Blue Boy von Anemia ([Simon Cruz & Olli "Twisted" Kosunen]) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- * Mann. Wenn es jemanden gab, der einen Ruf weghatte, dann warst ohne Zweifel du es. Welch krude Horrorgeschichten man sich unter Bandkollegen über dich erzählte und wie man sich über deine Arroganz ausließ, die förmlich auf deine Stirn geschrieben zu sein schien. Nein, angeblich sprach sie aus deinem Lächeln. Und angeblich sagte dieses mehr als tausend Worte. Für sie warst du das Arschloch. Für mich warst du einfach nur der Typ, an dem man kein gutes Haar ließ. Ein Urteil über dich konnte ich mir nicht bilden, denn wir waren uns nie begegnet. Doch im Grunde hatte ich immer schon an Martins Übertreibungen gezweifelt. Vielleicht warst du ja arrogant. Aber kein Mensch besitzt nur diese eine Seite. Schließlich sind wir dreidimensionale Wesen, die man hinstellen kann. Und selbst du wirktest bei unserer ersten Begegnung nicht so, als wärst du flach wie ein Blatt Papier. Ganz im Gegenteil. * Langsam aber sicher begannen mir die wabernden Lichter auf den Sack zu gehen. Natürlich, ich liebte das Rampenlicht und blühte erst dann richtig auf, wenn ich mich auf einer Bühne präsentieren konnte, eine Disco war allerdings ein etwas anderes Kaliber. Doch heute war mir alles lieber, als zu Hause zu vergammeln und mir ein Bier nach dem anderen hinter die Binde zu kippen. Feierlaune wollte zwar keine aufkommen, aber wenn ich all die fröhlichen Menschen anschaute, die sich noch fröhlicher soffen, dann erschien es mir plötzlich legitim, einen über den Durst zu trinken. Zwar war ich ohnehin nicht eine von diesen verklemmten, kleinen Pussys, die bereits von einem Bier einen roten Kopf bekamen und genoss den Alkohol fast täglich in vollen Zügen, doch in dieser Nacht übertrieb ich es vielleicht ein klein wenig. Denn aus den wabernden Lichtern entstanden bald schon rasende, bunte Flammen und rissen mich nicht nur einmal fast zu Boden. Gerade noch so gelang es mir, mich an einer umstehenden Person festzukrallen, was mir selbst in diesem Zustand absolut erbärmlich vorkam. Besagte Person scheuerte mir glücklicherweise nicht gleich eine, sondern drehte sich zu mir um und stieß ihre Krallen förmlich in meine Oberarme, damit ich nicht gleich wie ein Schwächling auf die Knie sank. Prompt lallte ich etwas, das wohl ein 'Aua' sein sollte, aber letztendlich war ich doch ziemlich dankbar, dass ich somit wieder aufgerichtet wurde, denn ich wäre beinahe tatsächlich wie ein Blatt Papier zusammengeklappt. "Alles klar?", hörte ich die Person ziemlich nah vor meinem Gesicht fragen. Ob sie männlich oder weiblich war konnte ich in meiner Befindlichkeit nicht erkennen; lediglich die langen, blonden Haare, die ihr auf die Schulter fielen, nahm ich wahr. Und natürlich das Augenpaar, welches sekündlich seine Position zu wechseln schien. "Woah, ein Chamäleon", faselte ich, die lauten Umgebungsgeräusche sowie die dröhnenden Bässe sorgten allerdings dafür, dass Goldlöckchen, wie ich die Person mit einem stillen Grinsen später taufen würde, lediglich die Bewegungen meiner Lippen wahrnahm. Fasziniert griff ich der Person mitten ins Gesicht, woraufhin sie mich urplötzlich auf eine Couch stieß und ich mir mein irres Gegluckse nicht länger verkneifen konnte. "Trink mal Wasser, Kerl, du bist ja vollkommen dicht." "Joa, vielleicht, vielleicht." Grinsend sah ich zu, wie Goldlöcken von dannen zog und bedauerte es beinahe schon, dass ich es wohl nie wieder zu Gesicht bekommen würde, doch schon wenig später kehrte der blonde Engel zu mir zurück und hielt mir ein Glas mit Wasser unter die Nase. Währenddessen hatte er direkt neben mir Platz genommen und sich verdammt noch mal in meine Intimzone geschlichen. Oh Scheiße, er roch heftig nach Schnaps. Oder war ich das etwa? Schließlich trank ich. Trank, und bemerkte mit Erschrecken, wie gut mir dieses so harmlose Gesöff tat. Stürzte alles hinunter. Bis das Glas leer war und ich es auf dem niedrigen Tisch abstellte. "Du bist mein Retter...meine Heldin...was auch immer..." "Einigen wir uns auf Retter, wenn es denn sein muss", erwiderte der andere trocken, schmunzelte ein wenig. "Für 'ne Heldin hab ich dann doch zu viel in der Hose." Ah, also doch ein Männchen. Okay. Eigentlich war ich Androgynität gewohnt, spätestens seit Peter wusste ich, dass nicht alles Weibchen war, was Rock trug, aber für Verwirrung sorgte dieses Spielchen letzten Endes doch jedes Mal. Und wenn man eh nicht mehr klar denken konnte, dann war man tatsächlich versucht, seinem Gegenüber die Hosen herunterzuziehen, um unverzüglich und präzise zu erfahren, mit welchem Pronomen man um sich zu werfen hatte. Doch selbst wenn ich es in diesem Falle gewollt hätte, ich hätte es nicht gekonnt. Die Trunkenheit war stärker als jeder Muskel meines Körpers. War sie immer. Deswegen pinkelte man sich auch manchmal ein, wenn man Alkohol in seinen Blutbahnen rasen spürte. "Wenn du mich fragst, ist es eigentlich ziemlich bescheuert, sich so den Rest zu geben", meinte Goldlöckchen nun und strich sich die Haare nach hinten, verschwendete keinen Blick in meine Richtung. Hatte das Bier mein Gesicht dermaßen gezeichnet, dass ich absolut unansehnlich geworden war? Ich hoffte es nicht. Trotz Alkohol blieb ich eitel. War mein gutes Recht. Schließlich musste man als Sänger einer Band stets aussehen wie gerade mit Perwoll gewaschen. Tat ich zwar ohnehin nie, weil nicht jeder Peter oder Martin heißen konnte, aber ich versuchte wenigstens mein Bestes. "Pff", machte ich, spielte nicht sonderlich unauffällig mit meiner Zunge an meinem Lippenpiercing und glotzte ungeniert den Damen in ihren kurzen Lederröcken hinter. "Heute darf ich mir den Rest geben. Heute, wo doch mein Ehrentag ist." Vorwitzig beugte ich mich zu Goldlöckchen hinüber und schnippte ihm mit den Fingern vor der Nase herum, woraufhin es auszuweichen versuchte. Ich allerdings grinste nur dämlich. "Ich hab Geburtstag, Baby! Woohoo!" "Na dann herzlichen Glückwunsch", erwiderte der andere halbherzig, nippte nun selbst an seinem Schnapsgläschen und ich musste feststellen, dass seine Augen ebenfalls unter all die knappen Röckchen der Ladys krochen. Er war sogar so eingenommen von diesen Anblicken, dass eine Gesprächspause entstand. Oder er wollte sich einfach nicht mit einem sturzbetrunkenen Typen unterhalten. Weil die bekanntlich sehr viel Scheiße laberten. Einige von ihnen bekamen sogar einen homosexuellen Touch, wenn sie locker wurden. Oho. "Und wieso bist du dann ganz alleine hier, wenn du doch Geburtstag hast?" Endlich guckte Goldilock mal zu mir rüber. Mh. Wirklich schade, dass es zu viel in der Hose hatte, um eine Heldin zu sein. Sonst hätte ich nicht lange gefackelt und das Mäuschen abgeschleppt. Irgendwie musste ich zwar zugeben, dass mir dieses Gesicht bekannt vorkam, aber im Moment konnte ich es nicht einordnen. Es war mir auch egal. Viel lieber kam ich wieder näher und fummelte ein bisschen an den blonden Strähnen herum, ließ sie zwischen meinen Fingern hindurchgleiten, was unserem Hengstchen selbstverständlich missfiel, seiner erneuten ausweichenden Geste nach zu urteilen. "Gegenfrage: Hättest du Bock, mit einer absoluten Tunte, die vollkommen den Verstand verliert, wenn sie betrunken ist, einem nervigen Gitarristen und im Gegensatz dazu einem absoluten Drummerlangweiler deinen Ehrentag zu verbringen?" "Absolut Tunte, die den Verstand verliert?", hakte der andere prompt nach und kaute auf seiner Unterlippe herum mangels Piercing, an dem er spielen konnte. Eine Weile lang musterte er mich nachdenklich, ehe so etwas wie Erkenntnis in seinen Zügen auftauchte. Zwar wackelten seine Augen und die Nase noch immer sehr ungesund, aber selbst ein Blinder hätte realisiert, dass in Goldilocks Hirn ein Licht aufgegangen war. "Man, klar, du bist doch Simon Cruz!", rief er laut aus und ich konnte nicht anders, als die Stirn in Falten zu legen. "Und die Tunte, die du meinst, ist Peter. Verdammte Tussi, die..." "Du kennst Peter? Du Ärmster." "Ja, ja, ich Ärmster", lachte Goldlöckchen auf und es traf mich in diesem Augenblick fast wie ein Schlag. Dieses Lächeln, es musste von den Göttern erschaffen worden sein. Kein Normalsterblicher bescherte seinen Mitmenschen so einen Flash, wenn er die Mundwinkel nach oben zog. "Gott, du bist Olli", entwich es mir daraufhin ganz verwirrt. Ich schüttelte mein Haupt. "Du musst einfach Olli sein. Wie sagt Martin immer? Ach ja: Dollface. Und verdammte Axt, er hat Recht! Du bist voll die Puppe, wenn du lachst." "Klar bin ich Olli", rollte mein Gegenüber mit den Augen. "Und du scheinst ja schon eine krasse schwule Schlagseite bekommen zu haben von deinem Umgang mit Peter." Er trank noch einen Schluck, lachte dann wieder, allerdings nicht mehr so breit. "Ein Glück, dass ich rechtzeitig die Flucht ergriffen habe, ehe der mich warmmachen konnte. War wirklich höchste Eisenbahn. Man, wie weit wir schon gegangen waren..." "Reicht", gab ich bekannt und hob meine Hände. "Ich will gar nicht wissen, was ihr gemacht habt." Ich räusperte mich. "Themenwechsel: Was macht denn ein Goodlooker wie du ganz allein in einer großen, bösen Disco?" Aber er brauchte gar nicht zu antworten. Ich musste nur einmal mehr seine Blickrichtung verfolgen. "Die Damen, natürlich." "Na klar die Damen", äußerte Olli und man hörte seiner Stimme an, dass er nun ganz in seinem Element war. "Meine Kumpels haben sich schon alle verpisst, schon viel eher...weißt du, wir haben alle Frauen zu Hause und sie wollen eben nicht in Versuchung geführt werden. Ist ja auch verdammt riskant." Er deutete mit dem Kinn auf ein Mädchen mit meterlangen Beinen. "Guck dir nur die Schnitte an. Hell yeah..." "Ja, heiß." Aber da war etwas, das mich im Moment stärker interessierte als der x-te Arsch einer Frau. "Du hast wirklich ne Frau?" "Klar. Und genau deswegen darf ich nur gucken und nicht anfassen. Appetit holen ist okay, aber gegessen wir zu Hause." "Man, bin ich froh, dass ich Single bin", freute ich mich daraufhin und als mich die Frau, der wir gerade eben noch eindeutige Blicke zugeworfen hatten, bemerkt zu haben schien, schlug ich Olli hart auf die Schulter und erhob mich schwankend. "Entschuldige mich, aber ich hab da was klarzumachen..." Besagter antwortete nicht erst, trank ungerührt weiter an seinem nächsten Schnapsglas und ließ mich ziehen. Wenn sich nur der Boden nicht so bewegt hätte. Aber eigentlich mochten Frauen es doch, wenn man vor ihnen sofort auf die Knie ging. Peinlich nur, dass ich Olli ebenfalls schon auf diese Art und Weise angebetet hatte. Pah, Olli. Das war wirklich verrückt. Ich musste an all die Geschichten denken, die meine Bandkollegen sich über ihn erzählten. Wie viel ich bereits über ihn erfahren hatte, ohne ihn überhaupt zu kennen. Theoretisch musste er ein absolut schlechter, egoistischer und arroganter Mensch sein. Doch waren nicht genau dies die interessanten Charaktere in der Geschichte, die sich Leben nannte? Kapitel 1: 1. Kapitel - Animal Attraction ----------------------------------------- * Peter war schuld. Ganz allein Peter. Er saß in dieser Nacht in meinem Ohr und hat mich zu all den Schwulitäten verleitet. Es tut mir leid, Olli. Eigentlich bin ich nicht so. Selbst nicht, wenn Frauen mich abblitzen lassen. Selbst nicht mit vier Promille im Blut. Aber du fordertest es geradezu heraus und das weißt du auch. Zu manchen Dingen gehören eben immer zwei. Zwei besoffene Typen, der eine derartig an Homosexualität gewöhnt, dass er Heterosexualität manchmal schon als seltsam empfand und der andere so offensiv metrosexuell, dass einem Normalsterblichen die Augen bluten konnten; da blieb einfach kein Raum für Unschuld. * "Da bist du ja schon wieder." "Ja. Back on track. Allzeit breit - äh, bereit." Diese Worte rangen Olli wundersamerweise erneut ein Schmunzeln ab. In Kombination mit seinem Blick, den er von unten zu mir hinaufwarf, strahlte er irgendetwas Sympathisches auf mich aus. Vielleicht lag das aber auch nur daran, dass er im Gegensatz zu meinen sehr verehrten Bandkollegen noch Augen für andere Frauen hatte - trotz Ehe oder Beziehung oder in was auch immer er steckte. Darüber hatten sich Peter und Martin bisher nicht ausgelassen, obwohl das gerade ein interessantes Gesprächsthema dargestellt hätte. Als wenn nichts gewesen wäre ließ ich mich wieder neben ihn auf meinen Hosenboden fallen. Liebäugelte erneut mit Ollis Schnapsglas, aber ja, er musste mich gar nicht so ansehen, ich wusste, dass ich bereits genug getankt hatte. "Hat die Braut dich nicht rangelassen, oder was?" Vernahm ich da etwa so etwas wie leichten Hohn in seiner Stimme? Sollten die Arroganz-Anschuldigungen doch der Wahrheit entsprechen? "Ach, die Alte war eh total verklemmt", erklärte ich schulterzuckend, woraufhin Olli neben mir leise vor sich hinlachte. "Wahrscheinlich warst du ihr einfach zu hacke. Man muss schon selbst ziemlich zu sein, damit man auch nen absolut Besoffenen vögelt." Sollte das ein Kompliment sein? Egal. Ich nahm es als solches. Und feuerte prompt eine kleine, plumpe Anmache zurück. Einfach, weil mir danach war und ich nicht erst lange über Gott und die Welt nachdenken wollte. Nicht heute. Nicht in diesem Zustand. "Da hab ich ja Glück, dass du schon fast so dicht bist wie ich." Ich hatte mich entspannt zurückgelehnt und erwartete fast schon mit Begierde Ollis Reaktion auf meine Worte. Er schien mir ein recht schlagfertiges Bürschchen zu sein und ich konnte nicht leugnen, dass solche Menschen einen gewissen Reiz auf mich ausstrahlten. Intelligenz wirkte immer sexy, egal, wie betrunken man war. Egal, ob es sich um ein Männlein oder ein Weiblein handelte. Egal, egal, egal. Fuck everything. Olli antwortete nicht sofort. Zunächst musterte er mich einmal mehr mit diesem abschätzenden Blick, der mich allerdings nur zu einem noch breiteren Grinsen animierte, hoffend, der andere würde nicht den Heteroklemmi spielen und sich auf so etwas wie einen kleinen Flirt einlassen. Ich meine, das war im Grunde alles nur ein Heidenspaß und nicht mehr. Niemals hätte ich ernsthafte Absichten gegenüber einem anderen Schwanz gehegt. Das war einfach nicht meine Art. Das überließ ich mal schön Peter. "Was soll denn das heißen?", meinte Olli letzten Endes, öffnete seine Lippen ein klein wenig, aber nicht, um mir eines seiner berauschenden Lächeln zu schenken, sondern um besser mit seiner Zunge gegen die Innenseite seiner Wange zu stoßen. Wie so ein übelster Proll. Die Arroganz, die förmlich auf seine Stirn geschrieben zu sein schien. "Was das heißen soll?" "Ja." "Dass dicht und dicht sich gern gesellt." Ein Kopfschütteln kam von Ollis Seite. Mehr nicht. Schade. "Ey, mach dich mal locker", lachte ich auf und klopfte Mister Dollface auf die Schulter. "Dein Keuschheitsgürtel sitzt eindeutig zu fest. Kneift's nicht?" Doch Olli wandte nur seinen Blick ab. Schade, schade, schade. Er wollte nicht mehr mit mir reden. Also konnte ich mich ebenso gut verpissen. Mit den Frauen hatte ich heute ohnehin kein Glück und irgendwie stand mir auch gar nicht mehr der Sinn nach prallen Titten. Nur Olli, den hätte ich ganz gern noch ein bisschen geärgert. Als Belohnung dafür, dass er mich vor einem bösen Sturz auf meinen ohnehin schon blöden Schädel bewahrt hatte. Aber man sollte schließlich immer aufhören, wenn es am schönsten war. Galt für die Sauferei, galt für das Piesacken wildfremder Puppengesichter. Galt für alles. "Ich mach los", kündigte ich also an, schwankte vor Olli herum und fiel nicht nur einmal fast auf ihn drauf. "Weißte was, ich komm mit." "Was? Mit zu mir?" "Nein. Ich hau auch ab. Wird langsam langweilig." "Ohne mich würdest du dich noch mehr langweilen, das schwör ich dir." Schließlich stand er vor mir und hielt mich schon aus Reflex an den Oberarmen fest. Wahrscheinlich, weil ich schon wieder umzufallen drohte. Wir blickten uns direkt an. "Ey, Püppchen", säuselte ich wie im Delirium, wurde aber bereits nach draußen gezogen und durfte die frische Nachtluft schnuppern. Mh. Das tat gut. Fast so gut wie das Glas Wasser vorhin. "Scheiße." "Was? Ich riech nichts." "Nee...Scheiße", beharrte Olli auf den Ausscheidungen. "Wie spät ist es eigentlich?" "Keine Ahnung", lallte ich vor mich hin, versuchte, mein Handy aus der Hosentasche zu angeln, aber meine Finger griffen fünfmal ins Leere, bis sie das Gerät zum Vorschein brachten. Nur leider war es mir erst recht nicht möglich, die Uhrzeit zu erkennen. Also konterte ich ganz einfach geschickt. "Ich glaube, es ist kurz vor nackig, Zeit zum Ausziehen." "Sehr witzig." Olli schnappte sich ungefragt mein Handy und warf nun selbst einen Blick auf den Screen. Ich lachte einmal mehr, als er merkwürdige Grimassen bei dem Versuch zog, den tanzenden, schwarzen Linien einen Sinn entlocken. Es half auch nichts, die Augen zusammenzukneifen. Haha. Olli war nicht weniger dicht als ich. Lediglich standfester, was es kaschierte. "Ach, scheiß drauf", meinte der andere schließlich und schob mir das Handy zurück in die Hosentasche, oder besser gesagt: Versuchte es. Es fiel garantiert nicht nur einmal zu Boden. Und Olli war derjenige, der sich bücken durfte. "Bück dich Fee, Wunsch ist Wunsch", kommentierte ich eifrig, bekam allerdings kein einziges Mal einen frechen Spruch zurück, was ich zutiefst bedauerte. Aber vielleicht lag es auch daran, dass Olli momentan andere Probleme hatte. Verloren starrte er in die Nacht, die lediglich von ein paar Straßenlaternen erleuchtet wurde. "Was'n los, Baby?", hakte ich gespielt besorgt klingend nach und grabschte nach seiner Wange. "Hat Mami vergessen, dich aus der Disco abzuholen? Ooooohh..." "Hör auf, so eine Scheiße zu labern, Mann", rügte Olli mich jedoch nur ärgerlich, fuhr dann aber weniger sauer fort. "Egal, wie spät es ist, es ist garantiert nach Mitternacht und um die Zeit fahren in Schweden doch keine Busse mehr, oder hab ich da was verwechselt?" Ich zog meine Mundwinkel nach unten und zuckte die Schultern. "Ey, du bist Schwede, du hast das zu wissen." "Man kann zwar alles essen, aber nicht alles wissen." Schweigen. Was bildete der sich auch ein, einem Besoffenen direkt auf den IQ zielen zu wollen? Meine Hirnzellen waren bereits vor Stunden in einen tiefen Schlummer verfallen, dort oben war längst Feierabend für heute. Ehe Olli weiter über seinen gottverdammten Bus schwafelte, steckte er sich eine Zigarette an und guckte wieder in das Irgendwo im Nirgendwo. Fraglich, was daran so spannend war. "Ich komme also nicht mehr ins Hotel. Nice." "Ein Glück, dass ich gleich um die Ecke wohne", warf ich ein und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Nun hatte ich allerdings auch Appetit auf eine Zigarette bekommen. Nur leider war mein ganzer Vorrat an Kippen aufgebraucht. Schon aus diesem Grund musste ich ein Opfer abschleppen, das ich möglichst erfolgreich anpumpen konnte. "Schön für dich." "Nee, du raffst es nicht", schüttelte ich den Kopf. Olli schaute mich so ernst an, dass ich fast wieder hätte lachen