Konoha Gangs von ximi (Zwei Gangs, ein Bandenkrieg und eine Freundschaft zwischen den Fronten) ================================================================================ Kapitel 1: Die Kurama Foxes --------------------------- "Bitte vergessen Sie nicht, lösen Sie als Hausaufgabe bis am Montag die algebraischen Gleichungen von Seite 23 bis 25 und zwar gewissenhaft! Eine Prüfung steht kurz bevor, soviel kann ich Ihnen sagen!", rief Miss Yuuhi mit einem letzten, strengen Blick in die Klasse, doch die Schüler waren bereits dabei, ihre Sachen zusammenzupacken und beachteten die Lehrerin kaum noch. "Hey, Saku!" Eine ihrer besten Freundinnen, die blonde Ino, kam aus der hintersten Reihe zu ihr hin gelaufen. "Kommst du heute Abend auch?" "Klar, Naruto hat mich auch schon gefragt", meinte sie fröhlich. Die Mädchen brauchten hier nicht geheim zu halten, dass sie einer der grössten Gangs Konohas angehörten, denn jeder kannte sie und wusste, dass Ino, Sakura und Hinata Mitglieder der Kurama Foxes waren und somit wohl auch die Einzigen ihrer Gang, die sich um einen College-Abschluss taten. All die anderen der Gang hatten es bei dem normalen High School-Schulabschluss belassen und hatten irgendwelche Jobs in der Stadt angenommen. Wobei man sagen musste, dass das College auch nicht gerade billig war und es sich die meisten einfach nicht leisten konnten. Und heute Abend war nach einer mühsamen Schulwoche wiedereinmal Banden-Zeit für sie. Als Ino und Sakura in das warme Licht des Spätnachmittags traten, stiess auch die dunkelhaarige Hinata, ebenfalls eine gute Freundin der beiden, zu ihnen und gemeinsam machten sie sich auf den relativ kurzen Weg, vom South Konoha College aus, zur U-Bahn. Hier befanden sie sich im "South", dem Viertel der Firmen und Banken, einem eher gepflegten Stadtteil. Die U-Bahn-Stationen waren hier um einiges sauberer und abends auch besser bewacht, als man es vom äusseren Stadtring und vielen Teilen der anderen Vierteln behaupten konnte. Als sie in ihrer Bahn in Richtung Downtown sassen, starrte Sakura völlig in Gedanken versunken aus dem Fenster, obwohl es dort überhaupt nichts ausser Dunkelheit zu sehen gab. Manchmal schwebte sie gerne ein wenig in ihrem eigenen Universum und liess ihre Gedanken einfach fliegen. Gerade jetzt versuchte sie sich daran zu erinnern, wann ihre Tante denn nach Hause kam. War es halb Sieben? Oder doch Sieben? "Saku!" Erschrocken fuhr sie herum. "Was? Hast du was gesagt?" Ino schmunzelte. "Du hast wieder einmal geträumt, Cherry. Ich fragte, was du jetzt noch vor hast?" "Cherry" war Sakuras Bandenname. Cherry Blossom - Kirschblüte. Den Namen hatte sie ihrer rosa Haarfarbe zu verdanken, aber sie mochte den Namen. Er verband sie perfekt mit ihrer Gang. Überhaupt hatte sich für sie, seit sie ihrer Gang angehörte, vieles geändert, ihre Haarfarbe störte sie inzwischen kein bisschen mehr, aber das war eine andere Geschichte. "Ach so, ja, ich gehe noch nach Hause, hab Tante Tsunade versprochen zu kochen, da sie heute wieder länger arbeiten muss. Weiss nur nicht mehr, wann sie genau nach Hause kommt." "Tsunade muss dauernd arbeiten, die Arme", meinte Hinata mitfühlend. "Und da dachte ich, ihr Job im Krankenhaus sei schon krass gewesen." Sakura seufzte. Ja, ihre Tante hatte es nicht leicht, besonders, da sie jetzt auch noch für ihre Nichte sorgen musste. Ihre Eltern waren geschieden und Sakura hatte sich für keinen der beiden entschieden, sondern war zu Tante gezogen, die sie damals mit offenen Armen aufgenommen hatte. Das Verhältnis zu ihren Eltern war schon immer schlecht gewesen, da ihr Vater ein schwerwiegendes Alkoholproblem hatte und ihre Mutter immer gewollt hatte, dass Sakura Karriere bei der Bank machte, damit sie sie finanziell absichern konnte. Dabei hielt Sakura überhaupt nichts von Bankenjobs. Aber ihre Mutter hatte in ihrem Leben irgendwann einen Punkt erreicht, an dem Geld vor Glück stand. Kurz gesagt: Ihr Eltern-Verhältnis war ziemlich zerrüttet und es bestand eigentlich nicht den klitzekleinsten Hoffnungsschimmer, dass sich das jemals wieder ändern würde. Und nun hatte ihre Tante Tsunade, die einen Job als Sekretärin bei einem Anwalt hatte, zwar einen ordentlichen Lohn, schuftete aber von morgens bis abends. Früher war Tsunade Krankenschwester gewesen, jedoch war man in diesem Beruf wahrhaft unterbezahlt, somit war es ihr nicht möglich, ihrer Nichte ein richtig gutes Leben zu bieten, wenn sie weiterhin am Krankenbett stand. Zudem waren die unregelmässigen Arbeitszeiten für Tsunade überhaupt nicht infrage gekommen, wenn zu Hause ein vierzehnjähriges Mädchen wartete. Inzwischen waren aber auch wieder vier Jahre vergangen und Sakura konnte auf sich selbst aufpassen. Tsunade verdiente jedoch im Moment so gut, dass sie nicht daran dachte, den Job hinzuschmeissen. Manchmal fühlte Sakura sich deswegen etwas schuldig, auch wenn ihre Tante ihr immer wieder versicherte, dass sie das nicht zu tun brauche. "Nächster Halt: Konoha West Street" , erklang es mechanisch aus den Lautsprechern. "Mädels, das ist meine Station. Wir sehen uns heute Abend, ja?" Die beiden umarmten Sakura zum Abschied und Ino flüsterte ihr etwas ins Ohr. "Da drüben sind ein paar Takas. Pass auf, okay?" Sie nickte und verliess daraufhin rasch die U-Bahn-Station, während sie einen grossen Bogen um die Ansammlung einiger Typen machte. Tja, die "Taka Snakes", meistens genannt Takas, waren die zweite grosse Bande hier in der Stadt, neben den Kurama Foxes. Man erkannte sie meistens an ihrem Bandenzeichen, an einer Halskette oder einem Tattoo zum Beispiel. Es war bei ihnen eine Schlange mit Flügeln, die sie ausgebreitet hatte, sodass es aussah, als ob sie gen Himmel stieg. Die Takas waren die einzigen Rivalen, die es seit Generationen mit den Kuramas aufnehmen konnten und umgekehrt. Seit Jahren war es ein einziger Kampf um die Herrschaft der Strassen, den sie gegen sie ausfochten. Denn, wer zu oberst an der Spitze stand, der hatte auf der Strasse nichts zu fürchten. Obwohl sie im Moment überhaupt nicht als eine der Kuramas zu erkennen war, da sie das Bandensymbol nicht trug, wollte sie sich auf keinen Fall zu lange in der Nähe dieser Typen aufhalten. Ihre silberne Halskette trug sie vorsichtshalber auf der Strasse immer unter ihrem T-Shirt, da der Anhänger ein silberner Fuchs mit neun Schweifen war, was sie sofort als eine Kurama zu erkennen gegeben hätte. Als sie die Treppe zur Strasse hinaufstieg, schlug ihr bereits der allgegenwärtige Geruch der Grossstadt, nach Abgasen und dem Geruch von Imbissbuden entgegen. Vor ihr paffte ein Mann eine Zigarette und Sakura versuchte so gut es ging, die Rauchschwaden nicht einzuatmen. Sie passierte die Strasse mit dem Lebensmittelgeschäft, dem Secondhand-Laden und dem beinahe antiken Fitnessstudio. Es war heiss und die Luft vibrierte regelrecht, Autos fuhren vorbei und Menschen gingen ihres Weges. Der Geruch nach Abgasen und Imbissbuden war allgegenwärtig, aber irgendwie auch sehr vertraut. Fast am Ende der Strasse angekommen, bog sie in eine kleine Seitengasse ein, es war der erste Wohnblock links, den sie ansteuerte. Die Glastür klemmte wie immer ein wenig, aber Sakura war es sich inzwischen gewohnt, während des Aufmachens gehörig gegen die Tür zu lehnen. Innen angekommen steuerte sie die Treppe an, sie nahm eigentlich nie den Aufzug in den fünften Stock. Schliesslich sass sie ja so oder so den ganzen Tag in der Schule, da konnte sie ja wenigstens nach Feierabend noch etwas weniges für ihre Fitness tun. Ihr Appartement war eine Dreieinhalb-Zimmerwohnung und gemütlich eingerichtet, nicht irgendwie modern, es sah alles ziemlich zusammengewürfelt aus. Aber Sakura mochte genau das. Es wirkte so viel heimeliger und angenehmer. Sie warf ihre Schultasche auf ihr Bett in ihrem zwar kleinen Zimmer, das aber nachmittags immer wunderbar von der Sonne erhellt wurde. In der Küche trank sie ein Glas Wasser und begann dann damit, die Hausaufgaben, die ihnen Miss Yuuhi noch aufgebrummt hatte, zu bearbeiten. Sie hasste Mathematik von ganzem Herzen, aber dank Tsunades guten Erklärungen hatte sie in Algebra das Wichtigste begriffen und brachte es tatsächlich fertig die Seiten halbwegs sicher zu lösen. Gegen viertel vor sieben merkte sie dann, dass es höchste Zeit war mit dem Kochen des Abendessens zu beginnen. Tsunade kam, wie Sakura schlussendlich bereits erwartet hatte, erst um sieben nach Hause und dann assen sie gemeinsam zu Abend. "Und, wie war dein Tag, Mäuschen?", fragte ihre Tante, der die Müdigkeit wahrlich ins Gesicht geschrieben stand. Ihr Job war ziemlich anstrengend, vor allem, weil sie es sich von früher her nicht gewohnt war, den ganzen Tag zu sitzen und Bürokram zu erledigen. "Ganz gut. Wir haben zum Glück kaum Hausaufgaben erhalten übers Wochenende. Das ist schon fast eine Seltenheit. Und deiner?" Tsunade begann von ihrem Job zu erzählen und wie viele Dokumente und Briefe sie momentan zu überarbeiten hatte auch davon, dass ihr Chef andauernd neue Mandanten aufnahm, obwohl sie schon mehr als genug zu tun hatten. "Der liebt seine Arbeit einfach! Ist ja auch nichts Negatives. In so einer grossen Stadt ist die Kriminalität ja schon ein Dauerthema und da ist die Nachfrage nach Anwälten halt gross", meinte sie zwischen zwei Bissen. "Ach, nebenbei, triffst du dich heute noch mit den anderen?" "Ja, ich gehe nach dem Essen ins Hauptquartier." Tsunade wusste Bescheid, dass Sakura in einer Gang war. Genau genommen war Tsunade selbst in jungen Jahren einmal Mitglied der Kurama Foxes gewesen, ja, die Gangs hatten schon lange vor Sakuras Generation bestanden. Aber für sie und ihre Leute war die Zeit der Gangs irgendwann vorbei gewesen, genau wie für alle anderen auch. Es war ein Gesetz der Banden, dass man mit seinem 30. Geburtstag die Gang verliess und Tsunade wurde dieses Jahr schon fünfzig. Ihre Tante verstand also besser als jede andere, wie wohl sich Sakura in ihrer Bande fühlte und wie verlockend das Abenteuer war, wenn man jung war. Sie selbst hatte es erlebt und gefühlt. Zudem war Sakura jetzt achtzehn und sie musste lernen, selbst zu entscheiden und dazu war sie durchaus fähig. Sakura versuchte schon lange, ihren eigenen Weg zu finden, auch wenn ihr das ihrer Meinung nach noch nicht wirklich gelungen war. Gemeinsam räumten sie nach dem Essen das Geschirr in den Geschirrspüler ein. Sakura nahm danach schnell eine Dusche und machte sich dann sofort fertig für das Gangtreffen. Sie schlüpfte in eine Röhrenjeans und streifte sich ein schwarzes Tank-Top über, das rote Strickjäckchen stopfte sie in ihre Tasche, wahrscheinlich würde sie es später brauchen, wenn es am Abend frischer wurde. Dann verabschiedete sie sich von Tsunade und verliess das Haus. Ihre Halskette mit dem Fuchs hielt sie gut versteckt im Ausschnitt ihres Tops. Den Weg ins HQ hatte sie inzwischen schon so oft zurückgelegt, dass sie ihn wohl auch blind wieder gefunden hätte. Das HQ der Gang lag im östlichen Viertel von Konoha. Im "East" gab es viele Lagerhallen und davon war eine ganze Reihe unbenutzt. Der ganz östliche Teil des Easts, der auf den grossen Fluss hinauslief, war verlassen und verwahrlost. Kaum Leute begaben sich ins sogenannte "Little East", da sie sich vor Aussätzigen und Herumtreibern fürchteten. Niemandem war bekannt, dass sich in einigen Hallen die Kurama Foxes eingenistet hatten, die Gegend hier kümmerte so gut wie niemanden. Es gab die Haupthalle, wo das eigentliche HQ war, die kleinere Halle ganz links diente als Garage für die drei Bandenautos und für diverse die zahlreichen Motorräder. Die zweite kleine Halle mittig der Garage und der Haupthalle, war der Krankentrakt, der eigentlich nur zum Zuge kam, wenn Gangfights angesagt waren. Überall lagen Waffen griffbereit, falls Takas angriffen oder sonst ein Eindringling auftauchte, was bis jetzt noch nie vorgekommen war, da alles streng geheim gehalten wurde. Aber man musste ja immer für den Ernstfall vorbereitet sein oder? Weiter gab es einige unterirdischen Gänge, die alle Hallen der Kuramas miteinander verbanden, im Falle, dass die Polizei anrückte. Hinter einer der Hallen, verlief direkt der Fluss und dort waren zwei kleine Boote mit Motoren angebracht, die eine Flucht ermöglichten, aber auch noch nie gebraucht worden waren, seit Sakura dabei war. Das HQ war von aussen erstaunlich unscheinbar und jeder würde es für ganz einfache, verlassene Lagerhallen halten, wenn überhaupt jemand vorbei kam. Das HQ lag wirklich enorm abgelegen und gut eingebettet in viele leerstehende Lagerhallen, sodass sich selten auch nur eine Menschenseele nach hier hinten verirrte. Niemand kannte das Little East besser, als die Kuramas, deshalb waren ihnen auch die geschicktesten Fluchtwege bekannt. Das ganze Quartier gab es schon seit der Gründung der Kuramas Foxes und hatte sich über die Jahre zu einer wahren Festung entwickelt. Sakura erreichte das Little East und je weiter sie hineinging, desto weniger Leute waren anzutreffen und der Strassenlärm nahm zusehends ab. Sie bog erst links, dann rechts und dann wieder links ab, dort, in einer Seitengasse zwischen zwei Lagerhallen befand sich eine Kellertreppe, die sie nun hinunterstieg. Sie klopfte dreimal kurz, einmal lang und wieder zweimal kurz an die Tür, die sich sofort öffnete. Es war ein genialer Mechanismus, den Shikamaru hier eingebaut hatte, die Tür öffnete sich beim richtigen Klopfcode von selbst und gab den Leuten im HQ ein Signal, dass jemand kam. Aber sie verstand zu wenig von Technik, als dass sie hätte herausfinden können, wie dieser Mechanismus funktionierte. Sakura nahm das Walkie-Talkie, das auf einem Mauervorsprung stand zur Hand. "Cherry Blossom", sagte sie deutlich hinein und dann ging sie den spärlich beleuchteten Gang entlang. Die Walkie-Talkie-Nummer war eine zusätzliche Absicherung, falls ein falscher Name oder gar kein Name gesagt wurde, waren die anderen alarmiert. Einmal rechts, zweimal links und schon erreichte sie die kleine Holztreppe, die zum HQ hinaufführte. "Hi, Leute" , rief sie in den Raum und warf ihre Tasche in eine Ecke. Es regnete daraufhin Begrüssungen aus allen Richtungen. Naruto, ihr Leader, hatte sich auf eines der grauen Sofas gefläzt, trank Cola und schaute fern. "Hey, Naruto, ein Wunder, dass deine Augen noch nicht viereckig sind", lachte sie und wuschelte ihm durch das blonde Haar. Naruto war für sie nicht nur der Anführer, sondern auch ein guter Freund. Er hatte sie damals in die Bande aufgenommen, als sie in der High School von ihren Klassenkameraden aufs Äusserste gemobbt worden war. Ja, zu der Zeit war ihr Leben der blanke Horror gewesen. Aber Dinge änderten sich manchmal schneller, als man dachte. "Meine Augen halten viel aus, Saku!", meinte er selbstsicher, während er sie angrinste. Sakura setzte sich auf einen der Stoffsessel. Der Raum war gross, in einem Hallenteil waren Sofas und Sitzssäcke verteilt, in einem abgetrennten Teil gab es Trainingsgeräte wie Wurfmesser und Zielscheiben, selbst angefertigte Puppen, um den Nahkampf zu üben und alles Mögliche, damit man seine Kampffähigkeiten verbessern konnte. In ihren Ohren hämmerte der Bass irgendwelcher Musik, die aus der Stereoanlage und den vielen Boxen drang, die in der ganzen Halle platziert worden waren. Jedoch lief die Musik immer nur so laut, dass sie draussen nicht zu hören war. Die Wände der Halle schluckten erstaunlich viel Schall, was sie wohl auch ihren Vorgängern zu verdanken hatten. Das HQ hatte auch eine Küche, in der Choji, der Hobbykoch der Gang oftmals wunderbare Leckereien zubereitete und natürlich den Alkoholvorrat in Schach hielt. Das Bücherregal, welches wiederum Shikamarus Heiligtum war, stand links in der Ecke. Dort führte der Ebengenannte auch das Bandenbuch, wo er Errungenschaften, Ereignisse, Siege und auch Niederlagen der Gang verzeichnete. Ino, deren Eltern eine kleine Gärtnerei betrieben, hatte die Halle sogar mit ein wenig pflanzlichen Annehmlichkeiten ausgestattet. Für alle hier war es ein zweites zu Hause, oder sogar das einzige zu Hause, was sie hatten. Kiba werkelte an einem Motorrad in der Ecke herum, sein ganzes ärmelloses T-Shirt und auch seine Arme waren mit Öl verschmiert und er grinste. Sein Hund, Akamaru, hatte sich neben ihn gelegt und döste. Die beiden waren unzertrennlich und deshalb war Kibas Bandenname "Dog Man", kurz "Dog". Shikamaru sass wie erwartet an dem kleinen Tisch neben dem Bücherregal und kritzelte irgendetwas ins Bandenbuch. "Weisst du schon das Neuste?", rief Flower Power von der hölzernen Galerie der Halle herab. "Flower Power" war Inos Bandenname, was auf ihre Leidenschaft für Blumen zurückzuführen war. Dort oben waren unter anderem einige Matratzen auf dem Boden ausgelegt, falls hier einmal mehr Leute übernachteten als in den Schlafräumen Platz war. Nebst dem wurde die Galerie auch als Materiallager für diverse Dinge wie Waffen, Vorräte oder andere notwendige Sachen genutzt. Viele der Mitglieder wohnten hier, manche waren schon als Waisenkinder, die nichts mehr hatten, zu ihnen gestossen. So zum Beispiel Naruto. "Nee, was ist denn das Neuste?", rief sie zurück. "Es steigt `ne Strassenparty! in einer Woche! Also nichts Verbotenes, eine richtige legale Party im City Park!" Ino war völlig aus dem Häuschen. Sie liebte Partys. Sakura hingegen war eher ein ruhiger Typ, doch solange sie mit ihren Leuten dort sein konnte war es ihr recht. "Cool! Da müssen wir hin", lachte Sakura und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. "Genau darüber reden wir, wenn alle da sind, ja?", unterbrach Naruto die beiden grinsend. "Ich weiss ja, dass du ein Party-Freak bist, Flowie, aber wenn du jetzt wartest dann müssen wir es nicht ständig wiederholen." "Jaja, schon gut, Boss", grummelte Ino und kam dann über die Holztreppe zu ihnen nach unten. Nach und nach trafen alle Mitglieder im Aufenthaltsraum ein. Tenten, Neji, Hinata, Shino, Lee, Choji, Gaara, Temari, Kankuro, Sai und viele Weitere, die ebenfalls im Laufe der Zeit zu der Gang gestossen waren. Insgesamt waren sie mehr als fünfzig Mitglieder und das war in Konohagakure ein hohes Mass für eine Gang. Dennoch verbuchten sie, besonders in der letzten Zeit, steigende Tendenzen, was ihre Mitgliederanzahl betraf. Die Mitglieder waren aber nicht immer alle anwesend. Im HQ hielt sich eigentlich nur der innere Kreis auf, der aus ungefähr fünfzehn Leuten bestand. Die anderen Mitglieder gehörten kleineren Gangs an, die zu den Kurama Foxes gehörten, aber eher mit Verbündeten zu vergleichen waren. Es war ziemlich kompliziert. Fakt war, dass jedes einzelne Mitglied durch den Fuchs mit den neun Schweifen zu erkennen war, sei es in einem Tattoo, als Kettenanhänger oder was auch sonst sich die Leute noch so einfallen liessen. Inzwischen hatten sich alle um den Leader, Naruto, versammelt. "Hey, Leute, cool, dass ihr da seid. Also wie unsere liebe Ino eigentlich schon der Hälfte verklickert hat, nächsten Samstagabend steigt eine Party im City Park. Ich fänds 'ne gute Idee, wenn wir alle dorthin gehen würden und einfach ein bisschen feiern, was meint ihr?" Von allen Seiten ertönte zustimmendes Gejohle. In Partylaune waren ihre Leute eigentlich so gut wie immer. "Die Takas werden mit ziemlicher Sicherheit auch dort sein, weil sie erstens partygeile Säufer sind und zweitens ihr Revier markieren wollen. Ihr wisst ja wie sie ticken. Genau das ist ein weiterer Grund, dorthin zu gehen." Das Johlen wich nun verärgertem Grummeln. Sobald die Takas zum Gesprächsthema wurden, schwenkte die Stimmung von "fröhlich" oft in den Zustand "verärgert" um. "Die werden bestimmt mächtig Radau machen. Sie schikanieren die Leute und die Jungs werden die Mädchen dort ganz schön dämlich anmachen, so wie es immer ist. Ihr wisst, dass ich unsere Bande auch in gewisser Weise als Beschützer von denen sehe, die schwächer sind oder von Takas gedemütigt werden. Das ist ein weiterer Grund, warum wir dort aufkreuzen müssen." Naruto wurde von Zustimmung überschüttet und er grinste sein typisches, freches Grinsen. Nachdem das geklärt war verteilte Choji Bierflaschen an die Jungs, für die Damen gab es natürlich als Alternative süss gemixte Drinks. "Na dann...auf die Kurama Foxes und einen geilen Abend!", rief Kiba in die Runde, worauf sich alle zu prosteten und sich dann wieder ihren Lieblingsbeschäftigungen widmeten. Gaara, Kankuro und Choji begannen Videospiele vor dem Fernseher zu spielen, Tenten und Neji lagen eng umschlungen auf dem Sofa und sahen dabei zu, wenn sie nicht gerade herumknutschten. Sakura, Temari, Ino und Hinata begannen zur Musik zu tanzen, worauf sich auch Naruto, Kiba, Sai und Lee dazugesellten und mittanzten.¨ Sakura liebte diese entspannte Atmosphäre und fühlte sich rundum wohl. Etwas später setzte sie sich aber mit Naruto etwas abseits auf eine Couch. Er war so zu sagen ihr bester Freund und sie redete einfach gerne mit ihm. Naruto war jemand, der zu jedem einzelnen des inneren Kreises ein wirklich gutes Verhältnis hatte. So ziemlich jeder hier war entweder von ihm in die Gang aufgenommen worden oder kannte ihn schon aus der Zeit, als er noch nicht den Leader-Posten gehütet hatte. "Wie läufts in der Schule, Saku? Alles im Griff?", fragte er sie interessiert und lehnte sich zurück. "Manchmal frage ich mich, ob ich das packe, Big Fox. Werde wohl nicht mit Glanznoten abschliessen, aber irgendwie wird das schon hinkommen," Sie seufzte kurz. "Und wie läufts bei dir? Immer noch der Mädchenschwarm in der Bar, was?" Narutos Onkel Jiraiya besass eine Bar, in der Naruto als Barkeeper seine Brötchen verdiente. "Es macht Spass und die Zeit geht rum. Ist ganz gut so, ich verdien' da ein bisschen was und mehr brauche ich nicht. Das mit den Mädchen überhöre ich jetzt mal ganz absichtlich. Echt Cherry, ich find's klasse, dass ihr das mit der Schule durchzieht, da hätte ich nämlich spätestens bei den ersten Prüfungen alles hingeschmissen" Naruto war kein Prahler. Dabei hätte er ruhig etwas arroganter sein dürfen, da er wirklich kein übler Bursche war, mit seinen blonden Haaren, den stahlblauen Augen und seinem frechen Lächeln. Aber auf solche Dinge legte er nicht unbedingt viel wert, das war auch gut so. Genau das machte ihn noch sympathischer. Was seine Zukunft betraf, er war schon immer sehr genügsam gewesen und sein Ziel war weder ein Hochschulabschluss, noch eine grosse Karriere. Er wollte Freunde und Freiheit, das war alles, was es brauchte und zufrieden zu sein. So zufrieden, wie man auf der Strasse nun mal sein konnte. Manchmal beneidete sie ihn ein wenig um seine Weltanschauung. Es musste ein so viel entspannteres Leben sein, wenn man nicht ständig an die Schule denken musste, ob man nun gut genug war, oder nicht. "Was meint Jiraiya dazu?" "Der findet's gut so. Er sagt selbst immer, dass er auch ohne 'ne Wahnsinns-Karriere zufrieden gelebt hat. Er ist eben genau wie ich. Ihm hat die Freiheit gereicht." Jiraiya war früher der Leader der Kurama Foxes gewesen, aber auch er hatte irgendwann seine Dreissig erreicht und hat die Führung an einen jüngeren Burschen abgegeben. Er und Tsunade hatten früher immer mal wieder irgendwelche Liebschaften gehabt, heute waren sie aber "nur" gute Freunde. "Wir müssen alle das tun, wofür unser Herz schlägt", meinte Sakura, obwohl das im Moment für sie überhaupt nicht zutraf. "Und dein Herz schlägt für die Schule?", fragte Naruto so ungläubig, dass Sakura losprustete. "Aber nein, du Dummerchen! Mein Herz schlägt ebenso für die Freiheit, aber ich möchte sie auf einem anderen Weg erreichen. Ich weiss nicht, vielleicht möchte ich Schauspiel studieren...oder Sozialwissenschaften...und dann möchte ich mein Leben ausserhalb der Stadt leben, irgendwo wo es ruhiger ist...ach, ich weiss auch nicht. Ich glaube leider, dass mein Weg über eine höhere Ausbildung führt, gesetztenfalls ich packe das." Naruto nickte verständnisvoll. "Klar packst du das und selbst wenn nicht, hast du immer noch uns. Wenn das dein Weg ist, ist das ja auch gut so. Man möchte das tun, was einen erfüllt, nicht wahr? Aber es ist schwierig, herauszufinden, was das ist. Geht mir auch so. Ich glaub das geht uns allen so." "Danke, Naruto. Ich bin so froh euch zu haben." "Und wir sind froh, dich zu haben, Cherry." Als Sakura an diesem Abend nach Hause ging fühlte sie sich federleicht. Immer, wenn sie Zeit mit ihrer Bande verbracht hatte, dann fühlte sie sich stark, stark genug, um sich der Welt da draussen zu stellen. Die nächste Woche würde sie wieder damit verbringen, zu lernen, aber dem kommenden Samstag blickte sie voller Vorfreude entgegen. Kapitel 2: Tanz Nummer 12 ------------------------- Den nächsten Tag verbrachte Sakura mit Ino und Hinata in der Stadt. Sie hatten sich zum Eis essen verabredet und sassen nun im angenehmen Licht der warmen Sommersonne auf der Terrasse eines Eiscafés und genossen ihre freie Zeit. Dieses Wochenende waren die Kuramas nicht besonders aktiv, da einfach jeder nur das herrliche Wetter geniessen und nichts tun wollte. Ansonsten waren die Kuramas dauernd unterwegs, aber Sakura, Ino und Hinata waren höchstens Mal an den Wochenenden dabei, da ihnen die Schule einfach zu viel Zeit raubte. Am Sonntag half sie ihrer Tante dabei, die Wohnung auszumisten und all den Gerümpel zu entsorgen, der sich in der letzten Zeit in der Wohnung angesammelt hatte. Es war manchmal schon verrückt, wie unordentlich Tsunade sein konnte, besonders wenn sei viel zu tun hatte. Zu schnell war leider wieder Montag und der ganz normale Schulalltag begann. Die einzige Aufmunterung war das strahlende Wetter und die Aussichten für das nächste Wochenende. Gegen ihre Erwartungen verging die Woche wie im Flug und der nächste Samstag stand dann doch überraschend schnell vor der Tür. Als Sakura sich gegen neun Uhr am Samstag Abend vor dem Spiegel schminkte, kam Tsunade in ihr Zimmer. "Wunderhübsch siehst du aus, Mäuschen. Die Jungs werden die Augen nicht von dir nehmen können!" Ihre Tante übertrieb gerne mal. Sakura hatte sich lediglich ein hellrotes Band in die Haare gebunden, die ihr offen über den Rücken fielen und ein weisses Sommerkleid angezogen. Der Rock fiel ihr locker bis etwas oberhalb der Knie und war in der Taillenpartie mit ein wenig Rüsche versehen. Um ihren Hals trug sie die silberne Fuchs-Kette, welche ein Geburtstagsgeschenk von ihrer Tante gewesen war. "Ach was, Tsunade. Ich seh doch aus wie immer", meinte sie lächelnd. Sie fand sich nicht besonders hübsch. Ihre Stirn war zu gross, ihre Nase war nicht die süsse Stupsnase, die sie gerne gehabt hätte. Zudem mochte sie ihre Hüftform überhaupt nicht. Sie war irgendwie unförmig und ihre Oberschenkel waren ohnehin zu dick, von ihrer schmalen Oberweite fing sie jetzt gar nicht an. Gerne hätte sie so eine kurvige oder schlanke Figur, wie andere Mädchen. Zum Glück trug sie das Kleid, welches zumindest die Hüfte und die Oberschenkel gut kaschierte. Zu dem Kleid trug sie hellbraune Sandaletten mit einem kleinen Absatz. "Wie du willst, Mäuschen. Du bist ja sowieso nicht umzustimmen. Ich wünsche euch viel Spass und dass die Jungs auch gut auf euch aufpassen, ja? Ach, das waren noch Zeiten, als wir noch auf Strassenfeten getanzt haben und unseren Spass hatten..." Fröhlich in Erinnerungen schwelgend verliess Tsunade daraufhin den Raum und Sakura grinste. Wie sie ihre Tante doch liebte. Um neun Uhr wurde sie von den anderen abgeholt und kurz nachdem sie auf die Strasse getreten war, bogen auch schon ungefähr zehn Motorräder um die Ecke. Die Jungs verbrachten viel Zeit damit, ihre geliebten Maschinen so richtig aufzubrezeln und schneller zu machen, mit den einfachen Mitteln die sie hatten. Die Bande war nicht reich, aber über all die Jahre hatten sie einiges angeschafft und vererbt bekommen, sowie eben die Bandenautos, die aber ehrlich gesagt auch ziemliche Schrottkarren waren, die nur so schnell fahren konnten, weil die Jungs irgendetwas daran rumgewerkelt hatten. "Los gehts, Saku! It's partytime!", rief Ino fröhlich und begann ein wenig auf dem Rücksitz des Motorrads herum zu tanzen. Sie war heute die Beifahrerin des ruhigen Sai, der bei Inos aufgedrehtem Verhalten nur den Kopf schüttelte. "Hey, Flower Power, reiss dich zusammen. Hast nachher noch genug Zeit zum Feiern!", rief Kiba ärgerlich von seinem Motorrad aus. "Immer diese aufgedrehten Hühner..." Sakura setzte sich hinter Kiba auf die Maschine, da dort der einzige, freie Platz war. "Hör auf zu jammern, Hund", meinte sie und gab ihm sanften einen Klaps auf den Kopf. Kiba knurrte daraufhin ärgerlich, sagte aber nichts. "Also, Leute, wir sind alle! Lasst uns feiern gehen!" Das laute Aufheulen der Motoren war für Naruto Antwort genug. Motorradfahren war etwas, das Sakura liebte. Wenn die Bande in der Gruppe auftrat, dann fuhren meistens die Jungs und die Mädchen sassen hinten drauf, so wie jetzt. Hiess nicht, dass die Mädchen nicht Motorradfahren konnten. Temrai und Tenten zum Beispiel, waren darin genauso gut wie die Jungs. Sakura musste ganz schön Acht geben, dass ihr Kleid an Ort und Stelle blieb, aber darin hatte sie inzwischen Übung genug. Es gab bestimmt praktischere Aufzüge für Beifahrerinnen auf einem Bike, aber was sollte es. Das Motorradfahren selbst hatte sie nie gelernt, aber sie nahm sowieso viel lieber den Platz hinter dem Fahrer ein. Da konnte man ein wenig die Gedanken schweifen lassen. Von allen Seiten zogen sie erschrockene, bewundernde, aber vorwiegend ängstliche Blicke auf sich, wie sie so durch die Strassen von Konoha Downtown fuhren. Jeder kannte die Banden und wusste, dass man ihnen besser aus dem Weg ging. Selbst die Polizei hatte es aufgegeben, hier die Oberhand behalten zu wollen, da es schlicht und einfach keinen Sinn hatte. Die Banden waren immer in der Überzahl, da die Stadt sowieso eine enorm hohe Kriminalitätsrate hatte und sie nicht alle Sicherheitskräfte für die Banden aufbieten konnten. Und nicht zuletzt, war es ein ungeschriebenes Gesetz der beiden Banden, dass, im Falle Cops auftauchten, zuerst gemeinsam gegen diese gearbeitet wurde. Das waren die einzigen Momente, in denen die Takas mit den Kuramas zusammen spannten. Als sie den City Park erreichten war die Party schon in vollem Gange. Hip-Hop und Rap-Beats schallten über den ganzen Park hinweg, überall tanzende Menschenmassen in ausgelassener Stimmung , in der Mitte eine Tribüne, auf der einer der bekanntesten DJ's der Stadt auflegte. Der Park war voll mit Partylustigen in bester Laune und Scheinwerfer tauchten alles in buntes Licht. Von Anfang an war klar, dass diese Party gut werden würde, denn Strassenpartys in Konoha waren eigentlich meistens ein Renner. Aber die jährliche City-Park-Fete toppte immer alles. Das sagten jedenfalls alle. Für sie selber waren so ziemlich alle Partys gleich, aber solange ihre Freunde da waren, machte es ihr Spass. Ohne irgendwelche Bedenken fuhren sie direkt auf das Gelände, während all die Umstehenden zu Seite gingen und voller Ehrfurcht und auch voller Neugier, die eintreffende Gang zu beobachten. Die Kuramas parkten ihre Maschinen etwas abseits und dann stürzten sie sich gemeinsam in das Getümmel. Ihre erste Haltestelle war die Bar, Naruto kannte den Barkeeper, der ihnen sofort eine Runde ausgab. Kiba verteilte Zigaretten unter denen, die wollten und gemeinsam steuerten sie auf die Sitzbänke unter den Bäumen zu, die natürlich rammelvoll besetzt waren, aber das störte die Kurama Foxes nicht. Sobald sie erblickt wurden räumte sich das Feld nämlich schlagartig von selbst. Die meisten Jungs, aber natürlich auch viele der Mädchen, kippten sich ordentlich etwas hinter die Binde, aber nur gerade so, dass sie noch mitbekamen was um sie herum abging. Sakura trank nie viel, da sie es absolut nicht vertrug und auch Naruto beliess es bei ein wenig Bier und Wodka, da er der Meinung war, dass der Anführer sowieso immer am klarsten von allen sein musste. Auch sonst war in der Bande eine Abmachung getroffen worden, dass richtige Saufgelage in der Öffentlichkeit zu gefährlich waren, wegen den Takas. Und wenn man vom Teufel sprach: Da waren sie auch schon. Auf der anderen Seite begann auf einmal ein lautes Gekreische und einige Leute ergriffen die Flucht, da schwarze, getunte Motorräder mit wild aussehenden Fahrern auf den Platz bogen und mitten durch die Menge rasten. "So schell geht's." Kiba zog an seiner Zigarette. "Was machen die denn schon wieder für Scheisse?" Es war eine nahezu filmreife Ankunft, die ihre Erzfeinde da an den Tag legten - ihre Auftritte waren meistens... ungewöhnlich. Man konnte das so ein bisschen als ihr Markenzeichen bezeichnen. Nichts ging ohne Reifenquietschen und verschreckte Leute. Takas liebten es, die Aufmerksamkeit in Form von Furcht und Einschüchterung auf sich zu ziehen und darin waren sie absolute Meister. Es machte ihnen Spass, ihre Macht auch angemessen zu präsentieren. Tja, auch als die Takas ihre Motorräder geparkt hatten und sich nun unter die Leute mischten, waren sie schon wieder dabei, Unruhe zu stiften, indem sie sich aufspielten wie die allerletzten Arschlöcher. Die waren schon angetrunken hierhergekommen und nun machten sie Radau. War ja nichts Neues. "Leute, es wird Zeit für uns, diesen Idioten zu zeigen, dass sie hier nicht die Chefs sind", sagte Naruto entschlossen und die Gruppe erhob sich voller Zustimmung und Motivation, die Takas wieder einmal zu konfrontieren. Deshalb steuerten sie ihre Erzfeinde nun auch geradewegs an. "Die Saftsäcke müssen gar nicht denken, dass sie hier eine grosse Show abziehen müssen. Echt nervig", murmelte Shikamaru, in seinem immerzu ziemlich unbeteiligten Ton. Die meisten Umstehenden begriffen, dass das hier wieder einmal zu einem Zusammenstoss der grossen Gangs werden würde und verkrochen sich in Deckung. "Hey, da kommen ja unsere Füchslein! Nach euch haben wir uns wahrhaftig gesehnt", brüllte der der Rotschopf, der ihres Wissens Sasori hiess. "Boss, jetzt geht's rund!" Die Takas waren an der Zahl ungefähr so viele wie sie. Möglichst bedrohlich bauten sich vor den Kuramas auf, allen voran ihr Anführer, Itachi Uchiha. Er hatte langes schwarzes Haar, dunkle Augen und sah ihrer Meinung nach ziemlich bedrohlich aus. "Aber hallo, Kuramas." Seine Stimme triefte förmlich vor Spott. "Takas." Naruto spuckte diese Worte aus, wie wenn sie das Ekelhafteste wären, was er sich überhaupt vorstellen konnte. Aufgeregtes Raunen ging durch die Menschenmengen, die verstummt waren, sogar die Musik hatte abgebrochen und Polizisten hatten sich versammelt, die nun aufmerksam zu den Banden hinüber schauten, die Hände an ihren Dienstwaffen. "Was wollt ihr hier? Ihr versteht wohl immer noch nicht, dass hier die Takas das Sagen haben", meinte Itachi von oben herab. "Das sagst du, Uchiha." Itachis Worte liessen Naruto kalt, das war deutlich zu hören. "Ihr wollt das Feld also nicht räumen?" Nun nahm die Anspannung zu und jeder machte sich kampfbereit. Sakura kannte diese Konversationen bereits bestens, aber hier würden sie bestimmt keine Schlägerei beginnen, zumal in nächster Nähe Cops mit geladenen Waffen standen. "Wenn du kämpfen willst, dann ist das ein Fehler. Ihr tragt keine Schusswaffen bei euch, genauso wie wir. Und die Cops da hinten haben welche." Es war klar, dass man auf so einer Party nicht einfach mit Schusswaffen herumlaufen konnte, zu gross war die Gefahr aufzufliegen. Und die Polizisten kontrollierten gerne, besonders die Gangmitglieder natürlich. "Tja, dann lassen wir die Fäuste sprechen!", rief Deidara, ein blonder Taka, der immerzu auffiel. Choji begann zu lachen. "Deine Fäuste gegen ein paar Cops mit Knarren! Das möchte ich sehen." Deidara setzte gerade zu einer bissigen Antwort an, als Itachi ihn mit einer Geste zum Schweigen verwies. "Na gut. Vertagen wir das auf ein anderes Mal. Wir sehen uns Montagabend in der Blood Zone. Bis dahin geht uns einfach aus dem Weg, Kuramas", sagte er kalt und drehte sich um. Die ganze Gruppe zog davon, während Deidara und Hidan den Kurama-Mädchen anzüglich zu zwinkerten. Die Kuramas  feuerten Blicke in die Richtung der beiden ab, die garantiert zum Tod führen würden, wenn Blicke töten könnten. Montagabend also. Dann war es wieder einmal Zeit für die Blood Zone, ein grosser, ehemaliger Basketballplatz, etwas ausserhalb der Stadt, den keiner mehr benutzte. Seit Jahren war sie der Ort, an dem Gangs geplante Battles austrugen. Sakura war schon öfters dabei gewesen. Solche Blood Zone-Kämpfe gab es so ungefähr einmal im Halbjahr. Für die Kuramas war Kämpfen sowieso bereits Alltag. Auch sie konnte zum Beispiel etwas mit Messern umgehen, vermied das aber meistens, zudem hatte sie wenig Zeit, zu trainieren, da sie ja auch unter der Woche Schulbank drücken musste. "Also lassen wir diese Arschgeigen. Ich hoffe einfach für die, dass sie keinen Aufstand machen, sonst schreiten wir ein. Wir können ihnen dann am Montag den Gar aus machen", brummte Naruto. Jetzt füllte sich der Platz langsam aber sicher wieder und die Leute begannen erneut ausgelassen zu tanzen. Auch der vorübergehend verstummte DJ nahm seine Arbeit wieder auf. "Leute! Wir sollten jetzt endlich tanzen! Vergesst doch die Blood Zone bis am Montag!", rief Lee ausgelassen und legte ein paar meisterhafte Breakdance-Moves an den Tag, die ihm Bewunderung von allen Seiten her einbrachte. "Au, ja!" Ino hüpfte begeistert auf und ab. "Kommt!" Gemeinsam begaben sie sich auf die riesige Tanzfläche, wo die Menschen einzeln oder gruppenweise tanzten und teilweise unglaublich gute Darbietungen hinlegten. Sakura liebte diese Atmosphäre, wo einfach jeder mit jedem tanzte, wie jemand spontan zu tanzen begann und dann alle mitmachten und sich das Ganze zu einer waschechten Choreo entwickelte. Es waren auch viele wirklich gute Breakdancer anwesend, die aus einer simplen Improvisation eine vollständige Performance machten. Auch die Kuramas hatten einiges drauf und sie bewiesen all ihr können in den Dance-Battles, die spontan veranstaltet wurden. Sakura mochte das Tanzen, einerseits das ganze Party-Getanze, aber auch die klassischen Tänze. Sie hatte an der High School immer die Tanzgruppe besucht und hatte wohl auch nicht eine allzu schlechte Figur gemacht. Als urplötzlich die Musik abbrach erschraken zunächst alle, doch dann ergriff der DJ das das Mikrofon und somit das Wort. "Heyhey, Leute! Ihr geht ja ab!", rief er ins Mikro und erntete zustimmendes Gejohle. "Nun, wir haben jetzt ziemlich viel von diesem arschgeilen Breakdance hier gesehen! Ihr habt's echt drauf! Das ist mein Konoha! Aber nun wechseln wir doch mal für einen Song die Stilrichtung!" Er stieg von seinem Podest hinunter und bahnte sich seinen Weg durch die Menschenmenge, die ihm allesamt Platz machten. "Ich werde jetzt zwei Leute auswählen, die hier oben gemeinsam zu einem ruhigen Song tanzen müssen! Und zwar klassisch und nicht irgendwelches Party-Getanze! Ist mir egal, ob ihr das könnt oder nicht! Entweder wird es saucool oder saulustig zum zuschauen!" Die Menge grölte vergnügt und verfolgte nun den DJ, wie er durch die Menschenmassen schlenderte und seinen Blick suchend über die Mädchen wandern liess. Der DJ musterte jede Einzelne und kam in die Richtung der Kuramas. Sakura machte einen Schritt zurück und schloss instinktiv die Augen, in der Hoffnung, er möge sie doch nicht wählen. Aber das Glück war bei sowas eigentlich ziemlich selten auf ihrer Seite. "Du! Du bist perfekt!" Verdammt! Als sie die Augen öffnete stand der Typ in seinen Baggies und dem Cap tatsächlich vor ihr. "Du kannst das sicher." "Ich..." "Los, Saku! Du kannst das doch! Zeigs ihnen!", riefen die anderen völlig begeistert und Sakura liess sich widerwillig von dem DJ auf die Bühne ziehen. Etwas verloren stand sie dort oben vor dem gesamten Party-Volk ausgestellt, während eine der Organisatorinnen einen Jungen auf die Bühne beförderte, dem es ebenso ging wie ihr. "Wie heisst ihr zwei denn?", fragte der DJ und hielt dem Jungen das Mikro hin. "Sasuke." Seine Stimme war sehr angenehm. Er trug zerfetzte Jeans und ein ärmelloses schwarzes Shirt. Um seinen Hals baumelten Lederbändchen mit einer kleinen braunen Feder daran und um seine Handgelenke hatte er ebenso braune Lederbändchen gelegt. Sein Haar war schwarz und er hatte eine wahrhaft wilde Ausstrahlung. Tja, und hübsch war er. Ihre Knie wurden sofort noch mal eine Spur weicher. Jetzt würde sie sich also in Grund und Boden blamieren und das auch noch vor diesem Jungen. "Und du, Süsse?" "Sakura." "Na, also! Sasuke, Sakura, ihr müsst hier jetzt eine hollywoodreife Darbietung ablegen, ja?" "Leichter gesagt als getan, Dumpfbacke", hörte sie den Jungen flüstern, sodass es niemand hörte und sie musste sich ein Lachen verkneifen. "Also meine Lieben, es geht los." Aber wie sollten sie das bitte schaffen? Der DJ lächelte. Klar: Er war sich sicher, eine Lachnummer zu bekommen, die Sakura ihm aber unter keinen Umständen geben wollte. Es war die Absicht dieses Idioten, dass das hier ein Desaster endete, wie sollte es auch anders sein? Es stand von Anfang an fest, dass diese Sache nicht zu schaffen war und sie sich richtig blossstellen würden. Der DJ gab Sakura einen Schubs, sodass sie beinahe in den Jungen hinein taumelte und sich an seiner Schulter abstützen musste. "Sorry...", murmelte sie verlegen und sie spürte, wie sie puterrot wurde. "Kein Problem", grinste er. Er hielt ihr seine Hand hin, klassisch, wie zum Walzer tanzen. Ein Song wurde eingespielt und Sakura stellte so erfreut, wie es ihr in dieser Situation möglich war, fest, dass es ein wunderbarer, ruhiger Song war, eigentlich perfekt zum Tanzen. "Kannst du tanzen?", fragte sie ihn nervös. "Ich kann ein bisschen was. Ich musste an der High School wegen einer Wettschuld im Tanzkurs." "Ach so, ich hab so einen Kurs auch besucht. Haben die an den High Schools in Konoha nicht alle dasselbe Programm? So mit Nummern?" Ein winziger Hoffnungsschimmer keimte in ihr auf, dass es vielleicht doch nicht so eine Blamage werden würde. "Das kann sein. Hatten wir jedenfalls auch. Kennst du die Nummer 12? Die soll laut unserer Tanztante ziemlich bekannt und beliebt sein und passt hier glaube ich auch", fragte er und blickte sie mit seinen dunklen Augen direkt an. Sie waren unglaublich schön und irgendwie richtig durchdringend. Ja, sie kannte diese Nummer. Besser gesagt, sie hoffte, dass sie wirklich dieselbe Nummer 12 meinten. "Ja! Ich hoffe es jedenfalls. Würde, glaube ich, ziemlich zur Musik passen", sagte sie nervös, denn sie merkte, dass der Song langsam zu dem Punkt kam, an dem der Tanz beginnen sollte. "Probieren geht über studieren. Schlimmer kann's eh nicht mehr werden. Und keine Sorge, ich führe dich schon, wenn's nicht der Richtige sein sollte", meinte er. Wie um alles in der Welt, konnte er nur so ruhig bleiben? Und dann wurde alles still um sie. Alles wurde ausgeblendet, das Publikum, der dämliche DJ - nur der Song und dieser fremde Junge blieben. Sie schloss die Augen. Es war so weit. Sie machte den ersten Schritt nach hinten und öffnete erstaunt die Augen, als sie feststellte, dass es genau richtig war! Es war die Nummer 12! Wenn sie sich nicht aufs Tanzen hätte konzentrieren müssen hätte sie den DJ jetzt am liebsten ausgelacht. Sie schienen beinahe über den Boden zu schweben und Sakura fühlte sich vollkommen wohl. Sasuke führte völlig sicher, ja, sie hatte noch nie einen Tanzpartner gehabt, der diesem vollkommen normalen Schultanz so sicher tanzte und ihm noch dazu eine so ganz besondere Art verlieh. Sie drehte eine Pirouette unter seiner Hand liess sich sanft nach hinten fallen, völlig sicher, dass er sie sachte auffangen und wieder aufrichten würde. Dann kam das Beinspiel, vor und zurück, nach rechts, nach links, wieder einen Schritt nach hinten, nach vorne. Und alles klappte nahezu perfekt. Sie fühlte sich wie ein Vogel, frei und völlig losgelöst von allem, nur mit diesem wundervollen Gefühl im Herzen. Dann kam der Part mit dem Hochheben. Im Gegensatz zu all den anderen bisherigen Tanzpartnern im Kurs, hob er sie sanft an den Hüften in die Lüfte, wirbelte sie elegant herum und setzte sie weich wieder auf dem Boden ab. Sakura spürte seine Nähe und seinen warmen Atem auf ihrer Haut und es fühlte sich einfach nur gut an. Und als die letzten Töne langsam verklangen liess er sie sanft nach hinten gleiten, gut gestützt von seinen starken Armen und so verharrten sie, bis durch diese unsichtbare Wand, die dieser magische Moment hatte, der tosende Applaus drang und sie bemerkte, dass sie die ganze Zeit über gelächelt hatte. "Heilige Scheisse, Sakura!" Ino kam mit grossen Augen auf sie zugerannt. Sakura hätte gerne den Jungen noch einmal gesehen, nachdem sich der DJ fassungslos bei ihnen bedankt hatte, aber er war so plötzlich verschwunden, wie er aufgetaucht war. "Das war echt klasse! Aber... aber hast du es denn nicht bemerkt?" "Was sollte ich denn bitte bemerkt haben?", fragte sie verständnislos. Was meinte sie damit? "Himmelherrgott, jetzt sagt mir nicht, dass du es nicht bemerkt hast!", rief Ino hysterisch. Inzwischen hatten sich die anderen Kuramas um sei versammelt und in ihren Blicken lag einerseits Bewunderung, aber andererseits auch dieselbe Fassungslosigkeit wie in Inos. "Was denn?", fragte Sakura wütend. Warum machten sei so ein riesiges Theater daraus? "Na das Tattoo, Cherry! Du must ganz schön im Film gewesen sein!", rief Lee. "Tattoo?" "Also Schluss jetzt. Ich erkläre es dir! Du scheinst ja offenbar gerade eine lange Leitung zu haben, Cherry." Temari. Sie war nicht ihre beste Freundin, aber eigentlich mochte Sakura sie ganz gerne. Nur den genervten Ton, den sie jetzt drauf hatte, passte ihr gar nicht. "Komm, runter, Tema, so nicht!", warf Tenten in schlichtendem Ton ein. "Ja, sorry", murmelte Temari entschuldigend. "Der Typ, mit dem du getanzt hast, hat ein Tattoo am linken Oberarm. Das Symbol der Takas, die Schlange mit den Flügeln, der Falke. Das war Sasuke Uchiha und der ist der Bruder von Itachi, dem Anführer! Den erkennt man doch! Selbst ohne Tattoo!" "Heilige Scheisse!" Sakura schlug sich die Hand vor den Mund. Warum hatte sie denn das Tattoo nicht gesehen?! Himmel, natürlich hatte sie schon von ihm gehört und ihn natürlich auch schon gesehen. Aber das war immer nur in den Gangfights gewesen und da hatte sie kaum Zeit, sich jeden einzelnen anzusehen. Zudem benutzte ihre Gang eigentlich immer seinen Bandennamen, wenn sie von ihm sprachen, weshalb sie auch beim Namen nicht stutzig geworden war. "Sag ich doch!", meinte Ino trotzig. "Ist der nicht auch Vize-Leader bei den Takas?" Sakura schluckte bei diesen Worten leer. "Ich wusste das nicht, Leute! Echt nicht! Ehrlich gesagt habe ich da oben auf der Bühne nicht allzu viel über solche Sachen nachgedacht", beteuerte sie, aber irgendwie fragte sie sich, warum sie eigentlich ein schlechtes Gewissen hatte. Dieser Sasuke war total nett gewesen und so gar nicht taka-mässig, wie man es von ihnen kannte. Warum verurteilten sei ihn gleich? Aber wahrscheinlich war er nur dort oben so nett gewesen, bestimmt war er sonst genau so ein Raufbold, wie seine Gang-Kameraden. Die anderen mussten es ja wissen, sie waren schliesslich aktiver und besser im Bilde, was den Zwist zwischen Taka und Kurama anbelangte. Er war wahrscheinlich genauso ein Taka, wie all die anderen. Und genau dieser Gedanke tat Sakura irgendwie im Herzen weh. "Kein Problem, Saku", sagte Naruto ruhig. "Leute es gibt keinen Grund so einen Aufstand zu machen. Sie wusste es ja nicht und es ist ja auch nichts vorgefallen. Lasst uns weiterfeiern. Ach, übrigens, Saku, das war ein absolut starker Auftritt!" "Danke." Sakura war froh, dass Naruto die Anderen beschwichtigt hatte und sich alle nun wieder voller Eifer ans feiern machten. Aber ihr Herz klopfte immer noch. Die Party dauerte noch bis in die frühen Morgenstunden und die Kurama Foxes zogen sich irgendwann ins HQ zurück. Einige beschlossen, sich jetzt noch vollends die Kante zu geben, da sie jetzt nicht mehr draussen waren, was bedeutete, dass Kiba, Lee und ein paar andere sturzbesoffen irgendetwas herumlallten und - grölten. Hinata war auf dem Sofa tief und fest eingeschlafen und Naruto trug sie nach oben, wo er sei auf eine der Matratzen legte. Wenn Hinata das bemerkt hätte, dann wäre sie wohl sofort Ohnmacht gefallen, so war sie doch schon lange in den Bandenführer verliebt. Ino hatte sich auf das Sofa gelegt und plauderte ein wenig mit, dem sonst ziemlich wortkargen Sai über irgendetwas und Neji und Tenten lagen wieder einmal knutschend auf der Couch herum. "Alter, kriegst du überhaupt noch Luft?", fragte Shikamaru Neji beiläufig, während er mit Choji, Gaara und Kankuro Videospiele spielte. Nejis Antwort war aber lediglich ein ausgestreckter Mittelfinger in Richtung Shikamaru. "Vielleicht solltest du auch etwas öfters knutschen, Genius", meinte Naruto, der gerade wieder die Treppe hinunter kam. "Genius" war Shikamarus Bandenname. "Das musst gerade du sagen, Big Fox", brummte er und Naruto gesellte sich zu ihnen. Auch Sakura schlief irgendwann auf den Matratzen neben "Shy Cutie", alias Hinata, ein. Der Bandenname für die schüchterne, süsse Hinata war Inos Idee gewesen. In ihren Gedanken tanzte sie immer noch mit diesem mysteriösen Jungen, der offensichtlich einer ihrer Erzfeinde war, über die Bühne mit diesem wunderbaren, magischen Gefühl im Herzen. Kapitel 3: Die Blood Zone ------------------------- Am Sonntag war intensives Training angesagt. Für die Blood Zone wollte sich jeder in Bestform bringen, denn es standen Kämpfe bevor, die weitaus anspruchsvoller waren, als die gewöhnlichen Raufereien. Die Regeln in der Blood Zone waren ganz einfach. Man durfte keine Feuerwaffen benutzen, ansonsten war alles erlaubt. Der Kampf dauerte so lange, bis eine Gang aufgab oder die Polizei eingriff. Ersteres war seit man denken konnte, nie der Fall gewesen. Sakura selbst übte ihren Umgang mit dem Messer und den Nahkampf gegen Sai, wobei dieser natürlich um Längen besser war und sie richtig alt aussehen liess. Aber er war ein guter Trainer und bekannt für seinen geschickten Umgang mit dem Messer. Sein Bandenname war "Tamer", was so viel wie "Zähmer" bedeutete. Die Idee stammte von Kankuro, der so beeindruckt von den Messerkampfkünsten seines Kumpanen gewesen war, dass er sein Umgang mit der Waffe als "Zähmen der Gegners" bezeichnet hatte. Die Kuramas hatten untereinander auch ihre eigenen Regeln für die BZ aufgestellt. So war es zum Beispiel Pflicht, dass man einander IMMER unterstützen musste, wenn man denn konnte, und besonders die Mädchen vor überlegenen Gegnern schützte. Einige Zeit lang haderte Naruto damit, Ino, Hinata und Sakura in den Kampf zu schicken, da diese wesentlich weniger Training hatten, als die anderen. Jedoch wollte besonders Ino an diesen Kämpfen unbedingt teilhaben, zudem hätten die Kuramas mit drei Kämpferinnen weniger ziemlich schlechte Karten. Und so liess Naruto es zu, schliesslich durfte das jeder selbst entscheiden. Für Sakura war es nicht die erste Blood Zone, ganz und gar nicht, aber sie war nicht unbedingt ein Fan davon. Anfänglich hatte sie riesige Probleme damit gehabt, dass Menschen verletzt wurden und Blut floss, in ihren Träumen hatten sie die Bilder noch verfolgt, doch inzwischen gehörte es einfach dazu, so krank wie das auch klingen mochte. Grundsätzlich musste man seinen Gegner nicht töten, es reichte auch, ihn so zu verletzten, dass er nicht mehr kämpfen konnte. Wenn das eintraf, dann tötete man ihn nicht mehr, den Wehrlose griff man nicht mehr an. Signalisiert wurde das, in dem man ganz einfach aussprach, dass man aufgab. Ein allseits bekanntes Gang-Gebot, was dazu führte, dass Todesfälle nicht unbedingt oft vorkamen. Denn Gang-Gesetze wurden respektiert und Blood Zones fungierten heute mehr als ein Kräftemessen, während es ganz zu Anfang der Gangzeit wirklich um die Reduktion von Gegnern gegangen war. Aufzugeben, ohne verletzt zu sein, war jedoch verpönt und auch nicht zulässig. Zudem wollte Sakura ihre Gang nicht hängen lassen, denn im Endeffekt wollte sie auch nicht tatenlos zusehen, wie ihre Leute sich in ein solches Battle warfen. In einer Gang sein bedeutete Gemeinschaftsgeist und wenn sie die positiven Seiten des Ganglebens wollte, dann musste sie sich auch den anderen Seiten stellen. Klar hatte sie jedes Mal wieder Angst um ihre Freunde und auch davor, selbst erwischt zu werden, aber man lernte damit umzugehen. Die meisten Kuramas, waren gut genug, um zu überleben und die die es nicht waren, die versuchte man zu schützen. Aber es konnte keiner für dein Leben garantieren, so war es nun mal auf der Strasse. Das traurige an der Sache war, dass es viele Mitglieder gab, die niemand ausserhalb der Bande vermisste. Sie hatten entweder gar keine Familie mehr oder nur noch ein paar Angehörige, so wie sie, Ino und Hinata zum Beispiel. Aber keiner von ihnen war in einem wohlbehüteten und freundlichen Umfeld aufgewachsen. Sie selbst erinnerte sich an den ständigen Druck, den ihre Mutter auf sie gemacht hatte und daran, wie ihr Vater abends sturzbesoffen nach Hause gekommen war und ihrer Mutter und ihr das Leben schwer gemacht hatte. Man musste auf eine gewisse Weise so aufgewachsen sein, ansonsten würde man sich in einer Gang nicht wohlfühlen. Man wäre immer derjenige, der anders ist, zudem würde das Gangleben auch keinem zusagen, der vollständig wohlbehütet aufgewachsen war. Ino hatte eine Mutter, die an Bulimie litt und die meiste Zeit in einer Therapie oder im Krankenhaus verbrachte, während ihr Vater andauernd mit irgendwelchen Frauen eine Affäre hatte und bis spätabends um die Häuser zog. Hinata hatte nur noch ihren Vater, der aber nie zu Hause war, da er für seinen Job um die halbe Welt reisen musste. Ihre Mutter verstarb an Krebs und jetzt lebte Hinata mit ihrer Schwester Hanabi oft bei Verwandten, genauer gesagt, bei der Familie ihres Cousins Neji, die aber auch ziemlich zerrüttet war. Zeitweise blieben sie aber auch zu Hause, in der Wohnung ihres Vaters. Sakura hatte sich nie mit den Kids identifizieren können, die aus besseren Verhältnissen kamen, auch wenn sie es versucht hatte. Es hatte einfach nie geklappt und unter anderem deshalb war sie wohl auch sehr lange alleine gewesen und gemobbt worden, bis zu ihrem fümfzehnten Lebensjahr. Damals hatte sie Naruto kennengelernt, der sie dann in seine Gang aufgenommen hatte. Davon, dass Tsunade ebenfalls ein Mitglied gewesen war, wusste sie bis zu diesem Zeitpunkt nichts. Dies war der Tag, an dem ihr Herz richtig hatte zu heilen begonnen von all den schlimmen Erlebnissen, die sie in der Schule hatte durchmachen müssen. Ja, von diesem Tag an wurde ihr kein Haar mehr gekrümmt. Und jetzt am College war sowieso alles anders. Sakura verabschiedete sich gegen Abend von ihren Leuten und machte sich auf den Heimweg. In der U-Bahn begegneten ihr ein paar Takas und irgendwie fühlte es sich für Sakura an, als ob sie sie komisch mustern würden, was aber kaum sein konnte. Auf der Strasse gab sie sich eigentlich nie als Kurama zu erkennen. Sie schob es schlussendlich auf ihre lebhafte Fantasie und ging nach Hause. Tsunade