Eintauchen in eine andere Welt! von Hikari217 ================================================================================ Kapitel 18: Erklärung und Gefühlschaos -------------------------------------- Diese Stimme, dachte ich nur und sah auf. In einiger Entfernung konnte ich Inuyasha ausmachen, auf dessen Rücken Kagome saß und einen weiteren Pfeil bereits spannte. Gleich nach ihm kamen Sango, Miroku und Shippo auf Kirara angeflogen. Aber diese Stimme kam von jemand ganz anderem und dieser Jemand stand am Waldrand und hatte seinen Blick starr auf mich gerichtet. Sesshomaru. In seinen Augen sah ich einen roten Schimmer und etwas Undefinierbares lag darin. Nun auch noch er. Zuerst Naraku und dann er, aber andererseits kannte ich das ja schon von ihnen. Sie waren einfach undurchschaubar. Als Inuyasha und seine Truppe ankamen, brach er den Blickkontakt zwischen uns ab. Er schien seine kühle Fassung wieder erlangt zu haben, obwohl mir nicht ganz klar war, wieso er sie überhaupt verloren hatte. Zuerst schienen sie gar nicht zu wissen, wo sie zuerst angreifen sollten, aber so wie es aussah, hatten sie auch schon mit den Shichinintai Bekanntschaft gemacht, die ja jetzt nur noch aus zwei bestanden. Auch Naraku wurde wieder zum normalen unausstehlichen und verhassten Halbdämon. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, während er mich misstrauisch beäugte. Was war denn jetzt los? Lange konnte er mich aber nicht mehr ansehen, denn schon im nächsten Moment stürmten der Daiyokai und sein Halbbruder auf ihn zu. Der Rest war dabei, die übrigen zwei Söldner anzugreifen. „Hört auf!“ schrie ich schon fast aus Reflex. Ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären, wieso ich das tat, aber in diesem Augenblick war es mir egal. „Lasst sie in Ruhe“. Das rief ich sowohl Kagome und den anderen, als auch Sesshomaru und Inuyasha zu. Bei den Shichinintai konnte ich es mir ja noch erklären, schließlich halfen sie mir. Aber bei Naraku… irgendwie ging mir einfach nicht mehr dieser Blick aus dem Kopf. Vielleicht war er ja doch nicht NUR böse. Na gut, das wusste ich ja schon von Anfang an. Seine Aktion, damals vor 50 Jahren, als er sich als Inuyasha ausgab und Kikyo angriff; er wusste wahrscheinlich, dass die Miko an seinem Angriff sterben würde, auch wenn seine grundsätzliche Absicht darin bestand, Kikyo und Inuyasha auseinander zu bringen. Es erinnerte an diese dummen Situationen in denen der Nebenbuhler, welcher die Frau an den anderen verliert, ständig meint: »Wenn ich sie nicht haben kann, dann auch kein anderer!« Es wäre so typisch, wenn er die Frau, die er liebte einfach nicht an der Seite eines anderen sehen konnte. Aber da das nun sowieso Vergangenheit war, sollte ich mich wohl lieber der Gegenwart zuwenden. Obwohl das ja auch nicht ganz stimmt, dachte ich sarkastisch. „Was soll das? Spinnst du?“, wurde ich aus den Gedanken gerissen. Inuyasha und auch sein Bruder, sowie die anderen sind stehen geblieben und starrten mich verblüfft an. „Wieso sollen wir sie in Ruhe lassen? Das sind unsere und auch deine Feinde.“ Bevor ich antworten konnte, ertönte ein Knall und Naraku verschwand in Miasma, dass der Wind langsam davon trug. Nun blieben noch die Söldner übrig, doch es war jeder so von Narakus plötzlichem Verschwinden überrascht, dass mir im Moment alle einfach nur wütende Blicke zuwarfen und sich weniger um Bankotsu und Jakotsu konzentrierten. Naja, eigentlich nur Inuyasha sah mich sauer an, während Sesshomaru´s Blick eher nachdenklich aussah und die übrige Truppe verwirrte Blicke tauschte. „Also… ich kann alles erklären“ lächelte ich vor mich hin, wusste aber innerlich, dass ich das definitiv nicht konnte. Zumindest war das alles andere, als einfach. Und das Problem mit Naraku war auch noch nicht gelöst. Ich konnte nicht verhindern, dass mir ein Seufzer über die Lippen kam, worauf mich Sesshomaru