☾ Mikadzuki von Mimiteh ================================================================================ Kapitel 10: Ein Problem weniger? -------------------------------- Ehe InuYasha es sich versah, war Kagome ihm um den Hals gefallen. Zuerst sah er reichlich überrascht aus, ehe er sie kurz an sich drückte und dann wieder von sich schob. „Wir sollten…“, bemerkte er und nickte an der Küste entlang. Die junge Miko zog eine Augenbraue hoch, schulterte aber zustimmend ihren Pfeilköcher und setzte sich in Bewegung. Die anderen fünf schlossen sich ihr sofort an. Nach ein paar Minuten jedoch wurden Tiáns Schritte langsamer, er musterte mit zusammengekniffenen Augen die Brandung, als suche er das Meeresufer ab. Und dann zuckte er zusammen. Sofort sah Shiori zu ihm auf. Er zeigte zwischen einige Felsen. Dort war eine Gestalt angeschwemmt worden, ebenso dunkelhaarig wie Tián, die sich jedoch nicht regte. InuYasha hob die Nase und witterte, dann schüttelte er den Kopf. „Der lebt nicht mehr. Schon Tage nicht mehr“ Dennoch löste Tián sich von der Gruppe, ging an die Gestalt heran. Unklar blieb, ob er InuYashas Worte nicht verstanden hatte oder sie einfach ignorierte. Kurz verharrte er, hockte sich nieder, dann zog er etwas aus der Kleidung des Toten, hob ein wenig den Mantel an und deckte ihn über das Gesicht des Verblichenen. Dabei murmelte er einige Worte vor sich hin, die keiner der Gruppe verstand. Seine Sprache wohl. Dann kehrte er jedoch zurück. Als die fragenden Blicke der anderen ihn trafen, machte er eine nachdenkliche Miene. Er schien ein Wort zu suchen. Dann zeigte er auf die zugedeckte Gestalt, klopfte mit der Hand leicht auf seine eigene Brust. „Sensei“, sagte er. Woher auch immer er das Wort aufgeschnappt hatte, die Gruppe verstand. Offenbar war das dort einmal sein Lehrer gewesen, in weiß-der-Geier war für einer Disziplin. Vielleicht waren sie gemeinsam in das verwickelt gewesen, das für Tiáns Verletzung verantwortlich gewesen war. Ein Sturm, ein Kampf, wer wusste das schon. Bis der junge Dämon genug japanische Wörter kannte um seine Geschichte zu erzählen, würde wohl Zeit vergehen. Da fiel InuYasha auf, was Tián in der Hand hielt. Eine Schwertscheide, samt Inhalt. Der Griff des Schwertes war schwarz, eine hellgrüne, nun salzverkrustete Quaste war daran gebunden worden. Tián bemerkte den Blick des Hanyou. „Jian“, sagte er. Kagome horchte auf. „Also kommt er wirklich aus China“, murmelte sie fast tonlos vor sich hin. Vom Jian, dem edlen, chinesischen Schwert, hatte sie schon einmal gehört. InuYasha hatte das nicht und genauso wenig verstand er den Hintergrund von Kagomes Bemerkung, aber er beschränkte sich auf sein übliches „Keh!“ und setzte seinen Weg fort. Die anderen folgten ohne Murren, wobei Kirara schnell wieder die Führung übernahm. Weiter an der Küste entlang durften sie nicht, spätestens in der Nacht würde wieder ein Sturm aufziehen. Außerdem mussten sie weiter im Landesinneren übers Gebirge wandern, sonst könnte es zu beschwerlich werden. Jetzt fiel ihr auch ein, was sie an der Höhle gestört hatte. Der Gang von Eingang zum Kessel war abschüssig gewesen. Ein Sturm würde die Wellen hineinwehen und die Höhle hätte rasch unter Wasser gestanden. Nun, davor brauchten sie sich jetzt nicht mehr fürchten. Hauptsache, sie kamen weiter. Schon bald fauchte die Nekomata auffordernd auf und beschleunigte ihre Sprünge, sprintete den Strand entlang. Die anderen reagierten schnell. InuYasha zog Kagome auf seinen Rücken, die anderen beiden hielten selbst mit. So setzte die angewachsene Gruppe ihren Weg fort. Shippou hatte sich inzwischen halbwegs von seinem Schock erholt. „Fü- Fürst?