Nightmare At Hogwarts von irish_shamrock ([Harry Potter - Next Generation]) ================================================================================ Kapitel 1: Oh, you creepy, creepy night ... ------------------------------------------- Nightmare At Hogwarts Oh, you creepy, creepy night Langsam wateten sie durch das dunkle Dickicht des Waldes. Niemand von ihnen sprach ein Wort, stattdessen vernahm man nur das vereinzelte Geschrei einer Eule, die irgendwo auf einem Ast hockte und ab und an einen spitzen, hohen Laut ausstieß, sodass einem das Blut in den Adern gefror. Noch immer spürte er den Druck ihrer Hand in seiner und doch zog er das Mädchen mit sich durch die Finsternis der Nacht. Das Knacken der Äste und des Gestüpps unter ihren Fußsohlen tat sein Übriges, um der jungen Frau im Schlepptau einen Schauer nach dem anderen über den Rücken zu jagen. »Ich wusste gar nicht, dass du auch zu den Hasenfüßen zählst, Lily Potter«, merkte er an und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Ich bin vielleicht um einiges mutiger als Alice, aber trotzdem habe ich Angst«, gestand das Mädchen und ließ sich weiter von ihm durch den Forst zerren. »Ja, das merke ich, immerhin zerquetschst du mir gerade die Finger«, entkam es dem jungen Mann und Lily konnte das Grinsen deutlich aus seinen Worten heraus hören. »Scorpius!« Der Klang seines Namens ließ ihn abrupt inne halten. »Al, verdammter Drachenmist noch mal, du hast mich fast zu Tode erschreckt!«, fauchte Lily ungehalten und hielt nach ihrem Bruder Ausschau. »Und ich dachte schon, ich hätte mir die Schritte hinter uns nur eingebildet.« Die leuchtende Spitze des erhobenen Zauberstabes bewegte sich flink auf das Gespann zu, ehe der Schein des Holzes den Besitzer preisgab. »Du siehst ja zum Fürchten aus«, bemerkte Scorpius lachend. Die rosafarbenen Hasenohren auf dem Kopf des jungen Potter wackelten bei jedem Schritt, den er tat. An seinen Arm klammerte sich ein junges Mädchen, das erleichtert aufatmete. Mit dem Besen in der rechten Hand und einem kommerziellen Spitzhut auf dem blonden Haupt, wirkte Alice Longbottom wahrlich wie eine Hexe, die sie war. »Warum bist du nicht als Zauberin gegangen?«, wollte Lily an ihre beste Freundin gewandt wissen, doch es war ihr Bruder, der statt Alice antwortete. »Soll sie etwa einen riesigen Zylinder mit sich herumschleppen?«, verlangte Albus, ironisch klingend, zu wissen, dessen Lippen sich aber dennoch zu einem schiefen Grinsen verzogen. »Wie lange wollt ihr denn hier noch rumlaufen?« »Ich dachte, es wäre eine Schnitzeljagt«, gab Scorpius schulterzuckend zurück und beleuchtete den Wanderweg mit dem eigenen Zauberstab. »Können wir nicht einfach behaupten, den Schatz schon gefunden zu haben?«, fragte Alice zaghaft an. »Und Lucy gewinnen lassen? Niemals!«, zischte Lily und reckte siegesbewusst die Faust in die Höhe. »Dass ihr euren Streit nicht endlich mal Streit sein lassen könnt?«, hakte Albus nach und schüttelte so vehement den Kopf, das die langen Ohren gefährlich schlingerten. »Pflaumenblau, Albus, pflaumenblau«, erinnerte ihn seine Schwester. »Sie hat mir Traubensaft auf das Kleid geschüttet, das Mom dann pflaumenblau einfärben musste. Ich hasse pflaumenblau!