Konoha Gangs von ximi (Zwei Gangs, ein Bandenkrieg und eine Freundschaft zwischen den Fronten) ================================================================================ Kapitel 20: Brüder der Strasse ------------------------------ "Itachi hat mir das mal vor einiger Zeit einmal erzählt. Aber das Ganze ist mir bis heute noch sehr gut in Erinnerung geblieben.  Die Uchiha-Brüder sind eigentlich sehr verschwiegene Kerle und würden diese Geschichte wohl kaum noch jemandem erzählen, aber ich finde, du hast ein Recht darauf, sie zu hören. Schliesslich weiss ich, dass du und Sasuke euch ziemlich nahe wart." "Woher denn?", fragte Sakura mit dem Anflug eines zartrosa Hauchs auf den Wangen. Die Ältere lächelte."Ich kenne Demon schon lange, Sakura. Damals bei der Blood Zone, als er dich als Einzige verschont hat, war uns allen klar, dass da mehr sein muss. Sasuke lässt NIE einen seiner Gegner laufen - auch wenn es Mädchen sind. Zudem hat sich sein ganzes Verhalten irgendwie verändert in letzter Zeit, aber inzwischen ist er wieder ziemlich zu seinem alten Muster zurückgekehrt. Eigentlich schade." Bedauern schwang in Konans Stimme mit. Sakura wusste nicht, was sie jetzt darauf erwidern sollte. Auf eine seltsame Weise fühle sie sich zwischen der ungewollten Zuneigung und der Wut, die sie für diesen Jungen empfand hin- und hergerissen. Konan lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen. "Ihr schwerer Weg begann in einer Kleinstadt namens Otogakure im Spätherbst. Itachi und Sasuke wuchsen dort auf, gingen also auch dort in den Kindergarten und zur Schule. Itachi sagte mir, dass die Erinnerungen von damals, für ihn wohl die schönsten überhaupt sind. Er und Sasuke liebten ihre Eltern wirklich sehr, auch wenn ihr Vater manchmal etwas streng war. Leider kam aber der Tag, an dem sich alles veränderte. Drei Tage nach Itachis elftem Geburtstag gab es ein Schulfest, dass sie gemeinsam als Familie besuchten. Es war spät, als sie sich auf den Heimweg machten, jedoch ahnten sie nichts Böses. Doch dann sprang dieser Irre hinter einer Hausmauer hervor..." Sasuke hatte sich rücklings an die Wand gelehnt, um besser Konans Erzählung lauschen zu können. Als er per Zufall im Vorbeigehen vernommen hatte, dass Konan Sakura gerade die gut behütete Geschichte der beiden Brüder einfach so offenbarte, war es sein erster Impuls gewesen, da rein zu gehen und Itachis Freundin zum Schweigen zu bringen. Um, das nicht falsch zu verstehen, er mochte Konan wirklich gerne, aber er hasste es, wenn man über ihn sprach. Besonders, wenn seine Vergangenheit Gesprächsthema war. Aber er hatte es nicht getan. Warum wusste er nicht wirklich. Es war irgendetwas in ihm, das ihn zurückhielt, vielleicht war es ja die Tatsache, dass Sakura das alles nicht zu ihrem Vorteil nutzen würde. Denn schlussendlich waren es Hintergründe, die die Schwachpunkte einer Person hervorbrachten und genau diese Schwachstellen wurden meist schamlos ausgenutzt. Itachi hatte ihm schon früh beigebracht, dass es der grösste Schutz in diesem rauen Leben war, wenn man sich selbst den anderen nicht zu sehr offenbarte. Denn Gefahr konnte überall lauern. Aber bei Sakura hatte er dieses Gefühl nicht. Und vielleicht blieb er auch deshalb ruhig an die Wand gelehnt sitzen. Konan war gerade bei dem Part der Geschichte angelangt, der zum Auslöser allen Übels wurde. Er erinnerte sich noch zu gut an diese verheerende Nacht. "Eure Klassen haben den Schulhof ja wirklich wunderbar geschmückt. Die Lichterketten und dann überall die Laternen!", schwärmte Mikoto Uchiha und legte den Kopf auf die Schulter ihres Mannes. "Nicht wahr?", grinste der junge Itachi und  hüpfte fröhlich voraus. Die Strasse war leer und nur die Strassenlaternen erhellten ihren Weg. Der kleine Sasuke ging an der Hand seiner Mutter und strahlte übers ganze Gesicht.  "Itachi bleib bei uns bitte", wies Fugaku seinen Sohn zurecht. "Es ist spät und ich will nicht, dass du noch verloren gehst, ja?" "Jaja, Papa." Itachi kam langsam zurück, war jedoch immer noch bester Laune. Die Familie bog in die Seitenstrasse ein, die sie zu dem Quartier führen würde, in dem sie wohnten. Sasuke gähnte und Mikoto wuschelte ihm durch Haar.  Im nächsten Moment schrie die junge Mutter auf. Fugaku packte Itachi geistesgegenwärtig am Arm und riss ihn zurück. Vor ihnen war ein schmächtiger Mann hinter einem Müllcontainer hervorgesprungen und grinste. In seiner Hand hielt er eine Pistole. "Guten Abend. Können wir ihnen helfen?", versuchte Fugaku so ruhig wie möglich zu sagen und mit seiner Familie an ihm vorbei zu gehen, jedoch hielt dieser Mann mit seinen grossen Augen fest die Familie fixiert. Er sah er nicht so aus, als ob er sie nicht einfach so vorbei lassen würde.  "Können wir Ihnen helfen, Sir?", versuchte Fugaku es noch einmal. "Geben Sie mir ihre Brieftaschen." Er sprach mit einer ruhigen Stimme, was ihn aber umso bedrohlicher machte.  Spätestens, als sich der Lauf der Pistole auf Mikoto und Fugaku richtete, wurde allen bewusst, dass das kein schlechter Scherz war. Sasuke wimmerte und klammerte sich an die Hand seiner Mutter, während Itachi sich zitternd hinter seinem Vater versteckte. Mikoto krallte panisch ihre Fingernägel in Fugakus Arm. Dieser nahm seine Brieftasche und wies seine Frau an, ihre ebenfalls hervor zu holen. Gemeinsam übergaben sie sie dem Übeltäter und hofften, dass er sich nun endlich vom Acker machen würde. Sasuke zitterte vor Panik. "Jetzt habe ich doch glatt vergessen mich zu maskieren. Und Augenzeugen kann ich nicht gebrauchen." Sein Ton war kalt und sein Finger gefährlich nahe am Abzug der Waffe. "Sir, ich bitte Sie..." Der Typ setzte ein krankes Grinsen auf. "Zu spät." "Sasuke, Itachi...lauft!", wies Mikoto ihre Söhne leise an. Die beiden zögerten zuerst, doch dann riss Itachi seinen kleinen Bruder an der Hand mit und gemeinsam liefen sie so schnell sie konnten davon. Ein Blick zurück genügte, um zu sehen, was keiner der beiden jemals wieder vergessen können würde.  Zweimal ein lauter Knall. Zuerst sank Fugaku zu Boden, gleich darauf sackte auch Mikoto zusammen.  Dann hob der Täter den Kopf und richtete seinen Blick auf die Jungen. Ehe die Kugeln aus seiner Pistole, die darauf folgten, sie erreichen konnten, waren die beiden schon wieder auf der Flucht. Keiner von ihnen konnte realisieren, was gerade passiert war, da das Adrenalin ihre Köpfe zu sehr darauf fixierte, zu entkommen. Irgendwann merkten sie, dass der Täter ihnen nicht folgte Völlig erschöpft sanken die beiden in die Knie und versuchten zuerst, ihre beinahe berstenden Lungen wieder zu beruhigen. Und dann kamen diese schrecklichen Bilder und die Tatsache, dass ihre Eltern soeben ihr Leben gelassen hatten. Sasuke