Hakuouki - The Demon of the fleeting Blossom von Ascian_Dragon ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 1.4 - Schlechte Nachrichten ---------------------------------------------- “Wo wollt ihr denn hin?” Die Stimme von Genzaborou Inoue ließ uns alle einfrieren. Wir drehten uns im Synchron um und sahen den älteren Herrn vor uns stehen, mit dem Fuß auf dem Boden tippend. „Verdammt... Es musste von allen ausgerechnet Gen-san sein, oder?“ Nagakuras Stimme war laut genug, das wir es hören konnten. Ich sah in ihren Blicken die bewusste Schuld, ins Shimabara zu gehen. Wieso sie es auf einmal taten, war mir zu diesem Augenblick nicht klar gewesen, doch irgendwie hatten sie mein Mitleid erregt. „Ich gehe nirgendwo hin.“ sagte ich klipp und klar, die Arme hinter meinem Kopf verschränkend. Immerhin war es ja die Wahrheit. Nur das wir alle vor dem Tor standen und uns unterhielten würde er uns wohl nicht abkaufen. Egal wie nett er war, Inoue war clever. Und er wusste das ich nicht log, denn ich durfte ja nicht raus. „Um... Nun, weißt du, Gen-san!“ stammelte Heisuke vor sich hin, nach einer Ausrede suchend. „J-ja genau wir wollten trainieren gehen!“ Er nickte dabei, als wäre dies die ultimative Ausrede. Nagakura spielte direkt mit. „Ja! Genau! Es ist ein herrlicher Tag, die Sonne scheint, der Wind ist angenehm...“ Naja, wohl kaum. Leicht verzog ich das Gesicht, denn es war zwar nicht so kalt, aber wir hatten immerhin noch Winter. Wenn er es aber so empfand... Ein kurzer Blick von mir sagte ihm, das dieser Teil der Ausrede unsinnig war. Inoue hob eine Augenbraue. „Ist das so?“ Kurz herrschte Stille. „Meine Güte, ihr seid aber fleißig! Wir haben lange nicht mehr zusammen trainiert. Dürfte ich mich euch anschließen?“ Er wirkte sehr glücklich, was man vom Rest nicht behaupten konnte. Der Arme, er tat mir noch viel mehr Leid als diese drei Idioten. Er war so nett und sie mussten ihn anlügen. Dafür würden sie wohl nicht ins Shimabara gehen. Ich kannte Inoue's Position nicht, daher wusste ich nicht, was er machen würde, wenn er die Wahrheit erfuhr. Ein leichter Schatten fiel auf mein Gesicht, meine Schadenfreude verbarg ich nur ein wenig. „Oh man, sorry! Ich würde gern mit euch trainieren, Jungs, aber mir fällt ein, das ich was erledigen muss!“ Etwas erledigen, so so. „Ich hab Kaoru bereits versprochen, das Hauptquartier zu zeigen! Besser jetzt als nie... oder?“ Hatte er? Kurz war ich unschlüssig, ob ich wieder etwas vergessen hätte, als er mich wie ein trauriger Welpe ansah. Die Röte stieg mir zu Kopf, ehe ich nur stumm nickte. Verdammt sei dein Welpenblick, Heisuke! Seine Augen glänzten schon vor Freude, ehe er euphorisch meine Hand nahm und los stolzieren wollte. Nun gut, taten wir ihm den Gefallen und retteten ihn aus seiner misslichen Lage. Aber auch nur, weil er mich aufgemuntert hatte. „Warte mal, Heisuke, denkst du wirklich-“ Bevor Nagakura seinen Satz beenden konnte, grinste Harada verschmitzt und hob die Hand. „Ich komme mit! Wir wollen ja nicht, das die anderen dich ärgern!“ „Was...? Meinst du...?“ Begeistert klang ich nicht, es war ja nicht so, das ich es wollte, das jeder sich so mir gegenüber verhielt. Dennoch könnte ich mich schon selbst verteidigen. Er rannte auf uns zu. „Ach, ich verstehe. Harada-san hat recht. Ich vertraue ihn dir an.“ Inoue schien von dem neu errungenen Plan nichts zu ahnen. „Also, Shinpachi? Wollen wir?“ „Ich hätte es von Heisuke erwartet, aber du, Sano?! Ich dachte du wärst Manns genug, dich gegen sowas zu stellen!“ Die Fingerknochen knackten, das Gesicht lief rot an: Nagakura war sichtlich sauer. „Und ab dafür!