« »Ja, weil es sich mit deinen Haaren beißt, ich weiß, Lily, ich weiß«, seufzte Albus ergeben, »aber das ist über zwölf Jahre her.« »Na und? Und deshalb soll ich ihr irgendwann verzeihen?«, zischte das Mädchen. Albus Potter gab es auf und hob abwehrend die Hände um seiner Schwester zu signalisieren, dass er keinerlei Einwände gegen ihre Wut mehr vorzubringen hatte. Der Zwist zwischen den Cousinen schwelte bereits seit einer gefühlten Ewigkeit und jede der beiden jungen Mädchen kam gut damit zurecht, der anderen keinerlei Beachtung zu schenken. Erneut knackte es in weiter Ferne und die jungen Frauen fuhren vor Schreck zusammen. »Mädchen«, schnaubte Albus kopfschüttelnd und grinste Scorpius zu, der jedoch nur ein knappes Zucken der Schultern für den Kommentar seines Freundes übrig hatte. »Also, wo sind jetzt die Schnipsel?«, wollte Lily wissen. Offensichtlich hatte sie sich schneller wieder im Griff, als es bei Alice der Fall war, denn noch immer klammerte sich die junge Frau an den Arm des mittleren Potter-Sprosses, der triumphierend grinste. »Ist es nicht eigentlich verboten, dass wir zu viert durch das Gestrüpp wandern?«, hakte Alice nach und bemühte sich, nicht ins straucheln zu geraten. »Warum? Ist doch egal. Auch wenn du bei mir allein auch in Sicherheit wärst ...« Albus ließ den Satz unbeendet und folgte dem glimmenden Schein der Zauberstäbe vor sich. »Hey, Lil.« Das leise Flüstern ebbte plötzlich ab, ehe sich der junge Potter gewiss war, die volle Aufmerksamkeit seiner jüngeren Schwester zu haben. »Ja, Albus?«, seufzte Lily ergeben und hielt Scorpius an seinem Arm zurück. »Wieso gehst du eigentlich als Gänseblümchen?«, lachte ihr Bruder auf und schien sich sichtlich über den weißen, aus kleinen Blüten bestehenden Kranz rund um das errötete Gesicht des Mädchens zu amüsieren. »Weil ich Gänseblümchen mag«, fauchte Lily und zog Scorpius stur durch die Dunkelheit. »Ich mag Gänseblümchen auch«, sagte Alice leise und blickte zu dem Jungen auf. Albus' Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Er mochte die manchmal unbeholfene, naive Art der jungen Hexe, so hatte er immerhin die Möglichkeit, sich als Ritter und Retter empor zu tun. Zweige knackten unter ihren Fußsohlen. Der Mond hatte, passend zum Fest der Toten, seine runde, volle Pracht erlangt und wirkte nun eher wie eine übergroße Laterne, die den sternenklaren Himmel erleuchtete. »Wie schön«, schwärmte Alice und blickte mit einem freudigen Lächeln zum leuchtenden Trabanten auf. »Das ist so romantisch.« Doch die Idylle zerplatzte jäh wie ein Knallfrosch, denn unweit von ihnen entfernt vernahmen vier Ohrenpaare Schreie, die eindeutig als hysterisch einzustufen waren. Das Knattern und Dröhnen einer Kettensäge tat sein übriges, um den Mädchen alle Farbe aus dem Gesicht zu wischen. Ein Schuss von irgendwo her folgte und die Mienen der jungen Leute zierte Furcht und Schrecken. »Was war das?