Rex von jonglicious (Sequel zu "Raptor") ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Titel: Rex Autor: jonglicious Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG13 – NC17 Pairings: JongTae, Onkey A/N: Oh Gott x'D ich wollte den Prolog eigentlich noch nicht hochladen, sondern mir ein kleines Polster anschreiben, damit ich dann nicht so einen "Stress" habe, aber nachdem ich zahlreiche PMs bekommen habe (ich bedanke mich bei jedem für das Interesse ), dachte ich mir, dass ich den Prolog einfach jetzt schon hochlade. Kapitel 1 wird hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lassen; ich gebe wie immer mein Bestes und versuche mich zu beeilen! Aber gut Ding will eben Weile haben ... ù_u Viel Spaß! --- 7 Jahre früher – 2006 Nur wenig beeindruckt ließ Jonghyun seinen Blick durch das Halbdunkel der Bar streifen. Ein paar der Gäste hatten ihre Köpfe zusammengesteckt und schienen angeregt miteinander zu diskutieren. Ein älterer Mann rechts von ihm wiederum hing bereits mehr über dem Bartresen als dass er auf dem Barhocker saß und lallte unverständliche Dinge, während er mit seinem leeren Glas auf das Holz des Tresen klopfte und Nachschub verlangte. Angewidert wandte er seinen Blick ab. Die Bar aufzusuchen war Zeitverschwendung gewesen; sein Ziel war nicht hier und nachdem es bereits nach Mitternacht war, würde es auch nicht mehr auftauchen. Wenig zufrieden umschloss Jonghyun das halbvolle Glas vor sich eine Spur fester mit seiner Hand, um es schließlich anzuheben und an die Lippen zu setzen. Noch bevor er es allerdings leeren hatte können, zog etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich: Der Barkeeper hatte soeben das Programm gewechselt und auf eine Nachrichtensendung umgeschaltet. Zu sehen war eine Nachrichtensprecherin, die auf einem bequemen Sessel saß und der Kamera zulächelte, während sie ihren Gast willkommen hieß. Jonghyun hob interessiert eine Augenbraue an als er den Gast erkannte und beschloss im gleichen Moment sitzen zu bleiben, um die Sendung weiter verfolgen zu können. Der Name des Mannes war Choi Minho und er war ein Agent; kein allzu bedeutender, wie man hinzufügen musste. Lästig, ja, aber keine Gefahr. „Es freut mich sehr, dass Sie heute hier bei uns sein und unsere Fragen beantworten können, Agent Choi.“ Der Sprecherin verneigte sich einmal vor dem jungen Mann, ehe sie wieder das breite Lächeln aufsetzte, das man ihr über die Jahre hinweg antrainiert hatte. „Ich hoffe, dass es Sie nicht stört, wenn wir sofort beginnen?“ „Danke.“ Agent Choi neigte seinen Kopf ebenfalls ein wenig; keineswegs so weit wie die Frau es getan hatte, aber Jonghyun hatte von ihm auch nicht erwartet, dass er die Geste der Höflichkeit mehr als notwendig erwidern würde. Das war immer schon das Problem des Agenten gewesen, er war unhöflich und ungeduldig. „Und keinesfalls. Ich würde es sogar begrüßen, wenn wir das so schnell wie möglich hinter uns bringen könnten.“ Abwartend legte der junge Mann ein Bein über das andere und hob beide Augenbrauen an. Es war ihm deutlich anzusehen wie wenig er von diesem Interview hielt. „Oh, natürlich.“ Die Frau räusperte sich leise, um sich wieder zu sammeln und warf dann einen schnellen Blick auf den Zettel mit den Fragen, den man ihr vorab ausgehändigt hatte. Diese Fragen waren genehmigt worden und durften gestellt werden; vermutlich verhielt es sich auch ähnlich mit den Antworten, die Minho ihr geben würde. „Dann kommen wir am besten gleich zur Sache, Agent Choi. Stimmt es, dass die Polizei davon ausgeht, dass die Morde der vergangenen Wochen von ein und demselben Täter verübt wurden? Und gibt es tatsächlich nur einen Täter oder handelt es sich um eine kleinere Gruppe von Tätern?“ „Wir gehen tatsächlich davon aus, dass die Morde von demselben Täter verübt worden sind“, antwortete der Gefragte ruhig, „Mir ist klar, dass Bilder der Tatorte im Umlauf sind und dass Außenstehende sich fragen müssen, wie wir zu diesem Schluss kommen. Haben Sie die Bilder gesehen?“ Auf das Nicken und das kaum merkliche Schlucken der Sprecherin fuhr der Agent langsam fort: „Obwohl jeder Mord am besten als Blutbad beschrieben werden kann, steckt doch ein System dahinter, verstehen Sie? Nach sorgfältiger Untersuchung der einzelnen Tatorte, können wir mit Sicherheit sagen, dass der Täter alleine handelt.“ „Können Sie uns denn mehr über dieses System verraten?“ „Nein, tut mir leid. Zu diesem Zeitpunkt sind das noch streng vertrauliche Informationen, die nicht herausgegeben werden können und dürfen.“ Der Agent verschränkte seine Finger miteinander, während er sich über die trockenen Lippen leckte. „Aber was ich Ihnen durchaus verraten darf ist, dass diese Morde nicht auf das Konto von Raptor gehen. Das war doch bestimmt Ihre nächste Frage, nicht wahr?“ „Das- Das stimmt, ja. Sie sind mir wohl einen Schritt voraus, Agent Choi.“ Das Lächeln der Frau war für ein paar Sekunden deutlich kühler geworden. Es war ihr anzusehen, dass sie es nicht schätzte, wenn das Skript durcheinander gebracht wurde. „Wie ist es möglich, dass die Polizei sich in diesem Punkt so sicher ist? Wieso kann Raptor als Täter klar ausgeschlossen werden?“ „Ich bearbeite Raptors Fall nun seit fast zwei Jahren und bin durchaus vertraut mit seiner Vorgehensweise. Anders als der Mann, der die Morde hier in dieser Gegend verübt hat, legt Raptor großen Wert auf Sauberkeit und Ordnung. Außerdem, wie Sie wissen, hinterlässt er an jedem Tatort eine hölzerne Figur in Form eines Velociraptor.“ Der Agent schnaubte leise und schüttelte dabei sachte den Kopf. Man konnte ihm deutlich ansehen was er von Raptor hielt und es war amüsant. „Außerdem sprechen die Opfer gegen Raptor. Der Mörder, mit dem wir es hier zu tun haben, scheint sich ausschließlich auf Frauen spezialisiert zu haben.“ „Dann könnte man ihn doch rein theoretisch mit Jack the Ripper vergleichen?“ „Nun ja …“ Minho massierte sich angespannt den Nasenrücken. „Das denken Sie vermutlich, weil bis jetzt nur Frauen ermordet worden sind. Aber wir haben die Opfer und deren Familien überprüft. Keine der Frauen und auch niemand sonst in den Familien konnte mit Prostitution in Verbindung gebracht werden. Mit solchen Vergleichen sollte man also unbedingt vorsichtig umgehen.“ Noch bevor die Frau auf seine Worte reagieren konnte, rückte Minho an die Kante seines Stuhls und knöpfte dabei sein Jackett zu. „Bis jetzt ist noch nicht klar, nach welchen Kriterien die Opfer ausgewählt werden. Die Frauen kannten sich nicht. Es gibt keine Parallelen zwischen ihnen. Sie waren noch nicht einmal im selben Supermarkt einkaufen! Wir stehen leider nach wie vor am Anfang unserer Ermittlungen und Sie werden verstehen, dass ich nun zu diesen zurückkehren muss. Gute Nacht.“ Damit erhob er sich und verließ, ohne die Nachrichtensprecherin noch eines Blickes zu würdigen, das Set. Dass man mit einer derartigen Entwicklung nicht gerechnet hatte, ließ der verwirrte und auch empörte Blick der Frau gut erkennen, allerdings fing sie sich relativ schnell wieder. „Wir bedanken uns bei Agent Choi für seinen Besuch und auch dafür, dass er sich die Zeit genommen hat die Fragen zu beantworten. Ich verabschiede mich an dieser Stelle auch und gebe weiter an-“ Der Ton war im selben Moment ausgeschaltet worden und reges Gemurmel füllte augenblicklich die Bar. Es war eben doch immer das Gleiche: Raptors Name musste wohl nur erwähnt werden, um die Fantasie der Leute anzuregen und dafür zu sorgen, dass die absurdesten Theorien entstanden. Dabei übertraf eine Theorie die andere an Lächerlichkeit. Trotzdem, hin und wieder war es doch ganz spaßig zu hören, was so über ihn gedacht wurde. Jonghyun konnte nicht leugnen, dass es ihm gefiel, dass man über ihn nachdachte. „Ich könnte mir vorstellen, dass Raptor mit diesem Irren unter einer Decke steckt. Diese Psychopathen sind doch alle gleich! Wenn man sie alle zusammen in einen Sack steckt und darauf einschlägt, erwischt man unter Garantie nie den falschen!“ Der Barkeeper schüttelte schnaufend den Kopf, während er diverse Gläser abtrocknete und sie in ein Regal zurückstellte. Zwar hatte niemand nach seiner Meinung gefragt, doch schon kurz nachdem er sie geäußert hatte, ruhte die Aufmerksamkeit der übrigen Gäste auf ihm. „Meinen Sie denn, dass man Raptor tatsächlich mit diesem Mann vergleichen beziehungsweise auf eine Stufe stellen kann?“ Interessiert blickte Jonghyun zu dem älteren Mann hinüber. Sein Stolz ließ es einfach nicht zu, die Bemerkung unkommentiert hinzunehmen. Wenn er sich schon beherrschen musste, dann wollte er es sich doch wenigstens erklären lassen. „Mörder ist Mörder, Junge. Da gibt’s keinen Unterschied.“ Kopfschüttelnd wedelte der Barkeeper mit dem Geschirrtuch in seine Richtung. „Und du solltest lieber nicht über Dinge reden, die du offensichtlich nicht verstehst.“ „Mich würde aber interessieren was er zu sagen hat“, warf ein Mann am anderen Ende des Bartresens ein, wobei er sich ein wenig nach vorne lehnte und seinen Kopf zur Seite drehte. Sein Gesicht war im Halbdunkel der Bar nicht komplett zu erkennen, doch Jonghyun konnte den stechenden Blick deutlich auf sich ruhen spüren. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen, warf er ihm kaum mehr als einen flüchtigen Blick zu. „Ich würde wirklich gerne wissen, wieso man Raptor nicht mit ihm vergleichen kann.“ Jonghyun hob auf den Einwurf hin nur skeptisch eine Augenbraue an. Langsam aber sicher war er es leid seinen Mitmenschen alles vorkauen zu müssen; entweder sie verstanden es oder nicht, das war nicht sein Problem. „Ich kann Ihren Standpunkt verstehen“, sagte er schließlich, wobei er sich direkt an den Barkeeper richtete, „und ich verstehe auch, dass Sie mich aufgrund meines Alters nicht ernst nehmen. Allerdings kann ich Ihnen versichern, dass ich mehr Ahnung habe als die übrigen Anwesenden hier.“ Schief lächelnd stemmte Jonghyun sich in die Höhe und zog gleichzeitig seinen rechten Mundwinkel weiter nach oben. Dass daraufhin einer seiner spitzen Eckzähne zu sehen war, war dabei natürlich beabsichtigt. So wandte er sich schließlich auch wieder demjenigen zu, der ihn vorhin so unvermittelt angesprochen hatte. Wenn er schon dabei war, konnte er ihn ebenfalls belehren. „Raptors Opfer sind Kinderschänder und Mörder. Er hat mehr Stil in seinem kleinen Finger als dieser Neandertaler und die beiden auf eine Stufe zu stellen, ist eine Beleidigung.“ Das schiefe Lächeln war nun komplett von seinem Gesicht verschwunden und ihm war klar, dass zumindest zwei der Gäste es mittlerweile für möglich hielten, dass er Raptor oder zumindest ein anderer Wahnsinniger war. Gut, das sollten sie ruhig tun. „Ich wäre mit solchen Vergleichen also eher vorsichtig. Ich habe gehört, dass Raptor es nicht schätzt mit derartig stümperhaften Morden in Verbindung gebracht zu werden.“ Jonghyun ließ seine Mundwinkel kurz nach oben zucken, danach wandte er sich ab, um den Ausgang der Bar anzusteuern. Sein Ziel hatte sich nach wie vor nicht blicken lassen. Noch länger in der Bar zu bleiben war also nicht nur eine weitere Zeitverschwendung, sondern auch noch riskant. Somit schob er die Tür auf und verschwand ohne sich noch einmal umzusehen nach draußen. Nach seiner kleinen Rede hatte sich in der Bar angespanntes Schweigen breit gemacht. Man wusste nicht, wie man auf den jungen Mann, der ganz offensichtlich mit Raptor sympathisierte, am besten reagieren sollte. Noch bevor jedoch auch nur einer von ihnen auf die Idee kommen konnte die Polizei zu verständigen, erfüllten ein Knirschen und kurz darauf auch ein lautes Klirren den Raum. Der Mann, der sich vorhin in das Gespräch eingemischt hatte und danach im Prinzip einfach stehen gelassen worden war, hatte sein halbvolles Glas so fest umgriffen gehabt, dass es dem Druck nachgegeben und einfach zersprungen war. Ein paar der Scherben waren zu Boden gefallen, während ein paar andere sich direkt in seine Handfläche bohrten. Ein Blick in das Gesicht des jungen Mannes genügte allerdings, um mit Sicherheit sagen zu können, dass er es gar nicht wirklich mitbekommen hatte: Sein Blick brannte förmlich vor Zorn. tbc ... Kapitel 1: 回返 - Rückkehr - -------------------------- Titel: Rex Autor: jonglicious Kapitel: O1 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG13 – NC17 Pairings: JongTae, Onkey A/N: Baaaamm~ xD Da bin ich wieder! Und jetzt zu Kapitel 1 ... Es war eine schwierige Geburt. Hier hatte es vor kurzem noch 38° und ich hab's einfach nicht vorm PC ausgehalten. xX Ist unlustig, wenn man sich quasi nicht bewegt und man schwitzt trotzdem wie ein Schwein. Aber jetzt hat's ein wenig abgekühlt und ich kann wieder in Ruhe schreiben. :3 Also ja ... Noch mal Danke und ...~ Viel Spaß! --- 2015 Verschlafen rutschte Taemin an die Bettkante und schlüpfte kurz darauf in die kuschligen Hausschuhe, die er vor dem Bett platziert hatte. Gähnend erhob er sich und verließ kurze Zeit später das Schlafzimmer, um den Flur entlang zu schlurfen und geradewegs die Küche anzusteuern. Seit einigen Tagen schon hatte er Probleme damit eine Nacht wirklich durchzuschlafen; meistens wachte er nach ein paar Stunden mit trockener Kehle und schweißgebadet auf. Erinnern konnte er sich allerdings nie an seine Träume beziehungsweise konnte Taemin noch nicht einmal sagen, ob er überhaupt etwas geträumt hatte. Seufzend fuhr er sich durch die langen Haare und strich ein paar der längeren Haarsträhnen zurück hinter sein Ohr. Innerhalb der letzten Jahre waren seine Haare ein gutes Stück gewachsen und hatten nun sogar schon Schulterlänge erreicht. Von dem Rot war nicht mehr allzu viel übrig; seine Haare waren nun eher bräunlich und wurden nach und nach wieder dunkler. Geplant war dies nicht gewesen, aber mittlerweile hatte Taemin sich schon zu sehr an seine langen Haare gewöhnt, weswegen er es auch nicht über sich brachte sie wieder abschneiden zu lassen. Dass er damit nun mindestens zweimal pro Tag für eine Frau gehalten wurde war etwas, womit er sich abgefunden hatte. Irgendetwas musste ihm schließlich auch recht sein. Müde rieb Taemin sich mit der linken Hand die Stirn, während er mit der rechten sein Wasserglas umschlossen hielt. Er hatte sich gegen die Kante des Küchentresens sinken lassen und einfach nur gedankenverloren auf den Küchenboden gestarrt, während er immer wieder kleine Schlucke getrunken hatte. Er wusste, dass er wieder zurück ins Bett und noch ein wenig schlafen musste, wenn er am nächsten Tag fit sein wollte, aber irgendetwas hielt ihn davon ab wieder ins Schlafzimmer zu gehen. Vielleicht sollte ich mir doch von Jinki Schlaftabletten verschreiben lassen. Nachdenklich tippte Taemin mit dem Wasserglas gegen seine Unterlippe. Würde er seinen Bruder darum bitten ihm ein Rezept für Tabletten auszustellen, würde dies zweifelsohne unangenehme Fragen mit sich bringen. Und wenn es um unangenehme Fragen ging, dann war Jinki wirklich ein Experte. Man konnte sich darauf verlassen, dass der Ältere zielsicher genau das ansprach, worüber Taemin am allerwenigsten sprechen wollte. Ist es wegen ihm? Kannst du seinetwegen nicht schlafen? Wenn ich das gewusst hätte, dann …! Sich die besorgte Stimme Jinkis vorzustellen und auch was sie eventuell sagen würde, fiel Taemin nicht schwer. Innerhalb der letzten Jahre war sein Bruder schließlich durchgehend relativ angespannt gewesen und hatte ihn bei jedem Besuch mit Fragen gelöchert. Schwach lächelnd schüttelte Taemin den Kopf und wandte seinen Blick dann vom Boden ab. „Hatten wir nicht ausgemacht, dass du mich nicht mehr so beobachtest?“ Taemin strich sich erneut ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und ließ seinen Blick hinüber zum Kühlschrank wandern. Er hatte die Bewegung nur schwach erahnen können, aber er wusste trotzdem, dass jemand aus dem Wohnzimmer gekommen war. Dieser Jemand hatte es dann allerdings nicht der Mühe wert befunden sich zu melden, sondern war im Schatten des Kühlschranks versteckt, stehen geblieben. „Du hast nachdenklich ausgesehen. Ich wollte dich nicht stören.“ „Ich bin nur müde, Jjong.“ Taemin stellte das leere Glas in die Spüle, wobei er dem Kühlschrank und somit auch Jonghyun für ein paar Momente den Rücken zukehrte. „Ich bin wieder aufge- Huch!“ Überrascht blinzelte Taemin ein paar Mal als er seinen Freund plötzlich direkt vor sich stehen sah. Jonghyuns Fähigkeit sich quasi lautlos durch das Haus zu bewegen, hatte ihn schon des Öfteren an den Rand eines Herzinfarktes getrieben. Diesmal war es zwar ein bisschen anders gewesen, da Taemin vorher gewusst hatte, dass der Ältere anwesend war, aber trotzdem! Es ging hier ums Prinzip. „Du bist wieder aufgewacht“, murmelte Jonghyun, während er seine Arme um die Taille des Jüngeren legte und ihn zärtlich, jedoch durchaus bestimmt an sich drückte. „Und du bist durchgeschwitzt. Was hast du geträumt, Taemin?“ Sanft streichelte er über Taemins Rücken und schmiegte dabei seine Wange an dessen Haarschopf. Ihm persönlich gefielen die langen Haare beinahe besser als die kurzen. Oder vielleicht bevorzugte er sie auch einfach nur, weil man seine Hände besser darin vergraben und fester zupacken konnte. „Kannst du dich noch daran erinnern?“ „Nein, eigentlich nicht.“ Seufzend spielte Taemin mit den kurzen Härchen im Nacken Jonghyuns. „Aber ich hatte wieder dieses komische Gefühl. Ich hab dir doch erzählt, dass ich neulich dachte, dass mich jemand beobachtet. Und vorhin war es wieder so.“ „Wenn dich jemand beobachten würde, dann wüsste ich das.“ „Weil du dich mit diesem Jemand um das Recht mich zu beobachten prügeln würdest?“ Der Jüngere hob schief grinsend eine Augenbraue an, danach löste er sich wieder von Jonghyun. Er war froh, dass sein Freund sich genau diesen Zeitpunkt für einen nächtlichen Besuch ausgesucht hatte. Nun in seinen Armen einzuschlafen war schon sehr verlockend und Taemin hoffte, dass Jonghyun mitspielen würde. „Kommst du mit ins Bett? Ich muss noch ein bisschen schlafen und ich weiß nicht, ob ich allein wieder einschlafen kann.“ Hoffnungsvoll blickte Taemin unter seinen Stirnfransen zu Jonghyun hinüber. Er hatte bereits herausgefunden, dass Jonghyun ihm nichts abschlagen konnte, wenn er nur diesen bestimmten Blick aufsetzte. Umgekehrt funktionierte dies zwar auch ganz gut, da Jonghyun weiß Gott nicht dumm war und Taemin mit seinen eigenen Waffen schlug, aber damit konnte Taemin gut leben. „Ich werde aber weg sein, bevor dein Wecker klingelt.“ „Das ist okay, solang ich jetzt nicht allein sein muss.“ Taemin streckte Jonghyun seine Hand entgegen und atmete erleichtert auf als dieser sie ergriff und sich von ihm ins Schlafzimmer ziehen ließ. Wenn Jonghyun zumindest ein paar Stunden bei ihm blieb, war das schon mehr als perfekt. Und vor allem war es mehr als er vor einiger Zeit auch nur zu träumen gewagt hatte, das durfte man auch nicht vergessen. Gähnend kroch Taemin zurück ins Bett und spürte wenig später schon, wie die Matratze ein bisschen einsank und Jonghyun sich neben ihn legte. Das Bett war groß genug, so dass sie beide locker Platz hatten, aber wahrscheinlich hätte auch eine simple Luftmatratze gereicht, so wie Taemin sich an Jonghyuns Brust schmiegte. „Jjong?“ „Hm?“ „Wo bist du auf einmal hergekommen? Bist du schon länger hier?“ „Nein, ich bin erst vor zehn Minuten gekommen. Ich wollte zwar früher hier sein, aber ich war mir nicht sicher, ob ich es riskieren sollte. Deine Wohnung ist für einen gesuchten Verbrecher relativ schwer zu erreichen.“ Leise glucksend ließ Jonghyun seine Fingerspitzen über Taemins Oberarm streicheln, wobei er undefinierbare Muster malte. „Ich hatte auch Angst dich zu wecken, aber nachdem du dann wach warst-“ „Hast du trotzdem nicht auf dich aufmerksam gemacht.“ Taemin rollte müde mit den Augen, während er Jonghyun frech gegen das Kinn schnippte. „Und ich mag es nicht, wenn du dich als Verbrecher bezeichnest. Genauso bin ich gegen Psychopath also denk gar nicht erst daran.“ „Du hast mich doch auch so bemerkt, Liebling“, erwiderte Jonghyun amüsiert und verkniff sich jeden weiteren Kommentar geflissentlich. Natürlich wusste er, dass Taemin es nicht mochte, wenn er sich selbst als das bezeichnete, was er nun einmal war, aber es tat doch immer wieder gut es von dem Jüngeren zu hören. „Ja, aber du könntest dich auch einfach wie ein normaler Mensch räuspern oder etwas sagen.“ „Ich bin kein normaler Mensch, Taemin.“ „Das ist wirklich wahr“, Taemin schüttelte langsam den Kopf, danach legte er ihn wieder auf Jonghyuns Brust ab, um dem ruhigen Herzschlag besser lauschen zu können. „Du bist ein Spinner.“ „Wie war das eben?“ Jonghyun hatte Taemin natürlich schon beim ersten Mal bestens verstanden, aber es interessierte ihn doch, ob der Jüngere es wagen würde ihn noch einmal zu beleidigen. Meistens kniff Taemin in solchen Situationen nämlich und erfand eine Ausrede. „Taeminnie? Wiederholst du das jetzt bitte noch einmal für mich?“ Taemin lächelte auf Jonghyuns „Bitte“ hin nur amüsiert in sich hinein und ließ dabei auch seine Augen langsam zufallen. In den Armen Jonghyuns zu liegen war wirkungsvoller als jede Tablette es jemals hätte sein können, so viel stand fest. „Gute Nacht, Jjong“, flüsterte er schließlich und drückte seine Lippen noch ein letztes Mal gegen das Schlüsselbein des Älteren, „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch, mein kleiner Schmetterling.“ -- Jinki konnte Minhos Faust nur mit knapper Not entgehen, als der Special Agent erneut ausholte und nach ihm schlug. Keuchend machte er ein paar Schritte zurück und streckte seine Hand dabei blind nach dem erstbesten Gegenstand aus, den er zu fassen bekam: In diesem Fall handelte es sich um ein Buch, welches er am Vorabend auf dem Wohnzimmertisch abgelegt hatte. Viel bewirken konnte er damit nicht, aber im Notfall würde er es bestimmt nach Minho werfen und sich somit ein wenig Zeit verschaffen können. „Was denkst du eigentlich, was du da gerade tust?“, stieß er hervor, nachdem er einen Stuhl umgeworfen und Minho somit den Weg versperrt hatte. „Du hast nichts gegen mich in der Hand und bei den Untersuchungen ist auch nichts herausgekommen!“ „Ganz genau! Und es wird Zeit, dass sich das ändert!“ Minho trat den Stuhl wütend zur Seite. Nachdem er Jinki schon an der Eingangstür mit einem Faustschlag begrüßt hatte, waren sie geradewegs ins Wohnzimmer gestolpert und dort endlich gab es keinen Ausweg mehr für den Älteren. Außer natürlich er beschloss aus dem Fenster zu springen, aber davon ging Minho nicht aus. „Ich werde dir jetzt mal sagen wie ich die Sache sehe.“ Schnaubend streckte er seine Hand nach Jinki aus und packte ihn unsanft am Kragen. „Du hast den Wärter ausgeknockt und dafür den anderen Sträfling mitgenommen. Vor der Hinrichtung hast du dafür gesorgt, dass er mit Raptor den Platz tauscht. Deswegen hast du auch darauf bestanden ihn zu begleiten, nicht wahr? Du hast ihm Zeit verschafft abzuhauen, während sich alle auf die Hinrichtung konzentriert haben.“ Jinki schnaufte auf Minhos Anschuldigungen hin und legte gleichzeitig seine Hand an das Handgelenk des anderen. Es stimmte schon, dass es so ähnlich abgelaufen war, aber den Gefallen ein Geständnis abzulegen würde Jinki Minho garantiert nicht tun. „Das ist Schwachsinn“, schnarrte er schließlich, wobei er seinen Ton möglichst ruhig hielt und Minho fest in die Augen blickte, „Ich habe nichts mit dem Wärter angestellt. Außerdem hat er bereits ausgesagt, dass er einfach nur eingeschlafen ist und ich nicht einmal in seiner Nähe war. Du warst sogar bei dem Verhör dabei.“ „Eingeschlafen! Wer weiß, was du ihm gespritzt hast!“, knurrte Minho zornig, während er Jinki vor sich herschob und ihn schließlich mit dem Rücken gegen die Wand presste. Seine Hand hatte er bei dieser Gelegenheit aus dem Hemd des anderen gelöst und sie dafür an seinen Hals gelegt. Dass der Ältere auch das Verhör angesprochen hatte, dem er selbst beigewohnt hatte, ignorierte er geflissentlich. „Wenn du nicht die Wahrheit sagst, dann-“ „Minho!“ Der Special Agent warf einen schnellen Blick über seine Schulter. Taemin und Kibum waren soeben im Wohnzimmer erschienen. Nachdem Minho Jinki so freundlich begrüßt hatte, hatte dieser die beiden ins obere Stockwerk geschickt, damit sie in Sicherheit waren. In Sicherheit! Als ob Minho tatsächlich auf Taemin vergessen würde! Viel eher ging er davon aus, dass Taemin mit den Informationen herausrücken würde, die Jinki ihm so standhaft verwehrte, wenn er nur wieder genug Druck auf ihn ausübte. Er hatte ja schon einmal bewiesen, dass es ihn nicht störte eher unorthodoxe Methoden anzuwenden; selbst wenn das hieß, dass er einem ehemaligen Freund Schaden zufügen musste. „Ich hab die Polizei gerufen, sie sind schon unterwegs.“ Kibum umklammerte sein Handy noch eine Spur fester und versuchte dabei möglichst unbewegt zu wirken. Er hatte Angst um Jinki und gleichzeitig war auch Minho ihm nicht geheuer. „Du“, Kibum brach kurz ab, da seine Stimme sich überschlagen hatte, „Du solltest verschwinden, bevor sie hier sind. Das macht sich doch bestimmt nicht gut in deiner Akte.“ „Kibum hat recht. Wenn du jetzt einfach abhaust, dann-“ „Dann?! WAS DANN?“, polterte Minho, während er ganz herumfuhr und dabei seine Dienstwaffe zückte. Er hatte gehofft, dass es nicht so weit kommen würde, aber offensichtlich wollte man ihm gar keine andere Wahl lassen. „Dann kommt vielleicht endlich die Wahrheit ans Licht! Ihr wart doch bestimmt auch an Raptors Flucht beteiligt!“ Kibum hatte sein Handy erschrocken fallen gelassen als Minho seine Waffe aus dem Holster zog. Nun war es offiziell: Minho verkraftete es nicht, dass Jonghyun ihm bereits zweimal entwischt war und wollte nun unbedingt einen Schuldigen finden. Im Prinzip hatte er diesen ja eigentlich schon, doch ohne die nötigen Beweise stand sein Wort gegen das Jinkis und momentan half Minho sich nicht wirklich dabei sein Ziel zu erreichen. „Minho, lass den Blödsinn.“ Zittrig hob Kibum seine Hand an und versuchte dabei möglichst beruhigend auf den anderen einzuwirken. „Es wird sich alles klären, wenn-“ „Sei endlich still!“ Minho war nicht länger gewillt gewesen sich von Kibum ablenken zu lassen, weswegen er kurzerhand das Wohnzimmer durchquert und den Jüngeren mit dem Griffstück seiner Waffe zur Seite geschlagen hatte. Das harte Metall traf dabei zielsicher die linke Schläfe Kibums und schrammte dabei auch über seine Wange. Letzteres war unbeabsichtigt gewesen, Kibum war einfach unglücklich gefallen. „KIBUM!“ „Du bleibst wo du bist!“ Ohne wirklich zu Jinki zu sehen, richtete Minho die Waffe in seine Richtung und löste gleichzeitig mit seinem Daumen die Sicherung, um klarzustellen, dass er durchaus gewillt war ernst zu machen. „Es geht ihm gut. Er wird vermutlich Kopfschmerzen haben, wenn er wieder zu sich kommt, aber ansonsten fehlt ihm nichts.“ „Du verdammtes Arschloch.“ Bebend vor Wut ballte Jinki seine Hände zu Fäusten. Kibum war nach dem Schlag sofort in sich zusammen gebrochen und neben der Couch zu Boden gegangen. Ob er blutete oder nicht, konnte Jinki aus der Entfernung nicht sagen, aber er ging davon aus. Minhos Schlag war nicht zu unterschätzen und so wie es ausgesehen hatte, hatte er sich keineswegs zurückgehalten. „Was soll das jetzt noch werden? Wenn du es wagst meinem Bruder auch nur ein Haar zu krümmen, dann Gnade dir Gott!“ „Ich zittere schon vor Angst.“ Wenig beeindruckt rümpfte der Special Agent die Nase und wandte dann schließlich seine volle Aufmerksamkeit Taemin zu. „Dein Bruder hat Raptor die Chance zur Flucht ermöglicht und du hast ihn dann bestimmt abgeholt, nicht wahr? Du bist doch ein Experte darin ihn irgendwo einzusammeln.“ Drohend verengte Minho seine Augen zu schmalen Schlitzen. Er hatte es satt immer das gleiche Märchen aufgetischt zu bekommen. Wenn er ein Geständnis nur erreichen konnte, indem er seine Waffe zog, konnte er damit leben. „Sag schon, Taemin, sag mir die Wahrheit!“ „Ich war … nicht einmal in der Nähe … des Gebäudes …“ Taemin hatte seine Arme schützend vor seiner Brust verschränkt und ließ seinen Blick immer wieder zu Kibum hinunter wandern. Für ihn wäre es das Beste gewesen, hätte Jinki sich sofort um seine Verletzung gekümmert, doch Minho würde dies kaum zulassen. „Ich war nicht zu Hause, das stimmt, aber ich war auch nicht dort. Ich hab in meinem Auto die Übertragung im Radio gehört. Das- Das ist die Wahrheit.“ Unruhig wischte er sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Es kam ihm vor als wären bereits Stunden vergangen seit Kibum den Notruf gewählt hatte. Wieso dauerte das so lange? „Minho, ich lüge dich nicht an, wirklich nicht.“ Flehend blickte Taemin zu dem Älteren auf und schüttelte gleichzeitig schwach den Kopf. „Wir haben nicht zusammengearbeitet. Er konnte fliehen, weil … weil …“ Taemin brach ab und ersparte sich den Rest des Satzes geflissentlich. Es war keine gute Idee Minho noch weiter zu provozieren und ihn herauszufordern. „Rede weiter.“ Minho starrte Taemin mittlerweile geradezu an. In seinem Blick lag etwas, das Taemin absolut nicht gefiel; etwas Wahnsinniges, direkt Besessenes! „Los, mach schon!“ „Er konnte fliehen, weil“, der Rothaarige atmete tief durch und blickte Minho schließlich mit all dem Trotz an, den er in dieser Situation noch aufbringen konnte, „weil er dir immer schon überlegen war und daran wird sich auch nie etwas ändern! Du bist weder Jonghyun noch Raptor gewachsen, du- AAH!“ Taemin wurde jäh unterbrochen als Minho ihn auf seine Worte hin am Kragen packte und ihn wenig später unsanft gegen die Wohnzimmerwand rammte. Eines der zahlreichen Bilder fiel daraufhin mit einem unangenehmen Scheppern zu Boden und das darauffolgende Klirren verriet, dass das Glas den Sturz nicht überlebt hatte. „Sag das noch mal … Wage es, das noch einmal zu sagen …“ Bebend vor Zorn presste Minho den Lauf der Waffe gegen Taemins Kiefer. Ob er tatsächlich abdrücken würde, konnte er in diesem Moment nicht sicher sagen. Generell fiel es ihm schwer sich auf etwas anderes als auf die Wut, die sich in ihm angestaut hatte, zu konzentrieren. „Glaub nicht, dass ich nicht abdrücken werde, wenn-“ Minho stockte als ein lautes Krachen vom Eingangsbereich her zu hören war und einige uniformierte Männer plötzlich das Wohnzimmer stürmten. Taemin konnte im ersten Moment nicht erkennen, ob es sich nun um Polizisten handelte, oder ob der Geheimdienst ein Einsatzkommando geschickt hatte. Bestimmt hatte die Polizei den Hilferuf weitergegeben. Dass ein Special Agent durchdrehte und einen wichtigen Zeugen zu Hause überfiel, kam bestimmt nicht allzu oft vor. Erst als einer der uniformierten Männer an Taemins Seite trat und ihn am Oberarm packte, um ihn aus dem Wohnzimmer zu ziehen, erwachte er aus seiner Starre und stolperte dem Agenten hinterher. Dabei konnte er noch aus den Augenwinkeln erkennen, wie Minho zu Boden gedrückt wurde und wie Jinki sich eben neben Kibum gehockt hatte, um ihn anschließend behutsam hochzuheben. - Ruhig ließ Jinki seine Fingerspitzen über Kibums weiche Wange streicheln. Es war bereits später Nachmittag und der Jüngere war in seinen Armen eingeschlafen, nachdem sie den Fernseher eingeschaltet hatten. Die Narbe, die Minho ihm damals hinterlassen hatte, war immer noch gut zu sehen und sorgte jedes Mal aufs Neue dafür, dass Jinkis Magen sich unangenehm zusammenzog. Kibum hatte ihm über die vergangenen Monate hinweg öfter als einmal erklärt, dass er eine solche Narbe problemlos überschminken konnte und dass er froh war, dass sonst nichts passiert war, aber das half Jinki nur bedingt weiter. Sein Freund war in seinem Beisein verletzt worden und das war etwas, das er sich selbst einfach nicht verzeihen konnte und wollte. Die Titelmelodie einer Nachrichtensendung lenkte Jinkis Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher. Er war es nicht gewöhnt, dass er um diese Zeit frei hatte und fernsehen konnte. Unter normalen Umständen wäre er nun in der Klinik gewesen und hätte Patienten betreut. Eventuell hätte er sich auch um Papierkram und Akten gekümmert, je nachdem was sein Vater gerade von ihm erwartete. Seit Jonghyuns Flucht aber hatte sich einiges verändert. Jinki war noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen und hatte lediglich seinen Job verloren, beziehungsweise war von seinem Vater hochkantig aus der Klinik geworfen worden. Das Verfahren gegen ihn war letzten Endes aus Mangel an Beweisen nach gut einem Monat eingestellt worden und man hatte wieder alle Kräfte darauf konzentriert Jonghyun aufzuspüren. Man musste wohl nicht extra erwähnen, dass diese Bemühungen bis jetzt keine Früchte getragen hatten. Ein schmales Lächeln umspielte Jinkis Züge als er an die Agenten dachte, die ihre Zeit so sinnlos vergeudeten. Er bezweifelte, dass auch nur einer von ihnen in der Lage war Jonghyun ausfindig zu machen. Wenn er nicht gefunden werden wollte, dann würde ihn auch niemand finden, so viel stand fest. Als Kibum sich ein wenig in seinen Armen zu bewegen begann, wandte Jinki seinen Blick wieder vom Fernseher ab und widmete sich stattdessen wieder seinem Freund. Bald würde er wieder anfangen zu arbeiten und dann würden derartig ruhige, entspannte Nachmittage nicht mehr allzu oft vorkommen, also musste er jede Sekunde besonders genießen. „Jinki, hey.“ Jinki blickte zur Seite und setzte ein kleines Lächeln auf, als er Taemin im Türrahmen stehen sehen konnte. Es war ihm anzusehen, dass es ihn mitnahm, dass er seit dem Tag, als er sich von Jonghyun im Gefängnis verabschiedet hatte, nichts mehr von ihm gehört hatte, aber er hielt sich tapfer. Um sich abzulenken hatte er sogar seine Arbeit über Raptor fertig geschrieben und war auch bereits zum Masterstudium zugelassen worden. Sofort weitermachen wollte Taemin allerdings nicht. Er hatte beschlossen sich eine kleine Auszeit zu gönnen und während dieser Zeit ein wenig zu jobben. Nötig hatte er es nicht, aber auf Dauer konnte er nicht einfach nur zu Hause herumsitzen und nichts tun. „Hast du eben auch die Nachrichten gesehen?“ „Nicht wirklich. Ich war in Gedanken ganz woanders“, gestand Jinki daraufhin und zuckte schwach mit den Schultern, „Wieso fragst du?“ „Sie haben über Minho berichtet.“ Taemin setzte ein schiefes Lächeln auf und ließ sich schließlich neben seinen Bruder auf die Armlehne der Couch sinken. „Dabei haben sie auch gezeigt, wie er ausgerastet ist, als du freigesprochen wurdest. Ich hatte seinen Ausbruch gar nicht mehr so heftig in Erinnerung.“ Zumindest ein bisschen amüsiert, wischte der Rothaarige sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Er konnte nicht sagen, dass er Mitleid mit Minho hatte. Nicht nach allem, was seinetwegen schon geschehen war. „Es hieß, dass er fürs Erste in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen wird.“ „Was?“ Überrascht hob Jinki eine Augenbraue an. „Dein Ernst?“ „Ja, ich hab’s doch eben gesehen“, bestätigte Taemin und war schon dabei sein Handy aus seiner Hosentasche zu ziehen. Bestimmt würden sich auch Online diverse Artikel dazu finden lassen. „Nachdem er suspendiert worden ist, hat er einfach keine Ruhe gegeben und laufende Ermittlungen beeinträchtigt. Außerdem ist er immer noch geradezu besessen davon Jonghyun zu finden.“ Taemin zuckte sachte mit den Schultern und hielt Jinki schließlich sein Handy hin, damit sein Bruder sich selbst von der Richtigkeit seiner Worte überzeugen konnte. „Sie haben nicht gesagt wie lange er dort bleiben muss, aber sie haben ihm seine Waffe und seine Marke abgenommen.“ „Wer hätte das gedacht …“ Der ältere der beiden Brüder leckte sich langsam über die trockenen Lippen und nickte dabei andächtig. Nach der Verhandlung hatte er so gut wie nichts mehr von Minho gehört. Er wusste, dass er einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte, aber dass er in einer so schlechten Verfassung war, hatte er nicht gedacht. „Aber da hast du wieder den Beweis dafür, dass du auf mich hören solltest, wenn ich dir etwas sage. Ich hab doch von Anfang an gesagt, dass Raptor niemand ist, den man in seinem Kopf herum spuken haben will.“ Weiterhin schief lächelnd, nahm Taemin sein Handy entgegen. Ja, er erinnerte sich noch gut an Jinkis Warnung und er wusste, dass er dies vor seinem Bruder nicht aussprechen durfte, aber er war immer noch froh darüber, dass er sie in den Wind geschlagen hatte. „Minho kann einfach nur nicht mit ihm umgehen“, meinte er schließlich und ließ das Handy dabei in seiner Hosentasche verschwinden. tbc ... Kapitel 2: 疑心 - Skepsis - ------------------------- Titel: Rex Autor: jonglicious Kapitel: O2 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG13 – NC17 Pairings: JongTae, Onkey A/N: Mjaaa, diesmal hats ein bisschen gedauert orz tut mir leid! Aber trotzdem .... ùwu Viel Spaß! --- 4 Monate nach der Hinrichtung Im Nachhinein betrachtet musste Jonghyun zugeben, dass er Taemins Reaktion verstehen und nachvollziehen konnte. Immerhin war er mitten in der Nacht durch das Wohnzimmerfenster in seine neue Wohnung eingestiegen und hatte es vorher auch nicht für notwendig befunden sich irgendwie anzukündigen. Erschwerend kam noch hinzu, dass Taemin damals die Radioübertragung mitverfolgt hatte und ein paar Stunden lang davon ausgegangen war, dass Jonghyun tatsächlich erschossen worden war. So etwas zu verarbeiten war ganz bestimmt nicht einfach. Vor allem weil Taemin es allein, beziehungsweise nur mit der Hilfe Jinkis und Kibums hatte schaffen müssen. All diese Dinge rechtfertigten Taemins Reaktion und machten sie durchaus verständlich. Dies wollte Jonghyun sich zumindest gerne einreden, damit der Schmerz an seinem Kiefer vielleicht eine Spur „angenehmer“ wurde. Wenn er vollkommen davon überzeugt war, dass er es nicht anders verdient hatte, würde es bestimmt einfacher werden. Natürlich wurde es nicht einfacher und auch der Kühlbeutel, den Jonghyun sich gegen die Wange drückte, machte es nicht besser. Das Eis war mittlerweile fast geschmolzen und Jonghyun wusste nicht, ob er wirklich um Nachschub bitten sollte. Taemin erinnerte in seinen Bewegungen immer noch an ein aufgescheuchtes Huhn, so wie er durch die Küche lief und offensichtlich versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Für Jonghyuns Geschmack bewegte er sich dabei allerdings eine Spur zu oft an dem Messerblock, der auf der Arbeitsfläche thronte vorbei. Zwar glaubte er nicht, dass sein Freund ihn gleich mit einem Messer attackieren würde, aber gegen ein bisschen Vorsicht sprach auch nichts. „Taemin, wie lange willst du es noch vermeiden mich anzusehen?“ „Weiß ich noch nicht.“ Entnervt hielt Taemin neben der Spüle inne und vermied es dabei sorgfältig zu Jonghyun hinüber zu blicken. Er ließ seinen Blick stur auf dem Inhalt des Spülbeckens ruhen, während er auf seiner Unterlippe herumkaute. Eigentlich hatte er das schmutzige Geschirr aus der Spüle in den Geschirrspüler räumen wollen, doch dann war er vor dem Fernseher eingedöst und hatte darauf vergessen. Taemin atmete tief durch und machte sich dann kurzerhand daran das Geschirr doch noch in den Geschirrspüler zu verfrachten. Nachdem er vier Monate und beinahe drei Tage auf Jonghyun gewartet hatte, schadete es dem Älteren nicht, wenn er nun ebenfalls ein bisschen warten musste. Und wenn es nur fünf Minuten waren, hauptsache er merkte ansatzweise wie unangenehm so etwas war. „Taemin, ich kann mir vorstellen, dass du wütend auf mich bist, aber-“ „Wütend?