Fremde Welten von abranka (HP meets TNG) ================================================================================ Kapitel 1: Fremde Welten ------------------------ Ron Weasly genoss den ruhigen Sommertag. Es kam ihm vor, als wenn das der erste Tag seit einer Ewigkeit war, an dem er mit seinen Freundin einfach nur unterwegs war, um Spaß zu haben – und es weder gewaltige Abenteuer noch existenzielle Kämpfe zu bestehen oder einen äußerst anstrengenden Ausbildungstag zum Auror durchzustehen galt. Nein, es schien die Sonne, sie waren in irgendeinem kleinen Dorf in Schottland unterwegs – dessen Namen ihm Hermione sicher hätte sagen können – und schlenderten über einen Handwerkermarkt. Einen Handwerkermarkt der magischen Gemeinschaft natürlich. Und so stand Harry gemeinsam mit seiner Freundin Ginny gerade an einem Stand, der Rennbesen verkaufte und war ins Fachsimpeln vertieft. Hermione dagegen beäugte an einem Schmuckstand einige Stücke und Ron selbst kam vor einem Stand mit äußerst seltsamen Gegenständen zu stehen. Neben einigen rituell anmutenden Dolchen gab es auch einige Kerzenständer, die eine recht bizarre Form besaßen. Neugierig betrachtete er die Gegenstände. „Gefällt Ihnen etwas, Sir?“, fragte der Verkäufer und erst jetzt schenkte ihm der Rotschopf Aufmerksamkeit. Der Mann war klein und trug einen grünen Umhang, dessen Kapuze zurückgeschlagen war. Sein Gesicht war sehr haarig, sodass Ron im ersten Moment neugierig die Augen aufriss. Dann besann er sich auf seine Manieren. Der Blick aus den grünen Augen des Händlers war stechend und neugierig und sein Umhang warf auf seinem Rücken eine große Beule, so als wenn er einen Buckel hatte. „Oh, äh... Ich schaue erst einmal nur.“ Ron lächelte verlegen und spürte, wie seine Ohren rot anliefen. „Natürlich.“ Das Lächeln des Verkäufers war freundlich, aber seine Zähne waren etwas zu spitz, als dass Ron entspannter geworden wäre. Er verspürte das dringende Bedürfnis, doch lieber weiterzugehen, als ihm eine kleine Skulptur regelrecht ins Auge sprang. „Was ist das?“, fragte er neugierig. Die Skulptur bestand aus zwei Gestalten, zwischen denen sich ein großer blauen Stein befand, der das Sonnenlicht glitzernd brach. Die rechte Gestalt war klein und bucklig und trug einen Umhang, unter dem eine Schwanzspitze hervorragte, während die rechte hochaufgerichtet stand, Flügel besaß, die halb ausgebreitet waren, und einen Schwanz, der durch die Luft zu peitschen schien. „Eine Torgestalt.“ Der Händler lächelte ihn an. „Er verspricht denen Abenteuer und Reisen, die sich nach ihnen sehnen.“ „So?“ Ron zog die Augenbrauen hoch. „Na, ich hatte schon genug Abenteuer in den letzten Jahren“, entfuhr es ihm trocken. „Sind Sie sicher, Sir?“ Der Händler lächelte. „Natürlich.“ Doch gleichzeitig musste Ron daran denken, dass er manchmal die großen Abenteuer ihrer Schulzeit vermisste. Sicher, sie waren immer von tödlichem Ernst gewesen, aber es war aufregend gewesen. Aber irgendwie... waren es oft Harrys Abenteuer gewesen. Weil es meist nur um Harry ging, wegen der Prophezeiung und allem. Wenn Ron ehrlich zu sich selbst war, dann wünschte er sich ein eigenes Abenteuer. „Nun, dann wird nichts geschehen, wenn Sie das Tor berühren.“ Auf einmal fühlte sich Ron herausgefordert. So, wie früher, wenn Fred und George ihm gesagt hatten, dass er sich irgendetwas ganz definitiv nicht trauen würde – wie Mum ihr Strickzeug zu verhexen – und er es dann tat und am Ende in wirklich großen Schwierigkeiten steckte. Nun, aber jetzt war er ja erwachsen – immerhin war er ja jetzt achtzehn Jahre alt – und so etwas würde ihm nicht noch einmal passieren. Trotzig nahm Ron die Torgestalt in die Hand. Die Figuren besaßen funkelnde grüne Augen und waren dicht behaart, was ihm auf den ersten Blick gar nicht aufgefallen war. Moment, die linke Gestalt kam ihm vertraut vor. Er sah den Verkäufer an und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Das war der Händler! „Aber...“ Der Händler lächelte sein beunruhigendes Lächeln und Ron spürte auf einmal, wie etwas an ihm zerrte. Von dem blauen Stein ging ein grelles Leuchten aus und ihm entfuhr ein überraschter Aufschrei. „Hermione!“ Er schaute sich zu seiner Freundin um, sah noch, wie sie auf ihn zurannte, die Hand ausgesteckte, den Zauberstab bereits erhoben und beinahe hätte sie ihn noch berührt. Beinahe. Dann wurde Hermiones Bild auf einmal durch einen blauen, glänzenden Wirbel ausgelöscht, der Ron davon riss. Jetzt hatte er das Abenteuer, das nur ihm allein gehörte. „Sternzeit 43134,3. Persönliches Computerlogbuch von Wesley Crusher. Die Enterprise befindet sich im Orbit von Chimaera IV. Das Chimaera-System liegt zwar im Hoheitsgebiet der Förderation, die Bewohner des Planeten besitzen jedoch einen unabhängigen Status. Obwohl die Chimaera durchaus die Voraussetzungen besäßen, um der Föderation beizutreten, ziehen sie es vor, unabhängig zu bleiben. Jedoch soll ein neues Abkommen abgeschlossen werden, das den freien Handel sowie den Schutz der Welt garantiert.“ Wesley Crusher betrachtete neugierig die Ansammlung an Würdenträgern der Chimaera im als Zehn Vorne bezeichneten Gesellschaftsbereich der Enterprise. Außerdem musterte er heimlich seine engsten Freunde, die er bei wenigen Gelegenheiten in ihren Galauniformen zu sehen bekam. Wenn er ehrlich war, fand er, dass manche davon doch ein klein wenig albern aussahen. Aber er würde sich hüten, das jemals laut zu sagen. Abgesehen davon hatte er ja schließlich selbst den Plan, zur Sternenflotte zu gehen und das bedeutete, dass er früher oder später auch solch eine Galauniform würde tragen müssen – und er würde dann garantiert auch nicht wollen, dass man sich über ihn lustig machte. Wesley verkniff sich ein Grinsen und betrachtete die Chimaera genauer. Sie waren groß – sicher zwei Meter groß – und hatten eine kräftige Statur, die sogar den Klingonen und Sicherheitschef Worf fast schmal wirken ließ. Ihre Gesichter waren dicht behaart, die Augen ausnahmslos leuchtendgrün, auf ihren Rücken trugen sie mächtige Flügel, die sie Gott sei Dank in der Regel zusammengefaltet ließen. Ansonsten wäre es auch in diesem großen Raum sicher schnell eng geworden. Dazu kam ein Schwanz, der Wesley an eine Katze erinnerte und der offenbar auch der Äußerung von der Stimmungen diente, denn oft sah man ihn in lebhafter Bewegung. Wesley lächelte. Er fühlte sich in dieser lebhaften, aber entspannten Atmosphäre wohl. Und schließlich waren solche Kontakte – neben seiner technischen Begeisterung – ein Grund, warum er der Sternenflotte beitreten wollte. Neugierig schritt er auf einen Stand zu, an dem die Chimaera einige künstlerische Artefakte ausgestellt hatten, um den Besuchern der Enterprise die künstlerische Seite ihrer Kultur zu zeigen. Wesley betrachtete die Stücke. Sie sahen faszinierend aus und er war sich sicher, dass sie seiner Mutter sehr gut gefallen würden. Sie liebte schließlich solche Dinge. „Auf der Suche nach Abenteuern?“, fragte der Chimaera, der sich neben dem Stand befand und dem Wesleys Aufmerksamkeit offenbar aufgefallen war. „Abenteuer?“ Wesley sah ihn verwirrt an. „Manchmal zeigt uns die Kunst ganz bemerkenswerte Abenteuer.