijū in ihm zu retten, damit Madara und Obito nicht an diesen herankamen, bevor er sie nicht ausgeschaltet hatte. Es war ein Versuch, die einzige Chance, die vielleicht funktionieren konnte.     ***     Etwas verwirrt starrte Kakashi auf das Bild vor sich. Vor einer Sekunde noch war Naruto an seiner Seite gewesen und plötzlich stand er vor ihm, oder besser, hockte vor dem entkräfteten Jungen aus Sunagakure, verbunden durch die Fäuste, die sie aneinanderdrückten. Das hatte etwas unheimliches an sich, als wenn sie etwas teilten, was niemand hier wirklich sehen konnte. Kakashi fühlte es regelrecht, dass da etwas vor sich ging. Auch wenn er vor kurzem noch geschworen hatte, dem Jungen eine Pause zu gönnen, jetzt wirbelten tausend weitere Fragen in seinem Kopf herum, die er nur sehr schwer bändigen konnte.   Lee schien am Ende seiner Kräfte zu sein, vermutlich hätte er dem nächsten Angriff nichts entgegenzusetzen gehabt. Als Hayate sich in Bewegung setzen wollte, um Naruto zurechtzuweisen, stoppte Kakashi diesen allerdings. „Warte!“, rief er dazwischen und sah zu, dass er zu den beiden jungen Shinobi gelangte. „Lass sie. Irgendetwas geht da vor, was wir nicht verstehen können!“, erklärte er. Er wollte nicht, dass Hayate die Verbindung löste, nicht bevor Naruto fertig war mit dem, was auch immer er da gerade tat.   Bewegung kam in die Arena. Guy gesellte sich zu ihnen, kümmerte sich aber gleich um Lee, dem es wirklich schlecht zu gehen schien. Der Sensei des Jungen aus Sunagakure hatte sich ebenfalls zu ihnen begeben und musterte die beiden jungen Shinobi kritisch. Iryōnin bewegten sich zu der Gruppe, untersuchten Lee, damit dieser möglichst keine Schäden zurückbehalten musste, die nicht mehr gerichtet werden konnten.   Kakashi allerdings blieb bei seinem Schüler, der sich nun schon eine ganze Weile nicht mehr bewegt hatte. Die Augen der beiden Jungen waren geschlossen und man konnte keinerlei Stress bei den beiden entdecken. Ganz im Gegenteil, sie schienen ziemlich entspannt zu sein.   Auch Sakura gesellte sich zu ihnen, stellte sich neben Kakashi und blickte eine Weile schweigend zu, ehe sie ihren Lehrer anschaute. „Was machen die beiden da?“, wollte sie neugierig wissen. Kakashi konnte nur leicht mit den Schultern zucken. „Ich weiß nicht, was in der letzten Prüfung geschehen ist. Aber ich weiß, dass irgendetwas deine Neugierde erregt hat. Vermutlich ist das da auch etwas, worüber man sich bei Zeiten Gedanken machen sollte!“, gestand er, ohne die junge Kunoichi anzusehen.   Er fühlte es einfach. Irgendetwas ging da vor sich, etwas was nur die beiden teilen konnte. Dabei fiel ihm ein, dass vermutlich nur eines das sein konnte, etwas, was er schon bei Narutos Kampf gespürt, aber nicht richtig hatte einordnen können. „Der Junge, Gaara, ist er Sunagakures…“, sagte er dann, beendete den Satz aber nicht, sondern ließ ihn in der Luft schweben, während er den Lehrer des Jungen anblickte. Wirklich etwas sagen musste dieser auch nicht. Das Unbehagen welches er deutlich zeigte war Antwort genug.   „Verstehe. Sie sind gleich!“, murmelte er schließlich. Sakura hatte diesen kurzen, einseitigen Wortwechsel aufmerksam verfolgt, blickte zu den beiden Jungen, ehe sie ihren Lehrer wieder anblickte. „Was heißt das, sie sind gleich?“, fragte sie nach. Kakashi blickte endlich zu ihr und schenkte ihr ein leichtes Lächeln. Zumindest sah es so aus, auch wenn es dank der Maske nicht wirklich leicht war, dieses mit Bestimmtheit zu sagen. „Es wird die Zeit kommen, wo du es verstehst!“, versprach er ihr, stutzte aber, als das Mädchen unzufrieden die Arme vor der Brust kreuzte.   „Das hat auch Naruto gesagt!“, murmelte sie schließlich, eindeutig unzufrieden damit, dass andere Geheimnisse hatten, denen sie nicht wirklich auf die Spur kommen konnten. Etwas verwirrt musterte Kakashi die Kunoichi. Was auch immer in der letzten Prüfung geschehen war, es musste etwas mit dem zu tun haben, was in Naruto versiegelt war. In Kakashi breitete sich ein ungutes Gefühl aus.   Seine Aufgabe bei diesem Team war natürlich nicht nur, seine drei Genin zu trainieren. Ebenso hatte er ein Auge auf den Uchiha zu werfen und sicher zu stellen, dass das Siegel, welches das Kyūbi zurück hielt, nicht schwächer wurde. Eine Aufgabe, die Kakashi bisher nicht hatte erfüllen können. Es war schwierig, wenn Naruto alles tat um auf Abstand zu gehen. Wenn er so darüber nachdachte, war seine Bitte vor wenigen Minuten das erste Mal etwas gewesen, wo der Junge auf ihn zugekommen war, auch wenn nach wie vor eine Distanz geherrscht hatte.   Frustriert fuhr er sich durch das Haar. „Du bist nicht die Einzige, Sakura, die etwas verstehen will!“, meinte er schließlich und blickte zu Sasuke, welcher nach wie vor auf der oberen Ebene stand und zu ihnen runter starrte. „Sasuke begreift nicht was los ist, du willst besser verstehen und ich stehe vor einem ganzen Berg an Geheimnissen und Ungereimtheiten. Wie es aussieht, müssen wir alle warten, bis wir es verstehen dürfen!“ So frustrierend das auch war, sie hatten keine andere Möglichkeit.     Etwas abseits stand Guy, der sich mit einem der Iryōnin unterhielt. Was gesagt wurde, hörte Kakashi sehr genau. Um den Jungen stand es wirklich nicht gut und von dem was Kakashi beobachtet hatte, als sie wieder rein gekommen waren, wusste er, woran das lag. Dass sein Freund einem seiner Schüler diese Technik beibrachte, hatte er ganz gewiss nicht erwartet. Sie verlieh einem kurzfristig einiges an Macht, allerdings wusste Guy doch auch, wie hoch der Preis war, den man dafür zu zahlen hatte. Es war zu hoffen, dass Guy seinen jungen Schüler über diesen Preis aufgeklärt hatte. Aber das ging Kakashi nun wirklich nichts an.   Seine Gedanken wieder auf sein eigenes Sorgenkind fokussierend, trat Kakashi neben seinen jungen Schüler und musterte diesen einen Moment. Irgendetwas in ihm wollte die Erwartungen des Jungen nicht enttäuschen. Vermutlich lag es an dem Blick, den Naruto drauf hatte, wenn er nicht mitbekam, dass jemand ihn betrachtete. In diesem Blick lag einfach so viel Leid, so viele Dinge die man kaum erfassen konnte, dass Kakashi sich unweigerlich mit dem Jungen auf eine Stufe stellte. Sie bedauerten beide, so viel war einfach klar. Kakashi wollte, dass es dem Jungen nicht wie ihm selbst erging. Er würde auf jeden Fall versuchen Narutos Bitte zu erfüllen.     ***     Das Gaara sich von einer Sekunde auf die andere veränderte, erwartete Naruto nicht. Er würde Zeit brauchen die Eindrücke und auch seine Worte zu verarbeiten, ehe er beginnen konnte sich so zu verändern, dass er den Sitz des Kazekage einnehmen und als gutes Oberhaupt von Sunagakure agieren konnte. Noch war er ja auch jung, Gaara hatte noch etwas Zeit.   Überfordern wollte er Gaara aber auch nicht. Shukaku war natürlich nicht sehr begeistert gewesen von dem ungeplanten Treffen. Der Bijū hatte gezetert und gewettert, aber auch hier wusste Naruto, dass dieser sich, zumindest teilweise, noch ändern würde. Zeit war was sie brauchten, ein Umstand, den Naruto nur bedingt ertragen konnte. Eine wirkliche Wahl blieb ihnen aber nicht. So gerne er es anders hätte, es war undenkbar, all die Dinge die passieren würden und die er ändern wollte und musste, in wenigen Stunden zu lösen. So funktionierte es einfach nicht.   Schließlich blickte er über seine Schulter hinweg zu Kurama auf. „Es wird Zeit!“, meinte er lediglich und als der Fuchs nickte, konnte er spüren, wie die Verbindung zu Gaara abgebrochen wurde.   Als Naruto wieder zu sich kam, blinzelte er einen Augenblick. Auch Gaara war scheinbar zurück und so konnte Naruto seine Faust entspannen und stattdessen die Hand des Jungen ergreifen. „Komm, steh auf. Ein Sieger sollte nicht am Boden liegen!“, erklärte er mit einem Grinsen, welches er früher ständig auf den Lippen gehabt hatte. In einer flüssigen Bewegung richtete er sich auf und zog Gaara mit sich hinauf.   Für einen Moment schaute Naruto sich um, konzentrierte sich dann aber noch einmal auf den Jinchūriki vor sich. „Denke über meine Worte nach, Gaara! Ich stehe zu meinem Wort!“, sagte er simpel, ehe er die Hand endgültig los ließ. Baki, der sie wie ein Adler beobachtete, nickte er leicht zu.   Seine Schritte führten ihn dann zu Lee, der mittlerweile auf einer Trage lag und zumindest ansatzweise bei Bewusstsein war. Als er ihn erreichte, streckte er ganz automatisch die Hand aus, stockte dann allerdings und zog sie wieder zurück. Lees Körper stand unter Stress, jede Berührung würde ihm nur weitere Schmerzen bereiten. Er ließ es sich aber nicht nehmen, sich nach vorne zu beugen, damit seine nächsten Worte wirklich nur von Lee zu hören waren.   „Mach dir keine Sorgen du wirst wieder auf die Beine kommen. Das verspreche ich dir!“ Und dieses Versprechen konnte er auch geben. Sie würden Tsunade holen, diese würde sich um Lees Verletzungen kümmern und dann würde er weiter wachsen und sein Leben weiter leben können. Naruto hätte es nicht ertragen, wenn Lee seinen Weg an diesem Punkt abbrach, auch wenn es bedeuten würde, dass er nicht in den Krieg ziehen würde. Allerdings wusste er auch, dass niemand sicher sein würde, ganz gleich ob er an der Front stand, oder zurück im Dorf bleiben musste.   Damit hatte er genug gesagt, er richtete sich wieder auf, um sich endlich um ein weiteres Problem zu kümmern, welches er dank seines emotionalen Ausbruchs nach dem Kampf mit Kiba nicht mehr wirklich im Hinterkopf gehabt hatte.   Sein Blick begegnete dann dem seiner beiden Teamkameraden. Sofort wurde Naruto wieder ernst und starrte Kakashi an, als wenn er ihm riet, ja nicht nachzufragen. Dieser zuckte allerdings nur leicht mit den Schultern. Es schien nicht so zu sein, als wenn er nun vor hatte ihm weiter auf die Pelle zu rücken, um aus ihm etwas herauszubekommen. Wofür Naruto klar dankbar war. In ihm rumorte eh viel zu viel. Sorge um Hinata, noch viel größere Sorgen um Sasuke und ein Mix aus Angst und Vorfreude, weil er bald Jiraiya wieder sehen würde.   Während Hayate hustete und anschließend Gaara als Sieger des Kampfes bekannt gab, suchte Naruto die obere Ebene nach der jungen Hyūga ab. Neji entdeckte er dabei auch ziemlich schnell. Dieser starrte zu ihm runter, mit einem ziemlich bittern Gesichtsausdruck, in dem etwas mitschwang, was man wohl nur als Verachtung deuten konnte. Naruto seufzte leise.   Er dachte nicht wirklich gerne an diesen Neji zurück, der sich als Opfer des Schicksals gesehen hatte und jedem der es hören wollte – oder auch nicht – gesagt hatte, dass man seinem Schicksal nicht entgehen konnte. Seine Lektion lernen würde er erst beim nächsten Kampf. Zumindest war das zu hoffen. Naruto wusste nicht, wie er den jungen Hyūga erreichen sollte, damals war ein Teil seines Erfolges vermutlich gewesen, was während dem Kampf zwischen ihm und Hinata geschehen war. Seine ständigen Einmischungen, sein naives Gerede davon, dass man nie aufgeben durfte. Heute wusste er, dass er damit Hinata ziemlich gefährdet hatte. Hätten die Jōnin nicht eingegriffen, wäre Hinata vermutlich gestorben.   Naruto wusste, dass er sich Gedanken darüber machen musste, wie er Neji den Kopf gerade rücken konnte. Die Entwicklung die auf diesen wartete war etwas, was er auf keinen Fall verhindern wollte. Ganz im Gegenteil. Neji war ein verdammt guter Shinobi, intelligent und wenn man von seiner jetzigen Art absah, auch ein klasse Kerl im Inneren. Er würde Hinata sehr helfen, sobald er seinen Groll überwunden hatte und auch das wollte er ganz gewiss nicht verhindern.   So löste er seien Blick von dem Shinobi und suchte weiter die Ränge ab, bis er die junge Frau endlich entdeckte. Eine schwere Last fiel von seinen Schultern ab. Sie war unverletzt und nur das zählte. Er ahnte auch, dass sie den Kampf aufgegeben hatte, bevor dieser auch nur begonnen hatte. Wenn seine Erinnerungen ihn nicht betrogen, hatte sie nur durch seine Worte doch den Kampf aufgenommen. Aber dieses Mal war er nicht da gewesen, um sie anzufeuern. Für Neji war es sicher ein leichtes Spiel gewesen, sie so weit zu verunsichern, dass sie das Handtuch warf. Hinata war eben schon immer eher schüchtern und unsicher gewesen.   Zwar wusste Naruto, dass sie diese Persönlichkeit im Laufe der Zeit ein Stück weit unter Kontrolle bekommen würde, dieses Mal wollte er aber klar versuchen diesen Prozess zu beschleunigen. Auch Hinata musste schnell über sich hinaus wachsen und das zeigen, was tief in ihr schlummerte und nur darauf wartete, endlich ans Licht gebracht zu werden.   Sein Blick schweifte ein weiteres Mal über die Ränge. Er musterte kurz alle jungen Shinobi, die ihm einmal verdammt viel bedeuten würden. Sie alle mussten wachsen, damit sie alle eine Chance hatten in ihrem harten Leben zu bestehen. Naruto wollte nie wieder dabei zusehen, wie jemand der ihm wichtig war vor seinen Augen getötet wurde.   In seinem leicht melancholischen Zustand bemerkte er nicht einmal, wie sein Denken sich verändert hatte.     ***     Es dauerte eine ganze Weile, bis man Lee weggebracht hatte und auch der letzte Kampf endlich ausgetragen worden war. Chōji verlor auch dieses Mal, allerdings war das nicht sehr tragisch. Er würde schnell wieder auf die Beine kommen und trainieren, sich entwickeln.   Sie wurden anschließend alle in die Arena runter gerufen, wo ihnen erklärt wurde, wie es nun weiter gehen sollte. Naruto hörte nicht wirklich zu. Anders war dieses Mal nur, dass Sasuke mit ihm dort stand, anstatt bewusstlos im Krankenhaus zu liegen. Kakashi hatte ihm einmal erzählt, dass Kabuto versucht hatte Sasuke dort zu töten. Auch das würde nun nicht geschehen. Er fragte sich aber klar, welchen Weg die Zeit nun nehmen würde. Zu wissen was passierte war recht angenehm, wenn man es mit dem verglich, was man nicht wusste. In dem Fall konnte er auch nicht eingreife, was ein ziemlich unangenehmes Gefühl war. Ändern wollte er es aber auf keinen Fall.   Sie zogen schließlich alle ihre Nummern und erstaunlicherweise bekamen sie alle die gleiche, wie beim ersten Mal. Vermutlich lag es aber wohl daran, dass Sasuke sich ans Ende der Schlange gestellt hatte und deswegen nur den letzten Zettel ergattern konnte. Naruto war aber ganz froh darüber. Auf die Art musste er sich nicht noch mehr Gedanken machen, wie er mit seinem eigenen Kampf umgehen sollte. Er wollte diesen Kampf mit Neji, wollte ihn um jeden Preis in die richtige Richtung dirigieren.   „Du scheinst heute wirklich motiviert zu sein!“, neckte Kurama ihn schließlich. Naruto schnaubte nur leise.   „Ich will es richtig machen. Bilder wie die, die ich im Kampf gegen Kiba gesehen habe, ertrage ich kein zweites Mal!“, gab er ernst zu und blickte zu seinem Fuchsdämon auf. Mehr musste er vermutlich auch nicht sagen. Sie teilten eine Bindung, die Kurama seine Gefühle fühlen ließ. Wenn jemand wirklich wusste wie es in ihm aussah, dann war es dieser Fuchs. Und Naruto zweifelte ehrlich daran, dass Kurama ein weiteres Mal all sein Leid fühlen wollte.   „Du wirst es richtig machen!“, sagte Kurama schließlich, wobei deutlich Wärme in dessen Stimme mitschwang. „Du hast den richtigen Weg eingeschlagen, in dem Augenblick, als du beschlossen hast wer dir hilft. Und du bist diesem Weg treu geblieben, als du Kakashi auf Sasuke angesetzt hast!“   Naruto war sich da nicht ganz so sicher. So sehr es ihn erleichterte sich vorerst um Sasuke keine Gedanken machen zu müssen, Kakashi hatte diesen damals nicht aufhalten können, als er nach dem Kampf auf dem Dach des Krankenhauses mit ihm gesprochen hatte.   „Sicher, dass es reicht?“, fragte er deswegen schließlich nach, um seinen Sorgen Luft zu machen.   „Wir können nur abwarten. Und wenn es Anzeichen gibt… nun, du kannst jederzeit eingreifen und selbst wieder übernehmen!“   Das stimmte natürlich. Wenn Kakashis Bemühungen nicht reichten, konnte er die Zügel selbst in die Hand nehmen und den Kopf des Uchihas gerade rücken. Aber vielleicht war das gar nicht notwendig, wenn er es schaffte Itachi zu überzeugen. Vielleicht konnten sie zusammen Sasuke über die Wahrheit aufklären und mit Glück ihm so nicht nur die Gedanken an Rache nehmen. Er musste einfach noch etwas geduldig sein.   Sein Blick huschte anschließend zu dem Uchiha, der dem ganzen Geschwafel des Sandaime folgte. Diesen Verlust wollte er am Meisten verhindern. Sasuke sollte nicht ein weiteres Mal durch seine eigene Hand sterben.   Naruto drehe den Kopf dann weiter, um zu Kakashi zu schauen, welcher noch neben Sakura auf der Empore stand. Es wunderte ihn wenig, dass die beiden zu ihm starrten. „Oh je, da habe ich wohl zwei neugierig gemacht!“, murmelte er leise zu sich. Unweigerlich huschte ein Lächeln über sein Gesicht. So nervig die ständigen Fragen auch waren, ein Teil von ihm fühlte sich durch dieses Interesse klar beruhigt. Er war nicht alleine. Er hatte Möglichkeiten um zu agieren, Menschen die er interessierte. Zumindest das war eine Wendung, für die er damals vermutlich so einiges gegeben hätte.   Als Kakashi ihm dann leicht zu nickte, wusste Naruto einfach, dass sein Vertrauen bei diesem Mann richtig war. Kakashi hatte versprochen erst einmal keine Fragen zu stellen und daran hatte er sich bisher gehalten. Er wusste, dass das nicht ewig anhalten würde, aber für den Augenblick war es eindeutig eine Erleichterung. Außerdem hatte er das Versprechen, dass Kakashi sich um Sasuke kümmern würde. Es waren verdammt gute Änderungen.   Alles was er noch tun musste war, dem Jōnin zu sagen, dass er sich selbst einen Lehrer besorgen würde, der ihn auf die letzte Prüfung vorbereiten würde. Und Naruto wusste schon verdammt genau, wo er Jiraiya finden würde. Die Aufregung über die Tatsache, dass er seinen alten Lehrer bald wieder sehen würde, beflügelte ihn regelrecht. Er konnte es kaum noch erwarten! 10 broadening uncertain feelings -------------------------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   10 broadening uncertain feelings   ―—————————————————————————―—————————————————————————   So leicht, wie er es sich vorgestellt hatte, Jiraiya wieder zu treffen, war es nun doch nicht. Mit Kakashi zu reden, diesem zu sagen, dass er sich selbst einen Lehrer aussuchen würde, der ihn auf die letzte Prüfung vorbereiten sollte, war eindeutig die leichtere Aufgabe gewesen. Der Mann hatte lediglich die Augenbrauen nach oben gezogen und dann der scheinbar kurz aufwallenden Verführung, doch Fragen zu stellen, widerstanden, ehe er genickt hatte. Er würde sich um Sasuke kümmern und diesem vermutlich erneut das Chidori beibringen. Naruto hatte keinen Sinn darin gesehen, Kakashi dort auf die richtige Spur zu bringen.   In seiner Aufregung hatte er allerdings nicht bedacht, dass er kaum zu dem Sannin gehen konnte, um ihn in aller Vertrautheit zu begrüßen. Generell brauchte er ja nicht einmal einen Lehrer, der ihn vorbereitete, aber Naruto wollte auch nicht riskieren, dass irgendjemand erneut misstrauisch wurde, da er nicht wirklich trainierte. Konoha war eben ein Dorf, da blieben bestimmte Sachen nicht wirklich lange ein Geheimnis. Neuigkeiten verbreiteten sich eben wie ein Lauffeuer.   „Ok, ich habe keine Ahnung, wie ich das jetzt anstellen soll. Soll ich etwa Ebisu bitten mir die Chakrakontrolle beizubringen?“, fragte Naruto etwas missmutig und blickte zu Kurama auf. Es war wirklich zum Verzweifeln. Egal wie er es drehte und wendete, er brauchte einen Grund, um sich dem Mann nähern zu können. Jiraiya mochte ein Kindskopf sein, aber hinter diesem nicht sehr schmeichelhaften Image steckte eben auch ein wirklich guter Shinobi, den man besser nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte.   Kuramas Grinsen ließ allerdings auch nichts gutes verheißen.   „Wozu brauchst du Ebisu? Im Grunde hast du alles was du brauchst, um deinen perversen Lehrer um den Finger zu wickeln!“, erwiderte der Fuchs, wobei seine Lefzen sich nach oben zogen und ein schauriges Grinsen entstand, das dem blonden jungen Shinobi eindeutig eine Gänsehaut über den Rücken jagen ließ.   „Oh nein, Kurama! Ich habe das schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr benutzt!“, protestierte Naruto, während er spürte, wie eine deutliche Hitze in seinem Gesicht aufstieg, die seine Wangen vermutlich einen ziemlichen Rotschimmer verpassen würde.   Es war nicht einmal das Jutsu selbst, welches ihm unangenehm war. In seiner Kindheit hatte er es schließlich aus einem ganz bestimmten Grund so oft verwendet. Was ihm aber deutlich unangenehm war, war das Wissen, wie der Sannin darauf reagieren würde. Mit deutlichem Unbehagen erinnerte er sich an die Zeit zurück, als er diese Fähigkeit weiter entwickelt hatte, wie Jiraiya regelrecht sabbernd um ihn herumgetanzt war und oft genug versucht hatte ihn zu überreden, in seiner Gegenwart nur noch als Oiroke verwandelte Frau aufzutreten.   „Ach komm schon, Naruto!“, schnurrte der Fuchs regelrecht. Die Lefzen zogen sich nur immer weiter nach oben. „Was kann denn schon passieren? Er schaut doch nur!“, neckte er den Jungen, dessen Gesicht sich nur immer weiter verzog.   „Von wegen! Hätte ich ihm nicht ständig auf die Finger gehauen, hätte er sich nicht mit schauen begnügt!“, protestierte er lautstark und stemmte verärgert die Hände in die Hüften. Es musste doch eine andere Möglichkeit geben, ohne Jiraiyas Interesse an seiner weiblichen Seite zu wecken. Darauf konnte er echt verzichten und seine Worte waren die Wahrheit. Er hatte dieses Jutsu seit Jahren nicht mehr angewendet und wirklich vermisst hatte er es auch nicht. Was brachte es auch, wenn das Ziel nicht wirklich darauf ansprang… er hatte es ja versucht, erfolglos!   Schnaufend wendete er sich von dem Fuchs ab und seufzte schwer. Wenn sie Kuramas Scherz einmal beiseite ließen, so blieb dennoch bestehen, dass er einen Grund brauchte, dem Mann nahe zu kommen. Das Schlimmste wäre wohl, wenn Jiraiyas keinen Bezug zu ihm hatte. Sicher, vielleicht rettete dieses letzten Endes dessen Leben, aber daran glaubte er nicht wirklich. Jiraiya hatte schon seit langem ein Auge auf Akatsuki gehabt und dieses tat er gewiss nicht, weil Konoha ihm vollkommen egal war. Vermutlich tat er es sogar ein Stück weit wegen ihm, auch wenn er ihn nicht kannte, er war trotz allem Minatos Sohn. Und Minato hatte immer eine wichtige Rolle in dem Leben des Sannin eingenommen. Jiraiya war stolz auf seinen Schüler gewesen, so viel hatte dieser eindeutig durchblicken lassen.   Seufzend ließ Naruto sich auf den Boden gleiten. Wenn er nicht einfach wie ein vertrauter Mensch auf den Sannin zugehen konnte und sein Jutsu ausgeschlossen war, was blieb ihm denn dann noch? Generell musste er ja zugeben, dass er so seine Art hatte, mit anderen umzugehen. Viele verfielen ihm ziemlich schnell, wie es sich da bei Jiraiya verhielt, konnte er allerdings nicht wirklich einstufen. Das letzte was er wollte, war es zu versauen.   Aus gutem Grund. Es würde die Angelegenheit mit Tsunade erschweren und ihm die Möglichkeit nehmen, Itachi zu treffen. Auch wenn dieser Punkt wohl unausweichlich war, wollte Naruto sich nicht wirklich überraschen lassen. Was er wegen der Trainingsreise unternahm, wusste er aber auch noch nicht. Ein Teil von ihm wollte diese Zeit noch einmal erleben, aber der Faktor, trainiert zu werden, entfiel dabei leider. Er hatte nicht die Kraft, sich für zwei Jahre zu verstellen, da musste er sich keine Illusionen machen.   „Geh einfach zu ihm, lass dich von dem leiten was du fühlst!“, riet Kurama ihm schließlich sanft. Naruto seufzte ein weiteres Mal. Das war nicht leicht. Er empfand verdammt viel und er ahnte, dass es schlimmer werden würde, wenn er den Mann erst einmal sah. Immerhin hatte er damals diesen vollkommen unvorbereitet verloren und irgendwie sich auch verdammt schwer damit getan, diesen Verlust zu verarbeiten. Noch heute war es unglaublich schmerzhaft und damit sehr schwer, zu differenzieren. Naruto hatte einfach das Gefühl, als wenn Jiraiya von den Toten wieder auferstanden war, vermutlich ein ganz natürliches Gefühl, angenehm war es dennoch nicht.   „Solltest du nicht wissen, warum das nicht geht?“, fragte Naruto schließlich leise, ohne den Fuchs hinter sich anzublicken. Sie teilten sich diesen Körper seit vielen Jahren, daran hatte sich auch nichts durch diese bescheuerte Zeitreise verändert und seine unfreiwillige Jungkur.   „Du hast Angst!“, stellte Kurama nüchtern fest.   „Nicht wirklich!“, erwiderte Naruto trocken. Kurama sah das Offensichtliche einfach nicht, den Faktor, der alles verändern könnte, wenn er hier nicht Erfolg hatte. „Es ist doch ganz einfach, Kurama! Jiraiya ist kein Shinobi, den man einfach mal so hinters Licht führen kann. Die Wahrheit kann ich nicht erzählen, wenn ich aber versage, sind mir viele Wege versperrt, die eine tragende Rolle spielen!“ So schwer war das doch nicht zu verstehen.   „Wie ich sagte, du hast Angst!“, konterte Kurama erneut, knurrte aber leise, als Naruto sich aufregen wollte. „Angst es nicht hinzubekommen und das durchaus zu Recht. Sieh es aber einmal von der anderen Seite aus. Ganz gleich ob er nun erneut eine tragende Rolle einnimmt oder nicht, was hindert dich daran, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, um Itachi zu treffen? Oder dich selbst auf den Weg zu machen, um Tsunade zu sehen? Du vergisst, dass du weißt wann diese Leute auftauchen und wo du dann zu sein hast!“   Natürlich hatte Kurama Recht, dennoch, ein Faktor wurde dabei nicht beachtet, der ebenso eine wichtige Rolle spielte. „Klar, und als dummer Genin und noch dümmerer Jinchūriki bin ich auch absolut in der Lage, mal eben so das Dorf zu verlassen und ne Weile weg zu bleiben!“, schnaubte er belustigt.   Kurama seufzte leise. „Nein, aber als intelligenter Hokage und als Jinchūriki der seinen Bijū als Partner gewonnen hat, bist du noch zu viel mehr in der Lage, Naruto!“   Naruto runzelte leicht die Stirn. Natürlich hatte er heute weitaus mehr Macht, als er es damals gehabt hatte. Aber für Tage oder gar Wochen zu verschwinden war dennoch nicht drinnen. Selbst mit seinen Kagebunshins war das nicht ganz so einfach, sie waren einfach zu unstabil, wenn man sie zu hart angriff.   Wenn er allerdings ehrlich war, konnte er zugeben, dass es ihm nicht behagte, dass Jiraiya kein Teil seines Lebens war. Dieser Mann war zu einem Ersatz für seine Familie geworden, so etwas wie ein Großvater der irgendwie lange Zeit einen wichtigen Teil in seinem Leben eingenommen hatte. Jeder Verlust war natürlich schmerzhaft gewesen, aber dieser eine hatte ihn wirklich sehr hart getroffen. Naruto konnte nicht einmal mehr sagen, wie oft er sich im Stillen gewünscht hatte, dass alles anders gekommen wäre. Wie oft er sich gewünscht hatte, dass der Mann noch miterlebte, wie er zum Hokage ernannt worden war und auch wenn das nie eingetreten war, hatte er sich gewünscht, dass Jiraiya miterleben durfte, wie Frieden auf der Welt herrschte. Mit der Allianz hatten sie ja schon einen großen Schritt erreicht, auch wenn es letzten Endes nicht gereicht hatte.   „Viel verlieren kann ich ja leider nicht!“, murmelte er schließlich zu sich selbst, ehe er sich in Bewegung setzte. Wo er Jiraiya finden würde, war schließlich kein Geheimnis für ihn und vielleicht bekam er die rettende Idee, wenn er erst einmal dort war.     ***     In dem Augenblick, in dem Naruto seinen Mentor erblickte, breitete sich ein alter, tief sitzender Schmerz in ihm aus. Den Mann so lebendig zu sehen, so pervers wie eh und je, war einerseits eine wahre Wohltat, andererseits aber unglaublich schmerzhaft. Das Wissen was passieren würde war leider ständig allgegenwärtig und ließ sich nur sehr schwer ausblenden.   Ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, lief er langsam den steinernen Weg entlang, vorbei an dem Gewässer, auf dem er damals recht fruchtlos versucht hatte sein Chakra so zu kontrollieren, damit er in dem Wasser nicht unterging, sondern darauf laufen konnte. Geschafft hatte er es ja auch nur dank Jiraiya, der sein Siegel wieder gerichtet hatte.   „Frauen zu beobachten gehört sich aber nicht!“, sagte er schließlich leise und wunderte sich nicht, dass der Mann zu ihm herumwirbelte und dann regelrecht erstarrte. Im ersten Augenblick wusste Naruto gar nicht, was nun anders war. Diese Reaktion hatte er wirklich nicht erwartet. Doch als ihm bewusst wurde, dass der Sannin ihn regelrecht von oben bis unten musterte, erinnerte er sich schlagartig daran, was Zabuza zu ihm gesagt hatte.   Mini-Flash   Natürlich. Heute ähnelte er seinem Vater mehr, als er es damals getan hatte. Ihn hatte es nicht wirklich interessiert, dass seine Haare länger waren und sein Haarschnitt dem seines Vaters sehr ähnlich war. Irgendetwas in ihm schmolz leicht bei dieser Musterung und ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.   „Wie ein Déjà-vu, nicht wahr?“, fragte er deswegen nach, ohne den Blick von seinem alten, hoffentlich bald auch wieder neuem Mentor abzuwenden. Er selbst musterte den Mann nicht minder aufmerksam. Jiraiya schien nicht wirklich zu wissen, was er mit ihm jetzt anfangen sollte, wie er reagieren sollte.   „Auch wenn es vermutlich nicht notwendig ist. Uzumaki Naruto – oder sollte ich besser sagen, der Sohn von Kushina Uzumaki und Minato Namikaze?“, stellte er sich dann unnötigerweise vor, ohne sich vom Fleck zu rühren. Endlich als wenn diese beiden Namen die Starre gelöst hatten, reagierte der Sannin auf ihn.   „Woher weißt du von den beiden?“, fragte Jiraiya nach, den Blick weiter stechend und nun auch misstrauisch auf ihn gerichtet. Naruto zuckte nur leicht mit den Schultern, ehe er zu einer Antwort ansetzte.   „Ich weiß einiges, was ich eurer Meinung nach nicht wissen sollte. Wer meine Eltern sind, wie sie ums Leben gekommen sind, teilweise welche Beziehungen sie im Leben gehabt hatten und zuletzt natürlich auch wer in mir versiegelt ist. Kein großer Deal, oder? Ganz Konoha kennt den Großteil dieser Geheimnisse!“, antwortete er, ohne sich weiter Gedanken darum zu machen. Zu agieren, wenn man ihm eine Situation zum agieren gab, war schließlich seine Stärke und die Chancen standen gleichsam gut wie auch schlecht für ihn.   „Jemand hat es dir gesagt?“, fragte Jiraiya nach, die Stirn deutlich in Falten gelegt. „So könnte man es sagen. Bemühe dich nicht, weiter in diese Richtung nachzuforschen, die Antwort wäre eindeutig zu kompliziert und nutzen würde sie auch nicht.“, erwiderte Naruto, ohne sich vom Fleck zu bewegen. Es war schließlich die Wahrheit. Es gab Leute, die es ihm gesagt hatten, diese waren allerdings nicht in dieser Zeit zu finden. Eine Antwort die dieses aufdeckte war demnach nutzlos und würde eher weitere Probleme mit sich bringen.   „Irgendwie hatte ich andere Erwartungen was dich betrifft!“, platze es Jiraiya schließlich heraus, was Naruto endlich ein leises, wenn auch bitteres Lachen entlockte. „Oh, lass mich raten! Laut, zu nichts zu gebrauchen, Streichespieler Nummer eins in Konoha… stell dich hinten an, Kakashi hat den ersten Platz ergattert, wenn es darum geht, andere Erwartungen an mich gehabt zu haben!“, murmelte er unzufrieden und schnaufte am Ende seiner Worte.   Das Letzte worauf er Bock hatte, war ein zweiter Bluthund, der all seine Taten und Worte genau unter die Lupe nahm. Generell war er wenig daran interessiert, dass man ihm so auf die Pelle rückte. „Wie dem auch sei, ich bin hergekommen, weil ich denke, dass du mir am Besten weiter helfen kannst. Ich will unter dir trainieren!“, versuchte Naruto schließlich, das unliebsame Thema von sich zu weisen.   Jiraiyas Augenbrauen wanderten überrascht nach oben. „Was soll ich mit einem kleinen Möchtegern anfangen?“, fragte er lauernd nach. Die Ablehnung war deutlich in dessen Stimme zu hören. Narutos Blick wurde finster. „Minato war mein Vater, dein Schüler… praktisch gesehen bist du es, der mir meinen Namen gegeben hat, verbindet das einen nicht irgendwie?“, fragte er verärgert, ehe er sich fest auf die Zunge biss, für seine Unachtsamkeit. All das waren Dinge, die er kaum wissen konnte. Jiraiya selbst hatte ihm das Buch hinterlassen, nach dem seine Eltern ihm seinen Namen gegeben hatten.   Naruto atmete tief durch, um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Machen wir einen deal. Wenn ich es schaffe dich zu beeindrucken, trainierst du mich und im Gegenzug bringe ich dir ein Jutsu bei, mit dem es dir möglich ist, dich unbemerkt unter all die Frauen zu mischen, die du bisher nur heimlich hast beobachten können. Deine Recherchen würde das doch eindeutig erleichtern!“, folgte er schließlich einer Idee, die ihm gerade gekommen war. Es tat ihm zwar Leid um die Frauen, die dadurch wohl indirekt zu Schaden kommen würden, dieser Punkt allerdings war eindeutig zu wichtig um anders auszugehen, als es bereits geschehen war.   Jiraiya lachte schallend. „Wie soll ein kleiner Genin mich beeindrucken?“, fragte er amüsiert nach, was Naruto irgendwie ziemlich wütend machte. Ohne wirklich darüber nachzudenken, biss er sich in den Daumen, formten die vertrauten Handzeichen, ehe er sein Kuchiyose no Jutsu vollendete,   Zu seinem Erstaunen, folgten seinem Ruf wirklich zwei Kröten. Und nicht irgendwelche. Gamabunta, den er damals in seiner Notsituation herbeigerufen hatte und Gamakichi, welcher sein zukünftiger vertrauter Geist werden würde.   „Der Vertrag wurde mit deinem Blut unterzeichnet. Ganz gleich in welcher Zeit du dich befindest, er ist bindend. Ähnlich wie bei mir. Selbst wenn du zu dem Zeitpunkt mich nicht gehabt hättest, wäre es nach der Reise anders gewesen!“, meldete Kurama sich zu Wort, um die Verwirrung und das Erstaunen zu mildern, welches Naruto gerade eindeutig empfand.   „Heißt das, sie wissen was passiert ist?“, fragte er deswegen nach, nicht sicher, wie er nun mit der Situation umgehen sollte.   „Nicht direkt. Sie wissen wer du bist, auch dass du den Vertrag abgeschlossen hast, verbinden ansonsten aber nichts mit dir!“, versuchte Kurama zu erklären, was gerade passierte.   Naruto nickte leicht, ehe er zu den beiden Kröten auf sah. Gamakichi war erneut sehr klein, aber Naruto wusste, dass er sehr bald wachsen würde. Die beiden Kröten schauten zu ihm hinab, die Augen leicht verengt, als wenn sie nachdenken mussten, wie genau sie hergekommen waren.   Was aber eindeutig ablenkte, war die Tatsache, dass Jiraiya nach der großen Schriftrolle griff, sie entrollte und dann fassungslos auf die Signatur des jungen Shinobis blickte. „Was zum… beim letzten Mal war sie ganz gewiss noch nicht da!“, äußerte er sein Erstaunen und strich über den bereits leicht verwitterten Namen. Er wusste, dass beim letzten Mal dieser Name nicht dort gewesen war.   Um Bestätigung zu bekommen, blickte er zu Gamabunta auf, verwarf die Idee, die Kröte direkt zu fragen aber sofort wieder. Er kam mit dieser nicht wirklich gut zurecht. Vermutlich würde er eh keine befriedigende Antwort bekommen. So wendete er den Kopf, um Minatos Sohn wieder anblicken zu können. „Ich hab keine Ahnung wie du das gedreht hast, Rotzlöffel, aber verlass dich darauf, dass ich es herausfinden werde!“   Bessere Worte hätte der Sannin in Narutos Augen gar nicht wählen können. Das hier war nun eindeutig ein Heimspiel für ihn und Jiraiya war sich dessen vermutlich nicht einmal bewusst. Entsprechend breitete sich das freche, früher typische Grinsen auf seinem Gesicht aus, während er die Arme hoch nahm und sie hinter seinem Kopf verschränkte. „Na als dein Schüler gebe ich dir sicher genug Gelegenheit, wenn du mich ständig um dich herum hast!“, erwiderte er belustigt, ehe er die Hand hob und sich weg teleportierte, ehe Jiraiya zu sich kam und protestierte.   Der erste Schritt war eindeutig gelungen, nun musste er den Sannin nur noch bei der Ehre packen, damit dieser keinen Rückzieher machte. Das und natürlich sein Versprechen, dem Mann beizubringen, wie er gefahrlos recherchieren konnte… oder Spannen, wenn man ihn selbst fragte!     ***     Seufzend zog Kakashi die Tür hinter sich zu, ehe er aus den Sandalen schlüpfte und dann weiter in sein Apartment hinein ging. Sasuke unter seine Fittiche zu nehmen war etwas, was er durchaus gerne tat, die Ähnlichkeit zwischen ihnen war allerdings bei näherem Betrachten alles andere als Vorteilhaft. Alleine Sasuke zu überzeugen, unter ihm zu trainieren um für die nächste Runde fit zu sein, war kein Zuckerschlecken gewesen.   Der Uchiha war unglaublich von sich überzeugt, dazu kam leider aber auch, dass die bisherigen Prüfungen eindeutig einen negativen Eindruck bei dem Jungen hinterlassen hatten. Dort hatte sich so unglaublich viel Wut angestaut, dass Kakashi nicht wirklich wusste, wie er damit umgehen sollte. Egal wie er es auch drehte und wendete, in der kurzen Zeit die Obito zu ihm durchgerungen war, hatte er sich eindeutig nicht genug verändert, um gut beim Thema Gefühle zu sein.   Sicher, er kannte eine ganze Reihe an Emotionen, aber wenn er oft schon nicht mit seinen eigenen umgehen konnte, wie sollte er da anderen helfen?! Trotz allem gab es da tief in ihm etwas, was ein Versagen einfach nicht dulden wollte. Und er wusste durchaus, dass es etwas mit Naruto zu tun hatte. Irgendwie fühlte er sich mit dem Jungen verbunden.   In der Küche angelangt stellte er den Kessel auf den Herd, um Wasser für seinen Tee aufzukochen, während er weiter seinen Gedanken nachging. Ihm war absolut bewusst, dass es die Augen des Jungen waren, die ihn so in den Bann zogen. Es waren einfach nicht die Augen eines Kindes, nicht einmal die eines Jinchūriki, der es bisher wahrlich nicht leicht gehabt hatte. Da war einfach viel mehr, Dinge die sie auf unerklärliche Weise aneinander banden, ohne dass er es begreifen konnte.   Wenn er Naruto anschaute, hatte er nie das Gefühl einen jungen Genin vor sich zu haben. Einen Jungen, der grün hinter den Ohren war und erst einmal sein halbes Leben lernen musste, ehe man ihn auch nur ansatzweise als Shinobi bezeichnen konnte. Ganz im Gegenteil. Die Aura des Jungen war ernst, nahezu wie die eines erfahrenen Veteranen und Kakashi zweifelte mehr und mehr an seinem Verstand, wenn seine Neugierde ihn weiter und weiter übermannte und er herausfinden wollte, was es mit dem Uzumaki auf sich hatte.   Schon die Tatsache, dass er sich freiwillig dazu bereiterklärt hatte, von dem Jungen abzurücken und stattdessen sich um Sasuke zu kümmern, war etwas, was er nicht von sich selbst gedacht hatte. Er musste ja zugeben, dass dieses Team ihm mit jedem Tag irgendwie mehr ans Herz wuchs, aber wenn er seine Schüler miteinander verglich und dabei offen mit sich selbst war, war klar, wer bei ihm an oberster Stelle stand.   Sicher, Sakura hatte wahnsinnig viel Potenzial, wenn sie es schaffte ihre Schwärmereien für Sasuke einen Moment zu unterdrücken. Wenn sie wollte, konnte sie verdammt nützlich sein. Ihre Kontrolle war wirklich beneidenswert, dazu kam ihre Intelligenz, die er eindeutig schätzte. Dennoch wusste er nicht, ob er auf lange Sicht ihr Potential fördern konnte.   Sasuke war schon deshalb ein schwieriger Fall, weil dieser ihm viel zu ähnlich war. Sie teilten ein ähnliches Schicksal, waren beide intelligent, hatten beide Talent und man schaute zu ihnen auf, als wenn sie etwas besonderes wären. Irgendwo waren sie das vermutlich auch. Kakashi fiel es dennoch schwer, mit seinen eigenen Erfahrungen zu agieren, wenn es um den Uchiha ging. Worte konnten eben nicht ungeschehen machen, was geschehen war und Kakashi wusste von sich selbst, dass Worte die zum Ausdruck brachten, dass man verstand wie es einem ging, einen nur noch wütender machten.   Naruto hingegen… da war einfach etwas. Etwas ungeklärtes, etwas sehr mächtiges. Egal was die Unterlagen auch sagten, dieser Junge war kein Versager. Auch wenn er mit Gefühlen eindeutig nicht der Beste war, Kakashi spürte einfach, dass dieser Junge sie alle in den Schatten stellen könnte, wenn er sich nicht so verstellen würde. Und genau das war der Knackpunkt. Solange er nicht verstand, was hinter all diesem steckte, würde er Naruto vermutlich versprechen können was er wollte, auf lange Sicht würde er sich einfach nicht fernhalten können.   Ein Klopfen an seiner Tür riss ihn schließlich aus den sich immer wieder drehenden Gedanken. Mit einem Blick zu dieser stellte der Jōnin das Wasser aus und überwand den Abstand zu der Tür. Mit Besuch hatte er zwar nicht gerechnet, eine Ablenkung von seinen Gedanken kam ihn aber verdammt gelegen.     ***     Jiraiya war so ziemlich der letzte Mensch, mit dem Kakashi an diesem Tag gerechnet hatte. Entsprechend perplex starrte er den Sannin an, welcher ein wenig verloren vor seiner Tür stand.  Ein Blick auf dessen Gesicht reichte allerdings auch aus, um sich wieder zu entspannen. Mit einem leichten Seufzen trat er zur Seite, um den Mann in sein Apartment zu lassen.   „Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen!“, sagte er schließlich leichtfertig und winkte den älteren Shinobi mit sich, welcher sich schließlich schwer auf einen der Stühle fallen ließ. Kakashi hingegen zog eine der Schranktüren auf, um endlich den Tee fertig zu machen, den er geplant hatte.   „So könnte man es ausdrücken!“, antwortete der Sannin. Ein weiteres Mal warf Kakashi dem Mann einen Blick zu, musterte ihn aufmerksam, als wenn sein Erscheinungsbild ihm die Antwort auf die Frage geben konnte, was passiert war. Ein Teil von ihm ahnte es ja auch irgendwie, der rationale Teil hingegen war sich bewusst, dass ein solches Treffen wohl eher ausgeschlossen war.   „Ich hab gerade einen kleinen Minato gesehen!“, sprach Jiraiya weiter und nahm damit Kakashis rationaler Seite jeden Wind aus den Segeln. Er brauchte einige Sekunden, um sich wieder zu fangen.   „Und?“, fragte er nach, drehte sich ein weiteres Mal seiner Teekanne zu, während er routiniert zu einem der Gefäße griff, welche seinen Tee sicher vor Feuchtigkeit hielten.   Eine Frage, die vermutlich keiner wirklichen Antwort bedurfte. Klar sah doch, dass Jiraiya ziemlich geschockt worden sein musste und Kakashi konnte sich vorstellen wie dieses Treffen vonstatten gegangen war. Zu gut erinnerte er sich noch daran, wie er dem Uzumaki bei der Teameinteilung das erste Mal gegenübergestanden hatte. Kleiner Minato war da nicht einmal wirklich ein Ausdruck, der seiner Bedeutung wirklich gerecht werden konnte. Irgendetwas war schließlich dort, was sehr deutlich eine Parallele zwischen Naruto und seinem Vater zog. Sei es das Aussehen, oder die seltsame neue Ausstrahlung des Jungen.   „Sag Kakashi… war der Bengel schon immer so?“, redete Jiraiya schließlich weiter, was Kakashi ein weiteres Mal dazu veranlasste, zu dem Mann zu sehen. Ein kurzes zucken mit der Schulter war die Antwort, die er auf die schnelle geben konnte.   Vor wenigen Minuten noch hatte er sich ähnliche Gedanken gemacht, dennoch konnte er nicht sagen, ob der Junge sich damals verstellt hatte, oder ob er es jetzt tat. Was irgendwie nicht möglich war. So zu tun als wenn man Talent hatte, war schließlich unmöglich für den Naruto, der angeblich keinerlei Begabung gehabt hatte. So zu tun als wenn man still und kultiviert war, war für einen Wildfang eine reine Qual, eine solche Scharade wäre schon nach wenigen Stunden aufgeflogen.   „Wie war er denn?“, konterte er deswegen, griff nach zwei Tassen und schob dem Mentor seines Sensei eine entgegen, ehe er die andere auf den freien Platz stellte.   „Ich weiß nicht. Laut? Untalentiert? Aber dieser Junge… wenn er mit einem spricht hat man nicht das Gefühl einen Genin vor sich zu haben. Da ist einfach etwas, was es mir kalt den Rücken runter laufen lässt. Etwas…“, versuchte der Sannin in Worte zu packen, was er selbst nicht einmal einordnen konnte.   „Etwas, was einem sagt, dass dieser Junge mächtiger ist als alles was man bisher gesehen hat? Etwas, das einen fühlen lässt, als wäre dort etwas verborgen was von großer Bedeutung ist?“, versuchte Kakashi dem Mann auf die Sprünge zu helfen. Ohne ihn anzusehen, griff er nach der Kanne, goss ihnen beiden ein und setzte sich schließlich ebenfalls auf einen Stuhl. Seine Hände legten sich um das warme Gefäß, auch wenn die Wärme im Augenblick nur bedingt in der Lage war das Gefühl in seinem Inneren zum Schmelzen zu bringen.   Er wusste ja, dass nicht nur ihm diese seltsamen Dinge auffielen, dennoch war es unglaublich schwer, die Empfindungen auch in Worte zu packen. „Veteran!“, sagte er schließlich leise, hob den Blick und schaute damit Jiraiya wieder an. Er musste nicht nachfragen, um zu erkennen, dass Jiraiya gerade verstanden hatte, was er selbst fühlte. „Wie hast du ihn getroffen?“, lenkte Kakashi das Thema schließlich auf eine deutlich leichtere Ebene.   „Er hat mich gefunden. Ist einfach zu mir gekommen und will, dass ich ihn trainiere! Das für sich schockt mich aber weniger!“ Jiraiyas ernster Blick ließ Kakashi nichts gutes erahnen. „Ich mag lange unterwegs sein, mein letzter Stand jedoch war, dass Naruto nichts über jene Nacht erfahren durfte. Nicht was in ihm ist und damit auch nicht, wer seine Eltern sind… Kakashi, kannst du mir erklären, warum er mich darauf hinweist, dass ich Minato trainiert hab, woher er weiß, dass ich es mehr oder weniger war, der ihm seinen Namen gegeben hat?“   Irgendwo tief in Kakashi zog sich ziemlich schmerzhaft zusammen. Dieses Gefühl, dass Naruto Dinge wusste, die er eigentlich nicht wissen durfte war etwas, was ihm sehr schwer im Magen lag. „Er ist  nicht gut auf dich zu sprechen!“, fügte Jiraiya schließlich vorsichtig hinzu. Diese simplen Worte würden bei vielen vermutlich die Anspannung noch steigern, auf Kakashi hatten sie in diesem Augenblick jedoch eine vollkommen andere Wirkung. Für ihn war es eher so, als wenn man ihm jeden Grund genommen hatte, angespannt zu sein.   „Vielleicht nicht gerade schmeichelhaft, aber ich verstehe, was gerade in dir vor geht. Der Grund, warum Naruto versucht mich zu meiden - ich muss gestehen, seine Art hat mich unerwartet getroffen, als ich ihn und seine Kameraden übernommen habe. Naruto hat eine Art an sich, als wenn er genau weiß was passiert. Er weiß Dinge die vergangen sind, scheinbar aber ebenso Dinge, die noch geschehen werden. Es macht mich neugierig, was ihm absolut nicht gefällt!“, erzählte er schließlich und lachte anschließend leise auf.   „Aber ich kann mir einfach nicht helfen. Wenn ich ihn ansehe, sehe ich jemanden vor mir, der unsere Erfahrungen hat. Ich sehe Schmerz und oft genug sehe ich Verzweiflung!“ Unbewusst erinnerte er sich daran, wie Naruto bei Tazuna gewesen war. Wie er vor Verzweiflung dort in dem Wald regelrecht zusammengebrochen war. Ein Bild, das ihm auch jetzt noch nicht wirklich behagte. „Aus irgendeinem Grund fühle ich mich in seiner Gegenwart schuldig… es sind seine Augen, die mich so empfinden lassen. Da ist so unglaublich viel Schmerz und Hass in ihnen, wenn er mich anblickt!“, erklärte er leise weiter. Für einen Moment fiel es ihm schwer wirklich zu atmen, doch schnell genug bekam er sich wieder unter Kontrolle.   „Ich hab ihm versprochen, mich um Sasuke zu kümmern und ihm eine Pause zu gönnen. Aber… wenn du ihn unter deine Fittiche nimmst, ihn anleitest, vielleicht kommst du dann diesem Mysterium auf die Spur!“     ***     Eine ganze Weile später, hatte Jiraiya das Apartment von Kakashi wieder verlassen und schlenderte Gedankenverloren die belebte Straße entlang. Irgendwie war es seltsam, wie dieser Besuch verlaufen war. Seine Intention am Anfang war eindeutig gewesen, herauszufinden, warum Naruto den Jōnin scheinbar so verabscheute und nebenbei herauszufinden, warum der Bengel so viel von seinem Hintergrund wusste. Was er stattdessen gefunden hatte, war aber nur schwer in Worte zu fassen.   Kakashi so erpicht zu sehen, etwas herauszufinden, war schon ein sehr seltenes Ereignis. Auf der anderen Seite verstand er es aber auch, seit er den Jungen getroffen hatte. Kakashi fasste es schon richtig zusammen. Da war einfach etwas, was einem keine Ruhe ließ. Etwas, das man unbedingt greifen wollte, auch wenn man nicht verstehen konnte, wonach man da eigentlich strebte.   Die Idee, den Jungen unter seine Fittiche zu nehmen, war da sogar etwas, was ihm durchaus zusagte. Generell hatte er nach Minato keine Schüler mehr gehabt, das Verlangen, daran etwas zu ändern, war auch nie vorhanden gewesen. Niemand konnte eben mit Minato mithalten. Das hatte er auch Naruto zugeschrieben, zumindest bevor er diesen getroffen hatte. Jetzt war er sich jedoch gar nicht mehr so sicher, ob Naruto nicht vielleicht sogar seinen eigenen Vater übertreffen konnte.   Im Hinterkopf hatte er dabei eindeutig auch die Prophezeiung, die er in jungen Jahren einmal bekommen hatte. Noch war sie nicht erfüllt, entsprechend war klar, dass er weitere Schüler bekommen würde. Dabei spielte aber auch klar eine Rolle, dass er durchaus neugierig war, wie Naruto seinen deal aufrecht halten wollte. Darauf würde er auf jeden Fall bestehen, auch wenn er nicht plante, den Jungen langfristig als Schüler anzunehmen.   