“ Taemin fuhr ruckartig herum und festigte dabei den Griff um das Glas, welches er eben noch aus der Spüle genommen hatte. Jonghyun machte sich das Ganze wieder einmal viel zu einfach. Man konnte nicht sagen, dass Taemin nur wütend auf den Älteren war. Die Sache war schon eine kleine Spur komplizierter und es ärgerte ihn, dass Jonghyun dies nicht erkannte. Normalerweise hatte der andere doch auch keine Probleme damit in Taemins Gedanken vorzudringen und zu erahnen was in ihm vorging. Wo waren diese Kunststückchen nun, wenn man sie einmal wirklich brauchte? Taemin rieb sich müde die linke Schläfe, nachdem er das Glas doch noch abgestellt und den Geschirrspüler geschlossen hatte. Das Beste war wohl den Älteren an seinen Gedanken teilhaben zu lassen, denn sonst würden sie noch bis zum Morgengrauen hier stehen und sich (in Taemins Fall) anschweigen. „Ich bin nicht wütend, Jonghyun“, begann er langsam und hob gleichzeitig seine Hand, um Jonghyun zu bedeuten, dass er still zu sein hatte, „Ich bin außer mir! Auf der einen Seite bin ich wahnsinnig froh, dass es dir gut geht und dass du wieder hier bist, aber auf der anderen frage ich mich, wieso das so verdammt lange gedauert hat. Hast du überhaupt eine Ahnung, was für eine Angst ich um dich hatte und was für Sorgen ich mir gemacht habe?!“ Taemin konnte deutlich spüren, dass seine Hände mittlerweile stark zu zittern begonnen hatten und dass auch seine Stimme drohte überzuschnappen, wenn er sich nicht für ein paar Sekunden sammelte. Schließlich verschränkte er kurzerhand die Arme vor der Brust, damit Jonghyun das Zittern nicht mehr so deutlich sehen konnte; bemerkt hatte er es, in dieser Beziehung machte Taemin sich nichts vor. „Und dann war da noch Minho!“ Jonghyun wusste es besser, als sofort nachzuhaken und Taemin über Minho auszufragen. Sein Freund hatte ihm vorhin ein eindeutiges Zeichen gegeben und er hielt es für besser, wenn er tatsächlich fürs Erste ruhig blieb. Langsam ließ er den Kühlbeutel auf den Küchentisch sinken und legte schließlich seine Hände auf der hölzernen Tischplatte ab, um seine Finger ineinander zu verschränken. Taemin hatte seinetwegen innerhalb des letzten Jahres und vor allem der letzten Wochen sehr viel aushalten und ertragen müssen. Dies war nicht selbstverständlich und das wusste Jonghyun auch zu gut, weswegen er sich weiterhin ruhig verhielt und dem Jüngeren die Zeit gab, die er brauchte. Trotzdem, würde Taemin ihm erzählen, dass Minho einmal mehr seine schmierigen Finger an ihn gelegt und ihn verletzt hatte, würde Jonghyun sich wohl nicht beherrschen können. Niemand schadete Taemin und überlebte es, das hatte er sich selbst versprochen. „Nach deiner Flucht war Minho wie ausgewechselt. Er war schon vorher“, Taemin stockte kurz, um nach einem passenden Wort zu suchen, „sehr zielstrebig, wenn es um dich geht, aber danach war er förmlich besessen davon dich wieder einzufangen. Zuerst hat er uns nur verfolgt und uns immer wieder die gleichen Fragen gestellt, aber dann wurde es schlimmer. Und immer die Blicke, die er uns zugeworfen hat! Als wüsste er bereits alles und würde nur noch darauf warten, dass wir einen Fehler machen.“ Schaudernd unterbrach Taemin sich selbst und senkte dabei seinen Blick auf seine Füße. Diese Blicke waren wirklich unangenehm gewesen und nicht nur einmal hatten sie Taemin auch in seine Träume verfolgt. „Nach ein paar Tagen ist es ihm zu dumm geworden und er ist uns bis nach Hause gefolgt. Er hat geklingelt und als Jinki ihm aufgemacht hat, hat er ihm ins Gesicht geschlagen. Minho war fest davon entschlossen ein Geständnis aus ihm herauszubekommen. So habe ich ihn noch nie gesehen.“ Der Rothaarige warf Jonghyun einen undefinierbaren Blick zu. Er hatte es damals bedauert, dass es so weit gekommen war mit Minho. Immerhin war dieser einmal ein Freund gewesen; ein sehr guter Freund, wie Taemin zu behaupten wagte. „Minho hat dann seine Waffe gezogen, als wir zurück ins Wohnzimmer gekommen sind. Jinki hat ihm nichts verraten, deswegen ist er auf uns losgegangen und dabei hat er auch Kibum verletzt.“ Taemin leckte sich langsam über die trockenen Lippen. Er hatte gesehen, dass Jonghyuns Mundwinkel gezuckt hatten; generell wirkte der Ältere nun sehr angespannt. Es musste ihm schwerfallen sich zu beherrschen und Minho nicht sofort zu jagen und anschließend büßen zu lassen. „Den beiden ist nichts passiert. Nicht wirklich zumindest. Aber Kibum hat jetzt eine Narbe an der Wange, von der er meint, dass sie ja sein Markenzeichen werden kann … ein Leberfleck ist ihm ja sowieso zu Mainstream …“ Jonghyun schnaubte leise, allerdings konnte man dabei so etwas wie ein kurzes Auflachen hören. Kibums Art hatte ihm von Anfang an irgendwie gefallen, auch wenn sie auf Dauer etwas lästig wurde. „Und dann?“, fragte er schließlich, um Taemin zu bedeuten, dass er fortfahren konnte, wenn er sich wieder dazu bereit fühlte. „Auf die Polizei zu warten war ein einziger Alptraum. Minho hat eingesehen, dass er von Jinki nichts erfährt, also hat er mich … befragt …“ Der Lauf der Waffe, der schmerzhaft fest gegen seinen Kiefer gepresst worden war, war eine Erinnerung, die Taemin am liebsten sofort gelöscht hätte. Er war sich bis zu diesem Tag nicht sicher, ob Minho nicht doch noch abgedrückt hätte, wäre ihm dazu mehr Zeit geblieben. „Hat er dich mit der Waffe bedroht?“ „Jonghyun-“ „Taemin.“ Jonghyun schlug mit seinen flachen Händen ungeduldig auf die Tischplatte und drückte schließlich seine Fingernägel knirschend in das Holz. „Hat er dich mit der Waffe bedroht?“ „Ja, das hat er.“ Taemin wischte sich unruhig über die feuchte Stirn und trat dann langsam auf Jonghyun zu, um ihm dabei zu bedeuten, dass er nichts weiter sagen sollte. Jonghyun war noch nicht an der Reihe etwas zu sagen. „Ich hatte wahnsinnige Angst, dass er mich vielleicht doch erschießt. Und auch danach hatte ich noch Angst. Du hast dich nicht gemeldet und ich wusste nicht, ob alles in Ordnung ist. Ich wusste nicht, ob ich dich jemals wiedersehen würde.“ Taemin war nun direkt neben Jonghyun stehen geblieben und hatte darauf gewartet, dass dieser sich von seinem Stuhl erhob. Es war unschwer zu erkennen, dass es Taemin nicht leicht fiel über diese Dinge zu sprechen. „Wieso musstest du verdammter Mistkerl dir unbedingt so viel Zeit lassen? Ich hab jeden Tag darauf gehofft, dass du einfach wieder auftauchst und dass dann alles wieder in Ordnung kommt. Aber anscheinend kannst du nur mitten in der Nacht, ohne ein Wort zu sagen, verschwinden, mehr nicht!“ Kraftlos schlug Taemin gegen Jonghyuns Brust und ließ sich schließlich leise wimmernd dagegen sinken. Jonghyun legte dabei wie von selbst seine Arme um die schmale Figur seines Freundes und streichelte behutsam über seinen Rücken. Nun auf Taemin einzureden und ihm zu erklären, dass es ihm nicht möglich gewesen war früher wieder aufzutauchen, hatte wenig Sinn. Selbst jetzt war es noch riskant bei Taemin zu sein und dass obwohl die Polizei und der Geheimdienst die Suche nach ihm von der Spitze der Prioritätenliste entfernt hatten. Leise seufzend lehnte Jonghyun seine Wange gegen Taemins weichen Haarschopf. Jeder verzweifelte Schluchzer, den Taemin zu unterdrücken versuchte, ließ sein Herz auf eine Art und Weise schmerzen, die er vorher so noch nie erlebt hatte. Er musste Taemin und auch Jinki und Kibum noch mehr Schwierigkeiten aufgehalst haben, als er ohnehin schon befürchtet hatte. „Geh nicht mehr weg, Jonghyun … bitte … bitte, Jjong …“, bat Taemin krächzend und blickte dabei flehend unter seinen verstrubbelten Haaren hervor. „Nie wieder.“ Jonghyun drückte Taemin eine Spur fester an sich, um seine Worte zu unterstreichen. „Ich geh nie wieder weg.“ -- Gegenwart, 2015 Es überraschte Taemin nicht, dass die Bettseite neben ihm leer war und jegliche Spur von Jonghyun fehlte, als er am nächsten Morgen aufwachte. Dies lag nicht nur daran, dass Jonghyun bereits in der Nacht zuvor angekündigt hatte, dass er noch vor Morgengrauen verschwinden musste. Es war auch schon so etwas wie zur Gewohnheit geworden und Taemin brauchte keine Vorwarnung mehr. Man musste wohl nicht extra erwähnen, dass Taemin dieser Umstand nicht sonderlich behagte und dass es ihm lieber gewesen wäre in den Armen seines Freundes aufzuwachen, aber man konnte eben nicht alles haben. Es war immer noch besser allein aufzuwachen, als Jonghyun erneut in einem Hochsicherheitsgefängnis zu besuchen und sich von ihm zu verabschieden. (Taemin bezweifelte stark, dass man ihm noch einmal so einen Besuch gestatten würde, weswegen es das Beste war einfach nichts zu riskieren.) Und trotzdem war es ein Jammer! So erwachsen Taemin an die Sache auch herangehen wollte, so gerne wollte er auch einmal in den Armen Jonghyuns aufwachen! Mit einem leisen Seufzen rollte er sich zur Seite und hievte sich schließlich in die Höhe, um nur wenig motiviert das Schlafzimmer zu verlassen und das Badezimmer anzusteuern. Als er am Abend davor den Wecker gestellt hatte, hatte er sich so gut wie keinen Spielraum gelassen. Wenn er nicht zu spät kommen wollte, musste er sich nun unbedingt zügig waschen und anschließend für die Vorlesungen fertig machen. Das allerdings bedeutete, dass er sich ein schönes Frühstück fürs Erste aufzeichnen konnte und dass war etwas, das Taemins Laune noch weiter drückte. Das wird ein Kampf, sagte Taemin sich selbst, nachdem er seine wilde Mähne im Spiegel betrachtet hatte. Er mochte die langen Haare (und bei Gott, er hatte bereits mehrmals am eigenen Leib erfahren WIE sehr Jonghyun seine Haare so mochte) und wollte sie eigentlich nicht wieder abschneiden lassen. Die Schulterlänge wollte er schon behalten, selbst wenn er sie sich demnächst wieder durchstufen ließ. Letzten Endes nahm Taemin seine Bürste zur Hand und befreite seine Haare von ein paar kleineren Knötchen, um sie schließlich mit einem Haargummi locker zusammen zu binden. Ein paar Strähnen waren ihm dabei durch die Finger gerutscht, doch Taemin fand, dass dies durchaus gewollt aussah, weswegen er sich die restlichen Haare, die ihm in die Stirn fielen, kurzerhand mit einer Haarklammer zähmte. Er hatte wirklich Glück, dass seine Mähne ihm so gut wie alles verzieh und er auch mit einer so hoffnungslos improvisierten Frisur noch durchaus annehmbar aussah. Hätte er von nun an jeden Morgen so lange im Badezimmer verbracht wie Kibum, hätte er sich die Haare persönlich mit einer Küchenschere abgeschnitten. Schmunzelnd schüttelte Taemin ob dieser Gedanken den Kopf und steckte sich anschließend die Zahnbürste in den Mund. Nun war er eigentlich schon so gut wie fertig; er musste sich nur noch die Zähne putzen und eventuell ein paar andere Sachen zum Anziehen suchen. Die hellblaue Pyjamahose, auf der vereinzelt lachende Wölkchen abgebildet waren, war vielleicht nicht ganz das Wahre. Aber leider so verflucht bequem! Taemin verließ das Badezimmer schnell wieder, nachdem er ein wenig Zahnpasta in das Waschbecken gespuckt und mit Wasser nachgespült hatte. Er wollte verhindern, dass er, während er sich umzog, gleich Zahnpasta auf die Sachen beförderte. Dies war ihm schon öfter als einmal passiert, aber deswegen hörte er trotzdem nicht damit auf sich während des Zähneputzens anzuziehen. Ein schneller Blick auf seinen Wecker verriet ihm, dass er mittlerweile wirklich Gefahr lief zu spät zu kommen und dass er besser noch einen Zahn zulegte. So hüpfte Taemin geradezu aus seiner Pyjamahose und den getragenen Shorts, um schließlich in ein frisches Paar zu steigen und sich für eine schlichte, dunkle Jeans zu entscheiden. Danach zog er im Vorbeigehen noch ein graues T-Shirt und frische Socken aus dem Schrank. So weit, so gut! Wieder im Bad angekommen, spülte Taemin sich den Mund aus und betrachtete sich noch einmal prüfend im Spiegel. Ja, so konnte er das Haus bestimmt verlassen – und selbst wenn sich jemand an seinem Erscheinungsbild gestört hätte, wäre es ihm egal gewesen. Ich hätte mich gestern Abend noch um etwas Essbares kümmern sollen. Wie soll ich den Vormittag mit leerem Magen überstehen? Taemin tätschelte bedauernd seinen leeren Bauch, während er das Badezimmer wieder verließ und nach seiner schwarzen Umhängetasche griff. Diese hängte er sich, ganz so wie es eben vorgesehen war, lässig über die Schulter und setzte sich dann noch eine Sonnenbrille auf. Es musste ja nicht jedem sofort ins Auge stechen, dass er einmal mehr eine fast schlaflose Nacht hinter sich hatte. „Oh?“ Taemin runzelte die Stirn und machte ein paar Schritte zurück, um noch einmal in die Küche spähen zu können. Im Vorbeilaufen war ihm aufgefallen, dass etwas auf dem Küchentisch stand; was es allerdings genau war, hatte er nicht ausmachen können. Neugierig betrat er die Küche und lachte im nächsten Moment freudig, aber auch irgendwie erleichtert auf. Auf dem Tisch befanden sich eine braune Papiertüte und außerdem noch eine Box, die sich bei näherer Betrachtung als Lunchbox herausstellte. „Mein Held“, säuselte Taemin glücklich, während er die Tüte unter die Lupe nahm und mit Wohlwollen zwei kleine Plastikfläschchen Bananenmilch und außerdem eine Schachtel Erdbeer-Pepero erblickte. Jonghyun hörte ihm also doch zu, wenn er von seinen Lieblingsnaschereien schwärmte! Selig lächelnd schloss Taemin die Tüte wieder und verstaute sie in seiner Umhängetasche – nicht allerdings ohne vorher eines der Fläschchen daraus hervorzuziehen und fürs Erste auf dem Tisch abzulegen. Für den Weg zur Universität brauchte er unbedingt irgendetwas, das ihn bei Laune hielt und nichts konnte das besser als leckere Bananenmilch. Ehe er noch auf die Box vergaß, wandte Taemin sich ihr schnell zu, um in dieser zwei Sandwiches, Kibums Kimbap, das Jonghyun offensichtlich im Kühlschrank gefunden und kurzerhand beschlossen hatte, es ebenfalls einzupacken und außerdem noch ein bisschen extra Gemüse. Dieser Anblick ließ Taemin sich zufrieden über die Lippen lecken und anschließend die Box wieder schließen. Am liebsten wäre er zwar sofort darüber hergefallen, aber er musste ja eigentlich immer noch zur Universität. „Ich liebe dich“, seufzte Taemin glücklich, während er sein Frühstück und wohl auch Mittagessen in der Umhängetasche verstaute und nach der Bananenmilch griff. Deutlich besser gelaunt, verließ Taemin seine Wohnung anschließend und nuckelte zufrieden an seiner Milch. Er war nicht auf U-Bahnen oder Busse angewiesen, um zur Universität zu gelangen – ein Umstand, über den er recht froh war. Taemin war noch nie ein Freund von U-Bahnen gewesen und er vermutete ein verstecktes Kindheitstrauma, aber jedes Mal, wenn er Jinki darauf ansprach, erklärte dieser ihm nur, dass er einfach eine „kleine, asoziale Assel“ war und machte sich dann lachend aus dem Staub. So asozial war er nun auch wieder nicht! Kopfschüttelnd rückte Taemin sich die Sonnenbrille zurecht und durchquerte schließlich gut zehn Minuten später das Haupttor der Universität, woraufhin er sich auf dem Campus wiederfand. Wie immer war hier viel los und Taemin musste einigen Studenten ausweichen, die es so eilig hatten, dass sie ihn nicht mehr wahrnahmen und ihn vermutlich auch über den Haufen gerannt hätten. So gestaltete sich der Weg über den Campus meistens als reinster Hindernislauf. Es dauerte nicht lange, bis ihm in der Menge ein paar bekannte Gesichter auffielen und im ersten Moment wollte er auch zu ihnen hinüberlaufen, doch dann hielt er doch inne. Sie würden sich doch später ohnehin im Hörsaal treffen und wenn er schon einmal vorging, konnte er Plätze reservieren und eventuell eines der Sandwiches verspeisen. Vollkommen in Ruhe! Wenn jemand neben ihm saß, musste er am Ende einen Bissen davon abtreten und das kam nicht in Frage. Futterneid auch noch! Als hätte asozial nicht schon gereicht. Taemin lachte leise in sich hinein, während er sich auf den Weg zum Hörsaal machte. Seine Kommilitonen waren im Prinzip nichts weiter als Bekanntschaften, denn richtige Freundschaften hatte er noch nicht geschlossen. Man arbeitete eben zusammen, wenn wieder einmal eine Gruppenarbeit anstand, aber mehr hatte sich daraus noch nicht entwickelt. „Taemin! Hey, Taemin! Guten Morgen!“ Verdammt. Taemin versuchte nicht allzu ertappt zu lächeln, während er sich umdrehte und den beiden anderen Studenten zuwinkte, ehe er doch noch zu ihnen hinüberging. Bestimmt wäre es nun angebracht gewesen die Sonnenbrille abzunehmen, aber seine guten Manieren waren an diesem Tag wohl nicht mit ihm zusammen aus dem Bett gestiegen. „Guten Morgen“, erwiderte er den Gruß schließlich, nachdem er bei den anderen angekommen war. „Warum steht hier noch rum? Wir haben nur mehr ein paar Minuten bis es losgeht.“ „Wir wollten noch auf jemanden warten, aber der scheint länger zu brauchen.“ „Verstehe.“ Taemin nickte langsam und hob dann seine linke Hand an, um einen Blick auf seine Armbanduhr zu werfen. „Dann gehe ich am besten schon einmal vor und halte euch was frei. Also, wir sehen uns dann.“ Er lächelte noch einmal knapp und wandte sich dann wieder ab, um endlich den Weg zum Hörsaal einzuschlagen. Dort würden sie sich dann schon wieder treffen und wenn nicht, dann war das genauso gut. Vielleicht war es ja diese Einstellung, die Jinki dazu verleitete ihn als asoziale Assel zu bezeichnen?! „Taemin, warte doch! Nur einen Moment. Taemin!“ Der Student, der ihn vorhin begrüßt hatte, war ihm gefolgt und hatte ihn sachte am Arm festgehalten. Er schien nicht ganz zu wissen, wie er Taemin am besten aufhalten sollte, weswegen er seinen Arm einfach weiterhin festhielt. „Nur eine Sekunde, okay?“ „Und wozu?“ Skeptisch zog Taemin seine Augenbraue in die Höhe, so dass sie schließlich auch über den Rand der Sonnenbrille kletterte. „Wir sehen uns dann im Hörsaal wieder, Daehyun. Ich will nicht schon wieder zu spät kommen.“ Noch während er auf den anderen eingeredet hatte, hatte er ein Dankesgebet an den Himmel geschickt. Manchmal dauerte es ein bisschen, bis ihm die Namen seiner Kommilitonen einfielen und dann war es hin und wieder auch schon zu spät. Doch nun war ihm der Name in genau dem richtigen Moment eingefallen und das war schon nicht schlecht. „Ja, das verstehe ich schon, aber wir haben ihm versprochen, dass wir dich aufhalten, sollten wir dich sehen.“ Der andere der beiden Studenten, Taemin glaubte, dass sein Name Junhong war, kratzte sich schwach lächelnd am Hinterkopf. Darauf wusste Taemin nichts mehr zu erwidern. Er konnte sich nicht vorstellen wer die beiden um so etwas gebeten haben konnte, aber neugierig war er schon. Langsam und deutlich skeptisch, zog er sich die Sonnenbrille vom Gesicht und klappte sie zusammen. Bestimmt wäre es besser gewesen, sich nun einfach umzudrehen und zur Vorlesung zu gehen, aber seltsamerweise wollten seine Beine dabei nicht ganz mitspielen. „Und wer genau wollte, dass ihr mich aufhaltet?“ „Das wäre dann wohl ich.“ Eine vierte Stimme machte sich auf einmal hinter Daehyun und Junhong bemerkbar. Der junge Mann, der soeben auf sie zugelaufen war, atmete ein paar Mal tief durch, um seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Hallo.“ „Äh“, Taemin musterte ihn irritiert. Wer auch immer das war, er musste mindestens zwei Jahre älter sein als er selbst. Wieso er das so sicher sagen konnte, wusste Taemin selbst nicht so genau, sein Gefühl sagte es ihm einfach. Vielleicht ließen ihn aber auch die Akne-Narben, die sein Gesicht großflächig zierten, älter aussehen als er eigentlich war. Aber ansonsten konnte Taemin nichts Ungewöhnliches an dem anderen feststellen. Er hatte schwarzes, oder eher schon dunkelbraunes Haar, welches er zu einem kleinen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Ein paar verirrte Strähnen hingen ihm ins Gesicht und Taemin kam nicht umhin zu bemerken, dass diese leicht fettig und vernachlässigt wirkten. Dafür allerdings schien er regelmäßig ein Fitnesscenter zu besuchen; die breite Brust und die ausgeprägten Oberarme sprachen zumindest dafür. „Auch Hallo“, schaffte Taemin es dann schließlich doch etwas zu sagen, bevor das Schweigen wirklich peinlich wurde. „Und du bist-“ „Mein Name ist Cho Youngcheol“, erwiderte der mutmaßlich Ältere wie aus der Pistole geschossen und lächelte breit. „Ich habe die Universität erst vor kurzem gewechselt und wollte dich gerne kennenlernen.“ „Mich kennenlernen?“ Nun endgültig skeptisch, verschränkte Taemin die Arme vor der Brust. Er konnte sich nicht wirklich einen Reim darauf machen, aber bestimmt würde man ihn demnächst noch erleuchten. „Ja! Ich bin vor kurzem über deine Arbeit über Raptor gestolpert und-“ „Wenn du mehr über ihn wissen willst, dann such auf Wikipedia nach ihm. Ich beantworte keine Fragen über Raptor.“ Taemins Miene hatte sich schlagartig verfinstert, als der andere auf seine Arbeit zu sprechen gekommen war. In letzter Zeit war es leider öfter vorgekommen, dass man ihn auf dem Campus auf Jonghyun angesprochen hatte. Viele der Studenten interessierten sich zwar nur dafür, wie es gewesen war mit dem ach-so-berüchtigten Psychopathen zu arbeiten, aber viele stellten auch unangenehme Fragen. Wie etwa, wie seine Beziehung zu Jonghyun gewesen war und ob er froh darüber war, dass er entkommen war. Wenn die falschen Leute die wahren Antworten auf diese Fragen hörten, konnte Taemin sich gut vorstellen sich in Nullkommanichts abermals in einem Verhörraum wiederzufinden. „Und wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, die Vorlesung hat bereits angefangen und ich will sie nicht komplett verpassen.“ Damit setzte Taemin sich die Sonnenbrille wieder auf, um sich anschließend auf den Weg zum Hörsaal zu machen. Youngcheol sollte jetzt bloß nicht auf die Idee kommen ihm hinterher zu laufen und ihn am Ende unterm Gehen doch noch mit Fragen zu löchern. Taemin hatte sich sagen lassen, dass er durchaus unangenehm war, wenn er wirklich genervt war und Jonghyun war ein sehr empfindliches Thema, über welches er auch nicht mit jedem dahergelaufenen Spinner sprechen konnte. „Es geht mir nicht um Raptor-“ Taemin verlangsamte seine Schritte ein wenig und wartete darauf, dass Youngcheol fortfuhr. Wie schon gesagt, seine Neugier wurde ihm oft zum Verhängnis. „Ich interessiere mich nur für Rex.“ tbc ... Kapitel 3: 會話 - Gespräch - -------------------------- Titel: Rex Autor: jonglicious Kapitel: O3 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG13 – NC17 Pairings: JongTae, Onkey A/N: Ach herrje x_x so eine "kleine" Schreibblockade kann einem schon ordentlich ins Konzept sch... -pfuschen. Ich meinte natürlich pfuschen, was sonst?! x'D Auf jeden Fall tuts mir leid, dass ich euch so lang warten lassen hab und ich hoffe wirklich, dass es sich langsam wieder einrenkt. Es ist frustrierend, wenn man schreiben will, es aber ums Verrecken nicht funktionieren will. xX Bah! Trotzdem ... Viel Spaß! -- Ich interessiere mich nur für Rex. Hinter der Sonnenbrille hatte Jonghyun seine Augen alarmiert verengt und das Buch, welches er zur Tarnung mitgebracht hatte, gleichzeitig sinken lassen. Nachdem Taemin vorhin die Wohnung verlassen hatte, war Jonghyun ihm in einigem Abstand gefolgt. Er hatte sich nicht wirklich anstrengen müssen um unentdeckt zu bleiben, denn wenn Taemin Bananenmilch hatte und ganz hingebungsvoll an seinem Strohhalm nuckelte, dann war die Welt ohnehin für ihn gestorben. Manchmal beunruhigte Jonghyun dies schon ein kleines bisschen, aber solange er in der Nähe war, würde es schon immer irgendwie gut gehen. Außerdem, und das hatte Jonghyun mit einem amüsierten Lächeln kommentiert, hatte der Braunhaarige einmal mehr viel zu spät das Haus verlassen. Früher oder später würde Jonghyun seinen Plan in die Tat umsetzen und einen zweiten Wecker kaufen müssen; diesen würde er dann eine halbe bis dreiviertel Stunde früher stellen und anschließend an einem Ort verstecken, den Taemin erst einmal finden musste. Bis er den Wecker dann ausfindig gemacht hatte, war er bestimmt wach und auch bereit sich fertig zu machen. Riskant war das Ganze schon, denn auch wenn Jonghyun bereits kurz davor gewesen war hingerichtet zu werden, kannte er nichts Furchteinflößenderes als Taemin, der unsanft geweckt worden und dementsprechend grantig war. Bis jetzt war Jonghyun Taemin nur einmal über den Weg gelaufen, wenn er verschlafen und grantig war und das verfolgte ihn immer noch! Er rollte schmunzelnd mit den Augen und drehte sich anschließend ein bisschen weiter zur Seite. Eigentlich hatte er Taemin bis hin zum Hörsaal folgen und sich dann irgendwo die Zeit vertreiben wollen, doch womit er nicht gerechnet hatte, war, dass sein Freund geradewegs ein paar anderen Studenten in die Hände fallen würde. Natürlich hatte Jonghyun sich diese Freunde beziehungsweise Taemins Bekannte alle schon einmal näher angesehen – nur um sicherzugehen, verstand sich – aber dieser Youngcheol war offensichtlich neu. Und neu war selten gut, das hatte er schon des Öfteren feststellen müssen. Misstrauisch leckte Jonghyun sich über die Lippen und schlug gleichzeitig alibihalber sein Buch auf. Nachdem er sich gedreht hatte, konnte er, sollte er gefragt werden wieso er so verdreht dasaß, immer noch behaupten, dass so das Licht besser zum Lesen war. Jonghyun glaubte zwar nicht, dass ihn jemand ansprechen würde, aber wenn man sich als gesuchter Serienkiller auf den Campus der Hauptuniversität Seouls wagte, dann hatte man besser stets eine handfeste Erklärung für jede noch so kleine Aktion parat. Und wenn man sich nur an der Nase kratzte! „Wenn es dir nur um Rex geht, wieso willst du dann mit mir sprechen? Ist aus meiner Arbeit nicht hervorgegangen, dass ich mich nur mit Raptor befasse?“ Jonghyun lächelte stolz in sich hinein, als er Taemins Frage hörte. Es war gut, dass Taemin dem anderen auf den Zahn fühlte und zuerst wissen wollte, was genau da im Busch war, ehe er sich weiter mit ihm unterhielt. Zwar glaubte Jonghyun nicht, dass es sich bei Youngcheol um einen Agenten des Geheimdienstes oder einen verdeckten Ermittler handelte, aber man konnte nie vorsichtig genug sein; vor allem dann nicht, wenn man sich in den Kopf gesetzt hatte mit einem Serienkiller zusammen zu sein. Wieso Taemin dieses Risiko so unbedingt auf sich nehmen wollte, war Jonghyun schleierhaft, aber da er zum Egoismus neigte, beschwerte er sich auch nicht. Zumindest nicht laut. „Ich würde mich einfach gerne mit dir unterhalten. Außerdem habe ich gesehen, dass du Rex in deiner Arbeit erwähnt hast.“ „Ja, genau einmal“, Taemin verschränkte die Arme vor der Brust während er sprach, „und auch das nur in einer Fußnote. Du kannst dir also vorstellen wie gering mein Interesse an diesem Kerl ist?“ Jonghyun wandte seinen Blick von den beiden ab, um nicht am Ende noch aufzufliegen. Zwar gefiel es ihm nicht Taemin aus den Augen zu lassen, aber es würde wohl auffallen, wenn er das Buch weiterhin aufgeschlagen in den Händen hielt, sich jedoch offensichtlich so gar nicht dafür interessierte. Leise seufzend überflog er die ersten paar Zeilen der Seite, die er aufgeschlagen hatte und konnte dabei deutlich spüren, wie seine Augen sich ein gutes Stück weiteten. Im Vorbeigehen hatte er gar nicht weiter auf den Einband des Buches, geschweige denn auf dessen Titel geachtet und einfach nach dem nächstbesten gegriffen, welches auf dem Wohnzimmertisch gelegen hatte. Dass er allerdings „Fifty Shades of Grey“ erwischte, war schon besonderes Pech. Bestimmt war es wieder einmal Kibum gewesen, der der Meinung war, dass Taemins Leben nicht nur aus Sex, Essen und Universität bestehen durfte. Dass er ihm dann aber ausgerechnet diese Art von Lektüre mitbrachte, konnte Jonghyun nicht nachvollziehen. Kibums Aktionen waren generell nur schwer nachvollziehbar und Jonghyun hatte es längst aufgegeben. Peinlich berührt und auch ein wenig angewidert, rümpfte er die Nase und klappte das Buch dabei wieder zu. Sobald er sich vergewissert hatte, dass Taemin sich auf dem Weg nach Hause befand und in Sicherheit war, würde er diese Papierverschwendung entsorgen und vielleicht auch ein ernstes Wörtchen mit Kibum wechseln. Wenn er schon wollte, dass Taemin etwas las, dann sollte er wenigstens etwas aussuchen, das die Gehirnzellen nicht geradezu zum Suizid zwang. „Kein Grund gleich so in die Defensive zu gehen, Taemin.“ Jonghyun konnte aus den Augenwinkeln sehen wie Youngcheol abwehrend beide Hände gehoben und abgewinkt hatte. Aufgeben schien er also nicht zu wollen; ein hartnäckiger Bursche. „Ich wollte mich wirklich nur ein wenig unterhalten und keine Ahnung, mich mit jemandem austauschen? Ich kenne außer dir niemanden, der sich mit Raptor beschäftigt und ich glaube nicht, dass du schon einmal jemanden getroffen hast, der sich auf Rex spezialisiert hat. Wenn ich länger hier bleibe, könnten wir uns Extrapunkte mit einer gemeinsamen Arbeit über die beiden verdienen.“ Youngcheol unterbrach sich kurz selbst, danach schenkte er Taemin ein freundliches Lächeln. Eben war es wohl ein wenig mit ihm durchgegangen, denn er hatte seine Hand sogar an Taemins Oberarm gelegt und ein bisschen zugedrückt. Eine Aktion, die Jonghyun mit einem unterdrückten Schnauben kommentiert hatte. Er schätzte es nicht, wenn jemand in seinem Revier auf die Jagd ging. „Und mach dir bitte keine Sorgen. Ich bin kein Reporter, kein verdeckter Ermittler und ich arbeite auch sonst für niemanden. Ich will hier einfach nur studieren und vielleicht ein paar Freunde finden.“ Jonghyun schnaubte erneut leise in sich hinein, erhob sich aber gleichzeitig von der Parkbank, auf welcher er sich vorhin niedergelassen hatte, um die beiden zu belauschen. Taemin schien über die Worte Youngcheols nachzudenken und das bedeutete für Jonghyun, dass es höchste Zeit wurde seinen Freund ein bisschen anzurempeln. Im wahrsten Sinne des Wortes! Wenn er Taemin im Vorbeigehen einen sanften (oder weniger sanften) Stoß gab und ihn irgendwie darauf aufmerksam machen konnte, dass er es war, dann würde Taemin schon verstehen, dass die Unterhaltung beendet war. Zwar würde es Taemin nicht begeistern, dass Jonghyun ihm gefolgt war, aber damit würde sein Freund einfach leben müssen. Immerhin war er selbst es gewesen, der Jonghyun verraten hatte, dass er sich von Zeit zu Zeit beobachtet fühlte; als Taemin ihm dies offenbart hatte, hatte Jonghyun es so verstanden, dass er etwas dagegen unternehmen sollte und genau das hatte er auch vor. „Dann willst du dich also wirklich nur unterhalten?“ Taemin ließ seine Arme langsam sinken, wodurch er auch gleichzeitig seine defensive Haltung aufgab. „Sonst nichts?“ „Sonst nichts“, bestätigte Youngcheol, während er weiterhin freundlich lächelte, „Obwohl, etwas ist da schon. Ich hab dich erfolgreich davon abgehalten zu deiner Vorlesung zu gehen. Dafür sollte ich mich wohl entschuldigen.“ „Das ist schon in Ordnung“, Taemin winkte ab und ließ ein schwaches Schulterzucken folgen, „Ich nehme an, dass heute nur organisatorische Dinge geklärt werden und ich habe eigentlich weder Probleme mit der Anmeldung, noch sonstige Fragen. Wahrscheinlich hätte ich die zwei Stunden sowieso damit verbracht meinem Bruder oder seinem Freund SMS zu schreiben.“ Zu behaupten, dass es Jonghyun nicht gefiel, dass Taemin langsam aber sicher auftaute und mit Youngcheol nett plauderte, wäre wohl maßlos untertrieben gewesen. Es ärgerte ihn; es ärgerte ihn wirklich! Vor allem aber da Taemin es eigentlich besser wissen hätte müssen. Es konnte einfach nichts Gutes dabei herauskommen, wenn ein Wildfremder plötzlich auf einen zukam und über Serienkiller plaudern wollte. Student der Kriminologie hin oder her, irgendetwas war da faul, das konnte Jonghyun förmlich riechen. Unzufrieden drückte er das Buch fester an seine Brust und wollte gerade nach links abbiegen, um Taemin und Youngcheol ansteuern zu können, als ihn plötzlich ein Mädchen überholte und ihm den Weg versperrte. Schon vorher hatte er die Studentin aus den Augenwinkeln gesehen, doch war er nicht davon ausgegangen, dass sie ausgerechnet von ihm etwas wollte. Irritiert hob er seinen Blick an und ließ seine Augenbraue dabei so steil nach oben wandern, dass sie sogar über den Rand der Sonnenbrille kletterte. Was auch immer das werden sollte, er hatte keine Zeit für derartige Unsinnigkeiten. Und sein Interesse an Mädchen hielt sich auch stark in Grenzen, seit er Taemin kennengelernt hatte. „Was denn?“, wollte er fast schon unfreundlich wissen, während er darauf wartete, dass die junge Frau ihr Verhalten erklärte. „Hab ich etwas verloren?“ „Nein, nein.“ Sie schüttelte lächelnd den Kopf und tippte dann mit ihrem Zeigefinger gegen Jonghyuns Brust. Das hieß, sie hätte wohl gegen sein Brustbein getippt, wäre da nicht immer noch die „spannende Lektüre“ gewesen, die er ungewollt fest an sich gedrückt hatte. „Du bist mir aufgefallen, weil du vorhin das Buch gelesen hast. Und sogar schon den zweiten Band! Die Reihe ist richtig fesselnd, nicht wahr?“ „Ja, ich kann es kaum in Worte fassen“, murmelte Jonghyun mit einem mehr als schiefen Lächeln. Jeder normale Mensch hätte nun garantiert gemerkt, dass seine Stimme geradezu triefte vor Sarkasmus, doch das Mädchen schien sich viel eher bestätigt zu fühlen. Perfekt! Dieser Tag war ganz offiziell nicht sein Tag. „Ich muss jetzt weiter, also hat mich gefreut, oder so.“ „Warte!“ Nachdem er sich an ihr vorbeigeschlängelt hatte, hatte sie ihn kurzerhand am Handgelenk festgehalten und dafür gesorgt, dass er erneut stoppen musste. „Kann ich nicht vielleicht deine Nummer haben? Das ist doch ganz bestimmt Schicksal, dass wir uns getroffen haben. Wir haben sogar den gleichen Geschmack bei Büchern!“ Jonghyun konnte deutlich spüren, wie sein rechtes Auge gefährlich zuckte. Es war gut, dass er nach wie vor die Sonnenbrille trug, denn sonst wäre dem Mädchen am Ende noch aufgefallen, dass er gerade dabei war die Geduld zu verlieren. Andererseits wäre dies nicht einmal schlecht gewesen, denn dann hätte sie es vielleicht endlich aufgegeben ein Gespräch mit ihm führen zu wollen. Wieso es anderen Menschen so wichtig war dauernd neue Bekanntschaften zu schließen, war Jonghyun sowieso schon immer schleierhaft gewesen. Er selbst war am liebsten für sich oder verbrachte seine Nächte damit zusammen mit dem Doktor Bücher, richtige Bücher, zu lesen. Gut, er hatte sich innerhalb der letzten Jahre schon verändert und hielt es nun auch gut in Taemins Gegenwart aus, aber das war Taemin und dieser war einfach etwas Besonderes. Taemin! Jonghyun fuhr blitzschnell herum und ließ seinen Blick direkt hektisch umherschweifen. Wie hatte er sich nur so ablenken lassen können? Noch dazu von einem Mädchen, dem die Dummheit geradezu ins Gesicht geschrieben stand? „Verdammt.“ Jonghyun knurrte leise in sich hinein, während er sich angestrengt umsah. Er konnte noch nicht einmal einen Zipfel von Taemins Kleidung entdecken, geschweige denn den Jüngeren selbst ausfindig machen! „Hörst du mir überhaupt zu? Mein Name ist Sekyung. Shin Sekyung.“ Die Studentin hob abwartend beide Augenbrauen an und schien wohl zu denken, dass nun Jonghyun an der Reihe war sich vorzustellen. „Und du bist?“ „Dein schlimmster Alptraum, wenn du weiterhin denkst mir auf die Nerven gehen zu müssen.“ Genervt, aber vor allem wütend auf sich selbst und seine Unachtsamkeit, zog Jonghyun die Sonnenbrille ein Stück von seiner Nase und warf Sekyung einen eindeutigen Blick zu. Es war der gleiche Blick, den er schon früher des Öfteren benutzt hatte, wenn ein unerfahrener Arzt oder Psychologe sich ihm genähert hatte. Jonghyun hatte sich dabei immer prächtig amüsiert, denn schließlich sah man nicht alle Tage einen erwachsenen Mann erschrocken zurückzucken und sich verstohlen umblicken, um sicherzugehen, dass dies nun keiner mitbekommen hatte. „Verschwinde endlich, los. Ich hab wichtigere Dinge, um die ich mich kümmern muss.“ Jonghyun vollführte eine schnelle Handbewegung in Sekyungs Richtung, danach ließ er die junge Frau einfach stehen. Dass Sekyung daraufhin noch einige Zeit lang bewegungslos stehenblieb und dabei so wirkte, als hätte sie soeben einen Geist gesehen, kümmerte ihn nicht. Er musste Taemin finden, so schnell wie nur irgendwie möglich. -- Taemin hatte nicht bemerkt, dass er von Jonghyun beobachtet worden war und genauso wenig wusste er auch, dass sein Freund sich in diesem Moment auf der Suche nach ihm befand. Zwar hatte er vorhin, als er Youngcheol gefolgt war, schon kurz an Jonghyun gedacht und sich gefragt, ob es richtig war dem anderen zu trauen, doch letzten Endes hatte er sich dafür entscheiden es einfach darauf ankommen zu lassen. Jonghyun hätte diese Entscheidung wahrscheinlich nicht gutgeheißen, aber er musste ja auch nicht alles wissen, beziehungsweise man musste ihn nicht alles wissen lassen. „Was möchtest du trinken, Taemin?“ Youngcheol hatte direkt vor der verglasten Ladentür des Starbucks angehalten und einen vorsichtigen Blick hindurch geworfen. Es war nicht weiter verwunderlich, dass das Geschäft geradezu gesteckt voll mit Studenten war und dass sich eine meterlange Schlange gebildet hatte. Ein Coffee Shop auf einem Campus lief einfach gut, das war eine unumstößliche Tatsache. „Hm.“ Nachdenklich leckte der Braunhaarige sich über die Lippen. Er hatte vorhin Bananenmilch getrunken und hatte auch noch ein Trinkfläschchen in seiner Tasche, also konnte es nicht schaden, wenn er einmal etwas anderes trank. „Ich werde wohl einen Matcha Frappuccino nehmen, denke ich.“ „Okay, dann kümmere ich mich darum. Du kannst es dir ja in der Zwischenzeit dort drüben auf einer der Bänke bequem machen.“ Der Ältere lächelte sachte, während er die Ladentür schon einmal mit der rechten Hand aufschob. „Und keine Widerrede. Ich will dich gerne einladen, okay? Ich fühl mich immer noch ein bisschen schlecht, weil ich dir so in deine Tagesplanung gepfuscht habe.