nochmal ansah. Wahrscheinlich hatte er als einziges meinen frustrierten Seufzer gehört, da ich von den anderen weiter weg stand und er nun mal das beste Gehör hatte. Nachdem mich Inuyasha mit Wutschreien und sonstigem praktisch niedergemetzelt hatte, schritt Kagome ein und beendete die Tirade damit, indem sie den Hanyou zu Boden schickte. Durch ihre Hilfe konnte ich es auch schaffen, dass Inuyasha nicht gleich auf die zwei Söldner losging. Der Daiyokai schwieg währenddessen beharrlich und richtete stattdessen seinen Blick starr auf mich. Jedes Mal wenn ich aufsah, wendete er nicht seinen Blick ab, sondern beobachtete mich nur noch eindringlicher, als wollte er mir etwas sagen. Also echt. Manchmal fragte ich mich wirklich, wieso die Männer in dieser Zeit nicht einfach sagen konnten, was sie wollten, anstatt ständig solche seltsamen und unverständlichen Gesten zu machen. Oder war es nur bei Dämonen so? Unmerklich zuckte ich mit den Schultern und beließ es bei diesem Gedanken. Als sich alle beruhigt hatten, setzten wir uns gemeinsam ans Lagerfeuer, Sesshomaru wie immer etwas abseits. Ich ließ mir nochmals alles durch den Kopf gehen, bevor ich irgendetwas Falsches sagte. Nach einiger Zeit atmete ich tief durch und erzählte ihnen meine Gründe und wie alles ablief, als ich bei den Shichinintai war. Natürlich ließ ich solche Sachen, wie meine Verwandlung aus, und sagte einfach, es wäre ein dummer Unfall gewesen, durch welche Renkotsu starb. Der Anführer und sein Freund schienen zu bemerken, dass ich dieses Geheimnis noch eine Zeit lang für mich behalten wollte. So schwiegen sie und hörten weiterhin meinen Erklärungen zu. Die Sache mit Naraku war wohl doch, wie ich es geahnt hatte, am schwierigsten. Wie sollte ich ihnen auch erklären, dass sie ihn nicht angreifen sollte, weil ich glaubte, Schmerz in seinen Augen erkannt zu haben? Gar nicht am besten. Es musste eine Ausrede her. Die ganze Zeit über hatten sie still zugehört und ab und zu genickt, bis ich zum Ende mit Naraku kam. „Also… ich meinte nur, dass ihr Bankotsu und Jakotsu in Ruhe lassen sollt. Was kann ich denn dafür, dass ihr gleich denkt, ich würde Naraku meinen. Also wirklich, als würde ich nicht auch den Tod von diesem Hanyou wollen.“ Ich war selbst von meiner festen Stimme verwundert, jedoch konnte ich mir ein nervöses Kichern nicht verkneifen. Nur schien niemand etwas zu bemerken, nein, sie glaubten mir scheinbar sogar. Bis auf einen. Dies sollte ich jedoch noch früh genug herausfinden. Inuyasha schien noch einige Zeit beleidigt zu sein, doch eine Sache lenkte ihn schließlich ab. „Jetzt kann ich dich endlich richtig kennenlernen. Wenn du wütend bist, bringen mich deine Augen zum Schmelzen.“ Jakotsu seufzte träumerisch. Er war sofort aufgesprungen und auf Inuyasha zugelaufen. Leider konnte ich mir ein Lachen einfach nicht verkneifen und durch mein Herumkugeln am Boden lenkte ich erst recht aller Aufmerksamkeit auf mich. Das bemerkte ich aber erst, als ich mich wieder beruhigt und die Lachtränen weg gewischt hatte. „Also echt“, ich kicherte „diese Welt und ihr alle seid echt unglaublich“. Erst nachdem manche von ihnen fragend und verwirrt guckten, weiteten sich meine Augen und ich schlug mir meine Hand vor den Mund. Mir wurde mein Fehler bewusst. Das hätte ich lieber nicht sagen sollen. So winkte ich schnell ab. „V-vergesst, was ich gesagt habe. Ich wollte nur damit sagen, wie gern ich euch alle habe und wie froh ich bin, dass ihr gekommen seid.