“ Der Chimaera lächelte und zeigte spitze Zähne. „Auf der Enterprise erleben wir immer sehr viel“, antwortete Wesley lächelnd und ein wenig ausweichend. Manchmal waren das schon fast zu viele Abenteuer. Er mochte gar nicht so genau daran denken, wie oft das Schiff schon fast zerstört worden war – oder dass sein Leben ganz persönlich schon häufiger bedroht gewesen war. „Ich glaube, ich hatte schon genügend Abenteuer.“ „Sind Sie sich sicher?“ „Na ja...“ Wesley zögerte. Die Sternenflotte bedeutete Abenteuer. Und er mochte den Nervenkitzel. Natürlich mochte er ihn. Ansonsten wollte man ja kaum zur Sternenflotte gehen. Zur Sternenflotte gehörten schließlich immer diejenigen, die in der ersten Reihe standen, wenn es um die Erforschung neuer Welten und Phänomene, aber auch Konflikte und Krieg ging. „So ein kleines Abenteuer, bei dem es nicht gleich um Kopf und Kragen geht, wäre nicht schlecht.“ Er lächelte sein jungenhaftes Lächeln. Der Chimaera lächelte erneut. „Gibt es etwas, das Ihre Aufmerksamkeit weckt?“, erkundigte er sich dann ganz offenkundig vollkommen zusammenhanglos. Wesley betrachtete die wieder die Kunstwerke und sein Blick wurde auf einmal wie magisch von einer Skulptur angezogen. Die Skulptur bestand aus zwei Gestalten, zwischen denen sich ein großer blauen Stein befand, der das Licht glitzernd brach. Die rechte Gestalt war klein und bucklig und trug einen Umhang, unter dem eine Schwanzspitze hervorragte, während die rechte hochaufgerichtet stand, Flügel besaß, die halb ausgebreitet waren, und einen Schwanz, der durch die Luft zu peitschen schien. „Eine Torgestalt.“ Der Chimaera musterte Wesley aufmerksam. „Sie verspricht denen Abenteuer und Reisen, die sich nach ihnen sehnen.“ Neugierig nahm Wesley die Torgestalt in die Hand und betrachtete sie aus der Nähe. Augenblicklich begriff er, dass das rechts ein Chimaera war. Von diesen Wesen war er hier schließlich die ganze Zeit umgeben. „Sehr schön, aber...“ Er wollte noch etwas mehr sagen, brach dann aber ab, weil er sich auf einmal sehr seltsam fühlte. Von dem blauen Stein ging ein grelles Leuchten aus und ihm entfuhr ein überraschter Aufschrei. Und auf einmal schien es, als wenn etwas an ihm zerrte. „Was passiert hier?“, fragte er überrascht. Und dann entfuhr ihm nur ein kurzer Schrei, der sofort die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf ihn zog. „Captain!“ Er sah noch, wie Captain Picard sich zu ihm umdrehte. Die Augen zusammengekniffen, dann auf einmal schreckgeweitet, sah, wie er etwas rief, wie Commander Riker und Lieutenant Worf auf ihn zurannten, aber zu weit weg waren. Und dann wurde die ihm vertraute Welt durch einen blauen, glänzenden Wirbel ausgelöscht, der ihn davon riss. Ron fand sich auf einmal an einem Ort wieder, den er noch nie zuvor gesehen hatte. Und für seine Geschmack gab es hier viel zu viele Leute, die urplötzlich auf ihn zustürzten. Hier zahlte sich das Aurorentraining auf einmal aus. Ron ließ die Skulptur fallen, die sich jetzt nur in unnötigen Ballast verwandelt hatte, sprintete los, zog seinen Zauberstab, jagte einen Schockzauber auf die zwei Männer, die auf ihn zustürzten – ein dunkelhaariger, großer mit Bart und ein dunkelhäutiger, dunkelhaariger mit teuflischen Stirnriffeln, die beide schlafanzugähnliche Outfits trugen – und rannte auf die nächste Tür zu. Wo war die verdammte Klinke? „Halten Sie ihn auf!“, brüllte irgendeine Stimme hinter ihm. „Picard an Sicherheit! Eindringlingsalarm!“, eine weitere. Oh, Merlin liebte ihn. Die Tür ging von alleine auf! Ron stürmte hindurch, bog in einen trist aussehenden grauen Korridor ab und rannte, als ob sein Leben davon abhing. Wenn er das hier überstand, dann würde er diesen verdammten Händler umbringen! Wesley landete hart an einem vollkommen fremden Ort. Verblüfft fiel er auf die Knie und rappelte sich direkt wieder auf. Mit großen Augen und offenem Mund schaute er sich um. Eine junge Frau – in seinem Alter – mit wilden braunen Locken ergriff ihn an der Schulter und fauchte ihn an: „Wo ist Ron? Was hast du mit Ron gemacht?!“ Sie hielt ihm einen Holzstab unter die Nase, den er im ersten Moment als lächerlich abtun wollte, doch ihr Gesichtsausdruck mit den wütend blitzenden braunen Augen sagte ihm, dass er sie auf keinen Fall unterschätzen sollte – und dass dieser Stab mit Sicherheit eine gefährliche Waffe war. „Hermione!“ Ein schwarzhaariger Junge mit runder Nickelbrille und ein rothaariges Mädchen kamen zu ihnen herübergerannt. „Was ist los?“ „Er hat Ron verschwinden lassen! In einem Augenblick verschwindet Ron und der Kerl hier taucht auf einmal auf!“ „Hey, hey, immer mit der Ruhe. Ich war gerade noch an Bord der Enterprise und dann stand ich auf einmal hier, ohne dass ich irgendetwas gemacht habe. Und ich kenne keinen Ron!“, entfuhr es Wesley mit panischer Stimme. Im gleichen Augenblick schalt er sich selbst dafür, dass er zum einen die Enterprise erwähnt hatte und zum anderen, dass er vollkommen hysterisch klang. Und so jemand wollte ein Sternenflottenoffizier werden. Er straffte die Schultern und bemühte sich, weniger panisch auszusehen. „Hermione, ich glaube, wir sollten uns eine ruhige Ecke suchen und mit ihm reden“, sagte der schwarzhaarige Junge und legte dem braunhaarigen Mädchen, das er Hermione genannt hatte, beruhigend die Hand auf die Schulter. „Alles wird gut.“ Wesley war schlagartig angetan von der Ruhe, die er ausstrahlte, obwohl man darunter seine Anspannung merkte. Er erinnerte ihn an Commander Riker, der in der Regel auch alle brodelnde Ungeduld und Wut zurückhielt, um dann rational vorzugehen. Mit so jemandem konnte er umgehen. Die braunhaarige Furie dagegen jagte ihm wirklich Angst ein. Und die Rothaarige... „Da hinten ist ein Lokal. Ich organisiere schon mal einen Tisch!“, rief diese gerade aus und rannte davon. „Wir kommen sofort nach, Ginny!“, rief der Schwarzhaarige ihr hinterher. Dann schaute er Wesley mit einem äußerst prüfenden Ausdruck in den grünen Augen an. „Ich bin Harry. Harry Potter. Und du bist?“ „Wesley Crusher.“ Harry schaute das braunhaarige Mädchen auffordernd an und sie stellte sich als Hermione Granger vor. „Warum trägst du einen Schlafanzug?“, erkundigte sich Harry, während sie mit Wesley zwischen sich und gezogen Stöcken auf das Lokal zugingen, in dem das rothaarige Mädchen verschwunden war. „Das ist meine normale Bekleidung.“ Wesley blickte an sich herunter. „Aber warum tragt ihr so komische Umhänge?“ „Das ist unsere normale Kleidung.“ Harry grinste. „Ich glaube, du hast uns eine Menge zu erzählen.“ „Scheint so.“ Wesley nickte und versuchte, sich ein wenig zu entspannen. Zumindest hatte er einen Erstkontakt hingestellt, war noch nicht vor Gericht gezerrt und/oder zu Tode verurteilt worden und zumindest einer seiner drei Kontakte wirkte einigermaßen nett. Wesley presste die Skulptur an seine Brust. Er war sich sicher, dass dieses Ding ein wichtiger Teil des Rätsels war. Ron rannte. Er hatte kein Ziel, keinen Plan, nichts. Und dazu kam, dass an diesem verdammten Ort alles gleich aussah. Er wusste nicht, wohin die Türen ihn führten. Immer wieder sprangen Leute bei Seite, andere stürmten hinter ihm her und er musste sie irgendwie abschütteln, was ihm nur gelang, weil er schnell war. Man überlebte die Aurorenausbildung schließlich nicht, wenn man langsam war. Simpel, aber wahr. Er stürmte auf die nächste Tür zu. Sie öffnete sich mit einem Zischen und er stand auf einmal in einer kleinen Kammer. „Hä?