Wie die Zukunft wird von kateling ================================================================================ Kapitel 23: Special: Press conference ------------------------------------- Kapitel 23: Special: Press conference Setos Sicht: Ich saß in der Pressekonferenz und überließ das Wort Edward Lang, meinem Pressesprecher. Der Mann war Ende vierzig, sein Haar an den Schläfen bereits grau und sein Auftreten immer fröhlich. Solange ich ihn kannte habe ich ihn nie anders als lächelnd gesehen. Zugegeben er ging mir mit seinem Dauergrinsen gehörig auf die Nerven, aber er war gut in seinem Job. Und das ersparte mir eine Menge Arbeit. Mein Blick wanderte zu meinen Unterlagen auf dem Tisch vor mir. Das ganze hier war eigentlich völlig unnötig und warf wieder einmal meinen ganzen Tagesplan durcheinander. Aber irgendjemand hatte ja unbedingt Informationen an die Presse weitergeben müssen. Und bis jetzt hatte ich nicht einmal herausgefunden ob die Lücke in der KC oder der am Morgen aufgekauften Firma zu suchen war. Aber als ob mich das lange aufhalten würde. Spätestens heute Abend würde ich den Schuldigen gefunden haben und dann konnte derjenige etwas erleben. Und dabei war eine Kündigung sein kleinstes Problem. Wer sich mit mir anlegte kam nicht so einfach davon! Meine Augen schweiften langsam über die bissige Meute vor mir, anders konnte man diesen Haufen informationsgeiler Menschen nicht bezeichnen. Das einzige, was sie mir einbrachten waren Kopfschmerzen, und dabei waren sie vollständig weg gewesen. Das erste Mal seit Tagen. Und das hatte ich Jessie zu verdanken. Ich seufzte leise, unbemerkt. Wenn mir irgendjemand die Wahl gelassen hätte säße ich bestimmt nicht hier. Mein Blick blieb an einem blonden Haarschopf hängen. Wheeler. Er stand neben dem offiziellen Fotografen der „Daily Domino“ und er starrte mich schon die ganze Zeit an. Montag. Ich wusste nicht wo wir standen. Seit ich Joey kannte standen wir auf Kriegsfuß. Aber genau das war es gewesen, was ich schon immer an ihm gemocht habe. Ich weiß, das klingt suspekt, aber es ist wahr. Joey hatte nie Angst vor mir, er hat mich so oft aus der Arbeit herausgerissen. Wenn auch nur für einen Moment. Nach allem was passiert war, war Joey einfach da. Es interessierte ihn nicht, warum ich die Schule gewechselt hatte, warum ich Gozaburo Firma übernommen hatte. Für ihn war ich einfach der egoistische Kühlschrank und er für mich der bellende Köter. Dabei war ich neidisch auf ihn. Sicher er war ein aufmüpfiger Chaot mit schlechten Noten. Aber er hatte etwas, das ich nie hatte. Freunde! Yami, Yugi, Tea, Tristan… Sie alle wären für ihn durch die Hölle gegangen. Irgendwie war es schon Ironie des Schicksals gewesen, dass ausgerechnet mir aufgefallen ist, was sein Vater ihm antat. Aber vielleicht hatte ich auf das ganze einfach einen anderen Blickwinkel und Joey hatte es ja auch lange gut verborgen. Ich habe Wheelers Vater angezeigt. Anonym. Ich dachte nach dem Abitur würde ich nichts mehr von Joey hören, aber wir haben uns wieder getroffen. Und Wheeler war tatsächlich klar, dass ich seinen Vater damals… Jetzt waren meine Gedanken wieder bei Montag. Irgendwie drehten sich meine Gedanken im Kreis. Da ich momentan sowieso nichts Besseres zu tun hatte, konnte ich genauso gut auch darüber nachdenken. Wie war ich auf den Gedanken gekommen Joey diese Fotos machen zu lassen? Immerhin hätte er sie auch für ein Vermögen verkaufen können. Allerdings hätte er das dann schon längst getan, hat er aber nicht. Und er ist auch nicht abgehauen, als hätte er gewusst, dass ich nicht alleine sein wollte. Irgendwie hatte Joey schon immer ein Gefühl dafür gehabt wann er mich gefahrlos nerven konnte und wann nicht. Rückblick „Hey Wheeler, was ist heute los mit ihnen?“ Überrascht sieht Wheeler unseren Lehrer an. Außer uns beiden ist niemand mehr im Klassenzimmer. Langsam richte ich mich auf. Ich bin müde und meine Motivation für den Sportunterricht hält sich in Grenzen. Noch dazu habe ich höllische Kopfschmerzen. Der Köter zieht die Brauen zusammen und grinst den Lehrer frech an. „War ich ihnen etwa wieder zu laut?