hatte heute Abend Spaghetti gekocht und so assen sie zusammen zu Abend. "Hattet ihr eine tolle Party?", fragte Tsunade interessiert. Eine Sekunde spielte Sakura mit dem Gedanken, Tsunade von ihrem Tanz mit dem Taka-Jungen Sasuke zu erzählen, doch dann liess sie es doch bleiben. "Ja, es hat total Spass gemacht! Sogar die Takas haben sich ruhig verhalten." "Dann bin ich aber froh. Läuft denn sonst auch alles glatt? In der Schule?" "Es läuft gut, Tsunade, wirklich. Es ist anstrengend aber mach dir doch keine Sorgen." Dann fiel ihr noch etwas ein. Die Frage war ihr gestern den ganzen Abend, gemeinsam mit Sasuke Uchiha, im Kopf herumgegeistert. "Warum haben die Takas und die Kurama eigentlich so einen erbitterten Kampf? Ich dachte bisher, es ginge nur darum, wer der Chef hier ist, aber irgendwie muss doch da mehr dahinter stecken?" Diese Frage war ihr gekommen, als sie gemerkt hatte, wie fassungslos ihre Freunde gewesen waren, als sie ihr berichteten, dass sie mit einem Taka getanzt hatte. Tsunade seufzte. "Mäuschen, das ist eine lange Geschichte. Der Bandenkrieg zwischen den beiden Grossen entstand, als ich noch ziemlich jung war. Er entstand aus einer Schuljungen-Geschichte, die bis heute auf der Strasse besteht." "Erzähl es mir. Halt so kurz wie es geht." "Nach dem Essen, ja?" Sakura war einverstanden und so räumten Tante und Nichte nach dem Essen gemeinsam die Küche auf und setzten sich dann mit einer grossen Portion Schokoladeneis auf die Couch, wo sie sich gemütlich einrichteten. "Ach, ich sollte doch nicht mehr so viel essen", jammerte Tsunade, während sie sich einen Löffel Eis in den Mund schob. "Ich setze langsam aber sicher Hüftgold an." "Solange es Gold ist", lachte Sakura. Aber auch sie nervte sich über ihre eigene Figur, wem sollte sie also überhaupt etwas vormachen. Schlank war sie schon, aber da gab es diverse Stellen, an denen ein bisschen weniger auch genug wäre. "Also, Mäuschen. Das Ganze liegt ein paar Jährchen zurück. Es ist eigentlich eine klassische Geschichte, wie man sie in Filmen mitkriegt. Es gab zwei Jungs an der gleichen High School, die beste Freunde waren, sich aber dann in das gleiche Mädchen verliebten und ihre Freundschaft beendeten und sich dann neue Freunde suchten, so dass sich nach und nach zwei richtige Cliquen bildeten. Alles begann mit harmlosen Pöbeleien, etwas ernsteren Schulraufereien und irgendwann endete das in einem Bandenkrieg, den nicht einmal die Polizei mehr hatte kontrollieren können. Der Auslöser war nicht nur das Mädchen, es war auch eine grosse Menge Neid im Spiel, da die beiden Jungs grundverschieden waren. Der eine Junge war wirklich ein Sonnenschein, der andere eher das Gegenteil. Man sagt er hätte eine gar furchteinflössende Aura entwickelt und wäre ganz und gar kein Sunnyboy gewesen. Tja, irgendwann benannten sich seine Leute dann 'Taka Snakes' und die anderen 'Kurama Foxes'. Frag mich jetzt nicht, woher genau die Namen kommen, ich weiss es nicht." Sakura hatte aufmerksam zugehört, aber Tsunade war noch nicht fertig. "Jedenfalls haben sich so die Banden entwickelt. Nach und nach wurden sie zu richtigen Strassengangs und gewannen mehr Mitglieder, sie läuteten damals allgemein das Gangzeitalter Konohas ein. Es kam irgendwann dann auch der Punkt, an dem die Banden Zufluchtsorte für Jugendliche aus sehr erschütterten Verhältnissen wurden, denn, wie du weisst ist das Überleben in der rauen Welt der Strasse in einer Gang leichter. Wobei 'leicht' vielleicht immer noch der falsche Ausdruck ist." Sie schien kurz nach den richtigen Worten zu suchen. "Es ist... erträglicher. Besser zu bewältigen. Jiraiya wurde ebenfalls Gangleader und bei den Takas kam zu dieser Zeit ein gefährlicher Mann an die Spitze, nämlich Madara Uchiha. Gegen diesen Typen habe selbst ich noch in den Blood Zones gekämpft... naja, nicht direkt, aber ich war dabei und habe mir natürlich fürchterliche Sorgen um Jiraiya gemacht. Damals waren wir ja noch zusammen... aber das spielt ja jetzt auch keine Rolle." Sie sprach nicht allzu gerne über die Beziehung, die sie früher zu Jiraiya gehabt hatte. Gute Freunde waren sie auch heute noch, aber was damals ganz genau gelaufen war, wussten definitiv nur die beiden. "Es ist noch viel passiert, von legendären Strassenschlachten, die in den alten Bandebürchern vermerkt wurden bis hin zu den Blood Zones. Das war der Höhepunkt der Gangzeit. Inzwischen seid ihr ja relativ ruhig geworden. Mit Madara ging damals auch das belebende Feuer des Bandenkriegs. Man hört nicht mehr so viel in den Zeitungen wie damals, allgemein sind die Gangs einfach weniger gefürchtet, als noch zu unserer Zeit. Obwohl es auch heute noch genug ist, was man so hört." "Scheinbar will Itachi diese Zeit wieder aufleben lassen", meinte Sakura. "Die haben seit einigen Wochen wieder richtig zu randalieren und Mist zu bauen begonnen. Und auch die Kuramas haben es satt, dass die Takas die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wer weiss, vielleicht starten die Gangs noch mal durch? Aber wir werden sehen. Danke fürs erzählen, Tsunade." Die Ältere nahm sie sanft in den Arm. "Das ist gern geschehen, Mäuschen. Es war schön, dass wir mal wieder ein bisschen miteinander reden konnten. Ich vermisse die alten Zeiten manchmal ziemlich, weisst du? Wieder auf den Motorrädern durch die Stadt rasen und Radau machen. Keine Regeln befolgen und nach den eigenen Leben. Diese Zeit ist unvergesslich und keiner kann dir die Erinnerungen daran jemals nehmen." Der Montag verging quälend langsam. Die drei Mädchen rutschten nervös auf ihren Schulbänken herum und in der letzten Stunde war es wirklich kaum mehr auszuhalten. Als dann endlich die erlösende Schulglocke ertönte, sprangen die Mädchen auf und liefen auf den Schulhof hinaus, wo in diesem Moment Shikamaru, Naruto und Kiba mit ihren Maschinen auf den Platz rasten. Sakura mochte die Motorräder, es waren nicht diese riesigen Dinger, die man sonst so auf der Strasse sah, sondern eher Motocross-Modelle, schlanker, flinker und sahen obendrein noch eine ganze Menge cooler aus. Die umstehenden Schüler wichen allesamt gebannt zu Seite. Die Mädchen liefen auf ihre Chauffeure zu und wie zufällig schwang sich Ino hinter Shikamaru auf das Motorrad und Sakura stieg bei Kiba auf, sodass Hinata den Platz bei Naruto haben konnte. Dieser schien irgendwie als Einziger nie zu merken, dass Hinata bis über beide Ohren in ihn verknallt war. Typisch. Er hatte in solchen Sachen einfach eine elend lange Leitung. Als sie den Hof verliessen, beobachteten eine ganze Menge Schüler das Geschehen aufmerksam. Die Mädchen hatten die hübschen Jungs auf den Motorrädern bewundernd angestarrt und die Jungs wohl die heissen Maschinen oder die Mädchen, was auch immer. Jedenfalls machten sich die sechs jetzt auf den Weg zum HQ, um sich für die Blood Zone zu rüsten. Dort waren die Vorbereitungen selbstverständlich schon voll im Gange. Es war dieses klassische Gewusel vor einem grossen Ereignis, alle liefen herum und überprüften ihre Waffen, trainierten noch bis zum Aufbruch oder stärkten sich mit irgendetwas kleinem zu Essen. Die drei Mädchen gingen zu einer kleinen Nebenkammer, in der sie ihre Kampfsachen anzogen. Diese waren eigentlich ganz normale Kleider, aber schon ziemlich zerfetzt und somit eher geeignet für den Kampf als brandneue Sachen. Dazu kam noch ein Gürtel für die Waffen. Das Gefühl, das man vor einer bevorstehenden Blood Zone hatte war ziemlich aufregend und machte einen ganz kirre. Man konnte kaum mehr ruhig sitzen und ging im Raum auf und ab, musste irgendetwas tun, damit man nicht wahnsinnig wurde vor Aufregung. Als es dann endlich losging und die Kuramas die Lagerhalle verliessen, fühlten sich bereit, den Takas gentgegemzutreten. Die warme Abendsonne schien immer noch unermüdlich und das seit beinahe zwei Wochen. Sie vermieden es, direkt durch die Downtown zu fahren, da die Polizei nicht zu schnell Wind von der Sache bekommen sollte, da dem Ganzen sonst ein Ende gesetzt wurde, bevor es überhaupt angefangen hatte. Im Verlauf der Fahrt durch das South, nahm die Belebtheit der Stadt zusehends ab und sie drangen in ruhigere Gebiete vor, bis sie schlussendlich die Konoha Prairies erreichten, graslose, ausgetrocknete Bodenflächen, die sich über eine ziemlich grosse Distanz hinweg zogen. Sie befanden sich hier in einem der weniger gepflegten Vororte Konohas, wo kaum jemand wohnte, ausser ein paar armen Menschen, die in heruntergekommenen, brackenähnlichen Häusern und Wohnblöcken lebten. Und genau dort in der Nähe befand sich der ehemalige Basketballplatz, der sich des Öfteren in ein blutgetränktes Schlachtfeld verwandelte. Viele Bandenmitglieder hatten hier für die Bandenehre ihr Leben gelassen und waren somit im Bandenbuch vermerkt worden, wo allen verstorbenen Bandenmitgliedern eine Seite gewidmet wurde. Staub wirbelte auf, als sie auf den heruntergekommenen Platz einbogen und ihre Maschinen am Rande des Feldes abstellten. Zu einem Ereignis wie die Blood Zone wurden alle Bandenmitglieder aufgeboten, was hiess, dass mehr als fünfzig Kurama Foxes nun auf den bevorstehenden Kampf und somit auf die Gegner warteten. Sie brauchten nicht lange zu warten, es vergingen nur wenige Minuten, bis der Motorenlärm von der Strasse zu hören war. Die Takas hatten ihr HQ höchst wahrscheinlich irgendwo im North und sie kamen direkt von dort. Sie veranstalteten keine grosse Show, aber der Motorenlärm schien die Leute aus der Umgebung zu alarmieren, dass es wieder einmal so weit war. Oftmals hatten sie Zuschauer, die sich aber irgendwo versteckten und aus sicherer Entfernung zusahen, meistens Jugendliche, die die Gangs trotz all dem Blut bewunderten. Nachdem sich die Takas eingerichtet hatten nahmen sie ihre Position, in ihrer Hälfte des Platzes ein, stellten sich also wie die Kuramas in einer Linie auf. Jede Partei hatte ungefähr gleich viele Leute, was aber nicht immer so war. Es gab je nachdem Zeiten, in denen eine Gang, rein von der Anzahl der Mitglieder her, der anderen masslos überlegen war, was aber nicht hiess, dass sie siegte. Kampfkraft war nicht mit der Anzahl Kämpfer gleichzusetzen. Inzwischen war es mucksmäuschenstill geworden. Sakura hielt sich zwischen Kiba und Shikamaru auf, die Aufstellung war immer so konzipiert, dass jedes Mädchen zwischen zwei Jungen stand, damit alle ungefähr gleichmässig verteilt sein würde, wenn die Schlacht begann. Sie mochte die Blood Zone nicht und sie hatte Angst. Aber durch Erfahrung konnte man Angst unterdrücken und genau das machte sie jetzt. Sie blickte suchend durch die Reihen der Takas und sie brauchte nicht lange, ihn zu finden. Er stand gar nicht so weit von seinem Bruder entfernt in der Reihe, neben einem rothaarigen Mädchen, das ihn gerade ausgiebig von der Seite musterte. In diesem Moment trafen sich ihre Blicke und Sakuras Herz machte einen nervösen Satz, als diese dunklen Augen sie erfassten, durchdringend, kühl, aber ehe Sakura auch nur blinzeln konnte, war es auch schon wieder vorbei und er starrte wieder auf das Feld vor ihnen. Sasuke hatte einen ganz andere Ausstrahlung, als am Samstag auf der Party. Sein Blick war irgendwie schwer zu deuten. Verschlossen. Auf eine Art sah er kühl und unberechenbar aus, andererseits irgendwie teilnahmslos. Wie wenn er am liebsten wo anders wäre. Die beiden Anführer begaben sich an den Rand des Platzes, an dem eine grösse morsche Holzwand stand und führten das traditionelle Ritual aus, das daraus bestand, je ein Messer, dass mit dem Bandensymbol und den Initialen des Anführers gekennzeichnet war in die Wand zu rammen. Dies war eine Tradition seit es die BZ gab und genau deshalb war die Wand schon mit unzähligen Messern durchstochen worden, von denen manche schon zu rosten begonnen hatten. Nun nahmen die Anführer wieder ihre Plätze vor ihrer Bande ein. Alle zückten ihre Waffen, vorwiegend Messer, da diese für sie die praktischsten Waffen im Nahkampf waren. Naruto und Itachi nickten sich zu und eröffneten den Kampf, so wie immer. "Kurama Foxes!", rief Naruto laut. "Taka Snakes!", tat es ihm Itachi gleich "Kämpft für den Ruhm eurer Gang...", begann Naruto. "...und lasst das Blut der Ehre den Sand rot färben!", vollendete Itachi, worauf ohrenbetäubendes Kampfgeschrei aufbrandete und die Gangs aufeinander losstürmten. Sakura hatte ihre eigene Strategie entwickelt. Sie wartete so ziemlich immer, bis sie angegriffen wurde oder einer ihrer Freunde Hilfe brauchte, bevor sie sich des Messers betätigte. Sie wollte sich WEHREN und niemanden willkürlich abstechen. So konnte sie das ganze auch besser mit ihrem Gewissen vereinbaren. Jetzt wich sie flink dem Typen aus, der wie ein wilder auf sie einstechen wollte. Das jedoch war nicht die richtige Taktik, zumindest nicht bei ihr und Sakura erwischte ihn in einem günstigen Moment am Bein. Er sackte zusammen, aber sie hatte keine Zeit, sich noch länger mit ihm zu beschäftigen, denn es kam schon der nächste von links, dessen Messer sie knapp ausweichen konnte, sodass es ihren Arm streifte und eine rote Linie hinterliess, aber das Adrenalin in ihrem Körper liess sie kaum Schmerzen fühlen. Das Blut rauschte in ihren Ohren, ihre Glieder funktionierten beinahe automatisch in der Menge an kämpfenden Gangleuten. Im nächsten Moment wurde sie von einem wahrhaftigen Hünen angegriffen und zu Boden gedrückt, um ein Haar hätte er sie gehabt, jedoch kam im letzten Moment Shikamaru, der ihn von ihr herunterriss und sich dann einen Zweikampf mit ihm auf den Boden leistete. Es gab keine Zeit zum Nachdenken, das Schlachtgetümmel um sie herum ging weiter und auch sie blieb in Bereitschaft für einen neuen Gegner, der nicht lange auf sich warten liess. Das Mädchen war schwarzhaarig und schwarz geschminkt, und schwang eine langes Messer in ihrer Hand. Den ersten Hieb parierte Sakura mit viel Mühen mit ihrem grössten Messer, dann blieb ihr nur noch das ausweichen. In einem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit sprang Sakura das Mädchen von hinten an und warf sie zu Boden, wo ihr Messer sie in der Magengegend erwischte. Daraufhin blieb sie stöhnend liegen. Das Töten war etwas, an das man sich gewöhnen konnte. Aber Sakura hatte nie die Intention zu töten. Sie verletzte nur. Ansonsten würde sie das hier nicht schaffen. Eine Sekunde später entdeckte sie Hinata, die ziemlich aussichtslos mit einem Typen rang, der sie an das Gitter am Rande des Platzes quetschte. Keiner der Jungs konnte ihr in diesem Moment helfen, da sie alle in Beschlag genommen wurden und Sakura zögerte keine Sekunde. Sie sprang den Kerl an, lenkte ihn ab, während Hinata ihn dann schlussendlich mit einem tiefen Schnitt in den Oberschenkel in die Knie zwang und er die Hand hob. "Danke, Saku." "Keine Ursache!" Die erbitterte Schlacht dauerte an, Sakura kämpfte um ihr Leben und um das ihrer Freunde, aber nach und nach verliess sie die Kraft. Dies merkte man auch bei den anderen, der Kampf wurde langsam aber sicher träger und verlor an Schnelligkeit. Viele lagen am Rand des Feldes und atmeten schwer oder versorgten die Verletzungen der jeweils anderen. Sobald man ausserhalb des Platzes war wurde man nicht mehr angegriffen, denn dort war die Blood Zone zu Ende. Verletzte oder Geschwächte konnten sich dorthin zurückziehen, aber niemand hätte es jemals gewagt aus reinem Eigenschutz raus zu rennen, wenn man nicht verletzt war. Wer teilnahm, machte auch mit. Inzwischen waren nur noch wenige in Kämpfe verwickelt, unter anderem sie. Im nächsten Moment wurde sie von einem Typen herumgerissen und hart zu Boden gedrückt. Sie konnte sich kaum bewegen und so sehr sie es auch versuchte, sie kam nicht frei. Die Erkenntnis kam schnell: Jetzt war es vorbei. Niemand war in der Nähe, der ihr noch hätte helfen können. Und sie war kampffähig - eine Kapitulation würde nicht akzeptiert werden. Und erst jetzt blickte Sakura in das Gesicht ihres Widersachers, der ihr sein Messer an die Kehle hielt und für einen Moment stockte ihr der Atem. Der Junge vom Samstag! Sasuke Uchiha! Sie hätte sich damals nie träumen lassen, dass dieser Junge ihr zukünftiger Mörder sein würde. Aber irgendwie liess er sich verdammt viel Zeit. Zögerte er? Nun gut, er wollte diesen Augenblick wohl auskosten, denn fast alle Augen waren nun auf sie gerichtet. "Ich gebe auf", stiess sie leise hervor, doch mehr konnte sie vor lauter Schock und Angst nicht sagen. Er war wohl der Einzige, der es gehört hatte. Aber er musste diese Kapitulation nicht akzeptieren und das wusste er. "Mach sie fertig, Sasuke!", rief das rothaarige Mädchen und Sakura merkte, dass es eigentlich nur noch zwei Kämpfende neben ihnen gab, der Rest hatte inne gehalten, da von weitem die altbekannten Sirenen zu hören waren. Mit Schrecken sah Sakura, wie der Taka dem Kurama in etwa fünf Metern Entfernung von ihnen, ein Messer in die Brust rammte. Nun waren sie also noch die einzigen. Sie hörte Schritte, die sich näherten, aber auch wenn es ihre Freunde waren, sie waren zu weit weg, als dass sie ihr noch hätten helfen können. Es war aus. "Los, Sasuke, zeigs ihr!", ertönte es aus der Richtung der Takas. Sasuke schaute Sakura in die Augen, sein kalter Blick machte ihr Angst. Er war schwer zu deuten, sie fürchtete sich und trotzdem... Sie schloss die Augen. Sie wollte ihn dabei nicht ansehen. Als sie so da lag, wehrlos, ihre letzten Herzschläge zählend, hatte sie Angst. Und trotzdem war Sasukes Hand auf makabere Weise so warm. Schon fast angenehm. Ihre Gedanken wurden ruhiger und sie spürte nur noch ihren adrenalin-gepushten Körper. Fühlte es sich also so an, zu sterben? Doch dann war der Druck an ihrem Arm und ihrem Hals plötzlich weg. Sie vernahm schemenhaft, wie Sasuke von ihr abliess und riss die Augen auf. "Was machst du denn, Sasuke?!", schrie einer der Takas und Sakura sah, wie Sasuke sich abwandte und das Messer auf den Boden schleuderte. "Hey, spinnst du, Sasuke?!", schrien seine Kumpels und Sakura wusste nicht wie ihr geschah. "Beende das hier gefälligst!" "Die Schlacht ist vorbei", war das Einzige, was Sasuke dazu sagte, ehe er sich auf seine Maschine schwang, den Motor aufheulen liess und in die entgegengesetzte Richtung, aus der die Sirenen kamen, davonraste. Niemand wusste, was eben gerade geschehen war, aber die Sirenen waren bedrohlich nahe, weshalb nun alle zu ihren Motorrädern liefen, die Verletzten mitnahmen und davon rasten. Sakura spürte nur noch, wie sie auf die Beine gezogen wurde, ihr Kopf schmerzte höllisch, aber sie liess es geschehen. Eine Motorradfahrt, der Wind, das HQ, die Matratze und dann der bleierne Schlaf. Mehr realisierte sie nicht mehr. Kapitel 4: An einem Regentag ---------------------------- "Das Mädchen hat ganz schön was durchgemacht. Man hat ja auch nicht jeden Tag ein Messer vor der Nase und denkt, dass das letzte Stündchen geschlagen hat. Die Verletzung am Arm und die Prellungen obendrauf sind auch nicht gerade ohne. Aber das kriegen wir wieder hin, ihr müsst einfach gut auf sie aufpassen, genauso wie auf die anderen Mädchen. So fit sie auch sein mögen, sie haben einfach nicht dieselbe Kraft wie ihr Jungs. Sie können alle gut kämpfen, aber gegen die Hünen der Takas haben sie keine Chance, wenn es ums prügeln geht." "Das wissen wir doch, Shizune. Bis jetzt ist es uns auch immer gelungen unsere Mädchen zu beschützen. Scheisse, es ging alles so schnell." Sakura war bereits wach und lauschte dem Gespräch. Langsam öffnete sie die Augen und blickte in die sorgenvollen Gesichter von Naruto, Kiba und Hinata. Und ganz nahe bei ihr sass Shizune. Shizune war Ärztin im Konoha City Hospital und früher auch Mitglied bei den Kurama Foxes gewesen. Sie war noch heute Tsunades beste Freundin. Sie kümmerte sich so gut wie immer um die Verletzten nach den Blood Zones. Das Krankenhaus wurde von den Gangs strikt gemieden, da sonst auch gleich die Cops zu Stelle waren und sie in Gewahrsam nahmen, ja, man starb lieber, anstatt für Jahre in den Knast zu wandern und meistens konnte Shizune den Verletzen gut helfen. Die drei bemerkten jetzt, dass Sakura bereits wach war. "Cherry! Himmelherrgott, wie geht es dir?", rief Ino aus und wollte ihre beste Freundin sogleich stürmisch umarmen, jedoch wurde sie von Shizune beschwichtigt. "Hi...was ist denn los?", fragte Sakura etwas verwirrt. Sie konnte sich irgendwie gar nicht mehr so gut erinnern, was geschehen war. "Langsam, Ino", beschwichtige Shizune die Blonde. "Sakura, weisst du wo du bist?" Sakura blinzelte. "Mhm...im HQ... wie ist die Blood Zone ausgegangen?" "Das war die erste unentschiedene Blood Zone seit Jahrzehnten. Der Uchiha und du, ihr wart die letzten, die noch gekämpft haben und dann sind die Bullen gekommen und wir mussten abhauen. Du weisst, wenn sie von der Blood Zone erfahren, dann kommen sie immer mit 'ner Riesentruppe und da wir alle halbtot sind nach den Fights, hätten wir keine Chance." Dann schlug Naruto sich mit der Hand gegen die Stirn. "Tut mir leid, ich labere zu viel. Verdammt, Cherry, es tut uns so leid, dass wir nicht da waren um dir zu helfen!" Er umarmte Sakura, die sich inzwischen aufgesetzt hatte und drückte sie an sich. Sakura erwiderte seine Umarmung und lächelte. Er roch nach Sandelholz und seine Haare waren noch feucht, er kam also gerade aus der Dusche. "Ja, Saku, wir waren gar nicht weit weg von dir, aber keiner hat's geschafft dir zu helfen. Wir haben total versagt...", murmelte Kiba kopfschüttelnd. Sakura legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. "Macht euch keinen Kopf, es ist doch nicht eure Schuld, wenn ich nicht aufpasse. Und es ist ja nichts passiert..." "Nichts passiert?! Ist das jetzt dein ernst? Der Typ war kurz davor dir die Kehle aufzuschlitzen!", protestierte Ino lautstark. "Keine Ahnung, warum der Uchiha dann abgehauen ist. Vielleicht wegen Samstag?", ihre Freundin grinste verschmitzt. "Ich wette der hat es nicht übers Herz gebracht dich zu töten, weil er so vollkommen hin und weg von deiner Show auf der Party war. Hach, irgendwie ist das ja schon süss..." "Klappe, Flower Power. Mit dem Feind wird nicht sympathisiert!" Shikamaru war aufgetaucht und schubste Ino spielerisch zur Seite. "Ich mein ja nur!", fauchte Ino verpasste Shikamaru einen Klaps auf den Hinterkopf. Shizune wandte sich an Sakura. "Alles klar, Sakura? Ich habe dir deine Schnittwunde verbunden, es sollte nicht zu lange gehen, bis sie abheilt. Ich werde sowieso in nächster Zeit noch einmal vorbeikommen um euch zu begutachten und sonst ruft ihr mich an. Ach, ja, Tsunade ist auf dem Weg hierher. Sie sollte jeden Moment da sein, aber ich muss jetzt weg, ich hab Frühschicht." "Alles klar. Danke, Shizune." "Keine Ursache, Kirschblütchen." Sie gab Sakura einen Kuss auf die Wange und verschwand dann aus dem HQ. Shizune war so etwas wie eine Mutter für die Bande, genau wie Tsunade. Da sie eine sehr gute Freundin ihrer Tante war, kannte sie Sakura natürlich schon länger. "Heilige Scheisse, wie spät ist es denn, Ino? Müssen wir nicht zur Schule?" Himmel, daran hatte sie gar nicht gedacht! Ino beruhigte sie. "Wir schwänzen heute mal. Ich hab keinen Bock und zudem bist du noch nicht bereit, dich jetzt wieder in den Unterricht zu setzen." Kiba seufzte. "Warum geht ihr Mädels eigentlich immer noch zur Schule? Ich mein, das Leben ohne irgendwelche Hausaufgaben und Verpflichtungen ist doch so viel besser. Nur die Gang, die Strasse und jede Menge fette Partys und Bandenfights." Ino stiess ihn zu Seite. "Schnauze, Köter, es gibt Menschen die in ihrer Zukunft etwas erreichen wollen." "Es gibt noch so viel zu sehen da draussen... und vieles zu erleben", murmelte Sakura worauf Kiba beschwichtigend die Arme hob. "Schon gut, schon gut, ich sag ja nichts mehr." Er war einer der Jungs, der praktisch auf der Strasse gross geworden war. Als Kind war er im zarten Alter von dreizehn Jahren mit seinem damals noch kleinen Hund aus dem Haus seines gewalttätigen Stiefvaters getürmt. Als Strassenkind hatte er sich durchgeschlagen, bis er dann mit vierzehn Jahren von den Kurama Foxes halb verhungert auf der Strasse aufgegriffen und aufgenommen worden war. Die meisten Mitglieder hatten eine traurige Vergangenheit, die mit einem langen Leidensweg verbunden war. Viele von ihnen hatten auch keinen Schulabschluss und so ziemlich alle konnten sich das College nicht leisten. Die Kurama Foxes nahmen vorwiegend Leute auf, die am dunkelsten Punkt ihres Lebens standen oder gestanden hatten, um ihnen neue Hoffnung, eine Familie und ein zu Hause zu geben. Und das war es, was die Kurama Foxes ausmachte. "Sakura! Mäuschen, du liebe Güte!" Tsunade kam die Treppe hinauf gestürmt und zog Sakura an sich. "Ich hatte solche Angst!" "Tsunade, es geht mir doch gut!" "Schätzchen, der Taka hat dich beinahe umgebracht! Shizune hat mir am Telefon alles erzählt! Wem hast du zu verdanken, dass du noch am Leben bist?", fragte Tsunade aufgeregt und blickte in die Runde, bekam aber nur beschämtes Kopfschütteln zu Antwort. "Dem Taka", meinte Sakura vorsichtig und Tsunade riss die Augen auf. "Wie jetzt?" "Ach, Tsunade, ich erzähle es dir", meinte Ino und begann geduldig bei der Party am Samstag bis zum jetzigen Zeitpunkt, alles zu erzählen. Die Augen ihrer Tante wurden zusehends grösser und am Ende von Inos Erzählung schüttelte sie ungläubig den Kopf. "Normalerweise, Sakura, würde ich dir jetzt gehörig den Kopf waschen. Einfach so mit dem Taka-Vize tanzen, ohne es zu merken! So etwas siehtman doch einfach!" Sie seufzte. "Aber da dir diese Sache das Leben gerettet hat werde ich das mal auslassen. Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Und euch allen auch." Sie blickte in die Runde und begann zu lachen. "Meine Güte, das waren noch Zeiten als ich und Shizune Jiraiya nach den Blood Zones immer verarzten musste, weil der Kerl nie aufgepasst hat und..." "Redest du etwa schlecht über mich, Flame?" , hallte Jiraiyas Stimme von unten her. "Klar doch, über dich kann man ja auch nichts Gutes reden, White Fox", gab Tsunade zurück. Die freundschafltiche Beziehung, die Tsunade und Jiraiya zueinander pflegten war immer wieder ein Grund zum Lachen. Eigentlich immer nach Blood Zones oder Battles besuchten ehemalige Bandenmitglieder die Kurama Foxes und unterstützen die Angeschlagenen, genau dann leisteten sich Jiraiya und Tsunade des öfteren einen handfesten Streit, der aber nicht allzu ernst zu nehmen war. Sakura legte sich wieder hin, der Schock und die Müdigkeit sassen ihr noch in den Knochen. Die anderen Kuramas verbrachten den frühen Morgen damit, die Verletzten aufzupäppeln und sich ebenfalls etwas von den Strapazen der letzten Nacht zu erholen. Noch als sie am Abend zu Hause im Bett lag geisterte Sasuke Uchiha in Sakuras Kopf herum. Alles drehte sich um eine Frage: Warum um alles in der Welt hatte er sie am Leben gelassen? Die Woche darauf war hart. Die Lehrer schienen alle schlechter Laune zu sein, was vielleicht auch am Wetter lag, das nun, nach fast zwei Wochen pausenloser Sonne richtig schlecht wurde. Miss Yuuhi war die dritte Lehrerin an diesem verregneten Donnerstag, die ihnen eine Prüfung für die nächste Woche ankündigte. Aber was tat man nicht alles für seine Zukunft? Sie hatte auch schon mit dem Gedanken gespielt. Mit dem Gedanken, das alles hier zu schmeissen und sich ganz der Gang zu widmen. Irgendwo ein wenig jobben um etwas Geld zu verdienen und den Rest ihrer Zeit bei der Gang verbringen. Der Gedanke war verlockend, aber sie wusste, dass sie so im Leben nicht weiterkäme. Sie würde niemals aus dieser Stadt rauskommen, sie würde niemals sehen, was es sonst noch gab, neben der Skyline von Konoha, dem Verkehrslärm, den Gangfights und den Strassenpartys. Früher war sie oft mit ihren Eltern auf dem Land gewesen, zum reiten oder zum spazieren, in den Wäldern, an den Seen zum picknicken. Damals war alles noch in Ordnung gewesen, bis szu ihrem siebten Lebensjahr. Aber von da an ging alles stetig bergab, bis sie zu den Kurama Foxes gestossen war. Das genervte Stöhnen aus der Klasse holte sie aus ihren Gedanken in die Realität zurück. Auch Miss Yuuhi wirkte heute total verstimmt und hatte der Klasse nun ein paar echt schwierige Aufgaben zum Lösen gegeben. Wer es in der Stunde nicht fertig schaffte, musste es zu Hause nacharbeiten und das war leichter gesagt als getan, wenn sie sich diese Aufgaben anschaute. Hinata war ein ziemliches Ass in Mathe und erklärte Sakura und Ino, die beide keine Überflieger in diesem Fach waren, die Aufgaben, so dass sie es gegen alle Erwartungen tatsächlich schafften, die letzte Aufgabe noch vor dem Klingeln der Pausenglocke zu beenden. Als die Mädchen das Gebäude verliessen regnete es immer noch Bindfäden und Sakura hätte sich Ohrfeigen können, weil sie ihren Regenschirm zu Hause gelassen hatte. Sie sollte morgens definitiv etwas weniger lang im Bett liegen bleiben, dafür etwas mehr nachdenken. Und so zwängte sie sich mit Hinata unter deren Schirm, während Ino ihren knallpinken aufspannte. "Das war schon lange mal wieder nötig. Die Stadt ist ja beinahe ausgetrocknet. Aber die Sonne war mir trotzdem lieber", seufzte sie. "Wie spät ist es eigentlich?" "Kurz nach fünf", informierte Hinata sie, nach einem kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. "Oh, verdammt. Ich hab Mom versprochen sie um viertel nach fünf im Krurhaus zu besuchen. Ich muss den nächsten Bus kriegen, sonst komm ich viel zu spät. Macht's gut, Mädels und bis morgen! Ich nehm' an, ihr seid heute auch nicht im HQ anzutreffen?" "Nee, bei den vielen Prüfungen nächste Woche? Die werden das schon überleben ohne uns", rief Sakura Ino hinterher, die sich daraufhin noch einmal umdrehte. "Alles klar! Dann bis morgen!" Mit diesen Worten verschwand sie um die Ecke. "Ich muss auch die nächste U-Bahn kriegen, weisst du, mein Dad ist heute mal wieder zu Hause und ich hab ihm versprochen zu kochen", meinte Hinata mit einem nervösen Blick auf den Eingang zur U-Bahn-Station. "Ich muss noch in die Stadt, einkaufen. Tsunade hat keine Zeit und in unserem Kühlschrank herrscht gähnende Leere. Ich fahr noch bis in die Downtown mit." Sie erwischten dank einem rekordverdächtigen Sprint gerade noch die nächste U-Bahn und Sakura verliess diese in der Downtown wieder. Hinata musste noch bis ins North, da die Wohnung ihres Vaters dort lag. Man vermutete das HQ der Takas irgendwo im North, da dort des öfteren welche anzutreffen waren, aber Hinata war unscheinbar genug, damit sie nicht als Kurama auffiel. Der Supermarkt war, wie erwartet, völlig überfüllt. Jeder ging nach der Arbeit noch schnell einkaufen und Sakura seufzte. Sie zwängte sich durch die Leute und suchte die Sachen zusammen, die sie brauchte. An der Kasse stand sie eine geschlagene Viertelstunde an und als sie den Laden endlich verliess, war sie völlig entnervt. Jetzt nun noch nach Hause! Zu allem Übel hatte es immer noch nicht aufgehört zu regnen. Um etwas schneller bei der U-Bahn zu sein, wollte sie die Abkürzung durch die Seitengasse nehmen, aber als sie etwas zu eilig um die Ecke bog, prallte sie mit voller Wucht in jemanden hinein. Ihre Einkäufe purzelten aus der Tasche auf den nassen Boden. "Himmelherrgott, tut mir leid..." Als sie den Blick hob verstummte sie sofort. Ihr Atem stockte für einen Moment und sie brachte kein Wort mehr über die Lippen. Er hatte sich die Kapuze über den Kopf gezogen, anscheinend um nicht aufzufallen. "Mir tut's leid. War nicht meine Absicht", sagte Sasuke Uchiha entschuldigend und gemeinsam sammelten sie ihre Einkäufe wieder ein und packten sie in die Tasche. "Eigentlich wollte ich mich nur erkundigen, wie es dir geht. Habe dich durchs Fenster gesehen und dachte, ich warte auf dich." Sakura verstand nicht. "Er...erkundigen wie es mir geht?", stammelte sie perplex. Er blickte etwas beschämt zu Boden. "Na du weisst schon, wegen Montag. Die Blood Zone... ich wollte mich entschuldigen...für die Prellungen und so." Ungläubig schüttelte Sakura den Kopf. Er hatte also auf sie gewartet? "Du entschuldigst dich dafür, dass du mich nicht umgebracht hast?" "So in etwa." Sie musste lächeln. "Und ich wollte mich bei dir bedanken. Das du mich am Leben gelassen hast." "Ach, keine Ursache." Ein kurzer Moment des Schweigens, dann lachten sie beide los. Dieses Gesprächsthema war ja wirklich zu albern! Jeder Zuhörer würde sie für irre halten. Als sie sich wieder erholt hatten, wussten zuerst keiner, was er sagen sollte. Sasuke jedoch brach dann das Schweigen. "Darf ich dir, als Entschädigung für den Zusammenstoss die Tasche bis zu U-Bahn tragen?", fragte er und Sakuras Herz begann laut zu klopfen. Der Bruder des Taka-Anführers fragte sie, ob er ihre Taschen durch die Gegend tragen durfte? In ihr fand in diesem Moment ein ziemlicher Kampf statt. Sie durfte sich auf keinen Fall mit Takas abgeben. Sie waren gefährlich und unberechenbar, besonders wenn sie wussten, mit wem sie es zu tun hatten. Aber andererseits fühlte sie sich von diesem jungen Mann ganz und gar nicht bedroht, im Gegenteil, er wirkte wirklich aufrichtig, wenn auch etwas schwer zu erfassen. Aber er war darauf bedacht, das kleine Missgeschick wieder gut zu machen. Und dann war da noch dieses Herzklopfen, das sich bemerkbar machte, wenn er grinste oder sie mit seinen dunklen Augen ansah. Er wirkte im Moment sogar ziemlich unscheinbar, mit seinem schwarzen Kapuzenpulli und den zerfetzten Jeans. Er sah genauso aus, wie viele hübsche Jungs in Konoha, aber wenn man dann in seine Augen sah unterschied ihn irgendetwas. Seine Augen sagten, aus, dass sie schon viel gesehen hatten. Mehr als Sakura sich wohl jemals vorstellen konnte. Ach herrje, wie kam sie denn darauf? Er war doch einfach nur ein Taka... oder? "Ach, das ist doch nicht nötig. Ich kann das schon alleine." "Hast du Angst?", fragte er und bedachte sie gleich darauf mit einem durchdringenden, aber auch irgendwie kalten Blick und sie meinte, einen Hauch von Enttäuschung darin zu erkennen. Aber wenn sie es sich recht überlegte, fürchtete sie sich nicht vor ihm. Sie wusste einfach, dass es nicht okay war, sich vom Feind die Taschen tragen zu lassen. Und die Stimme, die sie an das grundelgende Misstrauen erinnerte, welches sie den Takas gegenüber hegte, wollte nicht verstummen. "Nein... es ist nur... du weisst, wegen den Gangs...", stammelte sie. Himmel, sie musste sich anhören wie die allergrösste Idiotin. Er schüttelte den Kopf. "Es ist mir egal, was mit den Gangs ist. Ich wüsste nicht, was daran falsch sein sollte, ein kleines Missgeschick wiedergutzumachen." Er sah irgendwie verärgert aus. Weniger wegen ihr, mehr wegen diesen schwierigen Umständen und sie merkte dass er Recht hatte. Was bitte war falsch daran? War es denn nicht möglich, das zwei Menschen miteinander reden konnten, die aus verschiedenen Gangs kamen? Sakura nickte. "Du hast recht. Wenn du willst darfst du also meine Tasche tragen." Ein Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht und er nahm ihr die Tasche aus der Hand. "Na, dann. Du wirst übrigens nass." Erst jetzt bemerkte Sakura, dass sie wirklich langsam aber sicher durchnässt war und sie fröstelte. Klar, es war Sommer, aber der Regen hatte alles ziemlich abgekühlt. "Ach, das geht schon, ich bin ja selbst schuld", winkte sie hastig ab. Dieser Junge machte sie ganz nervös... Die Verlegenheit trieb Sakura die Röte ins Gesicht. Ehe sie es sich versah, war er aus seinem Kapuzenpulli geschlüpft und hatte ihn ihr in die Hand gedrückt. "Ich bestehe darauf. Auch wenn er nicht unbedingt wasserdicht ist, bleibt es noch ein Weilchen trocken da drin." "Aber dann wirst ja du nass." "Spielt doch keine Rolle. Im Moment bin ich noch trockener als du." Und wieder schmunzelten sie beide über den banalen Inhalt ihres Gespräches. Sakura beschloss der Diskussion nun ein Ende zu setzen und schlüpfte in den schwarzen Pulli. Er war ganz warm und roch angenehm. "Danke. Das ist nett von dir." Er grinste zur Antwort und dann machten sie sich auf den Weg zur U-Bahn-Station. Während sie so gingen, beobachtete Sakura den Taka-Vize von der Seite. An seinem Oberarm erkannte sie das Tattoo mit der geflügelten Schlange, welches aber nicht allzu gut zu sehen war, da es halb vom Ärmel seines schwarzen T-Shirts verdeckt wurde. Es war gross und Sakura fragte sich selber, warum sie es am Abend der Strassenparty nicht gesehen hatte. Seine Handgelenke hatte er wieder mit mehreren Lederbändchen versehen. Sein Gang wirkte unauffällig und trotzdem irgendwie sehr selbstsicher. "Ich hoffe, du hast dich erholt vom Montag..." Sie hob den Kopf und hoffte inständig, dass er nicht bemerkt hatte, wie genau sie ihn gerade unter die Lupe genommen hatte. "Mach dir keine Gedanken, Sasuke. Ich meine, mir ist doch nichts geschehen. Andere hingegen... ich weiss auch nicht. Manchmal macht es mir echt Mühe, zu glauben, dass wir tatsächlich bis aufs Blut mit euch kämpfen. Und jedes Mal tut es verdammt weh zu sehen, wenn Freunde gehen. Es hat niemand aus dem inneren Kern bei uns dran glauben müssen, aber dennoch, gehörten die Verstorbenen zu uns... es ist jedes Mal wieder schwer. Aber man sorgt wenigstens dafür, dass sie in guter Erinnerung behalten werden." Ganz ehrlich? Sie wusste nicht, warum sie ihm das so offen erzählt, aber irgendwie fühlte es sich überhaupt nicht falsch an. Ein Anflug von Mitgefühl zeichnete sich in seinem Gesicht ab. "Ich weiss..." Sie erreichten den Bahnsteig als die U-Bahn gerade einfuhr und Sasuke übergab ihr die Taschen. "Na dann. Vielen Dank fürs Tragen. Es war nett mit dir zu reden", sagte sie laut, um den Lärm der U-Bahn zu übertönen. "Kein Problem. Ich fand es auch nett. Und behalte den Pullover ruhig noch, ja? Irgendwann sehen wir uns so oder so wieder", gab er laut zurück. Obwohl ihnen beiden bewusst war, dass sie sich unter anderen Umständen wiedersehen würden, nahm Sakura das Angebot an. Die U-Bahn hatte angehalten und entliess eine Menge genervt und müde aussehender Menschen in die Rush Hour der Downtown. Sakura brannte noch eine Frage auf der Seele. Jetzt oder nie. "Warum hast du mich nicht umgebracht?", fragte sie über die Stimmen und den Lärm der Menschenmassen hinweg. "Ich meine... jeder andere Taka hätte es getan. Du hättest es tun können. Warum hast du mich verschont?" Er sagte zuerst nichts und musterte sie nur mit einem verschlossenen Blick. Die meisten Leute waren in die U-Bahn eingestiegen und es wurde Zeit, es ihnen gleich zu tun, sonst würde sie ohne Sakura abfahren. "Weil du der menschlichste Gegner warst, den ich je hatte." Die Türen des Zuges schlossen sich langsam, Sakura hüpfte schnell hinein und als sie sich umdrehte, war er weg. In der Menschenmasse untergetaucht. Seine ehrlichen Worte hallten in ihrem Kopf wider, jedoch konnte sie sich irgendwie nicht vorstellen, was er genau damit meinte. Sie hätte nicht gewusst, was sie darauf hätte antworten können. Die Art wie er es gesagt hatte war schwer zu beschreiben. So kühl und doch voller Wärme. Als sie die Wohnungstür aufschliessen wollte, bemerkte sie, dass Tsunade bereits zu Hause sein musste und tatsächlich stand ihre Tante bereits hinter dem Herd und bereitete das Abendessen vor. "Hallo, Mäuschen. Du bist spät dran." "Ja, ich hab mich noch mit den Mädels verquatscht", flunkerte sie. Sie hasste es, zu lügen, aber was blieb ihr übrig? "Was ist denn das für ein Pulli?" Sakura kam kurz ins Schwitzen, doch dann fiel ihr eine passende Ausrede ein. "Hat mir Sai am Montag geborgt." Sai war der König der schwarzen Kapuzenpullover. Beim Abendessen erzählte sie ihrer Tante von den vielen Prüfungen, die anstanden und Tsunade nickte mitfühlend. "Ach, Mäuschen, ich kenne das noch zu gut. Als ich die Ausbildung zu Krankenschwester gemacht habe, da war ich auch dauernd am lernen. Als Sekretärin zu arbeiten ist wenigstens körperlich nicht so anstrengend. Aber du schaffst das, Sakura. Da bin ich überzeugt. Weisst du, den Sprung ins normale Leben schaffen längst nicht alle Bandenmitglieder, wenn sie ihre Dreissig erreicht haben." Sie seufzte. "Klar, die meisten finden einen Job mit dem sie über die Runden kommen und helfen mit, die Bande weiterhin zu führen, sind aber nicht mehr als Bandenmitglied aktiv. Sie geben Tipps und helfen wo sie können. Aber auf eine Art hängt man immer den alten Zeiten nach. Auch ich habe lange Mühe damit gehabt, als es vorbei war, aber irgendwann, wenn man einen guten Job und genug andere Prioritäten hat, dann schafft man es, sich in der Welt zu behaupten. Ich habe nie bereut, meine Ausbildung gemacht zu haben." Sie hatte recht. Sakura wusste, dass sie, wenn sie eine sichere Zukunft haben wollte, das alles durchziehen musste, egal, wie hart es auch war. Den Rest des Abends verbrachte sie mit Lernen. Erleichtert durfte sie feststellen, dass sie die meisten Themen bereits gut begriffen hatte. Das hiess, es stand einem Samstagabend im HQ wohl kaum etwas im Wege. Sie freute sich, denn die Kuramas hatten vor, ein wenig durch die Strassen zu ziehen und genau das brauchte Sakura dieser strengen Woche. Sie war eigentlich nicht jemand, der gerne abends um die Häuser zog und sich betrank, aber sie genoss die Zeit mit ihren Leuten immer sehr. Sie hatte nur zwei wirklich enge Freundinnen, mit denen sie über alles reden konnte, aber das genügte. Und die Bande gab ihr ein zu Hause, eine Familie und bereitete ihr eine Menge Spass. Es war okay so. Irgendwann löste sie sich dann vom Fernseher und wünschte Tsunade eine gut Nacht. Sasukes Kapuzenpulli legte sie neben sich aufs Kopfkissen und roch noch einmal daran. Es roch gut. Wild, frei... wunderbar. Kapitel 5: Demon Eye und Cherry Blossom --------------------------------------- Das Erste, was Sakura neben sich auf den Kopfkissen bemerkte als sie die Augen aufschlug, war der schwarze Pulli. In derselben Sekunde, sah sie Sasukes unergründliche Augen und sein nettes Lächeln im Geiste vor sich. Draussen regnete es wenigstens nicht mehr, der Himmel war aber immer noch wolkenverhangen und der Wind pfiff unangenehm um die Häuser. Was war denn bloss mit diesem Wetter los? Als sie den Wohnblock an diesem frischen Morgen verliess, wurden ihre Haare erst einmal kräftig vom Wind zerzaust. Na toll. Die halbe Stunde im Bad hätte sie sich auch sparen können. Wie wenn es nicht schon schwer genug wäre, ihre Haare einigermassen annehmbar hinzubekommen. Die Unterrichtszeit verstrich an diesem Freitag beinahe quälend langsam, Sakura hörte überhaupt nicht zu und hing ihren Tagträumen nach. Ino tippte unter dem Pult auf dem Bildschirm ihres Handys herum und spielte irgendein Spiel, während Hinata gedankenverloren Muster auf ihr Arbeitsblatt kritzelte. Heute schien allgemein niemand in dieser Klasse auch nur im Entferntesten Lust darauf zu haben, Wirtschaftslehre, geschweige denn sonst irgendeinem Fach beizuwohnen. Und als der Unterricht dann doch irgendwann zu Ende war, machten sich die Mädchen so schnell wie möglich auf den Heimweg, damit sie noch genug Zeit hatten, bis das Treffen im HQ anstand. Heute sollte wiedermal gefeiert werden. Zu Sakuras Freude war die Sonne inzwischen wieder schüchtern hinter den Wolken hervorgekrochen, die Bise aber blieb hartnäckig bestehen. Als sie zu Hause ankam ging sie auf direktem Weg unter die Dusche und schmiss sich danach für eine Stunde vor den Fernseher. Tsunade musste heute bis sieben arbeiten und traf sich danach noch mit Shizune, deshalb hatte Sakura die Wohnung ganz für sich alleine und drehte das Radio so laut auf, dass man es in jeder Ecke der Wohnung hören konnte, aber die Nachbarn trotzdem nicht stören würde. Während sie sich also die Haare kämmte, sich schminkte und etwas Geeignetes aus dem Kleiderschrank suchte, tanzte sie in de Wohnung herum und summte zur Musik mit. Ihr wirklich absolut nicht vorhandenes Gesangstalent wollte sie ihren Nachbarn nicht zumuten, das tat sie eigentlich nur unter der Dusche. Um halb neun machte sich die junge Kurama auf den Weg ins Little East, mit hochgesteckten Haaren, einem roten Sommerkleid und ihren schwarzen Stiefeletten. Grundsätzlich trug Sakura nie Schuhe, die mehr als 5 Zentimeter Absatz hatten, da sie sonst mit neunundneunzig prozentiger Sicherheit entweder auf die Nase fallen oder sich den Fuss verstauchen würde. Unter dem Kleid trug sie schwarze Leggins, da man die Temperaturen momentan vielleicht doch nicht gerade als enorm sommerlich bezeichnen konnte. Sie passierte die von Lagerhäusern und verlassenen Gebäuden gesäumten Strassen und die schmuddelige Gegend, welche ihr nur allzu bekannt war. Es war zehn nach neun, als sie schliesslich das HQ betrat. Ino war bereits wieder voll im Partyfieber und hüpfte lachend um den dauergenervten Shikamaru herum. Wenn es ums Feiern, Tanzen und gelegentlich auch ums Trinken ging, dann war Ino sofort aus dem Häuschen. "Oh, Mann hab ich Bock auf feiern!", rief Ino lachend. "Die ganzen Klausuren können mich für heute Abend mal!" "Heilige Scheisse, Yamanaka, könntest du vielleicht nicht so rumschreien?", brummte Shikamaru und vergrub seinen Kopf in einem Sofakissen. "Das hält man ja im Kopf nicht aus...", kam es mürrisch aus dem Kissen. "Hey, Saku", Hinata nahm in einem günstigen Moment ihre Freundin unauffällig zu Seite. "Wir sollten besonders ein Auge drauf haben, dass Ino sich nicht gänzlich volllaufen lässt. Ihr Vater ist heute anscheinend wieder mit einer neuen Frau nach Hause gekommen und jetzt ist sie besonders saufwütig. Es ist immer dasselbe." Sakura nickte seufzend. "Ach du liebe Güte. Inos Vater ist ja echt die Höhe, Hina. Wie kann er das seiner Tochter und seiner Frau antun? Klar, sie lassen sich demnächst scheiden, aber trotzdem. Mrs. Yamanaka geht es ziemlich schlecht im Moment. Wir müssen auf jeden Fall schauen, dass Ino ihren Frust anders auslässt, als sich zu besaufen." "Ja, wirklich und du kennst Ino ja. Sie hat den Hang dazu, zum Falschen zu greifen, wenn es ihr schlecht geht. Ich hoffe sie fängt nicht mit Drogen oder so an..." "Soweit lassen wir's nicht kommen. Und ich glaube nicht, dass Ino einfach so Drogen nehmen würde. Höchstens im Vollsuff, aber wir sind ja auch noch da." Es war nichts Unübliches, dass es Drogenabhängige in den Banden gab. Die Stadt war einfach zu rau und zu gefährlich, besonders für labile Menschen und dann war man schneller in der Szene drin, als man blinzeln konnte. Im Hauptkern der Kuramas gab es keine von ihnen, aber ausstehende Mitglieder gab es sehr wohl, die zum Falschen gegriffen hatten. Klar, auch manche des Kurama-Kerns kifften ab und zu und all das drum und dran, was sollte man denn von der Strasse erwarten? Harte Drogen waren hier im HQ aber eigentlich kein Thema, da es den Bandengeist vollkommen zerstören würde. Sakura lehnte all das strikte ab, also auch das Kiffen und solches Zeug. Vielleicht fassten das einige als spiessig auf, aber sie wusste, was sie tat und wollte nicht ihre Gesundheit aufs Spiel setzten. Hinata und Ino dachten genau gleich, nur Ino war wie gesagt in letzter Zeit sehr oft traurig und um all die Probleme zu vergessen hatte auch sie ab und zu einen Zug von einem Joint genommen. Sie mussten wirklich ein Auge auf die gute Ino haben... Um halb zehn brach der Kern der Kurama Foxes zur Dance Devil Mansion auf, einem der angesagtesten Clubs in der Stadt. An diesem Ort, einem Betonbau, der mit Graffiti kunstvoll vollgesprüht war und aus dem immerzu der dröhnende Bass drang, kamen all die zusammen, die in der Szene von Konoha etwas zu sagen hatten. Die DDM lag nördlich in der Downtown, dort wo der Stadtteil North begann und man munkelte, dass sich gar nicht weit von dort das HQ der Takas befinden solle. Aber das war nur ein Gerücht. Es war Freitagabend und die Strassen voller partywütiger Nachtschwärmer, die die Clubs und Bars der Stadt unsicher machten. Und wenn sie "unsicher" sagte, dann meinte sie das euch exakt genau so. Die Stadt war besonders gefährlich, wenn das Party-Volk unterwegs war. Der Wind strich immer noch leise durch die Bäume des City Parks, jedoch nicht mehr so stark wie noch heute Morgen. Trotz allem war Sakura froh um ihre schwarze Stoffjacke, die sie mitgenommen hatte, da es beim Motorradfahren doch ganz schön zugig war. Als die Kurama Foxes die DDM, die übrigens auch ihr Stammclub war, erreichten, wichen alle die dort herumstanden wie gewohnt zur Seite und machten den Foxes Platz. Es war etwas, woran man sich gewöhnen konnte, aber das würde bei Sakura garantiert nie der Fall sein. Die Gangs wurden vom Staat vielleicht verachtet, aber in der Strassenszene Konohas, da waren sie hohe Tiere. So einen Rang musste sich eine Gang zuerst erkämpfen, es basierte so ziemlich alles hier auf Stärke, aber auch auf Intelligenz. Mir roher Kraft kam man nirgendwo hin, auch auf der Strasse nicht. Sie stellten ihre Motorräder an die gewohnte Stelle, die eigentlich immer frei war, es sei denn, die Takas waren schon da. Dies schien heute glücklicherweise nicht der Fall zu sein. Noch nicht, denn man durfte eines nicht vergessen: Die DDM war auch Stammclub der Takas. Die Foxes parkierten und begaben danach sich in den Club, aus dem die aktuellsten Hits aus dem Pop-, Rap- und R'n'B- und Hip-Hop-Genre dröhnten. Die Mädchen wurden wie immer von einigen Jungs an ihrer Seite begleitet, da die DDM nicht nur der berühmteste, sondern auch der gefährlichste Club der Stadt war und schneller etwas passieren konnte, als einem lieb war. Aber da sie zu den Kurama Foxes gehörten hatten sie einen entscheidenden Vorteil - sie lösten Ehrfurcht und Unbehagen in den Leuten aus, die hier auf Frauenjagd oder Sauftour waren. Nun ja, weniger sie, als ihre männlichen Gang-Genossen. Nein, die Mädchen brauchten sich nicht zu fürchten. Im Inneren der DDM herrschte die übliche Atmosphäre. Der Club war an diesem Abend, wie immer am Wochenende, gerammelt voll und die Leute in bester Stimmung. Es glich schon fast einem Ameisenhaufen, wenn man das Gewimmel so von aussen her betrachtete. Die tanzende Menge teilte sich aber sofort, als die Kuramas den Club betraten. Ihr Stammplatz wurde immer freigehalten, es gab eine Kurama- und eine Taka-Lounge, mit Sofas, die als Einzige bedient wurden. Die restlichen Nachtschwärmer mussten sich ihre Drinks selbst besorgen. Dies hatten sie dem absoluten Gangliebhaber zu verdanken, dem die Bar gehörte. Nachdem sie alle mindestens einen Drink intus hatten (Sakura bevorzugte eine hundsgewöhnliche Cola), zerrte Ino Sakura und Hinata auf die Tanzfläche. Es machte riesigen Spass einfach zu tanzen und sich keine Gedanken mehr über den Prüfungsstress oder Inos Familienprobleme zu machen. Einfach nur alles vergessen und Spass haben, das war es, was auch Sakura wollte. Auch die Jungs gesellten sich dazu und die Mädchen tanzten ausgelassen mit ihnen. Eigentlich entsprach die Atmosphäre in solchen Cubs Sakura gar nicht, aber wenn ihre Gang dabei war, dann liebte sie es. Sie bemerkte wie aussenstehende Mädchen die Jungs anhimmelten und ihnen aufmerksam beim tanzen zusahen, was Sakura nur zum Lachen brachte. Die Jungs der Gang waren wirklich allesamt Sahneschnittchen, stark, hübsch und einfach cool. Die verwegene, abenteuerliche Aura, die sie umgab, wirkte wie ein Magnet auf die weibliche Bevölkerung Konohas. Aber sie liessen die Mädchen immer eine Weile lechzen, bis sie dann mal auf sie zugingen und mit ihnen flirteten, meistens aber wirklich nur aus Spass und ohne die Absicht, eine davon näher kennen zu lernen. Tja, böse gesagt, sie spielten mit ihnen, aber in dieser Szene war nichts anderes zu erwarten. Es war normal. Gerade als sie beobachtete wie Kiba von drei Mädchen umringt wurde und er seinen ganzen Charme spielen liess, wurde sie an der Schulter angetippt. Als sie sich umdrehte blickte sie in das Gesicht eines Rothaarigen in ärmelosem, schwarzem Shirt und zerfetzten Jeans. Er war ganz hübsch aber sein Blick jagte ihr Angst ein. "Hi. Willst du tanzen?" "Nee...lieber nicht...", murmelte sie. Normalerweise stammelte sie nicht so, aber dieser Typ brachte sie aus der Fassung. Er kam ihr auch irgendwie bekannt vor. "Ach komm schon, hab ein wenig Spass, du bist heiss!", er zog sie einfach mit sich und begann mit ihr zu tanzen. Sakura versuchte sich von ihm loszumachen, doch er war einfach zu stark. Und dann entdeckte sie das Tattoo mit der geflügelten Schlange auf seiner Schulter und nackte Panik überkam sie. Wann um Himmels Willen waren die Takas hier reingekommen? "Lass mich los!", presste sie hervor, doch er dachte nicht daran. "Ach, sei doch keine Spielverderberin, Füchslein!", grinste er und seine Hände wanderten ihren Rücken hinab und immer weiter. Sie wollte nicht schreien wie ein hilfloses, kleines Mädchen, aber das brauchte sie auch gar nicht. Der Typ wurde mit einem Ruck von ihr weggezerrt und fing sich einen gepfefferten Faustschlag ins Gesicht ein, worauf er zurücktaumelte. "Finger weg, Taka!", knurrte Naruto wütend. Die Jungs hatten sich hinter Naruto aufgebaut, aber Sasori lächelte nur. Ino kam zu Sakura. "Alles in Ordnung, Sakura?", fragte sie besorgt und musterte sie aufmerksam von oben bis unten, um zu sehen, ob noch alles da war, wo es sein sollte. "Alles bestens, danke." Es war nichts Aussergewöhnliches, das man hier angemacht wurde, aber von einem Taka? Der Typ musste ordentlich etwas getrunken haben um so dämlich zu sein, eine Kurama inmitten ihrer Gang anzugraben. Aber als Hinata einen spitzen Schrei ausstiess war klar, dass auch alle Takas längst da waren. Der Blonde, Deidara hatte sich Hinata geschnappt und küsste sie nun fies grinsend auf die Wange, aber schon war Kiba zu Stelle, riss ihn von ihr Weg und er landete in einem der Stehtische. "Was soll der Scheiss? Wo ist Raven, verdammt nochmal?!" Naruto war nun mehr als stinksauer und in solchen Momenten war nicht mit ihm zu spassen. Kurz darauf löste sich der altbekannte Taka-Leader aus der Menge und trat mit einem spöttischen Grinsen in das Blickfeld der Kuramas. Erst jetzt fiel Sakura die erstaunliche Ähnlichkeit zu Sasuke auf, angefangen bei dem pechschwarzen Haar, welches er jedoch lang und zusammengebunden trug, die dunklen, unergründlichen Augen und die schönen Gesichtszüge. "Da bin ich, Big Fox. Was willst du?" "Deine Untertanen sollen die Finger von den Foxes lassen!" "Ach, ja? Eure Frauen sollten sich glücklich schätzen. Es gibt mehr als genug Weiber da draussen, die gerne an ihrer Stelle wären. Also, wo ist das Problem?" Itachis gelassener Tonfall brachte die Kuramas zum Kochen, das wusste er höchstwahrscheinlich auch, jedoch gaben sich ihre Freunde Mühe, sich die Wut nicht anmerken zu lassen. Die umstehenden Party-Lustigen waren allesamt zurückgewichen, da sie langsam aber sicher merkten, dass da etwas absolut Unangenehmes bevorstand. Sakura hatte die Unterhaltung angespannt verfolgt, aber nun suchte sie die Menge nach Sasuke ab. Sie sah ihn nirgends. "Tja Boss, wenn ich den ganzen Tag nur Taka-Weiber um mich rum hätte, würde ich wohl auch fremdwildern", bemerkte Kiba bissig und die Kuramas lachten. Dass sass. Die Mädchen der Takas fauchten auf diese Bemerkung hin wie Furien und reckten arrogant ihr Kinn in die Höhe. "Taka-Tussen... das Kinn in der Höhe, das Niveau im Keller", schoss Temari