Rex von jonglicious (Sequel zu "Raptor") ================================================================================ Kapitel 1: 回返 - Rückkehr - -------------------------- Titel: Rex Autor: jonglicious Kapitel: O1 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG13 – NC17 Pairings: JongTae, Onkey A/N: Baaaamm~ xD Da bin ich wieder! Und jetzt zu Kapitel 1 ... Es war eine schwierige Geburt. Hier hatte es vor kurzem noch 38° und ich hab's einfach nicht vorm PC ausgehalten. xX Ist unlustig, wenn man sich quasi nicht bewegt und man schwitzt trotzdem wie ein Schwein. Aber jetzt hat's ein wenig abgekühlt und ich kann wieder in Ruhe schreiben. :3 Also ja ... Noch mal Danke und ...~ Viel Spaß! --- 2015 Verschlafen rutschte Taemin an die Bettkante und schlüpfte kurz darauf in die kuschligen Hausschuhe, die er vor dem Bett platziert hatte. Gähnend erhob er sich und verließ kurze Zeit später das Schlafzimmer, um den Flur entlang zu schlurfen und geradewegs die Küche anzusteuern. Seit einigen Tagen schon hatte er Probleme damit eine Nacht wirklich durchzuschlafen; meistens wachte er nach ein paar Stunden mit trockener Kehle und schweißgebadet auf. Erinnern konnte er sich allerdings nie an seine Träume beziehungsweise konnte Taemin noch nicht einmal sagen, ob er überhaupt etwas geträumt hatte. Seufzend fuhr er sich durch die langen Haare und strich ein paar der längeren Haarsträhnen zurück hinter sein Ohr. Innerhalb der letzten Jahre waren seine Haare ein gutes Stück gewachsen und hatten nun sogar schon Schulterlänge erreicht. Von dem Rot war nicht mehr allzu viel übrig; seine Haare waren nun eher bräunlich und wurden nach und nach wieder dunkler. Geplant war dies nicht gewesen, aber mittlerweile hatte Taemin sich schon zu sehr an seine langen Haare gewöhnt, weswegen er es auch nicht über sich brachte sie wieder abschneiden zu lassen. Dass er damit nun mindestens zweimal pro Tag für eine Frau gehalten wurde war etwas, womit er sich abgefunden hatte. Irgendetwas musste ihm schließlich auch recht sein. Müde rieb Taemin sich mit der linken Hand die Stirn, während er mit der rechten sein Wasserglas umschlossen hielt. Er hatte sich gegen die Kante des Küchentresens sinken lassen und einfach nur gedankenverloren auf den Küchenboden gestarrt, während er immer wieder kleine Schlucke getrunken hatte. Er wusste, dass er wieder zurück ins Bett und noch ein wenig schlafen musste, wenn er am nächsten Tag fit sein wollte, aber irgendetwas hielt ihn davon ab wieder ins Schlafzimmer zu gehen. Vielleicht sollte ich mir doch von Jinki Schlaftabletten verschreiben lassen. Nachdenklich tippte Taemin mit dem Wasserglas gegen seine Unterlippe. Würde er seinen Bruder darum bitten ihm ein Rezept für Tabletten auszustellen, würde dies zweifelsohne unangenehme Fragen mit sich bringen. Und wenn es um unangenehme Fragen ging, dann war Jinki wirklich ein Experte. Man konnte sich darauf verlassen, dass der Ältere zielsicher genau das ansprach, worüber Taemin am allerwenigsten sprechen wollte. Ist es wegen ihm? Kannst du seinetwegen nicht schlafen? Wenn ich das gewusst hätte, dann …! Sich die besorgte Stimme Jinkis vorzustellen und auch was sie eventuell sagen würde, fiel Taemin nicht schwer. Innerhalb der letzten Jahre war sein Bruder schließlich durchgehend relativ angespannt gewesen und hatte ihn bei jedem Besuch mit Fragen gelöchert. Schwach lächelnd schüttelte Taemin den Kopf und wandte seinen Blick dann vom Boden ab. „Hatten wir nicht ausgemacht, dass du mich nicht mehr so beobachtest?