müssen. Doch mehr als ein Glucksen kam nicht von mir. "Ich lade dich hiermit ein, in meinen heiligen Hallen zu nächtigen." Ich sah ganz genau, wie Ollis linke Augenbraue emporwanderte. "Du willst mich doch nur..." "Quark. Ich will gar nichts. Ich will nur nicht, dass so ein Püppchen wie du unter einer Brücke pennen muss. Weißt du, ich bin einfach nur kein Unmensch." Wieder schaute ich auf Ollis Zigarette, die er fast schon eine Spur zu galant zwischen Zeige- und Mittelfinger hielt. Ich konnte gar nicht anders, als mir kurz, aber wirkungsvoll über die Lippen zu lecken. "Na gut, ein bisschen Eigennutz ist schon dabei. Gib mir einfach, zwei, drei Kippen ab und du kriegst ne Nacht in einer warmen Stube. Deal?" Wir starrten uns regelrecht an. Keiner war gewillt, den Blick zu unterbrechen. Und ich dachte nur, dass man so ein Angebot unmöglich ausschlagen konnte. Bei Simme wars doch so schön. Warm. Kuschelig. Ja, besonders kuschelig. Denn Simme hatte nicht nur ein großes Herz, sondern vor allen Dingen auch ein großes Bett. Aber das musste ich ja nicht erwähnen, das würde Olli schon früh genug mitbekommen. Und wenn er einmal in meiner Wohnung stand, dann wollte er ohnehin nicht mehr weg. Großes Bett hin oder her. ***** "Mein lieber Schwan...trägst du eigentlich immer so enge Leggins?" Erst jetzt bemerkte ich die kleidungstechnischen Vorzüge Ollis. Klar, schon vorher hatte ich es zur Kenntnis genommen, dass Olli ein seltsam-tussiges Verhältnis zu allem zu pflegen schien, was glitzerte. Er trug glitzernde, silberne Armreifen und riesige Kreolenohrringe, die jedem Peter dieser Welt Konkurrenz machen könnten (Peter war für mich nur noch ein Synonym für alle schwulen Männer) und toppte das Ganze mit einem absolut auffällig funkelnden Oberteil, das er mir Sicherheit aus der Damenabteilung hatte. Doch ich fands echt nicht schlecht. Ich hätte schon arg lügen müssen, hätte ich behaupten wollen, dass es mich nicht ansprach. Deswegen ließ ich es einfach bleiben, denn als Pinocchio zu enden war ich nicht gewillt. Außerdem machte es mir trotz Ollis leider sehr zurückhaltenden Reaktionen noch immer viel Spaß, ihm freche bis obszöne Sachen an den Kopf zu werfen. Einfach, weil Ollis Optik förmlich danach schrie. Und einfach, weil mir eh alles egal war. Außerdem konnte man diesen Arsch, der gerade vor mir die Treppen hinaufging, unmöglich unkommentiert lassen. Das war ne Bombe, Alter Falter, damit hätte man Nüsse knacken können, ohne Zweifel! "Tja, ich kanns mir eben leisten, zu zeigen, was ich hab", kam es von Olli, der nun oben vor meiner Haustür angekommen war und darauf wartete, dass ich das Tor zur Hölle - pardon - das Tor zu unserer gemeinsamen nächtlichen Bleibe aufstoßen würde. Doch ich dachte gar nicht daran. Ich dachte an etwas ganz anderes. Und meine Hand anscheinend auch. "In der Tat, sehr ansehnlich", urteilte ich, grabschte im nächsten Moment allerdings schon nach seinen strammen Arschbacken. "Und schön fest. Mh. Ich mag Leute, bei denen man was zum Anfassen hat." "Simon..." Ganz dicht stellte ich mich nun hinter die blonde Glitzerpüppi und hauchte ihr etwas ins Ohr, während meine Hand wie angeklebt auf ihrem Arsch zu sein schien. "No homo." "No homo?" "No homo." "Gut, dann mach endlich die Bude auf, ich hab keinen Bock, die Nacht im Hausflur verbringen zu müssen und dazu auch noch mit deiner Pfote an meinem Arsch." Na, wer würde denn da gleich zickig werden? "Och, aber ich hätte darauf Bock", sagte ich klipp und klar an, griff ein letztes Mal fest in das pralle Sitzfleisch Ollis, fummelte dann aber nach meinem Schlüssel, den ich sogar wundersamerweise in den Tiefen und Untiefen meiner Hose ausfindig machen konnte. Nur die Einführung des Schlüssels in das Schlüsselloch gestaltete sich äußerst schwierig und es sah beinahe schon so aus, als würden wir tatsächlich im Hausflur schlafen müssen. "Also wenn du bei den Frauen auch solche Probleme beim Einfädeln hast wenn du besoffen bist, dann ist es kein Wunder, dass sie dich abblitzen lassen", kommentierte Olli das Geschehen. "Ich will dich erst mal sehen." Und prompt fing ich an, ein wunderschönes Lied zu trällern, welches ich irgendwann einmal aufgeschnappt hatte. "Last night, ouhouh, I stuck it in the wrong hole..." "Ja, sehr witzig. Steck du lieber den Schlüssel ins richtige Loch." Tat ich schließlich auch. Beinahe hätte ich geschrien wie ein Olympiasieger, als das Ding steckte und ich es nur noch drehen musste. "Ladys first", verkündete ich feierlich, als ich die Tür aufhielt und Olli mit der Hand den Weg wies. "Ich bin aber keine Lady", stellte er richtig, trottete dann aber trotzdem in die gute Stube und ich hinterher. "Du siehst aber aus wie eine heiße Lady", meinte ich anschließend noch. "Hoffentlich vergesse ich heute Nacht nicht, dass du nen Schwanz hast." "Glaub mir, das würdest du schon früh genug mitbekommen." "Ach, so weit würdest du mich gehen lassen? Bis in deine Hose? Ist ja interessant..." "Halt die Klappe, Simon." "Ist ja gut, ist ja gut", seufzte ich dramatisch und ließ mich, einmal im Schlafzimmer angekommen, von Müdigkeit überwältigt auf mein Bett fallen. Doch ich durfte die Augen noch nicht schließen. Also warf ich Olli einen Blick zu, der unschlüssig im Türrahmen verharrte und komisch auf mein großes Bett schaute. "Was denn?", wollte ich wissen, wartete aber gar nicht erst, bis der andere mir eine Antwort liefern konnte, sondern erhob mich wieder. "Machs dir schon mal ein bisschen gemütlich, ich geh schnell duschen. Ich riech wie ein Iltis." "Ab-aber..." Ich wusste, was er nun sagen wollte. Also kam ich ihm zuvor. Hielt dabei wissend den Zeigefinger in die Höhe. "Du hast gesagt, dass du keine Lady bist, also gibts auch beim Duschen kein Ladys first." Grinsend setzte ich hinzu: "Es sei denn, du willst mit mir gemeinsam duschen..." "Kein Bedarf." "Okay. Dann eben nicht. Ist ja nur mein Strom, den ich bezahlen muss." Mit diesen Worten ließ ich ihn stehen und sprang der mich erwartenden Dusche fast schon freudig entgegen. Nur leider flaggte es mich im Flur zweimal in die Ecke, aber auch das konnte einen wahren Krieger nicht aufhalten. "Sei brav, Schätzchen!", flötete ich noch, ehe ich im Bad verschwand und Olli sich schon mal mit seinem Schicksal anfreunden ließ. Schicksal Simmes Doppelbett. Ob er noch dachte, ich würde ihn auf die Couch abschieben? Nix da. Jemanden auf die Couch zu verfrachten war herzlos. Und Simme hatte nicht nur ein großes Bett und ein großes Herz, sondern auch einen großen Schwanz und große Eier. Aber das nur mal am Rande, weil ich ihnen gerade unter der Dusche Guten Tag sagte. Aus purer Absicht kehrte ich lediglich mit einer frischen Unterhose zurück in das Schlafzimmer, wo Olli schon mal unser Bett vorwärmen sollte. Hatte er natürlich nicht gemacht. Schüchtern hatte er anstelle auf dem kleinen Stühlchen Platz genommen, welches neben dem Nachtschränkchen stand. "Du hättest dich ruhig aufs Bett setzen können. Oder legen", lächelte ich ihn warm an, Olli aber hatte dem nichts hinzuzufügen. Also eröffnete ich ihm, dass er nun in die Dusche dürfte. "Aber nur kaltes Wasser verwenden", warnte ich ihn. "Sonst kostet dich die Nacht zehn Kippen, klaro?" Als er mich skeptisch anguckte, zwinkerte ich ihm zu. Dann war ich es, der allein zurückblieb. Doch im Gegensatz zu Olli legte ich mich schon einmal in die Federn und schaltete den Fernseher ein. Es interessierte mich nicht, was gezeigt wurde, Hauptsache, dieses bunte Flimmern hielt mich noch ein paar Minuten wach. So lange, bis Olli wiederkommen würde. Denn ich ahnte, dass es erst jetzt richtig spaßig werden würde. ***** Ich schmunzelte vor mich hin. Trotz des Fernsehers, der versuchte, mir in moderater Lautstärke irgendeinen belanglosen Mist näherzubringen, konnte ich Ollis hübsches Stimmchen laut und deutlich vernehmen. Ollis hübsches Singstimmchen, wohlgemerkt. Zwar vermochte ich nicht zu verstehen, was er da vor sich hinträllerte, aber das war im Grunde auch nebensächlich. Viel wichtiger war doch, dass er genau wie ich zu jeder Zeit den Sänger heraushängen ließ. Wäre ich nicht so breit gewesen, hätte ich wahrscheinlich auch ein Liedchen angestimmt, aber wie bereits erwähnt hatte mein Hirn für diesen Tag Feierabend. Schön, dass Olli noch frohen Mutes war. Tja, Alkohol machte eben fröhlich. So fröhlich, dass Olli selbst noch sang, als er wieder im Schlafzimmer erschien, ebenso wie ich nur mit einer engen, schwarzen Unterhose bekleidet. "Everybody's got an animal ins-" "Wow." Er hielt in der Bewegung inne. Blieb im Türrahmen stehen. Egal. So hatte ich wenigstens einen perfekten Blick auf das, was sich mir nun bot. "Was?" "Wowow, sagte ich." Alter Verwalter. Da entfleuchte mir ja prompt jegliche Müdigkeit aus den Gliedern. Dass Olli einen geilen Hintern für einen Typen hatte wusste ich bereits, aber dass er oben ohne dem Augenschmaus noch einen draufsetzen konnte, hatte ich nicht erwartet. Klar, Ollis Arme waren auch nicht von schlechten Eltern, aber was sich da auf seinem Bauch abzeichnete war etwas, das die Mädels sicher reihenweise in Ohnmacht fallen ließ. Hundertprozentig. "Was ist denn so 'wow'?" Amüsiert schüttelte ich den Kopf. "Stellst du dich so dumm oder bist du so dämlich, dass du es nicht raffst?" Ich erntete keine eindeutig identifizierbare Reaktion. Lediglich ein unsicheres Zucken mit dem rechten Mundwinkel. Gut, dann musste Onkel Simme eben deutlicher werden. Aber wehe, der Herr regte sich auf, wenn ich ihm auf die Sprünge half. "Komm mal ran, Baby." Die Erfolgsquote für diese Aufforderung schätzte ich auf gerade mal zwanzig Prozent. Doch wahrscheinlich war Olli so durcheinander, dass er gar nicht mehr darüber nachdachte, in welche Gefahrenzone er sich gerade begab. Vielleicht war er aber auch nur ein kleines Naivchen, das meine Warnschüsse nicht ernstgenommen hatte. So stand er schließlich vor mir, der stattliche Hengst. Sonnengeküsste Haut präsentierte sich mir hautnah - wie passend - aber das, was mir den Atem geraubt hatte, waren diese verdammt ausgeprägten Bauchmuskeln, die den Püppchenlook des Typen deutlich zu trüben wussten. Ich war verwirrt. Und angetan. Und vielleicht auch ein bisschen neidisch. Aber die Faszination überwog gerade alles. Überwog meine Gehirnzellen, die eh schon wieder in der Ursuppe zu schwimmen schienen. Leitete letzten Endes meine Hand. Alter Verwalter. "Menschenskinder, da hat aber jemand einen knackigen Body. Mein lieber Schwan." Präzise fuhren meine Fingerspitzen über jeden einzelnen Muskel und ich rechnete jeden Moment damit, dass Olli mir auf die vorwitzigen Pfoten haute. Doch nichts dergleichen bewahrheitete sich. Er ließ mich tatsächlich an sich herumfummeln, ja er schien meine Lobpreisungen sogar zu genießen, denn er stemmte nun eine Hand in die Hüfte und griff sich mit der anderen in die noch etwas feuchten Haare. Keine Frage, er präsentierte sich mir. Präsentierte sich mir wie ein Model. Wo war denn sein Keuschheitsgürtel hin? Hat er ihn unter der Dusche weggespült? Oder schwamm der mit meinen Hirnzellen in der Ursuppe herum? Keine Ahnung. Am besten nicht hinterfragen. Einfach genießen. Und ausnutzen. "Da kann ein Simme nicht mithalten", meinte ich, nachdem ich lange genug den straffen Oberkörper Ollis begutachtet hatte, mit Augen sowie mit Händen. Ich war nun aufgestanden, sodass ich Angesicht zu Angesicht vor Olli stand, ihn noch immer befummelnd, was er aber breit und sonnig grinsend hinnahm. "Gegen dich fühl ich mich ja wie der letzte Spaghettisultan. Mann, ich sollte wirklich mehr für meine Figur tun." Noch ehe ich es mir versehen konnte hatte meine Hand sich einmal mehr auf Ollis Arsch geschlichen und prüfte dort die Durchtrainiertheit meines Gastes zur Nacht. Leider stieß dies nicht auf Gegenliebe. Hätte ich doch nur weiterhin an der Front gefühlt. Entschieden packte Olli mein Handgelenk und gab es mir förmlich wieder. Doch das Grinsen wollte nicht mehr aus seinem Gesicht weichen. Ein Zeichen, dass er sich gar nicht so belästigt fühlen konnte, wie er vorgab. "Meine Güte, du machst ja London Konkurrenz", schüttelte er schalkhaft den Kopf, während ich schon wieder auf Grabschkurs ging. Dieses Mal musste aber wieder der Bauch dran glauben. Schließlich waren meine flinken Fingerchen dort willkommen, wie ich bemerkt hatte. "So, tu ich das?" Schweigen im Walde. Das war Antwort genug. Also peterte ich wohl gerade ziemlich arg. Aber scheiß doch drauf, ich war besoffen, ich durfte das. Und Olli war auch mehr Frau als Mann. Nein, er war ein Mischwesen, das mit absoluter femininer Eleganz überzeugte und im Gegensatz dazu krasse, männliche Muckies vorzuweisen hatte. "Apropos London", setzte ich dem Schweigen schließlich ein Ende, hielt sogar meine Finger still. "Du hast dem damals seinen Schniepel angefasst, oder? Iiiih, ernsthaft?" "Das ist ewig her, Schnee von gestern..." Mein Grinsen wurde nun so breit, dass ich kaum mehr aus den Augen gucken konnte. "Wenn du den angefasst hast, dann kannst du ja auch mal meinen anfassen. So einen kleinen gepflegten Geburtstagshandjob würde ich jetzt begrüßen, oh ja..." "Nee, danke, kein Interesse", kam es allerdings nur von Olli, der sich mir jetzt komplett entzog und Richtung Tür marschierte. "Ich geh lieber pennen." Ratlos guckte er sich um, seine Hand ruhte bereits auf der Klinke. "Sofa im Wohnzimmer, okay?" "Du kannst auch hier schlafen, falls du dich traust", gab ich keck kund, warf mich zurück in die Federn und rückte an das Fenster, sodass vorne noch ein schönes Plätzchen für Olli freigegeben wurde, ganz wie ich es geplant hatte. "Oder hast du Angst vor dem großen, bösen Homosimme?" Da warf letzten Endes sogar Olli den Kopf in den Nacken und verdrehte die Augen; dabei schlenderte er wieder auf mich zu. "Du bist echt ein Spinner, weißt du das?" "Ja klar. Und ich bin froh, nicht normal zu sein. Aber bevor du dich hinlegst, will ich, dass du mir ne Zigarette spendierst." Tat er bereitwillig. Braver Junge. Ein erster Rauchschwaden verließ meine Lungen. Wie gut das tat. Mann, Abstinenz würde wohl nie mein bester Freund werden. "So ein Zigarettchen in Ehren kann eben niemand verwehren." Obwohl Olli eben noch großartig angekündigt hatte, pennen zu wollen, wirkte er auf mich noch ziemlich munter. Er saß halb im Bett, stützte sich den Hinterkopf mit der Hand ab und starrte vor sich hin, wie ich im Dunkeln zu erkennen glaubte. Eine Weile lang ging ich nicht darauf ein, beguckte mir einfach nur dieses perfekte Mannsbild und genoss meine Zigarette, die auch irgendwie blumiger schmeckte als es Zigaretten gewöhnlicherweise taten. Wahrscheinlich waren Ollis Zigaretten einfach besser. Das erschien mir einleuchtend. "Zeig mal deine Frau." "Hä?" "Boah, bist du schwer von Begriff? Du sollst mir deine Frau zeigen. Bitte danke." Der blonde Schopf wackelte im Finsteren. Bestimmt schüttelte er den Kopf über mich. Pff, sollte er doch. "Wieso sollte ich sie dir zeigen?" "Ich will mir eben ein Bild von ihr machen. Und von deinem Geschmack. Muss ja wissen, ob sie es wert ist, dass du für sie alle anderen Frauen links liegen lässt." Daraufhin stellte Olli keine weiteren dummen Fragen, sondern suchte sich sein Handy aus der am Boden liegenden Hose, die er achtlos dorthin geworfen hatte, nachdem ich es ihm schulterzuckend erlaubt hatte. Das Display leuchtete hell auf und bald schon bewegte sich der helle Lichtpunkt kurz und hektisch. Und nein, dieses Mal lag es nicht an meiner Trunkenheit. "Hier." Gespannt robbte ich näher auf den anderen zu. Rechnete schon wieder eine gewisse Quote aus, als ich einfach den Arm um ihn legte und meinen Kopf ungeniert gegen seine Brust schmiegte. Ja, natürlich tat ich das nur, um besser auf das Handy sehen zu können. Fand sicher auch Olli, denn er gab mir nicht gleich den nächsten Korb, sondern ließ mich gewähren. Störte sich nicht einmal daran, dass ich meine Hand auf seinem Bauch ablegte. Ach ja, stimmt, Bauch war ja eine erlaubte Zone, ich vergaß. Nun aber Attention please, Simon Cruz. Was Sie sahen, war ein Foto. Ein Hochzeitsfoto, eindeutig. Olli trug so einen komischen spießigen Anzug mit Fliege, strahlte über alle vier Backen und führte eine Madame an der Hand, die - Ja, die ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war. Lange, blonde Haare, dasselbe Lächeln, dieselbe Nase, dieselben Augen... "Ey, ist das deine Schwester?" Man hörte Olli amüsiert schnauben, während er mir das nächste Bild präsentierte. "Das ist meine Frau, du Kunde." "Aber die sieht so aus wie du." "Tja, da siehst du mal", kam es unverzüglich von Olli, dem so etwas wie Stolz in der Stimme schwang, wie ich meinte. "Ich kann mich ja schlecht selber ficken, aber da ich es gern tun würde, brauch ich ne Lady, bei der der Eindruck entstehen kann..." Ein ganz kleines Stück löste ich mich nun von seiner warmen Brust. Nur um ihn einen ungläubigen Blick zuzuwerfen. Direkt in sein Antlitz, welches wirkte wie das eines Königs. Eines Kaisers. Eines Gottes. Erhaben und so selbstbewusst, dass es schon fast nicht mehr feierlich war. "Ernsthaft?" "Klar." Er erwiderte schließlich meinen Blick. "Selbst du findest doch, dass ich eine übelste Granate bin. Oder?" Dieses 'oder?' schrie geradezu nach einer Erwiderung. Eigentlich wollte ich die Behauptung viel mehr so stehen lassen, denn wenn man sie aus dem Nichts an den Kopf geknallt bekommt, verwirrte sie einen schon ein wenig. "Kann ich nicht beurteilen, ich steh nicht auf Männer", nuschelte ich vor mich hin, ließ meinen Kopf allerdings widersprüchlicherweise zurück auf Ollis Brust sinken und meine Hand berührte wieder vorwitzig die muskulösen Erhebungen auf seinem Bauch. Nein, wirkliche Scham empfand ich nicht. Erst recht jetzt nicht mehr. Jetzt grinste ich vor mich hin, denn wenn ich so darüber nachdachte, fand ich Olli in meinen Zustand der vollkommenen Trunkenheit doch ziemlich lecker. Und genau das wollte er doch aus meinem Mund hören. Er, der sich vorhin noch gegen meine Grabschattacken gewehrt hatte und nichts von Schwulitäten wissen wollte. Ausgerechnet er. "Geile, scharfe Sau", murmelte ich also. Meine rauen Fingerspitzen glitten tiefer. Direkt über seinen Bauchnabel. Dort machten sie Halt. Man wollte ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. "Was?" "Sag mal, bist du schwerhörig?" "Nö. Also, was hast du gesagt?" Der ärgerte mich doch absichtlich, keine Frage. War das die Rache für meine Frechheiten? Tze. Das würde ich nicht auf mir sitzen lassen. Kurz wendete ich mich dem Fenster zu, um den Rest meiner Zigarette zu entsorgen, die zum Schluss eh nur noch ungenutzt vor sich hingequalmt hatte. Dann aber widmete ich mich wieder Olli. Schmiegte mich an ihn, fast schon auf ihn. Er grinste. Und er grinste immer noch, als ich meine Hand an seine Seite legte und ihn ein Stück hinunterzog, sodass er beinahe in die Horizontale ging. Oh, wie nahe ich nun seinem hübschen Gesichtchen gekommen war. Und wie herrlich der andere die Zähnchen bleckte. Na, wie weit würde er mich dieses Mal gehen