Hakuouki - The Demon of the fleeting Blossom von Ascian_Dragon ================================================================================ Kapitel 23: Kapitel 3.4 - Die verlorene Blutlinie ------------------------------------------------- „Was?!“ „Ich hörte von der Vernichtung der Yukimura Familie, aber es schien Überlebende zu geben. Einer davon bist du, Kaoru. In dir fließt das Blut einer mächtigen und reinen Linie. Ich spüre eine mächtige Präsenz bei dir.“ „Moment, das kann nicht sein...“ „Doch. Du bist ein Oni. Verzeih, das ich es so sage, aber es ist die Wahrheit.“ Tiefes Schweigen umhüllte den Raum. Dass ich ein Oni sein sollte, wollte ich ihr gar nicht glauben. Doch warum sollte sie lügen? Je mehr ich darüber nach dachte, umso logischer wirkte alles, was passiert war. Wenn ich es in einer anderen Perspektive betrachtete, dann ergab alles einen Sinn. Doch warum war Kazama hinter mir her? „Wenn Kaoru wirklich ein Nachkomme aus dieser verlorenen Familie ist, dann ist es klar, warum Kazama hinter dir her ist.“ „Eigentlich nicht.“ „Einige Oni haben die Gabe, ihre Auren zu unterdrücken, sodass sie praktisch unsichtbar für andere waren. Doch Familienmitglieder können sie dennoch aufspüren.“ erklärte Sen und sah mich an. „Das... heißt, er will mich dafür benutzen, jemanden aus meiner Familie aufzuspüren... Aber sagtest du nicht, meine Familie wäre...“ „Ich sagte, es gibt Überlebende. Und du bist einer davon. Es gibt noch jemanden aus der Yukimura Familie, die überlebt hat, aber unter unserem Schutz steht.“ „Und... warum will Kazama, das ich... diesen Jemand finde?“ „Nun. Wenn zwei reinblütige Linien sich miteinander vereinen, bekommen sie umso mächtigere Nachkommen.“ „Ah... Also sucht er eine Braut?“ fragte Kondou und hob eine Augenbraue. Ich war noch immer verwirrt. Jemand, der außer mir überlebt hatte, war also weiblich? „Ja. Und er wird weiter versuchen, an sie ran zu kommen. Er kann sie selbst nicht aufspüren und wir können sie so gut es geht verstecken... Aber er wird dich dazu benutzen, zu tun, was er will. Selbst mit Gewalt. Und da wird selbst die Shinsengumi hilflos sein, denn gegen die Kraft eines wahren Oni...“ „Hey man, Prinzessin! Denkst du nicht, du unterschätzt uns gewaltig?“ Shinpachi war aufgesprungen, die Fäuste vor sich geballt. „Shinpachi hat recht, du kannst uns ruhig mehr zu trauen.“ Sanosuke sah kurz zu mir, dann wieder zu der Brünetten, die leicht seufzte. „Der Grund, weshalb ihr die Aufeinandertreffen mit Kazama überlebt habt, ist jener, das er seine vollständige Kraft nicht auf euch ausgeübt hat.“ „Soll er es doch versuchen. Ich würde gerne die wahre Macht eines Oni sehen.“ Sanan verstand die Situation wohl nicht, oder? Die Kapitäne waren ein Kinderspiel für Kazama, sie konnten ihn kaum aufhalten. Allein die Vorstellung, dass er irgendwann seine volle Kraft einsetzen würde... „Lass mich eines klarstellen, Lady. Wir sind die Shinsengumi. Die Wölfe aus Mibu. Wir ziehen unsere Schwänze nicht ein wegen einem Oni oder zwei.“ knurrte Hijikata und da sprach wieder der stolze Vizekommandant. Souji nickte ihm zu. „Ganz recht. Außerdem haben wir den Dämonenkommandanten schlechthin, oder?“ „Du musst das letzte Wort haben, oder?“ „Ich verstehe, wie ihr euch fühlt, aber... Ihr müsst begreifen, das es nicht dieselben Männer sind, gegen die ihr sonst immer kämpft. Deswegen würde ich euch bitten, Kaoru uns zu überlassen. Seine Chance, vor Kazama unentdeckt zu bleiben und somit seine Familie zu beschützen, ist weitaus höher, als wenn er hier bleibt.“ „Hey, gib uns eine Chance. Denkst du, wir können ihn nicht beschützen?!“ „Und was meinst du mit 'Chance'? Wenn du seine Sicherheit nicht garantieren kannst, sehe ich keinen Grund, ihn auszuhändigen.