Rex von jonglicious (Sequel zu "Raptor") ================================================================================ Kapitel 10: 分曉 - Lösung - ------------------------- Titel: Rex Autor: jonglicious Kapitel: O9 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: NC17 Pairings: JongTae, Onkey Beta-Leser: N✰ A/N: TvT Hallooo~ ja, ich wage mich tatsächlich auch noch hierher! xD Viel Spaß! 3 -- Anders als Jinki und Jonghyun war Kibum schon immer jemand gewesen, der am besten nachdenken konnte, wenn er sich gleichzeitig mit etwas anderem beschäftigte. Deswegen hatte er sich aus dem Wohnzimmer zurückgezogen und war geradewegs in die Küche gegangen, um dort Wasser aufzusetzen. Tee würde Taemin nicht schneller zurückbringen, aber vielleicht würde er ihre Nerven beruhigen und dafür sorgen, dass sie einen kühlen Kopf behielten; auf einen Versuch kam es an und wie bereits gesagt brauchte Kibum einfach etwas, das er tun konnte. Jonghyun und Jinki waren nach dem Video, das Rex ihnen freundlicherweise auf Taemins Handy hinterlassen hatte, in eine Art Trance gefallen. Ein Blick reichte aus, um mit Gewissheit sagen zu können, dass ihre Köpfe auf Hochtouren arbeiteten. Seufzend langte Kibum nach der Teekanne, die er selbst vor einigen Monaten bei Taemin deponiert hatte. Die Küche des Jüngeren war auch nach gut einem Jahr noch mehr als mangelhaft eingerichtet gewesen und irgendwann hatte Kibum einfach die Geduld verloren. Wenn Taemin selbst sich nicht darum kümmern wollte, dann musste er damit leben, dass er zum Geburtstag und zu Weihnachten Küchenutensilien geschenkt bekam. Taeminnie … Kibum strich mit seinem Zeigefinger über den Schnabel der Kanne. An dieser Stelle war bereits ein Stück ausgebrochen und Kibum traute sich zu wetten, dass Taemin sich zumindest schon einmal an der scharfen Kante geschnitten hatte. Dieser Gedanke trieb ein trauriges Lächeln auf Kibums Züge und ließ ihn in seinen Bewegungen innehalten. Jinki und Jonghyun mussten den Code einfach knacken; Taemin durfte nichts zustoßen und schon gar nicht durfte er einem irren Psychopathen wie Rex zum Opfer fallen. Es reichte schließlich schon, dass er mit einem solchen zusammen war. Bald holen wir dich da raus, du musst nur noch ein bisschen länger durchhalten, versuchte Kibum Taemin durch seine Gedanken gut zuzureden, während er den fertigen Tee in die vorbereitete Kanne umfüllte. Tassen hatte er bereits vorhin, als er noch darauf gewartet hatte, dass das Wasser anfing zu kochen, nach draußen gebracht. Weder Jinki, noch Jonghyun hatten ihn dabei auch nur eines Blickes gewürdigt, aber Kibum hatte sich nicht beschwert. Zumindest einmal wollte er nicht wegen jeder Kleinigkeit eine Szene machen. Sachte drückte er seine Hände für wenige Sekunden an die Seiten der Teekanne, um seine kühlen Finger zu wärmen, danach trug er sie hinüber ins Wohnzimmer, wo er sie letztendlich auf dem Couchtisch abstellte. Einschenken konnte sich nun jeder selbst. „Habt ihr schon eine Idee welches Buch Rex benutzt haben könnte?“ Kibum hatte sich vorsichtig neben Jinki gesetzt und seine Wange an dessen Schulter geschmiegt. Während er in der Küche den Tee zubereitet hatte, hatte er kein Wort aus dem Wohnzimmer kommen hören und das war etwas, das ihn irgendwie störte. Hätten die beiden Älteren zur Abwechslung einmal zusammengearbeitet wäre es ihnen bestimmt einfacher gefallen das Rätsel zu lösen. „Jinki?