“ Panisch sah er sich um. Kein weiterer Ausgang. War das ein Fahrstuhl? Aber wenn das ein Fahrstuhl war – wo waren die verdammten Knöpfe? „Data an Brücke. Turbolifts deaktivieren.“ Die Stimme ließ ihn herumfahren. Sie kamen. Vier Leute in den komischen grün-schwarzen Schlafanzügen und mit kleinen Dingern in der Hand, die er spontan als Waffen klassifizierte. Sie behandelten sie wie Waffen, also waren es welche. „Expelliarmus!“, schrie er und richtete seinen Zauberstab auf den vordersten Mann, der eine ungesund blasse Hautfarbe hatte. Seine Waffe flog bei Seite und er starrte Ron ausdruckslos aus gelben Augen an. Die anderen rannten an ihm vorbei und feuerten. Orangefarbene Lichtstrahlen fetzten aus den Geräten und bestätigten Ron den Waffenverdacht. Er warf sich zu Boden und schockte den ersten Mann. Den zweiten belegte er mit einer Ganzkörperklammer, während er über den Boden rollte und den dritten schickte er mit einem weiteren Schockzauber zu Boden. Er keuchte und fuhr sich hektisch durch die schweißnassen roten Haare. Was war mit dem vierten? Er spähte um die Ecke und wurde von einer Hand hochgerissen. „Ah!“, schrie er auf. „Sie stehen unter Arrest“, sagte der Mann mit der blassen Haut und den gelben Augen seltsam ruhig. Diese Kraft machte Ron Angst. Der Kerl konnte ihn ja einfach so zerquetschen. „Stupor!“, brüllte er und ließ einen schlecht gezielten Schockzauber auf die Beine des Mannes los. Diese knickten weg, er fiel hin und riss Ron mit. Aber seine Hand gab nicht nach. „Mann! Lass los!“, brüllte Ron und versuchte, sich loszureißen. „Sie stehen unter Arrest“, wiederholte der Blasse nahezu stoisch. „Stupor! Expelliarmus!“ Der Schockzauber traf, der Entwaffnungszauber ebenfalls. Aber da der Mann keine Waffe in der Hand hatte sondern stattdessen Ron, war es Ron, der auf einmal durch die Luft segelte und unsanft mit der Wand kollidierte. Er fluchte leise, als er sich aufrappelte und sich den Kopf rieb. Er wollte losstürzen, doch sie näherten sich jetzt von beiden Seiten. Fünf von links, fünf von rechts. Ron erstarrte. „Äh, Sie da, sagen Sie Ihren Jungs, dass sie nicht schießen müssen. Das mit dem Arrest, das klang doch ziemlich gut“, entfuhr es ihm und er legte seinen Zauberstab vorsichtig auf den Boden. Dann richtete er sich mit leeren, erhobenen Händen wieder auf. Wesley betrat mit seinen beiden Begleitern das kleine Lokal. Dort wurden sie sofort von dem rothaarigen Mädchen zu einem Tisch in einer Ecke gewunken. „Vier Kürbissaft, bitte“, bestellte sie noch, dann setzte sie sich als erste und fixierte Wesley aufmerksam. Als Hermione etwas sagen wollte, unterbrach die Rothaarige sie mit einem kurzen „Gleich.“. Die Bedienung brachte die Getränke und das rothaarige Mädchen nickte Harry zu. Dieser murmelte irgendetwas. „Jetzt sind wir abhörsicher.“ Der Rotschopf lächelte. „Also, was ist eigentlich los? Und wo zum Merlin ist Ron?“ „Zunächst – das ist Wesley, das ist Ginny, Rons Schwester“, stellte Harry Wesley und das rothaarige Mädchen einander vor. Ginny nickte knapp. „Also?“ „Ron hat sich irgendwelche Statuetten und so an einem Stand angesehen. Und auf einmal schrie er. Ich habe mich umgedreht und da war so ein blaues Licht. Ich bin zu ihm gerannt, aber ehe ich ihn berühren konnte, war er auf einmal verschwunden. Und urplötzlich stand er da.“ Hermione deutete auf Wesley. Zu seiner Erleichterung wirkte sie jetzt sehr viel ruhiger und überlegter. Und sie machte ihm daher auch weniger Angst. „Uff“, entfuhr es Ginny. „Irgendwie klar, dass Ron in so einem Schlamassel landen muss, oder?“ Harry machte ein Geräusch, das sehr nach einem Kichern klang, dann sagte er: „Was ist mir dir, Wesley? Woher kommst du?“ Wesley überlegte. Wie viel durfte er den Dreien erzählen? Er vermutete, dass diesem Ron genau das gleiche geschehen war wie ihm. Und wenn er nicht vollkommen falsch lag, befand sich Ron jetzt an Bord der Enterprise... „Ich war auf einer Feier und habe mir dort auch einige Kunstwerke angesehen. Diese Skulptur habe ich in die Hand genommen.“ Wesley stellte die Torgestalt auf den Tisch. „Und dann war da auf einmal dieses blaue Licht. Und plötzlich war ich hier und sie“ – er deutete auf Hermione – „stürmte auf mich zu.“ „Und wo war diese Feier?“, fragte Harry. „Weit weg“, antwortete Wesley ausweichend. „Wie weit?“, hakte Ginny sofort nach. Wesley entfuhr ein leiser Seufzer. Er hatte keine Ahnung, wie er sich weiter herausreden sollte. „Auf dem Raumschiff Enterprise, das sich im Orbit des Planeten Chimaera befand, sehr wahrscheinlich etliche Tausend Lichtjahre von hier entfernt“, sagte er schließlich. Ginny und Hermione schauten sich ungläubig an, während Harry ein leises „Oh.“ entfuhr. Ron mochte die Zelle nicht, in der man ihn untergebracht hatte. Sie bestand nur aus einer Pritsche, einer ausklappbaren Toilette mit spärlichem Sitzschutz und einem großen Kraftfeld, das sehr unangenehm britzelte, wenn man es berührte. Und selbstverständlich hatte man ihm seinen Zauberstab nicht zurückgegeben. Alles andere wäre aber auch seltsam gewesen. Ron zwang sich dazu, stillzusitzen und abzuwarten. Momentan konnte er nichts tun und es war sinnvoll, wenn er seine Kräfte schonte. Auch wenn alles in ihm nach Bewegung schrie und er sich dabei ertappte, wie er nervös mit den Beinen wippte. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich die Tür und vier Personen in den Schlafanzugoutfits betraten den Arrestbereich. Vorweg ging ein glatzköpfiger Mann in Rot und Schwarz, ihm folgte eine Frau mit langen schwarzen Locken und einem tief ausgeschnittenen violetten Anzug, der bleiche Mann mit den gelben Augen in Grün und eine rothaarige Frau, die einen blauen Schlafanzug trug. Ron erhob sich langsam und trat an das Kraftfeld heran. Aufmerksam betrachtete er die vier und versuchte, aus ihren Gesichtern irgendetwas ablesen zu können. „Mein Name ist Captain Jean-Luc Picard. Das sind Counselor Deanna Troi, Lieutenant-Commander Data und Doktor Beverly Crusher. Wer sind Sie und wie sind Sie an Bord gekommen?“, sagte der glatzköpfige Mann. „Mein Name ist Ron Weasley und ich habe nicht den leisesten Schimmer, wo zum Merlin ich hier eigentlich bin und noch weniger, wie ich eigentlich hierher gekommen bin.“ Ron verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. „Counselor?“, sagte Picard und blickte Troi an. „Er sagt die Wahrheit, Captain. Er weiß es nicht. Er ist ängstlich und verwirrt.“ „Hey! Raus aus meinem Kopf!“ Ron funkelte Troi wütend an. „Meine Gedanken und Gefühle gehen Sie nichts an. Haben Sie schon mal was von Privatsphäre gehört?“ „Was ist das hier?“, fragte Data und hielt Ron seinen Zauberstab hin. Dummerweise war da immer noch dieses Kraftfeld, das Ron daran hinderte, nach ihm zu greifen. „Laut unserer Analyse besteht es nur aus Eichenholz und der Feder eines nicht näherbestimmbaren Vogels. Im Endeffekt ist es ein... Stock.“ Ron seufzte. Muggel. Technisch hochentwickelte Muggel. Aber immer noch Muggel. Und da sie ihn bereits hatten zaubern sehen, konnte er schlecht sagen, dass das gar nichts war... Mist aber auch. Hermione würde ihn umbringen, wenn sie das hier jemals erfuhr. Sie bestand doch immer auf die Einhaltung von gewissen Regeln und seit sie in der juristischen Abteilung des Zaubereiministeriums arbeitete, war das noch schlimmer geworden. „Es ist ein Zauberstab.“ Ron seufzte. „Ich bin ein Zauberer, okay?“ „Ein Zauberer?