«, fragte Lily. Es gelang ihr nicht länger, die Angst zu verbergen, auch wenn sie sich sehr bemühte. »Klang nach einer Schrotflinte«, erwiderte Scorpius und suchte die Lichtung vor ihnen nach den Urhebern dieses Krachs ab. »Ich will lieber gar nicht wissen, woher du das weißt, Kumpel«, gab Albus von sich und auch der mutige, und tapfere junge Mann schien sich seiner Attribute nun nicht mehr allzu sicher sein. »Tontaubenschießen«, erwiderte der Malfoy-Spross achselzuckend und verstärkte den Griff um Lilys Hand. Raschelndes Laub erfüllte die nun entstandene Stille und man vernahm hastige Schritte, die den Eindruck eines Langlaufes erweckten. Der Schein des Mondes und das Glimmen ihrer Zauberstäbe gestattete es den jungen Leuten, die Umrisse von zwei Gestalten zu erspähen, die geradewegs auf sie zu hielten. Hektisch mit den Armen rudernd, die Gesichter zu erschreckten Mienen verzogen, liefen ihnen Lucy Weasley und Marianne Zabini in die Arme. Spitze Schreie und gequälte Laute entflohen ihren Kehlen, als die Mädchen in die Gruppe hinein rannten. »Was ist los? Jetzt beruhigt euch!« Scorpius bemühte sich, den jungen Frauen zu versichern, dass ihnen nichts zustoßen würde, wären sie nur endlich in der Lage, ihre Lippen zum Schweigen zu verdammen. »Albus? Scorpius?«, japste Lucy, sank in den feuchten Morast und hielt den Kopf zwischen ihre Knie. »Lily? Alice?«, keuchte Marianne und ihre Miene zierte sichtliche Erleichterung. Ganz im Gegensatz zu Lily, deren Lippen ein überlegendes Lächeln zierte. »Warum seid ihr zwei allein unterwegs? Was ist mit Clint? Und mit Daragh?«, verlangte Scorpius zu wissen. »Ach Daragh, der ist ein Hasenfuß. Oh, entschuldige Albus«, meinte Marianne, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. »Er hat sich abgesetzt und da kann auch kein wehender, roter Umhang mit einem »D« drauf etwas ändern.« »Und Clint?«, hakte Albus nach und blickte mit angespannter Miene zu seinem besten Freund, der ebenso ratlos schien. »Clint ist, er ist ...«, stotterte Lucy und sah nun zu den jungen Leuten auf. »Ich weiß nicht, wo er ist.« »Wir haben eine Kettensäge gehört«, bemerkte Lily, ließ von Scorpius' Ärmel ab und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich ... ich weiß. Wir auch, deshalb sind wir weggerannt.« erklärte Lucy und kam ein wenig unbeholfen auf die Beine. »Und der Schuss?«, wandte Alice ein und die Mienen der Mädchen zierte Verwunderung. »Ein Schuss?«, hakte Marianne nach und schüttelte das, mit einer kleinen Krone versehene, brünette Haupt. Der Tüll um ihre Hüften bauschte sich bei jedem ihrer Atemzüge und der Sternenförmige Zauberstab und die kleinen, silbernen Flügel auf ihrem Rücken wirkten längst nicht mehr so feenhaft, wie Marianne Zabini glaubte. »Ja, aus der Schrotflinte«, sagte Scorpius ungerührt. »Wir haben nichts gehört«, sagte Lucy und richtete ihr Jackett, sowie den Hut, den man in den zwanziger Jahren als Melone beschrieb. Erneutes Brummen und Kreischen einer Säge erfüllte die Nacht und die Gruppe rottete sich zusammen. »Da ist es wieder.« Alice' Stimme war von Angst erfüllt und selbst Albus konnte nicht leugnen, dass ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief. »Wer auch immer dieser Irre ist, wir sind Hexen«, meinte Lucy tapfer und zog aus dem Gehstock ihren Zauberstab hervor. »Und Zauberer«, knurrte Albus und schob Alice mit einer schützenden Handbewegung hinter sich. Das donnernde Rasseln der Kettensäge kam näher und nur wenige Wimpernschläge später, spie Alice einen erstickten Schrei aus. Alle Blicke und Zauberstäbe richteten sich auf das Ungeheuer, das träge und mit schwerfälligen Schritten auf sie zu kam. Die Gestalt wankte, hielt jedoch mit beiden Armen das Instrument in die Höhe, dass einem das Herz zum Stillstand brachte. »Was ist das? Ein Zombie? Ein Massenmörder?