Träume geraten nicht in Vergessenheit. von HunterLeon ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Stumm blickte er auf den grauen Stein vor ihm. Las die Inschriften, bestehend aus zwei Daten. Beide kannte er auswendig, würde sie nie vergessen. Das erste Datum, zeigte den Tag an der für ihn der schönste in seinem Leben gewesen war. Er hatte sich zwar einen Sohn gewünscht, dennoch war sie ein Wunschkind gewesen. Einen Erben hatte er dadurch allerdings nicht gehabt, vielleicht war dies der Grund warum er sie als Junge erzog. Und irgendwann schien sie vergessen zu haben, dass sie keiner war. Wollte die Beste werden, obwohl eine Frau dies nie hätte sein können. Oder hatte sie vielleicht genau deshalb die Beste werden wollen? Um zu zeigen das sie eine Frau war. Eine Frau, die stark war, eine Ikone an viele die dachten aufgrund ihres Geschlechtes nichts erreichen zu können. Sie war stark gewesen, das konnte und wollte er nicht leugnen, doch der Übermut hatte sie eines Tages gepackt. Training war ihr nicht mehr wichtig gewesen, abgesehen von den normalen Unterrichtsstunden übte sie keine neuen Techniken ein, wie die anderen Kendokas. Hielt das für Zeitverschwendung, weil keiner sie bisher geschlagen hatte. Oft hatte er in Gesprächen mit ihr, versucht ihr einbläuen das Training auch für sie sehr wichtig sei, doch auf ihn gehört hatte sie nicht. Bis er gekommen war. Erst da bemerkte sie dass es jemand schaffen würde, ihr eine Niederlage zu entlocken, wenn sie sich nicht anstrengte. Das was er all die Jahre vergebens versuchte, hatte dieser kleine Junge nur mit seinem Aufkreuzen erreicht. Dieser kleine Junge, dem das Schicksal übel mitgespielt hatte. Schon in jungen Jahren auf sich allein gestellt durchstreunte er die Wälder. Keine Familie. Seine Eltern waren einem Überfall von Piraten zum Opfer gefallen, nur knapp überlebte er diesen. Als einziger aus dem Dorf in dem er einst gelebt hatte. Dieser kleine Junge hatte es, zu ihren Lebzeiten, nie zu Stande gebracht, sie zu schlagen. Doch eines Tages hätte er das, dessen war er sich sicher. Aber nicht, wie er damals zu denken pflegte, weil sie dem weiblichen Geschlecht angehörte, sondern weil sie kein angeborenes Talent besaß. Dem kleinen Jungen, hingegen war das kämpfen in die Wiege gelegt worden. Man konnte den Umgang mit dem Schwert erlernen, aber um das richtige Gespür zu haben, um die Seele eines Schwertes fühlen zu können, reichte dies nicht aus. Man musste es mit dem Tag der Geburt in sich haben, es von Anfang an können. Und das tat er, sie nicht. Das war der wahre Grund, warum er einfach wusste, dass er die Chance hatte seinen Traum zu erfüllen und sie nicht. Damals war er sich dessen noch nicht bewusst, dass Gefühl das sie es nicht schaffen würde begleitet ihn schon zu dieser Zeit. Doch da dachte er noch anders, entschied sich für das offensichtliche. Jetzt wusste er es besser. Ihr es sagen konnte er nicht mehr, ihr Tod kam überraschend. Keiner hatte damit gerechnet. Sie war stark gewesen, unverwüstlich, und dann war sie gestorben durch einen Sturz. Es klang so unsinnig in seinen Ohren, vielleicht war es auch so. Sie, die keiner zu Fall bringen konnte, verstarb weil die fiel. Sein einziges Kind hatte so plötzlich, und vor allem so früh, den Tod gefunden. Er hatte immer gehofft, sie aufwachsen sehen zu können, denn er war nicht mehr der Jüngste und krank dazu. Sie hatte es