“ Der Angesprochene hatte seinen Kopf ein Stück zur Seite geneigt und anschließend schwer geseufzt. Jinki wusste, dass lang andauernde Stille nichts für Kibum war und dass sie ihn nervös machte; dass er so lange nichts von sich gegeben hatte grenzte direkt an ein Wunder. „Nicht wirklich, Kibummie“, gestand er matt, wobei er seinen Blick zu Jonghyun hinüber schweifen ließ. Dieser hatte sich seit fast zehn Minuten keinen Millimeter mehr bewegt und Jinki hätte sogar schwören können, dass er in dieser Zeit noch nicht einmal geblinzelt hatte. „Es gibt ein paar Dinge, die Raptor und Rex gemeinsam haben und Taemin hat auch nicht unbedingt wenige Bücher, die sich mit Irren beschäftigen.“ Dass Jonghyun daraufhin unzufrieden geschnaubt hatte, hatte Jinki geflissentlich ignoriert. Seine Geduld neigte sich langsam dem Ende zu und das Wissen, dass sie kostbare Zeit mit brotloser Rätselraterei verschwendeten, während Taemin wohlmöglich Schmerzen hatte, trieb ihn halb in den Wahnsinn. Seit seiner Geburt hatte Jinki immer ein Auge auf seinen kleinen Bruder gehabt und auf ihn aufgepasst; er hatte ihn viel eher großgezogen als ihr Vater es getan hatte! Und nun war er entführt worden und es gab nichts, das sie tun konnten. Außer natürlich den verfluchten Code zu entschlüsseln und somit den nächsten Hinweis auf Taemins Aufenthaltsort zu erhalten. „Wäre ein Buch über Dinosaurier eigentlich zu naheliegend?“ Kibum nippte an dem heißen Tee, den er sich soeben eingegossen hatte und blinzelte über den Tassenrand zu Jonghyun hinüber. „Immerhin würde euch das doch verbinden?“ Nachdem er vorhin Glück gehabt hatte mit Taemins Handy, hoffte Kibum einfach, dass er noch einmal etwas Brauchbares beisteuern konnte. „Das wäre wirklich zu naheliegend und es würde nicht zu ihm passen.“ Jonghyun hatte es aufgegeben seine unbewegte, starre Miene aufrecht erhalten zu wollen und war ein paar Schritte durchs Wohnzimmer gegangen. Auch er hatte längst die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass Rex eventuell ein solches Buch verwendet hatte, aber letzten Endes hatte er die Idee wieder verworfen. „Er gibt sich solche Mühe zu demonstrieren, dass er schlauer und vor allem mir überlegen ist. So ein Buch zu nehmen wäre ein Fehler und ich würde es auch nie so offensichtlich machen.“ Schon damals, als Taemin ihm das erste Mal von Rex erzählt hatte, war Jonghyun davon ausgegangen, dass dieser sich stark an ihm orientierte. Natürlich hatte er es nie geschafft ihn genau zu kopieren, dafür war er immer zu stümperhaft an die Sache herangegangen, aber Jonghyun musste leider zugeben, dass sein Widersacher besser geworden war. Eine schlechte Kopie blieb zwar eine schlechte Kopie, aber sie hatte sich dem Original doch mehr angenähert, als er hatte wahrhaben wollen. „Ich glaube langsam, dass er dir überlegen ist.“ „Würdest du das wohl wiederholen?“ „Ich sagte, dass ich denke, dass er dir tatsächlich überlegen ist!