“ Taemin strich sich erneut ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und ließ seinen Blick hinüber zum Kühlschrank wandern. Er hatte die Bewegung nur schwach erahnen können, aber er wusste trotzdem, dass jemand aus dem Wohnzimmer gekommen war. Dieser Jemand hatte es dann allerdings nicht der Mühe wert befunden sich zu melden, sondern war im Schatten des Kühlschranks versteckt, stehen geblieben. „Du hast nachdenklich ausgesehen. Ich wollte dich nicht stören.“ „Ich bin nur müde, Jjong.“ Taemin stellte das leere Glas in die Spüle, wobei er dem Kühlschrank und somit auch Jonghyun für ein paar Momente den Rücken zukehrte. „Ich bin wieder aufge- Huch!“ Überrascht blinzelte Taemin ein paar Mal als er seinen Freund plötzlich direkt vor sich stehen sah. Jonghyuns Fähigkeit sich quasi lautlos durch das Haus zu bewegen, hatte ihn schon des Öfteren an den Rand eines Herzinfarktes getrieben. Diesmal war es zwar ein bisschen anders gewesen, da Taemin vorher gewusst hatte, dass der Ältere anwesend war, aber trotzdem! Es ging hier ums Prinzip. „Du bist wieder aufgewacht“, murmelte Jonghyun, während er seine Arme um die Taille des Jüngeren legte und ihn zärtlich, jedoch durchaus bestimmt an sich drückte. „Und du bist durchgeschwitzt. Was hast du geträumt, Taemin?“ Sanft streichelte er über Taemins Rücken und schmiegte dabei seine Wange an dessen Haarschopf. Ihm persönlich gefielen die langen Haare beinahe besser als die kurzen. Oder vielleicht bevorzugte er sie auch einfach nur, weil man seine Hände besser darin vergraben und fester zupacken konnte. „Kannst du dich noch daran erinnern?“ „Nein, eigentlich nicht.“ Seufzend spielte Taemin mit den kurzen Härchen im Nacken Jonghyuns. „Aber ich hatte wieder dieses komische Gefühl. Ich hab dir doch erzählt, dass ich neulich dachte, dass mich jemand beobachtet. Und vorhin war es wieder so.“ „Wenn dich jemand beobachten würde, dann wüsste ich das.“ „Weil du dich mit diesem Jemand um das Recht mich zu beobachten prügeln würdest?“ Der Jüngere hob schief grinsend eine Augenbraue an, danach löste er sich wieder von Jonghyun. Er war froh, dass sein Freund sich genau diesen Zeitpunkt für einen nächtlichen Besuch ausgesucht hatte. Nun in seinen Armen einzuschlafen war schon sehr verlockend und Taemin hoffte, dass Jonghyun mitspielen würde. „Kommst du mit ins Bett? Ich muss noch ein bisschen schlafen und ich weiß nicht, ob ich allein wieder einschlafen kann.“ Hoffnungsvoll blickte Taemin unter seinen Stirnfransen zu Jonghyun hinüber. Er hatte bereits herausgefunden, dass Jonghyun ihm nichts abschlagen konnte, wenn er nur diesen bestimmten Blick aufsetzte. Umgekehrt funktionierte dies zwar auch ganz gut, da Jonghyun weiß Gott nicht dumm war und Taemin mit seinen eigenen Waffen schlug, aber damit konnte Taemin gut leben. „Ich werde aber weg sein, bevor dein Wecker klingelt.“ „Das ist okay, solang ich jetzt nicht allein sein muss.“ Taemin streckte Jonghyun seine Hand entgegen und atmete erleichtert auf als dieser sie ergriff und sich von ihm ins Schlafzimmer ziehen ließ. Wenn Jonghyun zumindest ein paar Stunden bei ihm blieb, war das schon mehr als perfekt. Und vor allem war es mehr als er vor einiger Zeit auch nur zu träumen gewagt hatte, das durfte man auch nicht vergessen. Gähnend kroch Taemin zurück ins Bett und spürte wenig später schon, wie die Matratze ein bisschen einsank und Jonghyun sich neben ihn legte. Das Bett war groß genug, so dass sie beide locker Platz hatten, aber wahrscheinlich hätte auch eine simple Luftmatratze gereicht, so wie Taemin sich an Jonghyuns Brust schmiegte. „Jjong?