Aber genau diese Art Gedanken waren es doch, die bereits bestätigten, dass die Entscheidung schon lange gefallen war. Alles was übrig blieb, war zu Hiruzen zu gehen, um mit diesem über Naruto zu reden. Mit Iruka musste er kaum sprechen, was dieser zu sagen hatte, konnte der Sannin sich schließlich vorstellen. Was ihn interessierte, war wie der Junge in den Prüfungen abgeschnitten hatte, ehe er sich davon am Morgen ein eigenes Bild machen würde. Und diese Angelegenheit, konnte nur Hiruzen ihm wirklich unbefangen beantworten! 11 uncertain steps ------------------ ―—————————————————————————―—————————————————————————   11 uncertain steps   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Ruhig musterte Jiraiya den alten Mann vor sich, der bereits seit einigen Minuten nur vor sich hin starrte aber nicht wirklich zu einer Antwort ansetzte. Es war nicht unbedingt etwas, was der Sannin mochte, im Moment hatte er allerdings keine andere Wahl.   Hiruzen runzelte leicht die Stirn. „Er weiß alles?“, hakte er schließlich noch einmal nach, hob langsam die Hand um genüsslich an seiner Pfeife zu ziehen, die schon eine ganze eile vor sich hin rauchte, ohne dass der Mann an ihr gezogen hätte.   Jiraiya hatte seinen Plan in die Tat umgesetzt. Das seltsame, unbehagliche Gefühl welches er verspürte seit er Minatos Sohn getroffen hatte, nagte nach wie vor tief in ihm und ließ ihm keine Ruhe. Etwas stimmte einfach nicht und Kakashi hatte dabei seine Bedenken nur noch weiter geschürt. Im Grunde war es vollkommen unmöglich, dass der Junge war wie er eben war und Dinge wusste, die er unbestreitbar wusste.   „Im Grunde ist das unmöglich!“, bestätigte der Sandaime seine eigenen Empfindungen. „Allerdings kann ich nicht leugnen, dass etwas passiert ist.“, sprach er schließlich nachdenklich weiter. „Bisher war Naruto laut und frech. Nicht weil er grundlegend so ist, sondern eher weil er versucht die Aufmerksamkeit der anderen zu erregen. Seine Streiche waren bisher immer darauf ausgelegt in die Welt hinaus zu schreien ’Hier bin ich, nehmt mich wahr’.“, erklärte er nachdenklich, zog ein weiteres Mal gedankenverloren an seiner Pfeife. Langsam quoll der weiße Rauch wieder hervor.   „Allerdings scheint er sich komplett verändert zu haben, seit er die Prüfung in der Akademie bestanden hat!“ Damit hörte Jiraiya nichts neues, es frustrierte ihn und langsam wurde ihm klar, dass auch Sarutobi Hiruzen keine Ahnung hatte was passiert war, damit Naruto so wurde wie er eben geworden war. Nicht, dass er nicht mit so einem Ausgang gerechnet hatte, angenehm war es dennoch nicht.   „Allerdings werde ich dem nachgehen. In der Zwischenzeit ist es vielleicht nicht einmal so verkehrt, wenn du ein Auge auf den Jungen hast!“ Hiruzen musterte ihn eine Weile, ehe er nickte, die Pfeife neben sich legte und sich dann aufrichtete. Gemächlich lief er zum Fenster, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und blickte auf das Dorf hinab. „Ich lasse dir freie Wahl was du mit ihm anstellst. Wenn er reden will, rede mit ihm.“, erklärte er schließlich.   Jiraiya nickte leicht, ehe auch er aufstand. „Ich werde mein Bestes geben!“, erklärte er und drehte sich herum um zu der Tür zu kommen. Leise fiel sie schließlich hinter ihm ins Schloss.   ***   Leise wispernd tanzte der Wind durch Konoha, brachte die Blätter dazu ihr leises Lied vorzutragen. Ein Hund bellte in einiger Entfernung, Grillen zirpten in allabendlicher Eintracht.   Naruto hockte auf einem der Dächer, die Augen konzentriert auf einen bestimmten Punkt gerichtet. Er bewegte sich nicht, starrte vollkommen unberührt einfach vor sich hin, während die natürliche Energie in seinem Körper aufgenommen wurde und ihn damit weitaus mehr sehen ließ, als das menschliche Auge erfassen konnte.   Er fühlte Jiraiya in der Nähe der Badehäuser – was kaum ein Wunder war. Viele Zivilisten und Shinobis waren quer durch das Dorf verteilt, vermutlich in ihren Häusern und Wohnungen. Kakashi hielt sich in seinem Apartment auf, Sasuke verweilte auf den Trainingsgründen. Nichts schien ungewöhnlich zu sein, wenn man von den paar Personen absah, die sich außerhalb ihrer Unterkünfte getroffen hatten. Zwei Gruppen, zwei potentielle Gefahren.   Naruto hatte den restlichen Tag damit verbracht, ein wenig zu versuchen, die Zeitlinie wieder in Erinnerung zu bekommen, damit er handeln konnte. Er erinnerte sich noch, wie Gekkō Hayate tot aufgefunden worden war. Zwar mochte er nicht wissen wann genau sein Tod sich ereignet hatte, doch anhand des Zeitfensters konnte er diesen Moment deutlich eingrenzen. Womit er nicht gerechnet hatte, war die zweite Gefahr, die er deutlich spüren konnte und die ihn in den Konflikt brachte sich entscheiden zu müssen. Rettete er einen vor dem sicheren Tod, oder den anderen, der einmal ein guter Freund werden würde und Gefahr lief sich selbst zu verlieren?! Er wusste es wirklich nicht.   Das Problem bei der Sache war ganz einfach, dass er es hier nicht mit einfachen Genin zu tun hatte. Es war entsprechend nicht sehr förderlich, die weitaus geringere Gefahrenquelle mit seinen Kage Bunshin aufzusuchen, während er selbst zur anderen Quelle eilte. Andererseits fragte er sich auch, ob er wirklich bei beiden eingreifen musste.   Sein Ziel war eindeutig, alle zu retten. Zumindest wenn man von dem ausging, was Kakashi von ihm gefordert hatte. Mit Alle meinte der Jōnin aber sicher nicht die ganze Welt. Das war kaum zu schaffen. Viel mehr bedeutete doch alle ganz eindeutig, dass Freunde gemeint waren. Wo aber setzte er da an? Wie konnte er entscheiden wer ein Freund und wer keiner war? Einmal abgesehen von dem engsten Kreis um ihn herum, hatte er im Laufe der Jahre doch einige Bindungen geschaffen. Momochi Zabuza  Beispielsweise gehörte nicht zu seinen engsten Freunden, falls man Freundschaft überhaupt hier anwenden konnte. Dennoch hatte er wenigstens versucht die beiden zu retten, auch wenn dieses eindeutig daneben gegangen war.   Jetzt die Entscheidung treffen zu müssen, Gaara aufzuhalten oder Hayates Leben zu retten war nicht wirklich leicht. Der Tod des Otogakure Ninja würde keine weiteren negativen Ereignisse nach sich ziehen, während das Treffen zwischen Baki, Kabuto und letzten Endes auch Hayate weiter seine Kreise ziehen würde. Ketten die zusammen gehörten, die ein Ereignis nach dem anderen aneinanderreihten, bis eine komplette Kettenreaktion vollendet war.   Das beste Beispiel dort war wohl Sasuke, dessen Kette begonnen hatte noch bevor er aktiv diese hätte steuern können. Damals als die Uchihas immer unzufriedener geworden waren, als Itachi gezwungen worden war seinen eigenen Clan hinzurichten, als Sasuke zum Rächer geworden war, das Juin erhalten hatte, Konoha den Rücken gekehrt hatte, seinen eigenen Bruder getötet hatte und letzten Endes seinen eigenen Tod durch Narutos Hand gefunden hatte.   Der junge Shinobi erschauderte unangenehm. Ketten waren furchtbar, früher hatte er sich nie derart tiefe Gedanken um etwas gemacht und heute konnte er kaum noch damit aufhören. So vieles hing einfach an einem einzigen Ereignis fest, überschnitt sich und löste weitere Ketten aus, die man kaum aufhalten konnte.   Er verkrampfte sich leicht, was den Fluss der natürlichen Energie unterbrach, auch wenn ein großer Teil bereits in ihm gespeichert worden war. Im Grunde wusste er die Antwort doch bereits. Der Tod des Otogakure Ninja würde bedauerlich sein, aber keine weiteren Ereignisse auslösen, während Hayate bereits mitten in einer Kettenreaktion stand, derer er sich nicht einmal bewusst war. Naruto konnte nur hoffen, dass sein Eingreifen bei der letzten Prüfung bei Gaara nicht zu viel verändert hatte.   Sein Ziel musste unbedingt Hayate sein.   ***   Wie ein Schatten glitt Naruto an Hayate vorbei, welcher sich selbst in den Schatten zurückgezogen hatte, um dem seltsamen Treffen zu lauschen, über welches er gestolpert war. Aus den Augenwinkeln sah Naruto, wie der Tokubetsu Jōnin die Bewegung wahrnahm, wie er ruckartig den Kopf drehte und sich seine Augen weiteten. Doch ehe er reagieren konnte, war Naruto an ihm vorbei und wurde bereits von den anderen Shinobis wahrgenommen.   Sein Magen rumorte, zog sich zusammen. Ein Klumpen an negativen Gefühlen stieg in dem jungen Shinobi auf, als er in das heimliche Treffen platze und Kabuto gegenübertrat. Er mochte nicht genau wissen was mit dem Mann los war, was zu all den Dingen geführt hatte, die letzten Endes das Leben so ziemlich aller kosten würde. Aber er konnte eben auch nicht vergessen, was passieren würde. Wer dafür verantwortlich war, dass viele gute Shinobi sterben würden. Freunde, Familien, nahezu die ganze Welt würde ausgelöscht werden und es erzeugte einen Hass in Naruto, den er so noch nie gespürt hatte. Er hasste dieses Gefühl.   Mit wachsamen Blick schaute er seine beiden Kontrahenten an. „Ich denke es reicht!“, sprach er schließlich ruhig und strich sich eine der langen Strähnen aus dem Gesicht, bevor er Baki anblickte. „Euer Plan wird nicht gelingen. Dazu kann ich dir sagen, dass euer Kage nicht euer Kage ist!“, sprach er ruhig. Baki blickte ihn nur verständnislos an.   Was nicht verwunderlich war. Suna würde erst nach dem Angriff auf Konoha erfahren, was wirklich hier passiert war – oder würde, wenn Naruto es nicht verhindern konnte. Die Bewegung hinter ihm registrierte er, bevor diese komplett vollendet war. Helles, warmes Chakra hüllte ihn sofort ein, eine Hand formte sich, die Kabutos Angriff sofort abwehrte noch bevor dieser ihn erreichen konnte. Naruto blickte weiter Baki an, welcher vollkommen irritiert den Blick erwiderte.   „Sunas Kage verrottet bereits irgendwo in der Wüste. Was sich als euer Kage ausgibt, ist Orochimaru. Ein ehemaliger Konoha Shinobi, einer der drei Sannin – der idiotischste, wenn du mich fragst!“ Er hörte Kurama tief in sich rumpelnd lachen und er fühlte wie der Fuchs sich wohlig in ihm räkelte. Naruto musste sich nicht einmal fragen, warum dem Bijū diese Reaktion so gut gefiel. Es war ein Stück weit genau das, was man wohl von dem alten Naruto erwarten konnte, er wusste aber genauso, dass dieser nicht mehr existierte. Dass sich jetzt ein winziger Teil wieder in ihm hoch gekämpft hatte, konnte verschiedene Ursachen haben, denen er allerdings nicht wirklich auf den Grund gehen wollte.   Warum Baki ihn nicht angriff, sondern nur vollkommen verwirrt ihn anstarrte, begriff er allerdings erst wenige Sekunden später. „Oh“, entkam es ihm schließlich. Langsam hob er die Arme, um sich selbst anzusehen. Es war so natürlich für ihn geworden, in diesen Modus zu wechseln, dass er es kaum aufnahm, wenn er es tat. Schlimmer noch, in den letzten Tagen, wo er sich hatte zurückhalten müssen, war es nahezu unnatürlich für ihn gewesen es zurück zu halten. Ein klein wenig fühlte es sich an, als wenn er nachhause gekommen war, ein Gefühl welches er im Augenblick sehr gut gebrauchen konnte.   „Ich bin Konohas Jinchūriki und so sieht es aus, wenn man mit seinem Bijū zusammen arbeitet… ich habe Gaara angeboten ihm zu helfen!“, erklärte er ruhig, während er einen weiteren Angriff hinter ihm abwehrte und Kabuto weit genug zurück drängte, dass dieser benommen stehen blieb.   Für einige Augenblicke starrten die beiden sich nur an, ehe ein Ruck durch Baki ging. Auch Naruto fühlte Shukaku. „Überlege dir einfach, wem du loyal sein solltest. Suna oder jemanden der nicht nur euren Kage getötet hat, sondern auch versucht Suna gegen Konoha aufzuwiegeln!“, sprach Naruto leise, während das Chakra um ihn flackerte und schließlich erlosch. Noch bevor Baki etwas sagen konnte, sprang Naruto ab und verschwand in der Schwärze der Nacht.   Seine Mission war damit hoffentlich erfüllt. Angst, dass Konoha erfahren konnte, dass er den Neunschwänzigen unter Kontrolle hatte, hatte er nicht wirklich. Hayate war nachdem er an ihm vorbeigezogen war verschwunden, vermutlich war er auf dem Weg um die Anbu zu mobilisieren. Kabuto und Baki hingegen konnten nichts sagen. Niemand würde ihnen glauben und sie würden sich selbst in eine zu große Gefahr begeben, ihr nächtliches Treffen erklären zu müssen, wenn sie nicht den Mund hielten.   Nun war wohl abzuwarten, was Suna entscheiden würde.   ***   „Dann wollen wir mal sehen, was du bisher kannst. Lauf auf dem Wasser. Sammle dein Cha…“   Naruto ließ den Mann nicht ausreden, stattdessen setzte er sich einfach in Bewegung und noch bevor Jiraiya seine Forderung ausgesprochen hatte, stand er bereits mitten auf dem Wasser. Er seufzte leise.   „Das kann ich schon. Ich kann ebenfalls Bäume hoch laufen – nur mit Chakra versteht sich. Kakashi hat uns das beigebracht!“, erklärte er gelangweilt. Er erinnerte sich an das Training. Zuerst hatte er gelernt auf dem Wasser zu laufen, wobei Jiraiya das Siegel gerichtet hatte. Anschließend hatte er den Vertrag mit den Kröten gemacht. Beides brauchte er nicht mehr und so langsam fragte er sich, ob es nicht doch ein Fehler gewesen war, diesen Mann als Trainer zu fordern.   Auf der anderen Seite konnte er nicht leugnen, dass es ihn beruhigte, Jiraiya nahe zu sein. Am Anfang hatte er Sorgen gehabt, dass er damit nicht umgehen konnte. Leicht war es noch immer nicht er konnte eben nicht vergessen was passieren würde. Andererseits bekam er jetzt die Gelegenheit, mehr über den Mann herauszufinden, auch wenn ihm bewusst war, dass er dabei auf jeden Fall vorsichtig vorgehen musste.   So wie er es sah, hatte Jiraiya nach ihrem Treffen wohl einige Gespräche geführt um dem Mysterium um ihn herum auf die Spur zu kommen. Er vertraute ihm nicht, was Naruto deutlich spürte und auch kein sonderlich gutes Gefühl war. Früher war das eindeutig besser gelaufen. Er wusste nun aber auch nicht, wie er diesen Zustand wiederherstellen sollte. Wie gewann man das Vertrauen von jemandem, wenn man nicht ehrlich sein konnte? Wenn die Person misstrauisch war und ebenso wie Kakashi scheinbar alles auf die Goldwaage zu legen schien?!   Das Problem war auch, dass damals seine Chakrakontrolle verbessert worden war. Im Grunde konnte der Sannin ihm nichts neues beibringen und Naruto war nicht wirklich erpicht darauf, so zu tun als wenn es anders wäre. Er musste eben auch vorsichtig sein. Kabuto und Baki hatte er seine wahre Natur zeigen können, ohne Gefahr zu laufen, dass die falschen Personen davon erfuhren. Anders sah es eindeutig mit Jiraiya aus. Wenn dieser die Wahrheit erfuhr, würde er vermutlich keine Sekunde zögern und den Sandaime über diese Veränderung in Kenntnis setzen. Was daraus resultierte, konnte er sich lebhaft vorstellen. Es war keine angenehme Vorstellung, eher das Gegenteil war hier der Fall und ihm lief es eiskalt über den Rücken, wenn er an diese Gefahr dachte.   Naruto konnte sich das lebhaft vorstellen, wie Morino Ibiki vorfreudig seine Hände rieb, um sich fertig zu machen, damit er ihn im wahrsten Sinne auseinander nehmen konnte. Kein angenehmer Gedanke. Das schlimme daran war, dass er ja nicht einmal eine Gefahr für Konoha darstellte. Wenn man es streng nahm, wollte er nicht einmal hier sein. Kakashi – der spätere – war der Übeltäter, was Naruto nach wie vor nicht ausblenden konnte. Es fiel ihm einfach schwer die Personen die er hier hatte mit denen gleichzustellen, die in seinem Leben eine Rolle eingenommen hatten. Irgendwie waren sie die Personen, die er so schmerzlich vermisste und deren Anblick ihn heute teilweise sehr stark quälte, irgendwie aber auch nicht.   „Was zum Teufel soll ich dir dann beibringen?“, fragte Jiraiya unwirsch und musterte ihn dabei mit einer Mischung aus Ärger und Verwirrung. Übel nehmen konnte er es dem Mann nicht. Er zuckte leicht mit den Schultern. „Ich weiß nicht!“, gab er ehrlich zu und fuhr sich unwohl durch die langen Haare. Jene Haare, die denen seines Vaters mittlerweile so ähnlich waren, dass andere oft Minato in ihm sahen, wenn sie ihn nicht kannten.   „Vielleicht will ich auch einfach den Mann kennen lernen, der meinen Eltern nahe gewesen ist!“, sprach er weiter, ohne wirklich darüber nachzudenken. Eines wusste er aber genau, seine Worte waren die Wahrheit. Er hatte viel Zeit mit diesem Mann verbracht und ihn dabei natürlich kennen gelernt. Aber damals hatte er absolut keine Ahnung gehabt, dass Jiraiya seine Eltern gekannt hatte. Jiraiya war der Sensei seines Vaters gewesen und irgendwie auch sein Namensgeber. All diese Dinge hatten damals keine Rolle gespielt, entsprechend hatte er nie etwas von ihm über Minato und Kushina erfahren. Jetzt wo er diese Worte gesprochen hatte, fühlte er einfach, dass seine unfreiwillige Zeitreise zumindest in diesem Sinne durchaus ein Segen für ihn sein könnte.   Im Laufe der Jahre hatte er natürlich einige Dinge von Kakashi erfahren, aber vieles wusste dieser eben auch nicht. Ihm war mittlerweile auch klar, dass die Möglichkeit nicht mehr existierte, die beiden noch einmal zu treffen. Er konnte nicht mehr die Kontrolle verlieren, die das Treffen mit seinem Vater möglich gemacht hatte und er würde nie wieder versuchen müssen die Macht über Kurama zu erlangen, was der Schlüssel zum Treffen mit seiner Mutter gewesen war. Es war einfach logisch, auch wenn es ihn irgendwie mit Trauer erfüllte.   Jiraiya blickte ihn vollkommen verdattert an, ehe er tief seufzte und sich auf den Boden sinken ließ. „Wenn du schon so viel weißt, weißt du sicher auch, warum man dir nichts gesagt hat!“, erklärte er abweisend, ohne Naruto aus den Augen zu lassen. Dieser nickte und ließ sich ebenfalls auf den Boden sinken. „Natürlich. Ein Gesetz verbot es, diese Dinge preis zu geben. Wer sich diesem Widersetzt hatte schwere Strafen zu erwarten!“ Natürlich wusste er das, aber spielte es noch eine Rolle? „Aber ich weiß genug. Wie sollte es ein Widersetzen dieser Regel sein, wenn man lediglich Lücken füllt? Der Hauptgrund, dass ich nie erfahren sollte was in mir versiegelt ist, ist schon viel zu lange kein Geheimnis mehr für mich!“ Eigentlich war es doch egal wie viel er noch erfuhr.   Einen Moment schwiegen sie beide, ehe Jiraiya den Kopf schüttelte. „Wie lange weißt du es und wer hat es dir gesagt?“, fragte er nach. Die Stimme war tief und ein leicht drohender Unterton schwang in ihr mit. Dennoch fühlte er sich nicht bedroht, es kam ihm eher so vor, als wenn Jiraiya ihn ermahnte ihm keinen Bären aufzubinden. Das hatte er aber auch nicht vor.   „Es spielt keine Rolle mehr. Meine Eltern haben dafür gesorgt, dass sie mich noch einmal wieder sehen werden, wenn bestimmte Konditionen zutreffen. Es gibt keine Person die für mein Wissen herangezogen werden kann. Sie leben nicht mehr.“   Auch das war die Wahrheit.   Die Personen die ihm die Wahrheit nahe gebracht hatten, lebten alle nicht mehr. Weder seine Eltern, noch Kakashi aus seiner Zeit. Dieser Kakashi hatte nichts damit zu tun. Es würde niemanden etwas bringen, die Wahrheit zu erfahren, außer Verwirrung.   Ob er nun das Richtige tat, konnte Naruto nicht wirklich sagen, was er allerdings wusste war, dass es ihm unter den Nägeln brannte, mehr zu erfahren. Er wusste vielleicht ein paar Details aus dem Leben seiner Eltern, im Grunde fingen diese Dinge aber erst an, nachdem sie sich gefunden und Kakashi als Genin in Minatos Team aufgenommen worden war. Ein klein wenig wusste er auch von der Zeit davor, Jiraiya allerdings kannte Minato wohl besser wie jede Person, die in dieser Zeitlinie noch lebte. Es war eine Chance, die er sich einfach nicht entgehen lassen konnte.   Der Sannin schwieg eine ganze Weile, bevor Naruto feststellen konnte, wie dieser sich merklich entspannte. Aber auch danach ließ er ihn weiter zappeln, bevor er ihn endlich erlöste. „Also gut. Dir ein wenig zu erzählen wird wohl kaum Schaden anrichten!“, gab er nach.   Naruto zeigte ein Lächeln, welches ehrlicher nicht sein könnte, während sein Herz vor Freude wild in seiner Brust schlug.   ***   Naruto genoss die Stunden mit dem alten Sannin aus vollem Herzen. Auch wenn der Mann anfangs zurückhaltend reagiert hatte, entspannte er sich merklich und kam regelrecht ins Plaudern, was Naruto in einen Wirbel aus Emotionen stürzte. Wann immer Jiraiya über Minato sprach, konnte man dessen Zuneigung nahezu mit den Händen greifen. Man hörte es in den Worten, sah es mit jedem Lachen oder auch wehmütigen Blicken, die hier und da auftauchten. Zum ersten Mal begriff Naruto, dass der Tod seines Vaters nicht nur ihm sehr nahe ging, auch wenn er damals viel zu jung gewesen war um dieses Unglück bewusst wahrzunehmen.   Jiraiya hatte ein tiefes Band mit seinem Schüler geknüpft, was wohl auch erklärte, warum der Mann auch später noch so ein präsenter Teil im Leben des Hokage gewesen war. Man merkte aber auch, dass der Mann genügend Zeit gehabt hatte um zu trauern. Er hatte gelernt mit dem Verlust zu leben. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er wenigstens für eine Zeit in seinem Leben diesen Part bei sich gehabt hatte, etwas was Naruto leider nicht von sich behaupten konnte.   Wenn er an seine Eltern dachte, kam er kaum darum herum keine Wehmut zu empfinden. Es gab Momente, wo er die Welt in der sie lebten verfluchte. Es war nun nicht so, dass er sich selbst bedauerte, aber er konnte eben auch nicht leugnen, dass es keine Momente gab, in denen er sich aus tiefstem Herzen wünschte, dass es damals anders gelaufen wäre. Hätte Obito nicht eingegriffen, wäre er mit seinen Eltern an seiner Seite aufgewachsen. Vermutlich war es nicht einmal wirklich so verwunderlich, dass derartige Gefühle hin und wieder aufkamen, gerade wenn man andere Familien zusammen sah. Zwar war es im Laufe der Jahre besser geworden, die grundsätzliche Sehnsucht war jedoch nicht verflogen. Auch später nicht, nachdem er beide für einen Moment hatte treffen dürfen.   Sie redeten lange, viel länger als es Naruto für möglich gehalten hatte und in dieser Zeit lernte er auch das eine oder andere über Jiraiya, was er bisher nicht gewusst hatte. Aber so angenehm diese Stunden auch gewesen waren, als er am Abend wieder alleine in seinem Apartment war, fühlte er sich alles andere als gut. Wie meistens wenn er alleine war, verfolgten ihn Bilder und Emotionen der Vergangenheit, fesselten ihn, sodass er nicht in der Lage war sie auszuschließen und damit seinen Frieden zu finden.   Auch in dieser Nacht dauerte es gefühlte Jahre, bis er endlich in einen unruhigen Schlaf fiel, der ihm wie so oft seit dem Ausbruch des Krieges mehr Kraft kostete, als dass er diese wiedererlangen konnte. In Stunden wie diesen, wenn er regelmäßig aus dem Schlaf schreckte, verschwitzt und mit schmerzhaft schlagendem Herzen, wünschte er sich durchaus einen winzigen Teil seiner Vergangenheit zurück. Seine Freunde waren fast immer in der Lage gewesen, ihn nach Alpträumen so weit zu beruhigen, dass er doch noch ein wenig Ruhe finden konnte. Aber hier in dieser Zeitlinie war er vollkommen alleine. Er hatte nur Kurama, aber selbst sein Gemurmel vermochte ihm nicht die Ruhe geben, die er dringend brauchte.   ***   Als er am nächsten Morgen erwachte, fühlte Naruto sich vollkommen erledigt. Nur mühsam schaffte er es sich aus dem Bett zu rollen, zu duschen und sich schließlich ein eher einfaches Frühstück zu machen. Müde stocherte er eher in der Nahrung herum, als dass er sie zu sich nahm.   Diese Nacht war furchtbar gewesen. In einer endlosen Schleife hatte er immer und immer wieder miterleben müssen, wie er mit Sasuke gekämpft und diesen schließlich getötet hatte. Kakashi konnte ihm noch so oft sagen, dass es nicht zu vermeiden gewesen war, er empfand dennoch einen unglaublichen Schmerz über diesen Verlust. Auch jetzt noch, wo Sasuke munter in Konoha lebte und er verhindert hatte, dass der Uchiha das Juin bekam.   Was aber leider auch der Grund für seine Sorge war. Bis zu Orochimarus Angriff auf Sasuke hatte er gewusst was passieren würde. Nun wusste er es nicht mehr, denn an diesem Punkt hatte er die Kette zerreißen lassen. Geändert hatte sich jedoch nicht, dass sein bester Freund nach wie vor von Hass zerfressen war und nach Rache sinnte. Rache an seinem eigenen Bruder und später auch an ganz Konoha.   Dass er nun so ahnungslos war, ließ den Wunsch danach, Itachi zu sehen, nur weiter ansteigen. Er wusste einfach, dass der ältere Uchiha die beste Adresse war, allerdings würde es noch viel zu lange dauern, bis es zu einem Treffen kommen konnte. Naruto konnte die Gedanken einfach nicht bändigen, dass vielleicht durch sein Eingreifen in der Zwischenzeit etwas anderes mit Sasuke passierte. Etwas was weitaus schlimmer gewesen wäre, als es in Wahrheit passiert war. Wobei dieser Gedanke für sich wohl schon absurd war. Etwas schlimmeres wie den Tod gab es schließlich nicht.   Ein Klopfen an der Tür lenkte ihn von den bedrückenden Empfindungen ab, Seufzend richtete Naruto sich auf, ehe er es sich anders überlegte und sich erneut schwer auf den Stuhl fallen ließ. „Offen!“, rief er schließlich und begann vom neuem damit, lustlos in seinem Essen herumzustochern. Er wusste schon längst welchen Besuch er zu erwarten hatte, was ihn allerdings nicht mit Freude erfüllte.   Als er Kakashi endlich sehen konnte, runzelte er die Stirn, bereit dazu, dem Mann eine Standpauke zu halten. Noch war es nicht so lange her, dass der Mann ihm versprochen hatte, sich zurückzuhalten. Zumindest für den Augenblick. Wenn das allerdings bedeutete, dass er nur so kurz durchhielt, wollte Naruto das nicht wirklich akzeptieren. Der Protest, der in ihm aufgestiegen war schmolz allerdings sofort, als er die ernste Mine erblickte.   Kakashi trat einige Schritte auf ihn zu, runzelte selbst die Stirn, während er auf das blickte, was einmal Narutos Frühstück gewesen war. Seufzend zog er schließlich einen weiteren Stuhl nach hinten, ehe er sich darauf fallen ließ. „Wenn du weiter so mit deinem Essen spielst, wirst du nie genug Kraft zusammen bekommen!“, erklärte er, ehe er stockte und den Kopf schüttelte. „Iss einfach auf!“, befahl er schließlich.   Irgendwo in Narutos Brust zog sich etwas schmerzhaft zusammen.   Diese Situation war ihm nicht fremd, auch wenn sein Kakashi weniger gemeckert hatte weil er nicht aß, sondern eher weil ihm nicht gepasst hatte, was er zu sich genommen hatte. Naruto senkte den Blick auf den Teller. Nun, mittlerweile konnte sich wohl keiner mehr beschweren, dass er sich lediglich von Rāmen ernährte. Kakashi hatte da ganze Arbeit geleistet, auch wenn es nicht ohne Tränen abgelaufen war. Auf beiden Seiten, im übertragenem Sinne. Kakashi hatte fast die Geduld verloren, als er ihm eine ausgewogene Ernährung näher gebracht hatte. Ihm war bewusst, dass er sich nicht gerade erwachsen verhalten hatte, viel eher hatte er das trotzige Kind heraushängen lassen. Damals hatte er es eben nicht besser gewusst und seine Kochkünste hatten sich in Grenzen gehalten. Da war es wohl kaum verwerflich gewesen, dass er sich eher schlicht ernährt hatte. Wasser konnte schließlich jeder kochen und aufgießen.   Ein wenig seines damaligen jugendlichen Trotzes kam erneut hoch. „Ich wüsste nicht, was es dich angeht wie und was ich esse!“, gab er bissig von sich, ehe er Kakashi herausfordernd anschaute. Das hier war nicht sein Kakashi, außerdem hatte er wenig Lust darauf, einen erneuten Kampf auszuführen, nur weil er heute keinen wirklichen Appetit hatte.   „Ich bin dein Sensei!“, schoss Kakashi nahezu gelangweilt zurück, hob aber die Hand, als Naruto protestieren wollte. „Machen wir uns nichts vor, Naruto. Mir ist vollkommen bewusst, dass du etwas vor uns versteckst. Genauso bewusst ist mir, dass ich dir eher nichts mehr beibringen kann. Ich kann allerdings nicht verhindern, dass es mich wenig interessiert. Solange ich für dich verantwortlich bin, werde ich versuchen was ich kann.“   Es tat weh. Unglaublich weh, wenn seine Vergangenheit sich mit dieser neuen Gegenwart derart vermischte. Fast könnte er vergessen, dass die Personen um ihn herum nicht jene waren, die er schmerzlich vermisste, wenn Dinge passierten, wie das was im Moment lief. Kakashi traf einen wunden Punkt in ihm, den er kaum tolerieren konnte.   Naruto versuchte ruhig zu atmen, während er die Stäbchen auf ihren Platz ablegte. Einen Moment schloss er die Augen, bis er wieder das Gefühl von Kontrolle verspürte. Erst dann zuckte er leicht mit den Schultern. „Bemühe dich nicht. Die Predigt was gut für mich ist hatte ich bereits.“, erklärte er, während er in Gedanken ein von dir hinzufügte. „Ich hab einfach schlecht geschlafen.“, fügte er leiser hinzu, schob den Stuhl zurück und erhob sich, um Ordnung zu schaffen. An diesem Morgen würde er kaum etwas herunter bekommen, da konnte er es auch gleich sein lassen. Ein Weltuntergang war dieses nun wirklich nicht.   „Träume?“, fragte Kakashi schließlich und als Naruto zu dem Mann blickte, schaute dieser ihn mit einem Mix aus Neugierde und Sorge entgegen. Auch das tat weh, mittlerweile wusste Naruto genug aus Kakashis Leben, um zu wissen, dass Kakashi seine Situation vermutlich am ehesten nachempfinden konnte. Was allerdings nichts daran änderte, dass er nicht reden wollte. Nicht mit ihm und ganz bestimmt nicht an diesem Morgen.   Wortlos drehte er sich wieder weg und räumte die Küche auf. „Vielleicht!“, gab er vage nach einer Weile zu. „Was führt dich her? Ich dachte du lässt mich in Ruhe.“ Das hatte er wirklich gedacht. Mit Sasuke hatte Kakashi sicherlich auch mehr als genügend zu tun. „Ich bin in offizieller Angelegenheit hier!“, erwiderte Kakashi plötzlich ernst, was Naruto in seinem Handeln innehalten ließ. Überrascht schaute er zu dem Jōnin. „Der Sandaime verlangt deine Anwesenheit!“, war alles was Kakashi als Antwort gab.   ***   Kakashi konnte Narutos Unwohlsein nahezu mit den Händen greifen, als sie gemeinsam durch die Straßen Konohas gingen. Langsam, Schritt für Schritt, als wenn es das Unausweichliche verhindern würde. Was keine Option war. Er konnte nicht einmal leugnen, dass er nicht neugierig auf die Antworten war, die der Sandaime von Naruto verlangen würde. Auf der anderen Seite hatte die Meldung, die er an diesem Morgen bekommen hatte, ihn nicht einmal überrascht. Wobei er das Gefühl kaum greifen und benennen konnte. Was etwas war, was ihm mittlerweile ziemlich vertraut vor kam.   Als sie den Hokageturm erreichten, schlich Naruto die Treppen nach oben. Schritt für Schritt. Es fehlte vermutlich nicht einmal viel, bis der Junge begann rückwärts zu laufen. Ungeduldig legte er seine Hand zwischen Narutos Schulterblätter und schob ihn voran. „Je schneller wir da sind, umso schneller hast du es hinter dir!“, riet er ihm, auch wenn die Worte sich vollkommen falsch anfühlten.   Hinter Naruto hingen so viele Rätsel, dass er sich vorstellen konnte, dass der Junge nicht gerade erpicht darauf war, zum Hokage gerufen zu werden. Dazu kam, dass Kakashi doch davon ausging, dass der Junge verdammt genau wusste worum es gehen würde, was nur den Schluss zu ließ, dass dieser die Antworten nicht geben wollte, die verlangt werden würden.   Als sie endlich die Tür erreichten, klopfte Kakashi an und trat schließlich ein, als man ihn herein bat. Naruto schob er dabei vor sich her, ließ diesen allerdings los kaum dass die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war. Mit einem kleinen Blick zur Seite konnte er miterleben, wie Narutos Gesicht sich verschloss. Egal was der Junge gerade dachte, es war unmöglich es in seinem Gesicht zu lesen.   „Naruto!“, begrüßte Hiruzen den jungen Shinobi freundlich, bevor er ihn näher an sich heran winkte. Rechts von ihm stand Hayate, welcher der Grund für dieses Treffen war. Direkt daneben stand Ibiki, hier ging es schließlich um Konohas Sicherheit. Dennoch entging Kakashi nicht, wie Naruto sich deutlich versteifte, als er den Mann erblickte. Auf der anderen Seite des Schreibtisches standen zwei Anbu.   Naruto blieb stehen. Fast machte es den Eindruck, als wenn er sich weigerte näher heranzugehen. „Ich nehme an dir ist bewusst, warum du hier bist?“, fragte Hiruzen schließlich ruhig und deutete auf Hayate. Naruto reagierte nahezu gar nicht, sein Blick war noch immer auf Ibiki gerichtet. Was Kakashi doch zu denken gab.   Soweit er wusste, hatte der Junge Ibiki in der ersten Prüfung kennen gelernt. Sicher, der Mann war streng und konnte einem unter die Haut gehen, er glaubte aber kaum, dass die Prüfung eine derartige Reaktion rechtfertigte. Wäre etwas geschehen, hätten andere bereits Anzeichen gezeigt und vor allem hätte man eingegriffen. Sein Stand war, dass die Prüfung relativ ruhig verlaufen war.   Was er in Naruto nun aber erkennen konnte, war blanke Angst. Vor was konnte er sich nicht einmal vorstellen, was aber nicht bedeutete, dass diese Angst nicht real wäre. Es warf weitere Fragen auf, denen er im Augenblick keine Beachtung schenken konnte. Als Hiruzen irritiert Naruto erneut beim Namen rief, reagierte Kakashi ohne wirklich darüber nachdenken zu müssen. Er fasste nicht einmal den Entschluss einzugreifen.   „Hokage-sama, ich glaube nicht, dass Naruto Konohas Schaden im Sinn hat!“, erklärte er, trat einen Schritt nach vorne und legte seine Hand auf die Schulter des Jungen. Im ersten Augenblick versteifte dieser sich nur noch mehr, doch dann konnte Kakashi fühlen, wie die harten Muskeln langsam unter seiner Berührung weich wurden.   Eine Reaktion, die ihn vollkommen aus der Bahn warf. Bisher hatte Naruto kein Geheimnis daraus gemacht, dass er aus einem Grund, welcher Kakashi bisher verborgen geblieben war, ihn regelrecht zu hassen schien. Es stand im harten Kontrast zu der körperlichen Reaktion, die der Genin im Augenblick zeigte. Kakashi hatte mit so einigem gerechnet, aber gewiss nicht damit. Allerdings spielte es im Moment auch keine Rolle.   „Vielleicht wäre es angebrachter, ein Gespräch im kleinen Rahmen zu führen, ehe andere dazu kommen!“, schlug er vor. Dieser kleine Rahmen war für ihn auch vollkommen klar geregelt. Der Hokage, Naruto und er selbst reichten für den Anfang vollkommen aus. Schließlich warf man dem Jungen nichts vor, was ein derartiges Aufgebot erfordern würde.   Hiruzen schaute zu ihnen, ehe er sich mehr auf Naruto konzentrierte. Kakashi ahnte, dass der Mann mit Jiraiya gesprochen haben musste, auch wenn es in dieser Situation kaum etwas ändern konnte. Dennoch hoffte er, dass man Naruto eine Chance gab. Es war offensichtlich, dass sie nichts aus den Jungen herausbekommen würden, solange so viele Leute mit ihm Raum waren. Da spielten die Gründe nicht einmal eine wirkliche Rolle.   Schließlich nickte der Sandaime. „Meine Herren!“, war alles was er sagte, ehe die vier überflüssigen Personen sich in Bewegung setzten und den Raum verließen. Kaum waren sie alleine, schob Kakashi den Jungen sanft voran. Er würde bleiben, auch wenn er nicht recht wusste, ob Naruto dieses auch wollte. Dass dieser ihn nicht wieder auf Abstand brachte, nahm er für den Augenblick allerdings als Entscheidung an. 12 distrust ----------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   12 distrust   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Kakashi war sich ziemlich sicher, dass Naruto in diesem Moment lieber an einem ganz anderen Ort wäre. Es war nicht einmal die Anspannung, die man dem Jungen so deutlich ansah. Was auch immer in der letzten Nacht geschehen war, Kakashi ahnte einfach, dass sie wie bei allen anderen Dingen keine Antworten bekommen würden. Ob es nun daran lag, dass Naruto sie nicht geben wollte, oder es einfach nicht konnte, spielte dabei vermutlich keine wichtige Rolle. Was ihn aber nicht losließ, war Narutos Reaktion auf Ibiki. Was war es, das den Jungen so in Unbehagen stürzte?!   Sanft aber Bestimmend schob er den Jungen auf das Sofa, bereit sich daneben zu stellen und abzuwarten. Es war dennoch sehr erstaunlich, dass Naruto ihn an der Weste packte und mit sich runter zog. Eine vollkommen automatische Handlung, wie er schnell darauf feststellen musste, was auch ein Grund war, warum Kakashi es vollkommen unkommentiert ließ und sich einfach setzte.   „Ich nehme an du weißt um was es geht?“, fragte Hiruzen schließlich ruhig.   Ein fast nicht merkliches Zittern ging durch den jungen Körper. Kakashi saß derart nah an dem Jungen, dass er diese leichte Reaktion deutlich spüren konnte.  Wenn es überhaupt möglich war, rückte Naruto noch ein Stück zu ihm, als wenn er auf der Suche nach etwas war, wo er sich verstecken konnte. Oder Halt fand. Kakashi wusste nicht was genau es war.   Was ihm hingegen sehr bewusst war, war die Tatsache, dass etwas eindeutig nicht stimmte und dabei meinte er ganz gewiss nicht den Zwischenfall, der sie heute alle hergebracht hatte. Was er viel mehr meinte war die Tatsache, dass Naruto Dinge sagte, die er nicht so empfand.   Die ganze Zeit über hatte der Junge keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass er ihn verabscheute, sogar zu hassen schien, auch wenn Kakashi keine Ahnung hatte was er getan hatte, um diese Emotionen zu verdienen. Narutos Körper hingegen sprach eine vollkommen andere Sprache. Er suchte Nähe und strahlte Vertrauen aus, wie man sie eigentlich nur erreichen konnte, wenn man nahezu sein ganzes Leben mit jemanden verbrachte. Nicht einmal Team 7 dürfte bereits an diesem Punkt angelangt sein, auch wenn dieses durchaus eine reelle Chance hatte eines Tages diese Vertrautheit zu erreichen. Zumindest in der Theorie.   Naruto verhielt sich einfach, als wenn er ihm vollkommen vertraute. Erzeigte deutlich, dass er darauf setzte, bei ihm sicher zu sein, obwohl Kakashi bisher eher das Gefühl gehabt hatte, dass Naruto nicht der Typ Mensch war, der Wert auf Körperkontakt legte. Was vollkommen in Ordnung war, er selbst hielt andere schließlich genauso gerne auf Abstand.   Dennoch, dieses plötzliche Verhalten löste in dem Jōnin einen Mix an Gefühlen aus, die er nicht komplett alle zuordnen konnte. Allem voran stand aber klar die Verwirrtheit, wie ein Mensch derartig gemischte Signale ausstrahlen konnte. Trotzdem blieb er ruhig sitzen, weigerte sich vehement von dem Jungen abzurücken und ihn damit vermutlich wie ein scheues Tier zu verschrecken und zu verscheuchen. Auch wenn es für Kakashi nicht gerade angenehm war, er war bereit es zu erdulden und damit sich eine Chance zu geben, vielleicht herauszufinden, wer Uzumaki Naruto wirklich war.   ***   Hiruzen musterte den Jungen vor sich aufmerksam, nahm die ganzen Signale in sich auf, derer Naruto sich vermutlich nicht einmal bewusst war.   Da waren die Augen, die eine Furcht ausstrahlten, welche der Sandaime sich nicht erklären konnte, auch wenn sie ihm eine klare Antwort darauf gaben, dass Naruto ganz genau wusste warum er an diesem Morgen hier war. Aber da war auch mehr. Ein leichter, kaum bemerkbarer Trotz war dem Jungen anzusehen, er schien ihn regelrecht herauszufordern, es auch nur zu versuchen, eine Antwort aus ihm heraus zu bekommen. Hiruzen war sich klar, dass er vermutlich nicht hören würde was er gerne hören wollte. Noch wusste er allerdings nicht, ob er dieses so einfach hinnehmen konnte.   Er vertraute dem Jungen, er sah keinen Grund es nicht zu tun. Ganz gleich was auch passiert war, was diese seltsamen Änderungen mit sich gebracht hatte, Naruto hatte ihnen nie einen Grund geliefert ihm nicht zu vertrauen. Nicht einmal seine teilweise sehr makaberen Streiche hatten daran etwas ändern können, denn wenn es darauf ankam, zeigte dieser Jungen trotz allem wie viel Konoha ihm bedeutete.   Was ihm aber auch nicht entging, war die Nähe, die zwischen Kakashi und Naruto herrschte. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er annehmen, dass diese beiden sich bereits seit Jahren kannten und blind vertrauten. Oder zumindest Naruto. Die Tatsache, dass er so nahe an Kakashi heranrückte, dass ihre Schultern sich berührten und nicht mehr viel fehlte, damit der Junge auf dem Schoß seines Lehrers saß, bemerkte dieser nicht einmal. Es waren Handlungen, die keinerlei Denken voraussetzten. Handlungen die einfach geschahen, aus Erfahrungen, die diese beiden eigentlich nicht haben konnten.   Unbewusst griff Naruto zu dem Saum von Kakashis Weste, spielte damit, Hiruzen sah darin aber viel mehr den unbewussten Versuch den Jōnin daran zu hindern ihn alleine zu lassen. Und er war nicht der Einzige. Kakashi bemerkte diese Gesten genauso, sah aber so verwirrt dabei aus, dass Hiruzen nicht wirklich verstehen konnte, wie diese beiden so vertraut miteinander sein konnten und gleichzeitig so auf Abstand, als wenn sie sich heute zum ersten Mal sahen und sich erst einmal ein wenig kennen lernen mussten.   „Naruto?“, fragte der Sandaime erneut nach, nachdem sein erster Versuch keine Früchte getragen hatte, nur um mit einem herausfordernden, trotzigem Blick belohnt zu werden. Hiruzen erschauderte und in dem Augenblick verstand er vollkommen klar, wovon Kakashi und auch Jiraiya sprachen, wenn sie versuchten in Worte zu packen, was sie von Naruto hielten.   Das hier vor ihm war kein Kind welches zwar ein schweres Leben geführt hatte – dank des Kyuubis – aber dennoch echtes Leid noch nie erfahren hatte. Das hier war ein Mensch, den Hiruzen nicht einmal im Ansatz komplett umschreiben könnte. Nicht einmal wenn er es versuchte. Das hier war nie und nimmer Uzumaki Naruto!   ***   Es stimmte, Naruto würde in dieser Sekunde lieber woanders sein, selbst in seiner eigenen zeit, als hier Rede und Antwort stehen zu müssen. Gerade weil er keine Antworten hatte und er zu gestresst im Augenblick war, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, woran auch Kuramas stetiges Gemurmel nichts änderte. Es wurde so schlimm, dass er den Fuchs aussperren musste.   Das half, zumindest ein wenig. Vielleicht lag es auch an dem vertrauten Geruch, der ihn regelrecht einnebelte. Ein Geruch den er seit langem kannte und der in dieser Zeitlinie so ziemlich der einzige Anker war, der ihm geblieben war. Was Naruto verstand. Seine Freunde – alte oder neue, ganz genau wusste er mittlerweile nicht mehr wie er sie sehen sollte – waren noch jung. Ihr Geruch war ihm nicht vertraut. Kakashis hingegen hatte sich nicht verändert.   Ihm war durchaus bewusst, wie nahe der Jōnin ihm war, wie nahe er an ihn herangerückt war, als er versucht hatte eine Lösung für diese Situation zu finden. Jetzt wieder abzurücken wäre kindisch, unreif und eine derartige Reaktion  würde zu allem Übel nur noch mehr Probleme in sein Leben bringen. Naruto konnte aber auch nicht leugnen, dass diese Nähe ihn beruhigte. Wie früher, wenn Kakashi sich in den Nächten zu ihm gesetzt hatte, zugehört hatte, wenn er wieder einmal von schlechten Träumen aus dem Schlaf gerissen worden war und die Angst erneut einzuschlafen zu hoch gewesen war, um sich zurück in das warme Lager zu schmiegen.   Das hier mochte nicht sein Kakashi sein, sein Geruch hingegen war es.   Naruto atmete tief durch, schloss einen Moment die Augen, um sich ganz auf diesen Geruch zu konzentrieren. Sein Herzschlag verlangsamte sich zusehends, bis er ruhig und gleichmäßig war, so wie er auch sein sollte. Erst dann öffnete er die Augen wieder und blickte Hiruzen direkt an. Zu seinem Leidwesen konnte Naruto absolut nicht einschätzen, was der Mann dachte.   „Es geht um letzte Nacht, einem Treffen zwischen einem Jōnin und einem Genin und meiner Anwesenheit!“, erklärte er schließlich ruhig, ohne den Blick abzuwenden. Leugnen brachte nichts. Hayate Gekkō hatte ihn gesehen und mit einem Versuch sich da raus zu winden würde er alle vermutlich nur noch misstrauischer machen. Was ihm blieb, war so nahe wie möglich an der Wahrheit zu bleiben, ohne wirklich zu sagen was er wusste.   Hiruzen nickte zaghaft, wendete den aufmerksamen, stechenden Blick aber nicht ab. „Du weißt sicher auch, was wir wissen wollen!“, fügte der alte Mann hinzu. Naruto seufzte leise. Er war ruhig, vollkommen ruhig und genau das brauchte er jetzt auch.   „Ich bin mir sicher, Konohas Hokage ist es nicht entgangen, wen Suna in diesem Jahr zu den Prüfungen geschickt hat!“, erklärte er schließlich und blickte Hiruzen weiter an. Dieser Mann bereitete ihm keine Angst, auch wenn er mittlerweile durchaus Respekt für ihn empfand, eine Tatsache die sein junges Ich noch nicht erlangt hatte. Für ihn war der Hokage damals nur ein alter Mann gewesen. Heute wusste er besser was in diesem alten Mann steckte.   Bevor einer der beiden erneut auf das Thema kommen konnte, woher er so genau über die Bijū bescheid wusste, hob er befehlend die Hand. „Fragt erst gar nicht nach. Ich bin mir sicher, ihr beide habt mit Ero-Sennin gesprochen. Akzeptiert einfach, dass ich bestens informiert bin, was meine Person angeht. Darum geht es auch nicht. Der Jōnin war Baki, Gaaras Mentor. Letzte Nacht hat Gaara ein wenig die Kontrolle über Shukaku verloren, weswegen ich Baki aufgesucht habe!“, erklärte er, auch wenn er wusste, dass es nur weitere Fragen aufwerfen würde.   Wie sollte er all das wissen? Im Grunde dürfte er zu dieser Zeit so gerade eben wissen, dass der neunschwänzige Fuchs in ihm versiegelt war und das auch nur, weil man ihn in eine Falle gelockt hatte, die gleichzeitig dafür gesorgt hatte, dass er doch die Akademieprüfung bestanden hatte. Was er nun als Erklärung nutzte war aber vermutlich das Einzige, was einigermaßen plausibel klang und kaum weitere Probleme aufwarf.   Womit Naruto rechnete, waren neue Fragen. Eine Menge Fragen, die ihn vermutlich in die Enge treiben sollte. Womit er ganz und gar nicht gerechnet hatte war, dass Hiruzen leicht nickte, sich bedankte und ihn dann entließ. Naruto blickte den Mann misstrauisch an und er sah deutlich an Kakashis Ausdruck, dass dieser nicht minder überrascht war. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit. Nein, eigentlich hatte er dieses schon die ganze Zeit, seit ihm bewusst geworden war, dass er den alten Mann nicht lesen konnte. Es schien fast so, als hätte Hiruzen sich vollkommen verschlossen.   Trotz des unguten Gefühls konnte er aber nicht leugnen, dass er froh war gehen zu können. Deswegen zögerte er auch nicht mehr lange und eilte zur Tür. Doch bevor er heraus trat, blickte er die beiden Männer noch einmal an. „Gaara braucht Hilfe Shukaku unter Kontrolle zu behalten… was letzte Nacht passiert ist, ist nicht sein verschulden!“, erklärte er, ehe er aus der Tür schlüpfte. Das Letzte was er schließlich wollte war, dass man Suna aus Konoha schickte, damit diese keine Gefahr für Konoha war. Die Tatsache, dass sie in seiner Vergangenheit Verbündete gewesen waren, wollte Naruto auch jetzt noch erreichen, auch wenn er kaum eine Ahnung hatte, wie es überhaupt dazu gekommen war.   *** Hiruzen wartete, bis Naruto den Raum verlassen hatte, ehe er die Hand hob. Wie aus dem Nichts tauchte einer seiner Anbu auf. „Behaltet ihn im Auge. Aber seit vorsichtig, Naruto ist kein gewöhnlicher Genin, der keine Ahnung von dem hat, was um ihn herum geschieht!“ Der Anbu nickte und verschwand genauso lautlos, wie er aus dem Schatten aufgetaucht war. Erst dann blickte Hiruzen zu Kakashi, der nach wie vor auf seinem Platz saß und die Geschehnisse mit Argwohn beobachtete.   „Ich glaube, ich verstehe langsam, wovon du und Jiraiya gesprochen habt!“, erklärte der Sandaime und blickte nachdenklich auf den Tisch zwischen ihnen. Er konnte selbst nicht sagen was genau ihn störte, aber sein Gefühl sagte ihm klar, dass etwas nicht stimmte, auch wenn er noch immer sicher war, dass von dem Jungen keine Gefahr ausging. Dennoch, was er wollte war klar dieses Rätsel zu lösen und sicher zu stellen, dass er sich nicht irrte.   „Naruto wird die Anbu bemerken!“, warf Kakashi schließlich ein und lehnte sich etwas zurück. Hiruzen musste diesem zustimmen. Nicht umsonst hatte er eine klare Warnung ausgesprochen, diese Sache mit Vorsicht anzugehen. „Das spielt keine Rolle!“, gab er schließlich zu. „Es geht weniger darum Naruto zu beschatten, als sicher zu stellen, dass uns kein Fehler unterläuft. Etwas stimmt mit dem Jungen nicht und ich will mir keine Vorwürfe machen müssen, weil ich vielleicht etwas übersehen habe. Im besten fall finden wir nur heraus, dass Naruto wirklich ist wie er ist, im schlechtesten Fall erfahren wir, dass dieser Junge nicht Naruto ist!“   Kakashi runzelte leicht die Stirn. „Nicht Naruto?“, fragte er irritiert nach. Hiruzen verstand es. Sie waren Shinobi, gute Shinobi und es war nahezu ausgeschlossen, dass man sie irgendwie hereinlegte. Sie hatten genug Erfahrungen um schnell mitzubekommen, wenn jemand nicht der war, nachdem er aussah. Aber sie waren eben auch Menschen und Menschen machten Fehler. Es war nicht vollkommen ausgeschlossen, dass man sie an der Nase herumführte, ohne dass sie auch nur ansatzweise davon eine Ahnung hatten. Hiruzen war nicht so vermessen zu behaupten, dass es auch nur einen Shinobi auf der Welt gab, der unfehlbar war. Es war unmöglich.   „Ich weiß nicht!