“ Energisch befreite Jinki sich von Kibums Händen, die sich an seinen Unterarm gelegt und ihn festgehalten hatten. Er hatte sich bereits zweimal von seinem Freund besänftigen lassen, doch nun reichte es. Den ganzen Ärger und Zorn noch länger hinunterzuschlucken und in sich brodeln zu lassen war keine Option mehr. „Du meintest, dass du schon vor Tagen einen seltsamen Geruch hier bemerkt hast und trotzdem hast du nichts unternommen. Du hättest Taemin sofort bei uns einquartieren sollen! Oder du hättest dafür sorgen können, dass er seine Wohnung nicht mehr verlässt. Taemin ist ein verflucht fauler Student, verdammt noch mal! Hättest du dein dummes Maul aufgebracht und ihm erklärt, dass du dir Sorgen machst, wäre er sofort zuhause geblieben und du hättest ein Auge auf ihn haben können! Aber nein, du musstest ja davon ausgehen, dass Rex dir nichts anhaben kann, weil du bist ja Raptor, nicht wahr? Raptor ist ja so unfehlbar und niemand kommt an ihn heran!“ Langsam aber sicher redete Jinki sich in Rage; mit jedem Satz wurde er noch eine Spur lauter und gleichzeitig auch zorniger. „Aber hier kommt jetzt der Newsflash, Arschloch: Rex hat dich nach Strich und Faden verarscht und vorgeführt! Nur wegen deiner scheiß Arroganz und Überheblichkeit konnte er Taemin entführen und weiß Gott, was der perverse Mistkerl mit ihm anstellt!“ Ohne es wirklich mitzubekommen hatte Jinki den Raum durchquert, Jonghyun am Kragen gepackt und brutal gegen eines der Bücherregale gestoßen. Ein paar der Bücher waren daraufhin mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden gelandet und aufgeschlagen liegen geblieben, aber das hatte wohl nur Kibum wirklich bemerkt. „Hätte ich Taemin nur damals einfach verboten sich mit dir zu unterhalten! Dann hättest du ihn nie zu Gesicht bekommen, er hätte keine Chance gehabt sich in dich Scheißkerl zu verlieben und ich hätte nicht alles riskiert, um deinen nutzlosen Arsch zu retten.“ Jinki hatte mittlerweile von Jonghyuns Kragen abgelassen und ihn stattdessen fest am Hals gepackt. Er konnte spüren wie angespannt der andere war, aber bis jetzt hatte er noch nicht ein Wort zu seiner Verteidigung herausgebracht. „Wärst du einfach verreckt so wie es vorgesehen war, wäre jetzt alles in Ordnung. Taemin wäre hier bei uns und wir wüssten, dass es ihm gut geht. Verdammte Scheiße, Jonghyun, Rex hatte leichtes Spiel! Du hast ihm Taemin förmlich auf dem Silbertablett serviert!“ Bebend und gleichzeitig direkt außer Atem zog Jinki seine Hand zurück und wandte sich von Jonghyun ab. Seiner Angst auf diese Art und Weise Luft zu machen hatte gut getan und nun wusste der Jüngere auch genau was er von ihm hielt. „Hast du eigentlich gar nichts dazu zu sagen?“ „Was soll ich schon sagen, Jinki?“ Jonghyun hatte seinen Blick gesenkt, während er sein Hemd wieder gerade zupfte. Jinki hatte nicht fest genug zugepackt, um an seinem Hals Male zu hinterlassen, aber schmerzhaft war es dennoch gewesen. „Du hast recht, ich habe Rex wirklich unterschätzt und Taemin muss für diesen Fehler nun bezahlen.“ Seufzend wischte er sich mit der rechten Hand übers Kinn und ließ seinen Blick dann zu den Büchern wandern, die zu Boden gefallen waren. Neben diversen Fachbüchern, die Taemin für seine Vorlesungen brauchte, war auch die Arbeit, die er über ihn, beziehungsweise über Raptor geschrieben hatte, war abgestürzt. Schnell bückte er sich nach ihr und hob sie anschließend auf. Jonghyun wusste wie stolz Taemin darauf war und nun ein Eselsohr auf einer der Seiten zu hinterlassen kam nicht in Frage. Taemin sollte sich darüber nicht ärgern müssen, sobald sie ihn gefunden und zurückgebracht hatten. „Wie schön, dass du so einsichtig bist!