giftig zurück, worauf sie weiteres Gelächter seitens Kurama auslöste und die Laune der Takas etwas weiter in Richtung Erdmittelpunkt schickte. "Ihr solltet besser die Schnauze halten, sonst endet das hier unangenehm. Die Strassen gehören noch längst nicht euch. Wir werden eines Tages die Gang sein, die diese Strassen beherrscht, ganz sicher nicht ihr." Bei Itachi war es nun endgültig vorbei mit der Gelassenheit. Er sah nicht auffebracht aus, aber sein Tonfall war bedrohlich. "Wollen wir wetten?" Naruto grinste seinen Widersacher herausfordernd an. Einen Augenblick später lagen sich Naruto und Itachi und den Haaren, was darauf hinauslief, dass die Takas und Kuramas nun alle damit begannen, sich mit den jeweiligen Gegnern zu prügeln. Sakura, Ino und Hinata wichen zurück und der Club räumte sich schlagartig. Die Angestellten sagten gar nichts, sonder suchten genauso das Weite, da sie wussten, dass es absolut nichts bringen würde, sich einzumischen. Prügeleien der Banden nahmen im Normalfall Ausmasse an, denen man besser aus dem Weg ging. Sich einzumischen wäre pure Selbstgefährdung. Tische flogen, Gläser zersprangen auf dem Boden, Lampen zerbrachen, die Musik war schon lange verstummt. Nein, mit solchen Prügeleien war defintitiv nicht zu spassen. Sakura nahm Hinata und Ino instinktiv an den Händen und lief mit ihnen zur Hintertür, jedoch stellten sich ihnen Takas in den Weg und den drei Mädchen blieb nichts anderes übrig, als sich aufzuteilen. Voller Furcht bemerkte Sakura, dass ihr Verfolger der Rothaarige von vorher war. Sie rannte so schnell wie ihre Beine sie trugen durch den Hinterausgang auf die Gasse hinaus, sie hatte absolut keine Ahnung, wo sie hin sollte und lief einfach mal der Nase nach. Dies entpuppte sich allerdings als keine gute Idee. Prompt wurden die Seitengasse enger und schlussendlich stand sie in einem Hinterhof. Sie war in einer Sackgasse gelandet! Angsterfüllt und keuchend, zum zigsten Mal ihre schlechte Kondition verfluchend, presste sie sich an die Hauswand, die ihr den Weg versperrte. "Na, also. Ewig hättest du sowieso nicht mehr laufen können, Süsse." Der Rothaarige grinste ekelhaft und sie erschauerte. Was würde er denn jetzt tun? "Hau ab", sagte sie mit zitternder Stimme, mit der Gewissheit, dass es genau nichts bewirken würde. "Ach nee, jetzt noch nicht." Seine eine Gesichtshälfte war ganz gerötet von Narutos vorgängigem Faustschlag. Sakura verfluchte sich jetzt dafür, dass sie abgehauen war. Hier konnte ihr niemand helfen. Aber sie würde nicht einfach so kampflos aufgeben. Der Typ kam auf sie zu und schneller als ihr lieb war, hatte er sie in seinem Griff. Der Alkohol in seinem Atem war viel zu deutlich zu riechen. Sie konnte sich auf einen Schlag kaum mehr bewegen, so fest hatte er sie gepackt. Voller Panik versuchte sie, sich los zu reissen, ihn zu treten, aber es half alles nichts. Die eiskalte Panik raubte ihr die Stimme. Kein Ton wollte ihre Lippen mehr verlassen. Als er sie küssen wollte biss sie ihm mit voller Kraft in die Lippe, sodass er aufjaulte, sein Blick aber gleich noch viel finsterer wurde. "Na warte. Ich dachte, ich sollte etwas sanft zu dir sein, aber jetzt ist fertig lustig." Er drückte ihr die Arme nach hinten und sie schrie auf, als ihr der Schmerz durch die Arme und Schultern jagte. Ihr Herz raste, das Blut rauschte in ihren Ohren und ihr ganzer Körper stand unter Spannung. Sie schloss die Augen. Das durfte doch nicht wahr sein... Das Nächste, was sie hörte war ein schmerzerfülltes Stöhnen und ein wütendes Knurren. "Sag mal, tickst du noch richtig?!" Sakura erkannte die Stimme sofort. Unter tausenden von Stimmen hätte sie diese eine wiedererkannt. Zitternd sank sie zu den Boden und beobachtete das weitere Geschehen wie durch einen verschwommenen Schleier aus aufkommenden Tränen. "Erst provoziert du und Deidara eine verdammte Schlägerei, jetzt sind die Cops so gut wie hier und dann vergreifst du dich noch an kleinen Mädchen! Geh ins HQ, verdammter Bastard, und werd' wieder nüchtern", knurrte Sasuke eiskalt. Anscheinend zollte der Rothaarige dem Taka-Vize gegenüber grossen Respekt, denn er wich zurück wie ein geschlagener Hund. "Schon gut, ich geh ja...aber...sag's dem Boss nicht...bitte, Demon..." "Hau ab, Redhead!" Redhead hob abwehrend die Hände, machte rechtsum kehrt und verschwand taumelnd in der spärlich beleuchteten Gasse. Sakura hatte sich an der Wand zusammengekauert und sie merkte, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen und dass sie am ganzen Körper zitterte. Der Schock, die Panik, das alles war einfach zu viel für sie. Sasuke kam vorsichtig näher. "Es ist schon gut" Seine Stimme war genauso schön rau, wie sie es in Erinnerung hatte. Er kniete sich vor sie hin. "Sasori war betrunken. Er wäre nicht weitergegangen." Er legte ihr vorsichtig die Hand auf die Schulter. "Ganz ruhig. Es ist nichts passiert." Sakura hätte gerne aufgehört zu zittern und vor allem, so schwach zu sein, aber sie konnte nicht. Und beim besten Willen, sie brachte kein Wort heraus. Sasuke merkte das sehr wohl und legte ihr einen Arm und die Schulter worauf ihr Körper die alleinige Kontrolle übernahm und sie sich an ihn klammerte. Lange hielt er sie einfach fest. Und Sakura wurde erst spät bewusst, dass sie hier von einem Taka getröstet wurde. Aber es war nicht unangenehm. Sie fühlte sich wohl, sicher und geborgen. Ausserdem verspürte sie dieses dringende Bedürfnis nach Halt, den er ihr jetzt geben konnte. Es war egal, dass er aus dem feindlichen Lager stammte. Als man von Weitem, aus der Richtung DDM, die Polizeisirenen vernehmen konnte, schob er sie sachte zurück. "Wir müssen hier weg. Ich hab keine Lust auf ein Gespräch mit den Cops." Sakura nickte und liess sich widerstandslos von ihm mitziehen. Er führte sie aus der Sackgasse heraus und schlug dann eine andere Richtung ein, um die DDM zu umgehen. Sakura hoffte, dass Naruto und die anderen okay waren. Sie hatten den entscheidenden Vorteil, dass die Officers Hatake, Sarutobi und Mitarashi, das Trio, das sich eigentlich immer am Wochenende um die Nachtschwärmer kümmern musste, die Gangs immer davonkommen liess. Sie nahmen sie meistens nicht einmal mit aus Revier, sondern hörten sie an und liessen sie dann wieder laufen, meistens gab es nur einen Eintrag in die Akte, manchmal nicht einmal das. Aber diese Cops waren halt schon früher Gang-Sympathisanten gewesen und die Polizei hier in Konoha war alles andere als dominierend. Gegen die Banden, wenn sie in ihrer Vollzahl auftauchten, hatten sie sowieso absolut keine Chance. Bei dem Mass an Kriminalität in der Stadt war es für die Officers ein Ding der Unmöglichkeit, mitzuhalten. Bei Blood Zones wurde meistens fast die ganze Palette an Cops aufgeboten, darunter auch die anderen Officers, die keine Nachsicht in Gangangelegenheiten zeigten. Sasuke führte Sakura durch die Strassen, auf denen immer noch viel los war. Er schien sich hier im North bestens auszukennen, was darauf hinwies, dass ich das HQ der Takas wohl wirklich hier irgendwo befinden musste. Aber das North war gross, somit schränkte diese Gewissheit nicht allzu viel ein. Zudem konnte es gut sein, dass sich Sasuke auch sonst überall so gut auskannte. "Du willst nicht nach Hause, was?", fragte er, als sie sich weit genug weg von der Dance Devil Mansion befanden. Nein, das wollte sie nicht. Tsunade würde merken, dass etwas nicht stimmte und sie war sicherlich noch wach, es war erst kurz vor ein Uhr und sie war ja auch noch mit Shizune unterwegs gewesen. Also schüttelte sie den Kopf. Dann schob er sie sanft vorwärts und führte sie weiter durch die nächtliche Stadt, bis sie fast an der Grenze zum Little East angekommen waren, die sich durch die alten verlassenen Lagerhallen und Fabrikgebäude zu erkennen gab und es langsam ruhiger wurde. Nur Gruppen von Obdachlosen oder Leute, die die Gegend hier eigentlich nur passierten, waren anzutreffen. Es war schon unheimlich, dass diese riesige Stadt einen Teil hatte, um den sich absolut niemand mehr scherte. Aber das HQ der Kuramas lag ganz auf der anderen Seite des Little East. Bei einem kleinen Gebäude, das, laut dem verbleichten Schriftzug an der Mauer, früher mal eine kleine Möbelfabrik gewesen war, bog Sasuke in eine Seitengasse ab, wo niemand sie niemand hätte sehen können und schob ein paar alte Tonnen zu Seite. Hinter ihnen lag eine alte Tür mit einem trüben, vergitterten Fenster, durch das man wohl schon lange nicht mehr hindurch sah. Sie hätte die Tür wahrscheinlich gar nicht bemerkt, so unscheinbar war sie. Sasuke öffnete die Tür, wohl nicht zum ersten Mal, denn sonst würde das bestimmt nicht mit derselben Leichtigkeit funktionieren. Er trat ein und gab Sakura zu verstehen, dass sie ihm folgen sollte, was sie auch tat. Sie trat in einen verstaubten leeren Flur, der absolut unordentlich war. Morsche Holzscheite, kaputtes und verstreutes Polstermaterial lag auf dem schmutzigen Boden, ein alter Hammer und allerlei andere Dinge, die hier früher einmal gebraucht worden, jetzt aber vollkommen unnütz waren. Sasuke verrammelte die Tür von innen mit einem, Holzbrett und zog eine Taschenlampe aus einem der vielen Löchern in der verputzten Wand. "Hier war ich früher oft, wenn ich allein sein wollte, da man das bei uns im HQ vergessen kann. Es gibt einige Gebäude, die nicht vollkommen verrammelt wurden und nun von Obdachlosen behaust werden. Ich komme, wie gesagt nur ab und zu hierher. Das letzte Mal war vor ein paar Monaten." Er führte sie zu einer, nicht ganz stabil aussehenden Holztreppe. "Komm. Sie sieht zwar nicht so aus, aber sie hält." Die Treppe knarrte bedenklich, als sie hinaufstieg, aber sie hielt tatsächlich. Oben waren nur wenige Türen zu Räumen, die allesamt verschlossen waren, so wie die im Erdgeschoss. Nur eine war einen Spaltbreit geöffnet und diese war es dann auch, die Sasuke öffnete. Sakura staunte nicht schlecht, als sie den kleinen Raum betrat. Sasori warin ihren Gedanken auf einmal ziemlich weit nach hinten gerückt. Das Erste, was ihr auffiel, war ein Fensterrahmen in der Wand, in dem ursprünglich wohl mal ein Glas gewesen war. Es gab Fensterläden, die nun aber offen standen und den Blick auf den Fluss von Konoha freigaben, der das East quasi einrahmte. Auf der anderen Seite des Flusses sah sie die Lichter der Vorort-Viertel und hoch am Himmel oben der Mond. Man hörte von weitem die Musik der Clubs und Bars und den Verkehrslärm, der auch zu dieser Uhrzeit immer noch laut genug war. Neben dem grossen Fenster lag eine Matratze, die mit einer braunen Wolldecke vom Staub geschützt wurde. Daneben ein kleines Holztischchen mit einer Lampe darauf, die batteriebetrieben war und sofort aufleuchtete, als Sasuke sie einschaltete. Ein alter abgeschabter, grosser Stoffsessel in einer Ecke stand an der gegenüberliegenden Wand. Und da war noch etwas, was Sakura sofort ins Auge stach: Ein altes Klavier, dies ziemlich mitgenommen aussah, auf dem auch ein kleiner, wahrscheinlich batteriebetriebener Radio stand. All das hier bewirkte wirklich, dass sie den vorgängigen Schock für einen Moment in die hinterste Ecke ihres Kopfes verbannen konnte. "Wow, das ist echt toll. Die Aussicht und... überhaupt das Ganze hier... wie bist du denn dazu gekommen? Und spielst du noch auf dem Klavier?", fragte sie, als sie die Abdeckung der Tasten öffnete und ein paar Töne klimperte. "Mein Bruder und ich waren vor der Gangzeit früher oft hier. Und zum Klavier: Ab und zu, ja." Auch wenn er es niemals zugegeben hätte, hörte sie eine gewisse Verlegenheit in seiner Stimme. Es schien Neuland für ihn zu sein, mal über sich selber zu sprechen. Ein Gang-Junge halt. "Das finde ich auch. Ich hab mal Klavierunterricht genommen, für ein halbes Jahr, aber es liegt mir nicht. Dabei klingt es doch so wunderbar. Spiel mal was!" Und gleich nachdem sie diese Frage gestellt hatte, hätte sie sich ohrfeigen können. Sie konnte doch nicht einen Taka fragen, ob er ihr etwas auf dem Klavier vorklimpern konnte! Er zögerte zuerst, verständlicherweise. Er versteckte, was die Welt seiner Meinung nach nicht sehen durfte, so kam es ihr in diesem Moment vor. Aber dann überwand er seine Zweifel doch und setzte sich an das altehrwürdige Klavier. Zuerst drückte er nur ein wenig drauf herum. Es klang trotz all den Jahren, die es auf dem Buckel hatte gar nicht schief. Er musste es wohl gestimmt haben. Sie setzte sich auf den Stoffsessel neben dem Klavier. Er spielte nur kurz, aber wunderbar. Seine Hände wanderten geschickt über die Tasten und klangen einfach nur verzaubernd. Auch er schien völlig in seiner Welt zu schweben, während er spielte und Sakura schloss die Augen, um die Klänge noch tiefer in sich aufzunehmen und einzuprägen. Als er aufhörte zu spielen war es wie das Erwachen aus einer völlig anderen, wunderbaren Welt. Der Klang des Klavieres hatte für sie schon immer etwas unglaublich Magisches an sich. Sie lächelte, als Sasuke sie mit einem fragenden Blick ansah. "Das war atemberaubend! Wo hast du so zu spielen gelernt?", rief sie begeistert aus. "Ich hab nie Unterricht genommen. Meine Mutter hat es mir früher immer an unserem Klavier zu Hause beigebracht und danach habe ich es selbst gelernt", meinte er, erneut etwas verlegen, was ihn unglaublich süss und jungenhaft aussehen liess. "Ich bin echt beeindruckt! Ich habe noch selten so ein schönes Klavierspiel gehört! Und die Melodie hast du selbst komponiert?" Er lächelte verlegen und nickte. "Ja, das habe ich... verrückt, ich habe seit dem Tod meiner Eltern niemandem mehr etwas vorgespielt." Sakura erschrak ein wenig, als sie das hörte. Aber es war nicht ungewöhnlich Waisenkinder oder Halbwaisen in Gangs vozufinden. Sasuke bemerkte trotz ihrer Bemühungen, dass sie erschrocken war. "Habt ihr keine Waisen in der Gang?", fragte er beinahe überrascht. "Doch, natürlich. Viele sogar." "Deine Eltern sind tot?", fragte Sakura vorsichtig. "Ja. Das ist schon ein Weilchen her. Lange Geschichte. Ich war sieben Jahre alt und Itachi elf. Unsere Eltern wurden auf offener Strasse erschossen, von einem Wahnsinnigen, der nie wieder aufgetaucht ist." Er sagte das ruhig und sie spürte die Distanz, die er zu diesem Ereignis gewonnen hatte. "Wir kamen über Umwege in die Gang, wo sie mich dann Demon Eye nannten, da ich angeblich Augen wie ein Dämon hatte." Sakura hörte aufmerksam zu. Gerne hätte sie irgendwelche tröstende Worte ausgesprochen, aber sie wusste, dass es fehl am Platz wäre. Er hatte das alles in den hintersten Winkel seines Kopfes verbannt. Sie sagte das Einzige was ihr einfiel. "Das tut mir wirklich leid." "Mich nannten sie Cherry Blossom, wegen der Haare", fügte sie nach einer kurzen Pause lächelnd an. Er grinste daraufhin. Dann schwiegen sie beide für eine kurze Weile. "Mein Vater ist Alkoholiker. Und meine Mutter eine Karrierefrau. Das ist nicht dasselbe wie bei dir... aber... mein Vater hat meine Mom oft im Rausch geschlagen und ist dann am Morgen am Boden zerstört in der Wohnung herumgelaufen und hat sich entschuldigt, worauf sich am Abend das Szenario wiederholte. Irgendwann war meine Mom am Ende mit ihrer Geduld und ihrem Verständnis und hat sich von ihm scheiden lassen." Sie erinnerte sich leider nur zu gut an diese Zeit. "Ich wollte aber zu keinem von den beiden, denn meine Mutter wuchs zu einer unerträglichen Zeitgenossin heran und so bin ich halt zu meiner Tante Tsunade nach Konoha gezogen." Sasuke hatte ihr genau zugehört und nickte. "Das Leben meint es nicht mit jedem gut, was?" "Ganz und gar nicht. Aber ich hatte meine Tante, die alles besser gemacht hat. Hast du auch so jemanden?" "Ich hatte immer meinen Bruder, der auf mich aufgepasst hat, bis wir zu den Takas kamen. Das Erlebnis von damals hat uns unglaublich eng zusammen geschweisst." "Brüderherzen." Sakura schmunzelte und Sasuke grinste leicht, was die gedrückte Stimmung etwas aufhellte. Auf einmal traf es sie wie der Schlag. "Ach du meine Güte, ich sollte Ino schreiben, dass alles in Ordnung ist!" Sie kramte ihr Handy hervor und tippte eine kurze Nachricht an Ino, dass es ihr gut gehe und sie zu Hause sei. Die Kuramas mussten sich tierische Sorgen um sie machen, schliesslich war sie ja auch einfach so sang- und klanglos verschwunden. Postwendend kam eine Nachricht von Ino, die sich, wie erwartet schreckliche Sorgen gemacht hatte und nun auch ziemlich verärgert war. Sakura schüttelte den Kopf und tippte eine Entschuldigung, die sie an Ino zurücksendete. "Alles klar?", fragte Sasuke und sie nickte. "Alles klar", meinte sie und gähnte. "Müde?, fragte er. "Und wie. Aber zu Hause..." Die Gedanken an Redhead liessen sie erneut erschauern. Sie wollte nicht, dass Tsunade irgendetwas witterte. Eigentlich wollte sie das alles hier nur noch vergessen. "Du kannst hier schlafen, wenn du möchtest. Ich kann mir vorstellen, dass du nicht unbedingt mit deiner Tante über die heutigen Ereignisse reden willst." Und obwohl sie wusste, dass es gegen jegliche Vernunft ging, dieses Angebot von einem Taka anzunehmen, war ihre Entscheidung bereits gefallen. Sie wollte hier bleiben, denn sie fühlte sich wohl und sicher. Als ob die Gedanken an die Ereignisse dieser Nacht nicht in dieses Zimmer eindringen konnten. "Wirklich? Ich will dich aber nicht stören..." Er schien ziemlich genau zu wissen, was sie dachte. "Das tust du nicht." Sie musste tatsächlich zugeben, dass sie todmüde war. Das war heute einfach zu viel gewesen. Sasuke ging zum Fenster schaute gedankenverloren hinaus in die Nacht. Da gab es etwas, was sie ihm unbedingt noch sagen musste. "Sasuke... vielen Dank... dass du mir geholfen hast und dass ich hier schlafen darf... das ist nicht selbstverständlich." Er drehte sich um. "Keine Ursache." Auf ihren fragenden Blick hin seufzte er. "Für mich bist du kein Feind." Er klang etwas verärgert über diese Tatsache, aber Sakura wusste, wie das zu verstehen war. Er schien sonst immer in allem die perfekte Selbstkontrolle zu haben. "Ich habe es versucht. Aber irgendetwas an dir ist anders." "Das geht mir bei dir genauso.", meinte Sakura, berührt von seinen Worten, mit klopfendem Herzen. Lange schwiegen sie und Sasuke schaute einfach nur aus dem Fenster, betrachtete die Lichter der Stadt, die eigentlich schön gewesen wären, wenn man die Sterne hätte sehen können, aber das starke Licht verdrängte sie völlig rücksichtslos aus ihrem Sichtfeld. Und als er sich umdrehte stellte er schmunzelnd fest, dass Sakura auf dem Sessel eingeschlafen war. Er nahm die Wolldecke von der Matratze und eine zweite, nicht verstaubte unter dem Kissen hervor. Damit deckte er sie zu, vorsichtig darauf bedacht sie nicht zu wecken. Sie öffnete dann trotzdem noch kurz die Augen und schaute in sein hübsches Gesicht mit den wunderbaren Augen, die sie so gar nicht an einen Dämon erinnerten. Sie waren einfach nur schön. Er strich ihr sachte das rosa Haar aus der Stirn und ein warmes Gefühl überkam sie. Jetzt konnte sie ihre Augen wieder schliessen. Sasuke setzte sich neben den Sessel auf den Boden, zündete sich eine Zigarette an und schaute ihr zu, wie sie immer tiefer ins Land der Träume glitt. Sorgfältig darauf bedacht, dass sie der Rauch nicht störte. Kapitel 6: Wahrheit oder Vorurteil ---------------------------------- Der Duft von Kaffee weckte Sakura am nächsten Morgen sanft aus ihrem tiefen Schlaf. Ihr Rücken schmerzte ein wenig, was auf die zusammengerollte Haltung zurückzuführen war, in der sie die Nacht auf dem Sessel verbracht hatte. Erstaunlicherweise waren die Albträume weggeblieben, die sie als Nachwirkungen des gestrigen Ereignisses eigentlich erwartet hätte. Schlaftrunken schaute sie sich um und fragte sich, wo sie war, bis sie ihre Umgebung endlich einordnen konnte. Die Möbelfabrik. Erst jetzt setzten sich die bruchstückhaften Erinnerungen an den vergangenen Abend in ihrem Kopf wieder zusammen. Ihr Herz begann sofort zu klopfen, bei dem Gedanken, dass Sasuke auch hier sein musste. "Morgen. Gut geschlafen?" Jetzt erblickte sie endlich Sasuke, der einen Kaffeebecher in der einen Hand hielt und mit der anderen irgendetwas in ein Buch schrieb. Langsam setzte sie sich auf. "Gut, danke. Und du?", fragte sie etwas schüchtern zurück. "Bestens. Und du siehst auch aus, als würdest du am liebsten gar nicht aufstehen", meinte er mir einem frechen Grinsen im Gesicht und einem Blick auf ihre zerzausten Haare. Peinlich berührt strich sich Sakura die Haare glatt, was aber auch nicht viel half. "Ist es schlimm?" Wie sie ihre Haare hasste. Morgens sah sie immer schrecklich aus. Das durfte ja nicht wahr sein. "Schrecklich ist es, Sakura, so darfst du dich auf keinen Fall draussen zeigen. Die würden alle schreiend wegrennen." Seine trockene Bemerkung brachte sie nun trotz allem zum Lachen. "Danke für die Warnung!", kicherte sie, aber eigentlich wäre sie am liebsten sofort zu einem Spiegel gerannt. "Auch wenn du mir das niemals glaubst, es war ein Scherz. Die zerzausten Haare stehen dir", meinte er mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen und Sakura lief wohl schon wieder knallrot an. Warum raste ihr Herz denn so? Sie war doch keines dieser Gangboy-Fangirls! Sasuke bemerkte das natürlich. Er hielt ihr wie zu Ablenkung einen Kaffebecher hin. "Kaffee?" "Gerne." Sakura schlug die Bettdecke zurück und nahm von ihm den Kaffee entgegen. Er setzte sich neben sie auf die Matratze und so schlürften sie eine Weile schweigend ihren Kaffee, bis Sakura das Buch entdeckte. "Was ist das eigentlich für ein Buch?" Sie wies mit der in Richtung Sessel, neben dem ein dickes, abgewetztes Buch am Boden lag. "Das Buch? Das ist das Bandenbuch der Taka Snakes. Ist immer die Angelegenheit des Vizes, es zu führen." Erst jetzt fiel ihr wieder ein, dass er ja ein Taka war! Und dann noch dazu der Vize?! Eigentlich hätte sie sich das ja denken können, als Bruder des Anführers, aber es überraschte sie trotz allem enorm. Himmel, sie hatte beim Taka-Vize übernachtet, liess sich von ihm Kaffee servieren und redete mit ihm über das Bandenbuch seiner Gang? Das würde ihr wohl niemand glauben, wenn sie es jemandem erzählen würde. Das durfte sie aber so oder so nicht, ihre Leute würden ausrasten. Was um Himmels Willen machte sie hier nur? "Ich nehme an, du hast gerade die Schlägerei von gestern in die Chronik eingetragen, was?" Sie dachte an Shikamaru, der wohl selbst gerade dabei war, eifrig das Bandenbuch der Kuramas nachzuführen. "Richtig." Er bemerkte ihren neugierigen Blick sofort. "Willst du es dir ansehen? Mein Bruder würde mir die Hölle heiss machen, aber es ist mir egal. Das Buch ist nichts Besonderes für mich. Nur sie Seiten mit den Verstorbenen finde ich wichtig." Sakura war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, denn Shikamaru hütete das Bandenbuch der Kuramas wie ein Heiligtum. Für Sasuke schien es das keineswegs zu sein. "Gerne." Sie holte das Buch vom Klavier und setzte sich wieder neben Sasuke auf die Matratze. Langsam blätterte sie darin. Das Buch war ziemlich dick, da hier eigentlich die gesamte Geschichte der Taka Snakes vermerkt war. Gut, wahrscheinlich war es so aufs Ganze gerechnet inzwischen schon das 3. Buch, da die Gangs ja wirklich schon ziemlich lange Bestand hatten. So war es zumindest bei den Kuramas. Tatsächlich kannte sie die Chronik grösstenteils aus ihrem Bandenbuch, nur dass es hier die Ereignisse aus einer anderen Sichtweise vermerkt waren. So war auch die letzte Blood Zone notiert und als sie weiterblätterte stiess sie auf die Seite mit den Verstorbenen. auf manchen Seiten gab es Fotos, auf anderen keine. Sie stoppte bei einem Foto von einem jungen Mann. Darunter gab es eine kleine Auflistung über Dinge, die er erreicht hatte und daneben kleine Kommentare, die die Gangmitglieder geschrieben haben mussten. "Ruhe in Frieden" und "Wir werden die krassen Autofahrten mit dir nie vergessen" und noch viele weitere Kommentare. Sakura blätterte weiter und fand noch einige Namen, die ihr bekannt vorkamen, jedoch kannte sie die wenigsten Takas bei ihrem richtigen Namen. Sie stiess auf einen relativ neuen Eintrag, bei dem ebenfalls ein Bild vorhanden war. Es war das Taka-Mädchen des äusseren Kreises, welches sie in der letzten BZ verletzt hatte. Ob sie der Mörder gewesen war? Wohl weniger, aber ihren Teil dazu hatte sie beigetragen... Es war etwas ganz anderes zu einem fremden Gesicht auch noch einen Namen zu haben. Es zerriss ihr beinahe das Herz, als sie die Kommentare der Takas las und ihr wurde einmal mehr klar, wie schrecklich diese Bandenfights eigentlich waren. Zitternd schlug sie das Buch zu, stiess es von sich weg und vergrub ihren Kopf in ihren Händen. "Oh Gott...es ist so anders, wenn man auch irgendwie den Hintergrund dieser Leute kennt..." Sasuke nickte und legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. "So ist es nun mal. Fressen oder Gefressen werden. So läuft's auf der Strasse." So war es. Sasuke sagte es ganz richtig. Aber trotzdem war es einfach schwer zu fassen... Sasuke begleitete sie etwas später nach Hause. Überrascht stellte sie fest, dass Sasuke beim Kaffee holen auch gleich sein Motorrad mitgebracht hatte und er wies sie an, aufzusteigen. "Ich nehm' ein Tuch vor Mund und Nase, damit uns niemand erkennt, aber du musst deine rosa Haare verstecken, weil du sonst zu sehr auffällst. Wenn uns irgendjemand der Äusseren erkennt, dann kriegen wir Ärger." Sakura hatte ihre Jacke dabei, die glücklicherweise eine Kapuze hatte, unter der sie nun ihre Haare so gut es ging versteckte. Dann schwang sie sich hinter Sasuke auf das Motorrad. "Wo wohnst du, Sakura?", fragte er, während er den Motor startete. "Im West. Du kannst mich einfach zu U-Bahn-Station von Konoha West Street bringen, von dort aus laufe ich dann." Ihm war klar, dass er sie sowieso nicht vor die Haustür bringen durfte, da sie sonst von ihrer Tante gesehen werden könnten. "Alles klar", meinte er und dann gab er Gas. Es war eine völlig neue Erfahrung, mit ihm Motorrad zu fahren. Sie wusste nicht ob das der normale Fahrstil der Takas war, aber Sasuke fuhr weitaus aggressiver und fädelte sich noch geschickter in die gut befahrenen Strassen ein, als sie es sich von vielen Kuramas gewohnt war. Und schon die fuhren einfach nur klasse. Und dann war da noch die Nähe zu ihm. Sie musste sich ziemlich gut an ihm festhalten, damit sie nicht runter fiel wenn er mal wieder einen geschickten Schlenker nach rechts machte und das brachte ihr Herz wiederum zum Rasen. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, aber es fühlte sich gut an. Viel zu schnell erreichten sie die U-Bahn Station der West Street und somit auch einen Abschied, von dem sie nicht wusste, was sie von ihm halten sollte. Sakura stieg ab und drehte sich noch einmal zu ihm um. "Vielen Dank. Für gestern, dass du mich vor Sasori beschützt hast....und dass ich bei dir schlafen durfte. Es war sehr schön mit dir zu reden." Sasuke nickte, wieder mit diesem frechen, irgendwie süssen Grinsen im Gesicht. "Keine Ursache. Die Tür steht dir jederzeit offen, wen's mal wieder nötig wäre." "Das werde ich. Vielen Dank." Etwas unsicher umarmte sie ihn, die Unsicherheit verflog aber sofort, als er sie ganz fest an sich drückte. Es fühlte sich verdammt gut an. Irgendwann lösten sie sich wieder voneinander, auch wenn Sakura noch ewig so hätte stehen bleiben können. "Mach's gut und pass auf dich auf." Sasuke startete den Motor. "Mach ich. Und du machst keinen Scheiss, ja?", meinte sie zum Abschied mit einem Lächeln, was ihm ein Grinsen entlockte. "Ich doch nicht!" Sakura war sich fast sicher, dass Tsunade noch tief in ihren Federn vergraben liegen würde und sich ausschlief. Wenn sie mit Shizune unterwegs war, dann wurde es meistens ziemlich spät, da sie sich immer viel zu erzählen hatten. Und jetzt war es erst halb neun Uhr morgens. Deshalb öffnete sie die Tür heute besonders leise und schlich in ihr Zimmer, wo sie ihre Kleider auszog und sich gerade unter die Dusche stellen wollte, als sie einen Blick in den Spiegel warf. Sie sah scheusslich aus. Ihre Haare waren zerzaust, ihre Wimperntusche hatte sich glücklicherweise gerade noch so gehalten, aber der Rest war eine Katastrophe. Und auch als sie sich nun in der Unterwäsche sah überkamen sie wieder ihre nervigen Komplexe. Ihre Hüftknochen standen definitiv zu weit heraus, sodass man meinen konnte, es wären Fettpolster, während ihre Oberschenkel entschieden zu breit waren. Auch ihr Bauch war nicht so flach, wie sie ihn gerne gehabt hätte. Und ohne, dass sie es wollte tauchte eine Frage in ihrem Kopf auf: Fand Sasuke sie denn schön? Würde er ihre Figur trotzdem mögen? Himmel, nein, bei den Takas gab es Mädchen mit Figuren wie Models, da konnte sie gleich einpacken. Und er konnte bestimmt jede einzelne von ihnen haben, wenn er wollte. Seufzend löste sie sich von dem Spiegel und begab sich jetzt trotzdem in die Dusche, wo sie sich das warme Wasser über ihren Körper laufen liess und sich vorstellte, dass all ihre Probleme und Komplexe mit dem Seifenwasser im Ablauf verschwinden würden. Leider war das nicht so eine einfache Sache. Trotzdem trat sie ein wenig später wunderbar entspannt ins Wohnzimmer hinaus, als sie aus der Küche die Kaffeemaschine hörte. Also war ihre Tante nun auch wach. "Guten Morgen, Tsunade", begrüsste Sakura sie beim Betreten der Küche. "Mäuschen, guten Morgen! Na, wie war dein Abend?" Tsunade sah einiges entspannter und fitter aus, als noch in den Tagen zuvor, was wohl daran lag, dass sie gestern einfach mal gemütlich essen gehen und ihren ganzen Stress hatte vergessen können. Sakura beschloss, ihr auf keinen Fall von dem Vorfall mit Sasori zu erzählen und dass sie Sasuke nicht erwähnen würde, war ja wohl klar. "Nicht so toll. Die Takas sind aufgetaucht, wie immer, aber diesmal haben sie Ärger gemacht und eine Prügelei angezettelt. Schlussendlich waren die Cops da, aber du weisst ja, dass entweder Hatake, Sautrobi oder Mitarashi so ziemlich immer die Wochenendschicht haben. Alles glimpflich gegangen. Und du hattest auch einen guten Abend?" Sie erzählte mit Absicht nicht mehr und hoffte, dass Tsunade auch nicht weiter nachfragen würde. "Ach, da habt ihr Glück gehabt. Ja, es war wunderbar. Weisst du, ich habe so ziemlich wenige Freunde, mit denen ich noch regelmässig etwas unternehme, weil mir einfach die Zeit fehlt. Aber Shizune und ich sind ja schon lange beste Freundinnen und deshalb tut es immer besonders gut, sie zu sehen", meinte Tsunade zwischen zwei Schlucken ihres Kaffees. Sakura konnte nicht verhindern, dass ihr schlechtes Gewissen sich wieder bemerkbar machte. Wäre sie nicht hier, dann ginge es Tsunade wohl besser. "Das kann ich mir vorstellen. Weisst du, es kommt nicht auf die Zahl der guten Freunde an, sondern darauf, wie eng man mit ihnen befreundet ist", antwortete sie trotzdem. Es war ja wirklich so. Tsunade nickte lächelnd. "Das sagst du genau richtig. Und dich hab ich ja auch noch." Nachdem sie gemeinsam gefrühstückt hatten und Tsunade sich auf den Weg zu Jiraiya machte, den sie noch hatte besuchen wollen, stellte sich Sakura im Bad vor den Spiegel und versuchte, ihre Haare anständig hinzubekommen. Da es heute wieder ein erstaunlich warmer Tag werden würde streifte sie ein weisses Top über und schlüpfte in Jeans-Shorts. Die Kette der Kuramas versteckte sie in ihrem Ausschnitt. Ihr Ziel war das HQ, da sie sich schon dachte, dass die anderen in ziemlicher Sorge sein würden, trotz der SMS. Sie würden sie fragen, wo sie gewesen war und Sakura suchte die ganze Zeit fieberhaft nach einer Ausrede, die sie ihnen auftischen konnte. Eigentlich wollte sie ihre Freunde nicht ja anlügen, aber war blieb ihr anderes übrig? Und wie erwartet fiel ihr als erstes Ino um den Hals, als sie das HQ betrat. Die meisten hatten nach der langen Nacht im HQ geschlafen. "Saku! Himmel, ich habe mir solche Sorgen gemacht!" Ino drückte sie an sich und auch die anderen Kuramas kamen neugierig dazu. "Wir dachten zuerst du wärst gekidnappt worden oder so!" Hinata klinkte sich in die Umarmung ein. "Hey, alles klar, Leute. Mir geht's gut." Sakura hob beschwichtigend die Hände. Nachdem sich die anderen beruhigt hatten setzten sie sich auf die Couchs und fragten Sakura aus. "Saku, ich hab gesehen, wie Sasori dir nachgegangen ist! Wie hast du ihn abgehängt?", fragte Ino aufgeregt. Sakura fragte sich, ob es falsch war, zu erzählen, dass ein Taka sie gerettet hatte. Es war die Wahrheit und vielleicht würde es ja dabei helfen, dass sie wenigstens Sasuke nicht so verachteten wie die anderen, denn er war nun mal nicht wie die anderen. "Nun, Sasori hat mich in einer Sackgasse gekriegt. Er war sturzbetrunken und hatte keine Ahnung, was er genau tat. Ich weiss nicht, was passiert wäre, wenn er nicht plötzlich von Sasuke weggerissen worden wäre...", begann sie ihre Erzählung, die im Moment noch der Wahrheit entsprach. "Sasuke? Sasuke Uchiha?! Der hat dich vor Sasori bewahrt? Nicht dein Ernst oder?!", rief Kiba ungläubig aus. Ein Dutzend Augenpaare sahen sie fragend an und Sakura nickte nur. "Ja, es war Sasuke Uchiha." "Und dann?" Ino kriegte sich kaum mehr ein und packte sie aufgeregt am Handgelenk. "Na, ich hab mich bedankt und bin nach Hause gegangen. Ehrlich gesagt hatte ich die Nase voll vom Party-Machen." Sie hoffte, dass sich das glaubwürdig genug anhörte. Aber die anderen waren immer noch mit der Tatsache beschäftigt, dass ein Taka eine Kurama vor einem anderen Taka beschützt hatte. "Unglaublich, ey! Zuerst verschont er dich bei der BZ und dann rettet er dich von einem seiner Gang!" Tenten war ebenfalls ganz aus dem Häuschen. "Was soll man denn davon halten?" Nun mischte sich auch Naruto ein. "Für dieses Mal soll es okay sein. Aber vergiss nicht, dass er nun mal ein Taka ist. Vielleicht ist das alles nur ein Plan um gut da zu stehen und dann zuzuschlagen. Sakura, Takas darf man nicht unterschätzen, das weisst du. Sie sind hinterhältig und unglaublich gefährlich. Sie schrecken vor nichts zurück. Das alles hat an dem Abend angefangen, als du auf der Strassenparty im City Park mit ihm tanzen musstest und es ist nicht abwegig, dass er seit diesem Abend Interesse an dir hat. Im negativen Sinne, denn Takas holen sich, was sie wollen und wenn sie es nicht mehr wollen werfen sie es weg wie Müll. Und du bist ganz bestimmt nichts, was man einfach so wegwerfen sollte." Naruto klang zwar sauer, aber auch aufrichtig besorgt. Trotzdem machte es Sakura wütend. Sie glaubte nicht daran, dass Sasuke sie nur ausnutze, um Vertrauen zu gewinnen, nein. Den Jungen, den sie in der letzten Nacht erlebt hatte, war ehrlich und nett gewesen. Und nun sass sie in einer Runde, die bei jedem von Narutos Worten zustimmend nickte. Sie versuchte inständig, diese Reaktion nicht zu beachten, was sich aber wiederum als schwierig herausstellte. Narutos Worte machten ihr zu schaffen. Takas waren wirklich hinterlistig, das hatte die Erfahrung mehr als einmal gezeigt. Was also, wenn er nur vorgab, anders zu sein als seine Gangmitglieder? Was wenn Naruto recht hatte? Nein, das wollte und konnte sie nicht glauben. "Ich weiss Naruto. Aber hört auf, Leuten Dinge zu unterstellen, wenn ihr keine Ahnung habt, ob es gerechtfertigt ist", war das Einzige, was ihr daraufhin einfiel. Naruto blickte sie mit zusammengekniffenen Augen an. "Wir haben noch nie eine gute Erfahrung mit Takas gemacht, in ihrem Fall sind sogenannte Vorurteile jedenfalls nicht unangebracht. Es ist besser vorsichtig zu sein." Dann wandte sich Naruto an die Gruppe. "Leute, ihr wisst, was das heisst: Behaltet den Taka-Vize im Auge. Und wie ich schon gestern sagte, habt alle ein noch besseres Auge auf die Mädchen! Die Takas scheinen noch aufdringlicher als vorher zu sein." Naruto nickte seinen Leuten zu. "Ich verzieh mich erst mal wieder ins Bett." Viele taten es ihm gleich, da sie wohl noch ziemlich viel länger wach gewesen waren, als sie. Ino und Hinata blieben bei Sakura sitzen und erzählten ihr noch vom Verlauf des Abends, nachdem Sakura verschwunden war. Nachdem die Polizei eingetrudelt war mussten sie wie immer ihre Aussagen machen, von denen sie aber haargenau wussten, dass sie nie weitergeleitet wurden und irgendwo in ein paar Akten verschwanden. Die drei Officers würden höllischen Ärger kriegen, falls man sie erwischte, aber da es sich an Wochenenden meistens um eher simple Sachen wie Prügeleien handelte, war das nicht allzu schlimm. Es kümmerte auch niemanden, schliesslich gab es in Konoha schlimmere Verbrechen, denen man nachgehen musste. Sakura fragte sich allerdings, was geschah, wenn es nicht bei Prügeleien bleiben würde. Sie hatte sehr wohl bemerkt, dass sie immer öfters Auseinandersetzungen mit den Takas hatten und diese nun schon viel weiter gingen, was man gestern Abend gesehen hatte. Wenn er irgendwann zu einem krassen Bandenkrieg käme, so wie es ihn zu Tsunades Zeit gegeben hatte, dann würden die Officers nicht einfach mehr wegsehen können. Jedenfalls waren die Kuramas danach noch ein wenig um die Häuser gezogen und hatten die anderen angesagten Clubs der Stadt besucht. Irgendwann in den frühen Morgenstunden waren sie ins HQ zurückgekehrt. "Jetzt aber zu dir, Saku." Ino zog Hinata und Sakura in die Sitzecke, die sie meistens für Gespräche unter 4 bis 6 Augen nutzten. "Was genau ist da gestern abgegangen? Ich glaube dir ehrlich gesagt nicht, dass du einfach 'Bye' gesagt hast und dann ganz brav nach Hause gegangen bist." Ino hatte es wieder einmal voll und ganz erfasst. In solchen Sachen war sie leider Gottes nur schwer zu täuschen. "Na ja...er hat mir noch geholfen von der Polizei unentdeckt zu entkommen, da ich ehrlich gesagt keine Ahnung hatte, wo ich war." Auch das war nicht die ganze Wahrheit, aber vielleicht würde sich ihre Freundin damit endlich zufrieden geben. aber auch da hatte sie sich wohl oder übel geschnitten. "Und weiter?" Inos Blick war streng, wie der einer Lehrerin, was Hinata unwillkürlich zum Kichern brachte. "Wir haben noch geredet..." "Himmel, Sakura! Du weisst schon, wie gefährlich das gewesen ist? Du lädst den Taka ja förmlich ein!", rief Ino aus, gerade noch so, dass es sonst niemand hören konnte. "Ach, Ino, jetzt hör aber auf, da ist doch nichts dabei", winkte Sakura ziemlich gereizt ab. Ehrlich gesagt hätte sie das Thema jetzt endlich gerne begraben. "Oh, doch! Jetzt kannst du nur hoffen, dass du ihm nie mehr über den Weg läufst", widersprach ihr Ino in genau demselben gereizten Tonfall. "Mädels, jetzt hört doch auf...es ist ja nichts passiert, sie haben ja nur geredet." Hinata schaltete sich etwas ruhiger in das hitzige Gespräch ein. Na, wenn sie wüsste, war Sakuras einziger Gedanke. "Und selbst wenn ich ihn wieder sehen würde, das ist doch nichts Schlimmes! Warum schmeisst ihr die Takas eigentlich alle in denselben Topf? Ich meine, auch wir Kuramas sind alle verschieden. Kiba flirtet auch gerne mit Mädchen, während Sai eher ein ruhiger Typ ist, zum Beispiel!" Ihre Fingernägel gruben sich verkrampft in den Stoff ihres Sitzsacks, sodass die Knöchel weiss hervor traten. Ino schüttelte den Kopf. "Das kannst du nicht vergleichen! Kibas und Sais Gemeinsamkeit ist, dass sie zum Beispiel keiner Frau, mit der sie zu tun haben etwas Böses wollen, aber du warst ja gestern selbst ein Opfer eines Taka, also solltest du es besser wissen! Die Takas haben uns angegraben und das nicht mit guten Absichten!" Sakura reichte es jetzt. "Es reicht, Ino! Es gibt auch Takas, die keine bösen Absichten haben! Gestern Abend habe ich den Beweis dafür erlebt! Also, hört auf, Leute zu verurteilen, die ihr nicht kennt!" "Hey, hört auf zu streiten, das bringt doch nichts!", rief Hinata vorsichtig, sie war wie immer die Schlichterin in den Streitereien ihrer beiden Freundinnen, nur war dieser hier wesentlich ernster. "Nein, ich habe genug." Sakura stand auf, drehte sich und verliess das HQ so schnell wie möglich. Sie wollte einfach nur raus. Die fragende Blicke lagen jetzt auf Ino. Diese kochte vor Wut und meinte nur: "Ach, ihr könnt mich mal!" Sakura lief hastig auf die Strasse hinaus und machte sich auf den Weg nach Hause. Es war einfach unglaublich, wie sehr ihr es zusetzte, wenn die anderen solche Sachen über Sasuke sagten. Dabei meinten sie es doch nur gut mit ihr! Aber irgendetwas tief in ihr drin wurde einfach zutiefst verletzt, wenn sie solche Vorurteile aufstellten. Sie merkte ja selbst, wie ihr Herz bei Sasuke zu rasen begann. Konnte es etwas sein, dass sie... Nein! Himmel, nein. In Takas verliebte man sich nicht. Zudem kannte sie ihn ja gerade mal flüchtig. Selbst, als sie zu Hause ankam, hielt sie es dort kaum aus. Den Versuch, für die anstehenden Klausuren zu lernen, scheiterte kläglich. Als nächstes pflanzte sie sich vor den Fernseher, wo aber auch nichts Gescheites lief, dann legte sie sich hin und las in einem ihrer unzähligen Romane. Aber auch das half nichts. Der Tag verging im Schneckentempo und Sakura liessen die vielen Gedanken, die in ihrem Kopf herumwirbelten keine Ruhe. Die vergangene Nacht geisterte ihr unermüdlich im Kopf herum. Das was ihre Freunde gesagt hatten, liess sie einfach nicht mehr los und überhaupt fragte sie sich, wie sie zu Sasuke stand. Konnten ihre Freunde recht haben und er war genau wie die anderen, spielte ihr also ganz hinterhältig etwas vor? Das wollte sie nicht glauben. Es war einfach nicht möglich. Sie fühlte sich in diesem Moment einsamer denn je und gerne hätte sie ihren Freundinnen alles erzählt, jedes Detail, was nach der Prügelei gelaufen war, aber sie kannte ihre Reaktion bereits. Sie brauchte jemanden zum reden. Jetzt. Tsunade hätte ihr genau dasselbe gesagt, wie alle andere, zudem war sie nicht da. Und Sasuke? Nein. Sie konnte nicht schon wieder in sein Versteck gehen, wie ein kleines Mädchen, dass nicht wusste, wohin es gehen sollte. Und die Chance, dass er dann auch dort war, war ziemlich klein. So verbrachte sie den Tag damit, ihre Gedanken in ihrem Tagebuch, dass sie seit Ewigkeiten nicht mehr aus der Schreibtischschublade genommen hatte, zu notieren. Würde wohl das erste und einzige Mal seit fast zwei Jahren bleiben. Tsunade schrieb ihr im Laufe des Nachmittags eine SMS, dass sie bei Jiraiya essen würde, was Sakura im Moment mehr als recht war, da Tsunade ihre innere Aufwühlung sofort bemerken würde. Und sie wollte nicht schon wieder hören, wie naiv es war, sich mit einem Taka einzulassen. Als es dann Abend wurde, ass sie etwas Kleines, obwohl sie überhaupt keinen Hunger hatte und räumte danach ihr Zimmer auf. Nach und nach schlich sich ein verlockender Gedanke in ihrem Kopf ein, der immer und immer lauter wurde, bis sie es kaum mehr aushielt. Kurz entschlossen packte sie ihre Tasche, nahm eine Jacke über den Arm und verliess das Haus kurz vor halb neun Uhr abends. Sie steckte sich die Kopfhörer ihres i-Pods in die Ohren und machte sich zu Fuss auf den Weg in Richtung North-East-Grenze. Ob sie die alte Möbelfabrik wieder finden würde? Kapitel 7: Die Gewitternacht ---------------------------- Tatsächlich war es alles andere als leicht, das alte Gebäude wiederzufinden. Letzte Nacht war es einfach zu dunkel gewesen, als dass sie hätte erkennen können, wo genau sie gestern entlang gegangen waren. Und heute Morgen waren sie ja wirklich in einem ziemlichen Tempo durch die Strassen gedüst, sodass sie kaum Zeit gehabt hatte, sich den Weg zu merken. Nach langem Suchen stand sie dann doch schlussendlich vor dem heruntergekommenen Gebäude, welches sich eigentlich kaum von den anderen in diesem Teil des Easts unterschied. Obwohl auch das HQ der Kuramas im Little East lag, so kam ihr die Gegend überhaupt nicht bekannt vor, zu nahe war sie hier bereits an der Grenze zum North. Erst jetzt überlegte sie sich, ob es nicht komisch für Sasuke wäre, wenn sie hier aufkreuzte, nachdem sie erst heute Morgen noch hier gewesen war. Aber was sollte es, er war wahrscheinlich sowieso nicht da. Sie schob das Fass zu Seite, das überraschenderweise ziemlich schwer war und es sie einiges an Kraft kostete, es zu bewegen. Bei Sasuke hatte das so leicht ausgesehen. Aber es war ja klar, Sasuke war sehr viel kräftiger als sie. Sie öffnete die morsche Tür und betrat den staubigen Flur. Es war dunkel in dem Gang, obwohl es draussen noch ziemlich hell war, aber die verrammelten Fenster hielten fast das ganze Licht draussen. Nur durch einige Ritzen des Holzes fielen feine, schwache Lichtstrahlen in das alte Gebäude ein und sorgten dafür, dass Sakura nicht ganz blind durch den Gang tappen musste. Sie griff nach der Taschenlampe, die sich noch in der genau gleichen Nische befand, schreckte aber sogleich zurück, als in dem Moment eine kleine, dicke Spinne aus dem grossen Loch in der Wand krabbelte. In diesem Fall unterschied sie sich nicht von vielen anderen Mädchen, sie hatte unglaublichen Ekel vor Spinnen. Diese Dinger waren ihr einfach nur unheimlich. Nachdem sich das Vieh ins nächste Schlupfloch verzogen hatte, nahm sie nun endlich die alte Taschenlampe aus dem Loch und machte sich dann auf den Weg nach oben. Die Holzdielen unter ihr knarrten bedenklich und sie stolperte, trotz dem Lichtkegel, der die Taschenlampe warf über einen verrosteten Schraubenzieher am Boden. Kopfschüttelnd hob sie ihn auf und legte ihn auf einen Wandvorsprung. Hier wäre wirklich mal Zeit, aufzuräumen, schon nur wegen dem ganzen Staub und dem Schmutz hier. Aber sie ahnte, dass Sasuke das Gebäude hier absichtlich dreckig und gar nicht einladend aussehen liess, damit es abschreckend wirkte und möglichst niemand auf die Idee kam, hierhin zu kommen. Gab ja genug Landstreicher. Sie erreichte die Treppe und erneut fragte sie sich, ob das Ding überhaupt fähig dazu war, ihrem Gewicht Stand zu halten. Gestern hatte es ja auch funktioniert, dann würde sie heute auch halten. Heil oben angekommen brauchte sie die Taschenlampe nicht mehr, da das letzte Licht des Abends durch das Fenster fiel, obwohl sich am Himmel definitiv etwas zusammenbraute. Das hatte sie schon vorhin bemerkt. Dunkelgraue Wolken sammelten sich und es sah nach einem ziemlichen Sommergewitter aus. Sakura wurde langsamer. Bei dem Lärm, den sie veranstaltet hatte, sollte Sasuke sie eigentlich längst bemerkt haben. Aber wie erwartet fand sie Sasuke nicht in dem Raum vor. Und trotzdem war sie irgendwie enttäuscht. Gerne hätte sie jemanden gehabt, mit dem sie reden konnte, denn mit ihrer Gang konnte sie das im Moment offensichtlich nicht. Schon gar nicht über dieses Thema. Sakura schaltete die kleine Lampe ein und liess sich auf der Matratze nieder. Der Raum sah noch genauso aus, wie sie ihn heute Morgen verlassen hatten. Es herrschte eine ziemliche Unordnung und Sakura beschloss, das es Zeit war, aufzuräumen. Sie schüttelte die Wollecke kräftig aus, legte sie danach schön auf die Matratze und strich die Falten hinaus. Das Kissen schüttelte sie ebenfalls aus und legte es dann an das Kopfende der Matratze. Die beiden herumstehenden Kaffeebecher schmiss sie in einen alten Abfalleimer, der auf dem Flur stand und den Sasuke wohl selten benutzte. Er war vermutlich sowieso eher ein unordentlicher Typ, was bei Gangleuten noch oft der Fall war. Bei den Kuramas waren eindeutig Naruto und Kiba die Banden-Chaoten. Inzwischen war es Viertel vor zehn Uhr abends und sie fragte sich, was Sasuke wohl gerade machte. Wahrscheinlich zog er mit den Takas durch die Strassen, so wie die Kuramas das in diesem Moment wohl auch taten. Ohne sie. Sakura fühlte sich in diesem Moment noch einsamer und in ihrer Brust zog sich etwas schmerzhaft zusammen. Auf wie viele Menschen in ihrem Leben konnte sie sich eigentlich verlassen, wenn es hart auf hart kam? Wenn sie sich diese Frage eine Woche zuvor gestellt hätte, dann wäre ihre Antwort klar gewesen - ihre Gang. Aber jetzt fragte sie sich, ob sie wirklich immer zu ihr halten würden, egal was geschah und sie wusste, dass sie das nicht würden. Denn bei Takas machten Kuramas keine Ausnahmen. Immer würden sie zu ihr halten, aber nicht, wenn es darum ging, in irgendeiner Weise einen Taka zu akzeptieren. Und genau diese bittere Tatsache liess in diesem Moment ihre Welt ein Stück weit einbrechen. Sie hatte sich seit ihrer Schulzeit nie mehr alleine gefühlt, aber nun spürte sie wieder, wie brutal das sein konnte. Wie wenn man kein zu Hause mehr hätte. Wie wenn man nichts mehr hätte. Sakura war bewusst, dass sie jederzeit zu ihrer Bande zurückkehren hätte können, da sie ja nicht Genaues von den gestrigen Ereignissen wussten, aber im Moment war sie nicht in der Lage dazu. Der heutige Morgen, besonders die Diskussion mit Ino, drehten sich immer noch unaufhörlich in ihrem Kopf. Ihr kullerte eine Träne über die Wange. So fühlte es sich an, nicht mehr weiter zu wissen und alleine zu sein. Das Gefühl kannte sie noch zu gut aus der Zeit, als sie bei ihren Eltern gelebt hatte oder in der Schule fertiggemacht worden war. Damals hatte sie sich tagtäglich so gefühlt. Dann, wenn ihr Vater nach Hause gekommen war und ihre Mutter und sie angebrüllt hatte, dann, wenn ihre Mutter sie ständig dazu überreden wollte, nach dem College Karriere bei einer der fetten Grossbanken zu machen. Die stummen Tränen waren inzwischen zu seinem traurigen Schluchzen geworden und Sakura rollte sich wie ein kleines Kind auf dem Boden zusammen. Draussen hörte man dumpfes Donnergrollen, das aber noch ziemlich weit weg zu sein schien. Sakura mochte Gewitter nicht. Zu viele schlechte Erinnerungen waren damit verknüpft. Sie hatte es schon früher immer gehasst, wenn das Licht eines Blitzes die ganze Wohnung erhellt und sie immer schemenhaft in den dunkelsten Winkeln des Raumes ein Monster lauern zu sehen geglaubt hatte. Irgendwie schienen diese Erfahrungen aus der Kindheit immer noch nicht ganz weg zu sein und in dem dunklen Haus herrschte eine doppelt so unheimliche Atmosphäre, obwohl immer noch Licht brannte. Als dann die Blitze am Himmel zu zucken begannen, verstärkte sich ihre Angst und damit ihr Schluchzen. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, nicht daran zu denken, dass sie alleine in einem verlassenen Haus war und draussen ein Gewitter aufzog. Bald darauf verstummte ihr Schluchzen und ihre Gedanken wurden langsam aber sicher immer schwerer, ihre verletzte Seele sehnte sich nach Ruhe. Das Leben tat weh, wenn es zu real und zu echt wurde. Wenn man realisierte, das nicht alles so war, wie man es zu glauben vermocht hatte. Mit diesem Gedanken im Kopf schlief sie auf dem Dielenboden der alten Möbelfabrik ein. "Mebuki! Bring mir 'n Bier!", schrie er viel zu laut. "Du solltest besser schlafen gehen, Kizashi.", erwiderte ihre Mutter vorsichtig. Die kleine Sakura stand mit einem Teddybären in der Hand an der Tür ihres Zimmers und linste durch den kleinen Spalt ins Wohnzimmer, wo ihr Vater sich heftig mit ihrer Mutter stritt. Draussen tobte ein schreckliches Gewitter, im Minutentakt erhellten Blitze den Himmel und laute Donnerschläge durchbrachen die Nacht. Orkanartiger Wind riss an den Bäumen und wehte Blätter und andere Sachen durch die Luft. "Ach, was! Tu, was ich dir sage!", schrie Kizashi nun noch lauter und machte einen bedrohlichen Schritt auf ihre Mutter zu, die langsam zurück wich. "Kizashi, bitte! Sakura soll doch nicht so aufwachsen!", stiess Mebuki hervor und man hörte deutlich, dass sie kurz vor den Tränen stand. "Sakura schläft! Bringt mir jetzt endlich ein Bier!", schrie ihr Vater sturzbetrunken und schubste ihre grob Mutter zurück. Mebuki Haruno versuchte, ruhig zu bleiben. "Du kannst es dir selber holen, Kizashi. Der Kühlschrank ist dort drüben." Ein lauter Donnerschlag übertönte das Klatschen der Ohrfeige, die ihrer Mutter galt. Mebuki taumelte zurück und landete auf dem Boden. Ja, jetzt weinte sie. Kizashi knurrte, nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank und ging an Sakuras Zimmer vorbei, wo er sie bemerkte und sie mit dem Fuss ins Zimmer schubste. Das kleine Mädchen kiekste erschrocken, doch Kizsahi war bereits an der Hausür. "Kizashi, hast du den Verstand verloren?", schrie Mebuki, doch Kizashi schlug bereits die Tür hinter sich zu. Sakura kam nun ängstlich aus dem Zimmer und ging zu ihrer weinenden Mutter und umarmte sie ganz fest. "Warum ist Papa so böse?", fragte sie, ohne wirklich zu verstehen was da genau vor sich ging. Mebuki versuchte die Tränen zurückzuhalten und zwang sich ein Lächeln ins Gesicht. Ihr Gesicht begann dort aufzuschwellen, wo Kizashis Hand sie getroffen hatte und Blut rann aus ihrem Mundwinkel."Ach, Süsse, es ist nicht so schlimm. Papa ist einfach etwas schlecht gelaunt, weil er viel um die Ohren hat, weisst du? Er meint das nicht böse." Ein Blitz erhellte die Wohnung, das darauffolgende Donnergrollen liess Sakura zusammenzucken und sie vergrub ihren Kopf ängstlich am Hals ihrer Mutter. Ein ohrenbetäubender Donnerschlag weckte Sakura aus ihrem Albtraum und sie fuhr erschrocken hoch. Zuerst realisierte sie kaum, wo sie überhaupt war, bis das schemenhafte Zimmer um sie herum richtig Gestalt annahm. Ihre Wangen waren klitschnass. "Du hast im Schlaf geweint." Ein spitzer Schrei entfuhr Sakura, als sie die Stimme hinter sich vernahm, aber gleich darauf breitete sich ein warmes Gefühl in ihrer Brust aus. Er war hier. "Sorry. Schlecht geträumt?