“ Data fand diese Aussage offenbar nicht gerade erhellend und blickte Rat suchend zu dem Captain. „Nach meinen Informationen ist ein Zauberer jemand, der... Tricks aufführt.“ „Counselor?“ Der Captain blickte wieder die dunkelhaarige Frau an, die offenbar wieder in Rons Gedanken herumwühlen sollte. Zornig funkelte er sie an. „Er sagt die Wahrheit, Captain. Oder das, was er dafür hält. Sir. Wenn Sie möchten, dass Mr. Weasley weiterhin kooperativ ist, dann würde ich empfehlen, dass Sie das weitere Gespräch ohne mich führen. Er... ist nicht besonders gut auf mich zu sprechen.“ Sie lächelte Ron aufmunternd zu, was durchaus nett gewesen wäre, wenn sie nicht ständig in seinem Kopf herumstochern würde. „Also gut.“ Der Captain nickte, aber ehe Troi gehen konnte, mischte sich die rothaarige Frau ein, die bisher geschwiegen hatte. „Wo ist Wesley? Was haben Sie mit meinem Sohn gemacht?“, fuhr sie Ron an und erinnerte diesen sofort an seine Mutter, wenn sie in Furienmodus schaltete. Er wich automatisch einen Schritt zurück. „Ich habe keine Ahnung. Ich kenne keinen Wesley. Gerade noch steh ich auf einem Markt und gucke mir Nippes an und auf einmal bin ich hier und werde von Männern in Schlafanzügen gejagt, eingesperrt und mein Gehirn durchleuchtet. Und jetzt schreien Sie mich an. Ehrlich gesagt finde ich das nicht besonders nett. Und noch ehrlich gesagt ist das eine ziemlich beschissene Entwicklung von einem bislang ganz schönen Tag.“ „Ich stimme Mr. Weasley voll und ganz zu. Ich denke, die ganze Aufregung vorhin war nur ein dummes Missverständnis und wir können ihn aus dem Arrest entlassen. Es wäre besser, Captain, wenn Sie sich im Besprechungsraum zusammensetzen würden, anstatt hier herumzustehen“, sagte Troi. „Und ich denke, Commander Riker und Lieutenant Worf würden dem weiteren Gespräch gerne beiwohnen. Immerhin ist es Mr. Weasley gelungen, sie außer Gefecht zu setzen.“ Ein kleines Lächeln spielte um ihre Lippen, das sie Ron weitaus sympathischer machte. „In Ordnung, Counselor. Mr. Weasley, ich denke, das ist auch in Ihrem Sinne, oder?“, fragte Picard und betrachtete Ron, als wenn er ihn durchleuchten würde. „Nicht mehr eingesperrt zu sein, klingt auf jeden Fall sehr gut. Aber ich schätze, meinen Zauberstab bekomme ich noch nicht wieder, oder?“ Harry, Hermione und Ginny schauten Wesley immer noch sprachlos an. „Wo bin ich hier eigentlich?“, fragte Wesley schließlich. „Erde, Schottland, Little Wittlepig“, sagte Hermione langsam. „Oh. Und wann? Ich kenne die Erde... anders...“ Wesley schwante Böses. Bei seinem Glück hatte er es vermutlich nicht nur geschafft, diese beträchtliche Entfernung zwischen Chimaera und der Erde zurückzulegen, sondern auch noch eine Zeitreise zu machen. Denn diese ganze Umgebung sah irgendwie nicht nach seinem Jahrhundert aus. „1999“, antwortete Ginny. Ihr Blick hing prüfend an Wesleys Gesicht und dieser konnte nicht verhindern, dass ihm nackte Panik im Blick stand. „Oh, Mist“, entfuhr es ihm. „Aus welcher Zeit kommst du?“, fragte Harry. „Nach eurer Zeitrechnung aus dem Jahr 2366...“ Wesley sprach langsam. „Oh, mein Gott. Wie komme ich nur wieder zurück?“ „Und wie bekommen wir Ron zurück?“, ergänzte Hermione und ihre Miene war äußerst nachdenklich. Ron ließ sich vorsichtig in den großen Stuhl in dem Besprechungsraum der Enterprise sinken. Vor dem Fenster waren Sterne und ein rötlich schimmernder Planet zu sehen. Noch nie hatte er sich so allein gefühlt – und noch nie hatte er so unbedingt zurück nach Hause gewollt. Er vermisste sogar Hermiones Standpauken. Und am liebsten hätte er sie sowieso bei sich gehabt, denn Hermione wusste immer, was man wann sagen musste. Er dagegen hatte absolut keine Ahnung.Und bei den Schwierigkeiten, in den er hier gerade steckte, wollte er wirklich nichts falsch machen – oder diesen ganzen Schlamassel versehentlich noch weiter vergrößern. „Mr. Weasley, wenn Sie einverstanden sind, wird uns Counselor Troi weiterhin Gesellschaft leisten“, sagte Captain Picard und riss Ron aus seinen Gedanken. „Wenn sie aus meinem Kopf rausbleibt“, grummelte Ron und verschränkte die Arme vor der Brust. „Mr. Weasley, ich bin nur zur Hälfte Betazoidin. Meine telepathischen Kräfte sind nicht sehr ausgeprägt. Ich kann nur Gefühle spüren. Der Captain würde es sehr begrüßen, wenn ich ihm zwischenzeitlich versichern könnte, dass Sie die Wahrheit sagen. Ich denke, das würde das gesamte Gespräch beschleunigen, da es das Misstrauen zwischen uns minimiert.“ Ron winkte ab. „Okay, okay. Aber was zum Merlin ist eine Betazoidin?“ Die Offiziere der Enterprise wechselten einige lange Blicke. „Was ist mit Klingonen?“ Der Mann, der ihm als Commander Riker vorgestellt worden war, deutete auf den großen Mann mit der Höckerstirn. „Mit was?“ Ron starrte Riker und dann Worf an. „Ich dachte, das ist eine komische Mode oder sowas.“ Langsam ließen sich auch die Offiziere der Enterprise nieder. „Mr. Weasley“, ergriff nun Captain Picard das Wort und durchbrach die Verwirrung, die für Ron auch ohne empathische Fähigkeiten regelrecht greifbar war. Ron hatte langsam das Gefühl, dass er irgendetwas sehr Wesentliches nicht wusste und sich für alle anderen Anwesenden vollkommen dämlich verhielt – und vermutlich sogar total blöde war. „Woher kommen Sie?“ „Groß-Britannien. Eigentlich London. Aber als mich dieses blaue-Licht-Ding hierher gebracht hat, war ich in Schottland, in Little Wittlepig.“ „Meine Datenbank verzeichnet keine Stadt dieses Namens“, warf Data ein. Der Captain warf einen kurzen Blick zu Troi, die nur knapp meinte: „Er sagt die Wahrheit.“ „Vielleicht existiert die Stadt ja nur heute nicht mehr“, warf Riker ein. „Nein, ich habe keinerlei historische Aufzeichnungen über diese Stadt“, gab der weißhäutige Mann zurück. Er musste ein ziemliches Genie in Geografie sein, wenn er das so locker sagen konnte. „Historische Aufzeichnungen?“, quietschte Ron. „In welchem Jahr befinden wir uns?“ Seine Stimme überschlug sich fast. „Sternzeit 43134,3. Nach alter irdischer Zeitrechnung im Jahr 2366“, sagte Data mit kühler Stimme. Ron schloss die Augen. Ihm wurde ganz anders. „Mr. Weasley?“ Trois warme Stimme klang besorgt. „Ich will nach Hause...“, murmelte dieser leise und stützte das Gesicht in die Hände. „Und wann ist das?“, hakte Worf nach. Die dunkle Stimme des Klingonen klang ruhig, aber Ron entging nicht ein gewisses Maß an Beunruhigung. „1999.“ Ron hob den Kopf und schaute in die Runde. „Das heißt, mein Sohn Wesley befindet sich auf der Erde im Jahr 1999? In einer Stadt, die keine unserer Datenbanken kennt?“, entfuhr es Doktor Crusher. „Na ja, wenn es Sie beruhigt: Wahrscheinlich hat er dort direkt meine Freund Harry und Hermione und meine Schwester Ginny kennengelernt. Dann ist er in guten Händen.“ Ron rang sich ein Lächeln ab. „Ich finde das ganz und gar nicht beruhigend!“, fauchte der rothaarige Doktor weiter und Ron verdrehte die Augen. „Sie sind echt wie meine Mom.“ Riker entwich ein leises Glucksen und die restlichen Führungsoffiziere wechselten einige Blicke, die zwischen Amüsement und Verblüffung lagen. Langsam löste sich Wesleys Hand von der Torstatuette. Ihm kam eine Idee. „Ich glaube...“, sagte er langsam. „Dieses Ding hat etwas mit meiner Reise zu tun.“ Hermione schaute die Figur an und runzelte die Stirn. „Und weißt du was, Wesley? Ich glaube, Ron hatte so etwas auch in der Hand, als er verschwand.“ „Der Händler!