“ Leise lachend zuckte Youngcheol mit den Schultern, danach verschwand er kurzerhand ins Innere des Starbucks. Auf eine Antwort hatte er dabei gar nicht mehr gewartet; vermutlich deswegen, weil er sich sicher gewesen war, dass Taemin widersprechen und darauf bestehen würde sein Getränk selbst zu bezahlen. Und genau so war es auch. Taemin hatte seinen Mund, kurz nachdem Youngcheol das Geschäft betreten hatte, wieder zugeklappt. Es war ihm nicht ganz recht, dass der andere ihn einladen wollte, denn schließlich war sein Getränk nicht unbedingt billig. Andererseits fragte er sich aber auch, wieso er sich so übertrieben dagegen wehren sollte. Kibum hatte ihm schon oft erklärt, dass man Geschenke annehmen und sich über sie freuen sollte; vor allem dann, wenn sie einem geradezu hinterher geworfen wurden. Kopfschüttelnd seufzte der Braunhaarige in sich hinein und lief dann, mit vor der Brust verschränkten Armen, zu einer der Parkbänke hinüber, auf welche Youngcheol gezeigt hatte. Bis der Ältere wieder auftauchen würde, würde nun bestimmt einige Zeit vergehen, also musste er eine andere Beschäftigung finden. Was Jonghyun wohl so treibt? Immer, wenn ich ihn frage, was er tagsüber unternimmt, gibt er mir nur kryptische Antworten oder weicht komplett aus. Hoffentlich stellt er nichts Dummes an. Taemin legte lässig ein Bein über das andere und lehnte sich zurück, wobei er seinen Kopf in den Nacken legte. Ringsherum standen einige hohe Ahornbäume, die angenehmen Schatten spendeten und ihn vor der Sonne schützten; wer auch immer auf die Idee gekommen war die Bäume zu pflanzen, verdiente wirklich einen Orden. Er sollte sich unbedingt wieder ein Handy besorgen. Oder ich gebe ihm eines meiner alten Handys, dann könnte ich ihn auch wenigstens jederzeit erreichen und nicht nur umgekehrt. Obwohl Taemin es wohl kaum laut zugeben würde, so hoffte er doch, dass Jonghyun sich untertags, während er selbst sich in der Universität befand und „fleißig lernte“, wieder einigen Verbrechern widmete. Es war ein offenes Geheimnis, dass die Polizei nicht jeden Täter immer erwischte beziehungsweise nicht ausreichend Beweise in der Hand hatte, um Mörder auch tatsächlich dingfest zu machen. Jonghyun allerdings hatte das bis jetzt immer geschafft oder zumindest hatte er dafür gesorgt, dass dem Treiben dieser Kriminellen ein jähes Ende gesetzt wurde. Aber wenn er wieder mordet, dann hinterlässt er ganz offensichtlich keine Figuren mehr. Wäre wieder eine Raptorfigur aufgetaucht, wären die Zeitungen und die Nachrichtensendungen voll damit gewesen. Taemin rieb sich nachdenklich die Schläfen. Früher oder später würde er Jonghyun einfach darauf ansprechen und die Wahrheit verlangen müssen. Schließlich wollte Taemin ja nicht wirklich, dass sein Freund aufhörte; er sollte sich ruhig weiter darum kümmern, dass der Müll fachgemäß entsorgt wurde. Nun, da Minho keine unmittelbare Gefahr mehr darstellte, konnte er dieser Arbeit außerdem bestimmt besser nachgehen. „Da bin ich wieder.“ „Oh.“ Taemin blinzelte verwirrt und hob seinen Kopf wieder an. Ihm war gar nicht aufgefallen, wie die Zeit vergangen war. „Das ging schnell.“ „Ich konnte ein paar Studentinnen überreden mir ihren Platz in der Schlange zu überlassen.“ Youngcheol wackelte schelmisch grinsend mit seinen Augenbrauen und überreichte Taemin wenig später den Plastikbecher, in dem sich der gewünschte Matcha Frappuccino befand. Er selbst hatte sich für einen Caramel Macchiato entschieden, von welchem er eben einen Schluck getrunken hatte. „Und worüber hast du nachgedacht? Du hast mich eben gar nicht wirklich gehört, oder?“ „Ja, stimmt. Tut mir leid.“ Taemin umfasste den Becher mit beiden Händen und betrachtete dabei das üppige Sahnehäubchen, welches sich auf dem Frappuccino befand. Hoffentlich war Jonghyun später noch für ein bisschen Sport zu haben, denn sonst fürchtete Taemin schon ein wenig um seine Linie. Das war’s. Nie wieder shoppen mit Kibum. Sein ständiges Gejammer wegen seiner Figur färbt langsam auf mich ab. Taemin tätigte demonstrativ einen großen Schluck (quasi um seinen unnötigen „Figur-Sorgen“ in den Hintern zu treten) und bereute diesen Zug im nächsten Moment auch schon wieder. Er hatte eindeutig zu viel Eis auf einmal erwischt und weder seine Zunge, noch seine Zähne waren allzu begeistert davon. „Uff …“ Leise ächzend leckte der Braunhaarige sich über die Lippen. „Ich hab ehrlich gesagt gerade über das vergangene Jahr nachgedacht. Du hast doch sicher schon einmal etwas über Special Agent Choi Minho gehört, nehme ich an.“ Taemin stellte den Becher auf seinem Oberschenkel ab und räusperte sich dann kurz. „Danke übrigens. Du hättest mich wirklich nicht einladen müssen.“ „Das ist doch kein Problem.“ Youngcheol winkte sachte ab und lehnte sich dann ein wenig zu Taemin hinüber. „Ich habe verschiedene Dinge über diesen Special Agent gehört. Am Anfang hieß es, dass ihr befreundet seid, aber dann kam plötzlich die Meldung, dass er einen Nervenzusammenbruch erlitten und dich und deine Familie bedroht hat? Entschuldige, wenn ich etwas durcheinander bringe. Ich hab den Fall verfolgt, aber es ist eben schon ein Weilchen her.“ Gedankenverloren drehte er den Strohhalm zwischen seinen Fingern, danach zog er ihn aus dem Becher, um die Karamellsoße genüsslich davon abzulecken. Dass Taemin ihm dabei zusah, konnte er deutlich aus den Augenwinkeln sehen, allerdings äußerte er sich nicht weiter dazu. „Raptor ist seit seiner spektakulären Flucht untergetaucht, nicht wahr? Ich habe schon lange nichts Neues mehr über ihn gelesen.“ „Mhm.“ Taemin schluckte unruhig und zuckte anschließend mit den Schultern. „Ich habe ihn das letzte Mal ein paar Tage vor seiner Hinrichtung gesehen. Damals hat er mir noch ein paar Anregungen für meine Arbeit gegeben und gemeint, dass ich bloß sein gutes Aussehen erwähnen soll. Seitdem habe ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen und ganz ehrlich? Ich bin froh darüber.“ Er wusste nicht, wann er so gut lügen gelernt hatte, aber manchmal schockierte es ihn schon wie einfach es ihm fiel. Kein schlechtes Gewissen, kein gar nichts; ob Jonghyun wohl doch ein bisschen auf ihn abfärbte? „Teilweise war es wirklich gruselig mit ihm.“ „Ich hab deine Arbeit ziemlich genau gelesen, das musst du mir also nicht mehr erzählen.“ Der Ältere schüttelte kurz den Kopf. „Das Kapitel über deine persönlichen Eindrücke war wirklich interessant, das muss ich zugeben. Ich könnte mir nicht vorstellen mich zu einem Serienkiller ins Gefängnis zu setzen und ihm seine Lebensgeschichte zu entlocken. War bestimmt kein Zuckerschlecken.“ Schmunzelnd entfernte Youngcheol den Deckel seines Plastikbechers, um anschließend an dem warmen Getränk zu nippen. „War es wirklich nicht“, bestätigte Taemin, der soeben das Sahnehäubchen zerstört und es anschließend ein wenig unter den Frappuccino gerührt hatte. „Aber genug von Raptor. Ich bilde mir ein, dass du vorhin erwähnt hast, dass dein Interesse einem ganz anderen Dinosaurier gilt?“ Schief lächelnd hob der Braunhaarige eine Augenbraue an. Er hatte nicht vor noch länger über Jonghyun zu fachsimpeln und sich am Ende noch zu verplappern. Youngcheol machte vielleicht einen netten Eindruck und schien auch ein durchaus freundlicher Kerl zu sein, aber trotzdem. Raptor beziehungsweise Jonghyun war ein Thema, das Taemin nicht einfach so grundlos breittrat. „Schon gut, schon gut.“ Youngcheol lehnte sich zurück gegen die Lehne der Bank und streckte sich anschließend ausgiebig. „Ich interessiere mich schon seit einiger Zeit für Rex.“ „Seit drei Jahren ungefähr?“, warf Taemin ein, während er etwas Sahne von seinem Mundwinkel wischte. Er konnte sich noch gut daran erinnern wie Minho ihn damals auf Rex aufmerksam gemacht und wie wütend er gewesen war. Minho war davon ausgegangen, dass Rex und Raptor Komplizen waren und nicht nur das, nein, einige Zeit lang war sogar Rex als „Gehirn des Duos“ dargestellt worden. Dieser Schwachsinn hatte natürlich weder Jonghyun noch ihm besonders geschmeckt, aber es war auch nicht möglich gewesen etwas dagegen zu unternehmen. „Ja, genau. Seit drei Jahren …“ Youngcheol räusperte sich leise und drehte seinen Kopf ein wenig zur Seite. Glücklicherweise war Taemin gerade wieder mit seinem Frappuccino beschäftigt gewesen, denn sonst hätte er wohl etwas in der Miene des Älteren bemerkt, das ihn hätte stutzig werden lassen müssen. Youngcheol hatte ertappt gewirkt und gleichzeitig auch dankbar, da Taemin ihm zuvor gekommen war. Er selbst hatte eigentlich einen anderen Zeitraum nennen wollen, aber nachdem Taemin dies nicht bemerkt hatte, musste er sich auch nicht rechtfertigen beziehungsweise sich eine Ausrede einfallen lassen. „Ich bin durch Zufall in einem Blog auf ihn aufmerksam geworden und fand ihn ziemlich interessant.“ „Interessant?“ Taemin schnaubte leise und ließ, als er weitersprach, einen direkt verächtlichen Unterton mitschwingen: „Ich habe ebenfalls ein paar Berichte gelesen und auch was die Leute im Internet über ihn geschrieben haben. Soweit ich das sehe, ist Rex jemand, der Raptors Morde in den Nachrichten verfolgt hat und sie kopiert, um so etwas wie fünf Minuten Ruhm genießen zu können. Meiner Meinung nach ist er ein Trittbrettfahrer und ich kann mir nicht vorstellen was genau dich an ihm so fasziniert.“ Nachdem Taemin seine Meinung gnadenlos kundgetan hatte, hatte er sich auf seinen Oberschenkeln abgestützt und zu Boden geblickt. Er hatte sich schon lange keine Gedanken mehr über Rex gemacht; eigentlich war er davon ausgegangen, dass dieser gehört hatte, dass Raptor geflohen und untergetaucht war und es ihm deswegen gleich getan hatte. Allerdings musste man auch dazu sagen, dass Taemin nicht gezielt nach Rex oder nach Morden, die eventuell von ihm verübt worden waren, gesucht hatte. Ohne Minho, der hin und wieder zum Tee vorbeikam und ein wenig plauderte, bekam er erschreckend wenig mit, was Serienkiller anbelangte. „Ein Trittbrettfahrer?“ Youngcheol schluckte jeglichen Kommentar dazu geflissentlich hinunter und schüttelte stattdessen einfach nur den Kopf, um sich dann auf etwas anderes zu konzentrieren. „Ich merke schon, dass du dich vor allem mit Raptor auseinandergesetzt hast.“ Ein direkt gönnerhaftes Lächeln hatte sich auf die Züge des Älteren geschlichen und Taemin wusste bereits, dass der andere ihn besser nicht allzu oft mit diesem Blick bedachte, wenn er an seinem „schönen“ Gesicht hing. Wenn Taemin etwas nicht leiden konnte, dann war es dieses überlegene Gehabe. „Warum erleuchtest du mich dann nicht?“, fragte er eine Spur bissiger, als er vorgehabt hatte und steckte sich anschließend wieder den Strohhalm zwischen die Lippen. Wenn er sich das Maul quasi selbst stopfte, dann lief er hoffentlich weniger Gefahr den anderen zu beleidigen. Wenn Youngcheol sich allerdings an seinem bissigen Tonfall störte, dann ließ dieser es sich nicht anmerken. Viel eher wurde sein Lächeln sogar noch eine Spur vergnügter und breiter. „Es gibt ein paar neue Erkenntnisse“, begann er langsam und leckte kurz darauf erneut ein wenig Karamell von seinem Strohhalm, „Vor allem konnten ein paar Morde, die fast zehn Jahre zurückliegen nun eindeutig Rex zugeordnet werden.“ „Tatsächlich?“ Taemin hob skeptisch eine Augenbraue an. „Ja, tatsächlich.“ Youngcheol nickte zufrieden und lehnte sich dabei ein wenig zu Taemin hinüber. „Außerdem konnte endlich eine weitere Verbindung zwischen den Opfern gefunden werden. Wenn man einmal von der offensichtlichen Tatsache absieht, dass jedes Opfer weiblich war, dann war auch jede der Frauen Ehefrau und Mutter.“ „Dann hat Rex es also auf Ehefrauen und Mütter abgesehen?“ Zwar fürchtete Taemin mittlerweile, dass sein Gesicht einfach stecken bleiben und er für den Rest seines Lebens mit erhobener Augenbraue herumlaufen musste, doch konnte er einfach nicht anders. Er wusste nicht, worauf Youngcheol hinauswollte. Warum war es so faszinierend, dass Rex sich offensichtlich an wehrlosen Frauen vergriff, die dann auch noch eine Familie zurückließen? Versuchte Youngcheol am Ende nur zu beweisen, dass Rex doch kein Trittbrettfahrer war und vielleicht sogar schon vor Raptor gemordet hatte? „Nicht nur das.“ Der Ältere ließ sich von Taemins skeptischer Miene nicht beirren, ganz im Gegenteil; er schien gerade erst richtig in Fahrt zu kommen. „Der Geheimdienst hat weiter ermittelt und herausgefunden, dass jede der Frauen dabei war die Scheidung einzureichen beziehungsweise sie schon eingereicht hatte.“ „Das wusste ich nicht.“ Taemin schob seinen Strohhalm noch ein wenig tiefer in das Eis und rührte darin herum. „Diese Erkenntnisse sind wohl ziemlich neu?“ Zumindest waren sie neu für ihn. Bis jetzt hatte er nur gewusst, dass Rex seine Morde unnötig brutal gestaltete, dass seine Opfer weiblich waren und dass auch er eine Dinosaurierfigur an den Tatorten zurückließ. Und dann war da natürlich noch die Tatsache, dass er absichtlich einen Namen gewählt hatte, der Jonghyun provozieren würde. Davon würde er sich nicht abbringen lassen und wenn Youngcheol sich auf den Kopf stellte; für ihn war Rex nach wie vor nichts weiter als eine schlechte Kopie des Originals. Hätte man Jonghyun und Rex nebeneinander gestellt und direkt verglichen, hätte es Taemin nicht einmal sonderlich gewundert einen „Made in China“-Stempel irgendwo an Rex zu finden. „Das sind sie tatsächlich“, erwiderte Youngcheol schließlich eine Spur zu fröhlich und legte dann, so wie Taemin vorhin, seinen Kopf in den Nacken, um hinauf zu den Baumkronen und zum Himmel blicken zu können, „Aber das ist auch kein Wunder. Rex ist schließlich wieder da.“ tbc ... Kapitel 4: 遊戲 - Spiel - ----------------------- Titel: Rex Autor: jonglicious Kapitel: O4 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG13 – NC17 Pairings: JongTae, Onkey Beta-Leser: N✰ (wurde mal Zeit, dass das hier angeführt wird!) A/N: Herp derp, ich bin wieder da. xD Zumindest die Teile von mir, die die Uni noch nicht zerkaut und wieder ausgewürgt hat. >_> Wie auch immer x3 es ist 1:36 Uhr und ich schaffs endlich mal wieder ein neues Kapitel hochzuladen! Ich hoffe, dass zumindest ein paar Leute sich das hier noch antun. Ùwu Ja, in diesem Sinne wünsch ich euch jetzt mal wieder ... ... Viel Spaß! 3 -- Nachdem Youngcheol sich verabschiedet hatte, war Taemin noch ein paar Minuten länger auf der Parkbank sitzen geblieben und hatte den leeren Pappbecher gedankenverloren zwischen seinen Händen gedreht. Er wusste nicht, was er von dem anderen halten sollte, geschweige denn, ob es eine gute Idee gewesen war sich überhaupt mit ihm zu unterhalten. Youngcheol hatte ihm zwar des Öfteren versichert weder für die Polizei, noch für irgendein Schmierblatt zu arbeiten, doch wer garantierte Taemin, dass der andere nicht einfach nur ein geschickter Lügner war, der wusste, was er wann zu sagen hatte? Das war eine Frage, die er sich selbst nicht beantworten konnte; eventuell würde er es können, wenn er abwartete und sah, wie sich das Ganze weiterentwickelte. Allerdings warf dies schon wieder die nächste Frage auf: Wollte er denn abwarten und sehen, wie es weitergehen würde? Youngcheol hatte darauf bestanden, dass sie Nummern tauschten, um weiterhin in Kontakt zu bleiben, doch Taemin war in dieser Beziehung eher zurückhaltend gewesen. Er gab seine Handynummer nur sehr ungern preis und wenn, dann nur an Personen, die er länger als ein paar Stunden kannte. Glücklicherweise (konnte man wirklich sagen „glücklicherweise“?) hatte Youngcheol sich daran nicht gestört; er hatte viel eher einen Notizblock gezückt, seine Nummer auf ein leeres Blatt geschrieben und Taemin den Zettel, nachdem er ihn abgerissen hatte, kurzerhand zugesteckt. So hatte Taemin nun seine Nummer, hatte gleichzeitig seine eigene jedoch noch nicht hergeben müssen; die Entscheidung, ob sie weiterhin Kontakt hatten und sich noch einmal trafen, um über ihre beiden „Lieblingspsychopathen“ zu sprechen, konnte Taemin also ganz allein fällen. Vielleicht nur ein Weg um mein Vertrauen zu gewinnen? Nachdenklich betrachtete Taemin den kleinen Zettel und somit auch die Zahlen, die hastig darauf notiert worden waren. Die Schrift Youngcheols ließ, freundlich ausgedrückt, zu wünschen übrig und gegen Ende hatte er sogar die Tinte des Kugelschreibers verschmiert. Die Zahl war nach wie vor leserlich, aber sie wurde nun faktisch von einer dicken Schmierspur unterstrichen. Taemin schüttelte sachte den Kopf und erhob sich schließlich von der Parkbank, um sich danach kurz umzusehen. Rechts von ihm, nur ein paar Meter entfernt, war ein Mülleimer aufgestellt worden und genau auf diesen steuerte er nun auch zu. Den leeren Pappbecher musste er nun wirklich nicht mit nach Hause nehmen. Im Vorbeigehen ließ der Braunhaarige den Becher in den Mülleimer fallen, wobei er gleichzeitig schon den Ausgang des Campus‘ anvisierte. Die Vorlesungen, die er an diesem Tag zu besuchen gehabt hätte, waren ohnehin schon vorbei oder zumindest so gut wie vorbei. Man konnte also getrost sagen, dass er den ersten Tag bereits abhaken konnte. Wenig begeistert rümpfte Taemin ob dieser Erkenntnis die Nase und wollte gerade seine Hand in seine Umhängetasche schieben, um das zweite Fläschchen Bananenmilch zu Tage zu fördern, als ihm auffiel, dass er nach wie vor Youngcheols Zettel umklammert hielt. Würde es denn schaden, wenn ich mich noch einmal mit ihm treffe und ihn mir näher ansehe? Wenn er tatsächlich etwas über Rex weiß, könnten diese Informationen Jonghyun eigentlich nur helfen. Taemin stoppte sich selbst kurz bevor er den Ausgang erreicht hatte und betrachtete das zusammengefaltete Papier in seiner Handfläche. Es war wahrscheinlich lachhaft anzunehmen, dass Jonghyun tatsächlich Hilfe bei der Suche nach Rex benötigte. Er hatte ihn schon einmal aufgespürt und vermutlich hätte er ihn damals auch zur Strecke gebracht, wäre ihm nicht Taemins Anruf dazwischen gekommen, der ihn letzten Endes dazu veranlasst hatte sich der Polizei zu stellen. „Scheiß drauf“, murmelte Taemin schließlich, ehe er den Zettel ein paar Mal zerriss – nur weil er auf Youngcheols Nummer verzichten konnte, hieß das nicht, dass er Schuld daran haben wollte, wenn irgendjemand anderer den Zettel im Müll fand und die Nummer dann spaßeshalber verbreitete – und die Papierstreifen anschließend im nächsten Mülleimer entsorgte. So war es auf jeden Fall besser und nachdem Taemin nicht gerade in Ekstase ausgebrochen war, als Youngcheol den Nummernaustausch vorgeschlagen hatte, würde der Ältere nach ein paar Tagen der Funkstille bestimmt aufhören zu warten. Zufrieden mit seiner Entscheidung, steckte Taemin seine Hände in die Hosentaschen und machte sich flink auf den Weg nach Hause. Es war ohnehin schon beinahe 17 Uhr und sein Magen begann sich in immer kürzeren Abständen mit einem leisen Grummeln zu melden. Jonghyuns Lunchpaket hatte ihn zwar vor dem endgültigen Hungertod bewahrt, aber es war leider doch nur eine Füllung für den hohlen Zahn gewesen. Jjong wollte heute Abend früher vorbeikommen. Wenn er es wirklich schafft, könnten wir gemeinsam zu Abend essen, überlegte Taemin gut gelaunt, während er den kleinen Supermarkt, der praktischerweise nur einen Block von seiner Wohnung entfernt lag, betrat und einer älteren Frau hinter der Kasse kurz zuwinkte. Direkt nach seinem Umzug, war er auf den kleinen Laden aufmerksam geworden und nachdem er auch Bananenmilch führte, war Taemin umgehend Stammkunde geworden. Wieso hätte er sich auch in die U-Bahnen und Busse zwängen sollen, um zu größeren Märkten zu gelangen, wenn seine Bedürfnisse hier genauso befriedigt wurden? So etwas wäre nicht nur sinnlos, sondern auch anstrengender gewesen. Am besten ich lege mich heute richtig ins Zeug und koche Tiefkühlpizza. Taemin war vor der Kühlvitrine stehen geblieben und hatte sich die verschiedenen Namen der Pizzasorten kurz zu Gemüte geführt, ehe er sich für zwei Packungen entschieden hatte. Zusammen mit der Bananenmilch, einer Tüte M&Ms und einer Flasche Milk Tea wanderten die Packungen in seinen Einkaufskorb und traten anschließend ihre Reise hinüber zur Kasse an. Taemin hatte vor kurzem herausgefunden, dass Jonghyun gerne Milk Tea trank und hatte beschlossen seinem Freund eine kleine Freude zu bereiten. Vermutlich wäre es eine größere Freude gewesen, hätte Taemin das Getränk frisch zubereitet, aber Taemin wollte sein Glück nur ungern herausfordern. Das hieß, klar ausgedrückt, wenn man überleben wollte, sorgte man dafür, dass Taemin sich von der Küche und den darin befindlichen Geräten fernhielt. Kibum sollte mir endlich ein paar Dinge beibringen. Das will er sowieso schon seit ich umgezogen bin, dachte Taemin nach, während er seine Einkäufe bezahlte und dann kurz überlegte, ob er sie nicht einfach in seiner Umhängetasche verstauen sollte. Letztlich entschied er sich jedoch gegen die Tasche, da er vermeiden wollte, dass die Sachen, die er darin mit sich spazieren trug, durch das Wasser der langsam auftauenden Pizzen nass wurden. „Schönen Abend noch.“ Lächelnd winkte Taemin der Frau hinter der Kasse noch zu, danach verließ er das Geschäft, um sich mit seinen Einkäufen bewaffnet zu seiner Wohnung aufzumachen. Der Weg war nun zwar nicht mehr allzu weit, aber da sich gerade um diese Zeit die meisten Menschen auf dem Heimweg befanden, musste er ein paar Mal ausweichen, um nicht einfach über den Haufen gerannt zu werden. Erleichtert atmete Taemin aus, nachdem er endlich das Wohngebäude betreten und wenig später seine Wohnung erreicht hatte. Geschickt fischte er den Schlüssel aus seiner Tasche und schob die Tür anschließend mit seiner Hüfte auf. Vermutlich wäre alles einfacher gewesen, hätte er zwischendurch seine Tasche oder die Einkäufe abgestellt, aber es klappte ja auch so. „Uff“, machte er leise, nachdem die Tür hinter ihm zugefallen und er aus seinen Schuhen geschlüpft war. Taemin hatte an diesem Tag zwar keine einzige Vorlesung besucht, aber immerhin war er früh aufgestanden; es war also durchaus in Ordnung, dass er jetzt müde war und sich schon darauf freute, sich auf der Couch ausstrecken zu können. Vorzugsweise natürlich mit Jonghyun, der ihn im Arm hielt und ein wenig kraulte, während Taemin nach und nach ins Reich der Träume abdriftete. Wird ja vielleicht noch. Taemin drückte die Tüte mit den Einkäufen an sich, während er die Küche ansteuerte. Dass er keinesfalls allein in seiner Wohnung war, hatte er noch nicht bemerkt; dafür war er auch viel zu sehr damit beschäftigt die Pizza Packungen in das viel zu kleine Gefrierfach zu quetschen. Normalerweise war er niemand, der seine Einkäufe sofort wegräumte und an den richtigen Platz stellte. Oft kam es vor, dass er die Sachen einfach auf dem Küchentisch platzierte und sich dann etwas anderem widmete. Später, wenn er etwas wollte, fischte er es sich einfach aus der Tüte und fertig. Natürlich wusste er, dass das nicht so ganz der Sinn der Sache war, aber es fand sich eben immer jemand, der seine Einkäufe dann doch wegräumte. Taemin schmunzelte, als er sich an das eine Mal erinnerte, als Jonghyun dieser Jemand gewesen war. Der Ältere war damals nicht allzu amüsiert gewesen und hatte das Obst und Gemüse, das Taemin gekauft hatte, sogar mit Darwinismus verglichen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich den Tag noch erleben darf, an dem du deine Sachen sofort wegräumst.“ Taemin stockte, als er die wohlbekannte Stimme hörte und spürte gleichzeitig einen kleinen Schauer über seinen Rücken huschen. Manchmal war es schon unheimlich, dass Jonghyun sich so locker Zutritt zu seiner Wohnung verschaffen konnte und Taemin es noch nicht einmal ansatzweise bemerkte. Zu seiner Verteidigung musste man an dieser Stelle allerdings anmerken, dass er auch in Gedanken und beschäftigt gewesen war. Wovon träume ich nachts? Taemin wandte sich langsam um und konnte Jonghyun dann im Türrahmen stehen sehen. Er hatte sich gegen das Holz des Rahmens gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und ihn mit einer ungewöhnlich ernsten Miene fixiert. „Jonghyun?“ Taemin machte ein paar Schritte auf seinen Freund zu und legte behutsam eine Hand auf seine Wange, um ihn zu einem sanften Kuss zu sich ziehen zu können. Es war nicht ungewohnt Jonghyun angespannt zu erleben, aber so hatte Taemin ihn schon länger nicht mehr erlebt. Sogar den Begrüßungskuss hatte er nur mäßig erwidert und auch vorher hatte es so ausgesehen, als würde man ihn zu seinem Glück zwingen müssen; Taemin war es zumindest nicht allzu leicht gefallen Jonghyun zu sich zu ziehen und das war schon etwas, das ihn stutzig machte. „Ist alles in Ordnung? Du bist so komisch.“ „Hm.“ Jonghyun schnaubte leise und wandte seinen Blick dann schließlich ab. Egal, wie man es auch drehte und wendete, das Gespräch, das sie gleich führen würden, würde kein gutes Ende nehmen. Denn selbst wenn Taemin zugab, dass es keine gute Idee gewesen war einem „Rex-Fan“ hinterher zu laufen, musste immer noch geklärt werden, dass Jonghyun ihm schon einige Zeit lang hinterher spionierte. „Dieser Kerl mit dem du dich vorhin unterhalten hast“, begann er schließlich und konnte dabei auch deutlich sehen, wie Taemins Augen sich weiteten, „gefällt mir nicht.“ „Ach, ist das so?“ Taemin hatte sich mit einem leisen, fassungslosen Lachen abgewandt und sich dabei die flache Hand gegen die Stirn gedrückt. Er hatte gespürt, dass er beobachtet wurde und das schon seit einiger Zeit, aber dass sein Stalker ausgerechnet Jonghyun gewesen war, war ein starkes Stück. Besonders nachdem Taemin ihm noch davon erzählt hatte! Wäre es da nicht eventuell angebracht gewesen ihn zu beruhigen und ihm zu versichern, dass alles in Ordnung war? „Wieso spionierst du mir hinterher, Jonghyun? Was soll der Mist?“ „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“ Jonghyun löste die Verschränkung seiner Arme und folgte Taemin mit einigem Abstand ins Wohnzimmer. „Nachdem du meintest, dass du dich beobachtet fühlst-“ „Ja, aber DU bist doch derjenige, der mich beobachtet hat!“ „Erst seitdem du meintest, dass du deswegen nicht mehr richtig schlafen kannst.“ Der Ältere zuckte schwach mit den Schultern. „Davor habe ich nur hin und wieder einmal darauf geachtet, dass du sicher zur Universität und zu deinen Vorlesungen kommst.“ „Natürlich.“ Taemin schnaufte leise und ließ sich dabei auf die Couch sinken. Der Hunger war ihm nun gründlich vergangen und obwohl es ja irgendwie süß (auf eine sehr stalkerische, beunruhigende Art und Weise) von Jonghyun war, dass er sich sorgte und ein Auge auf ihn haben wollte, war er doch wütend. Er war doch kein kleines Kind, welches man rund um die Uhr versorgen musste. „Taemin, bitte“, Jonghyun ließ sich mit einem langgezogenen Seufzen Taemin gegenüber auf den Couchtisch sinken, „Wenn ich nicht will, dass du mich bemerkst, dann tust du das auch nicht. Es waren also nicht meine Blicke, die dich so aus dem Konzept gebracht haben.“ Taemin zog es vor den Älteren nicht anzusehen, während dieser leise auf ihn einredete. Ihm war klar, dass wenn Jonghyun solche Dinge sagte, diese auch der Wahrheit entsprachen. Das Problem dabei war nur, dass dies bedeutete, dass immer noch jemand anderer da draußen unterwegs war und ihn beobachtete. „Hast du denn wenigstens herausgefunden, wem ich meine schlaflosen Nächte zu verdanken habe.“ „Nein.“ Direkt schuldbewusst richtete Jonghyun seinen Blick auf die Hände Taemins, die er soeben in die Seinen genommen und mit seinen Fingern sachte darüber gestreichelt hatte. „Pff, ist da jemand eingerostet?“ „Bitte was?“ Jonghyuns Miene war erneut gefährlich finster geworden und obwohl Taemin genau wusste, dass er gerade dabei war eine Grenze zu überschreiten, konnte er nicht anders: „Du hast mich schon verstanden. Ich hab gefragt, ob du vielleicht eingerostet bist.“ Der Jüngere löste den Kontakt ihrer Hände während er sprach und stemmte sich gleichzeitig in die Höhe, um ein wenig im Wohnzimmer auf und ab zu gehen. „Statt mich zu beobachten und deine Zeit zu verschwenden, hättest du dich lieber um Rex kümmern sollen! Oder vielleicht um die ganzen anderen Verbrecher, die sich hier fröhlich vermehren!“ Jonghyuns Blick in diesem Moment zu beschreiben war wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Er hatte seinen Oberkörper zur Seite gedreht, als Taemin aufgestanden war, doch nun saß er förmlich versteinert auf der Kante des Tisches und schien die Situation erst einmal verarbeiten zu müssen. Verschiedene Emotionen huschten über Jonghyuns Züge, doch keine schien sich wirklich durchsetzen zu können. Sein Unterkiefer allerdings spannte sich mit jeder verstreichenden Sekunde weiter an und seine Stirn hatte sich in bedrohlich tiefe Falten gelegt, während er seine Augenbrauen weiter zusammengezogen hatte. „Hast du eigentlich eine Ahnung was du da gerade von dir gegeben hast?“ Seine Stimme bebte vor unterdrückter Wut, aber noch schien er fest entschlossen zu sein sich zu beherrschen. Taemin war momentan einfach aufgebracht und wusste nicht, was er sagte; das war alles. „Natürlich.“ Taemin vollführte eine ungeduldige Geste mit seiner Hand. „Ich will wissen, wieso du dich auf einmal nicht mehr um den Abfall kümmerst! Wir beide wissen doch ganz genau wie unfähig die Polizei und der Geheimdienst sind. Vor allem jetzt, nachdem sie Minho in die Nervenklinik abgeschoben haben! Glaub nicht, dass er mir fehlt, aber verdammt, Minho hat immerhin dafür gesorgt, dass ein paar Wahnsinnige eingesperrt werden!“ Taemin trat einen Schritt zurück, als Jonghyun sich vom Couchtisch erhob, hatte jedoch nicht vor von seinem Punkt abzuweichen. „Verdammt, Jonghyun! Wenn du dich nicht um den Abschaum kümmerst, wer soll es denn sonst machen? Und wieso hast du dir Rex nicht geholt, nachdem du wieder frei warst? Ich hab doch gesehen, dass es dich wütend gemacht hat, dass er dich kopiert und du hattest ihn doch schon fast. Warum-“ Taemin wurde jäh unterbrochen, als Jonghyun ihn grob an den Oberarmen packte und ihn wenig später unsanft gegen die Wohnzimmerwand presste. Der Aufprall ließ den Jüngeren verhalten, aber vor allem schmerzerfüllt nach Luft schnappen und beide Augen zukneifen. Verdammt, mit so einer Attacke hatte er beim besten Willen nicht gerechnet. „Was zum- Jong-“ Er wurde erneut unterbrochen, als er den Unterarm seines Freundes plötzlich gegen seine Kehle drücken spürte. Der Druck war nicht fest genug, um wirklich Schaden anzurichten, aber er reichte doch aus, um Taemin panisch zu Jonghyun aufblicken zu lassen. Was glaubte er denn, was er hier gerade veranstaltete? „Was denkst du, wer ich bin, Taemin? Sag’s mir!“ Jonghyun drückte seine Stirn wütend gegen die des Jüngeren und versuchte dabei nicht auf die gehässige Stimme in seinem Kopf zu achten, die innerhalb der letzten Minuten immer lauter geworden war. Raptor konnte sich so ein Schauspiel freilich nicht entgehen lassen und nun, da Jonghyun endlich die Kontrolle verloren hatte, schien er auch mitmischen zu wollen. „Z-Zu fest … J-Jonghyun …“ Taemin drückte verzweifelt gegen den Unterarm Jonghyuns, der ihn nicht nur daran hinderte unbeschwert Luft zu holen, sondern auch gleichzeitig dafür sorgte, dass er nicht wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel. Unter Umständen war es doch keine allzu gute Idee gewesen Jonghyun zu reizen; er war zwar bedeutend friedvoller und sanfter als Raptor, aber das änderte nichts daran, dass auch er anders konnte, wenn man nur die richtigen Knöpfe drückte. „Fuck … Jjong, h-hör auf …“ „Ich bin hier nicht der Gute, Taemin.“ Jonghyun löste sich ruckartig von seinem Freund und wandte ihm dann auch den Rücken zu. Es reichte schon, dass er hören konnte, wie Taemin zu Boden rutschte und hustend nach Luft schnappte; den Anblick wollte er sich doch lieber ersparen. „Und das wusstest du von Anfang an.“ Taemin reagierte nicht gleich auf seine Worte; er war zu sehr damit beschäftigt sich wieder in eine sitzende Position hochzuarbeiten und rasselnd nach Luft zu schnappen. Es fiel ihm nicht leicht seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen und jeder Atemzug gestaltete sich schmerzhafter als der vorhergehende. Wütend, aber auch enttäuscht blickte er zu Jonghyun hinüber, der ihm immer noch den Rücken zugewandt hatte. „Ich will, dass … du gehst …“, krächzte Taemin schließlich und hatte dabei Mühe seine Stimme nicht überschnappen zu lassen. „Jonghyun, verschwinde …“ Taemin war natürlich bewusst, dass er derjenige gewesen war, der das Thema überhaupt erst auf den Tisch gebracht hatte, aber dass es so eskalieren würde, hatte er beim besten Willen nicht vorhersehen können. Allerdings nahm der Streit ihn weniger mit, als Jonghyuns Reaktion. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Taemin sich immer vollkommen sicher in der Gegenwart des anderen gefühlt. Sogar als noch vorrangig Raptor die Kontrolle gehabt hatte, hatte Taemin sich geborgener gefühlt, als in diesem Augenblick. „Wenn du den Helden der Geschichte wolltest, hast du dich für den Falschen entschieden.“ Jonghyun hatte sich langsam in Bewegung gesetzt und den Flur angesteuert. Er würde Taemins Wunsch natürlich respektieren und sich zurückziehen, das stand fest, aber das hieß nicht, dass es ihm gefiel. „Verschwinde endlich!“ Der Jüngere hatte sich von Jonghyun abgewandt und sich gleichzeitig die flache Hand über den Mund geschoben. Ein paar kleine Tränen hatten sich bereits ihren Weg über seine Wangen gebahnt und als er die Haustür schließlich leise zufallen hörte, konnte er sich nicht länger zurückhalten. Schluchzend, zuerst nur verhalten, dann jedoch lauter, rollte Taemin sich auf dem kühlen Parkettboden zusammen und versuchte sich so klein wie möglich zu machen. Als Jonghyun ihn vorhin in der Küche überrascht hatte, war er davon ausgegangen, dass sie einen schönen Abend miteinander verbringen würden, doch nun war alles komplett schief gelaufen. Verdammte Scheiße! Wütend auf sich selbst, wütend auf Jonghyun und generell wütend auf die Welt, schlug Taemin mit der geballten Faust gegen den Boden. Wieso hatte er nicht die Notbremse gezogen, als er noch die Gelegenheit gehabt hatte? Oh nein … das ist nicht nur meine Schuld. Das ist ganz bestimmt nicht nur meine Schuld. Stur wischte Taemin sich über die feuchten Wangen und atmete dann ein paar Mal tief ein und wieder aus. Sie beide hatten Dinge gesagt und in Jonghyuns Fall sogar getan, die ganz und gar nicht in Ordnung gewesen waren, das stand fest. Das Beste war nun bestimmt, wenn sie sich abkühlten und beruhigten und dann noch einmal in Ruhe darüber sprachen. Bei seinem Bruder und Kibum hatte diese Methode bis jetzt noch immer funktioniert, das wusste Taemin, denn er hatte es schon einige Male miterleben dürfen. Was Taemin allerdings auch wusste war, dass sein Plan eine beträchtliche Schwachstelle hatte: Er hatte keine Möglichkeit Jonghyun zu erreichen und er wusste auch nicht, wo der Ältere sich aufhielt, wenn er nicht gerade in seiner Wohnung auf ihn wartete. Jonghyun war in dieser Beziehung immer sehr vorsichtig gewesen und hatte darauf geachtet, dass Taemin nicht zu viel wusste. Leise schniefend stemmte Taemin sich in die Höhe und in eine sitzende Position, ehe er seinen Kopf in den Nacken und somit zurück gegen die Wand fallen ließ. Neben der Angst, die er für ein paar Minuten vor Jonghyun verspürt hatte, machte sich nun auch noch eine ganz andere bemerkbar: Was war, wenn Jonghyun nicht mehr zurückkam? -- Missmutig streifte Jonghyun seinen Sweater ab und warf ihn dann auch nur im Vorbeigehen und ohne wirklich hinzusehen ins Schlafzimmer. Ob das Kleidungsstück nun auf dem Bett landete oder nicht, war ihm relativ egal; seine Gedanken kreisten nach wie vor um Taemin, ihren Streit und natürlich auch um den Grund ihres Streits. Jonghyun war davon ausgegangen, dass es Taemin ganz recht war, dass er die Füße stillhielt und sich fürs Erste nicht mehr in Schwierigkeiten brachte. Schließlich war es noch nicht allzu lange her, dass die Polizei und der Geheimdienst ihn von der Spitze der Prioritätenliste genommen hatten. Wenn er sich nun tatsächlich um den (wie Taemin es so treffend formuliert hatte) Abfall Seouls kümmerte, würde er sich bald wieder ganz oben befinden. „Taemin …“ Leise seufzend schaltete Jonghyun das Licht im Wohnzimmer ein und wollte dann gerade auf die zugezogenen Vorhänge zugehen, um ein wenig frische Luft hereinzulassen, als etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Auf dem Couchtisch war etwas platziert worden; etwas, das Jonghyun augenblicklich alles andere in den Hintergrund drängen ließ. Langsam trat er auf den kleinen Tisch zu und ging schließlich davor in die Hocke. Direkt vor ihm, auf einem zusammengefalteten Blatt Papier, stand ein relativ schlechtes Modell eines Tyrannosaurus‘. Jonghyun schnaubte verächtlich, als er seine Hand danach ausstreckte und die Figur näher betrachtete. Der Geruch von Plastik stieg ihm dabei in die Nase und bestätigte ihn nur noch weiter in der Annahme, dass die Figur billig gewesen war. „Du hast mich also gefunden. Gratuliere“, flüsterte Jonghyun der Figur schief lächelnd zu, ehe er sie wieder auf den Tisch stellte und stattdessen nach dem Zettel griff, der offensichtlich eine Nachricht für ihn bereithielt. Umsichtig entfaltete er das Papier und ließ seinen Blick dann über die einzelne Zeile gleiten, die ihm hinterlassen worden war: Wollen wir spielen? tbc ... Kapitel 5: 歸宿 - Zuflucht - -------------------------- Titel: Rex Autor: jonglicious Kapitel: O5 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: NC17 Pairings: JongTae, Onkey Beta-Leser: N✰ A/N: Ich möchte an dieser Stelle auf das Rating hinweisen. xD Also diejenigen unter euch, die weniger gern Smut lesen, können die ersten 2000 Wörter überspringen. Ich dachte mir, dass ich die Warnung mal vorausschicke. Ansonsten, ja ... längstes Rex Kapitel bisher mit 5100 Wörtern xD Hoffentlich gefällt es euch und ja~ ... ... Viel Spaß! 3 -- Konzentriert las Jinki sich erneut den Absatz durch, den er soeben verfasst hatte und zog dabei blind den Notizblock, den er neben seinem Laptop abgelegt hatte, näher an sich heran, um seinen Notizen noch ein paar Ergänzungen und Anmerkungen hinzufügen zu können. Zwar war er eigentlich schon vollauf mit seiner eigenen Klinik beschäftigt, aber das bedeutete nicht, dass ihn seine frühere Arbeit nicht hin und wieder noch einholte. In der Nervenklinik seines Vaters gab es schließlich noch Patienten, welche Jinki seit ihrer Einlieferung behandelt hatte und diese hatten sich nun einmal an ihn gewöhnt. Nach und nach waren ihm von anderen Ärzten zwar schon ein paar abgenommen worden, aber ein paar hartnäckige Fälle waren leider immer vorhanden und diese an eine fremde Person zu gewöhnen, war harte Arbeit. Seufzend befeuchtete Jinki seine trockenen Lippen mit seiner Zunge, während er die Füllfeder erneut auf das Papier setzte und- WHO GIVES A DAMN ABOUT THE FAMILY YOU COME FROM? NO GIVING UP WHEN YOU'RE YOUNG AND YOU WANT SOME! Wie unter einem Schlag fuhr Jinki zusammen und rutschte dabei mit der Füllfeder über seinen Notizblock und weiter bis auf den Schreibtisch. Das kratzende Geräusch trieb ihm eine Gänsehaut auf die Unterarme und nachdem er sich wieder einigermaßen gesammelt hatte, fiel ihm auch auf, dass die Schreibfeder unschön verbogen worden war. Perplex blinzelte Jinki ein paar Mal, um zu begreifen, dass er soeben seinen Stift in die ewigen Jagdgründe befördert hatte, danach ließ er seinen Blick weiter über die Sauerei wandern, die er angerichtet hatte. Seine Notizen waren verschmiert und auch der Tisch war tintenblau. Brummend hob er seinen Blick an, um dann die geschlossene Tür seines Arbeitszimmers anzuvisieren. „Kibum …“, knarrte er bedrohlich, wobei er jeder morschen Tür Konkurrenz machte, und stemmte sich dann in die Höhe. Um seinen Notizblock und den Schreibtisch würde er sich später noch kümmern, aber zuerst musste er herausfinden, ob sein Freund nun den Verstand verloren hatte. Schließlich war es bereits Abend und anders als Kibum, der zu jeder Tageszeit aufgedreht und fit sein konnte, wollten andere Menschen auch einmal ein wenig Ruhe. Jinki konnte gut darauf verzichten, dass andere Mieter sich bei ihnen oder sogar noch beim Vermieter persönlich beschwerten. Na warte, grummelte Jinki in sich hinein, während er den Flur entlang marschierte und dann in die Küche einbog. Der Anblick, der sich ihm dort allerdings bot, ließ Jinkis Wut augenblicklich wieder verrauchen: Kibum hatte die Zeit offensichtlich sinnvoll nutzen und den Boden wischen wollen; das hieß, so war es gedacht gewesen. Das was Jinki allerdings zu sehen bekam war Kibum, der beschwingt mit dem Besen durch die Küche tanzte und ihn dabei auch hin und wieder als Mikrofon missbrauchte. Zugegeben, Kibum traf nicht immer alle Töne, aber das machte er durch Begeisterung und Freude an der Musik zehnmal wieder wett. Lächelnd verschränkte Jinki die Arme vor der Brust und ließ sich gleichzeitig gegen den Türrahmen sinken. Bis jetzt hatte Kibum ihn noch nicht bemerkt, denn er sang immer noch lautstark mit und kehrte dabei auch immer wieder im Takt der Musik über den Boden. Ob er in diesem Tempo jemals fertig werden würde war fraglich, aber nachdem ihre Wohnung immer sauber war, wollte Jinki die Methoden seines Geliebten lieber nicht anzweifeln. „KACHIIIING!