“ „Hm?“ „Wo bist du auf einmal hergekommen? Bist du schon länger hier?“ „Nein, ich bin erst vor zehn Minuten gekommen. Ich wollte zwar früher hier sein, aber ich war mir nicht sicher, ob ich es riskieren sollte. Deine Wohnung ist für einen gesuchten Verbrecher relativ schwer zu erreichen.“ Leise glucksend ließ Jonghyun seine Fingerspitzen über Taemins Oberarm streicheln, wobei er undefinierbare Muster malte. „Ich hatte auch Angst dich zu wecken, aber nachdem du dann wach warst-“ „Hast du trotzdem nicht auf dich aufmerksam gemacht.“ Taemin rollte müde mit den Augen, während er Jonghyun frech gegen das Kinn schnippte. „Und ich mag es nicht, wenn du dich als Verbrecher bezeichnest. Genauso bin ich gegen Psychopath also denk gar nicht erst daran.“ „Du hast mich doch auch so bemerkt, Liebling“, erwiderte Jonghyun amüsiert und verkniff sich jeden weiteren Kommentar geflissentlich. Natürlich wusste er, dass Taemin es nicht mochte, wenn er sich selbst als das bezeichnete, was er nun einmal war, aber es tat doch immer wieder gut es von dem Jüngeren zu hören. „Ja, aber du könntest dich auch einfach wie ein normaler Mensch räuspern oder etwas sagen.“ „Ich bin kein normaler Mensch, Taemin.“ „Das ist wirklich wahr“, Taemin schüttelte langsam den Kopf, danach legte er ihn wieder auf Jonghyuns Brust ab, um dem ruhigen Herzschlag besser lauschen zu können. „Du bist ein Spinner.“ „Wie war das eben?“ Jonghyun hatte Taemin natürlich schon beim ersten Mal bestens verstanden, aber es interessierte ihn doch, ob der Jüngere es wagen würde ihn noch einmal zu beleidigen. Meistens kniff Taemin in solchen Situationen nämlich und erfand eine Ausrede. „Taeminnie? Wiederholst du das jetzt bitte noch einmal für mich?“ Taemin lächelte auf Jonghyuns „Bitte“ hin nur amüsiert in sich hinein und ließ dabei auch seine Augen langsam zufallen. In den Armen Jonghyuns zu liegen war wirkungsvoller als jede Tablette es jemals hätte sein können, so viel stand fest. „Gute Nacht, Jjong“, flüsterte er schließlich und drückte seine Lippen noch ein letztes Mal gegen das Schlüsselbein des Älteren, „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch, mein kleiner Schmetterling.“ -- Jinki konnte Minhos Faust nur mit knapper Not entgehen, als der Special Agent erneut ausholte und nach ihm schlug. Keuchend machte er ein paar Schritte zurück und streckte seine Hand dabei blind nach dem erstbesten Gegenstand aus, den er zu fassen bekam: In diesem Fall handelte es sich um ein Buch, welches er am Vorabend auf dem Wohnzimmertisch abgelegt hatte. Viel bewirken konnte er damit nicht, aber im Notfall würde er es bestimmt nach Minho werfen und sich somit ein wenig Zeit verschaffen können. „Was denkst du eigentlich, was du da gerade tust?“, stieß er hervor, nachdem er einen Stuhl umgeworfen und Minho somit den Weg versperrt hatte. „Du hast nichts gegen mich in der Hand und bei den Untersuchungen ist auch nichts herausgekommen!“ „Ganz genau! Und es wird Zeit, dass sich das ändert!“ Minho trat den Stuhl wütend zur Seite. Nachdem er Jinki schon an der Eingangstür mit einem Faustschlag begrüßt hatte, waren sie geradewegs ins Wohnzimmer gestolpert und dort endlich gab es keinen Ausweg mehr für den Älteren. Außer natürlich er beschloss aus dem Fenster zu springen, aber davon ging Minho nicht aus. „Ich werde dir jetzt mal sagen wie ich die Sache sehe.