“ Shinpachi und Sanosuke hatten sich zu mir gesellt und legten jeweils eine Hand auf meine Schulter. „Sieh mal, Lady, du bist kein Mitglied der Shinsengumi, deswegen würde ich sagen, halte dich aus unserer Angelegenheit heraus.“ Charmant wie immer, Souji, dachte ich mir, doch ich spürte, wie ich mich freute, von ihnen beschützt zu werden. Doch wenn ich selbst ein Oni war – noch dazu ein Mitglied aus einer mächtigen Blutlinie – sollte ich nicht in der Lage sein, mich selbst zu verteidigen? „Was ist mit Ihnen, Hijikata-san? Sie kennen Kazamas Kräfte. Wenigstens Sie sollten auf die Prinzessin hören und uns Kaoru überlassen.“ meinte Kimigiku und verbeugte sich mit einem Lächeln. „Das ist etwas anderes.“ Ihr Lächeln fror ein. „Ich weiß nicht wie stark unser Gegner ist, aber es ändert nichts daran, das wir – im Namen der Shinsengumi – in der Lage sind, Kaoru zu beschützen. Zudem seid auch ihr Oni. Warum sollten wir euch glauben?“ „Wissen Sie nicht, mit wem Sie reden? Senhime ist ein Nachkomme des Suzuka Gozen-“ „Kimigiku! Das hat nichts zur Sache beizutragen.“ Sens Stimme war zwar ruhig und freundlich, aber sie war bestimmt. „Ich stimme Hijikata zu. Er sollte bei der Shinsengumi bleiben. Zudem scheint er auch sich selbst verteidigen zu können. Wenn er aus solch einer starken Familie kommt, sollte er nicht in der Lage sein, sich mit Kazama messen zu können?“ fragte Sanan und schien praktisch meine Gedanken gelesen zu haben. Kimigiku funkelte ihn an. „Kaoru schien bis vorhin nicht gewusst zu haben, das er ein Oni ist. Wie soll er in kurzer Zeit seine Kräfte kontrollieren können, die er nie eingesetzt hatte?“ „Er könnte.“ stimmte Sen zu und lächelte mir zu. „Aber wie Kimigiku bereits erwähnte, seine Kräfte vollständig ausnutzen zu können, braucht seine Zeit. Währenddessen könnte Kazama ihn überwältigt haben. Aber wir stoßen bereits auf ein Problem. Gibt es keinen Weg, dich zu überzeugen?“ fragte sie, an mich gewandt. Ihre Absicht, mich und somit auch meine Familie zu beschützen, war nett gemeint. Ich schätzte es sehr. Dennoch war es falsch für mich, die Shinsengumi zu verlassen. So viel hatte ich mit ihnen erlebt. Und so viele Fragen hatte ich offen. Durch die Shinsengumi könnte ich an meinen Vater gelangen – sofern er mein Vater war. Kondou, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, erhob die Stimme. „Yukimura-kun. Was sagst du zu all dem?“ „Ich? Nun...“ Kurz senkte ich den Blick. Ich wollte nicht gehen. „Verstehe. Es ist wohl schwer, wenn alle zuhören. Sprich dich mit Senhime aus. Allein.“ „Kondou, was zum-“ Hijikata – und auch die anderen – waren über diesen Vorschlag mehr als entsetzt. „Es sollte jemand als Zeuge dabei sein. Die Prinzessin wird sicher Kimigiku-san mit nehmen.“ Selbst Sanan setzte sich für mich ein. Langsam wurde das aufkommende Gefühl unheimlich. „Nein, das ist nicht nötig. Ich denke, Yukimura hat schon mehrere Male bewiesen, das er auf sich selbst achten kann. Ich bezweifle, das er etwas Dummes machen würde. Oder?“ „Ich würde euch niemals verraten. Niemanden von euch.“ sagte ich und wirkte erleichtert. Sie kannten mich wohl scheinbar so gut, das sie wussten, das ich nicht gehen würde. „Wenn Kondou es sagt.“ Soujis Worte sprachen für jeden Anwesenden. „Und du entführst ihn nicht, wenn ihr alleine seid?“ fragte Sanan und seine Brillengläser leuchteten kurz auf im Licht der Flammen. „Seid unbesorgt. Ich bin nicht wie Kazama.“ „Sen ist keine schlechte Person.“ warf ich brummend ein. Schließlich war sie freundlich zu jeden gewesen, egal was sie gesagt hatten. Sie blickte zu mir. „Vielen Dank, Kaoru.“ Einige Minuten später befanden wir uns in meinem Zimmer. „Ich weiß, das die Dinge heute zu viel für dich waren und es tut mir sehr Leid.