“, stotterte er. Kyokos etwas saure Miene wechselte in Belustigung. „Natürlich. Hast du das etwa nicht gewusst? Er ist der Herr der Inuyôkai und Fürst der westlichen Länder. So wie mein verehrter Vater im Süden und bei den Kitsune“, erklärte sie. Shippô schüttelte sich. „Nein, das wusste ich nicht“, stellte er rasch klar, da er nun wusste, woher Kyokos Wut vorhin stammte. Er hatte sich offenbar nicht gerade höflich betragen. „Ich kannte ihn bisher nur als großen Halbbruder InuYashas“ Jetzt dachte Kyoko nach. „Ach, der Hanyou von dem du erzähltest? – Moment mal, der ist Sesshômaru-samas Halbbruder?“ „Hai“, erwiderte der Rothaarige. „Aber ich glaube, er weiß genauso wenig wie ich, wer Sesshômaru wirklich ist. Wir kannten ihn bloß ohne Titel. Und wir hatten ihn sowohl schon als Gegner, als auch als Verbündeten im Kampf“ Kyoko machte große Augen. „Du hast gesehen, wie Sesshômaru-sama kämpft? Du weißt gar nicht, was du für ein Glück hast. Keiner der anderen Adeligen hat ihn in den letzten paar Jahren in Action gesehen. Manche munkeln sogar, er könne es gar nicht, Vater ist da anderer Meinung. Er hat Sesshômaru-sama wohl als Jugendlichen schon kämpfen sehen. Aber wieso der immer zwei Schwerter hat, weiß keiner. Eines ist das Erbe seines Vaters, dieses Tess…“ „Tensaiga“, unterbrach Shippô sie schnell. „Sesshômarus heißt Tensaiga. Tessaiga trägt InuYasha. Und Sesshômarus zweites Schwert ist… Moment, wie hieß es gleich… Bakusaiga. Es ist sein körpereigenes Schwert. Das Zeichen, dass er ein wahrer Daiyôkai ist, wenn man diesem Trottel von Toutousai glauben kann“, gab er sein Wissen zum Besten, ehe er sich umdrehte und wieder den Pfeil betrachtete, der dort im Boden steckte. Sie waren also hier… warum? Das hätte er gerne gewusst. Aber das würde er wohl frühestens herausfinden, wenn er mal wieder im Dorf vorbei sah und ehe er das tun konnte, mussten sie zur Akademie zurückfinden. Dennoch antwortete er auf die stumme Frage in den Augen der Silberhaarigen. „Kagome war hier. Und InuYasha. Wer weiß, wer von den anderen noch“ Er seufzte. „Es muss schon Tage her sein. In der Nähe sind sie nicht mehr. Wir werden weiter suchen müssen. Vielleicht finden wir einen Weg zurück. Komm“ Natsu hatte Sesshômaru inzwischen wieder eingeholt. Zwei Schritte hinter ihm, folgte sie ihm schweigend, den Blick bloß auf seine weißen Haare gerichtet. Doch langsam wurde es ihr zu langweilig. Fast den ganzen Tag waren sie nun schon unterwegs, ohne ein Wort miteinander gewechselt zu haben. So würde es ihr nie gelingen, mehr über ihn herauszufinden. Doch vorerst blieb sie höflich: „Sagt, Sesshômaru- sama, wer ist dieser InuYasha? Zum zweiten Mal war nun schon von ihm die Rede“ Keine Antwort. „Ich weiß ja nicht, was man euch beigebracht hat, aber mir sagte man, dass ein Gespräch aus den Worten von mindestens zwei Personen besteht. Und ich lege Wert auf ein Gespräch“ Das letzte Wort betonte sie deutlicher. Sesshômaru zeigte sich davon gänzlich unbeeindruckt. „Ich aber nicht“, konstatierte er kühl. Seinen Schritt unterbrach er dabei nicht. Innerlich knurrte Natsu. Na, das konnte ein hartes Stück Arbeit werden, diesen Eisklotz zu schmelzen. „Aber Ihr wisst es doch! Immerhin habt ihr diesem kleinen Fuchs gesagt, dass die Gesuchten dort waren. Das kann doch nur daran liegen, dass Ihr noch etwas gewittert habt“ „Und was soll mir das sagen?