«, nicht nur Lilys Stimme erzitterte, auch der Rest ihres Körpers bebte vor Angst. Ihre Frage blieb unbeantwortet, denn alle Augen starrten auf das wankende Wesen. »Lumus Maxima«, kreischte Lucy und die Lichtung erhellte sich augenblicklich. Doch das Monster stolperte weiterhin auf sie zu. »Levicorpus«, donnerte Albus nun und wirkte verdutzt, als sein Zauber abprallte. »Abgewehrt?« »Hey«, vernahmen sie plötzlich, doch keiner von ihnen zog den erhobenen Zauberstab zurück. »Hey Leute, ich bin es!« Torkelnd trat der Unhold auf die Gruppe zu und hob jedoch die Hände, oder versuchte es wenigstens. »Ian?« Scorpius hatte die Augen zusammengekniffen, um den Schurken erspähen zu können. »Wer denn sonst?«, fragte der vermeintliche Mörder mit der Kettensäge und trat nun in den Schein der glimmenden Spitzen der Zauberstäbe. »Ian, du verdammter Idiot!«, fauchte Lucy entsetzt, während sich Alice und Marianne die Angsttränen aus den Augen wischten. »Bist du vollkommen verrückt geworden? Ich hätte dir fast einen Flagrate auf den Hals gehetzt!« Verdutzt blickte der Flint'sche Spross in die Gesichter seiner Freunde. Eine tonlose, nur mit den Lippen geformte Entschuldigung folgte. »Also bist du der Wahnsinnige mit der Kettensäge?«, hakte Lily nach und besah sich das Kostüm des älteren Jungen. Ian Flint wirkte wahrlich wie ein zu einem Massenmörder mutierter Zombie und nicht wie der freundliche, junge Mann, der er eigentlich war. »Aber ihr wisst doch, dass Halloween zu meinen Lieblingsfesten zählt«, spie er aus, als würde seine Begründung alles erklären. Schweigend ging die Gruppe den Waldweg entlang. Hier und da erspähten sie tatsächlich noch ein paar, weiße Schnipsel, die ihnen die Richtung wiesen. Ob es Lily gefiel, oder nicht, und obwohl sie die Anwesenheit ihrer verhassten Cousine ertragen musste, freute sie sich, dass Lucy Weasley den Schatz, den man als Preis ausschrieb, noch nicht gefunden hatte. »Hey, wartet mal!«, meinte Scorpius, der, mit Lily an der Hand, die Vorhut bildete und stoppte abrupt. »Was ist denn da?« Das Mädchen versuchte die Umrisse zu erspähen, die sich vor ihnen auftaten. »Was ist das?« Wolken zogen am hellen Mond vorbei und hüllten die Umgebung für wenige Augenblicke in Dunkelheit. Als sich der helle Trabant wieder zeigte, fiel das Licht auf einen, aus grauen Backsteinen bestehenden Kreis. »Was ist das? Etwa ein Brunnen? Hier in der Gegend? Mitten auf dem Weg?« Lucy trat neben Lily und beäugte mit skeptischem Blick die Wasserquelle. »Ein Brunnen? Ernsthaft?«, lachte Albus auf und richtete sein Augenmerk auf Ian, dessen Gesicht ein schiefes Grinsen zierte. »Ian? Ian?«, echoten Alice und Marianne, als der junge Mann an ihren vorüber ging und auf das Gebilde zuhielt. »Hallo?«, hallte er in das Innere des Wasserloches und seine eigene Stimme antwortete ihm. »Krass! Das ist ja wie in The Ring!« »The Ring?«, fragend zog Marianne die Augenbrauen zusammen. »Ja, ein Horrorfilm«, lachte Ian und forderte die jungen Leute auf, näher zu treten. »Es geht darin um das Böse, eine Videokassette und einen Brunnen, aus dem es kein Entkommen gibt, bis auf den Tod.« »Ich hasse Halloween und Horrorfilme!