“ Langsam, bedächtig schüttelt der Mann den Kopf. „Nein und das wundert mich ja gerade. Sie sind nicht einmal mit ihrem Banknachbar aneinander geraten!“ Damit meint er dann wohl mich, immerhin sitze ich seit knapp zwei Wochen neben dem Köter. Unfreiwillig versteht sich. Ich seufze leise und hebe meinen Rucksack auf. Plötzlich spüre ich Joeys Blick auf mir liegen. „Wenn Kaiba ein paar Stunden geschlafen und etwas gegen seine Kopfschmerzen genommen hat… Vorher wäre es Selbstmord ihn zu reizen!“ Das war Typisch für Joey gewesen. Über Jahre hinweg hat er ganz genau gewusst, wann es mir schlecht ging. Und irgendwie hatte ich angefangen ihm zu vertrauen. Das ist mir Montag erst so richtig aufgefallen. Ich bin vor dem Fernseher eingeschlafen. An sich ist das nicht wirklich außergewöhnlich. Aber ich bin noch nie neben jemandem anderen als meinem Bruder eingeschlafen. André sagt, es hätte etwas mir Vertrauen zu tun. Und jetzt hatte ich innerhalb einer Woche neben zwei Menschen geschlafen. Hieß das jetzt ich vertraute ihnen? Das Verwirrendere war das mit Jessie vorhin. Ich hasste es berührt zu werden, trotzdem hatte es mir nichts ausgemacht, dass sie mir übers Haar gestrichen hatte. Ganz im Gegenteil, es war angenehm gewesen. Und es hatte tatsächlich geholfen. Meine Kopfschmerzen waren weg gewesen, ohne Tabletten. Ich verstand es nicht. Sicher, Jessie war wirklich nett und sie kam super mit Moki zurecht. Aber eigentlich kam Moki mit jedem gut aus, wenn er wollte. Da war dann meistens eher ich das Problem. Wenn man mich fragen würde, was an Jessica Brown mich so faszinierte, dass ich sie in meinem Leben duldete. Ja sogar in meine Privatsphäre eindringen lies. Ich wüsste nicht so recht was ich antworten sollte. Es gab mehrere Gründe. Ich zog ein leeres Blatt aus den Akten vor mir und nahm meinen Stift zur Hand. Jessie war 1. Ehrlich Sie sagte immer klar, was sie von einer Sache hielt, dabei war es nicht von Bedeutung ob sie mit mir oder irgendjemand anderes Sprach. Außerdem war sie 2. Ungekünstelt Jessie verstellte sich nicht, zeigte ihre Reaktionen ungeschminkt und 3. Offen Jessie war 4. Aufmerksam Ihr fiel auf, wenn Moki etwas berückte und auch, wenn es mir nicht gut ging. Und sie war 5. Mutig Genug mich darauf anzusprechen. Dass sie mir damit 6. Oftmals nervig War, fiel ihr gar nicht auf. Aber irgendwie tat es auch gut zu wissen, dass jemand da war, der sich wirklich für mich interessierte. Jessie konnte ebenso 7. Freundlich Wie 8. Bestimmend Sein. Doch es störte mich nicht besonders. Ich ließ es einfach zu, dass sie sich hin und wieder um mich kümmerte. Das war mit einer der Gründe, warum ich ihr heute Morgen diesen `Deal´ angeboten hatte. Und schon hatte ich den nächsten Punkt für meine Liste. 9. Selbstlos Immerhin brachte ihr dieser `Deal´ nichts ein, außer Ärger mit der Presse. Denn es würde nicht lange dauern bis diese Aasgeier über unsere Beziehung Bescheid wüssten. Ob das wirklich eine gute Idee gewesen war würde sich noch zeigen. Ich blickte auf meine Uhr. Jetzt saß ich schon seit fast einer Stunde hier und folgte dem Hin und Her zwischen Lang und den Journalisten nur mit halbem Ohr. Fehler wären mir aufgefallen, aber mein Pressesprecher machte seinen Job perfekt wie immer. Nur könnte er diese Angelegenheit hier langsam beenden. Meine Kopfschmerzen waren wieder da und sie wurden schlimmer. Ich unterdrückte das Bedürfnis mir die Schläfen zu massieren. In einer halben Stunde hatte ich ein wichtiges Meeting. Mein Blick begegnete erneut Wheelers. Er wirkte genauso genervt wie ich mich fühlte. Ich schob meine Akten zusammen und lies das Blatt über Jessica in meine Hosentasche verschwinden. Ein eindeutiges Zeichen. Wenige Minuten später war die Pressekonferenz beendet und der Saal leer. Roland reichte mir eine neue Akte. Die für das Meeting. Ich atmete tief durch und stemmte mich hoch. Ich musste mich wohl oder übel wieder an die Arbeit machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)