“ Sesshômarus Gegenfrage klang ebenso emotionslos, wie jede andere Bemerkung seinerseits. „Dass Ihr seine Witterung kennt. Also kennt Ihr auch diesen InuYasha“ „Die Witterung meines unfähigen Halbbruders sollte ich wohl auch kennen“ Im Nachhinein fragte Sesshômaru sich selbst, wieso er jetzt doch noch geantwortet hatte. Noch nie hatte jemand ihn beeinflussen können und diesem Weib gelang das mit ein paar geschickt gewählten Worten mühelos? Für einen Herzschlag verengten sich seine Augen in einem Anflug von Verärgerung, aber weil Natsu hinter ihm lief, bekam sie das nicht mit. Im Moment war die LöwenYôkai aber sowieso zu perplex. Klar waren auch ihr schon die Gerüchte um den zweiten Sohn von Sesshômarus allseits bekanntem Vater zu Ohren gekommen. Aber die Bestätigung aus erster Hand zu erhalten, war dann doch etwas anderes. Immerhin… er hat sein Ziel wohl erreicht… ich weiß wirklich nicht, was ich dazu noch sagen soll… Die Vulkangebiete jenseits der westlichen Länder waren von alle dem, was rund herum geschah, unbescholten geblieben. Mitten zwischen den Schwefeldämpfen ragte das uralte Skelett, das dem alten Dämonenschmied als Werkstatt und Zuhause diente, unbeschädigt auf. Das helle Klingen eines Hammers auf einer unfertigen Klinge war weithin zu hören, Toutousai arbeitete. Doch plötzlich verstummte die Geräuschkulisse, stattdessen war erschrockenes Einatmen, dann ein ebenso erleichtertes Ausatmen zu vernehmen. Keine Gefahr. Der alte Schmied hatte bemerkt, wer ihn da so unverhofft besuchte, auch wenn die Gestalt des Besuchers sich zwischen den Dämpfen verbarg. "Worum geht es, Herr?“, wollte er wissen, denn ein Schwert wollte dieser Besucher ganz bestimmt nicht haben, dessen war er sich sicher. Mit Hufen ließ sich ein Schwert schwer führen. „Wir suchen dich um Rat“, erklang eine kräftige Stimme und endlich löste sich die Gestalt aus den graugelben Nebeln. Das weiße Fell des gazellenähnlichen Neuankömmlings wurde an Rücken, Flanken, Schultern und Gesicht von graugrünen, drachenähnlichen Schuppen und am Bauch von ebensolchen Panzerplatten abgelöst. Aus der Stirn spross ein verästeltes Horn, das eher an eine einzelne Geweihstange eines europäischen Hirsches erinnerte und seitlich seiner Nüstern zeigten sich die bartähnlichen Auswüchse eines Drachen. Dieses Wesen war einzigartig. Und verehrt bei allen Dämonengattungen. „Welchen Rat könnte ich Euch geben, Kirin-dono?“ „Du bist ein Schmied. Du kannst Dinge fühlen, die anderen Yôkai verwehrt bleiben“ „Ihr sprecht von den Seelen der Schwerter?“ „Auch. Vielmehr geht es aber um die Artefakte des Gleichgewichts. Dank dem, das ich zu hüten die Ehre habe, weiß ich Bescheid, wo sie sich befinden. Nur eines kann ich nicht finden. Also ist es noch immer nicht wieder aufgetaucht. Oder hörtest du von der Haru Tsume?“ „Von deren Verbleib weiß ich auch nichts. Seit dem Aussprechen der Prophezeiung hörte ich nichts mehr. Warum fragt Ihr ausgerechnet jetzt?“ „Ich bemerkte, dass die schwarzen Seelenfänger wieder erschienen sind. Seit der Niederlage des Höllenwolfes waren sie verschwunden und jetzt sind sie wieder da. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich etwas am Gleichgewicht ändert. Warum sollten sie sonst wieder auftauchen, wenn sie sich seit 600 Jahren versteckt gehalten haben?