“ Fassungslos beobachtete Jinki den Jüngeren dabei wie dieser Taemins Bachelorarbeit zwischen seinen Händen drehte. Es ärgerte ihn über alle Maßen, dass Jonghyun derartig ruhig bleiben konnte, während er selbst spürte wie seine Nerven langsam aber sicher mit ihm durchgingen. „Ich hatte eben eine richtige gute Idee. Du könntest Raptor einfach wieder die Kontrolle überlassen. Der interessiert sich wahrscheinlich einen Scheiß für Taemins Sicherheit, aber er würde zumindest alles daran setzen um Rex aufzuspüren.“ Jinki hatte sich daran erinnert, dass Taemin während seines Streits mit Jonghyun ebenfalls dessen andere Persönlichkeit erwähnt hatte. Oder zumindest hatte er Jonghyun vorgehalten eingerostet zu sein; auf jeden Fall hatte dies dazu geführt, dass der Braunhaarige ein paar Emotionen zeigte und genau darauf war Jinki aus. „Jinki, bitte hör auf.“ Nachdem er die ganze Zeit über geschwiegen hatte, hatte Kibum sich nun doch in das Gespräch eingemischt. Sachte hatte er seine Arme um Jinkis Mitte geschlungen und seine Stirn gegen das Brustbein seines Freundes gedrückt. Es hatte ihn schon gewundert, dass Jonghyun Jinkis Attacke über sich hatte ergehen lassen, aber nun noch Raptor anzusprechen war zu viel des Guten. „Ich soll aufhören? Ihm ist es zu verdanken, dass Taemin vermutlich in Lebensgefahr schwebt!“ „Das ist mir schon klar, Jinki.“ „Ach wirklich?“ „Natürlich! Und ich gebe ihm genauso die Schuld an der Situation wie du, aber ihn anzuschreien bringt Taemin nicht zurück.“ Traurig und mit deutlich feuchten Augen blickte Kibum zu Jinki auf. Er machte kein Geheimnis daraus, dass er Jonghyun ebenfalls am liebsten an den Hals gesprungen wäre, aber Feindseligkeiten halfen ihnen jetzt einfach nicht weiter. „Sobald wir Taemin gefunden haben und wir sicher sein können, dass es ihm gut geht, kannst du Jonghyun immer noch durch den Fleischwolf drehen, aber ohne seine Hilfe sind wir aufgeschmissen.“ Der Blonde zog an Jinkis Hemd, um ihm schließlich einen sanften Kuss auf den Mundwinkel zu drücken. Er hasste es Jinki so zu sehen. Normalerweise war er gefasst und nur schwer aus der Ruhe zu bringen; dass er Jonghyun angeschrien und gegen das Regal geworfen hatte zeigte deutlich wie es um seine Nerven bestellt war. Wenn uns nicht bald etwas Brauchbares einfällt, drehen die beiden durch und ich glaube nicht, dass ich dann noch ruhig bleiben kann. Kibum hatte seine Hand sachte an Jinkis Wange gelegt und mit seinem Daumen über dessen Wangenknochen gerieben. Für gewöhnlich konnte Jinki sich unter dieser Berührung immer entspannen und auch jetzt schien es ihm ein klein wenig zu helfen. Zumindest war die Spur eines Lächelns auf seiner Miene zu erkennen und mehr verlangte Kibum in dieser Situation auch gar nicht. „Wir finden das Buch, keine Angst“, flüsterte Kibum aufmunternd und blickte dann schließlich über seine Schulter zu Jonghyun hinüber. Der Braunhaarige war auffallend still gewesen und Kibum wollte sichergehen, dass er überhaupt noch anwesend war und sich nicht etwa aus dem Staub gemacht hatte. Was er dann jedoch zu sehen bekam überraschte ihn doch ein wenig. Jonghyun hielt Taemins gebundene Fassung seiner Arbeit fest in beiden Händen, während seine Augen förmlich über die Zeilen zu fliegen schienen. „Jonghyun? Alles in Ordnung?