“, sprach er schließlich weiter. „Mein Gefühl sagt mir, dass dieser Junge nicht Naruto ist. Ich will einfach sicher gehen, auch wenn es vielleicht zu nichts führen wird. Auch wenn ich mich irren sollte, er wird uns kaum die Antworten geben, die wir haben wollen.“ Da war Hiruzen sich vollkommen sicher. Es war einfach etwas in Narutos Haltung gewesen, die diesen Umstand vollkommen offen gelegt hatte.   Mühsam rappelte er sich auf. „Am Besten machst du, was du die ganze Zeit bereits getan hast. Ich werde die anderen beruhigen und einweihen. Mehr Leute ein Auge auf den Jungen haben zu lassen ist sicherlich das Beste was wir derzeit tun können!“, erklärte er und schlurfte schweren Schrittes zu seinem Schreibtisch zurück. Er blickte nicht noch einmal auf, als Kakashi das Büro verließ und die anderen damit zurück ließ. Vielleicht bekamen sie dennoch Antworten, vielleicht machte sein ungutes Gefühl diese Situation nur noch verworrener. Sie mussten abwarten.   ***   Nachdem Kakashi den Turm verlassen hatte, verließ das Wirrwarr an Gefühlen ihn nicht.   An diesem Morgen war er zum Hokage zitiert worden, um Narutos nächtlichen Wanderungen unter die Lupe zu nehmen, aber anstatt Antworten zu finden, waren nur noch weitere Fragen aufgetaucht. Dazu kam, dass die Nähe des Jungen ihn vollkommen aus der Bahn geworfen hatte. Er verstand nicht einmal, warum er deswegen so verwirrt war, denn auch jetzt spürte er die Wärme noch auf seiner Haut, die eigentlich bereits wieder verschwunden sein sollte.   Was war das nur mit diesem Jungen? Warum war er in der Lage ihn fühlen zu lassen, als wenn er ihm gegenüber einen unglaublich großen Fehler begannen hatte, gleichzeitig aber auch eine Vertrautheit vermittelte, die nicht sein konnte oder gar sollte. Ihr Verhältnis war doch klar geregelt. Er war Narutos Lehrer und auch die Tatsache, dass dessen Vater sein eigener Lehrer gewesen war, dass er Naruto geschützt hatte, als dieser noch nicht auf der Welt gewesen war und er Kushinas Sicherheit garantiert hatte, änderte doch nichts an dieser Tatsache.   Bis vor einigen Monaten, als er dieses Team übernommen hatte, hatte er keinerlei Kontakt mit Naruto gehabt. Die meiste Zeit war er nicht einmal in Konoha gewesen, sondern hatte Mission über Mission übernommen, um die Geister seiner eigenen Vergangenheit irgendwie auf Abstand zu halten, die gerade in Konoha stärker in seinem Nacken hingen, als sonst irgendwo auf der Welt.   Trotzdem war da irgendetwas, was Kakashi nicht einmal in Worte oder gar Empfindungen klar definieren konnte. Etwas was vom ersten Moment an da gewesen war, als er Naruto das erste Mal zusammen mit seinem Team gesehen hatte. Kakashi wusste nicht einmal was der Auslöser war. Die Worte des Jungen, die Taten die so viele Rätsel offen legten, oder der stechende Blick, der Kakashi mehr als einmal in die Lage gebracht hatte Reue zu empfinden, auch wenn er nicht sagen konnte weswegen. Irgendetwas war einfach an dem Jungen, was seine Empfindungen vollkommen aus dem Gleichgewicht brachten.   Wie auch jetzt.   Es war nicht so, dass er Hiruzen nicht verstehen konnte. Naruto löste in ihnen mehr und mehr Misstrauen aus, auch wenn es wohl nicht so weit ging, dass sie eine Gefahr in dem Jungen sahen. Dennoch, ihn unter Beobachtung zu stellen war eine vollkommen normale und wohl auch überfällige Reaktion, gleichzeitig nagte ein schlechtes Gewissen an dem Jōnin, welches ihn in die missliche Lage brachte, Naruto von der Überwachung erzählen zu wollen, weil er irgendwie das Gefühl hatte, den Jungen ansonsten zu hintergehen. Was rein theoretisch vollkommener Humbug war.   Naruto verbarg etwas vor ihnen, wovon sie nicht wissen konnten, ob es zu einer Gefahr für Konoha wurde oder sogar schon war. Gefühle waren in dieser Angelegenheit vollkommen fehl am Platz, sie änderten sich aufgrund äußerer Einflüsse und waren niemals objektiv. Kakashi wusste das, dennoch konnte er sich nicht dem Zwiespalt entziehen, in dem er gerade steckte. Was war richtig? Was würde dafür sorgen, dass die Sicherheit garantiert wurde, Naruto aber nicht still und heimlich bei allem beobachtet wurde, was er von nun an tat?!   Kakashi wusste es nicht.   Mit einem Seufzen setzte er sich endlich in Bewegung. Vielleicht war es besser, noch ein weiteres Mal sich Sasuke zur Brust zu nehmen und das was in ihm rumorte zumindest für den Moment tief in sich zu begraben. Er hatte ein Versprechen gegeben und er plante dieses einzuhalten. Auch er wollte klar Antworten, aber nicht auf diese Art und nicht zu dem Preis, von dem er noch nicht wusste welcher dieser sein würde, aber schon jetzt wusste er ganz genau, dass sie ihn nicht zahlen wollten.   ***   Als Naruto endlich in seine Wohnung zurück kehrte, sank er erschöpft auf sein Bett und vergrub das Gesicht in das Kissen. Er fühlte sich ausgelaugt, auch wenn er nichts getan hatte, was seine Kraft derart geraubt haben könnte.   Er wusste aber auch, dass es weniger physische Erschöpfung war die er empfand. Eher psychische. In Momenten wie diesen wünschte er sich wirklich, Ino bei sich zu haben. Damals, bevor sie im Kampf gefallen war, hatte sie oft in den schlimmen Nächten ein Siegel auf seine Erinnerungen gelegt, damit er die Nächte wieder durchschlafen konnte, anstatt in allen Einzelheiten wieder und wieder miterleben zu müssen, wie der Kampf mit Sasuke ausgegangen war. Oder wie andere um ihn herum gefallen waren, mit denen er zu dem Zeitpunkt tiefe Bande der Freundschaft geknüpft hatte. Es war wohltuend gewesen, auch wenn es das Problem für sich nie hatte beenden können.   Auch das war wohl verständlich. Traumatische Erlebnisse konnte man kaum einfach versiegeln. Sie rumorten tief in einem, bis man sich mit ihnen auseinandergesetzt hatte und lernte damit zu leben. Nur Zeit um dieses zu tun, hatte man ihm damals nicht gegeben.   Jetzt war aber nicht die Vergangenheit das Problem. Zumindest nicht wirklich. Sie spielte eine Rolle, wie bei allem was er tat, jetzt ging es eher um das anstrengende Tauziehen, das er irgendwie erwartet hatte, von dem er aber gehofft hatte, es irgendwie verhindern zu können.   Hiruzen vertraute ihm nicht, der Mann hatte es spätestens in dem Moment deutlich gemacht, als er ihn mit seiner fadenscheinigen Ausrede kommentarlos hatte gehen lassen. Da waren keine weiteren Fragen gekommen, kein Nachhaken und sei es nur, woher er von Gaara wusste – abgesehen von dem Zwischenfall bei der letzten Prüfung, der sicherlich auch weitere Fragen aufgeworfen hatte, was genau er da getan hatte. Er hatte es einfach akzeptiert.   Auch die Nähe zu Kakashi hatte irgendeinen Teil in ihm in Aufruhr versetzt. Für einen Moment hatte Naruto die klare Grenze zwischen seinen Freunden und den Menschen in dieser Zeitlinie nicht mehr ziehen können. Er war einfach froh gewesen, den Strohhalm direkt bei sich zu haben, den er auch gebraucht hatte um ruhig zu werden. Aber genau das war auch ein Problem. Alles in ihm verlangte irgendwie danach, nun loszugehen, sich zu Kakashi zu setzen und dessen Gesellschaft zu genießen, wie es vollkommen natürlich für ihn geworden war. Gleichzeitig war ihr Verhältnis heute ein ganz anderes, als er es noch gewohnt war. Dazu kam, dass seine Ablehnung sich zu einem Mix aus Hass und Verzweiflung zu wandeln schien. Ein Umstand, den Naruto klar der Situation zuschrieb. Nicht zum ersten Mal war ihm bewusst, dass er vollkommen alleine war, etwas was er weder wollte, noch ertragen konnte. Aber selbst wenn er nun versuchen würde irgendwem nahe zu kommen, um das Gefühl der Einsamkeit zu verlieren, es würde nichts an der Tatsache ändern, dass er schweigen musste. Alle die ihm hier zur Verfügung standen, durften, konnten nicht die Wahrheit erfahren.   Es hatte Gründe, warum er Itachi gewählt hatte und im Moment war das Verlangen hoch, einfach Konoha zu verlassen, Itachi zu suchen und damit endlich die Last von den Schultern zu bekommen, die ihn derzeit mehr denn je versuchte in die Knie zu zwingen. Itachi war eng genug involviert und gleichzeitig weit genug von Konoha entfernt um keine Gefahr darstellen zu können. Außerdem war der ältere Uchiha intelligent und Konoha lag ihm sehr am Herzen, auch wenn dieses bisher nicht viel für ihn getan hatte. Zumindest soweit Naruto selbst es wusste.   Was ihm zum nächsten Problem brachte. Es waren nicht nur Akatsuki, die hier ein Problem waren oder werden würden, bei Zeiten musste er auch entscheiden, wie er die Sache mit Danzō  regeln sollte. Der Mann mochte Konohas Wohl im Sinn haben, seine Wege waren aber einfach nicht die richtigen und Naruto wollte eindeutig verhindern, dass der Mann erneut an die Macht kam. Wobei ihm einfiel, dass auch Sai irgendwann wieder zum Thema werden würde.   Alles in allem war derzeit einfach viel zu viel los, sodass Naruto sich mehr und mehr erdrückt fühlte. Alleine konnte er es nicht schaffen, Hilfe war aber derart spärlich gesät, dass es kaum Alternativen gab.   Ehe Naruto sich versah, war er vor Erschöpfung eingeschlafen, ohne die sich immer wieder kreisenden Gedanken weiter führen zu können.   ***   Die Tage die folgten plätscherten langsam vor sich hin, ohne dass etwas besonderes geschah. In den frühen Morgenstunden zog Naruto es oft vor alleine trainieren zu gehen, während er die Nachmittage dazu nutzte, Jiraiya besser kennen zu lernen und mit jedem Tag wurde ihm dabei leichter ums Herz.   Damals hatte er viele Dinge nicht hinterfragt, hatte hingenommen was ihm serviert worden war, zumindest wenn es um diesen Mann ging. Er hatte viel zu wenig gewusst um gezielt Dinge zu erfragen, was jetzt einfach nicht gegeben war. Auch Jiraiya schien mit jedem Treffen zugänglicher zu werden. Schon bald umspielte ein Lächeln das Gesicht des Sannin, wenn sie sich trafen, eine Veränderung, die Naruto mehr freute als er es sich je hatte vorstellen können. Auch an diesem Tag, einen Tag vor der finalen Prüfung, wartete der Mann entspannt auf ihn, als Naruto ihn endlich erreichte. Er wusste nicht warum, aber heute freute er sich besonders auf ihr Treffen, obwohl nichts besonderes anstand.   „Da bist du ja endlich!“, begrüßte der alte Shinobi ihn und ohne sich abzusprechen, fielen sie in einen gemeinsamen Takt, als sie durch Konohas Straßen Richtung Wald gingen, wo sie die meiste Zeit verbrachten. Fernab aller anderen, die ihre gemeinsame Zeit irgendwie schmälern konnte. „Ich wurde aufgehalten!“, gab Naruto ehrlich zu und strich sich leicht beschämt durch das Haar. Als ihm bewusst wurde was er da gerade tat, lachte er leise. Es war lange her, dass er ein derartiges Verhalten gezeigt hatte. In letzter Zeit schien er aber ein Stück weit wirklich wieder zu sich selbst zu finden. Es war ein angenehmes Gefühl, auch wenn die Probleme dadurch nicht verschwanden. Für den Moment genoss Naruto allerdings die Unbeschwertheit, wohl wissend, dass es nicht ewig anhalten würde.   Als sie die Lichtung erreichten und sich nieder ließen, seufzte Naruto zufrieden.   „Hast du dir schon überlegt, wie du deinen Kampf morgen gewinnen wirst?“, fragte Jiraiya plötzlich nach. Naruto zuckte leicht mit den Schultern. Ihm war klar, dass viele der Genin diese Pause nicht nur nutzten um stärker zu werden, sondern auch um mehr über die Gegner zu erfahren. Für ihn war das jedoch nicht notwendig. Er kannte Neji, wusste um seine Stärken und Schwächen und selbst wenn der Kampf nicht so verlief wie beim letzten Mal – wovon er stark ausging – würde er eine Lösung finden, die ihn gewinnen ließ.   Generell hatte er im ersten Moment sogar damit gespielt, diesen Kampf einfach aufzugeben. Aber wie bei vielen anderen hing zu viel davon ab. Derzeit war Neji noch in seinem Käfig gefangen, aus dem Naruto ihn noch immer befreien wollte. Der junge Shinobi sollte sich bestmöglich entwickeln und das ging nicht, wenn er einige Dinge nicht verstand. Ihr Kampf war einer der Auslöser dafür.   „Kein leichter Gegner, dieser Hyūga.“, sagte Jiraiya weiter und musterte ihn von der Seite. „Vor allem wenn man nicht trainiert hat!“ Naruto lachte leise bei dieser Aussage. „Ich habe trainiert. Morgens, wenn Konoha noch im Schlaf gelegen hat!“, gab er ehrlich zu, bevor auch er etwas ernster wurde. „Aber mir ist schon klar, dass Neji kein leichter Gegner ist. Dennoch, ich plane nicht, diesen Kampf zu verlieren!“ Er durfte einfach nicht verlieren. Was er sich überlegen musste – während des Kampfes – war wie er sein Ziel erreichte, ohne seine wirkliche Kraft zu zeigen. Was schwer genug sein würde.   Jiraiya brummte leise.   „Einen Lehrer zu haben mit dem man nur redet, anstatt sich trainieren zu lassen ist nicht sehr effektiv. Wir werden sehen, ob du dich überschätzt hast!“, teilte er seine Gedanken, ehe er Naruto wieder anblickte. Dieser konnte sich denken, was in dem Kopf des Mannes vor ging und er hatte ja Recht. Keiner suchte sich einen Mentor um nur mit diesem zu reden, wenn ein wichtiger Kampf bevorstand. Naruto war aber eben anders, nicht nur weil er nicht dieser Zeit angehörte. Damals hatte er nahezu jedes Wort aufgesogen, was dieser Mann an ihn gerichtet hatte, zumindest wenn es darum gegangen war, ihm ein cooles neues Jutsu beizubringen. Heute konnte er sein unreifes Verhalten von früher nur noch belächeln.   „Du wirst sehen. Ich werde meinen Vater noch überbieten und der Kampf morgen wird eindeutig zu meinen Gunsten ausgehen!“, erklärte er leise, ließ zu dass das was in ihm rumorte ein Stückchen nach außen drang. Minato war ein klasse Shinobi gewesen, selbst heute noch, mehr als ein Jahrzehnt nach seinem Tod kannte man seinen Namen auch über Konohas Grenzen hinaus. Naruto würde gerne wie er werden, denn er wusste, dass er es damals nicht gewesen war. Nicht komplett zumindest. Natürlich unterschieden Eltern sich von seinen Kindern, er fragte sich aber auch, ob man von ihm ebenfalls mit Respekt gesprochen hatte. Irgendwie bezweifelte er das, nachdem er es nicht geschafft hatte diesen Krieg zu beenden und damit Frieden in die Welt der Shinobis zu bringen.   „Versprich mir eines!“, redete Naruto schließlich weiter, ohne sich Gedanken darüber zu machen. Es handelte sich um etwas, was ihn schon eine ganze Weile belastete, eigentlich seit er Jiraiya wieder gesehen hatte. Ein Gefühl, welches er auch nach all den Jahren nicht komplett hatte verlieren können, ganz gleich wie oft er sich deutlich gemacht hatte, dass er machtlos gewesen war. Jiraiya hatte seine eigenen Entscheidungen getroffen, sicher um ihn zu schützen, zumindest war das wohl einer seiner Beweggründe gewesen, dennoch war es unglaublich schmerzhaft gewesen mit dem Wissen zu leben, dass sein Mentor vermutlich noch leben würde, wenn er ihn nicht als Schüler gehabt hätte, wenn sie nicht ein tiefes Band gesponnen hatte, welches in ihnen den Wunsch aufkommen ließ einander schützen zu wollen.   „Wenn du eines Tages in einer Situation bist, in der du die Entscheidung treffen musst eine Mission anzunehmen, die vielleicht viele Leben rettet, dir dabei aber bewusst ist, dass sie dein Leben kosten könnte … lehnte bitte ab!“   Jiraiya schaute ihn vollkommen irritiert an, doch alles was Naruto tun konnte, war mit dem Kopf zu schütteln. Er konnte nicht näher darauf eingehen, alles was er wollte war dieses eine Versprechen, auch wenn er tief in sich wusste, dass er es wohl nicht bekommen würde. Der Sannin war nicht der Typ Mensch, der einem blind irgendwelche Dinge versprach und er war auch nicht die Art Mensch, die einfach das eigene Leben an erster Stelle setzte, wenn es andere gab, die statt dessen ihr Leben verlieren konnten. Nicht wenn es um Personen ging, die ihm etwas bedeuteten. Wie Tsunade. Oder der Stadt, die ihm Heimat war. Wie Konoha.   Naruto wusste das, in dieser Hinsicht waren sie sich wirklich sehr ähnlich. Im Grunde war es sogar ziemlich witzig, wie ähnlich sie ihren Lehrern waren. Sasuke hatte Ähnlichkeit mit Orochimaru, auch wenn er nicht derart über Leichen ging, wie sein Mentor. Zu Tsunade und Sakura konnte man kaum etwas anderes sagen, beide waren stark, man musste sie aber auch mit Vorsicht genießen. Und er und Jiraiya hatten genauso viel gemeinsam. Naruto hoffte wirklich, dass es zumindest teilweise wieder zu diesen Verbindungen kommen würde. Nur für Sasuke mussten sie eindeutig einen besseren Lehrer finden. Ihn noch einmal in Orochimarus Fängen zu lassen war einfach ausgeschlossen.   „Frag einfach nicht nach!“, bat Naruto schließlich noch, damit Jiraiya nicht begann ihn mit neuen Fragen zu löchern. Er konnte diese Bitte nicht erklären, er folgte nur dem Gefühl, das gerade in den letzten Tagen nahezu übermächtig geworden war. Er konnte Jiraiya nicht noch einmal verlieren, so wie er viele andere kein zweites Mal verlieren konnte.   „Eines Tages wirst du nicht darum herum kommen Antworten zu geben!“, erklärte Jiraiya schließlich, ließ die Bitte die an ihn gestellt worden war aber unbeachtet zwischen ihnen stehen. Er konnte ein derartiges Versprechen einfach nicht geben, ganz gleich warum es auch gefordert worden war. Naruto wusste das und die gute Stimmung die zuvor geherrscht hatte, löste sich langsam wieder auf, bis die alten Gefühle ihn wieder vollkommen im Griff hatten.   ***   Nachdem Naruto sich verabschiedet hatte, machte der Sannin sich auf den Weg zu Kakashi, der mit Sasuke vermutlich noch mitten im Training steckte. In den letzten Tagen hatte er den Jōnin oft gesehen, sich ausgetauscht, nicht nur was Naruto anging. Es gab genug Gesprächsthema, auch wenn sie es genauso genießen konnten, einfach zu schweigen. Heute jedoch gab es ein Thema, das dringend auf den Tisch musste.   Als er den Platz erreichte, den Kakashi und Sasuke seit Tagen belagerten, fand er den jungen Uchiha schwer atmend und wütend vor sich hinstarrend auf dem Rücken liegend auf dem Boden vor, während Kakashi sich gegen einen der Felsen lehnte und in dem Busch schmökerte, welches Jiraiya wohl besser kannte wie jeder andere. Schließlich hatte er es geschrieben.   Ohne den jungen Uchiha zu beachten ging er direkt auf Kakashi zu und lehnte sich neben ihm. Der Trainingsplatz sah ziemlich wüst aus, es zeigte, dass Sasuke langsam den Dreh raus hatte, wie er das Chidori kontrollierte, auch wenn er noch schnell ermüdete. Aber mit der Zeit würde es wohl besser werden, auch wenn es kein Geheimnis war, dass Sasuke nicht bereit war sich diese Zeit zu nehmen. Eine Ansicht die klar aus dem tiefen Verlangen nach Rache heraus geboren worden war, auch wenn jeder Sasuke sagen konnte, dass er auf diese Art sein Ziel nicht erreichen würde. Nicht dass sie Sasuke bestärken wollten, diesen Weg weiter zu gehen.   Einen Moment starrte der Sannin den Uchiha an. Er war jung und dennoch bereits vollkommen von Hass zerfressen. Ein Jammer. Nach dem was er von dem Jungen gehört hatte, hatte er großes Potential, welches er aber kaum voll entfalten würde, solange in seinem Kopf nur Itachi herumspukte.   „Er ist zuversichtlich!“, erklärte Jiraiya schließlich und ließ den Blick zum strahlendblauen Himmel hinauf wandern. Eigentlich war dieses ein sehr schöner Tag, auch wenn die Bitte die an ihn gerichtet worden war, einen deutlichen Schatten auf diesen warf. „Und er trainiert morgens, kein Wunder, dass die Anbu ihn nicht finden konnten!“, fügte er hinzu und gluckste leise. Er wusste selbst nicht was anders war, aber in den letzten Tagen war sein Misstrauen fast komplett verschwunden. Wann immer er mit dem Jungen zusammen war, spürte er überdeutlich dessen Willen diese Zeit auch mit ihm zu verbringen. Irgendwie war es schon niedlich, wie Naruto an seinen Lippen hing, wenn er von alten Zeiten sprach. „Auch wenn es nicht erklärt, wie er bereits jetzt in der Lage sein kann seine Präsenz derart zu unterdrücken, dass selbst die Elite Konohas ihn nicht finden kann!“   Das für sich war wohl das größte Rätsel. Naruto verschwand morgens aus seinem Apartment und kehrte erst spät am Abend zurück und erst wenn es an der Zeit war sich zu treffen, konnten die Anbu ihrer Pflicht wieder nachgehen. Dieser junge bereitete gerade so einigen Kopfzerbrechen, er frustrierte eine ganze Eliteeinheit, wobei Jiraiya sich klar fragte, ob der Junge überhaupt davon wusste, dass man ihn unter Beobachtung gestellt hatte. So wie er ihn kennen gelernt hatte bezweifelte er es irgendwie, auch wenn Naruto derart voller Überraschungen steckte, dass man sich kaum sicher sein konnte.   Es raschelte leise neben ihm, als Kakashi sein Buch weg steckte und zu dem Uchiha ging, der mittlerweile vor Erschöpfung eingeschlafen war. Jiraiya erinnerte sich zu gut an die ersten Besuche, als Sasuke kaum unter Kontrolle zu bekommen gewesen war, als er nur davon geredet hatte, endlich stärker werden zu wollen und zu müssen. Kakashi hatte es mit dem Jungen nicht leicht, sicher war er froh, seinen Schützling genug ausgepowert zu haben, dass er vermutlich die komplette Nacht nicht wach zu bekommen war.   Kakashi hob den Jungen hoch, als er endlich sein Schweigen brach. „Das ist Naruto. Ich kann mir nicht helfen, irgendetwas ist an dem Jungen, was es einen unmöglich macht ihn nicht zu beachten!“   Die Worte waren mit einer derartigen Wärme ausgesprochen, dass Jiraiya den Jōnin genauer musterte, auch wenn es vermutlich nicht notwendig war. Er selbst spürte es ja auch. Dieser Junge hatte einfach etwas an sich, was andere zu ihm hinzogen und ganz gleich wie man auch am Anfang über Naruto dachte, am Ende änderte man seine Meinung und verspürte den Wunsch die neu gewonnen Bindung nicht wieder zu verlieren.   Vermutlich war genau das Uzumaki Narutus größte Stärke. Sie konnten darüber nachdenken, versuchen es zu umgehen, letzten Endes zog er sie dennoch zu sich, wie Licht Motten zu sich zog. Sie waren vollkommen machtlos und dieser Umstand fühlte sich besser an als gedacht. 13 with open eyes ----------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   13 with open eyes   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Langsam schob sich die Sonne am Himmel empor und hüllte Konoha damit in ein sanftes Licht. Vögel zwitscherten, begrüßten den neuen Tag und die ersten Bewohner begannen sich zu regen, um sich für diesen besonderen Tag fertig zu machen. Auf dem Monument der Kage – direkt auf dem Abbild des vierten – saß Naruto im Schneidersitz, die Augen geschlossen und vollkommen entspannt. Langsam atmete er ein, nur um die Luft ebenso langsam wieder aus seinen Lungen entweichen zu lassen.   Naruto saß bereits seit geraumer Zeit an diesem Platz. Nachdem er nicht mehr hatte schlafen können, war er zu diesem Platz gekommen um seine Nerven zu beruhigen. Es war nur eine Prüfung, eine der Sorte, bei der er nicht verlieren konnte, auch wenn er aufpassen musste, dass er nicht zu viel zeigte. Vor der Audienz noch weniger wie vor jedem anderen. Aber er wusste, dass er es schaffen konnte, auch wenn er noch keine Ahnung hatte, wie er gleichzeitig dafür sorgen sollte, dass Hyūga Neji sich gleichzeitig in die richtige Richtung bewegte.   Kurama summte leise in ihm. Es war ein Ton, der in der Lage war Narutos Nerven weiter zu beruhigen. Er gab ihm Selbstvertrauen, auch wenn es generell daran nicht mangelte. Dennoch, an diesem Morgen und in dieser Situation hatte Naruto mehr denn je das Gefühl, dass sie eine Einheit waren. Ein Team welches das Gefühl vollkommen alleine zu sein einfach überschrieb und ihm keine Chance ließ in Zukunft noch einmal derartig mächtig zu werden, dass Naruto das Gefühl hatte darunter in die Knie gehen zu müssen.   Dann öffneten die Augen sich langsam wieder. Ein letzter vollkommen entspannter Atemzug entwich seinen Lungen, bevor er sich etwas streckte und schließlich aufstand. Er würde es schaffen, ganz gleich wie er es auch anstellen sollte. Mit diesen positiven Gedanken machte Naruto sich auf den Weg zurück in sein Apartment, um sich für diesen Tag vorzubereiten. Ein gutes Frühstück vor dem Kampf würde das leichte Flattern seines Magens sicherlich beruhigen.   ***   Als Naruto die Arena erreichte, herrschte bereits ein großer Trubel. Verwunderlich war, dass er dieses Mal Hinata nicht getroffen hatte, was ihm allerdings keine wirklichen Sorgen bereitete. Er wusste, dass sie beim letzten Kampf kampflos ausgeschieden war. Vermutlich war auch sie schon in der Arena oder er war einfach unachtsam gewesen und hatte das Mädchen damit übersehen.   Die Arena war bereits nahezu komplett gefüllt, als Naruto diese betrat und sich zu den restlichen Kämpfern gesellte. Selbst Sasuke war bereits anwesend, vermutlich weil ihm keine Zeit verloren gegangen war zu trainieren, nachdem das Mal nicht erneut hatte versiegelt werden müssen. Er hatte es schließlich nicht erhalten. Naruto hoffte nur, dass die kommenden Ereignisse deswegen nicht zu sehr aus den Fugen geraten waren. Es war einfach leichter das Kommende zu erwarten, anstatt vollkommen im Dunkeln zu stehen und keine Ahnung zu haben was als nächstes passierte. Wie es vermutlich irgendwann der Fall sein würde, wenn die Ketten endgültig zerrissen und ihr Leben einen ganz anderen Verlauf nahm als er es miterlebt hatte.   Langsam ließ er seinen Blick über die Menge schweifen. In der Loge erkannte er deutlich Hiruzen und auch Orochimaru, der sich als Sunas Kage ausgab. Es kribbelte regelrecht in seinen Fingern den kommenden Kampf aufzugeben und stattdessen dort hinauf zu gehen, um das Kommende abzuwenden. Egal was der Sannin auch im Krieg getan hatte, es machte nicht wieder gut, wie viel Leid er anderen angetan hatte. Natürlich hatte Naruto verstanden, dass hinter Orochimarus Handlungen Angst steckte. Angst vor dem Tod, das machte die Dinge aber nicht besser. Es war schlicht und ergreifend nicht richtig, derart mit anderen Menschenleben zu spielen, wie der Sannin es tat.   Gewaltsam riss er den Blick von Orochimaru los, um seinen Blick weiter über die Zuschauertribünen wandern zu lassen. Auch ohne sich jedes Gesicht anzusehen wusste er, dass viele heute hier vertreten waren, die in seinem späteren Leben den Krieg erleben und diesem erliegen würden. Im Grunde spielte es in diesem Augenblick nicht einmal eine Rolle, ob sie Freunde oder Bekannte wurden, oder ob sie Fremde blieben. Viele von ihnen würden in dieses Chaos gezogen werden, ob sie wollten oder nicht. Nein, nicht viele. Der Krieg hatte niemanden verschont, sie alle waren Teil dessen geworden ohne die geringste Chance sich dem zu entziehen.   Für einen Augenblick schloss Naruto die Augen und atmete tief durch. Er sollte sich jetzt und hier keine derartigen Gedanken machen, sondern sich auf die Aufgabe konzentrieren, die direkt vor ihm lag. Er musste einen Weg finden den kommenden Kampf zu gewinnen, ohne noch einmal Schritt für Schritt alles zu wiederholen. Naruto zweifelte auch, dass er das hinbekommen konnte, wer behielt schon über so viele Jahre ganz genau im Kopf, wie man wann etwas getan hatte?! Es war schlicht und ergreifend zu lange her und im Grunde erinnerte Naruto sich nur daran, dass er nicht aufgegeben hatte und damit letzten Endes den Sieg für sich hatte herausholen können. Was er sich dieses Mal wünschte war aber klar, dass es sich nicht derart hinzog. Nur das Wie war eben noch immer das Problem.   ***   Viel zu schnell für Narutos Geschmack, trat der Hokage an die Reling um die Prüfung zu eröffnen. Genma schickte die restlichen Genin in den Wartebereich, wobei Naruto nicht entging, dass auch Hayate in der Arena war. Erneut hatten Dinge sich gewandelt. Übrig blieben nur die beiden Tokubetsu Jōnin, Neji und er selbst.   „Die Regeln sind euch bekannt. Gewinner ist, wer den Kampf für sich entscheiden kann!“, erklärte Genma und ließ seinen Senbon von einem Mundwinkel zu dem anderen wandern. Naruto hatte nie diese Fixierung verstanden, soweit er sich erinnerte, hatte er den Mann nahezu niemals ohne die Nadel gesehen. Genma deutete zu Hayate. „Wir werden beide den Kampf im Auge behalten und notfalls entscheiden einzuschreiten!“, fügte er noch hinzu, ehe er endlich das Startsignal gab und dann zurück wich um ihnen genug Platz zu bieten.   Noch bevor Neji sein Byakugan aktivieren konnte, erschuf Naruto einen Doppelgänger. Eine leichte Berührung der Schulter reichte vollkommen aus um diesen anzuweisen, seine Kraft nicht zu zeigen, selbst wenn es bedeutete, dass er schnell besiegt wurde. Er selbst verschwand in einem der Büsche, die in der Arena wuchsen. Generell bot diese Arena wenig Möglichkeiten sich zu verstecken, aber das Wenige was vorhanden war, musste einfach reichen.   „Du solltest diesen Kampf schnellstens beenden!“, riet Kurama ihm, während Naruto sich selbst und den jungen Hyūga im Auge behielt.   „Ich weiß!“, gestand Naruto. „Nur das Wie ist hier die Frage. Mir ist vollkommen bewusst, dass Neji nicht gegen mich ankommt, aber wenn es zu schnell geht, befürchte ich, dass er nicht lernen wird was er damals gelernt hat!“ Das war einfach seine größte Befürchtung. Naruto war sich bewusst, dass Nejis Denken angefangen hatte zu schwanken, eben weil der Kampf so lange gedauert hatte. Weil sie dabei unangemessen viel geredet hatten und weil Naruto nie aufgegeben hatte, obwohl seine Chancen auf den Sieg minimal gewesen waren. Die einfache Tatsache, dass er sich geweigert hatte sein so genanntes Schicksal zu akzeptieren, kombiniert mit seinem Sieg hatte in Neji die Veränderung ausgelöst.   In den letzten Tagen hatte er wirklich darüber gebrütet, wie er es am Besten hinbekommen konnte, doch die Ideen blieben aus. Es frustrierte Naruto. Da sah man in ihm jemanden der andere überraschen konnte, in dieser Situation jedoch hatte er das Gefühl vollkommen zu versagen. Nun, zumindest einen Teil jener die gerade zuschauten sollte er überrascht haben. Neji mochte unerfahren genug sein um nicht mitbekommen zu haben, wie Naruto den Kampf eröffnet hatte, viele der Jōnin und andere höhere Zuschauer hingegen hatten wohl sehr deutlich mitbekommen, was passiert war.   Kurama gluckste leise in ihm.   „Am Ende halten sie es für deine Strategie!“, erklärte er amüsiert, wurde dann aber wieder ernst. Es spielte im Moment keine Rolle. Sie wussten beide, dass Naruto die Prüfung nicht mitmachen würde, wenn hier nicht einige Dinge in Gang gebracht worden wären. Er kümmerte sich nicht um die Ränge, die für ihn eh bedeutungslos geworden waren. „Vielleicht machst du dir um das Balg zu viele Gedanken!“, meinte der Fuchs schließlich.   Naruto runzelte die Stirn und für einen Augenblick konzentrierte er sich nicht mehr auf die Szene vor sich. „Wie meinst du das?“, fragte er schließlich nach und wechselte in die innere Ebene um Kurama gegenüberstehen zu können.   Der Fuchs zuckte leicht mit den riesigen Ohren. „Dein Talent ist es doch eher, dass du andere mit Worten erreichst. Ist es wirklich so wichtig, bei diesem Kampf ihn zu erreichen? Genauso könntest du danach an ihn herantreten und ihm den Kopf waschen.“, schlug er vor und legte dabei den Kopf nachdenklich etwas schief.   „Generell stimme ich dir zu!“, gab Naruto zu, etwas daran behagte ihm aber gar nicht. „Aber ich weiß nicht. Ich mag mit Worten andere erreichen, ich glaube aber meine Art nicht aufzugeben hat viele viel mehr nachdenken lassen. Denk einmal an Sasuke!“ Es stach in seiner Brust. Der Uchiha war noch immer ein wunder Punkt und Sasuke hier wieder mehr oder weniger um sich zu haben war nicht nur ein gutes Gefühl. Nur sehr schwer konnte Naruto ausblenden was er von der Zukunft seines besten Freundes wusste.   „Sasuke hat gar nichts erreichen können!“, erwiderte Kurama sanft. „Keine Worte, kein Kampf konnten seinen Hass mildern. Dafür ist vermutlich zu viel geschehen, deswegen denke ich klar, dass er dieses Mal die Wahrheit früher erfahren sollte.“   Naruto nickte leicht. Er verstand den Standpunkt. Geboren worden war der Hass schließlich aus den Geschehnissen die den Clan ausgelöscht hatten. Sicherlich spielte aber auch eine Rolle, wie sehr Sasuke als kleiner Junge versucht hatte seinen Bruder zu erreichen. Die Wahrheit zu erfahren nachdem jede Möglichkeit genommen worden war vielleicht mit Itachi wieder ins Reine zu kommen hatte sicher nicht dazu beigetragen, dass Sasuke sich weiter entwickeln konnte. „Ich weiß!“, gab er deswegen auch zu. „Aber hierbei geht es nicht nur um Sasuke. Das ist eine Angelegenheit, bei der ich Itachi nicht außen vor lassen kann.“   Mit diesen Worten verzog Naruto sich wieder und beobachtete weiter die Szene vor sich. Noch immer standen sein Doppelgänger und Neji sich gegenüber, starrten sich an und tauschten Worte aus, die Naruto nicht wirklich hören wollte.   So seltsam es aber war, dieses Gespräch hatte ihm geholfen. Wie bei Sasuke auch, ging es doch nicht nur um eine Person. Nejis Art war geprägt von Erfahrungen mit der Hauptfamilie, dem Verlust seines Vaters. Dagegen konnte er zwar jetzt nichts mehr machen, aber diese beiden verband doch irgendetwas. Dabei dachte er nicht an Neji und seinen Vater, sondern an Neji und Sasuke. Beide hatten etwas auferlegt bekommen, bei dem sie keine wirkliche Wahl gehabt hatten. Die Lösung war doch eigentlich ganz einfach. So wie er bereit war Itachi ins Vertrauen zu ziehen, um Sasuke langfristig aus seinem Käfig zu befreien, so wusste er doch genauso um Nejis eigenen Käfig und um den Schlüssel, der diese Tür öffnen und dem jungen Shinobi ermöglichen würde sich zu befreien.   Kurz ließ er den Blick zu der Tribüne schweifen. Irgendwo dort standen jetzt mindestens drei Menschen und behielten vor allem ihn ganz genau im Auge. Jiraiya hatte sein Misstrauen fast vollständig verloren, dessen war Naruto sich vollkommen bewusst. Kakashi war eine Sache für sich. Er hielt die Füße still, hatte aber noch lange nicht aufgegeben. Hiruzen hingegen war wohl eine ganz andere Sache. Dann schweifte sein Blick zurück zu Neji. Dieser Kampf würde anders verlaufen, dessen war er sich bewusst. Es fehlten Dinge, die zuvor geschehen waren. Er hatte den jungen Shinobi nie herausgefordert, außerdem war Naruto sich ziemlich sicher, dass man bei ihm selbst nicht mehr den Nichtsnutz im Kopf hatte, der nichts hinbekam. Viel eher war er derzeit wohl ein recht unbeschriebenes Blatt, welches man noch nicht wirklich ausfüllen konnte, weil niemand genau wusste wer er wirklich war.   Dieses Blatt wollte er heute füllen. Wenn er dabei ein klein wenig von dem zeigte was er wirklich konnte, schadete das wohl niemanden.   Langsam hob er die Hände, formte das richtige Siegel, woraufhin zwei weitere Doppelgänger neben ihm erschienen. Gemeinsam ließen sie sich auf den Boden sinken, blendeten die Umgebung vollkommen aus. Naruto wusste, dass er diese Doppelgänger vermutlich nicht brauchen würde, aber in diesem Augenblick hatte er das starke Verlangen ein wenig gefordert zu werden. Es gab nicht viele Shinobi, die in dieser Zeit in der Lage waren ihm genau das zu bieten. Neji war da durchaus eine kleine Herausforderung, auch wenn er nie in den Genuss gekommen war, wirklich ernsthaft mit diesem zu trainieren.   Schnell wurde er eins mit der Natur um sich herum, auch wenn er darauf achtete, die Energie nicht genug anwachsen zu lassen, dass er in den Senjutsu Modus wechselte. Was er jetzt wollte war einfach zu fühlen. Alle um ihn herum, lebendig, weitestgehend bei guter Laune. Er fühle Jiraiya in der Menge, Kakashi, die Kage. Er wusste genau wo Hinata, Sakura, Kiba und Sasuke sich aufhielten. Er fand Ino, Shikamaru und Gaara. All jene die er verloren hatte und die ihm hier eine zweite Chance boten ohne dass es ihnen bewusst war. Es war ein herrliches Gefühl und in diesem Moment verschwand das Gefühl der Einsamkeit, welches nahezu wie ein Freund geworden war. Er fand sogar noch jemanden, auch wenn er ihn in dieser Zeit noch nicht kennen sollte. Selbst Tenzō hielt sich nahe der Arena auf.   Vollkommen ruhig öffnete er die Augen wieder, atmete tief durch und griff dann in seine Tasche um zwei Rauchbomben herauszuziehen. Irgendwo tief in ihm flatterte es. Freudige Erwartung erfüllte jede Zelle, bis sein ganzer Körper sich anfühlte als wenn die Frustration und Traurigkeit der letzten Monate nur Einbildung gewesen waren.   Seit der Kampf begonnen hatte, waren nur zwei oder drei Minuten vergangen. Minuten in denen die beiden sich nicht vom Fleck bewegt hatten. Das sollte jetzt eindeutig ein Ende haben. Ein leichtes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und in dem Moment, wo er die Rauchbomben in die Luft warf, löste sein Doppelgänger sich auf und ließ einen verdutzten Shinobi zurück. Neji hatte trotz Byakugan keine Ahnung gehabt, dass Naruto nicht mehr vor ihm stand.   Die Rauchbomben fielen zu Boden, platzen auf und füllten die Arena allmählich mit dichtem, dunklen Rauch. Noch bevor der Rauch das komplette Areal verdecken konnte, sprang Naruto aus dem Busch der ihm Deckung geboten hatte. Ein Raunen ging durch die Menge, doch davon bekam er nichts mehr mit. Alles in ihm war auf sein Ziel fixiert, die Aufgabe die er bewältigen musste.   ***   Entspannt schaute Kakashi in die Arena herab, wo sich im Grunde nichts tat. Der junge Hyūga redete auf Naruto ein, ohne sich wirklich bewusst darüber zu sein, dass er nur einen Doppelgänger vor sich hatte. Er musste zugeben, dass es ihn nicht minder überrascht hatte am Anfang dieser Runde mit anzusehen, wie Naruto den Austausch vorgenommen hatte. Jiraiya, der nur ein Stück von ihm entfernt stand, schien es da nicht anders zu gehen und auch einige andere in unmittelbarer Umgebung war der Austausch nicht entgangen. Nur die jüngere Generation schien vollkommen arglos zu sein.   So langsam fragte Kakashi sich aber auch, was der Junge mit dieser Strategie bezweckte. Im ersten Augenblick hatte der Jōnin noch angenommen, dass Naruto auf diese Art versuchen wollte eine Schwachstelle bei seinem Gegner zu finden, was schnell revidiert worden war, als der Doppelgänger Neji bewusst gereizt hatte. Anstatt eines Kampfes hörten sie nun lediglich die Geschichte der Hyūga, was zumindest für Kakashi nicht vollkommenes Neuland war.   Leicht drehte er den Kopf, um Jiraiya anzusehen. „Wenn das so weiter geht kann er die Ernennung zum Chūnin vergessen.“, merkte er an. Generell war Kakashi sich nicht sicher, ob Naruto überhaupt im Sinn hatte in diesen Prüfungen weiter zu kommen. Die Signale waren derart widersprüchlich, dass vermutlich niemand diesen Jungen einschätzen konnte. Nicht nur bei den Reaktionen. Im Grunde wusste niemand so wirklich was Naruto konnte. Er hatte Kämpfe bestritten, Zeugen gab es jedoch nicht, die davon berichten konnten, wie viel er bereits konnte. Andererseits waren da diverse Trainingskämpfe, bei denen Kakashi aber mehr und mehr das Gefühl bekommen hatte, dass Naruto sich nicht wirklich ins Zeug legte. Setzte man dagegen, dass die Anbus nicht in der Lage waren den Jungen im Auge zu behalten, wurde einfach klar, dass Naruto mehr konnte als er zeigte. Die Frage hierbei war jetzt allerdings, was genau Naruto plante. Zeigte er was in ihm steckte, oder verbarg er auch weiterhin sein wahres Potential.   Jiraiya seufzte leise. „Wer weiß schon was in seinem Kopf vor geht!“, brummte er leise, wendete den Blick von dem Geschehen unter ihnen aber nicht ab. Der Mann hatte Recht. Niemand wusste was Naruto dachte, welche Ziele er wirklich hatte. Dennoch, Kakashis Neugierde lief derzeit erneut auf Hochtouren, vor allem wohl, weil er wirklich gehofft hatte, den wahren Uzumaki Naruto an diesem Tag zu sehen zu bekommen. Er wendete den Blick wieder der Arena zu, gerade zur rechten Zeit, als Naruto sein Versteck doch aufgab. Aus reinem Reflex griff er zu seinem Hitaiate und schob den Stoff nach oben, um das Sharingan freilegen zu können. Er wollte sehen was unter ihnen geschah, auch wenn dichter Rauch für die Mehrheit der anwesenden Gäste ein unüberwindbares Hindernis darstellte.   Sein ganzer Körper kribbelte vor Aufregung, als er verfolgte, wie Naruto direkt den überraschten Hyūga ansteuerte, offensichtlich bereit den Kampf endlich zu beginnen.   ***   Naruto sprintete direkt auf Neji zu, zog noch im Lauf ein Kunai, auch wenn er nicht plante Neji damit ernsthaft zu verletzen. Nein, eigentlich war ihm sogar bewusst, dass er den Hyūga nicht verletzen konnte, wo dessen Byakugan ihm den Vorteil bot, nahezu einen Rundumblick zu haben. Natürlich wusste auch er um den toten Winkel, nutzte diesen aber nicht aus. Für einen Körper wie den seinen war das auch unmöglich. Es brauchte schon etwas kleineres, um diesen Winkel ausnutzen zu können.   Als er den Jungen erreichte ließ er zu, dass Neji ihm das Kunai aus der Hand schlug. Mit einem dumpfen Geräusch fiel es zu Boden. Was Naruto in dem Moment aber bewusst aufnahm war, dass Neji sichtlich überrascht war von dem was gerade geschehen war.   Sie kannten sich nicht, nicht zu diesem Zeitpunkt. Abgesehen von der Prüfung hatten sie keine gemeinsame Vergangenheit, Naruto war sich dennoch sicher, dass Neji – wie nahezu alle in Konoha – genau wussten wer er war. Dazu kamen die alten Geschichten eines jungen Shinobi, den niemand wirklich leiden konnte und der lediglich durch Streiche aufgefallen war. Ein Shinobi der nicht einmal die Prüfung der Akademie hatte schaffen können, zumindest am Anfang nicht, welcher dennoch laut in die Welt verkündete, dass er eines Tages Hokage werden würde.   Was gut so war, denn genau das brauchte Naruto um Neji auf den rechten Pfad lenken zu können. Der Hyūga steckte derart in seinem Hass und Groll gegen die Hauptfamilie fest, glaubte derart stark an Schicksal, dass es ein leichtes sein würde ihn zu überzeugen, dass man sich dem was das Schicksal für einen bereit hielt entziehen konnte, wenn man es denn versuchte.   Aus Gesprächen mit Neji wusste Naruto, dass nach dem Kampf Hiashi mit Neji reden würde, was letzten Endes der letzte Tropfen darstellte, welcher Neji zur Wandlung antrieb. Dieser Kampf mochte anders sein, andere Ereignisse vorangestellt haben, aber Naruto hatte begriffen dass das große Bild zählte. Wie bei Sasuke. Es waren viele Fragmente die ein Bild darstellten. Kleine Kleckse die nur in ihrer Gesamtheit einen Sinn ergaben. Und genau das konnte er sich hier eindeutig zum Vorteil machen. Dazu kam, selbst wenn er hier versagte, niemand hielt ihn auf, Neji anschließend derart den Kopf zu waschen, dass er dennoch die richtige Richtung einschlug.Damit hatte Kurama eindeutig Recht. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf war es auch leichter zu agieren. Es nahm einem die lähmende Angst Fehler zu machen und damit vielleicht alles sehr viel schlimmer zu machen, als es eigentlich sein würde.   „Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum!“, sagte Naruto schließlich mit fester Stimme, ohne den Blick von dem jungen Shinobi vor sich abzuwenden. „Das Leben ist nicht fair, sich hinter dem Schicksal zu verstecken ist aber nur eines. Unglaublich feige!“, redete er hochmütig weiter, wohl wissend, dass Neji nicht der Typ war, der so auf sich herumtrampeln ließ. Neji glaubte an das Schicksal, da konnte man einfach nicht dran rütteln. Naruto gönnte es ihm ja auch, aber es war einfach falsch dabei anzunehmen, dass man machtlos war und am Besten den Kopf in den Sand stecken sollte.   „Ich behaupte aber auch, dass es immer zwei Seiten einer Medaille gibt.“ Sein Blick wanderte zu den Tribünen hinauf, wo er zuvor Hiashi wahrgenommen hatte. Er hoffte wirklich, dass der Mann am Ende dieses Kampfes auf seinen Neffen zu kam und ein weiteres Mal ihm die Wahrheit sagte und Neji damit aus dem Käfig befreite, den dieser sich selbst ausgewählt hatte.   Mit einem leichten Kopfschütteln wendete er sich seinem Gegner wieder zu. „Also lass uns anfangen.Ich werde allen zeigen, dass Hyūga Neji zu Recht zur Nebenfamilie gehört“, forderte er den Jungen leiser hinaus. Mit Erfolg. Sofort wechselte der junge Shinobi in die Kampfstellung des Hakkeshō Kaiten, was automatisch in das Hakke Rokujūyon Shō übergehen würde. Genau das, was Naruto gewollt hatte. Das Kaiten würde hier wohl kaum richtig zur Anwendung kommen, Musste es auch nicht. Naruto ging es um die zweite Fähigkeit. Für ihn war es eh nicht leicht zu kämpfen, wenn er sich verstecken musste. Aber wenn seine Chakrapunkte von Neji blockiert bekam, hatte er Gründe etwas zu zeigen, wovon bisher niemand wusste, dass er es konnte.   Mit Genugtuung nahm Naruto auf, dass er den jungen Hyūga genau an der Stelle hatte, an der ihn haben wollte. Neji sah alles andere als begeistert aus. Seine Fähigkeiten als Hyūga anzugreifen, war vermutlich der einzige Weg, mit dem er den jungen Hyūga angreifen und so auf die Palme bringen konnte, dass dieser nicht weiter nachdachte. Mit einem breiten Grinsen schaute er den Shinobi vor sich an. Neji hatte ganz offensichtlich Probleme damit, ruhig zu bleiben. „Was ist los?“, fragte Naruto ohne das Grinsen in irgend einer Art geringer werden zu lassen. Wenn er ehrlich mit sich war, macht es ihm sogar ein wenig Spaß Neji derart auf die Palme zu bringen. Es hatte in der Vergangenheit wenig Gegebenheiten gegeben, wo er je mitbekommen hatte, dass Neji seine Ruhe verloren hatte. Er konnte somit nicht leugnen, dass er ein wenig neugierig war, wie viel er genau geben musste, um den jungen Hyūga aus der Haut fahren zu lassen.   „Du stimmst doch mit mir überein, oder?“, fügte Naruto neckend hinzu. „In der Geschichte der Hyūga gibt es sicherlich viele, von denen man auch heute noch viele Geschichten hören kann. Du jedoch wirst kaum zu jeden gehören.“, trieb er es weiter auf die Spitze. Nejis Augen verengten sich, dass der Junge wütend war, ließ sich kaum noch verbergen. Trotz seiner Versuche Neji aufzuregen, entging Naruto nicht, wie dieser ein Bein leicht nach hinten schob. Das leicht kratzten Geräusch auf dem Sand war für ihn mehr als deutlich zu hören.   Bevor Naruto jedoch dazu ausholen konnte, noch mehr zu sagen um Neji auf die Palme zu treiben, entschied dieser sich dazu endlich zum Angriff überzugehen. Naruto sah ihn kommen. Im Laufe der Jahre hatte er genug trainiert, um nicht mehr vom plötzlichen Angriff überrascht werden zu können. Obwohl er genau dieses hier geplant hatte, wusste er nicht genau, wie er von hier aus weiter vorgehen sollte. Rein aus Reflex drehte sein Körper sich leicht nach rechts, was jedoch nichts brachte. Nejis Augen registrierten die Bewegung sofort was ihn dazu veranlasste, seinen eigenen Angriff anzupassen. Der erste Schlag der ihn traf, war durchaus unangenehm. Wenn Naruto ehrlich war, hatte er sich bis zu diesem Augenblick nicht mehr daran erinnern können, wie es damals gewesen war.   Mit dem zweiten Schlag kehrte die vergrabene Erinnerung zu ihm zurück. Er wusste was ihn erwartete dennoch wehrte er die darauffolgenden Schläge nur halbherzig ab. Mit jedem Chakrapunkt den Neji versiegelte, fühlte sein Körper sich ein wenig tauber an. Dann endlich endete es und Neji ging erneut auf Abstand, ohne seine Angriffshaltung jedoch zu verändern.   „Ich hätte wirklich vergessen wie sich das anfühlt“ Es war vermutlich nicht einmal verwunderlich, dass Naruto sich nicht mehr wirklich an dieser Erfahrung erinnerte. Es war Jahre her. Nachdem er in seinem ersten Leben an der Auswahlprüfung teilgenommen hatte, hatte er nahezu niemals die Gelegenheit gehabt, mit Neji weitere Kämpfe auszutragen. Wenn er ehrlich mit sich war, bereute er das heute irgendwie. Allerdings war ihm auch bewusst, dass er durchaus eine Chance hatte in diesem Durchlauf seines Lebens etwas an dieser Tatsache zu ändern. Nicht nur bei Neji, es gab so einige mit denen er durchaus trainieren wollte. Personen die ihm sehr am Herzen gelegen hatten, mit denen er in der Vergangenheit allerdings wenig Gelegenheiten gehabt hatte.   Wenn er für den Moment aufhörte sich Gedanken um das zu machen, was auf ihn zukam, dann konnte er sogar zugeben, dass er für sein Leben gerne einen Trainingskampf mit seinen beiden Lehrern haben wollte. Und nicht nur mit ihnen. Sasuke war durchaus eine der Personen, bei denen es ihm unter den Nägeln brannte einen realen Kampf auszutragen. Keinen auf Leben und Tod. Andererseits war ihm bewusst, dass gerade der junge Uchiha ein gefährliches Pflaster war. Solange Sasuke nichts um die Wahrheit des Clanmordes wusste, war es ein Risiko diesen herauszufordern.   „Nicht würdig der Hauptfamilie, huh?“, sagte Neji in seiner kühlen, arroganten Art an die Naruto sich nur noch zu gut erinnerte. Naruto lachte leise. In den vergangenen Tagen war es teilweise schon erschreckend geworden, wie gut er die Person um sich herum einschätzen konnte. Für ihn war vollkommen klar gewesen, dass Neji einen derartigen Vorwurf nicht einfach auf sich sitzen lassen würde. Obwohl es Jahre her war, konnte Naruto den Jungen vor sich einschätzen, als wenn er ihn immer um sich gehabt hätte. Auf eine seltsame Art und Weise war das unheimlich beruhigend.   „Weißt du, im Grunde geht es doch gar nicht darum was andere von uns denken. Wenn wir ehrlich mit uns sind geht es doch nur darum was wir aus uns selbst machen!