schluchzte verzweifelt. und Itachi drückte ihn ganz fest an sich, während auch ihm Tränen kalten Schmerzes und unsäglichen Verlustes kamen. "Passanten fanden die am Boden zerstörten Jungen und alarmierten sofort die Polizei. Der Täter konnte noch in derselben Nacht dingfest gemacht werden. Anscheinend war er in der Psychiatrie der Kleinstadt auf Drogenentzug gewesen und hatte es geschafft auszubüxen. Er brauchte Geld für Drogen und überfiel dazu die Uchihas. Aber für die beiden Jungen änderte die Festnahme kaum etwas. Itachi sagte mir, es sei gewesen, wie wenn ihnen jemand den Boden unter den Füssen weggezogen hätte und sie nun in ein tiefes, dunkles Loch fallen würden. Von einem Moment auf den anderen waren sie Vollwaisen. Zu Hause durften sie noch ihre wichtigsten Sachen holen gehen, danach wurden sie zu Verwandten gebracht, genauer gesagt, ihrer Tante und ihrem Onkel. Es waren die einzigen Angehörigen, die sie in der Gegend hatten, aber Sasuke und Itachi fühlten sich dort alles andere als wohl, da sie diese Familie nicht wirklich mochten und mit ihren Cousins waren es sechs Kinder in der Familie." Sakura hatte Tränen in den Augen und wischte sie verstohlen weg. Diese Geschichte war schon jetzt unfassbar traurig. "Man beschloss also, dass dort nicht der richtige Ort für die beiden Brüder war. Andere Angehörige waren nicht zu erreichen, weswegen man sie in ein Kinderheim in einer anderen Stadt brachten, wo sie auch psychologische Betreuung erhielten. Dieses Heim war aber der blanke Horror. Neben dem faden Essen wurden die Kinder aufs Übelste gedrillt und auch geschlagen. Dies wohl, weil das Heim viel zu wenig Geld und somit auch zu wenig Personal hatte. Das ist eines dieser Paradebeispiele dafür, dass die Behörden heutzutage eben nicht mehr alles im Griff haben. Und wegen diesen Umständen ergriffen die Jungs die Initiative. Mit einigen anderen schmiedeten sie einen Fluchtplan und setzten ihn dann auch in die Tat um. Schlussendlich ist ein Kinderheim kein Gefängnis, deshalb waren die Kinder schneller draussen, als sie dachten." Konan strich sich eine blaue Haarsträhne hinters Ohr und musterte Sakura eingehend. "Du musst mir einfach sagen, wenn du es nicht mehr hören möchtest." "Nein, nein", meinte Sakura eifrig. "Ich will es hören." "Nun gut. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion brachen die beiden Jungs per Zug und noch einige andere Kinder aus dem Heim auf, nach Konoha. Ich nehme an, du kennst den Vorort West Village?" Sakura nickte. West Village bestand vorwiegend aus Slums, Nachtlokalen und Kneipen. Ein hässlicher Stadtteil, der im Volksmund nicht selten "Dirty Edge" genannt wurde. Anders, als im Little East, war es dort sehr belebt. "An diesem Ort leben viele Strassenkinder, da man dort nicht gleich von der Polizei aufgegriffen und in irgendein Heim gesteckt wird. Nun, du fragst dich jetzt vielleicht auch, warum die beiden nach Konoha kamen. Die beiden Jungen wussten, dass hier in Konoha noch ein Verwandter von ihnen lebte. Nur Itachi hatte ihn bisher einmal gesehen, als er bei ihnen zu Hause zu Besuch gewesen war. Jedenfalls war er anscheinend in Konoha wohnhaft, leider wurden die Jungs aber, wie so oft schon, enttäuscht. Madara war nicht ausfindig zu machen. Später hätten die Jungs auch gewusst warum, denn, kein amtierender Gangleader der Welt, liess seinen Namen, seine Adresse und seine Nummer in einem Telefonbuch abdrucken. Aber von der Gang wussten die Jungs ja noch nichts. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als das Leben von Strassenkindern zu leben. Ohne Identität. Sozusagen ohne Namen. Ohne zu Hause. Es ist eine, vom Hunger getrieben Art des Daseins und der einzige Lebensinhalt ist es, zu überleben." Konan seufzte tief. "Leider kommen hier auch Alkohol und anderweitiges Zeug ins Spiel. Dass zu dieser Zeit gerade der Winter hereinbrach erleichterte die Angelegenheit natürlich nicht im geringsten.  Itachi hat mir erzählt, wie sehr sie gefroren haben und dass sie manchmal kurz davor gewesen waren, zu erfrieren." "Mir ist kalt, Itachi. Und ich habe Hunger", wimmerte Sasuke leise. "Ich auch." "Ich spüre meine Finger nicht mehr", stiess der Jüngere zitternd zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Ich weiss. Ich auch nicht", flüsterte Itachi, dessen Lippen ebenfalls vor Kälte bebten. Inzwischen war es nirgendwo mehr warm, wo Strassenkinder Zugang hatten - weder in der U-Bahn-Station, noch am oberirdischen Zugbahnhof in den Wartehäuschen. Diese wären vielleicht einmal  etwas wärmer gewesen, aber da nun die Scheiben eingeschlagen waren, konnte man das auch vergessen. Und nun sassen sie da, in einem alten Schuppen, der sie wenigstens vor dem Wetter schützte. Der eisige Wind jedoch, drang trotzdem durch die Ritzen zwischen dem alten Holz hindruch. Itachi nahm die Decke, in die er sich eingewickelt hatte und legte sie nun auch um Sasuke, der zwar selbst in eine Decke eingepackt war, so dass sie beide etwas davon abbekamen. Sein kleiner Bruder lehnte sich zitternd an ihn. Er weinte, dass sah Itachi und er wünschte, er hätte irgendetwas für ihn tun können, aber mehr stand nicht in seiner Macht. Dabei würde er alles für Sasuke tun. Wirklich alles. "Manchmal denke ich, dass es schöner wäre, zu sterben", flüsterte Sasuke. "Wir haben doch sowieso nichts Schönes mehr." Itachi erstarrte und sah ihn mit einem stechenden Blick an. "Ich will das nie wieder von dir hören, Sasuke. Wer sich wünscht, zu sterben, der ist ein Feigling. Im Moment ist es gerade total scheisse, ich weiss. Aber Aufgeben ist noch schlimmer." Sasuke hatte den Kopf eingezogen. Seine Augen glitzerten, da ihm schon wieder die Tränen kamen.  "Weisst du, als Mama und Papa uns beschützt haben, da wollten sie, dass wir leben. Wenn wir jetzt einfach so sterben, dann haben sie uns umsonst beschützt." Sasuke schmiegte sich an seinen grossen Bruder und schloss die Augen. "Wir sind jetzt stark, Sasuke. Und wir werden noch stärker werden. Niemand soll uns je wieder jemanden nehmen, den wir lieben." Von diesem Tag an weinte Sasuke nicht mehr. Nie mehr. Konan hatte ihren Blick an die Wand gegenüber gerichtet und schien völlig in ihrer Erzählung versunken zu sein. Sie berichtete von Diebstählen, die die beiden begangen hatten und von Itachi , der schon im Alter von fast zwölf Jahren einen Angreifer, der sogar etwas älter als er gewesen war, krankenhausreif geschlagen hatte. Unter den Strassenkindern prügelte man sich regelrecht um das Essen. Die Jungen taten alles, um zu überleben und erledigten sogar Botenaufträge für einen berühmten kriminellen Ring in den Vororten. Diese Arbeit war nicht ungefährlich, aber vergleichsweise mit anderen Jobs, gut bezahlt. Oftmals war es