“, fragte er vorsichtig. Sakura nickte verschlafen und fuhr sich durch das zerzauste Haar. De Tränen waren immer noch nicht versiegt. "Tut... tut mir leid, dass ich einfach hierhergekommen bin." "Keine Ursache", meinte er schulterzuckend. "Ich bin eigentlich nur hergekommen, weil ich das Bandenbuch vergessen habe." Er musterte sie. "Was hast du denn geträumt?" Die Bilder dieses Traumes waren schmerzhaft. Sie hatte sich bisher nie an diese Sachen erinnern wollen und sie deshalb permanent verdrängt. Doch nun wütete dieses Gewitter, das sie so sehr an jene Nacht erinnerte. Die Nacht, in der sich ihr ganzes Leben verändert hatte und ihre heile Welt für immer hatte einbrechen lassen. Ein weiterer Blitz und der darauffolgende Donnerschlag liess sie erneut zusammenzucken und sie spürte die Angst in ihrem Körper wieder aufsteigen. Ihr ganzer Körper zitterte und Sasuke tat einfach das Erstbeste, was ihm in den Sinn kam. Er legte einen Arm um Sakura und drückte sie sachte. "Alles okay", sagte er beruhigend. Sie wusste später nicht mehr, wie lange Sasuke sie im Arm gehalten hatte, jedenfalls beruhigte sie sich nach geraumer Zeit. "Alles klar?" Sasuke schob sie sachte etwas von sich weg, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. Sein dunklen Augen schienen geradewegs in ihr Innerstes blicken zu können. Sie war so froh, dass er da war. Sakura nickte beschämt. "Tut mir leid. Ich hasse Gewitter" Wie dämlich sich das Anhören musste. Achtzehn Jahre alt und Angst vor Gewittern. "Das habe ich mir gedacht. Warum denn?" Sakura konnte nicht sagen, warum sie es ihm erzählte. Vielleicht einfach, weil er so nett fragte. Vielleicht weil er eine neutrale Person war. Und vielleicht auch einfach, weil sie ihm gegen jede Vernunft vertraute. Und so erzählte sie ihm von diesem Erlebnis in ihrer Kindheit. Damals, nach dieser Auseinandersetzung hatte sich Mebuki von Kizashi Haruno scheiden lassen und war gemeinsam mit Sakura in eine andere Stadt gezogen, nachdem sie diese schrecklichen Umstände mehr als zwei Jahre lang ertragen hatte. Sie hatte Kizashi wirklich geliebt. Aber von da an hatte sich ihre Mutter verändert. Sie war nicht mehr die warme Persönlichkeit gewesen, die sie gekannt hatte, nein, sie hatte ihre liebenswerte Art verloren, war hart und job-orientiert geworden. Aber irgendwie konnte man ihr das ja kaum verübeln oder? Sasuke hörte ihr aufmerksam zu, während draussen der Sturm weiter tobte. Er hatte inzwischen die Fensterläden geschlossen. Als Sakura am Ende ihrer Erzählung war sie gefühlte zehn Kilogramm leichter. "Vielen Dank. Das hat mir sehr geholfen." "Kein Problem." Erst jetzt bemerkte Sakura, dass sie ihm noch eine Erklärung schuldete. "Also es tut mir leid, aber ich hatte Stress mit meinen Freundinnen und wusste nicht, wo ich hin sollte. Zu Hause habe ich es kaum ausgehalten und dann bin ich hierhrt gekommen." Exakt in diesem Moment leuchtete das Display von Sakuras Handy auf. Sie hatte es stumm gestellt und nun rief jemand an. Tsunade! Wie spät war es denn eigentlich? Sakura ging ans Handy und am anderen Ende war die aufgebrachte Tsunade. "Sakura, wo bist du?" Sie hatte es doch tatsächlich verschwitzt, Tsunade eine Nachricht zu schreiben. "Im HQ. Tut mir leid, ich habe vergessen es dir zu schreiben! Wir waren noch in der Stadt und sind dann ins HQ." Sakura hörte durch die Leitung Tsunades erleichtertes Seufzen. "Mäuschen, wir leben hier in einer Grossstadt und es macht mir einfach Angst, wenn du dich nicht meldest! Ich bin erst jetzt nach Hause gekommen. Habe mich noch lange mit Jiraiya unterhalten und da stelle ich fest, dass du nicht im Bett liegst. Und dann draussen noch dieser Sturm. Mach das nie wieder, ja?", meinte Tsunade nun etwas ruhiger. "Alles klar, tut mir wirklich leid." Es tat ihr wirklich unendlich leid, besonders, da sie jetzt auch noch lügen musste. "Schon in Ordnung. Hab noch einen schönen Abend, Mäuschen, ja?" "Werde ich haben. Gute Nacht, Tsunade." "Gute Nacht, Sakura." Sakura beendete das Gespräch und entdeckte gleich darauf zehn Anrufe in Abwesenheit von Hinata, Naruto und Tenten und fast zehn besorgte SMS. Aber ehrlich gesagt hatte sie nicht den Nerv, ihnen Bescheid zu geben, dass alles okay war. Ino war diejenige, die sich Sorgen machen sollte, aber sie hatte weder angerufen, noch eine SMS geschrieben. Darin war sie genauso ein Sturkopf wie Sakura. Sie tippte eine SMS an Hinata, dass alles okay sei und sie einfach ihre Ruhe haben wolle, was keineswegs gelogen war und schickte sie ab. Die Uhr auf dem Display zeigte halb drei Uhr morgens. Jetzt bemerkte sie, dass Sasuke die ganze Zeit schweigend am Fenster gestanden hatte und eine Zigarette rauchte. Sie mochte Rauchen ganz und gar nicht, aber sie war es sich gewohnt, da auch Naruto und die anderen von Zeit zu Zeit wie die Schlote qualmten. Als Sasuke bemerkte, dass sie ihn anschaute schmiss er die Zigarette aus dem Fenster. "Schlechte Angewohnheit", murmelte er etwas verlegen. Er trug wieder die Lederarmbändchen und um den Hals das Lederbändchen mit der braunen Feder daran. Dazu seine zerfetzten Jeans, ein schwarzes Shirt und eine Jacke. "Ich bin es mir gewohnt", meinte Sakura lächelnd. "Oh Mist, da fällt mir ein, ich habe deinen Pulli zu Hause vergessen!" "Macht doch nichts. Ich habe genug davon." Er lachte, doch dann wurde sein Gesichtsausdruck wieder etwas ernster. "Warum hattest du denn Stress mit deinen Leuten, wenn ich das fragen darf?" Sakura seufzte. Das war ursprünglich das gewesen, was ihr auf dem Herzen gelegen hatte. "Wegen gestern, beziehungsweise vorgestern. Sie haben mich gefragt, wo ich war und ich habe sie, wie du dir denken kannst, angelogen. Ich habe ihnen lediglich erzählt, dass du mich gerettet hast und ich dann nach Hause gegangen bin. Die Gang hat mir das gut abgenommen, nur meine beiden Freundinnen Hinata und Ino hatten ihre Zweifel. Ich war so wütend, verstehst du? Ich meine sie verurteilen dich, obwohl du gar nichts Schlechtes gemacht hast!" Sasuke nickte, keineswegs überrascht. "So ist das nun mal. Es wäre umgekehrt genau dasselbe. Taka und Kurama können nicht befreundet sein, für alle ist das so. Aber manchmal kann ich diese Gesetze der Gangs kaum mehr hören. Ich jedenfalls finde nicht, dass es falsch sein muss, wenn man sich mit jemandem aus einer anderen Gang gut versteht." "Ich auch nicht. Deshalb war ich ja so wütend. Für die Kuramas sind Takas grundsätzlich schlecht und umgekehrt verhält es sich wohl genau gleich." "Immer auf die Gangs zu hören ist keine gute Sache. Aber vorsichtig sein muss man trotzdem immer", meinte Sasuke leise. "Glaub mir, ich sehe das genauso." Sakura seufzte erneut. "Ich möchte jedenfalls gerne mit dir befreundet sein." Bei diesen Worten errötete sie. Auf Sasukes Lippen stahl sich das freche Lächeln. Es machte sie ganz nervös. Himmel, er war wirklich hübsch. Daraufhin schwiegen sie beide, es war ein gutes Schweigen, nicht dieses beklemmte Ich-sollte-etwas-sagen-aber-weiss-nicht-was-Schweigen. "Danke fürs Aufräumen, übrigens. Bin nicht besonders gut im Ordnung halten", brach Sasuke die Stille irgendwann. "Ach, schon okay, ich habe mir schon gedacht, dass Aufräumen wohl nicht gerade deine Stärke ist. Aber ich warne dich, beim nächsten Mal kostet es was", scherzte sie und er grinste. "Dafür gebe ich gerne mein Geld aus." Die beiden beschlossen, dass es Zeit wurde, etwas zu tun und Sasuke schlug vor, dass sie noch ein wenig durch die Stadt spazieren konnten und er sie dann anschliessend nach Hause bringen würde, da der Sturm sich inzwischen ziemlich gelegt hatte. Als sie aus der Möbelfabrik hinaustraten, empfing sie ein angenehm frischer Wind, aber das Gewitter war weitergezogen. Schwacher Nieselregen war noch auf der Haut zu spüren, aber das war kaum der Rede wert. "Bevor ich hierherkam war ich boch bei der DDM, aber die Kuramas waren heute nicht da." "Die sind bestimmt in einem anderen Club. Keinen Bock auf weitere Auseinandersetzungen, denke ich. Oder sind wegen dem Wetter im HQ geblieben", meinte Sakura. "Warst du vorhin auch in der DDM?" "Nein, heute nicht. Ich hatte keine Lust darauf", antwortete er kurz angebunden. "Mein Bruder sagt immer, ich soll mich mehr an den Bandensachen beteiligen, da ich das in letzter Zeit nicht mehr so oft tue. Bis vor kurzem war ich immer dabei, wenn es darum ging in Bars die Nacht durchzumachen und nur Scheisse zu bauen. Aber im Moment hab ich da keinen Bock drauf." Sakura war überrascht, wie offen er ihr das erzählte. Er schien sonst eigentlich eher ein verschlossener Typ zu sein. "Verstehe ich. Ich würde niemals so oft in Clubs rumhängen, wenn ich nicht bei den Kuramas wäre und manchmal habe ich auch überhaupt keine Lust drauf." Sie konnte sich Sasuke inzwischen gar nicht mehr als typischen Taka vorstellen. Laut seinen Aussagen schien er alles in allem schon ziemlich taka-like zu sein, aber wenn sie ihn hier vor sich hatte, konnte sie das kaum glauben. Nach einer Weile erreichten sie die Downtown und somit auch die Nähe der DDM und den anderen Clubs. Sie machten einen grossen Bogen um diese Orte und gingen dann weiter in Richtung Konoha City Park und mit dem, was sie dort antrafen hatten sie leider Gottes nicht gerechnet. Wie gross bitteschön war denn die Wahrscheinlichkeit in dieser riesigen Stadt, dass sie ausgerechnet jetzt auf sie treffen mussten? Gerade jetzt wünschte sich Sakura inständig an einen anderen Ort. Wären sie doch nur woanders langgegangen! Dort, am Parkeingang wo eigentlich auch ein beliebter Platz für Saufgelage war, sassen sie also: Die Kuramas. Dabei waren sie sonst umgerechnet circa einmal im Jahr dort, aber ausgerechnet heute mussten sie da sitzen. Es war zu spät zum Umdrehen - man hatte sie längst gesehen. "Sakura?!", rief Ino überrascht und stellte die Flasche mit Wodka zu Seite. Die Kuramas machten allesamt einen mehr als geschockten Eindruck. "Taka! Was machst du hier mit Sakura?!", rief Lee aggressiv in Richtung Sasuke. "Sie nach Hause bringen, was sonst?", erwiderte Sasuke ruhig. Sakura ihrerseits kämpfte gegen den unglaublich starken Drang an, sofort das Weite zu suchen. "Mit dem Taka treibst du dich also herum, wenn du dich nicht meldest. Und nach Hause gehen kannst du nicht selbst?", fragte Temari zynisch. "Nee, die Stadt ist gefährlich, das solltet ihr eigentlich wissen. Und wenn ihr nicht auf sie aufpasst, dann muss das nun mal jemand anderes übernehmen." Sasuke war immer noch die Ruhe selbst und Sakura fragte sich, wie um Himmels Willen er das anstellte. Die Provokation konnte er aber nicht sein lassen, das war eine ganz typischer Taka-Zug. Jedenfalls sassen Sasukes Worte. Das verletzte den Stolz der Kuramas, wenn man ihnen vorhielt, nicht auf ihre Mächen Rücksicht zu nehmen. "Du solltest besser auf dein loses Mundwerk aufpassen. Deine Leute sind nämlich nicht hier", drohte Naruto, dessen Wut von Sekunde zu Sekunde wuchs. Sakura kannte ihn gut genug, um das sofort zu erkennen, auch wenn er gegen aussen ziemlich ruhig wirkte- "Aber sie sind nicht weit. Quasi um die Ecke, bei der DDM. Ausserdem komme ich zwischendurch ganz gut ohne sie aus, wie ihr seht." Naruto erhob sich und ging drohend auf Sasuke zu. "Wenn du nun abhaust und Sakura uns überlässt, dann geht das klar. Sonst müssen wir es darauf ankommen lassen, Uchiha!" Sasuke nickte. "Ich hab sowieso nicht schon wieder Bock auf Prügeleien. Gab's gestern ja zur Genüge. Aber lasst Sakura in Ruhe. Sie tut nichts, was sie nicht dürfte." Er grinste sie an. "Gute Nacht, Sakura. Hat mich gefreut." Damit schlenderte er ganz ruhig davon und verschwand um die nächste Ecke. Sasukes beeindruckende Selbstbeherrschung hätte jetzt eigentlich donnernden Applaus verdient. Ihm war klar gewesen, dass er verschwinden musste, damit das hier nicht in ein riesiges Theater ausartete. Zurück blieb Sakura, auf der die vorwurfsvollen Blicke ihrer Leute ruhten. Sie machten sie wütend und zugleich taten sie ihr weh. "Was schaut ihr mich so an?", fragte sie leise, mit einem sauren Unterton in der Stimme. "Was wir dich so anschauen?! Du hängst mit dem Taka rum! Ist dir klar, was das bedeutet?! Kuramas und Takas haben sich voneinander fernzuhalten!" In Narutos Stimme lag diese altbekannte Autorität. Aber das machte ihr keine Angst, es machte sie nur noch wütender. "Ich habe absolut nichts gemacht!" "Erinnerst du dich vielleicht an unsere Bandengesetze, Cherry? Kein Umgang mit Feinden!", fauchte Ino sie an. "Hör zu Sakura. Wir wollen nicht, dass du da in etwas hinein rennst, was du früher oder später bereuen wirst. Ausserdem sind sie unsere Feinde. Hat er dich schon so um den Finger gewickelt?", fragte Naruto, nun etwas ruhiger, sorgfältig darauf bedacht, nicht wütend zu klingen. Das reichte. "Jetzt hört ihr mir mal zu! Takas mögen ziemliche Idioten sein, aber nicht alle sind so! Nicht jeder ist wie Redhead! Ich habe genug von eurer Starrsinnigkeit. Ihr habt mir nicht zu sagen, was ich tun darf und was nicht. Und das Letzte, was ich heute brauchen kann, ist das Theater, das ihr hier wegen einer Nichtigkeit veranstaltet! In welchem Jahrhundert leben wir denn?!" Sie drehte sich um und ging festen Schrittes davon. "Warte, Sakura, es ist gefährlich, wenn du alleine gehst!", rief Naruto hinterher. "Tja, echt jammerschade, dass ihr meinen Begleiter soeben vertrieben habt!", schleuderte sie zurück und verschwand in der Nacht. Sie war so wütend, dass ihr wieder die Tränen kamen. Sie wollte das doch gar nicht, aber was blieb ihr übrig? Warum zur Hölle musste denn nur alles so schwierig sein? Kapitel 8: Zwei Gangs und ein Zweikampf --------------------------------------- Sakura weinte, als sie sich zu Hause in ihrem Bett verkroch und ihren uralten Teddybären an sich drückte. Warum zur Hölle war sie in letzter Zeit denn nur ständig am Weinen? Die Ereignisse der letzten Tage waren einfach zu aufwühlend gewesen, als dass es ihre gestresste Seele noch vertragen hätte. Jetzt war also ihre Bande offiziell gegen sie. Ihre eisigen Blicke waren kaum auszuhalten gewesen. Bei genauerem Nachdenken war ihr klar geworden, wie taka-mässig Sasuke sich plötzlich verhalten hatte. Trotzdem hatte er sich hatte er wirklich gut reagiert vorhin. Er war nicht mehr der verschlossene, ruhige junge Mann gwesen, den sie bis jetzt kennengelernt hatte, sondern der starke, selbstbewusste, taffe Taka den die anderen in ihm vermuteten und der er wohl auch war. Sie lagen da auch nicht falsch, denn Sasuke war ja ein Taka und machte auch bei ihren Aktionen mit. Aber es gab dieses gewisse Etwas an ihm, das ihn von all den Jungen unterschied, die sie in ihrem bisherigen Leben getroffen hatte. Himmel, sie sollte jetzt einfach schlafen, aber in ihrem Kopf rasten die Gedanken karussellartig im Kreis, von Sasuke über die anstehenden Klausuren, zu den Kuramas bis hin zu ihrem Albtraum und dem Gewitter. Der Schlaf wollte beim besten Willen nicht kommen. Kurzerhand ging sie in die Küche und setzte Teewasser auf. Während das Wasser aufheizte, fragte sie sich, wo Sasuke wohl gerade war. Es war kurz vor vier Uhr morgens. Sie hatte ja nicht einmal seine Handynummer, so dass sie ihm hätte eine SMS schreiben können. Gerne hätte sie seine Stimme gehört, damit sie sich nicht so einsam fühlen musste. Und wieder einmal fragte sie sich, warum sie so dachte. Er war ein Taka. War es einfach, weil sie sich alleine fühlte? Als der Tee bereit war setzte sie sich damit auf den Balkon. Draussen zog immer noch ein sanfter Wind um die Häuser, der sich anfühlte, als könne er alle Sorgen aus ihren Gedanken fegen. Zurück blieb ein einigermassen klarer Kopf. Ihr Herz fühlte sich tonnenschwer an und dann waren da noch diese innere Leere und dazu der Schmerz, den diese mit sich brachte. Sie war einsam, so wie sie es früher auch schon immer gewesen war. Vielleicht war es manchen Leuten einfach vorbestimmt, alleine zu sein. Die Tränen waren versiegt und es bestand keine Möglichkeit, ihrer inneren Aufruhr Luft zu machen. Und so schlürfte sie den Tee, der sie innerlich mit einer wohligen Wärme erfüllte und ihr eine gewisse Ruhe vermittelte. In diesem Zustand ging sie schlussendlich zu Bett und schlief trotz allem ziemlich schnell ein. "Guten Mittag, Mäuschen." Sakura grummelte nur etwas vor sich hin und zog sich demonstrativ die Decke über den Kopf. "Was ist denn das für eine Begrüssung an einem Sonntagmorgen oder besser gesagt, am Sonntagmittag? Ich weiss ja, dass es nicht das beste Wetter draussen ist, aber gleich so unmotiviert?", schmunzelte ihre Tante, die im Türrahmen lehnte und ein Tablett in den Händen hielt. Sakura wurde nun doch neugierig."Tut mir leid. Es ist spät geworden gestern. Was hast du denn da Schönes mitgebracht?" "Einen wunderbaren Sonntags-Brunch für meine wunderbare Nichte." Tsunade stellte das Tablett auf Sakuras Nachttisch ab, den diese schnell frei räumte, da er immer mit allerleis Krimskrams vollgestellt war. Tsunade hatte beim Bäcker Brötchen geholt und frischen Kaffee gemacht. Dazu gab es Speck und Spiegeleier. Es roch richtig gut. Tsunade gesellte sich neben sie ins Bett und gemeinsam verspeisten sie die Leckereien. Sakura hatte richtig Hunger, nach dieser anstrengenden Nacht. Tsunade spürte, dass es ihr nicht gut ging, keine Zweifel. Aber ihre Tante fragte nicht. Sie wusste, dass Sakura von alleine reden würde, wenn der Zeitpunkt kam und das war jetzt definitiv nicht der Fall. So erzählte Tsunade von Jiraiya und seiner Bar, dem "Toad's", die ziemlich gut lief. Jiraiya machte sich ein wenig Sorgen um Naruto, da es für diesen kaum mehr etwas anderes gab als die Gang, neben seinem Barkeeper-Job. Aber das wusste Sakura schon längst. Genau wie Kiba, Shikamaru, Tenten, Neji, Temari und all die anderen lebte er nur für die Gang. Hinata, Ino und sie waren Einzelfälle, den eigentlich jeder andere wohnte quasi im HQ. Die Wenigen, die noch ein anderes zu Hause hatten waren fast nie dort. "Naruto hat letzte Nacht noch in der Bar vorbeigeguckt, aber er wirkte irgendwie anders. Abwesend und nervös. Weisst du, was bei ihm los war? Ihr seid doch so gut befreundet." Natürlich wusste sie, warum er so gewesen war, wahrscheinlich war das um die Zeit gewesen, als die Kuramas sich noch Sorgen um sie gemacht hatten. Und Tsunade hatte Lunte gerochen. "Wahrscheinlich wegen den Takas. Ich habe ein ungutes Gefühl. Weisst du, ich glaube irgendwie, dass diese ruhige Phase mit den Banden bald vorbei sein wird. Irgendwas liegt in der Luft", versuchte Sakura Tsunade vom Thema abzulenken. Tsunade nickte nur, überhaupt nicht überrascht. "Das glaube ich auch. Das war schon bei uns so. Es gibt Jahre, in denen nichts passiert und dann wieder Jahre, in denen die Polizei sich wieder mehr um die Gangs kümmern muss. Sobald die Banden wieder richtig loslegen, ist die Polizei überfordert und die Kriminalitätsrate steigt noch drastischer in die Höhe. Die Polizei hier in der statt ist sowieso ein völliger Saftladen, wenn du mich fragst. Liegt am Polizeichef, der das Ganze nicht so ernst nimmt. Ich meine, denen gehen jetzt alle durch die Lappen und dass dauernd Akten fehlen, schnallen die auch nicht, sie haben nicht einmal wirkliches Interesse daran, die Gangs dingfest zu machen. Was ja gut für euch ist." Vielleicht wäre es für Ausstehende ziemlich schräg, zu hören, wie ihre Tante keinerlei Einwände dagegen hatte, dass die Nichte in einer kriminellen Gang war. Aber Tsunade war früher genau gleich gewesen und hatte exakt dasselbe durchlebt. Es war einfach normal, dass man gegen Regeln verstiess. Und Tsunade würde im Herzen immer eine Kurama sein. Für die Cops waren die Gangs untereinander einfach die Gangs. Man kannte bis auf die Bosse eigentlich keiner der Mitglieder wirklich, oder war irgendwie darauf aus, sie für das Blutvergiessen bei den Blood Zones oder bei irgendwelchen Strassenkämpfen zu bestrafen. Es waren die Gangs und die waren selbst schuld, wenn sie sich untereinander ausradierten. Nahm ja der Polizei Arbeit ab. Aber Konohas Polizei war sowieso viel zu schwach. Die Kriminellen hatten die Cops in der Hand und nicht umgekehrt. In Konoha wurden nicht selten Banken oder Firmensitze überfallen, Häuser ausgeraubt, es gab Überfälle auf den Strassen, demolierte U-Bahn-Stationen, eine ausgeprägte Drogenszene und die ganze restliche Palette. Da wurde man den Gangs nicht auch noch mächtig. Und wie gesagt, für Sakura und Tsunade gehörte das Bandendasein zum Leben. Es war nichts Fürchterliches, auch wenn es von Aussen her betrachtet etwa so klingen musste. Sie sprachen noch über etwas angenehmere Themen, bis Tsunade sich einigen Arbeiten widmen musste. Sakura wollte auch endlich noch etwas für ihre Klausuren lernen. Diese verfluchten Polynomdivisonen widmete machten sie beinahe wahnsinnig, weil sie andauernd irgendeinen blöden Fehler machte, der ihr die ganze Rechnung versaute. Algebra war manchmal einfach unglaublich überflüssig, aber sie wohl nicht die Einzige, die so dachte. Irgendwann zwischen Algebra und französischer Grammatik vibrierte Sakuras Handy. Eine Nachricht von Ino. Naruto und die anderen prügeln sich mit den Takas! Komm schnell in die Fünfte im North bei der DDM! Ino Scheisse! Das durfte ja nicht wahr sein! die Kuramas prügelten sich mit den Takas! War es wegen ihr? Wegen den gestrigen Ereignissen? Egal, wie sie es drehte und wendete, es konnte kaum einen anderen Grund für eine Prügelei am Sonntag geben. Es war keine Frage, dass sie sofort in ihre Jeans schlüpfte, sich ihre Tasche schnappte und zur Tür eilte. "Tsunade, muss mal weg, ich erklär's dir später!" Mit diesen Worten verliess sie blitzartig das Haus, um gerade noch die nächste U-Bahn in Richtung Downtown zu erwischen. In der U-Bahn sass sie wie auf glühenden Kohlen und tausende Fragen gingen ihr durch den Kopf. War Sasuke dabei, prügelte er sich mit Naruto und was zur Hölle war in die Kuramas gefahren? Als die U-Bahn zum Stillstand kam, verliess sie fluchtartig die Station und rannte wie eine Verrückte durch die Stadt. Die Passanten guckten nicht schlecht aus der Wäsche, doch Sakura kümmerte es nicht. Als sie um die Ecke zur DDM bog, fand sie ein Szenario vor, das noch schlimmer war, als sie befürchtet hatte. Dort lagen die Kuramas und die Takas auf dem Boden und schlugen sich die Köpfe blutig. Mittendrin war Naruto, der sich mit Sasuke einen handfesten Zweikampf lieferte. Sakura hätte am liebsten aufgeschrien. Ihr bester Freund und Sasuke kämpften miteinander! Am Rande des Geschehens entdeckte sie ihre beiden Freundinnen und ging schnurstracks auf sie zu. Was um Himmels Willen war hier passiert? Eine Stunde zuvor. Sasuke nahm einen Schluck Bier, während ihm der frische Wind durch das pechschwarze Haar strich. Es war ein ganz normaler Sonntag bei den Takas. Sie hatten beschlossen, heute nicht im HQ herumzuhängen, sondern gleich bei der DDM ein wenig zu faulenzen. Der Betreiber des Clubs, Teuchi, räumte seine Bar auf, die von der letzten Nacht noch ziemlich unordentlich aussah und servierte ihnen Drinks und Chips. Tja, Teuchi war ein absoluter Gangfreund, selbst die Prügelei von vorgestern hatte er ihnen bereits verziehen, nachdem sie ihm ein wenig beim Aufräumen geholfen hatten. Während Deidara und Hidan einander von ihren Eroberungen der letzten Nacht erzählten, Itachi mit seinem Messer irgendetwas schnitzte und Sasori pennte, hatte Sasuke lediglich die Augen geschlossen und genoss die frische Luft. Der Sonntag war dazu da, sich von Samstagnacht zu erholen, auszunüchtern oder einfach nur Ruhe zu haben. Aber Typen wie Hidan tranken sogar zum Ausnüchtern Bier. "Hey, Sasuke, wo hast du dich eigentlich gestern Nacht rumgetrieben?", fragte Itachi urplötzlich in die bisher so angenehme Ruhe hinein. Hidan lachte nur. "Na was wohl? Der hat bestimmt wieder Frauen aufgerissen! Du solltest mal wieder mit mir und Deidara ein paar Schnecken klarmachen, Demon! Wie früher! Wir wären DIE Aufreisser in Kono..." "Halt die Klappe", grummelte Sasuke und hoffte, das Itachi nicht weitet nachfragen würde. Aber wie zu erwarten gewesen war gab dieser noch keine Ruhe. "Demon! Ich hab dich was gefragt." "Na, Hidan hat's doch grad eben gesagt, ich war mit 'ner Frau unterwegs. Sonst noch Fragen?", meinte Sasuke genervt, aber immerhin, er war bei der Wahrheit geblieben. "Ja, ich hab noch eine. War sie scharf?" "Schnauze, Hidan, oder ich verpass' dir gleich eine", grummelte Sasuke, worauf Hidan abwehrend die Hände hob. "Wow, wow, schon klar ich halt die Klappe, ja? Nicht gleich ausrasten. Die Frage erübrigt sich ja sowieso bei dir. Was nicht scharf genug ist, hat auch bei Demon keine Chance." Hidan schüttelte grinsend den Kopf, zündete sich eine Zigarette an und hielt das Päckchen dann Sasuke hin. "Nimm 'ne Kippe, zur Beruhigung." Sasuke brummte etwas vor sich hin, nahm sich dann doch eine Zigarette, liess sich von Hidan Feuer geben und nahm einen Zug. Karin, die sich bis eben gerade noch mit Konan unterhalten hatte, wandte sich nun zu Sasuke und flüsterte: "Was war das denn für eine?" Sasuke bemerkte natürlich, dass sie krampfhaft versuchte, desinteressiert zu klingen. Früher, da hatte er mal etwas mit ihr gehabt, man konnte es nicht wirklich Beziehung nennen. Es war zu einem grossen Teil nur auf dem Körperlichen basiert, jedoch war es länger gewesen, als mit jeder anderen Frau, die er bisher gehabt hatte. Und sie kannten sich gut. Deshalb glaubte Karin jetzt, sie müsse über alles und jeden Bescheid wissen, mit dem Sasuke zu tun hatte und wurde immer ziemlich rasch sauer, sobald er auch nur eine andere Frau ansah. Aber das liess ihn kalt. "Kann dir doch egal sein, Sniper", maulte er im abweisendsten Tonfall, den er zu bieten hatte. Er hatte es ihr bestimmt schon hundertmal gesagt, er wollte nichts mehr von ihr, aber sie liess nicht locker. Karin warf beleidigt ihre rote Mähne zurück und schnaubte angesäuert. "Musst mich nicht gleich so anschnauzen, Demon." "Dann halt doch einfach mal die Klappe und akzeptier', dass du nicht wissen musst, mit welchen Weibern ich abhänge." Jetzt war Karin endgültig beleidigt und drehte sich eingeschnappt von ihm weg. Sasuke seufzte. Warum mussten die Frauen es einem immer so schwer machen? Die, die er kannte, waren alle so. Fast alle. Und so döste er noch ein wenig vor sich hin, als plötzlich das Geräusch mehrere Motorräder auf den Strassen zu hören waren, die sich ihnen immerzu näherten. "Hey, glaubst du, die Kuramas kommen her?", fragte Konan Yahiko, den aber alle nur "Pain" nannten. Pain nickte. "Ich denke schon. Aber was wollen die heute? Es ist Sonntag, das ist normalerweise kein Prügeltag. Die machen doch immer blau, genau wie wir." Sasuke bereits hatte eine düstere Ahnung, warum sie hier waren. Na toll. Tatsächlich bogen keine zehn Sekunden später die Kuramas um die Ecke und hielten direkt vor der DDM. Uzumaki stieg von seinem Gefährt, das Mädchen hinter ihm, sie hatte langes dunkles Haar, stieg ebenfalls ab und wich schüchtern zurück. Auch die anderen Jungs bauten sich neben Naruto auf, der sich drohend vor Itachi positioniert hatte. Die Takas stellten sich neben Itachi und funkelten sie böse an. "Was willst du, Uzumaki?", knurrte Itachi. "Es ist Sonntag, also hab einen guten Grund!" "Dein Bruder soll die Finger von unseren Mädchen lassen!" Naruto kam gleich zu Sache. "Ihr solltet endlich lernen, dass wir das nicht leiden können!" Itachi hob jetzt verwundert die Augenbrauen  und plötzlich hafteten alle Blicke auf Sasuke. "Mein Bruder? Meinst du nicht Hidan? Oder Deidara? Oder sonst irgendeiner?", fragte Itachi immer noch mit diesem genervten Unterton. "Demon hat eure Schnepfen nämlich nicht nötig." Er erntete damit einen leisen Protest der Aufgezählten, die aber gleich darauf die Kurama-Mädchen vielsagend angrinsten. "Nope. Es ist genau der da." Naruto wies, unbeeindruckt von Itachis provokanter Bemerkung, mit der Hand auf Sasuke, der nun gelangweilt seinen Zigarettenstummel wegwarf. "Sasuke versucht Kuramas aufzureissen? Er ist also doch noch im Rennen!", meinte Deidara anerkennend und brach dann in einen Lachanfall aus. "Zu geil, wie der Uchiha es immer wieder hinkriegt, so zu tun als würde er keinen Spass am Kurama-Fremdwildern haben!" "Halt den Rand, Blondie!", kam es aus Sasukes Richtung. "Blondie" war nicht wirklich Deidaras Bandenname, aber er wurde des öfteren wegen seinen langen, blonden Haaren so genannt. "Mach keinen Aufstand, Fox", winkte Itachi ab. "Sasuke meint es mit den Weibern eh nie ernst. Ausserdem kann die Kleine ja selbst entscheiden, was sie will." Jetzt kochten die Kuramas vor Wut. Sie hatten gewusst, dass Sasuke ein verdammter Playboy war, der sich ein Spass daraus machte, Mädchen zu verführen und sie dann, wenn er genug hatte, abzuschiessen. Genau wie alle anderen Takas. "Was glaubst du, wovon wir hier reden?! Die Kuramas haben wenigstens noch einen Zusammenhalt in der Gang!", fauchte Naruto. Itachi grinste nur verächtlich. "Ach, ja, die Kuramas, die heilige Gang, wo der Himmel rosa und die Welt in Ordnung ist! Diese Leier kennen wir, Foxy. Aber glaube mir, auch wir haben genug Zusammenhalt, wenn's drauf an kommt. Wir kleben nur nicht aneinander wie die Kletten. Und genau deshalb werden es die Taka Snakes sein, denen bald die Stadt gehören wird." "Lenk nicht ab!", knurrte Naruto. "Sasuke soll die Finger von Cherry Blossom lassen, sonst setzt es was!" Itachi nickte erneut, völlig unbeeindruckt. Er war das genau Gegenteil von Hitzkopf Naruto. "Sasuke, ich rate dir, lass die Kurama-Tussen Füchse bleiben. Du sollst gefälligst nichts mit diesen verweichlichten Bettnässern zu tun haben! Deidara und Hidan haben sowieso kein Niveau, aber du solltest dich besser zusammenreissen." Diese Worte hingegen war hart und bestimmt gewesen. Von Hidan und Deidara kam nur nedingt Protest. Sasuke schnaubte. "Ihr könnt mich alle mal!" "Du wirst Cherry nicht um den Fingern wickeln, wie alle anderen!", rief Lee in seine Richtung. "Hey, kommt runter. Sasuke hält sich von der Kurama fern und alles ist okay", meinte Itachi nun. Er hatte keine Lust auf diese Streitereien und das an einem Sonntag. Naruto nickte. "Gut. Und nur, dass du es weisst. Auch die Kuramas haben kein Problem, euch kalt zu machen. Nur weil wir uns gut verstehen, heisst das nicht, dass wir euch nicht alle fertigmachen könnten. Und wenn deine Leute Kurama-Mädchen belästigen, dann sind wir zu Stelle. Sag das vor allem deinem Bruder." Itachi wurde jetzt langsam wütend. Sasuke wusste, er mochte es gar nicht, wenn man ihm Vorschriften machte und seine Gang infrage stellte. "Für wen hältst du dich, Big Fox?", fragte Itachi herausfordernd, während er aufstand damit er Naruto auf Augenhöhe begegnen konnte. "Für deinen grössten Feind", grinste Naruto ihn frech und siegessicher an. Dann wandte sich Naruto an Sasuke. "Halt dich von Sakura fern, oder du kriegst es mit uns zu tun!" "Willst du mir etwa befehlen, was ich zu tun habe? Cherry kann das wohl immer noch für sich selbst entscheiden oder bist du ihr Dad?" Sasuke war es gewohnt, bissige Antworten zu geben, auch wenn er wusste, dass er es sich mit Naruto nicht allzu sehr verscherzen sollte, wegen Sakura. Aber er konnte es nicht lassen, ihn noch mehr zu provozieren. "Wir bewahren eine Freundin davon, in ihr Unglück, beziehungsweise in dich hinein zu rennen!" "Vielleicht seid ihr ja Sakuras Unglück! Jedenfalls wenn ihr euch benehmt wie ihre Eltern und glaubt bestimmen zu können, was sie zu tun und zu lassen hat! Ihre Reaktion gestern sollte ja alles gesagt haben!" Die Atmosphäre wurde zunehmend angespannter. Da braute sich etwas zusammen. Etwas Deftiges. Aber Naruto dachte nicht daran, jetzt einfach locker zu lassen. "Sakura verdient jemanden mit Charakter. Und das hast du ja wohl nicht. Sie wird früher oder später schon merken, wie kaputt und hinterhältig du bist, Uchiha! Seid ihr ja alle!" Das reichte. Nicht nur Sasuke, sondern auch den anderen Takas. Von einer Sekunde auf die nächste waren die Takas bei den Kuramas und begannen, sich die Köpfe einzuschlagen. Eine Prügelei wie jede andere, nur schien es in dieser hier um mehr zu gehen, als in den üblichen Barschlägereien. Eine Schlägerei, basierend auf Vorurteilen und Verletzung der Bandenehre. Und der Auslöser war eine junge Freundschaft, die nicht dazu bestimmt war, bestehen zu dürfen. Sakura traute ihren Ohren nicht, als Ino ihr die ganze Geschichte erzählte. Sie sah, wie Sasuke und Naruto sich am Boden wälzten und bereits das war zu viel für sie. Hilflos stand sie daneben  und wusste nicht, was zu tun war. Dann, als ob  sie sich abgesprochen hätten, hörten die anderen Gangmitglieder auf, sich zu verprügeln und richteten ihre Aufmerksamkeit einfach nur auf Sasuke und Naruto. Wahrscheinlich war dieser Kampf einfach zu interessant, als dass man ihn verpassen könnte. In diesem kurzen Moment war die Massenschlägerei zu einem Zweikampf geworden, dessen beiden Teilnehmer mit voller Kraft angefeuert wurden. Aber Sasuke und Naruto waren sich kräftemässig beinahe ebenbürtig. Sakura konnte das nun nicht mehr mit ansehen. Instinktiv drängte sie sich durch die Menge, bahnte sich ihren Weg nach vorne, wo sich ihre Freunde verprügelten. Ihretwegen. Kurzentschlossen, ohne viel nachzudenken trat sie aus der Menge hinaus in die "Arena". "Was zur Hölle ist hier los?!", schrie sie, damit die beiden sie auch hörten. Die beiden wussten erst nicht, wie ihnen geschah, als sie Sakura erblickten. Sasuke rann das Blut aus dem Mundwinkel und Naruto blutete aus der Nase. "Was soll das hier?", fragte sie etwas leiser. Ihr ganzer Mut war von ihr gewichen und sie fühlte sich einfach nur ausgestellt und dazu unglaublich traurig über die Tatsache, dass sich zwei Menschen ihretwegen prügelten. "Sakura...", begann Naruto. "Wir wollen, dass du dich nicht auf den Taka einlässt. Ich will dich beschützen, verstehst du? Wir alle wollen das." Naruto klang so ehrlich und aufrichtig, dass es Sakura im Herzen wehtat. Wie konnte sie es ihm auch verübeln? So viele schlechte Erfahrungen mit Takas zwangen einen nun mal zur Vorsicht. "Und ich will nicht, dass sie gewinnen." Auch Sasukes Ausdruck war vollkommen aufrichtig und enthielt einfach nur eine stumme Bitte: Nicht auf das zu hören, was die Foxes sagten. Sakura bemerkte, wie still es auf dem Platz geworden war. "Und wenn ihr euch prügelt glaubt ihr, mir das beweisen zu können?" Sakura hatte einen dicken Kloss im Hals. "Ich meine, was soll das hier? Das bringt doch überhaupt nichts..." Ihr Blick wanderte zu Sasuke, dessen Herzschlag sich etwas beschleunigte, als ihr sanfter, aber bestimmter Blick ihn erreichte. Auch wenn er es niemals zugegeben hätte. "Und auch du, Sasuke. Prügel dich nicht mit meinen Freunden. Glaubst du das hilft mir oder dir oder sonst wem irgendetwas?" Dann wandte sie sich ab und drängte sich durch die Menge. Als sie die verdatterten Gangs hinter sich gelassen hatte, begann sie zu rennen. Kapitel 9: Ein Falke und ein Füchslein -------------------------------------- Sasuke liess in diesem Moment von Naruto ab. Der raue Asphalt hatte einige Schürfungen und Prellungen auf seinen Armen hinterlassen und er verfluchte sich einmal mehr dafür, dass er dauernd mit solchen ärmellosen Shirts rumlief.  Sein Blick war immer noch auf die Ecke gerichtet, hinter der Sakura verschwunden war und von einem Augenblick auf den anderen war er hin- und hergerissen, was er nun tun sollte. Er war sonst ein Meister darin, coole Shows abzuziehen und sich nicht im Geringsten um die Gefühle anderer zu scheren, aber jetzt konnte er das beim besten Willen nicht. Er konnte Sakuras trauriges Gesicht nicht vergessen, aber andererseits wusste er auch, was ihm blühen würde, wenn er ihr nun hinterherlief. Dem Mädchen hinterherlaufen - das Dümmste was man machen konnte, wenn man mit einem Haufen Playboys in einer Gang war. Ohne noch weiter zu überlegen beschloss er, dass es jetzt nichts zu Sache tat, was die anderen dachten. Kurzerhand drehte er sich um und lief tatsächlich einem Mädchen hinterher. Etwas, das er wohl noch nie in seinem ganzen Leben gemacht hatte. Aber einmal war ja bekanntlich immer das erste Mal. Die fassungslosen Gesichter der Takas und die ungläubigen Blicke der Kuramas, die auf ihm lagen, als er seinen Weg durch die Menge ging, den Sakura bereits freigemacht hatte, sah er nicht mehr. Himmelherrgott, war das jetzt eine gute Idee gewesen? Sakura lief so schnell ihre Beine sie trugen durch die Strassen, auf denen es nicht ganz so lärmig zu und her ging wie sonst, da heute ja Sonntag war. Sie wusste nicht genau, warum sie wie von einer Tarantel gestochen durch die Strassen sprintete, vielleicht brauchte sie das jetzt gerade einfach. Die verwirrenden Gefühle, die Einsamkeit, ihre Gang, Sasuke, die Takas...das war alles ein wenig zu viel im Moment. Ihr wurde bewusst, dass es immer den Zwiespalt zwischen den beiden Gangs geben würde. Die Idee, dass sie ihre Gang behalten und trotzdem mit Sasuke befreundet sein konnte war wahrhaft unrealistisch.  Und das tat im Herzen weh. Irgendwann bemerkte sie die schicken Häuser und die teuren Modegeschäfte, welche die Strasse säumten, was darauf hinwies, dass sie sich inzwischen in der Sunside befand. Die Sunside, also die "Sonnenseite" war ein Stadtteil, der ganz oben im North lag und den Schönen und Reichen gehörte. Es war schon fast klischeehaft, wie sehr sich diese Gegend schon rein optisch vom Rest der Stadt abhob. Wie zu vermuten war, war dieses Gebiet im Vergleich zu anderen Stadtteilen nicht besonders gross und machte nur einen relativ kleinen Teil des North-Viertels aus.  Konoha war nun mal eine Stadt, in der die Armut und der Durchschnitt überwogen. Einzig Anwälte, Firmenchefs, Ärzte und all die anderen Businessleute in den gehobenen Berufsklassen konnten es sich leisten, hier zu leben. Sakura mochte die schmucke Gegend mit den wunderschönen gepflegten Parks und den schönen Häusern eigentlich, aber manchmal fragte sie sich schon, warum die es sich hier so gut gehen lassen konnten, während andere ums nackte Überleben im harten Alltag auf der Strasse kämpften. Da fehlte eine ganze Menge Gerechtigkeit, aber was war denn heute schon gerecht? Von einer Werbetafel grinste ein Typ mit strahlend weissen Zähnen und glänzendem Haar herab, der eine Shampoo-Flasche in der Hand hielt. Daneben stand in auffälligem Schriftzug: "Holen auch Sie sich Maito Gais Kraft der Jugend!" Sakura musste unwillkürlich grinsen, denn diesen Typen kannte sie bestens. Er war ursprünglich einmal ein Mitglied der Kuramas gewesen, war aber wie alle anderen mit dreissig abgesetzt worden und machte nun eine Karriere als Friseur in Konoha. Gai steckte voller Ideenreichtum und hatte nun seine neue Pflegelinie 'Die Kraft der Jugend' auf den Markt gebracht. Anscheinend funktionierte dieses Geschäft nicht schlecht. Und schon war sie gedanklich wieder bei den Gangs. Himmel. Das grosse Messingtor vor dem Gold Park, dem schönsten Park Konohas, strahlte eine wunderbare Reinheit und Ruhe aus, wozu sich Sakura im Moment mehr als hingezogen fühlte. Sie staunte nicht schlecht, als sie das Tor passierte und die grünen Bäume und die wunderbar blühende Wiese vor sich sah. In der Mitte des Parks stand ein grosser, weisser Springbrunnen, der aus filigranen verschlungenen Ornamenten bestand. Das Wasser, das in kleinen Fontänen aus de Brunnen schoss, glitzerte und erinnerte an einen wunderbaren Sommerregen. Im Park waren einige Familien mit ihren Kindern unterwegs, Liebespaare hatten es sich auf dem Rasen bequem gemacht und ältere Ehepaare gingen auf den Wegen spazieren. Die Parks in den anderen Vierteln Konohas waren kaum mit diesem hier zu vergleichen, so eine himmlische Reinheit strahlte er aus, im Gegensatz zu der riesigen Stadt. Sakura schritt langsam über den Gehweg aus weissem Kies und ging ihren Weg durch die säuberlich gemähten Rasenflächen und die Blumenwiese. Am Brunnen angekommen setzte sie sich auf dessen Rand und tauchte ihre Hand langsam in das angenehm kühle Nass. Am liebsten wäre sie ganz hinein gesprungen, um sich den Stress und den Kummer einfach von der Haut zu waschen. "Bist du traurig?" Sakura hob überrascht den Kopf und blickte direkt in die grossen dunkelbraunen Augen eines kleinen Mädchens. "Kannst du das sehen?", fragte Sakura lächelnd. Das kleine Mädchen nickte. "Ja, das kann ich gut. Weisst du, ich bin auch manchmal traurig." "Und was macht dich traurig?" "Wenn Mama keine Zeit für mich hat und Papa nur mit meinen Brüdern spielt", antwortete das kleine Mädchen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Das verstehe ich." "Ich fühle mich dann immer ganz alleine", murmelte die Kleine. Sie tat Sakura leid, jedoch erkannte sie sich gerade jetzt ein Stück in ihr wieder. "Ich weiss, wie es ist, sich alleine zu fühlen. Aber weisst du, deine Eltern würden dich bestimmt vermissen, wenn du nicht da wärst. Da bin ich mir ganz sicher", meint Sakura und streichelte dem kleinen Mädchen über das hellbraune Haar.  "Meinst du? Und was ist denn eigentlich mit dir los?", fragte das Mädchen mit grossen Augen. Sakura nickte. "Ja das meine ich. Ich habe auch so meine Probleme, weisst du. Da kann ich dir lange von erzählen." Ganz unerwartet fiel der Blick der Kleinen auf Sakuras Halskette und ihre Augen wurden immer grösser. "Bist du in einer Gang?" Gerne hätte Sakura dieses Thema liegen gelassen, doch sie musste ihr jetzt eine Antwort geben. "Ja, das heisst so ziemlich. Ich bin nicht voll und ganz Gangmitglied, wie du dir das vielleicht vorstellst."  Sie hatte erwartet, dass das dem Mädchen Angst machen würde, doch im Gegenteil, das Mädchen begann aufgeregt auf der Stelle zu treten. "Wirklich?! Das finde ich soo toll! Mit den Motorrädern und den Jungen, die immer die Mädchen beschützen! Und ihr Mädchen dürft immer auf den Motorrädern der Jungs mitfahren, nicht wahr?! Ich habe die Gangs schon oft gesehen, wenn ich mit meiner Oma in der Stadt war. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal mit einer von euch rede! Weisst du, ihr seid immer zusammen und müsst euch nie alleine fühlen." Tja, das hatte Sakura auch gedacht. Was für eine Illusion. Schliesslich war sie war der lebende Beweis dafür, dass man auch als Gangmitglied einsam sein konnte. Jedenfalls wollte sie nicht, dass kleine Kinder sich die Gangs als Vorbild nahmen. Wie alt mochte dieses Mädchen denn sein? Zehn? "Du solltest dir keine Vorbilder an ihnen nehmen. Es mag zwar richtig toll aussehen, wenn wir auf den Motorrädern durch die Strassen brausen, aber es ist gefährlich. Viele Mitglieder kommen aus trostlosen Verhältnissen. Pass auf dich auf und versuch, etwas aus deinem Leben zu machen, Süsse." Sakura wusste selbst nicht, warum sie so abwertend vom Gangleben sprach. Sie mochte das Bandenleben sehr, bis auf die Aspekte mit Mord und Totschlag. Aber in ihr drängte etwas, dem Mädchen die Gangs auszureden. Dieses Mädchen kam anscheinend aus gutem Hause und war noch unverdorben, auch wenn ihre Eltern allem Anschein nach nicht gut zu ihr schauten. Sie durfte nicht auf die schiefe Bahn geraten, so wie es vielen anderen ergangen war, die sich zu Hause nicht gut gefühlt oder ihr zu Hause ganz verloren hatten. "Moegi! Moegi, wir gehen nach Hause!", rief eine alte Frau liebevoll von Weiten und das Mädchen drehte den Kopf in deren Richtung. "Ich komme, Oma!" Moegi drehte sich hastig wieder zu Sakura um. "Du klingst so traurig, wenn du das sagst. Dann ist mit diesen Gangs wohl wirklich nicht alles okay, was? Ich muss jetzt gehen, meine Oma ruft. Danke, dass du mir so zugehört hast. Hey, da kommt noch einer..." "Moegi, komm jetzt!" Moegi drehte sich um und winkte. "Wie heisst du eigentlich?" "Sakura." "Und ich bin Moegi. Tschüss, Sakura!" "Machs gut, Kleine!" Moegi drehte sich um und lief in Richtung ihrer Oma davon. Ihr weisses Kleidchen passte wunderbar in diese reine Welt hier hinein. Ihre Worte gingen Sakura nicht mehr aus dem Kopf. "In einer Gang muss man sich nie alleine fühlen." Urplötzlich fiel ihr ein, was Moegi danach noch gesagt hatte und sie drehte sich um.  Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er ihr folgen würde, geschweige denn bis in die Sunside. Aber nun war es Sasuke, der über weissen Kiesweg hinuntergelaufen kam.  Die Blicke der Leute blieben misstrauisch und auch ein wenig ehrfürchtig an ihm haften. Kein Wunder, er trug ein ärmelloses T-Shirt, seine Arme waren aufgeschürft und das schwarze Falken-Schlangen-Tattoo auf seiner Schulter war bestens sichtbar. Das Blut hatte er sich aus dem Gesicht gewischt. Er würde hier in dieser Gegend so oder so auffallen, auch ohne sein Tattoo, denn seine Kleidung, sein verruchtes Aussehen und die Art, wie er sich bewegte konnte man keineswegs mit Leuten aus der Sunside in Verbindung bringen. Ein Gangjunge halt. Sasuke schwitzte, offensichtlich war er den ganzen Weg hierher gerannt und er musste sich jetzt erst einmal erholen. Der Kampf mit Naruto und dann noch ein Sprint von der DDM durch das North bis in die Sunside waren nicht gerade ein Zuckerschlecken. Das war reichlich viel, auch für einen trainierten jungen Mann.  "Hey...hab ich dich doch noch gefunden...", keuchte er und stützte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab. "Du bist vielleicht schnell." Am liebsten wäre sie weggelaufen. Ihre innere Hin- und Hergerissenheit wurde immer grösser. Sie ertrug es nicht, ihm in diese schönen Augen zu sehen, denen sie wohl für immer auf Wiedersehen sagen musste, wenn sie ihre Freunde nicht verlieren wollte. Ohne gross nachzudenken stand sie blitzschnell auf und wollte wegrennen, doch Sasuke war schneller und erwischte sie gerade noch am Handgelenk. Sanft zog er sie wieder zurück, sodass sie nun direkt vor ihm stand.  Sakura versuchte sich mit aller Kraft loszureissen, doch er liess nicht locker und blieb ganz ruhig. "Warum läufst du denn weg?" Die ganze Verzweiflung brach in diesem Moment über Sakura zusammen. Die Bilder aus ihrer High School-Zeit rasten ihr in Sekundenschnelle durch den Kopf. All die Tränen, all das Leid, dass sie als Ausgeschlossene hatte erfahren müssen. "Lass mich los, ich kann das nicht! Ich will nicht wieder allein sein, Sasuke!" Tränen stiegen in ihre Augen und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus.  "Ich war so lange alleine. Ich hab mich auf dem Pausenhof verdrückt, damit mich die anderen nicht finden konnten, um sich über mich lustig zu machen. Das Mädchen mit dem Alkoholiker-Vater, die Kleine mit den rosa Haaren und der riesigen Stirn. Diejenige, die immer ihre Hausaufgaben macht. Ich will nicht mehr alleine sein, ich will meine Freunde behalten, die mir immer geholfen haben, diejenigen, die mich aus diesem Loch gerettet hatten, in dem ich viel zu lange gesessen habe!" Die Angst davor, ihre Freunde zu verlieren weckte all die bösen Erinnerungen und Gefühle aus ihrer Jugendzeit, die sie wohl nie richtig verarbeitet hatte. Sie schluchzte hemmungslos und es kümmerte sie nicht, dass ihnen wohl inzwischen schon der halbe Park zusah.  Sie sank auf die Knie, gab jeglichen Widerstand auf und krallte sich mit den Händen im weissen Kies fest. Was sollte sie denn jetzt machen? Auf einmal spürte sie Sasukes Hände an ihren Handgelenken und seinen warmen Atem an ihrer Stirn. Er war ihr ganz nahe. "Ich mag deine rosa Haare. Und ich mag auch deine Stirn. Und mich interessiert es nicht, ob dein Vater Präsident oder Landstreicher ist." Es waren nur diese wenigen Worte, die Sakuras verzweifeltes Herz beruhigen konnten.  Dieser Junge, der nun vor ihr kniete und ihre Arme sanft mit seinen warmen Händen umfasste, fand sie hübsch. Es spielte für ihn keine Rolle, aus welchen Verhältnissen sie kam, weil er selbst kein wohlbehütetes Kind gewesen war. Er sah keine Oberflächlichkeiten, nein, er sah ihr Inneres. Und diesen Jungen sollte sie vergessen? Sie wusste, dass sie es musste, aber in ihr sträubte sich alles dagegen. "Ich kann mir vorstellen, was sie dir in der High School angetan haben. Und genau das soll nie jemand wieder tun. Du musst nie mehr alleine sein. Wenn du möchtest, kannst du immer zu mir kommen. Versprochen. Auch wenn du mir jetzt Lebewohl sagen willst." Die einzige Reaktion, die Sakura noch zu Stande brachte war erneutes Schluchzen, worauf er seine Arme ganz vorsichtig um sie legte und sie an sich drückte.  Ino traute ihre Augen kaum. Was sie da tat ihr im Herz weh und gleichzeitig konnte sie nicht glauben, was sich da, vor ihren Augen abspielte. Sie war Sakura nachgelaufen, nachdem auch Sasuke verschwunden war. Ihr Weg hatte sie direkt in die Sunside und in diesen Park geführt. Ihr Streit von gestern hatte ihr sofort leidgetan und doch konnte sie sich bis zu der Prügelei nicht dazu überwinden, sich bei ihr zu entschuldigen. Ino Yamanaka war jemand, der seine Schwächen sehr ungerne zugab, geschweige denn zeigte. Und nun war sie zu diesem unerwarteten Szenario dazu gelaufen und beobachtete das Ganze von einem Baum aus, der ihr gute Deckung gab. Ihre Freundin kauerte auf dem Boden und schluchzte, während einer diesen skrupellosen Takas sie tröstete. Und WIE er sie erst tröstete. Nie hätte sie von einem Taka erwartet, dass er so lieb sein konnte.  Gleichzeitig machte sie sich endlose Vorwürfe. Was war sie nur für eine Freundin? Nie hatte sie auch nur im Ansatz daran gedacht, dass Sakura das Leid, das sie erfahren musste, immer noch so sehr beschäftigte. Es stimmte: Sie hatten Sakura da rausgeholt, aber mit ihr darüber geredet, was genau geschehen war an der High School, was sie alles hatte erleben müssen, das hatten sie nicht. Es wurde immer nur über die aktuellen Themen geredet und da ging es nicht um Sakuras Eltern oder ihre früheren Probleme. Eine Träne kullerte über Inos Wange, während ihr bewusst wurde, wie sehr Sakura unter dieser Einsamkeit gelitten hatte und wie sehr sie nun fürchten musste, wieder alleine zu sein. Sakura hatte sie gebraucht, aber sie war nicht dagewesen. Auch in Ino tat sich ein Zwiespalt auf. Es war nicht richtig, dass Sakura mit einem Taka befreundet war, aber andererseits konnte sie sie nicht einfach hängen lassen.  Ausserdem sahen diese beiden aus, also ob sie mehr verbinden würde, als nur Freundschaft. Der blosse Anblick liess Ino an allem zweifeln, wovon sie bis vor kurzem noch so überzeugt gewesen war. Ihr Misstrauen gegenüber Sasuke war immer noch gross, aber ihn hier so zu sehen, wie er ihre Freundin so einfühlsam tröstete und sie in den Armen hielt, liess sie wanken. Sakuras Schluchzen wurde immer leiser und Ino wollte um keinen Preis entdeckt werden. Langsam und vorsichtig schlich sie sich davon. Die Vorwürfe und die Traurigkeit, die sie mit ihrer Freundin fühlte, liessen sie nicht mehr los. Ihr Schluchzen verstummte allmählich. Sie wusste nicht, wie lange sie schon hier auf dem Boden kauerten, aber es war ihr egal. Sasukes Umarmung fühlte sich so tröstlich und warm an, dass sie am liebsten hier geblieben wäre, wo sie sich geborgen und nicht alleine fühlen musste. Er war da und er würde bleiben, wenn sie es wollte. Ganz egal, ob das die Kuramas oder Takas nun gut fanden. Er würde für sie da sein, auch wenn es bedeutete, die Gangs gegen sich zu haben. Und das war ein grosses Versprechen. Sie kannten sich doch kaum, aber trotzdem waren sie sich vertraut, wie wenn sie schon immer befreundet gewesen wären. Es war wirklich kaum zu glauben. Aber es fühlte sich richtig an. Sie spürte immer noch seinen Atem an ihrer Stirn und in ihrem Haar.  "Danke", flüsterte sie, erschöpft vom Weinen. "Keine Ursache", murmelte er zurück. Langsam lockerte er seine Umarmung und schaute ihr in die Augen. Sakura wusste, dass sie scheusslich aussehen musste, ihre Augen waren geschwollen vom Heulen und ihr Gesicht bestimmt knallrot. Die Schminke sicherlich verlaufen. "Möchtest du mir noch etwas mehr von allem erzählen? Von dem was du erlebt hast? Weisst du, ich glaube, es ist nicht gut darüber zu schweigen. Sagt man jedenfalls so. Bin ja selbst kein Meister im Reden..." Sakura nickte nach kurzem Überlegen. Sie erhoben sich und sie merkten, dass sie von diversen Augenpaaren beobachtet wurden, was sie aber im Moment nicht weiter störte. Die beiden setzten sich unter eine dieser wunderbaren Trauerweiden, wo sie so ziemlich vor all den neugierigen Blicken geschützt waren. Sakura wusste ehrlich gesagt nicht, wie sie anfangen sollte, als sie so neben Sasuke an den Baumstamm gelehnt im weichen Gras sass. "Erzähl einfach das, was dir gerade als erstes einfällt", meinte er ruhig. Wo sollte sie anfangen? "Es war Winter, als ich hier nach Konoha in die Schule kam. Damals wusste niemand, was mit meinem Vater los war und wurde dementsprechend aufgenommen. Ich hatte keine Freunde, was ja wohl anfänglich normal ist, aber sie haben mir alles gezeigt. Ein Mädchen namens Kin hat mich ein bisschen unterstützt, doch es war bereits am dritten Tag, als mein Vater sturzbetrunken auf den Pausenhof gefahren kam und ein Riesen-Gezeter gemacht hat. Er wollte, dass ich ihm Geld für Alkohol leihe, er wurde aber vom Gelände geschmissen und die Polizei hat ihn mitgenommen. Eigentlich wohnt er ja ziemlich weit weg von Konoha, ist aber bis hierhin gekommen." Die Erinnerungen an diesen Tag taten weh. "Jedenfalls war es dieser Tag, an dem mich alle zu meiden begonnen haben. Irgendwann haben sie sich über mich lustig zu machen begonnen, sie haben mir gesagt ich hätte hässliche Haare und eine Stirn, so gross wie eine Werbetafel. Ich war damals so alleine, wurde herum geschubst und in den Pausen fertig gemacht. Jeden Abend habe ich zu Hause geweint, aber ich habe versucht meine Tante nicht zu sehr einzuweihen, damit sie nicht noch mehr Sorgen hatte. Irgendwann hat sie es dann doch rausgefunden und ist zur Schulleitung gegangen, das hat aber nichts genützt. Hate einige Gespräche mit der Schulpsychologin, die war aber nicht zu gebrauchen, wenn du mich fragst. Hat mich nur damit vollgequasselt, wie man sich Freunde macht. Jede Pause ist der blanke Horror gewesen. Ich habe versucht, mich so unscheinbar wie möglich anzuziehen, still zu sein, nichts zu sagen. Manchmal liessen sie mich in Ruhe und plötzlich legten sie wieder los. Und Kin war eine der Schlimmsten." "Hey, Pinkie! Siehst etwas müde aus heute! Wieder mal zu lange mit deinem Dad gesoffen oder was?" Zaku war ein grosser Junge, den alle Mädchen bewunderten. Auch sie hatte das anfänglich getan, aber jetzt war er der Fieseste von allen. Von seinen Kumpels kam nur Gelächter und Kin himmelte ihn an. "Du hast ja so recht, Zaku! Die Tochter kommt doch ganz nach ihrem Vater!" Sie schubste Sakura heftig, so dass sie gegen einen Spind prallte. "Lasst mich in Ruhe", murmelte die schüchterne Sakura und wollte sich verdrücken. "Nicht so hastig! Hast du deine Hausaufgaben gemacht? Ich nämlich nicht!" Zaku streckte herausfordernd die Hand danach aus und Sakura schüttelte den Kopf und murmelte leise: "Hast ja selbst ein Hirn, oder nicht?" Raunen ging durch die Schüler auf dem Flur, als Zaku sich aufbaute. Sein Blick war finster. "Wie war das?" Langsam kam er auf Sakura zu und packte sie an den Haaren.  "Lass mich los! Hör sofort auf", schrie sie erschrocken, als sie der Schmerz durchfuhr, während einer von Zakus Kumpeln in ihre Tasche griff und darin herumwühlte, bis er gefunden hatte, was er brauchte. Das Erdkundeheft. "So, das nächste Mal gibst du uns lieber freiwillig deine Sachen, Pinkie", damit riss er ihr noch einmal an den Haaren und liess sie los. Sakura sank zu Boden und versuchte die Tränen zurückzuhalten, während die anderen alle johlend davonliefen. Dann sammelte sie ihre Schulbücher auf. Eine Lehrerin kam vorbei und fragte, was los sei, doch Sakura antwortete nicht. Sie drehte sich um und rannte aus dem Schulhaus hinaus, wo sie ihren Tränen in der hintersten Ecke des Schulhofs freien Lauf liess. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie sehr sie zitterte, als sie Sasuke von diesem Erlebnis erzählte. Sasuke hatte damit begonnen, beruhigend ihre Hand zu streicheln. "Man versucht, nett zu den anderen zu sein und Freunde zu finden, aber alles was man tut bewirkt genau das Gegenteil. Ich war so verloren, so alleine, dass ich am liebsten einfach davongelaufen wäre. Sie haben meine Bücher zerrissen, nachdem sie alles abgeschrieben hatten, sie haben mich geschubst und an den Haaren gerissen, sich über meinen Vater und mich lustig gemacht. Manchmal haben sie mir leere Bierflaschen untergejubelt, wenn ich meine Tasche gerade nicht in den Augen hatte. Ich verlor fast alles Selbstbewusstsein, das ich noch hatte und fühlte mich echt wie der letzte Dreck. Aber nach einer langen Zeit kam die Wende." "Du kleines Biest, was fällt dir eigentlich ein, dich mir einfach so in den Weg zu stellen?!", wetterte Kin sie aufgebracht an. "Ich wollte..." "Interessiert mich nicht, dumme Gans!", schrie sie und packte Sakura an den Haaren und zerrte sie gemeinsam mit ihren beiden Freundinnen in eine Nische, wo sich schnell Leute um sie sammelten. Zaku grinste und die anderen lachten, als Kin eine Schere nahm und sich damit ihren Haaren näherte. Sakura wehrte sich mit aller Kraft, doch die anderen hielten sie fest.  "Diese pinke Mähne soll jetzt endlich ab", lachte Kin und ehe sie es sich versah, fielen ihre langen rosa Haare neben ihr auf den Boden. Die Menge grölte und Sakura konnte es nicht fassen. Ihre rückenlangen rosa Haare waren jetzt hässlich abgeschnitten und kamen gerade noch bis auf die Schultern. Sie zitterte und jetzt konnte sie nicht mehr anders, als zu weinen. "Pah, Heulsuse. Wurde ja auch Zeit. Damit haben wir dir einen Gefallen getan", lachte Kin schadenfreudig.  Sakura erhob sich und drehte sich zu dieser schrecklichen Kin um. Ehe die es sich versah hatte Sakura ihr einen Schlag ins Gesicht verpasst. Kin begriff zuerst nicht, wie ihr geschah, doch dann schrie sie hysterisch: "Schnappt sie euch!" Zaku packte Sakura grob am Arm und drehte ihn um, sodass Sakura schmerzerfüllt aufschrie. Doch Zaku blieb nicht lange dort, denn von einer Sekunde auf die andere stand da ein blonder Junge, der ihm die Faust in den Magen rammte. Zakus Freunde stürzten sich auf Naruto, doch da war noch eine ganze Gruppe, die ihm zu Hilfe kamen, während ein wiederum blondes Mädchen sich neben Sakura kauerte, die auf dem Boden sass, weinte und sich den schmerzenden Arm hielt. "Hey, alles klar? Scheisse, das war ganz schön mutig von dir!" Sakura konnte kaum fassen, was sich hier vor ihren Augen abspielte. Die Kurama Foxes, die hiesige Schulgang hatten sie vor Zaku beschützt! Irgendwann machten sich Zaku seine Freunde, sowie Kin und ihre Tussis aus dem Staub, als sie merkten, dass sie keine Chance hatten. "Das sind solche Idioten. Die haben keine Ahnung, nicht wahr? Es ist so schade um deine schönen Haare", das blonde Mädchen hatte Sakura in den Arm genommen und streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Dann sah sie plötzlich eine Hand vor sich, die dem blonden Jungen, anscheinend dem Anführer gehörte. "Hi. Ich bin Naruto." Sakura wusste nicht wie ihr geschah, aber sie schlug ein, während er sie mit einer Leichtigkeit auf die Beine zog. "Sakura", brachte sie gerade noch heraus, zu mehr war sie vor lauter Überraschung nicht im Stande. "Freut mich, Sakura. Das sind die Kurama Foxes. Wir sind alle der Meinung, dass du unglaublich mutig warst und wir wollen dich in unserer Gang haben. Natürlich nur, wenn du möchtest." Sakuras ungläubiges Kopfnicken veränderte an diesem Tag ihr gesamtes Leben. "Ino brachte mich zu einem Friseur, den sie kannte, der mir dann einen wunderbaren Haarschnitt verpasst hat, sodass meine Haare wirklich gut aussahen, obwohl sie relativ kurz waren. Die Kuramas haben mich aus der Versenkung geholt, so wie viele andere nach mir. Zum Beispiel Hinata, eine sehr gute Freundin. Erst dann habe ich erfahren, dass auch meine Tante eine Kurama gewesen ist und so kam eins zum anderen. Es war ein reiner Glücksfall, dass die Kuramas sich an diesem Tag in diesen Ecken der Schule aufgehalten hatten. Kin, Zaku und die anderen haben eigentlich immer versucht, von niemandem gesehen zu werden, was auch meistens geklappt hat, aber nicht an diesem Tag." Sasuke hatte sehr aufmerksam zugehört. "Also erstmal muss ich sagen, dass du verdammt viel Mut hast, Sakura. Ich meine, dass du dich bis zu letzt gewehrt hast, das ist erstaunlich. Könne nicht jede." Sein Blick wurde nachdenklich. "Die Kuramas haben dich gerettet und nun möchtest du sie nicht verlieren. Ich kann das verstehen. Wenn du am tiefsten Punkt angelangt bist und die ganze Welt gegen dich zu sein scheint, wenn dich alle verlassen, dann ist es schwer, wieder auf die Beine zu kommen. Und wenn man es doch geschafft hat, wenn man wirklich weiss, wie es sich anfühlt, ganz unten zu sein, dann will man auf keinen Fall wieder so tief fallen." Er nahm sie vorsichtig in den Arm. "Was dir angetan wurde war schrecklich. Und ich will nicht, dass du dich jemals wieder so fühlen musst. Deshalb musst du mir sagen, was du willst." Sein Blick war ernst. "Die Gangs dulden keine Freunde zwischen den Fronten. Sakura, wenn du deine Gang behalten willst, dann können wir uns wohl nicht wiedersehen. Wenn du das möchtest, dann akzeptiere ich es. Denn umgekehrt bezweifle ich, dass weder deine noch meine Gang einverstanden mit einer Freundschaft zwischen uns sein würde." Sakura fühlte sich so wohl in seinen Armen, dass es ein unerträgliches Gefühl wäre, ihn nie wieder zu sehen.  "Ich will versuchen, beides zu behalten. Auch wenn das schwierig wird..." "Die Entscheidung liegt bei dir. " Er implizierte damit, dass er seine Entscheidung bereits getroffen hatte. Sakura hatte grosse Angst davor, alleine zu sein, aber sie wollte ihn nicht verlieren. Und sie wollte ihre Gang nicht verlieren. Er hatte den Blick nachdenklich durch die Trauerweidenzweige in die Ferne gerichtet, und schien genau wie sie mit sich selbst zu ringen. Er bemerkte ihren Blick und grinste frech. Dann wanderten seine Hände langsam an ihre Wangen und ehe sie es sich versah, küsste er sie sanft auf die Lippen. Ihr Herz pochte so heftig, dass es alle hier hören hätten müssen. Das Gefühl seiner warmen, weichen Lippen auf ihren war einfach wunderschön. Sie dachte nicht daran, sich loszureissen. Nein, sie musste nicht alleine sein, solange es ihn gab.  Es würde einen Weg geben. Sie mussten einen finden. Kapitel 10: Die Kriegserklärung ------------------------------- Die Sonne war schon fast hinter den Baumwipfeln des Gold Parks verschwunden, als Sakura sich in Begleitung von Sasuke auf den Weg nach Hause machte. Ihr Herz hatte immer noch nicht aufgehört, wie wild zu klopfen. Schweigend gingen sie so nebeneinander her, keiner von beiden wagte es, diesen kostbaren Moment mit irgendwelchen Worten zu zerstören. Das war auch gar nicht nötig. Lange noch hatten sie einfach so unter der Trauerweide gesessen, ruhig, ohne irgendetwas zu sagen. Sie hatte den Kopf an seine Schulter gelegt gehabt und so in seinen Armen liegen dürfen, bis es Zeit geworden war, aufzubrechen. Tsunade erwartete sie um sieben zum Essen. Langsam aber sicher wurden die edlen Häuser und die gepflegte Umgebung wieder zu den klassischen Strassen des Norths, mit Wohnblöcken, Supermärkten und schmutzigen U-Bahn-Stationen. Die ruhige Atmosphäre war wieder dem üblichen Strassenlärm gewichen. Alles wäre ganz normal gewesen. Doch gerade in diesem Moment war von Weitem plötzlich Geschrei zu hören. Panische Schreie. Das Quietschen von Autoreifen.  Die beiden schauten sich um und Sasuke schob sie sogleich hinter sich, als deutlich der Lärm von rasenden Motorrädern hörbar wurde. Und nicht nur das. Das Knallen von Schusswaffen.  Und dann bogen sie um die Ecke. Takas und Kuramas. Alle vermummt. In einem Höllentempo.  Das Szenario erinnerte an eine Verfolgungsjagd. Gegenseitig schossen sie aufeinander und machten sich die Hölle heiss. Passanten warfen sich kreischend auf den Boden, Kinder begannen zu weinen. Schneller als Sakura denken konnte, packte Sasuke sie bei der Hand und zog sie in die nächste Seitengasse, wo sich die beiden mit dem Rücken an die Wand pressten. Was auch immer der Auslöser für diesen Strassenkampf war, sie durften unter keinen Umständen zusammen gesehen werden. So hatten sie doch das Feuer des Gangkonfliktes inzwischen mehr als genug geschürt. Die Motorräder brausten an der Seitengasse vorbei und erst, als die Motorengeräusche sich weit genug entfernt hatten, wagte es Sakura, wieder richtig zu atmen. Sie konnte kaum fassen, was sich hier gerade innerhalb von wenigen Sekunden abgespielt hatte. "Himmelherrgott, Sasuke, weisst du was das gerade war?", fragte sie mit weit aufgerissenen Augen, nervös auf die Strasse linsend. Sasuke prüfte, ob die Luft nun rein, war, jedoch war er blitzschnell wieder im Schutz der Mauer, als von Weitem Polizeisirenen ertönten und immerzu lauter wurden. Auch die Polizeiwagen sausten mit einer Wahnsinns-Geschwindigkeit an der Seitengasse vorbei und erst als auch diese vorbei waren, antwortete er Sakura.  "Ich glaube, dass es jetzt soweit ist." "Womit denn?" Sie verstand gerade nur Bahnhof. "Weisst du, es war vorauszusehen. Schon seit einiger Zeit hat sich wieder starke Soannung zwischen den Gangs auzubauen begonnen. Du weisst doch, wie das Bandenleben in den Generationen vor uns abgegangen ist? Zum Beispiel als Jiraiya und Madara die jeweiligen Gangleader waren? Damals war das Gangdasein viel härter, brutaler und auch leidenschaftlicher als es bei uns ist. Dauernd gab es Strassenkämpfe und die Polizei musste all ihre Geschütze auffahren, damit sie den Gangs noch halbwegs die Stirn bieten konnten." In der Tat, das hatte Tsunade ihr ja auch erzählt. "Und wenn du meine ganz eigene Einschätzung hören willst, dann steht mit grosser Wahrscheinlichkeit ein neuer Höhepunkt in der Geschichte der Gangs bevor." Er sagte das alles so kühl. So unwiderruflich. Und genau das jagte ihr nur noch mehr Angst ein. Ein unangenehmer Gedanke schoss ihr im selben Moment durch den Kopf. "Aber... wir sind nicht schuld daran?" Sasuke nahm sie ruhig bei der Hand. "Nun, in gewisser Weise schon. Ich glaube, dass wir das Fass einfach endgültig zum Überlaufen gebracht haben, verstehst du? Es hat sich unter der Oberfläche schon lange etwas zusammengebraut, aber wir waren sozusagen der endgültige Auslöser." Das durfte ja wohl nicht wahr sein! Wie viel Bkut war in dieser Strassenschlacht schon geflossen? Und wie vieler Leute Leben würde es kosten, wenn nun tatsächlich bevorstand, was Sasuke prophezeite? Sie zückte reflexartig ihr Handy und wählte Inos Nummer. Nach scheinbar endlos langem Warten ging sie ran. "Hey, Saku!" Gestresst und atemlos. So klang sie. "Ino! Was zur Hölle ist passiert? Ich habe die Gangs wild um sich schiessend durch die Stadt fahren sehen!" Sakura war trotzdem froh, Inos Stimme zu hören. Ihr ging es also gut. "Wo soll ich anfangen? Als du und Sasuke weg wart, sind sie ausgerastet. Takas und Kuramas sich gegenseitig zu beschuldigen. Sasuke würde dir doch sowieso nur Böses wollen und laut den Takas sollst du von Sasuke wichtige Infos über ihre Gang herausfinden, also quasi eine Spionin sein und so weiter. Die haben sie noch tausend weitere Sachen vorgeworfen, welche aber nichts mehr mit dir und dem Uchiha zu tun hatten. Sie waren kurz davor, sich wieder zu prügeln und ich wäre froh, wenn sie das getan hätten und dann Ruhe gewesen wäre. Stattdessen erklärten Naruto und Itachi einander gegenseitig offiziell den offensiven Strassenkrieg. Saku, die Prügeleien in den Bars und die anderen Auseinandersetzungen waren nichts, im Gegensatz zu dem, was ansteht!" Sakura bemerkte erst jetzt ihr eigenes Zittern. Sie konnte es kaum fassen.  Da das Handy auf Lautsprecher gestellt war, konnte Sasuke mithören. Er war weniger schockiert als Sakura, aber wirkte trotzdem sehr angespannt. "Ino, wo bist du denn jetzt?" "Ich bin zu Hause. Sie haben uns nach Hause geschickt. Saku, bitte passt auf, wenn ihr nach Hause geht, die haben auch alle Mitglieder der Äusseren mobilisiert. Die Takas sollen dich nicht erwischen! Es herrscht jetzt Krieg und die schrecken auch nicht vor Geiselnahmen zurück, besonders bei dir, da du da mittendrin stehst. Ach ja, das HQ wurde wird vorbereitet mit allen möglichen Verteidigungsmassnahmen. Herrje, das klingt ja wie wenn wir tatsächlich im Krieg wären! Geh heim und sei vorsichtig. Und... sag Sasuke er soll auf dich und auf sich aufpassen." Sakura stockte einen Moment, bis sie antworten konnte. "Okay... mach ich Ino!" Dann beendeten sie das Gespräch. Ein Moment lang war sie unfähig, sich zu rühren. Gerade heute Morgen war noch alles in Ordnung gewesen und nun... und warum hatte Ino sich denn gerade so freundlich gegenüber Sasuke geäussert? "Komm." Sasuke zog sie sanft mit sich mit. "Wir bringen dich nach Hause. Zieh die Kapuze von deinem Pullover über den Kopf, ja? Ich kann mir gut vorstellen, dass jedem deine Haare ins Auge stechen würden."  Sie tat wie geheissen und auch er zog sich seine Kapuze über. Welch ein Glück, hatten sie doch heute beide Kapuzenpullover an.  Und so, gut getarnt, ohne den anderen loszulassen bahnten sie sich ihren Weg zur nächsten U-Bahn-Station. Dies, weil sie wussten, dass im Moment wohl kaum Gangmitglieder mit der U-Bahn unterwegs waren, was aber zu einem späteren Zeitpunkt bestimmt der Fall sein würde.  In Der U-Bahn legte Sasuke beruhigend seinen Arm um die ängstlich umherblickende Sakura. "Du solltest nicht so ängstlich hin- und herschauen. Das fällt auf. Ich kann dir versichern, dass momentan keine Gangs unterwegs sind. Die Sache hat noch nicht lange begonnen und nicht jeder weiss, was abgeht. Morgen kannst du dir von mir aus mehr Sorgen machen." Er grinste und sie gab ihm einen scherzhaften Klaps auf dem Arm. "Sehr witzig. Wie kannst du in so einer Situation noch Witze reissen?" "Man muss das Problem doch immer von der besten Seite sehen." Und das sagte ausgerechnet er, dachte Sasuke für sich. Sie schüttelte unwillkürlich lächelnd den Kopf. Ganz ehrlich: Im hintersten Winkel ihres Kopfes hatte sie immer noch die Hoffnung, dass sich das alles als Fehlalarm entpuppen würde, doch eigentlich wusste sie ja genau, dass dies nicht der Fall war. Eine Kriegserklärung war hartes Geschütz und nicht mehr so einfach rückgängig zu machen. Und wenn sie daran dachte, was Tsunade immer aus ihrer Gangzeit erzählt hatte, dann konnte sie sich schon vorstellen, was noch bevorstand. Das alles war so wahnsinnig schnell gegangen. Von einem Moment auf den anderen steckten sie im Bandenkrieg. "Nächster Halt: Konoha West Street.", kündete die altbekannte, blecherne Frauenstimme aus dem Lautsprecher nach langen zehn Minuten an.  "Wir müssen hier raus", informierte sie ihn leise, als ob sie jederzeit vom feindlichen Lager belauscht werden könnten. Beinahe hätte sie sich mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen, als ihr einfiel, dass der Gegner ja direkt neben ihr in der Bahn stand. Konnte die Sache hier eigentlich noch verzwickter werden? "Ich weiss." Er grinste schon wieder dieses freche Grinsen. Er hatte ihre innere Unterhaltung wohl genaustens an ihrem Gesicht abgelesen, jedenfalls wandte er sich ohne mit dem Grinsen aufzuhören von ihr ab. "Was ist da so lustig?", fauchte sie ärgerlich, jedoch nicht wirklich ernst. Sasuke lachte nur noch mehr, bei ihrer Reaktion . "Ach, nichts. Du bist echt unbezahlbar." Gespielt schnippisch reckte sie ihr Kinn in die Höhe. "Schön, dass du das auch gemerkt hast." Trotz der brenzligen Situation verliessen sie die U-Bahn-Station und Sasuke begleitete sie heute noch bis zu ihrem Wohnblock. Das war etwas Neues für sie, aber es war klasse. Und ihr war es egal, dass er nun ihre Wohnadresse kannte. "Möchtest du nicht mit rein kommen? Ehrlich gesagt ist mir nicht so wohl bei dem Gedanken..." "Nein, Sakura. Das heisst, doch, ich würde mit dir vermutlich überall hingehen, ausser vielleicht ins Kurama-HQ. Aber deine Tante ist eine waschechte Kurama. Sie würde keinen Taka unter ihrem Dach dulden und jeden, der auch nur im Ansatz wie einer aussieht mit Schimpf und Schande davonjagen, sehe ich das richtig?" Sakura schüttelte resigniert den Kopf. Er hatte ja recht. "Ich könnte ihr das schon irgendwie klarmachen. Sasuke..." "Du musst dir um mich keine Sorgen machen. Ich kann auf mich aufpassen, Sakura. Gibst du mir noch deine Nummer?" Sakura merkte sehr wohl, dass es sich im Moment nicht lohnte, mit ihm zu diskutieren. Sie nickte und gab ihm ihre Handynummer. "Versprich mir einfach, dass du direkt in euer HQ gehst und keinen Mist baust, ja?", sagte sie darauf nur, die Besorgnis dürfte aber mehr als nur ein bisschen aus ihrer Stimme zu hören sein. Er schmunzelte. "Versprochen." Er küsste sie noch einmal auf den Mund, dann auf die Stirn. Schneller, als Sakura lieb war, drehte er sich um und verschwand um die Ecke. Mir nichts, dir nichts war er einfach weg. In Sakura kribbelte alles vor lauter Aufregung und am liebsten wäre sie ihm nachgelaufen. Sie hatte furchtbare Angst, dass ihm etwas passieren würde und zudem spürte sie bereits jetzt die langsam aufkommende Sehnsucht. Eigentlich wollte sie es nicht wahrhaben, aber nach und nach wurde ihr klar, dass sie diesem Taka vollkommen und restlos verfallen war. Als sie die Tür zur Wohnung öffnete und eintrat war es Tsunade, die ihr erst einmal um den Hals fiel.  "Mäuschen! Ach du liebe Güte, ich habe mir solche Sorgen gemacht!" Tsunade hielt sie einen Moment von sich weg, um die ausgiebig begutachten zu können. "Dir geht es gut! Ich bin so froh! Es ist in den Daily News gelaufen und auch Jiraiya hat mich bereits angerufen." Sakura nickte. "Mit mir ist alles okay. Aber ich weiss nicht, was da draussen im Moment abgeht." Tsunade schob sie zum laufenden Fernseher, auf dessen Bildschirm immer noch die "Konoha Daily News" zu sehen waren. "...worauf die beiden Gangs in einer wilden Verfolgungsjagd durch die Strassen Konohas jagten. Mit Feuerwaffen wurde gegenseitig aufeinander geschossen, bisher wurden drei Passanten verletzt. Mehrere Gang-Mitglieder starben, Verletzte wurden von ihrer jeweiligen Gang mitgenommen. Die Polizei war beinahe machtlos gegen den plötzlichen Ausbruch dieser Banden da die Gangs sich in den letzten Jahren verhältnismässig ruhig verhalten hatten. Der Vorstand Konohas befürchtet nun das Schlimmste. Nur allzu gut erinnern sie sich an die letzten Höhepunkte der Bandenkriege vor einigen Jahren und nun scheint ein neuer bevorzustehen. Dies bestätigten Passanten und diverse Graffiti mit deutlichen Kriegserklärungen. Die Gangleader der 'Kurama Foxes' und der 'Taka Snakes', konnte die Polizei bisher nicht ausfindig machen. Weitere Akten sind momentan nicht auffindbar, obwohl die Gangs schon mehrere Male von der Polizei verhört wurden. Über weitere Geschehnisse dieses Ereignisses, werden wir sie laufend informieren." Jetzt zeigten sie einen kurzen Film von übler Qualität, der anscheinend von einem Passanten aufgenommen worden war. Schreckliche Szenarien auf den Strassen. Rauchpetarden, Schüsse, Schreie, Motoren.  Sakura erschauerte bei diesem Anblick richtiggehend. In ihrem Augenwinkel bemerkte sie Tsunades wissenden Blick. "Sag mal, Sakura. Weisst du, was der Auslöser für diesen Aufbruch war?" Sie wusste Bescheid. Sakura sah es ihr an. Sie wusste es. "Nun... ich bin mir nicht ganz sicher..." "Gibt es irgendetwas, das du mir erzählen möchtest, Mäuschen?", fragte sie ruhig. Oh ja, ihre Tante hatte definitiv Lunte gerochen. Natürlich hätte sie es ihr gerne erzählt. Aber wie würde sie darauf reagieren? Man sagte einer eingefleischten Kurama nicht einfach so locker ins Gesicht, dass man die letzte Zeit ziemlich oft in den Armen eines Takas verbracht und irgendwie einen erheblichen Teil zu dieser Kriegserklärung beigetragen hatte. "Es scheint, als ob du bereits weisst, was der Auslöser war", antwortete sie. "Ich habe da so meine Theorien. Aber hören möchte ich es von dir." Einmal tief Ein- und Ausatmen, dann erzählte sie ihrer Tante tatsächlich die ganze Geschichte aus ihrer Sicht. Sie begann bei der Strassenparty, erzählte von der Blood Zone, wo Sasuke sie trotz allem nicht umgebracht hatte und auch den Abend in der DDM, als er sie vor Sasori beschützt hatte, liess sie nicht aus. Nur die Möbelfabrik erwähnte sie nicht. Schlussendlich kam sie zum heutigen Tag und berichtete ihrer Tante von den aktuellen Ereignissen, aber auch das mit dem Park erzählte sie nicht. Das gehörte nur Sasuke und ihr. Ihr wurde schon beim simplen Gedanken an diesen wundervollen Moment und das beschwingende Gefühl, welches sie verspürt hatte, ganz warm. Tsunade hatte ihr aufmerksam zugehört, Sakura sah ihr aber an, dass sie innerlich einen ziemlichen Kampf mit sich selber ausfocht. Aber wer konnte ihr das auch verübeln? Ihre Tante hatte schliesslich mehr als genug schlechte Erfahrungen mit Takas gemacht und ihre Sorge war berechtigt. Dass Sakura Sasuke mochte hiess nicht, dass sie von nun an den Takas gegenüber weniger Misstrauen entgegenbrachte. "Das ist eine wirklich verrückte Geschichte, Sakura. Ich habe noch nie erlebt, geschweige denn gehört, dass irgendwelche Gangmitglieder Sympathie für Leute aus der anderen Gang empfunden haben. Du hast mir das nicht früher erzählt, weil du Angst hattest, dass ich es nicht verstehen würde, was?" "Ja... ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machen musst oder dass wir uns nicht mehr gut verstehen", gab die Rosahaarige verlegen zu. Die Beziehung zu ihrer Tante war für sie unendlich wichtig, denn im krassen Gegensatz zu ihrer Mutter, verhielt sich Tsunade sogar wie eine. "Sakura, ich sage dir jetzt eins: Ich habe in der Tat Mühe, es zu verstehen, du weisst, dass ich noch nie in meine Leben auch nur ansatzweise etwas Positives erlebt habe, was mit Takas zu tun hatte. Aber wenn es dein Weg ist, dann spürst du das. Du, aber wirklich nur du kannst wissen, was für dich richtig ist. Da kann dir weder ich, noch Naruto, noch Ino oder wer auch immer, vorschreiben, wie es sein soll. Ich vertraue dir und deinem Urteil. Du bleibst immer meine Nichte, egal, was du für einen Weg einschlagen wirst. Und...wenn er möchte, dann darf er auch hierher kommen. Ich werde nett zu ihm sein, nicht zuletzt weil er dich so oft beschützt hat." Sakura musste sich Mühe geben, die Tränen zurück zu halten. Diese Worte mussten Tsunade ganz schön viel gekostet haben. Dass sie ihn sogar unter ihrem Dach akzeptieren würde, war für Sakura der grösste Vertrauensbeweis, den ihre Tante ihr überhaupt erbringen konnte. Tsunade vertraute ihr und ihren Entscheidungen vollkommen und das tat so gut. Endlich gab es jemanden, der sie nicht verurteilte, nur weil ihre Gefühle einem Taka galten. Tsunade war natürlich nicht begeistert davon, aber das hatte sie ja auch nicht erwartet. Aber sie wusste nun davon und das tat gut. Es verstand sich auch von selbst, dass ihre Tante niemandem davon erzählen würde. Tsunade nahm sie sanft in den Arm und drückte ihr einen Kuss aufs Haar. Nun konnte sie die Tränen nicht mehr länger zurückhalten. Sie war so froh, Tsunade zu haben. Und wie sie so abends im Bett lag und versuchte einzuschlafen, vibrierte ihr Handy. Eine unbekannte Nummer. Heil im HQ angekommen. Schlaf schön und pass auf dich auf.  S. Nach dieser Nachricht schlief Sakura sofort ein. Als Erstes schaltete Sakura am Montagmorgen den Fernseher ein. Laut den News war die Nacht in Konoha relativ ruhig verlaufen und man nahm an, dass sich die Gang zurückgezogen hatten, um Strategien zu entwickeln und sich voll und ganz auf die kommenden Tage vorzubereiten. Nachdem sie gefrühstückt und sich frischgemacht hatte, streifte sie Sasukes schwarzen Kapuzenpulli über. Er roch noch immer nach ihm. Dieser Geruch, der so schwer zu beschreiben war, aber irgendwie nach Freiheit und Abenteuer duftete, liess ihr Herz sofort zwei Takte höher schlagen. Sie wollte nicht erkannt werden mit ihren rosa Haaren, die leider enorm viel Wiedererkennungswert aufwiesen und dazu war dieser Hoodie genau das Richtige. Auch die Kette mit dem Fuchs daran, liess sie heute zu Hause, riskieren wollte sie nämlich nichts. Als sie gerade die Wohnung verlassen wollte, kam Tsunade aus der Küche geeilt und schnappte sich ihre Handtasche. "Warte, Sakura, ich fahre dich! Kommt ja wohl nicht in Frage, dass du dich unter diesen Umständen alleine in die Stadt begibst."  Tsunade hatte schon recht. Aber sie wollte nicht, dass sie hier plötzlich bewacht werden musste. Jedenfalls schlug sie das Angebot nicht aus, man wurde schliesslich nicht jeden Tag zu Schule gefahren.  Tsunades alter Fiat wartete bereits in der Garage im Hinterhof des Wohnblocks. Sie quetschten sich in das nicht allzu grosse Gefährt und ihre Tante fuhr los. Oder vielleicht besser gesagt: Sie raste los. Tsunade hatte nämlich einen ziemlich rauen Fahrstil, was bedeutete, dass sie meistens zu schnell fuhr und das Auto nicht gerade sanft durch die Kurven lenkte. So war ihre Tante nun mal - temperamentvoll. Sakura beobachtete Konoha genau, als sie durch die Strassen zum South brausten. Tatsächlich hatte sich die Stadt auf eine gewisse Weise verändert. An vielen Ecken sah man Polizeiautos und Patrouillen stehen, in mehreren, frischen Graffitis konnte man feindliche Äusserungen über Kuramas oder Takas erkennen, manche enthielten gar kriegerische Botschaften oder ganz einfach polizeifeindliche Ausdrücke. Ausserdem waren deutlich weniger Leute auf den Strassen unterwegs, als an jedem anderen Montag: Die Stadt befand sich im Alarmzustand. In ihrem Kopf schlich immer noch die Angst um Naruto und die anderen herum und sie hoffte, dass Hinata und Ino sie heute endlich entwarnen konnten. Tsunade setzte sie am Schulhof ab und düste dann weiter, in Richtung ihres Advokaturbüros, welches ebenfalls im South lag, jedoch genau auf der entgegengesetzten Seite. Selbst als Sakura sich auf den Weg zum Schulgebäude begab und somit den Pausenhof überquerte, war deutlich zu spüren, das heute kein normaler Tag war. Die Blicke der Schüler waren anders. Alle schienen sich zu fragen, ob Sakura auch in die gestrige Strassenschlacht verwickelt gewesen war, das Getuschel entging ihr natürlich nicht. Sie schenkte ihnen keine Beachtung,denn eigentlich interessierte sie auch nicht, was sie alle dachten. Schnurstracks steuerte sie den Chemieraum an, wo sie ihre erste Stunde hatten. Wie sei Chemie hasste! Das Ganze war ihr einfach zu abstrakt, als dass sie es sich hätte vorstellen können. Aber war blieb einem schon anderes übrig? Man fügte sich dem Schicksal. "Saku!" Als Sakura den Raum erreichte kam ihr sogleich Ino entgegen und fiel ihr stürmisch um den Hals. "Dir geht es gut!" Hinata kam ebenfalls hastig angelaufen. "Himmel, Cherry ich kann gar nicht fassen, was in den letzten vierundzwanzig Stunden geschehen ist!" "Ich auch nicht. Ich bin auch froh, dass euch nichts passiert ist! Himmel..."  Gemeinsam verzogen sie sich in die hinterste Ecke des Zimmers, um so einigermassen ungestört sein zu können. Die Stunde würde erst in fünf Minuten beginnen. "Jetzt müsst ihr mir aber eins sagen: Was ist mit Naruto, Kiba, Shika und den anderen?" Die eine Frage, deren Antwort sie gerade jetzt am meisten fürchtete. "Keine Sorge, denen geht es gut. Der innere Kreis ist noch vollständig", beruhigte Hinata ihre nervöse Freundin, die nun erleichtert aufseufzte. "Ein Glück... aber es hat Opfer gegeben oder?" Die beiden nickten traurig. Also hatte der äussere Kreis wohl einige Verluste einstecken müssen. Bei Blood Zones war es ja schon schlimm, Leute zu verlieren und jetzt also auch noch in einem Bandenkrieg? Sakura bat die beiden darum, ihr die Details zu erzählen, die beiden wussten aber auch nicht mehr, da sie gestern sofort von Shikamaru und Choji nach Hause gebracht worden waren. Die beiden bestätigten ihr aber, dass die Lage sehr ernst war.  Keine der drei konnte sich an diesem Morgen auf die Schule konzentrieren und in der Mittagspause redeten sie ununterbrochen über die Geschehnisse. Sakura bemerkte, dass Ino sich irgendwie anders verhielt, als in den letzten Tagen, konnte aber nicht genau sagen, warum.  Irgendwann rief Sakura Naruto an, da sie das dringende Bedürfnis verspürte, das Ganze noch aus der Sicht des Leaders zu hören. "Cherry!", ertönte es am anderen Ende der Leitung erleichtert. "Naruto! Meine Güte, geht es euch gut?" "Keine Angst, Saku, es ist alles in Ordnung." Eine Weile schwiegen sie, da sie beide wussten, dass dies nicht stimmte. "Naruto... hast du meinetwegen den Krieg erklärt?" Es dauerte einen Moment, bis sie eine Antwort erhielt. "Ich sag dir jetzt mal, wie das Ganze abgelaufen ist. Ino hat dir ja wohl schon davon erzählt. Nun, als auch Demon von der Bildfläche verschwunden ist, sind die Takas ausgerastet. Sie sagten, wir würden ihnen eines der wichtigsten Mitglieder abspenstig machen und dass wir aufhören sollen, dich auf ihn anzusetzen. Das hat mich so fuchsteufelswild gemacht, dass ich ihnen meine Meinung gesagt habe. So leid es mir tut, Cherry, ich glaube nach wie vor, dass Sasuke dir nichts Gutes will, auch wenn er so tut. Das Fass stand kurz vorm Überlaufen und dann haben wir begonnen, uns Sachen aus vergangenen Zeiten an den Kopf zu werfen, was die anderen getan haben, was wir getan haben und wem denn jetzt die Strassen gehören, blablabla und so weiter. Wir waren uns einig, dass es nur eine grosse Gang in Konoha geben und dass es nicht länger Platz für zwei haben kann. Somit war der Krieg eigentlich erklärt. Es brauchte nur noch ausgesprochen zu werden und den Rest kennst du ja. Es war absehbar, dass dieser Tag kommen würde und nun ist es soweit. Ich habe also nicht eigentlich wegen dir den Krieg erklärt." Sakura wusste gerade nicht, was sie darauf antworten sollte. Auf eine Art war sie froh, aber andererseits konnte sie ihm das nicht vollständig abkaufen. "Danke, Naruto", erwiderte sie trotzdem. "Sakura, es tut mir leid, wie ich mich in letzter Zeit verhalten habe. Du gehörst zu uns. Wir wollen dich einfach beschützen und ich hoffe, das weisst du. Unsere Tür steht dir immer offen." Sakura kamen schon wieder die Tränen. Ständig war sie am Heulen in letzter Zeit. Das durfte ja nicht wahr sein. "Ich weiss, dass ihr mir nur Gutes wollt. Vielen Dank, Naruto..." Später an diesem Tag beschlossen die Mädchen, nach der Schule ins HQ zu gehen. Es war klar, dass sie Schleichwege ins Little East nehmen mussten, um nicht aufzufallen oder irgendeinem potenziellen Verfolger den Standort des HQs zu verraten. Aber die drei sahen ja nicht wirklich aus, als ob sie einer kriminellen Gang angehören würden. Sie konnten das Klingeln der Pausenglocke heute kaum erwarten und je mehr sich der Zeiger der Ziffer Fünf näherte, desto aufgeregter waren die drei Mädchen. Sie hofften, dass alles gut gehen würde. Kapitel 11: Die Ruhe vor dem Sturm ---------------------------------- Auf einem grossen Umweg durch Seitengassen, Schleichwege und Hintereingänge von heruntergekommenen Wohnhäusern, gelangten die drei Mädchen ins Little East, nahe an das HQ. Vorsichtig hatten sie immer wieder geprüft, ob ihnen irgendjemand folgte, da das aber nicht der Fall gewesen war, setzten sie ihren Weg fort. Wenn ein paar Takas sie gesehen hätten, dann wäre es für sie ein Leichtes, ihnen hinterher zu schleichen und so das HQ der Kuramas aufzuspüren. Hier, in einem beinahe unbewohnten Wohnblock, gab es einen Keller, der sie seit Jahrzehnten mit dem Haupttunnel des HQs verband. Diesen benutzen sie eigentlich eher selten, da dieser schlecht ausgeleuchtet und eher schmutzig war, aber nun war es wohl oder übel wieder einmal an der Zeit, sich durch die dunklen Gänge zu schleichen. Tunnel dieser Sorte gab es noch zwei weitere, jedoch führten diese in die anderen Richtungen des Little Easts. Diese Gänge bestanden schon, seit die Lagerhallen gebaut worden waren, zu welchem Zweck war unklar. Es war gut möglich, dass schon vorher Kriminelle wie Schmuggler, oder Dealer dort ihre Waren gelagert hatten, für die wäre der zusätzliche Bau von Tunneln jedenfalls ein Vorteil gewesen. Im Treppenhaus des Blocks roch es penetrant nach Salmiak und Bratfett. Möglichst unbemerkt schlichen sich die drei in den Keller hinunter, wo sich die verschiedenen Abteile der Bewohner befanden, die aber kaum benutzt wurden und somit grösstenteils leer standen. Die meisten Leute waren schon aus diesem baufälligen Gebäude ausgezogen, bevor das Little East zum neuen Armenviertel der Stadt degradiert worden war und nun lebten hier wirklich nur noch Menschen, die es knapp über die Runden schafften. In den hintersten Abteilen tummelte sich eigentlich nur noch der ganze Schrott, den niemand mehr benötigte. Und dort, hinten links, gut abgeschirmt in einem der Abteile, befand sich ein grosser, alter Boilertank. Diesen musste man zur Seite schieben, um eine unscheinbare Klappe im Boden zum Vorschein zu bringen. Der Gang wurde äusserst selten benutzt und war auch dementsprechend verstaubt und schmutzig. Eine kleine Leiter führte ein kurzes Stück nach unten in die Dunkelheit. Hierbei war es von Vorteil, eine der Taschenlampen mitzunehmen, die sich oben im Kellerabteil auf einem Regal, zwischen all dem anderen Gerümpel, befanden. Die Batterien mussten stets funktionieren, dafür war derjenige zuständig, der die Lampe zuletzt benutzte. Jedenfalls funktionierte die Taschenlampe einwandfrei und somit schlichen sich die drei nach unten. Ino war die Letzte und verschloss die Klappe hinter ihnen wieder. Nun konnten sie den Tank zwar nicht mehr zurückrollen, aber diese unscheinbare Tür in der Ecke bemerkte man sowieso nicht - schon gar nicht bei der schummrigen Beleuchtung im Keller. Sakura ging also mit der Taschenlampe voraus, während die anderen beiden ihr dicht auf den Fersen blieben. "Himmel, ich hab schon längst verdrängt, wie eklig dieser verflixte Tunnel eigentlich ist. Schon fast eine Zumutung, dass wir den benutzen müssen!", ärgerte sich Ino, während sie die Spinnweben vor ihrer Nase zu Seite schob. "Wirklich ekelhaft!" Sakura und Hinata lachten kopfschüttelnd. Ino hatte schon recht, die Tunnel hatten echt schon bessere Zeiten gesehen, anders konnte man es wohl kaum ausdrücken. Es war kühl und die Luft war wahrlich auch nicht mehr die beste. Aber diese Tunnel zur Verfügung zu haben, war ein Geschenk für ihre Gang, da sie so sich und das HQ besser schützen konnten. Sie durften besonders jetzt nicht riskieren, den normalen Eingang zu benutzen, denn so würden sie, wie bereits erwähnt, nur den Takas und der Polizei einen Dienst erweisen. Ungefähr fünf Minuten dauerte der Weg durch den Gang, ehe sie zur Tür kamen, die in die Kellergewölbe des HQs führten. Die Mädchen erklommen die Leiter und klopften sich oben angekommen danach den ganzen Staub aus Kleidern und Haaren. Ino riss eine Haarbürste aus ihrer Handtasche und kämmte sich dann energisch und fluchend ihre langen, blonden Haare. Als sie dann die Tür zum Aufenthaltsraum aufstiessen blickten sie zuerst in eine Reihe Pistolenläufe, die allesamt auf sie gerichtet waren, worauf die Mädchen entsetzt aufschrien. Die Kuramas nahmen die Knarren sogleich wieder runter und seufzten erleichtert. "Heilige Scheisse, was soll der Mist, Leute?!", wetterte Ino aufgebracht. "Habt ihr sie denn noch alle?!" "Na, ihr habt euch nicht angemeldet! Ihr müsst uns schreiben, wenn ihr durch die Tunnel kommt, sonst wissen wir nicht, wer da ist!", protestierte Lee lautstark. Ach herrje, genau! Wenn man durch den Haupteingang kam, konnte man sich angekündigt, aber nicht wenn man durch die Tunnel kam. Das hätte auch etwas ins Auge gehen können... "Sorry, wir haben die Tunnel einfach schon zu lange nicht mehr benutzt", schlichtete Sakura die aufgebrachte Menge, die sich nun langsam aber sicher wieder zu beruhigen schien. "Ist ja jetzt auch egal", meinte Naruto und schmiss sich seufzend wieder auf die Couch. "Sag mal, weiss jemand, wo sich die Leute des Outer Circle verteilt haben? Ich war so k.o, dass ich die Hälfte verpasst habe. Genius?" Shikamaru machte ein paar Schritte in Richtung der einen Hallenwand und wies auf eine Karte. "Augen aufmachen, Big Fox. Ich hab hier eine Karte von Konoha, auf der die Positionen mit Stecknadeln markiert sind. Blau ist der Outer Circle, Rot der Inner Circle. Im Moment ist niemand vom inneren Kreis, unterwegs." "War Sora heute schon da?" Naruto nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Bierflasche. Shikamaru nickte. Man durfte das ganze so verstehen: Der Outer Circle bestand aus vielen kleineren Gangs, die aber trotzdem zu den Kurama Foxes gehörten und Sora war quasi deren Koordinator. Es war ein ganz schön kompliziertes Regime. Die kleineren Gangs schlossen sich logischerweise den grösseren an, denn so war man automatisch besser bedient, als sich als kleine unbedeutende Gang durchzuschlagen. Man profitierte also auch von den Vorzügen, die die Grossen genossen. Sie unterstanden aber so dem Inner Circle. Naruto jedoch bestand darauf, das jedes Gangmitglied gleich behandelt wurde, egal ob Inner oder Outer. "Auch die Takas haben diverse Gruppen der Äusseren aufgestellt, aber sie lassen einander fürs Erste noch in Ruhe. Wird aber wohl nicht mehr allzu lange dauern, bis sie sich in die Haare geraten." Naruto nickte seufzend. "Was meinst du, Shika, vielleicht sollten wir sie irgendwie aus der Versenkung locken? Ich meine ihre Inneren. Das sind schlussendlich diejenigen, die uns interessieren." Shikamaru nickte. "Es wäre eine Idee." "Ich weiss nicht, vielleicht sollten wir auch einfach abwarten", meinte nun Neji, der auf dem Sofa sass und seinen Arm um Tenten gelegt hatte. "Wir kennen die Takas ja. Itachi ist nicht der Typ, der abwartet. Früher oder später platzt ihm der Kragen und er beginnt den Strassenkampf. Und ich glaube, das wird schon ziemlich bald der Fall sein." "Neji hat recht. Wir sollten warten und uns etwas von gestern erholen, bevor es dann richtig losgeht", stimmte Temari zu. "Alles klar. Seid ihr alle dafür?" Ein einseitiges Kopfnicken und müde Gesichter machten jedes weitere Abstimmen unnötig. "Dann ruht euch etwas aus. Oder trainiert, was auch immer ihr braucht, um euch vorzubereiten. Aber ich kann euch sagen: Das wird eine verdammt harte Zeit." Nach der Besprechung verzogen sich viele in die Trainingsräume, andere machten sich auf den Weg zum Krankentrakt oder den Schlafräumen. "Cherry, alles klar?" Tenten legte Sakura die Hand auf die Schulter. "Du hast uns ja ganz schöne Sorgen bereitet gestern." "Alles klar, danke, Weapon." Tentens Bandenname kam von ihrem Talent im Umgang mit Waffen jeglicher Art. Sie war sogar zur Aufsicht des Waffenarsenals erklärt worden. Sie war es meistens, die mit Orochimaru verhandelte, wenn die Gang sich neue Messer oder Schusswaffen zulegen wollte, da ihr feines Gespür für qualitative Waffen kaum zu schlagen war. Denn Orochimaru verkaufte seinen Kunden gerne Humbug zu einem überrissenen Preis. "Sakura!" Naruto hatte sich schon wieder von der Couch erhoben und kam auf sie zu. Gegen Sakuras Erwartungen nahm er sie in den Arm und drückte sie an sich. "Mach das nie wieder! Was glaubst du eigentlich, wie viele Sorgen du uns bereitet hast? Es ist sogar soweit gekommen, dass wir dachten, sie hätten das alles geplant, um dich als Geisel im Krieg zu haben!" Naruto klang nicht wirklich wütend. Nur besorgt. "Und als Ino uns dann entwarnt hat ist uns allen ein Stein vom Herzen gefallen. Tu mir den Gefallen und geh nicht mehr alleine raus, ja?" Sakura war ziemlich perplex und gleichzeitig gerührt. Trotz allem hörte sie in Narutos Stimme, dass seine Bitte wohl eher als Befehl zu verstehen war. "Mach ich, Naruto. Es tut mir leid." Naruto seufzte nur. "Schon okay. Melde dich doch einfach etwas mehr." Er wandte sich nun auch an Ino und Hinata. "Ich hab's den anderen Mädels schon gesagt, wir haben abgemacht, dass ihr mir oder Shikamaru jeden Abend eine SMS schreibt, damit wir wissen, dass es euch gut geht. Wenn keine SMS kommt dann müssen wir davon ausgehen, dass etwas passiert ist. Also ladet eure Handys immer auf und stellt einen Alarm ein, der euch daran erinnert, dass ihr schreiben müsst." Die drei nickten und taten wie geheissen. Das alles hörte sich vielleicht für Aussenstehende etwas paranoid an, jedoch waren diese Massnahmen in keinster Weise übertrieben. Im Krieg war alles möglich, auch Entführungen und Überfälle waren keine Seltenheit. Hinata tippte nervös ihre Zeigefinger aneinander und ihre Wangen waren knallrot angelaufen. Die Arme hätte wohl gerne etwas mehr Aufmerksamkeit von Naruto. Aber typisch, Naruto bemerkte wieder einmal gar nichts. Sie nahm sich vor, ihn heute noch darauf anzusprechen. Naruto höchstpersönlich war es, der Sakura heute nach Hause brachte, gut getarnt durch einen Helm und ein Halstuch, das er sich über Mund und Nase gezogen hatte. Er schnappte sich dieses Mal aber nicht sein getuntes und mit Gangsymbolen und anderen Kritzeleien besprühtes Motorrad. Jetzt waren die Motorräder dran, mit denen sonst eigentlich niemand herumfuhr. Genau für solche Situationen hatten die Gangs drei weitere, unauffällige Motorräder, die man so auch auf der Strasse antreffen konnte. Sakura streifte sich ebenfalls einen Helm über, obwohl eigentlich nie jemand Helme trug. Aber es galt so unauffällig wie möglich zu bleiben. Die Strassen Konohas waren im Vergleich zu anderen Abenden beinahe leergefegt. Die meisten Einwohner erledigten wohl nur das Nötigste, um sich gleich wieder in Sicherheit zu bringen. Streifenwagen waren vielerorts positioniert, aber im Vergleich zu der Grösse Konohas, waren es viel zu wenige. Die hiesige Polizei war dieser riesigen Stadt voller Kriminalität einfach nicht gewachsen, war für die Gangs ein reiner Vorteil darstellte. Naruto und sie kamen ohne weitere Probleme an den Streifen vorbei, obwohl sie einige misstrauische Blicke ernteten, aber so guckten die Cops momentan wohl jeden Motorradfahrer an. Wenn die wüssten, dass ihnen hier gerade der Kurama-Leader höchstpersönlich durch die Lappen ging. Da Naruto aber in mässigem Tempo fuhr und auch sonst nichts Auffälliges an ihnen war, schenkten sie ihnen daraufhin keine weitere Beachtung mehr. Es war bereits dunkel, als sie Sakuras Block erreichten. Sakura stieg von Narutos Motorrad und nahm den Helm vom Kopf. "Kommst du morgen ins HQ?", fragte Naruto. "Nein, wahrscheinlich nicht. Ich habe Tsunade versprochen, wieder einmal mit ihr zu Abend zu essen. Aber haltet mich auf dem Laufenden, ja?" Naruto grinste. "Alles klar. Du und deine Tante seht euch viel zu wenig, dabei wohnt ihr im selben Haus." Sakura lachte. "Es ist nur so schwierig, wenn sie dauernd arbeiten muss und ich mehr im HQ als zu Hause bin." Dann fiel ihr noch etwas ein. "Ach, Naruto. Noch etwas: Sprich doch etwas öfter mit Hinata, sie würde sich bestimmt freuen." Naruto sah sie fragend an. Himmel, in solchen Sachen hatte der Junge einfach eine elend lange Leitung. "Warum denn?" "Naruto... Hinata kann dich gut leiden." "Wirklich?" Es brauchte viel Überwindung, damit Sakura sich nicht mit der Hand gegen die Stirn klatschte. "Ja, das tut sie! Schenk' ihr doch auch etwas mehr Aufmerksamkeit." Naruto nickte zuerst etwas verwirrt, dann lächelte er. "Alles klar, mach ich, Saku." "Super!" Sie hoffte, dass er es auch tun und nicht vor lauter Bandenkrieg vergessen würde. "Sag mal, muss ich dir denn jetzt noch eine Nachricht schreiben oder glaubst du mir, dass ich heil angekommen bin?" Naruto lachte. "Nee, ich glaub dir das jetzt mal, vertrauensvoll wie ich bin." Dann setzte auch er seinen Helm wieder auf und hängte Sakuras an den Lenker. "Schlaf gut, Saku, bis bald." "Bis bald, Naruto, pass auf dich auf." An diesem Abend spürte Sakura ein komisches Ziehen in der Herzgegend und sie wusste auch genau, warum. Kurzerhand kramte sie ihr Handy hervor und tippte eine Nachricht an Sasuke. Sie vermisste ihn schon nach einem Tag! War das zu fassen? Hey, alles klar bei dir? =) Cherry Es dauerte keine fünf Minuten, bis ihr Handy sich neben ihr, auf dem Kopfkissen bemerkbar machte. Jep. Kommst du morgen zur Möbelfabrik? Von den Takas musst du dich noch nicht fürchten, die rüsten sich noch. Im LE haben sie niemanden positioniert, einfach vom N fernhalten. Ich würde dich abholen, wenn ich könnte... Und wie sie ihn sehen wollte! Auf jeden Fall. Ich passe auf. Bin um acht dort. Schlaf schön. Sie wartete noch Sasukes Antwort ab, in der er ihr ebenfalls gute Nacht wünschte, dann schlief sie ein. Der nächste Tag ging nur quälend langsam vorbei. Wie nervös sie war! Als dann doch irgendwann in dieser Ewigkeit die erlösende Pausenglocke ertönte und sich die Schüler von ihren Bänken erhoben, begann Sakuras Herz langsam aber sicher zu klopfen. Jetzt nur noch nach Hause, zu Abend essen und dann zu Sasuke... Zu Hause begann sie Risotto zu kochen, das Einzige, was sie wirklich kochen konnte. Tsunade war umso erfreuter, als ihr der verführerische Duft bereits auf der Türschwelle entgegenschlug und stellte sich dann neben ihre Nichte in die Küche, um noch zwei Rindskoteletts zu braten. Es war ein richtig gemütliches Abendessen und sie mieden dieses Mal den Bandenkrieg als Gesprächsthema. Es war nicht gut, sich ständig nur mit solchen Sachen zu beschäftigen Ihrer Tante erzählte sie nichts von dem bevorstehenden Treffen mit Sasuke, denn sie würde es nicht gutheissen, auch wenn sie vor kurzem eine klärende Aussprache gehabt hatten. Und obwohl sie es hasste, Tsunade anzulügen, war ihr bewusst, dass ihr nichts anderes übrig blieb. Sie behauptete, dass sie noch einmal ins HQ gehen wollte und ihre Tante bot ihr bereitwillig an, sie bis zum Tunneleingang im LE zu fahren. Sakura plagte das schlechte Gewissen, als ihre Tante sie vor dem Wohnblock absetzte, in dessen Keller sich der Tunnel zum HQ befand. Sie würde ihn heute kein zweites Mal benutzen, aber Tsunade sollte das nicht wissen. "Lass dich von den Jungs nach Hause fahren, ja, Mäuschen?" "Klar, mache ich. Danke und bis später." Sakura verschwand in dem Wohnblock und wartete, bis Tsunades Fiat ausser ihrer Hörweite war. Glücklicherweise war der Wohnblock nicht allzu weit von der Möbelfabrik entfernt. Es waren noch knappe zehn Minuten Fussweg, den sie natürlich mit äusserster Vorsicht zurücklegte. Bald stand sie also vor der unscheinbaren Tür, die sie nach einem Kontrollblick über die Umgebung öffnete und leise eintrat. Vom oberen Stock her konnte sie bereits Klaviergeklimper hören, fast, als suche er nach einer passenden Melodie. Leise schritt sie voran und versuchte, die Treppe nicht zu sehr zum Knarren zu bringen, was ihr aber trotz aller Mühen nicht gelang. Wahrscheinlich hörte er es trotzdem nicht. Oben angekommen stellte sie sich rücklings an die Wand, um noch ein wenig lauschen zu können. Schon bald hielt  sie es aber nicht mehr aus und machte dann doch einen Schritt in den Raum mit dem Klavier. Sasuke klimperte lächelnd weiter. "Ich habe dich gehört." Sie seufzte. "Und ich dachte, ich hätte mich gerade filmreif angeschlichen." "Da musst du wohl noch ein wenig üben." Nun wanderten seine dunklen Augen zu ihr und er nahm seine Finger von den Tasten. Sakura wäre am liebsten auf der Stelle auf- und abgehüpft, so sehr brachte sein intensiver Blick ihr Herz zum springen. Er nahm vorsichtig ihre Hand und drückte sie sachte. Sie war ganz warm. Diesem Blick hielt sie kaum stand. Es fühlte sich an, als ob er direkt durch ihre Augen in ihr Innerstes blicken könnte. Das klang jetzt vielleicht kitschig aber... es war einfach so. Sasuke umarmte sie ganz vorsichtig, bis sie es ihm gleichtat und dann wurde sein Griff um sie fester. Er drückte sie an sich, als hätten sie sich schon ewig nicht mehr gesehen. Und ja, genauso fühlte es sich an. Auch für sie. Sie spürte seinen warmen Atem an ihrem Ohr. "Ich hab dich vermisst", flüsterte sie. Mit einem Mal war ihr schlechtes Gewissen wie weggeblasen Sasuke drückte sie nur noch fester an sich, die Arme um ihren Rücken geschlungen. Er war einiges grösser als sie. "Und ich dich erst", flüsterte er zurück. Seine Hände wanderten von ihrem Rücken aufwärts, bis er ihr Gesicht in den Händen hatte und sie daraufhin sanft küsste. Das warme Gefühl, welches sie nun durchflutete brachte sie dazu, sich noch enger an ihn zu schmiegen. Es war so wunderschön. Sanft strich er mit seinen Händen über ihre Arme, was ihr einen wohligen Schauer über die Haut jagte und sie verspürte den starken Drang in sich, ihn nie mehr los zu lassen. Er tippte mit der Zunge vorsichtig gegen ihre Lippen und sie liess ihn gewähren. Sie hatte schon einige Male geküsst, ja das stimmte. Aber niemals, nein, niemals hatte es sich so wunderbar und gut angefühlt, wie bei ihm. Es war einfach nur berauschend und sie fühlte sich so geborgen, wie schon lange nicht mehr. Er strich mit seinen warmen Händen ihren Seiten entlang und ihr ganzer Körper begann zu kribbeln. "Du fühlst dich gut an...", murmelte er in ihr Haar, als sie sich kurz voneinander lösten. Danach wanderte er mit seinen Küssen langsam ihren Hals hinab und sie strich ihm sanft durch sein weiches Haar. Das Kribbeln wurde mit jeder Berührung stärker und sie drückte ihn nur noch mehr an sich. "Sakura..." "Hm?" "Ich liebe dich", murmelte er. Ihr Herz machte einen Satz. Hatte er das jetzt wirklich gesagt? Konnte er das überhaupt schon sagen? Sie kannten sich doch noch gar nicht lange. Aber sie wusste, dass diese Frage überflüssig war, denn ihr ging es genauso. Da war diese Gewissheit, dass sie aneinander etwas ganz besonderes hatten. Zum ersten Mal fühlte es sich für Sakura wirklich richtig an, diese Worte von einem Jungen zu hören. Mit so simplen Worten konnte er all ihren Selbstzweifel für diesen einen Moment vollkommen den Garaus machen. "Ich liebe DICH." Mehr brachte sie nicht hervor. Die beiden liessen sich langsam auf die Matratze sinken. Seine Hände wanderten vorsichtig ihren Rücken auf und ab. Er blieb so sanft, als ob sie aus Porzellan wäre. Er fasste sie auch nirgends an, wo es sonst die meisten Jungs sofort taten. Als ob er mit einer einzigen falschen Bewegung alles kaputt machen könnte. Und sie spürte, dass ihm das nicht unbedingt leicht fiel. Gemeinsam legten sie sich hin und er zog sie an sich, wo er ihr wieder durchs Haar strich und sie weiter und weiter küsste und streichelte. Irgendwann kuschelte sie sich an ihn und er küsste sie auf die Stirn. Es war gut, dass sie es nicht allzu schnell angingen. Gut Ding wollte ja bekanntlich Weile haben, oder nicht? Sakuras Haut war ganz heiss, dort wo seine Lippen gewesen waren und sie fühlte sich einfach nur wohl. Wenn sie nur hierbleiben könnte... Ein sanftes Rütteln weckte Sakura, worauf sie erschrocken die Augen aufriss. "Wie spät ist es?!", rief sie und fuhr hastig hoch. Sasuke lachte amüsiert. "Halb zwölf. Soll ich dich nach Hause fahren?" "Gerne. Ich würde ja wirklich länger bleiben, aber ich muss morgen zur Schule." Ihr wurde in diesem Moment bewusst, wie zerzaust sie gerade aussehen musste. Hektisch strich sie sich die Haare glatt. Eigentlich wollte sie nicht gehen und der Gedanke an die Schule löste in ihr nur pure Demotivation aus. "Keine Ursache. Ich muss morgen auch um sieben auf dem Plan stehen, weil Itachi irgendwas besprechen will, bevor alle zu ihren Jobs und so ausschwärmen... wegen dem Krieg." Stillschweigend hatten sie ein Abkommen getroffen, das ihnen verbot, über Kriegspläne oder über Kriegsbegebenheiten zu sprechen. Das würde alles nur kaputt machen. Einmal mehr wurde ihnen bewusst, wie schwierig die Umstände und die Kluft zwischen ihnen, eigentlich waren. Die beiden erhoben sich seufzend und nur wenig später standen sie vor der Tür von Sakuras Wohnblock. Weder sie noch Sasuke sagten noch viel. Das brauchten sie auch nicht. Er lächelte sie nur an und sie lächelte zurück. Ein Kuss auf den Mund, ein Kuss auf die Stirn und weg war er. Kapitel 12: N1O6 ---------------- Die nächsten zwei Tage verliefen gegen alle Erwartungen erstaunlich ruhig. Beinahe hätte man vergessen können, dass Konoha am Anfang eines Bandenkrieges stand. Weder die Takas, noch die Kuramas gaben in dieser Zeit irgendein Lebenszeichen von sich, doch die Strassen ausserhalb der Downtown blieben trotzdem wie leergefegt. Niemand traute dieser trügerischen Ruhe. Sakura machte sich nach der Schule, in Begleitung von Ino und Hinata auf zum Friseur. Ihre rosaroten Haare waren einfach zu auffällig, das war klar. Ein kastanienbrauner Haarschopf war in einer grossen Menge schwerer auszumachen, als ein rosafarbener. Deshalb war es heute Maito Gais Aufgabe, ihre Haare zu färben. Kastanienbraun - das würde gut zu ihren grünen Augen passen.  "Sag mal, Sakura-chan, soll ich dir denn nur die Haare färben oder gleich noch etwas schneiden?", fragte Gai, völlig in seinem Element, während er bereits voller Vorfreude mit der Schere in der Luft herumschnippelte. Bis jetzt war es eigentlich nur der Plan gewesen, die Haare zu färben, aber wenn er es so sagte... ihre Haare waren schon wieder ziemlich lang. Vielleicht... vielleicht sollte sie sie wieder schulterlang schneiden. So wie damals. Ja, vielleicht war e an der Zeit, den alten Zeiten den Kampf anzusagen. Kin hatte ihr mit dieser Aktion damals den letzten Rest ihres Selbstbewusstseins zu nehmen versucht. Wenn sie jetzt mit kurzen Haaren selbstbewusst auftreten konnte, dann hatte sie erneut gewonnen. Vielleicht war es von Vorteil, in Zeiten des Aufruhrs eine Veränderung zuzulassen. "Gut Idee, Gai. Könntest du sie mir schulterlang schneiden?" Ino kramte ihr Handy hervor und zeigte dem Friseur ein altes Bild von Sakura, wie sie mit den kurzen Haaren ausgesehen hatte. "Ich erinnere mich sogar noch daran. Kein Problem, das kriegen wir hin. Das wird dir wieder super stehen." Zwei geschlagene Stunden schnippelte und färbte Gai an ihren Haaren herum, bis das Ergebnis für ihn endlich zufriedenstellend war. "Ich kann der Nichte der guten Flame doch nicht einfach einen zweitklassigen Haarschnitt verpassen!" Gai drehte sie zum Spiegel und was Sakura sah, war eine echte Überraschung. Es war das erste Mal, dass Sakura ihre Haare hatte färben lassen und es fühlte sich ungewohnt an. Aber tatsächlich, es stand ihr wohl recht gut. Und ihren Zweck erfüllte die Farbe allemal. "Danke, Gai! Das sieht toll aus!" "Gerne geschehen! Nur das Beste für die Kuramas!" Es war ein sehr angenehmes Gefühl, ohne Kapuze durch die Strassen zu laufen. Naja, es waren zwar nur wenige Leute unterwegs, aber so würde man sie in einer grossen Menschenmenge nicht gleich ausfindig machen können. Auffälligkeiten konnten einem besonders im Krieg leicht zum Verhängnis werden. Auf dem gewohnten Schleichweg durch den Südtunnel gelangten die drei Mädchen ins HQ, dieses Mal hatten sie sich aber vorher per SMS bei Naruto gemeldet.  Im HQ war die Hölle los. Die Leute liefen wild durcheinander, aufgeregte Rufe und das Aufheulen von Motoren erfüllten den Raum. Eine Gruppe hatte sich um einen der Fernseher versammelt und starrte fassungslos auf den Bildschirm. Im Zentrum der Downtown, dem Monument Place, ein Platz, mir einer riesigen Statue von einem der ersten Bürgermeister Konohas in der Mitte, brannte etwas. Zuerst dachte Sakura, es sei die Statue selbst, was ziemlich komisch war, da diese ja aus gemeisseltem Stein bestand, doch bei genauerem Hinsehen erkannte sie, was da genau brannte.  Es war eine riesige Flagge der Kuramas, die hier in Flammen aufging. Nein, es war nicht nur eine. Die ganze Statue und die umstehenden Strassenlaternen waren mit diesen Flaggen bestückt, die nun langsam von den Flammen zerfressen wurden. Die Kamera zeigte den ganzen Platz, der nun einer Stätte für irgendein feierliches Ritual glich, jedoch empfand es wohl keiner ausser den Takas als feierlich. Nun zeigten sie eine Hausmauer, auf der in blutroten Lettern zu lesen war: "Hell's waiting for you, nine tailed scum! N1O6." Und dann war da noch ein hässlicher Totenkopf gekritzelt. Sakura hatte genug gesehen und schnappte sich geistesgegenwärtig den mehr als wütend aussehenden Naruto, der gerade unterwegs zu den Motorrädern war. "Was um Himmels Willen ist hier eigentlich los, Naruto?!" Eigentlich hatte sie sich ja längst selbst einen Reim darauf gemacht, aber sie wollte es von ihrem Boss örem "Hast es ja gesehen! Wie wir es erwartet haben ist Itachi nicht der Typ, der wartet. Es geht los!" "Und was bedeutet dieses N1O6?" "Sechzehnte Strasse, North. Ein Code, den die Polizei nicht von Anfang an schnallt. Das hoffe ich jedenfalls. Dort treiben sie sich wohl herum und warten. Wir werden uns einfach an der grossen Kreuzung am Ende der 16. Strasse aufstellen. Die sollen kommen, wenn sie kämpfen wollen." Sakura packte ihn noch einmal am Arm. "Habt ihr das gut durchdacht?" "Haben wir. Shizune wird gleich kommen, damit sie bereit ist, wenn es Verletzte gibt. Und Tsuna auch. Könntet ihr drei ein wenig die Leute hier unterstützen? Shika und einige andere bleiben hier, es braucht schliesslich auch noch Leute zur Koordination." Sakura nickte nur. Das alles ging so furchtbar schnell! "Pass auf dich auf, Naruto." "Du auch!" Er musterte sie für einen Augenblick. "Toller Haarschnitt und coole Farbe!"  