“, erklärte Naruto leise. Ihm war vollkommen bewusst, dass die beiden Prüfer jedes Wort mitbekamen. Es störte ihn nicht wirklich. „So wie du den Hauptzweig der Familie ebenbürtig sein kannst, so kann jemand wie ich gegen jemanden wie dich ankommen.“   Man musste kein Genie sein um Neji anzusehen, dass dieser verwirrt war. Für Naruto waren die paar Sekunden die nun vergangen waren auf seltsame Art und Weise befreiend. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen schloss er kurz die Augen, ehe er herumwirbelte und ein Kunai auf einen der beiden Doppelgänger zurasen ließ und so dafür sorgte, dass er sich auflöste. Er konnte die Kraft spüren, die in sein Körper strömte, das vertraute Gefühl umfing ihn wie eine warme Decke an einem kalten Wintertag. Ein befreiendes seufzen verließ seine Lippen.   Möge der Kampf beginnen!   ***   Mit gerunzelter Stirn schaute Jiraiya in die Arena hinab. Seit der wahre Kampf begonnen hatte, wurde er das Gefühl nicht los, dass Naruto mit dem Jungen vor sich spielte wie eine Katze mit einer Maus. Es war ein seltsames Gefühl, eines welches ihm auf irgendeine Art und Weise ziemlich vertraut vorkam. Er kam nicht umhin sich einzugestehen, dass er in Narutos Alter nicht wirklich anders gewesen war, wie der Junge in der Arena. Auf der anderen Seite war ihm schmerzlich bewusst, dass zwischen ihm und Naruto Welten lagen, auch wenn er nach wie vor nicht ganz sagen konnte in welchen Punkten der Junge ihm ebenbürtig war und in welchen er ihm unterlag oder sogar überbot.   Von dem was er jetzt beobachten konnte, stand jedoch fest, dass Naruto verlieren würde. Fast war er geneigt dem Kampf den Rücken zu zudrehen, um sich das traurige Schauspiel nicht weiter ansehen zu müssen. Was auch immer den Jungen dazu bewegt hatte, voller Zuversicht in den Kampf zu gehen, Jiraiya sah nichts mehr davon. Es sah eher so aus, als wenn Naruto diesen Kampf kein Stück ernst nahm. Im Umkehrschluss hieß dieses, dass Naruto die Prüfung nicht bestehen würde, was der Sannin nicht ganz nachvollziehen konnte. Als er mit dem Jungen gesprochen hatte, hatte es eher so ausgesehen als wenn Naruto sehr viel Wert darauf legte, letzten Endes zu bestehen.   Ein Raunen ging durch die Reihen und schnell konnte man die älteren Shinobi aufgeregt miteinander wispern hören, während die jüngere Generation etwas ratlos versuchte die Aufregung zu verstehen. Selbst Jiraiya hatte ohne es wirklich zu wollen einige Schritte nach vorne gemacht, die Augen leicht verengt, während er mit deutlich höherem Interesse in die Arena hinab schaute. Natürlich, gute und vor allem trainierte Shinobi verstanden was gerade vor sich ging, die jüngere Generation hingegen fehlte einfach die Erfahrung um es zu erkennen.   „Ist das...“, fragte Kakashi ihn, der ebenfalls nach vorne getreten war um besser sehen zu können was passierte. Jiraiya nickte ehrfürchtig. Ein Kribbeln hatte seinen Körper erfasst, rollte an seinem Rücken hinab und noch wusste er nicht wirklich ob es vor Aufregung oder aus Unbehagen war. Immer mehr Shinobi aus Konoha drehten sich zu ihnen herum, um Kakashi und ihm Blicke zu zuwerfen, die der Sannin allerdings vollkommen ignorierte.   „Natürliche Energie! Senjutsu...“, murmelte er fassungslos.   Sicher, Naruto hatte einen Vertrag mit den Kröten, auch wenn Jiraiya noch immer keine Ahnung hatte wie es dazu gekommen war. Er war felsenfest davon überzeugt, dass die Unterschrift des Bengels beim letzten Mal noch nicht auf dem Vertrag gewesen war, dennoch sah sie so aus, als wenn sie beinahe genauso alt war wie der Junge selbst. Die Möglichkeit die Kunst des Senjutsu zu lernen war demnach nicht ausgeschlossen, aus eigenen Erfahrungen wusste Jiraiya aber auch, dass es viel Zeit brauchte um es zu meistern. Dazu kam auch, dass Naruto die Energie gesammelt hatte obwohl er sich bewegt hatte und keiner der Kröten thronte auf seinen Schultern. Trotzdem konnte er selbst aus dieser Entfernung mehr als deutlich sehen, dass der Junge diese Technik weit besser gemeistert hatte wie er selbst und das, obwohl er dem Jungen Jahre an Training voraus hatte.   Unwohl rieb er die Hände aneinander, es war lange her, dass er das Gefühl gehabt hatte nicht stillstehen zu können und vor lauter Energie am liebsten sich austoben wollte. Er lachte leise. „Dieser Bengel ist wirklich immer für Überraschungen gut!“, gab er anerkennend zu, während er sich dem Geschehen unter ihnen abwendete. „Ich glaube ich sollte mich ein wenig unterhalten... irgendwer wird Naruto das beigebracht haben und ich brenne darauf herauszufinden wer!“   Der Kampf war eh gelaufen. Der Hyūga Junge war gut, daran gab es keinen Zweifel, aber mit Narutos Überraschung hatte sich eindeutig das Blatt gewendet. Die beiden konnten nicht mehr wirklich miteinander verglichen werden, auch wenn Neji wohl kaum begreifen können würde was nun passierte. Es war nicht verwunderlich, dass Naruto so zuversichtlich gewesen war zu gewinnen.   Jiraiya brannte darauf das Geheimnis um Minatos Sohn zu lüften. Seine Gefühle sagten ihm einfach, dass Naruto noch verdammt vieles vor ihnen verbarg und es wurde Zeit, dass sie genau diese Tatsache änderten. Ohne sich noch einmal umzudrehen, oder auf die erstaunten ausrufe der übrigen Zuschauer zu reagieren, verließ er die Arena um sich auf den Weg zu machen. Einige Kröten würden ihm heute Rede und Antwort stehen, so viel stand fest. 14 extricated ------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   14 extricated   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Grazil – erregend – sexy – mächtig.   Dinge die Kakashi empfand, wenn er dabei zuschaute, wie Naruto in der Arena tänzelte. Wenn er in fließenden Bewegungen Nejis Angriffen auswich, wenn er in einem sinnlichen Tanz die Distanz verringerte um anzugreifen. Kakashi hatte bisher nur bei sehr wenigen Shinobi diese Empfindungen gehabt und ihm war vollkommen bewusst, dass er sie ganz sicher nicht bei einem halben Kind – seinem Schüler – empfinden sollte, dennoch konnte er sich nicht dagegen wehren.   Und er war nicht alleine damit.   Er musste nicht einmal seinen Blick von dem Jungen abwenden um sich klar werden zu können, dass nach dem ersten Aufruhr die komplette Arena still geworden war. Kein Wispern, keine angeregten Diskussionen, nichts von alle dem war derzeit noch gegeben. Alle standen unten dem Bann, den Uzumaki Naruto kreiert hatte, sie alle konnten nur mit einem Mix aus verschiedenen Emotionen zusehen, wie der Junge seinen Kampf ausfocht und dabei so verdammt gut aussah.   Glücklich – gelöst – befriedigt.   Das hier war eindeutig ein kleines Fragment was den wahren Naruto zeigte und auch wenn Kakashi geahnt hatte, dass dieser Junge verdammt viel vor ihnen verbarg und dass er weit mehr Kraft hatte als die Jōnin Konohas aufbringen konnten, konnte er nicht leugnen, dass es eine wahre Wohltat war diesem Spektakel beizuwohnen.   Ohne den Blick abwenden zu können richtete er den Oberkörper ein wenig auf, begann seinen Weg zu der vorderen Reling zurückzulegen um näher zu sein. Er wollte es sehen, wollte keine Sekunde, keine Bewegung verpassen.   Naruto glitt in einer flüssigen Bewegung einige Schritte zurück, Nejis Angriff verlief ins Leere, nur damit der Hyūga direkt im Anschluss einige Meter zurückgeschoben wurde, als Narutos Bein mit der Seite des Jungen in Kontakt kam. Nejis Gesichtsausdruck nach zu urteilen war es ein sehr kraftvoller Kick gewesen und auch wenn so etwas gut schmerzen konnte, fühlte Kakashi ein unbändiges Verlangen danach nun mit dem Hyūga den Platz tauschen zu können. Er wollte sich diesem sinnlichen Tanz hingeben, sein Verlangen mit Naruto ernsthaft zu kämpfen war derart übermächtig, dass Kakashi sich nur schwer zurückhalten konnte. Nur am Rande nahm er wahr, wie sein Griff sich an der Reling festigte.   Wenn Kakashi ein Blick in seine Vergangenheit warf, wurde ihm klar, dass manche Kämpfe nahezu einem Vorspiel glichen. Sie erregten auf eine sehr sinnliche Weise, bauten Spannungen auf die nicht unbedingt negativer Natur waren und endeten nicht selten in einer befriedigenden Schwere, die den Körper für einige Stunden komplett entspannen ließen. Kakashi war nicht wirklich der Typ Mann der sich gerne mit anderen maß, aber es gab durchaus den einen oder anderen Shinobi, wo diese Lebensart ein wenig ins Abseits gerückt wurde und sein Wille sich in einem Kampf zu messen deutlich angehoben wurde – teilweise bis zu dem Punkt, wo dieses von ihm selbst und nicht von dem Kontrahenten ausging.   Das was er mit Gai teilte war ein regelrechtes Geplänkel, eine Routine unter Freunden die sich eingeschlichen und manifestiert hatte. Gai konnte nur deswegen ihn so anstacheln, weil er nie aufgegeben hatte, obwohl damals die Chancen nicht wirklich gut gestanden hatten wirklich weiter zu kommen – Kakashi musste bei dieser Gelegenheit wohl auch zugeben, dass er in seiner Wut und seiner Trauer ziemlich arrogant gewesen war. Nicht unbedingt grundlos, dennoch war er durchaus froh darüber, dass er einige Lektionen gelernt hatte. Er konnte sich heute nicht wirklich vorstellen, wie er sich sonst entwickelt hätte.   Aber dann gab es auch noch eine sehr kleine Anzahl Shinobi, die Kakashi ganz anders unter die Haut gingen. Mächtige Kämpfer deren Ausstrahlung ihn derart in den Bann zog, dass er das Verlangen entwickelte einen Moment diese Macht zu testen um sehen zu können, wer am Ende als Sieger daraus hervorging. Auch wenn die Zahl derer, bei denen er diesem Verlangen nachgegangen war, noch weit unter jener lag, die überhaupt dieses Interesse wachrufen konnten.   Neji versuchte einen weiteren Angriff, dem Naruto mit einigen Sprüngen auswich. Der noch junge Körper wirkte unglaublich flexibel, die Bewegungen sprachen von Erfahrungen die der Junge nicht haben dürfte, dennoch zweifelte Kakashi eben jene in diesem Moment nicht an. Was Kakashi aber noch mehr wahrnahm war die Aura seines Schülers.   Es spielte keine Rolle wie alt die Genin waren, es war vollkommen egal ob sie in einem Trainingskampf oder einer Prüfung waren, sie alle spürten zumindest den unbändigen Wunsch zu siegen. Manche gingen darüber hinaus und der Wille zu töten waberte an die Oberfläche. Aber alles was Kakashi von Narutos Seite aus zu spüren bekam war simple Freude, was die bisherigen Emotionen die scheinbar den Jungen in Fesseln gelegt hatten nur noch deutlicher machten.   Neji versuchte es ein weiteres Mal, an seinem Gesicht konnte man mittlerweile überdeutlich den Frust ablesen, dass er scheinbar nicht weiter kam. Nein, nicht nur scheinbar. Der Junge war derzeit nichts weniger wie eine Marionette, deren Fäden Naruto in der Hand hielt und geschickt an ihnen zupfte, damit der Junge tat was er wollte. Die stetigen vorwärts Bewegungen, das elegante zurückweichen glich einem Tanz, den nur sehr wenige beherrschten.   Kämpfe waren brutal, es ging darum seinen Gegner außer Gefecht zu setzen, die Oberhand zu gewinnen und dabei möglichst eindrucksvoll als Sieger hervorzugehen. Kämpfe waren nur bedingt kalkulierbar. Es gab nicht viele die in der Lage waren verschiedene Reaktionen vorab einzubeziehen und anschließend für jede Möglichkeit eine richtige Konterreaktion zurechtzulegen und noch weniger konnten letzten Endes diesen Strategien wirklich folgen.   Was Naruto dort aber zum Besten gab war etwas, was Kakashi nur am Rande noch als Kampf einordnen konnte, auch wenn kraftvolle Tritte, geschickte Schrittfolgen durchaus diese Definition zuließen. Klar war dabei aber auch, dass Naruto eindeutig über dem Level eines Chūnin war, vermutlich sogar über dem eines Jōnin. Was Kakashi nicht wirklich wunderte. Vielleicht war auch gerade diese Tatsache es, die Kakashi so unglaublich anzog, die ihn regelrecht in Narutos Richtung driften ließ ohne dass andere Dinge ihn irgendwie in seinen Bann ziehen konnten.   Seit er den Jungen als Schüler zugeteilt bekommen hatte, war dieses eine vollkommen vertraute Reaktion von seiner Seite aus geworden. Vom ersten Moment an war einfach diese Magie dagewesen, die es ihm unmöglich gemacht hatte den Jungen aus seinen Gedanken zu bekommen. Es war nicht nur das was dieser offensichtlich verbarg, unter der Oberfläche schlummerte ein ganz anderes Gefühl, das Kakashi aber noch viel schlechter zu greifen bekam wie seine generelle Neugierde wenn es um den Sohn seines Sensei ging. Er wusste auch nicht wirklich, ob er dieses Gefühl tiefer ergründen wollte.   Erneut tänzelte Naruto auf Neji zu und trat geschickt zu, als dieser ein weiteres Mal fast schon verbohrt versuchte irgendwie seine Chakrapunkte zu verschließen. Es hatte schon beim ersten Mal nicht funktioniert, Naruto hatte offen gezeigt das diese Taktik bei ihm keinerlei Auswirkung hatte, was schon verwunderlich genug war. Dass Neji dennoch es immer wieder versuchte zeigte nur wie jung die beiden dort unten wirklich waren. Wobei es weniger um das Alter als viel mehr um die Erfahrung ging.   Kakashi konnte sehen wie der blonde Shinobi das Bein hob und kraftvoll zu trat. Neji flog weit zurück und auch ohne es gehört zu haben war Kakashi sich sicher, dass dieser letzte Tritt einige Rippen ordentlich angeknackst hatte. Die Kraft die man unter Senjutsu hatte war nicht zu verachten. Kakashi hatte in seinem Leben nur ein einziges Mal indirekt einen Kampf unter diesen Bedingungen mitbekommen und er wusste, dass man nur schwer bestehen konnte wenn man nicht ähnliche Kräfte besaß. Diese Technik zu meistern war schon schwer genug, Kakashi hoffte durchaus dass Jiraiya Antworten bekam und dass er auf diesem Wege den Jungen besser verstand, der in einer fließenden Bewegung voran sprang und Neji abfing bevor dieser auch noch in die Wand gerammt wurde.   Der Kampf war vorbei. Kakashi wusste es, jeder in dieser Arena wusste es und dennoch blieb es erschreckend still. Kein Applaus, kein aufgeregtes diskutieren, nicht einmal die beiden Richter in der Arena rührten sich, derart gefangen waren sie in dem was sie gerade zu sehen bekommen hatten. Kakashi fühlte es ebenfalls. Es kostete ihn einiges an Anstrengung die Reling wieder loszulassen und sich dann aufzurichten um der Arena den Rücken zu zudrehen. Vielleicht war es besser nach seinen anderen Schülern zu schauen, damit er wieder ein wenig Kontrolle über sich bekam. Vor allem Sasuke würde die Darbietung seines Teamkameraden kaum kalt lassen und Kakashi stand zu seinem Versprechen, den jungen Uchiha anständig anzuleiten. Vor was auch immer Naruto sich in Bezug auf Sasuke fürchtete, Kakashi hatte den Wunsch das zu verhindern in der Hoffnung den Jungen öfter zu sehen, den er gerade in der Arena hatte genießen können.   Mit steifen Schritten verließ er den Zuschauerbereich und ging langsam die Treppen hinab, die ihn zu dem Wartebereich der Genin brachte, die auf ihren Kampf warten mussten, nachdem er mit einem Blick auf Sakura – die unter den Zuschauern saß – sicher gestellt hatte, dass sie in Ordnung war.   ***   Seit er das erste Mal nach Myōbokuzan gekommen war, war wahrlich einiges an Zeit vergangen, auch wenn Jiraiya dieses Mal ganz gewiss nicht auf einen Freundschaftsbesuch aus war. Er war auch nicht gekommen um zu trainieren und ganz gewiss bedeutete sein Auftauchen nicht, dass jemand sein Erscheinen verlangt hatte. All das spielte allerdings keine Rolle. Viel wichtiger war es, wo genau er anfangen sollte nach Antworten zu suchen, die er um keinen Preis einfach durch seine Finger gleiten lassen wollte. Seit er gesehen hatte, dass Naruto das Senjutsu beherrschte, schwirrten in seinem Kopf eine Vielzahl an Fragen herum. Es war im Grunde vollkommen ausgeschlossen, dass wahr war, was er gesehen hatte.   Das Senjutsu zu erlernen war ein harter und vor allem ein sehr langwieriger Weg. Naruto war viel zu jung um durch diese Ausbildung gegangen sein zu können und dennoch gab es keinen Zweifel daran, dass es Senjutsu gewesen war, was er verwendet hatte. Die Frage war dabei einfach, wer genau dem Jungen diese Technik gelehrt hatte – einmal davon abgesehen, warum der Bengel in der Lage war die Energie zu sammeln ohne dass Kröten auf seiner Schulter saßen um die Voraussetzung zu erfüllen, sich nicht zu bewegen.   Dann war da eindeutig noch die Frage wie Naruto an den Vertrag gekommen war und warum seine Unterschrift aussah, als wenn sie schon viele Jahre dort verweilt hatte. Es war unmöglich und die ganzen Fragen die sich um den Jungen schlängelten machten es nahezu unmöglich sich aus dieser ganzen Sache herauszuhalten.   Die Frage war nur, wo er anfangen sollte seine Fragen zu stellen. Wenn es um den Vertrag ging, war es schlicht unmöglich die Kröte zu finden, die Naruto wohl beschworen hatte als er es zum ersten Mal versucht hatte. Ein Gefühl sagte ihm auch, dass Minatos Sohn vermutlich nicht genauso dumm gehandelt hatte wie er selbst es getan hatte, als er dieses Jutsu angewendet hatte ohne zuvor einen Vertrag geschlossen zu haben.   Der erste Instinkt zu Gamabunta zu gehen – schließlich war dieser jener den Naruto beschworen hatte als er auf ihn getroffen war – musste er allerdings begraben. Es war nicht so, dass er nicht die Kraft hatte diese spezielle Kröte zu rufen, allerdings ließ sich auch nicht leugnen, dass er mit Gamabunta schlichtweg nicht sonderlich gut zurecht kam. Eine Unterhaltung mit diesem würde in erster Linie ziemlich anstrengend sein und die Aussicht die verlangten Antworten zu bekommen war recht gering. Auch wenn es Jiraiya in den Fingern juckte, dennoch genau dort zu beginnen. Gamabunta war eine recht stolze Kröte, dass ein kleiner Junge ihn rief war ganz gewiss nichts was generell gut über die Bühne ging. Irgendwie war diese Begegnung auch recht seltsam gewesen, auch wenn Jiraiya nicht wirklich sagen konnte was genau ihn gestört hatte. Die Tatsache dass Naruto einen Vertrag mit den Kröten geschlossen hatte, hatte auch jedes andere Empfinden stark in den Hintergrund gerückt.   Die zweite Möglichkeit an Antworten zu gelangen war eindeutig bei Fukasaku und Shima anzufragen. Fukasaku war es schließlich, der die Kunst des Senjutsu unterrichtete. Wenn Naruto diese Kunst gelernt hatte, gab es eigentlich gar keinen Weg daran vorbei bei der alten Kröte in die Lehre zu treten. Er wusste nicht warum, aber ein Gefühl sagte ihm einfach, dass er auch hier keine Antworten finden würde. Die letzte Möglichkeit war natürlich der Ōgama Sennin. Gamamaru war allerdings auch nicht gerade ein leichter Gesprächspartner. Diese Kröte war derart alt, dass man sie fast schon als senil bezeichnen konnte. Auch wenn es unbestreitbar blieb, dass seine Vorhersagen weitestgehend zutrafen, zumindest was seinen eigenen Fall anbelangte. Nur eine einzige war nie erfüllt worden, sei es weil er das Kind der Prophezeiung nicht getroffen hatte oder dieses wirklich gestorben war bevor es hatte tun können was man ihm vorausgesagt hatte.   Klüger war es aber wohl Gamamaru hinten an zu stellen und erst einmal zu versuchen herauszufinden, wo Naruto diese Technik gelernt hatte. Deswegen entschied er sich, als erstes bei Fukasaku zu sehen was er herausbekommen konnte. Er hatte eindeutig viel zu lange gewartet, schon als er herausgefunden hatte, dass Minatos Sohn einen Packt mit den Kröten geschlossen hatte, hätte er der Sache nachgehen müssen, wie das sein konnte, wo er selbst diese Schriftrolle verwahrte seit er den Vertrag selbst geschlossen hatte.   ***   Fukasaku zu finden stellte sich allerdings schwieriger dar als Jiraiya angenommen hatte. Und nicht nur er war nahezu unauffindbar. Bei seiner Ankunft war er derart in seine Gedanken vertieft gewesen, das ihm nicht einmal aufgefallen war, wie ruhig Myōbokuzan wirkte. Dieser Ort war stets ein Platz gewesen, an dem man alle Nase lang über einen der Bewohner stolperte, nun wo er allerdings versuchte eine einzige Kröte zu finden, wurde ihm bewusst, dass niemand zu sehen war. Egal wo er auch nachsah. Es wirkte fast so, als wenn dieser Ort vollkommen verlassen worden war.   Ein wenig besorgt machte ihn das durchaus, weswegen er es auch letzten Endes aufgab diese eine Person zu finden und statt dessen zusah, dass er zu Gamamaru gelangte. Zumindest diese Kröte sollte anwesend sein, sie war zu alt um sich noch groß weg zu bewegen.   Er staunte allerdings nicht schlecht, als er bei Gamamaru ankam und nicht nur diesen vorfand sondern – so wie es aussah – jeden einzelnen Bewohner von Myōbokuzan der in der Lage war selbst zu laufen. Obwohl gerade diese Tatsache ihn kaum verwundern sollte, wenn er das plötzlich eintretende Schweigen als Hinweis nahm über was gerade diskutiert worden war. Wie es schien war er nicht der einzige der so einiges an Fragen hatte und auf Antworten bedacht war.   Mit einem Nicken zu jenen die er kannte schritt er durch die Gasse die für ihn frei gemacht worden war um zu Gamamaru zu gelangen, auch wenn er sich Fukasaku zuwendete, als er vorne angelangt war. „Dich habe ich gesucht!“, sprach er die alte Kröte und seinen eigenen Lehrmeister an. „Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich die Antworten nach denen ich suche erlangen werde, wenn ihr eure Unterhaltung fortführt!“, erklärte er weiter und schaute die Kröten um sich herum an.   Das Unbehagen war nahezu greifbar und Jiraiya verstand einfach nicht was der Grund dafür war. Bisher hatte er sich nie darüber beschweren können, die Antworten bekommen zu haben die er haben wollte. Ein wesentlicher Teil trug dazu wohl bei, dass er nicht unbedingt die Art Shinobi war, die man leicht überwältigen konnte. Wenn er etwas wollte, erreichte er es auch. Zumindest wenn andere Shinobi seine Gegner waren. Es gab nur wenige bei denen selbst er sich mehr anstrengen und taktischer vorgehen musste. Die Kröten allerdings waren ein ganz anderes Kaliber. Was auch immer besprochen worden war, es machte den Anschein, als wenn man das nicht mit ihm teilen wollte, was Jiraiya alles andere als gut gefiel. Keinen anderen Grund konnte er sich vorstellen, dass der ganze Raum nahezu verstummt war, als er ihn betreten hatte und auch jetzt hatte man die vorherigen Gespräche nicht wieder aufgenommen.   Das Schweigen mit dem er belohnt wurde machte ihn fast rasend. Es kribbelte ihm derart unter den Fingern, dass sein Temperament nahezu die Oberhand gewann.Aber er zügelte sich. Er war nicht mehr der kleine Junge der vor seinen Teamkameraden riesige Versprechen abgab, die er niemals halten konnte. Zumindest damals noch nicht, bevor er nicht angefangen hatte die ganze Welt der Shinobi ernst zu nehmen und als er begonnen hatte ernsthaft zu trainieren und dadurch zu dem geworden war, der er heute war. Es ließ sich nicht leugnen, dass es gewisse Ähnlichkeiten zu Naruto gab, auch wenn er im Augenblick nicht wirklich frei heraus sagen konnte, wo genau diese lagen.   Shima war es schließlich, die auf ihn zu kam und ihn offen ansah. „Warum stellst du deine Fragen dann nicht und wir sehen, ob wir eine Antwort haben!“, meinte sie ruhig ohne den Blick abzuwenden. Vielleicht sollte er genau das tun, auch wenn derart viele Fragen existierten, dass er nicht einmal wusste wo er genau anfangen sollte. Für einen Moment schloss er die Augen und atmete tief durch. Es war doch einfach, eine Frage nach der anderen, letzten Endes würde er alle stellen können und die Reihenfolge spielte dabei kaum eine Rolle.   Als er die Augen wieder öffnete schaute er Gamabunta an. „Wieso bist du Narutos Ruf gefolgt?“, fragte er die riesige Kröte. Diese zuckte leicht mit den Schultern, zögerte deutlich ehe er ihm antwortete. „Er hat einen Vertrag mit uns!“ Eine simple Antwort, dennoch war das Zögern zu lange gewesen um die Antwort als das erste einzustufen was der Kröte in den Sinn gekommen war. Jiraiya nickte leicht, verschränkte die Arme vor der Brust ohne den Blick abzuwenden.   „Das habe ich gesehen, was zu der Frage führt wer mit Naruto den Vertrag geschlossen hat und wann – oder wie!“, fragte er weiter. Erneut zögerte die Kröte deutlich, ehe sie seufzte. „Spielt es wirklich eine Rolle? Er hat den Vertrag geschlossen, nur das ist doch von Belang!“   Nicht in Jiraiyas Augen. An dieser Sache war etwas derart faul, dass gerade diese Antwort vermutlich auch alles andere beantworten würde. Jiraiya fühlte es einfach und es frustrierte ihn, dass Gamabunta sein Missfallen ihm gegenüber auf derartige Art ausspielte. Wobei dieses Gefühl langsam zu wanken begann. Jiraiya musterte die Kröte vor sich und konnte nicht wirklich sagen, ob Gamabunta nicht antworten wollte oder konnte. Solange er sich zurückerinnerte konnte er sich nicht daran erinnern, einen der Kröten je unentschlossen erlebt zu haben. Zumindest nicht in diesem Umfang. Wenn er nun deutlich den Blick schweifen ließ, all seine eigenen Emotionen einen Augenblick von sich schob und sich darauf konzentrierte was genau um ihn herum geschah, konnte er deutlich aufnehmen, dass hier etwas absolut nicht stimmte. Diese Runde erschien ihm nicht wie eine Versammlung aus der man ihm schlicht ausschließen wollte. Ihm fiel mehr und mehr die Gesichtsausdrücke auf, die ihn umgaben. Unsicherheiten wohin er blickte. Als ihm das bewusst wurde, beruhigte er sich deutlich. Anstatt weiter zu bohren akzeptierte er die Antwort für den Moment und wendete sich Fukasaku zu.   „Wer hat ihm das Senjutsu beigebracht?“, fragte er weiter nach, auch wenn er dieses Mal genauer auf die Reaktion achtete die er entgegengebracht bekam. Es bestätigte sich, was er zuvor wahrgenommen hatte. Auch Fukasaku schien alles andere als sicher zu sein, als er leise seufzte und zu gab, dass er es gewesen war. Die Unsicherheit um ihn herum war nahezu greifbar. „Wann? Warum braucht er euch nicht dabei?“, fragte er weiter nach, dem Drang folgend irgendwelche Antworten zu bekommen, am Besten welche die er auch akzeptieren konnte, Antworten die etwas erklärten und ihn nicht mit noch mehr Fragen zurückließen.   Gamamaru schien es an der Zeit zu finden, endlich einzuschreiten. „Spielt es eine Rolle?“, fragte er nach, die Stimme klang müde, die wenigen Worte brauchten Zeit bis sie sich formten. Wenn Jiraiya sich umsah, sah er vor allem Unsicherheiten, bei der ältesten Kröte von allen sah er dieses allerdings nicht. Dafür wirkte sie erschöpft, als wenn sie sich viel zu stark angestrengt hätte. Was für sich schier unvorstellbar war. Jiraiya konnte sich nicht daran entsinnen, diese Kröte je in Bewegung gesehen zu haben, zumindest keine die es erforderte den Platz zu verlassen an dem sie verweilte. Es war schon immer so gewesen, dass andere zu ihr kamen wenn es erforderlich wurde.   „Natürlich spielt es eine Rolle!“, konterte er schließlich, nun den Blick deutlich auf den Ōgama Sennin gerichtet. „Es ist schier unmöglich, dass er den Vertrag geschlossen hat, er scheint sogar vor Jahren geschlossen worden zu sein. Er kann Techniken deren Erlernung lange genug dauert, dass es unmöglich ist, dass er sie so gut beherrscht wie er es tut. Alles um den Jungen ist ein einziges Mysterium und ich bin es leid ohne Antworten dastehen und zusehen zu müssen.“   Es war nervenaufreibend. Er wusste irgendwie, dass von diesem Jungen keine Gefahr ausging, gleichzeitig war das Mysterium um den Bengel derart beängstigend, dass er regelrecht nach Beweisen suchte die ihn handeln ließen. Die ihm einen Grund gaben zu handeln. Eine Möglichkeit zur Ruhe zu kommen, mit dem Wissen nicht blind in das eigene Verderben gerannt zu sein.   „Uzumaki Naruto ist Uzumaki Naruto!“, erklärte Gamamaru ihm schließlich ruhig. „Er hat den Vertrag mit uns in jungen Jahren geschlossen, mit Hilfe eines Mentors der weit mehr für ihn ist als ein simpler Lehrer. Das Senjutsu hat er ebenfalls in jungen Jahren gelernt – warum es bei ihm anders läuft liegt alleine daran, dass er anders ist!“ Jiraiya verstand das ja irgendwie. Der Junge war anders wie andere, gerade weil er ein Jinchūriki war. „Alles was notwendig ist, ist Geduld dann werden die Antworten kommen die du suchst!“   Jiraiya wusste nicht warum, aber in dem Moment erinnerte er sich an die Tage die er mit dem Jungen verbracht hatte, wo sie nichts weiter getan hatten, als dass er alte Geschichten erzählt hatte und wo Naruto an seinen Lippen gehangen hatte. Für diese Momente hatte es ausgesehen, als wenn Naruto glücklich war ihm einfach zu lauschen. Er hatte eine derartig erfrischende Neugierde an den Geschichten eines alten Shinobi gezeigt, wie Jiraiya sie nur selten zu Gesicht bekommen hatte. Konnte jemand der sich so verhielt wirklich einen Schaden im Sinn haben? Jiraiya fiele s schwer das zu glauben. Naruto hatte spätestens bei der Prüfung heute bewiesen, dass er in der Lage war so einigen Shinobi Konohas die Stirn zu bieten. Wenn er wirklich etwas im Sinn hatte was ihnen schadete, warum wartete er dann? Auf der anderen Seite, sein Gefühl signalisierte ihm nicht, dass er auf der Hut sein musste. Was für sich bereits etwas war, war er so nicht kannte. Nicht bei jemanden den er nicht lesen konnte, der ihn in mehr als einer Hinsicht überraschte.   Jiraiya verstand, dass er auf diese Art nicht die Antworten bekommen würde, die er wirklich haben wollte. Ein weiteres Mal blickte er zu der alten Kröte auf. „Hattest du Visionen über ihn?“, fragte er und eine schwere Last rutschte von den Schultern, als das Maul der Kröte sich zu einem breiten Lächeln verzog. Wenn Naruto Konoha schaden wollte, würde man ihn warnen. Jiraiya wusste das. Was auch immer das Geheimnis des Jungen war, es war nichts was ihn oder Konoha in Gefahr bringen würde. Und so schwer es auch war, für den Augenblick reichte Jiraiya dieses Wissen. Für den Augenblick gab er sich damit zufrieden und versuchte nicht weiter zu bohren.   ***   Frei!   Wenn man Naruto fragte, was er gerade empfand, beschrieb Freiheit den Zustand wohl am Besten, den er gerade fühlen durfte. Es war viel zu lange her, dass er sich einmal wirklich im Kampf hatte austoben können, dass er all den Frust, die Ängste einfach losgelassen hatte um sich vollkommen frei den Dingen zu stellen, die ihm entgegen kamen. Er hatte gewusst, dass Neji ein hervorragender Trainingspartner sein würde und er hoffte wirklich, dass er vielleicht noch einmal die Gelegenheit bekommen würde sich so frei zu fühlen.   Auch wenn ihm bewusst war, dass er schon bald einen weitaus mächtigerem Gegner gegenüberstehen würde, zumindest wenn alles so ging, wie er es sich zurechtgelegt hatte, als er sich für diesen Tag vorbereitet hatte.   Gaara war instabil. Die Chancen, dass er erneut bei seinem Kampf so außer Kontrolle geriet waren sehr hoch. Auch wenn Naruto kaum etwas davon mitbekommen würde. Er selbst musste schnell einen ganz anderen Platz einnehmen, die Gefahr dass er ansonsten nicht nahe genug dran war wenn es los ging, war einfach viel zu hoch. Hiruzens Tod war auf jeden Fall eines der Dinge, die er verhindern musste, auch wenn er im Anschluss wirklich tief in die Trickkiste greifen musste damit Tsunade dennoch den Posten der ersten weiblichen Hokage Konohas einnahm.   Entscheidungen zu treffen wo er eingriff und wo er der Geschichte einfach ihren Lauf ließ waren nicht einfach. Er hatte im Vorfeld sehr viel Zeit damit verbracht abzuwägen wie er eingreifen konnte, wie es den Fluss der Zeit beeinflussen konnte und wie er dennoch es schaffen konnte gewisse Dinge zu erreichen, wenn die Voraussetzungen dafür verhindert worden waren. Nicht erst jetzt schien ihm diese ganze Sache sehr gewaltig über den Kopf zu wachsen, auf der anderen Seite hatte er aber auch kaum eine Wahl als voran zu gehen und das beste daraus zu machen. Egal wie belastend es auch war.   Der plötzlich eintretende tosende Applaus ließ Naruto aufschauen. Für den Augenblick hatte er wirklich vergessen wo er war und vor allem was er gerade tat. Neji saß vor ihm, vollkommen erschöpft und wie es aussah alles andere als glücklich über diese Situation. Nicht das Naruto ihm das verübeln konnte. Er selbst würde sicherlich nicht anders sein, wenn er an Nejis Stelle wäre. Aber darum ging es hier nicht.   „Sieger ist Uzumaki Naruto!“, verkündete Genma der tosenden Menge, ehe er sich an Neji wendete um zu sehen, ob der Junge Hilfe brauchte. Für einen Moment ließ Naruto selbst den Blick über die Menge gleiten, die ihm in den letzten Minuten zugesehen hatte. Er erinnerte sich, wie sie Schritt für Schritt ihr denken gewandelt hatten, bis von der Ablehnung nicht mehr viel zurückgeblieben war. Er hoffte, dass es zum Teil wieder genauso werden würde. Vielleicht nicht alle, über diese Phase war er eindeutig hinweg, aber bei denen wo es zählte zog es ihn regelrecht dorthin, die Freundschaft erneut zu erlangen, die sie letzten Endes geteilt hatten.   Wann er begonnen hatte diesen Wunsch zu hegen spielte dabei nicht einmal eine Rolle. Vielleicht war er von Anfang an als zarte Pflanze vorhanden gewesen, chancenlos zu keimen wenn man an seine negative Abwehr dachte, die er empfunden hatte. Scheinbar hatte er seine Schutzmauern wirklich ein klein wenig zusammenfallen lassen.   Ein letztes Mal drehte er sich zu Neji herum, dem gerade auf die Beine geholfen wurde. „Weißt du, wenn du wieder fit bist würde ich mich über eine Trainingseinheit freuen, Neji. Niemand hat das Recht uns zu sagen wer wir sind und was wir können. Nicht einmal das Schicksal!“, erklärte er dem Hyūga.   Befreit setzte er sich in Bewegung um in den Wartebereich zu kommen.   ***   Die Tunnel unterhalb der Tribünen waren beängstigend ruhig, als Naruto mit sicheren Schritten diese entlanglief, darauf achtend, dass er keine verräterischen Geräusche von sich gab. An diesem Tag waren die Sicherheitsvorkehrungen hier eindeutig angehoben und das Letzte was er brauchte war, dass ein Anbu ihn erwischte und zurück brachte, nur um seinen Doppelgänger dort vorzufinden, den Naruto wohlweislich geschickt hatte. Er selbst hatte andere Pläne, nach dem Kampf wusste er allerdings nicht, ob Kakashi oder sogar Jiraiya reagieren würden, wenn er nicht zurück kam.   Zuzutrauen war es vermutlich sogar beiden. Kakashi hatte eh eine Ader dafür entwickelt ihm regelrecht nachzulaufen wie ein Jagdhund. Jiraiya war zwar nicht ganz so aufdringlich, vielleicht bemerkte Naruto es auch nur nicht. Die Gefahr war gegeben, in letzter Zeit war er doch recht häufig abgelenkt gewesen.   Als er die Toilette erreichte die er bereits kurz nach seiner Ankunft aufgesucht hatte, schlüpfte er geräuschlos in den Raum herein und steuerte die erste Kabine an, deren Tür er hinter sich schloss und leise den Deckel des Spülkastens öffnete. Erleichtert atmete er durch, als er das in wasserfester Folie verpackte Paket erblickte, welches er dort deponiert hatte. Er nahm es vorsichtig an sich, schüttelte die Tropfen vorsichtig ab, bevor er genauso leise wie zuvor die Toilette verließ wie er sie betreten hatte.   Geräuschlos schlich er den Gang wieder zurück, um in einen der Räume zu schlüpfen. Dort angekommen riss er die Folie auf und nahm das Siegel heraus, welches dort drinnen verwahrt worden war. Als er diese ganze Aktion geplant hatte, hatte er die Meiste Zeit damit verbracht auszutüfteln, wie er die Dinge die er brauchte bekommen konnte ohne dass er erwischt werden konnte.   Das erste Problem war gewesen die Kleidung zu verstauen, die er brauchte. Dann musste er auch irgendwie an seine derzeitige Kleidung kommen ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Das Schlimmste würde sein, wenn man sie entdeckte und er in Erklärungsnot geriet, wie sie dorthin gekommen war. Das Siegel bei sich zu tragen war eine weitere Möglichkeit gewesen, da er bis zum Kampf selbst aber nicht gewusst hatte wie er diesen Kampf bestreiten sollte, hatte er auch nicht ausschließen können, dass er als Verlierer hervor ging. Es in seinem Rucksack zu lassen bedeutete ebenfalls, dass andere es finden könnten. Vielleicht war er da übervorsichtig, nach Hiruzens Versuch ihn zum Antworten zu bewegen wollte er aber kein Risiko eingehen noch mehr in den Fokus des Mannes zu geraten. Auch wenn das was er plante gewiss nichts leichter machen würde, sollte er doch erwischt werden.   Die Lösung war simpel gewesen. Er hatte ein Siegel verwendet wie es oft genug genutzt wurde um Dinge zu verstauen, damit man sie nicht mit sich tragen musste. Auf die Art kam er an die Uniform die er nun brauchte und konnte gleichzeitig seine derzeitigen Sachen verstauen. Das Siegel mit sich zu nehmen war dabei kein Problem. In die Rolle in die er schlüpfte würde kaum jemand versuchen ihn zu durchsuchen – oder es gar können. Naruto würde die Chance haben sich frei zu bewegen, eben weil keiner ahnen konnte wer genau hinter den Masken steckte.   Konzentriert aktivierte er das Siegel und nickte zufrieden, als er alles vor sich liegen hatte, was er brauchte, ehe er sich komplett auszog.   Der zweite Teil war etwas, was ihm nicht ganz so leicht fiel. Verwandlungen waren – neben Genjutsu – stets ein schwacher Punkt gewesen. In diesem Fall allerdings war es nicht einmal eine wirkliche Verwandlung. Er musste nur seine alte Größe – sein eigentliches Alter zurückerlangen. Er konnte fühlen wie sein Körper sich wandelte und als er an sich hinab sah, stellte er mit Erleichterung fest, dass es keinerlei Probleme gegeben hatte. Das Gefühl in seinem eigenen Körper zurück zu sein war ebenfalls ziemlich befreiend. Es kam ihm immer so vor, als wenn er nun seit Jahren in etwas feststeckte, was einfach nicht zu ihm gehörte.   Schnell schob er die Gedanken von sich. Er griff nach der Unterwäsche um hinein zu schlüpfen, ehe er die dunklen Hosen anlegte. Verbände hielten diese an ihrem Platz, es folgte ein dunkles Shirt, Armschoner und zu guter Letzt der Umhang der seinen Körper einhüllte. Bevor er zu dem letzten Item griff, nahm er das schwarze Tuch und band es sich so um den Kopf, dass keine seiner Haarsträhnen zu sehen sein würde. Naruto hatte wenig Interesse daran irgendetwas zu zeigen was ihn vielleicht verraten konnte.   Zufrieden mit seiner Wandlung griff er zu der weißen Maske und schob sie sich über das Gesicht. Er war nie in seinem Leben ein Anbu gewesen, als Hokage hatte er diese allerdings ständig um sich herum gehabt. Er wusste wie sie agierten, wie sie sich bewegten und vor allem hatten sie den Vorteil, dass er für den Augenblick ganz er selbst sein konnte. Es spielte in dem Tumult vermutlich nicht einmal eine Rolle wenn ein fremder Anbu eingriff, solange er klar alles dafür tat um offen als jemanden angesehen zu werden, der auf Konohas Seite stand.   Bis man Zeit fand seine Identität zu prüfen würde er längst verschwunden sein.   Mit einem letzten ruhigen Atemzug verstaute Naruto seine Sachen und nahm das Siegel an sich, ehe er lautlos aus dem Raum schlüpfte und sich auf den Weg zu Hiruzen machte. Er hatte keine Ahnung wie es um die Kämpfe stand, das war einfach im Augenblick vollkommen irrelevant. Wichtiger war es Orochimaru zu stoppen, Naruto konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er seinen eigentlichen Plan aufgegeben hatte.   Nicht der Orochimaru, den Naruto gut genug kennengelernt hatte um ihn einschätzen zu können. 15 old self again ----------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   15 old self again   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Die höheren Ebenen der Arena waren ruhiger, weniger bepackt mit Menschen wie die unteren Ebenen, wo alle Arten von Menschen sich tummelten um den Kämpfen zusehen zu können. Nur sehr vereinzelnd standen Anbu und wenige Jōnin um die Sicherheit der Kage zu gewährleisten. Nicht, dass Naruto etwas einzuwenden hatte. Seine Mission war bereits schwierig genug um sich auch noch mit Massen an Kämpfern auseinandersetzen zu müssen.   Als wenn er dazu gehörte, betrat er die Ausbuchtung, die er angesteuert hatte. Sein Blick schweifte durch den Raum, froh über die Erfahrungen die er selbst als Hokage Konohas hatte sammeln können. Den Anbu auszumachen, der an diesem Tag den höchsten Rang hatte, war demnach kein wirkliches Problem. Mit wenigen Schritten erreichte er den Mann und lehnte sich neben ihn gegen die Wand.   „Unten ist alles ruhig!“, gab er seinen Bericht ab, auch wenn er nicht zu der Einheit gehörte, die heute hierher abkommandiert worden war. Er wusste allerdings aus Erfahrungen, dass viele kleine Teams ein großes formten um genug Kampfkraft vorhanden zu haben, wenn es notwendig sein sollte. Dieses hatte einfach einen Vorteil, den er heute nutzen konnte. Hätte er es mit einem kleinen Team zu tun, wäre es nahezu unmöglich sich unbemerkt zwischen sie zu drängen, einfach weil jeder wusste wer der jeweils andere war. So aber konnte er darauf spekulieren, dass man ihn für ein Mitglied einer anderen Truppe hielt ohne zu hinterfragen, wo genau er hingehörte.   Der Anbu neben ihm drehte den Kopf etwas um ihn zu mustern. Er war misstrauisch, was Naruto nicht einmal verwunderte. Hier ging es immerhin um eine sehr angesehene Veranstaltung und es wäre ein leichtes die Kage anzugreifen, schon weil sie recht nahe beieinander waren. Ein Geniestreich, die Erledigung mehrere Kage ohne sich groß die Hände schmutzig zu machen – zumindest wenn man Erfolg hatte, was wohl das größte Problem darstellte.   Die Augen des anderen wanderten höher. „Welche Nation?“, fragte er nach, die Anspannung war deutlich zu fühlen.   Wortlos griff Naruto den Arm des Mannes. Eine kleine Menge Chakra sammelte sich in seinen Fingern, wanderte den Arm des Anbu herauf, bis es das Tattoo erreichte. Soweit Naruto wusste, war diese Art sich auszuweisen bereits seit Jahrzehnten in Gebrauch. Natürlich konnte man sein Stirnband zeigen, andererseits war eben das auch ein Sicherheitsrisiko. Ein Henge konnte zu leicht einen täuschen. Er selbst hatte nie dieses Tattoo besessen, als Kage war er allerdings eingeweiht worden in die Vorgehensweisen um die Sicherheit seiner Anbu garantieren zu können.   „Konoha, Sir!“, erwiderte er gleichzeitig und atmete ruhig aus, als die andere Person sich zusehends entspannte.   Es war nicht ungewöhnlich, dass Anbu aus den verschiedenen Nationen bei diesen Events anwesend waren und mithalfen alles in geregelten Bahnen verlaufen zu lassen. Denn egal wie die Spannungen zwischen den einzelnen Reichen auch war, jeder war natürlich darauf bedacht, dass ihr eigenes Oberhaupt bestens aufgehoben war und natürlich überließ man es da anderen Nationen nur ungern, darauf zu achten. Letzten Endes würde vermutlich jeder nur für den eigenen Kage in die Bresche springen und die anderen sich selbst überlassen, wenn es notwendig wurde. Die Kage mochten die stärksten Kämpfer sein die ein Dorf zu bieten hatte, viele waren aber vor allem eben auch eines – ziemlich alt. Es mochte nicht unbedingt leicht sein diese Kage zu überrumpeln, aber undenkbar war es eben auch nicht.   Ruhig ließ er den Blick schweifen. Hier oben waren die abkommandierten Einheiten limitiert genug um den Überblick behalten zu können, wenn es losging. Das schlimmste Szenario für ihn wäre eindeutig, wenn er Hiruzen in dem entstehenden Chaos aus den Augen verlieren würde, denn leider konnte er nicht behaupten, dass er genug Hintergrundwissen hatte um sich die beste Strategie zurechtzulegen. Er wusste nur, dass alles mit einem Genjutsu starten würde und eine Barriere verhindern würde, dass man an den Kage Konohas herankam. Was allerdings dazwischen lag, konnte er beim besten Willen nicht sagen. Er selbst war was Genjutsu anbelangte eben eine totale Niete,entsprechend hatte er damals keine Chance gehabt und war in dem Jutsu gefangen gewesen, bis Sakura ihn dort herausgeholt hatte. Er wusste somit nicht einmal wo Orochimarus Handlanger hergekommen waren, ansonsten könnte er diese einfach ausschalten und müsste sich nicht in diese Situation begeben, um nahe an Hiruzen zu bleiben. Denn eines wusste er mittlerweile durchaus, es war vollkommen ausgeschlossen die Barriere zu durchbrechen, solange sie aktiv war.   Was die Kämpfe in der Arena anbelangte, dafür interessierte er sich gerade kein Stück. Er schaute nicht einmal hin wer genau gerade kämpfte, letzten Endes musste er nur diese Sache erfolgreich hinter sich bringen müssen und anschließend Sakura aufsuchen, um zu erfahren, wer welchen Kampf gewonnen hatte … oder abwarten müssen, bis die Ergebnisse bekannt gegeben wurden.   „Orochimaru hält kaum an sich!“, unterbrach Kurama seine Gedanken plötzlich und lenkte auf diese Art Narutos Aufmerksamkeit auf die beiden Kage die vor ihm saßen und den Kämpfen zuschaute. Und es stimmte. Nun wo Naruto sich mehr darauf konzentrierte, konnte er regelrecht die Ungeduld von dem Sannin fühlen. Er fragte sich nur, ob Hiruzen es einfach ignorierte oder es wirklich nicht mitbekam. Es war schon fast auffällig wie der Mann immer wieder zu dem Hokage blickte, ihn regelrecht anstarrte, während Hiruzen konzentriert nach vorne schaute als wenn nichts anderes passieren würde.   „Vermutlich ist es bald soweit... soweit ich weiß, geht es los wenn Gaara und Sasuke ihr Match haben!“ Zumindest war es beim letzten Mal so gewesen, was allerdings auch bedeuten würde, dass alle anderen dieses Mal gar nicht zum Zuge kommen würden. Was ärgerlich war. In dem Fall bedeutete das auch, dass Shikamaru vermutlich nicht zum Chūnin aufsteigen würde.   „Hmm... eher nicht!“, erwiderte Kurama und lachte leise, als Naruto verwirrt in sich selbst abtauchte, um Kurama gegenüberstehen zu können.   [LEFT]„Was meinst du damit?“, hakte er nach und blickte zu dem riesigen Fuchs hinauf, der ihn schon sein ganzes Leben begleitete.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Irgendwie ist es ja niedlich, wie wenig du um dich herum mitbekommst, wenn du dich auf etwas komplett konzentrierst. Woher du dein Glück nimmst, dabei nicht drauf zu gehen ist mir wirklich ein Rätsel!“, erklärte Kurama und zog ein Gesicht, als wenn er genervt von Naruto wäre. Nicht zum ersten Mal, auch wenn das keine wirkliche Rolle spielte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Der Kampf war vorbei ehe er richtig begonnen hat. Keine Ahnung was genau passiert ist, aber beide haben die Kampfarena verlassen und befinden sich in dem Aufenthaltsraum. Das ist passiert, als du dich fertig gemacht hast!“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Naruto konnte das nicht fassen. Er konnte es auch nicht wirklich glauben und auf einer Seite machte es ihm auch Angst. Dinge die nicht abliefen wie er sie erlebt hatte, bedeuteten immer eine riesige Gefahr. Wenn Dinge sich zu sehr änderten, wurden andere Dinge davon betroffen und die Zeitgeschichte veränderte sich so stark, dass er nicht mehr in der Lage sein würde sich einzumischen um die Dinge zu richten, die er zu richten hatte. Außerdem fragte er sich, was passiert sein konnte, dass der Kampf nur so kurz gedauert hatte. Wer hatte gewonnen?[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Beruhige dich!“, mahnte Kurama ihn, aber Naruto fiel es schwer noch irgendwie seine Gedanken zu kontrollieren. Es fiel ihm so unglaublich schwer auch nur zu atmen, es fühlte sich einfach an, als wenn man ihm mal wieder den Boden unter den Füßen entrissen hätte. Er hasste das. Er hasste es nicht zu wissen was vor sich ging, was er machen konnte um die Dinge besser zu machen, sie ungeschehen zu machen. Es erfüllte ihn mit einer derartigen Angst, dass es wohl nicht einmal verwunderlich war, dass diese Information ihn derart stresste.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Alles in Ordnung?“, fragte plötzlich eine Stimme neben ihm und erst da kam er weit genug zu sich, um zu realisieren, dass er in seinem kleinen Anfall aus Panik nach vorne getaumelt war und fast die Reling erreicht hatte. Sein Atem kam stoßweise, seine Lungen brannten als wenn man ihn gerade dazu gezwungen hätte eine ganze Weile die Luft anzuhalten und er nun endlich weder die Erlaubnis hatte den notwendigen Sauerstoff in seine Lungen zu pumpen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Die Stimme die ihn angesprochen hatte gehörte – genau wie die durchdringenden Augen – zu Hiruzen, der sich in seinem Stuhl etwas nach vorne gelehnt hatte und Naruto in einem Mix aus Sorge und Interesse musterte. Naruto konnte nicht anders als leicht zu schlucken und zu nicken, als er sich erneut genug unter Kontrolle hatte. „Nur ein Gefühl von... Unwohlsein!“, murmelte er zurück, die Stimme deutlich tiefer als er es gewohnt war,rein aus Instinkt um sich nicht zu verraten, auch wenn dieses eher ausgeschlossen war. Sein Henge hatte auch zur Folge, dass die Stimme angepasst war und jene die er als erwachsener Mensch gehabt hatte, war mit jener aus seiner Kindheit nicht ganz in Einklang zu bringen. Er war gewachsen, wie jeder andere eben auch.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Naruto runzelte leicht die Stirn, auch wenn man es dank der Maske nicht sehen konnte. „Sir, etwas liegt in der Luft. Ist es ratsam die Sicherheitsvorkehrungen so gering zu halten?