“ Schnaubend streckte er seine Hand nach Jinki aus und packte ihn unsanft am Kragen. „Du hast den Wärter ausgeknockt und dafür den anderen Sträfling mitgenommen. Vor der Hinrichtung hast du dafür gesorgt, dass er mit Raptor den Platz tauscht. Deswegen hast du auch darauf bestanden ihn zu begleiten, nicht wahr? Du hast ihm Zeit verschafft abzuhauen, während sich alle auf die Hinrichtung konzentriert haben.“ Jinki schnaufte auf Minhos Anschuldigungen hin und legte gleichzeitig seine Hand an das Handgelenk des anderen. Es stimmte schon, dass es so ähnlich abgelaufen war, aber den Gefallen ein Geständnis abzulegen würde Jinki Minho garantiert nicht tun. „Das ist Schwachsinn“, schnarrte er schließlich, wobei er seinen Ton möglichst ruhig hielt und Minho fest in die Augen blickte, „Ich habe nichts mit dem Wärter angestellt. Außerdem hat er bereits ausgesagt, dass er einfach nur eingeschlafen ist und ich nicht einmal in seiner Nähe war. Du warst sogar bei dem Verhör dabei.“ „Eingeschlafen! Wer weiß, was du ihm gespritzt hast!“, knurrte Minho zornig, während er Jinki vor sich herschob und ihn schließlich mit dem Rücken gegen die Wand presste. Seine Hand hatte er bei dieser Gelegenheit aus dem Hemd des anderen gelöst und sie dafür an seinen Hals gelegt. Dass der Ältere auch das Verhör angesprochen hatte, dem er selbst beigewohnt hatte, ignorierte er geflissentlich. „Wenn du nicht die Wahrheit sagst, dann-“ „Minho!“ Der Special Agent warf einen schnellen Blick über seine Schulter. Taemin und Kibum waren soeben im Wohnzimmer erschienen. Nachdem Minho Jinki so freundlich begrüßt hatte, hatte dieser die beiden ins obere Stockwerk geschickt, damit sie in Sicherheit waren. In Sicherheit! Als ob Minho tatsächlich auf Taemin vergessen würde! Viel eher ging er davon aus, dass Taemin mit den Informationen herausrücken würde, die Jinki ihm so standhaft verwehrte, wenn er nur wieder genug Druck auf ihn ausübte. Er hatte ja schon einmal bewiesen, dass es ihn nicht störte eher unorthodoxe Methoden anzuwenden; selbst wenn das hieß, dass er einem ehemaligen Freund Schaden zufügen musste. „Ich hab die Polizei gerufen, sie sind schon unterwegs.“ Kibum umklammerte sein Handy noch eine Spur fester und versuchte dabei möglichst unbewegt zu wirken. Er hatte Angst um Jinki und gleichzeitig war auch Minho ihm nicht geheuer. „Du“, Kibum brach kurz ab, da seine Stimme sich überschlagen hatte, „Du solltest verschwinden, bevor sie hier sind. Das macht sich doch bestimmt nicht gut in deiner Akte.“ „Kibum hat recht. Wenn du jetzt einfach abhaust, dann-“ „Dann?! WAS DANN?“, polterte Minho, während er ganz herumfuhr und dabei seine Dienstwaffe zückte. Er hatte gehofft, dass es nicht so weit kommen würde, aber offensichtlich wollte man ihm gar keine andere Wahl lassen. „Dann kommt vielleicht endlich die Wahrheit ans Licht! Ihr wart doch bestimmt auch an Raptors Flucht beteiligt!“ Kibum hatte sein Handy erschrocken fallen gelassen als Minho seine Waffe aus dem Holster zog. Nun war es offiziell: Minho verkraftete es nicht, dass Jonghyun ihm bereits zweimal entwischt war und wollte nun unbedingt einen Schuldigen finden. Im Prinzip hatte er diesen ja eigentlich schon, doch ohne die nötigen Beweise stand sein Wort gegen das Jinkis und momentan half Minho sich nicht wirklich dabei sein Ziel zu erreichen. „Minho, lass den Blödsinn.“ Zittrig hob Kibum seine Hand an und versuchte dabei möglichst beruhigend auf den anderen einzuwirken. „Es wird sich alles klären, wenn-“ „Sei endlich still!