Und damit war er weg.  Hastig liefen die Mädchen zu Shikamaru, der in einem, mit etwas älteren Computer-Modellen ausgestatteten Nebenraum, irgendetwas auf der Tastatur herumtippte. "Sag mal, taugen die Kisten überhaupt noch etwas?" Ino hob fragend eine Augenbraue. "Was glaubst du eigentlich, was ich die letzten zwei Tage gemacht habe, Flowie?", grummelte er. "Ich hab die Dinger wieder etwas auf Vordermann gebracht und jetzt laufen sie wieder richtig gut. Weisst du noch, als uns die Polizei heimlich fünf Peilsender an den Motorrädern befestigt hat, wir es aber früh genug bemerkten und sie deaktivieren konnten? Genau diese habe ich aufbewahrt und nun habe ich sie einigen von uns gegeben. Naruto, Neji und Sai haben je einen, dann noch Sora vom Outer Circle und einer bleibt hier. Den nehme ich, falls ich mal hier rausgehe, an mich." "Weil du der Vize bist, was?", schlussfolgerte Hinata und Shikamaru nickte.  "Je nachdem wird ihn auch jemand anderes bekommen, mal sehen. Ich habe ein Programm installiert, dass es mir ermöglicht, die Sender zu verfolgen. War keine grosse Sache, das ist einfacher, als es sich anhört." Sakura staunte nicht schlecht. Shikamaru hiess nicht umsonst Genius. Er war wirklich ziemlich gerissen und genau deshalb zog er eher selten in die Schlacht. In Technik und Strategie konnten die Wenigsten mit ihm mithalten. Mit einem Mausklick öffnete er das Programm und sogleich war eine grobe Karte von Konoha zu sehen, die alle wichtigen Gassen und Winkel enthielt. Rote Punkte signalisierten den Standort der Personen. "Schaut ich habe die Punkte benannt" Er klickte auf den einen roten Punkt, der sich im North, genauer gesagt, in einem Aussenquartier der Kurama Foxes befand. "Das ist Shadow."Shadow war Soras Bandenname. In diesem Moment setzten sich die drei weiteren Punkte in Bewegung, sie alle fuhren in Richtung Sechzehnte North.  Die Spannung stieg zusehends. "Das war ja mal 'ne geniale Aktion! Da fühlen sich die Füchslein doch gleich entehrt!" Deidara grölte mit Hidan um die Wette, sodass sie beinahe rücklings von der Sofalehne fielen. Ja, auch er, Sasuke, fand die Idee mit den brennenden Fahnen genial. Ganz ehrlich.  Itachi nickte. "Mit ihrer Familien-Gang können die uns gestohlen bleiben. Die heiligen Kuramas, die den Unterdrückten helfen und gegen die bösen Takas antreten. Sie glauben doch nicht tatsächlich, dass ihnen die Herrschaft über die Strassen mit dieser Masche gesichert ist? Nein, um die Strassen zu besitzen braucht man Härte. Und davon haben wir mehr als diese verweichlichten, ach so glücklichen Waschlappen. Glück kann einem den Kopf vernebeln. Das Einzige, was wirklich stark macht, sind Mut und Kampfgeist." Itachis ruhige, aber bestimmte Worte waren wie immer ein richtiger Ansporn für die Takas. Auch für Sasuke. Denn auch er würde bis zum Schluss kämpfen und die Kuramas keineswegs verschonen. Bis auf Sakura. Aber er nahm an, dass er sie vorerst im Kampf gar nicht antreffen würde. Er hoffte es sogar inständig. Am besten war es, keinen Gedanken daran zu verschwenden, dass sie gerade die Freunde des jeweils anderen bekämpften, denn das hier war das Leben, wie es schon immer gewesen war. Itachi hatte seine Leute in verschiedene Gruppen unterteilt. Ihm war durchaus bewusst, dass die Kuramas einen Hinterhalt vermuteten, trotzdem setzte er auf den Überraschungseffekt. Er hatte seine Leute damit beauftragt, die Seitenstrassen um die Sechzehnte zu besetzen und abzuwarten. Sie würden alle auf einmal, aus jeder Ecke hervorgeschossen kommen und dann würde die Schlacht beginnen. Das erste richtige Battle in diesem Krieg. Sein Blick wanderte zu seinem Bruder, der sich nachdenklich auf dem Lenker seines Gefährtes abstützte und mit seinem Messer herumspielte. Yahiko lehnte sich unauffällig zu Itachi hinüber. "Sag mal, Itachi, fragst du dich nicht auch langsam, was mit Demon abgeht? Vor kurzem war er doch immer der Erste, der sich in die Gang-Fights gestürzt hat, aber jetzt scheint er irgendwie gar keinen Bock darauf zu haben. Das Feiern scheint ihm irgendwie verleidet zu sein und auch die Weiber interessieren ihn nicht mehr so wie vorher. Dabei hat der ja früher dauernd irgend 'ne Tusse gehabt, die er dann am nächsten Tag wieder abserviert hat. Was geht da ab?" Itachi nickte. "Ist mir schon lange bewusst. Und wir wissen ja wohl alle, warum er sich so verhält. Aber glaub mir, sobald das Ganze hier losgeht, ist er in seinem Element. Sasuke ist einer unserer besten Nahkämpfer und seine Trefferquote in Sachen Schiessen kann sich sehen lassen. Kampf ist seine Stärke, die alles andere überschattet, sobald er mittendrin ist. Er kann die Kuramas immer noch genauso wenig leiden wie vorher. Und das mit dem Mädchen wird sowieso bald vorbei sein. Sasuke war noch nie der Typ, der sich auf eine Frau beschränkt hat, das war schon immer so." Pain nickte. "Wie du meinst, Boss. Ich will einfach nicht, dass er Mist baut, nur weil er den Kopf nicht bei der Sache hat." Er drehte sich um und ging davon. Itachis Blick ruhte immer noch auf seinem Bruder. Auch wenn er es nicht wirklich zugab, Itachi sorgte sich schon um seinen Bruder. Sasuke war für ihn alles, was ihm von seinem früheren Leben noch geblieben war und ihm schöne Erinnerungen bescheren konnte. Er würde ihn bestimmt nicht an irgendein Mädchen aus den Reihen der Kurama Foxes verlieren. Aber er war zuversichtlich, dass das nicht mehr lange andauern würde. Erwartungsvoll warteten die anderen darauf, dass ihr Boss das Zeichen zum Start gab, damit sie sich alle verteilen konnten. Er hatte zu den Gruppen als Anführer jeweils einige seiner Leute aus dem Inner Circle zur Seite gestellt, eine altbewährte Formation, die die Kuramas bestimmt auch wählen würden. Ein Kopfnicken war das Zeichen zum Start. Die Motoren heulten auf und eine Gruppe nach der anderen verliess johlend und topmotiviert das Taka-Headquarter, das sich unter einer ehemaligen Autowerkstatt in einem Hinterhof am Rand des Norths befand. Zuletzt liess auch Sasuke seine Meute auf die Strassen los. Wie erwartet beobachtete Itachi, wie sich der Blick seines Bruders von einer Sekunde auf die andere veränderte. Er kannte diesen Blick natürlich bestens, so war er immer dann zu sehen, wenn sie sich in einem Kampf oder kurz davor befanden. Dann, wenn Sasukes Kampfgeist aufloderte.  Sasuke würde ihn nicht enttäuschen. Das hatte er noch nie getan. Und erst, als er seinen Bruder nicht mehr sehen konnte, schwang er sich ebenfalls auf sein Motorrad. Jetzt konnte die Schlacht beginnen. Die Spannung stieg mit jeder Minute, die verstrich. Im Kurama-HQ war es nach dem Aufbruch der anderen schnell still geworden. Einzig die drei Mädchen, Choji, Shikamaru und einige des Outers befanden sich noch in den alten Lagerhallen. Neji, Lee, Sai, Kankuro, Temari und viele andere waren mit Naruto in den ersten Kampf gezogen. Tenten und Shino hatte die Posten der Auskundschafter bezogen und befanden sich in den äusseren Hallen. Steinalte Walkie-Talkies, die irgendjemand im Keller ausgegraben hatte, ermöglichten eine schnelle Warnung und eine gemeinsame Absprache und Koordination. Über Jahre war aus der einzelnen Lagerhalle eine wahre Festung geworden. Von aussen hielt man das Ganze immer noch für leer stehende Lagerhallen, da die Kuramas auch grossen Wert darauf legten, es von aussen verlassen und verwahrlost aussehen zu lassen. Die Haupteingänge waren verrammelt, da die Gang sowieso immer nur die geheimen Eingänge nutzte, denn schlussendlich galt es, sich vor der Polizei und feindlichen Gansg zu schützen. Es gab unterirdische Verbindungstunnel, aber auch im Erdgeschoss gab es zwischen den beiden Haupthallen Verbindungstüren, sodass man schnell von einem Ort zum anderen gelangen konnte - ein über Jahre ausgeklügeltes System, dass ein Bandenleben in diesem Masse ermöglichte. Die Fensterscheiben in den Verbindungsgängen, liebevoll 'Wehrgänge' genannt, waren zerschlagen und der Staub hatte sich überall abgelagert. Aber von hier aus konnte man bestens auf den Gegner feuern. Von Tenten und Shino war bisher nichts zu hören gewesen, bis auf die Info, dass niemand zu sehen war. Hier, in der hintersten Ecke des Little East wäre das Gegenteil auch mehr als verwunderlich. Unruhig tigerte Sakura im Aufenthaltsraum der Haupthalle auf und ab. Die wenigen Minuten, die seit der Abfahrt der anderen verstrichen waren, kamen ihr wie halbe Ewigkeit vor. Choji servierte ihnen zur Ablenkung etwas zu Trinken und ein wenig Knabberzeugs. Der Gute war schon immer der Ruhepol der Kuramas gewesen. Eine gefühlte Ewigkeit später hörten sie Shikamaru aus den Kontrollraum. "Leute, es hat begonnen!" Wie von der Tarantel gestochen, schossen die drei vom Sofa hoch und rannten in den kleinen Computerraum. Choji folgte ihnen etwas langsamer. Auf dem Bildschirm waren die roten Punkte zu sehen, die jetzt aber alle irgendwie auf dem Platz am Ende der Sechzehnten im Kreis zu fahren schienen. "Es ist jammerschade, dass wir die Takas nicht orten können, aber wie ihr seht fahren sie jetzt keine Strecke mehr, sondern drehen ihre Runden im Kreis oder in anderen untypischen Richtungen. Ich hoffe jetzt mal, unsere Meute kriegt das hin." Es stand ausser Frage, dass ihnen allen das Herz bis zum Hals klopfte. Das Adrenalin schoss wie ein Blitz durch seinen Körper, als er die Motoren der Kuramas vernahm. Dieses Gefühl war ihm bestens bekannt. Es hatte etwas von einem krassen Rausch, man vergass alles, was nicht mit dem Kampf zu tun hatte und befand sich von einem Moment auf den anderen voll und ganz in Kampfbereitschaft. "Alles klar, Demon? Jetzt putzen wir sie weg", schnurrte Karin an seinem Ohr. So ziemlich jeder hatte sich einen Beifahrer gesucht, der das Schiessen übernehmen würde, bis es zum Nahkampf kam. Karin war eine gute Schützin, sie beide harmonierten gut als Team im Strassenkampf, das hatte sich über all die Jahre gut bewährt. Und nur deshalb sass sie jetzt hinter ihm und hielt ihn fester umfasst, als es für eine erprobte Motorradfahrerin wie sie eigentlich nötig war. Das Walkie-Talkie, das er bei sich trug piepte dreimal. Das Signal. "Takas Snakes, es geht los! Schicken wir die Foxes in die Hölle!", rief Sasuke seinen Leuten zu und gab Gas. Allesamt rasten sie in einem Höllentempo die Strasse entlang und erblickten sofort die Kuramas, die wie geplant am Ende der Sechzehnten auf dem Platz getrieben wurden, da von allen Seiten Takas kamen. Karin begann zu schiessen, als die Kuramas in Reichweite waren, nicht wild ins Grüne hinaus, sondern gezielt und so treffsicher, wie das von einem fahrenden Motorrad aus nun mal möglich war. Sie johlte vor lauter Vergnügen. Ihr schien nicht aufzufallen, dass es verdammt wenige Kuramas waren, die sich momentan auf dem Platz befanden, im Gegensatz zu den Takas.  "Sniper, schau nach hinten!", rief er laut, um den Lärm von Motoren und Schüssen zu übertönen. Karin begriff schnell, drehte sich um und schoss nun nach hinten. "Sie sind hinter uns", rief sie ihm zu, damit er handeln konnte. Auch die anderen Takas schienen zu bemerken, dass die Kuramas anscheinend mitgedacht hatten. Aus jeder Strasse, die zu dem Platz führte, schossen nun weitere Gruppen von Kuramas, sodass sie der Anzahl der Takas ebenbürtig waren. Nicht schlecht überlegt. Aber gewinnen würden sie trotzdem nicht. Ein kurzer Seitenblick auf ein Gebäude, das sich am Rande des Platzes befand genügte für ihn, um die Schützen zu sehen, die seine Gang dort oben positioniert hatte. Das war der Vorteil, wenn man den Austragungsort einer Schlacht bestimmen konnte - es stand einem offen, die Möglichkeiten dort voll und ganz auszuschöpfen. Konan, Zetsu und Juugo waren weitere gute Schützen der Gang, die dort oben stationiert waren und so leichtes Spiel mit dem Gegner hatten. In diesem Moment jagte eine Kugel haarscharf an ihm vorbei und er riss seine Maschine herum, um zu sehen, woher sie gekommen war. Dort drüben war ein Kurama, der ein blondes Mädchen dabei hatte. Er raste auf sie zu und Karin schoss, doch der Kurama war zu schnell und riss selbst eine scharfe Kurve. Wenn man einen ersten Gegner gefunden hatte, dann stieg man von seiner Kiste ab und lieferte sich mit dem Auerwählten einen Nahkampf, ein weiteres von vielen ungeschriebenen Gesetzen. Alles andere war feige. Immer weniger Schüsse waren zu hören, da wohl inzwischen jeder einen Gegner vor sich hatte. Sasuke sah, wie sich einige Kuramas in Richtung Gebäude bewegten, indem sich Konan und die anderen befanden.  Nun, die würden alleine klarkommen.  Er schwang sich von seiner Maschine und überprüfte seine Messer, die er am Gürtel trug, Karin tat es ihm gleich. Die Blonde und der Typ kamen auf sie zugerannt. Er kannte den Braunhaarigen mit dem Hund in seinem Gegner wieder und im nächsten Moment wälzten sie sich auf der staubigen Strasse. Der Braunhaarige entpuppte sich als äusserst geschickt im Nahkampf und wich flink Sasukes Angriffen aus. Der Kurama verpasste ihm in einem günstigen Moment einen Kinnhaken, doch dann landete der er einen tritt in die Magengrube des Kuramas, sodass dieser zurückgestossen wurde.  Nun griff er zum Messer, doch ehe er es sich versah, fühlte er einen stechenden Schmerz an seinem linken Bein. Der Köter! Als ob er sich von einer Töle wie dieser fertigmachen lassen würde. Er holte mit dem anderen Bein aus und verpasste dem Vieh einen heftigen Tritt, sodass es jaulend zu Seite geschleudert wurde. Er schaute sich nach dem Braunhaarigen um, den er mit einem zornigen Blick auf sich zu rennen sah und ihn zu Boden warf. Dieser Typ schien nun noch einmal mehr auf Angriff programmiert zu sein. Sasuke hatte nun etwas mehr Mühe, den gezielten Messerstichen auszuweichen, noch dazu schmerzte sein Bein höllisch, wegen dem Mistvieh. Aber der Kurama würde staunen, denn auch er konnte aufdrehen, wenn er nur wollte.  Blitzschnell schoss er hoch und stiess den Kurama von sich herunter und stand nach einer geschickten Drehung wieder auf den Beinen. Diesmal sah er den Hund kommen und er holte kräftiger aus: Der Hund wurde nach hinten geschleudert und schien für einen Moment ausser Gefecht gesetzt zu sein. Aus der Richtung des Kuramas kam ein Messer geflogen, dem er aber auswich und sich dann wieder auf ihn stürzte.  Diesmal gewann er die Oberhand und drückte den Kurama zu Boden, holte aus und stiess zu.  Der Kurama jedoch war zäh und Sasuke staunte nicht schlecht, als er sah, wohin er gestochen hatte. Der Kurama hatte tatsächlich seinen Arm schützend vor seine Brust gehalten, sodass das Messer zwar seinen Arm durchbohrt hatte, aber seine Brust nicht erreichen konnte. Es sah trotzdem übel aus und es würde ihm im Endeffekt nichts bringen. Er hatte jetzt leichtes Spiel. Doch bevor er zustossen konnte, wurde er zu Seite geschleudert. Schon wieder so ein stechender Schmerz, diesmal am Arm. Die blonde Kurama-Frau! Sie hatte ihn mit dem Messer erwischt. Und was war mit Karin?! "Glaub ja nicht, dass ich so schwach wie die rothaarige Taka-Tusse bin!", knurrte sie. Sasuke zuckte mit den Schultern und rappelte sich rasch auf. "Mir egal, wie stark du bist." "Du hast Cherry gar nicht verdient, du Arschloch! Kümmerst du dich eigentlich nicht darum, wie es deinen Gangmitgliedern geht?!" Natürlich tat er das. Aber er konnte ja jetzt schlecht zu Karin gehen und fragen wie es ihr ging, solange das Battle lief und die Kurama ihm noch im Weg stand. Er nervte sich ziemlich ab ih und deshalb schmiss er sie grob zu Boden, als sie ihn wutschnaubend angriff. Zugegeben - sie war stark. Aber längstens nicht stark genug, um ihn zu besiegen.  Sie war blitzschnell wieder auf den Beinen und sprang ihn von hinten an, ja, es hatte etwas von einer Raubkatze, aber ihr Messer erreichte ihn kein zweites Mal, da er vorher ihre Hand packte und sie über seine Schulter riss und sie hart auf den Boden prallte. Sie schien sich den Kopf aufgeschlagen zu haben, jedenfalls machte sie keinen Wank mehr.  Es war nicht sein Stil, bewusstlose Leute zu töten und deshalb liess er sie liegen.  Ein kurzer Blick zu Karin, um zu sehen, dass sie von Suigetsu und Kisame versorgt wurde. Die kamen ganz gut alleine klar. Er riss sich ein Fetzen seines T-Shirts ab und wickelte ihn um seinen Oberarm, um die Blutung der Schnittwunde zu stillen. Die Kurama hatte ihn zum Glück nur gestreift. Jetzt aber schnell weiter. Wo war der Nächste? Er ertappte sich bei dem Gedanken, dass es falsch war, Sakuras Freunde anzugreifen und sie zu verletzen, wenn nicht sogar umzubringen. Aber was zur Hölle sollte das? Sie waren seine Gegner und er der Ihre. Knurrend stürzte er wieder in den Kampf, nicht zuletzt, um diese dämlichen Gedanken loszuwerden. Er würde für seine Gang kämpfen, das stand ausser Frage. Naruto riss den muskulösen Typen vom Fenster weg. "Ihr Takas seid verdammt feige Arschlöcher!" Sie hatten sich die Takas vorgeknöpft, die von hier oben auf die Kuramas schossen und schon einige Treffer gelandet hatten. Es machte ihn rasend, wie Itachi wieder einmal seine dämlichen Kampfstrategien hervorholte. Der Taka stöhnte auf, ging danach aber gleich zum Gegenangriff über, doch Naruto war einfach nur rasend vor Wut und gab sogleich zurück. "Monster, pass auf, das ist Big Fox!", rief Konan und Juugo nickte. "Ich bin ja nicht bescheuert, Blue!" Juugo mochte zwar gross und muskulös sein, doch gegen Narutos Flinkheit kam er kaum an. Noch dazu war Naruto auch nicht gerade schwach. Sie lieferten sich einen kurzen Zweikampf, dann landete Naruto, mithilfe von Sai einen harten Tritt auf Juugos Brust, sodass er zurücktaumelte und durch die ohnehin schon lädierte Fensterscheibe brach. Er fiel aus dem ersten Stock auf die Strasse hinunter. Es war nicht besonders hoch und allemal zu überstehen, da das Gebäude sehr niedrig war. Zudem war Juugo stark und stand unten auch wieder auf, um sich in die Schlacht zu mischen. Die geschickte Blue war verschwunden, da ihr bewusst war, dass sie gegen diese zwei starken Gegner keine Chance hatte. Sie war schon immer eine kluge Frau gewesen, das musste Naruto zugeben. Eine gewiefte Taka, die ihre Fähigkeiten, aber auch ihre Grenzen kannte. Der andere lag röchelnd auf dem Boden, machte aber sonst keinen Wank mehr. Naruto und Sai liessen ihn liegen und verliessen das Gebäude, um in der Schlacht wieder an der Seite ihrer Gang zu kämpfen. Es dämmerte bereits, als in der Auffahrt Motoren zu hören waren. Die Kuramas benutzten den unterirdischen Eingang zu der "Garage", damit sie nicht auffielen. Shizune,Tsunade und Jiraiya befanden sich im HQ und hatten ihre Utensilien zum Verarzten der Verletzen in der Nebenhalle, dem Krankentrakt vorbereitet.  Die drei Freundinnen hatten die ganze Halle geputzt, damit die Räumlichkeiten einigermassen hygienisch waren. Shizune hatte ziemlich viele Sachen dabei, jedoch glich es noch lange keinem Krankenhaus. Aber das Krankenhaus war für Gangs keine Möglichkeit. Ihnen allen war bewusst, dass es ein harter Anblick werden würde, am Ende der ersten Schlacht, doch es war ein richtiger Schock, als die Türen aufgestossen und die Verwundeten hereingebracht wurden.  Sakura erblickte viele des Outer, die sich einiges an Verletzungen eingefangen hatten. Sie lief zu Kiba, der von Naruto und Neji gestützt wurde. Sein Arm sah fürchterlich aus, von einem Messer durchbohrt und auch sonst sah ihr Bandenmechaniker einfach nur mitgenommen aus.  Temari wurde von Sai hineingetragen, ihr Hinterkopf blutete, dann wurde Kankuro hereingebracht, der sich stöhnend einen Stofffetzen auf eine klaffende Wunde am Bauch drückte.  Es war ein schrecklicher Anblick, all ihre Freunde so verwundet zu sehen, noch schlimmer als nach den Blood Zones. Doch jetzt blieb keine Zeit, um Mitleid zu haben, denn die Verletzten mussten versorgt werden. Sakura half den ganzen Abend dabei, Wunden zu säubern, zu verbinden und die Verletzten zu versorgen Bei Kankuro, Kiba und einigen anderen war es sogar nötig, zu nähen. Als Sakura sich um Kibas Arm kümmerte bemerkte sie seinen bedrückten Blick.  "Gehts, Kiba? Du musst mir sagen, wenn ich dir zu stark auf die Wunde drücke." Kiba grinste. "Aber Cherry, ich hatte doch wohl schon schlimmere Verletzungen." "Ich weiss, aber schmerzhaft siehts trotzdem aus" Sie lachte. "Sag mal, wer hat dir denn das Messer in den Arm gejagt?" Kiba schluckte. Er musste ihr die Wahrheit sagen. Ihr war bestimmt bewusst, dass Sasuke wohl oder übel in diesen Schlachten mitmischte, aber es würde trotzdem hart für sie sein. "Demon." Sakura erstarrte kurz, liess sich aber so wenig wie möglich anmerken. Dann verband sie seinen Arm weiter, obwohl ihr zum Heulen zu Mute war. Aber verdammt nochmal, so waren Bandenkriege nun mal! Und Sasuke gehört nun mal zu den Takas... "Das tut mir leid", sagte sie, mit möglichst fester, sicherer Stimme. "Das muss dir nicht leid tun, kannst du ja nichts für. Alles in Ordnung, solange du meine Wunden verarztest, habe ich nichts zu meckern." Sakura lächelte. Zum Glück war es Kiba, den sie hier vor sich hatte und nicht irgendwer sonst. Kiba nahm das Ganze eher locker, jedenfalls machte es zumindest den Anschein. Andere schienen das gar nicht so easy hinzunehmen. "Dieser Mistkerl!" Temari schnaubte aufgebracht während Ino sie zu beruhigen versuchte.  "Tema, jetzt lass das doch. Es ist nun mal passiert, es gibt halt auch starke Takas und Demon ist einer davon!" Temari schnaubte. Das Temperament, das diese Frau selbst verletzt an den Tag legte, war unglaublich. Sie hiess ja auch nicht umsonst Lioness. "Der Typ regt mich auf! Die wandelnde Definition eines dreckigen Takas!" Sakura hatte genug gehört. Da sie all ihre Leute bereits verarztet hatte, konnte sie sich zurückziehen. Somit liess sie die aufgebrachte Temari hinter sich, verliess das Lazarett und begab sich zu Choji in die Küche. Dieser machte ihr einen beruhigenden Tee und setzte sich zu ihr. Gemeinsam diskutierten sie über die Ereignisse des Tages und Chojis ruhige Ausstrahlung tat ihr wirklich gut. Sie vergass in diesem Moment, wie viele Opfer diese Schlacht gefordert hatte. Sie würde morgen genug Zeit haben, um über den Verlauf der Schlacht informiert zu werden, jetzt musste sie zuerst einmal runterkommen. Jedoch dachte sie unwillkürlich sofort an Sasuke. Ob es ihm gut ging? Kapitel 13: Verfolgt -------------------- Im weitesten Sinne gab es keinen Gewinner des Battles. Schlussendlich waren es einfach grosse Verluste beidseits, die diese erste Schlacht kennzeichneten. Der Inner Circle der Kuramas war noch vollständig, jedoch gab es im Outer dafür umso mehr Gefallene und schwer Verletze. Shizune tat ihr möglichstes, um den Leuten zu helfen, jedoch konnte sie nicht jeden retten. So war das Gangleben nun einmal. Wenn man ins Krankenhaus gegangen wäre, dann würde man schnurstracks nach der Genesung in den sogenannten Höllenblock wandern, einfacher gesagt, die staatliche Strafvollzugsanstalt von Konoha. Oder man würde schon vorher in ein Gefängniskrankenhaus verfrachtet werden. Die gedrückte Stimmung war allgegenwärtig. Naruto war rasch wieder auf den Beinen gewesen, da er von den schlimmsten Verletzungen verschont worden war. Auch viele andere fanden sich schon am nächsten Tag wieder im Versammlungsraum ein, um von Narutos und Shikamarus weiterer Strategie zu erfahren. "Offensiv." Shikamaru blickte mit seinem allseits bekannten Röntgenblick in die Runde erwartungsvoller Gesichter. "Die Takas haben ihren ersten Spielzug natürlich voll und ganz ausgenutzt, um ihre Schützen in den Gebäuden rund um den Platz zu positionieren. Wir dürfen ihnen keinen Vorteil in dieser Hinsicht mehr gönnen. Entweder wir bestimmen den Austragungort, oder der weitere Verlauf der Schlacht findet zufällig statt." "Das heisst, wir sollten sie gar nicht dazu kommen lassen, sich eine neue Strategie zu überlegen geschweige denn, sich weitere derartige Vorteile zu verschaffen. Wir müssen aufwachen und kämpfen", fügte Naruto an. "Schliesslich sind wir die Foxes. Und wer uns schlagen will, muss erst noch geboren werden." Der Gang-Leader und sein Vize ernteten zustimmendes Geschrei ihrer Leute. Besonders Naruto verstand sich darauf, seine Leute in schwierigen Situationen zu motivieren und ihnen neuen Kampfgeist zu verleihen. Und Shikamaru war für die Fakten zuständig. "Es war die erste Schlacht und wie jede erste Schlacht, wird sie zu Legende werden. Aber niemand sagt, dass nicht auch jede nächste eine Legende werden kann! Denn die Kurama Foxes schreiben hier und jetzt Geschichte in Konoha!" Der Jubel war ohrenbetäubend und Sakura flüchtete sich aus dem Raum. Auch sie fühlte sich nun angespornt und hoffnungsvoll durch Narutos mitreissenden Kampfgeist, doch dieser Lärmpegel war ihr schlichtweg zu hoch. Sie öffnete leise die Tür des Lazaretts, wo Shizune hinter ihrem Tisch sass und sich Notizen machte. Das fahle Mondlicht fiel durch die alten, verblichenen Oberlichter. Diese Fenster gingen auf einen der verlassenen Hinterhöfe der Hallen hinaus, sodass sie unbemerkt blieben. ohne die Fenster abzudunkeln. Shizune war so vertieft in ihre Akten, dass sie Sakura gar nicht bemerkte. Wie bei jedem anderen Patienten hatte sie sich ausführliche Notizen über deren Zustand gemacht. Tsunade half ihr, wo sie konnte und auch einige weitere Ehemalige waren von weiter weg hinzu gestossen. Sie kamen immer, wenn in der Bande etwas war, denn einige weitere von ihnen waren Krankenpfleger und auch einige Sanitäter. Es gab sogar noch einen weiteren Arzt, der extra von weit her angereist war. Das waren diejeinigen, die mit dreissig, oder schon vorher, den Sprung ins Leben ohne Gang geschafft hatten und das gelang leider Gottes nicht allen. Ein verkrampftes Husten und ein schmerzhaftes Stöhnen drangen zu ihr durch und sie suchte nach der Quelle des Geräusches. Tsundade war gerade dabei, die Wunde von dem armen Kankuro zu verbinden, der sich einen Messerstich in den Rücken und noch viele andere kleinere Verletzungen eingefangen hatte. Sakura schlich sich zu Kiba, der ganz am Rand des Lazaretts lag. Er schlief nicht, seine Augen standen offen und er hatte den Blick starr an die Decke gerichtet, während sein ständiger Begleiter Akamaru neben ihm friedlich vor sich hin döste. "Kiba?" "Hm?" "Wie geht es dir?" "Bestens." Er grinste zwar, aber das kaufte sie ihm nicht ab. "Das ist gelogen." "Nee. Andere hier haben viel mehr abbekommen. Kankuro zum Beispiel." Mit einem Kopfnicken deutete er in die Richtung Tsunade, die bei schwachem Licht einer alten Lampe den stöhnenden Kankuro versorgte. Sakura seufzte. "Und trotzdem: Dein Arm wurde durchbohrt. Ich wette 10 Mäuse darauf, dass er höllisch weh tut." "Darauf sollte ich lieber nicht wetten. Aber auch wenn's wehtut kann ich noch kämpfen!" "Jetzt hörst du mir mal zu, Kiba. Wenn du jetzt wieder in die Schlacht gehst, dann bist du so ziemlich erledigt. Wenn du aber wartest, bis du wieder auf dem Damm bist, dann wirst du auch wieder mit voller Kraft kämpfen können. Und dieser Krieg ist nicht morgen vorbei, der wird dauern, keine Ahnung wie lange. Aber bestimmt lange genug." Kiba grinste. "Du bist immer so vernünftig, Cherry. Eigentlich sollte ich mir davon ja eine Scheibe abschneiden, aber du weisst, dass weder ich, noch irgendjemand sonst hier das kann." Die Worte ihres Gang-Bruders entlockten ihr ein Lächeln. "Dazu habt ihr mich ja." Der Morgen kam schneller, als ihnen lieb war und wohl oder übel mussten Hinata, Ino und Sakura wieder in die Schule. Der düstere Himmel untermalte bestens die Missstimmung der drei Mädchen, die sich gezwungenermassen aufrappelten und ihre Schulbücher zusammenpackten, Tsunade erklärte sich bereit, die Drei vor der Schule abzusetzen, da sie ganz und gar nicht damit einverstanden war, dass der übernächtigte Jiraiya diesen Job übernehmen wollte. Dabei war sie selbst kaum mehr wach zu halten, aber was sollte es? Ihre Tante war einfach zu stur. Selbst Tsunades Fahrstil war nicht ganz so waghalsig und verrückt wie sonst, so müde war sie von der durchwachten Nacht im Kurama-Lazarett. Gegen alle Erwartungen kamen sie tatsächlich noch pünktlich bei der Schule an, wo die Mädchen Tsunade zum Abschied winkten und Sakura ihr noch zurief: "Fahr vorsichtig ja?" Ein müdes Nicken war die Antwort, dann brauste ihre Tante davon. Heute waren die Blicke der anderen noch einmal anders. Sie waren es sich gewohnt, gemustert zu werden, denn immerhin gehörten sie zu den Kurama-Foxes und das hiess auf einem einfachen Pausenhof schon eine Menge. Ja, wahrscheinlich hatten sie sich heute alle die News im Fernsehen angesehen. Und dort waren sie leider ganz und gar nicht sparsam mit den Bildern und Berichterstattungen über die Schlacht und den verwüsteten Platz gewesen. Alles hatten sie gezeigt: Die Motorradleichen. die kaputten Fensterscheiben, die liegengebliebenen Waffen, das Blut. Und nun sah sie es förmlich in den Gesichtern in ihren Mitschülern, wie sie versuchten, Ino, Hinata und Sakura in dieses Szenario zu hineinzuversetzen. Dabei waren sie bei der Schlacht ja nicht einmal mit von der Partie gewesen. Ino hob als Reaktion nur das Kinn und spazierte weiter, Hinata begann nervös mit ihren Fingern zu spielen und Sakura atmete tief durch. Nicht aufregen. Sollten sie doch glotzen. Der Tag an sich verlief noch langsamer, als all die anderen Tage. Die drei hatten sich fest vorgenommen, ihre Köpfe bei der Sache zu behalten, da sie in letzter Zeit kaum noch aufgepasst hatten, im Unterricht. Und so brüteten sie über ihren Büchern und versuchten angestrengt, Miss Yuuhi zuzuhören, die irgendetwas über algebraische Textgleichungen und Lösungsmengen referierte. Zu der ganzen Situation mit den Gangs, die die drei so beschäftigte kam jetzt auch noch die Müdigkeit von dieser beinahe durchwachten Nacht, die die Gedanken der Mädchen immer wieder Abschweifen liess. Öfter als ihr lieb war erwischte sich Sakura dabei, wie ihr Blick zum Fenster wanderte, das den wolkenverhangenen Himmel freigab. In diesen Momenten fühlten sich ihre Lider so schwer an, dass sie befürchten musste, demnächst einzuschlafen. Um nicht auf der Stelle wegzukippen, tippte sie unter dem Pult eine Nachricht an Sasuke. Sie hatte sich zwar vorgenommen, ihm nicht hinterherzulaufen und ihm ständig zu schreiben, aber jetzt musste sie einfach wissen, wie es ihm ging. Aber eine Antwort blieb zu ihrer höchsten Beunruhigung aus. Sakura checkte die nächsten drei Mathematikstunden sicher alle zwei Minuten ihr Handy, doch da war nichts. Irgendwann wurde es Miss Yuuhi leider zu bunt, sie hatte Sakuras natürlich ständig unter dem Pult nesteln sehen. "Miss Haruno! Sie können mir nichts erzählen, dass Ihre Konversation per SMS wichtiger ist, als dieser Unterricht! Es geht hier um Ihre Zukunft und wenn Sie kein Interesse daran haben, dann dürfen Sie gerne gehen!" Sakura erschrak so sehr über den schneidenden Tonfall ihrer Mathematik-Professorin, dass ihr ihr Handy scheppernd auf dem Boden landete und sie in der Klasse somit ein allgemeines Kichern provozierte. Selbst Ino und Hinata lachten, während die gute Sakura puterrot im Gesicht wurde. "Nein, Entschuldigung", murmelte sie, hob das Handy auf und liess es in ihrer Schultasche verschwinden. Sie musste sich jetzt endlich zusammenreissen. Die erlösende Pausenglocke liess unendlich lange auf sich warten. Und als der Zeiger dann endlich auf fünf Uhr gerückt war, fanden die Qualen endlich ein Ende. "Wir schreiben in zwei Wochen erneut eine Prüfung über die Buchseiten 21- 36. Bereiten Sie sich gut vor. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche." Miss Yuuhi ordnete ihre Blätter, nur um dann schleunigst ihre Sachen zusammenzupacken und abzudüsen. "Seit wann hat sie es denn so eilig?", fragte Hinata verwundert. Ino grinste wissend. "Die hat sicher ein Date." Sakura lachte nur. "Ehrlich gesagt hab ich jetzt anderes im Kopf als Miss Yuuhi. Was machen wir denn jetzt? War ja klar dass sie uns noch eine riesige Prüfung reinknallen muss, ausgerechnet jetzt. Ich bin schon in Physik mehr als genug am büffeln. Und dann noch die Gangs..." "Lass dich nicht unterkriegen, Saku. Wir kriegen das schon irgendwie hin, vergiss den Mist erst einmal. Hey, wir haben den längsten Schultag aller Zeiten überstanden, Mädels!" Ino schien ziemlich optimistisch zu sein, obwohl sie in Mathe genauso schlecht war wie Sakura. "Ich dachte schon, es hört nie auf", seufzte Hinata. "Ach, wegen der Prüfung, ich helfe euch natürlich beim Lernen, wenn ihr wollt", bot sich Hinata an. "Das Angebot nehmen die Blondine und die Neu-Brünette gerne an. Du Glückspilz hast ja überhaupt keine Probleme in Mathe." Ino tätschelte ihrer Freundin grinsend die Schulter, aber dann schien irh etwas einzufallen: "Sag mal, wir gehen jetzt nach Hause oder? Sonst kriegen wir ja nie genug Schlaf. Wir müssen einfach vorsichtig sein, ja?", meinte Hinata unsicher. Die beiden anderen nickten zustimmend und so mischten sie sich unter die wenigen Leute, die heute unterwegs waren. Trotz der Uhrzeit waren die Strassen vergleichsweise mit "normalen" Tagen leer. Die Bedrohung, die wie ein dunkler Schleier über der Stadt hinf, war bis auf die Knochen zu spüren. "Es fühlt sich irgendwie komisch an. Alle wirken so angespannt", stellte Hinata fest. In etwas leiserem Ton fügte sie an: "Und überall sieht man kleine Gruppen von Takas und Kuramas. Und dann die Polizei..." "Du sagst es. Ich fand es schon immer beeindruckend, welchen Einfluss die Gangs auf die Stadt haben und die Polizei kommt kaum mit. Schau dir doch an, wie wenige sie sind, im Vergleich mit den Gangs." Sakuras Blick wanderte zu dem eine Streifenwagen, der fast schon etwas verloren an einer Strassenecke stand. " Die Polizei ist ja sowieso überbeschäftigt." "Genau, ich habe gehört, dass gestern sogar eine Bank im North ausgeraubt wurde. Die Cops waren ja alle unterwegs wegen des Battles, da hatten die Räuber ja schon fast leichtes Spiel. Und auch sonst machen die Kriminellen der Stadt jetzt keinen Halt mehr, es nutzt jeder die Gunst der Stunde. Und da haben die Cops ja wohl wirklich kaum Zeit, irgendwelchen Gangs nachzujagen, die so oder so schwer dingfest zu machen sind." Nachdenklich richtete die blonde Kurama ihren Blick auf die Strasse. "Meinst du, dass die Bullen Verstärkung von aussen kriegen werden? Nicht, dass ich es uns wünsche, aber ich meine, das hier sind ja wohl kaum annehmbare Zustände", meinte sie daraufhin noch. "Das glaube ich auch. Aber da bräuchten sie wirklich viel Verstärkung. Das Problem ist ja, dass die Gangmitglieder so gut wie nie alleine anzutreffen sind." Sakura bemerkte Hinatas nervösen Blick. "Hina?" "Naja, für die Polizei wäre es ja in diesem Moment ein Leichtes, uns zu kriegen..." Ino lachte so leise, wie Hinata sprach. "Aber nein, Cutie. Wir sind doch in den Augen der Polizei nur unschuldige Mädchen. Die können die Mitglieder zwar inhaftieren, ihnen aber in den meisten Fällen gar nichts nachweisen. Keine Sorge, Hina, wenn wir nicht gerade auf frischer Tat ertappt werden, dann können die uns gar nichts. Besonders uns nicht, wir gelten eigentlich so oder so nur als halb-aktiv. " Hinata seufzte erleichtert. "Gut zu hören, ich hoffe, du irrst dich nicht." Die Mädchen nahmen eine Abkürzung durch eine weniger befahrene Strasse und sie waren schon fast bei der U-Bahn-Station, als sich drei Typen aus einer, am Strassenrand stehenden Gruppe, lösten und auf sie zu kamen. Sakura kannte sie nicht und deshalb wurde sie sofort misstrauisch, genau wie die anderen beiden. Sie suchte nervös nach einem Taka-Symbol auf ihren Armen, jedoch war nichts zu erkennen. "Hi, Mädels. Na, Lust auf eine Spritztour?", säuselte der Eine und grinste schleimig. Den drei Mädchen wurde gleich darauf klar, dass der Typ nur auf der Suche nach Frauen war. Ihre Kurama-Halsketten waren versteckt, in den Ausschnitten ihrer Kleidung. Selbst wenn es Taka-Jungs wären, würden sie sie wahrscheinlich nicht als Kuramas identifizieren. "Nee, danke", blaffte Ino schroff und zog ihre beiden Freundinnen mit sich, jedoch kamen sie nicht weit. Die anderen aus der Gruppe waren jetzt auch da und umkreisten die Mädchen schon beinahe bedrohlich. "Und warum nicht?", kam es jetzt von einem anderen etwas gereizter. "Weil wir keine Zeit und keine Lust dazu haben. Tschüss", antwortete Sakura, wobei sie darauf achtete, dass sie möglichst bestimmt und überzeugend klang. "Hey, das sind ganz schön sture Ladies." Der Typ drehte sich in diesem Moment zu seinem Kollegen um, sodass alle drei Mädchen das Tattoo mit der geflügelten Schlange hinter seinem Ohr erkennen konnten. Für die Mädchen hiess das nun, dass doppelt und dreifache Vorsicht geboten war. Sakura wurde immer nervöser. Wenn die Takas Sakura erkennen würden, dann wäre klar, dass sie von der feindlichen Gang stammten und sie wollte sich nicht vorstellen, wie das dann enden würde. Aber diese Sorge war umsonst. Denn nun schnappte sich einer der Takas blitzschnell Inos Kette und gab den Anhänger mit dem neunschweifigen Fuchs zu erkennen. "Also Kurama, was? Interessant." Sie bemerkten, wie sich der Kreis um sie zunehmends schloss. Blitzartig drehte Ino sich um und riss ihre beiden Freundinnen mit sich, um den einzigen Fluchtweg zu nutzen, der sich ihnen noch bot. "Haltet sie auf! Wenn wir diese drei Tussen dem Boss ausliefern kriegen wir 'ne Riesenbelohnung dafür!" Hinata, Sakura und Ino hielten sich an den Händen und rannten so schnell wie ihre Beine sie trugen in Richtung U-Bahn-Station. Das Aufheulen der Motore löste in ihnen noch mehr Panik aus und das Adrenalin liess ihren Puls auf Hundertachtzig hochschiessen. Nun begannen die Mädchen, jede erdenkliche Seitengasse zu nutzen, in der Hoffnung, die Takas abzuhängen, jedoch schien dieses Hakenschlagen nur dazu zu führen, dass die Takas sie nicht gleich schnappen konnten, da sie mit ihren Motorrädern nicht so wendig unterwegs waren, wie die Mädchen zu Fuss. "Da, die U-Bahn!", schrie Ino ihren Freundinnen zu. Gleich würden sie die Treppen hinunter laufen und wenn sie Glück hatten, dann war da auch gleich ein Zug. Und wenn nicht würden sie es schon irgendwie schaffen. Die nächste Station, die sie erreichten war die des South City Museums. Schwer atmend stürzten die Mädchen an den Leuten vorbei die Treppe runter in Richtung Bahnsteig. Zu ihrem Entsetzen hörten sie in diesem Moment panische Aufschreie von den umstehenden Leuten und als sie sich kurz umdrehten sahen sie mit Entsetzen, wie die Takas mitsamt ihren Maschinen in die U-Bahn-Station eingedrungen waren. Sie waren einfach die Treppe runtergekommen, ohne Rücksicht auf die unschuldigen Passanten zu nehmen. "Heilige Scheisse, was machen wir?! Nicht einmal ein Zug steht da!", schrie Sakura. "Wir sitzen in der Falle!", rief Ino keuchend. Die rettende Idee kam von Hinata. "Wir müssen auf die andere Seite der Gleise!" Zu ihrem Glück war die Museum's Station ein doppelspuriger Bahnhof, das hiess, es gab auch zwei Bahnsteige gab. "Aber die kommen da zu Fuss auch rüber!", schrie Ino ihren Freundinnen zu. Doch im selben Moment wurde ihr klar, dass sie das nicht würden, gesetztenfalls, die Mädchen begaben sich so schnell wie möglich auf die andere Seite. Das Quietschen von Zugbremsen war aus dem düsteren Schacht zu hören und kündete, zusammen mit Scheinwerferlicht die nächste einfahrende U-Bahn an, die aber auf dem Gleis ankam, das sich weiter weg von ihnen befand. Ohne noch viel zu denken sprangen die Mädchen auf die Gleise und überquerten sie so schnell sie konnten. Die umstehenden Leute schrien erschrocken auf, die richtige Panik brach aber erst aus, als die Maschinen der Takas auf den Bahnsteig gerast kamen. Kaum hatten die Freundinnen sich auf der anderen Seite wieder auf den Bahnsteig hochgezogen, ratterte die U-Bahn auch schon dort über die Gleise, wo sie bis vor einigen Sekunden noch gestanden hatten. Schwer atmend hielten sich die Mädchen in den Armen. Sie konnten selbst kaum glauben, was gerade passiert war und dass sie diese lebensmüde Aktion tatsächlich unbeschadet überstanden hatten. Die umstehenden Leute hatten die Augen aufgerissen und schüttelten fassungslos die Köpfe, ihre Blicke waren teils entsetzt, teils tadeln und wieder andere einfach nur völlig fassungslos. Die drei Mädchen sprangen sofort in die U-Bahn und liessen sich keuchend auf drei freie Sitze fallen. Durch die Fenster sahen sie noch die wütenden Gesichter der Takas, als die Bahn langsam beschleunigte und die Station und somit die angesäuerten Verfolger der Mädchen hinter sich liess. Zitternd hielten sich die Mädchen an den Händen, als sie sich auf drei freie Sitze fallen liessen und versuchten, zu realisieren, was da gerade passiert war. Die frei fuhren bis zum St. James-Park im East, da diese Station am nächsten beim HQ war. Die schmutzigen unterirdischen Tunnel störten sie gar nicht mehr, so sehr waren sie noch in Trance, als sie diese passierten. Jedoch erwies sich der Gang durch die Tunnel als schwierig, da Hinata sich auf der Hetzjagd über die Gleise den Fuss verknackst hatte und nun den ganzen Weg in HQ mehr oder weniger auf Sakura und Ino angewiesen war, die sie stützen. Auch Sakura und Ino bemerkten erst nach und nach die Schürfwunden an ihren Händen und Knien, die sie sich zugezogen hatten. Als sie in den Aufenthaltsraum eintraten hafteten sofort alle Blicke auf ihnen, vor allem auf der humpelnden Hinata und schneller, als sie auf drei zählen konnten, waren sie umringt von einer Schar besorgter Kuramas. Zuerst erklärten sie allen im Detail, was geschehen war, was ihnen viele offene Münder und wütende Gesichter bescherte. Besonders Naruto war kaum mehr zu halten, so sauer war er auf die Takas, die seine Leute in Lebensgefahr gebracht hatten. "Hey, hey, jetzt bremst mal! Es soll sich zuerst mal einer Hinas Fuss anschauen. Ihr könnt euch von mir aus gerne aufregen, aber das bringt jetzt auch niemandem was", versuchte Ino laut und bestimmt die Aufregung ein wenig zu dämpfen. Und es zeigte Wirkung: Die Unruhe legte sich so ziemlich von einem Moment auf den anderen und Ino seufzte zufrieden. Die gute Hinata sah ganz schön mitgenommen aus und ihr Fuss musste höllisch wehtun, so geschwollen wie er war. „Hina, alles klar?“, fragte Sakura, die den müden Blick ihrer verletzten Freundin sofort wahrgenommen hatte. Im nächsten Moment knickten Hinata die Beine weg, jedoch war es Naruto, der sie gerade noch rechtzeitig auffangen konnte, bevor sie auf den Boden prallte. Sakura hätte beinahe aufgelacht, als sie Inos Gesicht sah. Ihre Freundin roch eine Verkupplungschance und nahm sie sogleich wahr. "Los, Big Fox, bring sie in den Krankentrakt!", drängelte sie und Naruto knurrte: "Hab nichts anderes vorgehabt, Flowie." Hinata lief knallrot an, was Sakura und Ino zum Grinsen brachte, doch Naruto, schien wie immer nicht zu bemerken, wie sehr Hinata für ihn schwärmte. Naruto brachte sie in den Krankentrakt, wo Shizune einen Bänderriss diagnostizierte, den sie sich irgendwie beim Sprung auf die Gleise zugezogen haben musste. Tsunade ihrerseits war entsetzt, als auch sie über die Geschehnisse unterrichtet wurde. Sofort begann Sakuras Tante so über die Takas zu wettern, dass es nicht mehr schön war und beschloss sogleich, dass die Mädchen von nun an in die Schule gebracht und auch wieder abgeholt werden mussten. Hinata würde heute gleich im HQ übernachten, da bei ihr sowieso niemand zu Hause war und sie keine Lust hatte, alleine in der Wohnung ihres Vaters herumzusitzen. Dieser hatte ihr vor fünf Minuten gerade eine SMS geschickt, dass das gemeinsame Abendessen ausfiel, weil er länger arbeiten musste. Das war hart für Hinata, die ihren Vater sehr gerne hatte. Sie mochte aber auch genauso wenig zu ihrem zweiten Familienteil gehen, von dem auch nur noch ihre kleine Schwester und Nejis Mutter, sein ebenfalls vielbeschäftigter Vater und Nejis kleine Schwester übrig waren. Neji selbst lebte zurzeit mehr im HQ, als irgendwo sonst, verständlicherweise. Nicht, dass sie ihre Familie nicht mochte, aber im Moment waren die Umstände einfach sehr schwierig, das hatte sie Ino und Sakura schon oft erklärt. Hinata schlief sofort auf der Matratze ein. Und sie war nicht die Einzige, die todmüde war. Auch bei Ino und Sakura machte sich die Erschöpfung nach diesem turbulenten Tag langsam aber sicher bemerkbar. Es war wieder Tsunade, die die beiden Mädchen in ihren Fiat zwängte und sie nach Hause brachte, als sie endlich Zeit dazu fand. Um acht Uhr abends, setzten sie Ino im West ab, am Rande der Downtown, wo das blonde Mädchen mit ihrem Vater wohnte,. Sie verabschiedeten sich schnell von Ino, der bereits auf der Türschwelle beinahe die Augen zufielen und machten sich danach auf den Weg nach Hause. "Mäuschen, ich werde nachher wieder ins HQ zurückgehen. Shizune schafft das nicht alleine. Ihr habt echt Glück, dass sie momentan gerade Ferien hat, sonst könnte sie der Gang wohl nicht so viel Aufmerksamkeit schenken. Jedenfalls hoffe ich, dass es okay für dich ist, wenn ich nachher wieder zurückfahre." Tsunade war wirklich besorgt und schien ein schlechtes Gewissen zu haben, Sakura nun zu Hause abzusetzen und sie nach diesem ereignisreichen Tag einfach alleine in der Wohnung zu lassen. "Kein Problem, Tantchen. Ich geh sowieso gleich schlafen. Aber du solltest dich auch nicht überanstrengen. Du siehst nämlich ziemlich müde aus. Und da heisst es, mit dreissig steigt man aus der Gangszene aus", grinste Sakura. Für sie war das absolut kein Problem und sie verstand voll und ganz, dass Tsunade ihre Freundin und somit die Gang unterstützen wollte, wo sie nur konnte. So war sie nun mal, aber manchmal würde sie sich wirklich besser mal eine Auszeit nehmen. Sie hatte ja selbst einen anstrengenden Job. Tsunade zuckte mit den Schultern. "Einmal Kurama, immer Kurama." Sie erreichten den Wohnblock erst gegen halb neun, da heute viel Verkehr auf der Westumfahrung herrschte und wahrscheinlich auch sonst überall ziemlich viel los war. Viele trauten sich wahrscheinlich nicht mehr, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen. Tsunade rief ihr aus dem Auto noch zu, dass sie sie morgen wieder abholen würde, um sie zur Schule zu fahren, dann verschwand sie in der Nacht. Inzwischen regnete es wieder und es wurde zunehmend spürbar, wie sich der Sommer langsam aber sicher verabschiedete. Sakura mochte den Herbst zwar, aber in der Kriegszeit waren Kälte und schlechtes Wetter nicht gerade von Vorteil. Sie schloss die Wohnung auf und sperrte die Tür dann hinter ihr auch gleich wieder zu. Der Schreck von heute sass ihr immer noch in den Knochen und deshalb gönnte sie sich zuerst noch eine warme Dusche, die sie in vollen Zügen genoss. Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie all die Sorgen und die Anspannung einfach von sich runterspülte und im Abfluss verschwinden liess. Und exakt in diesem Moment fiel ihr Sasuke ein. Schnell duschte sie zu Ende und flitze in ihr Zimmer, wo sie ihr Handy aufs Bett geschmissen hatte. Das Display zeigte tatsächlich eine neue Nachricht an, die aber erst vor fünf Minuten reingekommen war. Ihr Herz begann zu klopfen, als sie Sasukes Name auf der Anzeige erkannte. Bist du in Ordnung? Er hatte bestimmt von der Verfolgungsjagd durch das South gehört! Schnell tippte sie eine Antwort. Alles klar bei mir. Schon die neusten News gehört was? Postwendend kam die Antwort. Immer doch. Bist du zu Hause? Sakura tippte die nächste Nachricht mit nur einem Finger, weil sie mit der anderen Hand gerade beschäftigt damit war, sich eine heisse Schokolade zu machen. Ja, bin allein, Tsunade ist im HQ Ihr Herz klopfte. Wie schön wäre es, wenn Sasuke jetzt zu ihr kommen könnte? Da kommt ein Gewitter. Bis später. Wie um seine Worte zu unterstreichen, erleuchtete in diesem Moment ein Blitz den Nachthimmel, was sie durch die halboffenen Jalousien erkennen konnte. Unwillkürlich grinste sie, auch wenn das Unwetter in ihr wie immer Unbehagen auslöste. Er kannte sie ja wirklich schon ziemlich gut. Von nun an tigerte sie nervös im Haus herum, stellte sich sicher ein Dutzend Mal vor den Spiegel um zu überprüfen, ob sie annehmbar aussah. Sie war natürlich nicht zufrieden mit dem was sie sah und wünschte sich wie so oft, so hübsch wie andere Mädchen zu sein. Klar war für sie aber auch, dass sie sich jetzt nicht noch eine Tonne Schminke ins Gesicht knallen konnte, das wäre doch echt unpassend für jemanden, der gerade ins Bett gehen wollte. Es dauerte vielleicht eine halbe Stunde, bis sie das Motorrad von der Strasse her hörte und darauf die Türklingel. Sie betätigte den Einlass-Knopf und wenige Minuten später stand er vor ihrer Tür. Und wie er so vor ihr stand, in seinen zerfetzten Jeans und dem schwarzen Shirt, wurde ihr ganz warm ums Herz und sie spürte, wie sehr sie ihn vermisst hatte. Er grinste leicht, als er bemerkte, wie sie ihn musterte, bevor sie ihm um den Hals fiel. Er drückte sie ganz fest an sich und die Schmetterlinge in ihrem Bauch begannen zu toben. Ihr ganzer Körper kribbelte und sie fühlte sich in diesem Augenblick so unbeschreiblich gut. Ganz vorsichtig küsste er sie auf den Mund. Nur ganz kurz. Aber trotzdem war es wunderbar. "Ich hab mir Sorgen gemacht, als die Typen vom Outer gekommen sind und uns gesagt haben, dass sie drei Kurama-Mädchen verfolgt haben. Und als sie euch drei dann auch noch beschrieben haben, war mir alles klar." Er musterte sie. "Das Braun steht dir übrigens“, bemerkte er mit einem Blick auf ihre Haare. „Aber das Rosa mochte ich mehr." Sakura lächelte. "Danke. Ist ja auch nur für jetzt, während des Kriegs. Ich komm mir auch komisch vor, wenn ich in den Spiegel blicke." "Spielt eigentlich keine Rolle, welche Haarfarbe du hast. Du siehst immer süss aus." Sie spürte, wie ihr Gesicht ganz heiss wurde und sie konnte sich die puterrote Farbe wunderbar vorstellen, die jetzt gerade ihre Wangen überzog. "Aber sag mal, ihr seid wirklich fast vor der U-Bahn gelandet?" Sakura nickte und erschauerte bei dem Gedanken an dieses Ereignis. "Ja. Aber ich kann da jetzt gerade nicht drüber reden, Sasuke. Ich bin mir solche Stunts nicht gerade gewohnt..." Sasuke zog sie nur noch fester an sich. "Mach das nie wieder, ja?" Sie nickte. "Aber es war der einzige Weg." "Ich weiss. Aber ihr hättet dabei draufgehen können. Mach's einfach nie wieder." "Da kannst du dein letztes Geld drauf verwetten." Er grinste. "Jetzt zeig mir aber mal deine hübsche Wohnung." Ihr wurde gewahr, dass sie immer noch im Eingangsbereich standen und sie nahm ihn bei der Hand, um ihm den Rest zu zeigen. "Es ist bescheiden, aber saugemütlich" "Ist doch viel besser als in einem verdammten HQ zu wohnen." Seine Stimme klang auf einmal kühl. "Tut mir leid ich habe..." "Ach, vergiss es." Er grinste jetzt wieder übers ganze Gesicht und erneut lief Sakura knallrot an, als sie sah, warum Sasuke so grinste. Sein Blick war auf ihren alten Teddy mit der roten Schleife gefallen, der seinen Platz auf ihrem Bett hatte. "Warum ist dir das peinlich? Teddys sind doch voll in Ordnung." Unwillkürlich lachte sie. Auf der einen Seite ein Strassentiger , der schon vieles gesehen hatte, auf der anderen Seite ein ganz normaler Junge. Er schien sich nicht im Geringsten über ihr Zimmer zu wundern, dass sie vorwiegend in hellen Farben hielt. Ein typisches Mädchenzimmer halt. Sie setzten sich auf Sakuras Bett. "Also ich kann eure Wohnung gut leiden. Nur darfst du das deiner Tante keinesfalls ausrichten, ja?" "Ach nein? Dabei wollte ich ihr das Morgen lang und breit erzählen. Dann hätte sie dich glatt zum Kaffee eingeladen." Sakura lächelte zwar, aber ihr brannte noch etwas auf der Seele. "Sag mal, wie war das gestern? Beim Battle?" Sein Blick wurde schlagartig ernst. "So wie immer. Nur krasser." "Hast du dich nicht verletzt?" "Doch. Schon. Ist aber nicht der Rede wert. Sonst wär ich jetzt nicht hier. Andere haben da weniger Glück gehabt. Aber das weisst du sicher." Das Mädchen presste die Lippen zusammen. Sie dachte an Kiba. "Sag mal... du hast Kiba erwischt, was?" Er hob den Kopf. Der finstere Blick machte ihr Angst und wie um das Ganze zu untermalen hörte man von draussen lautes Donnergrollen. "Der mit dem Hund?" Sie nickte. "Ja. Das war wohl ich." Das betretene Schweigen, das nun folge war einfach nur unangenehm. Es verdeutlichte den Zwiespalt, in dem sie sich befanden und der so leicht nicht zu überbrücken war. "Es tut mit leid... ich hätte gar nicht damit anfangen sollen...", brach Sakura diese unerträgliche Stille schlussendlich. "Nein, es ist schon gut. Das alles ist nun mal wahr. Es bringt nichts, die Sache totzuschweigen." Es machte sie fertig. Sakura biss sich auf die Lippe, um ihre Tränen zurück zu halten. Warum liebte sie diesen Jungen so, der doch ihre Freunde verletzte? Und warum verletzen ihre Freunde ihn? Alles nur wegen diesen Gangs. Und bis vor einigen Monaten hätte sie nie daran gezweifelt, dass es gut war, Mitglied bei den Foxes zu sein. Nein, sie liebte die Bande. Aber es machte alles so viel komplizierter. Ein Blitz erhellte den Nachthimmel und das gleich darauf folgende Donnergrollen war so ohrenbetäubend, das Sakura zusammenzuckte. Vor ihrem inneren Auge erschienen wieder die altbekannten Bilder von jener Nacht, als sie noch klein war. Und obwohl sie diese Bilder bereits bestens kannte, waren sie nicht weniger schmerzhaft. Die Bilder verschwanden aber sofort, als sie seine warme Hand auf ihrem Bein spürte und das Zimmer um sie herum nahm wieder Gestalt an. „Alles klar?