«, gab Alice zu und klammerte sich mehr denn je an Albus' rosafarbenes Hasenkostüm. »Schon eine gruselige Vorstellung, da unten gefangen zu sein ...«, meinte dieser, beugte sich über den Steinrand und blickte in die Tiefe. »Und wie lange kann man in einem Brunnen überleben?«, wagte es Lucy zu fragen. »Sieben Tage«, gab Ian trocken zurück. »Was, länger nicht?«, hakte Marianne nach, blieb jedoch an ihrem Platz und traute sich nicht, auch nur einen Schritt zu tun. »Nein, denn dann bist du längst tot. Du verhungerst und verdurstest. Eigentlich ist das noch positiv ausgedrückt, denn laut einer medizinischen Studie, stirbt man innerhalb von drei Tagen ohne die Zufuhr von Flüssigkeit. Du würdest vertrocknen, deine Organe verschrumpeln auf die Größe von Rosinen und...«, fuhr Ian unbeirrt fort. »Ian!«, warnte Lily, die das ängstliche Zittern ihrer Freundin Alice bemerkte. »Hey, hey Leute, kommt mal her!«, erklang plötzlich Scorpius' Stimme und zu Lilys Erstaunen war ihr durch den ganzen Trubel gar nicht aufgefallen, dass dieser sich anderweitig umgesehen hatte. Alle Augen folgten der leuchtenden Spitze des Stabes in der Hand des Slytherin. »Ich habe etwas gefunden, was vor kurzem noch ein Mensch gewesen war«, meinte Scorpius und stieß mit dem Fuß gegen das schwarze Ding. »Ach, jetzt red' doch keinen Unsinn!«, verlangte Ian lachend und wanderte, gemeinsam mit Albus, zu seinem Kameraden herüber. »Ich glaube, das da ist eine Hand«, sinnierte Albus, hockte sich hin und wühlte in dem nassen Gras nach etwas. »Was?«, rief Lily und reckte ihren Hals, um zu sehen, was dort, in der Finsternis, vor sich ging. »Na das«, meinte Albus, kam auf die Mädchen zu und hielt ihnen eine skelettierte Hand entgegen. Ein gellender Schrei erfüllte die Nacht und die Stille zerbarst in tausend Splitter. Laut lachend schüttelte sich der junge Potter-Spross, bis ihm Tränen in die Augen stiegen und er japsend nach Luft rang. »Albus Potter, du widerlicher Imp!«, fauchte Lily und schlug nach ihm, während Alice einer Ohnmacht nahe war. »Alice klappt hier beinahe zusammen!« »Gar nicht wahr!«, protestierte das blonde Mädchen vehement, doch das Beben in ihrer Stimme strafte Alice Lüge, während Marianne und Lucy beängstigende Blicke tauschten. »Jetzt hört auf mit dem Quatsch!«, verlangte die rothaarige Hexe und boxte ihrem Bruder gegen die Schulter. »Nicht zu fassen, dass ich mich auf so etwas eingelassen habe!«, fluchte die junge Gryffindor und stapfte, mit Alice an der Hand, voraus. »Haltet ihr zwei das für eine gute Idee, allein vorzulaufen?«, rief Albus ihnen nach, doch Lily lief unbeirrt weiter. »Das ist doch die Höhe!«, fauchte sie. »Wir sind mit einem riesigen Hasen, einem Zombie mit Kettensäge und einem Vampir unterwegs. Fehlt nur noch ein Werwolf, aber nicht einmal das würde mich noch überraschen!« »Ich bin kein Vampir«, erlaubte sich Scorpius anzumerken. »Ich bin der Graf von Monte Christo.« »Hat sie riesen Hase gesagt?« Albus zog verwirrt die dunklen Augenbrauen zusammen, während er sich nach Lucy und Marianne umwandte. »Riesen Hase?« »Albus, Lily hat recht, du bist ein Imp!