gewusst und gelitten bei dem Gedanken ihren Vater zu verlieren. Und dann war es andersherum gekommen. Nie war ihm auch nur in den Sinn gekommen, das seine Tochter vor ihm sterben würde, laut Ärzten hätte er nämlich nicht mehr viel Zeit. Und er lebte immer noch, seine Krankheit bereitete ihm keine Schmerzen, es ging ihm gut auch wenn der Erreger sich in seinem Körper befand. Er hatte sein einziges Kind zu Grabe tragen müssen, der kleine Junge nah bei ihm. Er hatte viele Tränen vergossen, der Junge keine einzige. Für Außenstehen hatte es so ausgesehen, al würden sie sich nicht leiden können, die ewigen Rivalen, aber sie waren mehr. Mehr als Rivalen. Mehr als Trainingspartner. Mehr als Herausforderer. Mehr als Freunde. Sie waren, wie Geschwister gewesen. Bruder und Schwester. Das Schwert und der Schwur verband sie immer noch und würde dafür sorgen, dass sie sich nie trennten. Das Schwert, der Auslöser für ihren Tod, war sie doch nur wegen dem Wetzstein beim Schmied gewesen. Das Schwert was er nur seither immer bei sich trug, mit dem er schon so viele Kämpfe bestritten hatte und noch mehr bestreiten würde, so seinem Ziel näher kommen würde. Damals, er erinnerte sich noch gute, waren die ersten Tränen geflossen. Für das zarte Alter in dem der Kleine sich zu dieser Zeit befunden hatte, war er sehr kühl gewesen und hatte erst lernen müssen das Gefühle kein Zeichen von Schwäche waren. Sein Augenmerk wandte sich wieder dem Grabstein zu und dem zweiten Datum. Das Datum ihres Todes, des Tages an dem man einem jungen Mädchen die Chance zu leben nahm. Er setzte sich vor den Stein auf den Erdboden und legte etwas nieder. Keine Blumen. Keine Räucherstäbchen. Ein zusammengerollter, leicht zerknitterter Zettel. Der kleine Junge war weit gekommen, dennoch noch nicht am Ziel, vom seinem Weg, dem Weg des Schwertes war er jedoch nie abgekommen. Den Mann, der seinem und den ihrem Traum im Wege stand, war er schon begegnet. Besiegt hatte er ihn nicht, am Leben war er aber noch und solange er noch lebte, würden sie und dieser Traum nicht in Vergessenheit geraten. Mit einem leichten lächeln nahm er wahr, wie der Wind den Zettel wegtrug und ihn nur wenige Meter weiter wieder abgab. Als das Stück Papier den Boden berührte, entfaltete er sich und gab das blutverschmierte Gesicht eines grimmig dreinschauenden jungen Mannes zu erkennen. Sachte hob er das Schriftstück auf und legte er zurück zu dem letzten Ruheort seiner Tochter, klemmte es zwischen zwei kleine Zweige eines Kirschbaumes, den er dort hatte wachsen lassen. Den kleinen Jungen von damals gab es nun nicht mehr, er war erwachsen geworden, doch die Erinnerung an seine Tochter würde ewig weiterleben, als das kleine Mädchen das immer eines bleiben würde, da es nie die Chance hatte heranzuwachsen. Er ging den schmalen Feldweg, der in Dorf zurückführte, entlang einem letzten, warmen Blick dem Elf Jahre alten Grab schenken. Das Blatt Papier zeigte nun jedem, der das Grab besuchte, das der Junge es weit gebracht hatte. „Tod oder lebendig. Lorenor Zorro. 120.000.000.“ Das ausgerechnet er Pirat geworden war, hatte im Dorf für Aufregung gesorgt. Aus dem ehemaligen Piratenjäger, dessen Eltern durch die Hand von Gesetzlosen gestorben waren, war nun selbst einer geworden. Stolz war er dennoch auf seinen Schützling und würde es immer sein. Hosted by Animexx e.V. 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