“ „Das ist eine gute Frage, die ich euch allerdings auch nicht beantworten kann. Dennoch gibt es Wesen, die sich besser darauf verstehen, die Erinnerung an die Artefakte zu hüten, als ich“, antwortete Toutousai ungewohnt sacht. Er sprach nicht aus, dass er jene Wesen meinte, die zu den Yôkai zählten, allerdings irgendwo zwischen Dämon und rein magischem Wesen standen. Nekomata, Baku und auch Kirin, wie er hier vor ihm stand. „Da hast du Recht. Aber nur wenige von denen haben es noch gelernt. Und ich wüsste niemanden, dessen Aufenthaltsort ich kenne“, gab Kirin ruhig zurück. Seine Stimme klang tief und weise. „Aber ich. Guten Tag, Kirin-dono. Es ist lang her, dass ich Euch traf“ Die winzige Gestalt, die jetzt auf der Schulter des pferdeähnlichen Wesens angekommen war, war geradezu euphorisch. Das war ja ein Glück. Eigentlich hatte er auf dem Weg zurück zu InuYasha nur kurz bei Toutousai vorbeisehen wollen und jetzt traf er Kirin hier an! Jeder wusste, dass das japanische Einhorn mit das weiseste Wesen war, das existierte. Wie immer, wenn er jemanden bewunderte, konnte er nicht wiederstehen, versenkte seinen Rüssel in der Haut. Kirin ließ es geschehen, ohne mit der Wimper zu zucken. „Myouga, sieh an. Man sagt, du seist deinem Herrn noch immer treu ergeben“ „So ist es. Ich habe lange sein Grab bewacht und seine Söhnen stets hilfreich zur Seite gestanden!“ Dass zumindest letzteres maßlos übertrieben war, wussten alle Anwesenden, aber so war Myouga nun mal. „Soso. Und du weißt, wo sich jemand mit Wissen über die Artefakte aufhält?“ „Aber ja doch. Eine der ältesten Nekomata dieser Länder zieht zurzeit mit dem jüngeren Sohn Oyakata-samas!“ Er nickte so heftig, dass er beinahe von der Schulter des Einhorns fiel. Kirin schnaubte heftig. „Ich werde dich begleiten“, bestimmte er fest und seine Stimme ließ keinen Wiederspruch zu. Myouga, der wusste, dass auch Kirin als urmagisches Wesen nicht selten in Kämpfe verwickelt wurde, seufzte nur tief und stimmte dann kleinlaut zu. Sein Seitenblick galt Toutousai. Der nickte ziellos in den Nebel rund um seine Werkstatt hinein. „Tessaiga befindet sich im Norden. Ich vermute schwer, das Hundebaby ist auch dort“ „Du weißt genau, was ich will, Shuran, tu bloß nicht so“, schimpfte die Pantherdämonin und drehte sich von der Balustrade des Balkons weg um ihren Bruder anzusehen. Die massige Gestalt des Angesprochenen rührte sich nicht. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du ihn jetzt herumkriegst, nachdem du das in den letzten dreihundert Jahren nicht geschafft hast“ „Die letzten dreihundert Jahre war Krieg. Jetzt ist Frieden. Davon abgesehen, er hat euch gerettet, euch wiederbelebt. Dich, Karan, Shunran. Warum bitte, hat er das getan, wenn sein Groll auf die Panther immer noch so groß wäre?“ Der Pantherfürst bewies, dass er den Gegenstand des Gespräches weit besser durchschaute, als seine ältere Schwester. „Du hast doch selbst gehört, was er auf dem Jahrhunderttreffen dazu gesagt hat. Das war ein Nebeneffekt. Er sah den Großen General als größeres Problem an“ „Hrmpf. Shuran, wer sagt dir, dass er das auch so meinte? Du hast doch gar nicht mitbekommen, wie er euch rettete. Er nutzte Tenseiga. Tenseiga kann nicht töten, verdammt nochmal!