“, fragte er schließlich leise nach, die Situation nutzend, dass er in seinem Anfall derart nahe an den Kage herangetreten war ohne dabei irgendwie verdächtig zu wirken. Hiruzen lachte leise, die Augen hingegen durchleuchteten ihn richtig und ein Teil von Naruto war sich sicher, dass der alte Mann ihn durchschaute. Was einer der Gründe war, warum er die Augen fast komplett zufallen ließ,um dem Mann keine Chance zu geben sie genau zu sehen. Sie waren zu auffällig und auch wenn es paranoid war, Naruto würde einiges darauf verwetten, dass Hiruzen mehr Durchblick hatte als man ihm wohl zugestehen wollte. So war es schon immer gewesen, auch wenn er nicht genau sagen konnte woran es gelegen hatte.„Keine Sorge, ich habe Vertrauen in Konohas Elite!“, erwiderte Hiruzen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Naruto hatte das Gefühl, als wenn er nicht alleine Dinge wusste, die man nicht wissen konnte. Bei ihm selbst war der Hintergrund zu erklären, aber Hiruzens Art sprach nicht von Sorglosigkeit oder übermäßigem Vertrauen. Es wirkte beinahe schon so, als wenn der alte Mann aufnahm was um ihn herum geschah, noch bevor jemand anderes es tun konnte. Vielleicht war es wirklich so. Er konnte eben keine Erfahrungen diesbezüglich als Anlass nehmen um es einzuschätzen. Er wusste nicht was vor dem Angriff geschehen war, ob Orochimaru sich irgendwie verraten hatte, ob die Anspannung in der Luft dicht genug gewesen war um Hiruzen vorzuwarnen. Er wusste nicht wie der eigentliche Kampf begonnen hatte, zu der Zeit hatte er bereits mehr als friedlich geschlafen. Er wusste auch nicht wie er verlaufen war, da er selbst weit weg gegen Gaara angetreten war.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Gaara...[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Naruto fragte sich auch, was mit dem Jinchūriki war, ob sein kleines Gespräch etwas geändert hatte. Alles in Allem hatte er das Gefühl gehabt, dass dieses Treffen Gaara weit mehr zugesetzt hatte, wie der eigentliche Kampf gegen Lee, der nie aufgegeben und den Gai geschützt hatte. Etwas, was Gaara damals einfach nicht hatte verstehen können. Hatte ihr Gespräch etwas verändert? War dieses der Grund, warum der Kampf zwischen Sasuke und Gaara so schnell geendet hatte? Oder war es schlimmer und Sasuke hatte erst gar keine Chance gehabt?![/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, für einen Moment hatte er das Gefühl, dass er sein Frühstück nicht sehr lange unten behalten würde. Er wusste nicht einmal, ob er überhaupt etwas gegessen hatte, die vielen Möglichkeiten die ihm gerade regelrecht überfluteten, ließen ihn verwirrt zurück und machten ihm wahnsinnige Angst. Was würde sein Eingreifen bringen, wenn er letzten Endes alles nur schlimmer machte? Das war wirklich das Letzte was er erreichen wollte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Eine Hand die sich auf seine legte brachte den Wirbel aus Gefühlen und Gedanken mit einem Schlag zum Schweigen. Neugierige Augen musterten ihn noch immer mit einer Intensität, dass Naruto ganz anders wurde.Das Verlangen sich zu entziehen war kaum noch zu unterdrücken, gleichzeitig wollte er in diesen offenen Augen versinken, sich fallenlassen und endlich das von sich los lassen, was er so lange bereits an sich hielt. Einfach alles raus lassen, darauf pfeifend was die Gründe waren, die ihn bisher zurückgehalten hatten.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Erster Einsatz?“, fragte Hiruzen neugierig und alles was Naruto machen konnte war leicht zu nicken. Es war nicht einmal gelogen, schließlich war dieses hier der erste Tag an dem er in den Rang der Anbu eingetreten war. Ein falscher Rang, aber das zählte nicht. Der Hokage nickte leicht. „Vielleicht solltest du überdenken, ob es die richtige Wahl ist!“, erklärte er weiter. Die Stimme mochte sanft sein, fast schon schmeichelnd und beruhigend, gleichzeitig schwang eine Härte in ihr mit, der man sich kaum entziehen konnte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Zu recht. Ein Anbu der sich so wenig unter Kontrolle hatte war nicht brauchbar. Schlimmer noch, derartige Panik konnte zur Gefahr für das ganze Team und auch für die Nation werden. Ein Anbu der keine mentale Stärke mit sich brachte brach leichter, konnte Geheimnisse weiter tragen wenn man nur die richtigen Knöpfe drückte.Er an Hiruzens Stelle hätte nicht anders reagiert,hätte sogar einen solchen Anbu sofort degradiert um ihn aus diesem Taumel zu entziehen. Er verstand auch nur am Rande, wo diese plötzliche Panik herkam.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Sicher, ihm war schmerzlich bewusst, wie machtlos er dastehen würde, wenn der Fluss der Zeit derart verändert wurde, dass er keine Kontrolle mehr übernehmen konnte. Ihm war das bewusst, gleichzeitig war diese Situation wohl auch die Erste, wo es ihm nur noch deutlicher bewusst wurde. Er hätte sich zuvor weit mehr Gedanken darüber machen müssen um sich abzuhärten. In den letzten Wochen hatte er derart viele Dinge vorangetrieben, sie verändert, dass nicht auszuschließen war, dass manches nicht mehr so geschah wie er es selbst erlebt hatte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Plötzlich verstand er auch, was ihm so zusetzte. Alles was er hier tat war aus dem Wunsch heraus, wirklich etwas zu verändern. Es spielte im Grunde absolut keine Rolle ob Kakashi ihn gegen seinen Willen zurück geschickt hatte. Vermutlich kannte Kakashi ihn so gut, dass er selbst wusste, dass Naruto mit den Ereignissen kaum hatte leben können. Er hatte es tief in sich gewusst, aus Schmerz und Frust aber bis zu diesem Moment nicht zugelassen, dass dieses Wissen sich in ihm festigte. Kakashi hatte ihm gegeben was er brauchte um weiter leben zu können. Eine zweite Chance, die Möglichkeit alles zu richten was so unglaublich schief gelaufen war. Der Kakashi hier mochte an ihm kleben wie ein Bluthund – was ihn nervte ohne Ende – gleichzeitig ihm aber auch ein Gefühl des Vertrauten und Sicherheit gab. Er war nicht halb so wütend auf den Mann wie er vorgab zu sein und ein Teil von ihm wollte nicht zulassen, dass sein Kakashi ganz umsonst seine letzten Reserven verbraucht hatte um ihn herzubringen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Die Angst es zu versauen, die Angst bereits jetzt zu versagen war vermutlich das weitaus größere Problem. Zu erfahren, dass Sasukes Kampf so schnell geendet hatte ließ ihn mit Unbehagen zurück, Fragen ob es dem Freund, dem Kameraden gut ging. Ein kleiner Teil in seinem Hinterkopf empfand aber die gleiche Furcht wenn es um Gaara ging – auch er war einer jener die er retten wollte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Naruto wurde sich bewusst, dass er, wenn das hier vorbei war, sich dringend mit sich selbst beschäftigen musste. Er musste sich klar werden wo sein Weg hinführen sollte, damit Momente wie in diesen Prüfungen ihm nicht mehr derart zusetzen konnten. Und als ihm das bewusst wurde, beruhigte er sich vollkommen, zufrieden mit der Tatsache, dass er endlich einen Plan, eine Vorgehensweise hatte an der er sich orientieren konnte. Das ganze Chaos der letzten Monate entwich, als wenn es nie existiert hätte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Schon besser!“, wisperte Hiruzen, als Naruto sich wieder aufrichtete, stolz neben seinem Kage stand und die Augen über den strahlenden Himmel gleiten ließ. Er war wachsam und als er die Worte vernahm huschte ein kleines Lächeln über sein Gesicht, auch wenn dieses nicht für andere zu sehen war. Hiruzen hatte vermutlich keine Ahnung wie sehr er ihm geholfen hatte, aber auch das spielte keine Rolle.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] *** [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Als das Genjutsu einsetzte, stand Naruto noch immer neben dem alten Kage, der in sich zusammen sackte, als wenn auch er davon betroffen wäre. Ein Teil von Naruto bezweifelte dieses. Er selbst war was diesen Zweig anbelangte vermutlich einer der schlechtesten Shinobi die es gab. Es war sein Glück, dass Genjutsu ihn nicht mehr so erreichen konnten, seit er Kurama unter seine Kontrolle gebracht hatte. Wäre es anders, hätte er nun eindeutig ein Problem, denn egal wie fleißig er trainiert hatte, ihm war es stets schwer gefallen Genjutsu richtig zu erkennen und noch schwerer, aus diesen auszubrechen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„An deiner Stelle würde ich es lassen,Orochimaru!“, grollte er leise, als der falsche Kazekage sich in Bewegung setzte. Er konnte sehen, wie der Sannin stutzte, doch dieser Moment war derart schnell vorbei, dass man dieses kurze Stoppen in der Bewegung nicht erkannte, wenn man nicht genau darauf achtete wie der Mann sich bewegte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]In Narutos Ohren rauschte es, er war derart auf den Mann fixiert, dass er alles andere um sich herum nicht wirklich wahrnahm. Sein Körper reagierte ganz von alleine und als Orochimaru Hiruzen in seine Gewalt brachte, stand Naruto direkt hinter dem falschen Kazekage, drückte sein Kunai spürbar in den Rücken des Mannes.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Orochimaru?“, fragte Hiruzen nach, den Kopf etwas nach hinten drehend, um den Kage genau sehen zu können. Für einige Sekunden musterte er den Mann, bevor sein Blick weiter zu dem Anbu wanderte, der offensichtlich gewusst hatte wer sich unter der Kluft des Kazekage verbarg.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Hmm!“, summte Naruto vergnügt. „Er hatte Interesse an Konohas letztem Uchiha, wir hatten zuvor bereits das Vergnügen, auch wenn er scheinbar zu abgelenkt war in seinem Handeln!“, gab Naruto von sich, genoss die Verwirrung die man deutlich von Orochimaru vernehmen konnte. Natürlich hatte er keine Ahnung wovon er sprach, er konnte es gar nicht wissen wer hinter dieser Maske steckte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Die Barriere begann sich zu formen, Naruto rührte sich allerdings nicht vom Fleck. Er hatte erreicht was er hatte erreichen wollten, dass man sie dennoch einsperrte war nicht weiter schlimm. Er mochte keinen konkreten Plan haben wie er nun weiter vorging, aber auch das spielte keine Rolle. Man konnte schließlich sagen was man wollte, er war stets besser darin gewesen sich an die entstehenden Situationen anzupassen, als sich an irgendwelche Pläne zu halten.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Als die Barriere sie komplett umspannte, drückte Naruto sein Kunai tiefer in den Rücken, zwang den Sannin damit Hiruzen los zu lassen und Abstand zwischen sie zu bringen. Naruto bewegte sich bewusst einige Schritte vor, stellte sich zwischen Hiruzen und dem Sannin. „Bemühe dich nicht, dich zu erinnern. Ich sah … anders aus!“, gab Naruto zu. „Aber ich hatte sehr, sehr viele gute Lehrer und einen unschlagbaren Partner. Heute bin ich dein Gegner!“, sprach er weiter.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Ah, ich fühle mich geehrt!“, schnurrte Kurama tief in ihm scherzend und fast war Naruto geneigt zu Lachen. Wenn die Situation eine andere wäre, hätte er es wohl getan. Seine Worte stimmten allerdings. Er mochte es nicht immer so gesehen haben, aber seit er mit Kurama zusammen arbeitete, hatte sich viel zwischen ihnen verändert. Der Fuchs war ein Partner, einer der stets da gewesen war, egal ob es in den schlimmeren Zeiten gewesen war, als Kurama Naruto eher negativ beeinflusst hatte, oder in den besseren, als sie Hand in Hand gearbeitet hatten.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Orochimaru griff zu seiner Robe, um sich aus den Sachen des Kazekage zu schälen. Naruto konnte hören, dass Hiruzen hinter ihm das Gleiche tat, dennoch rührte er selbst sich nicht. „Ich denke, ich spiele einen Moment mit dir, Anbu-san. Danach kann ich mich noch immer um... Sensei kümmern!“, erklärte Orochimaru und begann damit, ein Jutsu auszuführen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Naruto hatte nicht mitbekommen müssen was beim ersten Mal passiert war, um sofort zu erkennen was der erste Sarg bedeutete, der sich nach oben schob. Natürlich, der Anfang dieser ganzen Sache lag bei Orochimaru, der einfach nicht damit hatte leben können irgendwann sterben zu müssen. Nicht nur, dass er nach Wegen gesucht hatte sein eigenes Leben zu verlängern - und diese auch gefunden hatte – er hatte nie ohne große Skrupel die Toten benutzt um sich Vorteile zu verschaffen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Er musste nicht einmal nachdenken, um die Hand nach hinten hin etwas anzuheben. „Das Edo-Tensei wird ihm hier nichts bringen!“, sagte er an Hiruzen gewandt. Ihm war klar, dass der Kage versuchen würde zu verhindern, dass alle drei ehemaligen Hokage Konohas hergeholt wurden. Naruto konnte das aus einem sehr selbstsüchtigen Grund allerdings nicht zulassen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Als er damals seinem Vater auf dem Schlachtfeld gegenübergestanden hatte, als die Zeit für Minato gekommen war zu gehen, war er nicht bereit gewesen. Es hatte so viele Dinge gegeben die er noch hätte sagen wollen, die ihm auf dem Herzen gelegen hatten. Hier war sicher nicht der rechte Moment, auch nicht der rechte Ort, aber ihn noch einmal zu sehen würde ihn wahnsinnig glücklich machen. Dazu kam, dass er das Geheimnis dieser Kunst kannte. Er wusste wie man dafür sorgen konnte, dass die Kontrolle verschwand und sie sich wieder dorthin zurückziehen konnten wo sie wirklich hingehörten. Und Naruto wusste verdammt genau was die drei Kage hören wollten um ihren Frieden zu finden. Er fürchtete sich nicht ihnen gegenüber zu stehen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Orochimaru lachte hochtrabend. „Ziemlich von sich überzeugt wie ich sehe. Nun, Anbu-san. Ich bin gespannt was du zu bieten hast!“, erklärte er, während der dritte Sarg sich komplett hoch geschoben hatte und die Deckel begannen sich zu lösen um die Kage der letzten Generationen in ihre Welt kommen zu lassen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Naruto hielt den Atem an, als Senju Hashirama, Senju Tobirama und letzten Endes auch Namikaze Minato aus ihren Särgen stiegen und die Welt in die man sie geholt hatte in Augenschein nahmen. Naruto blendete alle um sich herum aus, sein Blick lag einzig und alleine auf seinem Vater, der den eigenen Blick offen erwiderte. „Weißt du...“, begann Naruto schließlich, nicht sicher wie er diese Frage beenden sollte ohne zu viel offen zu legen, was letzten Endes ihm dennoch das Genick brechen könnte. Minato musterte ihn einen Augenblick, bevor die Augen sich leicht verengten und ein kurzes, fast distanziertes Nicken zu sehen war.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Einerseits erfasste Naruto Erleichterung, andererseits wurde durch diese Antwort genauso klar, dass es zu keinen weiteren Gelegenheiten kommen würden um mit seinen Eltern zu sprechen. Die Chancen waren eh sehr gering gewesen, wo die Voraussetzungen für diese Treffen bereits erfüllt worden waren und es keinen Weg gab sie ungeschehen zu machen. Davon einmal abgesehen, dass Naruto nicht wirklich sicher war, ob er überhaupt etwas davon haben würde.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Auch er nickte leicht.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Dann bleibt mir heute nur eines zu sagen. Dein... nein, euer Wunsch hat sich erfüllt. Es gibt keine Ketten mehr, die dich an diese Welt binden.“, erklärte Naruto leise. Sein Herz setzte für einen Sprung aus, ehe es doppelt so schnell weiter schlug, während er zusehen konnte, wie ein breites, zufriedenes Lächeln das Gesicht seines Vaters entspannte. „Ich weiß!“, gab er ehrlich zu, setzte einen Fuß vor den anderen, während er langsam auf ihn zu kam.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Wir könnten nicht stolzer sein und wir werden weiter zusehen!“, gestand Minato leise, während er eine Hand auf Narutos Schulter legte und diese sanft drückte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Naruto fühlte sich, als wenn eine tonnenschwere Last von ihm genommen worden war. Er erinnerte sich noch gut an ihre letzte Begegnung und er erinnerte sich ebenfalls, dass sie viele Dinge bereits zur Sprache gebracht hatten, auch wenn es nie sich angefühlt hatte, als wenn es reichen würde. Auch jetzt war es nicht unbedingt die Erleichterung, die er sich erhofft hatte, irgendwo tief in ihm war eben nach wie vor der kleine Junge, der den Wunsch hegte, seine Eltern bei sich haben zu können, auch wenn er diese Dinge stets versucht hatte von sich zu weisen um diese Schwäche nicht zu übermächtig werden zu lassen. Logisch betrachtet gab es eben keine Möglichkeit den Tod ungeschehen zu machen. „Wir werden immer da sein!“, sprach Minato so leise, dass nur Naruto diese Worte aufnehmen konnte. Es beruhigte, es erfüllte ihn mit einer Zufriedenheit, die er nicht mehr missen wollte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„So rührend das ist, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“, mischte Orochimaru sich wieder ein und erst da nahm Naruto seine Umgebung wieder vollkommen auf. Wie es schien, hatten die anderen vier die Interaktionen zwischen ihm und seinem Vater stillschweigend zugesehen, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo Orochimaru die Geduld verloren hatte. Naruto bekam nicht mehr die Zeit zu verhindern, dass Orochimaru die Kontrolle über die beiden verbleibenden Kage übernahm. Alles was ihm blieb war sich in einer flüssigen Bewegung vor Hiruzen zu schieben.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Verzeih meine Unhöflichkeit. Für einen Moment fand ich dich nicht interessant genug um dich weiter zu beachten!“, erklärte Naruto, wobei ein freches Grinsen seine Mundwinkel umspielte, auch wenn die Anwesenden sich dieses nur denken aber nicht sehen konnten. „Aber du hast Recht, es wird Zeit dir wieder mehr Beachtung zu schenken. Wie sagtest du so schön? Du willst spielen, also spielen wir!“, erklärte er, während sein Chakralevel begann anzusteigen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Naruto achtete darauf, sein eigenes Chakra gründlich mit dem von Kurama zu vermischen. Aus einem ganz bestimmten Grund. Kakashi und viele anderen hatten ihm einmal gesagt, dass Kuramas Chakra – welches er nutzte seit er den Fuchs überwältigt hatte – ganz anders sei wie sein eigenes oder gar Kuramas, das man bis dahin nur in der Art kannte, dass es schwer und dunkel wirkte. Narutos Chakra war warm, hell, Kuramas hingegen kalt und beängstigend. Das Chakra welches er nutzte wenn er sich mit Kurama verband war noch einmal ein ganz anderes Level. Es pulsierte, es versprühte Leben und schlug selbst die Wärme, die Narutos eigenes Chakra kreierte. Es war Tenzo gewesen, der ihm gesagt hatte, dass er Naruto nur erkannt hatte, weil er ihn gesehen und damit gewusst hatte, dass er es war. Dieser Mix aus Chakra hingegen hätte ihn nie verraten.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Der Mantel umzog ihn langsam, das warme Chakra flatterte um seine nun deutlich größere Gestalt, auch wenn er darauf achtete, dass das Level niedrig blieb. Das Letzte was er wollte war, dass die Anwesenden dennoch irgendwie eine Verbindung zu ihm zogen und seine Maskerade damit im Grunde in tausend Stücke zerbrach. Noch war nicht die Zeit gekommen, irgendwann, da war Naruto sich sicher, würde er dieses Versteckspiel nicht aufrecht erhalten können – es nicht einmal wollen – aber im Moment war er nicht gewillt die Konsequenzen dessen zu tragen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Das Risiko jetzt war allerdings auch gering. Soweit Naruto wusste, hatte niemand je Kurama überwältigen können, oder es gar versucht. Die anderen Jinchūriki die ihre Bijū kontrolliert hatten, hielten sich von fremden Nationen eher fern. Viele wussten nicht einmal wie man aussah, wenn man sich verband und nicht mehr nur der Container für das Chakra diente.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Orochimaru runzelte leicht die Stirn, ließ ihn keine Sekunde aus den Augen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Naruto musste zugeben, dass es wirklich beruhigend war sich nun gehen lassen zu können. Zumindest ein Stück weit. Hier war er ein unbeschriebenes Blatt, jemand den man nicht kannte und somit auch nicht durchschauen konnte. Nach all der Zeit, nach dem Kampf mit Neji, war es einfach ein herrliches Gefühl noch ein Stückchen mehr aus sich herausgehen zu können.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Ohne sein weiteres Handeln zu kommentieren, sprang er schließlich kraftvoll ab, raste in vollem Tempo auf den Sannin zu um diesen Kampf möglichst schnell zu beenden. Es war nun nicht so, dass er erwartet hatte, dass die beiden noch verbleibenden Kage sich ihm in den Weg stellten,dennoch reagierte er mit einer Flüssigkeit, als wenn er dieses Szenario bereits geplant hätte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Vor Jahren noch war es ihm so unglaublich schwer gefallen sein Rasengan zu formen, es mit dem Windchakra zu kombinieren erschien ihm wie ein unüberwindbares Hindernis zu sein, auch wenn er nie aufgegeben hatte es zu versuchen, bis er endlich den Dreh raus gehabt hatte. Es dann nicht nutzen zu können, weil es ihm schadete, war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Entsprechend konnte er sich glücklich schätzen, dass dieses kein Problem mehr war, seit er Kurama auf seine Seite gezogen hatte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Er musste nun nicht mehr nachdenken, brauchte keine Doppelgänger um den rotierenden Ball aus Chakra in beide Handflächen wachsen zu lassen. Es stellte keine Schwierigkeit mehr dar das zweite Chakra einfließen zu lassen, es verschmelzen zu lassen, bis die beiden Shurikenähnlichen Jutsu sich voll ausgebildet hatten. Sie schnitten durch die beiden Kage wie ein heißes Messer durch weiche Butter, zerfetzten die Hüllen die sie an diese Welt banden, auch wenn es nicht von langer Dauer sein würde.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Naruto hatte nicht nachgedacht, ob er die Opfer für dieses Ritual retten wollte. Diese Gedanken waren ihm kein einziges mal gekommen, auch weil ihm unterbewusst wohl klar war, dass Orochimaru in dem Fall einfach andere Opfer gesucht hätte, die Naruto nicht hätte retten können. Wen der Sannin nutzte, ahnte er, auch wenn er nicht die Bestätigung bekommen hatte, die er brauchte um die Ahnung zur Gewissheit werden zu lassen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Während die Kage sich hinter ihm begannen erneut zusammen zu setzen, traf Naruto auf den Sannin, der mit einer überraschten Miene aus dem Schussfeld sprang – nicht das es ihm etwas nutzen würde. Narutos Füße setzten federleicht auf und bevor der Sannin erneut reagieren konnte, warf er die beiden aus Chakra geformten Shuriken in seine Richtung – sie verfehlten den Sannin nur knapp.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Was Naruto die meiste Befriedigung gab, war die Tatsache, dass das überhebliche Grinsen von Orochimarus Gesichtszüge gewichen war und statt dessen ein ernster, kalkulierender Blick aufgeblüht war. „Willst du immer noch spielen?“, fragte Naruto frech nach, ließ den Kopf leicht zur Seite kippen, um den Sannin weiter zu reizen. Als wenn er ihn nicht ernst nehmen würde, ihn necken würde, dass all seine bisherigen Bemühungen ganz umsonst gewesen waren. Es gab andere, die ihm überlegen waren und Naruto nahm an, dass das eines von Orochimarus Problemen war. Er wollte der Stärkste werden, wollte ewig leben und all die Jutsu lernen die möglich waren und doch stand nun ein junger Anbu vor ihm, der innerhalb weniger Momente ihm einen kleinen Vorgeschmack darauf gegeben hatte, dass es einfach noch nicht reichte. Das nun fehlende, überhebliche Grinsen ließ keinen Zweifel daran, dass Orochimaru die Dinge begann ernster zunehmen. Ganz wie Naruto es gewollt hatte. Er brannte darauf endlich den Mann in seine Schranken zu weisen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] *** [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Kakashi konnte nicht mit Gewissheit sagen, wann das nagende Gefühl eingesetzt hatte, dass etwas nicht wirklich stimmte. War es, als Naruto in der Arena gestanden hatte, mit all den anderen Finalisten und besonders lange zu der Stelle geblickt hatte, wo die Kage sich versammelt hatten um diesen Spektakel beizuwohnen? Oder doch eher, als er nicht selbst in den Wartebereich zurück gekehrt war sondern einen Klon geschickt hatte... vielleicht war es auch der Moment gewesen, als der Tumult begonnen hatte und Narutos Klon vollkommen gelassen geblieben war, während um sie herum die Hölle los gebrochen war. Wann es nun geschehen war, spielte allerdings keine Rolle, Kakashi reagierte instinktiv, geleitete seine beiden Genin nach draußen um sie aus dem Gefängnis zu bringen, welches der Wartebereich unterhalb der Tribünen darstellte, wenn es sich zuspitzte – auch wenn er den Klon eigentlich zurücklassen könnte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Seine Genin waren nicht wehrlos, er hatte sie gut trainiert, auch wenn sie noch einen langen Weg vor sich hatten, bis man sie wirklich als ernst zu nehmende Kämpfer betrachten könnte. Sie hatten Potential, aber ihnen fehlten einfach Training und Erfahrungen um wirklich gut sein zu können. Gut genug um mit den Jōnin Konohas mithalten zu können.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Als sie endlich auf den Tribünen ankamen, sah er das volle Ausmaß dessen, was gerade um sie herum geschah. Vielleicht war dieses nagende Gefühl auch aufgekommen, als Sasuke direkt nach Naruto in die Arena gegangen war und ein sehr unerwarteter Kampf sich ereignet hatte. Irgendetwas war mit dem Jungen aus Suna geschehen und man konnte wirklich nicht sagen, dass er die gleiche Art an den Tag gelegt hatte, wie bei dem Kampf gegen Lee, von dem Kakashi auch nur das Ende mitbekommen hatte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Ganz im Gegenteil. Der Junge schien sehr gesprächig zu sein und das Thema war eines gewesen, welches seinen Schüler offensichtlich irritiert hatte. Sasuke war wohl nicht die beste Person um Fragen über Naruto zu beantworten. Alles in allem konnte man den Kampf wohl darauf reduzieren, dass Gaara extrem irritiert gewesen war und Sasuke letzten Endes nur als Sieger aus dem Kampf herausgegangen war, weil Gaara nicht in der Lage gewesen war überhaupt zu kämpfen. Er hatte aufgegeben, noch bevor Sasuke seine neuen Jutsu hätte einsetzen können. Was dem Uchiha absolut nicht geschmeckt hatte. Es war abzusehen gewesen, dass Sasukes Laune auf dem Tiefpunkt gewesen war, als er zurück gekehrt war.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Sakura!“, sprach er die junge Kunoichi an, die sich von ihrem Platz erhoben hatte und mit großen Augen verfolgte was um sie herum geschah. Als ihr Blick auf ihm ruhte, wendete Kakashi seinen eigenen ab um zu der Loge zu blicken, wo die Kage zuvor noch gewesen waren. Alles schien seinen Blick in diese Richtung zu ziehen. „Löse das Genjutsu bei allen die du erreichen kannst und geleite sie raus!“, befahl er der jungen Frau.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Es war nicht leicht zu erkennen, aber Kakashi war sich sicher, wen er dort sah, wo einst die Loge gewesen war. Er konnte den Hokage deutlich erkennen, die vier anderen Personen hingegen brauchten ein wenig länger, bis er realisierte, wen genau er dort sah. Einer war Orochimaru, daran zweifelte er keine Sekunde. Bei ihm waren die ersten beiden Kage Konohas, auch wenn sein Verstand nicht recht greifen konnte, wie der Mann das hinbekommen hatte. Die letzte Person war ein Anbu, dem Kakashi allerdings keine weitere Beachtung schenkte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Aus den Augenwinkeln heraus sah er den Angriff kommen, noch bevor diese Information in seinem Kopf hätte sich festigen können, reagierte sein Körper, die Erfahrungen der letzten 20 Jahre ließen ihn aus Instinkten heraus den Gegner ausschalten. Als er sich wieder aufrichtete, erfasste er das Grauen um sich herum genauer. Der größte Teil der Zuschauer schlummerte nach wie vor in dem Genjutsu, auch wenn Sakura begonnen hatte alle um sie herum aus diesem zu ziehen und sie anzuweisen, die Tribüne zu verlassen. So weit das Auge reichte sah man Kämpfe entstehen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Sein Blick landete auf Sasuke und in dem Moment entstand ein unbändiger Wunsch in ihm, ein gegebenes Versprechen einzuhalten, welches er vor nicht zu langer Zeit gegeben hatte. „Du bleibst bei mir!“, befahl er dem Jungen, nicht gewillt zu zulassen, dass dem Uchiha hier etwas geschah. Er hatte es Naruto versprochen und auch wenn Kakashi keine Ahnung hatte wo der Junge derzeit war, ein Gefühl sagte ihm, dass er mitten in diesem Tumult steckte und gewusst hatte, dass es kommen würde. Es ärgerte ihn, dass sie im Dunkeln geblieben waren, aber für den Augenblick blieb ihm nur übrig dafür zu sorgen, dass sie am Ende dieses Tages die Gelegenheit bekamen die Fragen zu stellen, die tief in ihm brannten. Dieses Mal würde er Naruto nicht so einfach davonkommen lassen![/LEFT] 16 an unexpected turn --------------------- ―—————————————————————————―————————————————————————— 16 an unexpected turn ―—————————————————————————―————————————————————————— Vorsichtig schickte Sakura eine kleine Menge ihres Chakras in den Körper der jungen Frau, die vor ihr auf dem Boden lag. Sie konnte fühlen, wie diese regelrecht aus dem Bann des Genjutsu gezogen wurde, bis sie irritiert mit den Augen blinzelte und sich langsam aufrichtete um ihre Umgebung aufnehmen zu können. „Bitte folgen Sie den Anweisungen der Chūnin.“, sagte sie schließlich und deutete auf einen jungen Mann, der versuchte die verängstigte Menge zu beruhigen und ihnen Anweisungen zu geben, wohin sie gehen sollten um Schutz zu finden. Viel mehr konnte sie auch nicht wirklich machen. Ihr Befehl war es, dabei zu helfen die Zivilisten in Sicherheit zu bringen und schnell hatte sich eine Art Rangordnung gebildet, wer welche Aufgaben übernehmen sollte. Zumindest im Augenblick, wo ein großer Teil der Tribüne noch in einem Genjutsu schlummerte, war es an ihr diese zu lösen, damit andere die Aufgabe übernehmen konnten die Personen in sichere Unterkünfte zu bringen, solange der unerwartete Angriff andauerte.   Ohne sich komplett wieder aufzurichten, robbte sie ein Stück weiter, bis sie ein Mädchen erreichte, welches vermutlich gerade einmal alt genug war, um in die Akademie aufgenommen zu werden. Sie musste allerdings keine Iryōnin sein um zu erkennen, dass hier weniger ein Genjutsu das Problem war, als eine deutliche Wunde an der Schläfe. Auch wenn sie nicht wusste was das Mädchen getroffen hatte, es war eindeutig der Auslöser dafür, dass sie nun auf dem Boden lag und sich nicht mehr rührte.   Sakura richtete sich auf, um ihre Umgebung richtig aufnehmen zu können. Was sie umgab, war einfach schrecklich. Die Tribünen sahen aus als wenn ein Hurrikan darüber hinweggefegt wäre, überall sah man kleinere oder größere Kämpfe, Menschen lagen auf dem Boden oder hingen in ihren Sitzen, offensichtlich ohne Bewusstsein. Als Sakura sich damals entschieden hatte eine Kunoichi zu werden, hatte sie sich ehrlich keine tieferen Gedanken gemacht, warum sie diesen Weg einschlagen wollte. Sie konnte nicht so schreckliche Gründe vorweisen wie Sasuke, welcher nach Rache sann. Es war ein Grund, auch wenn Sakura nicht nachvollziehen konnte, was die Hintergründe waren oder an wen Sasuke sich rächen wollte. Sie hatte nicht so enorme Ziele wie Naruto, der Kage werden wollte, kam nicht einmal aus einem angesehenen Clan mit besonderen Techniken, die von Generation zu Generation weiter gegeben wurden. Wenn sie es recht bedachte, hatte sie vermutlich nur diesen Weg eingeschlagen, weil nahezu alle ihn gingen und natürlich auch, weil Sasuke ihn ging. Mit diesem letzten Endes sogar in einem Team zu landen war damit ihr größtes Glück gewesen.   Jetzt war sie sich da nicht mehr so sicher. Natürlich schlug ihr Herz noch immer für den Uchiha, sie musste nicht seine Bewegungen verfolgen, die links von ihr kurzfristig ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen, weil Kakashi und Sasuke genau dort mit einigen Shinobi in einem Kampf verwickelt waren, den sie klar gewannen, um sich darüber klar zu werden. Aber sie fühlte auch deutlich, das etwas im Wandel war, seit sie mit Sasuke, Naruto und Kakashi ein Team gebildet hatte. Etwas änderte sich in ihr drinnen, formte sie neu und alles was sie tun konnte war abzuwarten, wohin dieses sie bringen würde.   Entschlossen, auch weil niemand in der Nähe war, der das kleine Mädchen in Sicherheit bringen konnte, erhob Sakura sich und zog das bewusstlose Kind mit sich hoch, bis sie sich komplett aufgerichtet hatte und das Kind in ihrem Arm hielt. Sie zögerte nicht einmal, setzte sich direkt in Bewegung und bahnte sich ihren Weg durch all die Kämpfe, mit dem klaren Ziel das Krankenhaus zu erreichen, welches vermutlich sehr viel zu tun hatte im Augenblick. Es fiel ihr unheimlich leicht den richtigen weg zu wählen, die kleineren Hindernisse zu umgehen, ohne sich und das Mädchen in Gefahr zu bringen. Ihre Intelligenz war eindeutig einer ihrer Stärken, auch wenn sie mittlerweile ebenfalls verstanden hatte, dass körperliche Stärke etwas war, woran sie eindeutig arbeiten musste. Sie hasste es eine Bürde zu sein, wie ihr schnell klar geworden war, als sie ihre Teamkameraden zusammen erlebt hatte. Sie mochten kein perfekt eingespieltes Team sein, aber irgendetwas war zwischen Sasuke und Naruto, was eine Verbundenheit zeigte, zu der sie gerne dazugehören wollte, auch wenn sie nicht wirklich wusste, wie sie das erreichen konnte. Sie wusste absolut nicht, wo ihr Platz in diesem Team war. Sicher, sie hatte eine exzellente Kontrolle über ihr Chakra, sie war intelligent und lernte recht schnell. Aber gerade weil ihr die körperliche Kraft fehlte die Sasuke und Naruto eindeutig hatten, stand sie eher im Abseits. Was ihr absolut nicht gefiel. Sie würde sich eindeutig damit befassen müssen, was sie für ihre eigene Zukunft wollte.   ***   Das Krankenhaus von Konoha erinnerte an einen aufgebrachten Bienenstock, als Sakura dieses endlich erreichte und durch die große Tür ins innere trat. Egal wohin man sah, überall standen oder lagen Personen, während Iryōnin sich versuchten einen Überblick zu verschaffen, wer am dringendsten Hilfe benötigte und wer einen Augenblick warten konnte, bis er dran war. Sakura empfand ein beklemmendes Gefühl bei diesem Anblick, dennoch bahnte sie sich einen Weg durch die wartenden, bis er eine der Iryōnin erreichte, die sofort von ihrer Tätigkeit aufsah und sich ihr zuwandte, um das bewusstlose Mädchen in Augenschein zu nehmen. Ihr konzentrierter Blick wanderte über das Kind, dann deutete sie an das andere Ende der Eingangshalle, wo einige Betten standen. Die Meisten waren bereits besetzt. „Leg sie hin, ihre Verletzung ist nicht so schlimm. Es wird gleich jemand nach ihr schauen.“, wurde ihr aufgetragen. Sakura nickte und lief langsam zwischen den anderen Patienten durch, bis sie die Betten erreichte und das Kind vorsichtig darauf nieder ließ. Danach bahnte sie sich ihren Weg zurück, wissend, dass ihr Platz heute nicht hier war. Doch sie konnte auch nicht verhindern, dass sie am Eingang noch einmal einen blick zurück warf, um das Gesamtbild in sich aufzunehmen.   Das Gefühl, welches sie empfand war ganz ähnlicher Natur, wie jenes, das sie bei ihrem Team oft überkam. Hilflosigkeit. Sie konnte nur zusehen, war aber nicht in der Lage Dinge zu verändern, ein aktiver Teil zu sein, was sie sich, wie ihr mehr und mehr bewusst wurde, tatsächlich aus tiefstem Herzen wünschte.   ***   Wenn man Orochimaru betrachtete, erkannte man schnell, dass dieser eine enorme Irritation fühlte und Hiruzen war vollkommen auf der Seite seines ehemaligen Schülers, dieses Gefühl zu teilen, auch wenn sie in diesem Augenblick nicht als Schüler und Lehrer zusammengekommen waren, sondern eindeutig als Feinde. Orochimaru war stets ein schwieriger Charakter gewesen, nicht das nicht all seine Schüler schwierig gewesen waren, aber Orochimarus Level hatte nie etwas mit Temperament zu tun gehabt, wie bei Tsunade oder Jiraiya, Orochimaru war einfach früh negativ geprägt worden, womit der Junge sich in eine Richtung entwickelt hatte, die vermutlich sogar ein Stück weit erklärte, warum er so geworden war wie er heute eben war. Nicht, dass das ein Grund wäre das zu akzeptieren, aber in diesem Augenblick teilte Hiruzen eindeutig ein Gefühl mit dem Mann, den er als heranwachsenden einst trainiert hatte.   Wer der Anbu war, welcher hier mit ihnen eingeschlossen war, wusste er nicht, er war sich dennoch ziemlich sicher, dass es keiner seiner Anbu war, welche Hiruzen sehr genau kannte. Das war, neben vieler anderer Dinge, eben eine Sache, die den Hokage angingen. Er selbst musste wissen welche Shinobi in seinem Dorf lebten und er war sich absolut sicher, dass dieser spezielle nicht dazu gehörte. Die Ausstrahlung war etwas, was er einfach wiedererkennen würde und das konnte er in diesem Moment nicht behaupten.   Was so irritierend war, lag aber absolut auf der Hand. Shinobi genossen es selten in den Kampf zu müssen. Es war ihre Aufgabe und entsprechend waren sie trainiert, aber solange ihre Seele nicht vollkommen zerstört worden war, empfanden sie keine pure Freude, ihre Kräfte gegen andere einzusetzen. Bei diesem Anbu schien das eindeutig anders zu sein. Was er tat konnte man durchaus als Kampf bezeichnen, auf der anderen Seite wirkte es grotesker weise wie das freudige Spiel eines Kleinkindes, welches immense Freude empfand. Er tanzte um den Sannin herum, wich den kommenden Angriffen aus, scherzte, neckte und reizte, als wenn er in diesem Augenblick nicht einen der mächtigsten Shinobi gegenüberstehen würde. Als wenn er nicht mitten in einem Kampf steckte, bei dem er verletzt oder sogar getötet werden konnte. Shinobi waren zwar gut darin ihre Gefühle zu kontrollieren, damit ihre Gegner diese nicht gegen sie verwenden konnten, aber diese Freude die der fremde Anbu ausstrahlte, war absolut keine Maske um von seinem wahren Ich abzulenken. Warum auch immer, dieser Mann genoss den Kampf aus vollen zügen.   Was ebenfalls neu war, war der Mantel, der scheinbar aus purem Chakra bestand. Hiruzen war alt genug um behaupten zu können, dass er verdammt vieles in seinem Leben gesehen und gehört hatte, aber niemals hatte er zu sehen bekommen, was er hier sah. Er wusste nicht einmal, wie es möglich sein konnte sich selbst mit Chakra zu umgeben, denn der Verstand sagte einem da überdeutlich, dass es die eigenen Reserven innerhalb weniger Momente komplett entziehen würde, was – wie sie alle wussten – den Tod zur Folge haben würde. Auch das Chakra für sich war seltsam und nichts, was er je zuvor erfahren hatte.   Chakra konnte verschiedene Arten haben. Es fühlte sich sanft an, beruhigend oder warm, bei manchen war es dunkel und beängstigend, aber in diesem Fall fühlte es sich wie das Leben selbst an. Es strahlte eine ungeheure Wärme aus, pulsierte wie ein lebendiger Fluss der sich durch die Berge schlängelte und hinterließ ein Gefühl, dass was auch immer damit berührt wurde, zu neuem Leben erwachen würde. Selbst das sanfte Chakra der Iryōnin war nichts gegen das, was ihr Gefängnis mittlerweile komplett ausfüllte, als wenn es selbst auf der Suche war nach jedem Winkel der Welt um mit seinem warmen Licht dieses zu erhellen.   Das Gesamtbild war es, welches keinen Sinn ergab und doch einen so sehr in seinen Bann zogen, als wenn man hypnotisiert worden wäre. Wenn Hiruzen ein wenig unerfahrener gewesen wäre, hätte er durchaus ein Genjutsu in Betracht gezogen, aber er wusste sehr genau, dass seine ganzen Sinne astrein arbeiteten und das groteske Bild, die widersprüchlichen Empfindungen absolut real waren. Wer auch immer dieser Shinobi war, er würde einiges an Fragen beantworten müssen, wenn diese Sache vorbei war. Aber das musste warten. Hiruzen wollte nicht tatenlos stehenbleiben und einfach zusehen. Für den Augenblick reichte ihm auch das Wissen, dass der Anbu eindeutig auf seiner Seite war und gegen Orochimaru. Zumindest diesem Gefühl konnte er absolut vertrauen, denn das war mittlerweile mehrfach untermauert worden mit den Taten des Mannes. Alles andere würde folgen, wenn die rechte Zeit dafür war.   ***   Zufrieden blieb Naruto stehen und nahm das Gesamtbild in sich auf.Er wusste nicht, wie oft er die ersten beiden Kage mittlerweile zerstört hatte und wie oft sie demnach sich erneut zusammengesetzt hatten, aber das spielte auch keine wirkliche Rolle. Weitaus wichtiger und ungemein befriedigender war es den Gesichtsausdruck des Sannin zu sehen, der fast schon furios wirkte. Orochimaru war nicht glücklich mit dieser Entwicklung, so viel war mittlerweile klar. Es war auf wunderbare Art befriedigend daran die Schuld zu tragen, es besänftigte für ein kleines bisschen den Hass, den er auf diesen Mann verspürte.   „Aber du wirst ihn nicht töten.“, mischte Kurama sich ein. Seine Stimme klang gelangweilt, aber Naruto konnte deutlich fühlen, dass auch der Fuchs eine enorme Befriedigung in der Tatsache fand, dass sie sich nicht komplett zurückhalten mussten, wie es sonst der Fall war. Es war schlicht notwendig geworden, ein wenig angestauten Dampf abzulassen, diese Situation war trotz der Ernsthaftigkeit ideal dafür geeignet.   „Nein.“, gab er ehrlich zu. „Ich darf es auch nicht. Orochimarus Rolle ist zu groß um sie bereits jetzt zu beenden. Ich habe bereits vieles verändert, es ist ungewiss welche Auswirkungen das haben wird. Aber ich will nicht riskieren, dass am Ende alles noch schlimmer wird.“ Schon die Tatsache, dass Sasuke kein Teil von Orochimarus Welt haben würde war eine große Veränderung, die nicht berechnen ließ, wie die Ereignisse sich nun weiter entwickeln würden. Aber es gab auch andere Dinge, in denen der Sannin eine tragende Rolle gespielt hatte und Naruto wollte sich die Möglichkeit offen halten, dass sie trotz allem noch passieren würden. Etwas was geschehen würde zu verhindern war, wie ihm nicht zum ersten Mal bewusst wurde, ein sehr schwieriges Unterfangen, wenn es aus so vielen Einzelteilen bestand, wie sein nahezu ganzes Leben. Wenn er die falschen Sachen richtete, konnte das fatale Folgen haben, nur leider gab es keine Anleitung der wichtigsten Ereignisse, die auf keinen Fall verändert werden durften, damit er auch weiterhin eine Ahnung hatte, wann was passierte. Diese Einmischung jetzt war schon grenzwertig, denn Hiruzens Tod hatte den Auslöser, das Tsunade sein Nachfolger wurde.   „Den du richten kannst, auch ohne das der alte Mann stirbt.“, gab Kurama zum Besten. Auch das stimmte. Der Vorteil war klar, dass Tsunade bisher nicht aktiv beteiligt gewesen war, ihre eigene Zukunft hatte sich somit noch nicht verschoben. Er wusste wo sie war und wusste wann er sie treffen würde. Er musste eben nur eine Idee haben, wie er Hiruzen dazu bekam zurück zu treten und Tsunade das Amt zu überlassen. Und natürlich die temperamentvolle Frau dazu bringen, das Amt eben anzunehmen.   „Ein leichtes Unterfangen.“, gluckste Kurama in seinem Inneren. In der Tat. Es graute Naruto vor der neuen Auseinandersetzung. Er war nicht mehr der kleine Junge der stur und blauäugig in die Zukunft sah. Es würde nicht mehr seine Art sein können, die Tsunade erreichte. Aber er würde einen Weg finden, denn egal was letzten Endes für ihn übrig blieb, Kakashi hatte vermutlich erreicht was er gewollt hatte. Ein Teil in Naruto wollte einfach nicht aufgeben, auch dann nicht, wenn ein weitaus größerer Teil Kakashi verfluchte und ihm so ziemlich jedes tödliches Jutsu an den Hals wünschte, welches ihm in den Sinn kam. Sein Kakashi hatte das vermutlich gewusst. Er hatte nie aufgeben und es war abzusehen gewesen, dass trotz der emotionalen Bürde er auch dieses Mal nicht aufgeben würde. Das war trotz allem seine Natur.   Kurama schnurrte zufrieden und rollte sich zu einem Ball zusammen, als wenn der Kampf ihn nichts angingen. Naruto wusste, dass der Fuchs trotz allem aufmerksam verfolgte, was in der Außenwelt passierte, aber es animierte ihn auch, sich ebenfalls wieder auf seinen Gegner zu konzentrieren, gerade weil ihm die Bewegung nicht entging, die von Hiruzen kam.   „Hokage-sama, es ist wirklich nicht notwendig, sich in diesen Kampf einzumischen.“, sagte er deswegen und wendete den Blick weit genug, dass er Orochimaru nicht ganz aus dem Blickfeld verlor, aber auch Hiruzen sehen konnte. Der Mann schmunzelte deutlich, sah aber nicht wirklich so aus, als wenn er plante weiterhin im Abseits zu stehen und andere den Kampf ausfechten zu lassen. „Mein Junge, ich bin nicht umsonst Hokage.“, erwiderte er mit geduldiger Stimme. Naruto hätte fast genervt aufgestöhnt. Er verstand es ja durchaus. Ein Hokage stand stets an vorderster Front wenn es um das eigene Dorf ging, aber seine Sicherheit war ebenso ein Aspekt, bei dem auch Naruto während seiner Amtszeit seinen Leuten Stress bereitet hatte. Er konnte nun nicht behaupten genau zu wissen wie Sarutobi Hiruzen empfand, aber er wusste von sich selbst, dass er es kaum ertragen hatte zurück zu bleiben und in der Sicherheit abzuwarten wie die Dinge sich entwickeln würden. Man musste in diesen Situationen oft mit Verlusten rechnen, auch wenn einem absolut klar war, dass diese komplett ausblieben, wenn man die Dinge selbst in die Hand nahm. Das Gefühl im Anschluss war allerdings ein vollkommen anderes. Der alte Hokage hatte wohl ebenfalls vieles gesehen, auch Kriege, denn diese hatten in ihrer Geschichte eine sehr hohe Präsens. Es war nicht auszuschließen, dass sie sogar recht ähnlich empfanden, denn wie Naruto auch, hatte Hiruzen vermutlich viele gute Männer verloren, von denen einige sehr eng mit ihm befreundet gewesen waren.   Mit einem Seufzen wendete er den Blick wieder Orochimaru zu, bevor er die Gesamtsituation vor sich noch einmal in sich aufnahm. Es blieb dabei, dass Hashirama und Tobirama unter Orochimarus Bann standen. Nicht so, dass sie keine eigene Meinung hatten, aber doch weit genug, dass sie nicht zur Seite gehen konnten. Sie mussten kämpfen. Sein Vater hingegen stand etwas abseits und mischte sich nicht wirklich ein, was ziemlich ungewöhnlich war. Aber Naruto nahm klar an, dass der Mann wusste wie es ihm ging und schon deswegen nicht eingriff. Derzeit war das ja auch nicht wirklich notwendig.   Erneut wanderte sein Blick zu Orochimaru. Wenn er könnte, würde er die ganze Sache bereits an diesem Punkt beenden. Damit meinte er auch nicht den Kampf, sondern die Rolle, die der Sannin in ihrer Geschichte trug. Aber leider war das wirklich unmöglich, wenn er zumindest einen kleinen Anhaltspunkt behalten wollte, wie es weiter ging. „Ich denke, das Spiel ist vorbei.“, meinte er schließlich eher zu sich und beachtete die beiden ehemaligen Kage kein Stück, als diese sich deutlich anspannten und erneut in eine Kampfstellung gingen. „Shodai, Nidaime, ich möchte wirklich nicht respektlos sein, aber ich rate dringend es dem Yondaime Hokage nach zu machen und zurück zu treten.“, erklärte er weiter, während sich in seiner rechten Hand bereits ein weiteres Rasengan formte und kurz darauf begann seine Form zu ändern, als das Fūton Chakra hinzu kam. Sarutobi Hiruzen würde er gerne die gleichen Worte sagen, aber er wusste, dass dieses nicht wirklich zu etwas führen würde.   „Davon abgesehen werden wir vermutlich eine zweite Chance bekommen.“, fügte er hinzu. Die beiden ehemaligen Kage und besonders Orochimaru und Hiruzen hatten keine Ahnung wovon er sprach, aber das spielte auch keine Rolle. Er wusste, dass sie sich wiedersehen würden und nur das zählte. Für einen Augenblick kam Naruto sogar der Gedanke, dass diese drei Kage vermutlich ideal wären um seine Bürde zu teilen, aber der Gedanke verschwand genauso schnell wieder, wie er gekommen war. Sie waren keine lebendigen Shinobi mehr, natürlich waren sie somit keine Gefahr für ihn in Hinblick darauf, dass man ihn zu irgendwelchen Befragungen schaffen würde, aber dort hörte es dann auch schon auf.   Aus den Augenwinkeln sah er, wie sein Vater zustimmend nickte. Gerade mit ihm hätte Naruto gerne mehr Zeit verbracht, aber auch wenn dieser Wunsch noch immer in ihm verankert war, spürte er auch, dass er bereit war loszulassen. Er war kein kleiner Junge mehr, der seinem Vater nachtrauern musste. Er konnte es als Geschenk ansehen, dass er trotz dessen frühen Todes nicht nur die Gelegenheit bekommen hatte überhaupt auf ihn zu treffen, sondern sogar ein wenig Zeit mit ihm gehabt zu haben, auch wenn diese nur auf dem Schlachtfeld gewesen war.   