der Zorn des Empfängers der Botschaft, der sich auf sie richtete. Und einmal war es Itachi, der Geld ausliefern musste, jedoch insgeheim einen Teil für sich beanspruchte und seinem kleinen Bruder und sich etwas zu Abendessen kaufte. "Die Aktion endete mit einer haarsträubenden Verfolgungsjagd durch West Village, von der ich dir jetzt keine Details mehr wiedergeben kann. Ich weiss nur noch, dass es der pure Horror gewesen sein musste. Die Jungen entkamen zwar, jedoch mit einem riesigen Schrecken. Aber sie bereuten nichts, denn schliesslich war bei der Sache ein Abendessen rausgesprungen und das war ganz und gar nicht zu verachten." Die Taka dachte angestrengt nach. Musste auch nicht gerade einfach sein, ihr diese Geschichte so detailliert wiederzugeben "Aber das war der Grund, warum es die Jungen Mitte Frühling in die Innenstadt zog. Die Gefahr, diesem Auftraggeber noch einmal über den Weg zu laufen, war in West Village einfach zu gross. Und so beschlossen sie, sich in Richtung Downtown aufzumachen. Das Little East war ihr Ziel, da dort die Polizei nicht wirklich aktiv war. Das hiess für sie: Ein kleineres Risiko, aufgegriffen und wieder in irgendein Heim gesteckt zu werden. Sie stiessen dort auf ein altes Gebäude, das, im Gegensatz zu vielen anderen,  noch ziemlich stabil aussah. Er hat mir nicht viel darüber erzählt, aber es scheint so eine Art alte Fabrik gewesen zu sein. Ziemlich klein." Sakura nickte. Natürlich wusste sie genau, wovon Konan sprach. Sie war ja selbst schon dort gewesen. "Dort schienen sie einen Ort gefunden zu haben, an dem sie bleiben konnten. Seit den Ereignissen in Otogakure war zu diesem Zeitpunkt ungefähr ein halbes Jahr vergangen. Die beiden wussten nicht, dass die grosse Wende in ihrem hoffnungslosen und harten Leben direkt vor der Tür stand." Sakura wischte sich erneut eine kleine Träne weg, die sich aus ihrem Auge zu stehlen versuchte. "Ich wusste ja immer, dass es an manchen Orten so schrecklich unmenschlich zu und her geht. Aber irgendwie zu hören, dass das jemand Bekanntes sogar selbst erlebt hat...Ich kann irgendwie kaum glauben, dass es das in einer, so sagt man, "zivilisierten" Gesellschaft noch gibt." "Es ist die traurige Realität, die erschreckend viele Kinder erleben müssen. Itachi beschrieb das Gefühl immer so: Man hat einen Namen und weiss, woher man kommt und trotzdem gehört man nirgendwo hin. Zu niemandem. Man ist niemand." Konan seufzte leise. "In den Gangs gibt es noch mehr Strassenkinder. Aber Itachis und Sasukes Dasein war irgendwie immer das krasseste. Die Eltern von einem Psychopathen erschossen, im Heim misshandelt worden und dann in so einem zarten Alter bereits mit Schwerverbrechern Geschäfte gemacht und erleben müssen, wie brutal und gnadenlos diese gegen Leute vorgehen, die ihnen nicht passen. Und währenddessen sollten sie irgendwie den Verlust ihrer Eltern verarbeiten..." Die Kurama grub ihre Fingernägel in die Decke von Sasukes Bett. Sie roch ihn in seinem Bettzeug und es roch so verdammt gut und vertraut. Es tat weh, sich ihn als kleinen Jungen vorzustellen, auf der Strasse, mit seinem Bruder auf sich allein gestellt. Einsam und verlassen. Ungeliebt. Gejagt. "Erwachsene Waisenkinder", durchbrach die Ältere das kurze Schweigen. "So bezeichnet Itachi sich und Demon. Obwohl sie jetzt Teil dieser Gang sind, sagt er das immer