lassen? "Ach, so weit würdest du mich gehen lassen? Bis in deine Hose? Ist ja interessant..." "Geile, scharfe Sau, sagte ich", wiederholte ich meine Worte von vorhin, Olli dabei keine einzige Sekunde aus den Augen lassend. "Geiler Fickschlitten. Geiles Bückstück. Geile Bums..." "Was?" "Was, was?", äffte ich Olli nach, woraufhin dieser nur zu lachen begann und sich leicht neben mir räkelte. Kurz herrschte Stille zwischen uns, in der der andere wahrscheinlich etwas zu Verstand gekommen war. Man musste zugeben, es sah so aus, als würden tatsächlich noch Hirnzellen auf seiner Seite des Feldes spielen. "Wenn Noora wüsste, was du hier mit mir machst, du böser Bube…", erwähnte Olli schließlich mit Unschuldsstimme. "Sie würde dir die Augen auskratzen. Oder dich gleich vierteilen." "Sie weiß es aber nicht", erwiderte ich unverzüglich und kratzte nun etwas fester über Ollis Bauch, ließ ihn meine Raubtierkrallen spüren. "Und alles, was in diesem Raum geschieht, bleibt auch in diesem Raum. Das war so, das ist so, und das wird immer so sein. Mach dir keine Gedanken, Babe." Und dann überbrückte ich einfach die letzten Zentimeter zwischen uns und küsste ihn direkt auf den Mund. Ich staunte wahrlich nicht schlecht, als der andere mich bereits mit offenen Armen - oder passender offenen Lippen - empfing und mich in einen Zungenkuss verwickelte, der jedem Mann den Verstand gekostet hätte. Ein hocherotisch-intimes Spielchen entbrannte zwischen uns und unseren gierigen Zungen, die sich hungrig umkreisten, sich verließen und wieder trafen. Absolut heiß, absolut geil, absolut köstlich. Hätte ich noch Restverstand gehabt, jetzt wäre er spätestens flöten gegangen. Da ich aber längst keinen mehr besaß, rutschte meine Hand im Lustrausch von ganz allein über Ollis Bauchnabel hinweg bis zum Saum seiner engen Unterhose, den sie packte und ein kleines Stückchen nach unten zog. Doch bereits als ich Ollis warme Finger sich auf meine Pfote schieben spürte, wusste ich, dass hier mal wieder Schluss war. "Lass", raunte der andere mir zu, brach den Kuss ab und rutschte ein Stückchen von mir weg. "Da steh ich nun wirklich nicht drauf, sorry." "Das sah mir aber gerade ganz anders aus." "Das ist nur der Alk", redete der andere sich seufzend heraus. "Und außerdem bringst du mich ganz durcheinander. Wie damals bei Peter...ey, ich hatte nicht vor, rückfällig zu werden." "Ey, lass doch, morgen wissen wir eh nicht mehr, was wir heute Nacht gemacht haben. Wir sollten einfach -" "Nee, schon gut." Er machte eine kurze Pause, drehte sich endgültig von mir weg und machte gar Anstalten, sich aus der Bettdecke zu schälen. "Vielleicht sollte ich wirklich ins Wohnzimmer -" "Musst du nicht." Wieder handelte meine Hand. Weil Hand ja auch von handeln kam. Legte sich an seinen Oberarm. Drückte aber nicht fest. Ruhte einfach nur dort. Daraufhin drehte sich Olli zu mir herum, sodass wir uns einmal mehr direkt ansahen. Mein Hundeblick war sicher göttlich und ebenso unwiderstehlich. Ich hatte ihn ja auch monatelang vor dem Spiegel geübt. "Ich bin auch brav, versprochen. Keine Fummelei mehr, kein Knutschen, nicht mal mehr dreckige Sprüche wirst du von mir hören." Das überzeugte ihn glücklicherweise. Er ließ sich zurück in das Bett sinken, aber seine nette Vorderseite bekam ich heute nicht mehr zu sehen. Okay. So fiel mir auch das Einschlafen leichter. Eindrücke für einen heißen Traum hatte ich jedoch schon mehr wie genug gesammelt. * Everybody’s got an animal inside. No one has ever been so civilized. Animal attraction is everything there is. Love is just a feelin’ that we missed. * Kapitel 2: 2. Kapitel - One more time ------------------------------------- * Nein, das hätte ich nicht erwartet. Alles, aber nicht das. Dass du mir so unverblümt dein wahres Gesicht präsentieren würdest. Dass die anderen so Recht hatten mit dem, was sie über dich sagten. Klartext: Du warst wirklich ein Arschloch. Eine arrogante Kackbratze. Ich hätte dich hassen sollen, für die Nummer, die du abgezogen hast. Aber mein dämlicher Schädel musste ja meinen Verstand ignorieren. Einfach so. Wahrscheinlich war es aber genau das, was dich interessant machte. Interessant für mich. Weißt du, Menschen, die ein bisschen böse sind, sind meistens auch gut im Bett. Das sollte doch auch auf dich zutreffen, oder? * Klingeling. Das Schicksal sorgte schon dafür, dass ich irgendwann wieder aus meiner Alkoholnarkose erwachte. Klingeling. Doch ich wollte es nicht gewinnen lassen. Aus diesem Grunde zog ich mir die Zudecke bis über beide Ohren und versuchte im Halbschlaf dieses lästige Geräusch zu ignorieren. Klingeling! Klingeling! Aber das war leichter gesagt als getan. "Maaaaann ey!", fluchte ich sauer vor mich hin, warf die Bettdecke schließlich von mir und begab mich äußerst widerwillig in die Vertikale. Als die blöde Türklingel ein weiteres Mal so nervtötend herumschrie, schlurfte ich in den Flur, Ollis Anwesenheit komplett ignorierend. Na ja, fast. Sein blonder Schopf fiel mir im Vorbeigehen natürlich ins Auge, aber ich wollte unter keinen Umständen näher über das nächtliche Geschehen nachdenken. Zumal ich mich im Moment eh an nichts Konkretes erinnern konnte. War vielleicht auch besser, sagte ich zu mir selbst. Und als ich letzten Endes die Tür aufriss und dem Störenfried die von mir erdachte Schimpftirade an den Schädel schmettern wollte, aber in ein so bekanntes Gesicht blickte, dass ich kaum noch den Mund aufbekam, war ohnehin alles Vergangene vergessen und nur das Hier und Jetzt zählte. "Simme! Weißt du eigentlich, wie spät es ist?" Ich öffnete meine Lippen, um eine Antwort abzuliefern, doch Peter gackerte schon weiter in seiner aufgebrachten Art, die meinem postalkoholisierten Schädel ganz und gar nicht gut tat. "Und wieso gehst du nicht an dein Handy? Wir haben zigmal versucht, dich zu erreichen!" Obwohl der Mister London so meckerte, es war mir gleich. Vielleicht lag das an meiner Verfassung. Vielleicht auch daran, dass ich sein Auftreten als viel zu überspitzt empfand. Wer wird denn gleich so ein Fass aufmachen, nur weil ich meinem Schönheitsschlaf ein paar Stunden angehängt hatte? "Akku ist leer...vielleicht", gab ich schließlich schulterzuckend von mir, doch das juckte Peter gar nicht. Peter plusterte sich auf. Ja, das war schon niedlich, musste ich zugeben. "Heute ist Probe! Und da hätten wir dich schon ganz gerne dabei gehabt." Er seufzte tief. "Aber du scheinst dir ja gestern noch richtig die Kante gegeben zu haben, so wie du aussiehst." "Ey, spiel hier mal nicht die Obermutti", beschwerte ich mich und kratzte mir erst mal ausgiebig die Eier. "Als wenn du immer so pünktlich wärst und nie Alkohol konsumierst. Wenigstens geh ich im Suff nicht so arg ab wie du." Stimmte das überhaupt? Egal. Irgendwie flackerten mir gerade Episoden von letzter Nacht in meinem aufgeweichten Hirn herum. Und das waren wirklich keine Sternstunden, sollten diese sich tatsächlich so zugetragen haben und keine Halluzinationen sein. Gerade setzte Peter zu einer erneuten Schimpftirade an (der Junge schien eindeutig zu wenig Sex zu haben, dass er sich so aufspielte), als ihm das Wort im Halse stecken zu bleiben schien. Ich bemerkte nun auch, dass er mich nicht mehr anschaute, sondern irgendeinen Punkt hinter mir fixierte. "Hast du jetzt nen Geist gesehen, oder was?", hakte ich mürrisch nach. "Na ja, so ähnlich..." Ich zog den Mund in die Breite und drehte mich entnervt um, damit ich auch mal einen Blick auf Peters Geist erhaschen konnte. Doch alles, was sich mir offenbarte war ein in der Bewegung erstarrter Olli, der in Unterhosen im Türrahmen des Schlafzimmers verharrte. Hach ja, schön. "Ja, ja, ja, ich weiß, was du jetzt denkst", kam ich meinem Bandkollegen gleich zuvor, der noch immer nicht die Sprache wiedererlangt hatte. "Aber können wir das bitte später ausdiskutieren, ich brauch erst mal nen Hering und ein Glas Wasser. Wenn du nicht so grantig wärst, würde ich dir sogar auch was zu Futtern anbieten, Peterherzchen." Doch das Peterherzchen kam wie erwartet nicht über meinen Gast hinweg. Er starrte und starrte und ich glaubte schon, seine Augen würden jeden Moment herausfallen und bis nach Kambodscha kullern. Dabei war Olli doch gar nicht so komisch, dass man ihn am liebsten in der Freakshow abgeben wollte. Im Gegenteil. So wie ich mich daran erinnerte, hatte ich in der letzten Nacht ziemlichen Gefallen an ihm gefunden. Besser gesagt: Mein besoffenes Ich hatte Gefallen an ihm gefunden. Gott, ich durfte die Dinge, an die ich mich erinnerte, gar nicht Revue passieren lassen, sonst hätte ich noch an mir selbst gezweifelt. "Äh...ja, ist ja schön, dass du endlich deine schwule Ader entdeckt hast", meinte Peter schließlich nachdem er sich wieder etwas erholt hatte und Olli sich stumm in das Badezimmer verzogen hatte. "Aber wieso ausgerechnet...der?" "Nichts hab ich entdeckt", stellte ich klar. "Und du kommst jetzt entweder rein oder bleibst draußen, es zieht nämlich langsam." Selbstverständlich betrat Peter nun meine Bude. Stand allerdings noch immer da, als hätte er einen Stock im Arsch. Konnte sogar stimmen. Peter war als Kleinkind nämlich in der analen Phase steckengeblieben. "Willst du nun Frühstück oder willst du mir lieber im Flur als Kleiderständer dienen?" "Du hattest doch sicher heute Nacht selbst einen Ständer. Mit Olli." Eigentlich ging es Peter gar nichts an, was ich wann mit wem machte. Deswegen ließ ich die Sache einfach offen. "Und wenn schon...wir hätten garantiert keine Kleider an unsere Dinger gehängt." "Also doch." "Was?" Peter guckte mich an, als hätte er all meine dreckigen Geheimnisse aus meinen Augen gelesen. "Du hast diese Dummbratze gevögelt." "Na, das ist jetzt aber fies." Ärgerlich zog ich meine Augenbrauen zusammen, wollte dem Satz noch etwas hinzufügen, aber Peter verdrehte bereits die Augen und schüttelte den Kopf. "Gott, du bist sogar verknallt in den." "Peter", murrte ich, "ich werde dich nicht als Kleiderständer benutzen, ich werde dich am Kleiderständer aufhängen, wenn du hier so eine Scheiße laberst. Olli hat nur hier gepennt, okay? Wieso muss ich mich eigentlich vor dir rechtfertigen? Und wenn ich Olli gebumst hätte - es ginge dich einen Dreck an. Meinen Schwanz kann ich reinstecken, wo ich will. Hältst du doch selbst nicht anders. Oder hast du mich jemals gefragt, ob du dich von Typ XY rammeln lassen darfst?" Das saß. Wahrscheinlich musste man nur mal ein wenig deutlicher werden, wenn man sein Ziel erreichen wollte. War bei Olli so und war bei Peter wohl genauso. "Aber...wieso ausgerechnet von dem?", setzte Peter erneut an und klang fast schon verzweifelt. "Da draußen gibts tausend scharfe Typen und du suchst dir ausgerechnet...den aus?" "Sorry, ich mach dir wohl Stress", hörte ich es hinter mir sagen und blickte nach einer halben Drehung Olli an, der wahrscheinlich sein Geschäft erledigt hatte. "Ich hau dann mal ab, bevor der kleine Pisser mir noch an die Gurgel springt." Beim 'kleinen Pisser' sah Peter tatsächlich so aus, als würde er sich am liebsten auf Olli stürzen. Aber zunächst musste er an mir vorbei. Und auch wenn ich nicht solche krassen Muckies wie Olli besaß, so war meine Stärke doch nicht zu unterschätzen. "Ihr gebt jetzt alle beide Ruhe", bestimmte ich, "schließlich ist das hier meine Wohnung und da habe ich zu bestimmen. Wen ich vögle, wen ich nicht vögle und wer sich hier prügelt. Verstanden? Schön. Kann ich dann in Ruhe frühstücken gehen?" Keiner der beiden erwiderte etwas. Nur ich blieb noch einmal stehe, bevor ich die Küche betrat und nickte Olli zu. "Und du bleibst noch. Mit einem leeren Magen lasse ich niemanden gehen." Schweigen. Dennoch folgte mir Olli unauffällig und auch Peter trottete hinter mir her. "Setzt euch hin", wies ich die beiden an, woraufhin sie tatsächlich Platz nahmen, allerdings nicht direkt nebeneinander, sondern mit einem Stuhl Abstand. Ich nahm das mental kopfschüttelnd zur Kenntnis und servierte wenig später ein leckeres Katerfrühstück für Olli und mich. Peter durfte aus dem Nutellatopf naschen. "Brot ist alle", erklärte ich, während ich das Glas vor dem Blondinchen abstellte und dieses mich ziemlich belämmert musterte. "Tja, tut mir ja leid, aber eigentlich verdienst du dir nicht mal das. Erst klingelst du mich wach und dann machst du hier so einen Aufstand." "Ja, ja, da siehst du mal, wieso ich damals ausgestiegen bin", mischte sich Olli ein, der wasweißich wie lange schon eine Zigarette in der Hand hielt und sich diese nun zwischen die Lippen steckte, um sie sich anzuzünden. "Viel zu drama, die Queen." "Halts Maul", zischte Peter dunkel. "Du bist doch wegen etwas ganz anderem ausgestiegen..." "Reicht", versuchte ich dem sich erneut anbahnenden Streit ein Ende zu setzen. Da das Gemeckere am frühen Morgen ebenfalls an meinen Nerven zerrte, klaute ich mir einfach Ollis Zigarette und nahm erst einmal einen genüsslichen Zug. Erst dann nahm ich auf dem mittleren Stuhl Platz und fischte mir mit der freien Hand einen Hering aus dem Glas. Zeit für einen Themenwechsel. Höchste Zeit. "Olli", sagte ich nebenbei, ohne Angesprochenen anzuschauen. "Ich geb dir dann mal meine Nummer, damit du mich anrufen kannst, wenn du wiedermal Bock auf Party hast. Wie lange bist'n eigentlich noch in der Stadt?" "Keine Ahnung, ne Woche oder so." "Stockholm hat jetzt schon die Pest", keifte Peter und ich hätte ihm am liebsten den Hering ins Gesicht geschmissen, doch dann hätte ich mich noch unbeliebter gemacht, als ich eh schon war. Wir verfielen wieder in Schweigen, ich lutschte an meinem Hering, Olli hatte seine Zigarette zurückbekommen und qualmte mir entspannt zurückgelehnt die Bude voll. "Auch Hering?", fragte ich in die Runde, Olli aber schien nicht sonderlich auf das Fischzeug zu stehen und so schlecht wie mir ging es ihm auch nicht, meinte ich. Merkte man ja bereits daran, dass er noch in der Stimmung war, um mit Peter zu zanken. Und wie er plötzlich loslegte. Ich hatte natürlich bemerkt, welche Blicke er dem Bassisten zugeworfen hatte, aber ich hatte gehofft, dass er wenigstens seine Klappe halten würde - mir zuliebe. Doch nichts da. "Sag mal", meinte Olli an mich gewandt und nickte in Peters Richtung. "Trägt der eigentlich nen BH? Ich seh da sowas wie ein zweites Paar Träger unter dem Top vorgucken. Und außerdem hat er ziemlich viel obenrum...macht der jetzt komplett einen auf Transe, oder was?" Stumm musterte ich Peter, der sich erst gar nicht rührte, dann aber wie von der Tarantel gestochen aufsprang, auf Olli zumarschierte und sich dessen Zigarette schnappte. Für einen Augenblick fürchtete ich, er könnte die Haare des anderen abfackeln wollen, aber er drückte das Ding einfach nur aus. Mitten auf dem Tisch. "Na, machts Spaß, direkt auf meinen wunden Punkt zu zielen?" Unter normalen Umständen hätte ich nun 'Bitchfight, ich halte die Ohrringe!' gerufen, aber das hier waren keine normalen Umstände. Hier war die Kacke am Dampfen. Egal, wie blöd sich Peter benahm, niemand hatte das Recht, auf diese eine Sache anzuspielen. Diese Sache, die Peter am meisten verletzen konnte. So schnell wie Peter abgedampft war, konnte ich nicht mehr schlichten. Er rannte fast schon in Richtung Tür. "Ich warte dann draußen auf dich", meinte er noch beiläufig. "Bis du mit deinem Geliebten fertig bist. Hier drinnen ersticke ich noch." Dann war er weg. Und ich war mit Olli allein. "Musste das sein?", fragte ich den anderen, der nicht einmal mit der Wimper gezuckt hatte, seitdem Peter ihm die Zigarette ausgedrückt hatte. "Ich meine...du weißt doch bestimmt ganz genau, dass Peter Probleme mit seinem Geschlecht hat. Peter will eben manchmal ein Mädchen sein, na und, ist doch egal. Ist doch sein Leben. Und auch wenn du ihn nicht leiden kannst, musst du ja nicht so...zynisch sein. Mach dich am besten nicht drüber lustig, dann bekommst du auch keinen Ärger mit mir." "Ach, Ärger mit dir", echote Olli daraufhin und nickte wie ein weiser, alter Mann, der Sarkasmus sprach jedoch aus jeder Geste. "Bist wohl Londons Schießhund, äh? Eigentlich hätte ich es wissen müssen, dass ich mich besser nicht auf einen der gegnerischen Mannschaft einlassen sollte. Gibt nur Stress." "Och, Olli", verdrehte ich die Augen. "Jetzt sei nicht pissig. Peter ist eben mein Kumpel und auch wenn er manchmal scheiße ist, so mag ich ihn. Heißt aber nicht, dass ich dich nicht auch mögen kann. Letzte Nacht, das war doch eigentlich ganz nett, soweit ich mich erinnern kann." Ollis Züge wurden starr. Und seine Augen schmaler. Dann stand er einfach auf. "Letzte Nacht war eine einzige schwule Eskapade", meinte er daraufhin kalt. "Wenn ich mir vorstelle, dass ich dich fast gevögelt hätte, wird mir ganz schlecht." "Olli!" Ich hatte Mühe, ihm zu folgen. Im Schlafzimmer lagen noch seine Sachen, die er sich nun überzog, allerdings nicht sonderlich hastig. Deswegen blieb mir auch noch Zeit, hastig meine Handynummer auf irgendeinem abgerissenen Zettel zu notieren. Als er fertig war und sich umdrehte, hielt ich ihm den Schnipsel hin. "Hier." Olli aber schaute mich nur entgeistert an. "Was soll ich damit?" "Du sollst anrufen, wenn du wiedermal Bock auf Party hast." Ja, vielleicht war ich tatsächlich des Lebens müde. Und eigentlich weiß ich selbst nicht so genau, wieso ich dieses Ekel wiedersehen wollte. War ich so masochistisch veranlagt? Eigentlich nicht, jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Aber manchmal kam der Appetit ja beim Essen. Vielleicht auch hierbei. "Kein Bedarf", warf mir Olli an den Kopf und rauschte an mir vorbei. Und ich stand noch immer mit ausgestrecktem Arm da und hielt den Zettel in der Hand. Super. Aber das war ja immer so: Auf einen geilen Tag beziehungsweise eine geile Nacht folgte ein beschissener Tag beziehungsweise ein beschissener Morgen. Ich ließ meine Hand nach einer Weile sinken. Und irgendwie, ja irgendwie war ich enttäuscht. ***** "Eins sag ich dir: dein Geschmack ist scheiße." "Ach ja? Und deiner nicht, oder was?" Obwohl Olli ziemlich gemein vorhin zu ihm war, konnte Peter bereits wieder frech in die Runde grinsen. Die Verdrängungsmethode half eben immer. Hätte ich auch mal versuchen sollen. Vielleicht. "Also gibst du zu, dass du was mit dem hattest." "Einen Scheiß tue ich." Nein, ich hatte keinen Bedarf, schon wieder die angeblichen nächtlichen Begebenheiten auszuschlachten. Schon deshalb, weil ich nicht wusste, ob ich Olli noch einmal gegen Peters Stänkerattacken hätte verteidigen können. Oder wollen. Wie auch immer. Früher oder später wäre es aber wieder auf diese hinausgelaufen, das stand fest. Doch Peter schien sich ohnehin nicht um meinen Widerwillen der Thematik gegenüber zu scheren. Während wir in gemäßigtem Tempo in Richtung des Proberaumes dackelten (ich schleppte mich allerdings mehr dorthin, als dass ich fröhlich dackelte) laberte er mich weiter mit dem für ihn heißesten Scheiß des Tages zu. Ja, einen Hering in seiner Fresse zu sehen hätte mich jetzt irgendwie befriedigt. "Na ja, ich versteh dich ja", setzte Peter nun an und ich zog skeptisch aufgrund seiner Einlenkung meine Augenbraue empor. "Heiß ist der Typ ja, muss er ja, schließlich hab ich den damals auch nicht von der Bettkante schubsen können. Und blasen kann der, das glaubst du gar nicht. Angeblich hatte er nie was mit Kerlen, aber ich hab ihm die Naturtalentnummer nicht abgekauft. Nee, Deep Throat ist nichts, was man einfach so aus dem Ärmel schüttelt." Obwohl ich mich leicht angeekelt fühlte während meines derzeitigen Kopfkinos konnte ich nicht leugnen, dass mich die intimen Fakten über Olli doch ziemlich interessierten. Aber das eröffnete ich Peter freilich nicht. Viel mehr schwieg ich mich aus und hoffte, dass mein sehr verehrter Kumpel mir noch mehr über Ollis Qualitäten berichtete. Doch da ich nicht reagierte, reagierte auch Peter nicht mehr. Schade. Und ich wusste nicht einmal, wieso ich das bedauerte. Wahrscheinlich war ich einfach nur eine neugierige Natur, die Informationen für ihre im Kopf angelegte Stasiakte benötigte. Ja, das musste es sein. Ohne Zweifel. "Trotzdem...er ist zwar gut im Bett, hat fraglos verschiedene optische Vorzüge, aber in ein Arschloch wie den sollte man sich nicht verknallen." "Ja, und wieso erzählst du mir das?" "Du wirkst ziemlich verknallt auf mich." "Jetzt hör endlich auf mit diesem Schwachsinn!" Keine Ahnung, wie oft ich diese Worte bereits so oder auch sinngemäß von mir gegeben hatte. Und wahrscheinlich würde ich sie noch hundertmal wiederholen müssen, bis Peter endlich verstand, dass mir Olli ziemlich egal war. Klar, mir gefiel es nicht, dass wir nicht gerade im Guten auseinandergegangen waren, aber das lag wohl einzig und allein an meiner Harmoniebedürftigkeit und an nichts anderem. "Ich will nichts von Männern, kapiert?" Peter wurde etwas langsamer und beguckte sich eingehend meine Haare, die müde hinunterhingen, weil ich heute zu faul und zu krank gewesen war, um mir einen perfekten Iro zu stylen. "Aber du hast blaue Haare." "Und?" Er zuckte mit den Schultern. "In Aserbaidschan ist blau ein Synonym für Homosexualität." "In Aserbaidschan?" "Ja." Gott, der hatte doch voll den Treffer. Was hatten meine Haare schon mit Aserbaidschan zu tun, ich wusste ja noch nicht einmal, wo dieses verkackte Land auf der Weltkarte zu finden war. Und blau, blau...es gab etliche Typen, die blaue Kleidung trugen und ich bezweifelte, dass sich jeder von ihnen zu Männern hingezogen fühlte. Nein, das konnte einfach nicht sein, das war kompletter Unfug. Blau war doch schon seit Urzeiten die Farbe, die man kleinen Jungs zuordnete. Ich glaubte nicht, dass man sie somit als Homosexuelle auszeichnen wollte. "Du solltest dich echt mal untersuchen lassen, Mann. Du hast sie doch nicht mehr alle." Peter jedoch zuckte nicht einmal mit der Wimper, als ich ihm meine Meinung an den Kopf warf. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sein Handy penetrant vor sich hinbimmelte. Viel zu penetrant für meine Katerbirne. Er sollte dem ein Ende setzen, ehe ich es tun würde. Zum Glück für ihn nahm er den Anruf endlich entgegen. Ließ mir somit eine Verschnaufpause von dem anstrengenden Gespräch, welches wir bis jetzt geführt hatten. Eigentlich wollte ich sie nutzen, um über Olli nachzudenken; über Olli, sein aufbrausendes Verhalten heute Morgen und die Geschehnisse von letzter Nacht. Doch meine Gehirnzellen schienen noch immer in der Ursuppe zu schwimmen. Und nicht nur das - Peters Telefonat pflanzte mir zusätzlich ein dickes Fragezeichen über den Schädel, sodass ich neugierige Natur einfach gespannt lauschen musste. Er faselte irgendwas von 'Honey' und schien auch sonst ziemlich weich heute zu sein, fast schon wie ein Stück Butter, das in der heißen Pfanne dahinschmolz. Alter, was ging denn hier? Ich wollte es erfahren. Und ich würde es erfahren. Gleichzeitig konnte ich damit von mir und meinem Olli-Problem ablenken, das eigentlich keines und doch eines war. "Wer ist denn der Glückliche?", fragte ich Peter gespannt, als er aufgelegt und das Handy in seiner Hosentasche verschwinden lassen hatte (heute trug er ausnahmsweise mal keinen Rock, oh Wunder). "Welcher Glücklicher?" Langsam zweifelte ich wirklich an meinem Ausdrucksvermögen. Alkohol schien das arg zu schädigen. "Na...", setzte ich an und imitierte eine hohe, übertriebene Stimme. "Honey, wir kommen gleich, keine Angst, Honeylein, dein Peterchen kümmert sich gleich um dein Schwänzelchen." "Das hab ich gar nicht gesagt", regte Peterchen sich prompt auf und ich widersprach ihm grinsend. "Doch, doch, doch, du hast deinen Gesprächspartner Honey genannt. Jetzt sag mir doch, wer dein neuer Honey ist." Aber Peter war schlauer. Schlauer als man manchmal annahm. Er vermochte es, mich mit meinen eigenen Waffen zu schlagen. Schon sein überlegener Blick sagte mir, dass er zuletzt lachen würde. "Wie war das? Wieso muss ich mich eigentlich vor dir rechtfertigen? Meinen Schwanz kann ich reinstecken, wo ich will." Na prima. Jetzt würde ich vor Neugierde verrecken. Peter schwieg wie ein Grab und es half nicht mal etwas, ihn an den Seiten zu kitzeln und ihm somit eine Antwort durch Folter zu entlocken. Dennoch würde ich früher oder später herausfinden, mit wem Peter derzeit bumste. Das war doch immer so. Erst machte er ein Riesengeheimnis daraus und wenige Tage später kannte die halbe Stadt sogar schon Details über sein derzeitiges Sexualleben. Ich war da anders. Ich riss meine Fresse nicht auf, wenn ich mal wieder eine Schnitte im Bett hatte. Wieso sollte ich auch? Die meisten Erlebnisse konnte man als bloße One Night Stands bezeichnen, die mehr oder minder gut ausfielen und am nächsten Tag schon nicht mehr von Belang waren. Und das mit Olli war auch nichts anderes. Das mit Olli war sogar noch weniger. Das war überhaupt nichts. Ich meinte mich zwar an einen ziemlich heißen Kuss zwischen uns beiden zu erinnern, aber was bedeutete schon ein Kuss? Er hatte mir nichts bedeutet und Olli schon dreimal nicht, wie er mir unmissverständlich klargemacht hatte. Im Grunde war es tatsächlich nur eine schwule Eskapade, bedingt durch Alkohol. Nichts, worüber ich noch nachdenken musste. Trotzdem tat ich genau das. Ich dachte ständig an diese Nacht. Versuchte die anzüglichen Gespräche zu rekonstruieren, die sich zwischen uns zugetragen hatten, was allerdings hoffnungslos war. Versuchte herauszufinden, was genau einen Kuss mit einer Frau von einem mit einem Mann unterschied. Doch mein Kopf war wie leergefegt. Da war nichts mehr. Da war nur noch dieses unangenehme Ziehen im Magen, wenn ich mich an Olli erinnerte. Und die Gewissheit, dass ich so nicht weitermachen konnte mit meinem kleinen, verkackten Leben. Das letzte Wort war noch nicht gesprochen. Bevor wir uns nie wieder begegneten, brauchte ich einen reinen Tisch und wenigstens neutrale Gefühle auf beiden Seiten. Ich hasste es zu wissen, irgendwo so etwas wie einen Feind zu haben. Oder zumindest jemandem, mit dem man sich nicht sonderlich gut verstand. Also wagte ich das Unterfangen bereits wenige Tage später. Fühlte mich wie ein vollkommen Wahnsinniger, als ich alle Hotels in der Gegend per Telefon abklapperte und mich nach einem Herrn Olliver Kosunen erkundigte, weil ich keine Ahnung hatte, wo er während seines Schwedenaufenthaltes wohnte. Und jedes Mal sah ich Peter vor mir, einen hämisch grinsenden Peter, der mir eine böse, böse Behauptung ins Ohr flüsterte. "Gott, du bist sogar verknallt in den." Dieser Satz ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Und umso länger ich über ihn nachdachte, desto schwachsinniger fand ich ihn. Leider hätte das, was ich hier tat, bei einem Außenstehenden genau diese Assoziation hervorgerufen. Nein, nicht nur bei einem Außenstehenden. Sicher auch bei Olli. "Du schuldest mir noch zwei Zigaretten." Das war mein Spruch, den ich locker-lässig vortrug, als ich Olli nach einer halben Ewigkeit erreichte. Doch so locker-lässig wie ich vorgab zu sein war ich längst nicht. Im Gegenteil. Ich fürchtete, Olli könnte an das Naheliegendste denken, was mich zu diesem Anruf verleitet hatte. Verknallt. Simme und verknallt. Ich machte ja viel Scheiße mit, aber das ging zu weit. Verknallt wie ein kleines Mädchen. Absurd. Doch würde Olli das ebenso sehen? * We were never the perfect couple We were never nothin' but trouble I can't stay with you forever Baby you're the best fun that I've had * Kapitel 3: 3. Kapitel - Wild Side --------------------------------- * Irgendetwas war passiert. Frag mich nicht, was. Irgendetwas war anders. Ich hatte gesagt, dass ich dich trotz deiner Antipathien gegenüber meiner Freunde mögen könnte. Und ja, ich tat es. Ich tat es wirklich. Einfach, weil du irgendwie so...besonders warst. Ja, besonders. Du stachst aus der Masse heraus. Du warst nicht wie die anderen. Du warst wie keiner. Im Grunde wollte ich doch nur, dass du mich auch ein bisschen magst. Mehr nicht. Wir würden nie die besten Freunde werden, das wusste ich. Schon deswegen nicht, weil wir uns nie wieder sehen würden. Aber das war egal. Denn du hattest mir das gesagt, was ich hören wollte. Und mir das geschenkt, was ich haben wollte. * Er hatte sein Wort gehalten. Als ich ihn das Café betreten saß, rutschte mir beinahe das Herz in die Hose. Um ehrlich zu sein hatte ich nicht damit gerechnet, dass er aufkreuzen würde. Am Telefon klang er noch sehr genervt und es war offensichtlich, dass er mich als Störenfried betrachtete. Nicht mal eine wirkliche Zusage hatte er mir gegeben, lediglich mit einem mürrischen Brummen hatte er mich abgespeist und dann aufgelegt. Doch er war da. Schaute sich zunächst für ein paar Sekunden im Raum um, bis sein Blick schließlich an mir hängenblieb. Da er eine große, schwarze Sonnenbrille trug, konnte ich nicht ausmachen, ob sich Erkenntnis in seinen Augen ausgebreitet hatte, aber dass er nun unverzüglich auf mich zusteuerte sagte mir, dass er nicht nur durch mich hindurch gesehen hatte. Peinlich anzumerken, dass ich ein dämliches Grinsen aufgesetzt hatte, als er sich in meine Richtung gewandt hatte. Und auch jetzt wollten die blöden Mundwinkel nicht mehr in die Horizontale flutschen. Ja, natürlich freute ich mich über sein Erscheinen. Und ja, natürlich fand mein Hirn, dass er heute so richtig gut aussah. Fast noch besser als an diesem Kneipenabend. Wie machte er das? Alter, er war ein Typ und trotzdem so furchtbar makellos und zusätzlich strahlte er auch noch eine unheimliche Attraktivität aus. Wirklich, ich konnte mir nur zu gut vorstellen, dass ihm die Mädels reihenweise verfielen. Jedenfalls würden sie so lange für ihn schwärmen, bis sie sein wahres Gesicht kennengelernt hatten. Die meisten von ihnen würden ihn danach links liegen lassen. Wie gesagt, die meisten. "Hi." "Na, hallochen!" Ich merkte, dass ich nicht nur das dicke Grinsen nicht mehr losbekam, sondern auch, dass ich den Gentleman gab. Irgendwie. Ich fühlte mich so. Olli setzte sich allerdings nicht wie erwartet nach seiner kurz angebundenen Begrüßung, sondern pfriemelte aus der Tasche seiner Lederjacke mein gewünschtes Gut, um es direkt neben meine Kaffeetasse zu legen. Zwei Zigaretten. Schön. "Gut, dann mach ich mal wieder los." "Was?", protestierte ich und schüttelte ungläubig den Kopf. "Du kannst jetzt noch nicht gehen. Ich hab doch schon einen Kaffee für dich bestellt." Eigentlich rechnete ich bereits mit einem schnippischen Spruch, aber dieser blieb aus. Zwar wirkte Olli nicht sonderlich begeistert über meine Einladung, aber er sagte nichts, beschwerte sich nicht einmal, sondern nahm mir gegenüber Platz. Stumm. Ließ aber die Lederjacke an. Wirkte somit noch immer jederzeit aufbruchsbereit. Ich störte mich daran. "Jetzt zieh das Ding aus, Mann", nörgelte ich also. Olli aber blieb ganz ruhig. Seine Körpersprache blieb es. Und seine Stimme. Etwas anderes war aber sicher ziemlich gereizt. "Halt die Klappe, ich hab nicht vor, lange zu bleiben." Aha. Okay. Ja. Der Kaffee wurde vor Olli abgestellt, woraufhin dieser ziemlich mäkelig in der Tasse zu rühren begann. Machte er absichtlich, jede Wette. Um mich zu ärgern. Gott, waren wir hier im Kindergarten? "Könntest du dann wenigstens bitte die Sonnenbrille absetzen, wenn ich mit dir rede?" Das tat er. Aber äußerst ungern. Boah. Ich hätte in Zukunft nicht mehr ohne Heringsglas aus dem Haus gehen sollen. Hier schrie der nächste Kandidat danach, einen Fisch ins Gesicht zu bekommen. Nun konnte ich die Mürrischkeit Ollis exklusiv bewundern. Gefiel mir nicht. Ich wollte beinahe schon fragen, ob er die Sonnenbrille wieder aufsetzen konnte. Aber damit hätte ich mich zu einem kompletten Vollpfosten degradiert. Ja. Nun saßen wir uns gegenüber. Schlürften an unseren Tassen. Ich guckte dabei die ganze Zeit Olli an. Mit gemischten Gefühlen irgendwo in der Brust. Und mit einem Mal hatte ich keine Ahnung mehr, was ich noch mit ihm bereden wollte. Mir erschien es auf einmal blöd, nun wieder an dieses alberne morgendliche Gespräch anzuknüpfen und für reinen Tisch zu sorgen. Aber genau das hatte ich vorgehabt. Mh, vielleicht hätte ich ein paar Bier zu mir nehmen sollen, damit ich locker-flockig von der Leber weg reden konnte. Und Olli auch. Wir verstanden uns eben nur im betrunkenen Zustand. Sagte auch viel aus. "Da hast du dir ja den halben Arsch aufgerissen wegen den zwei Glimmstängeln. Mann, gib mal mehr Konzerte, damit du dir eigenes Suchtmittel beschaffen kannst." Ausgerechnet Olli tat den ersten Schritt. Aber wie er ihn tat. Nein, merkwürdigerweise klangen seine Worte gar nicht herablassend und zynisch, sondern viel mehr scherzhaft. Was war geschehen? "Ach, ich bin zu faul. Saufen und rumgammeln macht viel mehr Spaß." Meinte ich natürlich nicht ernst. Aufzutreten mit meiner Band war mein Leben. "Ja, ja...saufen, rumgammeln und bumsen. Macht mir auch mehr Spaß, wenn ich so darüber nachdenke. Aber hier greift ein Zahnrad in das andere. Stände man nicht ab und an im Rampenlicht, dürfte man auch nicht abseits der Bühne feiern wie ein Rockstar." Ich zog eine Schnute und wiegte den Kopf. "Doch, man dürfte. Wenn man es sich erlaubt, dann darf man auch." "Ja, aber dann hat man kein Geld für den ganzen Luxus." Jeder Mensch auf der ganzen Welt hätte mich für verrückt erklärt, hätte ich meine Erleichterung darüber kundgetan, dass Olli und ich wieder so normal miteinander umgingen. Ohne Anschuldigungen. Ohne ausgefahrene Krallen. Aber wir waren ja keine Tussis. Olli besaß zwar ohne Zweifel Tussi-Potenzial, aber ich wusste das wahrscheinlich ein wenig einzudämmen. Jedenfalls so lange, wie ich meine Neugierde unter Verschluss halten konnte. "Du, sag mal", setzte ich ohne groß nachzudenken an. "Sorry, dass ich jetzt noch mal darauf herumreite, aber...Peter hat doch gesagt, du seist wegen was ganz anderem aus der Band ausgestiegen und nicht wegen dem nervigen Mister London. Darf ich denn fragen, was es war?" Ich trug meine Frage höflich vor, was wollte er denn noch? Neben den Geschehnissen in meiner Geburtstagsnacht grübelte ich nämlich ständig über genau diese Sache nach. Und bei meinen Bandkollegen wollte ich keine schlechte Stimmung machen, indem ich sie über Ollis Ausstieg ausfragte. Außerdem waren diese parteiisch und verdrehten gern mal Tatsachen. Gut, bei Olli konnte ich auch nicht sicher sein, dass er mich nicht anflunkern würde. Er nahm noch einen recht kräftigen Schluck aus seiner Tasse und stellte sie dann geräuschvoll ab, während er sich die Lippen leckte und mich anschaute. "Das willst du also wissen...", murmelte er und holte tief Luft. "Okay. Ich sags dir ins Gesicht: Ich wollte mich für den Scheiß, den diese Hampelmänner verzapfen, nicht mehr hergeben." "Hä, wieso Scheiß?" "Hast du dir mal die Lyrics zu...", er dachte kurz nach, "zu Like a Sin angeguckt zum Beispiel? Das ist doch totaler Bullshit. Oder nicht?" Ich wiegte mein Haupt. Wollte Olli nicht ungnädig stimmen, aber ihm auch nicht Recht geben, denn damit hätte ich gelogen. Ich fand unsere Lyrics eigentlich ganz in Ordnung... "Na ja, wie dem auch sei: Ich wollte lieber mein eigener Herr sein. Meine eigenen Lieder schreiben. Mehr über Liebe und so, verstehst du? Und ich hatte keinen Bock, Sweets Dave 2.0 zu sein. Sie wollten im Prinzip nur einen Ersatz für ihn und ich sollte möglichst genauso singen wie er. Das ging mir auf die Nüsse. Das hab ich nicht lange mitgemacht. Und da mir die Truppe eh auf den Pisser ging, hab ich das Handtuch geworfen. Sollten sie sich doch kümmern. Na ja, wie man sieht, haben sie ja schnell einen Ersatz für mich gefunden..." Ich hatte keine Ahnung, was ich davon halten sollte. Irgendwie konnte ich Olli nicht zustimmen, dagegen sträubte sich alles in mir. Doch er erwartete auch gar keine Antwort meinerseits. Er redete einfach weiter. Schüttelte den Kopf und grinste dabei. Eindeutig hochnäsig. "Dass du dich für so einen Scheiß hergibst", meinte er und gluckste belustigt. "Aber okay...ist ja deine Sache." Er rührte in seiner Tasse herum. Schaute mich nicht mehr an. "Aber auch wenn du mit diesen Assis sympathisierst und sie gegen alle Widrigkeiten verteidigen würdest und mich in dieser verkackten Nacht gnadenlos angegraben hast, so heißt das nicht, dass ich dich nicht auch mögen könnte." Pause. "Ich glaube sogar, dass du der einzige Coole von denen bist. Ohne Mist." Was, was? Das würde ich erst einmal auf mich wirken lassen müssen. Im Moment rasten die Gedanken noch ungeordnet durch meinen wirren Schädel. Deswegen verharrte ich auch noch immer stumm auf meinem Stuhl und guckte wahrscheinlich wie das Schwein ins Uhrwerk. Bis Olli sich erhob und anscheinend aufbrechen wollte. "Also dann, viel Spaß mit den Zigaretten, teil sie dir schön ein, du armer Schlucker", meinte Olli mit dem Ansatz eines Lächelns auf den Lippen; es klang verdammt nach Abschied. "Und lass dich nicht von der Kaspertruppe einlullen. Klar?" Wie durch einen Reflex erhob ich mich ebenfalls. Stand irgendwann direkt vor Olli. Wusste gar nicht mehr, was ich tun und lassen sollte. Deswegen nickte ich einfach nur wie ein dummer Schuljunge, während ich mich selbst aufgrund meines albernen Benehmens schalt. Doch ein Nicken genügte Olli nicht. "Versprich es, Mann. Falls wir uns wiedermal über den Weg laufen sollten, will ich einen Kerl begrüßen und keine Lusche." "Versprochen." "Gut. Also, bis...irgendwann. Oder so." Damit wollte er sich vom Acker machen. Doch so kam er nicht davon. "Olli?" Ich bereute es fast, dass ich ihn am Arm festgehalten hatte. Musste an das bei ihm so verpönte Angeschwule denken. Aber dieses Mal riss er mir nicht den Kopf für diese Geste ab. Im Gegenteil. Er machte tatsächlich Halt und drehte sich zu mir um. Guckte mich fragend an. "Sag mir noch, wo du kitzlig bist." "Hä?" "Wo du kitzlig bist." Er raffte nichts. Und zum ersten Mal leuchtete das sogar mir ein. "Ich bin nicht kitzlig. Nur Jungfrauen sind kitzlig", erwiderte er irritiert. "Nee, Peter ist auch kitzlig und der ist mit Sicherheit keine Jungfrau mehr." Darauf wusste Ollis nichts mehr zu sagen. Also war ich noch