“ Ich wusste zwar, dass sie größtenteils wegen Naraku überhaupt erschienen waren, aber sie hätten mich auch niemals im Stich gelassen. Da war ich mir sicher. Nachdem diese Diskussion und noch weitere Predigten von Inuyasha ihr Ende fanden, vertrat ich mir die Beine, um über alles Geschehene nachdenken zu können. Ich achtete nicht auf die Richtung, welche ich einschlug, Hauptsache, ich war endlich mal allein. Irgendwann, als ich glaubte, weit genug weg zu sein, hielt ich an und fand mich auf einer kleinen Lichtung wieder, welche vom Mond beschienen wurde. Ich schritt auf die Mitte zu, legte mich ins weiche Gras und schloss die Augen. Seltsamerweise kreisten meine Gedanken um Sesshomaru. Ob er nun auch wegen Naraku oder wegen mir gekommen ist – diese Frage brannte sich in meinen Kopf und ließ sich nicht so einfach abtun. Was tat ich hier eigentlich? Ich konnte doch nicht für immer hier bleiben. Meine Eltern machten sich sicherlich schon sorgen. Aber irgendwie konnte ich mich nicht so einfach von dieser Welt trennen, selbst wenn ich wüsste, wie ich wieder in meine Welt komme. All diese Personen sind mir ans Herz gewachsen und gerade jetzt, wo sich die Geschichte wegen mir so verändert hat, kann ich doch nicht einfach gehen. „Du verschweigst etwas“, stellte eine kühle Stimme fest und riss mich somit aus meinen Gedanken. Meine Lider hoben sich müde und aus dem Augenwinkel sah ich, wie er näher trat. Er hat es also bemerkt, dachte ich mich nicht rührend und seufzte. „Recht hast du. Es war wohl wirklich dumm von mir, zu glauben, du würdest mir glauben. Aber ich hatte nun mal keine andere Wahl.“ Ich stand auf, um ihm gegenüber zu stehen. „Und was ist nun der wahre Grund, wieso du uns aufgehalten hast?“ Mein Blick senkte sich. Er wäre sicher nicht begeistert von der Wahrheit, doch ein Zurück gab es jetzt auch nicht mehr. „Als ich ihm in die Augen sah, konnte ich Schmerz sehen. Ich weiß, dass seine Taten keine Rechtfertigung für das Leid, welches ihm widerfahren ist, sind, aber die Dämonen in ihm sind auch daran schuld, dass er nun so ist. Es muss doch auch eine Möglichkeit geben, für Frieden zu sorgen, ohne noch mehr Leben zu gefährden.“ Nun sah ich doch auf und begegnete natürlich einem gefühlskalten Blick, in dem ich absolut nichts lesen konnte. „Wie ich es mir dachte. Natürlich könnte ein gefühlskalter Dämon, wie du niemals meine Absichten nachempfinden. Bei dir stoße ich auf taube Ohren.“ Mit diesen Worten wandte ich mich um und ging davon, jedoch kam ich nicht weit, denn schon im nächsten Moment wurde mein Handgelenk ergriffen und ich fand mich auf dem Boden liegend – Sesshomaru über mir – wieder. „Ich dachte, du glaubst, selbst jemand wie ich hätte Gefühle.“ Ein Grinsen zierte sein Gesicht, als diese Worte seinen Mund verließen. Meine Augen verengten sich und beäugten ihn misstrauisch. Doch nach kurzer Zeit schlich sich auch bei mir ein hinterlistiges Lächeln ein. „Das ist auch so, nur scheinst du noch immer Angst davor zu haben, dich deiner Gefühle anzunehmen.“ Ich musste röcheln. Kurz, nachdem ich diesen Satz aussprach, befand sich seine Hand an meinem Hals und drückte unerbittlich zu. Seine Augen wurden rot und die Streifen auf seinen Wangen breiter. Mir war so, als könnte ich seine von Wut erfüllte Aura spüren. „Ich habe vor nichts und niemanden Angst, merk dir das.“ Ungläubig sah ich ihn an. Die Luft wurde langsam knapp, trotzdem legte sich meine Hand sanft auf seine Wange. Er schlug sie nicht weg, sondern schien sich sogar zu beruhigen, denn seine Augen nahmen allmählich wieder ihre normale Farbe an, aber sein Griff lockerte sich nicht. „Du hast wirklich nichts dazu gelernt“, gab ich lächelnd von mir. Für einen kurzen Moment senkten sich meine Lider – im Glauben, gleich das Bewusstsein zu verlieren – nur um sofort wieder hochzuschnellen. Er war weg. Langsam führte ich meine Finger zu meinen Lippen. Es war nur ein Hauch. Eine federleichte Berührung, die genauso gut hätte Einbildung sein können. Mein Blut rauschte in meinen Ohren und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich stand wieder auf und fuhr mir durch die Haare. Was war nur bloß plötzlich los? In mir tobte ein Gefühlschaos, das ich noch nie zuvor erlebt hatte. Ich war so verwirrt und dieses Gefühl, dass ich in seiner Nähe