“ „Wie?“ Harada schob mich von hinten an, während Heisuke mich hinterher zog. „Shin explodiert gleich!“ Ich hörte Nagakuras Gebrüll, während wir uns aus dem Staub machten. Kaum waren wir außer seiner Sichtweite, begangen die anderen beiden lauthals zu lachen. Ich sah zurück und grinste leicht. Kurze Zeit später lachte ich mit ihnen. Ich empfand kein Mitleid mit Nagakura, im Gegenteil: Er hatte es doch verdient. So viel dazu, das Mann leben und nach belieben feiern sollte. Später hörte ich, dass Inoue und er den ganzen Tag miteinander verbracht hatten. Als er uns wieder getroffen hatte, schossen nicht gerade freundliche Vorwürfe aus seinem Mund, aber verübeln konnte man es ihm nicht. Verträumt beobachtete ich die Schatten, die meine Wand hoch krochen, gefärbt in einem zarten Orange, wie die fallenden Herbstblätter. Die Sonne ging langsam unter. Wie lange ich das wohl mitmachen würde? Während ich hier alleine im Zimmer saß, überkamen mich dunkle Gedanken. Es war frustrierend, wenn ich meine Situation streng betrachtete. So weit war ich gegangen, so weit musste ich noch gehen. Ich hatte einen Moment der Hoffnungslosigkeit, alles schien unmöglich und unerreichbar zu sein. Wie konnte ich mich so fallen lassen? „Ich kann nichts über Vater herausfinden, wenn ich hier festsitze... Nur Hijikata kann mir die Erlaubnis geben, aber der ist nicht da.“ Es hieß nur: Warten. Wie ich dieses Wort hasste. Ich musste damals auf meinen Vater vergeblich warten, wer versicherte mir, das das Warten dieses Mal anders sein würde? Ich schüttelte den Kopf. Sollte ich mich beschweren, würde es meine Situation nur verschlimmern. Natürlich waren sie nett zu mir, dafür war ich ihnen dankbar. Sie behandelten mich nicht wie Dreck, sondern wie einen Menschen, was ich anfangs von ihnen nicht gedacht hatte. Voll und ganz konnte ich ihnen nicht trauen, stets befürchtete ich, in ihren Hintergedanken dachten sie immer noch daran, mich umzubringen. Bei einem Bestimmten war es nicht nur eine Befürchtung. Ich könnte jederzeit der nächste sein, dem sie das Leben nahmen. „Dennoch wirken sie recht nett...“ „Hat dir jemand gesagt, wie unglaublich naiv du manchmal sein kannst.“ Ich fuhr herum. An meiner Tür stand Okita, der mich breit angrinste. „Was tust du hier?“ Ich versuchte Ruhe zu bewahren. Es war schließlich mein eigenes Verschulden, das ich Selbstgespräche führte. „Ach du hast mich nicht bemerkt? Nun, ich bin dran dich zu bewachen.“ „...“ Kurz musterte ich ihn. „Hast du gelauscht?“ „Hm?“ Er sagte nichts, sein Grinsen wurde nur noch breiter. Es war klar, das er mich gehört hatte. Bevor ich ihm meine Meinung geigen wollte, das er gefälligst anklopfen sollte, kam Saitou herein geschneit. „Das ist typisch Souji.“ brummte er. „Warst du die ganze Zeit hier?“ fragte ich stattdessen. Er senkte den Blick, keine Miene verziehend. „Ich bin gerade angekommen. Und es ist ja nicht so, als wenn du etwas gesagt hättest, was dich in Schwierigkeiten bringen könnte.“ Also doch. Es war wohl normal, einfach irgendwo zu lauschen, weil man nichts anderes zu tun hatte. „Ich wollte nur Bescheid sagen, dass das Abendessen fertig ist. Hab ich gestört?“ Saitou musterte Souji, dann mich. Den Kopf schüttelnd seufzte ich nur. Ja, tat ihr nur so, als wäre gar nichts passiert. „Ich dachte, ich warte bis ihr eure Diskussion beendet habt, aber es schien, als könnte diese ewig so weiter gehen.“ Einerseits war ich ihm sogar dankbar, das er uns unterbrochen hatte. Dem Okita traute ich alles zu. Gerade wollte ich etwas sagen, als- Heisuke auftauchte. Als er uns alle sah, verfinsterte sich seine Miene. „Whoa, whoa, whoa! Was geht hier ab, Hajime-kun? Seid ihr dicke Freunde oder was?