«, zischte Lucy und eilte mit ihrer besten Freundin am Arm, an ihm vorbei. »Hey, kommt schon, es ist Halloween«, flötete Ian munter und schien sich wahrlich wohl zu fühlen. Scorpius' Lippen umspielte ein schiefes Grinsen, während er zeitgleich den Kopf schüttelte und sein Cape am Hals mit den Fingern etwas auflockerte. »Verfolgen wir eigentlich noch diese komische Schnipsel-Spur?«, rief Albus den Mädchen zu und die Schritte verstummten abrupt. »Verdammter Drachenmist«, zischte Lily und stemmte die Hände in die Hüften. Die junge Frau ließ den Blick schweifen, während sie die Umgebung mit ihrem Zauberstab ableuchtete. »Ian, du siehst wirklich abstoßend aus«, stellte sie nüchtern klar, als auch die Jungen endlich auf sie zu traten. »Ich liebe es, den Leuten Angst einzujagen«, frohlockte er und lachte kehlig auf. »Wie kann man nur auf so etwas abfahren?«, wollte Lucy wissen und schnalze missbilligend mit der Zunge. »Wie tötet man eigentlich einen Zombie? Einen Vampir mit einem Pfahl durchs Herz, obwohl das ja irgendwie völlig absurd ist. Einen Werwolf tötet man mit Silberkugeln.« »Oh«, warnte Ian in verschwörerischem Ton. »Wisst ihr das etwa nicht? Man muss das Gehirn treffen. Habt ihr denn alle keine Ahnung?« »Nicht jeder ist so ein Horror-Freak wie du, Flint«, meinte Scorpius und zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. »Ich bezeichne mich eher als Horror-Experte«, erwiderte Ian seelenruhig und mit gleichmütiger Miene. »Wie dem auch sei, ich an eurer Stelle würde mir den Rat zu Herzen nehmen!« »Zombies haben Gehirne?«, skeptisch wanderte eine Augenbraue zum Haaransatz der jungen Frau, ehe Lily den Kopf schüttelte, sodass die weißen, kleinen Blätter sachte um ihr Haupt herum schwangen. »Mari?«, wandte sich Alice an das Mädchen, dessen Interesse weniger an der Tötung eines Untoten lag. Das blonde Fräulein folgte ihrem Blick und stutzte ebenso. »Was ist das?« »Sieht wie eine Hütte aus«, meinte Marianne und zuckte mit den schmalen Schultern. »Eine Hütte?«, hakte Ian nach und leuchtete mittels Zauberstab in die gezeigte Richtung. »Wo kommt die denn jetzt plötzlich her?« »Die ist, höchstwahrscheinlich, ebenso rasch aufgetaucht, wie der Brunnen«, sinnierte Albus. »Wollen wir rein gehen?«, warf Ian in die Runde. »Bist du von allen guten Geistern verlassen, Flint?!«, zischten Lucy und Lily im selben Ton und schienen sich zumindest in diesem Punkt einmal einig zu sein. »Jetzt seid doch nicht solche Angsthasen«, meinte der junge Mann. »Ich habe eindeutig das falsche Kostüm«, erwiderte Albus geknickt und konnte sein Bedauern, über die Wahl seiner Robe, nicht mehr zurückhalten. »Seid ihr doof?«, raunzte Lily und schlug die Hacken in den moderigen Boden, sodass jegliches Ziehen und Zerren eine Schleifspur nach sich zog. »Ich gehe da nicht rein!« »Wir sind doch alle bei dir«, meinte Ian gut gelaunt. »Und vielleicht ist der Schatz ja da drinnen versteckt?« »Und wenn nicht?«, holte ihn die Hexe abrupt aus seiner Schwärmerei. »Und wenn da ein Massenmörder, Poltergeist und Dämon drin sitzt, sich eins in Fäustchen lacht und die Hände reibt?« »Ist deine Schwester immer so?«, wandte sich Ian an Albus, der jedoch nur mit den Schultern zuckte. »Dann bleibt ihr eben hier«, fuhr der Flint´sche Spross fort und trat bereits auf die Tür zu und klopfte. »Du klopfst? Wie nett? Willst ihm auch noch Blumen und Pralinen schicken?