“, stieß Kibum lautstark am Ende des Liedes hervor, wobei er noch ein weiteres Mal drehte und erst dann zur Küchentür, beziehungsweise zu Jinki hinüber blickte. Daraufhin legte sich fast augenblicklich ein gesunder Rotton auf seine Wangen und noch ehe die CD zum nächsten Lied springen konnte, hatte Kibum sich förmlich auf den CD Player geworfen, um ihn abzuwürgen. Nachdem Jinki sich vorhin in sein Arbeitszimmer zurückgezogen hatte, war es so ruhig gewesen, dass Kibum direkt darauf vergessen hatte, dass sein Freund ja eigentlich auch zuhause war. Verlegen leckte Kibum sich über die Lippen und lehnte den Besen dann schnell gegen den Kühlschrank, ehe er auf Jinki zuging. „Will ich wissen, wie lange du da schon stehst?“ „Ich glaube nicht.“ Jinki streckte amüsiert seine Hand nach dem Jüngeren aus und zog ihn schließlich in eine sanfte Umarmung. Kibums Atmung ging immer noch recht schnell und als er sich schließlich an ihn lehnte, konnte Jinki deutlich spüren wie warm die Wangen des anderen waren. Allerdings hatte Jinki so eine Ahnung, dass die Wärme viel eher daher rührte, dass es Kibum peinlich war beobachtet worden zu sein. „Du solltest die Musik um diese Zeit nicht mehr so laut machen, Liebling. Vergiss nicht, dass wir ein paar ältere Nachbarn haben.“ „Ein bisschen gute Musik hat noch keinem geschadet.“ „Ja, Kibummie, du sagst es. Gute Musik.“ Jinki hob schmunzelnd eine Augenbraue an, danach lehnte er sich ein wenig nach vorne, um Kibum einen sanften Kuss aufzudrücken. Nachdem er eben unterbrochen worden war und dann auch noch gesehen hatte, wie Kibum durch die Küche getanzt war, glaubte er nicht, dass er sich allzu schnell wieder seiner Arbeit zuwenden konnte. Zuerst musste er sich da nämlich noch um etwas ganz anderes kümmern. Leise schnurrend schob Jinki seine Hände unter das weite Oberteil Kibums und zog es ein bisschen in die Höhe, während er seine Fingerspitzen über die weiche Haut tänzeln ließ. Das war eindeutig ein gutes Stück interessanter als Patientenakten und die unfreundliche E-Mails, die er von der Sekretärin seines Vaters erhalten hatte. Mit dieser hatte Jinki sich eigentlich immer gut verstanden, doch nachdem er die Klinik verlassen hatte, hatte sich dies drastisch geändert. Warum genau konnte er sich nicht erklären, aber er konnte sich schon gut vorstellen, dass sein Vater der Frau für jede Beleidigung ein paar tausend Won mehr ausbezahlte. Aber wie auch immer, Jinki schob die Gedanken an seinen ehemaligen Arbeitsplatz von sich, als er Kibums weiche Lippen spüren konnte, die so sanft über seinen Hals strichen. „Gut, dass du hier gerade noch sauber gemacht hast, hm?“ Jinki leckte sich mit einem schelmischen Grinsen über die Lippen, nachdem er sich von Kibum gelöst und ihn direkt hungrig betrachtet hatte. Kibums Atmung war nun noch eine Spur schneller geworden und seine ohnehin schon dunklen Augen wirkten geradezu schwarz vor Lust. „Komm schon …“ Ungeduldig, aber nicht unbedingt grob, zog Jinki Kibum hinüber zum Küchentisch und drückte den Jüngeren schließlich gegen dessen Kante. Nebenbei, und Jinki war in solchen Situationen immer froh, dass seine Hände automatisch alles übernahmen und er nicht nachdenken musste, hatte er dem Blonden das T-Shirt über den Kopf gezogen und sich auch an seinem Hosenbund zu schaffen gemacht. Sonderlich romantisch waren diese „Zusammenstöße“ zwar nicht, aber das war schon in Ordnung. Schließlich kam es oft genug vor, dass Paare, die bereits einige Jahre zusammen waren, dazu tendierten „Sex nach dem Kalender“ zu haben und das traf auf sie beide nun wirklich nicht zu. Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf den Zügen Jinkis aus, nachdem er Kibum auf dem Küchentisch abgesetzt und ihn außerdem von seiner Jogginghose befreit hatte. Auch um die Unterwäsche des Jüngeren hatte er sich bereits gekümmert, beziehungsweise konnte Jinki aus den Augenwinkeln sehen, dass sie an Kibums linkem Knöchel baumelte. „Wir sollten uns irgendwann nach einem neuen Küchentisch umsehen“, hauchte Jinki Kibum zu, nachdem er sich zwischen seine Beine bewegt und den Jüngeren fest an sich gezogen hatte. „Den würden wir doch genauso zweckentfremden.“ Kibum hatte seinen Oberkörper ein wenig zurückgelehnt und stützte sich mit seiner rechten Hand ab, während er die linke in dem Haarschopf Jinkis vergraben hatte. Er konnte deutlich spüren, wie die Erektion des anderen gegen seine eigene drückte und der raue Jeansstoff – wieso nur musste Jinki sich mit seinen eigenen Sachen nur immer so viel mehr Zeit lassen? Das war verdammt unfair! – der über seine Haut rieb, ließ Kibum verhalten stöhnen. „Ha, Jinki …“ „Sind wir wieder ungeduldig?“ Jinki lehnte sich Kibum entgegen, nachdem dieser sich zurückgelehnt hatte und drückte seine Lippen gegen das fein geschwungene Schlüsselbein des Blonden. Ihm war klar, dass er seinen Freund wieder einmal unnötig reizte und gleichzeitig auch Flecken auf seinen Jeans riskierte, aber glücklicherweise störte ihn das nicht weiter. „Du m-mieser-“ „Und dann auch noch so frech.“ Der Ältere blickte kurz von dem Fleck auf, den er Kibum soeben hinterlassen hatte und wanderte mit seinen Lippen weiter hinunter. Seine Hände waren nebenbei natürlich auch nicht untätig geblieben, ganz im Gegenteil. Um Kibum daran zu hindern sich ihm weiter entziehen zu wollen, hatte er die rechte Hand flach gegen den Rücken des Blonden gedrückt und schob gleichzeitig die linke unter Kibums Kniekehle, um sein Bein anzuheben. Dabei war es wirklich ein Segen, dass Kibum so gelenkig war, denn sonst hätte er bestimmt längst protestiert und sich dagegen gewehrt, dass seine Beine so auseinandergeschoben wurden. „J-Jinki, bitte …“ Keuchend ließ Kibum seinen Kopf zurück in den Nacken fallen und festigte dabei seinen Griff in Jinkis Haarschopf. Es kam nicht selten vor, dass Kibum seinem Freund bei solchen Aktionen ein paar Haare ausrupfte, aber glücklicherweise wuchsen Jinkis Haare recht schnell nach und somit lief der Ältere auch nicht Gefahr bald mit einer Glatze durch die Gegend laufen zu müssen. „Lass … dir nicht schon wieder … so viel Zeit …“ „Hatte ich nicht vor, keine Angst …“ Fahrig zupfte und zerrte Jinki an seinem Hosenknopf und Reißverschluss herum, während er sich noch weiter zwischen Kibums Beine drängte. Ein erleichtertes Seufzen rutschte über seine Lippen, als der Knopf endlich nachgab und auch der Reißverschluss sich nach unten ziehen ließ; Jinki hatte sich mittlerweile schon recht eingeengt gefühlt und auch der stellenweise feuchte Stoff seiner Shorts war nicht allzu angenehm gewesen. Leise stöhnend schob Jinki seine Jeans weiter hinunter, bis sie schließlich von selbst an seinen Beinen hinab glitt und auf dem Boden landete. „Nur noch … eine Sekunde, Kibummie …“ Ohne wirklich hinzusehen, langte Jinki nach der Schublade, die ihr Küchentisch praktischerweise gleich eingebaut bekommen hatte und zog blind eine kleine Tube Gleitgel und ein Kondom daraus hervor. Ein kleines Lächeln huschte über seine Züge, als er automatisch an die geschockten Gesichter ihrer Besucher dachte, die die Lade aus Neugier aufgezogen und darin wohl so etwas wie ein Tischtuch oder eventuell Kochheftchen erwartet hatten. Eigentlich waren früher auch genau diese Dinge in der Schublade zu finden gewesen, aber nachdem sie beide zunehmend Gefallen an Sex auf dem Küchentisch gefunden hatten, befanden sich dort nun praktischere Gegenstände. „Das war wirklich ein … Geniestreich“, flüsterte Kibum bebend, nachdem Jinki die Lade wieder zugeschoben, das Kondom ausgepackt und außerdem die Kappe des Gleitgels mit seinem Daumen aufgeschnippt hatte. Der Blonde atmete ein paar Mal tief durch, um sich auf das kühle Gel vorzubereiten und wurde dann auch nicht enttäuscht, als Jinkis Finger schließlich in ihn eindrangen. Genießend biss Kibum seine Zähne zusammen, wobei er den anfänglichen, leichten Schmerz geflissentlich ignorierte. Jinki hatte innerhalb der letzten Tage außerdem weniger gearbeitet, weswegen Kibum momentan recht gut „im Training“ war. „Mehr …“, gab Kibum seinem Freund schließlich leise das Okay den nächsten Schritt zu tun und konnte dann spüren, wie Jinki seine Finger zurückzog. Jinki wartete prinzipiell darauf, dass Kibum ihn darum bat weiterzumachen; das hatte er von Anfang an getan und Kibum genoss es, dass der Ältere so auf ihn einging. „Dein Wunsch ist mir Befehl.“ Mit Hilfe seiner rechten Hand positionierte Jinki sich an dem Eingang Kibums und schob sich schließlich nach und nach weiter in den Jüngeren, wobei er seine Hand nach einiger Zeit zum Kreuz Kibums bewegte, um ein wenig gegenzuhalten. Stöhnend rollte Jinki sein Becken gegen seinen Freund, nachdem er bis zum Anschlag in ihn eingedrungen war und begann sich kurz darauf langsam in ihm zu bewegen. Seinen Blick hielt er dabei die ganze Zeit über auf Kibum; er liebte es einfach seinem Freund beim Sex ins Gesicht sehen und jede noch so kleine Regung der feinen Züge Kibums wahrnehmen zu können. „Kibummie~“ Nach und nach drückte Jinki Kibum weiter zurück, wobei dieser es schließlich aufgab sich abstützen zu wollen und schließlich mit dem Rücken auf die Tischplatte sank. So konnte Jinki ihn besser an den Hüften festhalten und an sich ziehen, während er nach und nach ein schnelleres Tempo aufbaute. Kibum wusste, dass er spätestens am nächsten Morgen ein paar hübsche blaue Flecken in Form von Jinkis Fingern vorfinden würde, doch momentan konnte und wollte er sich deswegen keine Gedanken machen. „Jinki … oh Gott, Jinki …“, murmelte er wie ein Mantra in sich hinein, nachdem seine Hand schließlich ihren Weg zu seiner Körpermitte gefunden und dort seine Erektion umfasst hatte. Er konnte deutlich spüren, dass er sich seinem Orgasmus näherte; Jinki schien es da allerdings nicht anders zu gehen, denn seine Stöße waren deutlich unregelmäßiger und teilweise auch härter geworden. Stöhnend bog Kibum seinen Rücken durch, als ein weiterer Stoß ihn geradezu über die Klippe beförderte und er für ein paar Sekunden Sternchen hinter seinen geschlossenen Augenlidern herumtanzen sehen konnte. Aber auch Jinki schien seinen Orgasmus erreicht zu haben, denn seine Bewegungen waren nun wieder deutlich sanfter und kaum mehr als ein Rollen seiner Hüften. Kibum hatte es schon immer sehr geschätzt, dass der Ältere ihn quasi an den Nachwehen seines Höhepunktes teilhaben ließ. „Mhm …“ Zufrieden atmete Kibum tief durch, nachdem Jinki von seinen Oberschenkeln abgelassen hatte. Er konnte spüren, dass seine Beine sogar im Liegen leicht zitterten, weswegen er schon froh war, dass Jinki ihn nicht sofort in die Höhe gezogen hatte. „Jinki, das war unglaublich.“ „Das kann ich nur zurückgeben“, erwiderte der Ältere heiser und wollte sich gerade nach vorne lehnen, um seinem Geliebten einen Kuss zu stehlen, als vom Flur her plötzlich Geräusche zu hören waren. Irritiert warf Jinki einen Blick über seine Schulter und entdeckte dann auch sofort Taemin, der einen Rucksack in der einen und seine Umhängetasche in der anderen Hand hielt und seine Augen um gut das Doppelte geweitet hatte. „BAH! BAAH!“ Schaudernd drückte er sich die Hand über die Augen und stolperte ein paar Schritte weiter, um seinen Bruder und Kibum nicht mehr sehen zu müssen. „Immer wieder! Wie die Tiere, großer Gott!“ Taemins Zetern war noch einige Zeit lang zu hören, bis er schließlich die Wohnzimmertür hinter sich zuwarf. Danach kehrte wieder Ruhe ein; beziehungsweise, es kehrte beinahe Ruhe ein, denn Kibum hatte sich nun auch endlich aufgerichtet und seine Arme kichernd um Jinkis Nacken geschlungen. Er konnte sich nicht helfen, er fand die Situation einfach zu komisch und gleichzeitig auch recht vertraut. „Ich glaube, dass ich eben ein Déjà-vu hatte, Liebling.“ Jinki hob auf Kibums Worte hin glucksend eine Augenbraue an und drückte seinem Freund noch einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, ehe er schließlich ein leises „Nicht nur du“ erwiderte. -- Nachdem sie die Küche wieder auf Vordermann gebracht und vor allem den Küchentisch besonders gründlich bearbeitet hatten, war Kibum im Badezimmer verschwunden, um schnell zu duschen. Normalerweise wären sie natürlich zu zweit unter die Dusche gesprungen, aber nun, da Taemin im Wohnzimmer saß und ganz offensichtlich auf jemanden wartete, der sich seiner annahm, ging das schlecht. Jinki wischte sich ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht, ehe er seine Jogginghose – die Jeans wollte er nun wirklich nicht mehr anziehen – gerade zog und anschließend das Wohnzimmer ansteuerte. Taemin hatte sich dort, ganz wie Jinki es schon erwartet hatte, auf dem Sofa ausgestreckt und hielt sich außerdem noch sein Tablet vors Gesicht. Anscheinend wollte er wirklich ganz sichergehen, dass er nur noch Dinge sah, die auch wirklich für seine Augen bestimmt waren. „Taemin.“ Jinki ließ sich auf dem Sofa nieder, nachdem der Jüngere seine Beine angezogen und aufgestellt hatte. „Was-“ „Ich hab euren Wohnungsschlüssel dort auf den Couchtisch gelegt“, Taemin schielte kurz über den oberen Rand des Tablets und zog seine Augenbrauen ein wenig zusammen. Jinki wusste, dass der Jüngere die Nase rümpfte, sich aber nicht traute zu motzen. Schließlich war dies immer noch Kibums und Jinkis Wohnung und im Prinzip konnten sie dort alles machen was sie wollten. „Taeminnie, stell dich nicht so an …“ Jinki streckte seine Hand nach dem Tablet aus, um es seinem Bruder kurzerhand abzunehmen. Taemin wehrte sich ein wenig dagegen, doch letzten Endes ließ er sich das Gerät doch noch aus den Händen ziehen. „So unschuldig bist du weiß Gott nicht.“ Jinki schüttelte schmunzelnd den Kopf, dann schaltete er das Tablet aus und legte es auf dem Couchtisch ab. Später würde er noch dafür sorgen, dass Taemin den Zweitschlüssel zu ihrer Wohnung wieder an sich nahm, aber nun war erst einmal der Grund seines Besuches wichtiger. Immerhin hatte er sich vorher nicht angemeldet und das war eigentlich etwas, das Taemin schon tat. Das hieß, er tat es, seit Jinki es ihm angewöhnt hatte. „Also, was genau führt dich eigentlich hierher?“ „Müssen wir unbedingt gleich darüber reden?“ Taemin richtete sich auf, wodurch seine Weste ein wenig hinunterrutschte und den Blick auf seinen Hals freigab. Zwar war ihm bereits zuhause aufgefallen, dass die Stelle, an der Jonghyun ihn festgehalten hatte, sich dunkel verfärbt hatte, aber viel dagegen machen konnte er nicht. Anders als Kibum besaß er schließlich keine 5000 verschiedenen Make-up Artikel, mit denen er so etwas abdecken konnte. „Ich meine, das hat doch auch noch ein bisschen Zeit und-“ Taemin musste sich jäh selbst unterbrechen, als Jinki seine Hand nach ihm ausstreckte, diese im Stoff der Weste verhedderte und ihn dann kurzerhand näher an sich heranzog. So hatte es ja kommen müssen und Taemin verfluchte sich selbst für seine grenzenlose Faulheit. Kurz nachdem er seine Wohnung verlassen hatte, hatte er noch darüber nachgedacht wieder umzukehren und ein Halstuch mitzunehmen, aber natürlich hatte er es dann nicht in die Tat umgesetzt. „Jinki, das ist nicht so schlimm, okay? Reg dich nicht auf.“ „Reg dich nicht auf?!“, wiederholte Jinki aufgebracht, wobei er seine Finger über Taemins Nacken, Unterkiefer und schließlich zu seinen Schlüsselbeinen wandern ließ. Ernsthaft verletzt schien er schon einmal nicht zu sein, denn er hatte die flüchtige Untersuchung ruhig über sich ergehen lassen. „Wie soll ich mich da nicht aufregen, Taemin? Wo hast du das her?“ Direkt nachdem Jinki diese Frage gestellt hatte, schien es ihm allerdings auch schon zu dämmern, denn er verengte gefährlich seine Augen. „Er war es, nicht wahr? Natürlich war er es!“ Wütend wandte Jinki sich ab und stemmte sich in der gleichen Bewegung auch in die Höhe. Das war also der Dank dafür, dass man die eigene Existenz riskierte und ihm das Leben rettete?! „Ich fass es nicht. Ich fass es einfach nicht!“ „Jinki, bitte …“ Taemin hob beschwichtigend seine Hände und versuchte seinen Bruder davon abzuhalten sich noch weiter in Rage zu reden, beziehungsweise zu schreien. „Ich war nicht ganz unschuldig daran, okay? Ich hab ihn gereizt.“ „Ach, du hast ihn gereizt?“ Jinki hielt inne, um leise aufzulachen. „Ja, na wieso sagst du das denn nicht gleich, Taemin? Wenn du ihn gereizt hast, ist diese Reaktion natürlich vollkommen in Ordnung! Meine Güte, hättest du mir das von Anfang an gesagt, hätte ich mich gar nicht so aufregen müssen.“ Jinkis Stimme triefte förmlich vor Sarkasmus und auch das Lächeln, welches sich auf seine Züge geschlichen hatte, war alles andere als echt. Ihm war deutlich anzusehen, dass er vor Zorn geradezu brodelte und in diesem Moment war Taemin wirklich froh darüber, dass er nicht wusste, wo genau Jonghyun sich gerade aufhielt. So wütend wie Jinki war, hätte er es wahrscheinlich fertig gebracht und hätte ihm einen Besuch abgestattet. Wie dieser allerdings ausgegangen wäre, das wollte Taemin sich nicht vorstellen. „Bist du dann fertig?“ Taemin rieb langsam über seinen Oberarm und zog dabei seine Schultern an. „Wir haben uns einfach gestritten und dann ist das Ganze eskaliert. Ich hab ihn angeschrien und aus der Wohnung geworfen. Das war vor ungefähr drei Stunden und ich wollte dann nicht allein zuhause bleiben, deswegen bin ich hergekommen.“ Seufzend blickte er auf, wobei er ein wenig auf seiner Unterlippe herumkaute. Er konnte nicht leugnen, dass der Streit ihn ziemlich mitgenommen hatte und er versuchte es auch gar nicht. Jinki hatte über die Jahre hinweg leider die Gabe entwickelt ihn wie Glas zu durchschauen. Wozu sollte er sich also die Mühe machen und seinen Bruder belügen? „Ich glaube nicht, dass Jonghyun mir wirklich wehtun wollte.“ „Das macht es immer noch nicht besser.“ Jinki rieb sich kopfschüttelnd über die schmerzenden Schläfen. Gerade eben war er noch herrlich entspannt und gut gelaunt gewesen, doch all das hatte sich in dem Moment verflüchtigt, als er die Blessuren an Taemins Hals entdeckt hatte. Jonghyun (Jinki konnte nicht glauben, dass tatsächlich Jonghyun und nicht Raptor dafür verantwortlich war) musste einiges an Kraft aufgewendet haben und das war schon besorgniserregend. „Und Taeminnie, ganz ehrlich? Ich hätte gute Lust der Polizei einen anonymen Tipp zukommen zu lassen.“ „Was?!“ Innerhalb weniger Sekunden hatte Taemins Gesichtsfarbe von blass zu aschfahl gewechselt, „Jinki, nein! NEIN!“ Hektisch stemmte er sich in die Höhe, um sich wenig später an das Oberteil seines älteren Bruders zu hängen und unruhig daran zu ziehen. „Das darfst du nicht. Das kannst du nicht!“ „Taemin, wie soll ich denn deiner Meinung nach reagieren, wenn du mir sagst, dass er dich angegriffen hat?“ „WER hat Taemin angegriffen?!“ Leise ächzend kniff Taemin seine Augen zu. Langsam aber sicher begann das Ganze sich zu verselbstständigen und nun, da auch noch Kibum etwas aufgeschnappt hatte, würde es nur noch schwieriger werden. Wieso nur war er nicht einfach zuhause geblieben, hatte Eiscreme in sich hineingeschaufelt und sich auf ganz normale Art und Weise seinem Liebeskummer hingegeben? Warum hatte er unbedingt Jinki und Kibum einweihen müssen? „Dreimal darfst du raten.“ Wenig begeistert drehte Jinki Taemin an den Schultern herum, damit auch Kibum sich ein Bild machen konnte. „Aber keine Sorge, Kibummie. Taemin hat mir erklärt, dass es okay ist, weil er ihn gereizt hat, also kein Grund sich aufzuregen.“ Dass Taemin ihm über seine Schulter hinweg einen bitterbösen und durch und durch giftigen Blick zuwarf, ignorierte Jinki geflissentlich. Er wusste, dass Kibum auf seiner Seite stehen und ihm dabei helfen würde, Taemin den Kopf zurechtzurücken. „Ich werde ihm seine verdammten Eier bis in den Hals hochtreten.“ Kibum hatte seine Finger hauchzart über Taemins Hals streifen lassen und dabei leise geschnaubt. „Dieser kleine-“ „HÖRT ENDLICH AUF!“ Taemin löste sich energisch von seinem Bruder und baute sich anschließend vor den beiden Älteren auf. Es rührte ihn natürlich, dass die beiden sich so für ihn einsetzten und Jonghyun wohl am liebsten den Hals umgedreht hätten, aber dass sie gar nicht erst darauf eingehen wollten, dass er zumindest zum Teil Schuld an der Situation war, konnte er nicht zulassen. „Ich weiß, dass ihr von Jonghyun nicht begeistert seid, aber ich hab genauso Scheiße gebaut. Wenn ihr mir nur fünf Minuten Zeit gebt das Ganze zu erklären, denkt ihr nachher bestimmt anders.“ „Ja, ganz bestimmt.“ Kibum verschränkte skeptisch die Arme vor der Brust, nickte Taemin dann aber doch auffordernd zu. Er ging einfach davon aus, dass dies auch in Jinkis Sinne war, denn schließlich hatten sie schon des Öfteren Taemins Beziehung zu Jonghyun, beziehungsweise Raptor diskutiert. Jinki war dagegen gewesen, aber Kibum hatte ihn letzten Endes doch noch davon überzeugen können Jonghyun wie einen normalen Freund zu sehen und auch zu behandeln. Grundsätzlich standen sie natürlich zu jeder Zeit auf Taemins Seite, das war klar, aber wenn sich die Gelegenheit ergab, hatten sie auch ein offenes Ohr für die andere Version der Geschichte. In solchen Situationen fiel dies nur leider recht schwer. „Ich wurde heute auf dem Campus von einem anderen Studenten angesprochen. Sein Name ist Youngcheol und er meinte, dass er meine Arbeit über Raptor gelesen hat.“ Taemin zuckte kurz mit den Schultern. „Eigentlich wollte ich mich nicht mit ihm unterhalten, aber er hat erzählt, dass er sich für Rex interessiert und na ja, ich wollte eben herausfinden was er weiß.“ Während er gesprochen hatte, hatte er Jinki und Kibum keine Sekunde aus den Augen gelassen. Jinkis Blick konnte wohl immer noch problemlos eine ganze Armee in die Flucht schlagen, aber zumindest Kibum wirkte nun eher interessiert. „Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Jonghyun mir gefolgt ist. Er hat das nur gemacht, weil ich ihm erzählt habe, dass ich mich beobachtet fühle. Er hat sich Sorgen gemacht und wollte sichergehen, dass mir nichts passiert.“ Ein kleines Lächeln huschte über Taemins Züge. Wenn man die Tatsache außer Acht ließ, dass Jonghyun ihm geradezu hinterher gestalkt war, klang es schon irgendwie süß. „Auf jeden Fall fand er es nicht allzu gut, dass ich mit Youngcheol mitgegangen bin.“ „Das war auch nicht allzu intelligent“, warf Jinki an dieser Stelle ein, wobei er wenig begeistert den Blick abwandte, „Da muss ich ihm ausnahmsweise zustimmen.“ „Ja eben!“ Taemin war sich durchaus bewusst, dass er selbst sich damit keinen Gefallen tat, aber er hatte immer noch im Hinterkopf, dass Jinki der Polizei einen Tipp geben wollte. Das konnte er einfach nicht zulassen. „Ich war dann wütend auf ihn, weil er mir hinterher gelaufen ist und ich hab eventuell … vielleicht … gesagt, dass er wieder anfangen soll zu morden.“ Noch bevor Jinki oder Kibum darauf reagieren konnten, hatte Taemin beide Hände in die Höhe gerissen und die beiden daran gehindert etwas zu sagen. Er wusste, dass nun gleich einiges auf ihn zukommen würde, aber zuerst wollte er noch ein paar Dinge loswerden. „Youngcheol meinte, dass Rex wieder aufgetaucht ist und ich bin mir sicher, dass außer Jonghyun niemand in der Lage ist ihn aufzuhalten. Deswegen hab ich das gesagt. JETZT bin ich fertig und ihr könnt mir gerne alles an den Kopf werfen, das euch einfällt.“ Seufzend und auch irgendwie erschöpft, trabte Taemin hinüber zum Sofa und ließ sich darauf sinken. Jetzt geht’s bestimmt gleich richtig rund. Taemin rieb sich die Stirn, nachdem er seine Stirnfransen zurückgestrichen hatte und wartete geduldig darauf, dass entweder Jinki oder Kibum die Stille durchbrachen. Keiner der beiden schien ihm diesen Gefallen allerdings allzu bald tun zu wollen, denn auch nachdem sie sich ebenfalls hingesetzt hatten, schwiegen sie beharrlich weiter. „Jinki, Kibum, wollt ihr nicht-“ „Lass uns das jetzt verdauen“, Kibum vollführte eine herrische Handbewegung auf Taemins Worte hin und Jinki schien der Welt überhaupt ein wenig entrückt zu sein. Wahrscheinlich war die ganze Geschichte auf einmal wirklich eine Nummer zu groß gewesen, aber Taemin glaubte trotzdem nicht, dass seine Entscheidung falsch gewesen war. Es war immer besser sofort mit der Wahrheit herauszurücken, so viel stand fest. „Du hast diesem Youngcheol doch hoffentlich nicht deine Nummer gegeben oder ihm vielleicht verraten wo du wohnst, oder?“ „Er hat mir seine Nummer aufgeschrieben, aber ich hab sie weggeworfen.“ „Es geschehen doch noch Zeichen und Wunder.“ Kibums Mundwinkel zuckten leicht nach oben und Jinki schaffte es zumindest sich ein zustimmendes Brummen abzuringen. „Aber mal ehrlich, Taemin … Wow! Das ist echt verflucht viel Scheiße auf einmal.“ In solchen Situationen vergaß Kibum immer gern, dass er eigentlich eine gute Kinderstube genossen hatte und sprach seine Gedanken genauso aus, wie sie nun einmal waren. Natürlich bekam er deswegen immer wieder Beschwerden zu hören, aber in diesem Fall wusste er, dass Taemin es nicht wagen würde etwas zu sagen. „Wo ist Jonghyun jetzt?“ „Darüber haben wir gesprochen, als du noch im Badezimmer warst. Taemin hat ihn aus der Wohnung geworfen, nachdem er ihn angegriffen hat“, warf Jinki erklärend ein und streichelte Kibum gedankenverloren über das Knie. Er gab es nicht allzu gerne zu, aber nun, da er die ganze Geschichte kannte, fiel es ihm schon schwerer wütend auf Jonghyun zu sein. Dass er Taemin verletzt hatte, konnte er selbstverständlich nach wie vor nicht gutheißen und würde sich die Gelegenheit ergeben, würde Jinki ihm dafür vermutlich noch ein nettes Veilchen verpassen, aber ansonsten hatte sein Bruder wirklich recht gehabt, als er gesagt hatte, dass sie beide sich nicht richtig verhalten hatten. Würde mich nicht wundern, wenn ich morgen ein graues Haar finden würde. Oder zehn. Jinki atmete geräuschvoll aus, danach griff er nach Kibums Hand, um diese kurz zu drücken. „Würdest du für Taemin das Gästebett beziehen, Liebling? Es ist bestimmt besser, wenn er ein paar Tage bei uns bleibt.“ „Natürlich. Das mach ich sofort.“ Kibum schenkte Jinki ein schnelles Lächeln, danach erhob er sich, um das Wohnzimmer zu verlassen. Im Vorbeigehen streichelte er dabei noch kurz über die Schulter ihres Schützlings. „Ich werde mich bei der Gelegenheit auch gleich ums Abendessen kümmern. Und nein, Taemin, wir werden nichts bestellen. Die Küche ist sauber und ich kann auf Fast Food verzichten, vielen Dank.“ Woher Kibum gewusst hatte, dass er tatsächlich fragen wollte, ob sie nicht einfach etwas bestellen konnten, war Taemin ein Rätsel; trotzdem klappte er seinen Mund unverrichteter Dinge wieder zu und ließ sich zurück gegen die Sofalehne sinken. Er konnte Jinkis Blick, der nach wie vor auf ihm ruhte, deutlich spüren und anders als sonst, war es ihm nicht egal. Taemin fühlte sich nicht allzu wohl dabei so angestarrt und gemustert zu werden. „Mir tut wirklich nichts weh, Jinki. Jonghyun hat aufgepasst, dass er mich nicht wirklich verletzt.“ „Sieht so aus.“ Jinki rieb sich kurz übers Kinn, danach beschloss er, dass ein taktischer Rückzug in manchen Fällen das Beste war. Sie alle wollten nun ein wenig ihren Gedanken nachhängen und dabei möglichst ungestört bleiben. Da bot es sich doch geradezu an, dass er, während Kibum das Abendessen vorbereitete, ebenfalls unter die Dusche stieg. „Übrigens, Taeminnie …“ Er hielt kurz inne, nachdem er schon auf die Wohnzimmertür zugegangen war, „Ich werde der Polizei keinen anonymen Tipp zukommen lassen. Wenn also sonst niemand Jonghyun erkannt hat, ist er sicher.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ Jinki das Wohnzimmer. Ob diese Entscheidung tatsächlich die richtige gewesen war, würde sich noch zeigen, aber immerhin musste Taemin sich deswegen nun keine Sorgen mehr machen. Und Taemin war auf Jinkis Worte hin tatsächlich ein gewaltiger Stein vom Herzen gefallen. Zwar hatte er seinem Bruder nicht wirklich zugetraut, dass er Jonghyun ans Messer liefern würde, aber es aus seinem eigenen Mund zu hören, hatte Taemin noch gefehlt. Ein Glück … Seufzend drückte Taemin sich beide Hände fest ins Gesicht und hätte dann beinahe das leise Summen, das aus seiner Umhängetasche kam, überhört. Jinki und Kibum konnten es kaum sein, denn schließlich befanden sie sich in der gleichen Wohnung und da rief man sich für gewöhnlich ja eher selten untereinander an. Neugierig, aber gleichzeitig auch recht träge, streckte Taemin seine Hand nach der Tasche aus und kramte dann blind darin herum, bis er sein Handy schließlich zu Tage förderte. Er kannte die Nummer nicht, die ihm vom Display her entgegen blitzte, weswegen er kurz stockte, ehe er die SMS doch noch öffnete. Taemin, wir müssen uns unterhalten. Es tut mir wirklich leid was geschehen ist und ich hoffe, dass du mir noch einmal verzeihen kannst. Ich warte morgen nach deiner letzten Vorlesung in der Tiefgarage der Universität auf dich. Keine Sorge, ich finde dich, solltest du dich dazu entschließen mir noch eine Chance zu geben. Ich liebe dich. ~Jonghyun tbc ... Das Lied, das Kibum gesungen hat: http://www.youtube.com/watch?v=hEhutIEUq8k => MIKA - We Are Golden http://www.youtube.com/watch?v=OXhGWFq59KY => Key - We Are Golden (Achtet auf das Kachiing am Ende ^^) Kapitel 6: 歸宿 - Zuflucht - [ zensiert ] --------------------------------------- Titel: Rex Autor: jonglicious Kapitel: O5 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG13 – NC17 Pairings: JongTae, Onkey Beta-Leser: N✰ (wurde mal Zeit, dass das hier angeführt wird!) A/N: Hier haben wir jetzt die zensierte Version von Kapitel 5 xD und diesmal hab ichs sogar geschafft den Kapitelnamen gleich einzugeben OTL was für eine Leistung! Alsoo~ ... ... Viel Spaß! 3 -- Konzentriert las Jinki sich erneut den Absatz durch, den er soeben verfasst hatte und zog dabei blind den Notizblock, den er neben seinem Laptop abgelegt hatte, näher an sich heran, um seinen Notizen noch ein paar Ergänzungen und Anmerkungen hinzufügen zu können. Zwar war er eigentlich schon vollauf mit seiner eigenen Klinik beschäftigt, aber das bedeutete nicht, dass ihn seine frühere Arbeit nicht hin und wieder noch einholte. In der Nervenklinik seines Vaters gab es schließlich noch Patienten, welche Jinki seit ihrer Einlieferung behandelt hatte und diese hatten sich nun einmal an ihn gewöhnt. Nach und nach waren ihm von anderen Ärzten zwar schon ein paar abgenommen worden, aber ein paar hartnäckige Fälle waren leider immer vorhanden und diese an eine fremde Person zu gewöhnen, war harte Arbeit. Seufzend befeuchtete Jinki seine trockenen Lippen mit seiner Zunge, während er die Füllfeder erneut auf das Papier setzte und- WHO GIVES A DAMN ABOUT THE FAMILY YOU COME FROM? NO GIVING UP WHEN YOU'RE YOUNG AND YOU WANT SOME! Wie unter einem Schlag fuhr Jinki zusammen und rutschte dabei mit der Füllfeder über seinen Notizblock und weiter bis auf den Schreibtisch. Das kratzende Geräusch trieb ihm eine Gänsehaut auf die Unterarme und nachdem er sich wieder einigermaßen gesammelt hatte, fiel ihm auch auf, dass die Schreibfeder unschön verbogen worden war. Perplex blinzelte Jinki ein paar Mal, um zu begreifen, dass er soeben seinen Stift in die ewigen Jagdgründe befördert hatte, danach ließ er seinen Blick weiter über die Sauerei wandern, die er angerichtet hatte. Seine Notizen waren verschmiert und auch der Tisch war tintenblau. Brummend hob er seinen Blick an, um dann die geschlossene Tür seines Arbeitszimmers anzuvisieren. „Kibum …“, knarrte er bedrohlich, wobei er jeder morschen Tür Konkurrenz machte, und stemmte sich dann in die Höhe. Um seinen Notizblock und den Schreibtisch würde er sich später noch kümmern, aber zuerst musste er herausfinden, ob sein Freund nun den Verstand verloren hatte. Schließlich war es bereits Abend und anders als Kibum, der zu jeder Tageszeit aufgedreht und fit sein konnte, wollten andere Menschen auch einmal ein wenig Ruhe. Jinki konnte gut darauf verzichten, dass andere Mieter sich bei ihnen oder sogar noch beim Vermieter persönlich beschwerten. Na warte, grummelte Jinki in sich hinein, während er den Flur entlang marschierte und dann in die Küche einbog. Der Anblick, der sich ihm dort allerdings bot, ließ Jinkis Wut augenblicklich wieder verrauchen: Kibum hatte die Zeit offensichtlich sinnvoll nutzen und den Boden wischen wollen; das hieß, so war es gedacht gewesen. Das was Jinki allerdings zu sehen bekam war Kibum, der beschwingt mit dem Besen durch die Küche tanzte und ihn dabei auch hin und wieder als Mikrofon missbrauchte. Zugegeben, Kibum traf nicht immer alle Töne, aber das machte er durch Begeisterung und Freude an der Musik zehnmal wieder wett. Lächelnd verschränkte Jinki die Arme vor der Brust und ließ sich gleichzeitig gegen den Türrahmen sinken. Bis jetzt hatte Kibum ihn noch nicht bemerkt, denn er sang immer noch lautstark mit und kehrte dabei auch immer wieder im Takt der Musik über den Boden. Ob er in diesem Tempo jemals fertig werden würde war fraglich, aber nachdem ihre Wohnung immer sauber war, wollte Jinki die Methoden seines Geliebten lieber nicht anzweifeln. „KACHIIIING!“, stieß Kibum lautstark am Ende des Liedes hervor, wobei er noch ein weiteres Mal drehte und erst dann zur Küchentür, beziehungsweise zu Jinki hinüber blickte. Daraufhin legte sich fast augenblicklich ein gesunder Rotton auf seine Wangen und noch ehe die CD zum nächsten Lied springen konnte, hatte Kibum sich förmlich auf den CD Player geworfen, um ihn abzuwürgen. Nachdem Jinki sich vorhin in sein Arbeitszimmer zurückgezogen hatte, war es so ruhig gewesen, dass Kibum direkt darauf vergessen hatte, dass sein Freund ja eigentlich auch zuhause war. Verlegen leckte Kibum sich über die Lippen und lehnte den Besen dann schnell gegen den Kühlschrank, ehe er auf Jinki zuging. „Will ich wissen, wie lange du da schon stehst?“ „Ich glaube nicht.“ Jinki streckte amüsiert seine Hand nach dem Jüngeren aus und zog ihn schließlich in eine sanfte Umarmung. Kibums Atmung ging immer noch recht schnell und als er sich schließlich an ihn lehnte, konnte Jinki deutlich spüren wie warm die Wangen des anderen waren. Allerdings hatte Jinki so eine Ahnung, dass die Wärme viel eher daher rührte, dass es Kibum peinlich war beobachtet worden zu sein. „Du solltest die Musik um diese Zeit nicht mehr so laut machen, Liebling. Vergiss nicht, dass wir ein paar ältere Nachbarn haben.“ „Ein bisschen gute Musik hat noch keinem geschadet.“ „Ja, Kibummie, du sagst es. Gute Musik.“ Jinki hob schmunzelnd eine Augenbraue an, danach lehnte er sich ein wenig nach vorne, um Kibum einen sanften Kuss aufzudrücken. Nachdem er eben unterbrochen worden war und dann auch noch gesehen hatte, wie Kibum durch die Küche getanzt war, glaubte er nicht, dass er sich allzu schnell wieder seiner Arbeit zuwenden konnte. Zuerst musste er sich da nämlich noch um etwas ganz anderes kümmern. Leise schnurrend schob Jinki seine Hände unter das weite Oberteil Kibums und zog es ein bisschen in die Höhe, während er seine Fingerspitzen über die weiche Haut tänzeln ließ. Das war eindeutig ein gutes Stück interessanter als Patientenakten und die unfreundliche E-Mails, die er von der Sekretärin seines Vaters erhalten hatte. Mit dieser hatte Jinki sich eigentlich immer gut verstanden, doch nachdem er die Klinik verlassen hatte, hatte sich dies drastisch geändert. Warum genau konnte er sich nicht erklären, aber er konnte sich schon gut vorstellen, dass sein Vater der Frau für jede Beleidigung ein paar tausend Won mehr ausbezahlte. Aber wie auch immer, Jinki schob die Gedanken an seinen ehemaligen Arbeitsplatz von sich, als er Kibums weiche Lippen spüren konnte, die so sanft über seinen Hals strichen. ......... „Jinki, das war unglaublich.“ „Das kann ich nur zurückgeben“, erwiderte der Ältere heiser und wollte sich gerade nach vorne lehnen, um seinem Geliebten einen Kuss zu stehlen, als vom Flur her plötzlich Geräusche zu hören waren. Irritiert warf Jinki einen Blick über seine Schulter und entdeckte dann auch sofort Taemin, der einen Rucksack in der einen und seine Umhängetasche in der anderen Hand hielt und seine Augen um gut das Doppelte geweitet hatte. „BAH! BAAH!“ Schaudernd drückte er sich die Hand über die Augen und stolperte ein paar Schritte weiter, um seinen Bruder und Kibum nicht mehr sehen zu müssen. „Immer wieder! Wie die Tiere, großer Gott!“ Taemins Zetern war noch einige Zeit lang zu hören, bis er schließlich die Wohnzimmertür hinter sich zuwarf. Danach kehrte wieder Ruhe ein; beziehungsweise, es kehrte beinahe Ruhe ein, denn Kibum hatte sich nun auch endlich aufgerichtet und seine Arme kichernd um Jinkis Nacken geschlungen. Er konnte sich nicht helfen, er fand die Situation einfach zu komisch und gleichzeitig auch recht vertraut. „Ich glaube, dass ich eben ein Déjà-vu hatte, Liebling.“ Jinki hob auf Kibums Worte hin glucksend eine Augenbraue an und drückte seinem Freund noch einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, ehe er schließlich ein leises „Nicht nur du“ erwiderte. -- Nachdem sie die Küche wieder auf Vordermann gebracht und vor allem den Küchentisch besonders gründlich bearbeitet hatten, war Kibum im Badezimmer verschwunden, um schnell zu duschen. Normalerweise wären sie natürlich zu zweit unter die Dusche gesprungen, aber nun, da Taemin im Wohnzimmer saß und ganz offensichtlich auf jemanden wartete, der sich seiner annahm, ging das schlecht. Jinki wischte sich ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht, ehe er seine Jogginghose – die Jeans wollte er nun wirklich nicht mehr anziehen – gerade zog und anschließend das Wohnzimmer ansteuerte. Taemin hatte sich dort, ganz wie Jinki es schon erwartet hatte, auf dem Sofa ausgestreckt und hielt sich außerdem noch sein Tablet vors Gesicht. Anscheinend wollte er wirklich ganz sichergehen, dass er nur noch Dinge sah, die auch wirklich für seine Augen bestimmt waren. „Taemin.