“ "Mhm", murmelte sie. Das gleich darauf folgende Gähnen brachte ihn zum Lachen. "Du solltest vielleicht besser einmal schlafen." Alles nur das nicht! Jetzt wo er schon da war konnte sie doch nicht einfach wegpennen! Klar, sie war müde, aber das war noch lange kein Grund, hier einfach in die Federn zu schlüpfen. "Nein, nein, ich will jetzt nicht schlafen... wenn du schon mal da bist." Inzwischen zählte sie nicht mehr, wie oft ihr Gesicht an diesem Abend knallrot wurde. Dieser durchdringende Blick, mit dem er sie gleich darauf fixierte, brachte sie beinahe um den Verstand. Aber anstatt ihn jetzt zu küssen oder was auch immer, fragte sie sich, ob er das bei allen Mädchen so machte. Sie so anschauen, dass sie gar nicht mehr anders konnten als ihm zu verfallen. Schliesslich war auch er ein Frauenheld. Wie sie so seine Hand auf ihrem Bein spürte, kam eine weitere Frage auf. Wie viele Frauen hatte er denn schon gehabt? Sasuke war nicht blöd und merkte sofort, dass sie gerade an etwas herumhirnte. "Was ist?" "Ach, nichts..." Er packte sie an den Handgelenken und Sakura fuhr erschrocken herum. "Was ist?", fragte er noch einmal, diesmal bestimmter, langsamer, aber auch bedrohlicher. Sakura war etwas zurückgewichen und versuchte, ihre Hände loszumachen, jedoch war sein Griff eisern. "Was ist denn mit dir los, Sasuke? Bitte lass meine Hände los, das tut weh." Sasukes Blick weitete sich, sofort und er liess erschrocken von ihr ab. "Tut mir leid, Sakura..." "Was ist denn los?" Er schüttelte nur den Kopf. "Bin wohl etwas aufgedreht wegen dem Krieg oder so..." Sakura akzeptierte diese Begründung, jedoch wusste sie, dass da mehr war. Irgendetwas wollte er ihr verheimlichen, doch das konnte er nicht einfach so. Auch sie kannte ihn bereits zu gut, um so etwas übersehen zu können. Jetzt brannte ihr diese Frage trotzdem noch auf der Seele. Sie musste das klären. "Sag mal, Sasuke... wie viele Frauen hast du denn schon gehabt?" Es war ein Versuch, diese heikle Frage locker und ganz beiläufig klingen zu lassen, jedoch gelang ihr das nicht im Ansatz. Sein Blick wurde zunehmend finsterer. "Spielt das eine Rolle?" Wohl oder übel musste sie nicken. Ja, für sie war es schon von Bedeutung. Sasuke seufzte. Das war es wohl auch, was ihn vorhin so aus der Fassung gebracht hatte. "Es waren einige. So wie es bei den Takas nun mal ist. Reicht dir das?" Sie schüttelte den Kopf. "Hast du... hast du sie denn alle geliebt?" Er verkrampfte sich zusehends und vergrub seine Finger in ihrer Bettdecke. "Sakura..." "Ist es so?" Sie blieb ganz ruhig und fragte vorsichtig, aber innerlich zerplatze sie schier. "Nein. Die wenigsten... bei einigen hab ich vielleicht geglaubt, dass es so ist... aber mir ist klargeworden, dass keine von ihnen... ach, egal. Was soll das hier eigentlich?!" Er schien plötzlich wie unter Strom zu stehen und war aufgestanden. "Was war keine von ihnen?" Er drehte den Kopf weg, doch sie hatte schon gesehen, dass er ganz schön rot geworden war. "Keine war so wie du." Klar, da könnte jeder sagen, um eine Frau rumzukriegen. Aber bei ihm hörte es sich einfach nur ehrlich an. Und wenn der sonst so coole Sasuke errötete, dann hiess das schon was. Sie beschloss, das Thema für heute sausen zu lassen. Sasuke hatte sich am Fensterbrett aufgestützt und starrte in den Sturm hinaus, der dort draussen tobte. Es war schon längstens dunkel, doch im Licht der Strassenlaternen war gut zu erkennen, dass es wie aus Kübeln schüttete und dazu ein heftiger Wind ging. Nur ab und zu drang das Geräusch eines vorbeifahrenden Fahrzeugs an ihre Ohren. Im Zimmer brannte kein Licht mehr, da es bis vorhin noch hell genug gewesen war. Sakura stand langsam auf und ging auf ihn zu. Er schien gerade ziemlich viel im Kopf zu haben und sie wollte ihm dabei helfen. Am Ende war sogar sie der Auslöser. Vorsichtig legte sie ihm die Hand auf die Schulter. "Hey, es tut mir leid. Ich sollte nicht so viel fragen." Er schüttelte den Kopf, schaute aber weiter zum Fenster hinaus. "Es ist nicht wegen dir." Beinahe hätte sie gefragt, was ihn denn beschäftigte, doch sie verkniff sich diese Frage. Genug gefragt für heute. Langsam schlang sie ihre Arme von hinten um ihn und legte ihren Kopf an seinen Rücken. Sie spürte, wie sein Atem kurz stockte und er dann seine Hände auf ihre legte, die sie vor seinem Bauch verschlungen hatte. Vorsichtig drehte er sich zu ihr um, liess sie aber nicht los. Eine Weile lang sahen sie sich einfach nur an. Das fahle Licht von der Strasse war das Einzige, was den Raum ein wenig erhellte. Sasuke streichelte ihre Hände und sie lehnte ihren Kopf nun an seine Brust, während er sein Gesicht in ihrem Haar vergrub. Eine Weile verharrten sie so. Es war einfach nur beruhigend, hier zu stehen und mit all ihren Sinnen bei ihm zu sein. Seinen Herzschlag und das regelmässige Heben und Senken seines Brustkorbs zu spüren. So konnte sie ihre ganzen Probleme vergessen und das Gefühl der Einsamkeit, das sie manchmal heimsuchte, blieb fern. Irgendwann wanderte er mit seinen Lippen ihr Gesicht hinunter, bis er die ihren erreichte und sie ganz sachte küsste. Sakura erwiderte den Kuss, aber diesmal war es nicht das Verlangen darin, das ihren Körper so warm machte, sondern die wunderbare Geborgenheit, die er ihr so geben konnte. Sie wusste nicht, wie lange sie noch so dastanden, aber irgendwann wurde sie so müde, dass er sie zum Bett begleitete und sie vorsichtig zudeckte. Sie streckte ihre Hände nach ihm aus und so legte er sich neben sie. Ihr war bewusst, dass er gehen würde, wenn sie schlief. Er wollte nun mal nicht das Risiko eingehen, dass Tsunade vielleicht doch noch nach Hause kam und ihn entdeckte. Und so genoss sie einfach nur seine, um sie geschlungenen Arme und seine warmen Hände in ihren. Der Schlaf kam trotz dem Gewitter schneller, als ihr lieb war. Kapitel 14: Nachtschicht ------------------------ "Mäuschen, aufstehen! Sakura! Wach auf!"  Mit einem Ruck schreckte das junge Mädchen auf und blickte verwirrt in das verärgerte Gesicht ihrer Tante. "Himmelherrgott, zum Glück bin ich schon früher heim gegangen, sonst würdest du jetzt glatt zu spät zur die Schule kommen!" "Wie spät ist es denn?", fragte Sakura verschlafen. Na klar, sie hatte den Wecker nicht gestellt! "Halb acht! Um Acht beginnt die Schule!" Sie nickte und sprang auf. "Weiss ich doch. Zum Glück habe ich ein nettes Tantchen, das mich zur Schule fährt." Im Bad fuhr sie sich mit der Bürste durchs Haar, putze sich die Zähne und zog sich gleichzeitig dazu an. Ein bisschen Haarspray, ein wenig Kajal unter die Augen und schon war sie bereit. "Tja, wenn die Tanten nicht wären...", seufzte Tsunade schnippisch, schnappte sich die Autoschlüssel und verliess mit ihrer Nichte die Wohnung. Es war wiedermal Tsunades halsbrecherischer Fahrstil, der sie pünktlich an ihr Ziel brachte. Normalerweise verfluchte Sakura diese grenzwertig rasanten Fahrten mit ihrer Tante, aber heute kam es ihr gelegener als je zuvor. Im Moment war sie zu sehr damit beschäftigt, Tsunade zu warnen, wenn eine rote Ampel kam oder Fussgänger über einen Zebrastreifen wollten, als dass sie über letzte Nacht nachdenken hätte können. Sie beschloss, sich das ganze für die stinklangweilige Lateinstunde aufzuheben. Hinata kam heute mit Krücken angehumpelt und schenkte ihren beiden Freundinnen ein schiefes Lächeln,. "Irgendjemand musste sich ja bei dieser filmreifen Aktion etwas zuziehen", meinte Ino und lachte. "Wie gehts dir, Hina?" "Geht gut, danke." "Nicht zuletzt, weil du von Naruto durch die Gegend getragen wurdest, was?" Sakura grinste schelmisch, worauf Hinatas Gesicht schlagartig die Farbe einer überreifen Tomate annahm. "Komm, wir lassen sie, Saku! Die ist schon längst auf Wolke sieben des Big-Fox-Himmels!" Ino wies mit dem Kopf in Richtung Eingang. "Wollen wir's hinter uns bringen?" Leider blieb ihnen nichts anderes übrig und so setzten sie sich wohl oder übel in die allseits verhasste Latein-Stunde. Sakura erlaubte es sich nun, endlich den gestrigen Abend in Gedanken aufzurollen. Ja, die Gedanken an IHN lösten in der jungen Kurama diese längst bekannten, jedoch immer wieder berauschenden und warmen Gefühle aus. Aber sie erinnerte sich auch daran, wie seltsam er sich verhalten hatte, als sie ihn nach Kiba gefragt hatte und wie komisch die Stimmung kurz danach gewesen war.  Es lag wohl an der riesigen Kluft, die sie trennte. Diese Kluft zwischen den Gangs, die sie nicht überwinden konnten, ohne irgendetwas zu verlieren. Früher oder später würde der Tag kommen, an dem sie sich entscheiden mussten und was dann? Sie liebte diesen verdammten Taka. Aber sie liebte auch ihre Gang. Und dann noch die Sache mit den Frauen. Ihr war klar, dass sie nicht seine erste war, aber trotzdem machte es ihr Angst, wie abweisend er auf dieses Thema reagiert hatte. Ihr war klar, dass da mehr war. Seine ungewohnt aggressive Reaktion war es, die ihr Angst machte. Er hatte an ihrem Gesicht ansehen können, dass sie sich genau die Frage nach den Frauen gestellt hatte. Aber auch das schien nicht alles zu sein. Gestern war er von einem Moment auf den nächsten anders geworden und in seinen Augen hatte sie sehen können, dass irgendetwas los war. Nur was? Und warum wurde sie das eigenartige Gefühl nicht los, dass er ihr das nicht so einfach sagen würde? "Miss Haruno! Ich habe Sie etwas gefragt!" Die Stimme ihrer Sprachlehrerin, Miss Terumi, riss Sakura unsanft aus ihren Tagträumen. "Ähm, wie bitte?" Miss Terumi seufzte. "Meine verehrten Damen und Herren, ich weiss zwar, dass man die lateinische Sprache auch als ausgestorbene Sprache bezeichnet, dass soll aber Herrgott nochmal nicht heissen, dass es hier im Klassenzimmer wie ausgestorben zu und her gehen muss! Miss Haruno, das betrifft nicht nur Sie, aber lesen Sie trotzdem bitte den Text auf Seite 45 laut vor! Und diesmal wird gut zugehört, denn ich werde danach einen kurze Verständnisprüfung über das Gelesene durchführen!" Tja, so waren die Schule in letzter Zeit: Noch unerträglicher als sonst. Nach diesem missratenen Schultag erhellte die wunderbare Tatsache, dass endlich Wochenende war, ihre Gemüter. Die drei wurden von Neji und Tenten abgeholt, die mit einem der Bandenautos unterwegs waren. Es war eines von denen, die nicht mit Motiven von Füchsen und Ähnlichem verziert waren, so wie all die anderen. Ansonsten kämen sie nicht unbemerkt durch die Stadt. Geschickt lenkte Neji den Wagen durch die Strassen, die wieder einmal übervoll waren. "Sag, mal was habt ihr eigentlich in der Stadt gemacht?", fragte Ino neugierig. "Wir waren bei Oro, weil wir unser Waffenarsenal etwas aufstocken wollten", antwortete Tenten mit einem breiten Lächeln. "Und wir sind fündig geworden! Deshalb fährt der gute Ripper ja auch so vorsichtig, wir wollen es ja nicht darauf ankommen lassen, von den Cops rausgenommen zu werden." Sie klopfte dem Fahrer auf den Oberschenkel, worauf dieser schelmisch grinste.  Orochimaru, genannt Oro, vertickte irgendwo am Rande der Stadt, in einer alten Garage, genannt die "Gruft", illegale Waren. Dazu gehörten Waffen, aber auch Gras und andere Drogen. Er war der Lieferant der Gangs, ehemaliger Versicherungsvertreter und der Einzige, der ein solch grosses Sortiment führte. Dieses ominöse Geschäft betreibt er seit Jahren mit keinem schlechten Umsatz. Und ja, nicht nur die Kuramas waren Kunden bei ihm, sondern eigentlich jede andere Gang, die Takas eingeschlossen und jede Menge Kriminelle aus Konoha. Orochimaru an sich war ein mysteriöser Typ, der kaum etwas über sich preisgab. Woher er die ganzen Waffen und den Stoff bezog wusste niemand. Man munkelte, dass er kalt und skrupellos sei, so bald jemand nicht zahlen konnte oder sonst irgendetwas machte, was ihm gegen den Strich ging. Zudem hatte er noch einige Mitarbeiter, besser gesagt Handlanger, die mit ihm beinahe ein kleines Business aufgebaut hatten.  Zu den Gangs hatte er aber sonst ein sehr gutes Verhältnis, da diese schon jahrelang bei ihm Kunden waren und gab deshalb hin und wieder mal Rabatt auf gewisse Waren. Sakura war noch nie bei Oro gewesen, was sie auch nicht unbedingt störte. Der Typ und vor allem die Gerüchteküche um seine Person waren ihr unheimlich. Nach ungefähr zwanzig Minuten und jeder Menge Verkehr kamen die fünf Kuramas im HQ an. Dort herrschte allgemein eine ruhige Stimmung, nur einige waren dabei, sich bereit zu machen, denn heute Abend brach auch der Inner der Kuramas zur "Nachtschicht" auf. Das hiess eigentlich nur, dass einige von ihnen auskundschaften gingen. Sakura verspürte das Bedürfnis nach etwas Action und deshalb ging sie schnurstracks auf Naruto zu, der sein Motorrad bereitmachte. "Hey, Naruto!" "Saku, wie gehts?", fragte dieser und grinste. "Gut, danke und dir?" "Bestens. Ich freu  mich auf etwas Spannung. Wir wollen Anhaltspunkte über die Lage des Taka-HQ herausfinden. Hoffentlich haben wir etwas Glück." "Aber sag mal, ist der Outer so geschwächt von der letzten Schlacht, dass wir das jetzt übernehmen?" Naruto nickte. "Na ja, es geht ihnen nicht besser als uns, du weisst ja ungefähr wie viele Verletzte vom Outer im Lazarett liegen." "Ja, das stimmt. Naruto, sag mal...kann ich mitkommen? Ich meine, auf die Nachtschicht?" Sie sah es Naruto direkt an, dass es davon nicht unbedingt begeistert war und das tat Sakura irgendwie weh. "Ich weiss nicht..." Nein, es machte sie wütend. "Warum nicht? An die Blood Zones hast du mich doch auch immer gelassen!" Narutos Blick war schwer zu deuten, jedenfalls drehte er sich um. "Lass es, Sakura." Sie wusste warum. Es war wegen Sasuke. Er hatte Angst, dass sie nicht mehr stark genug sein würde, gegen die Takas anzutreten. So ein Schwachsinn! Sie würde gegen jeden Taka antreten - ausser Sasuke. "Was soll das, Naruto? Seit wann reden Kuramas denn nicht mehr miteinander?" Naruto hielt inne und drehte sich um. "Tut mir leid, Sakura. Wenn du willst darfst du natürlich mitkommen. Aber nur wenn du bei mir mitfährst." Sie nickte, seine Reaktion vorhin tat ihr aber immer noch weh. Andererseits verstand sie ihn auch, denn Naruto wollte immer nur das beste für seine Leute und ihm war durchaus bewusst, dass Sakura nicht gerade die stärkste Kämpferin in den Fox-Kreisen markierte. Aber trotzdem. Die Traurigkeit musste sich wohl in ihrem Gesicht wiederspiegeln denn Naruto kam auf sie zu, umarmte sie und drückte sie an sich. "Hey, sei nicht böse. Wir müssen halt aufpassen." "Ich weiss ja, dass ihr nicht glücklich seid, mit dem was ich mache oder gemacht habe. Aber es gibt euch nicht das Recht mich zu behandeln wie ein kleines Kind. Ich kann doch immer noch selber entscheiden." Er nickte. "Es tut mir leid. Komm mit mir und das geht klar. Versprochen." Sie assen gemeinsam noch etwas zu Abend und als es dann langsam aber sicher dunkel wurde, machten sie sich bereit. Sakura schaute noch schnell bei Tsunade vorbei, die ihr nur ans Herz legte gut aufzupassen und schön bei Naruto zu bleiben, dann gesellte sie sich zu Naruto, Sai, Neji, Gaara und Lee. Ino hatte Naruto nun ebenfalls die Erlaubnis abgerungen, mitzukommen. Nachdem er es auch Sakura erlaubt hatte, konnte er ihr diesen Wunsch ja auch schlecht abschlagen. So machten sie sich auf den Weg durch das nächtliche Konoha, das erstaunlich belebt war. Klar, es war Freitagabend, aber da Gangkrieg herrschte und sich auch tagsüber weniger Leute auf der Strasse herumtrieben hätte man meinen können, die Leute würden eher zu Hause bleiben. Den Kuramas kam es gerade recht, denn je mehr Leute auf der Strasse waren, umso weniger fielen sie auf. In der Nähe der DDM parkten sie ihre Motorräder in einer Seitengasse und mischten sich dann zu Fuss unter die Leute. Sie beschlossen, sich aufzuteilen, so gingen Neji und Lee in Richtung Park, Sai und Ino in Richtung Flusspromenade und Sakura, Gaara und Naruto steuerten die Dance Devil Mansion an. Es verstand sich von selbst, dass sie alle ihre Bandensymbole verdeckt hielten, denn jetzt galt es, unauffällig Takas auszumachen. Naruto hatte sich seine Kapuze über den Kopf gezogen, da er in Bandenkreisen etwas zu bekannt war, als dass er sich unbemerkt in die Nähe von Takas begeben konnte. "Gaara, bleib du hier draussen und schau dich um, Cherry und ich gehen mal rein. Ich würde den Takas durchaus zutrauen, dass sie sich auch während es Kriegs in der DDM die Kante geben.", meinte Naruto abfällig. Eigentlich war die DDM ein Ort, den man als Gang im Krieg mied, denn genau dort würde bei einem Zusammentreffen die nächste Schlacht stattfinden. Und die DDM brauchten sie noch, es war schliesslich ihr Club. So begaben sich Sakura und Naruto vorsichtig, aber unauffällig zum Eingang, aus dem der Bass unaufhörlich hämmerte. An einigen Betrunkenen vorbei, die schon jetzt, obwohl es erst kurz nach elf war, kaum mehr zu zählen waren, traten sie in den Club ein, in dem ganz schön etwas abging. Keiner von ihnen hätte erwartet, dass das Nachtleben, besonders in diesem Club, noch genauso stattfinden würde wie sonst. Schliesslich war Krieg, die Strassen unsicher und die DDM  der Club von den rivalisierenden Gangs. Aber vielleicht vermuteten die Leute ja, dass sie genau deshalb hier nicht aufkreuzen würden. Wie dem auch war, sie mussten jetzt auskundschaften. Und tatsächlich sichteten sie schneller als gedacht ein Zielobjekt. Eine kleine Gruppe von Outer-Takas, die aber gerade dabei waren zu gehen. Naruto hatte schon sein Handy gezückt und Gaara eine Nachricht geschickt, dass er sich mit Neji und Lee an ihre Fersen heften solle. Für die Naruto und Sakura ging die Suche abermals weiter, doch da war etwas ganz anderes, was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.  In der Lounge der Kuramas, die sonst aus Ehrfurchtsgründen freigehalten wurde, sass plötzlich eine ganze Gruppe von Leuten. Und in der Taka-Ecke war genau dasselbe der Fall. Wahrscheinlich hatten die gewartet, bis die Takas den Raum verliessen. "Wer ist das?", fragte Sakura den ebenfalls verdutzen Naruto. Er schüttelte den Kopf. "Keine Ahnung. Aber die tragen auch alle ein Symbol, schau!" In der Tat. Die Armtattoos dieser Typen zeigten eine Raubkatze mit gebleckten Zähnen.  "Lass uns mal in die Nähe gehen. Diese Lounges dürfen nur von den Gangs besetzt werden." Sakura schlich also hinter Naruto her und sie stellten sich unauffällig an einen Stehtisch, der sich ganz nahe bei der Kurama-Ecke befand. Einer, der irgendwie aussah wie der Anführer hob seine Bierflasche und grinste. "Lasst uns darauf anstossen, dass weder die Kuramas noch die Takas hier sind! Die beiden führen nämlich Krieg. Na ja, Krieg ist nichts Schönes, aber uns stört's jedenfalls nicht!" Das darauffolgende Lachen war dreckig. Anders konnte es Sakura beim besten Willen nicht bezeichnen. Und das zustimmende Gelächter und Gejohle seiner Kollegen unterstrich das nur noch. "Nun, wie auch immer, für uns und für viele andere der Gangs, die immer im Schatten dieser beiden haben stehen müssen, bietet das eine Chance. Solange die sich bekämpfen, haben wir freie Bahn, hier in den Clubs und eigentlich auch sonst überall!" Wieder dieses Gejohle.  Ein Blick in Narutos Gesicht verriet, dass ihm das genauso gegen den Strich ging wie ihr. "Die Takas und die Kuramas kämpfen um die Herrschaft über die Strassen! Aber da haben wir anderen Gangs auch ein Wörtchen mitzureden! Wir, die Jaguar Riots, werden zu den ganz Grossen gehören, das verspreche ich euch!" In diesem Moment vibrierte Narutos Handy, worauf er meinte: "Lassen wir diese Hochstapler. Als ob die jemals so werden könnten, wie wir! Sai hat geschrieben, dass er und Ino an einer weiteren Quelle dran sind und wir zu ihnen kommen sollen!" Sakura nickte. So sehr sie sich auch über diese Dummköpfe, diese Jaguar Riots, ärgerte, wusste sie doch, dass es wichtiger war,jetzt die Takas im Auge zu behalten. Die beiden verliessen die DDM und machten sich auf den Weg zu den Motorrädern, wo sie Sai und Ino trafen. "Da ist eine Gruppe des Inner. Die sind in Aufbruchstimmung, deshalb sollten wir keine Zeit verlieren!", flüstere Ino und Sai nickte zustimmend. Aus der Richtung des Parks hörte man das Aufheulen von Motoren. Sai und Ino fuhren als erste los, Naruto und Sakura eine Minute später. Ino gab Sakura per Handy durch, wo sie lang fuhren, damit Naruto nicht den selben Weg wie Sai einschlug. Eine satte Stunde fuhren sie durch die Strassen der Stadt, da die Takas irgendwie haken zu schlagen schienen und  sich noch hier und dort in einem Club einen Drink zu gönnen. Es war ganz schön kühl und der Wind drang durch Sakuras Jacke. Unwillkürlich fragte sie sich, was Sasuke gerade so machte. Ob er auch irgendwo da draussen war? "Sakuraaaa!" "W-was?" "Sag mir ob ich rechts oder links abbiegen soll!" "Oh, sorry! Ino, welche Richtung?" Aus dem Handy kam eine deprimierte Stimme. "Vergesst es, wir haben sie aus den Augen verloren. Wir durften nicht zu nahe auffahren. Wir sind nur bis in die Vierundzwanzigste im North gekommen. Wir fahren zurück, ich sag Gaara und den anderen Bescheid." "Alles klar. Naruto, sie haben sie verloren, wir sollten auch zurück. Ich denke, wir kommen hier nicht mehr weiter." Dieser nickte nur, wendete scharf, aber geschickt und schlug die Strasse in Richtung East ein.  Beim Eintreffen ins HQ wurden sie gleich von einer Schar Kuramas umringt, die natürlich wissen wollten, was die Erkundungstour ergeben hatte und das machte es doppelt so bitter, sie nun enttäuschen zu müssen. "Hey, Naruto, du hast noch etwas vergessen", flüsterte sie ihm zu. "Aber klar!" Und sofort erzählte er noch, was er in der DDM von diesen Jaguar Riots gehört hatte.  Dieselbe Empörung machte sich breit, die Sakura auch gespürt hatte. Tja, so etwas verletzte ganz klar den Bandenstolz der Kuramas. Nur hatten sie im Moment keine Zeit, sich um diese komische Bande zu kümmern und deshalb blieb es bei einer allgemeinen Verstimmtheit. Shikamaru meinte, dass die kleinen Gangs einfach im Auge behalten werden sollten. Wahrscheinlich war das sowieso nur bedeutungsloses Gerede unter Einfluss von etwas fröhlich stimmendem Alkohol gewesen. Jaguar Riots - so ein Blödsinn. Sakura hatte irgendwie keine Lust, heute im HQ zu übernachten und so brachte Lee sie netterweise mit de Bandenauto nach Hause, wo sie sich erst einmal unter die Dusche stellte. Es war zwar reichlich spät, aber irgendwie war sie ganz und gar nicht müde. Tsunade hatte ihr noch eine SMS geschrieben, dass sie das Wochenende im HQ verbringen würde, um Shizune und die anderen zu unterstützen. Sie war an ihrem Arbeitsplatz in der Anwaltskanzlei seit dem Battle krank geschrieben.  Jedenfalls wälzte sie sich jetzt in ihrem Bett von einer Seite auf die andere, ohne dass sie einschlafen konnte. Sie versuchte, ein bisschen für die riesige Mathe-Prüfung zu lernen, was auch erstaunlich gut klappte, aber nach einer Stunde hatte sie genug.  Das Problem war, dass sie sich immer noch nicht müde fühlte. Kurzerhand schnappte sie sich ihre Jacke und verliess das Haus. Vielleicht brauchte sie einfach etwas Luft.  Der West Park lag nicht weit von Tsunades Wohnblock entfernt und sie beschloss, dorthin zu gehen. Es war inzwischen viertel nach zwei Uhr nachts. Sakura mochte den West Park, eigentlich mochte sie von allen Vierteln das West am liebsten, da es der ruhigste Stadtteil war. Das Nachtleben fand eher in der Downtown, in einem Teil des Norths und in einem Teil des Souths statt, aber hier hatte man von Nachtschwärmern so ziemlich seine Ruhe. Im Moment war keine Menschenseele im Park anzutreffen. Der Park war längst nicht so schön wie der Gold Park und auch etwas weniger gepflegt, aber immerhin besass er einen kleinen Brunnen in seiner Mitte, in dem sich nun das fahle Mondlicht sanft glitzernd im dunklen Wasser brach. Sie mochte diesen Park auch lieber als der Gold Park, denn er war kein Zeichen dafür, wie reich dieses Viertel war. Er zeugte nicht von Arroganz und Überheblichkeit. Er war einfach ein stinknormaler Park, wie es ihn in jedem Viertel und in der Downtown gab. Und dieses Gefühl von Normalität war es, was sie im Moment benötigte. Sie war innerlich immer noch so aufgewühlt und fühlte sich hin- und hergerissen. Dieser Zwiespalt, in dem sie und Sasuke sich befanden wurde einfach immerzu spürbarer. Es belastete sie rund um die Uhr und sie fragte sich langsam, was das alles sollte. Dieser Krieg, die Feindschaft, die Bandenkämpfe - nie hatte sie irgendetwas davon in Frage gestellt, aber jetzt, da sie wusste, das ein Mensch, den sie liebte unter ihren Feinden war... jedes Mal musste sie befürchten, dass einer ihrer Freunde ihm etwas antun könnte oder umgekehrt. Langsam verlor sie den Halt, den sie sich aufgebaut hatte und das fühlte sich mehr als beunruhigend an. Irgendwie wusste sie gar nicht mehr, wer sie war und was sie vom Leben wollte. Warum war sie an jenem Tag überhaupt von diesem DJ ausgewählt worden, um zu tanzen? Und warum er? Nein, sie bereute es ja eigentlich überhaupt nicht, ihn kennengelernt zu haben. Es fühlte sich jedes Mal einfach nur gut an, bei ihm zu sein. Aber wenn er kein Taka wäre... oder sie keine Kurama... Sie setzte sich auf den Brunnenrand und tauchte ihre Hand in das kühle Nass, dass sich so erfrischend anfühlte, als würde es all ihre Sorgen wegspülen. Jedoch kamen sie wieder, die Sorgen. Sie hatte sich zwar vorgenommen, nicht mehr so viel zu weinen, aber im Moment war einfach alles so schwierig, dass sie nicht anders konnte, als ihre Angst und ihre Traurigkeit in Form von Tränen rauszulassen. Die Tränen tropften von ihre Wange in das dunkle Wasser, wo sie winzig kleine Wellen verursachten. "Warum ist nur alles so gekommen?", fragte sie sich selbst.  "Ganz schön scheisse, was?" Um ein Haar wäre Sakura vor Schreck in den Brunnen gefallen, jedoch packte sie jemand am Arm. Natürlich wusste sie sofort, wer es war. Sie schämte sich. Sie wollte vor ihm nicht die ständige Heulsuse markieren und deshalb drehte sie sich weg. "Was machst du hier?", fragte sie, so beherrscht wie es momentan ihr möglich war. "Mir wurde die Nachtwache aufgebrummt. Und da sowieso nichts los ist hab ich das ganze Deidara überlassen und bin stattdessen zu dir gekommen. Doch bei dir war niemand zu Hause und dann hab ich dich gerade noch um die Ecke verschwinden sehen." Er grinste und sie drehte sich jetzt trotzdem zu ihm um. Erst jetzt, als sie ihn so ansah merkte sie, wie kalt es eigentlich war. Er trug nämlich eine Mütze und eine ziemlich warm aussehende Jacke.  Unwillkürlich fröstelte sie.  "Ist dir kalt?" "Nein, nein geht schon." "Wie du willst. Aber sag mir nicht ich hätte dich nicht gefragt." Er grinste. "Aber mal im ernst: Was bringt dich dazu mitten in der Nacht in den Park zu gehen und zu weinen?" Sie konnte ihm beim besten Willen nicht in die Augen schauen. Es war ja seinetwegen. Nicht, dass es seine Schuld war, dass sie sich so hin- und hergerissen fühlte. "Weisst du...wir sind uns so nah...aber trotzdem gibt es so viel, was im Dunkeln liegt. Ich würde dir alles erzählen, aber bei genauerem Nachdenken merke ich, dass es trotzdem nicht alles wäre. Die Gangs sind die Sachen von uns, die wir niemandem Aussenstehenden preisgeben dürfen. Und schon gar nicht dem Feind." Sie musste sich ganz schön auf die Zähne beissen, um nicht wieder zu weinen. Er nickte nur. "Ich weiss. Aber es fühlt sich nicht an, als wäre es falsch, also kann es nicht falsch sein." Sie hob den Kopf. "Warum will uns dann jeder zu verstehen geben, dass es genau das eben ist?" "Weil sie es nicht selber erleben. Ganz einfach." "Sie sind gebunden an das, was von Kuramas und Takas gesagt wird. Sie haben keine eigene Meinung, sie vertreten nun mal die Meinung, die man eben vertritt, als Taka oder Kurama. Sie wollen auch gar nicht wissen, wie die anderen sind. Sie wollen das schlechte Bild des jeweils anderen beibehalten. Auch ich wollte das und du bestimmt auch. Aber dann ist dieser durchgeknallte DJ gekommen und hat mal die Vorurteile übergangen und uns ausgewählt. Obwohl ich glaube, dass du gar nicht bemerkt hast, dass ich ein Taka-Tattoo trage." Sakura lachte ein wenig. Seine Worte wärmten ihre Seele. Es war wirklich so: Keiner hatte das erlebt, was sie erlebt hatten. Aber die Angst blieb. Sasuke hatte sich inzwischen neben sie gesetzt und legte ihr nun die Hand auf die Schulter. "Sakura, mir ist egal, was die anderen sagen...ich weiss, dass die Gangs dazwischen sind und ich weiss, dass wir das alles immer voreinander geheim halten müssen, aber so lange es nur das ist, ist es mir gleichgültig... ich will dich nicht aufgeben... nie." Die Tatsache, dass es ihm nicht unbedingt leicht fiel, das alles zu sagen, machte seine Worte nur noch echter und wertvoller für sie.Ihr Herz klopfte und ihr wurde ganz warm. Ohne nachzudenken legte sie den Kopf an seine Brust und er drückte sie an sich. "Vielen Dank, dass ich dir begegnen durfte, Sasuke." Er lacht leise. "Sag das dem durchgeknallten DJ. Ich hab mir vorgenommen, dem Typen einen Dankesbrief zu schreiben." Auch sie begann zu lachen. "Ich will aber auch unterschreiben, ja?" Sasuke begleitete sie zurück zur Wohnung, wo Sakura ihn schlussendlich einlud zu bleiben. Sie wollte jetzt bei ihm sein. Und so schauten sie sich zusammen einen Film an. Die Wahl fiel auf Star Wars, mit der Begründung, dass man auch mal aus dem Leben flüchten müsse und dass im Science Fiction - Universum sowieso alles besser war. "Prinzessin Leia hat eine ganz schön schicke Frisur. Würde dir auch stehen", witzelte er und sie konterte. "Solange du dir kein Vorbild an Lukes 70er- Haarschnitt nimmst ist alles okay." "Alles klar, Skywalker." Als der Film zu Ende war, war es beinahe Morgen und die beiden begaben sich trotzdem einmal ins Bett. Er legte den Arm um sie und drückte ihr, wie gewohnt einen Kuss auf dem Mund und einen auf die Stirn, bevor sie einschliefen. Kapitel 15: Das zweite Battle ----------------------------- Als Sakura am nächsten Morgen aufwachte, tastete sie zuerst einmal neben sich. All ihren Befürchtungen zu trotz spürte sie Sasukes warmen Körper ganz nah bei ihr, was ihr ein zufriedenes Seufzen entlockte. Dieses Mal war er also tatsächlich geblieben. Einmal noch schloss sie die Augen, atmete tief durch und drehte sich dann auf die Seite, um ihn besser betrachten zu können. Ihr Herz machte einen Dreifachsalto, als sie ihn da liegen sah. Mit geschlossenen Augen, schlafend. Sein Brustkorb hob und senkte sich langsam, während er atmete. Er sah ganz anders aus, wenn er schlief. Im Schlaf schien der Strassentiger völlig von ihm abzufallen, denn in diesem Moment sah er einfach nur so friedlich und auf eine verwegene Art und Weise süss aus.  Und so lauschte sie seinen friedlichen Atemzügen, die ab und zu vom Geräusch vorbeifahrender Autos übertönt wurden. Durch das halb geöffnete Fenster hörte sie den leisen Regen auf die Blätter der wenigen umstehenden Bäume und den Asphalt der Strasse tropfen. Ganz ehrlich, sie hätte ihm noch stundenlang so zusehen können, denn jetzt schienen die Abgründe, die sie trennten so klein und so unwirklich, dass es einfach nur schön war, ihn hier, so nahe bei sich zu haben. Wie wenn es keine Gangs gäbe. Wie wenn sie nicht Welten trennen würden. Sie erschrak beinahe, als er seine dunklen Augen ziemlich abrupt öffnete und lachte, als er ihr verblüfftes Gesicht sah. Wieder einmal wurden ihre Wangen knallrot, was ihn nur noch mehr zum Lachen brachte. "Bild‘ dir bloss nichts drauf ein", meinte Sakura gespielt schnippisch. "Keine Sorge, ich fühl' mich nur geehrt", lachte er und setze sich auf. "Boah, in diesem Nest pennt man ja wie ein Stein! Bin ich mir gar nicht gewohnt." Sakura konnte sich gut vorstellen, wie es war, immer nur im HQ auf diesen dürftigen Betten zu schlafen. Sie wusste ja nicht, wie es bei den Takas war, aber die Kuramas hatten hauptsächlich einige Matratzen auf der Galerie, aber auch einen grossen Schlafraum für Jungs und einen kleineren für die Mädchen, da es in der Tat weniger Mädchen waren, die im HQ wohnten. Diese Räume waren aber nur für den Inner Circle gedacht. Jedenfalls assen die beiden jetzt zuerst mal eine Kleinigkeit, dann putzen sie sich die Zähne. Sakura gab Sasuke eine Zahnbürste, die sie danach in ihrem  Schrank versteckte, da sie sicher war, dass er nicht das letzte Mal hier übernachtet hatte. Sakura liess sich danach wieder aufs Bett fallen, denn irgendwie schien der ganze Stress der letzten Tage sich langsam aber sicher in ihrem Körper bemerkbar zu machen. "Wann musst du denn hier weg?", fragte sie leise.  Er warf einen Blick auf Sakuras Wecker, der halb zehn Uhr morgens zeigte. "Wir haben am Mittag irgend so eine dämliche Besprechung, also etwa halb zwölf. Keine Ahnung was mein Bruder wieder will. Geht das in Ordnung? Nicht dass deine Tante hier noch einfach so aufkreuzt." Tja, Tsunade wusste zwar von Sasuke, aber seit ihrem Geständnis hatten sie nicht mehr darüber geredet. Und begeistert wäre sie sicher nicht davon, wenn ein Taka ohne ihre Erlaubnis unter ihrem Dach nächtigte. "Die kommt so schnell nicht. Bei uns im Lazarett gibt's noch mehr als genug Arbeit." Leise fügte sie hinzu: "Bleib so lange du kannst." Er setzte sich auf die Bettkante und streichelte ihr vorsichtig über den Arm, bevor er sich langsam über sie beugte, um sie zu küssen. Dieses warme Kribbeln breitete sich wieder auf ihrem ganzen Körper aus und sie legte ihre Hände in seinen Nacken.  Mit seinen warmen Händen fuhr er sanft durch ihr braunes Haar, an dessen Ansatz langsam wieder das Rosa durchschimmerte und wanderte dann langsam mit seinen Lippen ihrer Halsbeuge entlang abwärts.  Dieses wunderbare, aufregende Gefühl liess sie am ganzen Körper erschauern und sie krallte sich in seinem dunklen Haar fest. Er liess sich nicht beirren und küsste ihr Schlüsselbein, während er mit seinen Händen über ihren Bauch strich. Ihre Haut glühte dort, wo seine Lippen gewesen waren.  Es fühlte sich nicht komisch an, wie bei den wenigen Männern, die sie schon einmal so nahe an sich herangelassen hatte, denn seine Handlungen waren bedacht, voller Gefühl und unglaublich vorsichtig. Sie wollte ihn noch mehr spüren und sie merkte bald, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte, denn jetzt schob er fragend seine Hand unter ihr T-Shirt und sie gab ihm mit einem sanften Streicheln über den Arm die Erlaubnis, weiterzugehen. Und so spürte sie, wie er nun mit seiner warmen vorsichtig etwas höher wanderte. Währenddessen fanden sich ihre Lippen wieder und sie küssten sich erneut, diesmal fordernder, leidenschaftlicher. Auch sie wagte nun, mit ihrer Hand unter sein Shirt zu gleiten und ihm über den Bauch zu streichen. Sie wusste ja, dass Sasuke gut gebaut war, aber jetzt fühlte sie die Muskeln, die er sich über Jahre auf der Strasse und in der Gang aufgebaut hatte. Langsam richtete er sich auf und Sakura folgte ihm, sodass sie nun beide auf ihrem Bett knieten, während sie sich weiter küssten. Das Mädchen zitterte am ganzen Körper vor Erregung und sie fragte sich, worauf das denn nun hinauslaufen würde. Um ehrlich zu sein, sie war noch Jungfrau. Aber irgendwie spürte sie, dass es ihm nicht darum ging, obwohl er langsam ihr Shirt hochschob und es ihr schlussendlich vorsichtig über den Kopf streifte. Jetzt fühlte sie sich unglaublich ausgestellt. Nein, sie hatte Angst, dass sie ihm nicht gefallen würde, nur so im BH. Denn sie mochte ihren Körper nicht. Ihre Figur war ja nicht gerade das, was man als sehr weiblich bezeichnete. Sie hatte weder viel Busen, noch schön geformte Hüfte, nein, in ihren Augen war sie viel zu unförmig, als dass sie ihm hätte gefallen können. Zudem gab es da auch sonst noch einiges, was ihr an ihrem Körper nicht gefiel. Wie sollte es auch anders sein, er bemerkte ihr Zögern sofort. "Soll ich aufhören?", fragte er vorsichtig an ihrem Ohr. Nein, nur das nicht! "Nein...", flüsterte sie nur. Zu mehr war sie nicht im Stande. "Sicher?" "Ja." Und so küsste er sie weiter.  "Auch wenn du es mir nicht glaubst, du bist unglaublich schön", murmelte er irgendwann einmal, als sie kurz Zeit hatten um Luft zu holen.  Ihr wurde richtig heiss. Meine er das so, wie er es sagte?  Das Blut in ihrem Kopf rauschte und ihr ganzer Körper schien je länger je mehr vollkommen dem Rausch seiner Berührungen zu verfallen. Sie wollte ihn noch näher spüren. Kurzerhand schob sie auch sein Shirt nach oben und zog es ihm über den Kopf. Ihr Herz pochte zusehends mehr, als sie seinen gut gebauten Körper nun auch sah. Und dieser schöne Junge liebte sie? Ein Mauerblümchen wie sie? Er brachte sie beinahe um den Verstand. Und er? Begehrte er sie genauso, wie sie ihn? Sie konnte sich das irgendwie kaum vorstellen. Wie um ihr diese Frage zu beantworten, nahm er in diesem Moment ihre Hand und legte sie dorthin, wo sein Herz war. Unter ihrer Hand spürte sie das leise, aber ziemlich schnelle Pochen. Dieses Gefühl gab ihr eine gewisse Ruhe. Auch er schien aufgeregt zu sein. Sasuke liess sich aufs Bett sinken und diesmal war es Sakura, die sich über ihn beugte und ihn noch einmal voller Liebe auf den Mund küsste. Dann legte sie sich neben ihn, bettete den Kopf an seine Brust und schloss die Augen, um seinen schweren Atem und sein Herzklopfen hören zu können. Er legte seinen Arm um sie und streichelte ihr liebevoll durchs Haar. Warum sie nun aufgehört hatten, wusste sie nicht. Aber sie spürte, dass es besser so war, denn bereit weiterzugehen war sie noch nicht. Nicht hier. Nicht jetzt.   Als Sasuke gegangen war fühlte sie sich ein bisschen leer und überlegte sich fieberhaft, was sie jetzt tun konnte. Irgendwie war sie nicht in Stimmung, ins HQ zu gehen, vielleicht später.  Was in der Gang so vor sich ging, interessierte sie gerade gar nicht,  Ihre Gedanken flogen eilends zu Sasuke und diesem wunderbaren Gefühl, dass sie verspürte, wenn er da war. Himmel, sie benahm sich wie ein kleines Mädchen. Letztendlich beschloss sie, in die Stadt zu fahren und dort die längst überfälligen  Einkäufe zu erledigen. Ihr war bewusst, dass Tsunade ausrasten würde, wenn sie merkte, dass Sakura alleine in der Stadt war, aber sie konnte ja schlecht einfach den ganzen Tag hier oder im HQ rumhängen. Sie trat auf den Balkon, um herauszufinden, wie kalt es denn heute war und mit Schrecken stellte sie fest, dass es mit Riesenschritten auf den Winter zuging, denn sie fröstelte sofort. Wo zum Geier war denn der Herbst abgeblieben? Dabei war es noch gar nicht lange her, dass sie in T-Shirts und Tops draussen herumspaziert waren... nun gut, es war ja auch schon Ende September. Also schnappte sie sich ihre warme, blaue Winterjacke und schlüpfte in ihre braunen Stiefel, dann verliess sie den Block und steuerte die U-Bahn Station an. Es war kurz vor halb eins, als der nächste Zug in Richtung Downtown einfuhr und knapp zehn Minuten später erreichte sie die Station Konoha Downtown Circle. Hier befanden sich die vielen Shopping-Strassen Konohas und somit auch Supermärkte am Laufmeter. Vorsichtig sah sie sich um, als sie die U-Bahn verliess, aber nichts Auffälliges war zu sehen. Es schien, als ob sich die Leute jetzt wieder mehr auf die Strasse trauten, wahrscheinlich weil die Downtown sowieso vermehrt von den Gangs gemieden wurde und schon lange nichts markantes mehr passiert war, seit dem letzten Gang-Battle. Sakura betrat den erstbesten Supermarkt, schnappte sich ein Korb und begann mit ihrem Streifzug durch die Regale. Tsunade versäumte das Einkaufen ziemlich oft, auch wenn kein Krieg herrschte, deshalb war sie schon mehr als geübt darin und wusste genau, was sie brauchten und wo es sich befand. Als sie gerade zu den Regalen mit den Getränken schlenderte hörte sie zwei weibliche Stimmen um die Ecke. "...eine Schande, finden Sie nicht? Dieser lächerliche Krieg beeinflusst das ganze Leben hier in der Stadt. Irgendwelche jungen Racker, die nichts sinnvolleres zu tun haben, als durch die Strassen zu jagen und einander abzuschiessen. Und dann ziehen sie haufenweise Unschuldige mit hinein." "Sie haben vollkommen recht. Aber das sind nun mal die Aussätzigen der Gesellschaft. Fast jeder von denen ist irgendwo an den dreckigsten Plätzen dieser Stadt aufgewachsen und wird es auch niemals zu etwas bringen. Die meisten sind bestimmt auch drogenabhängig." "Man sollte dieses Gesindel aus der Stadt beseitigen." Sakura hatte die Fäuste geballt und sie war kurz davor, diesen beiden Weibern eine runter zu hauen. Was dachten die sich denn eigentlich? Glaubten die, die Mitglieder der Gang hätten sich ihr Schicksal selbst ausgesucht? Was konnte denn jemand dafür, wenn seine Eltern tot waren oder ihn ausgestossen hatten? Was blieb einem Menschen übrig, der nichts mehr hatte, als sich seine eigene Familie zu suchen, einen Ort, wo er willkommen war? Sie verstand ja, dass dieser Krieg für die Bürger Konohas scheusslich sein musste, aber das hier ging ihr zu weit. Die Gangs bekriegten sich, um an die Spitze zu gelangen. Kleine Gangs hatten nur wenig Überlebenschancen und genau deshalb musste man schauen, dass man auf der Rangliste oben blieb. Denn Rang, keine Gang, ohne Gang, kein zu Hause. Auch wenn das für sie nicht zutraf, sie kannte mehr als genug Leute, die der Gang beigetreten waren, weil es ihnen so miserabel ging. Und die Gang hiess einen immer willkommen, solange man treu war und die Regeln einhielt. Aber Leute, denen das Leben nie so übel mitgespielt hatte, konnten das nicht verstehen. Sakura ging nun erhobenen Hauptes an diesen beiden Tratschweibern vorbei zur Kasse und bedachte sie mit einem vernichtenden Blick. Schnell bezahlte sie ihre Einkäufe und verliess dann schnurstracks den Laden. Sie brauchte Luft. Draussen brauchte sie erstmal einen Moment, um ihren Ärger über die Ignoranz und Dummheit dieser Frauen loszuwerden.  Gerade jetzt  verspürte sie das dringende Bedürfnis, bei ihrer Gang zu sein. Klar, sie würde wahrscheinlich zusammengestaucht werden, weil sie alleine unterwegs war, aber was sollte es. Ihre Einkäufe lud sie zu Hause ab, danach stieg sie in die U-Bahn in Richtung East. Es war kurz vor zwei Uhr, als sie durch den Geheimtunnel ins HQ gelangte. Als sie die Tür zum Aufenthaltsraum aufstiess, war es Ino, die sofort angerannt kam. Ihr Blick verhiess nichts Gutes, sie konnte die Angst und die Nervosität in ihrem Gesicht erkennen. "Saku!" "Flowie, was ist denn los?"" "Sie sind ausgerückt! Die zweite Schlacht hat vor einer halben Stunde begonnen! Ich hab‘s total versäumt, dir zu schreiben!" Das waren allerdings Neuigkeiten! "Warum denn so plötzlich? Gestern war ja noch kaum die Rede davon!" "Shikamaru und der Boss setzten auf den Überraschungseffekt. Einer vom Outer hat gemeldet, dass sich gerade ziemlich viele Takas beim alten Güterbahnhof aufhalten und dann haben sie spontan entschieden, die nächste Schlacht einzuläuten!" "Heilige Scheisse!" "Das kannst du laut sagen!"   Die Schlacht war wirklich schon länger im Gange. Kiba, dem es wieder besser ging, hatte die Überwachung des Geschehens an Shikamarus Stelle übernommen, der nun selbst auch mit in die Schlacht gegangen war. Ino schien irgendwie einen Tick nervöser zu sein, als sonst.  "Ist sonst noch irgendetwas, Ino?" Diese schüttelte in bisschen zu kräftig den Kopf. "Nein, was sollte denn?" "Du hast Angst wegen Shika, was?" Das hätte sie besser nicht gesagt denn jetzt veränderte sich Inos Blick. Es war ihr Killerblick. "Wie kommst du denn auf so eine Scheisse, Saku?! Es ist Krieg und ich bin etwas nervös, ok?!" Sakura grinste nur. Eine typische Ino-Reaktion. Die Blonde drehte sich um und ging schnaubend davon. Das war mehr eine Bestätigung für ihre Vermutung, als etwas anderes. Sakura beschloss, bei Hinata vorbeizuschauen. Diese hatte es sich mit  Tenten in der Küche bequem gemacht. Choji schien auch in die Schlacht gegangen zu sein. "Hey, Saku!", riefen die beiden zu Begrüssung im Chor. "Hi, ihr beiden! Wie geht's euch? Und wie geht's deinem Bein, Hina?" "Geht schon wieder etwas besser, aber das wird noch 'ne Weile dauern." "Ach, Hina. Das war  schon ganz schön krass vorgestern." Sakura seufzte. "Das kannst du laut sagen. Ich krieg immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.“ Tenten schenkte Sakura ein Glas Cola ein und reichte es ihr. "Du siehst durstig aus, Cherry." "Danke, Ten." "Ich schau noch mal kurz bei Kiba vorbei", meinte Tenten, erhob sich und ging in Richtung Funkraum. Hinata schien etwas bedrückt zu sein. Natürlich, ihre Freunde befanden sich gerade in einer Schlacht, in der es um Leben und Tod ging, wie sollte es denn auch anders sein? Sakura ging es ja auch mies. Sie hatte riesige Angst um sie alle. Aber was konnten sie schon tun? Schon nach kurzer Zeit kam Tenten zurück. "Nichts Neues. Die kämpfen immer noch wie die Wilden." "Alles klar. Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als zu warten", murmelte Hinata. Tenten grinste. "Hey, Hina! Willst du Saku denn nichts erzählen?" Hinata wurde puterrot. "Wo...wovon denn?" "Jetzt tu nicht so!", lachte die Braunhaarige. "Saku, sie hat sich heute überwunden Naruto Danke zu sagen und viel Glück zu wünschen! Das ist für jemanden wie Hina ja wohl mal ganz schön viel!" Sakura lachte. "Hey, Hinata du machst Fortschritte! Und was hat er gesagt?" "Na, was wohl? Er hat das getan, was er immer tut. Er hat gegrinst, ‚Danke‘ gesagt und gesmeint, dass es keine Ursache sei ", meinte Tenten. Hinata seufzte traurig. "Ach, Hina, nicht verzweifeln. Naruto hat manchmal einfach eine elend lange Leitung, dass weisst du doch." Sakura legte tröstend den Arm um ihre Freundin. „Der wird schon noch merken, was er an dir hat.“  „Naruto ist zurzeit sowieso immer so beschäftigt mit dem ganzen Gang-Kram, dass er sich gar nicht für Mädchen zu interessieren scheint. Geschweige denn für mich“, murmelte Hinata frustriert. "Und dann bin ich auch einfach viel zu schüchtern. Jungs suchen doch nach taffen Mädchen... so wie du Tenten... oder Temari...", Tenten lachte. "Also, Temari ist schon ein etwas krasses Kaliber, wenn du mich fragst. Aber glaub mir, Hina, es gibt auch Jungs die Mädchen suchen, die sie beschützen können. So sind die Kerle nun mal und Naruto ist definitiv einer von der Sorte." "Tenten hat total recht. Naruto ist nicht der Typ, der auf abgeklärte Mädchen fliegt." Hinata hatte ihre Beine angewinkelt und vergrub nun ihren Kopf in ihrem Schoss. "Vielleicht habt ihr recht...aber ich sollte mich trotzdem etwas mehr trauen." "Hab Geduld. Wir haben doch alle unsere Schwächen", tröstete Sakura sie. Tja, das war wohl wahr.   Es wurde Abend, bis endlich die Motoren in der Auffahrt zu hören waren und das darauffolgende Szenario war der Horror. Wie immer nach den Battles. Vor Schmerzen stöhnende Verletzte wurden hineingebracht, Humpelnde, Blutende... Sakura war sofort da um den Leuten zu helfen, denn das Ausmass des zweiten Battles schien noch eine Runde schlimmer zu sein, als das des ersten. Sakura blieb beinahe das Herz stehen, als sie sah, wie Neji zugerichtet war. Tenten war sofort bei ihm und stützte ihn, während sie ihm beruhigend zuredete. Der junge Hyuuga schien mehrere Bauchverletzungen eingesteckt zu haben und blutete unglaublich stark. Deshalb war er der erste, den sich Shizune und eine zweite Ärztin ansahen.  "Den Jungen müssen wir nähen und zwar sofort!", war alles was sie sagte, bevor sie in ihrem behelfsmässigen OP verschwand. Tsunade und die andere kümmerten sich um die anderen Verletzen. Naruto hatte mehrere kleine Schnittwunden und Beulen abgekriegt, aber keine wirklich schlimmen Verletzungen und auch Shika war wortwörtlich mit einem blauen Auge und einem Stich in den Arm davongekommen. Wenn schon diese Jungs Mühe hatten, mit den gegnerischen Kräften klarzukommen, dann würde es wohl für jemanden wie sie oder Ino das Todesurteil bedeuten, sich in den Krieg zu mischen. Ungefähr zwei Stunden später waren sie soweit, dass alle Verletzen untergebracht waren und Tsunade im Lazarett gut mit den anderen klarkam. Neji wurde immer noch von Shizune behandelt. Tenten war dementsprechend aufgelöst und Sakura hatte tröstend ihre Arme um sie geschlungen. Unwillkürlich fragte sie sich wieder einmal, ob Sasuke etwas zugestossen war. Nein, er war genauso stark wie Naruto, er musste einfach noch leben. So schell liess sich Demon Eye nicht wegputzen. Sie tippte also kurzerhand eine Nachricht in ihr Handy, in der sie ihn nach seinem Befinden fragte.   Ich lebe und du? Ihr Handy vibrierte im nächsten Moment und sie hätte am liebsten laut los gejubelt, als sie die Nachricht las   Lebendiger geht‘s gar nicht. ;) Das war das Letzte, was sie heute noch von ihm hörte.   Naruto trommelte diejenigen im Aufenthaltsraum zusammen, die noch im Stande zu stehen waren und informierte sie über den Ausgang der Schlacht. "Um es kurz zu machen, vom Inner waren ziemlich wenige an der Schlacht beteiligt, diese leben aber alle noch. Den Outer hat es ziemlich hart erwischt. Sora hat mich informiert das elf Mitglieder dran glauben haben müssen.  Das Gute ist, dass es bei den Takas nicht weniger waren. Itachi hat diesmal auch mitgekämpft, aber den konnten wir nicht erwischen." Shika trat vor. "Ich hab auch noch etwas zu sagen. Ich konnte in der Schlacht, als ich mich etwas abseits des Schlachtfelds befand, um die Schützen zu kriegen ein Gespräch zwischen Takas belauschen. Anscheinend wollen sie jemanden aus unserer Gang kidnappen. Ein Mädchen. Ich weiss nicht, wahrscheinlich wollen sie einfach ein Druckmittelgegen uns in der Hand haben, ihr kennt ja ihre Spielchen bereits bestens. Sie haben versucht, Temari zu kriegen, aber das konnten wir gerade noch verhindern. Das bedeutet für alle Mädchen, dass von jetzt an absolut nichts mehr im Alleingang geregelt wird, ja?" Die Mädchen nickten alle. Das war ja unglaublich. "Seid ihr denn sicher?", fragte Ino verwundert. "Wir wissen, dass sie ein Mädchen wollen. Mehr wissen wir nicht.", war Shikamarus Antwort. "Es ist eine feige Strategie, aber ihr kennt die Takas. Sie tun es nicht aus Angst, den Krieg zu verlieren, sondern mehr mit der Absicht, weiter unsere Wut zu schüren. Und ihren Spass zu haben." Tja, sie hatten verstanden.  Zurück blieb bei Sakura das Bedürfnis, sofort mit Sasuke über diese Angelegenheit zu sprechen und zu hören was er darüber zu sagen hatte. Jedoch würde er ihr sowieso nichts sagen dürfen.  Der Gedanke war irgendwie bitter. Sie würden immer Geheimnisse voreinander haben müssen. Markante Geheimnisse, wohlgemerkt. Jetzt hiess es also Stubenarrest oder Eskorte für die Mädchen. Aber alleine durften sie nicht mehr raus. Kapitel 16: Harte Zeiten und traurige Wahrheiten ------------------------------------------------ Die Stimmung im HQ war darauf ziemlich geknickt. Manche fluchten über die Takas, sodass es jenseits von Gut und Böse war.  Sakura verzog sich in die Küche, wo sich momentan niemand aufhielt, um ihre Ruhe zu haben. Was die Takas taten war schlecht und ein absolut fieser Schachzug. Das war Tatsache, sie gab es ja zu. Aber was war denn im Bandenkrieg schon nicht erlaubt? Schlussendlich gab es nur ein paar Dinge, die die Ehre einer Bande verletzten, weswegen sie nicht gemacht wurden, aber Regeln gab es keine. Die Kuramas hatten sich auf den Krieg eingelassen, jetzt mussten sie auch die Folgen davon tragen. Für eine Weile hatte sie ihre Ruhe in der Küche, doch dann vernahm sie Stimmen von draussen. Einige Gangmitglieder waren in die Nähe der Küche gekommen und nun anscheinend stehen geblieben. "...endgültig einen Dachschaden." Das war Naruto Stimme. "War ja nichts anderes zu erwarten. Anders können sie diesen Krieg ja anscheinend nicht gewinnen." Das war Shikamaru. Dann vernahm sie Temari. "Was mich noch interessieren würde: Hat Sakura denn jetzt eigentlich noch Kontakt zu dem Taka?" Sakura zuckte zusammen. "Keine Ahnung", grummelte Naruto." Temari seufzte. "Du bist der Leader Naruto. Und Sakura schwebt in echter Gefahr, wenn sie weiterhin mit dem Taka rumhängt, das weisst du. Ich meine der Typ ist der Vize von denen - da wird wer wohl auch an diesem Entführungsplan nicht ganz unschuldig sein. Glaubt mir, die Typen meinen es ernst, voll und ganz. Ich hab's ja selbst erlebt." "Ganz richtig. Könntest du sie nicht einmal drauf ansprechen, Naruto? Der Typ ist nach wie vor nicht gut für Sakura, aber das merkt sie nicht. Wir sollten zu ihrem eigenen Schutz etwas dagegen tun. Auch wenn sie uns das übel nehmen wird, aber was sollen wir sonst machen?"  Jetzt mischte sich also auch noch Neji in die freudige Diskussion über sie ein. Was zur Hölle sollte das eigentlich? Sie war doch kein kleines Kind mehr! Neji nam in dieser Angelegenheit überhaupt kein Blatt vor den Mund."Wenn sie tatsächlich noch mit ihm rumhängt, dann frage ich mich, wieso der sich so verflucht lange Zeit lässt. Ich meine die knallen die Mädchen doch meistens nach spätestens einer Nacht und dann ist aus die Maus!“ Shikamaru meinte nur trocken: "Vielleicht gehört das zum Plan. So kriegen sie ein Druckmittel. Es könnte ja sein, dass die das ganze schon vor dem Krieg geplant wurde. Aber bevor wir weitere Vermutungen anstellen sollte Naruto mit ihr reden." Sakura fühlte in diesem Moment sich schrecklich hintergangen. Ihre Gang vertraute ihr also nicht. Sie wollten das Beste für sie, aber ganz ehrlich, die konnten es doch einfach nicht haben, dass sie Zeit mit einem Taka verbrachte, den sie gut leiden konnte.  Bei genauerem Überlegen merkte sie es. Damals, als sie mit ihm am Park auf ihre Gang gestossen war, hatten sie noch gegen kein Bandengesetz verstossen. Aber jetzt... sie waren sich inzwischen zu nahe gekommen, um das noch als Freundschaft abstempeln zu können. Aber das durften sie nie erfahren. Denn sie wusste, was sie tun würden.  Sie würden die ganze Schuld Sasuke in die Schuhe schieben und ihn als den Typen darstellen, der das arme, unschuldige Kirschblütchen um den Finger gewickelt hat.  Oder war Sasuke wirklich nur ein guter Schauspieler, der sie so gnadenlos verarschte? Nein! Himmelherrgott, solche Sachen durfte sie jetzt gar nicht in Erwägung ziehen! Sie durfte sich nicht so verunsichern lassen, nur weil ihre Gang solche Vermutungen anstellte. Sie war so durcheinander. Was sollte der ganze Mist hier eigentlich? Langsam erhob sie sich von ihrem Stuhl. Ihre Freunde sollten auf der Stelle mit dem Gerede aufhören! Schnurstracks ging sie zur Tür hinaus, an ihren verblüfften Freunden vorbei, in den Aufenthaltsraum. Tja, den Vieren fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, denn damit hatten sie beim besten Willen nicht gerechnet. Sakura sagte kein Wort, stieg die Treppe zur Holzgalerie hoch und schmiss sich auf eine der umliegenden Matratzen, die für Platzmangel in den Schlafräumen gedacht waren. Kibas Hund Akamaru hatte es sich dort ebenfalls gemütlich gemacht und kam nun zu ihr hinüber. Der wuschelige Hund leckte ihr erst einmal übers Gesicht, was ihr ein Kichern entlockte. Der Junge schien ganz schön müde zu sein, denn sonst hielt er sich eigentlich immer bei Kiba auf.  Jedenfalls legte er sich jetzt neben Sakura und grummelte noch einmal zufrieden, bevor er sofort einschlief. Sakura seufzte. Wie gerne sie jetzt auch geschlafen hätte. Stattdessen lauschte sie den Geräuschen im HQ . Irgendwer zockte Ballergames, vermutlich  Gaara und Lee, sie vernahm das Klingen von Wurfmessern aus dem abgetrennten Teil der Halle, der fürs Training zu Verfügung stand und natürlich die vielen Gespräche, die im Gange waren. Das alles hörte sich so vertraut an, aber irgendwie hing Momentan ein dunkler Schatten über dieser sonst so vertrauten Atmosphäre. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Herumliegens beschloss sie, dass sie Tsunade eigentlich etwas zur Hand gehen könnte. Was bestimmt sinnvoller, als hier oben Trübsal zu blasen. Vielleicht konnten sie und Shizune ja etwas Hilfe gebrauchen, auch wenn sich die Situation im Moment ruhig zu verhalten schien. Möglichst unauffällig versuchte sie, die Treppe hinunterzukommen, was sich als schwierig erwies, bei dieser knarrenden Treppe. Sie vernahm Narutos Blick, als sie den Raum durchquerte.  