Ein weitere Mal sprang er ab und schleuderte den rotierenden Ball auf den Sannin, der nur sehr schwerfällig ausweichen konnte. Der Raum war derart begrenzt, dass auch Orochimaru langsam an seine Grenzen kam. Kaum war das Jutsu auf seinem Weg, ging er durch die vertrauten Handzeichen um seine Kage Bunshin zu erschaffen, die ebenfalls in sekundenschnelle weitere Fūton Rasen Shuriken formten und den Sannin mehr oder weniger unter Dauerbeschuss nahmen.   Es wurde unübersichtlich in diesem Kampf, erst Recht weil auch Hiruzen sich nun nicht mehr im Hintergrund hielt und zwischen Narutos Kage Bunshin umhersprang. Durchaus sehr wendig und konzentriert, wie Naruto kurz neidlos anerkennen musste, aber die Frage blieb einfach bestehen, ob genau das reichen würde. Die Antwort auf genau diese Frage bekam er nur wenige Momente später.   In einem Moment standen der Sandaime und Nidaime sich gegenüber, während Naruto selbst versuchte Hashirama zu erreichen, damit dessen spezielles Jutsu nicht ausgeführt werden konnte, während seine Clone noch immer versuchten Orochimaru gut genug zu treffen, dass dieser ausgeschaltet werden konnte, als er lernte, warum es vermutlich doch keine so gute Idee war, seine Jutsu einfach zu werfen, gerade wenn man nicht in einem weitläufigen Areal stand. Einer der Fūton Rasen Shuriken verirrte sich und löste damit wohl eine Kette von Ereignissen aus.   Hiruzen musste dem Jutsu ausweichen, nur leider drückte Tobirama nach und beide fielen mit einem lauten Knall zu Boden. Die Kage Bunshin in unmittelbarer Umgebung wurden davon kurz abgelenkt, so dass ein weiterer Fūton Rasen Shuriken nicht konzentriert in die richtige Richtung geschickt wurde und statt dessen mit voller Wucht einen der Eckpunkte ihres Gefängnisses traf. Der Markerschütternde Schrei des Shinobi, der an diesem Punkt die Barriere hielt, hallte über das Dach hinweg und die Barriere selbst begann in sich zusammen zu fallen.   Naruto hatte keine Zeit zu verlieren, dessen war er sich absolut bewusst. Er mochte Orochimaru nicht hier und jetzt töten können, aber er konnte ihn zumindest für eine Weile im Dorf behalten. Er wirbelte herum, doch ein weiterer Schrei ließ ihn innehalten. Von wem dieser kam, wusste er zu genau und während er ein weiteres Mal herumwirbelte, brach das Chaos um ihn herum aus.   ***   Die Lage sah eindeutig besser aus, als es noch am Anfang des Tumults der Fall gewesen war, stellte Kakashi fest, während er die Gesamtsituation in sich aufnahm. Die einzelnen Kämpfe hatten sich auf ein Minimum reduziert und die Gegner waren entweder geflohen oder von Konohas Shinobi in Gewahrsam genommen worden. Er empfand ein wenig Stolz, was seine eigenen Schüler anbelangte. Sasuke war ihm nicht von der Seite gewichen und hatte jeden Kampf angenommen, der in seine Richtung gekommen war. Nicht, dass Kakashi etwas anderes von dem Uchiha erwartet hätte, Sasuke war nie jemand gewesen der versucht hatte sich aus diese Art von Situationen zu ziehen. Ob das nun etwas gutes war, konnte man nicht wirklich entscheiden, denn ein Teil dieser Eigenschaft war sicher dem Wunsch geschuldet die Stärke zu erlangen, die Sasuke brauchen würde um seinen Bruder zu töten.   Aber auch Sakura hatte er einige Male zu Gesicht bekommen. Die Kunoichi hatte ihren Auftrag gewissenhaft erledigt, einmal hatte er sie sogar verschwinden sehen, mit einem Kind auf den Arm. Er nahm an, dass dieses mittlerweile in guten Händen war. Aber auch hier musste er wohl kaum Verwunderung empfinden. Sasuke war immer jemand gewesen die Verantwortungsbewusst arbeitete und vor allem gewissenhaft. Was ihr derzeit noch fehlte war der Mut und die Entschlossenheit, die Sasuke eindeutig im Übermaß hatte.   Nur was mit Naruto war, konnte er an dieser Stelle nicht wirklich sagen. Der Kage Bunshin hatte sich in der Zwischenzeit in Luft aufgelöst und wo der echte Naruto war, hatte Kakashi von Anfang an nicht gewusst. Irgendwie fragte er sich auch nicht, ob Naruto etwas passiert war und dieses der Auslöser gewesen war, dass sein Kage Bunshin verschwunden war. Es war einfach ein Gefühl, welches ihn vom ersten Moment an nicht losgelassen hatte, als er sein Team übernommen hatte. Naruto war seinen Teamkameraden weit voraus, auch wenn Kakashi noch immer nicht verstand in welchen Umfang und warum der Junge sich zurück hielt. Aber genau das Wissen, dass er voraus war, ließ ihn vermutlich in dieser Situation auch nicht hinterfragen, ob sein drittes Teammitglied in Ordnung war   „Sensei!“, sprach ihn schließlich Sasuke an und deutete in eine Richtung, die Kakashi mit seinem Blick sofort folgte. Er konnte die Barriere noch immer deutlich sehen, ebenso wie die Anbu, die sich darum herum versammelt hatten und nach einem Weg suchten um ins Innere zu gelangen. Aber er bemerkte auch schnell, dass etwas anders war. Die Äußere Hülle der Barriere flackerte wie ein Tuch im Wind und wenig später fiel sie in sich zusammen. Es war eindeutig vorbei. Die Frage die blieb war nur, welchen Schaden dieser Angriff angerichtet hatte. Nicht nur was den Zustandes des Dorfes anbelangte, sondern auch wie Konohas Shinobi die Kämpfe überstanden hatten, allen voran natürlich ihr Sandaime Hokage.   „Die Anbu wird sich darum kümmern.“, erklärte er schließlich Sasuke und wendete den Blick wieder ab. „Wir sollten sehen ob wir den anderen hier noch helfen können.“ Der Kampf mochte vorbei sein, der Schaden würde allerdings noch ein wenig bestehen bleiben. Noch immer waren einige im Genjutsu gefangen, oder brauchten Hilfe um zum Krankenhaus zu kommen. Team 7 – minus Naruto – konnte dabei auf jeden Fall assistieren und wenn sie ihre Sache gut machten, ließ Kakashi sich vielleicht dazu hinreißen, seine kleinen Genin zum Essen einzuladen.   ***   Erschöpft ließ Naruto sich an der Wand hinab gleiten, obwohl ihm bewusst war, dass er weg musste. Was genau passiert war, wusste er nicht einmal. Das Chaos war einfach perfekt gewesen. Die Barriere war gefallen, Orochimaru geflüchtet und Hiruzen hatte am Boden gelegen. Die vergangenen Kage waren nach wie vor anwesend und das würde wohl auch noch ein wenig so bleiben, bis Senju Tobirama geklärt hatte, wie das Kuchiyose Edo Tensei genau funktionierte und wie dieses somit aufgelöst werden konnte. Naruto kannte die Antwort, aber mit Hiruzens Verletzung hatte er nicht wirklich den Kopf sich nun einzumischen, auch weil er sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen sollte, bevor man begann ihm Fragen zu stellen. Schließlich war er es gewesen, der diese ganze Angelegenheit aus nächster Nähe miterlebt hatte und konnte somit genauere Angaben machen. Ein Verhör war in diesen Situationen nicht einmal etwas ungewöhnliches.   „Du solltest dich entspannen.“, sagte schließlich jemand neben ihm und Naruto reagierte lediglich damit, dass seine Schultern leicht zuckten. Ironischerweise war sein Verlangen, in diesem Augenblick Zeit mit seinem Vater zu verbringen extrem gering und das lag nicht daran, das Anbu den ehemaligen Kage natürlich genau im Auge behielten. Niemand konnte schließlich sagen, ob dieser nicht zu einer weiteren Gefahr wurde. Dazu kam wohl auch, dass es vermutlich in jedem ein beklemmendes Gefühl verursachte, einen Toten unter ihnen zu wissen, der aber – abgesehen von einigen Kleinigkeiten – absolut lebendig wirkte.   Naruto schüttelte leicht den Kopf. „Wie geht es ihm?“, fragte er statt dessen nach. Minato zuckte leicht mit der Schulter. „Den Umständen entsprechend von dem was ich mitbekommen habe. Es war wohl ein Unfall mit dem Zusammenprall verschiedener Faktoren und einer deiner Fūton Rasen Shuriken hat nicht dazu beigetragen das es besser wurde. Aber er ist zäh.“   Naruto konnte das durchaus annehmen. Hiruzen hatte viele Jahre auf dem Buckel und generell galt noch immer, dass er einer der stärksten Shinobi war. Sein Ziel war es allerdings nicht gewesen, dass der Mann bei dieser Auseinandersetzung zu Schaden kam. Zu einem gewissen Teil fühlte er sich auch nicht unbedingt besser, weil ihm bewusst war, dass diese Verletzung eine perfekte Gelegenheit wäre Tsunade ins Spiel zu bringen und das gleich in doppelter Hinsicht. Sie konnte den Kage anständig heilen und wenn sie schon einmal da war, gleich den Posten als Godaime einnehmen.   Als wenn es so einfach wäre!   Mit Tsunade war absolut gar nichts einfach, erst recht nicht in dieser Epoche, wo sie nach wie vor ein riesiges Problem hatte mit ihrer Berufung als Iryōnin. Sie konnte kein Blut sehen, war extrem traumatisiert von den Verlusten die sie erlitten hatte. Naruto musste dieses exakte Szenario nicht einmal erlebt haben um zu wissen, dass sie Gift und Galle speien würde, wenn er mit der Bitte ankam, sich um Hiruzens Verletzungen zu kümmern. Und besser noch, sie war nicht und würde auch dieses Mal nicht begeistert sein, zurück nach Konoha zu kommen.   Was zusätzlich schwer wog war die Tatsache, dass er keine Position inne hatte, wo es ihm leicht gemacht wurde einfach den Vorschlag zu bringen, Tsunade herzuholen. Man kannte ihn nur als den Jinchūriki des Kyūbi, da würde niemand auch nur versuchen ihm Gehör zu schenken. In seiner gegenwärtigen Form mochte das ein klein wenig anders aussehen, aber hier war die Gefahr viel zu hoch, dass man aufmerksam wurde und hinterfragte wer er denn überhaupt sei. Er hatte nicht einmal das Tattoo der Anbu, was ihn in Teufelsküche bringen konnte, wenn jemand auf die Idee kam eine kleine Menge Chakra in ihn fließen zu lassen um sich auszuweisen oder auch nur zu kommunizieren. Zwar zweifelte Naruto nicht daran, dass Kurama in der Lage war die richtigen Signale zurück zu schicken – der Fuchs war was Chakra anbelangte eh derjenige, der das komplett unter Kontrolle hatte – aber die Gefahren blieben einfach die Selben.   Vorsichtig blickte er zu seiner rechten Seite, wo noch immer Morino Ibiki sich mit den beiden ersten Kage unterhielt um herauszufinden, ob man diesen vertrauen konnte und natürlich auch, ob es einen Weg gab sie erneut dorthin zu schicken, wo sie hingehörten und das war ganz gewiss nicht diese Welt. Ein unangenehmer Schauer überrollte ihn bei dem Anblick des Tokubetsu Jōnin. Auch jetzt wo dieser lediglich konzentriert und wachsam redete, konnte Naruto das Gefühl einfach nicht unterdrücken, dass er auf eine direkte Konfrontation – wo er eindeutig auf der anderen Seite von Konoha stehen würde, zumindest bis sein Status geklärt war – eindeutig verzichten. Er wusste schon, warum er lieber abwartete bis er sich mit Itachi treffen konnte um ein wenig Ordnung in sein Chaos zu bringen und vor allem auch um die Last zu teilen, die auf seinen Schultern ruhte. Er hatte auch eine grobe Ahnung, wie er es anstellen konnte.   „Verschwinde von hier.“, meinte Minato schließlich. Naruto schaute zu ihm auf, nicht sicher wie er darauf reagieren sollte. Er könnte ein wenig Zeit für sich eindeutig gebrauchen um die nagenden Gefühle unter Kontrolle zu bekommen und zu überlegen wie er nun vorgehen sollte, damit Tsunade ins Spiel kam. Andererseits konnte er sich nicht einfach in Luft auflösen. Nun, er konnte, aber der Tumult der dadurch entstehen würde war vermutlich auch nicht besonders angenehm. „Na mach schon. Wir werden uns vermutlich wieder sehen und wenn nicht kannst du vermutlich sicher sein, dass das etwas positives ist.“   Das konnte man so pauschal nicht sagen. Aber Naruto stoppte sich, bevor er eine entsprechende Antwort geben konnte. Statt dessen Lächelte er leicht, auch wenn man das dank der Maske nicht sehen konnte. „Danke, dad!“, erwiderte er und noch bevor Minato darauf reagieren konnte, hatte er sich in einen Wirbel aus Wind aufgelöst um dem Rat zu folgen, den er bekommen hatte.   Naruto teleportierte sich direkt in sein Apartment zurück, wo er nur eine Sekunde damit verschwendete sicher zu stellen, dass niemand ihn beobachtete, ehe er sein Henge löste. Es war seltsam wieder auf seine reguläre Größe zurück zu schrumpfen und er wusste, dass es genauso seltsam gewesen wäre zu zusehen, wie seine Gesichtszüge erneut weicher und runder wurden. Andererseits hatte er nun schon wieder so viel Zeit in seinem kindlichen Körper verbracht, dass es fast wie eine Erlösung war, wieder er selbst sein zu können. Im Laufe der nächsten Jahre würde er von ganz alleine wachsen und damit die alte Größe zurückerlangen.   Umständlich stieg er aus der Kleidung und verstaute sie im hintersten Teil seines Schrankes, bevor er im Badezimmer verschwand um sich von dem Dreck dieses Tages zu befreien. Die Anbu Maske landete im Badezimmerschrank, wo sie ebenfalls im hinteren Teil ihren Platz fand, so dass man sie nicht finden konnte, wenn man nicht gerade den ganzen Schrank auseinandernahm.   Dann stieg er mit einem erleichterten Seufzen unter den heißen Wasserstrahl. Vermutlich lag es an der Tatsache, dass er sich heute so hatte gehenlassen können, aber sein ganzer Körper schmerzte wie nach Kakashis schlimmsten Trainingseinheiten, die er als Kind gehabt hatte. Was durchaus eine gute Erinnerung war, auch wenn sein damaliges Ich dort wohl noch protestieren würde. Kakashi hatte sie teilweise wirklich durch die Hölle geschickt und damals hatten sie zwar in der Theorie verstanden, dass das notwendig war um später auch am Leben zu bleiben, aber das praktische Wissen hatte dank der fehlenden Erfahrungen noch nicht richtig seine Wurzeln ausgetrieben um sich festzusetzen.   Heute sah das bei Naruto anders aus. Nun wo er ein wenig entspannen konnte, fragte er sich auch, was mit seinen Kameraden wohl passiert war. Die Geschichte hatte sich eindeutig verändert, denn wäre alles so verlaufen wie Naruto es erlebt hatte, wären sie Sasuke und Gaara gefolgt, die im Wald gekämpft hatten. Auch hier hatte sich eindeutig etwas verändert, dem er noch nachgehen wollte, wenn er ernst einmal sauber war und sein Magen anständig gefüllt. Es musste schließlich einen Grund geben, warum der Kampf zwischen Sasuke und Gaara nicht so verlaufen war, wie es hätte sein sollen.   Ein leichtes Prickeln kroch über Narutos Haut und fast hätte er frustriert aufgestöhnt. Er kannte das Gefühl und im Augenblick konnte er nicht behaupten, dass es ihm Recht war. Scheinbar schien sein Team sich gut geschlagen zu haben, denn sonst gäbe es vermutlich keine Möglichkeit, dass Kakashi sich so schnell nach dem Kampf ungefragt Zutritt zu seinem Apartment verschafft hatte. Es frustrierte Naruto wirklich sehr, auch wenn ein kleiner Teil aufgrund dieser Tatsache, dass Kakashi noch immer sich kümmerte, zufrieden entspannen konnte. Zumindest ein Teil war zwischen diesen beiden Männern, die aus verschiedenen Zeiten kamen und dennoch die gleiche Person waren, gleich geblieben, was einen Ankerpunkt gleichkam, den Naruto gleichsam gierig annehmen und entschieden ablehnen wollte.   Bedauernd stellte er nun wegen dem unangekündigten Besuch das Wasser ab, um sich ein Handtuch zu greifen, sich grob abzutrocknen und es sich anschließend um die Hüfte zu binden, ehe er die Tür öffnete und dem Mann gegenübertrat, der vermutlich der Untergang seiner Geduld sein würde. Er hoffte nur, dass dieses Mal schnell geklärt war, warum Kakashi erneut ihm folgte wie ein Bluthund, damit er sich um jene Dinge kümmern konnte, die in diesem Augenblick tatsächlich eine Bedeutung hatten. 17 a step forward ----------------- ―—————————————————————————―————————————————————————— 17 a step forward ―—————————————————————————―————————————————————————— Shinobi waren bei Zeiten durchaus paranoide Wesen, allerdings war Kakashi sich absolut sicher, dass es keine Paranoia war, sich selbst schützen zu wollen. Dabei spielte es nicht einmal eine Rolle ob man ein Zivilist oder ein Shinobi war. Sie alle hatten diesen Grundgedanken in sich verankert und nur die Art wie sie diesem folgten unterschied sich ein klein wenig voneinander. Und dann war da Naruto, der all diese Bedürfnisse scheinbar nicht zu haben schien. Kakashi wusste nicht, was genau er bei dem Apartment des Jungen erwartet hatte. Wenn er daran zurückdachte, was er damals vermutet hatte, als er das Team übernommen hatte, hätte er dieses Szenario nicht für ausgeschlossen gehalten. Doch nun, mit dem Wissen, dass der Junge weit mehr konnte als er ihnen zeigte, hatte er zumindest irgendetwas erwartet. Siegel, Fallen, irgendetwas was es einem ein wenig erschwerte ein Apartment zu betreten das einem selbst nicht gehörte. Aber da war nichts. Nicht einmal die Tür war verschlossen, als wenn Naruto keinerlei Sinn dafür hatte sich selbst zu schützen. Kakashi hatte es geprüft und dass er verblüfft war, würde vermutlich niemanden wirklich überraschen.   Wo der Weg nun frei war, wählte er einfach die Eingangstür, öffnete sie und trat dann in den spärlichen Raum der dahinter lag. Ein kleiner Flur, ein Bereich der gleichsam Küche und Wohnzimmer war und zwei weiteren Türen, eine offene, hinter der man das Schlafzimmer sah und die andere führte wohl zum Badezimmer.   Auch hier war nicht alles so, wie Kakashi es sich vorgestellt hätte. Shinobi, egal wie alt sie waren, waren keine normalen Kinder mehr. Sie lernten früh was das Leben wirklich war, sahen früh welche schlimmen Dinge es in der Welt gab, dennoch wirkte die Ordnung die Narutos kleines Apartment ausfüllte, wie etwas was schlichtweg fehl am Platz war. Es zerrte langsam wirklich an seinen Nerven so viele verschiedene Puzzlestücke bekommen zu haben und dennoch kein klares Gesamtbild aus diesen formen zu können. Was er bisher hatte, verwirrte einfach viel mehr, als das es ihn klar sehen ließ.   Da war der Junge, der bis zu seiner Teameinteilung vor allem darin aufgefallen war recht markante Farben zu tragen und Streiche zu spielen. Jeder hatte gewusst wer Uzumaki Naruto war und jeder hatte auch irgendwie mitbekommen, dass er nicht unbedingt die hellste Lampe in ihrer Welt war. Dann war da der Junge, der bei ihrem ersten Treffen aufgetaucht war und so gar nicht mit dem Bild in Verbindung gebracht werden konnte, welches man zuvor von ihm gehabt hatte. Normale Shinobi Kleidung und vor allem ruhig. Ein Junge, der ihm eindeutig die Glocken hätte abnehmen können und doch im letzten Moment einen fast stümperhaften Rückzug gemacht hatte. Ein Junge, der einem einen Schauer über den Rücken jagen konnte, der eindeutig in die Richtung ging, dass man einfach fühlte, welche Kraft und welche Macht sein Gegenüber hatte.   Aber was einem wohl am Meisten in seinen Bann zog, waren die Augen des Jungen – falls Naruto diese Bezeichnung überhaupt verdiente. Da war einfach so viel Schmerz, so viel Verlust und negative Erfahrungen zu sehen, dass kein normaler Mensch wirklich begreifen konnte, wie ein Junge in Narutos Alter diesen bereits in sich tragen konnte. Sicher, ihre Welt war keine die besonders friedlich war, aber dieser Schmerz war bereits in ihnen gewesen, bevor er überhaupt die ersten praktischen Erfahrungen gemacht hatte. Es frustrierte Kakashi zusehends, dass er einfach nicht zu fassen bekam, was oder wer der junge Shinobi wirklich war.   Die Tür zu seiner Linken öffnete sich und erst jetzt wurde Kakashi wirklich bewusst, dass das Wasser, welches er beim Betreten des Apartments hatte rauschen hören, aufgehört hatte. Heraus trat niemand anderes als sein Schützling, lediglich mit einem Handtuch um die Hüfte – und einem Blick, der durchaus in der Lage war jemanden sofort in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Uzumaki Naruto war ganz sicher nicht glücklich über seinen unangemeldeten Besuch. Nicht, dass das Kakashi irgendwie aufgehalten hätte.   Mit einem leichten Schmunzeln hob er die Hand zum Gruß. „Wir haben dich vermisst, seit du einen Klon nach dem Kampf zurückgeschickt hast.“, meinte er locker und trat weiter in den Raum hinein. Sein Blick wanderte über den halbnackten Körper. Eine gerade Statur, kräftige Schenkel und deutlich definierte Muskeln. Sie trainierten, aber Kakashi war sich doch recht sicher, dass dieser durchtrainierte Körper nicht zu einem Jungen gehörte, der vor allem durch Unsinn aufgefallen war. Er war sich nicht einmal sicher, ob Naruto schon immer so ausgesehen hatte und für einen kurzen Moment versuchte er sich zu erinnern, ob er alte Erinnerungen hatte, die er mit diesem Bild in Vergleich setzen konnte.   Naruto schnaubte leise, wendete sich ab und ging zum Schlafzimmer, wo er schamlos das Handtuch fallen ließ und begann sich zu bekleiden. „Und das rechtfertigt dein Eindringen hier?“, fragte er nach, ohne Kakashi mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Dieser zuckte gelangweilt mit den Schultern. „Keine Fallen, keine Siegel. Das ist so gut wie eine direkte Einladung.“, gab er zu. Er musste ein leises Lachen unterdrücken, als Naruto ein kaum hörbares – und deutlich frustriertes - „Bluthund“ zischte. Das war vermutlich ein akkurates Bild, aber Naruto beschwor es auch eindeutig herauf.   Als der junge Shinobi – nun wieder anständig gekleidet – aus dem Schlafzimmer heraus kam und sich zu der Küchenzeile bewegte, folgte Kakashi diesem und ließ sich an dem kleinen Tisch nieder. Während Naruto hantierte, betrachtete Kakashi ihn weiter. Routinierte Bewegungen, Ruhe und Gelassenheit. Das für sich wunderte ihn nur bedingt. Natürlich erinnerte er sich noch an das Apartment, das er mit Hiruzen besucht hatte, kurz nachdem man ihm mitgeteilt hatte, welche Genin er als nächstes hatte und was er gesehen hatte, hatte vermuten lassen, dass der Junge noch nicht alleine zurecht kam. Aber seit dem war auch einiges an Zeit vergangen und Naruto hatte dazu gelernt.   „Kein Bluthund, nur neugierig.“, gab Kakashi zu, während Naruto Wasser aufsetzte und zwei Tassen mit Tee präparierte. Gastfreundschaft – in Anbetracht der Situation, dass Naruto nicht sehr glücklich über sein Auftauchen reagiert hatte, war das etwas, was er ihm generell nicht zugetraut hatte. Da war einfach eine Distanz zwischen ihnen, die eher vermuten ließ, dass Naruto versuchen würde ihn schnell wieder aus seinem Apartment zu befördern, als dass er ihm etwas anbot. Was ebenfalls seltsam erschienen ließ, dass jeder Narutos Apartment betreten konnte, der es wollte. Kakashi zweifelte auch nicht daran, das Naruto erfolgreich mit einem Rausschmiss sein würde.   Naruto seufzte unzufrieden, die Schultern sackten hinab und er drehte sich zu ihm herum, um ihn mit einem Mix aus Frust und Verärgerung anzublicken. „Neugierig.“, wiederholte er tatsächlich deutlich frustriert. Für einen Moment glaubte Kakashi, dass er nun den Naruto zu Gesicht bekam, den er damals erwartet hatte. Laut und temperamentvoll. Statt dessen schien alle Kraft aus dem Jungen zu weichen und er lehnte sich gegen die Anrichte um ihm dann direkt in die Augen zu sehen. Oder ein Auge, das andere war nach wie vor verdeckt.   „Also gut.“, gab er schließlich nach und straffte sich wieder. „Eine Frage, aber im Gegenzug lässt du mich danach in Ruhe, Kakashi.“, verlangte er. Das überraschte den Jōnin so sehr, dass er sich nicht einmal ärgern konnte, dass Naruto erneut seinen Namen benutzte. Ohne Sensei, ohne irgendeine Form der Höflichkeit. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er je Antworten bekommen würde, was wohl auch der Grund war, warum er nicht wirklich über die Frage nachdachte, die er stellte. „Wer bist du wirklich?“, fragte er deswegen nach. Seinen Fehler bemerkte er sofort, denn Narutos Augen funkelten verschmitzt. Verdammt, er hätte eine weitaus klügere Frage stellen können, die ihm Gelegenheit gab tiefer zu bohren, damit die Frage komplett beantwortet wurde.   „Uzumaki Naruto.“, kam auch sofort von Naruto, aber Kakashi wollte sich damit nicht zufrieden geben. „Und was zum Teufel soll das heißen?“, hakte er nach, unwillig seine voreilige Entscheidung so stehen zu lassen. Naruto aber zuckte nur leicht mit der Schulter. „Das ist mehr als eine Frage, Kakashi und das ist dir auch bewusst.“, erklärte er und wendete sich erneut ab, um sich um das mittlerweile kochende Wasser zu kümmern. Es war wirklich frustrierend, dass er diese schnelle Entscheidung getroffen hatte, andererseits war Naruto das wohl bewusst gewesen. Es war schließlich kein Geheimnis, dass er sich nicht mehr mit den Brocken zufrieden geben wollte, die er dann und wann hingeworfen bekam. Da war schlicht mehr als es den Anschein hatte und selbst er verlor langsam die Geduld.   ***   Naruto ließ sich Zeit um den Tee aufzugießen, erst dann stellte er den Kessel wieder auf den Herd, nahm beide Tassen um sie zum Tisch zu bringen. Eine stellte er vor Kakashi, während er die andere mit sich nahm und sich schließlich dem Mann gegenübersetzte. Er wusste natürlich, dass Kakashi alles andere als zufrieden war mit seiner Antwort und dass er nicht nach seinem Namen gefragt hatte, aber Naruto war nicht bereit mehr offen zu legen. Nicht jetzt, nicht hier und vielleicht auch niemals. Er wusste es wirklich noch nicht. Gerade Kakashi war einfach ein Faktor, den er kaum einschätzen konnte. Zum einem war da nach wie vor die Möglichkeit, dass der Mann irgendwann mehr empfand und wenn es wirklich mies lief, schickte er ihn ein weiteres Mal durch diese Hölle. So langsam konnte er behaupten, dass er einigermaßen ins Gleichgewicht zurückgefunden hatte, aber er wusste nicht, ob er all das noch einmal mitmachen wollte. Oder eher konnte, denn von wollen war auch jetzt nicht die Rede. Es war eine schwere Bürde und noch dazu eine sehr emotionale. Auch wenn Naruto durchaus differenzieren konnte zwischen all jenen die er verloren hatte und den Menschen, die er heute hier vor sich stehen hatte, blieb bestehen, dass sie jene werden würden, die er schon einmal verloren hatte. Vermutlich nicht genauso wie er sie kannte, was nicht nur an seinem Eingreifen lag. Er selbst war anders, sein Denken war ein anderes und somit auch sein ganzes Handeln. Dennoch blieb Sasuke Sasuke und Kakashi blieb Kakashi.   „Ich weiß, dass du etwas anderes hören willst.“, erklärte er schließlich, zog den Beutel aus seiner Tasse um ihn auf einen kleinen Teller zu legen, den er zwischen sie gestellt hatte. Ohne aufzusehen nahm er die Tasse hoch und blies sanft auf die Oberfläche, um das Getränk ein wenig abzukühlen. „Trotzdem ist es die Wahrheit. Ich bin Uzumaki Naruto, bin als dieser geboren worden, lebe als dieser und werde auch irgendwann als dieser sterben.“ Er war kein Trugbild, kein Feind der sich nur als er ausgab. Und auch wenn er aus der Zukunft kam, blieb es dabei, dass er er selbst war.   Er schüttelte leicht den Kopf, bevor er endlich wieder aufblickte. Kakashi sah ihn offen an und ihm war deutlich anzusehen, dass er nach wie vor nicht glücklich war. „Du hast es versprochen.“, erinnerte Naruto ihn leise. Er konnte sich wirklich nicht ständig Kakashis Fragen stellen. Weder jenen, die er offen stellte, noch denen, die unausgesprochen in seinem Blick lagen. Kakashi war ja auch nicht die einzige Person, die aufmerksam geworden war. „Du hast versprochen, mir Raum zu geben und dich um Sasuke zu kümmern. Du wirst verstehen, irgendwann, aber bis dahin bitte ich dich mir zu vertrauen.“ Das war sicherlich etwas, was nicht nur einem Shinobi schwer fiel. Dennoch nahm Naruto an, dass Kakashi ihm grundlegend vertraute. Der Mann war intelligent und er schaute weitaus genauer hin, als manche ihm zugestehen würden. Kakashi war jemand, der schnell ein Trugbild aufdecken konnte, dennoch hielt er sich wohl noch extrem zurück, was nur bedeuten konnte, dass ein gewisses Grundvertrauen vorhanden war.   Als der Mann seufzte und die Schultern hängen ließ, entspannte auch Naruto sich. „Danke.“, sagte er leise, denn er musste die Antwort nicht hören um sie zu kennen. Zumindest für den Moment besann Kakashi sich auf sein Versprechen. Vermutlich hielt das nicht ewig an, aber das musste es auch gar nicht. Auf komische Art war es sogar recht tröstlich, dass sein Mentor und aus früheren Zeiten wohl auch einer seiner engsten Vertrauten noch immer sich kümmerte. In dieser Zeitlinie, wo Naruto sich durchaus alleine fühlte, konnte er jeden Strohhalm gebrauchen, der ihm geboten wurde.   „Du wirst nie alleine sein.“, schnaubte Kurama plötzlich in ihm und Naruto konnte das leise Glucksen nicht verhindern, als er den Fuchs in sich sah. Er sah fast so aus, als wenn er beleidigt wäre, was natürlich niemals passieren konnte.   „Ah, Kurama, keine Sorge, ich würde doch nie meinen kleinen, sarkastischen Fellball vergessen.“, neckte er deutlich entspannter zurück. Kurama würde immer an seiner Seite sein, auch wenn sie sich das nicht ausgesucht hatten. Und Naruto konnte zugeben, dass er sich keinen besseren Partner wünschen konnte. Sie waren ein gutes Team, auch wenn sie erst als dieses hatten zusammenwachsen müssen. Was natürlich Zeit gebraucht hatte.   „Ehrlich Kurama. Es gibt keinen besseren Partner. Ich verdanke dir viel.“, fügte er deswegen auch ernster hinzu. Kurama mochte der Grund sein, dass seine Kindheit schwierig gewesen war. Er war auch der Grund, dass seine Eltern gestorben waren, aber er wusste ebenfalls, dass es nicht Kuramas Intention gewesen war. Er war manipuliert worden, herausgezogen aus seinem Gefängnis und dann auf Konoha losgelassen worden. Obito war der Schuldige, welcher wiederum ebenfalls manipuliert worden war. Ihre Welt war verrottet, deswegen verstand er zumindest im Ansatz den Wunsch, ein Utopia kreieren zu wollen, auch wenn ihres nichts weiter als ein Trugbild war.   Mit einem letzten Blick auf den gigantischen Fuchs, wendete Naruto sich ab, um sich wieder seinem Gast zu widmen, welcher ihn – wie er dann feststellen musste – eingehend musterte. Es war etwas unangenehm, immer wenn er mit Kurama agierte, schien er auszusehen als wenn er nicht da war. Was ja auch irgendwie stimmte. Kakashi hatte ihm einmal anvertraut, dass es seltsam wirkte, wenn er plötzlich abwesend vor sich hin starrte, dennoch genug Regungen zeigte um zu verdeutlichen, dass er verärgert war oder sich gut amüsierte. Damals hatte auch niemand gewusst, dass er mit Kurama kommunizieren konnte und dieses durchaus regelmäßig getan hatte, auch wenn ihre Ebene dort natürlich noch eine andere gewesen war.   Leise räusperte er sich und erwiderte Kakashis Blick aufmerksam. „Gaara.“, sagte er schließlich, stockte einen Augenblick, weil er nicht so recht wusste wie er formulieren sollte, was ihn interessierte. Es war aber scheinbar auch nicht notwendig. Naruto wusste wirklich nicht, wie Kakashi es machte, aber jedes Mal wenn er zu grinsen schien, sah man es ihm trotz der Maske deutlich an. Was seltsam war, wenn man lediglich ein Auge sehen konnte, anhand dessen man seine Reaktion ablesen musste. „Du willst wissen, was mit dem Jungen aus Suna passiert ist?“, hakte Kakashi nach und lehnte sich dann zurück, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Naruto antwortete nicht, sondern blickte den Mann nur weiter an.   „Nun, ich weiß nicht was du getan hast, aber er war nicht wirklich in der Lage zu kämpfen. Ihm schwirrte wohl eher einige Fragen im Kopf herum. Ich glaube ich muss nicht erwähnen, dass Sasuke ziemlich unzufrieden mit dem Resultat ist.“, erklärte Kakashi ihm, ehe er an der Tasse nippte, weiterhin den Blick aufrecht erhaltend. Nein, Naruto musste das nicht gesagt bekommen. Sasuke war nach wie vor so auf seine Rache fixiert, dass er es vermutlich als persönliche Beleidigung ansehen würde, wenn ein, in seinen Augen, starker Shinobi nicht gegen ihn kämpfen wollte. Naruto hatte sogar das Gefühl, dass es ein Stück weit schlimmer war wie beim ersten Mal. Ob er damit Recht hatte, war allerdings nicht leicht zu beantworten. Er selbst war es schließlich, der sich fern hielt. Anstatt Sasuke herauszufordern, versuchte er den Kontakt zu vermeiden wo es nur ging. Er wusste sehr wohl was die Auslöser dafür waren, denn egal wie stabil er sich mittlerweile fühlte, er konnte nicht ausblenden was er selbst seinem besten Freund in einigen Jahren antun würde, wenn die Geschichte sich wiederholte. Er litt noch heute massiv darunter und bekam die Bilder nicht aus dem Kopf heraus.   Gleichzeitig war diese Situation seit langem eine, in der er tatsächlich das Verlangen hatte, sich verbal mitzuteilen. Einen Teil seiner Geheimnisse mit jemanden zu teilen. Vielleicht lag das auch daran, dass Kakashi nicht direkt fragte, sondern unterschwellig offen legte, dass er durchaus interessiert war mehr zu erfahren um verstehen zu können. Naruto fragte sich, ob es Schaden anrichten würde, wenn er in diesem speziellen Fall zumindest einige Brocken offen legte. Er würde damit nichts weltbewegendes offen legen, sondern nur Fakten, die ihnen beiden zu einem großen Teil bereits bewusst waren.   ***   Was genau gerade passierte, wusste Kakashi nicht, aber als Naruto plötzlich so ernst wurde, fühlte er einfach, dass er endlich einen kleinen Einblick bekommen würde, der ihm bisher verwehrt geblieben war. Ohne es wirklich verhindern zu können, spannte er sich an und klammerte sich nahezu an seine Tasse um irgendwie Halt zu haben. Ein warmer Schauer rieselte vom Nacken aus seinen Rücken hinab, als blaue Augen ihn offen und dennoch ernst fixierten.   „Du weißt wer ich bin, was in mir ist.“, erklärte Naruto schließlich leise, ohne den Blick abzuwenden. Er blinzelte nicht einmal, als wenn er um jeden Preis verhindern wollte eine Reaktion zu verpassen. Was in ihm lebte? Nun, das wussten sie alle und es war sicher nicht verwunderlich, dass auch Naruto es wusste. Der Junge der Streiche spielte, laut war und nach Aufmerksamkeit suchte, wäre sicherlich ahnungslos gewesen, aber dieser Junge existierte nicht mehr. An seiner Stelle war dieser junge Mann getreten, der mit einem Blick einem das Gefühl vermittelte, in Gefahr zu schweben, wenn man sich falsch bewegte, auch wenn sein Äußerstes eher vermuten ließ, dass man es mit einem Grünschnabel zu tun hatte. Aber Naruto war weit mehr als das, er war nicht der Einzige, der dieses Tatsache sehr gründlich verstanden und auch akzeptiert hatte. Naruto wusste weit mehr, als jeder gedacht hätte, wie er ebenfalls wusste, seit der junge Shinobi auf Jiraiya getroffen war.   Kakashi nickte leicht.   „Und du weißt auch, wer Gaara ist, was in ihm ist.“, führte er weiter fort. Natürlich wusste er auch das. Es war kaum zu übersehen gewesen und Narutos doppeltes Eingreifen in Bezug auf den Jungen aus Suna hatte ebenfalls deutlich gemacht,dass scheinbar eine Verbindung bestand, die Kakashi nur nicht so recht verstehen konnte. Unweigerlich musste er an den Kampf zwischen dem Rotschopf und Guys Schützling denken, als Naruto verhindert hatte, dass Gaara dem jungen Konoha Shinobi weit mehr antat, als es bereits der Fall gewesen war.   Irritiert bemerkte Kakashi, wie Naruto etwas unsicher an seiner Unterlippe nagte. Für einen Moment schien er zu hadern, bevor er sich ohne Erklärung erhob und den Raum verließ. Für einen Moment dachte Kakashi, das Naruto einen Rückzieher machte, doch diese Befürchtung widerlegte sich, als der junge Shinobi schnell zurück kam und eine Schriftrolle auf dem Tisch ablegte. „Was ich dir nun erkläre bleibt unter uns.“, forderte er nun mit einer Stimme, die keinen Widerspruch dulden würde. Etwas perplex konnte Kakashi nichts weiter tun, als zustimmend zu nicken. Instinktiv wusste er einfach, dass Naruto ihm nicht noch einmal diese Gelegenheit bieten würde, wenn er ablehnte. Ebenso wie ihm bewusst wurde, dass er das Versprechen halten musste, wenn er nicht mit dem was er nun geboten bekam, bis an sein Lebensende zufrieden sein wollte. Brach er dieses Versprechen, würde Naruto nie wieder sich öffnen und das war nichts, was Kakashi riskieren wollte. „Du hast mein Wort.“, erwiderte er deswegen, ohne den Blickkontakt abbrechen zu lassen. Naruto nickte zur Bestätigung, nahm einen Stift, rollte die Schriftrolle etwas auf und begann etwas zu malen. Kakashi betrachtete verwundert, wie Schriftzeichen sich aneinanderreihten, sie bald ein Muster ergaben, welcher er nicht kannte, dessen Zweck er aber sofort verstehen konnte. Als Naruto fertig war, begann er auf einem weiteren Stück der Schriftrolle ein anderes Muster zu zeichnen. Weitaus komplexer und weitaus vertrauter als das erste. Kakashi kannte es. Er hatte es gesehen, hatte es studiert um im Notfall helfen zu können. Seine eigenen Juinjutsu Künste waren nicht wirklich herausragend, aber sie reichten eindeutig, um kleinere Sigel anfertigen zu können. In heutigen Zeiten, wo Uzushiogakure – oder Chōju no Sato – nicht mehr existierte und die restlichen Uzumaki Ichizoku weit verstreut und vor allem versteckt lebten, war es schwierig geworden wirkliche Meister der Juinjutsu zu finden. Bestimmte Siegel gehörten zwar zu der Grundausbildung, das Siegel, welches den Kyūbi in Naruto verschloss war aber weit komplexer, als dass jeder es lernen konnte. Woher Naruto wusste wie es gezeichnet wurde, war schon erstaunlich genug.   Für einen Moment betrachtete Naruto sein Werk, ehe er nickte, den Stift zur Seite legte und die Schriftrolle näher zu Kakashi schob. „Das hier“, erklärte er, während er auf das einfache Siegel deutete, „ist ein recht einfaches Siegel, welches Sunas Bijū in Gaara verschlossen hat. Es ist viel zu schwach, weswegen Gaara darauf angewiesen ist, nicht sein Bewusstsein aufzugeben. Deswegen schläft er kaum, denn in diesen Momenten kann sein Bijū Kontrolle über ihn übernehmen.“. Das für sich war eine recht logische Erklärung und wenn Kakashi das Siegel genauer studierte, konnte er nur zustimmen, dass es ein recht einfaches Siegel war. Ähnlich wie jene, die er selbst beherrschte.   „Und das hier ist das Hakke no Fūin Shiki , welches mein Vater genutzt hat, um den Kyūbi in mir zu versiegeln. Es ist so angelegt, dass es möglich ist, das Chakra des Bijū nach außen zu leiten, ohne dass ich Schaden nehme. Es ist weitaus komplexer und stärker als das Siegel, das bei Gaara verwendet worden ist.“ Kakashi nickte leicht, runzelte dann aber auch die Stirn. „Und woher weißt du all das?“, fragte er nach, schüttelte dann aber den Kopf, als ihm bewusst wurde, das er erneut begann Fragen zu stellen. Das konnte er so nicht stehen lassen. Wenn er eines wusste, dann war es, dass Naruto diese Art von direkten Fragen nie beantwortete. Zumindest nicht so, dass er ansatzweise seine Frage beantwortet bekam, ohne dass weitere Fragen auftauchten, die in ihrer Anzahl das überstiegen, was er bereit war zu ertragen.   „Ich meine, soweit ich informiert wurde, hattest du bisher keine Lehrer, außer jenen, die dich in der Akademie unterrichtet haben. In Anbetracht dessen, dass es nur sehr wenige Meister in dieser Kunst gibt, ist es ausgeschlossen, dass du einen dezenten Lehrer hattest, der dir derart komplexe Fūinjutsu gelehrt haben könnte, ganz gleich ob dieses nun theoretisches oder praktisches Wissen ist.“   Naruto blinzelte leicht, ehe er leise lachte. „Ich bin ein Uzumaki, es liegt uns im Blut. Aber du hast Recht. Ich weiß maximal ein bisschen mehr wie andere über diese Kunst. Wie du sagtest, es gibt nur wenige Meister in diesem Gebiet.“, gab er zu. Der Schatten, der sich über Narutos Augen legte, gefiel Kakashi kein Stück. Er hatte selbst genug Erfahrungen sammeln können um zu ahnen, dass der Junge an seine Verluste dachte. Seine Mutter hätte ihm gewiss einiges lehren können, aber leider war auch ein Opfer eben jenes Bijū geworden, welcher nun in Naruto versiegelt war. Kakashi wollte nicht, dass der junge Shinobi weiter in düstere Gedanken versank. Einerseits lag das klar daran, dass er weitere Antworten haben wollte. Aber ein kleiner Teil in ihm, den er nicht wirklich begreifen konnte, mochte den Gedanken nicht, dass Naruto in Trauer versank. Energisch drückte er alle weiteren Fragen daran, wo Naruto gelernt haben könnte welche Siegel bei ihm und Gaara verwendet worden waren, weiter von sich weg. Das hatte Zeit. Ein anderes mal würde er vielleicht darauf eine Antwort finden und wenn ein paar weitere schlaflosen Nächte dafür sorgten, dass dieses seltsame Gefühl von Reue sich nicht weiter in ihm aufbauschte, war das ein geringer Preis den er zahlen musste. Kakashi wusste das, auch wenn er keine Ahnung hatte woher.   „Und was haben diese Siegel damit zu tun was mit Gaara passiert ist?“, fragte er ruhig nach und nippte ein weiteres mal an seinem Tee, den er fast vergessen hatte, während Naruto erneut Dinge gezeigt hatte, die Kakashi sich absolut nicht erklären konnte. Ebenso wie er sich die Erleichterung nicht erklären konnte, als der Schatten auf Narutos Gesicht verschwand und der Junge sich wieder deutlicher entspannte. Er griff erneut nach dem Pergament und zeichnete grob etwas, was wie eine Zelle aussah.   „Die Bijū sind in uns, sie haben sozusagen ihren eigenen Bereich, den wir auch betreten können. Es passiert unbewusst am Anfang, besonders wenn wir die Kontrolle verlieren. Als ich in den Kampf eingegriffen habe, habe ich Gaara in diesen Bereich seines Bijū gebracht um mit ihm reden zu können. Ich wollte ihm einfach zeigen, dass wir gleich sind. Ich muss bei dir kaum um den heißen Brei herumreden, Kakashi. Du weißt selbst, dass es egal ist wo ein Jinchūriki lebt. Die Reaktionen sind überall gleich. Sie variieren lediglich in ihrer Stärke.“   Ja, Kakashi konnte sich denken, wie Jinchūriki behandelt wurden, auch ohne dass er es selbst miterlebt hatte. Er ahnte was Naruto erlebt haben musste. Wie alleine er gewesen war, gehasst ohne es wirklich verstehen zu können. Es spielte keine Rolle ob es sich um Shinobi oder Zivilisten handelte. Die Angst, die negativen Erfahrungen der älteren Generation festigte sich und verblendete den Blick. Auch er selbst war davor nicht sicher gewesen. Er mochte Naruto nicht als den Fuchs selbst gesehen haben, aber er konnte nicht leugnen, dass er den Fuchs selbst aus tiefstem Herzen gehasst hatte. Er tat es vermutlich auch heute noch, auch wenn er differenzieren konnte. Denn Naruto war nicht der Fuchs, nicht derjenige, der ihm auch die letzten Menschen genommen hatte, die ihm etwas bedeutet hatten.   Er schluckte schwer und nickte zustimmend.   Naruto senkte den Blick etwas, ehe er leiser weiter sprach. „Man sagt, dass man in das Herz eines Shinobi blicken kann, wenn man im Kampf die Fäuste zusammenbringt.“, erklärte er leise, ohne den Blick wieder anzuheben.   Und Kakashi verstand, was Naruto ihm sagen wollte. Er verstand was passiert war, als Naruto Gaara entgegengetreten war, als er ihn gezwungen hatte ihre Fäuste zusammenzubringen und als beide plötzlich erstarrt waren in ihren Bewegungen. Er musste gar keine weitere Erklärung bekommen um sich zusammenreimen zu können, dass Naruto Gaara gezeigt hatte, was in seinem Herzen war. Was er erlebt hatte und was sie somit verband. Das Verstehen dieser Situation war auf der einen Seite sehr unangenehm und schmerzhaft, denn es machte überdeutlich, wie wenig Naruto ihnen vertraute. Was wiederum auch irgendwie verständlich war, auf seltsame Art und Weise. Was verband sie auch schon, dass Naruto bereit wäre sie, oder ihn speziell, einen tieferen Einblick in ihn sehen zu lassen?! Andererseits war es seltsamerweise beruhigend zu wissen, dass Naruto seine eigenen Dämonen mit Gaara geteilt hatte und dieses scheinbar einen Wandel begonnen hatte.   Kakashi kannte den jungen Jinchūriki aus Suna nicht Er Hatte kein Wort mit ihm gewechselt und dennoch hatte er gefühlt, dass der Junge aufgewühlt und beinahe kalt war. Für manche mochte das ein idealer Shinobi sein, aber Kakashi wusste es besser. Sie waren in aller erster Linie Menschen, hatten eine Geschichte und es war schier unmöglich alle Emotionen zu verbannen. Sie waren in gewissen Richtungen geprägt, vereinten gute und schlechte Erfahrungen in sich und vermutlich gab es niemanden, der all diese Erinnerungen schlichtweg verschließen konnte um rein gar nichts zu fühlen.   Ein weiteres Mal schluckte Kakashi schwer, nickte leicht, bevor er eine Hand hob und sich fahrig durch sein eh wirres Haar strich. „Funktioniert das bei jedem? Ich meine, sehen was du in dir trägst?“, fragte er schließlich nach, während er versuchte das seltsam nervöse Gefühl in sich ein wenig unter Kontrolle zu bekommen. Naruto nickte ohne den Blick zu heben. Seine Statur wirkte angespannt, was in Anbetracht dieser Situation nicht ungewöhnlich war.   Kakashi wusste einfach, dass da Dinge waren, die Naruto nicht mit ihnen teilen wollte. Nicht jetzt und vielleicht auch in Zukunft niemals. Warum das so war, war nur bedingt verständlich. Es konnte beängstigend sein, seine düsteren Gedanken zu teilen. Kakashi wusste das, auch wenn er keine Ahnung hatte, ob Naruto ähnlich negative Erfahrungen gemacht hatte. Oder noch schlimmere. Vermutlich fürchtete der junge Shinobi, dass die Bitte kam, selbst einen solchen Blick gewährt zu bekommen und Kakashi konnte nicht einmal abstreiten, dass genau das sein erster Instinkt gewesen war. Er wollte endlich Antworten haben, gleichzeitig wusste er aber auch, dass dieser Wunsch unangebracht und zerstörerisch war. Er würde das wenige Vertrauen, welches Naruto trotz allem in ihn zu haben schien, komplett zerstören.   Also tat er was richtig war und nicht das, was seine Neugierde von ihm verlangte. Er schloss geschlagen seine Augen, atmete tief durch, bevor er die Augen erneut öffnete und Naruto wieder direkt ansah. „Ich warte.“, erklärte er dann ruhig. „Vielleicht vergebens, aber vielleicht gewährst du mir irgendwann einen Einblick was in deinem Leben geschehen ist und vielleicht verstehe ich dann auch, warum du mir das Gefühl gibst, mich schuldig fühlen zu müssen.“   Überrascht hob Naruto den Kopf und blickte Kakashi irritiert an. „Du fühlst dich schuldig? Warum?“, fragte er nach und Kakashi konnte deutlich sehen, dass diese Aussage ihn tatsächlich irritierte. Scheinbar bemerkte er nicht einmal, wie er andere ansah und was er damit in anderen auslösen konnte, auch wenn man diese Gefühle selbst nicht verstand. Zumindest Kakashi verstand absolut nicht, warum er das Gefühl hatte, sich Naruto gegenüber schuldig fühlen zu müssen.   Er nickte zustimmend und musterte Naruto deutlicher. „Deine Augen.“, gab er schließlich zu. „Es ist von Anfang an so gewesen, seit ich euch drei zum ersten Mal getroffen habe. Da ist so viel Schmerz und Hass wenn du mich anschaust. Ich weiß nicht was ich dir getan habe, ich verstehe nicht warum du mir dieses Gefühl vermitteln kannst, aber es ist da.“, gab er ehrlich zu. Er sah, dass Naruto überrascht war, das er vermutlich sich eine Weile mit dem beschäftigen musste, was heute alles offengelegt worden war und Kakashi konnte nicht leugnen, dass es ihm anders erging. Entschlossen schob er die Tasse von sich, die er kaum beachtet hatte, seit Naruto begonnen hatte ihm einen kleinen Brocken zu zeigen, der ihn ausmachte.   „Ich denke, es ist besser, wenn ich nun gehe. Keine Sorge, ich stehe zu dem was ich gesagt habe. Deine Geheimnisse sind bei mir gut aufgehoben.“ Er würde nicht verraten, was er heute erfahren hatte. Er wollte tatsächlich nicht das verlieren, was irgendwie zwischen ihnen war.   „Danke, Kakashi.“, erwiderte Naruto, ein ehrliches, erleichtertes Lächeln umspielte seine Gesichtszüge und ließ ihn vermutlich zum ersten Mal, seit Kakashi ihn in seinem Team hatte, aussehen wie ein 12 Jahre alter Junge, der keine Sorgen im Leben haben musste. Auch wenn dieses ein Trugschluss war. Aber darum ging es hier nicht. Mit einem weiteren Nicken richtete Kakashi sich auf, hob die Hand zum Gruß und verließ dann das Apartment um in sein eigenes Apartment zu kommen. Er musste nachdenken, dringend. Er musste verarbeiten was er nun ein wenig besser verstand und vor allem hatte er das dringende Bedürfnis, diese Informationen irgendwo zu verstauen, damit er in Zukunft vielleicht ein bisschen weniger nach bohrte, als er derzeit das Verlangen hatte. 18 about guilt -------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   18 about guilt   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Kakashi war bereits seit einer halben Ewigkeit weg, dennoch fühlte Naruto sich nicht in der Lage, sich von seinem Platz zu erheben und sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Die Aussage, dass Kakashi sich schuldig fühlte, hatte ihn seltsam schwer getroffen. Er verstand es einfach nicht. Warum sollte der Mann sich schuldig fühlen?   Unter Anstrengung rappelte er sich auf um in das Badezimmer zu schlurfen. Vor dem Spiegel blieb er stehen um sich selbst anzusehen. Er wusste wie er aussah, wusste dass er nicht genauso aussah wie damals. Sein Körper war definierter, sein Gesicht weniger rund. Er war gereift, weit vor der Zeit, wie es beim ersten Mal passiert war. Das für sich war nicht einmal verwunderlich, seine Erfahrungen waren anders, damals, das hatte er nicht vergessen, war er weitaus naiver gewesen. Seine Haare jetzt waren länger, rahmten sein Gesicht ein und ließen ihn mehr wie seinen Vater aussehen, als es damals der Fall gewesen war. Vielleicht wurde es tatsächlich an der Zeit, diese ein wenig zu kürzen, andererseits gab es vermutlich nichts, was noch unwichtiger war, wie die Länge seiner Haare.   