“ Jinki ließ sich auf dem Sofa nieder, nachdem der Jüngere seine Beine angezogen und aufgestellt hatte. „Was-“ „Ich hab euren Wohnungsschlüssel dort auf den Couchtisch gelegt“, Taemin schielte kurz über den oberen Rand des Tablets und zog seine Augenbrauen ein wenig zusammen. Jinki wusste, dass der Jüngere die Nase rümpfte, sich aber nicht traute zu motzen. Schließlich war dies immer noch Kibums und Jinkis Wohnung und im Prinzip konnten sie dort alles machen was sie wollten. „Taeminnie, stell dich nicht so an …“ Jinki streckte seine Hand nach dem Tablet aus, um es seinem Bruder kurzerhand abzunehmen. Taemin wehrte sich ein wenig dagegen, doch letzten Endes ließ er sich das Gerät doch noch aus den Händen ziehen. „So unschuldig bist du weiß Gott nicht.“ Jinki schüttelte schmunzelnd den Kopf, dann schaltete er das Tablet aus und legte es auf dem Couchtisch ab. Später würde er noch dafür sorgen, dass Taemin den Zweitschlüssel zu ihrer Wohnung wieder an sich nahm, aber nun war erst einmal der Grund seines Besuches wichtiger. Immerhin hatte er sich vorher nicht angemeldet und das war eigentlich etwas, das Taemin schon tat. Das hieß, er tat es, seit Jinki es ihm angewöhnt hatte. „Also, was genau führt dich eigentlich hierher?“ „Müssen wir unbedingt gleich darüber reden?“ Taemin richtete sich auf, wodurch seine Weste ein wenig hinunterrutschte und den Blick auf seinen Hals freigab. Zwar war ihm bereits zuhause aufgefallen, dass die Stelle, an der Jonghyun ihn festgehalten hatte, sich dunkel verfärbt hatte, aber viel dagegen machen konnte er nicht. Anders als Kibum besaß er schließlich keine 5000 verschiedenen Make-up Artikel, mit denen er so etwas abdecken konnte. „Ich meine, das hat doch auch noch ein bisschen Zeit und-“ Taemin musste sich jäh selbst unterbrechen, als Jinki seine Hand nach ihm ausstreckte, diese im Stoff der Weste verhedderte und ihn dann kurzerhand näher an sich heranzog. So hatte es ja kommen müssen und Taemin verfluchte sich selbst für seine grenzenlose Faulheit. Kurz nachdem er seine Wohnung verlassen hatte, hatte er noch darüber nachgedacht wieder umzukehren und ein Halstuch mitzunehmen, aber natürlich hatte er es dann nicht in die Tat umgesetzt. „Jinki, das ist nicht so schlimm, okay? Reg dich nicht auf.“ „Reg dich nicht auf?!“, wiederholte Jinki aufgebracht, wobei er seine Finger über Taemins Nacken, Unterkiefer und schließlich zu seinen Schlüsselbeinen wandern ließ. Ernsthaft verletzt schien er schon einmal nicht zu sein, denn er hatte die flüchtige Untersuchung ruhig über sich ergehen lassen. „Wie soll ich mich da nicht aufregen, Taemin? Wo hast du das her?“ Direkt nachdem Jinki diese Frage gestellt hatte, schien es ihm allerdings auch schon zu dämmern, denn er verengte gefährlich seine Augen. „Er war es, nicht wahr? Natürlich war er es!“ Wütend wandte Jinki sich ab und stemmte sich in der gleichen Bewegung auch in die Höhe. Das war also der Dank dafür, dass man die eigene Existenz riskierte und ihm das Leben rettete?! „Ich fass es nicht. Ich fass es einfach nicht!“ „Jinki, bitte …“ Taemin hob beschwichtigend seine Hände und versuchte seinen Bruder davon abzuhalten sich noch weiter in Rage zu reden, beziehungsweise zu schreien. „Ich war nicht ganz unschuldig daran, okay? Ich hab ihn gereizt.“ „Ach, du hast ihn gereizt?“ Jinki hielt inne, um leise aufzulachen. „Ja, na wieso sagst du das denn nicht gleich, Taemin? Wenn du ihn gereizt hast, ist diese Reaktion natürlich vollkommen in Ordnung! Meine Güte, hättest du mir das von Anfang an gesagt, hätte ich mich gar nicht so aufregen müssen.“ Jinkis Stimme triefte förmlich vor Sarkasmus und auch das Lächeln, welches sich auf seine Züge geschlichen hatte, war alles andere als echt. Ihm war deutlich anzusehen, dass er vor Zorn geradezu brodelte und in diesem Moment war Taemin wirklich froh darüber, dass er nicht wusste, wo genau Jonghyun sich gerade aufhielt. So wütend wie Jinki war, hätte er es wahrscheinlich fertig gebracht und hätte ihm einen Besuch abgestattet. Wie dieser allerdings ausgegangen wäre, das wollte Taemin sich nicht vorstellen. „Bist du dann fertig?“ Taemin rieb langsam über seinen Oberarm und zog dabei seine Schultern an. „Wir haben uns einfach gestritten und dann ist das Ganze eskaliert. Ich hab ihn angeschrien und aus der Wohnung geworfen. Das war vor ungefähr drei Stunden und ich wollte dann nicht allein zuhause bleiben, deswegen bin ich hergekommen.“ Seufzend blickte er auf, wobei er ein wenig auf seiner Unterlippe herumkaute. Er konnte nicht leugnen, dass der Streit ihn ziemlich mitgenommen hatte und er versuchte es auch gar nicht. Jinki hatte über die Jahre hinweg leider die Gabe entwickelt ihn wie Glas zu durchschauen. Wozu sollte er sich also die Mühe machen und seinen Bruder belügen? „Ich glaube nicht, dass Jonghyun mir wirklich wehtun wollte.“ „Das macht es immer noch nicht besser.“ Jinki rieb sich kopfschüttelnd über die schmerzenden Schläfen. Gerade eben war er noch herrlich entspannt und gut gelaunt gewesen, doch all das hatte sich in dem Moment verflüchtigt, als er die Blessuren an Taemins Hals entdeckt hatte. Jonghyun (Jinki konnte nicht glauben, dass tatsächlich Jonghyun und nicht Raptor dafür verantwortlich war) musste einiges an Kraft aufgewendet haben und das war schon besorgniserregend. „Und Taeminnie, ganz ehrlich? Ich hätte gute Lust der Polizei einen anonymen Tipp zukommen zu lassen.“ „Was?!“ Innerhalb weniger Sekunden hatte Taemins Gesichtsfarbe von blass zu aschfahl gewechselt, „Jinki, nein! NEIN!“ Hektisch stemmte er sich in die Höhe, um sich wenig später an das Oberteil seines älteren Bruders zu hängen und unruhig daran zu ziehen. „Das darfst du nicht. Das kannst du nicht!“ „Taemin, wie soll ich denn deiner Meinung nach reagieren, wenn du mir sagst, dass er dich angegriffen hat?“ „WER hat Taemin angegriffen?!“ Leise ächzend kniff Taemin seine Augen zu. Langsam aber sicher begann das Ganze sich zu verselbstständigen und nun, da auch noch Kibum etwas aufgeschnappt hatte, würde es nur noch schwieriger werden. Wieso nur war er nicht einfach zuhause geblieben, hatte Eiscreme in sich hineingeschaufelt und sich auf ganz normale Art und Weise seinem Liebeskummer hingegeben? Warum hatte er unbedingt Jinki und Kibum einweihen müssen? „Dreimal darfst du raten.“ Wenig begeistert drehte Jinki Taemin an den Schultern herum, damit auch Kibum sich ein Bild machen konnte. „Aber keine Sorge, Kibummie. Taemin hat mir erklärt, dass es okay ist, weil er ihn gereizt hat, also kein Grund sich aufzuregen.“ Dass Taemin ihm über seine Schulter hinweg einen bitterbösen und durch und durch giftigen Blick zuwarf, ignorierte Jinki geflissentlich. Er wusste, dass Kibum auf seiner Seite stehen und ihm dabei helfen würde, Taemin den Kopf zurechtzurücken. „Ich werde ihm seine verdammten Eier bis in den Hals hochtreten.“ Kibum hatte seine Finger hauchzart über Taemins Hals streifen lassen und dabei leise geschnaubt. „Dieser kleine-“ „HÖRT ENDLICH AUF!“ Taemin löste sich energisch von seinem Bruder und baute sich anschließend vor den beiden Älteren auf. Es rührte ihn natürlich, dass die beiden sich so für ihn einsetzten und Jonghyun wohl am liebsten den Hals umgedreht hätten, aber dass sie gar nicht erst darauf eingehen wollten, dass er zumindest zum Teil Schuld an der Situation war, konnte er nicht zulassen. „Ich weiß, dass ihr von Jonghyun nicht begeistert seid, aber ich hab genauso Scheiße gebaut. Wenn ihr mir nur fünf Minuten Zeit gebt das Ganze zu erklären, denkt ihr nachher bestimmt anders.“ „Ja, ganz bestimmt.“ Kibum verschränkte skeptisch die Arme vor der Brust, nickte Taemin dann aber doch auffordernd zu. Er ging einfach davon aus, dass dies auch in Jinkis Sinne war, denn schließlich hatten sie schon des Öfteren Taemins Beziehung zu Jonghyun, beziehungsweise Raptor diskutiert. Jinki war dagegen gewesen, aber Kibum hatte ihn letzten Endes doch noch davon überzeugen können Jonghyun wie einen normalen Freund zu sehen und auch zu behandeln. Grundsätzlich standen sie natürlich zu jeder Zeit auf Taemins Seite, das war klar, aber wenn sich die Gelegenheit ergab, hatten sie auch ein offenes Ohr für die andere Version der Geschichte. In solchen Situationen fiel dies nur leider recht schwer. „Ich wurde heute auf dem Campus von einem anderen Studenten angesprochen. Sein Name ist Youngcheol und er meinte, dass er meine Arbeit über Raptor gelesen hat.“ Taemin zuckte kurz mit den Schultern. „Eigentlich wollte ich mich nicht mit ihm unterhalten, aber er hat erzählt, dass er sich für Rex interessiert und na ja, ich wollte eben herausfinden was er weiß.“ Während er gesprochen hatte, hatte er Jinki und Kibum keine Sekunde aus den Augen gelassen. Jinkis Blick konnte wohl immer noch problemlos eine ganze Armee in die Flucht schlagen, aber zumindest Kibum wirkte nun eher interessiert. „Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Jonghyun mir gefolgt ist. Er hat das nur gemacht, weil ich ihm erzählt habe, dass ich mich beobachtet fühle. Er hat sich Sorgen gemacht und wollte sichergehen, dass mir nichts passiert.“ Ein kleines Lächeln huschte über Taemins Züge. Wenn man die Tatsache außer Acht ließ, dass Jonghyun ihm geradezu hinterher gestalkt war, klang es schon irgendwie süß. „Auf jeden Fall fand er es nicht allzu gut, dass ich mit Youngcheol mitgegangen bin.“ „Das war auch nicht allzu intelligent“, warf Jinki an dieser Stelle ein, wobei er wenig begeistert den Blick abwandte, „Da muss ich ihm ausnahmsweise zustimmen.“ „Ja eben!“ Taemin war sich durchaus bewusst, dass er selbst sich damit keinen Gefallen tat, aber er hatte immer noch im Hinterkopf, dass Jinki der Polizei einen Tipp geben wollte. Das konnte er einfach nicht zulassen. „Ich war dann wütend auf ihn, weil er mir hinterher gelaufen ist und ich hab eventuell … vielleicht … gesagt, dass er wieder anfangen soll zu morden.“ Noch bevor Jinki oder Kibum darauf reagieren konnten, hatte Taemin beide Hände in die Höhe gerissen und die beiden daran gehindert etwas zu sagen. Er wusste, dass nun gleich einiges auf ihn zukommen würde, aber zuerst wollte er noch ein paar Dinge loswerden. „Youngcheol meinte, dass Rex wieder aufgetaucht ist und ich bin mir sicher, dass außer Jonghyun niemand in der Lage ist ihn aufzuhalten. Deswegen hab ich das gesagt. JETZT bin ich fertig und ihr könnt mir gerne alles an den Kopf werfen, das euch einfällt.“ Seufzend und auch irgendwie erschöpft, trabte Taemin hinüber zum Sofa und ließ sich darauf sinken. Jetzt geht’s bestimmt gleich richtig rund. Taemin rieb sich die Stirn, nachdem er seine Stirnfransen zurückgestrichen hatte und wartete geduldig darauf, dass entweder Jinki oder Kibum die Stille durchbrachen. Keiner der beiden schien ihm diesen Gefallen allerdings allzu bald tun zu wollen, denn auch nachdem sie sich ebenfalls hingesetzt hatten, schwiegen sie beharrlich weiter. „Jinki, Kibum, wollt ihr nicht-“ „Lass uns das jetzt verdauen“, Kibum vollführte eine herrische Handbewegung auf Taemins Worte hin und Jinki schien der Welt überhaupt ein wenig entrückt zu sein. Wahrscheinlich war die ganze Geschichte auf einmal wirklich eine Nummer zu groß gewesen, aber Taemin glaubte trotzdem nicht, dass seine Entscheidung falsch gewesen war. Es war immer besser sofort mit der Wahrheit herauszurücken, so viel stand fest. „Du hast diesem Youngcheol doch hoffentlich nicht deine Nummer gegeben oder ihm vielleicht verraten wo du wohnst, oder?“ „Er hat mir seine Nummer aufgeschrieben, aber ich hab sie weggeworfen.“ „Es geschehen doch noch Zeichen und Wunder.“ Kibums Mundwinkel zuckten leicht nach oben und Jinki schaffte es zumindest sich ein zustimmendes Brummen abzuringen. „Aber mal ehrlich, Taemin … Wow! Das ist echt verflucht viel Scheiße auf einmal.“ In solchen Situationen vergaß Kibum immer gern, dass er eigentlich eine gute Kinderstube genossen hatte und sprach seine Gedanken genauso aus, wie sie nun einmal waren. Natürlich bekam er deswegen immer wieder Beschwerden zu hören, aber in diesem Fall wusste er, dass Taemin es nicht wagen würde etwas zu sagen. „Wo ist Jonghyun jetzt?“ „Darüber haben wir gesprochen, als du noch im Badezimmer warst. Taemin hat ihn aus der Wohnung geworfen, nachdem er ihn angegriffen hat“, warf Jinki erklärend ein und streichelte Kibum gedankenverloren über das Knie. Er gab es nicht allzu gerne zu, aber nun, da er die ganze Geschichte kannte, fiel es ihm schon schwerer wütend auf Jonghyun zu sein. Dass er Taemin verletzt hatte, konnte er selbstverständlich nach wie vor nicht gutheißen und würde sich die Gelegenheit ergeben, würde Jinki ihm dafür vermutlich noch ein nettes Veilchen verpassen, aber ansonsten hatte sein Bruder wirklich recht gehabt, als er gesagt hatte, dass sie beide sich nicht richtig verhalten hatten. Würde mich nicht wundern, wenn ich morgen ein graues Haar finden würde. Oder zehn. Jinki atmete geräuschvoll aus, danach griff er nach Kibums Hand, um diese kurz zu drücken. „Würdest du für Taemin das Gästebett beziehen, Liebling? Es ist bestimmt besser, wenn er ein paar Tage bei uns bleibt.“ „Natürlich. Das mach ich sofort.“ Kibum schenkte Jinki ein schnelles Lächeln, danach erhob er sich, um das Wohnzimmer zu verlassen. Im Vorbeigehen streichelte er dabei noch kurz über die Schulter ihres Schützlings. „Ich werde mich bei der Gelegenheit auch gleich ums Abendessen kümmern. Und nein, Taemin, wir werden nichts bestellen. Die Küche ist sauber und ich kann auf Fast Food verzichten, vielen Dank.“ Woher Kibum gewusst hatte, dass er tatsächlich fragen wollte, ob sie nicht einfach etwas bestellen konnten, war Taemin ein Rätsel; trotzdem klappte er seinen Mund unverrichteter Dinge wieder zu und ließ sich zurück gegen die Sofalehne sinken. Er konnte Jinkis Blick, der nach wie vor auf ihm ruhte, deutlich spüren und anders als sonst, war es ihm nicht egal. Taemin fühlte sich nicht allzu wohl dabei so angestarrt und gemustert zu werden. „Mir tut wirklich nichts weh, Jinki. Jonghyun hat aufgepasst, dass er mich nicht wirklich verletzt.“ „Sieht so aus.“ Jinki rieb sich kurz übers Kinn, danach beschloss er, dass ein taktischer Rückzug in manchen Fällen das Beste war. Sie alle wollten nun ein wenig ihren Gedanken nachhängen und dabei möglichst ungestört bleiben. Da bot es sich doch geradezu an, dass er, während Kibum das Abendessen vorbereitete, ebenfalls unter die Dusche stieg. „Übrigens, Taeminnie …“ Er hielt kurz inne, nachdem er schon auf die Wohnzimmertür zugegangen war, „Ich werde der Polizei keinen anonymen Tipp zukommen lassen. Wenn also sonst niemand Jonghyun erkannt hat, ist er sicher.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ Jinki das Wohnzimmer. Ob diese Entscheidung tatsächlich die richtige gewesen war, würde sich noch zeigen, aber immerhin musste Taemin sich deswegen nun keine Sorgen mehr machen. Und Taemin war auf Jinkis Worte hin tatsächlich ein gewaltiger Stein vom Herzen gefallen. Zwar hatte er seinem Bruder nicht wirklich zugetraut, dass er Jonghyun ans Messer liefern würde, aber es aus seinem eigenen Mund zu hören, hatte Taemin noch gefehlt. Ein Glück … Seufzend drückte Taemin sich beide Hände fest ins Gesicht und hätte dann beinahe das leise Summen, das aus seiner Umhängetasche kam, überhört. Jinki und Kibum konnten es kaum sein, denn schließlich befanden sie sich in der gleichen Wohnung und da rief man sich für gewöhnlich ja eher selten untereinander an. Neugierig, aber gleichzeitig auch recht träge, streckte Taemin seine Hand nach der Tasche aus und kramte dann blind darin herum, bis er sein Handy schließlich zu Tage förderte. Er kannte die Nummer nicht, die ihm vom Display her entgegen blitzte, weswegen er kurz stockte, ehe er die SMS doch noch öffnete. Taemin, wir müssen uns unterhalten. Es tut mir wirklich leid was geschehen ist und ich hoffe, dass du mir noch einmal verzeihen kannst. Ich warte morgen nach deiner letzten Vorlesung in der Tiefgarage der Universität auf dich. Keine Sorge, ich finde dich, solltest du dich dazu entschließen mir noch eine Chance zu geben. Ich liebe dich. ~Jonghyun tbc ... -- Verwendete Lieder: http://www.youtube.com/watch?v=hEhutIEUq8k => MIKA - We Are Golden http://www.youtube.com/watch?v=OXhGWFq59KY => Key - We Are Golden (Achtet auf das Kachiiing am Ende x3) Kapitel 7: 進攻 - Angriff - ------------------------- Titel: Rex Autor: jonglicious Kapitel: O6 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: NC17 Pairings: JongTae, Onkey Beta-Leser: N✰ A/N: Tüdelüüü xD Viel Spaß -- Taemin, wir müssen uns unterhalten. Es tut mir wirklich leid was geschehen ist und ich hoffe, dass du mir noch einmal verzeihen kannst. Ich warte morgen nach deiner letzten Vorlesung in der Tiefgarage der Universität auf dich. Keine Sorge, ich finde dich, solltest du dich dazu entschließen mir noch eine Chance zu geben. Ich liebe dich. ~Jonghyun Wie oft er die Nachricht mittlerweile schon gelesen hatte, konnte Taemin beim besten Willen nicht sagen. Er wusste nur, dass die kleine Uhr in der rechten Ecke seines Handydisplays bereits 2:00 Uhr morgens anzeigte und dass er, wenn er nicht bald daran dachte zu schlafen, am nächsten Morgen jedem Zombie Konkurrenz machen könnte. Taemin drehte sich langsam auf den Bauch und zog sich dabei die Decke über den Kopf. Schon früher hatte er sich gern auf diese Art und Weise Höhlen gebaut und obwohl es auf Dauer schon ziemlich warm unter der Decke wurde, kam er von dieser Angewohnheit nicht los. Er wusste, dass Jinki – als Arzt und Psychologe war es wohl eine Art Berufskrankheit sofort alles zu analysieren und zu deuten – seine Vorliebe für „Deckenhöhlen“ darauf zurückführte, dass ihre Mutter sie früh verlassen und ihr Vater sich nie Zeit für ihn genommen hatte. Die Höhle gab ihm nun angeblich die Geborgenheit und Wärme zurück, die er damals nicht ausreichend zu spüren bekommen hatte, oder so was in der Art; Taemin schaltete für gewöhnlich ab, wenn sein Bruder zu einem seiner berühmten Vorträge ansetzte. Außerdem hatte Taemin für sich selbst bereits beschlossen, dass er es einfach nur gerne kuschlig hatte und dass er sonst gar keinen Grund brauchte. Es reichte seiner Meinung nach vollkommen aus, dass er sich wohlfühlte; nicht alles musste sofort einen tiefpsychologischen Hintergrund haben. Seufzend rieb er sich über die Stirn, als ihm klar wurde, dass er seine Gedanken abdriften hatte lassen und richtete seine Aufmerksamkeit danach schnell wieder auf die Nachricht. Das hieß, das hatte er vorgehabt, doch nachdem er das Handy einfach nur in der Hand gehalten hatte, war das Display natürlich dunkel geworden und auch die Sperre hatte sich von selbst aktiviert. Leise schnaufend rollte Taemin mit den Augen, danach wischte er mit seinem Zeigefinger über den Bildschirm und gab anschließend den vierstelligen Zahlencode (Jonghyuns Geburtsdatum) ein, um die Sperre zu lösen. Jonghyun hatte diesen Code das erste Mal, als er auf ihn aufmerksam geworden war, eher skeptisch beäugt, doch kommentiert hatte er ihn nicht. Taemin ging davon aus, dass der Ältere sich nicht auf eine Diskussion darüber hatte einlassen wollen, da er selbst keine Spur besser war. Jonghyun verwendete Taemins Geburtsdatum zwar nirgends als Passwort, allerdings war es dafür schier unmöglich ihn von dem schmalen Lederarmband zu trennen, welches Taemin ihm geschenkt hatte. Die Helligkeit, mit der ihm das Display regelrecht entgegen strahlte, ließ Taemin erneut aus seinen Gedanken hochschrecken und seine Augen anschließend flink über die Sätze gleiten. Er wusste nicht, wonach genau er suchte; vielleicht nach einem versteckten Hinweis, der ihn darin bestätigte, dass die SMS auch tatsächlich von Jonghyun geschickt worden war. Immerhin war Jonghyun im Normalfall niemand, der gerne Kurznachrichten verfasste; noch dazu glaubte Taemin einfach nicht, dass er „dumm“ genug war, mit seinem richtigen Namen zu signieren. Jonghyun war immer derjenige gewesen, der peinlichst genau darauf geachtet hatte, dass nicht einmal ein halbes Nasenhaar – gut, dies war eventuell übertrieben ausgedrückt, aber so war es Taemin oft vorgekommen – gefunden wurde. Mit anderen Worten: Jonghyun hatte stets aufgepasst, dass Taemin und er nicht in Verbindung gebracht werden konnten. Das bedeutete allerdings auch, dass Jonghyun ihm nie verraten hatte, wo er momentan wohnte und Taemin musste zugeben, dass ihn dies oft frustriert hatte. Schließlich war es ihm nicht egal, wo sein Freund sich aufhielt, wenn sie nicht gerade zusammen waren. Hingenommen hatte er es natürlich, aber eigentlich auch nur, weil er keine andere Wahl gehabt hatte; wenn man sich in einen Serienkiller verliebte und mit diesem eine Beziehung führen wollte, musste man eben Kompromisse eingehen. Dass er jetzt solche Nachrichten schickt, ergibt keinen Sinn, erklärte er sich selbst, während er auf den Rücken rollte und sein Handy dabei neben sich auf der Matratze ablegte. Nachdem dessen Display sich erneut ausgeschaltet hatte, war es nun fast vollkommen dunkel in dem kleinen Gästezimmer; nur der kleine Radiowecker, der nicht richtig funktionierte und deswegen anzeigte, dass es 16:65 Uhr war, spendete ein wenig Licht. Er könnte davon ausgehen, dass ich ihn nicht mehr sehen will, nachdem ich ihn aus der Wohnung geworfen habe. Und er hat wohl ein schlechtes Gewissen, weil wir uns gestritten haben und er mich angegriffen hat. Ganz zufrieden oder gar glücklich war Taemin mit dieser Erklärung zwar nicht, aber immerhin war es ein Anfang. Noch dazu einer, der nicht dafür sorgte, dass seine Nackenhärchen sich aufstellten und unangenehme Schauer über seinen Rücken jagten. Alle anderen Erklärungsversuche, die ihm davor durch den Kopf gegangen waren, hatten seinen „Stalker“ involviert, der es irgendwie geschafft hatte an seine Nummer zu gekommen. Allerdings hatte Taemin bei diesem Szenario nie gewusst, welche Rolle Jonghyun spielte. Natürlich, wenn man davon ausging, dass es Rex war, dann war alles klar, aber so- Genug jetzt, du machst dich nur verrückt. Taemin legte seinen Arm über seine Augen und atmete ein paar Mal tief durch. Auch wenn er sich noch stundenlang das Gehirn zermarterte, würde er wahrscheinlich trotzdem keine Antworten auf all die Fragen finden, die durch die SMS aufgeworfen worden waren. Das Beste war bestimmt, wenn er nun versuchte ein wenig Schlaf zu finden und sein Denken vorübergehend abzustellen; eventuell würde ihm die Lösung ja sogar im Schlaf zufliegen?! Müde lächelte er in sich hinein, ehe er sich auf die Seite drehte und das Stofftier, das ihm die ganze Zeit über Gesellschaft geleistet hatte, an seine Brust drückte. „Gute Nacht, Herr Doktor.“ -- „Du siehst furchtbar aus, Taemin.“ Jinki hatte besorgt über den Rand seiner Kaffeetasse geschielt und seinen Bruder gemustert. Es war schwierig Taemins Zustand zu beschreiben, wenn man nicht gerade die Wörter „zerstört“ oder „Naturkatastrophe“ in den Mund nehmen wollte. Taemin war blass, beinahe schon ein wenig gräulich im Gesicht, hatte dunkle Ringe unter den Augen und seine Haare standen wirr in alle Richtungen ab. Würde der Jüngere die Wohnung so verlassen, machte Jinki sich ehrlich Sorgen, dass vorbeifliegende Vögel seinen Haarschopf mit einem Nest hätten verwechseln können und darin zu nisten beginnen würden. „Ich finde deine Krawatte auch hässlich“, erwiderte Taemin mürrisch, nachdem er ein paar Momente gebraucht hatte, um Jinkis Worte zu verdauen. Alles ging an diesem Morgen eine Spur langsamer und obwohl er schon davon ausging zumindest drei oder vier Stunden geschlafen zu haben, hatte Taemin das Gefühl seit Wochen kein Auge mehr zugetan zu haben. „Aber reibe ich es dir unter die Nase? Genau! Nein.“ „Taemin dürfte von einer riesigen Bettwanze in den Arsch gebissen worden sein.“ Kibum stellte zwei braune Papiertüten auf dem Küchentisch ab und betrachtete Jinki dann noch einmal ausführlicher. „Oder eher nicht. Das ist auch vermutlich das Problem, hm?“ Der Blonde gluckste in sich hinein, danach schnalzte er leise mit der Zunge. „Trotzdem hat er recht, Jinki. Die Krawatte ist eine Zumutung, aber das haben wir gleich.“ Mit flinken Fingern löste Kibum den Krawattenknoten und öffnete dann auch die ersten zwei Hemdsknöpfe. Das stand Jinki wesentlich besser und Kibum kam um ein zufriedenes Summen nicht umhin. „Hast du Jonghyun gerade als Bettwanze bezeichnet?“ Taemin hatte müde eine Augenbraue angehoben, hatte jedoch trotzdem schwach gelächelt. Wie Kibum so früh schon so energiegeladen sein konnte, war ihm ein Rätsel, aber immerhin gab es dann zumindest eine Person, die dafür sorgte, dass diverse Dinge erledigt wurden. „Und Danke. Ich hätte mir unterwegs aber auch etwas kaufen können.“ „Blödsinn. Wieso solltest du irgendein abgepacktes Sandwich mit Plastikkäse essen, wenn ich dir ganz schnell ein Lunchpaket machen kann? Also wirklich.“ Kibum lächelte flüchtig und nahm dann auch Jinkis leere Tasse entgegen, um sie in den Geschirrspüler zu stellen. Sein Freund hatte zu der Krawatten-Umzieh-Aktion nichts weiter gesagt, also ging der Blonde davon aus, dass alles in bester Ordnung war. „Aber jetzt solltest du dich fertig machen. Du siehst wirklich ein bisschen durch den Wind aus, Taeminnie.“ „Ja, ja.“ Taemin strich sich ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht und stemmte sich dann in die Höhe. Er war froh, dass er am Vortag noch daran gedacht hatte frisches Gewand und auch einen Kulturbeutel einzupacken, denn die Mittelchen und Cremes, die Kibum im Badezimmer aufgestellt hatte, waren ihm allesamt mehr als unheimlich. „Ich wollte mich jetzt sowieso fertig machen.“ Gähnend machte er ein paar Schritte in Richtung Küchentür und streckte sich dabei noch einmal ausgiebig. Es war gut, dass seine erste Vorlesung nicht vor 9:45 Uhr begann, denn so hatte er noch ein bisschen Zeit, um ganz wach zu werden. „Bis heute Abend dann, oder?“ „Sicher.“ Jinki schenkte seinem kleinen Bruder ein schnelles Lächeln, schien sich dann aber an noch etwas anderes zu erinnern. „Kibum und ich dachten uns, dass es nett wäre, wenn wir uns heute Abend ein paar Filme ansehen. Wie klingen Pizza und Chinesisch?“ „Perfekt.“ Der Jüngere nickte schnell, danach räusperte er sich leise. Es gab da noch eine winzige Kleinigkeit, die er loswerden musste; schließlich traf er sich mit Jonghyun (hoffentlich) und wenn sein Freund dann auch mitkam, dann mussten Jinki und Kibum das vorher wissen. „Sollte Jjong-“ „Ich weiß, dass er keinen Knoblauch isst und hatte vor zumindest ein Gericht ohne zu bestellen.“ Jinki war anzusehen, dass es ihn nur wenig begeisterte, dass die Möglichkeit bestand, dass Taemin Jonghyun mitbrachte, aber natürlich hatte er sich bereits seine Gedanken gemacht. „Und jetzt geh, sonst komme ich vielleicht auf die Idee in der ganzen Wohnung Knoblauchzehen aufzuhängen.“ „Bin schon weg“, Taemin hatte sich eilig in Richtung Flur bewegt, war dann jedoch noch einmal umgekehrt, um seinen Kopf bei der Tür hereinzustecken und den beiden breit entgegen zu lächeln, „Jinki, Kibummie, Danke! Vielen, vielen Dank!“ Damit verschwand er endgültig aus der Küche und bekam nicht mehr mit, wie Kibum Jinki stolz lächelnd über die Schultern streichelte und dieser daraufhin nur sachte nickte. -- Gähnend tippte Taemin mit einem Kugelschreiber gegen seinen Collegeblock und gab sich dabei Mühe nur in die kleinen Kästchen zu treffen und nicht etwa die Linien zu berühren. Eigentlich hatte er sich zu Beginn der Vorlesung vorgenommen, dass er dem Professor aufmerksam lauschen und sich Notizen mache würde, doch letzten Endes war es ein klein wenig anders gekommen. An dieser Stelle musste jedoch angemerkt werden, dass der Vortragende eine wahnsinnig monotone Stimme hatte und viel mehr an ein wandelndes Lexikon erinnerte, als an einen normalen Menschen. Der Mann warf mit lateinischen Fachausdrücken geradezu um sich und Taemin hätte gelogen, hätte er behauptet, dass er tatsächlich alles immer verstanden hatte. Jonghyun hätte der Vorlesung eventuell folgen können oder auch Jinki, wenn er sich vorher eingelesen hatte, aber für Taemin, der mit Latein nur unbändige Langeweile und Schmerz verbinden konnte, war das schon eine harte Nuss. Jonghyun … Die Miene des Braunhaarigen hellte sich ein bisschen auf, als er an seinen Freund dachte. Wie von selbst huschte sein Blick zu seinem Handgelenk hinunter, wo er den Ärmel seines Pullovers zurückschob und somit seine Armbanduhr betrachten konnte. Es war nun fast 16:45 Uhr und das bedeutete, dass er nur mehr eine halbe Stunde ohne einzuschlafen durchhalten musste. Das war bestimmt irgendwie zu schaffen. „Wie Sie also sehen, unterscheidet die Punitivität sich systematisch von anderen Formen der sozialen Kontrolle. Wie ich bereits vorhin erwähnt habe und wie Sie auch hier sehen, sind diese anderen Formen kompensatorisch, versöhnend und therapeutisch ausgerichtet.“ Der Professor vollführte eine ausladende Handbewegung, um die versammelten Studenten dazu zu ermutigen, noch einmal die Folie der Präsentation zu lesen, die mittels Beamer an die Wand projiziert wurde. „Wir werden nun auf weitere Dimensionen dieses Konzeptes eingehen.“ Ja, mach ruhig. Wenig begeistert senkte Taemin seinen Blick, nachdem er kurz interessiert getan und die Folie betrachtet hatte. Es war bestimmt nicht sehr klug so komplett abzuschalten, aber wozu gab es denn Bücher und Mitschriften fleißigerer Studenten? Zwar würde er ein wenig Süßholz raspeln müssen, um an die besagten Mitschriften heranzukommen, aber das war immer noch besser als sich jetzt zu Tode langweilen zu müssen. -- Er überzieht. Wieso überzieht er? Das kann er doch nicht wirklich machen. Leidend drückte Taemin sich die flachen Hände gegen die Schläfen. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass es einigen Studenten, darunter auch Daehyun und Junhong, ähnlich ging und sie ebenfalls kurz vor einem Nervenzusammenbruch standen. Wenn er so weitermacht, komme ich zu spät und Jonghyun hasst Unpünktlichkeit. Dann streiten wir uns am Ende gleich wieder. Taemin atmete tief durch, um sich davon abzuhalten einfach aufzustehen und den Hörsaal zu verlassen. Er musste sich zusammenreißen und vor allem wieder unter Kontrolle bringen. Wenn er wie ein aufgescheuchtes Huhn in Richtung der Tiefgarage lief, würde dies nur unnötige Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Und davon einmal ganz abgesehen, hätte Taemin nicht eigentlich Grund wütend auf Jonghyun zu sein? Zumindest musste er seinetwegen nun ein Halstuch tragen und das war in einem Hörsaal, in dem wohl eine ähnliche Temperatur herrschte wie im Schicksalsberg, alles andere als angenehm. Natürlich war nicht das Tragen eines Halstuchs an sich das Problem; es ging hier sehr viel eher um das Wieso. Wie von selbst wanderte Taemins Hand nach oben, um kurz über den weichen Stoff des Tuches zu streicheln. Eigentlich gehörte das Halstuch Kibum und der Blonde wusste auch gar nicht, dass Taemin es sich ausgeliehen hatte, da er zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Weg zur Arbeit gewesen war, aber Taemin ging einfach davon aus, dass es Kibum nicht zu sehr stören würde. Kibum erklärte ihm ohnehin viel zu oft, dass sie etwas an seiner Garderobe ändern mussten, beziehungsweise, dass er ihn gerne einmal einkleiden würde. Taemin ließ seine Hand wieder sinken und wandte seinen Blick nach vorne zu dem Dozenten, der soeben die letzte Folie erreicht hatte und ihnen nun die Hausaufgaben erklärte. „In der nächsten Einheit werden wir uns ausführlich mit dem Thema ‚Soziale Kontrolle‘ beschäftigen, also erwarte ich, dass Sie die Materialen, die ich Ihnen auf der Internet Plattform zur Verfügung gestellt habe, genau studieren.“ Der Mann hob unwirsch eine Augenbraue, als sich ein paar Studenten erhoben, nachdem er geendet hatte. „Ich war noch nicht fertig, wenn es genehm ist.“ Er räusperte sich leise und wartete darauf, dass die Jüngeren sich wieder setzten, ehe er fortfuhr: „Außerdem nutzen Sie die Zeit bis zur nächsten Einheit bitte damit, sich über die Begriffe ‚Zero Tolerance‘ und ‚Broken Windows‘ schlau zu machen. Ich erwarte dazu einen kurzen Aufsatz, der einen Umfang von fünf bis zehn Seiten haben sollte.“ Der Professor überlegte noch einen Moment, danach wandte er sich von den Studenten ab. „Das wäre nun alles. Dankeschön.“ Ein erleichtertes Raunen ging durch den Hörsaal, nachdem die Vorlesung offiziell beendet worden war, danach folgte ein kurzer „Beifall“ – man schloss die Hand zu einer Faust und klopfte anschließend mit den Fingerknöcheln auf den Tisch – für den Professor. Viele der Zuhörer hatten sich zwar sofort zum Gehen abgewandt, aber gut die Hälfte hatte sich glücklicherweise noch daran erinnert, dass dies am Ende einer Einheit durchaus angebracht war. Taemin war keiner von den Studenten gewesen, die sich die Mühe gemacht hatten Beifall zu klopfen, denn kaum nachdem der Mann sich abgewandt hatte, hatte er auch schon den Collegeblock an seine Brust gedrückt, seine Tasche geschultert und war zum Ausgang gehuscht. Nachdem der Professor sie 15 Minuten länger festgehalten hatte, als ihm laut Stundenplan zustand, war dies auch sein gutes Recht gewesen, wie Taemin fand. Schließlich war es genauso gut möglich, dass er noch eine andere Vorlesung hatte, die er besuchen musste. Flink, wobei er immer eine Stufe ausließ beziehungsweise übersprang, bewegte Taemin sich die Treppe hinunter. Hin und wieder musste er dabei anderen Studenten ausweichen, doch im Großen und Ganzen kam er recht zügig voran. Vielleicht konnte er sogar ein bisschen Zeit gutmachen und würde Jonghyun nicht allzu lange warten lassen müssen. Okay, stopp. Nachdem er die Eingangshalle durchquert und einen längeren Flur erreicht hatte, an dessen Ende sich der Abgang zur Tiefgarage befand, hielt Taemin inne. Obwohl er natürlich hoffte, dass Jonghyun dort unten irgendwo auf ihn wartete, musste er trotzdem im Hinterkopf behalten, dass es auch durchaus anders ablaufen konnte. Taemin atmete ein paar Mal tief durch, danach ließ er seine Hand in seine Umhängetasche gleiten. Neben einem leeren Fläschchen Bananenmilch, welches er mit einem leisen Murren beiseiteschob, befand sich in seiner Tasche auch noch eine schmale Dose Pfefferspray. Diesen hatte er, kurz nachdem Minho durchgedreht war und sie mit seiner Dienstwaffe bedroht hatte, von Jinki zugesteckt bekommen. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie ernst es seinem Bruder gewesen war, dass Kibum und er den Spray stets in ihrer Tasche mit sich führten, wenn sie das Haus verließen. Wenn ich es nicht brauche, war der Abstecher nach Hause zwar umsonst, aber das ist immer noch besser als angegriffen zu werden. Ein humorloses Lächeln huschte über Taemins Züge, nachdem er die Tür, die ihn von den Parkplätzen getrennt hatte, aufgeschoben und vorsichtig einen ersten Blick riskiert hatte. Außer geparkten Autos und hie und da auch Motorrollern, konnte er nichts Außergewöhnliches entdecken. Aber Taemin wusste auch nicht, was er erwartet hatte. Jonghyun, oder wer auch immer, würde sich wohl kaum irgendwo in der Mitte der Garage aufstellen und ein riesiges Plakat mit seinem Namen darauf schwenken. Taemin zog die Dose mit einer Hand aus seiner Tasche und ließ seinen Blick kurz darüber schweifen, ehe er sie umdrehte und nach einem Verfallsdatum suchte. Bevor er sich darauf verließ, dass er sich mit dem Spray im Falle eines Falles verteidigen konnte, musste er schon sichergehen, dass damit alles in Ordnung war. Haltbar bis Dezember 2016. Taemin seufzte erleichtert in sich hinein, danach schob er die kleine Dose geschickt in den weiten Ärmel seines Pullovers. Auf diese Art und Weise war die Waffe versteckt, aber er konnte sie im Notfall trotzdem schnell erreichen und auch einsetzen. Blieb nur zu hoffen, dass Jonghyun ihn nicht spaßeshalber erschrecken wollte und deswegen eine Ladung Pfefferspray abbekam. Taemin schüttelte sachte den Kopf und schob den Gedanken mit einem schiefen Lächeln von sich. Zwar wären sie nach dieser Aktion dann quasi quitt gewesen, aber er wollte seinen Geliebten trotzdem nur ungern so „verstümmeln“. Das hatte Jonghyun nicht verdient und außerdem wollte Taemin ihren Streit doch schlichten und nicht etwa noch schlimmer machen. Ein letztes Mal überprüfte Taemin noch, ob die Spraydose auch wirklich gut saß, danach machte er sich auf den Weg zu seinem Wagen. Normalerweise fuhr er zwar nicht mit seinem Auto zur Universität, doch nachdem er die Nacht bei Kibum und Jinki verbracht hatte, hatte sich dies irgendwie angeboten. Die beiden Älteren wohnten eben ein gutes Stück von seiner Wohnung entfernt und diese Strecke hatte Taemin am Abend zuvor nicht zu Fuß zurücklegen wollen. Der Braunhaarige ließ seinen Blick immer wieder behutsam nach links und rechts schweifen und schielte des Öfteren auch über seine Schulter, um einen vermeintlichen Verfolger sofort entdecken zu können. Allerdings blieb alles ruhig und obwohl dies normalerweise ja schon etwas Positives war, konnte Taemin spüren, wie seine Handflächen kalt und feucht wurden. Nervös kramte er den Wagenschlüssel aus seiner Tasche hervor, schloss die Tür auf und rutschte wenige Momente später schon auf den Fahrersitz, wobei er die Pfefferspraydose wieder in seine Umhängetasche rutschen ließ und diese anschließend auf den Beifahrersitz legte. Natürlich blieb sie dort nicht einfach stehen, sondern kippte vornüber und landete letzten Endes auf dem Boden. „Pff … dann bleib eben dort unten“, murmelte Taemin desinteressiert und sank wenig später weiter zurück in seinen Sitz. In seinem Auto fühlte er sich verhältnismäßig sicher; schließlich stand er mit dem Rücken zur Wand und konnte sofort erkennen, wenn sich jemand von vorne näherte. Außerdem hatte er den Zündschlüssel bereits angesteckt und konnte, wenn es notwendig wurde, jederzeit losfahren. Okay. Alles ist gut. Ich muss nur noch warten und- Taemin unterbrach sich selbst, als sein Herz einen Schlag aussetzte und kurz darauf doppelt so hart gegen seinen Brustkorb zu hämmern begann. Er konnte deutlich spüren, wie ihm zuerst heiß wurde und wenig später schon ein eisiger Schauer über seinen Rücken jagte. Direkt vor ihm auf dem Lenkrad klebte ein Zettel, – wie hatte er diesen vorhin nicht bemerken können? – der so aussah, als wäre er schon einmal zerrissen und anschließend noch zerknüllt worden. Irgendjemand musste sich dann aber die Mühe gemacht haben, die einzelnen Schnipsel glattzustreichen und mit Tesafilm wieder zu einem Blatt zusammenzukleben. Taemin konnte deutlich die Zahlen erkennen, die darauf geschrieben worden waren; es handelte sich um eine Handynummer. Scheiße! Ruckartig fuhr Taemin herum und packte die Türklinke, um seinen Wagen sofort zu verlassen, doch die Tür bewegte sich keinen Millimeter, als er dagegen drückte. Was zum …? Wieso …? Panisch blickte er hinüber zur anderen Tür und bemerkte dann endlich, dass die Zentralverriegelung aktiviert worden war. Aber wieso? Und von wem? „Hallo, kleiner Schmetterling.