einmal an der Reihe. "Gut, dann schenk mir so noch ein Lächeln. Zum Abschluss." Diesen Wunsch schien Olli merkwürdig zu finden. Zugegeben, ich fand ihn auch seltsam. Aber mir war einfach danach, noch einmal diese verkackte Sonne aufgehen zu sehen, wenn das Blondinchen lächelte. Also legte ich mich ins Zeug. Erzählte blöde Zungenbrecher und zog meine bescheuertsten Grimassen. Bis Olli es schließlich nicht mehr aushielt und gezwungenerweise zu Lachen anfing. "Du bist so bekloppt, weißt du das?" "Natürlich weiß ich das. Und ich hege und pflege meinen Vogel ganz vorbildlich." "Okay, dann mach weiter damit", meinte Olli, nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte und klopfte mir anschließend kumpelhaft auf die Schulter. "Schönes Leben noch." In seinem Gesicht war irgendetwas Warmes, nichts Abschätziges mehr. Und auch wenn er nicht mehr so breit lächelte, seine Augen strahlten noch immer. Bis sie von seiner Sonnenbrille verdeckt wurden und Olli ohne sich umzusehen an mir vorbeirauschte. "Wünsch ich dir auch", fiel es mir erst ein paar Sekunden später ein, aber da war er schon längst zur Tür hinausgegangen. ***** Das waren die besten Zigaretten meines Lebens. Eindeutig Ich genoss sie direkt hintereinander. Einfach, weil ich gleich noch einmal doppelt so süchtig nach dem Rauchen wurde, als ich den ersten Zug nahm. Es war, als hätte ich mich in himmlische Sphären gebeamt. Beinahe hätte ich gestöhnt vor Wonne. Aber dann wäre Eric neben mir sicher wachgeworden. Und Peter und Martin auf dem Rücksitz wahrscheinlich auch. Doch bei denen wusste man nicht wirklich, ob sie schliefen oder nur meditierten. Leider ging auch die leckerste Zigarette irgendwann zur Neige und während ich den Stummel zum Fenster hinauswarf, überlegte ich, meinen Dealer erneut zu konsultieren. Doch das würde ich mir nicht wagen, vermutete ich. Und wer wusste schon, ob Olli überhaupt noch in Stockholm war. Wann wollte er noch abreisen? Egal. Ich fischte mein Handy hervor. Wir würden ohnehin noch eine Weile hier stehen, vermutete ich, ehe die lustige Fahrt weiterging. Eric brauchte seinen Schönheitsschlaf (er sollte es doch nicht so ernst nehmen, als wir ihm direkt sagten, dass er heute irgendwie hässlich war) und da sich keiner von uns bereiterklärt hatte, zu fahren, blieb das Auto eben an Ort und Stelle. Wieso musste das Interview auch unbedingt in Borlänge geführt werden? Dass es dort überhaupt Menschen gab wunderte mich ohnehin. Aber ich hatte es hinzunehmen. Okay. Bedeutete, dass ich mir die Zeit mit Musik vertreiben konnte. Zum Glück hörte aufgrund der Kopfhörer niemand, wessen Liedern ich lauschen würde. Denn das hätte nur dumme Sprüche gehagelt. Ich schloss die Augen, als die ersten Gitarrenklänge einsetzten. Lehnte mich entspannt in meinem Sitz zurück. Und dann hörte ich seine Stimme. Sie hatte irgendetwas an sich, das mich faszinierte. Nein. Es faszinierte mich einfach nur, dass sie mich faszinierte. Und aus irgendeinem Grund musste ich immer an sein Lächeln denken, wenn er sang. Von Liebe. Ja, er sang wirklich oft von Liebe. Von Liebe und von unverbindlichen Abenteuern. Davon, wie schön das Leben war. Von den Trieben des Menschen. Und von Frauen. Ja, die lieben Frauen. Er schien sie genauso zu schätzen wie ich. Hatte man ja in der Kneipe gemerkt. Und Sex. Sex war für ihn auch wichtig, seinen Songs nach zu urteilen. Quatsch, Sex war für jeden wichtig. Nur wurde ich jedes Mal wenn ich diesen Lyrics lauschte schmerzlich daran erinnert, dass ich seit Wochen keinen Stich mehr gelandet hatte und mir irgendetwas in meinem Leben fehlte. Das musste geändert werden. Dringend. Nach einer Weile blinzelte ich leicht, da ich nicht vorhatte wie der Rest der Meute einzunicken. Die Sonne meinte es noch immer sehr gut mit uns und das, obwohl es bereits früher Abend war, wie mir mein Handy verriet, nachdem ich es befragt hatte. Leicht bewegte ich mich, versuchte mich aufzusetzen und durch irgendeinen dummen Zufall fiel dabei mein Blick in den Rückspiegel und blieb prompt kleben. Zwar hatte ich eben ein paar unscheinbare Geräusche wahrgenommen, als eine kleine Pause zwischen den Liedern entstanden war, aber erst jetzt konnte ich mit Sicherheit sagen, dass Peter und Martin nicht schliefen. Nein, sie waren sogar putzmunter, besonders Peter, dessen untere Körperhälfte ich dabei beobachten konnte, wie sie immer weiter entblößt wurde. Er hatte auch wahrlich leichtes Spiel, trug er wie so oft keine Unterwäsche und über dem Nichts lediglich einen knappen Rock, den man nur hochzuschieben brauchte, um nackte Tatsachen zu erhalten. So handhabte er es auch heute. Und ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen, als sein vollends erigiertes Genital im Spiegel gezeigt wurde und er zu allem Überfluss auch noch anfing, sich selbst etwas zu streicheln. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Klar, Peter schien frei von jeglichem Schamgefühl zu sein und wir hatten ihn bereits häufiger beim Masturbieren im Backstageraum erwischt, aber sich hier im Auto einen runterzuholen, obwohl die ganze Mannschaft versammelt war und jeden Moment aufwachen konnte war dann doch ein starkes Stück, wie ich fand. Doch egal, wie abstoßend ich die Begebenheit fand, sie begann mich nun langsam aber sicher auf eine merkwürdige Art und Weise zu interessieren. Denn es dauerte nicht lange, bis eine rechte Hand auf der Bildfläche erschien, die ganz sicher nicht zu Peter gehörte, denn der besaß keine drei Arme, soweit ich wusste. Aber vielleicht hatte er ja während ich die Augen geschlossen hatte mit Radioaktivität gespielt. Man wusste es nicht. Und im Moment kümmerte ich mich ohnehin um ganz andere Dinge. Zum Beispiel um die Hand, die nur einem gehören konnte. Martin. Peter und Martin. Das war die letzte Konstellation, die ich für menschenmöglich gehalten hatte. Martin, der sich sonst immer gegen jegliche schwule Spielchen zur Wehr gesetzt hatte und stets den strengen Hetero gab. Unser Martin, der seit Jahren verheiratet war und wirkte wie ein Ehemann aus dem Bilderbuch. Dieser Martin hatte gerade Peters Schwanz in der Hand und wedelte dem anderen mächtig einen von der Palme. Obwohl Peter sein Gestöhn eindeutig zu unterdrücken versuchte, übertönte es Ollis Stimme in meinem Ohr bei weitem. Und die Lautstärke schwoll erst so richtig an, als das Treiben da hinten noch bunter wurde. Beinahe hätte ich fassungslos aufgelacht. Jetzt hatte sich Martins Haarschopf vor Peters Ständer geschoben und man musste wahrlich kein Hellseher sein, um zu erahnen, was er mit unserem Bassblondinchen veranstaltete. Alter Verwalter. Der blies Peter mitten im Auto und die beiden waren so beschäftigt damit, dass sie gar nicht merkten, wie ich sie die ganze Zeit beobachtete! Am liebsten hätte ich meinen Blick angewandt, aber das konnte ich nicht. Nein, das hier war zu sensationell, um wegzuschauen. Und dabei Ollis Lieder zu hören gestaltete die ganze Sache noch etwas pikanter. Schließlich sang mir diese angenehme Stimme gerade etwas von einem sexual Voodoo vor, was hätte passender nicht sein können. Die Situation schien einfach nur zu des Wahnsinns fetter Beute mutiert zu sein. Und meine Gedanken machten sich zudem langsam aber sicher selbstständig. Bald würden sie sicher ein Einkommen mit ihrem Gewerbe erzielen. Manchmal, wenn Martin sich die Haare nach hinten strich, konnte ich sehen, wie er seine Lippen über Peters Schwanz gestülpt hatte. Und dann fing ich an zu fantasieren. Da waren plötzlich Bilder von Olli, von seinen langen, blonden Haaren, die ihm nach vorne fielen, wann immer er sich über meinen Schoß beugte. Es waren seine Lippen, die da zugange waren und es war mein Schwanz, der gerade oral verwöhnt wurde. Diese Vorstellung genügte, um ein Kribbeln durch meinen ganzen Körper zu jagen. Alles in und an mir schien weich zu werden, angefangen von den Händen bis hin zu meinen Knien, die sich selbst im Sitzen anfühlten wie aus Pudding gemacht. Alles wurde weich, umso länger ich mir diesen irren Film fuhr. Alles, bis auf meinen Schwanz. Dieser hatte bereits jetzt viel zu wenig Platz in der Hose und das nur, weil ich wusste, dass Ollis Mund sehr talentiert war. "Und blasen kann der, das glaubst du gar nicht. Deep Throat ist nichts, was man einfach so aus dem Ärmel schüttelt." Keine Frage: Ich wollte ihn. Ich wollte ihn hier und ich wollte ihn jetzt. Ich wollte, dass er mich zum Orgasmus brachte, ich wollte, dass ihm mein ganzer Saft über die Lippen perlte, weil ich nur wegen ihm so schrecklich hart gekommen war. Das war alles, an was ich derzeit noch denken konnte. Aber mit Peters offensichtlichem Höhepunkt war auch der Spuk in meinem Kopf vorbei und ich blieb irgendwie benommen zurück. Allerdings hatte ich eine Sekunde zu lange in den Spiegel gesehen und plötzlich traf sich Martins Blick mit meinem. Wahrscheinlich war dies die einzige Situation in meinem gesamten bisherigen Leben, in der ich jemals errötet war. * Baby I'm the liar and you haven't got one clue, What if I'm the teacher and I tell you that it's true, Everybody in this sick world is just about the same, With a personality for pleasure and the pain * Kapitel 4: 4. Kapitel - Back to Paradise ---------------------------------------- * Ich hatte versucht, dir zu entkommen. Doch du folgtest mir auf Schritt und Tritt. Du warst immer da, immer dann, wenn ich dich am wenigsten brauchte. Und wenn ich dich am wenigsten wollte. Man öffnete mir die Augen. Klemmte mir Streichölzer zwischen die Lider. Ich hasste und genoss es gleichermaßen. Aber es half mir, es einzusehen. Nur machte es mir das auch nicht leichter. Im Gegenteil. Scheiße, war ich bescheuert. * Ich spürte sie regelrecht. Die Decke, die mir auf den Kopf fiel. So konnte das unmöglich weitergehen. Wann immer ich ein Wochenende zu Hause verbrachte, fühlte ich mich wie ein gefangenes Tier in meinen eigenen vier Wänden. Ich brauchte die Feierei irgendwie, ich liebte die Discos dieser Stadt (auch wenn mir die Musik und das Lichterspiel bereits nach wenigen Minuten auf die Nerven gingen), ich liebte den Alk und ich liebte es natürlich auch, Frauen abzuchecken und mir eine zu angeln. Wie schon einmal erwähnt, ich war seit Ewigkeiten nicht mehr in den Genuss eines unverbindlichen Abenteuers gekommen. Wahrscheinlich war ich auch genau deswegen so verzweifelt in meiner Geburtstagsnacht gewesen und hätte Olli ohne weiteres gefickt. Hier musste was getan werden. Sonst machte mein Notstand mich wirklich noch schwul, wenn es denn die Widrigkeiten, merkwürdigen Zufälle und perversen Bandkollegen nicht schafften. "Kommst du mit ins Shoxx heute Abend? Will nicht wieder alleine lossteppen." Die Frage richtete sich an Peter, der neben mir auf der Couch saß, da er sich mal wieder selbst eingeladen hatte. Dumm nur, dass wir uns wie ein altes Ehepaar nichts zu erzählen hatten und jeder stumm auf seinem Handy rumtippte. Bis ich das Schweigen eben unterbrach. Er guckte mich an, als hätte ich wissen wollen, ob er nicht aus dem Fenster springen mag. "Nee", meinte er schließlich. "Ich geh schon mit Martin ins Pink Spider." "Was? Ins Pink Spider?" "Du hast es erfasst." Ich sagte gar nichts mehr. Dafür wurde Peter nun immer gesprächiger. "Kannst ja mitkommen." "Ins Pink Spider?", hakte ich entsetzt nach. "Bist du verrückt geworden? Es sei denn, es ist kein Gayclub mehr." "Doch, ist es immer noch." "Nee, danke." Peter aber brillierte mit einem dicken, fetten Grinsen im Gesicht, das nichts Gutes verhieß, wie immer. "Spätestens seit der Aktion gestern glaube ich aber schon, dass das Pink Spider genau das richtige Umfeld für dich ist." Dazu wackelte er blöd mit den Augenbrauen, so wie ich es auch manchmal tat, wenn ich irgendeine spitze Bemerkung von mir gegeben hatte. Ich hätte Patent darauf anmelden sollen, aber nun war es ohnehin zu spät. Und selbstverständlich ritt Peter nun wieder auf der Sache mit dem Auto herum. Insgeheim hatte ich gehofft, er würde es auf sich beruhen lassen, aber nein, es musste mir armem Schwein ja mindestens noch einmal dick aufs Butterbrot geschmiert werden. Doch ich zog den Schwanz nicht ein. Ich schmierte zurück. Und das ganz gewaltig. "Boah ey, was kann ich dafür, wenn ich mich gerade einen halben Meter entfernt von dir befinde und du plötzlich notgeil wirst? Das bekommt man einfach mit, Mann." "Eric hat auch nichts mitbekommen. Der hat brav geschlafen. Hättest du auch tun können." "Klimper nicht so doof mit den Wimpern, sonst schneide ich sie dir ab und deinen Pimmel gleich mit." "Du bist aber gereizt heute", wiegte Peter den Kopf, ließ sich von meiner Drohung keineswegs beeindrucken. "Du brauchst dringend einen Fick. Scheinst ja gestern nicht satt geworden zu sein vom Zugucken." "Nein, weil ich mental gekotzt habe." "Ach, komm, du warst doch nur neidisch, weil du nicht in den Genuss von Martins Qualitäten gekommen bist. Olli war wohl doch ziemlich schlecht, was?" "Ich. Hatte. Nichts. Mit. Olli. Und ich bin auch nicht schwul. Kapisch?" Wie deutlich musste ich mich denn noch ausdrücken, bis Peter endlich kapierte, dass es Menschen gab, die sich nicht alle zehn Finger nach Männern leckten, nur weil er es tat? Männer waren einfach nicht meine Liga. Die Fantasie im Auto war einfach nur ein Produkt meiner Geilheit. Wenn man aufhörte zu denken dann driftete man schon mal in Dinge ab, die man im normalen Zustand absolut widerwärtig fand. Egal, was zählte war nur, dass Peter nicht in meinen Kopf gucken konnte, denn so würde er niemals erfahren, was ich mir Böses mit Olli vorgestellt hatte. Das wäre mein Untergang gewesen. Ganz sicher. "Also, kommst du nun mit ins Pink Spider?" Ich brummte nur vor mich hin, was genauso gut ein Ja sowie ein Nein bedeuten konnte. Ich wusste es doch selbst nicht. "Klar kommst du mit!", rief Peter aus und schlug mir mit der flachen Hand aufs Kreuz, sodass ich fast vom Schemel fiel. "Es wird dir gefallen, jede Wette." "Gut, dann wette ich dagegen", warf ich entschlossen ein. "Sollte es mir nicht gefallen, krieg ich fünfzig Kronen von dir. Damit ich mir wiedermal ein paar Kippen kaufen kann." "Wird eh nicht eintreten", meinte Peter unbekümmert. "Du steckst schon so tief im schwulen Sumpf fest, dass dir nur noch die Augen geöffnet werden müssen. Und es wird Zeit, dass du diesen doofen Olli aus dem Kopf bekommst. Denkst du immer noch an den Loser?" Ja, natürlich, ich denke daran, wie er mir einen bläst. "Der ist mir so was von egal", erwiderte ich stur, obwohl das überhaupt nicht stimmte. "Ja, klar", verdrehte Peter die Augen, selbstverständlich glaubte er mir nicht, ich glaubte mir ja selbst nicht mal. "Aber heute Nacht wird sich dir das wahre Leben offenbaren. Mach dich bereit, geiler Hengst." Skeptisch verzog ich das Gesicht. Na gut, ehe ich wieder alleine in irgendeinem Club versumpfen, mich erneut an einem Blondchen festklammern und es irgendwie auch noch abschleppen würde, fügte ich mich eben in das Schicksal, das den Namen Pink Spider trug. Ich würde schon lebend rauskommen, redete ich mir ein. Schwule waren schließlich auch nur Menschen und der Umgang mit ihnen war mir seit Peter sehr vertraut. "Also schön", seufzte ich. "Begebe ich mich eben in die Höhle des Löwen." Peter schüttelte jedoch nur schmunzelnd den Kopf. "In die Höhle des Einhorn", korrigierte er. Doch ich hörte schon gar nicht mehr drauf, sondern bereitete mich mental auf den Abend vor. Aber auf eine gewisse Sache konnte ich mich nicht einrichten, denn Peter hatte sie mir ganz gemein verschwiegen. ***** Die Frage kreiste noch immer über mir wie ein Aasgeier. Und egal, wie lange ich auf die Aufkleber starrte, die in allen Farben und Mustern vertreten zu sein schienen, ich konnte damit nichts anfangen. Doch ich war dazu angehalten worden, mir einen auszusuchen. Na prima. Gab es hier etwa so etwas wie einen geheimen Code, in den Peter mich nicht eingewiesen hatte? Irgendeine Geheimsprache? Etwas anderes konnte ich mir bald nicht vorstellen. Glücklicherweise tauchten nun Martin und Peter hinter mir auf und verlangten sich zielgerichtet jeweils einen Aufkleber. Irritiert beobachtete ich sie dabei, stellte fest, dass Peter sich seinen weißen Aufkleber, der nicht wie so ziemlich alle anderen aus Papier bestand sondern aus so etwas wie Samt, auf die rechte Seite klebte, Martin sich seinen apricotfarbenen hingegen auf die linke. "Hallo...? Könntet ihr mir mal sagen, was die Dinger bedeuten sollen?" Peter lachte auf. "Das sind Hanky Codes, du Dummchen." "Und was ist das?" Nun lachte sogar Martin. Martin, von dem ich noch immer nicht glauben konnte, dass er ans andere Ufer gewechselt war. Zeitweise oder komplett. Wer wusste das schon. "Die Aufkleber sagen den anderen Gästen ohne Worte, was du willst oder was du suchst", erklärte der Gitarrist. "Aha, und welchen nehme ich, wenn ich gar nichts will?" Peter griff unverzüglich nach einem blauen Aufkleber, den er mir auf die linke Seite pappte. "Und das bedeutet jetzt, dass ich in Ruhe gelassen werden will?", hakte ich skeptisch nach, Peter aber nickte nur vollkommen selbstsicher. "Na gut. Aber hattest du nicht mal irgendwas gesagt von wegen, blau wäre ne schwule Farbe?" "Nur im Aserbaidschan", korrigierte mich das Bassblondinchen, legte mir eine Hand auf den Rücken und schob mich bestimmt in das Getümmel. Irgendwie fühlte ich mich plötzlich nicht mehr so wirklich wohl in meiner Haut. Irgendwie kam ich mir entblößt vor. Keine Ahnung wieso. Man konnte es sich nicht geben, Martin und Peter beim Tanzen zu beobachten. Das Ganze war eine einzige anzügliche Show und sah mir eher nach Trockenficken aus. Schon nach wenigen Minuten hatte ich mich an die Bar gerettet und ließ mich langsam aber sicher volllaufen, während meine Blicke immer wieder über die oft ziemlich exzentrisch gekleideten und gestylten Besucher glitten. "Oh Gott, lauter Peters", murmelte ich vor mich hin und fühlte mich mit einem Mal gleich noch einen Zacken männlicher, als es sonst der Fall war. Vielleicht lag das daran, dass die anderen Typen, die an der Bar saßen, übertrieben die Beine übereinandergeschlagen hatten und auf ihren Schemeln hockten, als hätten sie einen Stock im Arsch gehabt. Okay, das konnte sogar stimmen, es gab ja die verrücktesten Spielzeuge. Nur ich lümmelte mehr auf dem Tresen, als dass ich aufrecht auf dem Hocker thronte wie die ganzen Vollpfosten um mich herum, die so ziemlich alle Klischees über Schwule bedienten. Lediglich dieses blonde Trio da drüben benahm sich noch einigermaßen normal. Und es trug auch keine rosa Shirts mit 'Fuck me, I'm a unicorn"-Aufdruck kombiniert mit viel zu engen kurzen Hosen, sondern richtig coole Sleazeklamotten. Abgeranzte Shirts und Tanktops trafen auf Leggings mit Streifen oder Tierprint, welche in schicken Cowboystiefeln steckten. Im Grunde sahen die drei aus wie Peter, nur besser. Ha, das hätte ich ihm jetzt am liebsten an den Kopf werfen wollen. Der hätte sich schwarz geärgert. Doch Peter war ja mit Martin beschäftigt. Mit seinem Honey. Und ich beguckte