noch. Waisenkinder, die einen Weg gefunden hätten, wieder zu jemandem zu gehören." Erwachsene Waisen - ob Sasuke das genauso empfand? Ihr wurde bewusst, wie wenig sie eigentlich über ihn wusste. Während all der Zeit, die sie gemeinsam verbracht hatten, war ihr nur ein Bruchteil seiner ganzen Person bekannt gewesen, das wurde ihr jetzt erst richtig klar. Wie gerne hätte sie ihm ihr Mitleid ausgesprochen und ihm gezeigt, dass sie voll und ganz mit ihm fühlen wollte. Die Tatsache, dass er sie angelogen und sich vor ihr verstellt hatte rückte beinahe bedenklich weit in den Hintergrund. "Wo waren wir noch gleich? Ach, ja. Wie gesagt, die Wende kam plötzlich und unerwartet. Es war in einer frühsommerlichen Nacht, als die beiden auf dem Weg zurück in die Möbelfabrik waren und dann ihrem altbekannten Widersacher über den Weg liefen, dem Auftraggeber von damals. Wie hiess er noch gleich? Zabuza oder so. Ein bekannter, mächtiger Verbrecher, der die beiden Jungs sofort wiedererkannte. Du musst wissen, für solche Gangsterbosse sind Vergebung, Verständnis und Mitgefühl Fremdwörter. Was für sie zählt, ist Vergeltung. Diesmal blieb den Jungen aber kein Fluchtweg. Sie waren dem Typen buchstäblich ins Netz gegangen. Ja, die Jungen sahen sich schon ihrem Schöpfer gegenübertreten, als sich die Läufe von mehreren Waffen auf sie richteten. Dann wurde dem Typen erneut einen Strich durch die Rechnung gemacht, als eine Horde Motorradfahrer, auf den Platz schoss und Zabuza und dessen Gefolge zum Schweigen brachte. Es waren natürlich die Taka Snakes und mit ihnen kam der ehemalige Gangleader Madara ins Spiel. Ganz ehrlich, zuerst wussten sie nicht, dass sie hier ihrem Onkel gegenüberstanden, als sie ins HQ mitgenommen wurden, damit man die angeschlagenen Jungs etwas aufpäppeln konnte. Aber Madara erkannte sie sofort. Und schneller, als sie dachten, waren sie von der Strasse weg und gehörten nun zu einer der berüchtigsten Gangs überhaupt. Von da an besuchten die Brüder wieder die Schule und lebten das Leben eines waschechten Takas." Hier in Konoha wurden Strassenkinder an den Schulen angenommen, solange sie sich an die Regeln hielten und ihre Sache machten. Nur wussten die meisten dieser Kinder nicht, wie wichtig die Schule war und deshalb kamen sie gar nicht erst auf die Idee, ihr einmal einen Besuch abzustatten. Aber letztendlich hatte ja auch jedes Kind ein Recht auf Bildung. "Das eigentliche Problem war aber der Sumpf, in den die Jungs in ihrer Zeit auf der Strasse und durch das Erlebte geraten waren. Sie waren schwer traumatisiert und die Erinnerungen an ihre Eltern und deren Ermordung hatten in ihren Seelen tiefe Narben hinterlassen. Ich meine, nicht jeder erlebt solche Sachen in solch zartem Alter. Itachi hat das mir gegenüber nie erwähnt, aber diese Ereignisse mussten sie bestimmt immer verfolgt haben, während ihrer Zeit bei den Verwandten, im Heim, in der Gang...das muss furchtbar gewesen sein." Sasuke biss die Zähne zusammen. Erinnerungen an schlaflose Nächte und zermürbende Albträume spielten sich in Sekundenschnelle vor seinen Augen ab. Er erinnerte sich an das Gefühl innerlichen Zerreissens, das ihn jedes Mal heimgesucht hatte, wenn er Heimweh hatte und seine Eltern vermisste. Es war ein niederschmetternder Schmerz, der ihn ihm so viele fragen aufkommen liess. Wozu bin ich hier? Wer bin ich überhaupt? Und warum musste ich das alles erleben? Warum mussten Mutter und Vater das erleben? Er hatte früher oft geweint. Sehr oft.  