“ Taemin spürte, wie seine Augen sich vor Angst weiteten und ihm gleichzeitig auch leicht schwindlig wurde, denn das war nicht Jonghyuns Stimme gewesen, die soeben auf sich aufmerksam gemacht hatte. „Zeit zu schlafen.“ Noch bevor Taemin ansatzweise reagieren hätte können, schlang sich von hinten ein Arm um ihn und drückte ihn mit eiserner Gewalt zurück gegen die Rückenlehne. Panisch schnappte er nach Luft, kam jedoch nicht dazu sich zu wehren oder gar um Hilfe zu rufen, da sich im nächsten Moment schon eine Hand über sein Gesicht schob. Taemin spürte wie feuchter Stoff über seinen Mund und seine Nase gepresst wurde, während ein süßlicher Geruch langsam seine Sinne zu betäuben begann. Wimmernd versuchte er sich gegen den Griff zu stemmen und seinen Rücken durchzubiegen, doch der Arm bewegte sich keinen Millimeter und Taemin konnte spüren, dass ihn seine Kräfte verließen. Benommen ließ er seinen Kopf zurück gegen die Kopflehne fallen, wobei sein Blick fast automatisch zum Innenspiegel wanderte, in welchem er schließlich das Gesicht seines Angreifers ausmachen konnte. Taemin weitete erschrocken die Augen und konnte dann noch am Rande das schiefe Lächeln des anderen wahrnehmen – er wusste, dass er erkannt worden war – ehe alles um ihn herum schwarz wurde und sein Kopf wie leblos zur Seite rollte. tbc ... -- Erklärungen: Punitivität .) von dem lateinischen Wort "punire" also bestrafen; der Begriff bezeichnet also quasi den Wunsch Verbrechen jeglicher Art hart zu bestrafen (vereinfacht ausgedrückt) Soziale Kontrolle .) der Einzelne wird durch die Gruppe gelenkt oder auch die Gesellschaft herrscht über den Einzelnen (wieder eher vereinfacht) Broken Windows / Zero Tolerance .) die Broken-Windows-Theorie ist das Fundament der Zero-Tolerance-Strategie und beschreibt, wie ein harmloses Ereignis (wie etwa zerbrochene Fenster in einem leer stehenden Haus) später zur Verwahrlosung führen kann; bei der Zero-Tolerance-Strategie geht es um die konsequente Verfolgung von Rechtsverstößen "Beifall" nach Vorlesungen .) in akademischen Kreisen ist es nicht üblich zu klatschen; man klopft mit den Fingerknöcheln auf Pulte / Tische Pfefferspray .) Pfefferspray kann tatsächlich "schlecht" werden! Es ist wichtig das Haltbarkeitsdatum im Auge zu behalten, da die Gase in der Dose sich nach einiger Zeit verflüchtigen und es dann nicht mehr richtig funktioniert. (In solchen Fällen ist es dann wohl noch wirkungsvoller die Dose nach dem Angreifer zu schmeißen. x'D) Chloroform .) hat tatsächlich einen eher süßlichen Geruch (Ich gehe davon aus, dass die meisten schon angenommen haben, dass dieses Mittel verwendet worden ist) Kapitel 8: 患 - Sorge - ---------------------- Titel: Rex Autor: jonglicious Kapitel: O7 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: NC17 Pairings: JongTae, Onkey Beta-Leser: N✰ A/N: So, ja ... da wären wir mal wieder >w< ursprünglich sollte in dem Kapitel mehr passieren, aber dann wäre es vieeel zu lang geworden x'D deswegen habe ich beschlossen den Rest in das nächste Kapitel zu packen x3 Wie dem auch sei, ich hoffe es gefällt euch uund ... >w< ... Viel Spaß! 3 (Es befindet sich wieder eine Anmerkung am Ende der Fic! xD Die ist bitte zu lesen. úwu) Viel Spaß -- 3 Tage früher Jonghyun lehnte sich entspannt zurück gegen die weichen Couchkissen und legte dabei ein Bein über das andere. Vom Badezimmer her konnte er Wasser plätschern hören – Taemin hatte darauf bestanden allein zu duschen, da er nicht schon wieder den Großteil des Abends unter der Dusche verbringen wollte – und der Fernseher, dessen Lautstärke er auf ein Minimum reduziert hatte, lieferte noch zusätzlich eine spannende Geräuschkulisse. Gähnend hob er seine Arme an und bog gleichzeitig seinen Rücken durch, um sich ausgiebig zu strecken und seinen schmerzenden Knochen somit eventuell etwas Gutes zu tun. Mehr als ein leises Knacken, das sich seine Wirbelsäule hinunter arbeitete und ihm eine Gänsehaut auf die Arme trieb, kam dabei jedoch nicht heraus. „Mhmm~“, seufzte er langgezogen in sich hinein, ehe er tief durch die Nase einatmete und- Jonghyun stockte. Im Bruchteil einer Sekunde schoss Jonghyun förmlich in die Höhe und ließ seinen Blick hastig, beinahe schon gehetzt, durch das Wohnzimmer wandern. Er wusste nicht wonach genau er suchte, aber nachdem er quasi jeden Quadratmillimeter dieser Wohnung auswendig kannte, würde es wohl kaum lange dauern, bis er das störende Objekt ausfindig gemacht hatte. Schnaubend und mit gerunzelter Stirn umrundete Jonghyun den Couchtisch und langte nach der Umhängetasche Taemins, um diese genauer unter die Lupe zu nehmen. Taemin hatte leider die Angewohnheit seine Tasche dort, wo es ihm gerade in den Kram passte einfach fallen und anschließend auch liegen zu lassen. Und obwohl sie beide schon des Öfteren beinahe darüber gestolpert waren – in manchen Situation konnte man einfach nicht auf seine Umgebung achten – schien er nichts daraus zu lernen, weswegen Jonghyun sie meistens auf einen der Sessel ablegte. Probehalber roch er an der Tasche, ließ sie dann aber doch wieder sinken. Nachdem Taemin sie fast täglich zur Universität mitnahm, war es nicht verwunderlich, dass dementsprechend andere Gerüchte an ihr hafteten, aber der Geruch, der Jonghyuns Nase, beziehungsweise seine Nasenschleimhäute auf so penetrante Art und Weise herausgefordert hatte, war nicht dabei. „Hast du solche Sehnsucht nach mir, dass du schon an meinen Sachen schnüffeln musst, Jjongie?“ Jjongie. Ein Spitzname, der Jonghyun jedes Mal aufs Neue skeptisch seine Nasenflügel aufblähen und direkt peinlich berührt den Blick abwenden ließ. Es war nicht so, als hätte er wirklich etwas dagegen einzuwenden, wenn Taemin ihn so nannte, aber er fand schon, dass es einfach eine Spur zu niedlich klang. Er war schließlich immer noch Raptor, beziehungsweise er war ein Teil von Raptor und dass Taemin ihm dann einen so kindlich anmutenden Namen verpasste, war schon ein klein wenig pervers. Jonghyun straffte seine Schultern, nachdem er die Umhängetasche wieder auf dem Sessel abgelegt hatte. Der Geruch von Taemins frisch gewaschenen, noch feuchten Haaren, war eine Wohltat für seine geplagte Nase, aber gleichzeitig war er auch störend. Wie sollte er herausfinden woher der lästige Mief kam, wenn Taemin so verführerisch duftete? „Hattest du heute Besuch, Taemin?“ „Huh?“ Taemin blinzelte irritiert unter ein paar längeren Haarsträhnen hervor. Nachdem er seine Haare mit einem kleinen, hellblauen Handtuch – ein Wohnungs-Einweihungsgeschenk, das er von Kibum und Jinki erhalten hatte – notdürftig trocken gerubbelt hatte, fielen sie ihm eher wirr ins Gesicht und er musste seinen Kopf in den Nacken legen, um sie zurückzuschütteln. „Kibum war heute Vormittag schnell hier, solltest du das meinen. Er hat ein paar Sachen vorbeigebracht, die er für mich bearbeitet hat. Die Flecken wollten bei mir einfach nicht rausgehen, also hab ich ihn um Hilfe gebeten.“ Der Jüngere legte nachdenklich seine Stirn in Falten, während er auf Jonghyun zuging, ihn umrundete und ihn anschließend sorgfältig musterte. Es kam nicht oft vor, dass Jonghyun einen derartig ernsten Blick aufsetzte und sich gleichzeitig so komplett verspannte. Taemin konnte die Spannung, die von dem anderen ausging, beinahe schon körperlich spüren und sie trieb ihm einen unangenehmen Schauer über den Rücken. „Ansonsten war aber niemand hier, denke ich. Jinki hat zwar einen Schlüssel, aber wenn er etwas braucht, ruft er normalerweise vorher an.“ Jonghyun seufzte schwer, danach drehte er seinen Kopf zur Seite, um Taemins forschendem Blick zu entgehen. Manchmal war es ihm, als hätte sein Freund die Fähigkeit ihn wie Glas zu durchschauen und zu erraten, was in seinem Kopf vor sich ging. Allerdings verwarf Jonghyun solche Gedanken im Normalfall immer recht schnell wieder. Es war kaum möglich, dass Taemin ihn wirklich so durchschauen konnte; eventuell ahnte er hin und wieder woran Jonghyun dachte, aber das war dann auch schon alles. „Ich kenne Kibums Geruch und die verschiedenen Parfums, die er benutzt. Und Jinki riecht sowieso wie eine ältere, deutlich männlichere Version von dir.“ Jonghyun knirschte leise mit den Zähnen, während er nachdachte. „Wie eine deutlich männlichere Version von mir?!“ Taemins Stimme hatte sich vor Empörung überschlagen und war gleichzeitig mit jedem Wort eine Spur höher geworden. Wäre die Situation eine andere gewesen, hätte Jonghyun sich nun wahrscheinlich einen Spaß daraus gemacht Taemin damit aufzuziehen, doch so wie die Dinge momentan standen, hatte er dafür keine Zeit. Wenn Taemin ihm nichts verschwieg, – und davon ging Jonghyun aus, denn welchen Grund hätte der andere gehabt ihn zu belügen? – dann hatte sich jemand Zutritt zu seiner Wohnung verschafft. „Was soll das bitte heißen, huh? Deutlich männlicher? Komm her, dann zeig ich dir mal wie mä-“ „Taemin“, Jonghyun hatte ungeduldig eine Augenbraue angehoben und seinen Freund damit wirkungsvoll zum Verstummen gebracht, „Bist du dir ganz sicher, dass sonst niemand hier war? Vielleicht hast du den Hausmeister darum gebeten die Klimaanlage zu checken? Oder den Abfluss?“ Einen Moment lang zögerte er danach, ehe er noch leiser hinzufügte: „Solltest du jemand anderen hiergehabt haben, den du mir gegenüber nicht erwähnen willst, weil du dich eventuell zu ihm hingezogen fühlst, dann-“ „Bis hierher und nicht weiter!“ Ohne weiter nachzudenken rollte Taemin das Handtuch zusammen und warf es Jonghyun an den Kopf. So weit kam es noch, dass er sich von dem Älteren eine Affäre unterstellen ließ. „Ich bin mir A wirklich sicher, dass ich dem Hausmeister nichts dergleichen aufgetragen habe und B willst du mich verarschen, oder so?“ Schnaubend schüttelte Taemin den Kopf und verschränkte anschließend die Arme vor der Brust. „Ich lache mir doch nicht einfach so irgendeinen neuen Kerl an! Ich hab schon alles was ich brauche und will, vielen Dank.“ Taemin lächelte zufrieden, als Jonghyuns Mundwinkel sich daraufhin ein wenig nach oben verzogen und der Ältere ihm das Handtuch (er hatte es vorher ausgeschüttelt und gefaltet) vor die Nase hielt. Schmunzelnd nahm er es entgegen, um es dann anschließend über die Armlehne der Couch zu werfen. „Wie genau kommst du überhaupt auf solche Ideen? Was ist das Problem, Jonghyun?“ Der Angesprochene reagierte nicht sofort auf die Frage, sondern lief an Taemin vorbei, um ein wenig im Wohnzimmer auf und ab zu gehen und dann sogar kurz seinen Kopf ins Schlafzimmer zu stecken. Es war Jonghyun ein Rätsel, wie er den Geruch erst jetzt hatte bemerken können. Man musste zu seiner Verteidigung zwar sagen, dass er müde war und dass sich sein Kopf nach zahlreichen Auseinandersetzungen mit Raptor – innerhalb der letzten Tage war er wieder aktiver geworden und hatte ihm das Leben schwer gemacht – wie ein ausgepresster Schwamm anfühlte, aber dass ihm etwas so Wesentliches entging, war damit trotzdem nicht zu entschuldigen. Unzufrieden lehnte Jonghyun sich gegen den Türrahmen des Schlafzimmers und ließ seinen Blick dabei ein weiteres Mal umherwandern. Auch von dieser Position aus konnte er mit Sicherheit sagen, dass sich nichts verändert hatte; es schien noch nicht einmal ein Gegenstand verschoben worden zu sein! „Da ist ein Geruch, der mir hier vorher noch nie aufgefallen ist“, erklärte Jonghyun sein Verhalten schließlich und leckte sich gleichzeitig über die Lippen, „Eine Mischung aus billigem Aftershave und Schweiß.“ „Minho war hier?!“ Nachdem Taemin Minhos Namen geradezu hervorgestoßen hatte, herrschte einige Momente lang Stille, bis Jonghyuns leises Glucksen eben diese durchbrach. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Taemin ausgerechnet auf den Special Agent kommen würde, aber gerade deswegen amüsierte es ihn wahrscheinlich umso mehr. „Und wieder einmal hast du mir bewiesen, wieso ich so verrückt nach dir bin“, sagte er amüsiert, während er die Arme verschränkte und seinen Kopf ein wenig nach vorne sinken ließ, „Aber nein, so ungern ich es auch zugebe, aber nicht einmal Minho hat so einen Brechreiz in mir hervorgerufen.“ Schief lächelnd stieß Jonghyun sich vom Türrahmen ab, um anschließend den Flur anzusteuern. Er ging davon aus, dass Taemin ein paar Minuten lang allein klarkommen würde; so wie sein Freund aussah, musste er seine Gedanken ohnehin erst ein wenig ordnen. Aber das war auch gut so, denn wenn Taemin in der Zwischenzeit im Wohnzimmer blieb und dort wartete, konnte Jonghyun sich wieder voll und ganz dem Geruch widmen. Natürlich war es nicht so, als hätte er das nicht auch gekonnt, wenn Taemin hinter ihm herlief und eventuell Fragen stellte, aber im Vergleich zu Raptor hatte Jonghyun doch Probleme damit den anderen zu ignorieren. Das war schlicht und ergreifend nicht seine Art und jede Kleinigkeit, die ihn von Raptor differenzierte, konnte nur gut sein und musste bewahrt werden. Flink lief Jonghyun den Flur entlang und machte auf seinem Weg zur Eingangstür, auch einen kurzen Abstecher in die Küche. Der Geruch war hier zwar eher schwach, aber trotzdem war er da und das bestätigte ihn nur in seiner Annahme, dass wer auch immer einmal quer durch Taemins gesamte Wohnung spaziert war. In manchen Zimmern hatte er sich allerdings länger aufgehalten als in anderen, denn dort war der Geruch deutlich intensiver. Nachdem er die Küche wieder verlassen hatte, hielt er kurz inne, um sich die Erkenntnisse, die er schon gewonnen hatte, noch einmal vor Augen zu führen. Sie waren, grob ausgedrückt, nutzlos, aber sie warfen Fragen auf, auf die Jonghyun noch keine Antwort wusste: Wonach war gesucht worden? Und, wenn die Person tatsächlich etwas gesucht hatte, war sie fündig geworden oder würde sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zurückkehren und weitersuchen? Was war, wenn Taemin zu diesem späteren Zeitpunkt gerade zuhause war und der Person in die Arme lief? Leise knurrend, denn diese Vorstellung behagte ihm gar nicht, trat er auf die Haustür zu, um seinen Blick darüber wandern zu lassen. Von außen war nichts zu erkennen, also musste er wohl ein wenig ins Detail gehen. Dieses Vorhaben barg zwar ein gewisses Risiko, denn es bedeutete, dass er die Tür öffnen und sich somit dem restlichen Stockwerk quasi präsentieren musste, aber Jonghyun war bereit darauf einzugehen. Es war ohnehin schon länger als ein Jahr her, seit er sein Gesicht das letzte Mal in einer Nachrichtensendung oder in einer Zeitschrift entdeckt hatte. Und es war eine Tatsache, dass die Gesellschaft Gesichter vergaß, mit der sie nicht fast täglich konfrontiert wurde. Außerdem kam noch hinzu, dass Jonghyuns Aussehen sich innerhalb der letzten Jahre gewandelt hatte. Wenn man davon absah, dass er natürlich älter geworden war und sich dementsprechend verändert hatte, hatte er seine wiedergewonnene Freiheit auch genutzt, um die Muskeln, die während seiner Zeit in der Klinik langsam verschwunden waren, wieder aufzubauen. Er war also bei weitem nicht mehr so schmal, wie noch vor zwei Jahren und, in diesem Punkt war er sich sicher, würde Minho ihn erneut jagen wollen, würde er ihm problemlos davonlaufen können. Nicht, dass Weglaufen eine Option für Jonghyun (oder gar Raptor) gewesen wäre. Ganz bestimmt nicht. Jonghyun schob die Tür so weit auf, dass das Flurlicht die Seite, die normalerweise nach außen zeigte, gut erleuchtete und er sich das Schloss in Ruhe ansehen konnte. Mit bloßem Auge war es so auf jeden Fall möglich festzustellen, ob eventuell etwas angebohrt worden war oder ob sich jemand mit einem Messer daran zu schaffen gemacht hatte. Leise seufzend rutschte er ein paar Zentimeter zurück, um die Tür noch einmal als Ganzes zu betrachten. Er hatte nicht wirklich damit gerechnet Einbruchsspuren zu finden, aber wären welche vorhanden gewesen, hätte man zumindest davon ausgehen können, dass lediglich ein „normaler Einbrecher“ in Taemins Wohnung eingedrungen war. So allerdings musste Jonghyun sich fragen, ob da nicht vielleicht jemand anderer „zu Besuch“ vorbeigekommen war. „Wonach suchst du?“ „Einbruchsspuren“, Jonghyun warf einen kurzen Blick über seine Schulter, danach rieb er mit seinem Zeigefinger über das makellose Schloss. „Ich dachte, dass sich vielleicht jemand an der Tür zu schaffen gemacht hat, aber hier ist alles in Ordnung.“ Ein schwaches Lächeln huschte über seine Züge und er konnte nicht anders, als leise hinzuzufügen: „Es würde der Tür zwar nicht schaden, wenn du einmal im Jahr einen Putzlappen erwischen würdest, aber ansonsten kann ich nichts finden.“ Taemin zog es vor diesen Kommentar zu ignorieren – seine Wohnung war sauber genug! – und trat stattdessen auf Jonghyun zu, um anschließend neben ihm in die Hocke zu gehen. Allerdings hatte er den Älteren vorher umrundet und war sichergegangen, dass er ihn zumindest ein klein wenig abschirmte. Zwar wohnten in seinem Stock vor allem ältere Menschen, die ohne Brille wahrscheinlich nicht einmal ihre eigene Nase finden konnten, aber Taemin wollte auch nichts riskieren. „Vielleicht ist das, was du gerochen hast nur von draußen hereingezogen und es war überhaupt nie jemand in meiner Wohnung.“ Sachte drückte Taemin seine Nase gegen Jonghyuns Schulter. Er selbst konnte den Geruch, der Jonghyun so aus dem Konzept brachte, nicht wahrnehmen, aber seine Nase war auch nicht ganz so empfindlich. „Lass uns wieder reingehen, okay? Ich muss mir noch die Haare föhnen, aber du könntest in der Zwischenzeit alle Fenster aufreißen und dich vielleicht ums Abendessen kümmern?“ „Hm.“ Es war Jonghyun anzusehen, dass ihn diese „Lösung“ nicht sonderlich begeisterte, aber momentan konnte er ohnehin nichts ausrichten. Er war davon überzeugt, dass jemand in Taemins Wohnung gewesen und dass der Geruch nicht einfach nur von draußen gekommen war, aber daran war nun auch nichts mehr zu ändern. „Okay, von mir aus.“ Schwach lächelnd ließ er die Tür ins Schloss fallen, wobei er sie jedoch diesmal fest versperrte und auch die Sicherheitskette einhängte. Es hätte ihn wohl nicht gestört, wäre die Person innerhalb der nächsten Stunden noch aufgetaucht, aber solange Taemin ebenfalls in unmittelbarer Nähe und somit auch in Gefahr war, war es wohl besser alles sorgfältig zu verschließen. -- Gegenwart Mürrisch kaute Jinki auf dem Pilz herum, den er soeben aus einer Nudelbox gefischt hatte und warf Kibum dabei immer wieder vielsagende Blicke zu. Taemin hatte ihnen, kurz nach dem Mittagessen, eine SMS geschrieben und in dieser erklärt, dass es wohl spätestens 19:00 Uhr werden würde, bis Jonghyun und er eintrudelten. Nun war es allerdings bereits weit nach 20:00 Uhr und das Essen, welches Jinki gleich auf dem Heimweg mitgebracht hatte, war auch schon einmal wärmer gewesen. Kibum hatte den Großteil davon zwar in die Küche gebracht und dort in den Ofen gestellt, aber auf Dauer war dies natürlich auch keine Lösung. „Meinst du, ist alles in Ordnung?“ „Ganz bestimmt.“ Jinkis Miene verfinsterte sich noch weiter und hätte er in diesem Moment keine etwas längere Nudel aufgesogen, wäre der Blick vermutlich auch durchaus furchteinflößend gewesen. „Wahrscheinlich hat Taemin einfach nur auf uns vergessen, weil er und Jonghyun wie die Karnickel am Rammeln sind.“ „Jinki!“ Kibum hatte leise geschnaubt, gleichzeitig allerdings auch ein durchaus amüsiertes Lächeln aufgesetzt. Er hütete sich zwar davor es laut auszusprechen, da Jinki auch so schon grimmig genug aus der Wäsche schaute, aber wirklich verübeln hätte Kibum den beiden anderen so eine Aktion nicht können. Immerhin musste Jonghyun klar sein, dass Taemin ihnen die ganze Geschichte erzählt hatte und dementsprechend musste er es auch besser wissen, als sich in Jinkis unmittelbare Nähe zu begeben. „Ich versuch’s noch mal auf Taemins Handy. Vielleicht hört er es diesmal ja.“ Sachte tätschelte Kibum die Schulter seines Geliebten, danach verließ er das Wohnzimmer wieder, um nach seinem Handy zu suchen. Jinki stellte die Nudelbox ab, nachdem Kibum gegangen war und warf dann einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr. Es war nun 20:45 Uhr und obwohl er Kibum eben noch erklärt hatte, was Taemin und Jonghyun vermutlich trieben, konnte er nicht leugnen, dass er sich Sorgen machte. Sein kleiner Bruder war niemand, der andere fast zwei Stunden warten ließ und es nicht der Mühe wert befand sich zu melden. Noch nicht einmal dann, wenn Jonghyun an ihm hing und sie ausgiebig ihre Versöhnung zelebrierten. Besorgt lehnte er sich gegen die Couchlehne und ließ seinen Kopf zurücksinken, bis er geradewegs die Zimmerdecke ins Visier nehmen konnte. Bis 21:00 Uhr hatte Taemin noch Zeit sich von allein zu melden, danach würde er sich Kibum schnappen und zur Wohnung des Jüngeren fahren. Sollten er und Jonghyun dann gerade „beschäftigt“ sein, würde Taemin wenigstens einmal merken, wie es war, wenn man bei solchen Aktivitäten gestört wurde. „Er hat wieder nicht abgehoben. Ich hab ihm aber noch mal auf die Mailbox gesprochen.“ Kibum hatte das Wohnzimmer wieder betreten; sein Handy in der rechten Hand, ein Stück Pizza in der linken. Sein Appetit hatte sich innerhalb der letzten Stunde zwar verflüchtigt, aber irgendwie musste er sich einfach ablenken. „Meinst du, sollten wir mal vorbeischauen?“ „Ich wollte gerade sagen, dass ich beschlossen habe, dass wir noch eine Viertelstunde warten und dem Ganzen dann auf den Grund gehen.“ Gedankenverloren streichelte Jinki seinem Freund über den Oberschenkel, nachdem dieser sich neben ihn gesetzt hatte. „Ich hab kein gutes Gefühl, Kibum.“ „Ich weiß. Geht mir nicht anders.“ Seufzend schmiegte Kibum seine Wange an Jinkis Schulter, während er auf seinem Pizzastück herumkaute. Er konnte erahnen was für Sorgen Jinki sich gerade um seinen kleinen Bruder machte; ihm ging es ähnlich. Zwar waren Taemin und er nicht blutsverwandt, aber sie kannten sich nun fast schon zehn Jahre und der Jüngere war ihm ans Herz gewachsen. „Wieso fahren wir nicht einfach sofort? Auf die Viertelstunde kommt es auch nicht mehr an.“ Der Blick, mit dem Jinki ihn daraufhin bedachte, sprach Bände und Kibum kam um ein kleines Lächeln nicht umhin, als ihm klar wurde, dass er die Gedanken des Älteren wohl erraten hatte. -- „Du hast daran gedacht den Schlüssel mitzunehmen, oder?“ „Nein, Kibum. Ich dachte mir, dass ich einfach so lange gegen die Tür laufe, bis sie nachgibt.“ Jinki zog den Zweitschlüssel der Wohnung aus seiner Jackentasche, um aufzuschließen und die Eingangstür anschließend behutsam aufzuschieben. Wer wusste schon, was sie im Inneren der Wohnung erwarten würde? Er konnte gut darauf verzichten zu sehen, wie Jonghyun sich an Taemin zu schaffen machte. Es reichte schon, dass Taemin zu Beginn des Öfteren unangebrachte Kommentare geschoben und somit dafür gesorgt hatte, dass Jinki sich alles lebhaft vorstellen konnte. „Taemin?“ Jinki tastete blind nach dem Lichtschalter, nachdem das Flurlicht sich ausgeschaltet und sie in Dunkelheit gehüllt hatte. Leise fluchend, als er nach ein paar Sekunden immer noch nicht fündig geworden war, machte er ein paar Schritte weiter ins Innere der Wohnung, wobei er nach Kibums Handgelenk griff. Jinki wusste schließlich, dass sein Freund schräg versetzt hinter ihm stand; er konnte ihn faktisch spüren! „Wo ist der verdammte Lichtschalter schon wieder?“ „Du suchst zu weit oben danach.“ Jinki spürte, wie jemand seine Hand ein Stück nach unten schob und sie letzten Endes auch gegen den Schalter drückte, den er gerade noch gesucht hatte. Das helle Licht – Taemin hatte es tatsächlich endlich geschafft die Glühbirne auszutauschen, unglaublich – ließ ihn einen Moment lang seine Augen verengen und heftig blinzeln. Nun konnte er auch Kibum wieder sehen; der Jüngere stand gut einen halben Meter von ihm entfernt weiter vorne und- „So langsam bist du normalerweise nicht, Jinki.“ Jonghyun hob gelangweilt eine Augenbraue an, nachdem Jinki einen Blick über seine Schulter riskiert hatte. Nachdem er die beiden an der Wohnungstür gehört hatte, hatte er sich in der Küche verschanzt und abgewartet. Immerhin kannte er das Gebäude mittlerweile recht gut und wusste auch, dass das Flurlicht sich relativ schnell wieder abschaltete. Diesen Umstand und auch die Tatsache, dass weder Jinki, noch Kibum offensichtlich dazu in der Lage waren sich die Positionen der Lichtschalter in Taemins Wohnung einzuprägen, hatte Jonghyun ausgenutzt, um sich an die beiden heranzupirschen. „Und ich will deine Gefühle nicht verletzen, aber ich halte eigentlich lieber mit Taemin Händchen.“ Bedeutungsvoll senkte er den Blick, um Jinki darauf hinzuweisen, dass er immer noch sein Handgelenk festhielt. „Gott, du verdammter Freak.“ Schnaubend ließ Jinki von dem anderen ab, um sich daraufhin schnell zu Kibum zu bewegen. Dieser hatte das Schauspiel mit einer Mischung aus Überraschung und Belustigung beobachtet, sich jedoch nicht dazu geäußert. Dies war aber vermutlich auch besser so gewesen, denn was auch immer er gesagt hätte, es wäre in dieser Situation wohl das Falsche gewesen. Man musste aber auch wirklich dazu sagen, dass Jinkis entgeisterter Blick, nachdem er bemerkt hatte, dass er Jonghyuns Hand gehalten hatte, eigentlich zu köstlich gewesen war, um ihn unkommentiert zu lassen. „Ja, ja. Schon gut.“ Jonghyun zog seinen rechten Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen nach oben, danach ließ er sich mit dem Rücken gegen die Eingangstür sinken. Diese schnappte daraufhin mit einem leisen Klicken endgültig zu und sorgte somit dafür, dass niemand, der eventuell ebenfalls gerade nach Hause kam, mithören konnte. „Aber was genau macht ihr hier? Es hat so geklungen, als würdet ihr nach Taemin suchen?“ Noch während er gesprochen hatte, hatte er seine Stirn in tiefe Falten gelegt. Als er Jinki nach Taemin rufen gehört hatte, hatte er sich noch nichts weiter dabei gedacht. Doch nun erschien ihm das Ganze ein klein wenig seltsam. „Ich bin davon ausgegangen, dass er nach unserer kleinen Auseinandersetzung fürs Erste bei euch bleiben würde.“ Jinki zog es vor Jonghyun nicht sofort eine Antwort zu geben; er warf ihm lediglich einen abschätzenden, teils auch durchaus grantigen Blick zu, während er Kibum aus seiner Jacke half und sich anschließend seiner eigenen entledigte. In der Wohnung war es warm, zu warm, um mehr als eine zu tragen. „Taemin war letzte Nacht bei uns“, sagte er schließlich, nachdem er das Gefühl hatte sich ausreichend gesammelt zu haben, „und würde ich mir momentan keine Sorgen um ihn machen, würde ich dich vermutlich in deine Einzelteile zerlegen.“ Jinki hatte seine Stimme bedrohlich gesenkt und dabei seine Kiefermuskeln deutlich angespannt. Die Blutergüsse, die Jonghyun an Taemins Hals hinterlassen hatte, waren für ihn keine Lappalie und früher oder später würde er auch dafür sorgen, dass er diesen Zug bereute. „Aber darauf komme ich später noch einmal zurück. Du hast also Glück.“ Jonghyun schnaubte auf Jinkis Worte hin nur verächtlich, sagte ansonsten jedoch nichts. Er bezweifelte, dass Jinki ihn tatsächlich „in seine Einzelteile zerlegen“ konnte, wenn Jonghyun es nicht zuließ, aber darüber wollte er sich mit dem Arzt nun nicht streiten. Immerhin gab es da etwas sehr viel Wichtigeres, auf das er seine Aufmerksamkeit lenken musste: Taemin. „Dann komm endlich zum Punkt.“ Ungeduldig richtete Jonghyun sich ganz auf, indem er sich von der Eingangstür abstieß. „Ich kann mich daran erinnern, dass ich es schon früher lästig fand, dass du immer um den heißen Brei herumredest.“ „Gratuliere! Wenn du so weitermachst, unterscheidet dich bald gar nichts mehr von Raptor.“ „Komm ruhig her, dann zeig ich dir wie ähnlich ich ihm jetzt schon bin.“ „Das wirst du noch bere-“ „Jinki! Jonghyun!“ Noch bevor die beiden Streithähne aufeinander hätten losgehen können, hatte Kibum sich zwischen sie geschoben und Jinki an der Brust zurückgedrückt. „Wäre es wohl möglich, dass ihr diese irrwitzigen Schwanzvergleiche auf ein anderes Mal verschiebt?!“ Genervt blickte er zwischen den beiden Älteren hin und her. Es verwunderte ihn nicht, dass Jinki gereizt und angespannt war, aber Jonghyun hatte er bis jetzt noch nie so erlebt. Er war die meiste Zeit immer relativ ruhig und beherrscht gewesen; vielleicht ein wenig eigen, aber bestimmt nicht so offensichtlich provokant. „Es bringt gar nichts, wenn ihr euch gegenseitig die Köpfe einschlagt.“ Unzufrieden schüttelte der Blonde den Kopf, danach verschränkte er die Arme vor der Brust. „Also, könnt ihr euch jetzt zusammenreißen? Für Taemin?“ „Ich warte immer noch darauf, dass mir jemand erklärt, was die ganze Aufregung soll.“ Jonghyuns Ton war wieder eine Spur umgänglicher geworden, allerdings ließ er Jinki trotzdem keine Sekunde aus den Augen. Man konnte schließlich nie wissen, was dem Älteren noch einfiel. „Dass du keine Ahnung hast macht uns ja eben nervös“, Kibum wischte sich unruhig über das Kinn und trat gleichzeitig näher an Jonghyun heran. „Taemin schien sich heute Morgen so sicher zu sein, dass er dich später noch trifft. Er ist auch die meiste Zeit mit seinem Handy herumgelaufen und ich habe schon befürchtet, dass er es sogar noch mit auf die Toilette nimmt.“ Der Blonde schüttelte mit einem schwachen Lächeln den Kopf, danach fuhr er fort: „Auf jeden Fall hat er uns später in einer SMS Bescheid gegeben, dass er gegen 19:00 Uhr zuhause sein wird. Aber er ist bis jetzt nicht aufgetaucht und er hat sich auch nicht gemeldet, also dachten wir-“ „Ihr seid davon ausgegangen, dass wir zusammen sind“, führte Jonghyun Kibums Satz zu Ende, nachdem er seine trockenen Lippen mit seiner Zunge befeuchtet hatte. Nachdem er nun endlich die ganze Geschichte gehört hatte, konnte er sogar verstehen, wieso Jinki noch einmal extra gereizt auf ihn reagierte. „Genau.“ Ohne weiter nachzudenken ergriff Kibum die Hände Jonghyuns, „Aber du weißt doch bestimmt wo er ist, nicht wahr? Taemin hat uns erzählt, dass du in letzter Zeit dauernd ein Auge auf ihn hattest.“ „Ich muss dich enttäuschen, Kibum“, Jonghyun befreite seine Hände vorsichtig aus Kibums Griff, um den Jüngeren anschließend mehr in Jinkis Richtung zu dirigieren. Es war ihm immer noch ein wenig unangenehm, wenn jemand außer Taemin ihm so nahe kam. „Ich dachte, ich versuche seinen Wunsch zu respektieren. Also bin ich ihm heute nicht hinterher geschlichen.“ Noch während er gesprochen hatte, hatte sich ein schiefes Lächeln auf seinen Zügen ausgebreitet; es war doch wieder typisch, dass ausgerechnet dann, wenn er versuchte ein guter Freund zu sein, irgendetwas passierte, oder? „Das heißt also, dass wir keine Ahnung haben, wo Taemin stecken könnte“, fasste Jinki ihr Gespräch kurzerhand zusammen. Ihm war anzusehen, dass er die wachsende Unruhe in sich nur schwer zurückdrängen konnte und Jonghyun musste zugeben, dass es ihm nicht anders ging. An dem Tag, an dem er zu Taemin zurückgekommen war und der Jüngere sich verzweifelt schluchzend an ihn geklammert hatte, hatte Jonghyun sich selbst geschworen, dass er von nun an nicht mehr zulassen würde, dass ihm ein Leid geschah. Fieberhaft rieb Jonghyun sich über die Stirn, um nicht am Ende noch die Nerven zu verlieren. „Wenn er in seinen Vorlesungen war, finden wir vielleicht in der Universität einen Hinweis.“ Jonghyun hatte tief durchgeatmet und die Eingangstür wenig später geradezu aufgerissen. Als er vor einigen Stunden das Wohngebäude betreten hatte, hatte er noch einen schnellen Blick in die hauseigene Parkgarage geworfen. Taemins Auto hatte er dort nicht entdeckt, also hieß das wohl, dass er damit auch zum Campus gefahren war. Wahrscheinlich war es schon übertrieben dies eine Spur zu nennen, aber mehr Anhaltspunkte hatten sie im Moment einfach nicht. „Kommt schon“, drängte er Jinki und Kibum, während er sich die schwarze Kapuze seines Sweaters über den Kopf zog und somit, in dem Moment, als das Flurlicht erneut ausging, komplett in der Dunkelheit verschwand. tbc ... --- A/N: Minho stinkt natürlich nicht! xD Aber vielleicht erinnern sich manche von euch noch daran, dass schon Raptor etwas gegen Minhos Geruch hatte?! Nun, das hat er Taemin eingeimpft und da haben wir den Salat. xD Deswegen, ganz deutlich: Minho stinkt nicht. ùwu Kapitel 9: 謎語 - Rätsel - ------------------------ Titel: Rex Autor: jonglicious Kapitel: O8 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: NC17 Pairings: JongTae, Onkey Beta-Leser: N✰ A/N: Drei Kapitel reichen xD ich will den Freischaltern ja nicht komplett auf die Nerven gehen. Also ja .... das war's fürs Erste wieder von mir ^^ Viel Spaß! 3 (Es befinden sich schon wieder Anmerkungen am Ende der Fic! xD Die sind bitte zu lesen. úwu) -- Nachdem er dafür gesorgt hatte, dass Jinki und Kibum sich die oberen Stockwerke und somit auch diverse Hörsäle vornahmen, war Jonghyun zurück in die Eingangshalle gegangen und hatte sich dort gegen eine der zahlreichen Steinsäulen sinken lassen. Unter der Kapuze, die er sich sicherheitshalber weit ins Gesicht gezogen hatte, war es warm und der schwere Stoff drückte ihm immer wieder lästige Haarsträhnen ins Gesicht. Es war egal, wie oft er sie zurückschob, sie kamen immer wieder. Letzten Endes und mit einem deutlich entnerven Stöhnen, warf Jonghyun die Kapuze zurück, um anschließend seinen zerzausten Haarschopf mit ein paar schnellen Bewegungen wieder in Ordnung zu bringen. Es war riskant sich so offen zu zeigen, noch dazu da er sich inmitten der Fakultät für Rechtswissenschaften und Kriminologie befand, aber es war spät und die Handvoll Studenten, die an ihm vorbeiliefen, würdigten ihn kaum eines flüchtigen Blickes. Ihnen war anzusehen, dass sie froh waren die Universität endlich verlassen zu können; wieso sollten sie sich da um Jonghyun kümmern, der genauso gut einer von ihnen hätte sein können? Ein schwaches Lächeln umspielte Jonghyuns Züge, während er die Arme vor der Brust verschränkte und ein paar Schritte weiterging. Wieder einmal hatte sich seine Annahme bestätigt: Die meisten Menschen bekamen nicht mit, was sich direkt vor ihrer Nase abspielte und so traurig das teilweise auch war, so vorteilhaft war es für ihn. Wie sonst hätte er sich derart frei in einem öffentlichen Gebäude bewegen und nach Hinweisen suchen können? Das hieß, momentan wartete er eher noch darauf, dass die Hinweise zu ihm kamen. Jinki und Kibum die Hörsäle und Sanitäranlagen durchforsten zu lassen war eine Beschäftigungstherapie für die beiden, damit sie aufhörten ihn erwartungsvoll anzustarren und ihn mit Fragen zu löchern, die er nicht beantworten konnte. Kibum war tatsächlich davon ausgegangen, dass Jonghyun sich kurz in der Eingangshalle umsehen, Taemins Geruch aufschnappen und sie anschließend zu ihm führen würde. Aber ganz so einfach gestaltete sich die Realität leider nicht. Jonghyuns Geruchsinn war deutlich ausgeprägter als der anderer Menschen, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er Taemin in einem Gebäude ausmachen konnte, das täglich von zig Studenten durchquert wurde. Das war unmöglich. Jonghyun legte seine Stirn in tiefe Falten, nachdem er die Halle durchquert und vor zwei steinernen Stufen stehen geblieben war, die direkt weiter zu einem langen Flur führten. Drei kleine, verschiedenfarbige Schilder, die an der Wand neben der Treppe angebracht waren, wiesen ihn auf weitere Auditorien, die Bibliothek und außerdem die Tiefgarage hin. Sein Blick blieb einige Momente lang auf den Schildern hängen, ehe er schließlich die beiden Stufen hinaufstieg und anschließend dem Gang folgte. Nachdem er Taemins Wagen nicht in der Nähe seiner Wohnung gesehen hatte, war er sich sicher gewesen, dass der Jüngere damit zu Jinki und Kibum gefahren war. Die Frage war jetzt nur, ob ihm diese Information auch nur ansatzweise nützen würde. Man konnte zwar davon ausgehen, dass Taemin mit dem Auto zur Universität gekommen war, aber ob er auch deren interne Garage nutzte, das war nicht gesagt. Trotzdem, eine andere Spur hatte Jonghyun momentan nicht, weswegen er es vorzog dieser zu folgen und sich später weitere Gedanken zu machen. Mühelos stemmte er die Tür zur Parkgarage auf, indem er die Klinke mit seinem Ellbogen hinunterdrückte und sie anschließend mit seiner Schulter weiterschob. Nachdem er die ganze Zeit über aufgepasst hatte keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, würde er nicht gerade hier damit aufhören. Schnell ließ er seinen Blick durch die fast vollkommen leere Halle wandern, um sich zu vergewissern, dass er nicht beobachtet wurde, danach setzte er sich wieder in Bewegung. Er kannte Taemin mittlerweile lange genug, um erahnen zu können, wo es seinen Freund am ehesten hinziehen würde. Nicht zu nah am Ausgang, da sich dort die meisten in viel zu enge Lücken quetschten und beim Ein- und Aussteigen die Fahrzeuge um sie herum beschädigten. Taemin war viel eher jemand, der sich einen Platz im hinteren Bereich der Garage suchte, da er um die Faulheit seiner Mitstudenten – niemand wollte gerne allzu weit gehen müssen – Bescheid wusste und ihm dementsprechend klar war, dass dort weniger Autos geparkt waren. Jonghyun konnte nicht ganz nachvollziehen, wieso jemand so an einem Haufen Blech auf vier Rädern hing, aber er hatte es auch gar nicht wirklich versucht. Jonghyun war automatisch schneller geworden, nachdem seine Gedanken zu Taemin abgedriftet waren. Er machte sich Sorgen um ihn und obwohl Raptor sich nicht meldete, konnte er durchaus spüren, dass auch er nicht zufrieden mit der Situation war. „Taemin.“ Jonghyuns Augen hatten sich ein wenig geweitet, als er vor sich, direkt neben einer der Trägersäulen, Taemins Auto entdeckt hatte. Hastig lief er darauf zu, um durch das Fenster der Beifahrertür einen Blick ins Innere zu riskieren. Viel erkennen konnte er allerdings nicht, da die Beleuchtung der Garage gerade weiter hinten schwächer wurde und nicht mehr jeden Winkel erhellte. „Verdammt, Taemin.“ Jonghyun biss sich entnervt auf die Unterlippe, ehe er sich wieder aufrichtete und den Wagen anschließend umrundete. Neben der Fahrerseite beugte er sich zu seinen Schuhen hinunter, um sich daran zu machen einen der Schnürsenkel auszufädeln. Es war schon einige Zeit her, seit er so etwas das letzte Mal gemacht hatte, aber er musste davon ausgehen, dass es funktionieren würde; ansonsten blieb ihm nur noch eine andere Option und diese würde Taemin ganz bestimmt nicht gefallen. So wie er an seinem Wagen hing, würde er ihm den Hals umdrehen, wenn er das Schloss gewaltsam aufbrach oder gar eine der Fensterscheiben einschlug. Langsam richtete er sich wieder auf, wobei er währenddessen einen festen Knoten in den Senkel machte, so dass sich eine Schlaufe bildete. Nun musste er nur noch ein klein wenig Fingerspitzengefühl beweisen; nicht einfach, wenn man die Umstände berücksichtigte, aber Jonghyun gab sich Mühe dies fürs Erste in den Hintergrund zu schieben. Ruhig trat er näher an den Wagen heran, um das Schuhband anschließend in den Spalt zwischen Karosserie und Fahrertür zu zwängen und es anschließend mit sägend anmutenden Bewegungen weiter ins Innere zu bugsieren. Ziel war den Versicherungsbolzen mit Hilfe der Schlaufe in die Höhe zu ziehen und die Tür auf diese Art zu entriegeln, aber natürlich war dies um einiges leichter gesagt als getan. Jonghyun verengte seine Augen ein wenig, um gegen das spiegelnde Glas besser ins Wageninnere sehen zu können. Die Schlaufe hatte den Bolzen bereits gestreift, war jedoch nicht an ihm hängen geblieben. „Komm schon“, murmelte er ungeduldig, während er sein Glück ein weiteres Mal versuchte und dann beinahe ein triumphierendes ‚Ha‘ ausgestoßen hätte, als die Schlinge über den Knopf rutschte. „So hab ich mir das vorgestellt.