empfand, machte mir Angst. Inzwischen war mir klar, dass dieser Daiyokai der Verursacher dieser Gefühle war. Ach was, dachte ich und schüttelte den Kopf, das ist doch absurd. Ich musste dafür sorgen, dass dieser Anime ein gutes Ende nahm, nicht mehr und nicht weniger. Leider konnte ich trotzdem nicht verhindern, dass sich eine Träne aus einem Augenwinkel stahl. Jedoch beseitigte ich sie schnell. Und was sollte ich nun tun? Zurück zu den anderen? Und wohin war Sesshomaru überhaupt verschwunden? Mein Blick fiel auf den Mond und mir fiel plötzlich ein Lied ein. Durchs Singen bekam ich immer bessere Laune und mein Kopf wurde klarer. Auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, so passte es doch irgendwie zu meiner momentanen Situation. Und so begann ich einfach zu singen. Meine Schritte führten mich weiter, zwischen den Bäumen hindurch, bis ich den Waldrand erreichte und an einem Klippenvorsprung stehen blieb. Ich sang so laut, wie ich konnte und legte all meine Gefühle in die Töne. Ich weiß, dass sowieso niemand den Text verstehen konnte, trotzdem hielt es mich nicht davon ab, weiter zu singen, bis ich schließlich endete und mich, den Mond betrachtend, auf der Klippe niederließ. In einiger Entfernung… Was zum Teufel hatte ihn so handeln lassen? Er war nicht mehr Herr seiner Selbst. Sesshomaru tigerte wild durch den Wald, um das gerade Geschehene zu verdauen. So sehr er sich auch dagegen sträubte, innerlich wusste er, dass sie recht hatte. Als er ihre Worte hörte und ihr Lächeln sah, vergaß er sich für einen Moment. Gefühle waren etwas, für Schwächlinge, für Menschen und er war weder das eine noch das andere. Gefühle machten verletzlich. Sein Vater und auch Inuyasha waren der beste Beweis. Und nun versuchte dieses Mädchen, ihm den Verstand zu rauben. Bei diesem Gedanken schoss ihm ein Bild von der sanft lächelnden Hikari durch den Kopf, wie sie unter ihm lag und sich nicht rührte, trotzdem ich ihr immer mehr die Luft abdrückte, sondern stattdessen eine Hand an seine Wange legte. Was dachte sich dieses Mädchen nur bloß dabei, ihm so blind zu vertrauen. Sein Blick fiel auf seine Hand. Ihr Hals war so schlank in seiner Hand. Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, sie zu töten. Aber er tat es nicht. Er verfluchte sich selbst, schwor sich aber zugleich, es nicht noch einmal so weit kommen zu lassen und bei ihrem nächsten falschen Wort, diesem Spiel ein Ende zu setzen, als er plötzliche ihre Stimme hörte. Auch wenn er nicht verstand, was sie sang, so konnte er doch unverkennbar den Schmerz daraus hören. Und unerklärlicher weise schlich sich ein Gefühl von Sorge in sein Herz. Sorge und Schuld. Doch er verdrängte diese Banalitäten bis ins hinterste Eck seiner Gedanken. Dummerweise bemerkte er jedoch nicht, dass man im zarten Licht des hell leuchtenden Planeten sehen konnte, wie seine Maske zum ersten Mal Risse bekam. Mal wieder in einem dunklen Schloss… Auch er hatte es mitbekommen. Ihren Gesang. Und durch Kanas Spiegel alles beobachtet. „Soso, der stolze Sesshomaru hat also die Fassung verloren. Die kleine Hikari wird mir noch einen großen Nutzen bringen, sobald ich sie in die Finger kriege.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, als seine Gedanken plötzlich abschweiften. Zuerst dachte er daran, wie sie ihn angesehen hatte. Dann verteidigte sie ihn auch noch. Was für ein törichtes Weib. Schließlich schoss ihm nochmal das Bild von ihr und Sesshomaru in den Kopf. Bei diesem Bild ballte er unbewusst seine Hände zu Fäusten. Er wollte dieses Mädchen unter allen Umständen. Wieso, konnte er sich selbst noch nicht richtig erklären, doch sobald sie wieder in seinen Händen war, würde er die Antwort auf diese Frage sicher finden. Lange musste er nicht mehr warten. Seine Wunden waren fast verheilt, und dann würde er sie sich holen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)