“, entfuhr es Harry. „Wir müssen den Händler erwischen und mit ihm sprechen. Vielleicht weiß er, was passiert ist.“ „Also los!“ Ginny sprang auf, warf einige Münzen auf den Tisch und kurz darauf stürmten sie zu viert aus dem Lokal. Und Wesley verspürte so etwas wie Erleichterung, diese drei Fremden in seiner Nähe zu haben. Sie schienen wenigstens eine Ahnung davon zu haben, was sie taten. Und sie schienen ihm wirklich helfen zu wollen. Mittlerweile hatte sich die Lage in dem Besprechungsraum etwas beruhigt. Die letzte halbe Stunde hatten die Offiziere der Enterprise diskutiert, debattiert und Ron ausgefragt. So langsam ging ihm das auf die Nerven. Und er hatte Hunger. Sein Magen knurrte vernehmlich. Riker sah auf. „Ich denke, wir sollten an dieser Stelle Schluss machen. Es sieht so aus, als wenn sich unser Besucher etwas erholen muss.“ Er schenkte Ron ein aufmunterndes Lächeln. Immerhin hatten die Leute angefangen, netter zu ihm zu sein und ihn nicht mehr ständig wie ein interessantes Insekt zu mustern. Das sorgte bei Ron für Pluspunkte. „Captain, ich schlage vor, die Feierlichkeiten in Zehn Vorne aufzusuchen. Die Chimarea hatten bereits Interesse an unserem unerwarteten Besucher bekundet“, sagte Troi. „Und dort könnte er auch etwas Essen.“ Sie nickte Ron freundlich zu. Wenn sie nicht gerade in seinem Kopf rumstocherte, war sie ihm ja durchaus sympathisch. Picard musterte Ron und auf einmal fühlte er sich wie früher in den Unterrichtsstunden bei Professor Snape. Doch wieder interessantes Insekt. Ron seufzte tief. „Keine Zauber, kein Theater, niemanden ausknocken und nur ganz brav etwas essen und ein bisschen reden und reden auch nicht über irgendwelche heiklen Dinge?“, sagte er, bevor er genauer darüber nachgedacht hatte, legte den Kopf schräg und klimperte mit den Wimpern. Bei seiner Mom und Hermione hatte er damit meistens Erfolg. Picard seufzte leise. „Also gut. Deanna, Data, Sie passen auf unseren Gast auf. Wir möchten ja nicht, dass er sich wieder in Schwierigkeiten bringt.“ „Na, da stecke ich doch eh schon über beide Ohren drin“, erwiderte Ron trocken und stand auf. „Bekomme ich jetzt meinen Zauberstab zurück?“ „Da vorne ist es.“ Hermione deutete auf den Stand, vor dem Ron sich aufgehalten hatte, ehe er verschwunden war. Die vier näherten sich langsam dem Stand und betrachteten die Auslage sowie den Verkäufer. Die Auslage war mit ihren kunstvollen Dolchen, ungewöhnlichen Kerzenständern und einigen Statuetten durchaus interessant, aber eigentlich nichts, was Ron üblicherweise fesselte. Wesley musterte den Verkäufer offen und mit großen Augen. Eigentlich war er ja den Anblick von ungewöhnlichen Gestalten mehr als gewohnt. Schließlich lebte er auf einem Raumschiff und hatte oft genug mit Aliens zu tun. Aber hier auf der Erde war das etwas anderes. Insbesondere auf der Erde dieser Zeit. Hier rechnete er mit Menschen und nichts anderem. Und dieser Mann... war nicht menschlich. Der grüne Umhang verbarg seinen Körper zwar sehr gut, aber das haarige Gesicht, die stechend grünen Augen, die bucklige Haltung und der Schwanz, dessen Spitze unter dem Stoff hervorragte, sagte mehr als genug. „Wer sind Sie?“, fragte er unverhohlen und entschied sich für den direkten Weg. Harry, Hermione und Ginny starrten ihn an. Ginny wollte ihn anfahren, doch Hermione ergriff ihr Handgelenk und drückte zu, um ihr zu signalisieren, dass sie still sein sollte. „Nur ein Händler.“ Der haarige Mann lächelte und ließ spitze Zähne sehen. „Sicher.“ Wesley lächelte. „Und ich bin nur ein Reisender von einem fernen Ort.“ Jetzt hellte sich die Miene des Mannes auf einmal auf. „Sieh an. Ein Abenteuerer?“ „Ungewollt.“ Wesleys Blick glitt über die Auslage, als wenn er etwas suchen würde. Dann zog er seine Torgestalt hervor. „Haben Sie auch so etwas?“ Der Händler grinste breit und Wesley merkte sofort, dass er dieses Grinsen nicht mochte. „Hast du etwa schon genug von deinem Abenteuer?“, fragte er und der Ton seiner Stimme war nicht besonders freundlich. „Ein Abenteuer? Ist es das, was Sie Ron versprochen haben?“, entfuhr es Harry. „Wir wollen unseren Freund zurück!“ „Er wird zurückkehren, wenn es an der Zeit ist. Es ist immerhin sein Abenteuer.“ Wieder dieses unheimliche Grinsen. „Und es ist ganz besonders nicht deines, Harry Potter.“ Harry wollte auffahren, doch Ginny hielt ihn zurück. Sie murmelte ihm leise etwas ins Ohr, das Wesley nicht verstand. „Woher kennen Sie seinen Namen?“, fragte Wesley den Händler. „Den Namen des Jungen-der-überlebt-hat kennt jeder in dieser Welt, junger Mann. Es ist viel wundersamer, ihn nicht zu kennen. Hast du überhaupt eine Ahnung, wo du hier bist?“ „Auf der Erde. Im Jahr 1999“, erwiderte Wesley und dabei hatte er auf einmal das Gefühl, dass das nicht die ganze Antwort war. „Aber nicht auf der Erde deiner Dimension, mein Lieber.“ Der Händler lachte keckernd. „WAS?“ Wesley starrte ihn mit großen Augen an und auch die Gesichtszüge seiner Begleiter entgleisten. „Eine andere Dimension? Wie ist das möglich?“, rief Hermione aus. „Zeitreisen gibt es, aber Dimensionsreisen? Wie soll das gehen?“ „Mit Toren, meine Liebe.“ Der Händler schüttelte den Kopf. „Ihr wisst so wenig und denkt, ihr wisst so viel...“ „Bringen Sie meinen Bruder zurück!“, mischte sich Ginny jetzt ein. Sie stemmte die Hände in die Hüften. Wesley wusste auf einmal, dass beide junge Frauen absolute Furien sein konnten. Irgendwie jagte ihm das ein klein wenig Angst ein. „Das kann ich nicht. Er muss seinen Weg von allein finden. Und bis dahin, meine jungen Freunde, zeigt eurem Besucher eure Welt. Lasst ihn ein Abenteuer erleben, damit dieses Abenteuer Sinn hat. Es wäre doch traurig, wenn er nichts erleben würde, oder?“ Dieses Mal war sein Lächeln freundlich und beinahe gütig. „Ihr findet mich in einer Woche auf dem Markt der Winkelgasse. Vorher will ich euch nicht mehr sehen.“ Damit wandte er sich von ihnen ab und signalisierte mehr als deutlich, dass er nicht mehr mit ihnen sprechen würde. „Großartig.“ Harry fuhr sich durch die Haare und schaute Wesley an, dem die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben stand. „Wir können ihn kaum dazu zwingen, uns zu helfen“, sagte Hermione leise. „Och, ein kleiner Imperio...“, murmelte Ginny und bekam einen unsanften Tritt vor der Schienenbein. „Das ist illegal, Ginny!“ „Ja, ja, Mione.“ Ginny verdrehte die Augen. „War auch nur ein Scherz.“ „Nein, war es nicht. Aber Mione hat Recht – wir können ihn nicht zwingen, uns zu helfen und wir brauchen seine Hilfe. Also müssen wir uns auf sein Wort verlassen“, sprach Harry. „Und was tun?“, fragte Wesley ängstlich. „Na ja, wo du schon zu Besuch bist, solltest du auch ein bisschen von dieser Welt sehen, oder?“ Harry grinste. „Dass wir Zauberer sind, weißt du auch, also wird es doch sicher ganz nett, wenn du ein paar Wunder dieser Welt kennenlernst. Und glaub mir, egal, woher du kommst – du wirst staunen. Das habe ich am Anfang auch.“ „Und das tut er immer noch.