“ Jinki hatte den Älteren doch hoffentlich nicht so fest gegen das Regal geknallt, dass bei Jonghyun nun auch noch die allerletzte Sicherung herausgesprungen war? „Das ist es.“ Jonghyun lachte leise auf, danach ließ er seinen Kopf zurück in den Nacken fallen. Natürlich war die Situation alles andere als komisch, aber allzu amüsiert klang Jonghyuns Lachen ohnehin nicht. Es hatte schon beinahe etwas Wahnsinniges an sich und trieb Kibum eine unangenehme Gänsehaut auf die Unterarme. „Ich hab es gefunden.“ -- Schwerfällig öffnete Taemin seine Augen einen winzigen Spalt breit und ließ seinen Kopf anschließend zur Seite rollen. Sein Herz hämmerte wild gegen seinen Brustkorb, wobei er schon beinahe das Gefühl hatte, dass es hin und wieder einen Schlag aussetzte, beziehungsweise förmlich über sich selbst stolperte. Seine Wangen brannten und der Geschmack in seinem Mund erinnerte ihn unweigerlich an Jinkis alte Sportsocken, denen Kibum letzten Endes den Garaus gemacht hatte, indem er sie hochkant im Ofen versenkt hatte. Die Erinnerung an den Geruch besagter Socken ließ Taemins angeschlagenen Magen revoltieren und seinen Körper schließlich heftig nach vorne rucken. Hustend bäumte er seinen Oberkörper auf und konnte dann gerade noch so verhindern sich direkt über seinen Haaren zu erbrechen. „Scheiße …“, keuchte er atemlos, als ihm klar wurde, dass er keine Chance hatte seine Hände zu Hilfe zu nehmen und sich von seinem eigenen Erbrochenen zu entfernen. Jemand musste ihm die Hände hinter dem Rücken gefesselt haben, während er geschlafen hatte. Geschlafen? Hatte er denn wirklich geschlafen? Zitternd richtete Taemin sich so gut es ging auf, wobei er jedoch fast sofort wieder die Balance verlor und gegen etwas Weiches kippte. Irritiert blinzelte er ein paar Mal, um seinen Blick scharfzustellen und sich gleichzeitig an das Halbdunkel im Raum zu gewöhnen. Bis jetzt hatte er kaum mehr als schwarze und graue Flächen ausmachen können, doch langsam schien sein Körper sich wieder zu erholen. Das hieß, seine Augen erholten sich, sein rasendes Herz bereitete ihm immer noch Sorgen. Was zum Teufel ist passiert? Was ist das für ein verdammtes Dreckloch? Als Taemin gegen das Bett, beziehungsweise die Matratze gekippt war, war eine unschöne Staubwolke aufgestiegen und nun rieselte der aufgewirbelte Schmutz ihm förmlich in den Nacken. Trotzdem hatte er wohl ernstere Probleme, über die er nachzudenken hatte. Zum einen hatte er nicht die geringste Ahnung wie er hier gelandet war und wo er sich überhaupt befand und zum anderen wusste er auch nicht wer ihn hierher gebracht hatte. Taemin konnte sich noch vage daran erinnern, dass er eine SMS von Jonghyun bekommen hatte, aber dann wurde es schwierig. Es war ziemlich wahrscheinlich, dass er sich mit seinem Freund getroffen hatte, nachdem dieser ihm geschrieben hatte, aber was war danach passiert? Waren Jonghyun und er überfallen und entführt worden? Steckte am Ende Minho hinter diesem Spielchen? Nein … nicht Minho … Taemin schüttelte gedanklich den Kopf und atmete dann einmal tief durch. Keine seiner besten Ideen wie er schon wenig später röchelnd feststellte. Die Luft war feucht und direkt modrig; sie kratzte in seinem Hals und setzte seine Lunge förmlich in Flammen. „Gnnn …“ Wimmernd sank