“ Durchaus zufrieden mit sich selbst, zog Jonghyun an beiden Enden der Schnur, um den Knoten zu festigen, danach begann er den Bolzen nach und nach in die Höhe zu ziehen, bis schließlich ein Surren erklang und die Verriegelung sich endgültig geschlagen gab. Schnell öffnete er die Tür, um anschließend vor dem Fahrersitz in die Hocke zu gehen. Wenn man von der Fußmatte absah, die ein wenig zu weit nach oben gerutscht war und somit gegen die Pedale stieß, konnte Jonghyun nichts Ungewöhnliches entdecken. Das ungute Gefühl, das sich in seiner Magengegend breitgemacht hatte, wollte sich jedoch trotzdem nicht verflüchtigen, weswegen er sich letzten Endes weiter in das Fahrzeug lehnte. Sein Blick fiel dabei wie von selbst auf Taemins Umhängetasche, die auf den Boden gekippt war und gleichzeitig ihren Inhalt darauf verteilt hatte. Jonghyun tastete mit seinem Blick die verschiedenen Gegenstände ab, ehe er schließlich an einer Dose hängen blieb. Mit gerunzelter Stirn neigte er seinen Oberkörper weiter nach vorne, um die Hand danach ausstrecken zu können. „Pfefferspray?“, murmelte Jonghyun sich selbst zu, wobei ihm deutlich anzusehen war, dass er nicht wusste, was er von diesem Fund halten sollte. Auf der einen Seite stimmte es ihn durchaus zufrieden, dass Taemin seinen Rat endlich angenommen zu haben schien und sich auf diese Art und Weise schützen wollte, aber auf der anderen beunruhigte es ihn auch. Hatte Taemin sich mit dem Spray vor ihm schützen wollen oder war es Zufall, dass es direkt nach ihrem Streit den Weg in seine Tasche fand? Sachte schüttelte er den Kopf, um diese Idee sofort wieder zu verwerfen. Obwohl man es Taemin kaum hätte übelnehmen können, glaubte Jonghyun nicht, dass sein Geliebter ihn tatsächlich damit außer Gefecht setzen wollte. Jonghyun gab es nicht gerne zu, aber Taemin hatte ihn schon ganz gut unter Kontrolle; ein Blick reichte meistens aus, um ihm klarzumachen, dass es nun besser war zu gehen. Bei Raptor funktionierte so etwas freilich weniger, aber mit dem hatte Taemin es auch sehr viel seltener zu tun. Seufzend schob Jonghyun diese Gedanken beiseite, um seine Konzentration wieder auf das Wesentliche zu richten. Er hatte gehofft, dass er in Taemins Wagen einen Hinweis finden würde, doch bis jetzt war da nichts gewesen, das seine Aufmerksamkeit erregt hätte. Das hieß, wenn man den unangenehmen Geruch ignorierte, der Jonghyuns Nase lästig herausforderte. Taemin hatte bestimmt wieder Einkäufe im Auto vergessen und dies erst bemerkt, nachdem es schon zu spät gewesen war. Oder aber er hatte vor kurzem wieder einige seiner Studienkollegen mitgenommen und- Noch während er nachgedacht hatte, war ihm sein Fehler schlagartig bewusst geworden. Der Geruch, er kannte ihn! Es war nicht so, dass Taemin etwa freiwillig jemanden mitgenommen hatte; viel eher hatte sich ein blinder Passagier bei ihm eingenistet, nur um dann- Jonghyun brachte es nicht über sich seine Gedanken zu Ende zu führen, weswegen er sich geradezu ruckartig zum Rücksitz umdrehte. Was ihm dort allerdings schon beinahe höhnisch entgegenlachte, ließ ihn seine Finger so fest in das weiche Sitzpolster bohren, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Noch während sich ein tiefes Knurren über seine Lippen kämpfte, trat ein mörderischer Ausdruck in seine Augen; nun war er endgültig zu weit gegangen. -- Nervös ließ Kibum sich gegen den Türrahmen sinken, um sich anschließend vorsichtig zur Seite zu lehnen und Jonghyun, der quasi bewegungslos auf der Couch saß, zu mustern. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis sie ihn in der Tiefgarage gefunden hatten – es war ein Glückstreffer gewesen, nicht mehr und nicht weniger – und es war sogar noch eine Spur schwieriger gewesen ihn danach wieder zum Reden zu bringen. Kibum hatte sich in diesem Fall eher zurückgehalten und einfach nur zugesehen. Er hatte es noch nicht einmal gewagt die zerdepperte Glasscheibe zu kommentieren; dafür war Jonghyuns Blick schlicht und ergreifend zu mordlustig gewesen. Das war er allerdings auch jetzt noch, weswegen der Blonde langsam wirklich begann sich zu sorgen. Doch nicht nur das; er war ebenso ungeduldig und es ärgerte ihn, dass die kleine Dinosaurierfigur, die vor Jonghyun auf dem Couchtisch stand, dem Älteren so viel mehr zu sagen schien, als ihm. „Ich hab mich darum gekümmert, dass Taemins Wagen bald hierher geschleppt wird“, Jinki war von hinten an Kibum herangetreten und hatte seine Hände an dessen Taille gelegt. Nachdem es ihnen gelungen war Jonghyun dazu zu bewegen auszusteigen, hatte Jinki die Tasche seines kleinen Bruders nach dem Zündschlüssel durchsucht, aber natürlich hatte er sich darin nicht finden lassen. Der Wagen war immerhin abgeschlossen gewesen, als Jonghyun ihn gefunden hatte und ringsherum auf dem Boden hatte auch nichts gelegen. So war es ihnen natürlich nicht möglich gewesen das Auto selbstständig abzuschleppen; kein Schlüssel bedeutete leider, dass das Lenkradschloss aktiv wurde und da sie nicht auch noch einen Unfall hatten bauen wollen, war ihnen nichts anderes übrig geblieben, als unverrichteter Dinge wieder zu fahren. Natürlich gab es momentan wichtigere Dinge, um die sie sich kümmern mussten, aber Jinki war für die kleine Ablenkung recht dankbar gewesen. So hatte er zumindest zwanzig Minuten lang nicht darüber nachgedacht, was wohl mit seinem kleinen Bruder passiert sein könnte. „Er hat sich keinen Millimeter bewegt, seit wir wieder hier sind.“ Kibum hatte Jinkis Worte zwar mit einem Nicken zur Kenntnis genommen, aber nicht weiter darauf reagiert. „Und gesagt hat er auch nichts. Er starrt einfach nur dieses Ding an.“ Unruhig blickte Kibum über seine Schulter zu Jinki; dessen Miene hatte sich wieder verfinstert und auch seine Haltung war deutlich angespannt. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Jonghyun sie allzu schnell an seinen Gedanken teilhaben lassen würde, aber nun wurde es lächerlich. „Jonghyun.“ Jinki hatte Kibum kurzerhand ins Innere des Wohnzimmers geschoben, während er den anderen angesprochen hatte. „Wie wäre es, wenn-“ „Ja, wie wäre es, wenn ihr zwei endlich die Klappe halten würdet?“ Jonghyuns Mundwinkel hatten gefährlich gezuckt, während er aufgeblickt hatte. Natürlich verstand er die Sorge der beiden anderen, aber ihr Getuschel und die andauernde Fragerei war lästig. Es war auch so schon schwierig genug einen klaren Gedanken zu fassen und jedes Mal, wenn er glaubte sich konzentrieren zu können, wurde es wieder laut um ihn herum. „Falls ihr es immer noch nicht geschnallt habt, das ist kein verdammter Velociraptor.“ Zornig schlug Jonghyun gegen die Figur, die ihn unschuldig angeschaut hatte, und beförderte sie somit schwungvoll auf den Boden. Mit einem dumpfen Geräusch landete sie auf dem Parkett, wo sie noch gut einen halben Meter weiterschlitterte und schließlich auf dem Bauch liegen blieb. „Das ist ein Tyrannosaurus!“ Vor unterdrückter Wut zitternd richtete Jonghyun sich auf, um sich über das Kinn zu reiben, während er sich langsam von der Couch entfernte. Seine Handflächen waren kalt und – zu seinem eigenen Erstaunen – auch feucht. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er wohl gedacht, dass er Nerven zeigte! So war es ihm nicht mehr gegangen, seit Jinki vor der Hinrichtung auf ihn eingeredet und er deswegen hyperventiliert hatte; doch damals war es um sein eigenes Leben gegangen, nun aber war Taemins in Gefahr. Das war etwas vollkommen anderes. „Ein Tyrannosaurus?“ Kibum hatte zuerst seine Sprache wiedergefunden und war vor der Figur in die Hocke gegangen, um sie aufzuheben. Er gab es nicht gerne zu, aber er konnte damit nicht allzu viel anfangen. Eine Vermutung hatte er natürlich, aber diese war zu beunruhigend, als dass er davon ausgehen wollte, dass sie der Wahrheit entsprach. Lieber wollte er es von Jonghyun, oder besser noch von Jinki hören. „Du machst deiner Haarfarbe wieder einmal alle Ehre, Kibum.“ „Pass auf was du sagst, du-“ „Jinki, es ist okay.“ Kibum hatte Jonghyuns gehässigen Kommentar mit einem Augenrollen abgetan und gleichzeitig das Handgelenk seines Geliebten festgehalten. Das Letzte was er wollte war, dass Jinkis Geduldsfaden womöglich endgültig riss und er auf Jonghyun losging. „Ist es nicht.“ Widerwillig schnaubend drückte Jinki seine Nase in Kibums weichen Haarschopf, während er ihm die Figur aus der Hand nahm und sie unruhig betrachtete. Bis jetzt hatte er ihr nur einen kurzen Blick zugeworfen und war deswegen von einer falschen Dinosaurierart ausgegangen; nun allerdings, da er die Gelegenheit hatte sie genauer zu betrachten, war offensichtlich, dass es sich dabei keinesfalls um einen Raptor handelte. „Ich hatte damals, die Möglichkeit Minho ein wenig über die Schulter zu schauen, während er diverse Akten und Berichte durchgeblättert hat. Es ist zu Rex‘ Markenzeichen geworden, dass er solche Figuren an seinen Tatorten hinterlässt. Er ahmt Raptor damit nach, um ihn so zu provozieren. Zumindest gehen alle davon aus.“ Jinkis Blick wanderte hinüber zu Jonghyun, der mit einer Mischung aus verächtlichem Schnauben, Schulterzucken und Nicken antwortete. Es war ihm anzusehen, dass er die Figuren als eindeutige Provokation auffasste, was Jinki sogar nachvollziehen konnte. „Aber dann-“ „Nein, er hat Taemin nicht umgebracht.“ Jonghyun war wieder ein paar Schritte auf die beiden anderen zugegangen, um dabei etwas aus der seitlichen Tasche seines Sweaters zu ziehen. Auf dem Rücksitz hatte nicht nur die Figur gelegen, sondern auch Taemins Handy. Dieses war allerdings ungewöhnlich leicht gewesen, weswegen es Jonghyun noch in der Garage näher unter die Lupe genommen hatte. Die hintere Abdeckung hatte sich problemlos lösen und entfernen lassen, woraufhin Jonghyun auf den fehlenden Akku aufmerksam geworden war. Doch das war nicht das gewesen, das ihn im Endeffekt zum Stocken gebracht hatte, nein. Anstelle des Akkus hatte er nämlich einen Zettel vorgefunden, welcher fein säuberlich gefaltet in der flachen Einbuchtung platziert worden war. „Hätte er ihn umgebracht, dann hätte er sich die Mühe gemacht Taemins Leiche wegzuschaffen, aber so ist er nicht. Taemin lebt.“ „Könntest du die Worte ‚Taemin‘ und ‚Leiche‘ bitte nicht in ein und demselben Satz verwenden?!“ Kibum hatte seinen Blick zwischen Jonghyun und dem Handy hin und her wandern lassen, sich dann aber doch lieber dazu entschlossen sein Gesicht halb in Jinkis Hemd zu verstecken. Wenn Jonghyun davon ausging, dass Taemin noch am Leben war, dann war es bestimmt auch so, aber das beruhigte Kibum auch nicht wirklich. Er begann erst jetzt langsam zu realisieren, dass Taemin sich wohl in Rex‘ Gewalt befand und wusste nicht, wie sie darauf am besten reagieren sollten. Sollten sie die Polizei verständigen, oder sich direkt an den Geheimdienst wenden? War das ein schlauer Schachzug, oder eher nicht? „Was sollen wir jetzt machen?“ Fragend blickte er zu Jinki auf, der sich die ganze Zeit über eher still verhalten hatte. Man konnte deutlich sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete und wie sein Kiefer sich anspannte, nur um dann kurz wieder locker zu lassen. Jinki war niemand, der allzu viele Worte verlor, wenn ihn etwas besorgte; er zog sich viel eher in seinen Kopf zurück und ging dort alles in Ruhe noch einmal durch. „Haben wir überhaupt irgendeinen Anhaltspunkt?“ „Kann man so sagen.“ Jonghyun hatte die Arme locker vor der Brust verschränkt und sich wieder abgewandt. Es brachte nichts, wenn er Jinki und Kibum Informationen vorenthielt; sie saßen im selben Boot und auch, – um den nautischen Vergleichen treu zu bleiben – wenn Kibum bestenfalls als Ballast einzustufen war, so besaß wenigstens Jinki einen gesunden Menschenverstand und konnte eventuell hilfreiche Anregungen liefern. Jonghyun würde sich davor hüten diese Gedanken je laut auszusprechen, aber ein Blick sagte ohnehin mehr als tausend Worte. „Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass es mir nicht sofort aufgefallen ist, aber“, Jonghyun legte seinen Kopf seufzend in den Nacken, während er eine kurze Pause einlegte, „in Taemins Auto war wieder dieser unangenehme Geruch, der mir schon vor ein paar Tagen hier in seiner Wohnung aufgefallen ist.“ Er stoppte sich kurz selbst, um die Geschehnisse der letzten Tage Revue passieren zu lassen. Zuerst war der Gestank in Taemins Wohnung gewesen, danach hatte er die Figur mitsamt Nachricht in seinem Wohnzimmer vorgefunden und nun war Taemin wie vom Erdboden verschluckt. Alles in allem konnte er sich wohl wirklich auf die Schulter klopfen; er hatte Rex nicht nur unterschätzt, sondern sich auch auf ein Spiel eingelassen, bei dem er gleich zu Beginn wie ein blutiger Anfänger vorgeführt worden war. Wie konnte ich nur so dumm sein? Die Erkenntnis ließ Jonghyuns Herz unsanft gegen seinen Brustkorb hämmern und ihn gleichzeitig schwer schlucken. „Ich hätte es von Anfang an besser wissen müssen.“ „Hast du aber nicht und es bringt uns rein gar nichts, wenn du wie ein getretener Hund aus der Wäsche schaust. Immer tust du so überlegen, aber dann, wenn es einmal darauf ankommen würde, ziehst du den Schwanz ein.“ Kibums Ausbruch ließ nicht nur Jinki geräuschvoll einatmen, sondern sorgte auch dafür, dass Jonghyuns Auge gefährlich zuckte. „Wir warten immer noch darauf, dass du auf den Punkt kommst.“ „Das wollte ich eben“, genervt verzog Jonghyun seine Mundwinkel, danach schob er seine Hand in seine Hosentasche, um den gefalteten Zettel daraus hervorzuziehen. Schon vorhin hatte er ihn kurz betrachtet, war allerdings auf kein Ergebnis gekommen. „Als ich Taemins Handy gefunden habe, ist mir aufgefallen, dass es zu leicht war. Rex hat den Akku entfernt und mir diese Nachricht hinterlassen.“ Er entfaltete das Papier, um es anschließend Jinki und Kibum vor die Nase zu halten, damit einer von ihnen es entgegennehmen konnte. Die „Nachricht“ bestand aus Zahlenpaaren, die sich aus jeweils drei Ziffern zusammensetzten und von Bindestrichen getrennt wurden. „Es ist eine Chiffre, aber ich hatte noch keine Gelegenheit sie mir genauer anzusehen.“ „Und wenn er einfach nur ein paar Zahlen aufgeschrieben hat, um uns auf eine falsche Fährte zu führen?“ Ohne zu Jonghyun aufzusehen, ließ Jinki seinen Blick über die Zahlenpaare gleiten. „Bezweifle ich“, erwiderte Jonghyun, nachdem er geräuschvoll Luft geholt hatte. „Er würde sich kaum die Mühe machen so eine Nachricht zusammenzustellen, wenn er uns damit nicht irgendetwas sagen wollte.“ „Das heißt, dass du etwas damit anfangen kannst?“ Kibum hatte die Zahlen ebenfalls betrachtet und ratlos eine Augenbraue angehoben. Keine der Kombinationen kam ihm bekannt vor und auch sonst ließ sich mit den Nummern nichts anfangen; sie zu addieren oder sonstige Rechenkunststückchen damit anzustellen, würde sie der Lösung kaum näherbringen. „Es ist eine Buch-Verschlüsselung, Kibummie“, murmelte Jinki auf Kibums Frage hin, wobei er seinem Freund nur abwesend über die Wirbelsäule streichelte. „Eine Ottendorf Chiffre“, warf Jonghyun von der Seite her korrigierend ein, wobei er gedankenverloren Taemins Handy zwischen seinen Fingern drehte und die Stirn in tiefe Falten legte. Immerhin waren sie schon einmal so weit, aber wirklich weiterhelfen tat ihnen das noch nicht. „Und wäre es wohl möglich, dass mir einer von euch erklärt, was genau ich mir darunter vorstellen soll?! Anders als ihr bin ich als Kind wohl in keinen Zauberkessel gefallen und kann deswegen nicht automatisch mit allem etwas anfangen.“ Deutlich verstimmt runzelte Kibum die Stirn. Er fand es ja wirklich wunderbar, dass sowohl Jinki, als auch Jonghyun offenbar ganz genau wussten, was für eine Nachricht Rex ihnen da hinterlassen hatte, aber noch wunderbarer wäre es gewesen, wenn er sich ebenfalls etwas darunter hätte vorstellen können. „Entschuldige, Liebling“, Jinki drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wange, ehe er ihm die Zahlenpaare erneut zeigte. „Um die Botschaft zu entschlüsseln, muss man zuerst das richtige Buch finden. Die Zahlen, die du hier siehst, stehen für die Seite, die Zeile und den Buchstaben.“ Jinki ließ seinen Finger über die erste Zahlenreihe gleiten, um Kibums Aufmerksamkeit darauf zu lenken. „Hier steht: 7, 3, 15. Das bedeutet wir brauchen Seite 7, Zeile 3 und dann den 15. Buchstaben, beziehungsweise in unserem Fall den 15. Silbenblock*, verstehst du? So setzt sich das Ganze zusammen.“ „Oh.“ Kibum hob überrascht beide Augenbrauen an, nachdem er Jinkis Erklärung ruhig gelauscht hatte. Er war davon ausgegangen, dass es weitaus komplizierter werden würde den Code zu knacken, aber so schien es sich ja direkt einfach zu gestalten. Das hieß, das würde es, sobald Jinki ihm noch eine weitere Frage beantwortet hatte: „Woher weiß man, welches Buch man benutzen muss?“ „Genau das ist der Teil, an dem wir noch arbeiten müssen.“ Jonghyun hatte sich während Jinkis Erklärung abgewandt und war auf das Bücherregal zugeschritten. Sein Blick war prüfend über die verschiedenen Buchrücken gewandert, doch wirklich ausschließen konnte er keines der Lektüren; Rex konnte absolut jedes davon verwendet haben. „Normalerweise wird ein Hinweis auf das Buch hinterlassen, aber Rex spielt wohl nicht gerne nach den Regeln.“ Erneut musterte er ein paar der Bücher; es war unmöglich jedes einzelne davon auszuprobieren und danach zu sehen, welches am ehesten Sinn ergab. Das würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen; Zeit, die Taemin ganz bestimmt nicht hatte. „Hätte mich auch gewundert.“ Jinki hatte den Zettel missmutig auf den Tisch fallen lassen und sich in der gleichen Bewegung auf die Couch gesetzt. Kibum hatte er zwar mit sich gezogen, allerdings schien sein Geliebter andere Pläne zu haben, denn er entfernte sich schon wieder von dem Sofa, um nach draußen auf den Flur zu verschwinden. Verwirrt blickte Jinki ihm hinterher, erklärte sich dies aber letzten Endes so, dass der Blonde wohl das Badezimmer aufsuchen wollte. „Würden wir es schaffen die Bücher alle durchzugehen?“ „Wir wissen beide, dass uns dafür die Zeit fehlt.“ Jonghyun war mit dem Rücken gegen das Regal gesunken und hatte eine Hand an seine Stirn gelegt, wobei er mit seinem Daumen und Zeigefinger über seine geschlossenen Augenlider rieb. Er hatte das Gefühl, dass sie irgendetwas Essentielles übersahen und das Wissen, dass er nicht dahinter kam was es war, trieb ihn beinahe zur Weißglut. Konnte es sein, dass die Sorge um Taemin seinen Verstand derart benebelte, dass er etwas ganz Offensichtliches übersah? „Kibum?“ Nachdem Kibum wieder aufgetaucht war, hatte Jonghyun ihn dabei beobachtet, wie er vor dem Couchtisch in die Knie gegangen war und erneut Taemins Handy in die Hand genommen hatte. Wenige Handgriffe später lag es offen auf dem Tisch, woraufhin Kibum sich seinem eigenen Smartphone zu widmen begann. „Was soll das jetzt werden?!“ „Taemin und ich haben das gleiche Handy“, murmelte Kibum, während er sein Schutzcover entfernte und nebenbei darauf wartete, dass sein Mobiltelefon sich ausschaltete, „Wenn ich also meinen Akku einsetze, kann ich es wieder einschalten. Mir ist klar, dass es wahrscheinlich nicht helfen wird, aber ich will es zumindest versuchen.“ So blöd ist die Idee gar nicht. Jonghyun zog es vor fürs Erste nichts mehr zu sagen, sondern sich nur stumm neben Kibum auf den Boden zu setzen. Darauf, dass sich auf Taemins Handy eventuell ein Hinweis verstecken könnte, war er nicht gekommen, weswegen er einfach nur die Finger des Blonden dabei beobachtete, wie sie den Akku in das Gerät drückten. „Dann wollen wir mal.“ Kibum schaltete Taemins Galaxy S4 ein, nachdem er die Abdeckung wieder angebracht hatte. „Wir brauchen einen Code.“ „0408.“ Jonghyun hatte einen Blick auf das Display geworfen und sich anschließend abwartend auf die Zunge gebissen. Er war sich fast sicher, dass Taemin die Kombination nicht geändert hatte; das hieß, er hoffte inständig, dass es so war. „Dein Geburtsdatum, wie originell.“ „Liebling, du benutzt meinen Geburtstag doch auch immer, wenn du ein Passwort brauchst.“ Kibum tätschelte mit seiner freien Hand Jinkis Knie, während er mit der anderen die Zahlen eingab und auf OK drückte. Einen Moment lang bangte er noch, doch als die Sperre dann tatsächlich entriegelt wurde, atmete er erleichtert aus. Es schien sich an diesem Tag also doch nicht alles gegen sie verschworen zu haben. Der Blonde senkte seinen Blick wieder auf den Bildschirm, wobei er jedoch schon im nächsten Moment erschrocken die Augen aufriss und das Handy plötzlich zurück auf den Tisch warf. Hätte das Gerät sich in seinen Händen überraschend in ein riesiges Insekt verwandelt, hätte es ihn kaum mehr mitnehmen können. „Kibummie?“ Irritiert streckte Jinki seine Hand nach Kibum aus, wohingegen Jonghyun sofort nach dem Handy griff, um sich den Grund für die seltsame Reaktion des Jüngeren anzusehen. „Kibum, was ist-“ „Das Hintergrundbild!“, presste Kibum wimmernd hervor, ehe er zu Jonghyun hinübersah, dessen Miene mittlerweile geschockt und wie in Stein gemeißelt wirkte. „Taemin … es- es ist Taemin …“ „Nicht nur er.“ Jonghyun schluckte schwer, nachdem er den Bilderordner geöffnet und das Bild aufgerufen hatte. Ohne den Apps und anderen Anwendungen war es leichter zu betrachten, aber das bedeutete nicht, dass es dadurch weniger schlimm wurde. Eine Hand hatte sich grob in Taemins Haarschopf vergraben, um so dafür zu sorgen, dass sein Kopf direkt in die Kamera sah. Seine Augen waren halb geschlossen und sein Blick verklärt, während gleichzeitig sein Mund einige Millimeter weit geöffnet war und – hochauflösende Handykameras waren doch wirklich ein Segen – man deutlich sehen konnte wie blass er war. „Ich glaube, er hat ein Video gemacht.“ Jonghyuns Stimme klang deutlich belegt, als er die Datei antippte. „Hallo Raptor“, die Stimme, die durch die Aufnahme ein wenig verzerrt wurde, ließ ihn automatisch schnaufen. Er hatte sie schon früher einmal gehört, „Taemin ist so nett mir Gesellschaft zu leisten. Er ist wirklich ein kleines Goldstück.“ Die Kamera schwenkte zur Seite, so dass nicht nur Taemin im Bild war, sondern auch derjenige, der ihn festhielt. Sein Gesicht war gezeichnet von Narben – Akne, wie Jonghyun vermutete – und ein paar dunkle Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht, während er Taemin zu sich zog und ihm einen direkt sanften Kuss auf die Schläfe drückte. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass du ihn wiederhaben willst, also pass auf, hier kommt der Hinweis: Der Schlüssel ist was uns beide verbindet.“ Seine Lippen kräuselten sich zu einem schiefen Lächeln, ehe er noch hinzufügte: „Das war mein Eröffnungszug, jetzt bist du an der Reihe. Viel Glück.“ tbc ... --- Ottendorf Chiffre .) für gewöhnlich wird für diese Chiffre das lateinische Alphabet verwendet, aber da wir uns geschichtentechnisch in Süd Korea befinden, musste ich auf Silbenblöcke ausweichen. Ich gehe einfach davon aus, dass die meisten wissen werden, was damit gemeint ist, aber hier ist ein Beispiel für einen solchen Silbenblock: 현 Auto knacken .) kann tatsächlich funktionieren, wenn man geduldig genug ist und übt. xD => http://www.youtube.com/watch?v=5YJzpaz0tmw (Das ist übrigens nicht als Aufforderung gedacht xX probiert solche Kunststückchen an euren eigenen Autos aus, wenn's sein muss, aber lasst die Finger von anderen xD) Kapitel 10: 分曉 - Lösung - ------------------------- Titel: Rex Autor: jonglicious Kapitel: O9 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: NC17 Pairings: JongTae, Onkey Beta-Leser: N✰ A/N: TvT Hallooo~ ja, ich wage mich tatsächlich auch noch hierher! xD Viel Spaß! 3 -- Anders als Jinki und Jonghyun war Kibum schon immer jemand gewesen, der am besten nachdenken konnte, wenn er sich gleichzeitig mit etwas anderem beschäftigte. Deswegen hatte er sich aus dem Wohnzimmer zurückgezogen und war geradewegs in die Küche gegangen, um dort Wasser aufzusetzen. Tee würde Taemin nicht schneller zurückbringen, aber vielleicht würde er ihre Nerven beruhigen und dafür sorgen, dass sie einen kühlen Kopf behielten; auf einen Versuch kam es an und wie bereits gesagt brauchte Kibum einfach etwas, das er tun konnte. Jonghyun und Jinki waren nach dem Video, das Rex ihnen freundlicherweise auf Taemins Handy hinterlassen hatte, in eine Art Trance gefallen. Ein Blick reichte aus, um mit Gewissheit sagen zu können, dass ihre Köpfe auf Hochtouren arbeiteten. Seufzend langte Kibum nach der Teekanne, die er selbst vor einigen Monaten bei Taemin deponiert hatte. Die Küche des Jüngeren war auch nach gut einem Jahr noch mehr als mangelhaft eingerichtet gewesen und irgendwann hatte Kibum einfach die Geduld verloren. Wenn Taemin selbst sich nicht darum kümmern wollte, dann musste er damit leben, dass er zum Geburtstag und zu Weihnachten Küchenutensilien geschenkt bekam. Taeminnie … Kibum strich mit seinem Zeigefinger über den Schnabel der Kanne. An dieser Stelle war bereits ein Stück ausgebrochen und Kibum traute sich zu wetten, dass Taemin sich zumindest schon einmal an der scharfen Kante geschnitten hatte. Dieser Gedanke trieb ein trauriges Lächeln auf Kibums Züge und ließ ihn in seinen Bewegungen innehalten. Jinki und Jonghyun mussten den Code einfach knacken; Taemin durfte nichts zustoßen und schon gar nicht durfte er einem irren Psychopathen wie Rex zum Opfer fallen. Es reichte schließlich schon, dass er mit einem solchen zusammen war. Bald holen wir dich da raus, du musst nur noch ein bisschen länger durchhalten, versuchte Kibum Taemin durch seine Gedanken gut zuzureden, während er den fertigen Tee in die vorbereitete Kanne umfüllte. Tassen hatte er bereits vorhin, als er noch darauf gewartet hatte, dass das Wasser anfing zu kochen, nach draußen gebracht. Weder Jinki, noch Jonghyun hatten ihn dabei auch nur eines Blickes gewürdigt, aber Kibum hatte sich nicht beschwert. Zumindest einmal wollte er nicht wegen jeder Kleinigkeit eine Szene machen. Sachte drückte er seine Hände für wenige Sekunden an die Seiten der Teekanne, um seine kühlen Finger zu wärmen, danach trug er sie hinüber ins Wohnzimmer, wo er sie letztendlich auf dem Couchtisch abstellte. Einschenken konnte sich nun jeder selbst. „Habt ihr schon eine Idee welches Buch Rex benutzt haben könnte?“ Kibum hatte sich vorsichtig neben Jinki gesetzt und seine Wange an dessen Schulter geschmiegt. Während er in der Küche den Tee zubereitet hatte, hatte er kein Wort aus dem Wohnzimmer kommen hören und das war etwas, das ihn irgendwie störte. Hätten die beiden Älteren zur Abwechslung einmal zusammengearbeitet wäre es ihnen bestimmt einfacher gefallen das Rätsel zu lösen. „Jinki?“ Der Angesprochene hatte seinen Kopf ein Stück zur Seite geneigt und anschließend schwer geseufzt. Jinki wusste, dass lang andauernde Stille nichts für Kibum war und dass sie ihn nervös machte; dass er so lange nichts von sich gegeben hatte grenzte direkt an ein Wunder. „Nicht wirklich, Kibummie“, gestand er matt, wobei er seinen Blick zu Jonghyun hinüber schweifen ließ. Dieser hatte sich seit fast zehn Minuten keinen Millimeter mehr bewegt und Jinki hätte sogar schwören können, dass er in dieser Zeit noch nicht einmal geblinzelt hatte. „Es gibt ein paar Dinge, die Raptor und Rex gemeinsam haben und Taemin hat auch nicht unbedingt wenige Bücher, die sich mit Irren beschäftigen.“ Dass Jonghyun daraufhin unzufrieden geschnaubt hatte, hatte Jinki geflissentlich ignoriert. Seine Geduld neigte sich langsam dem Ende zu und das Wissen, dass sie kostbare Zeit mit brotloser Rätselraterei verschwendeten, während Taemin wohlmöglich Schmerzen hatte, trieb ihn halb in den Wahnsinn. Seit seiner Geburt hatte Jinki immer ein Auge auf seinen kleinen Bruder gehabt und auf ihn aufgepasst; er hatte ihn viel eher großgezogen als ihr Vater es getan hatte! Und nun war er entführt worden und es gab nichts, das sie tun konnten. Außer natürlich den verfluchten Code zu entschlüsseln und somit den nächsten Hinweis auf Taemins Aufenthaltsort zu erhalten. „Wäre ein Buch über Dinosaurier eigentlich zu naheliegend?“ Kibum nippte an dem heißen Tee, den er sich soeben eingegossen hatte und blinzelte über den Tassenrand zu Jonghyun hinüber. „Immerhin würde euch das doch verbinden?“ Nachdem er vorhin Glück gehabt hatte mit Taemins Handy, hoffte Kibum einfach, dass er noch einmal etwas Brauchbares beisteuern konnte. „Das wäre wirklich zu naheliegend und es würde nicht zu ihm passen.“ Jonghyun hatte es aufgegeben seine unbewegte, starre Miene aufrecht erhalten zu wollen und war ein paar Schritte durchs Wohnzimmer gegangen. Auch er hatte längst die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass Rex eventuell ein solches Buch verwendet hatte, aber letzten Endes hatte er die Idee wieder verworfen. „Er gibt sich solche Mühe zu demonstrieren, dass er schlauer und vor allem mir überlegen ist. So ein Buch zu nehmen wäre ein Fehler und ich würde es auch nie so offensichtlich machen.“ Schon damals, als Taemin ihm das erste Mal von Rex erzählt hatte, war Jonghyun davon ausgegangen, dass dieser sich stark an ihm orientierte. Natürlich hatte er es nie geschafft ihn genau zu kopieren, dafür war er immer zu stümperhaft an die Sache herangegangen, aber Jonghyun musste leider zugeben, dass sein Widersacher besser geworden war. Eine schlechte Kopie blieb zwar eine schlechte Kopie, aber sie hatte sich dem Original doch mehr angenähert, als er hatte wahrhaben wollen. „Ich glaube langsam, dass er dir überlegen ist.“ „Würdest du das wohl wiederholen?“ „Ich sagte, dass ich denke, dass er dir tatsächlich überlegen ist!“ Energisch befreite Jinki sich von Kibums Händen, die sich an seinen Unterarm gelegt und ihn festgehalten hatten. Er hatte sich bereits zweimal von seinem Freund besänftigen lassen, doch nun reichte es. Den ganzen Ärger und Zorn noch länger hinunterzuschlucken und in sich brodeln zu lassen war keine Option mehr. „Du meintest, dass du schon vor Tagen einen seltsamen Geruch hier bemerkt hast und trotzdem hast du nichts unternommen. Du hättest Taemin sofort bei uns einquartieren sollen! Oder du hättest dafür sorgen können, dass er seine Wohnung nicht mehr verlässt. Taemin ist ein verflucht fauler Student, verdammt noch mal! Hättest du dein dummes Maul aufgebracht und ihm erklärt, dass du dir Sorgen machst, wäre er sofort zuhause geblieben und du hättest ein Auge auf ihn haben können! Aber nein, du musstest ja davon ausgehen, dass Rex dir nichts anhaben kann, weil du bist ja Raptor, nicht wahr? Raptor ist ja so unfehlbar und niemand kommt an ihn heran!“ Langsam aber sicher redete Jinki sich in Rage; mit jedem Satz wurde er noch eine Spur lauter und gleichzeitig auch zorniger. „Aber hier kommt jetzt der Newsflash, Arschloch: Rex hat dich nach Strich und Faden verarscht und vorgeführt! Nur wegen deiner scheiß Arroganz und Überheblichkeit konnte er Taemin entführen und weiß Gott, was der perverse Mistkerl mit ihm anstellt!“ Ohne es wirklich mitzubekommen hatte Jinki den Raum durchquert, Jonghyun am Kragen gepackt und brutal gegen eines der Bücherregale gestoßen. Ein paar der Bücher waren daraufhin mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden gelandet und aufgeschlagen liegen geblieben, aber das hatte wohl nur Kibum wirklich bemerkt. „Hätte ich Taemin nur damals einfach verboten sich mit dir zu unterhalten! Dann hättest du ihn nie zu Gesicht bekommen, er hätte keine Chance gehabt sich in dich Scheißkerl zu verlieben und ich hätte nicht alles riskiert, um deinen nutzlosen Arsch zu retten.“ Jinki hatte mittlerweile von Jonghyuns Kragen abgelassen und ihn stattdessen fest am Hals gepackt. Er konnte spüren wie angespannt der andere war, aber bis jetzt hatte er noch nicht ein Wort zu seiner Verteidigung herausgebracht. „Wärst du einfach verreckt so wie es vorgesehen war, wäre jetzt alles in Ordnung. Taemin wäre hier bei uns und wir wüssten, dass es ihm gut geht. Verdammte Scheiße, Jonghyun, Rex hatte leichtes Spiel! Du hast ihm Taemin förmlich auf dem Silbertablett serviert!“ Bebend und gleichzeitig direkt außer Atem zog Jinki seine Hand zurück und wandte sich von Jonghyun ab. Seiner Angst auf diese Art und Weise Luft zu machen hatte gut getan und nun wusste der Jüngere auch genau was er von ihm hielt. „Hast du eigentlich gar nichts dazu zu sagen?“ „Was soll ich schon sagen, Jinki?“ Jonghyun hatte seinen Blick gesenkt, während er sein Hemd wieder gerade zupfte. Jinki hatte nicht fest genug zugepackt, um an seinem Hals Male zu hinterlassen, aber schmerzhaft war es dennoch gewesen. „Du hast recht, ich habe Rex wirklich unterschätzt und Taemin muss für diesen Fehler nun bezahlen.“ Seufzend wischte er sich mit der rechten Hand übers Kinn und ließ seinen Blick dann zu den Büchern wandern, die zu Boden gefallen waren. Neben diversen Fachbüchern, die Taemin für seine Vorlesungen brauchte, war auch die Arbeit, die er über ihn, beziehungsweise über Raptor geschrieben hatte, war abgestürzt. Schnell bückte er sich nach ihr und hob sie anschließend auf. Jonghyun wusste wie stolz Taemin darauf war und nun ein Eselsohr auf einer der Seiten zu hinterlassen kam nicht in Frage. Taemin sollte sich darüber nicht ärgern müssen, sobald sie ihn gefunden und zurückgebracht hatten. „Wie schön, dass du so einsichtig bist!“ Fassungslos beobachtete Jinki den Jüngeren dabei wie dieser Taemins Bachelorarbeit zwischen seinen Händen drehte. Es ärgerte ihn über alle Maßen, dass Jonghyun derartig ruhig bleiben konnte, während er selbst spürte wie seine Nerven langsam aber sicher mit ihm durchgingen. „Ich hatte eben eine richtige gute Idee. Du könntest Raptor einfach wieder die Kontrolle überlassen. Der interessiert sich wahrscheinlich einen Scheiß für Taemins Sicherheit, aber er würde zumindest alles daran setzen um Rex aufzuspüren.“ Jinki hatte sich daran erinnert, dass Taemin während seines Streits mit Jonghyun ebenfalls dessen andere Persönlichkeit erwähnt hatte. Oder zumindest hatte er Jonghyun vorgehalten eingerostet zu sein; auf jeden Fall hatte dies dazu geführt, dass der Braunhaarige ein paar Emotionen zeigte und genau darauf war Jinki aus. „Jinki, bitte hör auf.“ Nachdem er die ganze Zeit über geschwiegen hatte, hatte Kibum sich nun doch in das Gespräch eingemischt. Sachte hatte er seine Arme um Jinkis Mitte geschlungen und seine Stirn gegen das Brustbein seines Freundes gedrückt. Es hatte ihn schon gewundert, dass Jonghyun Jinkis Attacke über sich hatte ergehen lassen, aber nun noch Raptor anzusprechen war zu viel des Guten. „Ich soll aufhören? Ihm ist es zu verdanken, dass Taemin vermutlich in Lebensgefahr schwebt!“ „Das ist mir schon klar, Jinki.“ „Ach wirklich?“ „Natürlich! Und ich gebe ihm genauso die Schuld an der Situation wie du, aber ihn anzuschreien bringt Taemin nicht zurück.“ Traurig und mit deutlich feuchten Augen blickte Kibum zu Jinki auf. Er machte kein Geheimnis daraus, dass er Jonghyun ebenfalls am liebsten an den Hals gesprungen wäre, aber Feindseligkeiten halfen ihnen jetzt einfach nicht weiter. „Sobald wir Taemin gefunden haben und wir sicher sein können, dass es ihm gut geht, kannst du Jonghyun immer noch durch den Fleischwolf drehen, aber ohne seine Hilfe sind wir aufgeschmissen.“ Der Blonde zog an Jinkis Hemd, um ihm schließlich einen sanften Kuss auf den Mundwinkel zu drücken. Er hasste es Jinki so zu sehen. Normalerweise war er gefasst und nur schwer aus der Ruhe zu bringen; dass er Jonghyun angeschrien und gegen das Regal geworfen hatte zeigte deutlich wie es um seine Nerven bestellt war. Wenn uns nicht bald etwas Brauchbares einfällt, drehen die beiden durch und ich glaube nicht, dass ich dann noch ruhig bleiben kann. Kibum hatte seine Hand sachte an Jinkis Wange gelegt und mit seinem Daumen über dessen Wangenknochen gerieben. Für gewöhnlich konnte Jinki sich unter dieser Berührung immer entspannen und auch jetzt schien es ihm ein klein wenig zu helfen. Zumindest war die Spur eines Lächelns auf seiner Miene zu erkennen und mehr verlangte Kibum in dieser Situation auch gar nicht. „Wir finden das Buch, keine Angst“, flüsterte Kibum aufmunternd und blickte dann schließlich über seine Schulter zu Jonghyun hinüber. Der Braunhaarige war auffallend still gewesen und Kibum wollte sichergehen, dass er überhaupt noch anwesend war und sich nicht etwa aus dem Staub gemacht hatte. Was er dann jedoch zu sehen bekam überraschte ihn doch ein wenig. Jonghyun hielt Taemins gebundene Fassung seiner Arbeit fest in beiden Händen, während seine Augen förmlich über die Zeilen zu fliegen schienen. „Jonghyun? Alles in Ordnung?“ Jinki hatte den Älteren doch hoffentlich nicht so fest gegen das Regal geknallt, dass bei Jonghyun nun auch noch die allerletzte Sicherung herausgesprungen war? „Das ist es.“ Jonghyun lachte leise auf, danach ließ er seinen Kopf zurück in den Nacken fallen. Natürlich war die Situation alles andere als komisch, aber allzu amüsiert klang Jonghyuns Lachen ohnehin nicht. Es hatte schon beinahe etwas Wahnsinniges an sich und trieb Kibum eine unangenehme Gänsehaut auf die Unterarme. „Ich hab es gefunden.