“ Ginny knuffte Harry liebevoll in die Seite. Es war den dreien anzusehen, dass sie mit der aktuellen Situation unzufrieden waren und sie lieber mehr für Ron tun würden, aber sie befanden sich in einer Sackgasse. Und Wesley musste ihre Fähigkeit, das Beste aus der Situation zu machen, durchaus bewundern. Gleichzeitig war ihm aber auch reichlich mulmig zumute, auch wenn ihn langsam aufgeregte Neugier überkam. Zehn Vorne war der Raum, in dem er auf die unkonventionelle Art und Weise an Bord gekommen war, stellte Ron fest. Mit großen Augen sah er sich um. Er war ja wirklich einiges gewöhnt, aber so viele unterschiedliche Arten von Menschen – Personen, korrigierte er sich – gehörten nicht dazu. Wobei... Hauselfen, Werwölfe und so weiter waren auch nichts anderes. Hey, und auch Aliens waren nur Menschen – Personen. Ron seufzte einmal kurz und straffte dann die Schultern. Er bemühte sich zu ignorieren, dass er kurz davor war, zwei sehr unterschiedliche blauhäutige Personen anzustarren. Während einer der beiden einen kahlen Schädel hatte, besaß der andere Antennen und weißes Haar. Faszinierend. Aber wirklich erschreckend und beeindruckend waren die Gestalten, die Counselor Troi als Chimaera bezeichnete. Sie waren nicht nur sicher zwei Meter groß, sondern im Gesicht dicht behaart und auf dem Rücken hatten sie gewaltige Flügel, die Ron ein wenig an die Fledermäuse erinnerten, die er als Kind mit seinen Brüdern Fred und George auf dem Besen gejagt hatte. Und außerdem kam ihm ihr Anblick seltsam vertraut vor. Ron runzelte die Stirn. „Was ist?“, fragte Troi besorgt. Natürlich wühlte sie wieder in seinem Kopf herum. „Die Chimaera... Sie erinnern mich an den Händler, mit dem ich gesprochen habe, ehe ich hier landete...“ „Entschuldigen Sie bitte.“ Die beiden drehten sich um und sahen sich einem Chimaera gegenüber, der Ron freundlich anblickte, auch wenn sein Lächeln mit den spitzen Zähnen etwas bedrohlich aussah. „Ja?“, fragte Ron und spürte, wie sich seine Muskeln spannten, damit er jederzeit losrennen konnte. Unwillkürlich tastete er in seiner Tasche nach seinem Zauberstab, den er als Zeichen des guten Willens wiederbekommen hatte. „Ich glaube, das hier haben Sie verloren, als Sie hier angekommen sind.“ Der Chimaera streckte ihm in seiner Klauenhand die Torgestalt entgegen. Ron starrte erst die Torgestalt an, dann den Chimaera, während er ihm die Figur vorsichtig aus den Klauen nahm. „Wer sind Sie?“, fragte er langsam, während ihm Ungutes dämmerte. „Nur ein einfacher Händler.“ Der Chimaera breitete seine Arme aus und lächelte nur noch breiter. „Ein Händler, der auch diesem Jungen... wie heißt er noch? Wesley Crusher? So etwas ähnliches verkauft hat?“ „Möglicherweise.“ „Ist das Ding eine verfluchte Zeitmaschine?“, knurrte Ron und machte Anstalten, seinen Zauberstab hervorzuziehen. Troi legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. „Dann haben Sie Wesley fortgeschickt und Ron dafür hergebracht?“, fragte sie freundlich. Doch Ron ahnte, dass ihr freundlicher Tonfall über ihre wahren Empfindungen hinwegtäuschte. So klang seine Mom nämlich immer, kurz bevor ihm und seinen Brüdern klar wurde, dass sie in wirklich wirklich wirklich großen Schwierigkeiten steckten. „Der junge Mann namens Wesley Crusher hat sich für ein Abenteuer entschieden. So wie der junge Mann hier.“ Der Chimaera schaute sie an, als wenn sie begriffsstutzig wären. „Dies hier ist sein Abenteuer. Ein Abenteuer fern von der Welt, die er kennt.“ „Zeitreisen... Ich hasse Zeitreisen...“, murmelte Ron. „Oh, Sie sind nicht allein in der Zeit gereist. Sie haben Ihre Dimension verlassen.“ „Was?!“, quiekte Ron auf. „Dies hier ist nicht die Zukunft der Welt, die Sie kennen. Dies ist eine völlig andere Welt.“ „Ich will nach Hause!“ „Nach Ihrem Abenteuer.“ Der Chimaera lächelte. „Sie können ihn nicht zwingen, hier zu bleiben“, sagte Troi scharf. „Und Sie können Wesley nicht zwingen, in seiner Welt zu bleiben.“ „Wer sagt, dass ich das tue?“ Wieder ein Lächeln, das Ron langsam aggressiv machte. „Doch, das tun Sie!“, mischte sich Ron wieder ein. „Oh, nein. Dieses Abenteuer ist nur einfach noch nicht zu Ende. Denn was haben Sie schon von dieser Welt gesehen? Nehmen Sie sich eine Woche der Zeit dieser Menschen und lernen Sie diese Welt kennen.“ „Und dann komme ich wieder nach Hause?“, fragte Ron ängstlich. Ihm war dieser Kerl unheimlich und er wollte heim und er hatte keine Lust mehr auf diesen Mist. „Dann kommen Sie zu mir und ich bringe Sie nach Hause.“ „Toll, und wie heißen Sie?“ „Mein Name ist Chatrias. Aber wenn Sie irgendjemanden meines Volkes nach den Dimenionsreisenden fragen, wird man Sie zu mir bringen.“ Chatrias nickte und wandte sich ab. Das Gespräch war für ihn definitiv erledigt. „Das wird Beverly gar nicht gefallen...“, murmelte Troi leise. „Mir auch nicht.“ Ron schnitt eine Grimasse. „Und Ihr Captain wird es nicht mögen und der ganze Rest hier auch nicht. Sorry, dass ich unerwünscht bin. Hey, aber das bin ich ja immer.“ Ron zog wütend die Schultern hoch und marschierte Richtung Buffet. Hoffentlich konnte er sich hier wenigstens richtig die Kante geben. Wesleys erste Erfahrung mit dem Apparieren war äußerst unangenehm. „Die Überlegkeit vergeht gleich!“, rief Harry aus dem Wohnzimmer zu ihm hinüber, aber das half Wesley gerade wenig, da er sich soeben hingebungsvoll in die Toilette übergeben hatte. Er kauerte auf dem Boden und seufzte tief. Beamen war eindeutig viel angenehmer. Extrem viel angenehmer. Gott sei Dank hatte Harry aber Recht. Eine Viertelstunde später ging es ihm wieder besser. „Mach dir nichts daraus“, sagte Ginny und reichte ihm mitfühlend eine Tasse Tee. Sie befanden sich in der WG, in der Harry, Hermione und Ron in London wohnten. Da sie alle ihre Ausbildung beim Ministerium für Zauberei machten, so hatten sie ihm erzählt, war das einfach praktischer. Außerdem waren sie seit der Schule befreundet und somit daran gewöhnt, viel Zeit miteinander zu verbringen. Ginny war erst gerade mit Beginn der Sommerferien und damit dem Ende ihrer Schulzeit zu ihnen gezogen. Sie befand sich auf Jobsuche und Wesley fragte sich unwillkürlich, ob er das auch wäre, wenn er nicht schon sicher gewesen wäre, dass er der Sternenflotte beitreten würde. Ein klein wenig beneidete Wesley die drei – vier, den unbekannten Ron dazugezählt – um ihre enge Freundschaft. Sicher, er hatte die Offiziere der Enterprise, die ihn wie ein gleichwertiges Mitglied der Crew behandelten und doch waren sie eben wesentlich älter als er. „Und jetzt?“, fragte er neugierig. „Für heute ist es etwas spät“, sagte Harry und deutete auf die Uhr. „Hermione wälzt momentan noch Bücher und überlegt, ob wir nicht doch irgendetwas tun können, um Ron wieder zurückzuholen. Ich habe aber das Gefühl, dass sie dieses Mal auf Granit beißen dürfte.“ Er benutzte beiläufig den Zauberstab und zündete damit einige Lampen an. Wesleys Augen weiteten sich vor Begeisterung. „Das ist toll! Was kannst du noch zaubern?“, rief er aus. „Was ich noch kann?“ Harry grinste und Ginny musste kichern. Und dann geben sie Wesley eine umfangreiche Zaubervorführung. Ron musste feststellen, dass Synthehol die wohl bescheuerteste Erfindung aller Zeiten war. Warum bitte schön trank man Wein, Bier, Whisky, Sekt und all das Zeug, wenn man sich damit nicht einmal richtig abschießen konnte? Auf dem Höhepunkt von Missmut und Frustration hatte Data ihn schließlich in sein Quartier gebracht. Und jetzt war es der nächste Morgen, er hatte in dem Bett komisch geschlafen, weil ihm all die vertrauten Geräusche aus dem wunderbaren Zaubererlondon fehlten, und er stand mit einem Bärenhunger vor dem Ding, das Data Replikator genannt hatte und hatte keine Ahnung, wie er dort etwas zu Essen herausbekommen sollte. Wie hatte der weißhäutige Mann noch gesagt? Einfach sprechen, was er haben wollte? Ron kam sich vollkommen bescheuert vor, als er sich vor der Gerät stellte und sagte: „Eine Portion Rührei mit Speck und einen Kürbissaft bitte.