“ Wohl kaum. „Entschuldige. Ich kam wegen einer Angelegenheit her.“ Kurz wurde sich gegenseitig gemustert, ehe der Brünette dem anderen Mann ein Grinsen entgegnete. Wieso wunderte er sich über Saitou und nicht über Okita, das der in meinem Zimmer stand? „Es ist Zeit fürs Essen! Wenn wir uns nicht beeilen, ist nichts mehr da!“ Die Frage wieder verwerfend nickte ich nur und erhob mich. „Ihr seid spät.“ Der Moment, in dem wir den Raum betraten, sahen Nagakura und Harada zu uns auf. Ersterer schnaubte. „Ihr Kinder seid spät. Wer soll meinen meckernden Magen beruhigen?“ „Du meinst 'knurrenden', Shin. Manchmal macht er es sich zu leicht...“ murmelte Heisuke nur und winkte ab. Von wegen es sich leicht machen. Er war einfach nur kindisch im Moment. „Entschuldigt euch gefälligst bei meinem Magen! Er wollte loslegen, aber ich sagte 'Nein, wir warten!“ „Mein Gott, bist du pingelig, Shin... Naja, es sind alle da, haut rein.“ Harada behielt sein Grinsen, ehe er sich vor seinem Tablett setzte. Ich seufzte. Der reinste Kindergarten hier. Kurz gab ich dem meckernden Alten einen finsteren Blick, ehe sich alle hinsetzten und zu Essen begannen. „Das reicht doch niemals für einen ausgewachsenen Mann... Überleben ist die Devise! Dein Essen gehört mir!“ Shinpachi fischte sich etwas aus Heisukes Tablett. „Hey! Wieso nimmst du immer mein Essen?!“ „Ahahahahaha! Wegen unseres Unterschiedes, Kleiner! Ich habe einen größeren Körper, als brauch ich mehr zu Essen!“ „Ach ja?! Ich bin noch im Wachstum, ich brauche ebenfalls mehr!“ Ein Reiskorn flog an mir vorbei und seufzend schloss ich die Augen. „Sie sind immer so. Entschuldige das du es mit ansehen musst, Kaoru.“ meinte Harada neben mir. Wenigstens war hier keine drückende Stimmung, alle hatten ihren Spaß. „Ist das etwa so etwas Schlimmes? ...Finger weg, das ist mein Essen!“ Saitou schlug mit dem Stäbchen auf Nagakuras Hand, der sich zu seinem Tablett hinbewegt hatte. Zwar war wieder keine Veränderung an seiner Mimik, aber er schien ebenfalls ein wenig geizig zu sein, was das Essen betraf. Ich linste zu Okita. „Schon fertig?“ Er hatte seine Stäbchen beiseite gelegt und beobachtete uns. Mir gab er ein typisches Wolfslächeln. „Ja, ich bin satt. Wenn ich zu viel esse, werde ich noch fett.“ “Hey! Was meinst du mit 'fett'?! … Was soll es! Ich nehme das!“ Der Größere wandte sich an mich, ehe ich seine Hand abfing und mit einer Hand weiter aß. „Denk nicht dran.“ brummte ich nur. Nur weil ich ein Gast war, hieß das nicht, dass ich nichts unternahm, sollte man mir mein Essen nehmen. Kurz drehte er sich weg, dann schnappte er sich Okitas Essen. Dieser lachte. „Bedien dich. Ich denke ich nehme noch etwas Sake zu mir.“ „Ich schließ mich an.“ sagte Harada und auch er schien fertig zu sein. „Du kannst dir auch etwas nehmen, Kaoru. Bedien dich ruhig.“ „...Danke...“ Wie ungewöhnlich nett von ihm, aber ich war noch nicht mit meinem Essen fertig, also musste ich mir darüber keine Gedanken machen. „Du musst beschützen, was dir gehört. Lass dir nicht einfach so das Essen wegschnappen.“ „Hatte ich nicht vor.“ Ich schenkte dem sonst so Stillen ein breites Grinsen. Es war recht lustig mit solchen Gestalten zusammen zu essen. Lange Zeit hatte ich alleine essen müssen, da verfiel man schnell in Depressionen. Ein sanftes Lächeln lag auf meinen Lippen. Es tat gut, in Gesellschaft zu sein. Wie hieß es doch gleich: In Gesellschaft anderer schmeckt das Essen noch besser? „Ah, da ist ja das Lächeln. Wir tun dir schon nicht weh, also kannst du das öfters tun.