“ Kaum waren wir alleine, war sie wieder die Sen, die ich kennen gelernt hatte. Die, die ich gerettet hatte, vor einigen Monaten, auf den Straßen Kyotos. „Schon gut. Ich sollte mich eher für die Jungs entschuldigen, sie haben recht fiese Dinge gesagt.“ „Naja, zu erwarten oder? Ich habe zu viel von ihnen verlangt und das zu plötzlich. Nicht jeder Mensch würde die Existenz der Oni einfach so akzeptieren. Aber egal, zurück zur Sache. Was sagst du zu meinem Angebot? Hast du darüber nachgedacht?“ Hatte ich. Wenn es Sen gewesen wäre, die ich zuerst getroffen hätte, als ich nach Kyoto kam, dann wäre ich wohl bei ihr geblieben. Aber sie war eben nicht jene gewesen, bei der ich letztendlich lebte. „Die Shinsengumi scheint wirklich zu glauben, dich beschützen zu können. Ich zweifele nicht an ihrer Einstellung, sondern an ihren Fähigkeiten, muss ich gestehen.“ Womöglich hatte sie recht. Mensch gegen Oni, der Gewinner war klar. Einem Oni gegenüber zu treten bedeutete Furchtlosigkeit. Die Shinsengumi war mächtig und gut ausgebildet. Viele Male hatte ich sie kämpfen gesehen, manchmal konnte ich an ihrer Seite mitkämpfen. Sie strotzten vor Energie, doch es gab auch welche, die durch 'jene Macht' ihre Leben ließen. „Würdest du mit uns kommen? Es ist gefährlich, selbst für dich – du, der seine Kraft noch nicht kontrollieren kann.“ „Sen...“ Sie wirkte ernst, aber sie war ehrlich und friedlich. Sie suchte einen Weg für mich, nicht kämpfen zu müssen – eventuell könnte ich sogar ein neues Leben beginnen. Aber das war nicht ich. Es war nicht meine Bestimmung. „Ich... würde jetzt sagen, als Mann könnte ich es mir nicht erlauben, mich hinter Frauen zu verstecken, wo ich doch selbst kämpfen kann und das nicht einmal so schlecht. Für die anderen aus meiner Familie würde ich auch bis zum Tod kämpfen. Aber all das...“ Ich schüttelte den Kopf. „All die Jahre dachte ich, es gäbe nur mich und meinen Vater. Die ganzen Monate lang hatte ich nach ihn gesucht, dadurch habe ich wunderbare Menschen kennen gelernt. Ich würde gerne mit ihnen bis zuletzt Seite an Seite kämpfen. Nur durch sie finde ich Antworten auf meine Fragen. Einfach wegzulaufen... ich würde sie verraten.“ Meine Gedanken schweiften ab zu einer bestimmten Person. Er hatte die Shinsengumi verlassen, weil er den richtigen Weg finden wollte. Ich wusste, dass – wenn ich mit Sen gehen würde – ich es bereuen würde. Ihre Augen wurden schmal. „Kann es sein...?“ „Huh?“ Verwirrt sah ich auf. Sie grinste auf einmal. „So ein Blick hat nur eines zu bedeuten: Jemand aus der Shinsengumi?“ „Eh?“ Ihre Frage war vielleicht recht normal gemeint, aber irgendwie warf sie mich völlig aus der Bahn. „Wie meinen?“ „Ob es wegen einer bestimmten Person ist, weshalb du ungerne gehen willst?“ Ich überlegte kurz. Dann nickte ich leicht. Auch wenn ich sie alle recht mochte, es gab nur einen, wegen dem ich alles durchmachen würde. „Verstehe. Gut, ich frage nicht weiter, ich verstehe dein Dilemma. Es wäre falsch, dich weiterhin zu bitten, mitzukommen.“ „Danke fürs Warten.“ murmelte ich, als wir zurück in den Gemeinschaftsraum gingen. Alle Köpfe wandten sich an uns, ehe wir uns hinsetzten. „Wie ist die Entscheidung?“ fragte Kondou und wirkte recht neugierig. Sen verneigte sich. „Nach einer kleinen Diskussion haben wir beschlossen, die Dinge zu lassen, wie sie sind.“ „Aber... Prinzessin. Seid Ihr sicher?“ „Schweig. Ich denke, Kaorus Gründe haben eine höhere Priorität.“ „Gut. Die Shinsengumi übernimmt jede Verantwortung für sein Wohlergehen.“ Kaum hatte der Kommandant der Shinsengumi diese Worte ausgesprochen, kamen die anderen direkt auf mich losgeschossen. „Überlasst alles mir!“ „Natürlich. Ich bin mir sicher, Shinpachi gibt dir andere Gründe zur Sorge. Aber es ist schön, dich weiterhin bei uns zu haben.“ „Echt? Du willst bei uns bleiben?