“ Minho war nicht länger gewillt gewesen sich von Kibum ablenken zu lassen, weswegen er kurzerhand das Wohnzimmer durchquert und den Jüngeren mit dem Griffstück seiner Waffe zur Seite geschlagen hatte. Das harte Metall traf dabei zielsicher die linke Schläfe Kibums und schrammte dabei auch über seine Wange. Letzteres war unbeabsichtigt gewesen, Kibum war einfach unglücklich gefallen. „KIBUM!“ „Du bleibst wo du bist!“ Ohne wirklich zu Jinki zu sehen, richtete Minho die Waffe in seine Richtung und löste gleichzeitig mit seinem Daumen die Sicherung, um klarzustellen, dass er durchaus gewillt war ernst zu machen. „Es geht ihm gut. Er wird vermutlich Kopfschmerzen haben, wenn er wieder zu sich kommt, aber ansonsten fehlt ihm nichts.“ „Du verdammtes Arschloch.“ Bebend vor Wut ballte Jinki seine Hände zu Fäusten. Kibum war nach dem Schlag sofort in sich zusammen gebrochen und neben der Couch zu Boden gegangen. Ob er blutete oder nicht, konnte Jinki aus der Entfernung nicht sagen, aber er ging davon aus. Minhos Schlag war nicht zu unterschätzen und so wie es ausgesehen hatte, hatte er sich keineswegs zurückgehalten. „Was soll das jetzt noch werden? Wenn du es wagst meinem Bruder auch nur ein Haar zu krümmen, dann Gnade dir Gott!“ „Ich zittere schon vor Angst.“ Wenig beeindruckt rümpfte der Special Agent die Nase und wandte dann schließlich seine volle Aufmerksamkeit Taemin zu. „Dein Bruder hat Raptor die Chance zur Flucht ermöglicht und du hast ihn dann bestimmt abgeholt, nicht wahr? Du bist doch ein Experte darin ihn irgendwo einzusammeln.“ Drohend verengte Minho seine Augen zu schmalen Schlitzen. Er hatte es satt immer das gleiche Märchen aufgetischt zu bekommen. Wenn er ein Geständnis nur erreichen konnte, indem er seine Waffe zog, konnte er damit leben. „Sag schon, Taemin, sag mir die Wahrheit!“ „Ich war … nicht einmal in der Nähe … des Gebäudes …“ Taemin hatte seine Arme schützend vor seiner Brust verschränkt und ließ seinen Blick immer wieder zu Kibum hinunter wandern. Für ihn wäre es das Beste gewesen, hätte Jinki sich sofort um seine Verletzung gekümmert, doch Minho würde dies kaum zulassen. „Ich war nicht zu Hause, das stimmt, aber ich war auch nicht dort. Ich hab in meinem Auto die Übertragung im Radio gehört. Das- Das ist die Wahrheit.“ Unruhig wischte er sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Es kam ihm vor als wären bereits Stunden vergangen seit Kibum den Notruf gewählt hatte. Wieso dauerte das so lange? „Minho, ich lüge dich nicht an, wirklich nicht.“ Flehend blickte Taemin zu dem Älteren auf und schüttelte gleichzeitig schwach den Kopf. „Wir haben nicht zusammengearbeitet. Er konnte fliehen, weil … weil …“ Taemin brach ab und ersparte sich den Rest des Satzes geflissentlich. Es war keine gute Idee Minho noch weiter zu provozieren und ihn herauszufordern. „Rede weiter.“ Minho starrte Taemin mittlerweile geradezu an. In seinem Blick lag etwas, das Taemin absolut nicht gefiel; etwas Wahnsinniges, direkt Besessenes! „Los, mach schon!“ „Er konnte fliehen, weil“, der Rothaarige atmete tief durch und blickte Minho schließlich mit all dem Trotz an, den er in dieser Situation noch aufbringen konnte, „weil er dir immer schon überlegen war und daran wird sich auch nie etwas ändern! Du bist weder Jonghyun noch Raptor gewachsen, du- AAH!