«, fauchte Lily abermals und machte keinerlei Anstalten, das Haus zu betreten. »Ich bleibe auch«, stellte Alice klar und auch Lucy tat es ihr gleich. Einzig Marianne folgte den jungen Männern in die Hütte. Lily schwang ihren Zauberstab und rings um die Hütte erschien ein Kreis aus Licht. Vier Seelen traten über die Schwelle des Hauses, während Finsternis es ihnen schwer machte, auch nur schemenhaft etwas zu erkennen. »Lumos«, ertönten drei von vier Stimmen und das Innere des Häuschens wurde in diffuses Licht getaucht. »Hallo?«, erhob Scorpius das Wort und trat näher in die Diele, sodass das Holz unter seinen Schritten ächzte. Marianne klammerte sich an Ians Arm, krallte sich beinahe in die blutig-geschminkte Haut des Jungen, doch dieser verbiss sich tapfer jeglichen Laut. »Scheint unbewohnt zu sein«, merkte Albus an und zuckte abermals mit den Schultern, als sich seine Kameraden und das Mädchen zu ihm umwandten. Der Trupp bemühte sich so still und leise wie möglich zu sein. »Ist denen nicht klar, dass das Hausfriedensbruch ist?«, meinte Lucy und schüttelte den Kopf. »Offenbar nicht. Wenn da Muggel wohnen, dann ist ihnen auf jeden Fall Nachsitzen und eine Strafarbeit sicher und das für den Rest ihrer Hogwartslaufbahn«, stimmte Lily ihrer Cousine ungewollte zu. Ein Schrei, der unweigerlich Mariannes Kehle entronnen war, ließ die jungen Frauen ängstliche Blicke austauschen. Mutig hasteten die Mädchen auf die Pforte zu und suchten in diesem Gemäuer nach ihren Freunden, die sie in dem kleinen Wohnzimmer vor fanden, doch sie waren nicht allein. Ein Schreck fuhr ihnen in die Glieder. »Wow, ist ja der Oberhammer!«, staunte Ian Flint und trat näher in den Raum. »Ian!«, warnte Marianne und blickte mit vor Schreck geweiteten Augen zu Gracie Graph auf, die mit ausgestreckten Armen und hängendem Kopf an der Wand gegenüber hing. »Gracie?«, fragte Scorpius zögernd und tat einen Schritt näher an das Mädchen heran. Abrupt hob sie den Kopf, sodass sich ihre langen, dunklen Haare wie ein Vorhang beiseite schoben. Ein Schauer lief selbst dem Horror-erfahrenen Ian über den Rücken, denn Gracie Graphs Augen wirkten riesig und blutunterlaufen. Ihr Gesicht zeigte eine unnatürliche Blässe, beinahe schimmerte ihre Haut grünlich und schien fahl. Ihre Lippen waren aufgesprungen und zeigten eine bläuliche Färbung. Als die junge Frau ihre Stimme erhob, vibrierte es in jedem Knochen. Ein dämonisches, gar teuflisches Lachen kroch ihrer Kehle empor, während Gracie ihren Kopf langsam zur Seite neigte, ohne jedoch nur einen von ihnen aus den Augen zu lassen. »Wahnsinn!«, staunte Ian und ein faszinierte Lächeln zierte seine Züge. »Wenn sie jetzt noch ihren Kopf um 360 Grad dreht, flippe ich aus!« »Ian«, kreischten die jungen Frauen im Chor und abermals entkam dem, an der Wand hängenden Mädchen, ein teuflisches Lachen. »Ihr Nichtsnutze«, raunte Gracie, die nie jemandem etwas zu leide tat und als Vertrauensschülerin Hufflepuffs stets freundlich, lieb und fürsorglich auftrat. »Und, Flint ...«, meinte Scorpius und nickte mit dem Kinn in die Richtung seines, um ein Jahr älteren, Freundes. »Schon mal einen Dämon aus dem Leib eines Mädchens getrieben?« »Bist du verrückt, Malfoy?«, erwiderte Ian perplex und bestaunte die junge Frau. »Ihr werdet alle sterben!