mir lieber die drei Blonden, als mir die Peinlichkeit reinzuziehen, die sich auf der Tanzfläche abspielte. Außerdem produzierte mein olles Gehirn jedes Mal, wenn Martin seine Hände über Peters Seite gleiten ließ, gleich wieder obszöne, knieschwächende Bilder von Olli. Gut, der Alkohol machte sich also bemerkbar. Bald würde ich wieder schwul werden, dachte ich voller Sorge. Andere mutierten zu Werwölfen bei Vollmond, ich mutierte zu einem Homosexuellen bei Alkohol. Wahrscheinlich hatte ich das lustige Trio zu lange und auch zu unverhohlen angestarrt, denn plötzlich guckten mir drei wunderschöne, schwarz umrandete Augenpaare entgegen und drei ebenso schöne Gesichter begannen fast gleichzeitig zu schmunzeln. Dann kam die Meute auch schon auf mich zu. Verdammt, Simme, was hast du getan? Du hast falsche Signale ausgesandt. Aber sie können dir gar nichts. Du hast den blauen Aufkleber. Du hast den blauen Aufkleber... Sie kreisten mich ein. Besser gesagt: Sie nahmen mich in ihre Mitte, da zufälligerweise links und rechts von mir noch Hocker frei war. Ich versuchte, nicht darauf einzugehen. Aber das fiel schwer. Denn von der linken Seite streckte sich mir die erste Hand entgegen und das Ganze wurde mit den Worten "Hey, ich bin Rock" ergänzt. Widerwillig ergriff ich seine Hand, die sich überraschend zart anfühlte, fast schon wie die einer Frau. Selbstverständlich musste ich daraufhin noch die Hände der beiden anderen schütteln, die sich mir grinsend als Izzy und Kelii vorstellten. Natürlich beguckte ich sie mir dabei noch einmal gründlich. Am liebsten hätte ich gewusst, ob die drei wirklich Drillinge waren oder ob man sie in einem Labor erschaffen hatte. Schließlich wirkten ihre Gesichter und auch der ganze Rest viel zu perfekt, um aus einem Mutterleib gekommen zu sein. Doch diese Frage hätte nur noch mehr Interesse bekundet. Ich musste mir meine Neugierde also verkneifen. Besser gesagt: Ich musste nun zusehen, dass ich mir die Typen von Backe machte, ehe sie noch dachten, dass sie bei mir einen Stich landen konnten. Eine Weile lang saßen wir nur da, rauchten, tranken und schwiegen uns an. War meine volle Absicht, denn ich hoffte, ich könnte sie auf diese Art und Weise loswerden. Doch nichts da. Sie belagerten mich wie eine Ritterburg. Oder so. Also musste ich zu anderen Mitteln greifen, um meine Einsamkeit wiederzuerlangen. "Blau", sagte ich deswegen gelangweilt wie aus dem Nichts. "Mhmh", nickte der Typ, der sich mir als Kelii vorgestellt hatte und deutete auf seine rechte Seite, wo ebenfalls ein blauer Aufkleber prangte. "Topf und Deckel, würde ich sagen." Ich zog die Augenbrauen zusammen, nachdem ich den blauen Aufkleber an allen drei entdeckt hatte. Irgendetwas wurde hier gespielt. Irgendein sehr mieses Spiel, so kam es mir vor. Und ich würde herausfinden, welches. "Blau bedeutet doch aber 'nicht interessiert'", stellte ich überzeugt klar, erntete aber nur schallendes Lachen seitens des Blondinchentrios. "Nee, du, blau links bedeutet 'ficken'", wurde ich schließlich unter anhaltendem Gekicher aufgeklärt. "Und blau rechts bedeutet 'will gefickt werden'." Was? Wenn das wirklich stimmte, dann...würde Peter heute noch seinen Kopf verlieren. Darauf konnte er Gift nehmen. Das hatte er absichtlich gemacht, jede Wette. Dieses Miststück. "Oh, Simme, gleich drei solche süßen Schnecken, kriegen wir auch was ab?" Ha, Peter. Wenn man an den Teufel dachte. Dass der sich noch in meine Nähe traute. Konnte er denn noch nicht ahnen, dass ich sein fieses Spielchen durchschaut hatte? Oder war er tatsächlich so masochistisch, dass er sich an meiner Rache nicht störte? Wie dem auch sei - er und Martin hatten offensichtlich ihr Trockenficken beendet und wollten zu richtigem Ficken übergehen. Doch speziell Peter würde erst das Leben ficken, bevor ihn ein Schwanz fickte. Dafür würde ich sorgen. "Du bescheuerter Kunde!", zischte ich ihn an, nachdem ich meinen Arsch vom Barhocker geschoben hatte und ihn sogar am Kragen gepackt hatte, um ihn ein Stück von den Blondinen wegzuziehen. "Du hast mich verarscht! Und jetzt sag nicht, dass du nicht gewusst hast, was blau links bedeutet." Doch Peter ließ sich wie üblich nicht einschüchtern. Im Gegenteil: Er verdrehte sogar noch die Augen, trotzdem ich ihn am Haken hatte. "Komm mal wieder runter", versuchte er mich zu beschwichtigen und inzwischen hatte sich auch Martin genähert, um seinem Honigpups Rückendeckung zu bieten. "Ich wollte deinem Glück nur ein bisschen nachhelfen. Und so wie es aussieht, hatte ich Erfolg." "Einen Scheiß hattest du." Mit einem Ruck ließ ich Peter los. Ich war zwar sauer, aber man schlug ja keine Mädchen, wie ich beigebracht bekommen hatte. Peter trollte sich samt Martin, der mich noch immer so durchdringend anschaute, zurück an die Bar und somit auch zu dem Trio, das allerdings nur mir abwartende Blicke zuwarf. Ich weiß selbst nicht, was mich dazu verleitet hatte, den Blondinen wieder Gesellschaft zu leisten, aber irgendwann fand ich mich auf meinem angestammten Hocker wieder und orderte mir vor lauter Ärger einen Whisky. Trank diesen in hastigen Zügen, während die fünf Verrückten sich förmlich auf mich zu stürzen schienen. Speziell Peter. Er hatte noch immer nicht genug von meiner schlechten Laune, so wirkte es. Nun hatte er sich neben mir eingefunden und sich ganz weit zu mir rübergelehnt, sodass er mir seinen sich unangenehm anfühlenden Atem ins Ohr hauchen konnte. Und nicht nur diesen. "Mach dir die Schnecken klar, bevor sie das Interesse verlieren. Ich glaube, die reiten dich wie der Teufel. Lass dir die Chance nicht entgehen. Sei ein Mann, Simme. Du willst es doch." "Wird das jetzt hier eine Hypnosestunde oder was?", gab ich gereizt zurück, aber als ich Peter erzürnt anschaute, blickte mir nur ein vollkommen unschuldiges Gesichtchen entgegen. Dann verschwand er mit Martin an der Hand wieder im Getümmel und warf mich den Hyänen somit förmlich zum Fraß vor. "Hey, Sweetie, ich hab Appetit." "Mh, ich auch." "Und ich erst." Sie umkreisten mich. Alle drei. Schoben ihre Hände lasziv über meinen Rücken. Unter mein Shirt. Kurz nur. Damit auch ich Appetit bekam, wahrscheinlich. Und wenn ich mir die jungen, hübschen Dinger genauer anschaute, zuckte schon was zwischen meinen Beinen, musste ich zugeben. Femininer Schönheit konnte ich eben einfach nicht so leicht widerstehen. Mit Alkohol im Blut erst recht nicht. Ich spielte schließlich tatsächlich mit dem Gedanken, mir einen der drei auszusuchen, um ihn mit zu mir zu nehmen, schüttelte allerdings den Kopf über mich selbst. Doch wahrscheinlich war ich einfach nur ein Mann wie jeder andere auch, dessen gesteckte Grenzen ganz schnell verschwammen, wenn der Richtige oder auch die Richtigen hinter einem standen und einen offensichtlich begehrten. Das war es nämlich, was mich heiß machte. Die Gewissheit, dass alle drei scharf auf mich waren. Doch auch wenn ich mich dazu hinreißen lassen würde, mir eine geile Nacht mit einem der Schneckchen zu machen - ich hätte mich nie im Leben für eines entscheiden können. Sie sahen alle ziemlich gut aus und ähnelten sich verdammt. Ich hätte ein Streichholz ziehen oder Enemenemu machen müssen, um eine Wahl zu treffen. Und das erschien mir dann doch irgendwie blöd. Zumal ich noch immer nicht so richtig wusste, was ich wollte. Mit ein paar weiteren Gläsern Whiskey wäre meine Hemmschwelle sicherlich so weit gesunken, dass ich sie am liebsten alle drei gleichzeitig vernascht hätte. "Sorry, aber ich hab keine Ahnung, wen von euch ich mitnehmen sollte", stellte ich also klar und hoffte irgendwie, dass die ganze Angelegenheit damit vom Tisch war und ich mir keine Gedanken mehr über die Sache machen musste. Doch Pustekuchen. Die drei Früchtchen standen direkt vor mir, als ich mich auf dem Barhocker herumgedreht hatte. Ihre Augen sprachen dieselbe unschuldige Sprache, die auch Peter beherrschte. Aber dahinter saß der Teufel und stiftete sie zu bitterbösen Taten an, wie ich nun erfuhr. "Wer sagt denn, dass du dich entscheiden sollst?", meinte der eine, dessen Namen ich allerdings längst wieder vergessen hatte. "Uns bekommt man ohnehin nur im Dreierpack." Und an seine Kumpanen gewandt, die bereits ziemlich dreckig grinsten, sagte er: "Nicht wahr, wir teilen alles brüderlich?" Sie nickten. Alle drei. Und sie guckten mich abwartend an. "Du bekommst also drei enge, kleine Ärsche. Gratis und unverbindlich. Wenn du dieses Angebot abschlägst, ist dir nicht mehr zu helfen." Mir klappte die Kinnlade hinunter. Ich guckte sicher wie das Schwein ins Uhrwerk. Noch nie in meinem ganzen bisherigen Leben war mir etwas Derartiges untergekommen. Ich glaubte, solche Dinge existierten tatsächlich nur in der Welt hinter dem Regenbogen. War ich denn wirklich so geil und unwiderstehlich, dass gleich drei Typen hinter meinem Schwanz her waren? Ich würde sie bitter enttäuschen, überlegte ich, denn ich hatte keinerlei Erfahrungen mit Männern. Sollte ich ihnen das mitteilen? Oder einfach die Fresse halten und die Mäuschen machen lassen, die offensichtlich allesamt schon viel mit schwulem Sex am Hut hatten? Ich entschied mich dazu, mein Denken einzustellen. So zu tun, als hätte ich sonstwieviele Promille im Blut. Und es einfach auf mich zukommen zu lassen. Das war tatsächlich ein Angebot, das man nicht ausschlagen konnte, selbst nicht, wenn man der Hetero vom Dienst war. Die Vorzüge von Analsex waren bekannt und auch ich wollte unbedingt mal einen Arsch ficken, weil dies für viele Männer das Paradies zu sein schien. Ob die Ärsche nun zu Männern oder zu Frauen gehörten war meinem Schwanz sicher egal. Und meinem Kopf auch, wenn ich es ihm befahl. Hoffte ich. ***** Ich war gefangen. Auch wenn ich es gewollt hätte, es gab kein Zurück mehr. Seitdem die Tür sich hinter uns geschlossen hatte und diese drei Teufel in Engelsgestalt mich auf das große Bett gedrängt hatten, gehörte ich ihnen. War ihr Spielzeug. Das Zimmer war schlicht und spartanisch eingerichtet, an der Wand hing lediglich eine kleine Vorrichtung, die offensichtlich Kondome und Gleitgel enthielt. Sonst befand sich hier drin wirklich nichts als das Bett und die Gewissheit, dass hierauf sicher schon hunderte von Kerlen ihr Unwesen getrieben hatten. Ich wäre dann der Hunderteinte gewesen. Und ich bereute es auf eine Art, dass das lustige Trio mich in diese geheimen Räumlichkeiten entführt hatte und wir nicht einfach zu mir gegangen waren. Auf der anderen Seite wollte ich meine arme Wohnung nicht für solche arg hemmungslosen Sexpartys missbrauchen. Mit Olli, das wäre ja noch gegangen, aber drei derartige Wildsäue hätten mir sicher die ganze Bude zerlegt. Olli. Wie konnte ich noch an Olli denken, jetzt, wo ich auf dem Bett lag und mir eine heiße Stripshow hoch drei geboten wurde? Da hätte kein Olli der Welt mithalten können. Das war besser als alles andere. Nur drei Frauen hätten das Ganze getoppt. Aber drei Frauen bekam man selten. Drei Männer sicher auch. Ich holte tief Luft. Sie waren über mir. Halbnackt. Trugen nur noch ihre knappen, roten Tangas. Fassten mich an. Leckten mich ab. Zogen mir die Hosen aus. Bliesen mich schließlich abwechselnd. Drei Zungen, die an meinem Teil auf und ab fuhren. Das war eindeutig mehr, als ich ertragen konnte. Das trieb mich in den Wahnsinn. In den süßen, süßen Wahnsinn. Die Lust schien meinen Körper vollends zusammenzudrücken. Sie waren einfach so gut, zu gut. Saugten mich geräuschvoll aus, einer nach dem anderen, bis ich kaum noch atmen konnte. Bis selbst ich, der sich sonst immer zurückhielt, heiser aufstöhnte und sich wie ein Tier auf der Matratze windete. Mein Denkzentrum hatte sich wie gewünscht komplett eingestellt und ich hielt es kaum aus, dass sie irgendwann von mir abließen. "Na, wer darf zuerst ran?", fragte einer keck in die Runde. "Izzy darf, weil er bald Geburtstag hat", erwiderte der Nächste und daraufhin befreite sich der Angesprochene von seinem Höschen und entblößte seinen perfekten Arsch somit direkt vor meiner Nase. "Los, mach mich feucht", wurde ich angewiesen, nachdem ich nur ziemlich dumm und mit verschleiertem Blick aus der Wäsche geguckt hatte. "Du musst mich schon vorbereiten, trocken kann ich dein krasses Ding nicht reiten." "Aber..." Damit hätte ich nun nicht gerechnet. Ich sollte aktiv werden? Dabei wollte ich mich doch einfach nur ein bisschen verwöhnen lassen, ohne selbst einen Finger krumm zu machen. Außerdem hatte ich keine Ahnung, wie ich mit einem Hintern umzugehen hatte. Schön, dass ich gerade derartig in die Bredouille geriet. "Mach schon", stimmten nun auch die Brüder ein; Izzy hatte sich mittlerweile über mich gehockt, allerdings so, dass ich noch immer seine Rückseite im Blickfeld hatte; Sixtynine, oh wie fein. "Izzylein wird superscharf, wenn man ihm das Loch mit der Zunge vögelt. Dann geht der ab wie ein Zäpfchen." Wurde ich denn auch mal gefragt, ob ich das überhaupt tun wollte? Nein, allen Anscheins nach nicht. Zögerlich legte ich meine Hände an seine Hüften, woraufhin der andere mir gleich gierig seinen Arsch ins Gesicht drückte. "Los!", feuerte er mich noch einmal eindringlich an. "Wo ich dich da draußen gesehen hatte, dachte ich erst, du bist so einer, der sich nimmt, was er braucht. Der einen fix und fertig macht. Ey, ich will von einem Mann gefickt werden und nicht von einer Lusche!" Ein bestätigendes Grölen schallte durch den Raum. Und ein kurzer Gedankenblitz raste angestachelt von diesen deutlichen Worten durch meinen Kopf. "Falls wir uns wiedermal über den Weg laufen sollten, will ich einen Kerl begrüßen und keine Lusche." Olli wollte auch einen Kerl. Einen Kerl, der ihm das gab, was er brauchte. Und ich hätte es ihm gegeben, um jeden Preis. Ich hätte ihn in den Wahnsinn getrieben. Ich hätte ihm gezeigt, wie sehr er mich in Wahrheit wollte. Ich hätte es ihm so gemacht, dass er vor Lust nur noch hätte schreien können. Ich hätte ihm alles gegeben. Doch ich konnte es nicht. Denn der Arsch vor meiner Nase gehörte nicht ihm. Lediglich in meiner Fantasie war es Olli, den ich nun gierig zu lecken begann und der sich unter meinen Verwöhnungen erregt aufbäumte. Keuchend, knurrend und stöhnend. "Gibs unserem Bruder, dem verdammten Luder!", hörte ich die anderen rufen, aber um ehrlich zu sein gab ich gerade einen Scheiß darauf. Für mich war es nicht ihr Bruder, den ich an die Grenzen der Beherrschung trieb. Für mich war es nicht eines dieser kleinen perversen Fickstücke, dass sich mir gerade eben erst förmlich an den Hals geworfen hatte. Es war der von mir begehrte Arsch, in den ich wenig später meine pralle Härte schieben durfte. Meine ganze verdammte Welt stand Kopf in diesem Augenblick. Dieses Gefühl, diese Enge, es war das Beste, was ich je erlebt hatte. Ich wollte mehr, wollte tiefer hinein, wollte, dass der Typ mich endlich ganz in sich aufnahm, was nach kurzer Zeit auch passierte, weil er das Gleiche wie ich auch wollte. Es ging nicht lange. Und zunächst war es mir ein wenig unangenehm, dass ich nicht länger konnte. Aber das lustige Trio verbuchte meinen viel zu frühen Orgasmus als Erfolg und nahm es als Kompliment für seine Sexkünste. Zum Glück waren meine Fantasien sicher in meinem Kopf aufbewahrt; hätten sie gewusst, dass ich an einen anderen gedacht hätte, während Izzy meinen Stängel ritt, wären sie sicher ausgerastet. Izzy hatte sich neben mich auf die Matratze geschmissen, lag nun auf dem Bauch und wirkte vollkommen fertig mit sich und der Welt. Ich konnte dasselbe von mir behaupten, um ehrlich zu sein. Doch wie so oft wurde ich nicht nach meiner Meinung gefragt. Schließlich hatten mich die Drillinge zu ihrem Spielzeug auserkoren, zu ihrem lebenden Dildo. Zu ihrem Schwanz. "So, Kelii ist dran", meinte der eine, der sich mir wahrscheinlich als Rock vorgestellt hatte und half seinem Bruder bereits dabei, das letzte Kleidungsstück vom Körper zu streifen. Ich bekam plötzlich ganz große Augen, als man mir meinen armen Prügel schon wieder hart massierte, um ihn zu einer erneuten Erektion zu zwingen. Einer Erektion für den zweiten Arsch. "Wie wärs erst mal mit einer kleinen Verschnaufpause?", warf ich ein, wurde aber zugleich belächelt. "Du wolltest uns alle drei, also musst du uns jetzt auch alle drei nehmen." Na super. Wussten sie denn nicht, dass man als Mann seine Zeit brauchte, um sich zu regenerieren? Sie waren doch selber Kerle, das sah ich an ihren Schwänzen, an ihren zugegebenermaßen ziemlich harten Schwänzen. Ich konnte mir schon vorstellen, dass sie rangelassen werden wollten, aber ich war doch auch nur ein Mensch, Mann. Ein Mensch, der Unmenschliches leisten sollte. Na gut, im Grunde hatte ich nichts einzuwenden, noch zweimal in diese heiße Enge eingeführt zu werden und dabei eine Show geboten zu bekommen, die jeden Lapdancer hätte alt aussehen lassen. Da ich ohnehin keine andere Wahl hatte, ließ ich die Jungs ihr Glück mit mir und meinem Schwanz versuchen. Doch ich schwor mir, mich nie wieder einen Dreier oder gar einen Vierer einzulassen. Denn das grenzte schon fast an Fließbandarbeit. ***** "Woohoo, woohoo!" Man begrüßte mich wie das Wunder von Bern. Oder zumindest wie einen Athleten, der gerade die Goldmedaille geholt hatte. Okay, so fühlte ich mich irgendwie auch. Mächtig Sport getrieben hatte ich in der letzten Stunde. Ich hatte sicher vier Kilo abgenommen oder vier Kilo Muskeln angesetzt. Nun könnte ich endlich mit Olli mithalten, meinte ich. Der besaß seine Muckies bestimmt auch von dem vielen Geschlechtsverkehr. Und er hätte wahrscheinlich noch zugelegt, wenn er sich in meine Hände gegeben hätte. Mh... Doch man ließ mir keine ruhige Minute für Kopfkino. Und eigentlich war ich ohnehin so gedankenleer, dass ich wahrscheinlich fünf Tage nicht mehr wichsen würde. Ich fühlte mich frei von allem, als ich gefolgt von dem lustigen Trio vor die Tür trat und Peter samt Martin unerwartet in die Arme lief. "Herzlichen Glückwunsch, Simme! Simme, Simme, leckt jetzt auch den Jungs die Kimme!" "Halt die Schnauze, Mann." Allerdings dachte Peter gar nicht daran, meinen Rat zu befolgen. Am liebsten hätte er sich mir an den Hals geworfen, glaubte ich, denn seine Augen funkelten in solch einer Leidenschaft, als hätte er selbst mit den Dreien gevögelt. "Man hat schon vom Zuhören richtig Appetit bekommen", raunte mir das Blondchen zu und ich war tatsächlich versucht zu sagen, dass er gern hereinkommen hätte können, um mir ein wenig Arbeit abzunehmen. Ich regte mich nicht einmal darüber auf, dass man mich bei meinem großen Tun offensichtlich belauscht hatte, dazu war ich viel zu fertig. Ich wollte einfach nur heim in mein Bett und mir die Decke über den Kopf ziehen, um in einen tiefen, befriedigkeitsbedingten Schlaf zu verfallen. "Geld gibts nun aber leider keins." "Geld?" "Die Wette..." Ach ja. Die Wette. "Wieso? Vielleicht hats mir nicht gefallen, weißt du doch nicht." Peter verdrehte nur die Augen und folgte mir dann, denn ich war drauf und dran, den Club zu verlassen, den ich ab diesem Tage nur noch Sündenpfuhl