Taemin in sich zusammen und konnte nicht verhindern schließlich nach vorne zu kippen. Unsanft kam er der Länge nach auf dem Bauch zum Liegen und drückte dabei seine Stirn gegen das kühle Holz des Bodens. Das Atmen fiel ihm so unendlich schwer, dass er sogar kurz mit dem Gedanken spielte es einfach einzustellen. Etwas Warmes kullerte über seine Wange und obwohl Taemin nicht wusste wann er zu weinen begonnen hatte, konnte er die Tränen auch nicht stoppen. Er hatte Angst und das nicht nur, weil er nicht wusste wo er sich befand, nein. Sein Körper spielte förmlich verrückt und Taemin fand keine Erklärung dafür; er wusste nicht, was mit ihm geschah und nun so die Kontrolle zu verlieren war furchteinflößend. Leise schluchzend schaffte Taemin es sich kraftlos auf die Seite zu drehen und seine Beine eng an den Körper zu ziehen, um sich möglichst klein zu machen. Was passierte hier nur? -- Jinkis Schrift litt deutlich unter der Eile in welcher er die Silbenblöcke notierte, die Kibum ihm vorlas. Sie hatten bereits den größten Teil der Nachricht entschlüsselt und nun begann das Ganze auch einen Sinn zu ergeben. Rex hatte ihnen eine Adresse zukommen lassen; eine Adresse, die zumindest Jonghyun einiges zu sagen schien, denn er hatte seine Schneidezähne fest in seiner Unterlippe vergraben und die Art wie er seine Hände zu Fäusten ballte, nur um sie dann wieder zu entspannen, sprach Bände. Sagen tat er natürlich nichts, aber wahrscheinlich konnte er das in diesem Zustand gar nicht. Es war schon lange her seit Jinki Jonghyun so erlebt hatte. Das hieß, dass es damals eher Raptor gewesen war, der ihm derartig mörderische Blicke zugeworfen und das Ganze dann noch mit einer verbalen Nettigkeit unterstrichen hatte. Raptor schien mehr auf Jonghyuns gute Seite abgefärbt zu haben, als er bis jetzt hatte durchscheinen lassen. Wenn das nicht beunruhigend war, dann wusste Jinki auch nicht weiter. „Jinki? Hörst du mir zu?“ Kibums Worte ließen Jinki seinen Blick von Jonghyun abwenden und sich wieder dem Zettel widmen, auf dem er alles mitgeschrieben hatte. Sobald er den Rest gehört hatte, würde er das Ganze noch einmal leserlich aufschreiben müssen. So wie es momentan aussah hatte er selbst fast Probleme die Sätze zu entziffern. „Ich sagte eben, dass die letzte Zahl-“ „-5 ist.“ Jonghyun war aus seiner Starre erwacht und schließlich vor dem Couchtisch in die Hocke gegangen. Schweigend streckte er die Hand nach dem Zettel aus und drehte ihn anschließend herum. Natürlich würden weder Jinki, noch Kibum wissen, welche Bedeutung diese Anschrift für ihn hatte; noch nicht einmal Taemin wäre dazu in der Lage gewesen es zu erraten. Erwähnt hatte Jonghyun diesen bestimmten Ort mehrmals, als er damals Taemin von seiner Vergangenheit erzählt hatte, aber er hatte es vorgezogen keine allzu genauen Angaben zu machen. „Rex ist wirklich besser, als ich ihm zugetraut habe.“ „Würdest du uns vielleicht auch erleuchten, oder muss Jinki es wieder aus dir herausprügeln?“ Ungeduldig legte Kibum das Buch auf dem Tisch ab, nachdem sie es nun wohl nicht mehr brauchen würden. „Komm schon, Jonghyun, es wird langsam lästig.“ „Ich weiß nicht, ob ihr Taemins Arbeit gelesen habt, aber-“ „Haben wir. Jinki sogar öfter als einmal“, fiel Kibum Jonghyun ins Wort und lehnte sich sogar ein wenig über den Tisch. „Weiter.