“ Taemin wurde jäh unterbrochen als Minho ihn auf seine Worte hin am Kragen packte und ihn wenig später unsanft gegen die Wohnzimmerwand rammte. Eines der zahlreichen Bilder fiel daraufhin mit einem unangenehmen Scheppern zu Boden und das darauffolgende Klirren verriet, dass das Glas den Sturz nicht überlebt hatte. „Sag das noch mal … Wage es, das noch einmal zu sagen …“ Bebend vor Zorn presste Minho den Lauf der Waffe gegen Taemins Kiefer. Ob er tatsächlich abdrücken würde, konnte er in diesem Moment nicht sicher sagen. Generell fiel es ihm schwer sich auf etwas anderes als auf die Wut, die sich in ihm angestaut hatte, zu konzentrieren. „Glaub nicht, dass ich nicht abdrücken werde, wenn-“ Minho stockte als ein lautes Krachen vom Eingangsbereich her zu hören war und einige uniformierte Männer plötzlich das Wohnzimmer stürmten. Taemin konnte im ersten Moment nicht erkennen, ob es sich nun um Polizisten handelte, oder ob der Geheimdienst ein Einsatzkommando geschickt hatte. Bestimmt hatte die Polizei den Hilferuf weitergegeben. Dass ein Special Agent durchdrehte und einen wichtigen Zeugen zu Hause überfiel, kam bestimmt nicht allzu oft vor. Erst als einer der uniformierten Männer an Taemins Seite trat und ihn am Oberarm packte, um ihn aus dem Wohnzimmer zu ziehen, erwachte er aus seiner Starre und stolperte dem Agenten hinterher. Dabei konnte er noch aus den Augenwinkeln erkennen, wie Minho zu Boden gedrückt wurde und wie Jinki sich eben neben Kibum gehockt hatte, um ihn anschließend behutsam hochzuheben. - Ruhig ließ Jinki seine Fingerspitzen über Kibums weiche Wange streicheln. Es war bereits später Nachmittag und der Jüngere war in seinen Armen eingeschlafen, nachdem sie den Fernseher eingeschaltet hatten. Die Narbe, die Minho ihm damals hinterlassen hatte, war immer noch gut zu sehen und sorgte jedes Mal aufs Neue dafür, dass Jinkis Magen sich unangenehm zusammenzog. Kibum hatte ihm über die vergangenen Monate hinweg öfter als einmal erklärt, dass er eine solche Narbe problemlos überschminken konnte und dass er froh war, dass sonst nichts passiert war, aber das half Jinki nur bedingt weiter. Sein Freund war in seinem Beisein verletzt worden und das war etwas, das er sich selbst einfach nicht verzeihen konnte und wollte. Die Titelmelodie einer Nachrichtensendung lenkte Jinkis Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher. Er war es nicht gewöhnt, dass er um diese Zeit frei hatte und fernsehen konnte. Unter normalen Umständen wäre er nun in der Klinik gewesen und hätte Patienten betreut. Eventuell hätte er sich auch um Papierkram und Akten gekümmert, je nachdem was sein Vater gerade von ihm erwartete. Seit Jonghyuns Flucht aber hatte sich einiges verändert. Jinki war noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen und hatte lediglich seinen Job verloren, beziehungsweise war von seinem Vater hochkantig aus der Klinik geworfen worden. Das Verfahren gegen ihn war letzten Endes aus Mangel an Beweisen nach gut einem Monat eingestellt worden und man hatte wieder alle Kräfte darauf konzentriert Jonghyun aufzuspüren. Man musste wohl nicht extra erwähnen, dass diese Bemühungen bis jetzt keine Früchte getragen hatten. Ein schmales Lächeln umspielte Jinkis Züge als er an die Agenten dachte, die ihre Zeit so sinnlos vergeudeten. Er bezweifelte, dass auch nur einer von ihnen in der Lage war Jonghyun ausfindig zu machen. Wenn er nicht gefunden werden wollte, dann würde ihn auch niemand finden, so viel stand fest. Als Kibum sich ein wenig in seinen Armen zu bewegen begann, wandte Jinki seinen Blick wieder vom Fernseher ab und widmete sich stattdessen wieder seinem Freund. Bald würde er wieder anfangen zu arbeiten und dann würden derartig ruhige, entspannte Nachmittage nicht mehr allzu oft vorkommen, also musste er jede Sekunde besonders genießen. „Jinki, hey.