“ Es summte etwas und ein Teller mit Rührei sowie ein Glas mit einer orangefarbenen Flüssigkeit tauchten auf. Neugierig probierte er. Das Rührei war super, aber der Kürbissaft ungenießbar. Offenbar trank man in dieser Dimension anderes. Dann grinste er. Nun, er würde schon herausfinden, was ihm hier schmeckte. Insbesondere mit einem solch genialen Gerät. Liebevoll tätschelte er den Replikator, dann begann er eine lange Liste an Lebensmitteln aufzusagen, die er jetzt sofort ausprobieren wollte. Das hier könnte vielleicht doch recht nahe am siebten Himmel sein. Nach seiner Fressorgie – die wirklich sehr ausführlich gewesen war – wurde Ron von Data abgeholt. Mittlerweile wusste er ja, dass diese komischen Schlafanzüge die Uniformen dieses Jahrhunderts darstellten, auch wenn er verdammt froh war, dass der Replikator für ihn Jeans und T-Shirts ausgespuckt hatte. „Was sind Sie eigentlich?“, fragte Ron neugierig. Data musste mit seiner Haut- und Augenfarbe ganz definitiv ein Alien sein. „Ich bin ein Android.“ „Ein was?“ Ron sah ihn mit großen Augen an. Er war sich sicher, dass sein Dad gewusste hätte, was ein Android war – und dass er mit großer Begeisterung Data zugehört hätte, als dieser jetzt mit technischen Details um sich warf, die Ron absolut nicht begriff. Bei der ganzen Schiffsführung musste er zugeben, dass zwar alles absolut eindrucksvoll war, aber dieser ganze technische Kram irgendwie nicht seine Welt war. Magie floss ihm wie Blut durch den Körper und somit lag es ihm recht fern, Technik zu benutzen, um all das zu erreichen, was mit Magie kein Problem war. Er musste allerdings zugeben, dass der Warpkern, den ihm Geordi La Forge, der Chefingenieur, der zu der Schlafanzuguniform einen technisierten Bogen über den Augen trug, der Ron an die Haarreifen seiner Schwester Ginny erinnerte. Aber irgendwie half dieses Ding dem eigentlich blinden La Forge etwas zu sehen, was Ron wiederum eindrucksvoll fand. Sie betraten mittlerweile den fünften Laden in dieser Einkaufsstraße, die Harry, Ginny und Hermione als Winkelgasse bezeichnet hatten und Wesley war restlos begeistert. Er hatte gar keine Ahnung gehabt, dass eine so wenig technisierte Welt so unglaublich spannend sein konnte! Seine Interessen hatten sich bislang vor allem auf technische Elemente wie den Warpantrieb, die Sensorenphalanx, Traktorstrahlen und und und konzentriert. Das hier war das totale Gegenteil und er fand es toll. Er hatte Kessel begutachtet, einen eigenen Umhang geschneidert bekommen, durch Zaubererbücher geblättert, Flugbesen bewundert und Eulen gestreichelt. Eine Woche war viel Zeit, um eine neue Welt kennenzulernen und Wesley kam sich die meiste Zeit über wie ein Tourist vor. Er lernte Quidditch kennen und dieses Spiel war etwas, bei dem sich Wesley innerhalb der ersten fünf Minuten fragte, wie und warum man das in seiner Welt nicht erfunden hatte. Das Spiel war schnell, aufregend, gefährlich, spannend, abwechslungsreich und absolut sein Fall. Einfach großartig! Seine drei Gastgeber nahmen ihn mit ins Zaubereiministerium, das ihn schon allein durch seine ungewöhnliche Bauweise unter der Erde und die Fahrstühle voller fliegender Memos faszinierte. Er begriff langsam, dass Zauberer und Hexen ein verborgenes Leben neben den nicht-magischen Menschen – Muggeln – führten. Und irgendwie war das etwas, das funktionierte. Dann nahmen sie ihn mit nach Hogwarts. Die Schule war momentan größtenteils verwaist, da ja Ferienzeit war. Nur einige wenige Lehrer verbrachten dort noch ihre Zeit. Das Schloss hatte bereits durch sein Alter etwas Beeindruckendes, denn wie Wesley bewusst wurde, war er es gewöhnt, nur von neuen Dingen umgeben zu sein. Er bewunderte die bewegten Bilder, die wieder nichts mit Technik zu tun hatten, und schlenderte gemeinsam mit Harry, Ginny und Hermione durch Räume, in denen sie ihre gesamte Schulzeit verbracht hatten und dabei erzählten sie ihm Geschichten, die ihn nur staunen ließen. Und da sie gerade in Schottland waren, besuchten sie auch noch das Dorf Hogsmead, in dem Wesley das erste und wohl beste Butterbier seines Lebens trank. Die letzten zwei Tage verbrachten sie mit einem Besuch in Godric's Hollow, wo er einiges über die jüngste Zeitgeschichte der Zaubererwelt und Harrys Geschichte – die des Jungen-der-überlebt-hat – erfuhr, und einem erneuten Bummel durch die Winkelgasse. Dann war die Woche vorrüber und Wesley staunte, wie schnell die Zeit vergangen war, die er zwangsweise an diesem Ort verbracht hatte. Jedenfalls hoffte er irgendwie auch, dass die Zeit vorbei war und er nun tatsächlich nach Hause kommen würde. Ron hatte nach der Schiffsführung noch einmal die Gelegenheit genutzt, Zeit im Zehn Vorne zu verbringen und herauszufinden, ob es nicht doch irgendeine Art von Synthehol gab, auf das sein Körper mit wenigstens einem leichten Rausch reagierte. Während er sich durch dutzende von Getränken probierte, löcherte ihn Data mit Fragen über seine Herkunft und Magie an sich, die Ron nach bestem Wissen beantwortete. Er kam aber nicht umhin, immer wieder zu betonen, dass Hermione das alles viel besser hätte erklären können. Am nächsten Tag gelang es Data, Captain Picard davon zu überzeugen, dass er und Ron einen Ausflug mit einem Shuttle machen durften. Ron war neugierig auf diese sogenannte Warpgeschwindigkeit und bislang hatte er ja nur erlebt, wie die Enterprise im Orbit eines Planeten kreiste. Das machte diese ganze Weltraumgeschichte doch ein klein wenig unwirklich. Aber als Data und er – gemeinsam mit Worf, denn darauf hatte Picard bestanden – mit dem Shuttle aufbrachen, war das etwas anderes. Als sie auf Warp gingen, bekam er auf einmal ein ganz anderes Gefühl von Ehrfurcht für diese technischen Möglichkeiten und unwillkürlich fragte er sich, ob mit Magie einmal etwas Ähnliches möglich sein würde. Auf dem Rückweg durfte er sogar das Shuttle eine Weile steuern, auch wenn Worf dabei einige knurrende Geräusche von sich gab, ganz besonders, als Ron von seinen Erfahrungen – inklusive Bruchlandung – mit dem fliegenden Ford Anglia seines Vaters erzählte. Einen Abend verbrachte er mit dem Jazz-Abend, bei dem Riker Posaune spielte und was ihn darauf aufmerksam machte, dass Jazz nicht ganz seine Musik war – aber Hermione würde es vermutlich lieben. Der knurrige Klingone Worf gab einen Mok'bara-Kurs, zu dem Troi Ron mitnahm. Ron musste zwar zugeben, dass diese Kampfsportart durchaus etwas hatte, aber sie war ihm zu langsam und wenig dynamisch. Worf fasste das wiederum als Herausforderung auf und schleppte Ron im Anschluss an den Kurs auf das Holodeck und zeigte ihm einige Übungen mit dem Bat'leth. Ron war begeistert, auch wenn er im Anschluss daran die hervorragenden medizinischen Möglichkeiten der Krankenstation etwas näher kennenlernte, da ein gebrochener Knöchel und ein paar angebrochene Rippen sowie eine große Platzwunde gerichtet werden mussten. Zu seiner Genugtuung hatte Worf immerhin einige dicke Prellungen verpasst. Die Krankenstation erinnerte Ron sehr an den Krankenflügel von Hogwarts und noch ein klein bisschen mehr an St. Mungos. Dr. Crusher jedoch war etwas anderes. Sie ähnelte in mancher Hinsicht wirklich seiner Mom. Und während sie mit einem Hautgenerator über seine Stirn ging und die Platzwunde heilte, erkannte er in ihr vor allem die besorgte Mutter. „Wesley geht es gut, Doktor. Mit Sicherheit. Er hat da drei Menschen an seiner Seite, die sich garantiert so gut um ihn kümmern wie sie sich alle um mich. Ich verspreche Ihnen, Harry, Ginny und Hermione werden gut auf ihn aufgepasst haben.