“ Auf Soujis Frage grinste ich nur. „Das macht dich aber nicht zu einem besonderen Gast. Du kriegst dieselbe Behandlung wie alle hier!“ brummte Hijikata, auf dessen Lippen ein leichtes Lächeln lag. Ich nickte. Ich gehörte einfach hierhin. Sen nahm meine Hände und sah in meine Augen. „Sei vorsichtig. Und vergiss nicht, ich bin auf deiner Seite.“ „Vielen Dank Sen.“ Sie strahlte, ehe sie mir einen Kuss auf die Wange gab und anschließend mit Kimigiku verschwand. Seufzend wälzte ich mich in meinem Bett hin und her. Der Schlaf wollte nicht kommen und mein Kopf drohte zu platzen. Ich ließ Sens Worte immer wieder vom Neuen abspielen. Ich war ein Oni und gleichzeitig das Oberhaupt einer verlorenen reinen Blutlinie, gleichzeitig war ich nicht der Einzige, der überlebt hatte. Doch wie konnte ich die anderen aufspüren? Sollte ich mich auf ihre monströsen Kräfte konzentrieren? Gerne würde ich wissen, wer mit mir verwandt war. Und ob mein Vater wirklich mein Vater war? Erneutes Seufzen. Ich hatte mich entschieden, bei der Shinsengumi zu bleiben, aber war das richtig? Hätte ich doch gehen sollen? Natürlich wollte ich bleiben, aber wenn sie meinetwegen zu Schaden kämen, das könnte ich mir nicht verzeihen. Stärker. Ich musste stärker werden. Ich musste für die kämpfen, die wichtig waren. … Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich Geräusche hörte. Gebrülle und Klänge aufeinander prallende Klingen kamen von draußen und hallten durch die Nacht. „Verzeih, dich zu solch einer Zeit zu belästigen, aber es ist ein Notfall.“ Shimadas Stimme ertönte vor meiner Tür. Ich richtete mich auf. Die Tür wurde aufgeschoben und sein Gesichtsausdruck wirkte recht nervös. „Was ist passiert?“ „Die Oni greifen uns an.“ „Was?!“ Ich packte meine Waffe, doch er hob die Hand. „Sie sind hinter dir her, deswegen musst du hier bleiben.“ „Ich kann kämpfen!“ fauchte ich. Da hatte ich endlich einen Sinn gefunden, Leben anderer auszulöschen und dies blieb mir verwehrt? Meine Hand umfasste mein Schwertgriff, dann lockerte sie sich wieder. Den Shinsengumi vertrauen. Sie sagten, sie könnten mich beschützen. Seufzend ließ ich den Kopf hängen. „Gut, hilf du den anderen.“ „Ich wurde beauftragt, dich zu beschützen.“ Plötzlich – wie aus dem Nichts, wie ein Schatten – tauchte Amagiri hinter Shimada auf. Jetzt konnte ich auf einmal seine Aura spüren – nein, praktisch sehen: Sie war rötlich und flackerte wie eine hoch lodernde Flamme, gefüttert mit noch mehr Zündstoff. „Ist etwas?“ Shimada hatte ihn nicht bemerkt. „Hinter dir!“ Er drehte sich um, doch nicht schnell genug. Mit einem Schrei flog er durch den Raum und krachte in die gegenüberliegende Wand. Er fiel zu Boden und rührte sich nicht. „Shimada?!“ Als ich zu ihm laufen wollte, wurde ich mit einem Arm gepackt und über die Schulter gelegt. Sein Griff war stark. „Du kommst mit mir. Zwinge mich bitte nicht, dir wehzutun. Es könnte Probleme geben.“ Mit diesen Worten ging er durch die Tür. Wo wollte er mich hinbringen? Ungehindert benutzte er den Hinterausgang, während die Shinsengumi woanders kämpfte. Ich hörte Schwerter aufeinander prallen, aber ich sah niemanden von ihnen. Vielleicht sollte ich schreien? Als würde er meine Gedanken lesen, sprach Amagiri. „Schweig und niemand wird verletzt. Wir wollen dich lebend und nicht den Tod deiner Kameraden.“ Wieder sah ich Shimada vor Augen, wie er versucht hatte, mich zu beschützen, aber nun reglos am Boden lag. Sie verletzten niemanden? Pah! Amagiri war zwar ruhig und wirkte nicht so gefährlich wie Kazama, aber ich traute ihm nicht. Wenn ich ihn machen ließ, gäbe es keine Garantie, zu entkommen. Kaum hatten wir die Straße angesteuert, fing ich an wie verrückt herum zu brüllen. „LASS MICH RUNTER!!!“ Sein Versuch, mich zum Schweigen zu bringen, schlug fehl. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)