“ Jinki blickte zur Seite und setzte ein kleines Lächeln auf, als er Taemin im Türrahmen stehen sehen konnte. Es war ihm anzusehen, dass es ihn mitnahm, dass er seit dem Tag, als er sich von Jonghyun im Gefängnis verabschiedet hatte, nichts mehr von ihm gehört hatte, aber er hielt sich tapfer. Um sich abzulenken hatte er sogar seine Arbeit über Raptor fertig geschrieben und war auch bereits zum Masterstudium zugelassen worden. Sofort weitermachen wollte Taemin allerdings nicht. Er hatte beschlossen sich eine kleine Auszeit zu gönnen und während dieser Zeit ein wenig zu jobben. Nötig hatte er es nicht, aber auf Dauer konnte er nicht einfach nur zu Hause herumsitzen und nichts tun. „Hast du eben auch die Nachrichten gesehen?“ „Nicht wirklich. Ich war in Gedanken ganz woanders“, gestand Jinki daraufhin und zuckte schwach mit den Schultern, „Wieso fragst du?“ „Sie haben über Minho berichtet.“ Taemin setzte ein schiefes Lächeln auf und ließ sich schließlich neben seinen Bruder auf die Armlehne der Couch sinken. „Dabei haben sie auch gezeigt, wie er ausgerastet ist, als du freigesprochen wurdest. Ich hatte seinen Ausbruch gar nicht mehr so heftig in Erinnerung.“ Zumindest ein bisschen amüsiert, wischte der Rothaarige sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Er konnte nicht sagen, dass er Mitleid mit Minho hatte. Nicht nach allem, was seinetwegen schon geschehen war. „Es hieß, dass er fürs Erste in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen wird.“ „Was?“ Überrascht hob Jinki eine Augenbraue an. „Dein Ernst?“ „Ja, ich hab’s doch eben gesehen“, bestätigte Taemin und war schon dabei sein Handy aus seiner Hosentasche zu ziehen. Bestimmt würden sich auch Online diverse Artikel dazu finden lassen. „Nachdem er suspendiert worden ist, hat er einfach keine Ruhe gegeben und laufende Ermittlungen beeinträchtigt. Außerdem ist er immer noch geradezu besessen davon Jonghyun zu finden.“ Taemin zuckte sachte mit den Schultern und hielt Jinki schließlich sein Handy hin, damit sein Bruder sich selbst von der Richtigkeit seiner Worte überzeugen konnte. „Sie haben nicht gesagt wie lange er dort bleiben muss, aber sie haben ihm seine Waffe und seine Marke abgenommen.“ „Wer hätte das gedacht …“ Der ältere der beiden Brüder leckte sich langsam über die trockenen Lippen und nickte dabei andächtig. Nach der Verhandlung hatte er so gut wie nichts mehr von Minho gehört. Er wusste, dass er einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte, aber dass er in einer so schlechten Verfassung war, hatte er nicht gedacht. „Aber da hast du wieder den Beweis dafür, dass du auf mich hören solltest, wenn ich dir etwas sage. Ich hab doch von Anfang an gesagt, dass Raptor niemand ist, den man in seinem Kopf herum spuken haben will.“ Weiterhin schief lächelnd, nahm Taemin sein Handy entgegen. Ja, er erinnerte sich noch gut an Jinkis Warnung und er wusste, dass er dies vor seinem Bruder nicht aussprechen durfte, aber er war immer noch froh darüber, dass er sie in den Wind geschlagen hatte. „Minho kann einfach nur nicht mit ihm umgehen“, meinte er schließlich und ließ das Handy dabei in seiner Hosentasche verschwinden. tbc ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)