“ Seufzend biss Jonghyun sich auf die Unterlippe. „Es war mir wichtig, dass Taemin nicht den richtigen Namen einer bestimmten Person verwendet. Ich wollte verhindern, dass Schaulustige ihn suchen und dann am Ende über das einzig richtige Zuhause herfallen, das ich jemals hatte.“ Eine gewisse Traurigkeit schwang in Jonghyuns Stimme mit und die Art, wie er beinahe liebevoll mit seinem Zeigefinger über den Namen des Ortes strich, hielt Kibum davon ab ihn erneut zu unterbrechen. Auch Jinki zog es vor zu schweigen und still zuzuhören. „Rex muss Taemin dort festhalten. In der alten Bibliothek, die damals noch Hyunshik gehört hat.“ „Ich erinnere mich, dass Taemin geschrieben hat, dass sie geschlossen wurde, nachdem der Inhaber verstorben ist. Außerdem war sie wohl wirklich alt und teilweise sogar baufällig.“ „Gott, ja“, bestätigte Jonghyun mit einem leisen Lachen, während er sich wieder erhob und die Schultern straffte, „Damals war ich mir sicher, dass die Mauern nur noch durch Dreck zusammengehalten werden. Und der Geruch …“ Sachte schüttelte er den Kopf, als er sich an den modrig feuchten Mief erinnerte, der in manchen Räumen des Gebäudes geradezu erdrückend gewesen war. „Ich hätte mir denken können, dass Rex Taemin ausgerechnet dorthin bringt. Mir ist noch nicht ganz klar wieso er mich so unbedingt aus dem Weg haben will, aber er weiß offensichtlich wie er mich treffen kann.“ Hätte es sich nicht um Rex gehandelt und hätte dieser mit Taemins Entführung und der Wahl seines Verstecks nicht mehr als nur eine Grenze überschritten, hätte Jonghyun das Ganze als fast schon poetisch eingeschätzt. Immerhin musste er zurück an einen wichtigen Ort seiner Vergangenheit, um seine Zukunft, sprich: Taemin, zu retten. „Ihr bleibt hier. Die Nachricht ist eindeutig an mich adressiert.“ „Oh, ja natürlich. Weil du in letzter Zeit so überragend warst, werden wir dich alleine fahren lassen.“ Jinki schnaubte lustlos. „Bei aller nicht vorhandenen Freundschaft, Jonghyun, ich werde nicht zulassen, dass du schon wieder etwas in den Sand setzt.“ „Jinki hat recht. Außerdem sind wir Taemins Familie; wir kommen mit!“ „Und was ist, wenn ihr Taemin damit nur noch mehr in Gefahr bringt? Rex hat deutlich gemacht, dass er nur mit mir spielen will und wird. Euch erwähnt er dabei kein einziges Mal.“ Ungeduldig vollführte Jonghyun eine wegwerfende Geste mit seiner Hand. „Mir ist klar, dass ihr mitkommen wollt und ich kann mir auch vorstellen, dass Taemin sich sicherer fühlen würde, wenn er uns alle auf einmal zu Gesicht bekommt, aber es geht nicht. Ich werde allein gehen und ihn da rausholen.“ Er sprach es nicht aus, aber es verstand sich wohl von selbst, dass er alles tun würde, um seinen Freund zu befreien. Rex den Garaus zu machen stand ohnehin bereits sehr weit oben auf seiner To-Do Liste und er hatte sich vorgenommen diese Kleinigkeit schon bald abhaken zu können. „Wir könnten dir doch auch einfach folgen? Wenn wir genügend Abstand halten, dann-“ „Nein.“ Jonghyun visierte Kibum finster an, ehe er sich Jinki zuwandte. Hinter der Stirn des Älteren konnte man die Zahnräder förmlich rattern hören und Jonghyun wusste, dass Jinki mittlerweile verstanden hatte, dass sie nicht mitkommen konnten. Das hieß allerdings nicht, dass er sich damit auch abfand, ganz im Gegenteil; er schien mehr als angestrengt nach einer Lösung für ihr Problem zu suchen. „Ich werde Taemins Handy mitnehmen. Mit Kibums Akku funktioniert es jetzt wieder und wir können in Kontakt bleiben. Sobald er in Sicherheit ist, sorge ich dafür, dass er euch anruft.