Jedes Mal, wenn der Mörder seiner Eltern ihn im Albtraum heimsuchte und ihn durch eine dunkle Stadt jagte, kam dieses vernichtende Gefühl von Verzweiflung, Wut, Furcht und Trauer auf und schien ihn zu erdrücken, so dass er keine Luft mehr bekam. Aber er war  älter geworden und mit dem Älterwerden beschränkten sich seine Gefühle nach und nach nur noch auf Wut und Trauer. Zudem hatte er sich ja auch geschworen, nicht mehr zu weinen und stark zu sein. Mit dieser kühlen Art, mit der sie ihre Gefühle unterdrückten,  erlangten sie beide bald einen angesehenen Status. Die anderen respektierten die Uchihas nicht nur, nein, es war auch ein gewisses Mass an Ehrfurcht im Spiel. Denn genau wie ihr Onkel, waren die beiden zu allem noch stark. Und das führte schlussendlich zu den Titeln "Leader" und "Vize". Die Karriereleiter hatten sie, vergleichsweise mit anderen, ziemlich schnell erklommen.  Konans Erzählungen liessen alte, längst verdrängte Empfindungen wieder aufkommen und wie er ihr so lauschte, kam die dunkle Ahnung in ihm auf, was als nächstes kommen würde. "Ich weiss nicht, ob dich dir das jetzt erzählen darf. Aber auch hier finde ich, du hast ein Recht darauf. Itachi und Sasuke hatten wie jedes andere Strassenkind mit gewissen Dingen zu kämpfen. Das konnte ganz unterschiedlich sein. Drogen, Alkohol, Rauchen... diese Kinder werden einfach viel zu schnell erwachsen, was sie den Umständen zu verdanken haben, in denen sie leben. Nun, dem Drogensumpf sind die beiden glücklicherweise entwischt. Harte Drogen waren eigentlich nie ein Thema, soweit ich weiss.  Itachis Problem lag vor allem beim Nikotin. Der Junge war schon in diesem zarten Alter ein Kettenraucher und hat auch heute noch Mühe damit, aufzuhören. Ich nehme ihm dann immer die Zigaretten weg." Sie schmunzelte. "Sasuke hatte ein anderes Problem. Er rauchte selbst auch, aber nie in diesem hohen Mass. Er wurde aber schwach für den Alkohol. Meine Güte, der Junge trank im Alter von zehn Jahren schon Alkohol, dass es nicht mehr schön war. Itachi hat ihm die Flasche oft weggenommen, aber er selbst trank natürlich auch öfters.  Sasuke scheint es bis heute in den Griff bekommen zu haben, wenn es ihm allerdings wirklich miserabel geht, dann ist es auch schon vorgekommen, dass er sternhageldicht irgendwo im HQ herumlag. Allerdings nie, wenn wir weg sind, Immer nur im HQ." Sakura war geschockt. Es war ja auch völlig normal, wenn man hörte, wie jung die Uchiha-Brüder waren, als sie zum ersten Mal mit diesen Sachen kämpfen mussten. Sie erinnerte sich daran, wie Sasuke sich genervt hatte, dass er immer die betrunkenen Gangmitglieder ins HQ bringen musste. Vielleicht trank er deswegen auch nur "zu Hause".  Diese Geschichte war ja wirklich ein wahres Trauerspiel. Sakura konnte inzwischen nicht mehr verhindern, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen. Sie kannte Sasuke gut genug, um mit ihm fühlen zu können und am liebsten hätte sie ihn von dieser Bürde befreit, aber was konnte sie denn schon tun? Sasuke hatte genug gehört. Am liebsten wäre er dort hinein gegangen und hätte Konan den Mund zugehalten. Genauer gesagt, wollte das sein Kopf. Aber die Gewissheit, dass es Sakura war, die jetzt Bescheid wusste, stimmte ihn