“ „Das weiß ich selbst, Onee-san. Aber ich glaube trotzdem nicht, dass er das aus Mildtätigkeit gemacht hat. Es muss einen anderen Grund geben. Auch wenn ich nicht weiß, welcher das sein könnte“ „Siehst du, du weißt es selbst nicht. Übrigens waren wir gerade bei einem ganz anderen Thema“ „Nein, waren wir nicht. Wir sind bei ein und demselben. Sesshômaru wird niemals tun, was jemand anderes von ihm will und schon dreimal nicht, wenn du es von ihm willst“ Die Türkishaarige antwortete nicht, sondern drehte sich nur beleidigt wieder um. Egal, was er sagt, aufgeben werde ich sicherlich nicht! Die Gruppe um InuYasha hatte Rast gemacht. Mitten in den Bergausläufern hatten sie ihr Lager unter einem Felsvorsprung aufgeschlagen. Tián saß auf einer Klippe nicht weit entfernt, an den Gesprächen konnte er ohnehin nicht teilnehmen. Dennoch hatte er seine neusten Reisegefährten aus dem Augenwinkel im Blick, machte sich so seine eigenen Gedanken zu der Gruppe. Shiori verstand es ja, ihm die wichtigsten Tatsachen irgendwie verständlich zu machen, aber es störte ihn, dass er vieles nicht durchschaute. Nun, immerhin konnte er sich jetzt für die Pflege revanchieren, war körperlich wieder bei Kräften. Wenn die Weißhaarige ihn nicht aus dem Meer gezogen und versorgt hätte, würde er wohl nicht mehr auf Erden wandeln. Auf gewisse Art und Weise verdankte er ihr sein Leben. Und diese Lebensschuld gedacht er einzulösen, sobald es möglich war. Kagome kümmerte sich ein paar Meter weiter um Kohakus Verband. Die Wunde war fast verheilt, bald würde auch er wieder einsatzfähig sein. Kirara lag in klein neben Shiori, die an der rückwärtigen Felswand lehnte und den Horizont beobachtete. InuYasha stand seitlich von ihr und prüfte die Luft. Plötzlich hob er den Kopf. Ein leises Knurren verließ seine Kehle. „Nicht der schon wieder“, murrte er und wandte sich dem bergan führenden Pfad zu seiner Linken zu. Kagome hatte sofort aufgesehen. „Wovon sprichst du, InuYasha?“ Nach wirklicher Gefahr klang diese Bemerkung ja nicht. Doch im selben Moment erkannte auch sie den fernen ‚Wirbelsturm‘ und ihr ging ein Licht auf. Ein Lächeln glitt um ihren Mund. „Ich weiß gar nicht, was du hast, InuYasha. Also ich freue mich, ihn endlich wieder zu sehen!“, verkündete sie schmunzelnd. „Pah! Sag bloß, du magst diesen stinkenden Wolf immer noch“ „Kôga- kun ist ein Freund. Also reiß dich zusammen. Abgesehen davon habe ich ihn seit vier Jahren nicht gesehen!“ „Na und? Ich auch nicht! Gestört hats mich nicht“ „InuYasha!“, sie sprach seinen Namen ebenso aus, wie sie es früher getan hatte, ehe das altbekannte Kommando folgte. Der Hanyou kniff die Augen zusammen, dann wandte er den Kopf ab. „Keh!“ Shiori hatte ihren Blick vom Horizont gelöst und während der kleinen Diskussion interessiert zwischen den beiden hin und her gesehen. Was ging hier vor? Sie hatte keine Ahnung. Also wartete sie einfach ab, blickte nun ebenso wie Kagome dem sich nähernden Wirbelsturm entgegen. Dass das kein echter war, hatte sie längst erkannt. Aber wer war es dann? Endlich verringerte der Windwirbel seine Geschwindigkeit, der Staub legte sich und die darin verborgene Gestalt wurde sichtbar. Ein Wolfsdämon. Jung noch, mit langem, schwarzem Haar und brauner Kleidung im typischen Stil der Ookami. Shiori legte etwas neugierig den Kopf schief. Kôga musterte derweil kurz die sich ihm bietende Szene. Er hatte es kaum glauben können, als er plötzlich Kagomes Witterung in der Nase gehabt hatte. Nach allem was ihm zu Ohren gekommen