“ Jonghyun langte nach Taemins Telefon und ließ es ohne einen weiteren Blick auf das Display in seine Hosentasche gleiten. Sie hatten das Hintergrundbild natürlich längst gelöscht, aber Jonghyun war immer noch so, als würde es ihn anstarren und das war kein sehr angenehmes Gefühl. „Wir können nicht noch mehr Zeit verschwenden, als wir ohnehin schon getan haben. Lasst mich endlich gehen.“ „Ich schwöre dir, wenn du Taemins Sicherheit noch einmal riskierst, dann-“ „Das werde ich nicht, Jinki.“ Dass Jinki daraufhin nur mit den Augen rollte und sich abwandte war für Jonghyun Zeichen genug. Man würde sich ihm nun nicht mehr in den Weg stellen. Egal, wie wenig begeistert die beiden anderen von dem Ganzen waren, sie hatten doch verstanden, dass sie keine andere Möglichkeit hatten. „Ich bring ihn zurück.“ Damit huschte Jonghyun an Jinki und Kibum vorbei, auf den Flur hinaus und steuerte die Eingangstür an. Sekunden später hörte man wie die Tür geöffnet wurde und anschließend wieder ins Schloss fiel, danach herrschte Stille. „Meinst du, dass er das hinbekommt, Jinki?“ „Er muss“, erwiderte Jinki matt, nachdem er seine Arme sanft um Kibum geschlungen hatte. „Wie meinst du will er ohne Wagen dorthin kommen?“ „Das ist wahrscheinlich eine Frage, auf die wir die Antwort nicht wissen wollen.“ -- Taemin hustete gequält, als er unsanft zu Boden befördert und auf den Rücken gedrückt wurde. Der Untergrund war hart und der Aufprall hatte ihm abermals Tränen in die Augen getrieben, als er so brutal auf seinen Handgelenken gelandet war. Gleichzeitig waren auch seine Finger unter seinem eigenen Gewicht zusammengequetscht worden und seine Fingerknöchel hatten über die raue Oberfläche radiert. Ächzend drehte er sich wieder auf die Seite und öffnete dabei träge die Augen. Seine Sicht war zwar verschwommen, aber immerhin war die Luft hier ein wenig besser und seine Lunge protestierte nicht bei jedem verzweifelten Atemzug, den er tätigte. „Ich dachte schon, dass du verreckt bist. Du hast sogar ins Zimmer gekotzt. Widerlich.“ Die Stimme drang nur verzerrt zu ihm durch und Taemins Erinnerungen waren nach wie vor ein einziges Chaos, weswegen er sich irritiert blinzelnd umsah. Er konnte zahlreiche Bücherregale und teilweise auch Bücher erkennen, die in kleinen Stapeln nebeneinander auf dem Boden abgestellt worden waren; war er hier am Ende in einer Bibliothek gelandet? Aber wo steckte nun eigentlich der verdammte Kerl, der sich hier gerade auf seine Kosten so hervorragend amüsierte? Und wieso zeigte der Feigling sich nicht endlich? „W-Wer … Was-“ Das leise Lachen, das auf seine Worte hin den Raum erfüllte, ließ Taemin stocken und sich zittrig zur Seite drehen. Eine unangenehme Gänsehaut hatte sich auf seinen Armen ausgebreitet und sein Herz schlug fest gegen seinen Brustkorb, als er den Blick anhob und den Mann ansah, der ihn von oben her überlegen anlächelte. „Y-Youngcheol?“ Youngcheols Lächeln wurde noch eine Spur breiter, wobei es etwas direkt Wahnsinniges annahm. „Warum?!“ tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)