versöhnlicher. Wenn auch nur geringfügig. Da sassen die beiden Frauen mitten in Itachis und seinem Raum, der eigentlich nur IHNEN gehörte. Dazu kam die Tatsache, dass dieses Mädchen jetzt also wusste, was für ein kaputter Typ er in Wirklichkeit war. Und das war keineswegs beruhigend. Niemals, nein, niemals hätte er irgendjemandem gegenüber zugegeben, dass es weh tat, für jemanden nicht gut genug zu sein. Aber Sakura hatte jemand besseres verdient. Jemand, der sie so behandeln konnte, wie sie es auch verdiente. Er wusste, was sie glaubte. Sie glaubte, er hätte ihr etwas vorgespielt um sie rum zu kriegen.  Das wäre wohl früher auch gar nicht so weit hergeholt gewesen. Aber er diesmal hatte er nichts vorgespielt.  Es war ihre reine Art, ihr Lachen und ihre Ansicht der Welt, die ihn auftauen liessen. Sie hatte es fertiggebracht, in seiner kaputten und kalten Schale den Typen herauszuholen, den er selbst kaum mehr kannte. Sie hatte es geschafft, dass er sich bei ihr gut fühlen konnte.  Aber jetzt war alles anders. Derartiges Glück mochte schön sein - aber er wollte es sich selbst nicht zugestehen. Er lebte in einer Welt aus Trümmern von zerstörten Träumen und Hoffnungen. Sie träumte und hoffte noch und das war gut so. Denn sie konnte alles erreichen, wenn sie nur wollte.. Er spürte den Abgrund. Den Abgrund, der sie trennte.  Jetzt mehr, als je zuvor. Es waren komische Gedanken für jemanden, der seine Gefühle stets vor anderen verschanzte. Jemand, der diese Schutzmauer immer aufrecht erhielt.  Er erhob sich langsam und entfernte sich leise von dem Raum. Von seiner Vergangenheit. Von den Erinnerungen. Und von Sakura, die es geschafft hatte, diese schier unbezwingbare Mauer einzureissen. "Ich weiss ja nicht, was ihr hier in den heiligen Hallen der Bosse macht", Kakuzu stürzte ausser Atem in den Raum. "Und eigentlich will ich es auch gar nicht wissen. Ich hab euch jetzt nämlich echt lange gesucht, um euch zu sagen, was gerade abgeht! Ein Battle! Taka gegen Kurama! Vor der DDM!" Konan war aufgesprungen. "Warum haben wir das denn nicht mitbekommen?!" "Na, weil ihr euch in den sonst so verbotenen Räumen der Bosse verschanzt habt!" Kakuzu drehte sich um und lief im Eiltempo davon. "Sakura, ich muss in den Aufenthaltsraum! Du kannst mitkommen oder hier bleiben, wie du willst." Konan rannte in Richtung des Aufenthaltsraumes davon. Sakuras Herz klopfte zum Zerspringen schnell. Sie kannte jetzt beide Seiten. Und sie musste sich widerwillig eingestehen, dass sie weder einen Verlust bei den Kuramas, noch einen Verlust bei den Takas ertragen würde. ---------------------------------------------------------------- Soo, das wäre das neue Kapi=) Ich hoffe es hat euch gefallen. Die Geschichte der beiden habe ich schon lange im Kopf und nun habe ich sie endlich aufschreiben können. Ich finde es immer schön, wenn man die Hintergründe eines Charakters kennt, um auch verstehen zu können, warum er so ist, wie er ist. Ich danke allen fleissigen Kommentar-Schreibern und hoffe natürlich, dass ihr nicht aufhört damit, weil ich mich immer riiesig freue!  Mit dem letzten Kapi wurden die 100 Favos geknackt. Danke für bisherige 109 Favoriteneinträge! Und danke speziell an Hanny_Cupcake und ihrem Jury-Team, für die tolle Platzierung beim Wettbewerb!!!! =) bis bald eure ximi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)