Er konzentrierte sich mehr auf seine Augen. In Kombination mit seinem Gesicht wirkten sie ernst, beinahe hart, aber auch das war zumindest für ihn nicht wirklich verwunderlich. Er war nun einmal nicht mehr der kleine Junge, der naiv durch die Welt spazierte und glaubte, dass alles ganz einfach war. Er hatte andere Erfahrungen, Verluste die ihn geprägt hatten. Er grinste nicht mehr am laufenden Band, wie sein früheres Ich das getan hatte. Es fiel ihm mittlerweile sogar schwer die Mundwinkel so hoch zu ziehen. Es war ungewohnt, fühlte sich absolut falsch an.   Mit einem Kopfschütteln wendete er sich ab, verschwand in die Küche um die Ordnung wieder herzustellen, bevor er sich auf seiner Couch nieder ließ. Im Moment konnte er nicht wirklich viel tun. Es würde noch Tage dauern, bis Kakashi auf Itachi traf und Naruto war sich unsicher, ob er bereits diese Möglichkeit nutzen sollte, um den älteren Uchiha auf sich aufmerksam zu machen. Es blieb nach wie vor das Problem bestehen, dass sie Tsunade herholen mussten und Hiruzens Tod fiel als Grund weg. Die Frage war allerdings auch, ob Kakashis Gesundheitszustand ausreichen würde, um die zukünftige Godaime nach Konoha zurückzuholen. Er bezweifelte es irgendwie. Sie hatten eine Menge gut ausgebildeter Iryōnin in ihrem Krankenhaus, die vermutlich mit Kakashis Zustand zurechtkommen würden.   Auf der anderen Seite gab es da noch immer Sarutobi Hiruzen, der eindeutig wichtig genug war, dass sie Tsunade zurückholten. Die Frage, wie er das in die Wege leiten konnte, blieb dennoch bestehen. Er konnte nicht einfach losgehen und diesen Vorschlag unterbreiten. Er konnte nicht argumentieren, damit man seinen Vorschlag annahm. Derzeit hatte man vermutlich auch andere Sorgen. Konoha war ohne Führung, ein weiterer Punkt, den man anbringen konnte, nur leider hörte man kaum auf einen kleinen Jungen. Erst recht nicht, wenn es sich um den Jinchūriki des Dorfes handelte. Naruto machte sich da keine wirklichen Illusionen. Der Ältestenrat war verbohrt und er wusste sehr wohl, dass Tsunade sich viele male über dessen Köpfe hinweggesetzt hatte. Wenn es nach dem Ältestenrat gegangen wäre, hätte er sein Leben in Konoha gefristet, am besten noch in irgendeiner Zelle, wo man ihn jederzeit herauszerren konnte, wenn man ihn oder eher den Bijū in ihm benötigte.   Dann war da auch noch Gaara, mit dem er gerne ein paar Worte wechseln wollte. Wie es aussah, hatte er den Jungen genug verwirrt, dass dieser nicht in der Lage gewesen war den Plan zu folgen und wenn Gaara nicht angegriffen hatte, hatten auch seine Geschwister die Füße still gehalten. Er würde Gaara gerne helfen, aber auch hier war es wohl eher schwierig Kontakt aufzunehmen. Er wusste nicht einmal wo die Shinobi aus Suna untergekommen waren, nicht, dass er dieses nicht schnell ändern konnte. Aber bei Gaara war er sich tatsächlich unsicher, wie er auf den Jungen zutreten sollte. Er wusste, dass seine verbissene Art damals Gaaras Eispanzer zum Einsturz gebracht hatte. Dass sein Unwille aufzugeben, obwohl er im Grunde unterlegen gewesen war, Gaara genug irritiert hatte, dass dieser sich mit dem auseinandergesetzt hatte, was um ihn herum passierte. Es hatte vieles ins Rollen gebracht und letzten Endes dafür gesorgt, dass Gaara zu dem Shinobi wurde, den Naruto mittlerweile in seinem Herzen trug.   Und über all dem Chaos, all den Dingen die gerade ungewiss in der Luft hingen, schwebte Kakashis Schuld, die Naruto kein Stück verstand und die ihn absolut nicht los ließ. Frustriert schloss er die Augen und zog sich in sich zurück.   „Hey.“, grüßte Naruto den Fuchs und überwand den Abstand, um näher an seinem Partner heranzukommen. Kurama blickte ihn aufmerksam entgegen, seine langen Schweife bewegten sich träge von einer Seite zur anderen.   „Du hast sicherlich alles gehört. Ist das normal?“, fragte er schließlich nach, ohne seinen Partner aus den Augen zu lassen. Irgendwie konnte er nicht so recht glauben, dass man aufgrund solcher Umstände Schuld empfinden konnte.   Kurama legte den Kopf etwas schief. „Ich weiß es nicht.“, gab er ehrlich zu. „Ihr Menschen seid oft genug seltsam mit den Dingen die ihr empfindet.“   Naruto nickte verstehend, runzelte dabei aber auch die Stirn. „Es fällt mir schwer zu glauben, dass meine Augen Auslöser sind. Gerade ich bin mit Blicken verdammt vertraut, aber ich käme nie auf die Idee so etwas wie Schuld zu empfinden, wegen dem was damals geschehen ist. Nicht einmal, als ich noch keine Ahnung gehabt habe, warum man mich so anschaut.“ Für ihn war so ein Empfinden einfach vollkommen ausgeschlossen und irgendwie konnte man vermutlich diese Situation sogar miteinander in Vergleich ziehen. Er selbst hasste es, was Kakashi ihm angetan hatte und dementsprechend war es vermutlich nicht einmal fraglich, dass dieser Hass in seinem Blick zu sehen war. Gehasst hatten ihn auch die Dorfbewohner, was man ihnen ebenfalls angesehen hatte.   „Du kannst das nicht komplett vergleichen. Es gibt hier weitaus mehr Variablen, die eine Rolle spielen.Angefangen damit, dass du für ihn kein Fremder bist. Ihr wart indirekt bereits verbunden, bevor du überhaupt geboren worden bist.“, erklärte Kurama und legte dabei leicht seine riesigen Ohren an.   „Dein Vater war sein Lehrer, er kann Schuld empfinden, weil er dich genauso fallengelassen hat wie alle anderen. Vermutlich gibt es noch hundert weitere Gründe, die ihn beeinflussen können. Du darfst nicht vergessen, wie sein eigenes Leben verlaufen ist.“   Das wusste Naruto natürlich. Er war sich bewusst, dass Kakashi ihm vermutlich nicht alles aus seinem Leben erzählt hatte, als sie während des schier endlosen Krieges so eng zusammen gelebt hatten. Sie hatten viel geredet und so sich dem jeweils anderen immer weiter geöffnet, aber auch Naruto hatte natürlich nicht alles dem anderen Mann offenbart. In einigen Jahren hätte das vielleicht anders ausgesehen, aber diese Jahre hatten sie nicht mehr gehabt.   „Schon.“, gab Naruto zu. „Ich frage mich nur,ob Kakashi weit mehr hierher zurück geschickt hat. Irgendwie finde ich diese ganze Angelegenheit seltsam. Schau mich doch an. Ich wurde zurück geschickt, stecke aber in diesem kindlichen Körper fest. Hätte ich nicht so wie ich war hergeschickt werden müssen?“, teilte er seine Gedanken mit.   Das war etwas, was Naruto durchaus ein wenig beschäftigte. Einmal davon abgesehen, dass er nicht geglaubt hatte, dass es überhaupt möglich war in der Zeit derart zurückzureisen, klang es schlichtweg unlogisch, dass er dabei seinen Körper regelrecht wechselte. Das genau das geschehen war, spürte er auch unterbewusst sehr deutlich. Sein Körper fühlte sich trotz der Vertrautheit komplett fremd an. Er war so jung wie damals, hatte aber den Verstand, die Erfahrungen und die Kräfte, die er als erwachsener Mensch erlangt hatte.   „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie das mit seiner Technik funktioniert.“, gab Kurama ehrlich zu. „Ich habe vieles gesehen, aber gewiss noch nicht, wie jemand in der Zeit transportiert wurde. Nicht einmal die Jutsu der Uchiha, die durchaus die Zeit manipulieren können, sind damit zu vergleichen.“   Naruto nickte, denn er verstand worauf Kurama hinauswollte. Aber er spürte auch, das dieser noch nicht fertig war.   „Wenn man bedenkt, dass du dich in der Vergangenheit befindest, du aber nicht komplett du selbst bist, sondern alles was nicht körperlich ist zurückbefördert wurde, ist es denkbar, dass Kakashi einen Teil von sich ebenfalls hergeschickt hat. Andererseits stimmt es auch nicht, dass dein Körper nicht hertransportiert worden ist. Unsere Verbindung beweist das Gegenteil. Damals wusstest du gerade einmal, dass ich in dir existiere.“   Überrascht zog Naruto die Augenbrauen hoch. Was Kurama sagte, ergab Sinn. Er mochte wieder ein Kind sein, sein Körper dementsprechend klein, aber dennoch war ihre Verbindung nicht rückgängig gemacht worden. Er besaß nach wie vor den Schlüssel zu seinem Siegel, welches schon seit einer gefühlten Ewigkeit geöffnet war. Es gab keinen Grund Kurama einzusperren. Sie waren Partner, sie arbeiteten Hand in Hand und versuchten nicht mehr, sich gegenseitig zu schaden.   „Wenn ich so darüber nachdenke, irgendwie ist es nicht nur das Gefühl, dass dieser Körper mir fremd ist.“, gab Naruto ehrlich zu. Er konnte dabei nicht einmal so recht in Worte fassen, wie er diese Aussage meinte. Es war einfach ein komplett unterbewusstes und sehr schwaches Gefühl, als wenn sein Körper mit ihm nicht im Einklang war, als wenn er ständig versuchte sich an ihm anzupassen, auch wenn das keinen wirklichen Sinn ergab.   „Ich weiß, was du meinst. Ich fühle es auch.“, gab Kurama zu, ohne den Blickkontakt abzubrechen. „Wenn die Sache mit Uchiha geregelt ist, solltest du vielleicht mit ihm durchgehen, was genau Kakashi mit dir gemacht hat. Vielleicht finden wir darin Antworten.“   Naruto nickte leicht und ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Aus verständlichen Gründen war Kurama nicht gerade begeistert von den Uchiha, aber der Fuchs erkannte dennoch, wenn er jemanden vor sich hatte, der vielleicht verdienen konnte, sein Vertrauen und Respekt zu gewinnen. Itachi war da ein durchaus guter Kandidat. Er war intelligent und sanft, auch wenn er sehr schlechte Entscheidungen getroffen hatte. Aber auch wenn man diese nicht richten konnte, so konnte man zumindest beginnen einen neuen und dabei richtigen Weg einzuschlagen.   Er beschloss, dass er auch diese Sache erst einmal in Itachis Hände legen würde, ehe er sich weiter damit befasste. Wenn jemand durchschauen konnte was genau Kakashi getan hatte, dann war es ein anderer Träger des Sharingan. Itachi war da eindeutig die beste Wahl, wenn man bedachte, dass ansonsten nur zwei weitere Uchiha zur Auswahl standen, welche nicht wirklich geeignet waren um solche Dinge zu diskutieren. Bis es soweit war, würde er versuchen Kakashi aus dem Weg zu gehen und auch jeden weiteren Gedanken an den Mann unterdrücken, so weit es ging. Er würde alleine eh auf keine Antwort kommen.   „Ich danke dir, Kurama.“, meinte er schließlich leise, ehe er sich wieder zurückzog.     ***   Konoha war friedlich am nächsten Morgen, wenn man ausblendete, dass eindeutig mehr Shinobi auf den Straßen unterwegs waren und scheinbar patrouillierten. In Anbetracht der Ereignisse, war das vermutlich nicht einmal ungewöhnlich.   Am Abend zuvor war Naruto recht früh ins Bett verschwunden. Er hatte sich ausgelaugt gefühlt, wenn auch nicht auf körperlicher Ebene. Der zusätzliche Schlaf hatte ihm gut getan und an diesem Tag fühlte er sich wieder frisch und voller Energie. Dazu kam, dass das Wetter recht gut war und die Straßen belebt, auch wenn mehr Shinobi unterwegs waren. Es wirkte einfach friedlich, was Naruto schlichtweg genoss.   Er hatte an diesem Morgen überlegt, ob er im Krankenhaus vorbeischauen sollte, diese Idee aber wieder verworfen. Als Kind und Jinchūriki würde man ihn kaum zu Hiruzen lassen. Natürlich konnte er ein weiteres Mal in die Rolle des Anbu schlüpfen, aber er bezweifelte, dass er damit mehr erreichte, als dass man sich intensiver mit ihm beschäftigte. Schließlich war er bei dem Angriff auf ihr Oberhaupt direkt dabei gewesen und sogar Mitschuld an dessen Zustand. Es gab auch noch einen kleinen Teil in ihm, der befürchtete, dass sein Vater noch da war.   Es war schwer, dem Mann gegenüberzutreten, wenn man wusste, dass man kaum Gelegenheit bekam ganz privat zu reden und das Wissen stets im Vordergrund lag, dass man ihn erneut aufgeben musste. In all den Jahren hatte er eindeutig seinen Frieden damit gemacht, seine Eltern nur zu einem gewissen Teil bei sich gehabt zu haben. Die Tatsache, dass beide einen Teil ihres Chakra in das Siegel eingeflochten hatten, hatten ihm Frieden gegeben, sie in all den Jahren indirekt dennoch stets bei sich gehabt zu haben. Er wollte und konnte nicht erneut durch die Enttäuschung gehen, viel zu wenig Zeit mit ihnen gehabt zu haben.   Außerdem hatte er andere Sorgen. Er wusste noch immer nicht, wie er anregen konnte, dass man Tsunade zurück holte. Es war einfach wichtig, dass die zukünftige Godaime erneut ihren Platz einnahm und Konoha in Zukunft beschützte. Viel zu vieles würde ansonsten komplett im Dunkeln liegen. Außerdem war Naruto sich bewusst, dass Danzō bereits jetzt versuchen könnte, den Posten in Beschlag zu nehmen. Das war nichts, was er selbst zulassen wollte, auch wenn er sich mit dieser Thematik ebenfalls noch befassen musste. Das hatte allerdings noch deutlich Zeit.   Blieb für den Moment also nur zwei Dinge, die wirklich wichtig waren. Es war nicht mehr lange, bis Itachi in Konoha sein würde. Naruto hatte das Verlangen einzugreifen, andererseits war es vermutlich sogar die Gelegenheit, um Tsunade ins Spiel zu bringen, wenn Kakashi nach dem Kampf gefunden wurde, auch wenn er noch nicht wusste, wie er es auf den Tisch bringen sollte. Seine beste Alternative war vermutlich, dass er Jiraiya ins Spiel brachte. Dieser hatte einen weitaus größeren Einfluss als Naruto derzeit und vielleicht konnte er den Mann dazu bringen, für Kakashi Tsunade aufzusuchen. Natürlich auch für Lee, der ihre Hilfe benötigen würde, wenn er je wieder ganz fit werden wollte. Er mochte in den Kampf eingegriffen haben, schwer verletzt worden war der junge Shinobi dennoch. Tsunade musste einfach zurückkommen, auch wenn er noch keine Ahnung hatte, wie er die Frau erreichen konnte.   Für einen Moment blieb er stehen und nahm auf, wie die Straßen um ihn herum lebten. Den Anblick hatte er in den letzten Jahren eindeutig vermisst. Die vertraute Umgebung, Menschen die eilig die Straßen entlangliefen, Zivilisten die vor ihren kleinen Geschäften sauber machten, Kinder die lachend über die Straßen tollten. Er war hier aufgewachsen und als Konoha gefallen war, war auch ein Teil von ihm abgestorben. In den letzten paar Jahren hatten sie wie Nomaden gelebt. Sie waren stets weiter gezogen, hatten stets versucht zu überleben, während sie in weitere Kämpfe gestolpert waren. Nach und nach war ihre Gruppe kleiner geworden, bis kaum noch jemand zurückgeblieben war, den Naruto im Herzen trug. Es waren sehr bedrückende Zeiten gewesen, Zeiten in denen sie Trauer empfunden hatten, welche sich tief in ihre Eingeweide gefressen und nicht mehr losgelassen hatte.   Ein zweites Mal wollte er das tatsächlich nicht zulassen.   Energisch schüttele er den Kopf, um die unliebsamen und bedrückenden Gedanken von sich zu schütteln. Konoha existierte und alle die ihm etwas bedeuteten existierten ebenfalls. Wenn er seine Sache gut machte, würde das dieses Mal auch so bleiben. Es spielte keine Rolle ob sie erneut seine Freunde werden würden, oder welche Zukunft ihn selbst erwartete. Das waren Dinge, die er auf sich zukommen lassen musste, so beängstigend diese Gedanken manchmal auch waren.   Er ging langsam weiter und lächelte leicht, als er eine Gruppe Jungen beobachtete, die am Straßenrand laut lachend miteinander rangen. Das waren die Dinge, für die es sich immer lohnte zu kämpfen, auch wenn er selbst kein Teil von ihnen war. Damals hätte er noch versucht irgendwelche Bindungen zu knüpfen, heute sah es etwas anders aus. Nicht, weil er es nicht mehr wollte, sondern eher, weil er nicht mehr konnte. Er war keine 12 Jahre mehr alt, ganz gleich wie sein Körper auch aussah. Er käme sich vermutlich ziemlich dumm dabei vor, wenn er wie ein Kind zu spielen begann. Aber das wünschte er sich auch gar nicht.   Aus den Augenwinkeln heraus sah er etwas, was seine Aufmerksamkeit auf sich zog und als er den Kopf in die entsprechende Richtung drehte, wunderte er sich nicht, Gaara zu entdecken, der mit seinen Geschwistern an einer Straßenecke stand. Die beiden Älteren waren am diskutieren, während Gaara scheinbar uninteressiert und gelangweilt danebenstand. Aber Naruto kannte den Jungen mittlerweile gut genug um zu wissen, wo er schauen musste, um zu erkennen, wie es Gaara wirklich ging.   Der Sturm, der in den Augen des Jungen tobte sprach eine ganz andere Sprache, wie es sein Körper tat. Gaara war aufgewühlt und auch wenn andere es vermutlich nicht sofort erkennen würden, behielt der junge Shinobi die Straße vor ihnen genau im Blick. Seine Augen huschten von Kindern zu ihren Eltern, von Shinobi zu Zivilisten. Vermutlich zermarterte er sich den Kopf mit den ihm fremden Emotionen um sie irgendwie verstehen zu können. Aber alleine würde das ein sehr langer und vor allem steiniger Weg werden. Naruto fühlte einfach das Bedürfnis, da ein wenig einzugreifen.   Ohne wirklich nachzudenken, setzte er sich in Bewegung und zog damit auch die Aufmerksamkeit der drei Geschwister auf sich. Er achtete nicht auf Temari, welche misstrauisch ihn im Auge behielt. Auch nicht auf Kankurō, dessen Arm aus Reflex zu seiner Puppe wanderte. Er achte alleine auf Gaara, dessen Sturm in seinen Augen immer tosender wurde.   Als er ankam, streckte er die Hand aus, die Faust geballt und wartete ab. Langsam und zögernd erwiderte Gaara diese Geste, bis ihre Fäuste sanft zusammentrafen und die Welt um sie herum verblasste.   ***   Beim ersten Mal hatte es ihn unvorbereitet getroffen, in diese andere Welt gebracht zu werden. Zumindest sah er es als andere Welt an, auch wenn er tief in sich es besser wusste. Dieses Mal allerdings war es seine eigene Entscheidung und Gaara war viel zu aufgewühlt um tatsächlich sich gegen diese Chance zu wehren, die ihm geboten wurde.   Uzumaki Naruto war ein einziges Mysterium in seinen Augen. Die Erscheinung die er in der Realität trug und jene die in dieser anderen Welt ihm gezeigt wurden konnten unterschiedlicher nicht sein. In der Realität ein Kind, so wie er selbst auch, in der Fiktion ein erwachsener Mann. Nur die Ausstrahlung war eine, die in beiden Welten identisch war. Gaara wusste einfach, dass Naruto die Wahrheit sprach. Das sie beide eine ähnliche Vergangenheit mit sich herumtrugen und er konnte auch annehmen, dass Narutos inneres Alter weit über dem lag, welches er tatsächlich hatte.   Zumindest in der Theorie. In der Praxis juckte es ihm unter den Fingern die Wahrheit ans Licht zu bringen. Das zu lüften, was der blonde Shinobi offensichtlich ganz bewusst vor ihm verborgen hielt. Gaara war nicht dumm, egal was ihm manchmal ins Ohr geflüstert wurde. Er selbst war schließlich nicht anders, dennoch blieb er auch in der Fiktion derjenige, der er in der Realität war.   Sein Blick wanderte zu dem riesigen Bijū, der hinter ihm saß. Shukaku war alles andere als ein angenehmer Zeitgenosse. Gaara wusste aus seinen eigenen Erfahrungen, dass es besser war sich nicht weiter mit dem Ding zu beschäftigen, was in ihm hauste und was er oft genug für seine eigene Mutter gehalten hatte. Es war verwirrend, beängstigend, auch wenn er sich nicht wirklich daran erinnern konnte was genau passierte, wenn er sich in die tröstenden Arme der Dunkelheit sinken ließ. Es blieben lediglich Fragmente, deren Wahrheit er nicht wirklich beurteilen konnte. Es wirkte eher wie ein Albtraum sich an Szenen zu erinnern, in denen sein Körper von fremden Mächten übernommen wurde und ihn Dinge tun ließen, denen gegenüber er nicht grundsätzlich abgeneigt war, die ihm dennoch schwer auf der Seele lagen.   Seit wann er so deutlich zwiegespalten empfand, konnte er hingegen ganz genau benennen.   „Du bist verwirrt.“, sagte Naruto sanft ohne ihn anzublicken. Mit gemächlichen Schritten lief der junge Mann zu dem Bijū bis er direkt davor stand. Gaara wollte ihm zurufen, dass er Abstand wahren sollte, dass Shukaku gefährlich war, aber kein Wort kam aus seinem Mund heraus. Es war anstrengend, schmerzhaft, als wenn er gegen sich selbst arbeiten musste. Es fühlte sich fast so an, als wenn eine fremde Macht ihn steuern würde und er darum kämpfen musste einen einzigen, rettenden Atemzug zu machen. Er hasste das Gefühl.   „Du hast eine menge Fragen.“, redete Naruto weiter, während er vor dem Tanuki stand und einfach zu ihm aufsah. Gaara konnte nicht nachvollziehen, warum man derartiges machen sollte. Was war an diesem Ding, das Naruto so anzog, erst Recht wenn man bedachte, dass er etwas ähnliches in sich trug und den Hass somit kennen sollte, den andere auf einen hatten und den man zwangsläufig auch auf sich selbst haben musste. Wie konnte man sich auch entziehen, wenn man immer anders behandelt wurde? Wenn man gemieden wurde. Geschnitten. Verachtet.   Naruto musste das doch kennen. Musste ähnlich empfinden. Dennoch wusste Gaara, dass sie in dieser Hinsicht nicht gleich waren. Vielleicht war das irgendwann einmal anders gewesen, aber das war etwas, was er nicht wissen konnte. Auch nicht wollte, das was derzeit bei ihm passierte war schon verwirrend genug.   Leise seufzte Naruto und wendete sich ihm endlich zu um ihn direkt anzusehen, ohne jedoch von Shukaku wegzutreten. Gaara wusste nicht ob er ihn mutig oder als Dummkopf bezeichnen sollte. Ein Hieb und die Sache wäre erledigt.   Langsam kam Naruto auf ihn zu, bis er direkt vor ihm stand. Gaara wollte zurückweichen, doch seine Beine gehorchten ihm nicht. Was dieser Junge in ihm auslöste war schlichtweg viel zu viel, viel zu verwirrend um es in geordnete Bahnen zu lenken. Gaara kannte das nicht. Nie zuvor war er so verwirrt gewesen. Nie hatte er Dinge hinterfragt. Es machte ihm Angst und gleichzeitig wollte er mehr davon. Er wusste nicht ob er angreifen oder zuhören sollte, eine Frage, die sich ihm nie zuvor gestellt hatte. Immerhin kam er aus einer Welt, wo es hieß zu überleben oder getötet zu werden. Er hatte stets das Überleben gewählt ohne sich groß mit seinen Gegnern zu befassen. Es war einfach, fast schon zu einfach für ihn.   Die leichte Berührung an seiner Stirn ließ ihn zusammenzucken. Er hatte nicht einmal wahrgenommen, wie Naruto die Hand erhoben hatte, dabei musste es langsam geschehen sein. Ansonsten hätte sein Sand eindeutig reagiert. Wobei er sich fragen musste, ob das in dieser Welt überhaupt funktionierte. Im Grunde spielte es doch keine Rolle warum man ihm zu nahe kommen wollte, sein eigenes Schutzschild hatte zuverlässig jeden von ihm ferngehalten.   Die Berührung schien zumindest den Bann zu lösen, der auf ihm gelegen hatte. Er wich zurück, als seine Beine endlich wieder taten was er von ihnen wollte. Naruto lachte leise, folgte ihm aber zum Glück nicht. Statt dessen ließ er sich einfach auf den Boden sinken, die Beine übereinandergeschlagen und schaute ihn weiterhin an. Gaara zögerte, debattierte innerlich, ob es klug war es dem Anderen nach zu machen. Aber er konnte nicht leugnen, dass Naruto Recht hatte. Er war verwirrt, er hatte Fragen, auch wenn er im Augenblick keine von ihnen wirklich in Worte fassen konnte. Trotz des Zwiespalts überbrückte er langsam den Abstand und ließ sich ein paar Schritte entfernt ebenfalls auf den Boden sinken.   ***   Es gab nicht viele Momente, in denen Temari unsicher war. Einer davon war eindeutig, wenn sie Gaara nicht einschätzen konnte. Was im Grunde immer der Fall war. Nicht umsonst hielt sie ihren Abstand, auch wenn ihr kleiner Bruder ihr dennoch nicht egal war. Es war einfach kompliziert. Ihre Familienverhältnisse waren kompliziert und eine wirkliche Bindung bestand zwischen ihnen allen nicht. Was in Anbetracht der Umstände kaum verwunderlich war.   Als sie sich auf den Weg gemacht hatten um ihre Prüfungen in Konoha abzulegen, hatte sie allerdings nicht in Betracht gezogen, welche Auswirkungen diese ganze Angelegenheit auf sie haben konnte. Es war einfach undenkbar gewesen, dass etwas – oder eher jemand – ihren Bruder derart aus dem Gleichgewicht warf, dass er für sie kaum noch zu erkennen war. Es machte die Angelegenheiten hier schwieriger. Zuvor hatte sie zumindest den Hauch einer Ahnung gehabt was sie zu erwarten hatte. Gaara hatte in der Regel auch nicht wirklich verschleiert was er gedachte zu tun.   Nach allem was in den letzten Tagen aber passiert war, war sie unsicher, ob sie Uzumaki Naruto als Gefahr sehen sollte, als dieser auf sie zu kam. Ein Teil von ihr wusste, dass das nicht der Fall war. Der andere Teil hingegen beharrte auf Gaaras Zustand, der mehr als besorgniserregend war. Trotzdem konnte sie nicht wirklich verhindern, dass der junge Shinobi aus Konoha den Abstand überwand und ein weiteres Mal etwas tat, was sie nicht verstehen konnte.   Wie beim ersten Mal, als die Fäuste sich berührten, konnte sie sofort mit Gewissheit sagen, dass all die Anspannung aus Gaara wich, als wenn man eine zentnerschwere Last von seinen Schultern genommen hatte. Die Augen fielen zu und auf seinem Gesicht machte sich ein Ausdruck breit, der – wenn man bedachte wie Gaara sonst aussah – fast schon als friedlich zu bezeichnen war. Es war irritierend und beängstigend.   Nach dem ersten Zwischenfall hatten sie durchaus versucht herauszufinden, was zwischen den beiden Shinobi geschehen war, was bei Gaara nicht wirklich ein leichtes Unterfangen war. Sie hatten nur um das Thema herumtänzeln können, ohne wirklich zu wissen, wie sie die Fragen vorbringen konnten, auf denen sie unbedingt die Antworten haben wollten.   Als es passiert war, hatten sie keinen Moment daran gedacht ihre Antworten einfach bei jemand anderen zu holen. Auch wenn sie nicht so wirklich wusste, wie sie Uzumaki Naruto einschätzen sollte. Sein Kampf hatte eindeutig Talent gezeigt. Sie hatten kein gewöhnliches Kind vor sich, aber sie konnte auch nicht einschätzen, ob der Junge ihr tatsächlich haushoch überlegen war.   Was sie allerdings einschätzen konnte und was sie extrem verwunderte war, dass auch sie sich entspannte, als Gaara und der fremde Shinobi scheinbar in eine Welt versanken, die Temari nicht sehen und auch nicht verstehen konnte. Sie wusste einfach tief in sich, dass im Augenblick keine Gefahr vorhanden war.   „Entspann dich.“, verlangte sie von Kankurō und trat einen Schritt zur Seite. Sie hatten Glück, dass diese Straße recht ruhig war. Hier gab es keine Massen an Menschen die sich ihren Weg zu ihrem Ziel bahnten, womit sie auch kein wirkliches Hindernis waren. Alles was sie somit im Augenblick tun konnten war abzuwarten, bis die beiden wieder ansprechbar waren und Temari nahm sich fest vor, dass sie Uzumaki Naruto im Anschluss nicht einfach wieder gehen ließ. Sie wollte wissen, was mit ihrem kleinen Bruder geschehen war.   Ungeachtet dem was sie waren, sie waren trotz allem Familie.   ***   Er hatte nicht vorgehabt Gaara zu treffen. Wirklich nicht. Er hatte eher im Kopf gehabt die Sache vorerst auf sich beruhen zu lassen. Denn im Grunde wusste er nicht, was er dem Jungen sagen sollte. Gaara war genauso jung wie er damals gewesen war, ganz ungeachtet der Tatsache, dass sie in einer Welt lebten in der sie schnell erwachsen werden mussten. Sie wuchsen an ihren Erfahrungen und eine sehr wichtige fehlte dem jungen Shinobi vor ihm nun einfach. Er mochte die stille Oberfläche von Gaara angekratzt haben, aber ihr Kampf damals war mit einem riesigen Felsbrocken zu vergleichen, den man aus großer Höhe ins Wasser fallen ließ. Eine riesige Welle zu ein paar sanften Wasserbewegungen.   Naruto wusste nicht welche Worte er brauchte. Was er machen konnte um Gaaras Weg in die richtige Richtung zu lenken. Shukaku grollte hinter ihm.   Naruto versuchte sich vorzustellen was der richtige Weg war. Es war schwierig da eine Entscheidung zu treffen. Die Wahrheit brachte nicht bei allen etwas. Er könnte Gaara zeigen was in erwartete, ihn vorwarnen, aber er bezweifelte, dass das der richtige Weg war. Er war eben nicht wirklich gut in solchen Dingen und erneut spürte er den tiefen Wunsch, seine Bürde mit jemanden zu teilen, der in der Lage war verschiedene Szenarien zu überdenken und dann die richtige zu wählen. Er vermisste tatsächlich sein altes Team. Alle von ihnen.   „Deine Gedanken sind negativ.“, riss ihn schließlich Gaaras Stimme aus seinen Gedanken. Er zuckte zusammen und hatte nicht wirklich erwartet, dass der Rotschopf als erstes das Wort ergreifen würde. Schuldbewusst grinste er, auch wenn es sich falsch anfühlte. Er merkte, wie seine alte Gewohnheit sich wieder durchsetzen wollte. Er wehrte sich nicht dagegen, sondern ließ zu, dass seine Hand durch sein wirres Haar fuhr. Ein leises Lachen entrann seiner Kehle. „Uhm... erwischt.“, gab er zu. Das Grinsen fühlte sich ein bisschen weniger falsch an.   Gaara betrachtete ihn aufmerksam. Hinter seiner Stirn schien es enorm zu arbeiten, auch wenn Naruto nicht sagen konnte, was dem Jungen durch den Kopf ging. „Frag was dir gerade am Meisten durch den Kopf geht.“, schlug er deswegen vor, ohne wirklich darüber nachzudenken. Manchmal war es eben doch der beste Weg, einfach alles auszubreiten was einen beschäftigte. Man konnte dann sortieren und die Dinge angehen die einen am Meisten in Beschlag nahmen.   „Warum hast du mich angelogen, was dein Alter anbelangt?“, fragte Gaara ohne zu zögern. Naruto stutzte und starrte den Jungen an. Er konnte sehen, dass dieser sehr ernst war. Diese Frage musste ihn schon eine Weile beschäftigen. „Ich habe nicht gelogen.“, stellte er klar. Und er wusste, dass dieses der Wahrheit entsprach. Er hatte Gaara nicht angelogen was sein Alter anbelangte.   Dieser zog leicht die Stirn kraus und deutete dann auf sich selbst. „Dann erkläre mir, warum ich hier nicht ebenfalls mein inneres Alter habe.“, verlangte er. Naruto sah, dass es unter der Oberfläche kochte. Gaara glaubte ihm keine Sekunde die Geschichte vom inneren Alter. Was vermutlich nicht verwunderlich war, wenn man daran dachte, dass sie beide sich bewusst waren, dass ihre Erfahrungen ähnlich gewesen waren. Sie beide waren zumindest innerlich weit älter als ihr Äußeres vermuten ließ.   Naruto wusste, dass er mit Ausreden mehr Schaden anrichten würde, als ihm lieb war.   „Ich habe nicht gelogen.“, erklärte er sanft und wich Gaaras stechendem Blick aus. „Der Unterschied zwischen dir und mit ist einfach, dass mein inneres Alter etwas anderes widerspiegeln kann und auch muss wie es bei dir der Fall ist.“, erklärte er und schüttelte dabei leicht den Kopf. Langsam blickte er Gaara wieder an. „Wenn es möglich wäre, würde ich es dir erklären. Aber im Augenblick sind mir da die Hände gebunden, Gaara.“ Er würde es erklären, irgendwann. Aber im Augenblick würde das nicht wirklich der richtige Weg sein und in diesem Fall lag es nicht daran, dass Naruto sich selbst schützen wollte. Im Augenblick lag seine Sorge da eindeutig bei Gaara. Was brachte es dem Jungen zu erfahren, dass er aus der Zukunft kam und das er wusste, welche schwierigen Prüfungen der junge Shinobi bestehen musste. Es würde absolut nichts bringen und weitaus mehr zerstören, als tragbar war.   Einem Gedanken folgend, lächelte er leicht. „Ich kann es dir nur so im Moment erklären, dass mein Alter zwei Seiten sind. Eines spiegelt meinen Körper wieder, das andere meine Seele. Sie beide sind Teil dessen wer ich bin und wie alt ich bin. Körperlich ein Junge, Seelisch ein erwachsener Mann.“ Es war die einzige Erklärung, die ebenso der Wahrheit entsprach aber nicht offen legte, was tatsächlich bei ihm verborgen lag.   Es dauerte einen Moment, doch schließlich nickte Gaara. Er signalisierte deutlich, dass die Erklärung ihm reichte. Ob für den Augenblick oder für immer musste Naruto in diesem Fall nicht hinterfragen. Gaara war ebenso Teil des Ganzen, es würde die Zeit kommen, wo er reinen Wein einschenken musste: Aber bis dahin würde noch einiges an Zeit vergehen.   „Gut.“, sprach Gaara schließlich weiter. „Dann erkläre mir was hier vor sich geht. Alles. Warum wir hier sind, was du mit mir gemacht hast.“, verlangte er.   Die Frage konnte kaum schwieriger sein, wie Naruto klar wurde. Dennoch nickte er. Er würde zumindest versuchen Gaara die Antworten zu geben, die er benötigte. 19 first bonding ---------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   19 first bonding   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Ruhig schirmte Temari die hoch stehende Sonne ab, die ihr in die Augen schien. Es war warm in Konoha, sicherlich nicht so warm, wie es in Suna werden konnte, dennoch fühlte die Hitze sich schlimmer an, als was sie gewohnt war. Vermutlich lag es an der Vegetation, der Feuchtigkeit, die in der Luft lag. Etwas, womit Suna nicht mithalten konnte. Von zuhause kannte sie nur die trockene Hitze, die einem innerhalb kürzester Zeit das Gefühl geben konnte innerlich zu zerkochen. Konohas Hitze war schweißtreibender. Es war schwieriger zu atmen und das brennende Gefühl von Durst fühlte sich beinahe schlimmer an, als sie es in der Wüste je hatte ertragen müssen.   Ihr Blick fiel auf die beiden Figuren, die sich in den letzten Stunden kein bisschen bewegt hatten. Wie zwei Statuen standen sie voreinander, lediglich das sanfte Heben und Senken der Brustkörbe zeigte an, dass es sich noch immer um lebende Menschen handelte.   Die Nervosität war mittlerweile zu einer kleinen Glut zusammengeschrumpft, die Neugierde hingegen brannte weit heller als sie es bisher je in ihrem Leben zu spüren bekommen hatte. Sie wusste einfach nicht, was sie mit dieser Situation anfangen sollte. Sie konnte sich nicht dem Verlangen entziehen erfahren zu wollen, was bei den beiden vorging. Was so lange dauerte. Was in den vergangenen Stunden passiert war, dass Gaara lediglich Anzeichen von Anspannung gezeigt hatte, die nicht lange genug angehalten hatten, als das sie sich ernsthaft hätte Sorgen machen müssten.   Frustriert nahm sie Hand wieder hinab, schloss die Augen und ließ den Kopf kreisen, um die steife Nackenmuskulatur ein wenig zu lockern. Sie wüsste auch gerne, wie lange das Schauspiel noch andauern sollte und ob sie im Anschluss eine Möglichkeit fand, zumindest ein wenig zu erfahren was passiert war. Sie verstand es nicht und das behagte ihr einfach nicht.   Als hätte sie ihre Gedanken laut ausgesprochen, spürte sie, wie ein Veränderung durch ihren Bruder ging. Sie war mittlerweile sensibel genug um diese kleinen Signale aufzunehmen, Gaara war schließlich niemand, den man einfach aus den eigenen Sinnen ausschließen konnte, ohne eventuelle Konsequenzen dafür tragen zu müssen. Sie hatte genug Zeit mit ihrem kleinen Bruder verbracht um gelernt zu haben, ihre Achtsamkeit nie komplett auszustellen.   Müde öffnete sie die Augen und konnte gerade noch mit ansehen, wie Gaara die Faust sinken ließ, bis beide Arme locker an seiner Seite hinab hingen. Er blinzelte gegen die Sonne an, ehe sein Blick unergründlich auf dem jungen Shinobi lag, welcher ihn offensichtlich ziemlich aus der Bahn geworfen hatte. Als auch Temari Uzumaki Naruto anblickte, kam sie nicht darum herum festzustellen, dass dieser in dem Moment nicht unbedingt wie ein Junge aussah, welcher gerade einmal die Grundausbildung hinter sich gebracht haben musste.   „Denke darüber nach. Mein Angebot steht. Ich bin kein Profi, aber es sollte möglich sein mit den richtigen Leuten das Problem unter Kontrolle zu bekommen.“, erklärte Naruto, ehe er seinen Kopf zu Temari drehte und sie leicht anlächelte. „Und denke an meinen Rat. Sie werden zuhören, wenn du zulässt, dass sie einen Schritt auf dich zukommen.“, sprach er weiter, ehe er sich abwendete und mit einem letzten Gruß einfach sich in Luft auflöste.   Temari blinzelte irritiert, bevor sie ihren Blick wieder auf Gaara wendete. Er sah erschöpft aus, weit mehr als er sein sollte, wenn man bedachte, dass er nichts weiter getan hatte, als in der Gegend herumzustehen. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte sie nach, bevor sie auch nur ihre Handlung überdenken konnte.   Nicht nur zu ihrer Verwunderung antwortete Gaara ihnen.   „Es ist zu viel und hier ist nicht der richtige Ort.“, antwortete der Rotschopf, bevor er den Blick anhob und mit einem nachdenklichen Blick zu der Sonne hinaufschaute, die Temari noch vor wenigen Minuten versucht hatte abzuschirmen. „Aber er weiß Dinge, die nicht einmal Sunas Bevölkerung weiß und er legt mir nahe Shukaku mehr an die Leine zu legen.“   Temari vergaß für einen Augenblick die Luft aus den Lungen entweichen zu lassen, die sie gerade eingeatmet hatte. Hecktisch wendete sie den Kopf, auch wenn sie wusste, dass der Platz, an dem Uzumaki Naruto gestanden hatte, bereits verwaist gewesen war, als Gaara den Mund geöffnet hatte. Ein Gefühl machte sich in ihr breit, das sie absolut nicht einordnen konnte. Sorge rumorte tief in ihren Eingeweiden, Sorge die sie nicht genau benennen konnte.   „Lasst uns hier verschwinden.“, befahl Gaara in dem Augenblick und setzte sich in Bewegung. Seine Schritte spiegelten die Erschöpfung wieder, die sie zuvor bereits an ihm wahrgenommen hatte.   Erst als auch sie sich in Bewegung setzte, sickerte die Erkenntnis durch, dass Narutos Rat gewesen war, mit ihnen zu reden. Was aber wohl weit erstaunlicher war, war die Tatsache, dass Gaara vermutlich auf seine Art genau das gerade getan hatte. Sie konnte keine einzige Situation benennen, an der Gaara Wert darauf gelegt hätte sich ihnen zu öffnen. Er war stets harsch und kalt gewesen, dennoch hatte er vor wenigen Momenten ihnen mehr oder weniger offen gelegt, was in den vergangenen Stunden passiert war. Es mochte nur ein winziger Einblick gewesen sein, aber es war so viel mehr, als sie bisher von ihm bekommen hatten.   Begierig auf mehr, folgte sie ihrem kleinen Bruder, in der Hoffnung, dass sie bald noch mehr erfahren durfte. Ein kleiner Schimmer Hoffnung hatte sich in ihr ausgebreitet und ihr war sehr bewusst, dass dieser Schimmer einen Namen hatte, den sie vermutlich so schnell nicht wieder vergessen würde. Noch wusste sie nicht, was Uzumaki Naruto wollte, was er Gaara gesagt hatte, aber sie wusste, dass Gaara sich ein wenig verändert hatte. Etwas, was sie nicht für möglich gehalten hatte.   ***   Erschöpft ließ Naruto sich an der Wand hinab sinken, kaum dass er die Tür zu seinem Apartment hinter sich geschlossen hatte. Er fühlte sich weit mehr ausgelaugt, als er sich erinnern konnte, es je zuvor so empfunden zu haben. Seine Knochen schmerzten noch schlimmer, als es in den schlimmsten Trainingsstunden je der Fall gewesen war. Auch sein Kopf pochte unangenehm. Alles in allem empfand er eine derart tiefe Erschöpfung, dass er sie nicht mit seinen Aktivitäten in Einklang bringen konnte.   Für einige Minuten blieb er regungslos sitzen und versuchte, wieder zu sich zu kommen. Erst dann stemmte er sich hoch und schlich mit gepeinigten Schritten in die Küche, in der festen Absicht sich einen Tee zu machen. Doch dort angekommen fand er schlichtweg nicht die Kraft, die er brauchte. Nicht, dass es etwas ausmachen würde. Er war nicht wirklich durstig und als er seinen Blick in Richtung seines Schlafzimmers wendete, spürte er lediglich ein tiefes Verlangen nach seinem eigenen Bett.   Ohne wirklich darüber nachzudenken, überwand er den Abstand zu der Tür und sank kurz darauf auf die weiche Matratze. Es war eine Wohltat zu spüren, wie die Anspannung langsam aus seinem Körper wich. Er hatte sogar das Gefühl, dass der bohrende Schmerz in seinem Kopf ein wenig abebbte und ihm Luft zum Atmen verschaffte, die er zuvor hatte aufwenden müssen um sich auch nur auf den Beinen zu halten.   Erschöpft drehte er sich auf die Seite und schloss die Augen. Die Dunkelheit die ihn umgab war beruhigend. Sie war wie eine warme Decke, die sich komplett um ihn schlang und ihn in einem Kokon hüllte, in dem sein körperlicher Zustand ihn nichts mehr anhaben konnte. Er wusste nicht, warum dieser Ausflug ihn derart geschafft hatte. Aber er fühlte tief in sich, dass es nicht das Letzte Mal sein würde, dass er derart an seine Grenzen kam. Wenn er darüber nachdachte, fühlte er dieses leichte Ziehen in seinem Körper bereits seit einer geraumen Weile, auch wenn er nicht wirklich benennen konnte, wann genau es angefangen hatte. Er konnte sich auch nicht erklären, was genau der Auslöser war.   Die meiste Zeit über war es schlicht ein leichtes Gefühl von Unwohlsein. Nicht so stark, dass es ihn in irgendeiner Art und Weise beeinflusste, aber doch präsent genug, dass es stets unterbewusst von ihm wahrgenommen worden war. Vielleicht war all das was passierte schlichtweg zu viel für ihn. Er mochte langsam aber sicher zu sich kommen, aber er konnte nicht behaupten, dass dieser Ausflug in seine eigene Vergangenheit ihn nicht belastete. Das der Körper früher oder später auf seinen seelischen Zustand reagierte, war sicherlich nicht verwunderlich.   Vielleicht half ein wenig Ruhe tatsächlich, um wieder zu sich zu kommen. Naruto bemerkte nicht einmal mehr, wie tief seine Erschöpfung tatsächlich war. Noch während er versuchte sich bewusst zu machen, dass er dringend ein wenig Ruhe brauchte, übernahm sein eigener Körper und er glitt in einen tiefen und vor allem traumlosen Schlaf.   ***   Gaara war nicht weniger erschöpft, als sie endlich in ihrem Hotel ankamen und er sich ohne eine Erklärung zurück zog um sich im Bad ein wenig frisch zu machen. Eine heiße Dusche, frische Kleidung und er würde sich sicher wieder wie neu fühlen. Zumindest äußerlich. Ihm war bewusst, dass sein Innerstes nicht so simpel zu beruhigen war, dazu waren die letzten Stunden viel zu aufwühlend gewesen.   Das er tatsächlich so lange mit Naruto geredet hatte, war ihm nicht einmal bewusst gewesen, bis er wieder zurück gekommen war und anhand des Sonnenstandes deutlich gemacht bekommen hatte, dass er keinesfalls wenige Minuten abwesend gewesen war. Es hatte sich nicht so angefühlt, aber das war vermutlich auch nicht weiter verwunderlich. Die Dinge, die Naruto ihm erzählt hatte waren verwirrend genug, um jemanden aus dem Konzept zu bringen.   Wobei verwirrend nicht einmal traf, was Gaara fühlte. Sicher, Verwirrung war dabei, aber es war nicht das Gefühl, das in ihm überwog. Da war Überforderung und zu einem gewissen Teil sogar Angst, ein Gefühl welches ihm fremd war. Es fühlte sich nicht gut an und zu einem gewissen Grad hatte Gaara nichts dagegen, dieses Gefühl abzustellen und nie wieder damit in Berührung zu kommen.   Mit einem Kopfschütteln stellte er das Wasser an und trat unter die Dusche, nachdem er sich von seiner Kleidung befreit hatte. Ganz automatisch wanderte seine Hand zu seinem Bauch, wo er die Hitze spürte, die von seinem Inneren zu kommen schien. Er wusste, dass es sich dabei um sein Siegel handelte, welches Shukaku in ihm fest hielt. Bis Uzumaki Naruto allerdings es zur Sprache gebracht hatte, hätte er nicht geglaubt, dass es damit ein wirkliches Problem gab.   Gaara schüttelte leicht den Kopf und griff zu dem Shampoo. Auch ohne sich groß mit all dem auseinanderzusetzen wusste er, dass es vermutlich wirklich besser war, sich mit seinen Geschwistern auszutauschen. Das Problem dabei war nur, dass er so etwas nie zuvor gemacht hatte.   ***   Gaara hatte sich im Badezimmer viel Zeit gelassen, der Puffer war allerdings nicht groß genug, um ein wenig wieder zur Ruhe zu kommen. Als er schließlich zu seinen Geschwistern stieß, blieb das nagende Gefühl in ihm bestehen, dass er keine Ahnung hatte was er tun sollte. Ein Teil von ihm blieb dabei, dass er reden sollte, ein anderer Teil, der vermutlich von Shukaku und seinen eigenen Erfahrungen beeinflusst wurde, wehrte sich deutlich dagegen.   Als er den Raum betrat, schauten sowohl Kankurō als auch Temari kurz auf, beschäftigten sich dann aber wieder mit dem, womit sie bereits zuvor beschäftigt gewesen waren. Temari pflegte ihren Fächer und Kankurō schien zu prüfen, ob Karasu voll einsatzfähig war. Verunsichert blieb Gaara stehen und betrachtete die beiden. Solche Momente waren ihm fremd. Zuhause hatten sie wirklich kaum Zeit miteinander verbracht und wenn es notwendig gewesen war, hatten beide es kaum erwarten können, endlich wieder ihren eigenen Weg zu gehen. Nicht, dass Gaara ihnen das hatte verübeln können. Er selbst bevorzugte es alleine zu sein, nicht den endlosen Blicken ausgeliefert zu sein, die scheinbar jeder in die Wiege gelegt bekam, wenn es um ihn ging.   Blicke, die Naruto ebenfalls kannte, wie ihm mittlerweile bewusst war. Der Uzumaki und er selbst teilten eine ähnliche Vergangenheit, Gaara wusste aber auch, dass ihre Zukunft kaum unterschiedlicher sein könnte. Er hatte absolut keine Ahnung wie Naruto es angestellt hatte, aber trotz ihres Schicksals schien er andere geradezu anzuziehen und nicht von sich weg zu treiben. Gaara wusste nicht recht, ob er selbst dazu in der Lage war, es ihm nach zu machen. Er wusste nicht einmal, ob er das überhaupt wollte.   Überwältigt mit dem Mix aus Gefühlen in ihm, taumelte er leicht einen Schritt zurück, ehe er sich erneut fasste und mit festen Schritten auf seine Geschwister zu ging. Er konnte nicht wirklich etwas verlieren und Narutos Versprechen, dass Kankurō und Temari da sein würden, beflügelte ihn genug um es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Wenn Naruto Recht behielt, würde sich damit alles für ihn verändern und er würde seine eigene Zukunft in den Händen halten, was auch immer das heißen mochte. Schlecht hatte sich das zumindest nicht angehört und wenn es hart auf hart kam, konnte er noch immer einen Schritt zurück machen und seinen bisherigen Weg weiter verfolgen. Naruto hatte das nicht ausdrücklich gesagt, aber Gaara hatte es aus seinen Worten herausgefiltert. Jedenfalls wusste er, dass alles besser war, als dieses Wirrwarr an Gedanken und Gefühlen, von denen er nicht sicher war, ob alles wirklich zu ihm gehörte.   Schwer ließ er sich schließlich auf einen der freien Stühle sinken und hielt den Blick auf die Tischplatte vor sich gesenkt. Ein Gedanke zuckte durch seinen Kopf und Gaara öffnete den Mund, doch noch bevor er ihn in Worte fassen konnte, verschwand er auch wieder und ihm blieb nichts anderes übrig, als den Mund erneut zu schließen. Frustriert schloss er die Augen, um sich zu sammeln. Er konnte die Blicke auf sich fühlen, er spürte dieses leichte kribbeln im Nacken, welches ihn nahezu ein ganzes Leben lang begleitete. Nein, eigentlich war es anders, wie ihm nun deutlich bewusst wurde. Die Atmosphäre mochte etwas krampfig sein, aber es fehlte der Hass, der ihm sonst deutlich spürbar entgegen schlug. Überrascht von dieser Erkenntnis hob er den Kopf erneut und blickte seine Geschwister an, die nicht unbedingt offen wirkten, aber auch nicht ablehnend.   Es half weit mehr, als jeder Versuch sich irgendwie auf das Kommende vorzubereiten. Der Knoten der zuvor bei ihm für eine regelrechte Starre gesorgt hatte, löste sich mit einem Schlag und plötzlich beherrschte ihn nicht mehr die Frage ob er etwas sagen sollte oder gar wie er es sagen sollte, sondern alleine wo er anfangen sollte schien noch von Belang zu sein. Gaara atmete tief durch und erwiderte den Blick seiner Schwester.   „Er weiß alles.“, sagte er schlicht und zuckte etwas unschlüssig mit den Schultern. „Er konnte mir sagen, wer ich bin, wo ich herkomme, wer meine Eltern sind, wie es mit meinem Sand funktioniert, sogar welches Siegel man bei mir angewendet hat.“, polterte es aus ihm heraus, als wenn diese Worte viel zu lange darauf gewartet hatten, endlich an die Öffentlichkeit zu gelangen. Es war wirklich ein seltsames Gefühl, aber gleichzeitig fühlte es sich auch an, als wenn die Last auf seinen Schultern um einiges verringert worden wäre.   „Was soll das heißen?“, fragte Temari und schob ihren Fächer von sich, um ihn gegen die Wand zu lehnen und sich ihm mehr zu zuwenden. Ihr Blick war irritiert und – was Gaara im ersten Moment irritierte – besorgt. Unschlüssig zuckte er erneut mit den Schultern. „Das was ich gesagt habe. Er weiß alles. Die meiste Zeit ging es allerdings um das Siegel, das Shukaku in mir gefangen hält.“, gab er ehrlich zu. Zu seiner Verwunderung nahm Temaris Sorge sogar noch zu. Er brauchte allerdings eine Weile um verstehen zu können, was die junge Kunoichi bewegte.   „Ich denke nicht, das er das für sich nutzen will. Eher das Gegenteil ist der Fall. Er hat mir vorgeschlagen, das Siegel zu verstärken, damit diese Zwischenfälle nicht mehr geschehen.“, gab er zu. Beim Gedanken daran, was passierte wenn er sein Bewusstsein verlor, erschauderte er unangenehm. „Naruto hat diese Probleme nicht, sein Bijū ist aber viel stärker.“, fügte er leise hinzu.   Temari schwieg und das sie überrascht war, konnte man ihr sehr deutlich ansehen. Gaara konnte und wollte sich nicht damit auseinandersetzen. Er zog es vor, weiter zu erzählen, ehe ihm vielleicht doch noch die Kraft ausging. „Es geht primär um die Zukunft. Viel hat er davon nicht erzählt, aber er meint, dass alle Jinchūriki in großer Gefahr schweben. Warum konnte er mir nicht sagen.“ Gaara runzelte leicht die Stirn, ehe er Temari direkt ansah.   „Ich glaube, das alles hängt damit zusammen, das er dort wo wir waren nicht ist, wie du ihn kennst.