«, prophezeite Gracie, deren Lippen sich zu einer wissenden Fratz verbogen, doch ihr Lächeln wirkte grausam. »Tolles Make-up, Gracie«, merkte Lucy an und versuchte, freundlich zu klingen. »Halt die Klappe, Weasley!«, zischte das Mädchen spie in ihre Richtung. »Igitt!« Lucy schüttelte sich vor ekel. »Gab es heute Erbsensuppe?« »Ich will hier raus!«, flehte Alice und Albus nickte ihr, ohne Einwände von sich zu geben, zu. »Also, Gracie, wir sehen uns dann Morgen«, meinte der junge Potter mutig und versuchte die Situation mit ein wenig Witz zu entschärfen. »Ihr. Kommt. Hier. Nicht. Mehr. Raus.«, betonte Gracie jedes, einzelne Wort. »Ich will nicht sterben!«, kreischte Lily. »Ich will nicht sterben! Ich will nicht sterben!« »Lily? Lily!« Jemand rüttelte an ihrer Schulter und redete beruhigend auf sie ein. »Wa ... was?«, nervös blinzelnd setzte sich die junge Frau auf und blickte in das Antlitz ihrer Freundin. Alice trug ihren Morgenmantel und leuchtete ihr mit einer Kerze vor der Nase herum. Allmählich vermochte Lily ein paar bekannte Gesichter zu erkennen. Scorpius wirkte blass und auch ihr Bruder schien seltsam verwirrt dreinzuschauen. »Ist alles in Ordnung?«, hörte sie die Stimme Lucys unweit hinter sich und wandte sich, auf dem Sessel sitzend, in deren Richtung. »Wie? Was? Wo bin ich?«, verlangte das Mädchen zu wissen und kniff die Augen zusammen. »Im Slytherin-Gemeinschaftsraum, wo sonst? Hast wohl schlecht geschlafen?«, meinte Albus und zuckte mit den Schultern. Erst jetzt erkannte Lily, dass weder Albus, noch Scorpius kostümiert waren, und dass sie selbst ihre Freizeitkluft trug. »Wo ist Gracie?«, ihre Stimme klang ihr seltsam fremd. »Welche Gracie?«, hakte Albus nach. »Graph, aus Hufflepuff«, sagte Lily hastig und jetzt erkannte sie, warum sie so seltsam sprach. Es war die nackte Angst und die kalte Panik, die ihre Worte benetzten. »In ihrem Gemeinschaftsraum?«, gab Scorpius nüchtern klingend zurück und zog fragend die Augenbrauen zusammen. »Nehme ich an.« »Komm, Lily, wir gehen«, meinte Alice sanfte und bot ihrer Freundin ihre Hand dar. Zögernd griff Lily danach und ließ sich von dem Mädchen aus dem dunklen Ledersessel ziehen. »Wie spät ist es?«, wollte sie wissen. Scorpius suchte den Raum nach Wanduhr über dem Kamin ab. »Gleich viertel vor zwölf.« Mit großen Augen starrte Lily von einem zum anderen. »Und ... und welcher Tag?« »Noch haben wir den dreißigsten«, Albus neigte den Kopf und betrachtete seine Schwester mit einem merkwürdigen Ausdruck auf dem Gesicht. »Lily, du hast bestimmt nur schlecht geträumt. Geh ins Bett. Dann bist du morgen wieder fit.« »Fit wofür?«, verlangte Lily zu wissen und hielt Alice am Ärmel ihres Mantels zurück. »Na für die Schnitzeljagt. Morgen ist Halloween. Hast du einen Quaffel gegen den Kopf gekriegt?«, lachte Albus, während sich Lily, mit einem unguten Gefühl in der Magengegend, von ihrer Freundin in den Gryffindor-Turm bringen ließ. »Halloween?« Lily blieb abrupt stehen, als sie die Stufen zum Portrait der fetten Dame erklommen hatten. »Ja«, gab Alice strahlend zurück. »Albus wird als Hase gehen und ich als Hexe. Was wirst du denn anziehen? Du hast um dein Kostüm ja so ein riesiges Geheimnis gemacht?« Doch Lily Potter ließ die Frage ihrer Freundin unbeantwortet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)