nennen wollte. Okay, Spinne passte schon auch, denn man hatte mich eingewickelt. "Schade. Ich bräuchte nun so dringend eine Zigarette." "Jap, die After-Sex-Zigaretten schmecken am besten, ich weiß, ich weiß." "Nein, du weißt gar nichts", berichtigte ich meinen Kumpel, ohne wirklich nachgedacht zu haben. "Ollis Zigaretten schmecken am besten." Daraufhin landete eine Hand auf meiner Schulter. "Alles klar", hörte ich Peter seufzen, der mich bald schon mir selbst überließ, da er sich nach dem ewig langen Vorspiel auf der Tanzfläche endlich mit zu Martin verpissen wollte. Und ich stand im Regen. Es regnete tatsächlich da draußen. Bindfäden oder so. Und ich hatte keinen Schirm. Aber was juckte mich das. Der beste und zugleich schlimmste Tag meiner jungen Existenz ging gerade zu Ende. Der Tag, an dem ich mich nicht an einer kleinen Naturgewalt störte. Erst recht nicht mehr an der, die in meinem Inneren tobte. Ja, ja, ja. Der Fall war klar. Ich war scharf auf Olli. Auf einen Typen, dem ich mit meinem Pech nie wieder begegnen würde. Auf einen Hintern, den ich niemals ficken würde dürfen. Auf ein Persönchen, dass mich ohnehin niemals rangelassen hätte. Argh. Ich sagte ja: Bester und schlimmster Tag zugleich. Offenbarung, Eingeständnis und Verderben. Und Regen. Ganz viel Regen. Und Müdigkeit. Ich war der Held vom Erdbeerfeld. Ich war der Typ, der die blaue Farbe trug wie ein schwuler Aserbaidschaner. Und ich war ein Vollidiot. Ach, wieso ließ man mich nicht einfach sterben? * Life, where all things are shallow and deep Show, short but it lasts for eternity Me, I know I'll never get everything Tonight I would still like to try And I know that tomorrow I'll try one more time * Kapitel 5: 5. Kapitel - Sex --------------------------- * Ich glaube, das Schicksal hasste mich doch nicht. Zumindest nicht so sehr, wie ich es eben noch verabscheut hatte. Es schlich sich eines Tages aus dem Hinterhalt an mich an und schubste mich einfach hinein in diesen tiefblauen See. Und ich ertrank völlig in ihm. Es war der schönste kleine Tod, den ich je erlebt hatte. Mit dir. Der tiefblaue See hatte auch dich in seinen Abgrund gezogen. Und wahrscheinlich hattest du dich noch wesentlich länger dagegen zur Wehr gesetzt als ich. Doch es war schön. Und es war richtig. Das wussten wir beide. Lass einfach locker, schöner Finne. Wir waren einfach nur gerade auf der Suche nach demselben. Und wir fanden es gemeinsam. * "Pink Spider?" "Was damit?" "Kommst du heute wieder mit?" Ha, der hatte sie wirklich nicht mehr alle. "Vergiss es, Peterchen. So selbstmordgefährdet bin ich nicht. Man lässt sich nur einmal im Leben dermaßen fix und fertig machen." "Aber du findest diesen Vollpfosten von Olli noch immer geil", erwiderte Peter und ich konnte förmlich sehen, wie er den Kopf schüttelte. "Mann, gib dir nen Ruck. Das wird lustig. Und ich erkläre dir die Codes dieses Mal auch richtig." Ach, da fiel mir ja was ein. Da war sie wieder, meine Neugier. "Dann fang gleich mal an. Was hatte dein Code zu bedeuten? Und der von Martin?" Es musste etwas Lustiges sein, denn Peter lachte erst eine Runde, ehe er mir Rede und Antwort stehen konnte. "Ich hatte 'zeigt sich gerne' und -" "Hahaha, ja, das passt, das passt", fiel ich ihm ins Wort, mein Lachen war allerdings eher zynischer Natur. "Ich muss nur an die Sache im Auto denken. Verrat mir jetzt mal, wann du gemerkt hast, dass ich euch zugucke." "Ich habs nicht gemerkt", beharrte Peter auf seiner Meinung, aber ich glaubte ihm kein Wort. Doch egal. "Und Martin?" "Was mit Martin?" "Na, was sein Code bedeutete." "Ach so...'Dicker'." "Dicker?" "Schwanz." Zu viele Details. Eindeutig. "Hast du auch nen Dicken, Simmyboy?" "Nenn mich nicht so, du Spaten", knurrte ich. "Und es geht dich einen Dreck an, wie mein Schwanz beschaffen ist." "Und was hat Olli für nen Code? Dunkelrot rechts, oder was?" Er erlitt einen erneuten Lachanfall und ich konnte nicht kapieren wieso, denn diese affige Zeichensprache war mir wie gesagt überhaupt nicht vertraut. "Nee, warte, warte!", ereiferte sich mein Kumpel plötzlich. "Olli ist doch Cowboy! Und du bist sein Hengst. So ist es doch, oder nicht?" Meine Hände wurden schwach, sodass ich beinahe das Handy auf den Boden fallen gelassen hätte. Wenn Peter gewusst hätte, wie sehr mich diese Fantasie anmachte, dann hätte er auch gleich wieder Witze über mein Schicksal gerissen. Als ob ich mir ausgesucht hätte, hinter Ollis Arsch her zu sein. "Jedenfalls würdest du, mein lieber Simmyboy, heute Gold links bekommen." "...was bedeutet...?" "'Mag muskulöse Bottoms.' Du willst ihn doch unter dir haben, mh?" Oh ja, oh ja, oh ja, schrie alles in mir. Und wie ich das wollte. Wenn ich nur an Ollis Muskeln dachte, begann ich gefährlich zu schwitzen. Ich konnte absolut nicht verstehen, wieso ich ihn in meiner Geburtstagsnacht lediglich ein wenig befummelt hatte. Würde er nun vor mir stehen, ich hätte ihm in seinen knackigen Arsch gebissen und dort noch längst nicht Halt gemacht. Mann, ich wollte diesen verdammten Typen haben, ich war wider erwarten schon drei Tage nach diesem verrückten Trio wieder voll einsatzfähig und spitz wie Nachbars Lumpi. Okay, in Wirklichkeit hatte ich mich bereits gestern dazu hinreißen lassen, erneut in diesem verdammten Hotel anzurufen und mich zu Olli durchstellen zu lassen. Wahrscheinlich hätte ich versucht, ihn wenigstens zum Telefonsex zu verführen, aber leider schien er gerade außer Haus. So wie es aussah, hielt er sich jedoch noch in der Stadt auf. Nur würde ich mir erst wieder ein paar Bier hinter die Binde kippen müssen, ehe ich noch einmal die Eier hatte, um einen verzweifelten Anruf zu starten. "Also, kommst du nun?" "Nein, so geil wars dann doch nicht." "Der Club?" "Ja, auch. Aber auch dein Telefonsexversuch." "Ach, gibs zu, du bist schon hart, Simme." "Nichts geb ich zu. Und ich komme nicht mit. Geh du mal schön mit deinem Dicken, ich hab andere Pläne." "Und die wären?" "Sonnenuntergang am See genießen." "Was? Allein? Oder verheimlichst du mir was?" "Bist du meine Lebensgefährtin, oder was?" Tze. Peter konnte endlos nerven. Und ja: Ich brauchte heute einfach mal meine Ruhe. Wollte ausspannen. Ja, allein. Ganz allein. Okay, ein paar Biere würden mich begleiten, ich hatte sie bereits in einer Tasche mit Eiswürfeln verstaut. Aber sonst wollte ich niemanden sehen. Schon gar nicht meine liebe Band. "Gut, ich will dann los", stellte ich klar, um Peter endlich abzuwimmeln. "Schönen Abend euch beiden Hübschen." "Schönen Abend dir und deiner Hand", wünschte Peter zurück, noch immer ziemlich verwirrt klingend, weil ich heute meine Einsamkeit vorziehen wollte. Wenn er gewusst hätte, wie sich das Ganze noch entwickeln würde. Und wenn ich es erst gewusst hätte. Dann hätte ich mich gleich dafür ausgerüstet. Aber es war nicht schlimm, dass ich nicht vorbereitet war, denn es gab ja da jemanden, der vorgesorgt hatte... Schließlich schlenderte ich mit geschulterter Kühltasche die Treppe hinunter und steuerte mein Motorrad an, auf das speziell Peter immer sehr neidisch war. Er fand, dass Typen, die so eine Maschine bedienen konnten, zwangsläufig fickten wie die Stiere und auch sonst einfach nur superscharf waren. Ein Wunder, dass Martin noch keinen Motorradführerschein gemacht hatte, wenn Peter so darüber dachte. Aber ich erfuhr nun, dass er nicht der Einzige war, der sich zu Motorradtypen hingezogen fühlte. Es war wie im Märchen, jedenfalls für mich. Der Prinz mit dem schwarzen Ross erblickte die blonde Prinzessin. Oder so. Egal. Wahrscheinlich war es mein Herz, welches plötzlich so in meinem Körper herumdonnerte, dass ich fast glaubte, in Ohnmacht fallen zu müssen. Olli. Olli, der um meine Maschine herumschlich und sie sich von allen Seiten begutachtete. Olli, in sein schniekes Lederjäckchen gehüllt, mit im Wind flatternden Haaren und diesen knallengen, schwarzen Leggings an den Beinen, die mich sofort auf sein Teil gaffen ließen. Alter, es war Olli. Es war wirklich Olli. Der Typ, von dem ich geglaubt hatte, ihn nie wieder zu sehen. War das eine Fata Morgana, eine meiner geilen Fantasien? Nein. Das hier war die Realität. Spätestens als ich neben ihm stand, traute ich endlich meinen Augen. Er schaute mich an. Ebenso überrascht, wie ich es wohl tat. Aber ich grinste wahrscheinlich im Moment nur über alle vier Backen und versuchte meinen Schwanz mental zu beruhigen. Doch das fiel schwer, sehr schwer. Er sah so furchtbar geil aus, dass ich zu einem einzigen Trieb mutierte. Hier war kein Raum mehr für blumige Umschreibungen von Ollis Schönheit. Es kamen nur noch ein Adjektiv und ein Verb in meinem Wortschatz vor - 'geil' und 'ficken'. Okay, beinahe. "Heißes Gerät." Wer brauchte schon angemessene Begrüßungen, wenn er gleich auf mein Heiligtum zielen konnte? Eben. Komplimente dafür nahm ich natürlich gern entgegen. Und gleichzeitig fragte ich mich, ob Olli schon wusste, wer denn der Besitzer des heißen Gerätes war. "Klar. Wenns nicht heiß wäre, hätte ich es mir auch nicht ausgesucht." "Das ist deins?" Ich nickte grinsend. Olli zog anerkennend die Augen hoch und formte eine Schnute, während er sich meinen fahrbaren Untersatz in aller Ausgiebigkeit beguckte. Es gefiel ihm, keine Frage. Doch im Moment hatte ich fast den Eindruck, als würde er sich mehr für meine Maschine interessieren als für mich, und das ging überhaupt nicht. Denn in meinem Ohr saß wieder das kleine Teufelchen und riet mir, die Chance zu ergreifen und Olli klarzumachen, ehe es zu spät sein würde. Ficken, ficken, ficken. Vergessen waren die Strapazen, die der Vierer mit den Drillingen mit sich gebracht hatte. Vergessen waren alle Widerstrebungen gegen meine Geilheit auf diese scharfe Sexbombe. Mein ganzes Hirn war aufgeweicht. Und trotzdem musste ich handeln. Irgendwie musste es funktionieren. "Na, wo solls hingehen?" Olli schien noch immer die Beherrschung selbst zu sein im Gegensatz zu mir. Das war nicht gut. Gar nicht. Denn es suggerierte mir, dass in seinem Kopf noch mehr als nur das Wort 'ficken' kreiste. "Ich will an den See, bisschen ausspannen, bisschen allein sein." Schlecht. Simme, schlecht. Allein sein. Also hallo? Mann, ich laberte Gülle. "Schade", erwiderte Olli mit einem irgendwie enttäuscht aussehenden Lächeln. "Ich hätte sonst gefragt, ob ich mitkommen kann." Das war meine Chance. Ich setzte ein schiefes Grinsen auf. "Frag doch einfach mal. Vielleicht ist ja da noch was zu machen." Seine Augen strahlten mich an. "Darf ich mit, Simme?" Zugleich legte ich kumpelhaft meinen Arm um die starken Schultern Ollis und zog ihn so weit zu mir heran, dass ich sein Parfüm erschnuppern konnte. Mh, das weckte den Tiger in mir. Und den Schwanz in meiner Hose. "Natürlich darfst du mit, Baby", raunte ich ihm zu, sorgte mich allerdings ein wenig vor seiner Reaktion auf das 'Baby' und den Körperkontakt, aber Olli wirkte nicht so, als wollte er dagegen vorgehen, im Gegenteil. Ganz kurz nur griff er mir sogar um die Hüften, aber ich war es schließlich, der dem ein Ende setzen musste, da ich so schnell wie möglich Nägel mit Köpfen machen wollte. Er hielt sich während der Fahrt an mir fest. Schmiegte sich fast schon ein wenig zu eng an meinen Rücken. Und ich fürchtete, ich würde in den nächsten Graben fahren, wenn er seine Position noch weiter ausreizte. Ihn so zu spüren, in nüchternem Zustand, das war heiß, heiß, heiß. Heiß wie die Hölle. Das war alles, was ich wollte. Zum Glück lag unser Ziel nicht weit entfernt und bald schon hieß es absteigen und in Richtung Wiese dackeln. Noch stand die Sonne recht tief am Himmel und spiegelte sich glitzernd in dem blütenreinen Wasser wider, in wenigen Stunden hätte es sicher schon ganz anders ausgesehen. Es würde eine schwüle Sommernacht werden, doch das konnte uns nichts anhaben, denn ich trug eisgekühltes Bier bei mir. Nur zweifelte ich langsam daran, dass meinen erhitzten Körper noch irgendetwas auf Normaltemperatur bringen konnte. Nicht wenn Olli in der Nähe war. Nicht wenn er noch mehr Kleidungsstücke fallen ließ. Ich saß im Gras, als er sich nach dem Abstreifen seiner Lederjacke sein Shirt über den Kopf zog und seine leicht gebräunte Haut entblößte. Dass ich dabei geiferte und fast verkochte, musste ich wahrscheinlich nicht mehr erwähnen. Noch schlimmer war es um mich bestellt, als dann auch noch die Hose folgte und dieser Traum von einem Mann schließlich lediglich mit einem engen Slip bekleidet vor mir stand. "Na, wo bleiben denn die frechen Kommentare?", neckte mich Olli und guckte mich an. "So sprachlos, mh?" "Ein Gentleman genießt und schweigt", gab ich zufrieden zurück. Doch diese Zufriedenheit währte nicht lange, denn ich erleidete im nächsten Moment einen Vollflash. Bäm, voll auf die Nüsse. Olli zog tatsächlich völlig blank! Verdammt, sein Teil sprang mir förmlich entgegen, was meinen letzten verbliebenen Hirnzellen überhaupt nicht gut tat. Nun gut, jedenfalls sprangen meine Augen seinem Schwanz auch entgegen, was Olli allerdings nicht zu stören schien. Nein, ich glaubte sogar, dass er das alles mit purer Absicht veranstaltete. "Da hat aber jemand verdammt viel, mein lieber Schwan", erkannte ich das an, was sich mir hier so unverblümt präsentierte. " "Ich wette, du hast genauso viel." Ollis Mundwinkel zuckten. Ein Wunder, dass ich ihm noch ins Gesicht guckte, aber im Grunde war jeder Zentimeter an Olli ein wahrer Genuss für mein Gourmetauge. Und dann glänzte er auch noch mit solchen zweideutigen Anspielungen, was die Sache auf die Spitze trieb. "Ich hoffe nur, dass hier keine alten Omis und Opis herkommen oder kleine Kinder, wenn du nackig bist." "Meinst du, sie würden den Schreck ihres Lebens kriegen?" "Nee, ich glaube viel mehr, dass sie Appetit auf deinen knackigen Arsch bekämen, besonders die Senioren", konterte ich forsch, erntete aber nur ein dreckiges Grinsen seitens Olli, was mir zeigte, dass er seine Grenze heute sehr hochgesteckt hatte. "Aber vielleicht solltest du dir wenigstens den Slip wieder anziehen..." "Damit mein Arsch von der Sonne verschont bleibt? Das sieht doch absolut bescheuert aus. Ich glaube eher, dass du dich auch ausziehen und mir deinen Schwanz zeigen solltest." "Olli..." "Ja. Mach einfach. Wir sind doch hier unter uns. Zeig mir, was du hast." Nein, das war nicht Olli. Der Olli, den ich kannte, hatte mit Schwulitäten überhaupt nichts am Hut und hätte mir die Haare ausgerissen, hätte ich Bemerkungen über seinen Schwanz und seinen Arsch gemacht. Der Olli, den ich kannte, hätte nie im Leben dermaßen anzüglich vor mir blankgezogen. Was wurde hier gespielt? Doch ich war bereits mehr hypnotisiertes Eichhörnchen als Mensch. Deswegen warf ich einfach meine Kleider ab und offenbarte Olli somit auch meine Erregung. Ich hatte eigentlich erwartet, dass er nun darauf eingehen würde, aber das blieb aus. Anstelle breitete er das Handtuch, welches ich eigentlich für mich eingepackt hatte, auf der Wiese aus und legte sich schließlich mit geschlossenen Augen auf den Bauch. Na prima. Und ich durfte meinen Hintern der Erde aussetzen und bekam nicht mal mehr Beachtung geschenkt. Gut, riss ich eben die erste Bierflasche an und trank einen kräftigen Schluck, während ich meine Aufmerksamkeit dem ruhig liegenden See zuwandte und Olli im wahrsten Sinne des Wortes links liegen ließ. Freilich, auch seine Rückansicht war verlockend, wenn nicht sogar ein wenig einladend, und vielleicht legte er es auch darauf an, dass ich schwach wurde, aber ich tat im Moment nichts als in die Ferne zu starren und mir die noch kühle Bierflasche an mein Bein zu halten. Und ich dachte plötzlich wieder nach. Über mich selbst. Über das, was sich gerade abgespielt hatte. Über das, was mit den Drillingen passiert war. Und was meinen Hormonsturm ausgelöst hatte. Ich gluckste. Schüttelte den Kopf. "Letztens hab ich was total Verrücktes gemacht." "Ach? Du machst doch nur verrückte Sachen, sofern ich das beurteilen kann." Olli konnte natürlich nicht sehen, wie ich nun leicht schmunzelte. Ehrlich, ich hatte keine Ahnung, wieso ich plötzlich meine blöde Klappe aufmachte und dazu ansetzte, von meiner ersten schwulen Erfahrung zu berichten. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass es da einiges gab, was ich unbedingt loswerden wollte. Eindrücke, Empfindungen. Dinge eben, die ich Peter nicht erzählen konnte, weil der sie nie im Leben ernst genommen hätte. Doch es gab eben Sachen zwischen Himmel und Erde, die zu komisch waren, um darüber zu scherzen, so merkwürdig es auch klang. Dinge, die man selbst nicht so richtig verstand geschweige denn einordnen konnte. "Nee, das war noch um einiges verrückter." "Los, spucks schon aus." Ich machte eine kleine Kunstpause, dann hörte ich mich diesen einen Satz sagen. "Ich hab nen Vierer mit drei Typen gemacht." "Oah." Wie erwartet war Olli ziemlich geflashed. Ich konnte es ihm nicht einmal verübeln. Jetzt, wo ich es laut ausgesprochen hatte, klang es noch eine ganze Spur krasser, wahnsinniger. Ein Vierer mit drei Typen. Und das als erste schwule Erfahrung. Das war nicht alltäglich. Aber wann war ich schon Durchschnitt? Eben. "Wars gut?" Ich konnte tatsächlich nur die Schultern zucken. "War eben krass." "Glaub ich." Damit schien das Thema vom Tisch. Mh. Und mein Bier war auch schon alle. Ich fischte mir ein neues aus der Tasche. "Auch Bier?" "Nee, jetzt nicht." Er hielt die Augen noch immer geschlossen. "Keine Abkühlung?" "Hmhm." Das sollte ein Nein sein. Doch gerade, als ich die Tasche wieder verschließen wollte und mein Blick auf die darin liegenden Eiswürfel fiel, produzierte mein Hirn eine Idee. Eine ziemlich gewagte Idee. Aber auch eine sehr geile. Kurzerhand holte ich einen der Eiswürfel heraus und setzte ihn an meinen Lippen an, um ihn ein wenig anzutauen. Während ich mit der Zunge leicht daran spielte, beobachtete ich Olli, der genauso gut hätte schlafen können und mich sicher nicht bemerkte. Nicht einmal dann, als ich mich über seinen Hintern gehockt hatte. Erst als ich das Eisstückchen zwischen seinen Schulterblättern ansetzte, zeigte er eine Reaktion. Er zuckte erschrocken zusammen. "Verdammter Pisser, was machst du da?" Ich aber gluckste nur amüsiert und zog mit dem Würfel eine feuchte Spur über seinen gesamten Rücken. Langsam, langsam und genüsslich. Das Eis schmolz schnell auf seiner heißen Haut dahin und als ich direkt über seiner Arschritze angekommen war, ließ ich den Rest des Würfels dort verenden und erfreute mich an dem wahnsinnig erotischen Anblick, der sich mir bot. "Na, schön kühl?", hakte ich frech nach. "Ich kann deinen Schwanz an meinem Arsch spüren", kam es allerdings nur von Olli, der wieder den Entspannten mimte, obwohl ich hätte wetten können, dass ihn mein Spielchen ebenfalls nicht kaltgelassen hatte. "Gut?" "Gibt besseres." "Und das wäre?" "Du hast doch Fantasie, denks dir selber aus." Im Arsch... Das sagte ich natürlich nicht laut. Doch irgendetwas sagte mir, dass Olli an dasselbe dachte. Oh Scheiße. Ich erkannte ihn nicht wieder. Es war erschreckend und so