“ „Harada... Ich bin kein Mädchen...“ brummte ich nur hingegen. Er lachte nur. Natürlich hatte ich es nicht gerade leicht. Dennoch schien es ihm aufgefallen zu sein, wie niedergeschlagen ich gewesen war. Hatte er mich aufmuntern wollen? Nun, was immer der Grund war – ich hoffte es lag nicht an meinem femininem Aussehen – es tat gut. Mein kurz verschwundenes Lächeln blieb vorerst auf meinen Lippen, als Inoue den Raum betrat. „Gentleman, habt ihr einen Moment?“ Sein warmer Ton in der Stimme war zwar da, doch in seinen Augen spielte sich etwas anderes ab. Sofort war die feierliche Stimmung um uns verschwunden. „Ich habe eine Nachricht aus Osaka bekommen. Sanan-san wurde ernsthaft im Kampf verletzt.“ Es wurde ruhig. Selbst ich war ein wenig entsetzt. Inoue setzte fort: Sanan sollte sich um eine Angelegenheit mit den Rōnin kümmern, die einen Textilladen überfallen hatten. Er hatte es zwar geschafft, sie zu verjagen, wurde aber von ihnen verletzt. „Wird er wieder?“ wollte ich wissen. Es war selten, das ich mir Sorgen um andere machte. Vor allem um Menschen, die ich seit Kurzem kannte. „Sein linker Arm trug Verletzungen davon... Er würde es zwar überleben, aber es wird schwer werden... von jetzt an ein Schwert zu führen.“ Ich verstummte. Natürlich war es gut, das er überlebte, aber wenn ein Schwertkämpfer sein Schwert nicht mehr führen konnte... „Er sollte bald hier zurückkehren. Entschuldigt mich, ich muss mir Kondou-san reden.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand. Ich wandte mich an die Anderen. „War es nicht so, das man kein Schwert mit einer Hand führen kann?“ Es war Saitou, der es mir erklärte. „Mit einer Hand zu kämpfen bedeutet weniger Kraft in seinen Hieben. Gegen einen Gegner im selben Level hätte er keine Chance. Zudem, im schlimmsten Falle, sollte seine Verletzung gravierend sein, wird er nie wieder eine Waffe halten können...“ Als war es wirklich so: Sanan, der Mensch, hatte überlebt – Sanan, der Krieger, jedoch nicht. Ein Nicken meinerseits sollte ihm zu Verstehen geben, das ich es kapiert hatte. Selbst der erfahrenste Schwertkämpfer hätte Probleme, ein Schwert mit einer Hand zu führen. Okita seufzte. “Wenn es hart auf hart kommt, muss er es wohl akzeptieren. Aber Sanan ist niemand, der leicht aufgibt.” „Sag das nicht, Souji. Es kommt nicht gut, wenn ein Offizier sich der Truppe anschließt.“ sagte Nagakura. Dies gab mir zu Denken. Das machte irgendwie keinen Sinn. „Was meint ihr mit 'Truppe'? Damit ist doch die Shinsengumi gemeint oder irre ich mich da?“ fragte ich. So wie sie es sagten, könnte mit 'Truppe' etwas anderes gemeint sein. Hatte die Shinsengumi noch eine Untergruppe? Die Gesichter der Anderen wurden bleich. Heisuke jedoch trällerte los: „Nun, eigentlich ja. Die Shinsengumi wird auch 'freiwillige Gruppe der Elite' genannt. Wenn wir über jene 'Truppe' reden-“ „Heisuke!“ Bevor ich blinzeln konnte, war Harada durch den Raum geeilt und hatte seine Faust in Heisukes Gesicht krachen lassen. Dieser stieß hart gegen die Wand hinter sich, der Knall ließ mich zusammen zucken. „Au...“ stöhnte der Brünette. Da er neben mir saß, war es schon erschreckend, wie der Andere auf uns zu geschossen kam und meinen Nachbarn niederschlug. Ich drehte mich zu ihm um und zog die Brauen zusammen. „Alles okay?“ Nagakura seufzte. „Sano, du reagierst über. Heisuke, denk nach bevor du deine verdammte Klappe aufmachst.“ Seine Augen waren ungewöhnlich kalt und streng, ehe er seinen Blick auf mich haften ließ. Damit war klar: Heisuke hatte etwas sagen wollen, was ich nicht wissen durfte. Nur... was? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)