“ „Was macht Sie da so sicher?“, fragte sie leise, aber er konnte ihr ansehen, dass sie ihm gerne glauben wollte. „Das sind Freunde, mit denen ich durch etwas gegangen bin, das der Hölle ziemlich ähnlich war, und wir haben überlebt. Und Ginny ist meine kleine Schwester.“ Ron grinste und sah das erste Mal ein vorsichtig-zuversichtliches Lächeln auf dem Gesicht des Doktors. Sie machten auch einige Ausflüge auf den Planeten und Ron musste zugeben, dass ihm das Beamen weitaus lieber war als das Apparieren. Es knallte nicht, man konnte nicht zersplintern – und wenn etwas Ähnliches passieren sollte, war man wenigstens nicht Schuld daran – und einem wurde auch nicht so komisch leicht-schwindelig. Der Planet Chimaera mit seinen Bewohnern und seiner Tier- und Pflanzenwelt besaß durchaus etwas Reizvolles, aber Ron fand die Enterprise und ihre Crew spannender. Am besten gefiel ihm in dieser Woche tatsächlich der Pokerabend, an dem er gemeinsam mit Riker, Data, La Forge, Troi, Crusher, Worf und sogar Captain Picard. Ron spielte das erste Mal in seinem Leben Poker und er vermisste dieses Mal nicht die Beweglichkeit der Bilder. Nein, unmagisches Poker war sogar noch herausfordernder als Snape explodiert. Er liebte es – auch wenn er die ganze Zeit hoffnungslos verlor – und er war der festen Überzeugung, dass er es seinen Freunden beibringen würde, sobald er wieder daheim war. Und dann, dann kam der Tag, den Chatrias genannt hatte und sie beamten auf den Planeten, um Ron nach Hause zu schicken. Wesley, Harry, Hermione und Ginny fanden den Stand des Händlers ohne Probleme. Er sah sie bereits von Weitem und lächelte breit. Dieses Mal fand Wesley dieses Lächeln nicht mehr unheimlich, sondern eher verheißungsvoll. Er hatte diese Woche genossen, doch jetzt wollte er wirklich nach Hause. „Hallo“, begrüßten sie den Händler. „Hast du sie dabei?“, antwortete er nach einem grüßenden Nicken. „Ja, hier ist sie.“ Wesley holte die Torgestalt hervor. „Ist dein Abenteuer zufriedenstellend gewesen?“ „Überraschend, überwältigend und unerwartet.“ Wesley lächelte. „Aber sehr zufriedenstellend und ich wünschte, es gäbe einen Weg, wie wir in Kontakt bleiben könnten.“ Er sah der Reihe nach Harry, Ginny und Hermione an, die sein Lächeln erwiderten. „Oh, wer weiß.“ Harry grinste. „Es gibt schließlich Dinge zwischen Himmel und Erde und neben der Magie, die ziemlich unglaublich sind.“ Ginny musste kichern, während Hermione ungeduldig von einem Bein auf der andere trat. Wesley wusste, dass sie nicht unhöflich sein wollte, aber Hermione hoffte, dass Ron zurückkehrte, wenn er ging. Er konnte sie verstehen. Und mittlerweile hatte er auch seine Ansicht über sie korrigiert und empfand sie nicht mehr als gefährliche Furie. Nein, stattdessen hatte er die drei wirklich gern gewonnen. „Er hat Recht. Wer weiß.“ Der Händler nickte und tippte gegen den blauen Stein der Figur. Ein dumpfes Glühen ging auf einmal von ihm. „Wenn du heimgehen willst, schau ihn an.“ Wesley blickte in den Stein und der ihm bereits vertraute blaue Wirbel erfasste ihn und trug ihn davon. Sie fanden Chatrias wie versprochen sehr einfach auf dem Planeten. Kaum waren sie – außer Ron noch Riker, Troi, Crusher und Data – hinuntergebeamt, hatten sie einfach den nächstbesten Passanten angesprochen und nach den Dimensionsreisenden gefragt. Daraufhin waren sie zu einem gewaltigen Tempel geschickt worden, in dem Chatrias sie bereits erwartete. „Bist du bereit?“, fragte er Ron nach einer kurzen Begrüßung. „Oh ja.“ Ron grinste erwartungsvoll. „Wie war dein Abenteuer?“ „Genial! Die Enterprise! Das Holodeck, das Bat'leth“ – dabei schwenkte er die Waffe, die Worf ihm geschenkt hatte – „und vor allem das Pokern! Es war einfach toll!“ Er strahlte und brachte damit auch Riker, Troi und Crusher zum Lächeln. „Aber jetzt... will ich heim“, schloss er ernst und sah Chatrias auffordernd an. Dieser grinste sein zahnreiches Grinsen und nickte. „Zeig mir die Statuette.“ Ron zog sie hervor – Data hatte extra darauf geachtet, dass er sie auch mitnahm – und hielt sie hoch. Chatrias schnippte mit seiner Fingerspitze gegen den blauen Stein und das Leuchten, das Ron schon einmal auf die Reise geschickt hatte, erschien. Ron lächelte, winkte seinen neuen Freunden zum Abschied und ließ sich von dem blauen Glanz davontragen. Wesley kam ins Stolpern, als er sich auf einmal in einem ihm vollkommen fremden Tempel wiederfand. „Wes!“ Er hatte kaum begriffen, dass es die Stimme seiner Mutter war, die er hörte, da umarmte sie ihn auch schon. „Du bist wieder da!“ „Äh, ja...“ Wesley tätschelte ihr unbeholfen den Rücken und sah sich um. Direkt neben ihnen standen Riker, Troi und Data sowie der Chimaera, der ihm vor einer Woche – die ihm nun wie eine Ewigkeit vorkam – die Torgestalt gezeigt hatte. „Willkommen daheim“, sagte Riker und lächelte ihn an. „Es ist schön, wieder da zu sein.“ Er zögerte. „War Ron hier?“ „In der Tat.“ Rikers Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Und er hat uns ein wenig durcheinander gewirbelt.“ „Gewirbelt?“, fragte Data. „Ich glaube, das erklären wir Ihnen an Bord“, erwiderte Troi. „Ich denke, wir sollten dem Captain Bescheid sagen, dass das verlorene Schaf wieder aufgetaucht ist.“ Ron taumelte einige Schritte weiter und stieß gegen einen Tisch. Sein Blick zuckte umher, aber diesmal begrüßte ihn kein lauter Schrei. Zumindest kein beunruhigender. Stattdessen hörte – und sah! – er Hermione, die laut seinen Namen rief und ihm um den Hals fiel. „Ron!“ Kaum hatte Hermione ihn wieder losgelassen, flog ihm Ginny um den Hals. Harry beschränkte sich auf einen eher männlichen Handschlag, aber das breite Grinsen seines besten Freundes sagte alles. „Na, war's spannend?“, fragte er. „Und wie!“, antwortete Ron. „Ihr werdet mir das meiste gar nicht glauben!“ „Vielleicht doch.“ Hermione gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Wesley war hier.“ „Stark.“ Ron grinste. „Was ist das?“, erkundigte sich Ginny und deutete auf das Bat'leth. „Das“, entgegnete ihr Bruder, „ist ein Teil der Geschichte.“ Sein Blick fiel auf den Händler, der ihn lange anschaute. „Wie sieht es auf der anderen Seite aus?“ „Ihrem Volk dort drüben geht es großartig. Aber ich schätze, das sehen Sie nach Feierabend auch, oder?“, gab Ron trocken zurück. Der Chimaera-Händler nickte. „Ich sehe, du hast verstanden.“ „Was verstanden?“, fragte Hermione neugierig, während sie von dem Stand weggingen. „Dieser Händler gehört zu einem Volk, das sich in der anderen Dimension Chimarea nennt. Sie sind Zwischenwesen, die in verschiedenen Dimensionen leben bzw. leben können und zwischen den Dimensionen wandern können. Eine ganz besondere Art von Chimären, wenn du so willst“, erklärte Ron und es fühlte sich gar nicht so schlecht an, zur Abwechslung einmal derjenige zu sein, der mehr wusste. Aber am besten fühlte es sich an, wieder daheim zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)