erregend zugleich. "Woah, mir läuft das ganze Wasser durch die Ritze. Wuah, und das ist kalt." Tatsächlich. Das Eis war schnell geschmolzen und nur noch eine kleine Pfütze in der Kuhle über Ollis Hintern zeugte von seiner Anwesenheit. Eine kleine Pfütze, die sich ihren Weg abwärts bahnte. Durch seine Arschbacken. Lediglich in meiner Fantasie war es Olli, den ich nun gierig zu lecken begann und der sich unter meinen Verwöhnungen erregt aufbäumte. Keuchend, knurrend und stöhnend. Manchmal wurden Träume war. Und meistens waren Träume noch schöner, wenn sie zu Realität wurden. So wie dieser. Dieser Traum, in dem ich Ollis Backen auseinanderspreizte und einfach so seinen empfindlichen Anus küsste. In dem ich das Wasser genüsslich aufsaugte, welches bis zu seinen rasierten Eiern vorgedrungen war. In dem ich ganz sacht mit der Zunge in ihn vordrang und Olli so sehr reizte, dass er seine Lust nicht mehr verbergen konnte. Sein Atem vibrierte hörbar in der schwülen Abendluft, bis er sich auf die Seite legte und mir somit den Weg zu seinem Heiligsten versperrte. Doch das war nicht das Ende. Das war der Beginn. Er fraß mich fast mit Blicken, als ich mich neben ihn gelegt hatte und einen neuen Eiswürfel über seinen Körper gleiten ließ, dieses Mal über seine Vorderseite. Und nun waren es meine Lippen, die die Spur zugleich nachzeichneten, meine Zunge, die die Feuchtigkeit von seiner Haut leckte. Olli drehte sich auf den Rücken, die Beine gespreizt für mich und den Schwanz hart und groß auf seinem Bauch liegen habend. Während ich dieses Mal den restlichen Würfel in seinem Bauchnabel schmelzen ließ und das Wasser letztlich aus ihm schlürfte, schien er bereits mit seiner Ungeduld zu kämpfen. Bis es schließlich aus ihm herausplatzte. "Tus doch endlich." Und das war auch Anlass genug für mich, um meiner Verwunderung über die Begebenheit Luft machen. "Gott…Olli...ich erkenne dich ja kaum wieder. Damals warst du noch sauer, weil ich dich angeschwult hab. Und nun?" "Vergiss, was ich gesagt hab. Ich hab eben nachgedacht. Nein, besser gesagt: Ich habe aufgehört zu denken. Und was glaubst du, wieso ich seit Tagen vor deinem Haus auf und ab schleiche?" Ich schob mich an seinem Körper empor, bis wir uns mühelos in die Augen sehen konnten. "Seit Tagen?" "Aber ich hab mich nicht getraut, einfach bei dir zu klingeln und zu fragen, ob du ficken willst...bisschen Stolz hab ich trotz Geilheit noch." Ich war baff. Vollkommen baff. Doch Olli lachte nun ein wenig und kraulte mich im Nacken. "Ich bin schon verzweifelt, mh? Wie so eine rollige Katze..." "Und ich dachte schon, das mit uns wird nichts. Weil du ja auch ne Frau hast und -" "Ich will meine Freiheit genießen", fiel er mir ins Wort. "Ich will sie mit dir genießen. Mach schon, mir platzen bald die Eier." Und ich machte. Und wie ich machte. Nahm sein zuckendes Teil in den Mund und kostete von den ersten bitteren Tropfen, die die Lust über seine Spitze trieb. Sah dabei, wie sein Brustkorb sich immer schneller hob und senkte. Wusste, dass er ebenso wie ich mit den Drillingen nicht lange durchhalten würde, weil das Ganze so neu und so furchtbar geil für ihn war. Deswegen wollte ich nun endlich mit ihm schlafen, wollte in ihm kommen, in seinem heißen, erotischen Körper, wollte seine Prostata massieren, wie ich es bei den Dreien getan hatte. Ich wollte ihm den besten Orgasmus schenken, den er jemals erlebt hatte. Und es dauerte auch gar nicht lange, bis wir beide fast so weit waren. Wir hielten uns fest umschlungen, während ich so schnell ich konnte in ihn stieß, wir keuchten ins unsere geöffneten Münder und letztlich raste die Geilheit mit solch einer Wucht durch mich durch, dass ich die Augen zusammenkniff und aufschrie, kurz nur, ganz kurz, und dann rollte dieses gnadenlose Gefühl auch schon über Olli hinweg und ich sah ihm dabei zu, wie er hart von mir kam. ***** "Zigarette?" "Nichts lieber als das." Dachte sich Olli wohl schon. Er hielt sie mir bereits hin und ich musste nur noch zugreifen. Den leckeren Tabakstängel zwischen meine Lippen stecken. Sogar angezündet wurde sie mir. Wie wertschätzend. Und nein, ich glänzte gerade nicht mit Ironie. Ich trug zwar einen Iro (der heute etwas eingefallen war, schon durch den engen Motorradhelm, der alles zerstört hatte), aber ich genoss es wirklich sehr, dass man mich ein wenig entspannen ließ. Mir sogar ein Stück von dem Handtuch abgegeben hatte, sodass mein Hintern nicht mehr mit Erde in Berührung kam. Nun saßen wir also hier. Nebeneinander. Ollis Hüfte berührte meine. Graue Rauchschwaden zogen über den See und die scheinbar darin versinkende Sonne. Ich sagte ja, Sonnenuntergang am See war der Hit. Sehenswert. Und irgendwie beruhigend. "Bier?" Natürlich musste ich im Gegenzug meine Suchtmittel auch teilen. Und nun griff Olli dankbar zu, ließ den Deckel ploppen und ich schmunzelte kurz. Doch das Schweigen zwischen uns setzte sich weiterhin fort. Bis Olli seinen Durst gestillt zu haben schien. "Rauchen, trinken und ficken. So fühlt sich Leben an. Das ist das wahre Leben." "Rockstarleben", ergänzte ich nüchtern, den Blick dabei nicht vom See wenden könnend. Wieder Schweigen. Und ich dachte an nichts mehr. Ich war leer. Mal wieder. Aber diese Leere fühlte sich wesentlich besser an. Diese Leere, die eigentlich Erfüllung war. "Ich wollte nochmal sorry sagen", ergriff schließlich wieder der andere das Wort. "War scheiße von mir, dass ich dich so angeschnauzt hab. Obwohl du dich schon wie Peters Schießhund benommen hast." Meine Augen blitzten ihn jetzt vielsagend an. Ließen den See See sein. "Solange du mein Schoßhund bist, ist mir alles egal." Olli gluckste. "Na, stimmt doch." "Hauptsache ist, dass du nicht mehr sauer bist." "Bin ich nicht. Hab ich gar keinen Grund dazu." Über unsere Gesichter huschte gleichsam ein Lächeln. "Da wird die Sonne gleich wieder aufgehen, noch bevor sie vollkommen untergehen konnte." "Wieso?" "Na...guck dich doch mal an." Schmeichelte ihm mein hintergründiges Kompliment? Ja, ich erlangte zu diesem Eindruck. Denn er rückte noch ein Stück näher an mich heran. Machte allerdings nichts weiter. Doch seine Haut war ganz warm, das konnte ich spüren. "Weißt du was?", meinte er wenig später. "Was?" "Ich könnte mich echt daran gewöhnen." "An was?" "'Was, was?'" Dieses Mal war es Olli, der mich nachäffte und ich derjenige, der auflachen musste. Doch wir beide wurden gleich wieder ernst. "Ich meine...an Sex mit dir. Aber da das mein letzter Tag in Schweden ist..." Ich schwieg, gefiel mir diese Information schließlich überhaupt nicht. Irgendwie wuchs der Drang in mir, sie zu verdrängen. Sie heute noch nicht in mein Leben zu lassen. Denn heute war heute. Ein Morgen lag in weiter Ferne. Für mich zumindest. "Du, Olli?" "Ja?" Unsere Blicke trafen wieder aufeinander. Ich fühlte mich ihm ganz nah, aber nicht nur körperlich. Bei Weitem nicht nur körperlich. "Peter und die anderen...die können dich nicht ab. Aber weißt du was? Ich gebe einen Scheiß auf ihre Meinung. Und mir ist es ebenso egal, dass du sie nicht ausstehen kannst. Es ist unwichtig, nicht? Bedeutungslos." Mein Mundwinkel zuckte leicht, als ich durch seine schönen blonden Haare fuhr. "Jetzt zählen nur noch ganz andere Dinge." "Du wirst ja richtig sentimental." "Das findest du aber auch nur, bis ich dir gesagt habe, was sich auf Twisted reimt." "Und was?" "Fisted." Olli verdrehte die Augen und grinste schief. "Ein Glück, dass ich den Namen so gut wie abgelegt habe." "Und gottseidank deinen Heteromantel ebenso. Hab ich ja auch gemacht." Er erwiderte nichts darauf, sondern holte sich lediglich einen kleinen, zarten und so unschuldigen Kuss von mir ab, der ein wenig nach seinen Zigaretten schmeckte. Nach den besten Zigaretten der Welt. "Weißt du, Simme, ich glaube fast, ich könnte dich echt mögen." "Mh, wenn ich es mir so überlege, dann habe ich auch fast so den Eindruck..." Dieses Mal vertiefte sich der Kuss sehr schnell und wir lagen bald schon erneut im Gras und genossen einfach nur das wohlige Kribbeln, welches die Berührungen des jeweils anderen in uns auslöste, während die Sonne endgültig in dem schimmernd-blauen See verschwand und Platz für eine klare Sommernacht machte, die nur uns beiden gehören sollte. * And I can't wait for your body I wanna bury all the hatred Yeah I'm sorry * Epilog: Epilog -------------- * Der Anfang ist nicht das Ende. Das Ende birgt im Gegensatz dazu allerdings auch keinen neuen Anfang. Denn in dieser Geschichte gibt es kein Ende. Wird es nie geben. Das verraten mir deine Blicke, wann immer du mir in die Augen siehst. Das verrate ich dir, wenn ich dir mein lüsternes Lächeln schenke. Olli, die Welt hat uns wieder. Und sie kann uns nicht trennen, denn du hast dich in mich eingebrannt. Wir schrieben uns unsere Gefühle gegenseitig auf die Haut. Und es wird für immer halten. Versprich es mir. Ich verspreche es dir. * Boah, geht mir das auf die Nüsse. Schon zum gefühlten hundertsten Mal vibriert mein verdammtes Handy in der Hosentasche und sträubt sich gegen meinen Versuch, es einfach zu ignorieren. Gut, dann also rechts ranfahren und dem Störenfried ein paar Takte erzählen. Es ist ja nicht so, als ob ich spätestens um neunzehn Uhr an meinem Ziel angekommen sein sollte. Ach wo. Glaub nem Mann mit Iro nie, denn der bedient sich Ironie. London. Natürlich London. Wer auch sonst. Wo ist mein Heringsglas? "Ja, was denn, Mann?", schmettere ich meinem zweitliebsten Blondinchen entgegen und hätte am liebsten gleich wieder aufgelegt und meine wilde Fahrt fortgesetzt. Aber das geht nicht. Peter weint, wenn ich böse zu ihm bin. Weint sich an Martins starker Schulter aus und lässt Unbefugte zugucken. Denn man kennt ja Peter und man weiß auch, wie sein Ausweinen aussieht. "Simme, wo bist du?" Ach, wie herzzerreißend. "Ich bin mit meinem Maschinchen unterwegs, Mutti. Ganz, ganz weit weg von zu Hause befinde ich mich gerade." "Was? Aber übermorgen ist der Gig und -" "Übermorgen", echoe ich und lache kurz und amüsiert auf. "Bis dahin bin ich längst wieder zurück." "Wo fährst du denn nun hin?" Ist ja klar, dass er auf seiner Ausgangsfrage beharrt. Doch möchte ich sie ihm beantworten? "Geht dich gar nichts an." "Gut, dann eben nicht", meint Peter und klingt irgendwie eingeschnappt, doch nicht für lange, denn ich erfahre, dass er mich lediglich testen wollte. "Ich weiß sowieso, dass du zu deinem allerliebsten Olli fährst." Sarkasmus hin oder her - kann unser Bassblondinchen jetzt hellsehen? Wird es der nächste Uri Geller? "Woher -" "Ich hab die Tourdaten von deiner ach so tollen Band gesehen und wenn dann schon mal ein Gig an der finnischen Grenze ausgeschrieben ist, liegt es nahe, dass du dich auf die Socken machst, um deinem Schatz ganz nah zu sein." "Wer sagt eigentlich, dass Olli mein Schatz ist?" "Ach komm, Simme, seitdem du mit ihm dort am See warst bist du ganz gaga und deine Haare sind sogar noch blauer geworden." Oh ja, stimmt. Peter war uns während der Heimfahrt durch Zufall in der Stadt begegnet und wir glaubten zunächst, eine Nutte stände am Straßenrand. Okay, Peter und Nutte, das ist ja so was wie ein Synonym. Fies aber wahr. Doch wie dem auch sei: Ab jenem Zeitpunkt durfte ich mir alle möglichen Verhöhnungen anhören und bin nun sozusagen das Gespött der ganzen Crashdiet-Band. Natürlich wollten die Jungs Details von dem Treiben am See geliefert bekommen, aber ich schwieg wie ein Grab. Und schweige noch immer. Sollen sie doch spekulieren. Sollen sie doch sagen, dass Olli mein Schatz und Geliebter ist. Irgendwie haben sie ja damit auch Recht. "Meine Haare sind nur so blau, weil ich sie nachgefärbt habe." "Ja, weswegen auch sonst." Eben. Dann wäre das auch geklärt. "Und nun möchte ich gern weiterfahren, wenn du erlaubst." "Oh, da ist aber schon jemand notgeil. Uuuuh." "Musst du grad sagen. Guck du auf deinen Dicken." "Mach ich auch. Ich schlabbere den dreimal täglich ab." Details, zu viele Details. Was Peter mit seinem Dicken alias Martin anstellt, will ich nicht mehr vorgeführt bekommen. Einmal ist genug. Ich habe heute noch Sehschäden von jener Begebenheit. "Okay, dann viel Spaß beim Vögeln", wünscht mit Peter und ich kann das nur zurückgeben. Wieso sollte ich erst widersprechen, wenn es ohnehin stimmte? Olli und ich werden sicher nicht nur Händchen halten, wenn wir uns wieder gegenüberstehen. Man muss zudem bedenken, dass ich seit Olli niemandem mehr in der Kiste hatte. Und das ist natürlich nicht gut für mein erhitztes Gemüt. Ich bin heilfroh, als Peter das Gespräch endlich beendet, ich das Handy wieder in der Tasche versinken lassen und den Motor meiner süßen Kiste starten kann. Und dann gehts auch schon mit Karacho weiter in Richtung der finnischen Grenze. In Richtung Olli. Bah, ich freue mich wirklich wie ein kleines Kind auf ihn. Doch irgendwie habe ich Schiss, dass es ihm nicht genauso gehen könnte. Schließlich hat er seine Frau und noch hunderte von Groupies um sich herumschwirren, also beste Voraussetzungen, damit ich schnell in Vergessenheit geraten kann. Geil gefickt hatte er ja, der Simme, aber im Leben war schließlich alles ersetzbar. Auch geile Ficks. Die konnte man sich auch woanders holen. Gibt ja genug Menschen auf der Welt. Ach, ich bin doch bescheuert. Ich sollte lieber seine Reaktion abwarten, wenn er mich so ganz unerwartet in der ersten Reihe erblickt. Mich, seinen Hauptgroupie. Mh. Irgendwie verursacht der bloße Gedanke daran ein wuschiges Gefühl in meinem Magen. Und als ich mich letzten Endes kackedreist vordrängle und die schreienden Weiber vor der Open-Air-Bühne wegdränge, die hinter meinem riesigen Iro natürlich nichts mehr sehen können, platze ich fast auseinander vor Vorfreude auf Ollis Auftritt. Doch lange muss ich mich nicht gedulden, denn die blonde Sexbombe entert bereits wenig später die Bretter und ich pfeife und rufe prompt los, um auf mich aufmerksam zu machen, doch vorerst vergebens. Olli wirkt genauso konzentriert wie fröhlich, performt den ersten Song mit größter Professionalität und ich kann mich vorerst lediglich an seinem von mir so begehrten Körper weiden. Natürlich trägt er auch heute wieder seine berühmten knallengen Leggings, die perfekt für hungrige Mäuler wie mich alle Konturen erkennen lassen, besonders auch im Bereich des Schrittes. Na, haben wir denn heute überhaupt was drunter?, frage ich mich im Stillen, grinse und lecke mir über die Lippen und just in diesem Moment treffen sich unsere Blicke. Olli hält in der Bewegung inne, es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, ist aber sicher nur ein kurzer Augenblick, aber er genügt, um das kleine Flämmchen in meinem Bauch zu einer Stichflamme mutieren zu lassen. Ich lächle ihn extra noch lüstern an, was dazu führt, dass Olli prompt seinen Einsatz verpasst und sogar ein wenig rot anläuft aufgrund seines Patzers, doch mir gibt dies absolute Genugtuung. Es hat ihn durcheinander gebracht. Es hat ihn verwirrt. Es hat etwas in ihm ausgelöst. Er sieht mich nicht nur als irgendeinen verrückten Fan unter vielen. Nicht nur als einen verflossenen Fick. Denn das bin ich nicht. Das wird mir nicht gerecht. Schön, dass er es auch so sieht. Sehr schön. Den ganzen Gig über tauschen wir ab und an ein paar heiße Blicke und ich könnte jede Wette eingehen, dass Olli stellenweise nur für mich performt, besonders in den Momenten, in dem er sich aus seinem Top schält und seinen leckeren Oberkörper entblößt oder sich forsch in den Schritt greift. Mh, meins, denke ich, als er das tut und werde tatsächlich noch spitzer, als ich es ohnehin schon bin. Ich sollte mir es nach dem Gig abholen, mein Eigentum. Mein hübsches Spielzeug. Doch bevor es so weit ist, bemerke ich den Baum direkt neben mir, dessen blaue Blüten über die Absperrung ragen, sodass ich mühelos eine von ihnen pflücken kann. Simme hat einen Plan. Ich bin komplett nervös, als ich mich mit Müh und Not zwischen den Menschenmassen durchquetsche, um mich hinter die Bühne zu begeben, wo Olli hoffentlich noch auf mich wartet. Das ist eben das Schicksal von Erste-Reiher-Stehern: Beim Gig die Ersten und bei der Autogrammstunde die Letzten. Aber ich wollte mir kein Autogramm abholen. Jedenfalls kein Herkömmliches. Für den Hauptgroupie durfte es schon etwas mehr sein. Bald schon erreiche ich mein Ziel. Stehe hinter Olli, der noch keine Notiz von mir genommen hat, weil er viel zu beschäftigt ist mit den vielen Fans, die ihn belagern. Ich warte also geduldig, bis er sie alle abgefertigt hat, starre derweil versonnen auf seine Rückseite und lasse das hübsche Blümchen zwischen meinen Fingern kreisen. Erst als sich alle vom Acker gemacht haben, schmiege ich mich von hinten an ihn und halte ihn ganz fest. Ach, Olli. Die Welt hat uns wieder. "Simme", murmelt er mit einem Lächeln auf den Lippen, was ich aus seiner Stimme heraushören kann. "Ich dachte schon, du kommst nicht mehr." "Ich komme immer, wenn du in der Nähe bist", hauche ich ihm ins Ohr, woraufhin Ollis Lachen in meinen Ohren bereits ziemlich erregt klingt. "Schön, dich zu sehen. Du wirst mit jedem Mal schärfer, weißt du das eigentlich?" "Und du mit jedem Mal frecher." Kann stimmen. Gut erkannt. "Krieg ich ein Autogramm?", frage ich, lasse die freie Hand im selben Zug über seinen Oberkörper gleiten, begehrlich, sehr begehrlich. Meins, meins, meins. "Aber nicht so eines auf Papier“, stelle ich nachträglich klar. "Dein Hauptgroupie will ein ganz besonderes haben. Eines, das du mir mit deiner Zunge auf meinen Körper schreibst. So eines will ich." "Simme..." "Gibst du mir so eins? Oder erlaubst du dir keine Groupies neben der Ehe?" Er antwortet nicht, grinst nur weiter vor sich hin und legt schließlich seine Hand auf die meine, allerdings auf die, die noch die Blume umfasst hält. "Was ist denn das?", will er wissen, nachdem er sich ein bisschen in meinen Armen gedreht hat und wir uns so direkt gegenüberstehen. Nun bin ich allerdings derjenige, der zu Grinsen beginnt. "Die hab ich für dich gepflückt", erkläre ich und stecke ihm die Blume in sein schönes blondes Haar. "Ich dachte, das steht dir." Olli aber zieht sich das Ding schnell wieder aus den Strähnen und gluckst amüsiert. "Bin ich ein Mädchen, Mann? Ich trag doch keine Blümchen." "Aber...die ist blau", werfe ich ein. "Blau?" "Ja, blau." "Und was ist mit blau?" Ich fahre mir mit der Zungenspitze über die Oberlippe. Ganz kurz nur. Lasse Olli dabei nicht aus den Augen. "Peter sagt, in Aserbaidschan ist blau die Farbe der Homosexualität." "Aber -" Mein Finger landet auf seinen Lippen. Ich dachte mir schon, dass er Einspruch einlegen würde. "Komm, bisschen homo sind wir doch beide. Ein ganz kleines Bisschen. Und jetzt trag dein Blümchen, sonst bin ich enttäuscht." "Folg du mir lieber in den Bus", findet Olli, nachdem er entnervt die Augen verdreht hat. "Du wolltest doch dein Autogramm." Wohl wahr, wohl wahr. Ich werde es genießen, mein Autogramm. Und ich gebe natürlich auch gerne eines zurück. 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