war – und das war geographisch bedingt nicht gerade viel – hatte er nie damit gerechnet, schon gar nicht hier, in seiner neuen Heimat, so weit entfernt von dem Dorf das für Kagome wohl immer erster Anlaufpunkt gewesen war. Eigentlich war er nur mit Ginta und Hakkaku auf Patrouille gewesen, einen Anflug des Vergangenen auskosten, auch wenn er nur die allernächste Umgebung kontrollierte. Á propos, wo blieben die beiden eigentlich? Er sah sich kurz um. Ach, da waren sie ja. In altbekannter Manier kamen sie mit hängenden Zungen weit entfernt hinter ihm her gehetzt. Kôga grinste, ehe er sich Kagome zuwandte. Seine Augen blitzten, als er in bekannter Art und Weise nach ihrer Hand griff. „Guten Tag, liebe Kagome. Ich freue mich über das unverhoffte Wiedersehen nach so langer Zeit!“, säuselte er, doch sein Grinsen war dabei verschmitzter als früher. Die junge Miko lächelte ebenfalls wieder, kam aber nicht zu einer Erwiderung, weil sich InuYasha sofort zwischen sie beide schob. „Halt dich zurück, Kôga!“, schimpfte er. Der Wolf war nur etwas zur Seite getreten, ohne Kagomes Hand loszulassen. „Wieso sollte ich?“, konterte er, ohne das sich sein Gesichtsausdruck geändert hätte. InuYasha knurrte jetzt. „Weil sie dich nichts angeht!“ Kagome kicherte stumm in sich hinein. Die beiden lernten es auch nie. Aber das hörte sich längst nicht mehr so ernst an, wie früher. Und da hatte etwas Verändertes in Kôgas Augen gelegen. „Aber dich, ja, Köter?“, fragte Kôga da zurück und sah dem Hanyou herausfordernd in die Augen. „Mehr als dich!“, fauchte InuYasha und wurde nun doch handgreiflich, in dem er Kôga grob von Kagome wegschubste. Wo der sich früher aber fröhlich auf ein Handgemenge eingelassen hätte, wandte er sich nun bloß gespielt beleidigt ab, sah den Hang hinauf. „Woher willst du wissen, wie sehr sie mich angeht?“, fragte er provozierend, wobei er dem Halbdämon den Rücken zuwandte. Die sorglose Geste war vermutlich für InuYasha schwerer hinzunehmen, als die Worte des Wolfsdämons. Dennoch hielt er sich mühsam zurück, als Kagome ihn am Ärmel seines Suikans zupfte. „Nicht doch, InuYasha!“, murmelte sie beschwichtigend. Doch weiter kam sie gar nicht, Kôga fuhr nämlich noch fort. „Gar nichts geht sie mich nämlich an. Ich habe, was ich brauche. Mein Rudel, meine Gefährtin, meinen Sohn“ Der Schwarzhaarige hatte sich nicht umgewandt, aber das brauchte er auch gar nicht, denn Kagome hatte InuYasha vollkommen überrascht losgelassen und während der mit offenem Mund da stand, lief sie um Kôga herum. „Ist das wahr, Kôga- kun?“ Er nickte. „Kiyoshi ist jetzt etwas über vier Monate alt“, erzählte er stolz. „Glückwunsch!“, wünschte Kagome. InuYasha hatte sich derweil wieder von seinem Erschrecken erholt. „Na hoffentlich wird der nicht genauso dämlich wie dieses Wölfchen hier!“, kommentierte er. Das konnte Kôga nun doch nicht auf sich sitzen lassen. „Es reicht, dummer Köter!“, knurrte er und diesmal klang es ernst. Auf seinen Sohn ließ Kôga nichts kommen. Mit schmalen Augen und entblößten Reißzähnen hatte er sich wieder dem Hanyou zugewandt. Der krümmte nur vielsagend eine Hand zur Klaue. So schnell würde er nicht klein bei geben. Kagome besah sich das Geschehen, dann schlug sie sich mit der flachen Hand vor die Stirn. „Womit wir das nächste Streitthema hätten…“, murmelte sie resignierend und schüttelte leicht den Kopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)