“ -- Schwerfällig öffnete Taemin seine Augen einen winzigen Spalt breit und ließ seinen Kopf anschließend zur Seite rollen. Sein Herz hämmerte wild gegen seinen Brustkorb, wobei er schon beinahe das Gefühl hatte, dass es hin und wieder einen Schlag aussetzte, beziehungsweise förmlich über sich selbst stolperte. Seine Wangen brannten und der Geschmack in seinem Mund erinnerte ihn unweigerlich an Jinkis alte Sportsocken, denen Kibum letzten Endes den Garaus gemacht hatte, indem er sie hochkant im Ofen versenkt hatte. Die Erinnerung an den Geruch besagter Socken ließ Taemins angeschlagenen Magen revoltieren und seinen Körper schließlich heftig nach vorne rucken. Hustend bäumte er seinen Oberkörper auf und konnte dann gerade noch so verhindern sich direkt über seinen Haaren zu erbrechen. „Scheiße …“, keuchte er atemlos, als ihm klar wurde, dass er keine Chance hatte seine Hände zu Hilfe zu nehmen und sich von seinem eigenen Erbrochenen zu entfernen. Jemand musste ihm die Hände hinter dem Rücken gefesselt haben, während er geschlafen hatte. Geschlafen? Hatte er denn wirklich geschlafen? Zitternd richtete Taemin sich so gut es ging auf, wobei er jedoch fast sofort wieder die Balance verlor und gegen etwas Weiches kippte. Irritiert blinzelte er ein paar Mal, um seinen Blick scharfzustellen und sich gleichzeitig an das Halbdunkel im Raum zu gewöhnen. Bis jetzt hatte er kaum mehr als schwarze und graue Flächen ausmachen können, doch langsam schien sein Körper sich wieder zu erholen. Das hieß, seine Augen erholten sich, sein rasendes Herz bereitete ihm immer noch Sorgen. Was zum Teufel ist passiert? Was ist das für ein verdammtes Dreckloch? Als Taemin gegen das Bett, beziehungsweise die Matratze gekippt war, war eine unschöne Staubwolke aufgestiegen und nun rieselte der aufgewirbelte Schmutz ihm förmlich in den Nacken. Trotzdem hatte er wohl ernstere Probleme, über die er nachzudenken hatte. Zum einen hatte er nicht die geringste Ahnung wie er hier gelandet war und wo er sich überhaupt befand und zum anderen wusste er auch nicht wer ihn hierher gebracht hatte. Taemin konnte sich noch vage daran erinnern, dass er eine SMS von Jonghyun bekommen hatte, aber dann wurde es schwierig. Es war ziemlich wahrscheinlich, dass er sich mit seinem Freund getroffen hatte, nachdem dieser ihm geschrieben hatte, aber was war danach passiert? Waren Jonghyun und er überfallen und entführt worden? Steckte am Ende Minho hinter diesem Spielchen? Nein … nicht Minho … Taemin schüttelte gedanklich den Kopf und atmete dann einmal tief durch. Keine seiner besten Ideen wie er schon wenig später röchelnd feststellte. Die Luft war feucht und direkt modrig; sie kratzte in seinem Hals und setzte seine Lunge förmlich in Flammen. „Gnnn …“ Wimmernd sank Taemin in sich zusammen und konnte nicht verhindern schließlich nach vorne zu kippen. Unsanft kam er der Länge nach auf dem Bauch zum Liegen und drückte dabei seine Stirn gegen das kühle Holz des Bodens. Das Atmen fiel ihm so unendlich schwer, dass er sogar kurz mit dem Gedanken spielte es einfach einzustellen. Etwas Warmes kullerte über seine Wange und obwohl Taemin nicht wusste wann er zu weinen begonnen hatte, konnte er die Tränen auch nicht stoppen. Er hatte Angst und das nicht nur, weil er nicht wusste wo er sich befand, nein. Sein Körper spielte förmlich verrückt und Taemin fand keine Erklärung dafür; er wusste nicht, was mit ihm geschah und nun so die Kontrolle zu verlieren war furchteinflößend. Leise schluchzend schaffte Taemin es sich kraftlos auf die Seite zu drehen und seine Beine eng an den Körper zu ziehen, um sich möglichst klein zu machen. Was passierte hier nur? -- Jinkis Schrift litt deutlich unter der Eile in welcher er die Silbenblöcke notierte, die Kibum ihm vorlas. Sie hatten bereits den größten Teil der Nachricht entschlüsselt und nun begann das Ganze auch einen Sinn zu ergeben. Rex hatte ihnen eine Adresse zukommen lassen; eine Adresse, die zumindest Jonghyun einiges zu sagen schien, denn er hatte seine Schneidezähne fest in seiner Unterlippe vergraben und die Art wie er seine Hände zu Fäusten ballte, nur um sie dann wieder zu entspannen, sprach Bände. Sagen tat er natürlich nichts, aber wahrscheinlich konnte er das in diesem Zustand gar nicht. Es war schon lange her seit Jinki Jonghyun so erlebt hatte. Das hieß, dass es damals eher Raptor gewesen war, der ihm derartig mörderische Blicke zugeworfen und das Ganze dann noch mit einer verbalen Nettigkeit unterstrichen hatte. Raptor schien mehr auf Jonghyuns gute Seite abgefärbt zu haben, als er bis jetzt hatte durchscheinen lassen. Wenn das nicht beunruhigend war, dann wusste Jinki auch nicht weiter. „Jinki? Hörst du mir zu?“ Kibums Worte ließen Jinki seinen Blick von Jonghyun abwenden und sich wieder dem Zettel widmen, auf dem er alles mitgeschrieben hatte. Sobald er den Rest gehört hatte, würde er das Ganze noch einmal leserlich aufschreiben müssen. So wie es momentan aussah hatte er selbst fast Probleme die Sätze zu entziffern. „Ich sagte eben, dass die letzte Zahl-“ „-5 ist.“ Jonghyun war aus seiner Starre erwacht und schließlich vor dem Couchtisch in die Hocke gegangen. Schweigend streckte er die Hand nach dem Zettel aus und drehte ihn anschließend herum. Natürlich würden weder Jinki, noch Kibum wissen, welche Bedeutung diese Anschrift für ihn hatte; noch nicht einmal Taemin wäre dazu in der Lage gewesen es zu erraten. Erwähnt hatte Jonghyun diesen bestimmten Ort mehrmals, als er damals Taemin von seiner Vergangenheit erzählt hatte, aber er hatte es vorgezogen keine allzu genauen Angaben zu machen. „Rex ist wirklich besser, als ich ihm zugetraut habe.“ „Würdest du uns vielleicht auch erleuchten, oder muss Jinki es wieder aus dir herausprügeln?“ Ungeduldig legte Kibum das Buch auf dem Tisch ab, nachdem sie es nun wohl nicht mehr brauchen würden. „Komm schon, Jonghyun, es wird langsam lästig.“ „Ich weiß nicht, ob ihr Taemins Arbeit gelesen habt, aber-“ „Haben wir. Jinki sogar öfter als einmal“, fiel Kibum Jonghyun ins Wort und lehnte sich sogar ein wenig über den Tisch. „Weiter.“ Seufzend biss Jonghyun sich auf die Unterlippe. „Es war mir wichtig, dass Taemin nicht den richtigen Namen einer bestimmten Person verwendet. Ich wollte verhindern, dass Schaulustige ihn suchen und dann am Ende über das einzig richtige Zuhause herfallen, das ich jemals hatte.“ Eine gewisse Traurigkeit schwang in Jonghyuns Stimme mit und die Art, wie er beinahe liebevoll mit seinem Zeigefinger über den Namen des Ortes strich, hielt Kibum davon ab ihn erneut zu unterbrechen. Auch Jinki zog es vor zu schweigen und still zuzuhören. „Rex muss Taemin dort festhalten. In der alten Bibliothek, die damals noch Hyunshik gehört hat.“ „Ich erinnere mich, dass Taemin geschrieben hat, dass sie geschlossen wurde, nachdem der Inhaber verstorben ist. Außerdem war sie wohl wirklich alt und teilweise sogar baufällig.“ „Gott, ja“, bestätigte Jonghyun mit einem leisen Lachen, während er sich wieder erhob und die Schultern straffte, „Damals war ich mir sicher, dass die Mauern nur noch durch Dreck zusammengehalten werden. Und der Geruch …“ Sachte schüttelte er den Kopf, als er sich an den modrig feuchten Mief erinnerte, der in manchen Räumen des Gebäudes geradezu erdrückend gewesen war. „Ich hätte mir denken können, dass Rex Taemin ausgerechnet dorthin bringt. Mir ist noch nicht ganz klar wieso er mich so unbedingt aus dem Weg haben will, aber er weiß offensichtlich wie er mich treffen kann.“ Hätte es sich nicht um Rex gehandelt und hätte dieser mit Taemins Entführung und der Wahl seines Verstecks nicht mehr als nur eine Grenze überschritten, hätte Jonghyun das Ganze als fast schon poetisch eingeschätzt. Immerhin musste er zurück an einen wichtigen Ort seiner Vergangenheit, um seine Zukunft, sprich: Taemin, zu retten. „Ihr bleibt hier. Die Nachricht ist eindeutig an mich adressiert.“ „Oh, ja natürlich. Weil du in letzter Zeit so überragend warst, werden wir dich alleine fahren lassen.“ Jinki schnaubte lustlos. „Bei aller nicht vorhandenen Freundschaft, Jonghyun, ich werde nicht zulassen, dass du schon wieder etwas in den Sand setzt.“ „Jinki hat recht. Außerdem sind wir Taemins Familie; wir kommen mit!“ „Und was ist, wenn ihr Taemin damit nur noch mehr in Gefahr bringt? Rex hat deutlich gemacht, dass er nur mit mir spielen will und wird. Euch erwähnt er dabei kein einziges Mal.“ Ungeduldig vollführte Jonghyun eine wegwerfende Geste mit seiner Hand. „Mir ist klar, dass ihr mitkommen wollt und ich kann mir auch vorstellen, dass Taemin sich sicherer fühlen würde, wenn er uns alle auf einmal zu Gesicht bekommt, aber es geht nicht. Ich werde allein gehen und ihn da rausholen.“ Er sprach es nicht aus, aber es verstand sich wohl von selbst, dass er alles tun würde, um seinen Freund zu befreien. Rex den Garaus zu machen stand ohnehin bereits sehr weit oben auf seiner To-Do Liste und er hatte sich vorgenommen diese Kleinigkeit schon bald abhaken zu können. „Wir könnten dir doch auch einfach folgen? Wenn wir genügend Abstand halten, dann-“ „Nein.“ Jonghyun visierte Kibum finster an, ehe er sich Jinki zuwandte. Hinter der Stirn des Älteren konnte man die Zahnräder förmlich rattern hören und Jonghyun wusste, dass Jinki mittlerweile verstanden hatte, dass sie nicht mitkommen konnten. Das hieß allerdings nicht, dass er sich damit auch abfand, ganz im Gegenteil; er schien mehr als angestrengt nach einer Lösung für ihr Problem zu suchen. „Ich werde Taemins Handy mitnehmen. Mit Kibums Akku funktioniert es jetzt wieder und wir können in Kontakt bleiben. Sobald er in Sicherheit ist, sorge ich dafür, dass er euch anruft.“ Jonghyun langte nach Taemins Telefon und ließ es ohne einen weiteren Blick auf das Display in seine Hosentasche gleiten. Sie hatten das Hintergrundbild natürlich längst gelöscht, aber Jonghyun war immer noch so, als würde es ihn anstarren und das war kein sehr angenehmes Gefühl. „Wir können nicht noch mehr Zeit verschwenden, als wir ohnehin schon getan haben. Lasst mich endlich gehen.“ „Ich schwöre dir, wenn du Taemins Sicherheit noch einmal riskierst, dann-“ „Das werde ich nicht, Jinki.“ Dass Jinki daraufhin nur mit den Augen rollte und sich abwandte war für Jonghyun Zeichen genug. Man würde sich ihm nun nicht mehr in den Weg stellen. Egal, wie wenig begeistert die beiden anderen von dem Ganzen waren, sie hatten doch verstanden, dass sie keine andere Möglichkeit hatten. „Ich bring ihn zurück.“ Damit huschte Jonghyun an Jinki und Kibum vorbei, auf den Flur hinaus und steuerte die Eingangstür an. Sekunden später hörte man wie die Tür geöffnet wurde und anschließend wieder ins Schloss fiel, danach herrschte Stille. „Meinst du, dass er das hinbekommt, Jinki?“ „Er muss“, erwiderte Jinki matt, nachdem er seine Arme sanft um Kibum geschlungen hatte. „Wie meinst du will er ohne Wagen dorthin kommen?“ „Das ist wahrscheinlich eine Frage, auf die wir die Antwort nicht wissen wollen.“ -- Taemin hustete gequält, als er unsanft zu Boden befördert und auf den Rücken gedrückt wurde. Der Untergrund war hart und der Aufprall hatte ihm abermals Tränen in die Augen getrieben, als er so brutal auf seinen Handgelenken gelandet war. Gleichzeitig waren auch seine Finger unter seinem eigenen Gewicht zusammengequetscht worden und seine Fingerknöchel hatten über die raue Oberfläche radiert. Ächzend drehte er sich wieder auf die Seite und öffnete dabei träge die Augen. Seine Sicht war zwar verschwommen, aber immerhin war die Luft hier ein wenig besser und seine Lunge protestierte nicht bei jedem verzweifelten Atemzug, den er tätigte. „Ich dachte schon, dass du verreckt bist. Du hast sogar ins Zimmer gekotzt. Widerlich.“ Die Stimme drang nur verzerrt zu ihm durch und Taemins Erinnerungen waren nach wie vor ein einziges Chaos, weswegen er sich irritiert blinzelnd umsah. Er konnte zahlreiche Bücherregale und teilweise auch Bücher erkennen, die in kleinen Stapeln nebeneinander auf dem Boden abgestellt worden waren; war er hier am Ende in einer Bibliothek gelandet? Aber wo steckte nun eigentlich der verdammte Kerl, der sich hier gerade auf seine Kosten so hervorragend amüsierte? Und wieso zeigte der Feigling sich nicht endlich? „W-Wer … Was-“ Das leise Lachen, das auf seine Worte hin den Raum erfüllte, ließ Taemin stocken und sich zittrig zur Seite drehen. Eine unangenehme Gänsehaut hatte sich auf seinen Armen ausgebreitet und sein Herz schlug fest gegen seinen Brustkorb, als er den Blick anhob und den Mann ansah, der ihn von oben her überlegen anlächelte. „Y-Youngcheol?“ Youngcheols Lächeln wurde noch eine Spur breiter, wobei es etwas direkt Wahnsinniges annahm. „Warum?!“ tbc... Kapitel 11: 失敗者 - Verlierer - ----------------------------- Titel: Rex Autor: jonglicious Kapitel: 10 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: NC17 Pairings: JongTae, Onkey Beta-Leser: N✰ A/N: Zwei Kapitel reichen fürs Erste wieder c: jaa, ich bin wieder da! xD Viel Spaß! 3 -- „Warum, huh?“ Youngcheol krallte seine rechte Hand in Taemins T-Shirt, um ihn in die Höhe und kurz darauf ein paar Meter weiter über den Boden zu zerren. An der Nordseite des Zimmers angekommen, ließ er wieder von ihm ab, ehe er den Fuß unter ihn schob und ihn unsanft gegen das alte Bücherregal rollte. Dabei war es wirklich ein Jammer, dass Taemin kaum ein Geräusch von sich gab; es konnte nicht angenehm gewesen sein über den schmutzigen Untergrund geschleift zu werden und mit seinen Händen darüber zu reiben. „Wenn du Glück hast, erfährst du das noch, aber ich würde nicht darauf bauen.“ Langsam streckte er seine Hand nach Taemin aus, um sie diesmal in seinem Haarschopf zu vergraben und ihn grob in eine sitzende Position zu bugsieren. Obwohl in dem Raum nur schwaches Licht herrschte, konnte er doch deutlich die Angst in den Augen des Jüngeren erkennen. „Es ist ein Jammer, dass du dich nicht selbst sehen kannst, Taemin. Dieser Blick steht dir.“ Youngcheol ließ seine Hand weiter hinunterwandern, um schließlich fest den Kiefer des anderen zu umfassen. „Du hast Angst, du weißt nicht was mit dir passieren wird, was ich mit dir vorhabe ... Aber du hast dich deinem Schicksal noch nicht ergeben. Du hoffst noch darauf, dass er hier aufkreuzt und dich rettet, nicht wahr?“ Leise lachend festigte er seinen Griff, bis Taemin endlich ein schmerzerfülltes Wimmern über die Lippen rutschte; erst dann zog er seine Hand zurück, um sich in der gleichen Bewegung auch in die Höhe zu stemmen und sich ein paar Schritte zu entfernen. Taemin folgte ihm vorsichtig aus den Augenwinkeln; er wagte es nicht seinen Kopf wieder anzuheben und dem anderen somit mehr Angriffsfläche zu bieten. Selbst wenn er Youngcheol in seiner derzeitigen Lage ausgeliefert war, bedeutete das nicht, dass er ihm freiwillig leichtes Spiel machen würde. Youngcheol hatte soeben ein kleines Gerät aus seiner Hosentasche gezogen und ungeduldig gegen den Bildschirm getippt. Richtig erkennen konnte Taemin es nicht, aber er ging davon aus, dass der andere mit einem Handy herumhantierte; was hätte es auch sonst sein sollen? Gerade als er seinen Blick abwenden und sich auf den neuen Raum, in dem er sich nun befand, konzentrieren wollte, zog Youngcheol erneut seine Aufmerksamkeit auf sich. Was auch immer ihm auf dem hell erleuchteten Bildschirm entgegen geflackert war, es hatte ihn offensichtlich nicht begeistert, weswegen er das Gerät leise fluchend wieder in seine Hosentasche gesteckt hatte. Das war schlecht; sehr schlecht. Wenn sein Entführer nicht abgelenkt, beziehungsweise mit etwas anderem beschäftigt war, würde er sich bestimmt bald wieder seiner annehmen. So unauffällig wie möglich zog Taemin seine Beine enger an seinen Körper und gleichzeitig die Schultern nach oben. Er war sich fast sicher, dass seine Knöchel nicht zusammengebunden gewesen waren, als er das erste Mal aufgewacht war; nun allerdings konnte er in dem schwachen Licht eindeutig einen weißen Streifen erkennen, der ihn daran hinderte seine Beine auseinander zu schieben. Taemin wusste nicht, was es war, aber sein erster Tipp ging in Richtung Kabelbinder. Er macht keine halben Sachen, stellte er fest, wobei er gleichzeitig eine gewisse Panik in sich auflodern spürte. Er wusste nach wie vor nicht wo er war, seine Handgelenke waren so fest verschnürt, dass er seine Fingerspitzen mittlerweile kaum noch spüren konnte und nun war ihm auch noch die Möglichkeit wegzulaufen genommen worden. Youngcheol hatte ihn vollkommen in seiner Gewalt und es gab nichts, das er dagegen hätte unternehmen können; gar nichts. Taemin ballte seine Hände zitternd zu Fäusten, als seine Handflächen begannen feucht zu werden und sich ein leichter Schwindel bemerkbar machte. Er durfte sich seiner Angst jetzt nicht hingeben – nicht, wenn er überleben wollte. Zahlreiche Berichte über Entführungen, die er für sein Studium hatte lesen müssen, belegten genau das und doch fiel es ihm schwer auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. „Wenn du jetzt gleich wieder den Boden vollkotzt, sorge ich dafür, dass du es bereuen wirst.“ Wann Youngcheol sich vor ihm aufgebaut und ihn mit einer Mischung aus Belustigung und Herablassung gemustert hatte, konnte Taemin nicht sagen. Er wusste nur, dass die kalte Stimme des Dunkelhaarigen ihm einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagte und dafür sorgte, dass er sich noch mehr zusammenkauerte. Sollte er antworten? Wartete der andere vielleicht genau darauf und wollte sogar, dass Taemin ihm einen Grund gab ihm noch mehr wehzutun? Als ob er dazu einen Grund bräuchte … „Als ich gesehen hab, was du in dem anderen Zimmer angestellt hast, dachte ich schon, dass du verreckt wärst. Einen Moment lang war ich dann sogar richtig enttäuscht.“ Dunkel lachend ging er in die Hocke, um anschließend Taemins Knöchel zu packen und grob anzuziehen. Es war praktisch, dass Taemin so ein Fliegengewicht war, denn so konnte er gleich einer Puppe mit ihm spielen und beobachten, wie Angst, Panik, aber auch ein wenig Zorn sich in dessen blassem Gesicht abwechselten. „Hast du eigentlich deine Zunge verschluckt? Bist du so erfreut mich zu sehen, dass du kein Wort mehr herausbringst?“ Nachdem er wieder von Taemins Beinen abgelassen hatte, hatte der Jüngere sich sofort wieder klein gemacht und sich geradezu gegen das Bücherregal gepresst. So machte das wirklich keinen Spaß; als er Taemin das erste Mal getroffen hatte, war er vorlaut und später sogar direkt gesprächig gewesen. Nun aber brachte er kaum einen Ton heraus und das war einfach nur langweilig. „Was hältst du von einem Deal, Taemin? Du darfst mir fünf Fragen stellen und ich werde sie dir beantworten. In dieser Zeit werde ich die Finger von dir lassen und du lebst fürs Erste weiter. Ein besseres Angebot kannst du von mir nicht erwarten.“ Der Dunkelhaarige leckte sich langsam über die Lippen, ehe er leise lachte. „Wir könnten darauf einschlagen, aber da dir momentan die Hände gebunden sind, lassen wir das.“ Der hört sich auch gerne reden. Taemin kämpfte gegen den Drang an mit den Augen zu rollen und wagte es dann schließlich seinen Blick anzuheben. Wenn er tatsächlich fünf Fragen stellen durfte und ihm während dieser kurzen Zeitspanne nichts zustoßen würde, dann war das zumindest ein Anfang. So konnte er vielleicht ein bisschen Zeit gewinnen; Zeit, in der er sich einen Fluchtplan überlegen konnte. Oder – und darauf hoffte Taemin mit jeder Faser seines Körpers – Zeit, in der Jonghyun ihn finden und befreien konnte. „Fünf Fragen“, wiederholte er mit belegter Stimme, die so gar nicht nach seiner eigenen klingen wollte. Gleichzeitig bemerkte er nun auch erst den widerlichen Geschmack, der sich in seinem Mund breitgemacht hatte und ihn nach einem Glas Wasser lechzen ließ. „Und … du beantwortest diese Fragen … ehrlich?“ Wenn Taemin etwas gelernt hatte, dann war es bestimmt, dass man bei Psychopathen besser misstrauisch blieb und diverse Dinge noch einmal hinterfragte. Damals, als er das erste Mal auf Raptor getroffen war, hatte er ihm blauäugig jede Lüge abgenommen und nicht auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass alles eventuell erstunken und erlogen sein könnte. „Können diese Augen lügen?“ Taemins Magen krampfte sich ob dieser Antwort unsanft zusammen und ließ ihn zittrig ausatmen. Das war nun das zweite Mal, dass Youngcheol Raptor zitierte und es wurde immer unangenehmer. „Raptor hat mir daraufhin ein wunderschönes Märchen aufgetischt“, flüsterte Taemin, wenn auch ein wenig atemlos, „Also, verzeih, wenn ich nach wie vor skeptisch bin.“ „Oh, ich weiß, Taemin, ich weiß.“ Vergnügt verengte Youngcheol seine Augen ein wenig. „Aber ich sag dir was, hm? Du bist faktisch tot, ich habe keinen Grund mehr dich zu täuschen oder zu belügen. Was auch immer ich dir erzähle, du wirst nicht lange genug leben, um von deinem Wissen zu profitieren.“ Erneut kämpfte sich ein viel zu amüsiertes Lachen über seine Lippen und er lehnte sich zu Taemin hinüber, um ihm penetrant ins Ohr zu hauchen: „Ein Jammer, was? Vielleicht hättest du deine Masterarbeit über mich schreiben können? Das wäre doch ganz dein Stil!“ Fahr zur Hölle, Taemin sträubte sich gegen den Älteren und hob seine Schulter an, um ihn somit vielleicht aus seiner unmittelbaren Nähe vertreiben zu können. Youngcheol war niemand, den er so nah bei sich haben wollte. Sachte, so dass es vielleicht gar nicht auffiel, drehte er den Oberkörper zur Seite und atmete zweimal tief durch. Es war ihm nach wie vor nicht möglich problemlos Luft zu holen und auch sein Herz hämmerte regelrecht gegen seinen Brustkorb. Letzteres schob er nun allerdings eher auf die Gesamtsituation und weniger auf etwas, das Youngcheol vielleicht schon vorher mit ihm angestellt hatte. „Was- Was hast du mir gegeben?“ „Soll das schon eine Frage sein?“ Gelangweilt schüttelte der Angesprochene den Kopf. „Die Antwort ist geschenkt, Taemin. Ich hab gar nichts mit dir angestellt. Du kleines Mimöschen verträgst Chloroform wohl einfach nicht allzu gut. Vergiftet hab ich dich nicht.“ Die Erleichterung, die sich daraufhin für einen kurzen Moment auf Taemins Zügen breitmachte, war schon beinahe süß. Offensichtlich gehörte der Jüngere zu der Sorte Mensch, die bis zum Schluss nicht wahrhaben wollte was für sie bestimmt war und sich deswegen an jeden noch so kleinen Hoffnungsfetzen klammerte. Dies war erfreulich; so jemandem das Leben auszuhauchen war immer ein besonderes Vergnügen. „Frag was dich wirklich interessiert und komm nicht auf die Idee mich noch weiter zu langweilen. Ich bin niemand, der immer zu seinem Wort steht.“ Einen Moment lang hatte Taemin daraufhin mit der Idee gespielt zu lachen. Dass Youngcheol seine Versprechen nicht immer hielt, war nun wirklich keine allzu große Überraschung. Riskieren wollte Taemin im Endeffekt jedoch nichts, weswegen er sich einfach gar nicht dazu äußerte und sich lediglich eine Frage zurechtlegte. Sie musste gut sein und sie musste den anderen beschäftigen. Eine einfache Aufgabe war dies allerdings nicht. In seinem Kopf herrschte Chaos, sein Mund war vor Angst trocken und Youngcheols Blick, der starr und unbewegt auf ihm ruhte, erschwerte ihm das Ganze sichtlich. Letzten Endes musste er sich einfach für die Frage entscheiden, die alles weitere entscheidend beeinflussen würde: „Bist du Rex?“ „Oh ja“, Youngcheol wickelte sich eine seiner längeren Haarsträhnen um den Zeigefinger, lächelte erneut vergnügt und ließ dann schließlich wieder von der Strähne ab, so dass sie zurück an ihren Platz springen konnte. „Das bin ich.“ Daraufhin herrschte für einen kurzen Moment absolute Stille. Taemin hatte nun zwar endlich Gewissheit, doch anders als erwartet, war dies nicht erleichternd oder gar erlösend. Sein Puls beschleunigte sich dadurch viel eher noch; vor allem, da er wusste, was Rex mit seinen Opfern anstellte und wie grausam er an seinen Tatorten wütete. Er war niemand, der denjenigen, die er auf seiner Liste hatte, ein schnelles, gnädiges Ende bereitete. Nein, er nicht. „Wa-“ Taemin musste sich selbst unterbrechen, als seine Stimme sich überschlug und anschließend versagte. Ruhig, ruhig. Beruhig dich. Fest presste er die Lippen aufeinander, ehe er sich räusperte. Rex seine Angst noch offensichtlicher zu zeigen, als er es vermutlich ohnehin schon tat, war definitiv ein Fehler. Wenn er schon sterben sollte, und so wie sein Entführer mit ihm umging, würde er das wohl auch, dann sollte es Youngcheol so wenig Spaß wie möglich machen. Auf einen Versuch kam es an. „Was willst du von mir?“ Seine Stimme war tatsächlich geringfügig fester geworden; nun galt es nur noch den verunsicherten Unterton zu bekämpfen. „Nichts weiter. Du hast bereits alles getan was ich wollte.“ „Was für einen Sinn haben meine Fragen, wenn du mir keine richtigen Antworten gibst?“ Taemin hatte sich abermals gegen das Regal gedrückt und seine Beine eng angezogen. Es war riskant gewesen dies zu sagen, das war ihm durchaus bewusst, aber wie sonst sollte er Youngcheol dazu bewegen mit ihm zu sprechen? „Wenn ich bereits alles getan habe, dann mach mich los und lass mich laufen. Ich nütze dir ja offensichtlich nichts.“ „Taemin, Taemin, Taemin …“ Kopfschüttelnd tippte Youngcheol mit seinem Zeigefinger gegen die Stirn des Jüngeren, ehe er dann plötzlich und ohne Vorwarnung grob seinen Handballen dagegenstieß und Taemin somit hart mit dem stabilen Holz des Regals kollidierte. Der Schmerz, der daraufhin förmlich an seinem Hinterkopf explodierte, ließ ihn für wenige Sekunden blind werden und ächzend nach Luft schnappen. Youngcheol hatte sein Wort wirklich schnell gebrochen. „Ich schätze es nicht, wenn jemand so mit mir spricht, du kleine Made. Du kannst froh sein, dass du noch atmest, also reiz mich nicht.“ Er ließ wieder von Taemin ab, so dass dieser seinen Kopf nach vorne und sein Kinn gegen seine Brust kippen lassen konnte. „Du spielst den Lockvogel. Du sorgst dafür, dass Raptor hierherkommt.“ Jonghyun …[/style] Mit tränenden Augen blickte Taemin auf. Wenn Youngcheol ihn nur solange am Leben ließe, bis Raptor sie gefunden hatte, dann stand es vielleicht doch nicht so düster um seine Überlebenschancen? [style type="italic"]Er würde nicht einfach so kommen. Er hätte einen Plan. Er hätte bestimmt einen Plan. Jonghyun … Raptor … „Er ist … Er würde nicht …“ Taemin atmete tief durch, um sich zu sammeln und seine rasenden Kopfschmerzen fürs Erste in den Hintergrund zu drängen. „Er ist zu intelligent, um ei-“ „ZU INTELLIGENT!“ Taemin fuhr unter der lauten, wütenden Stimme seines Entführers wie unter einem Schlag zusammen und versuchte sein Gesicht hinter seinen aufgestellten Beinen zu verstecken. Eben hatte Youngcheol noch gelassen und amüsiert gewirkt, doch nun hatte sein Gesicht sich zu einer zornigen Fratze verzogen; auch sein Blick war um einige Nuancen kälter geworden und Taemin kam nicht umhin schwer zu schlucken. Er konnte sich gut vorstellen, dass Youngcheol jedes seiner Opfer so angesehen hatte, bevor- Nein, daran wollte er nicht denken, noch nicht. Er hatte noch Zeit. Hoffentlich. „Wenn ich das schon höre! Intelligent, PAH!“, stieß Youngcheol schwer atmend vor. „Denkst du, ich habe ihn nicht beobachtet? Ich habe mir sehr wohl ein Bild von meinem Gegner gemacht. Tss, Raptor …“ Er wandte seinen Blick ab, als so etwas wie Enttäuschung seine Miene zu verzerren drohte. „Ich dachte, er wäre ein würdiger Gegner; ich dachte, dass wir Spaß miteinander haben können! Aber nein, wie ein blutiger Anfänger ist er einfach so durch die Gegend gestolpert, hat nach dir gesucht … nicht nachgedacht, gar nicht nachgedacht …“ Der Dunkelhaarige hatte gegen Ende nur noch leise in sich hineingemurmelt und Taemin somit eine Gänsehaut auf die Unterarme getrieben. Er gab zu, dass Raptor am Anfang gruselig gewesen war, aber Rex war vollkommen verrückt. „Er hat die Überwachungskameras nicht einmal bemerkt. Ich schon. Ich weiß genau, wo jede einzelne Kamera ist und ich weiß, wie man sie manipuliert. Das habe ich übrigens auch …“ Youngcheol hatte sein Murmeln kurz unterbrochen und Taemin wieder direkt angesehen, „… er sollte mir dankbar sein. Ich habe dafür gesorgt, dass ihm niemand auf die Schliche kommt. Raptor gehört mir. Auch wenn er es nicht verdient hat direkt durch meine Hand zu sterben.“ Taemin wusste im ersten Moment nicht, was er darauf erwidern sollte. Seine Gedanken fuhren Achterbahn und obwohl er bis vor wenigen Sekunden vor allem um sein eigenes Leben gefürchtet hatte, machte sich nun eine neue Angst in ihm breit: Was war, wenn Jonghyun tatsächlich etwas zustieß? Wenn Youngcheol Glück hatte – für Taemin stand fest, dass er Raptor auf keine andere Art und Weise überwältigen können würde – und ihn besiegen konnte? Ich hab ihn schon einmal fast verloren … Ich kann das nicht noch mal. Ich kann nicht … Bebend kniff Taemin beide Augen fest zu, um jede Antwort, die ihm spontan in den Sinn kam, sofort wieder hinunterzuschlucken und Rex nicht unnötig zu provozieren. „Er ist dir überlegen …“ Es war blanker Wahnsinn und doch konnte er nicht anders. „So war es schon, als er noch eingesperrt war und so ist es auch jetzt noch. Was auch immer du vorhast, du kommst damit nicht durch.“ „Wie süß du doch bist“, schnarrte Youngcheol daraufhin nur und stemmte sich dann in die Höhe, um die Hand in seine Hosentasche zu schieben. Nun konnte Taemin auch erkennen, dass es sich bei dem Gerät tatsächlich um ein Handy handelte. „Er ist da. Sieht so aus, als wäre ich längst damit durchgekommen. Tut mir leid für dich, Taemin.“ Er hielt einen Moment inne, ehe er etwas leiser hinzufügte: „Und es tut mir leid für mich.“ Kopfschüttelnd schob er das Telefon zurück in seine Tasche, um sich dann abschließend abzuwenden und die gegenüberliegende Tür anzusteuern. „Wo gehst du hin? Was soll heißen er ist da? Jonghyun ist da?!“ „Ja, ist er.“ Rex stoppte neben der Tür erneut, um dort in die Hocke zu gehen. Das helle Mondlicht, das durch die schmalen, verdreckten Fenster drang, reichte nicht aus, um Taemin sehen zu lassen, was sein Entführer dort anstellte; allerdings war des Öfteren ein leises Klicken zu hören. Irgendetwas musste der Irre gerade eingeschaltet haben? Aber was? „Wo werde ich schon hingehen, Taemin? Ich werde ihn begrüßen.“ „Lass mich nicht hier!“ Zappelnd zerrte Taemin an seinen Fesseln, erreichte so im Endeffekt jedoch nur, dass das scharfe Plastik in seine Handgelenke schnitt und ihn leise zischen ließ. Umso mehr er sich gegen die Kabelbinder wehrte, desto fester schienen sie sich zuzuziehen. „Du kannst mich nicht hierlassen! Er ist meinetwegen hier! Er-“ „Sobald ich mit ihm fertig bin, bist du an der Reihe.“ „Warte doch!!“ Verzweifelt versuchte Taemin in die Richtung des anderen zu robben. „Worauf wartest du denn noch? Bring mich doch einfach gleich um!“ „Willst du wieder Zeit schinden?“ Youngcheol schob die Tür mit einem schiefen Grinsen auf, warf dann aber trotzdem noch einmal einen schnellen Blick zu dem Regal, neben welchem er soeben etwas platziert hatte. Natürlich konnte Taemin es aus dieser Entfernung und in dem schwachen Licht nicht sehen, aber das sollte er auch nicht. „Du wirst schon noch sterben, hab Geduld.“ Damit wandte er sich ab und ließ die Tür hinter sich zufallen; einschnappen tat sie dabei allerdings nicht, sie war lediglich angelehnt. Jonghyun, verdammt … Verdammt! Panisch versuchte Taemin erneut gegen das harte Plastik anzukommen. Irgendwie mussten sich diese elenden Fesseln doch lösen lassen! Solange Rex nicht in der Nähe war, konnte er sich bestimmt etwas einfallen lassen; oder vielleicht konnte er durch den Raum rollen und irgendwo etwas Scharfes finden, womit er sich befreien konnte? Überall nur Bücher. Ich kann mit Büchern nichts anfangen. Unruhig straffte er seine Schultern. Es hatte keinen Sinn; seine Hände irgendwie vor seinen Körper zu bringen, konnte er sich abschminken, das funktionierte nicht. Und wenn er sich nicht gerade irgendwie einen Daumen abhacken konnte, würde er wohl auch nicht einfach so aus dem Binder herausschlüpfen können. Es war hoffnungslos. „Fuck …“ Wimmernd ließ Taemin seinen Kopf zur Seite rollen. Er konnte nichts tun, außer darauf zu hoffen, dass Jonghyun ihn finden und aus diesem Schlamassel befreien würde. Vorher allerdings musste sein Freund noch der Falle entgehen, die Youngcheol ihm ganz offensichtlich stellen wollte. Taemin biss sich auf die Unterlippe, ehe er ein paar Mal tief ein- und anschließend wieder ausatmete. Bestimmt war Rex noch in der Nähe und mit ziemlicher Sicherheit würde ihm das, was Taemin vorhatte nicht behagen, aber vielleicht konnte er Jonghyun auf diese Art das Leben retten. Dafür nahm er dann auch gerne weitere Schläge und vielleicht sogar eine Kugel zwischen die Augen in Kauf. „… JONGHYUN!! JONGHYUUN!!“ Verzweifelt legte Taemin seine ganze verbleibende Kraft in seine Rufe, um auch wirklich so laut zu werden, wie sein Körper es in diesem Zustand noch zuließ. „JONGHYUN, DAS IST EINE FALLE, VERSCHWINDE! JONGHYUUUN!!!“ -- Der alten Bibliothek – seinem ehemaligen Zuhause – erneut gegenüber zu stehen war ein seltsames Gefühl. Zwar schien das Gebäude jetzt sogar noch baufälliger zu sein als damals, doch das schwere Bronzeschild hing nach wie vor an seinem Platz und Jonghyun war sich auch immer noch sicher, dass es nur von Dreck an der Mauer gehalten wurde. Wäre die Situation eine andere gewesen, hätte er sich darüber eventuell amüsieren können, doch nun hatte er keine Zeit dafür. Ruhig ließ er seinen Blick umherwandern und spürte fast sofort seinen rechten Mundwinkel nach oben ziehen. „Kein Freund von Überraschungen, was?“, murmelte Jonghyun, während er näher an das Gebäude herantrat und dann schließlich neben der Eingangstür in die Hocke ging. Im Laufe der Jahre war das Unkraut hier geradezu in die Höhe geschossen; sehr praktisch, wenn man etwas verstecken wollte. Dass du nun weißt, dass er weiß, dass du hier bist, ändert gar nichts an der Tatsache, dass du blind in seine Falle tappst. Jonghyun schob den Bewegungsmelder zurück in das weiche Bett aus Gras, Unkraut und Erde und stemmte sich anschließend wieder in die Höhe. Raptor hatte sich an diesem Abend bereits öfter als einmal gemeldet, doch nachdem er sich die meiste Zeit über wiederholte, hatte Jonghyun irgendwann aufgehört ihm zuzuhören. Natürlich wusste er, dass er in eine fein säuberlich präparierte Falle lief und dass er Rex in die Hände spielte, aber hatte er denn eine Wahl? Taemin seinem Schicksal zu überlassen und einfach die Hände in den Schoß zu legen war keine Option. Sein Freund hatte schon einmal den Kopf für ihn hingehalten, als er einen Fehler begangen und Minho unterschätzt hatte; bei Rex würde er dies nicht zulassen. Kommst du dir eigentlich nicht lächerlich vor? Jedes Kind könnte dich ausspielen, Jonghyun. Du solltest dich wieder zurückziehen und mich deine Angelegenheiten regeln lassen. Wir wissen beide, dass das auf Dauer das Beste für dich ist. Augenrollend drückte Jonghyun seine Schulter gegen die schwere Bibliothekstür und war nur minder überrascht, als sie mit einem kläglichen Knarren langsam aufschwang. Nachdem Rex ihn ja offensichtlich unbedingt treffen wollte, hatte er nicht damit gerechnet, dass er nun auf ein Hindernis in Form einer verschlossenen Tür treffen würde. Und es störte ihn auch nicht; umso weniger Zeit er mit solchen Kinkerlitzchen verschwendete, desto eher konnte er Taemin aus der Gewalt seines Imitators befreien. Vorsichtig betrat er das Gebäude, wobei er sich duckte und sofort Schutz im Schatten suchte. Die Fenster waren schmutzig, teilweise sogar blind und doch ließen sie noch ausreichend Licht durch, um ihn erkennbar zu machen, wenn er nicht aufpasste und sich bedeckt hielt. Dir ist klar, dass er vermutlich längst tot ist? Taemin ist vor über sechs Stunden entführt worden, die Chancen, dass Rex ihn am Leben gelassen hat, sind verschwindend gering. Ich weiß, dass du darüber schon nachgedacht hast. Wieso kannst du es nicht akzeptieren? Jonghyun knirschte leise mit den Zähnen, während er sich an der Längsseite des Hauptraumes vorwärts arbeitete und dabei immer wieder seinen Blick schweifen ließ. Die Tische, die in der Mitte platziert worden waren, waren mit Planen abgedeckt worden, die nun von einem leichten Luftzug sachte bewegt, jedoch nie gänzlich weggefegt wurden. Der Zahn der Zeit hatte hier wirklich gewütet und zwei Bücherregale hatten ihm schließlich nicht mehr standhalten können; sie waren in sich zusammengebrochen und ihre Einzelteile versperrten Jonghyun nun den Weg. „Er ist erst tot, wenn ich es mit meinen eigenen Augen gesehen habe“, flüsterte er in sich hinein, während er sich flink aus dem Schatten bewegte und beinahe lautlos über zersplittertes Holz und verstreute Bücher hinwegsprang. Seine Schritte führten ihn weiter in den hinteren Bereich des großen Raumes und ließen ihn schließlich in der Deckung eines Regals innehalten. Die Tür, die eine schmale Treppe zum oberen Stockwerk freigab, stand sperrangelweit offen und machte nicht den Eindruck, als wäre sie vor Kurzem auch nur eines Blickes gewürdigt worden. „Taemin, wo steckst du nur?“, hauchte er fast schon, als er sein Versteck verließ und seinen Blick erneut wachsam umherwandern ließ. Bis jetzt hatte er nicht das Gefühl gehabt, als wäre noch jemand anderer im Raum, aber nachdem Rex ihn schon einmal getäuscht hatte, wollte er darauf nicht allzu sehr vertrauen. Sein Sinn hatte ihn in letzter Zeit zu oft im Stich gelassen. Taemin ist, wenn er Glück hat, schon sechs Fuß unter der Erde und dort bringst du uns auch hin, wenn du so weitermachst und nicht richtig nachdenkst. Vergiss den Kleinen und konzentrier dich auf Rex. Er ist unser Ziel, nur er. Jonghyun vertrieb die lästige Stimme mit einem unwirschen Schnauben und- „… -hyun! Jonghyun!!“ Wie festgefroren verharrte er in seiner Bewegung, als Taemins Stimme an sein Ohr gedrungen war. Laut war sie nicht gewesen und alles gehört hatte er wohl ebenfalls nicht, aber eines konnte er trotzdem mit Sicherheit sagen: Taemin brauchte seine Hilfe und das schnell. Das obere Stockwerk konnte er nun endgültig ausschließen, denn nach der Treppe musste erst noch ein längerer Flur durchquert werden, ehe man die Wohnung betreten konnte, und dafür war das Geräusch dann doch eindeutig zu nah gewesen. „Hyunshiks Studierzimmer“, murmelte Jonghyun sich selbst zu, während er seine Schritte beschleunigte, dabei jedoch trotzdem darauf achtete nicht allzu viel Lärm zu machen. Alles in ihm verlangte zwar danach endlich die störende Vorsicht fahren zu lassen und zu Taemin zu stürmen, doch diesem Verlangen durfte er sich nicht hingeben. Er wollte Taemin retten und nicht am Ende noch vor seinen Augen von einer schlechten Kopie umgebracht werden. „JONGHYUUN-“ Jonghyuns Herz setzte einen Schlag aus, um danach doppelt so hart gegen seinen Brustkorb zu hämmern. Taemin und ihn trennte nun nur noch eine angelehnte Tür; Rex war weit und breit nirgendwo zu sehen und er interessierte ihn auch gar nicht mehr. Er musste zu Taemin, er musste ihn zurück nach Hause zu seiner Familie bringen! Fest trat er gegen die Tür, um sie aufschwingen zu lassen und im Falle eines Angriffs nicht Kopf voraus in den Kampf zu stürzen. „… EINE FALLE-“ Gerade als Taemins Stimme erneut ertönte, schoss Jonghyun förmlich ein gleißend weißes Licht entgegen, das kurz darauf von einem ohrenbetäubenden Knall abgelöst wurde. Eine gewaltige Druckwelle riss ihn von den Beinen, schleuderte ihn wie ein loses Blatt im Wind durch die Luft und ließ ihn schließlich brutal gegen ein Regal knallen. Das Holz gab augenblicklich unter der Heftigkeit des Aufpralls nach, zersplitterte und fiel dann schließlich in sich zusammen. Davon bekam Jonghyun jedoch so gut wie gar nichts mehr mit. Nachdem das Regal nachgegeben hatte, war er wie leblos über den Boden geschlittert und auf dem Rücken zum Liegen gekommen. Um ihn herum war dumpf das Prasseln von immer näherkommendem Feuer zu hören; sengende Hitze und dichter Rauch breiteten sich aus und raubten ihm zusätzlich die Kraft sich unter den schweren Brettern hervorzuziehen. Das Bild vor seinen Augen flackerte, wurde weiß; er konnte etwas Warmes in seinem Nacken spüren, danach begann sich die Welt zu drehen und ein schrilles Pfeifen hob in seinem Kopf an. Oben war unten und links war rechts, ehe es plötzlich totenstill und im nächsten Moment pechschwarz wurde. tbc... ? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)