“, gab er zu. „Ich weiß nicht warum, aber dort war er viel älter. Er hat mir gesagt, dass sein äußeres Alter jünger ist, wie sein inneres. Ich verstehe es nicht, aber ich weiß, dass er die Wahrheit gesagt hat.“ Er fühlte es einfach, auch wenn er es nicht erklären konnte.   Etwas frustriert spannte er sich deutlich an. „Ich habe keine Ahnung wie ich dir erklären soll was passiert ist. Ich verstehe das Meiste davon auch nicht. Aber ich glaube ihm, wenn er bereit ist mit dem Siegel zu helfen. Nicht direkt, er hat deutlich gemacht, dass er zu wenig davon versteht um das Siegel tatsächlich zu verstärken.“ Gaara wollte das Angebot annehmen. Nicht, indem er irgendwen an sich heran ließ, aber um zu sehen, ob er Naruto wirklich vertrauen konnte.   Ohne Temari die Chance zu lassen etwas zu erwidern, erhob er sich. Er fühlte sich erschöpft und brauchte dringend ein wenig Zeit für sich. Später konnten sie das vielleicht weiter führen, aber im Augenblick fühlte er sich dazu nicht in der Lage. Naruto mochte ihn überzeugt haben, dass ein Gespräch möglich war, aber er hatte mit keinem Wort erwähnt, dass es weit ermüdender war, als jeden Kampf den er je bestritten hatte.   ***   Sakura fühlte sich seltsam. Ausgelaugt und dennoch voller Energie, die sie kaum wieder loswerden konnte. Seit das Chaos in Konoha ausgebrochen war, hatte sie kaum eine Sekunde Ruhe bekommen, was ihre Erschöpfung erklärte. Die andere Seite hingegen, die Energie die sie eingenommen hatte und ein Gefühl auf der Haut zurückließ als wenn winzige Stromstöße darüber hinwegstrichen, hatten ihren Ursprung wohl eher in ihrer Seele.   Sicher, der Angriff war erschreckend gewesen, das Grauen was zurückgeblieben war, war alles andere als erfreulich, aber nachdem sie in Konoha ausgeholfen hatte, hatte man sie schlichtweg im Krankenhaus eingespannt um auszuhelfen. In Momenten der Not sah man überdeutlich, wie wichtig es war, gut vorbereitet zu sein. Konoha hatte die plötzliche Flut an Verletzten kaum auffangen können, schon weil geschultes Personal damit beschäftigt gewesen war, sich der ernsteren Fälle anzunehmen.   Sakura war sicherlich einiges, aber ausgebildet im medizinischen Bereich war sie nicht. Dennoch, Verbände anzulegen hatte sie ganz passabel hinbekommen, ein paar nette Worte waren ihr zwar nicht immer leicht von den Lippen gegangen, aber auch das hatte sie einigermaßen meistern können. Diese Zeit allerdings hatte weit mehr mit ihr angestellt, als sie zu schulen, wie man einen korrekten Verband anlegte. Wie man eine leichte Blutung stillte oder wie man ein aufgelöstes Kind weit genug beruhigen konnte, dass man es nicht mehr durch die nächsten sechs Flure weinen hören konnte.   Sakura hatte sich gebraucht gefühlt. Wichtig genug um herbeigerufen zu werden, wenn ein weiterer Einwohner Konohas mit einer leichten Verletzung angekommen war. Für sie war diese Art der Wertschätzung etwas vollkommen neues gewesen und sie konnte stolz behaupten, dass sie nicht abgeneigt war, sich über die erste Hilfe hinaus in diesem Bereich weiter zu bilden. Und gerade diese Erkenntnis war es, die den ungewöhnlichen Energieschub in ihr ausgelöst hatte. Zwischen der leichten Verletzung einer jungen Frau und dem tiefen Schnitt am Bein eines Kleinkindes bei dem man sie gebeten hatte kurz mit anzupacken, hatte sie zum ersten Mal in ihrem Leben eine Entscheidung getroffen, wie ihr Leben weiter gehen sollte.   Das Gefühl war atemberaubend und verwirrend zugleich. Bisher hatte sie kaum weiter gedacht, als irgendwie Sasukes Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und irgendwann seine Frau zu werden. Bis zu diesem Unglück hätte sie nicht einmal für möglich gehalten, das ihr Lebenswunsch mit einem Schlag derart unwichtig werden konnte, auch wenn ihre Gefühle für ihren Kameraden sich kaum gemindert hatten. Sie liebte Sasuke vom Herzen und träumte auch jetzt noch davon, eines Tages ihn für sich zu haben. Aber die Arbeit der Iryōnin war etwas ganz anders. Etwas weitaus mächtigeres, was sie ganz für sich alleine haben wollte.   Vielleicht, ging es ihr durch den Kopf, erfüllte diese Erkenntnis sie deshalb mit derart viel Energie, weil sie sich oft genug im Vergleich mit ihren Kameraden nahezu nutzlos gefühlt hatte. Sasuke war toll in allem was er tat. Er war talentiert und würde irgendwann ein Shinobi sein, dem man lieber aus dem Weg ging, wenn man sich selbst als Feind titulierte. Und Naruto – Naruto war eine Liga für sich, auch wenn sie lange gebraucht hatte um das zu sehen und auch anzunehmen. Aber mittlerweile gab es daran kaum noch Zweifel. Sie wusste nicht, ob der blonde Shinobi schlichtweg den Idioten gespielt hatte, oder ob er durch eine Phase gegangen war, in der er gereift war, aber das spielte auch keine Rolle. Sie wusste, dass sie zu einem Team gehörte, welches weit kommen konnte und sie wusste nun auch, dass sie ihren Teil dazu beitragen wollte.   Beschwingt setzte sie sich in Bewegung, um Narutos Apartment zu erreichen. Sie musste ein wenig lachen, denn auch das war etwas, was sie früher kaum für möglich gehalten hatte. Aber wenn sie ehrlich war, mochte sie den blonden Chaoten sogar ein wenig und natürlich spielte da ihre Neugierde mit herein, die in der letzten Prüfung angestachelt worden war. Sie hatte Narutos Worte nicht vergessen, denn wenn die Zeit kam, würde er offen sein und erklären, was sie im Augenblick noch nicht begreifen konnte. Auch deshalb hegte sie wohl den Wunsch, Naruto ein klein wenig besser kennenzulernen. Sie wollte neu anfangen, wollte wissen, wer ihre Teamkameraden wirklich waren und da sie Sasuke durchaus bereits recht gut kannte, Naruto aber noch ein Buch mit sieben Siegeln war, kam es ihr nur ganz Recht, ihre überschüssige Energie bei einem Besuch ihres Kameraden ein wenig abzuarbeiten. Zufrieden bog sie in die richtige Straße ein und stand bereits kurz darauf vor der richtigen Tür, hinter welcher Naruto lebte. Sie war noch nie hier gewesen, dazu hatte es schlichtweg niemals einen Grund gegeben. Aber sie musste sich auch eingestehen, dass sie bis vor einer Weile nicht einmal in Erwägung gezogen hatte, ihren Teamkameraden zu besuchen. Ein wenig schämte sie sich dieser Tatsache sogar. Sie konnte nicht einmal eine genaue Zahl nennen, wie oft sie rein zufällig – zumindest hatte das als Ausrede gedient – an Sasukes Haus vorbei gekommen war. Daran, Naruto zu besuchen hingegen hatte sie nicht ein einziges Mal gedacht. Sie wusste warum und sie wusste ebenfalls, dass alleine Narutos seltsame Wandlung Schuld daran trug, dass dieses Empfinden sich nun geändert hatte.   Trotz allem zögerte sie. Sakura wusste, dass sie vor der richtigen Tür stand. Sie mochte tatsächlich nie hier gewesen sein, trotzdem wussten sie alle, wo die jeweils anderen lebten. Kakashi hatte sicher gestellt, dass sie als Team zusammenwachsen konnten, auch wenn sie alle das vermutlich nicht von Anfang an begriffen hatten. Falls überhaupt sie alle es verstanden hatten. Vor wenigen Monaten war sie bereit gewesen ihre Hand dafür ins Feuer zu legen, dass gerade Naruto da ein dickes Brett vor dem Kopf hatte, heute sah es eher so aus, als wenn sie es waren, die diese Anschuldigung verdienten. Naruto war anders wie sie, anders als sie alle gedacht hatten.   Tief atmete sie durch, ehe sie die Hand hob und deutlich an die hölzerne Tür klopfte. Sie musste sich nicht fragen, ob ihr Teamkamerad zuhause war, sie war mit Chakra bereits immer recht gut gewesen und sie konnte deutlich fühlen, dass Naruto zuhause war. Sein Chakra war einzigartig, obwohl sie nicht zu den Kunoichi gehörte die Chakra auf große Entfernungen spüren konnte, wusste sie ganz genau wie sich Saskues und Narutos Chakra anfühlte.   Dieser Gedanke ließ sie deutlich stutzen. Sie runzelte die Stirn und klopfte ein weiteres Mal, deutlich energischer an die Tür. Chakra war etwas besonderes, jeder Shinobi besaß es und man konnte es fühlen. Allerdings war Naruto ihr nicht genau gegenüber. Sie hatte keine Ahnung wie groß sein Apartment war oder wo genau er sich befand, aber bisher hatte sie Naruto nur dann gespürt, wenn er recht nahe war. Das er dennoch sich nicht regte, verunsichert sie.   „Naruto?“, rief sie schließlich, griff zu der Klinke und stellte besorgt fest, dass die Tür nicht verschlossen war und scheinbar auch keine Sicherungen angebracht waren. Natürlich hatte sie das kurz überprüft, auch wenn sie in diesem Feld gerade einmal eine Grundausbildung besaß. Nicht umsonst waren Teams in speziellen Bereichen geschult. Sie waren weniger ein Team, welches sich leise irgendwo einschleichen musste. Das war ein recht lächerlicher Gedanke, dafür waren ihre beiden männlichen Teamkameraden viel zu sehr darauf aus mitten im Kampf zu sein. Sich zurück zu halten lag beiden nicht und sie hatten auch kaum Grund sich da zurück zu halten. Sie agierten blind miteinander und ergänzten sich hervorragend.   „Naruto?“, rief sie ein weiteres Mal und trat langsam in den dunklen, kleinen Flur hinein. Eine bleierne Schwere legte sich auf ihre Schultern, als sie erneut keinerlei Reaktion bekam. Sie war eindeutig laut genug gewesen, dennoch machte diese Wohnung einen Eindruck, als wenn niemand da war. Aber sie spürte genau, dass das nicht der Fall war. Langsam schlüpfte sie aus ihren Schuhen und lief anschließend vorsichtig weiter.   Narutos Wohnung war erstaunlich sauber und organisiert. Sie hatte stets gedacht, dass das blanke Chaos bei ihm herrschen würde, auch wenn ihre Annahme einen bitteren Beigeschmack hatte. Fakt war, dass sie den Jungen nicht gut genug kannte um ihn irgendwie einordnen zu können. Dennoch hatte sie stets gedacht, dass jemand in ihrem Alter, der ohne Eltern lebte, nicht den Anreiz hatte sein Umfeld sauber zu halten. Sakura wusste, dass sie selbst ohne die ständigen Ermahnungen ihrer Mutter wohl das reinste Chaos hinter sich zurücklassen würde. Sie sah einfach keinen wirklichen Grund, alles penibel hinter sich weg zu räumen. Solange sie genau wusste wo alles war, war es nicht wirklich notwendig, ständig aufzuräumen. Mit Ausnahme der eigenen Ausrüstung verstand sich.   Der kleine, schmale Flur mündete in einem recht kleinen Wohnzimmer. Auf einer Seite sah man eine kleinen Küchenbereich, an zwei weiteren Wänden befanden sich zwei Türen. Eine führte sicherlich ins Badezimmer und sie war sich recht sicher, dass dieses sich nicht hinter der Tür befand, hinter der sie Naruto deutlich spüren konnte.   „Naruto?“, rief sie ein weiteres Mal und lief langsam weiter, den Blick auf die Tür gerichtet, wo sie sicher war zu finden, wen sie suchte. Noch immer bekam sie keine Reaktion. Überhaupt war es gespenstisch leise in dieser Wohnung. Es gab keine Uhr die tickte, kein Wasser rauschte, der Herd war ausgeschaltet, womit nichts darauf köchelte und alle Fenster schienen verschlossen zu sein, so dass nicht einmal die Geräusche von der Straße hinauf drangen. Sakura war sich recht sicher, dass diese Stille nicht normal war.   Als sie endlich die Tür erreichte, erschauderte sie unangenehm. Sie konnte Naruto noch deutlicher spüren, als es draußen vor dem Apartment schon der Fall gewesen war und sie war unsicher, ob sie tatsächlich diese Tür öffnen sollte, die sie voneinander trennte. Doch gleichzeitig fühlte sie einfach, dass etwas hier nicht stimmte. Sie war absolut sicher, dass Naruto nicht zu jenen gehörte, die derart fest schliefen, dass er nicht erwachen würde, wenn er mehrere Male laut gerufen wurde. Sie schluckte schwer, streckte die Hand aus und stieß die Tür auf.   Naruto lag auf dem Bett, den Rücken ihr zugewendet, dennoch konnte Sakura deutlich sehen, wie der Körper immer wieder zusammen zuckte. Und nicht nur das. Sakura wusste wie es aussah, wenn Chakra aus dem Körper austrat. In der Akademie hatten sie dieses Thema durchaus angesprochen, doch was um Narutos Körper zuckte, hatte sie nie zuvor zu sehen bekommen. Sie war sich nur teilweise sicher, dass es sich dabei tatsächlich um Chakra handelte. Wo sie hingegen sicher war, war das ungute Gefühl, das noch stärker geworden war.   Sakura ließ jede Vorsicht fallen und eilte die restlichen Schritte voran, die sie von ihrem Kameraden noch trennten. Sie nahm auf, wie das seltsame Chakra sich mit jedem ihrer Schritte weiter zurück zog, aber ebenso nahm sie auf, wie das Zucken des Körpers deutlicher wurde. Als sie das Bett erreichte, legte sie ihre Hand auf Narutos Schulter und verwendete all ihre Kraft, um den Jungen auf den Rücken zu drehen, auch wenn sie keine Ahnung hatte, ob sie es damit nicht schlimmer machte.   Der Anblick der sich ihr bot, erschreckte sie zutiefst.   Narutos Augen waren weit aufgerissen, erschienen aber so weit weg, dass sie mit Sicherheit sagen konnte, dass er nicht da war. Wie jemand, der seinem schlimmsten Albtraum direkt ins Gesicht blickte. Der Kiefer war so angespannt, dass es sie nicht gewundert hätte, wenn sie die Zähne hätte brechen hören können. Kleine Wellen rollten über Naruto hinweg, man konnte sehen wie die Muskeln sich zuckend zusammen zogen um kurz darauf wieder locker zu lassen. Wie ein endloses Uhrwerk, welches unnachgiebig seinen angestammten Weg verfolgte.   Mit Horror realisierte sie wenige Sekunden später noch etwas. Naruto atmete nicht. Er war derart verkrampft, dass er keinen einzigen Atemzug genommen hatte, seit sie ihm auf den Rücken gedreht hatte.   Sakura war sich sicher, dass die Panik jede Sekunde von ihr Besitz ergreifen würde. Sie hatte keine Ahnung was sie tun musste oder konnte, um ihrem Kameraden zu helfen. Für den Bruchteil einer Sekunde schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass sie Hilfe holen musste. In beängstigender Schnelligkeit konnte sie aber jede vorhandene Hilfe sofort abhaken. Egal an wen sie sich wendete, sie hatte diese Zeit nicht. Sie konnte nicht sagen, wie lange Naruto bereits so krampfte und auch nicht, wie lange er bereits keinen Atemzug mehr genommen hatte. Sie wagte nicht einmal genauer hinzusehen um sich bewusst zu machen, ob seine Haut noch immer so gebräunt war wie sie diese kannte, oder ob sie bereits begann die Farbe zu verändern.   Mit einem Mal war ihr Kopf komplett leer. Unter anderen Umständen hätte die Panik wohl wirklich von ihr Besitz ergriffen, als sie sich hektisch umsah, bevor ihr bewusst wurde, dass sie eigentlich genug bei sich hatte um wenigstens zu versuchen zu helfen. Ihre Hände griffen automatisch zu. Eilig zog sie Naruto in eine sitzende Position, um sich hinter ihm gleiten zu lassen. Sie spürte das Chakra, welches erneut um Naruto herum zu züngeln schien. Es war ein seltsames und im ersten Moment beängstigendes Gefühl, aber ehe sie sich versah, fühlte sie sich vollkommen ruhig und hatte eine Klarheit im Kopf wie nie zuvor.   Eine Arm schlang sich um Narutos Brustkorb, sie drückte genug zu um ihn in dieser aufrechten Position zu halten, während sie den zweiten nutze um kräftig genug zwischen die Schulterblätter zu klopfen. Sie wusste nicht ob sie das richtige tat, ein Teil von ihr war sich sogar sicher, dass sie sich falsch verhielt, aber sie hatte kaum eine andere Wahl. Sie konnte nur das tun was sie für richtig hielt und hoffen, dass die Krämpfe sich schnell lösten und Naruto endlich wieder Luft holte. Alles andere war in diesem Augenblick vollkommen nebensächlich.   Sekunden vergingen, aber für Sakura fühlte es sich an wie Stunden. Sie hatte nicht das Gefühl, als wenn es besser werden würde, in diesem Moment fürchtete sie sich mehr wie jemals in ihrem Leben zuvor. Sie wollte Naruto nicht verlieren, aber egal wie stark dieser Wunsch war, sie war komplett hilflos dieser Situation ausgeliefert.   Mit einem Schlag wurde Naruto in ihren Armen schlaff. Die Krämpfe stoppten, als wenn man sie schlichtweg ausgeschaltet hatte. Sakura konnte den nächsten Schlag zwischen die Schulterblätter nicht mehr abstoppen und sie fühlte, wie Naruto sich erneut verkrampfte. Dieses Mal eindeutig von dem leichten Schmerz, den der Schlag verursacht hatte. Er holte röchelnd Luft, bevor er zu husten begann.   Der Damm brach. Obwohl Sakura sich ruhig gefühlt hatte, war sie voller Angst gewesen. Sie hatte sich nutzlos gefühlt, weil sie schlichtweg keine Ahnung gehabt hatte, was sie zu tun hatte. Was sie tun konnte um diese Situation zu beenden. Dazu war die Angst gekommen, Naruto zu verlieren. Er war ihr Teamkamerad. Sie waren, wenn auch auf sehr wackelige Weise, zusammen gewachsen. Der Gedanke ihn hier zu verlieren war weit beängstigender gewesen, als sie es je gedacht hatte.   Nur am Rande nahm sie wahr, wie das Chakra sich zu beruhigen schien, wie es sich wieder zurück zog, als wenn es nie dagewesen wäre. Sakura konnte nichts weiter tun als ihre Stirn zwischen Narutos Schulterblätter zu drücken und ihn auch weiterhin aufrecht zu halten, in der Hoffnung, dass nicht nur ihr Zittern sich schnell wieder beruhigte, sondern auch Narutos hektischen Atemzüge. 20 Prisoner ----------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   20 Prisoner   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Narutos Lungen brannten, als wenn er versucht hätte viel zu viel Zeit unter Wasser zu verbringen, ohne die Möglichkeit auch nur einen einzigen Atemzug zu nehmen. Sie brannten so sehr, dass jeder Atemzug den er nun tat, das Brennen weiter entfachte. Es schmerzte höllisch. Schlimmer war dabei vermutlich nur der Schmerz, den er psychisch erlitten hatte. Sein Körper zitterte noch immer und er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was dort gerade passiert war.   Er erinnerte sich an das vertraute Chakra, welches ihn aus seinem tiefen Schlaf gezogen hatte. Zumindest teilweise. Er war angefangen aufzuwachen, als Sakuras Weg deutlich in seine Richtung geführt hatte, Minuten bevor sie seine Tür erreicht hatte. Zeitgleich hatte er das Gefühl gehabt, das jemand ihm die Luft abschnürte. Er war bei vollem Bewusstsein gewesen, als seine Muskeln begonnen hatten zu zucken. Als der dumpfe Schmerz, der ihm bereits so vertraut war, dass er nicht wusste wann er begonnen hatte, Ausmaße angenommen hatte, die ihm fremd waren. Zumindest in diesem Zustand.   Er kannte Schmerz. Er hatte oft genug im Kampf Federn gelassen, in seiner Kindheit, Jugend und auch als er längst erwachsen geworden war. Jahre im Krieg hatten eben ihre Spuren hinterlassen und ganz gleich wer er war oder wie gut er vielleicht geworden war, es war nicht zu verhindern gewesen, dass er hier und da natürlich auch verletzt worden war. Körperlich. Ein ähnlicher Schmerz war es, der von ihm Besitz ergriffen hatte, der es unmöglich gemacht hatte Sauerstoff in sein System zu bekommen und der dafür gesorgt hatte, dass seine Muskeln sich immer wieder verkrampft hatten.   Er hatte alles mitbekommen und selbst jetzt, als endlich der benötigte Sauerstoff wieder da war und der leichte Schwindel sich begann zu legen, erinnerte er sich mit Grauen an die Empfindungen machtlos diesem Anfall ausgeliefert zu sein. Er wusste, wäre Sakura nicht da gewesen, hätte er vielleicht nicht aufgehört zu krampfen. Dieses Wissen war beunruhigend, ebenso wie die Ahnungslosigkeit was überhaupt das Ganze ausgelöst hatte.   Nun wo er wieder mehr bei sich war, konnte er aber auch nicht ausblenden, dass er nicht alleine war. Sakura saß noch immer hinter ihm, hatte noch immer einen Arm um ihn geschlungen und er musste sie nicht hören oder sehen um zu verstehen warum ihre schmale Form immer wieder unterdrückt zuckte. Er hatte sie erschreckt, nicht mit Absicht verstand sich, aber dennoch plagte ihn ein wenig das schlechte Gewissen. Er war dennoch viel zu erschöpft um weit mehr zu machen, als seine Hand sanft auf ihre zu legen, sie beruhigend zu klopfen, während er sich ganz darauf konzentrierte seinen Atem wieder vollkommen unter Kontrolle zu bekommen.   ***   Sakura brauchte lange um den schockierenden Anblick zu verdauen. Sehr lange und sie war dankbar, dass Naruto ihr diese Zeit auch gewährte ohne zu versuchen sie zu lösen. Sie fragte sich, ob ihre Wahl tatsächlich die Richtige war, aber zeitgleich wusste sie, dass sie nur derart heftig reagiert hatte, weil dieser Vorfall unerwartet gekommen war und noch dazu jemanden betraf, der zu ihr gehörte. Ihr Teamkamerad, den sie endlich richtig hatte kennenlernen wollen. Nicht zu vergessen, ihre Entscheidung alleine machte es sicherlich nicht einfach, richtig zu reagieren. Ruhig zu bleiben ohne die Dinge an sich heranzulassen. Innerlich ermahnte sie sich. Ihre Entscheidung stand, sie sollte nicht so wanken, wenn sie noch keinerlei Ausbildung genossen hatte. Jeder Mensch egal ob Zivilist oder Shinobi wäre vermutlich überfordert mit einer derartigen Situation. Sie wusste das und nun wo sie sich dessen wieder bewusst war, stand ihre Entscheidung fester denn je. Sie wollte sich nie wieder machtlos fühlen.   Leicht löste die Kunoichi sich. Naruto hatte sich nicht mehr gerührt, aber sie spürte die ruhigen, gleichmäßigen Atemzüge ihres Teamkameraden. Ein wenig wackelig richtete sie sich weit genug auf um zu sehen, dass Naruto die Augen geschlossen hatte und vollkommen entspannt war. Die Frage danach was passiert war, lag ihr direkt auf der Zungenspitze. Sie verstand es nicht, aber das war kaum verwunderlich. Narutos Mundwinkel zogen sich leicht nach oben und ein schwaches Lächeln zierte seine Lippen, als er die Augen öffnete und sie aus seinen unglaublich blauen Augen anschaute. Sie bemerkte sofort, das diese weniger strahlend waren wie sie es gewohnt war und dass sie müde wirkten. Aber auch hier war das kaum verwunderlich.   „Bevor du fragst, ich habe keine Ahnung was los war.“, erklärte er leise und richtete sich selbst auf, womit die körperliche Nähe gekappt wurde, die bis zu diesem Moment geherrscht hatte. Ein Teil von Sakura bedauerte dies. Ein Teil von ihr wollte Naruto berühren, spüren, dass es wirklich vorbei war. Offensichtlich war ein Teil von ihr derart schockiert über das Geschehene, dass dieser Teil einfach eine Bestätigung brauchte die nicht nur von ihren Augen ausgehen konnte. Dennoch ballte sie die Hände in ihrem Schoß und versuchte sich ebenfalls an einem Lächeln, auch wenn sie fühlte, dass sie kläglich daran scheiterte. Sie war eine Kunoichi, sie war trainiert aber ganz gewiss war sie keine gute Schauspielerin. Sie wollte es auch gar nicht sein.   „Ich würde auch bevorzugen, wenn das was passiert ist, unter uns bleibt.“, fügte Naruto hinzu.   Sakura runzelte leicht die Stirn. Sie wusste, dass diese Entscheidung nicht klug war. Egal wie sehr sie das Erlebte schockiert hatte, es konnte sie nicht daran hindern entschieden den Kopf zu schütteln. „Naruto, du hast nicht einmal geatmet. Das muss man doch genauer untersuchen.“, protestierte sie vehement. Es war einfach eine logische Konsequenz. Was passiert war, war sicherlich alles andere als normal. Sakura war niemand, der sich besonders für den medizinischen Bereich interessiert hatte. Zumindest bis sie notgedrungen ausgeholfen hatte, was ihr Interesse angestachelt hatte. Aber sie glaubte schon, dass man solche Vorfälle durchaus irgendwie mitbekam, wie Naruto es gerade gehabt hatte. Sie kannte sich nicht aus, aber Krämpfe dieser Art waren gewiss nichts harmloses.   Narutos Lächeln wirkte fast traurig, als er sie weiter anblickte und sanft den Kopf schüttelte. „Ich bitte dich, Sakura.“, erwiderte er leise. „Für den Moment, versprich mir bitte, dass dieses hier unter uns bleibt.“, wiederholte er schließlich seine Bitte.   Sakura fühlte sich nicht wohl dabei. In ihr war derart viel Widerstand gegen die Idee, Narutos Krampf einfach zu verschweigen, dass es sie wirklich Mühe kostete, die Augen für einen Moment zu schließen, ehe sie widerwillig nickte. Dann öffnete sie die Augen erneut und schaute Naruto fest und entschlossen an. „Unter einer Bedingung.“, stellte sie klar. Sie wusste nicht, ob sie diese erfüllen konnte, aber sie hatte sich bereits entschieden, welchen Weg sie weiter gehen sollte.   „Wenn ich eine Iryōnin geworden bin, darf ich dieser Sache auf den Grund gehen.“, forderte sie entschlossen.   ***   Naruto glaubte, dass er sich verhört hatte. Ein Teil von ihm war freudig erregt, der andere Teil war eindeutig verwirrt und fragte sich, wie Sakura auf die Idee kam, sich ausbilden zu lassen. Als Iryōnin. Die Profession, die sie auch zuvor für sich gewählt hatte. Soweit er sich erinnerte, war ihre Entscheidung gefallen, als sie versucht hatten Sasuke zurück zu bringen. Damals waren sie alle ziemlich schwer verletzt worden, aber Naruto konnte beim besten Willen nicht sagen, was sie jetzt dazu bewegt hatte, diesen Weg einzuschlagen.   Nicht, dass es schlecht war. Er hatte sich durchaus Gedanken gemacht, aber ehrlich keine Ahnung gehabt, wie er Sakura in die richtige Richtung lenken konnte. Er hätte nie gedacht, dass es so einfach sein konnte. Das sie diesen Weg auch ohne die vorherigen Ereignisse einschlagen würde. Es beflügelte ihn, erleichterte ihn auf eine Art, die er stets vermisst hatte.   Naruto lachte leise. Es war verrückt, vollkommen verrückt. Hier saß er, eines seiner Probleme hatte sich in Luft aufgelöst und all das ohne das er sich intensiv damit beschäftigt hatte. Ohne, dass er Pläne geschmiedet und alle wie Marionetten bewegt hatte um die richtigen Dinge voran zu treiben.   „Ist alles in Ordnung, Naruto?“, fragte Sakura schließlich. Sie war unsicher, wusste nicht was gerade vor sich ging, was Naruto nur noch lauter lachen ließ. Er fühlte sich, als wenn er mitten in einem Frühlingsregen stand. Als wenn warmes Wasser auf ihn hinab rieselte und die Welt vollkommen im Gleichgewicht war. Befreit, vollkommen sorglos für den Augenblick.   Sakura starrte ihn an, als wenn sie nicht sicher war, ob sie mitlachen sollte, auch wenn sie den Witz nicht verstand, der Naruto so zum Lachen brachte, oder ob sie nicht doch jemanden holen sollte, der einen Blick auf ihn warf, weil offensichtlich etwas nicht mit ihm in Ordnung war.   Er brauchte einen Moment, ehe er sich weit genug unter Kontrolle hatte. Dann schüttelte er den Kopf.   „Ich denke, eine bessere Entscheidung hast du gar nicht fällen können.“, gab er dann ehrlich zu, während er sie anblickte. Etwas sanftes ging von seinem Blick aus, etwas stolzes und unendlich erleichterndes. Er selbst mochte es nicht sehen, aber er fühlte es tief in sich. Es war, als wenn Puzzleteile nach einer gefühlten Ewigkeit endlich an ihren richtigen Platz gerückt waren, obwohl sie zuvor den Anschein erweckt hatten, als wenn sie zu einem ganz anderen Gesamtbild gehörten und einfach versehentlich unter ein anderes Bild gemischt worden waren.   Überzeugt nickte er. „Eindeutig, ich denke, du wirst gut in diesem Bereich sein. Immerhin, niemand von uns dreien kann es mit deiner Kontrolle aufnehmen.“, gab er zu. Sakura starrte ihn einen Augenblick an, ehe auch sie leise lachte. „Hmm, vermutlich.“, gab sie zu, bevor ein freches Grinsen auf ihr Gesicht huschte.   „Außerdem, ihr beiden braucht jemanden, der euch wieder zusammen flickt.“, gab sie schmunzelnd zu. Naruto konnte dagegen eindeutig nichts erwidern.   ***   Sakura war noch eine ganze Weile geblieben, ehe sie sich von ihm verabschiedet hatte, wobei Naruto mehr als deutlich geworden war, wie sehr der jungen Kunoichi das Geschehene in den Knochen steckte. Sie war unschlüssig gewesen, hatte mehrere Male Anlauf genommen ehe sie es wirklich geschafft hatte sein Apartment zu verlassen und die Tür hinter sich zu schließen. Für einige Minuten hatte Naruto fest damit gerechnet, dass sie ihr Vorhaben über Board warf und erneut herein kam, doch dann hatte er spüren können, wie sie sich langsam entfernte ohne noch einmal in ihrer Entscheidung zu schwanken.   Er konnte es ihr nicht verübeln.   Nun endlich wieder alleine konnte auch er den Vorfall nicht weiter von sich schieben. Was er gesagt hatte, war nicht gelogen gewesen. Er fühlte sich in Ordnung, alles was von dem seltsamen Krampf übrig geblieben war, war der leichte Schmerz der bereits zu seinem ständigen Begleiter geworden war. So vertraut, dass er sich bewusst auf ihn konzentrieren musste um ihn deutlich wahrzunehmen. Es war als wenn er sich bewusst machen musste, wo sein rechtes Bein war. Man wusste es war da, man nutzte es ohne darüber nachzudenken, aber wenn man sich darauf konzentrierte, nahm man es plötzlich als einzelnen Baustein des gesamten Körpers wahr.   Naruto kannte den Schmerz, hatte ihn vor langem zu etwas gemacht was einfach zu ihm gehörte, sodass er nicht einmal sagen konnte wann genau es begonnen hatte. Was der Auslöser war. Es war einfach ein Teil von ihm. Anders verhielt es sich bei dem Krampf, welcher neu und angsteinflößend war. Naruto hatte keine wirkliche Erinnerung an diese schrecklichen Momente. Es fühlte sich eher an wie ein verblasster Traum, etwas was man in einer tiefen Schlafphase überdeutlich und in allen schimmernden Farben vor Augen gehabt hatte, was einem aber in dem Moment komplett entglitt, wo der Körper erwachte. Was zurück blieb war ein vages Gefühl, ein nachhallen das man kaum richtig beschreiben konnte.   Und Sakura hatte gesagt, dass er aufgehört hatte zu atmen.   Naruto entließ mit einem leichten Zittern den Atem, den er angehalten hatte und konzentrierte sich darauf, jeden einzelnen Muskel den er bei dieser Erinnerung angespannt hatte, wieder zu lockern. Es dauerte einige Atemzüge, bis die Anspannung aus seinem Körper wich, doch letzten Endes zählte nicht die Zeitspanne die er benötigte. Weit wichtiger war es, dass er in der Lage war die Anspannung von sich abfallen zu lassen. Ebenso wichtig war es aber auch, dem was passiert war auf den Grund zu gehen.   Sakura hatte Recht, aber Naruto war nicht gewillt irgendwen an sich heranzulassen. In medizinischen Sinne verstand sich. Er wollte nicht die nächsten Tage oder schlimmer noch, Wochen im Krankenhaus verbringen, wo man ihn im wahrsten Sinne des Wortes auseinandernahm um den Vorfall klären zu können. Das Krankenhaus war eh ein Ort, den er nur ungern besuchte. In all den Jahren hatte sich das nie verändert. Es lag einfach daran, dass er sich schnell wieder fit genug fühlte um nicht permanent liegen zu müssen, man ihm aber dennoch untersagte das Krankenhaus oder gar sein Bett zu verlassen. Er konnte sich sehr lebhaft an einige Momente erinnern, wo dieser erzwungene Stillstand ihn nahezu in den Wahnsinn getrieben hatte, was letzten Endes immer dazu geführt hatte, dass er sich selbst entlassen und damit den Zorn seiner Teamkameradin auf sich gezogen hatte.   Was waren Erinnerungen, die trotz des schmerzhaften Verlustes in ihm ein sanftes Gefühl wachriefen, welches er nicht missen wollte. Dieses Gefühl mochte alles sein, was von seiner Freundschaft und Verbundenheit zu seiner Sakura übrig geblieben sein mochte, aber vielleicht war auch gerade das der Grund, was dieses Gefühl zu etwas derartig kostbaren machte. Und es war beängstigend, wenn er daran dachte, dass diese Sakura begann einen Weg einzuschlagen, der sie an genau den Punkt bringen konnte, den Naruto mit seiner Haruno Sakura eng verknüpfen konnte.   Energisch schüttelte er den Kopf. Es war wirklich an der Zeit, dass er sich mit dem gegenwärtigen Problem befasste. Sakura stand da hinten an, sie hatte noch Jahre vor sich, ehe er vielleicht zu viele Parallelen zu der jungen Frau entdeckte, sie er sehr gemocht und leider viel zu schnell verloren hatte. Wenn es je soweit kam konnte er sich noch immer mit dem Wirrwarr an Gefühlen beschäftigen, die sein erzwungenes zweites Leben mit sich brachte. Zumindest in diesem Punkt.   Naruto blendete den Wirbelwind an Gedanken aus und besann sich darauf, was in dieser Situation am klügsten war. Er verließ mental die Welt in der sein Körper sich aufhielt um einen anderen Ort aufzusuchen, wo er jemanden finden würde, der eng mit ihm verbunden war und vielleicht eine Ahnung hatte, was heute mit ihm geschehen war.   Als er die Augen wieder öffnete, blinzelte er leicht. Der Ort an dem er war, war vertraut und auf seltsame Art ebenso fremd. Er war bereits schon einmal dort gewesen, es lag allerdings derart lange in der Vergangenheit, dass er unwillkürlich die Stirn runzelte und sich fragte, wie er hergekommen war.   „Kurama?“, rief er den vertrauten Geist, doch seine Worte hallten nur an den feuchten Wänden ab und erschufen ein Echo, das wieder und wieder zurückgeworfen wurde, bis es letztendlich verstummte. Eine Antwort bekam er nicht und so blieb ihm kaum etwas anderes übrig, als den Gang durch das knöcheltiefe Wasser anzutreten um den Ort zu erreichen, an dem Kurama für gewöhnlich sich aufhielt. Es war ihm rätselhaft, warum er dieses Mal nicht direkt zu dem Fuchs gelangt war. Normalerweise hatte er nie Schwierigkeiten den Ort zu erreichen. Er musste sich nicht einmal wirklich darauf konzentrieren, waren sie beide doch seit Jahren weit enger miteinander verbunden, als die Menschen in dieser Zeit auch nur erahnen konnten. Nicht, dass es eine Rolle spielte. Dennoch war es so unglaublich lange her, dass er nicht direkt zu Kurama gelangt war, wenn er sich an diesen Ort begeben hatte, dass es ihn erneut mit einem Gefühl zurück ließ, was ihm ein Stück weit Angst einjagte. Etwas stimmte ganz und gar nicht, dessen war er sich überdeutlich bewusst, auch wenn er absolut nicht in der Lage war zu sagen, was genau hier nicht so war wie es sein sollte.   Der nächste Schock kam, als er endlich sich dem Käfig gegenüber sah, hinter dem Kurama für Jahre eingesperrt gewesen war. Das Gatter war verschlossen, das Siegel an seinem Platz, dennoch war der Raum dahinter verweist. Kein Fuchs lag auf dem Boden und ließ ihn seinen Groll spüren, Kein Kurama hockte hinter offenen Toren und funkelte ihn beinahe schelmisch an, während seine neun Schweife in langsamer, fast schon neckender Art von einer Seite zur anderen wanderten. Was er vor sich hatte war weder mit dem im Einklang zu bringen, was er bei seinem ersten Besuch hier zu sehen bekommen hatte, noch mit dem vertrauten Anblick, den er Mittlerweile seit Jahren kannte. Zu oft war er hier unten gewesen um sich einreden zu können, dass er am falschen Ort war. Er war genau da, wo er hin gewollt hatte und dennoch war nichts so, wie es hätte sein sollen.   Naruto spürte schnell, wie sein Herzschlag sich beschleunigte und wie die Angst von ihm Besitz ergriff. Die Erinnerung keine Luft zu bekommen, das Gefühl zu haben, als wenn jemand eiserne Klauen an seinen Hals gelegt hätte und unnachgiebig zudrückte, war noch frisch, dennoch schlug sie auf ihn ein mit einer Wucht, die ihn zurücktaumeln ließ. Er verstand nicht, was los war. Es konnte gar nicht sein, dass er hier vor einem leeren Käfig stand, dass Kurama aus irgendeinem Grund nicht mehr in ihm war. Es war schlicht unmöglich. Schon bevor sie sich verbunden hatten, wäre dieses Szenario sein sicherer Tod gewesen und auch jetzt nach der Verbindung, bedeutete es nicht, dass er überleben würde, wenn man Kurama aus ihm herauszog.   Dennoch blieb es dabei, dass er hier unten vollkommen alleine war. Trotz der Panik die von ihm Besitz ergriff, oder gerade wegen ihr, presste er sich die Hände eng an die Schläfen und versuchte nahezu verzweifelt die dringend benötigte Luft in seine Lungen zu bekommen. Es funktionierte, auch wenn es sich nicht erleichternd anfühlte. Noch immer rasten seine Gedanken, sein Atem war zu flach und das Gefühl was ihn einnahm schnitt ihm schlicht die Luftzufuhr ab, auch wenn es nicht dafür sorgte, dass er gar nicht atmen konnte. Es fühlte sich nur so an, als wenn es einfach nicht genug war. Nichts war genug, ganz gleich wie sehr er es auch versuchte.   Dann, ohne dass er sich hatte unter Kontrolle bringen können, spürte er es. Vertrautes Chakra. Kakashi, Sakura, Sasuke und auch Jiraiya waren im Dorf. Er konnte sie überdeutlich fühlen, auch wenn er nicht bewusst das Senjutsu angewendet hatte und ganz gewiss keinen Gedanken dafür übrig gehabt hatte, sich zu vergewissern, dass abgesehen von diesem Ort auch alles andere nicht richtig war. Es war einfach passiert, sein Körper hatte übernommen um den Stress unter Kontrolle zu bekommen, der gerade auf ihn lastete. Anstatt Antworten zu finden, fand er nur weitere Fragen.   Auch andere Bewohner konnte er deutlich spüren. Ino und Shikamaru waren scheinbar gemeinsam unterwegs. Er musste sich nicht darauf konzentrieren um zu wissen, dass die Person der sie sich näherten, eindeutig Chōji war. Auch Guy spürte er, Lee, Neji und Tenten. Jeden einzelnen im Dorf konnte er deutlich wahrnehmen. Und noch etwas war da, wie ihm nun bewusst wurde. Kein Chakra, eher ein Gefühl von Vertrautem. Etwas, was er eigentlich hier unten erwartet hatte.   Deutlich ruhiger wie zuvor drehte er den Kopf erneut zu dem verschlossenen Käfig. Er jetzt sah er, dass sein Blick eindeutig eingeschränkt war. Er sah die Gitterstäbe mit deutlicher Schärfe. Er konnte das Siegel klar erkennen. Was ihm zuvor allerdings entgangen war, war das alles hinter den Gitterstäben deutlich verzerrt war. Nicht unbedingt so deutlich, dass man es schlichtweg nicht übersehen konnte, aber doch genug, dass er diesen Umstand eigentlich nicht hätte übersehen können.   Für einen Moment überlegte Naruto, was die Ursache sein konnte. Es war seltsam genug, dass er an den falschen Ort gelangt war, noch seltsamer, dass das Gitter verschlossen war und das Siegel intakt. Es musste ein altes Bild sein, eines welches er vor Jahren gesehen hatte, auch wenn er nicht verstehen konnte, warum das der Fall war. Eine Sekunde später schnaubte er. Eigentlich gab es nur eine Sache, die er nie sofort erkennen würde. Ein Genjutsu, auch wenn Naruto keine Ahnung hatte, wie man so etwas hatte aktivieren können. Vermutlich war die einzige Möglichkeit, dass er gar nicht erst hierher gekommen war. Es war ein Trugbild, anders konnte es nicht sein.   Die leise Stimme in seinem Kopf, dass er gespürt hätte, wenn jemand nahe genug an ihn herangekommen wäre um ein solches Jutsu anzuwenden, ignorierte er. Statt dessen versuchte er sich darauf zu konzentrieren, genug Chakra frei zu setzen, dass er das Jutsu – hoffentlich – lösen konnte. Vielleicht war es angebracht, doch noch einmal zu versuchen in diesem Bereich ein wenig mehr Erfahrungen zu sammeln. Es war die einzige große Schwachstelle, die er in all den Jahren nicht hatte unter Kontrolle bringen können.   Während Chakra ihn immer weiter flutete wurde ihm aber ebenso bewusst, dass es sich hier nicht um ein Trugbild handeln konnte. Es war seltsam, aber dieses Wissen war so tief in ihm verankert, wie der Instinkt regelmäßig Atem zu holen. Und da war noch etwas anderes. Das Gefühl des Vertrauten das er zuvor gemeint hatte außerhalb seines Körpers wahrzunehmen, kam deutlich von ihm selbst. Es war in ihm, tief verborgen und schien ebenso energisch zu versuchen sich zu befreien, wie es Naruto gerade tat.   Langsam ließ er die Hände sinken und sein Chakra wieder zur Ruhe kommen. Er verstand es nicht, aber gleichzeitig wusste er, dass sein Kampf sinnlos war. Etwas war mit ihm geschehen, als er diesen Krampf gehabt hatte, etwas was auf kuriose Art und Weise die Verbindung zu Kurama blockiert hatte. Nun wo er wieder ganz bei Sinnen war, war er sich dessen sicher. Kurama war nicht weg, der Bereich hinter den Gittern war nicht leer, statt dessen schien sich etwas zwischen die Stäbe und dem Bereich dahinter gelegt zu haben, sodass er keinen Kontakt herstellen konnte. Es war ein beunruhigendes Gefühl.   Naruto begrub die Empfindungen tief in sich, um den klaren Kopf nicht zu verlieren, trat auf das Gitter zu und legte für einen Moment die Hand auf das kühle Metall. Es pulsierte unter seinen Fingerspitzen. Er konnte deutlich fühlen, dass etwas dahinter war, etwas was versuchte Kontakt zu ihm aufzunehmen, aber im Moment schien das nicht möglich zu sein.   „Ich habe keine Ahnung was hier gerade passiert … aber ich hoffe, dass es bald Sinn ergibt.“, murmelte er leise vor sich hin. Er war sich sicher, dass jemand hinter der Barriere ihm zuhörte. Ganz sicher. Mit einem letzten Blick auf den ungewohnt leeren Raum, verließ er die Ebene tief in sich, um wieder in die Realität zurück zu kehren.   ***   Was folgte, war ein Trott der Naruto schneller erfasste, als dass er sich bewusst machen konnte, dass er begonnen hatte nach bestimmten Mustern zu agieren.   Am Morgen stand er auf und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was eigentlich tief in ihm vergraben liegen sollte. Erfolglos, wie er Tag auf Tag von neuem erfahren musste. Er spürte, dass Kurama da war aber die Verbindung war vollkommen blockiert. Er hatte nur bedingt Zugriff auf die Kräfte des Fuchses und das bisschen was er ergreifen konnte fühlte sich fremder an, als es je der Fall gewesen war. Es war frustrierend.   Die Tage selbst verbrachte Naruto meistens auf einem der Trainingsplätze nun wo der Ablauf im Dorf empfindlich gestört worden war. Man beschäftigte sich mit Aufräumarbeiten und wenn man sonst nichts finden konnte um sich irgendwie zu beschäftigen, traf man sich in kleineren oder größeren Gruppen um die allgemein ungewisse Stimmung zu teilen. Naruto war kein Teil davon und in diesem Tagen auch selbst viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt um sich jemanden anzuschließen.   Was nicht bedeutete, dass er alleine war.   Es hatte gleich am ersten Tag begonnen, dass er Andere in seiner Nähe gefühlt hatte. Kakashi allen voran, auch wenn er es bisher nicht gewagt hatte sich zu zeigen und ihn – im schlimmsten Fall – mit weiteren Fragen zu bombardieren. Tief in sich wusste Naruto aber sehr genau, dass der Mann nicht darauf aus war, sein Wort zu brechen. Er kannte Kakashi gut, egal wie sehr die Neugierde ihn anstachelte, wenn er ein Wort gab, stand er auch dazu.   Einmal gesellte Neji sich zu ihm. Er stand am Rande des Feldes, den Blick auf ihn gerichtete, schien aber nicht das Verlangen zu verspüren es auf einen Zweikampf ankommen zu lassen. Naruto hatte eher das Gefühl, dass der junge Hyūga tief in seinen eigenen Gedanken und Gefühlen gefangen war. Vermutlich war dieses nicht einmal verwunderlich. So lange war ihr eigener Kampf nicht her und Naruto kannte auch Neji gut genug um zu ahnen, dass der Weg den er damals beschritten hatte und heute ebenfalls beschreiten musste, sicherlich kein einfacher war.   Der Rest hielt sich allerdings zurück. Naruto war sich ziemlich sicher, dass er nahezu jeden Genin ihrer Generation nahe des Trainingsplatzes fühlen konnte. Es war ein stetiges Kommen und Gehen, als wenn man eine Absprache getroffen hatte ihn unter keinen Umständen aus den Augen zu lassen. Aber niemand zeigte sich. Mit Abstand am Häufigsten konnte er jedoch seine beiden Sensei nahe des Trainingsplatzes fühlen, verborgen irgendwo hinter den dicken Stämmen, die den Wald hinter dem Platz einrahmten. Er konnte ihr Chakra fühlen, ihre Augen auf sich ruhen. Es war ein beruhigendes Gefühl und eng verknüpft mit längst vergangenen Empfindungen, die er aus seiner Jugend kannte, auch wenn keiner der beiden damals es für notwendig gehalten hatte, sich aus seinem Blickfeld herauszuhalten.   Aufträge gab es keine und damit lag Konoha in einer Art Winterschlaf der nur darauf wartete, dass der Frühling endlich erwachte und alles seinen gewohnten Gang gehen konnte. Aber so einfach war das nicht. Naruto hatte es gar nicht erst versucht an Sarutobi Hiruzen heranzukommen, aber auch wenn er das Krankenhaus nicht mehr betreten hatte, seit man den alten Kage dort eingeliefert hatte, so hörte auch er die Gerüchte die am Anfang wie ein leises Wispern durch Konoha waberten um im Laufe der Tage zu einem regelrechten Sturm anzuwachsen.   Sarutobi Hiruzen war keineswegs auf einen Weg, der ihn alsbald wieder auf seinen Posten zurück brachte.   Was genau mit dem alten Mann war, wusste natürlich keiner. Niemand fragte genau nach, es war erschreckend genug, dass sie derzeit führungslos waren. Weitestgehend. Natürlich gab es noch die Ältesten, aber Naruto musste nicht wirklich darüber nachdenken, was er davon hielt. Und mit dieser Meinung stand er nicht unbedingt alleine dar.   Gerüchte, wer für ihren verletzten Kage übernehmen sollte, gab es allerdings auch nicht. Naruto musste unweigerlich an den Moment denken, wo Shimura Danzō für Tsunade übernommen hatte und ein eisiger Schauder begleitete diese Erinnerung. Er wertete es als etwas gutes, dass keine Bewegung in dieser Hinsicht ersichtlich war. Wobei fraglich war, ob er als normaler Genin, als Jinchūriki, wirklich mitbekommen würde, wenn in dieser Richtung etwas im Busch war. Er hoffte nicht. Dieses Chaos im Augenblick war schrecklich genug. Es hatte den Fluss der Zeit bereits zu sehr aus den Angeln gehoben, was bedeuteten konnte, dass er von nun an ahnungslos im Dunkeln tapsen musste um überhaupt noch etwas zu ändern, was sich vermutlich trotz allem anbahnen würde. Das er ausgerechnet in dieser Zeit nicht einmal auf Kurama zugreifen konnte, machte alles nur noch schlimmer als es eh war.   Mit einem Seufzen stand Naruto mitten auf dem Trainingsplatz, sein Körper fühlte sich warm und verschwitzt an, was man nicht unbedingt als verwunderlich empfinden musste, wenn man bedachte, dass er bereits seit einigen Stunden hier war. Im Laufe des Tages hatten sich Sakura und sogar Gaara in seine Nähe gewagt, auch wenn keiner der beiden aus dem Unterholz herausgetreten war um ihm Gesellschaft zu leisten. Naruto verstand es auf gewisse Art und Weise.   Da war Sakura, der sicherlich noch die Geschehnisse vor einigen Tagen in den Knochen steckte. Er verstand es wirklich und die junge Kunoichi war mit ihren Empfindungen nicht alleine. Naruto erging es da nicht anders, aber er konnte auch nicht leugnen, dass es mit jedem Tag leichter wurde, wo er nicht damit überrascht wurde, dass man ihn gegen seinen Willen ins Krankenhaus zerrte um zu checken was mit ihm passiert war. Sie hatte ihr Wort gehalten und schien auch vorzuhaben, daran nichts zu ändern. Das war erleichternd, auch wenn eine Restsorge wegen den Auswirkungen dennoch blieb. Er mochte es nicht ändern können, aber das bedeutete nicht, dass es nicht viel zu oft im Vordergrund stand.   Dann war da Gaara, der bisher sich nicht gerührt hatte um eine Entscheidung mitzuteilen, wie er sich wegen seines Siegels entschieden hatte. Naruto zweifelte nicht an der noch fehlenden Antwort, er spürte einfach, dass Gaara Zeit brauchte um alles zu verdauen, aber wenn es soweit war, würde er sicherlich verhindern wollen, dass Shukaku weiter so großen Einfluss auf ihn hatte, wie es im Augenblick der Fall war. Die Verbindung von Gaara und seinem Bijū war eine vollkommen andere als die, die Kurama und ihn selbst mittlerweile verband. Es war nur natürlich, sich gegen den Geist in sich zu sperren. Er hatte es am Anfang nicht anders gemacht.   Mit einem Seufzen legte er die Hand auf den Bauch, genau dort hin, wo er das Siegel deutlich spüren konnte. Am Anfang hatte er befürchtet, dass damit etwas nicht stimmte und er deswegen von Kurama abgeschirmt war, aber schnell hatte er feststellen müssen, dass dies nicht der Fall war. Das Siegel war intakt und auch der Schlüssel war nicht beschädigt worden. Theoretisch gab es also keinen Grund, warum diese Blockade vorhanden sein musste. Praktisch sah es nur leider anders aus.   Mit einem kurzen Blick vergewisserte er sich, dass er noch ein wenig Zeit hatte. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, wenn sein Zeitgefühl ihn nicht betrog, war die Mittagszeit bereits vorbei. Dennoch verspürte er nicht den Drang nachhause zurück zu gehen. Er wartete, auf was genau oder auf wen, konnte er selbst nicht sagen, aber das spielte auch kaum eine Rolle. Wichtig war, dass er an diesem Ort genau richtig war. Er konnte sich bei Übungen entspannen, konnte beim Training überschüssige Energie abbauen und vor allem war er alleine – wenn man von jenen absah, die zwar ständig ihm nahe kamen, aber sich doch entschieden auf Abstand zu bleiben.   Ein nagendes Gefühl in seinem Nacken machte ihn darauf aufmerksam, dass erneut jemand den Wald betreten hatte und genau auf ihn zusteuerte. Oder besser gesagt waren es zwei Personen, wobei Naruto nicht sicher war, dass er einen von beiden sehen wollte. Generell schon, er war mit einem von ihnen eng verbunden, auch wenn das derzeit vermutlich ein einseitiges Gefühl war. Und dass beide zusammen auf ihn zu kamen, konnte nur bedeuteten, dass er nicht mehr sonderlich lange alleine auf diesem Trainingsplatz sein würde. Ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, würde sich zeigen müssen.   Erst als Jiraiya und Kakashi zusammen zwischen den Bäumen auftauchten, wendete Naruto den Blick ab um ein weiteres Mal zum Himmel hinauf zu schauen.   Vielleicht kam ja jetzt ein wenig Bewegung in den Alltag. Gebrauchen konnte er es um die sich ständig kreisenden Gedanken unter Kontrolle zu bekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)