Spartacus: Champion von BluejayPrime ================================================================================ Kapitel 2: Resurrectio ---------------------- Gannicus Gannicus! Gannicus! Die Rufe der Menge hallten in seinen Ohren nach. Gannicus! Er konnte sich selbst lachen hören. Gannicus! Kein Laut verließ seine Kehle; seine Lippen waren spröde und aufgesprungen; er spürte seine Zunge nicht. Gannicus! Seine Finger griffen reflexartig nach einer imaginären Waffe; wenn du in der Arena dein Schwert weglegst, stirbst du; aber das hatte er früher schon gemacht und die Leute hatten es geliebt. Gannicus! Die Menge tobte seltsam weit entfernt. Die plötzliche Bewegung schien ihm den Knochen aus dem Unterarm zu reißen; seine Schreie mischten sich mit dem Jubel der Menge. "Gannicus!" Von einer Sekunde auf die andere ließ der Druck auf seine Schultern nach. Wimmernd rang er nach Atem und es wurde dunkel. "Sag mir deinen Namen." Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass jemand mit ihm sprach. Um ihn herum war ein Wirrwarr aus leisen Stimmen zu hören; Stoff raschelte. "Dein Name", wiederholte der Jemand unbarmherzig. "Gannicus", flüsterte er und erkannte seine eigene Stimme nicht wieder. Die Luft schmeckte nach Blut und Staub. Das war gut, Blut bedeutete, er hatte seine Arbeit richtig gemacht. Jemand setzte ihm einen groben Tonbecher an die Lippen und die Realität traf ihn mit der Wucht eines Keulenschlages. Nein. Selbstverständlich war ihm sein Leben lang klar gewesen, dass er irgendwann zur Belustigung der Menge im Sand sterben würde. Diese Vorstellung hatte allerdings kein Kreuz beinhaltet. Er unternahm den Versuch, den Kopf beiseite zu drehen, doch jemand anderes hielt ihn unbarmherzig fest. "Du musst was trinken!" Ich will nicht. Seine Stimme verweigerte ihm wieder den Dienst. Ich will nicht, verpiss dich. Vor seinen Augen tanzten dunkle Schemen. Gannicus... Er spürte kaum, wie das Wasser seine Kehle hinunterlief. "Halt ihn aufrecht, damit er atmen kann." Etwas streifte seine Finger; die Berührung fühlte sich seltsam dumpf an. "Ich seh' mir seine Arme an." Das Rauschen in seinen Ohren wurde leiser und verstummte schließlich ganz. Gaius Das Mädchen lag zusammengerollt auf weißen Laken. Zartes, goldblondes Haar umrahmte ihr Gesicht, die kleinen Hände waren zu Fäusten geballt, der rosige Kindermund im Schlaf leicht geöffnet. Im Zimmer war es still. Die Fensterläden standen offen und die Geräusche der nächtlichen Stadt waren entfernt zu hören; durch die seidenen Vorhänge strich ein leichter Wind. Die Luft schmeckte nach Heckenrosen, Rosmarin und lauer Sommernacht. Er hatte die Unterarme seitlich auf das Bett des Mädchens gelegt, das Kinn darauf, und beobachtete sie. Wie lange er schon hier saß, hätte er nicht sagen können. Seine Beine schmerzten von der ungewohnten Haltung, doch er war schlimmeres gewöhnt. Außer den leisen Atemzügen des Mädchens und seines Vaters war kein Laut zu hören, und trotzdem musste er sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass er nicht alleine war. "Welche anständige Römerin durchwandert nachts allein die Villa?", fragte er leise und ohne sich umzudrehen. "Die, die aufwacht und ihren Mann nicht neben sich vorfindet", antwortete Cornelia ruhig und genauso leise. Stoff raschelte leise, als sie zu ihm hinüber trat. Das Mondlicht, das durch das weit offene Fenster fiel, zeichnete ihre Züge silbrig nach wie die einer Statue - die hohen Wangenknochen, die markante, aber nicht unansehnliche Nase, die dunklen Augen, die elegant geschwungene Linie ihres Kiefers. Sie sagte nichts, legte ihm nur die Hand auf die Schulter und zog seinen Kopf gegen ihren Körper. Sachte glitten ihre Finger durch das kurz geschorene Haar an seinem Hinterkopf. Gaius schloss die Augen und ließ sich von ihrem Geruch davontragen. Sie musste nichts sagen, damit er sie verstand. Du warst zu lange weg. Natürlich hätte sie das niemals laut ausgesprochen; sie wusste, warum er die Stadt verlassen hatte und erst unter Crassus' Schirmherrschaft hatte zurück kommen können. Keiner ihrer Briefe hatte etwas in der Art von "Ich vermisse dich" beinhaltet; das wäre auch nicht ihre Art gewesen. Nüchtern und sachlich hatte sie ihm über die Vorgänge in Rom Bericht erstattet - deine Schwester hat geheiratet, das Kind ist ein Mädchen, wir nennen sie Iulia. Ihre Finger ruhten in seinem Genick, zogen sachte Kreise. "Du bist wieder da", sagte sie leise. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)