Er wollte also tatsächlich mit ihr reden. Sie beschleunigte ihre Schritte und verschwand in dem leeren Seitengang, der zum Lazarett führte, schon beinahe rennend. Mit ihm wollte sie jetzt nicht reden. Leider half alles nichts, Naruto holte sie ein, erwischte sie am Handgelenk und zog sie zurück.  "Lass mich los!", fauchte sie, vielleicht etwas zu heftig. "Saku! Jetzt hör auf so zu ziehen, das bringt doch eh nix!" Ja, er hatte natürlich recht. Er war ja auch tausendmal stärker, als sie, aber sie wollte ihm einfach klipp und klar deutlich machen, dass sie nicht reden wollte. "Saku, wir wollen doch nur…" "...hinter meinem Rücken über mich reden, ja?! Weisst du was, Naruto? Ihr macht mich fertig!" Sie gab es nun auf, sich zu wehren. Ihre ganze Konzentration benötigte sie nun, um ihre Tränen zurückzuhalten.  Naruto sah bestürzt aus. Der jungen Kurama tat es weh, solche Sachen zu sagen und zu sehen, wie es ihre Freunde verletzte, aber sie musste jetzt hart bleiben. Denn ihre Freunde verletzten SIE ja auch. Sakura liess sich der Wand entlang auf den Boden sinken und atmete tief durch. "Lass es einfach, Naruto." "Das kannst du vergessen." Er liess sich neben sie sinken.  "Lasst mich einfach meinen eigenen Weg gehen." "Es ist okay, wenn du deinen eigenen Weg gehst. Aber nicht wenn wir dabei Sorgen um dich machen müssen. Sakura, ich will dich auf jeden Fall hier in der Gang haben. Aber ich kann einfach nicht mit ansehen, wie er dich nach und nach kriegt. Hör zu, ich habe viele Erfahrungen mit Takas gemacht. Und keine einzige war gut. Ich möchte einfach, dass du das auch verstehst." Sie seufzte. "Ich verstehe es ja auch." "Na dann. Darf ich dich jetzt trotzdem Fragen, ob du den Uchiha immer noch triffst?" Sakura wollte nicht lügen, also nickte sie resigniert. Naruto versuchte es von ihr zu verbergen, aber seine geballten Fäuste waren nicht zu übersehen. "Und inwiefern..." "Lass es, Naruto!", schoss sie dazwischen, bevor er seine Frage stellen konnte. Natürlich wusste sie, was er fragen wollte.  "Es geht dich nichts an", fügte sie in einem etwas ruhigeren Ton hinzu.  Naruto schien in diesem Moment mit sich zu kämpfen. Sakura ahnte, was jetzt kommen würde. "Ich muss... ", begann er. "Ich muss dir als Leader der Kuramas sagen, dass du ihn ab sofort nicht mehr sehen darfst, Saku. Denn die Gefahr, die in diesem Moment von ihm ausgeht, ist einfach zu gross, besonders jetzt, da sie Mädchen entführen wollen. Er macht sich verdächtig und ist ein zu grosses Risiko." Sie hatte es gewusst. Nun gut, er war der Boss, er musste das tun. Aber das Gewicht dieser Aussage erschlug sie beinahe und drückte sie nun tonnenschwer zu Boden. Sie nickte, stand auf, wandte sich von ihm ab und verliess den Gang. Sie durchquerte den Aufenthaltsraum, war ihr einige fragende Blicke bescherte, um die sie sich jedoch nicht kümmerte. Am Hintereingang, der nach draussen, zur Anlegestelle für das kleine, renovierungsbedürftige Bandenboot führte, riss sie die Tür auf, in der Hoffnung, dort wenigstens in Ruhe gelassen zu werden. Der Mond schob sich gerade zwischen den Wolken hervor und warf sein glitzerndes Licht auf die dunklen Fluten. Sie bräuchte nur am Fluss stromaufwärts zu gehen und schon wäre sie bei der alten Möbelfabrik. Okay, sie würde ziemlich lange gehen müssen, aber irgendwie war die Vorstellung doch schön. Der Stress mit ihrer Gang setzte ihr zu. Sie wusste nicht mehr, was richtig und was falsch war und wie das alles überhaupt hatte passieren können. Ja, in letzter Zeit war sie wirklich ständig am Heulen. Es war nicht zu glauben. "Saku..." Sakura sog erschrocken die Luft ein und verspannte sich von Kopf bis Fuss, als sie Inos Stimme hörte. Das war’s mit der Ruhe. "Komm doch wieder rein. Es ist saukalt und wir wollen nicht, dass du dir noch 'nen Schnupfen holst, ja?" Sie klang so versöhnlich. Normalerweise versuchte Ino die Stimmung mit Spässen aufzuhellen, aber diesmal schien sie ehrlich besorgt. "Könnt ja hinter meine Rücken besprechen, was man dagegen tun könnte, dass ich hier sitze", war ihre schnippische Antwort. "Saku..." "Ino, ich hab jetzt nicht den Nerv, da wieder rein zu gehen. Ganz ehrlich, ich hab' langsam keinen Bock mehr auf das ganze Theater und euer, ach so gut gemeintes Beschützerverhalten!“ Bevor Ino etwas erwidern konnte, fuhr Sakura weiter. "Aufeinander Acht geben ist ja gut und recht. Aber echt, das hier ist total überrissen. Und glaub mir, diese albernen ungeschriebenen Bandengesetze gehen mir auch langsam auf den Wecker!" Ino schien verständlicherweise ziemlich bestürzt über Sakuras Äusserungen zu sein. Aber Das konnte man ihr ja auch kaum verübeln, denn Sakura wunderte sich selbst darüber, wie hart sie plötzlich mit ihrer Gang ins Gericht ging. "Sakura...ich weiss, dass es im Moment echt nicht gut läuft. Aber du musst auch Naruto verstehen. Er ist der Leader und ist bis zu einem gewissen Punkt auch für uns verantwortlich. Versteh mich bitte nicht falsch, aber es ist doch auch nicht gerade weit her geholt, dass Sasuke das alles auch nur als Vorwand benutzen könnte", meinte die Blonde leise. Sakura nickte nur. Sie hatte ja recht. Aber wenn sie bei ihm war, dann spürte sie, dass es nicht so war. "Saku, lass uns das doch einfach für einen Abend vergessen und noch ein wenig entspannen. Es war ein anstrengender Tag." "Ich kann jetzt nicht. Ich fühle mich hier im Moment weder wohl noch zugehörig. Ich geh' heim." Ino wusste wohl zuerst nicht, was sie darauf erwidern sollte, dann meinte sie: "Okay... Naruto bringt dich sicher..." "Naruto bringt mich nirgendwohin. Und Tsunade kann eh nicht weg. Ich frag Choji, damit ich mich wenigstens an eine dieser dämlichen Regeln halte." Sakura verschwand durch die Tür im HQ und Ino blieb zurück. Diese ärgerte sich über sich selbst. Am liebsten hätte sie Sakura einige tröstende Worte mitgegeben oder ihr gesagt, dass sie wisse, dass Sasuke nicht so schlimm war, wie alle meinten. Aber sie war nun mal nicht die Top-Trösterin.  Dabei wusste sie doch genau, dass Sasukes Verhalten damals im Gold Park echt gewesen war. So etwas KONNTE man nicht schauspielern. Nein, sie war sicher. Wer auch immer er war, zumindest das, was sie im Park gesehen hatte, war keine Spielerei.   Choji war eine wahrhaft gute Seele und er war irgendwie der Einzige, der Sakura im Moment genau gleich behandelte wie vorher. Bei den anderen hatte sie immer so ein unangenehmes Gefühl, auch wenn sie sich ganz normal verhielten. Der etwas runde Junge brachte sie also sicher nach Hause und wünschte ihr eine gute Nacht. Zum Abschied meinte er noch tröstend: "Halt die Ohren steif, Cherry." Dies entlockte Sakura ein Lächeln und sie winkte ihm zum Abschied, als er seine Maschine wendete und dann in der Nacht verschwand, während sie nun im Wohnblock verschwand. In ihrer Wohnung angekommen, schaltete sie als erstes den Fernseher ein.   "... die Polizei ist zurzeit machtlos gegen das kriminelle Treiben in Konoha. So nutzen andere Verbrecher die Gelegenheit, um ihren Tätigkeiten nachzugehen, da die Polizei rund um die Uhr beschäftigt ist. So bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder man lässt die Banden ihren Krieg weiterführen, in der Hoffnung, dass dieser bald endet, sodass man den anderen Verbrechen nachgehen kann oder man macht es genau umgekehrt. Auf Verstärkung ist zurzeit keine Aussicht, da bereits jegliche Art von Gesetzeshütern eingeschaltet ist, die zur Verfügung stehen und in den anderen Städten keine Möglichkeit zur Entbehrung von Sicherheitskräften besteht. Die Gangleader unter den Pseudonymen ‚Big Fox‘ und ‚Red Raven‘ konnten bisher nicht ausgemacht werden. Das heutige Gang-Battle wurde zu Ende gebracht, bevor die Polizei überhaupt im Stande war, einzugreifen. In der Regierung wird heiss diskutiert, wir informieren sie laufend über die News. Weiter geht es mit..."   Sakura schaltete um auf eine dieser idiotischen Reality-Sendungen, wo sich irgendwelche aufgetakelten Tussis mit irgendwelchen asozialen Typen eine WG teilten. Das war so niveaulos, dass sie den Fernseher ausmachte und ihren Kopf im Kissen vergrub. Im Fernseher lief doch um diese Zeit sowieso nur Mist. Ihr Blick fiel auf die Starwars-DVDs, die am Boden verstreut waren. Tja, dann musste sie sich wohl mit diesen abgeben. Die wählte einen den ersten der neuen Trilogie und amüsierte sich die nächsten zwei Stunden köstlich über Königin Amidalas pompöse Outfits und die schrägen Viecher, die andauernd die Bildfläche betraten. So konnte sie ein wenig das ganze Bandne-Theater vergessen. Schade, dass Sasuke nicht dabei war, sie hätten gemeinsam noch mehr Spass daran haben können. Es war mitten in der Nacht, als der Film endete und kurz nachdem sie den Fernseher ausgeschaltet hatte, schlief sie auf der Couch ein.   Sakura verbrachte den nächsten Tag vorwiegend mit lernen, um sich weiterhin von den ganzen Ereignissen und Umständen abzulenken. Natürlich, sie hätte Sasuke schreiben können und er wäre sicher sobald als möglich vorbeigekommen, aber irgendetwas hielt sie davon ab. Vielleicht war es das Gefühl, dass es Betrug wäre. Betrug der Gang gegenüber. Naruto hatte es ihr ja verboten. Daraufhin schlug sie sich mit der Hand gegen die Stirn. So ein Mist! Was sollte dieser Gedanke? Naruto war doch nicht ihr Vater! Und selbst wenn er das wäre... Sie zückte ihr Handy und tippte eine kurze Nachricht an Sasuke, doch bevor sie sie abschickte hielt sie inne. Nein, sie wollte bei Sasuke nicht rüberkommen wie das kleine Mädchen, dass nichts anderes als ihn im Kopf hatte. Sie fasste den Entschluss, dass er zuerst schreiben musste, bis dahin würde sie nicht zurückschreiben. Doch er schrieb nicht. Den ganzen langen Sonntag nicht. Auch am Montag, als sie in der Schule sass und andauernd ihr Handy auf eine Nachricht von ihm checkte, geschah nichts. Als Miss Yuuhi dann auch noch die Prüfungsblätter verteilte, die nur darauf warteten, ausgefüllt zu werden, war ihre Stimmung eindeutig im Keller. Die Prüfung war verdammt schwierig und am liebsten hätte sie ihre Lehrerin auf den Mond geschossen, für diese Aufgaben. Ihr blieb leider nichts anderes übrig, als sich durch die Rechnungen zu kämpfen, bis schlussendlich die Zeit um war und Miss Yuuhi die Blätter gnadenlos einsammelte.  "Heilige Scheisse! Diese Prüfung ist so was von in die Hose gegangen, das könnt ihr mir glauben!", stöhnte Ino. "Und du hast natürlich wieder einmal abgeräumt, was Hina?" Hinata lächelte schüchtern. "Ach was... es hat nur ganz gut geklappt."  Lustigerweise war es jedes Mal dieselbe Antwort, die sie auf diese Frage gab. Jedenfalls war jetzt das einzig Gute, dass sie nach Hause gehen konnten. Sakura packte ihre Sachen zusammen und verliess das Schulzimmer, gefolgt von Ino und Hina.  Sie versuchten zwar ganz normal miteinander zu reden, doch irgendwie war die Stimmung gedrückt. Sakura war beinahe froh, als sie die U-Bahn verlassen konnte und in Ruhe ihren Gedanken nachgehen konnte. Dieses Gefühl überkam sie wieder. Dieses Gefühl von Einsamkeit. Und sie merkte auf dem Weg nach Hause, wie sehr sie ihre Gang eigentlich liebte. Aber das alles machte ihr einfach ungeheuer zu schaffen. Und Sasuke meldete sich auch nicht... Dies sollte sich in den nächsten Tagen auch nicht ändern. Es war eine einzige Qual und dieses vernichtende Gefühl, einsam zu sein frass sie innerlich beinahe auf. Sie brauchte jemanden zum reden oder auch einfach nur jemanden, der sie in den Arm nahm, aber bei ihrer Gang wollte sie jetzt nicht winselnd angekrochen kommen. Nein, ihre Gang sollte keinen Sieg in diesem Kampf hervortragen.   Es war ein kalter Freitagabend, als Sakuras Handy Laut gab. Draussen hing der dichte Nebel vor den Fenstern und sie fröstelte bei dem blossen Gedanken daran, rauszugehen. Klassisches Oktoberwetter. Die Tage waren kürzer geworden und es war bereits ziemlich dunkel.  Aus der Küche hörte sie Tsunade werkeln. Inzwischen war die Lage im HQ stabil genug, dass sie sich mit Shizune und den anderen abwechseln konnte. Denn auch diese musste zwischendurch auch wieder mal ihrer Arbeit nachgehen. Wie gesagt, Sakuras Handy piepte. In der Vermutung, dass wiedermal irgendjemand aus der Gang war, der sie ins HQ einlud schnappte sie sich das Gerät und überlegte sich eine Antwort. "Danke, hab keine Zeit, sorry" oder so. Doch dann traf sie beinahe der Schlag, als ihr Sasukes Name vom Display entgegenleuchtete. Blitzschnell lass sie die Nachricht.   Was machst du morgen?   Nicht eine klitzekleine Bemerkung zu der langen Zeit, in der sie nichts mehr voneinander gehört hatten. Das machte Sakura traurig. Sie beschloss noch eine Viertelstunde zu warten und erst dann zurück zuschreiben, damit er nicht dachte, dass sie stundenlang wegen ihm vor den Handy sass. Obwohl das eigentlich die Wahrheit gewesen wäre...   Nichts besonderes, warum?   Fünf Minuten später kam die Antwort.   Würde dich gern sehen.   Bestens. Sie wollte ihn direkt drauf ansprechen. Also tippte sie ein "Okay" zurück. Sie hoffte, dass er durch die kurzen Antworten ihre Missstimmung bemerken würde, aber sie erwartete besser nicht zu viel von einem Mann. Seufzend erhob sie sich und begab sich in die Küche. "Kann ich dir was helfen?" Ihre Tante schüttelte den Kopf. "Ach nein, das passt schon. Sag, Mäuschen, soll ich dich ins HQ fahren?" Sakura schüttelte nur den Kopf.  Tsunade hatte schon lange bemerkt, dass etwas nicht ganz rund lief. Doch sie kannte Sakura gut genug  um zu wissen, dass jetzt der falsche Zeitpunkt war, um sie darauf anzusprechen. "Deine rosa Haare kommen schon wieder ganz schön gut zum Vorschein", meinte sie stattdessen. "Ach, sag nichts, es sieht scheusslich aus, wenn sich braun und rosa mischen. Aber irgendwie hab ich's verschwitzt, zum Friseur zu gehen", murmelte sie seufzend. Auf Tsunades Gesicht machte sich ein schelmisches Lächeln breit. "Glaub mir, da kann ich was machen." Ihre Tante griff nach dem Telefon und wählte eine Nummer. Nach kurzer Zeit schien jemand ranzugehen.  "Hi, Gai. Noch bei der Arbeit?... Ach, du wolltest gerade schliessen? Ich rate dir, damit noch einen Moment zu warten....nein, Gai, ich will mir keine pinken Strähnchen machen lassen, damit ich besser zu Saku passe.... ja, genau Sakura braucht dringend eine Generalüberholung, denn Braun und rosa beissen sich ganz fürchterlich... ja, ich weiss dass du gerade schliessen wolltest, Himmelherrgott ich bin doch nicht taub! Ich erinnere dich zu gerne daran, dass du mir noch einen Gefallen schuldest... ja, es ist ewig her, aber das macht nichts, denn die Abmachung gilt immer noch...ausserdem liebst du Haare schneiden und du magst Sakura ja total gerne...na, also. Dann bis nachher. Wir beeilen uns." Sakura hatte die ganze Zeit über geschmunzelt. Tsunade hatte während dem Gespräch mit Gai diese ganz bestimmte Tonlage gewählt, die  jeglichen Protest eigentlich unsinnig werden liess. Sie war halt immer noch ein wenig die Frau des Leaders. Nur fünf Minuten später sassen sie im Wagen und waren auf dem Weg zu Gais Friseursalon. Tsunade übersah wieder einmal verdächtig viele rote Ampeln und nahm die Kurven wieder ein wenig zu scharf. Sakura seufzte nur. Ein Wunder, dass sie noch nie einen Unfall gebaut hatten. Wo hatte diese Frau bloss ihren Führerschein her? Mit quietschenden Reifen parkte sie vor Gais Salon, der "Shiny Hair Factory". "Das war ja wieder einmal filmreif, Tantchen", bemerkte Sakura trocken. Tsunade reckte schnippisch das Kinn in die Luft. "Lass uns gehen, sonst dreht mir Gai trotz allem noch den Hals um." Als sie den Laden betraten schlug ihnen sofort der typische Friseursalon-Duft nach Haargel und Haaryspray entgegen. Gai selbst sauste mit dem Besen in der Gegend herum und wischte die ganzen Haare vom Boden zusammen.  Als er Sakura sah hielt er inne, stutzte und musterte sie prüfend. "Jetzt verstehe ich, warum das unbedingt heute noch sein musste! Sakura das sieht grauenhaft aus!", empörte er sich. Sakura hob eine Augenbraue. "Wow, danke , Gai." "Ach, es war nicht so gemeint! Aber setzt dich jetzt schnell hin, dann verpass' ich dir wieder ein schönes Braun!" Sakura schüttelte den Kopf, als sie sich auf den Stuhl setzte, den Gai ihr anbot. "Färb' die restlichen braunen Strähnen rosa. Ich habe beschlossen, dass ich jetzt wieder mit meiner normalen Haarfarbe herumlaufe. Ich meine inzwischen kennen mich die Takas eh schon. So viel macht dann die Haarfarbe auch nicht mehr aus. Was soll's." "Meinst du wirklich? Ich will nicht, dass du in Gefahr gerätst", warf Tsunade über den Rand ihres Klatschheftes hinweg ein. "Ach, was. In Gefahr sind wir sowieso, egal, welche Haarfarbe wir haben. Leg los, Gai." Dieser zuckte mit den Schultern, drehte das Radio auf und machte sich eilends ans Werk. Irgendwann, währenddessen er an Sakuras Haaren herumschnippelte klingelte Tsunades Handy. Aus dem Gespräch heraus konnte sie vernehmen, dass irgendetwas im HQ los war.  Tsunade hatte einen besorgten Ausdruck im Gesicht, als sie auflegte. "Saku, es tut mir leid, aber im HQ scheint es gerade Komplikationen im Lazarett zu geben. Sie brauchen Unterstützung. Kannst du jemanden aus der Bande anrufen, der dich abholt?" Sakura nickte. "Geh nur. Ich komm schon klar." Tsunade schnappte ihr Tasche und verliess den Salon. Sekunden später hörte man den Motor aufheulen und wie sie wiedereinmal in einem halsbrecherischen Tempo davon bretterte. "Diese Frau hat noch immer einen schrecklichen Fahrstil", war Gais einziger Kommentar und Sakura lachte.   Als sie eine Stunden später den Friseursalon verliess fühlte sie sich gut. Sie war wieder Pinkie und irgendwie fühlte sie sich so trotzdem am wohlsten. Ein Blick auf ihr Handy teilte ihr mit, dass es nun viertel vor neun Uhr abends war. Eigentlich wollte sie niemanden aus der Gang anrufen. Sie wollte, wie gesagt, nicht wieder angekrochen kommen und um Hilfe betteln, aber trotzdem wünschte sie sich, dass die Situation nicht so verzwickt wäre. Bevor sie weiter denken konnte klingelte ihr Handy. Es war ihre Mom. Na toll, besser konnte der Tag ja gar nicht mehr werden. "Hi, Mom..." "Hallo, Sakura! Ich wollte fragen, wie es dir so ergeht?" Sie hörte die altbekannte Erwartung deutlich aus ihrer Stimme heraus. Tja, sie wartete darauf, dass Sakura ihr erzählte, wie scheusslich es hier in Konoha sei und dass sie sich nach dem College doch auf die Handelsschule begeben wolle. Tatsächlich ging es ihr nicht gut, aber aus anderen Gründen. "Geht gut, danke. Und dir?" "Mir geht es gut. Es läuft alles top bei der Bank. Und mit Genma läuft es auch besser denn je." Genma Shiranui war seit einigen Monaten Mebuki Harunos Freund. Auch ein Karrieremann - was sonst. "Schön zu hören“, antwortete sie desinteressiert. "Sakura ich habe mich erst gerade gefragt, was du nach dem College machen willst. Weisst du, wir haben schon so lange nicht mehr geredet, deshalb dachte ich, ich rufe mal an." Tja, ihre Mom wusste nicht, dass sie gerade mitten in Konoha vor einem Friseursalon stand. Und dass sie keinen Bock darauf hatte, mit ihrer Mom zu reden verstand sich von selbst. Es ging sowieso immer nur um Karriere und Zukunft. Ja, auf eine Art tat ihr ihre Mutter leid. Dass alles war nur so gekommen, weil ihr Vater die Familie mit seinen Alkoholproblemen zerrüttet hatte. "Schätzchen, ich habe mir überlegt, dass ein Wirtschaftsstudium doch keine schlechte Idee wäre, da du dich ja partout nicht von der Handelsschule überzeugen lassen willst.“ Sakura hatte jetzt echt keinen Nerv für ihre Mutter. "Mom, ich will mein eigenes Leben leben und nicht das, das du mir vorschreibst! Ich hab's schon tausendmal gesagt, ich brauche deine Ratschläge nicht! Dich interessiert nie, wie es mir wirklich geht! Eigentlich willst du nur wissen, was ich für eine Karriere anstrebe!" "Aber Sakura! Wie sprichst du denn mit mir?! Ich will doch nur, dass du erfolgreich sein wirst im Leben!", rief ihre Mutter empört ins Telefon. "Erfolgreich ist man nicht nur durch Karriere! Du hast so falsche Vorstellungen vom Leben, dass es echt nicht zum Aushalten ist! Und übrigens - diesen Genma kann ich überhaupt nicht leiden! Das letzte Mal, als ihr bei uns zu Besuch wart, hab ich mich dauernd nur über euch aufgeregt! Euch geht's doch nur ums Geld und um den Status..." Vielleicht war es hart. Aber ihre Mutter rief mindestens einmal alle zwei Wochen an, um sie von ihren Vorstellungen zu überzeugen und das war ja wohl mehr als nervtötend. "Ich bin nicht deine Puppe, Mom. Lass mich meinen eigenen Weg gehen." Eine Weile war es still in der Leitung. Dann schien sich Mebuki Haruno wieder gefasst zu haben. "Sakura, ich bin schwer enttäuscht von dir! Du bist anstandslos und absolut ungehobelt! Dieses Konoha verdirbt dich." "Schön, dann ist das so. Weisst du, irgendwie denke ich manchmal, dass du es bist, die ihren Weg und ihre Träume aus den Augen verloren hat." Sie hörte wie ihre Mutter tief ein und ausatmete. "Sakura. Ich will nie wieder so etwas von dir hören! Weisst du was? Dann lebe doch dein Leben! Ab sofort will ich nichts mehr damit zu tun haben!" Dann klickte es in der Leitung. Sakura konnte gar nicht fassen, was sich  da gerade abgespielt hatte. Sie stand mitten in Konoha und ihre Mutter hatte gerade den Kontakt zu ihr gekündigt. Um es anders auszudrücken - sie hatte sie verstossen. Auch wenn ihre Mutter sie genervt hatte, sie hatte dich ganz tief im Innersten immer die vage Hoffnung gehabt, dass sich das alles ändern und ihre Mutter zur Vernunft kommen würde. Stattdessen war es jetzt wohl endgültig vorbei. Sie spürte einen dicken Kloss im Hals und gleich darauf stiegen ihr die Tränen in die Augen. In einer Seitengasse lehnte sie sich an eine Hauswand und liess sich zu Boden gleiten. Sie schluchzte hemmungslos vor sich hin. Das Gefühl, langsam aber sicher den Boden unter den Füssen zu verlieren, tat so weh und war zugleich so verängstigend. Irgendwann, sie wusste nicht, wie lange es dauerte, waren die Tränen versiegt, doch nun fühlte sie sich so unendlich leer. Ohne darüber nachzudenken, dass sie eigentlich nicht alleine durch die Gegend laufen sollte, machte sie sich zu Fuss auf den Heimweg. Sie fühlte sich so verloren in dieser riesigen Stadt, auf dieser riesigen Welt. Sicherheitshalber zog sie dann doch ihre Kapuze über den Kopf, so dass sie wenigstens nicht gleich auffiel.  Ihr Weg führte sie an der Dance Devil Mansion vorbei, in der das Nachtleben wieder einmal in vollem Gange war. Aber es kümmerte sie nicht. Sie horchte erst auf, als sie eine bekannte Stimme vernahm. Als sie sich umblickte sah sie jedoch nichts. Unauffällig ging sie in die Richtung, aus der die Stimme kam. Vorsichtig schlenderte sie der Betonmauer der DDM entlang und dann war sie ganz nahe. Gleich um die Ecke musste ER sein.  Nun konnte sie genau hören, was sie redeten. Sie wusste nicht, warum es sie so brennend interessierte, was Sasuke mit den anderen redete, aber in diesem Moment war sie einfach zu neugierig. In der Hocke kauernd, zwischen einer Mülltonne und einem Wandvorsprung, lauschte sie. Hier hinten, an der Rückseite des Clubs war nicht viel los und es war auch ziemlich düster. Dort wo Sasuke und die anderen sein mussten brannte eine schwache Glühbirne, die ihnen ein wenig Licht spendete. "Alter, du paffst wieder mal wie ein Schlot. Willste nicht lieber 'n bisschen Alk? Ist gut für Geist und Seele", meinte ein Typ der ziemlich angetrunken klang. "Halt die Schnauze, Blondie. Du wirst heute wieder als Alkoholleiche enden und wir müssen dich dann wieder ins HQ schleppen." "Oh, Maaaann, Alter! Sei kein Spielverderber! Nimm diese Bierflasche. Haste Stress oder was?" Sasuke sagte daraufhin nichts. Aber den Geräuschen nach zu urteilen nahm der die Flasche. "Na, aaalso. War doch nicht so schwer.“ Er machte eine kurze Pause. „Oh Mann, da kommt wieder dein Betthäschen." Es war zu hören, wie sich jemand in hochhackigen Schuhen näherte. "Hey Sasuke!", säuselte eine weibliche Stimme, "Du warst so wenig im HQ in letzter Zeit... was hältst du von ein bisschen rummachen?" "Tja, Demon, schon hängt sie wieder an dir wie eine Klette." Das war wieder „Blondie“. "Hau ab, Karin." "Aber Demon, wir hatten doch so viel Spass zusammen", bemerkte sie anzüglich. Auch sie schien einiges intus zu haben, was genau wollte Sakura lieber nicht wissen. "Ja, schön, such dir einen anderen, ich hab jetzt keinen Bock auf dich, Sniper." Das Mädchen sog scharf die Luft ein. "Na, dann. Sag mir Bescheid, wenn du Bock auf Sex oder so hast. In letzter Zeit bist du echt lahm, Demon." Der Betrunkene rief dem Mädchen noch hinterher: "Dann stell dich mal schön hinten an, mit dem Vize würde doch jede gleich ins Bett hüpfen!" "Schrei nicht so rum, Deidara, ich Krieg Kopfschmerzen von deinem Gejaule!" Sasuke nahm offenbar einen Schluck Bier. "Typisch. Du bist drauf wie immer." Es schien erneut jemand dazu zu kommen. "Na toll, mein Bruder raucht mir wieder einmal meine ganzen Kippen weg. Ich hab gesagt, du kannst eine haben, nicht das ganze Päckchen. Du hast doch selbst welche!" Es war also Itachi. "Klar hab ich selbst, aber wenn ich von dir nehme kommt's billiger."  "Bleib einfach nüchtern genug, damit du morgen nicht 'nen fetten Kater hast. Wir haben morgen eine Besprechung." "Alles klar, Dad", grummelte Sasuke und Itachi lachte nur amüsiert. "Ich geh jetzt. Wir sehen uns" Und dann schien er wieder zu verschwinden. Deidara bemerkte daraufhin ziemlich trocken:"Der geht jetzt Konan knallen." Eine Weile schwiegen die beiden.  "Aber ganz ehrlich, seit wann fährst du nicht mehr auf Karin ab?" "Kann dir doch egal sein." "Aber ihr hatte ziemlich viele gemeinsame Schläferstündchen, wenn man es mit deinen anderen Anbeterinnen vergleicht. Du kannst sie einfach nicht endgültig abschieben, was? Da ist doch irgendetwas zwischen euch. Ich mein‘, du hast jeder deiner Tussen gesagt, dass du nichts mehr von ihnen willst und sie sind weggeblieben. Aber Sniper hast du das nie so eindeutig gesagt." Sasuke knurrte. "Du bist betrunken, Alter, kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten." Deidara stichelte aber so lange und immer giftiger weiter, bis Sasuke ausholte und ihm eine Faust ins Gesicht schlug. Deidara konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten und fiel zu Boden. "Halt die Schnauze, Blondie. Wie oft muss man dir noch sagen, dass du deine Nase nicht in fremde Angelegenheiten stecken sollst?!" Deidara lachte jetzt nur und schnappte sich, dem Geräusch nach zu urteilen, wieder seine Rumflasche.  Sakura hatte genug gehört. Es schockierte sie, wie sich Sasuke hier gab. Kalt, abweisend und  noch dazu schien er tatsächlich ein absoluter Frauenheld zu sein. Und was hatte es mit dieser Karin alias Sniper auf sich? Wer war dieser Demon, den sie glaubte, gekannt zu haben, wirklich? Anscheinend schien er schon mit vielen Frauen geschlafen zu haben. Und genau das machte ihr riesige Angst. Und es tat weh. Sakura war so durcheinander, dass sie erst einmal nach Hause ging. Zum Glück gelang ihr dies ohne weitere Zwischenfälle. Sie hatte gar nicht gewusst, dass Sasuke so viel rauchte. Ja, irgendwie schien er in der Bande ein völlig anderer Mensch zu sein... Zu Hause warf sie sich aufs Bett. Ihr kamen erneut die Tränen. So vieles war heute geschehen. Sie stand mit ihrer Gang irgendwie auf Kriegsfuss, ihre Mutter hatte sie verstossen und Sasuke entpuppte sich in der Gegenwart seiner Gang als völlig anderer. Wobei Letzteres irgendwie klar gewesen war. Aber so krass... Schnell packte sie ihr Kissen und drückte es sich auf den Kopf. Sie wollte jetzt gar nichts mehr denken. Kapitel 17: Die Fänge des Feindes --------------------------------- Ino drehte den Schlüssel im Schloss um und öffnete die Tür zum dunklen Apartment am Ende des Wests, nahe der Downtown. Ihr Vater war also noch nicht zu Hause. Was hatte sie auch anders erwartet? Sie tastete nach dem Lichtschalter linksseitig der Tür. Die Dunkelheit hasste sie mehr als alles andere. Ihre Tasche hängte sie an den dafür vorgesehenen Haken und ihre Jacke gleich neben dran. Der Wäschekorb im Flur überquoll wiedermal und in der stand Küche nicht abgewaschenes Geschirr in der Spüle. Ihr entwich ein Seufzer. In den letzten zwei Tagen hatte sie sich vorwiegend im HQ aufgehalten und das reichte für ihren Vater schon, dass zu Hause alles aus dem Ruder lief. Also verbrachte sie ihre ersten zwei Stunden zu Hause damit, die Wohnung aufzuräumen, den Abwasch zu machen und in der Waschküche im Keller die ganzen schmutzigen Kleider in die Waschmaschine zu verfrachten. Es war so typisch. Ihr Vater war nie ein Ordnungsspezialist gewesen, aber inzwischen hatte er sein ganzes Leben einfach nicht mehr wirklich im Griff. Nun gut, es war nicht ihr Problem. Das einzige Problem war, dass sie immer diejenige war, die schauen musste, dass die Wohnung einigermassen ordentlich aussah. Aber sie war es sich gewohnt. Das grössere Problem waren eher seine Affären. Schliesslich war er noch verheiratet und jetzt wo ihn seine Frau wohl am meisten bräuchte distanzierte er sich von ihr. Anfänglich hatte er ihr noch tägliche Besuche in den vielen Kurkliniken abgestattet, aber irgendwann hatte er aufgehört. Das war der Grund für die Depression, die ihre Mutter erlitt. Und das zusätzlich zu ihrer Bulimie. Ja, ihre Mutter war kein einfacher Fall und hatte schon zig Rückfälle erleben müssen, aber Amaya Yamanaka war ein so guter Mensch. Dass ihr Ehemann sie kaum noch besuchte war für sie nur noch ein weiteres Problem, dass ihr zerrüttetes Selbstbild beeinflusste. Sie hatte ihrer Mutter nie etwas von Vaters Affären erzählt. Vielleicht war es die Angst, dass ihre Mutter in ein noch tieferes Loch fallen würde. Und vielleicht hatte sie auch einfach nur die naive Hoffnung, dass sich doch noch alles irgendwie zum guten wenden würde und alles wieder so war wie früher. Ino vermied das Thema grundsätzlich. Über all die Jahre war es ihr gelungen ihre Probleme zu überspielen und so beinahe selbst zu vergessen und das wollte sie nicht aufgeben. Es war die beste Methode, um am wenigsten Schmerz zu verspüren. Ino verliess die Waschküche und begab sich wieder in das relativ grosse Apartment, dass aber ohne Mom einfach nur leer erschien. Als erstes stand sie unter die Dusche und liess das herrlich warme Wasser über ihren Körper laufen. Ihre, vom Stress und der Aufgregung verkrampften Muskeln entspannten sich langsam. Es war zwar Freitagabend, aber heute hatte sie keine Lust auf irgendwelche Partys. Die Lage in der Gang war zu angespannt und der Krieg drückte irgendwie allen auf die Nerven. Tenten hatte heute wie eine Wilde das Messerwerfen trainiert, während Choji den ganzen Tag in der Küche gewerkelt hatte. Hinata hatte mit ihr Tsunade und die anderen im Lazarett unterstützt. Shikamaru hatte sich mit Naruto in den Kriegsplänen vergraben und die andere hatten vorwiegend wie wild gezockt oder trainiert. Ja, die Zeiten waren hart im Moment. Auch die gespannte Beziehung, die sie zur Zeit zu Sakura pflegte machte ihr zu schaffen, aber was blieb ihr anderes übrig, als alles so zu nehmen, wie es war? Sie würde ihr so gerne sagen, dass sie wisse, dass Sasuke nicht so ein Riesenarsch sei und dass sie sie auf eine gewisse Weise verstehen könne - aber sie konnte das nicht. Sie konnte ja nicht einmal ihre eigenen Gefühle richtig zeigen. Seufzend schob sie den Duschvorhang zu Seite und verliess die Dusche. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte und in ihren geliebten Blümchen-Pyjama geschlüpft war, schmiss sie sich mit einer Ladung Chips vor den Fernseher. Sie wusste nicht, wie lange sie vor der Kiste sass und sich irgendein Spielfilm mit Jackie Chan anschaute, aber irgendwann hörte sie das Öffnen der Tür. "Ino?" Ihr Dad war also zu Hause. "Hm?" Ihr Vater linste ins Wohnzimmer. "Du hast aufgeräumt. " "Irgendwer muss das ja mal machen, bevor die ganze Wohnung vergammelt", war ihre schroffe Antwort. "Tut mir leid, ich wollte ja, aber dann ist was dazwischengekommen." "Ach ja? Du meinst wohl eher, es ist JEMAND dazwischen gekommen." Sie blieb eiskalt. Sie sah ihrem Dad an, dass sie ihn auf frischer Tat ertappt hatte. In diesem Moment sah sie die junge Frau hinter ihm. "Das ist also deine Tochter, Inoichi?" "Wie jetzt?! Du bringst jetzt deine Weiber schon nach Hause mit?! Sag mal, was denkst du dir denn dabei eigentlich?!" Die Frau sah etwas verstört aus. "Sprich nicht so mit deinem Vater, Ino! Wo bleibt denn dein Anstand?" Doch Ino dachte gar nicht daran. Dieses Thema hatte sie mit ihrem Vater immer totgeschwiegen. Sie hätte es auch diesmal wieder ertragen, wenn er diese Frau nicht mitgebracht hätte. Aber dass er jetzt das Gefühl hatte, er könne einfach irgendwelche Tussen nach Hause, in das Reich von Mom bringen, dann hatte er sich geschnitten. Vor Wut sprang sie auf. "Weisst du was unanständig ist? Du hast Mom seit zwei geschlagenen Wochen nicht mehr im Kurzentrum besucht! Wie soll sie denn wieder gesund werden, wenn du sie einfach hängen lässt?! Sie braucht unsere Unterstützung! Aber du hast nichts besseres zu tun als irgendwelche Weiber mit nach Hause zu schleppen! " "Was fällt dir ein, Ino?! Was für ein missratenes Gör haben wir hier eigentlich gross gezogen?! Geh auf dein Zimmer, sofort!" "Nein! Merkst du nicht wie du alles kaputt machst?", schrie sie und schluckte daraufhin. Diese Bemerkung schmerzte mehr als tausend Messerstiche. Ihr Vater nörgelte oft an ihr herum, aber noch nie hatte er ihr so etwas an den Kopf geworfen. Aber sie durfte jetzt keine Schwäche zeigen. Ihr Vater starrte sie einen Moment an. Sie konnte seinen Blick nicht deuten.  "Wie kannst du nur...", flüsterte Ino fassungslos. "Ich werde es jetzt definitiv Mom sagen! Ich habe genug von deinen Affären! Mom verdient die Wahrheit!" Schlagartig veränderte sich die Mimik ihres Vaters. Er sah erschrocken,ängstlich und irgendwie auch beschämt aus. "Ino, ich bitte dich..." "Nein! Es ist genug!" Sie schubste ihn nach hinten und er leistete keinerlei Widerstand.  Sie drängte sich an ihm und der Frau vorbei, riss am Ende des Flurs ihre Jacke und Ihre Tasche vom Haken, dann schmetterte sie die Tür zu, dass sich die Balken bogen. Sie stolperte die Treppe runter, zum Wohnblock hinaus und zur U-Bahn. Es war ihr scheissegal, ob irgendwelche Takas sie schnappen würden, es war ihr eh alles egal! Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie ziellos durch die Stadt irrte, mit dem einzigen Gedanken, weg von ihrem Dad zu kommen. Die Kälte drang unerbittlich durch ihren Schlafanzug und sie fröstelte am ganzen Körper. Die fragenden Blicke der Passanten ignorierte sie, nein, es kümmerte sie nicht. Irgendwann blieb die junge Frau schwer atmend stehen. Sie konnte nicht mehr. Ihre ganze Energie war aufgebraucht und als sie hochblickte, erschrak sie beinahe. Hinter sich machte sie den West Park aus und da vorne, an der Strasse war Sakuras Wohnblock. Vielleicht hatte es so sein sollen. Einen Moment zögerte sie zwar beträchtlich, doch dann zuckte sie mit den Schultern. Es war jetzt eh alles egal.  Sie läutete unten an der Tür. Nichts. Beim vierten Läuten öffnete sich Sakuras Zimmerfenster und ihr rosa Haarschopf erschien. Sie sah zwar etwas verschlafen aus, aber gut, es war ja auch schon viertel nach ein Uhr nachts. "Wer zum... Ino?" "Saku!" "Ino! Was machst du denn da? Und warum trägst du einen Pyjama?", rief sie vollkommen überrascht hinunter. "Ach, Saku..." "Warte, ich lass dich rein!" Sekunden später erklang an der Tür das Summen, welches ihr Einlass in den Wohnblock gewährte. Oben an der Treppe wartete schon Sakura, die ihr Freundin tröstend die Arme nahm. Natürlich hatte sie sofort bemerkt, dass ihrer Freundin etwas gewaltiges über die Leber gekrochen sein musste. Vielleicht war es das, was die wahre Freundschaft ausmachte. Selbst jetzt, wo die beiden sich mehr denn je voneinander entfernt fühlten, verstanden sie sich ohne grosse Worte und waren füreinander da. In diesem Moment waren die Gangs, der Krieg und ihre derzeitigen Differenzen mehr als nebensächlich. Ino schluchzte leise vor sich hin, während Sakura sie sanft in die Wohnung schob. Auch sie hatte mit den Tränen zu kämpfen. Es tat so gut, Ino wieder an ihrer Seite zu haben. Es war dieses Gefühl, nicht mehr ganz so alleine zu sein, auf dieser riesigen Welt, mit all den Forderungen, Probleme, dem Druck und der Traurigkeit. Schlussendlich schaffte sie nicht, ihre Tränen zurückhalten und so weinten sie beide, bis die Tränen versiegt waren. Lange sassen sie danach mit einer Tasse Tee in den Händen schweigend in Sakuras Zimmer. Es war keineswegs eine unangenehme Situation, nein, es fühlte sich so an, wie wenn die ganzen Probleme einmal Luft bekommen hätten. Sakura  sass auf dem Bett an die Wand gelehnt und starrte zur Decke, während Ino es sich auf dem Sitzsack bequem gemacht hatte und gedankenverloren Sakuras Stoffbären musterte. "Sag mal, was ist denn passiert, dass du mitten in der Nacht vor meiner Tür stehst, Flowie?", brach Sakura vorsichtig das Schweigen. "Mein Dad ist passiert", erwiderte diese mit belegter Stimme und einem Anflug von Wut darin. Das hatte sich Sakura schon gedacht. Ino hatte die ganze Sache erstaunlich lange ertragen, doch jetzt war ihr wahrscheinlich endgültig der Kragen geplatzt. "Lass mich raten: Wieder 'ne Neue?" Ino nickte. "Diesmal hat er sie doch tatsächlich mit nach Hause gebracht... ich verstehe einfach nicht, wie er mit einer fremden Frau anbändeln und dann, wenn er es tatsächlich mal in die Klinik schafft, seelenruhig in Moms Augen lügen kann." Sakura verstand Ino. Die Hintergründe, die ihr Vater hatte, mussten aber weit tiefer gehen. Denn Inoichi Yamanaka war nicht immer so ein Schwein gewesen. Er war weitaus mehr als das gefühlskalte Arschloch, aber das entschuldigte seine Taten noch lange nicht. "Manchmal kann man einfach nicht hinter die Menschen blicken. Kann gut sein, dass diese Bulimie und die wiederholten Rückfälle deinem Vater einfach genauso ans Lebendige gegangen sind, dass er nun solchen Mist baut. Das entschuldigt nichts, Ino, ich weiss. Er verhält sich dir und deiner Mom gegenüber echt unter aller Sau." Sakura versuchte, die richtigen Worte für ihre Freundin zu finden. Langsam richtete sie sich auf, sodass sie nur im Schneidersitz auf dem Bett sass. "Du hast gehofft, dass vielleicht doch noch alles gut wird, wenn du deiner Mom nichts von den Affären sagst, was?" Ino nickte nur niedergeschlagen. "Und dass Mom noch weiter abstürzt..." "Verstehe ich. Und jetzt wirst du es ihr sagen?" Inos Mienenspiel nach zu urteilen war sie selbst unschlüssig. "Ich wollte eigentlich...aber ich weiss nicht, ob ihr direkt ins Gesicht sagen kann, dass ihr Ehemann sie betrügt...ich ertrage es nicht, sie am Boden zerstört zu sehen..." "Aber ewig kannst du es ihr nicht verheimlichen. Besser jetzt, als wenn sie sich wieder erholt hat und nach dieser Nachricht sofort wieder in ein Loch fällt." An Inos Reaktion sah sie, dass diese drauf und dran war, ihr Vorhaben in den Wind zu schiessen.  "Wenn du möchtest komme ich mit ins Kurhaus. Dann warte ich einfach vor der Tür oder so. Du bist nicht alleine mit all dem." In den Augen der Blonden sammelten sich erneut Tränen. "Ach, Saku...vielen Dank..." Sakura krabbelte zu Ino hin und nahm ihre hübsche Freundin wieder in den Arm.  Ino brauchte einen Moment, um sich zu fassen. "Kannst du...kannst du Hina davon erzählen? Ich krieg' das echt nicht hin ohne wieder Sturzbäche zu flennen... ich will, dass sie es auch weiss und versuchen, von nun an, euch gegenüber offener zu sein, versprochen." Sakura nippte an ihrem Tee, dann lächelte sie. "Tu das. Und wir sind es auch zu dir." Ino lächelte. Es war, wie wenn ihr eine Tonne Steine vom Herzen gefallen wären. "Sag mal, du schläfst doch hier oder? Den Schlafanzug hast du ja schon an." Ino gab ihr einen Schubs und lachte. "Hab ich selbstverständlich alles so geplant." Der nächste Morgen kam schnell. Kein Wunder, es war ja auch schon mitten in der Nacht gewesen, als die beiden erschöpft in einen tiefen Schlaf gefallen waren. Und so war es bereits halb elf, als die beiden erwachten.  Beim gemeinsamen Frühstück plauderten die beiden über Gott und die Welt, all das, war in den letzten Tagen keinen Platz gefunden hatte. Nachdem sie schon so lange ein angespanntes Verhältnis gehabt hatten, gab es auch viel zu erzählen. Auch das Gespräch mit ihrer Mutter liess Sakura nicht aus. Irgendwann kamen sie wohl oder übel bei dem Thema an, welches Sakura am liebsten vermieden hätte. "Was läuft denn da jetzt noch mit dir und dem Uchiha?", fragte Ino vorsichtig, aber nicht weniger neugierig. Sakura wusste zuerst nicht, was sie darauf antworten sollte. Vielleicht war es Zeit, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Und so erzählte sie ihr von den heimlichen Treffen und den Abgründen, die sie nun mal trennten. Auch die Zweifel, die sie inzwischen selbst hatte, da sie gestern das Gespräch bei der DDM belauscht hatte,  liess sie nicht aus. Ino hörte aufmerksam zu, denn das konnte sie gut. "Ich glaub manchmal selber nicht daran, dass es so einen Jungen geben kann. Und gestern bei der DDM habe ich meinen Ohren kaum getraut. Er schien ein völlig anderer Mensch zu sein. Und seit gestern zweifle ich an seiner Echtheit. Ich weiss gar nicht, was ich denken soll...", murmelte sie traurig. "Das ist so eine Sache mit Jungs, was? Man wird einfach nicht schlau aus ihnen. Wart mal ab. Trefft ihr euch in nächster Zeit nochmal?" Da schoss es Sakura wie ein Blitz durch den Kopf und sie schnappte sich ihr Handy. Eine neue Nachricht von Sasuke. Nachdem sie die, wie immer kurz angebundene Nachricht  gelesen hatte nickte sie. "Heute." Ino versuchte all ihre Skepsis loszuwerden. Sakura hatte sich schon so oft mit Sasuke getroffen und nichts war passiert. Also. "Sprich ihn drauf an. Ich kann mir zwar vorstellen, dass er dann eher auf hart macht und ziemlich abweisend ist, aber du hast ein Recht zu erfahren, was er da für ein komisches Spiel spielt." Dann stutzte Sakuras blonde Freundin. "Sag mal, du warst trotz dem Verbot alleine unterwegs? Und dann noch bei der DDM?!" Etwas beschämt senkte Sakura den Blick. "Es war nachdem meine Mutter mir indirekt erklärt hat, dass sie mich nicht mehr sehen will." Dann fiel ihr Blick auf Inos Blümchen-Schlafanzug. "Du bist ja auch kein Stück besser, Pyjama-Woman!", lachte die Rosahaarige und Ino stimmte in ihr Lachen ein. Es brauchte nicht viele Menschen, die einen verstanden. Es brauchte nur diejenigen, die von Grund auf ins Herz des Gegenübers blicken und ihm die Wärme und das Vertrauen schenken konnten, das es brauchte. Gegen Mittag wurde Ino von Shikamaru abgeholt, der sie ins HQ brachte. Sakura selbst wollte noch nicht. Trotz allem hatte sie natürlich nicht vergessen, was vorgefallen war. Auch wenn sie im Moment an sich selbst und ihren bisherigen Überzeugungen zweifelte, so brauchte sie zuerst einen Moment, um die eigene Seele wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ihr Handy summte, als sie sich gerade in die Badewanne begab. Sasuke hatte ihr erneut eine Nachricht geschickt.  Um drei City Park? Irgendwie war es langsam klar, dass sie ihn sehen und mit ihm sprechen musste. Ewiges Verstecken brachte sie hier nicht weiter. Sie tippte also eine ihrer vielen, möglichst desinteressierten "Okay"-SMS zurück. Das Handy legte sie danach weg und sie schloss ihre Augen, um sich geistig auf ihr Treffen mit Sasuke vorbereiten zu können. Tja, ganz ehrlich, irgendwann hielt sie es in der Wanne nicht mehr aus und sie machte sich an ihre Prüfungsvorbereitungen. Die Lehrer meinten es momentan alles andere als gut mit ihnen. Der Uhrzeiger näherte sich schneller als sie dachte der bedrohlichen Drei. Um halb machte sie sich auf den Weg zur U-Bahn. Das Verbot, welches die Kuramas aufgestellt hatten, war ihr natürlich immer noch bestens präsent, aber sie konnte Naruto ja schlecht anrufen und ihm sagen, dass er sie zu Sasuke fahren solle. Deswegen passte sie auf wie ein Schiesshund, als sie sich von der U-Bahn Station Gardner's Street auf den Weg zum City Park machte. Zu Fuss waren es knapp zwei Minuten Wegstrecke. Als sie das Parktor passierte waren es genau drei Uhr nachmittags. Nun wurde ihr aber bewusst, dass sie ihn erst einmal suchen musste, denn der City Park war der grösste Park in ganz Konoha. Während sie also die gepflasterten Wege entlang ging und sich suchend umblickte verstrich Zeit. Na toll, jetzt kam sie auch noch zu spät.  Aber ganz ehrlich - irgendwie war sie froh, dass sie ihn nicht fand. Denn schon jetzt pochte ihr Herz bis zum Hals und sie wusste nicht, ob sie das alles so wie geplant über die Bühne bringen konnte. Wirklich, sie hatte unglaubliche Angst. Um diese Zeit war der Park normalerweise ziemlich belebt, aber bei dem verhangenen Himmel, der nur ab und zu die Sonne zum Vorschein kommen liess, waren nicht viele Leute unterwegs. Nur einige Jogger, Mütter mit ihren Kinderwägen und ein paar Jugendliche, die sonst nichts Besseres zu tun hatten, waren anzutreffen. Sakura versuchte ihr verrückt spielendes Herz zu beruhigen, in dem sie tief ein- und ausatmete und leise auf sich selbst einredete. Er würde ihr bestimmt eine ganz simple Erklärung liefern können, oder etwa nicht? Andererseits freute sie sich auf eine aussergewöhnliche Art und Weise, ihn wiederzusehen. Vor ihrem geistigen Auge tauchten seine dunklen, unergründlichen Auge auf, die immer ein Geheimnis mit sich herumzutragen schienen, seine hübschen dunklen Haare und sein süsses Grinsen. Das war, es, was ihr Mut machte. Also suchte sie weiter, bis sie ungefähr fünf Minuten später fündig wurde. Es war der Platz mit der grossen Marmorstatue. Auf einem Mauervorsprung, von dem man auf den kleinen Bach hinunterblicken konnte, entdeckte sie ihn. Er hatte die Kapuze seines Pullis über den Kopf gezogen, und schien gedankenverloren in die Ferne zu starren. Aber sie erkannte seinen Pulli. Leise ging sie von hinten auf ihn zu und dann legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. Sasuke nervte sich. Wo zur Hölle war sein Handy abgeblieben? Er konnte es unmöglich verloren haben! Während er so das ohnehin miserabel aufgeräumte Taka-HQ durchforstete, brachte er nur noch mehr Unordnung in die Angelegenheit.  Im Aufenthaltsraum traf er auf Itachi, der gerade dabei war, irgendeinen Stadtplan zu begutachten.  "Ah, Brüderchen, du kommst mir gerade recht! Sag mal, was hältst du davon..." "Nicht jetzt, Itachi! Hast du mein Handy irgendwo gesehen?"  Itachi grinste. "Ordnung war noch nie deine Stärke. Nee, keine Ahnung, musst halt selbst schauen wo du deinen Kram hast." Sasuke liess sich nicht beirren und wühlte weiter in einem Haufen herumliegender Kleider. Wann hatte er es zuletzt gesehen? In der letzten Woche hatte er das Teil eigentlich kaum gecheckt, weshalb es ihm nun doppelt so schwer fiel, sich zu erinnern, wo er es zuletzt hingeschmissen hatte. "Du solltest es mal anrufen!", grinste Itachi und Sasuke knurrte: "Ich stell das Teil immer stumm!" Darauf lachte Itachi nur. Irgendwann wurde es Sasuke zu blöd. Er fluchte etwas vor sich hin und schmiss sich dann auf eine Couch.  "Suigetsu, schieb' mal ein Bier rüber", rief er in Richtung der abgewetzten Theke, die als behelfsmässige Bar diente. Sekunden später kam eine Flasche Bier angeflogen, die Sasuke locker fing und öffnete. Ein kurzer Gedanke galt Sakura und er fragte sich, ob sie vielleicht auf eine SMS-Antwort wartete, doch dann schüttelte er den Kopf. Das Ding würde schon irgendwann wieder zum Vorschein kommen.  Die hellen blauen Augen, die unter der Kapuze zum Vorschein kamen erschreckten sie so sehr, dass sie zuerst einmal rückwärts stolperte. Ihr erster Gedanke war, dass sie wohl jemanden verwechselt hatte und das schlichtweg oberpeinlich war. Sekunden später wünschte sie sich, es wäre genau so. Nein, als der Junge sich die Kapuze von Kopf zog, kam ein altbekannter blonder Haarschopf zum Vorschein. Es war dieses blonde Taka! Deidara!  Sakura sog scharf die Luft ein und wollte rechtsum kehrt  davonlaufen, aber er hatte sie am Handgelenk gepackt und grinste hämisch. Die nackte Panik überkam sie und mit aller Kraft riss sie ihren Arm zurück. Er liess sie tatsächlich los.  Im nächsten Moment lief sie davon, doch dann hörte sie die Motoren dröhnen. Ehe sie es sich versah rasten drei Motorräder von drei verschiedenen Seiten auf sie warum umzingelt, bevor sie auch nur weiterdenken konnte. "Aber hallo, hübsches Kurama-Mädchen", säuselte der maskierte Grauhaarige, der hinter sich eine Rothaarige mitfahren liess. "Ich weiss nicht, was an der hübsch sein soll", giftete sie. Sakura erkannte ihre Stimme. Das war diese Karin! Jedenfalls hatte sie jetzt keine Zeit um sich um solche Sachen zu kümmern, denn sie wurde links und rechts gepackt. Sie konnte nicht mehr anders und schrie, aber die wenigen Passanten die mit offenen Mündern herumstanden oder sich in Sicherheit brachten, taten nichts. In Gangangelegenheiten mischte man sich nicht ein oder man bezahlte teuer. Sakura wurde geknebelt, ihre Hände gefesselt und ihre Augen verbunden. Sie wehrte sich mit aller Kraft, als die Takas sie auf eines der Motorräder zuschoben und ihr befahlen, aufzusteigen. Während der Fahrt, die darauf folgte, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich stillzuhalten, denn sonst würde sie von dem Motorrad hinunter segeln und sich alle Knochen brechen. Erst jetzt realisierte sie richtig, was gerade geschah. Sie wurde von den Takas entführt.  Eine eiskalte Hand schloss sich um ihr Herz, als sie begriff, warum das hier überhaupt geschah.  Sasuke.  Er hatte sie von seinem Handy aus in den Park gelockt. Das war alles geplant gewesen...von Anfang bis Ende. Die Erkenntnis traf sie wie ein Faustschlag ins Gesicht. Von Anfang an hatte er es nicht ernst mit ihr gemeint. Also doch. Er hatte seinen ganzen Charme spielen lassen, um sie rum zu kriegen und das hatte sie jetzt davon! Die Takas hatten nun ein Druckmittel gegenüber den Kuramas und sie war schuld! Warum war sie nur so naiv gewesen und hatte alle Warnungen ignoriert?! Warum hatte sie diesem Taka so blind vertraut? Sie waren also doch alle gleich.  Das Schicksal schien es darauf angelegt zu haben, dass sich ihr ganzes Leben irgendwie als Lüge entpuppte. Sakura stiegen die Tränen in die Augen und sie biss sich  auf die Lippen. Eindeutig zu nahe am Wasser gebaut. Aber was sollte es?  Ihr Herz war schwer und ihr Gewissen voller Schuldgefühle. Sasuke stellte die leere Flasche auf den Tisch, legte den Kopf in den Nacken und gähnte. Eigentlich war er todmüde, da sein Bruder pausenlos dabei war, mit ihm und noch einigen anderen Strategien und so weiter auszutüfteln.  Eigentlich hatte er da überhaupt keinen Bock drauf, aber er beschwerte sich nicht. Manche Dinge musste man einfach ertragen. Der unangenehme Nebeneffekt bei der ganzen Sache war, dass ziemlich viel Schlaf dabei draufging. Als Motorengeräusche in der Einfahrt zu hören waren hob er überrascht den Kopf. "Wo waren die denn? Ich hab mich schon gewundert, warum Deidara und Hidan hier nicht rumhängen." "Keine Ahnung, Stoff besorgen oder so. Oro macht in dieser Zeit echt krass das grosse Geschäft", meinte Suigetsu, während er den Ghetto-Blaster so laut aufdrehte, dass das, langsam in die Jahre gekommene, Gemäuer im Takt zu vibrieren begann. "Verdammte Scheisse, Fangs,  stell das Ding leiser, bevor es dir das Gehirn noch ganz wegpustet!", rief Itachi laut aus der anderen Ecke des Raumes. Suigetu murrte etwas Unverständliches, drehte dann aber leiser. Suigetsu hatte seinen Namen aufgrund seiner spitzen Eckzähne gekriegt. Fangs war Englisch für Reisszähne. Jedenfalls wurde nun die Tür aufgestossen, welche von der unterirdischen Garage ins HQ führte. Sasuke erblickte Karin, Deidara, Hidan und Kakuzu, die ziemlich zufrieden aussahen und lachten.  Im nächsten Moment traf ihn beinahe der Schlag, als er rosa Haare hinter Deidara ausmachte. Er schluckte und schloss die Augen, worauf er noch einmal hinschaute, doch die rosa Haare blieben wo sie waren.  "Boss! Wir haben sie! Ist sie nicht herzallerliebst?", rief Hidan Itachi zu, welcher nur grinste.  "Beeindruckendes Tempo, ihr vier", meinte der Taka-Boss. "Da hast du uns echt einen guten Fang beschert, Brüderchen!" Sasuke traute seinen Augen und Ohren nicht. Die hatten Sakura entführt? Und das alles war geplant, wobei er nichts mitbekommen hatte?! Sakura liess sich widerwillig von Deidara vorwärts schieben, bis sie vor Itachi stand. Sie gab sich zwar ruhig, aber Sasuke wusste genau, dass sie sich fürchtete. Er sah es ihrer Haltung und ihren Bewegungen an. Kakuzu warf Sasuke im vorbeigehen sein Handy zu. "Danke fürs Leihen, Alter! Was für ein Fang!" Itachi nahm Sakura die Augenbinde ab und musterte sie. Sie blickte ihm wütend ins Gesicht. "Hallo, kleine Kurama. Herzlich willkommen bei den Takas. Wir hoffen, du wirst einen angenehmen Aufenthalt bei uns geniessen", dann lachte er, Sakura jedoch sagte nichts. Ihr Blick wurde vorwurfsvoll, mit einem starken Hauch Enttäuschung, doch Sasuke tat in diesem Moment nichts dergleichen. Er würde es ihr später erklären müssen. Sagen konnte sie vorläufig nichts, da sie immer noch geknebelt war. Itachi legte die Hand an Sakuras Wange und grinste. "Was für ein süsses, unschuldiges Ding ist uns denn da ins Netz gegangen?" Sasuke reichte es bereits. Natürlich hatte er nun begriffen, was hier vorging und es machte ihn rasend. Die hatten also den Code seines Handys geknackt und Sakura damit angeschrieben.  Er stand auf und ging mit einem wahren Mörderblick in den Augen auf seinen grossen Bruder zu. "Itachi", knurrte er bedrohlich.  Itachi hob den Blick und wies die anderen dann mit einer Handbewegung zum Gehen. "Gebt dem kleinen Füchslein was zu Essen und zu Trinken und sperrt sie in einen der Käfige. Die vier machten sich mit Sakura aus dem Staub und Itachi legte den Kopf schräg. "Was ist, Demon?" "Was zu Hölle soll die Scheisse eigentlich?, schimpfte der Jüngere. Wenn er auf Itachi wütend war, dann gab er sich nicht die Mühe, kalt und unantastbar zu wirken, so wie sonst immer. Das war etwas ganz anderes. "Was meinst du, Sasuke? Wir haben doch sowieso geplant, eine Kurama zu schnappen um ein wenig Druck auf die lieben Füchslein zu machen." Sasuke hasste es, wenn Itachi sich so dumm stellte. "Aber nicht so! Was denkst du dir eigentlich, wenn du einfach mal mein Handy nimmst und darin herumschnüffelst?! Es war doch von Anfang dein Plan, Sakura zu schnappen! Dir war es nicht egal, welche Kurama!" Itachi lachte. "Sasuke. Dieses Mädchen steht wegen dir sowieso schon ziemlich auf der Gefährdeten-Liste von Uzumaki. Du weisst ja, was die für ein Theater machen, wenn wir ihren Mädchen zu nahe kommen. Und nun hast du schon ganze Vorarbeit geleistet und die Kleine, in den Augen der Kuramas, noch beschützenswerter gemacht. Das war echt 'ne Glanzleistung." "Das war nicht die Absicht dahinter! Ich war von Anfang an kein Fan dieses Plans, es ist nämlich verdammt feige, eine Geisel zu nehmen, um einen Krieg zu gewinnen!" "Aber, nein, wir wollen damit ja nicht bezwecken, dass sie sich geschlagen geben. Im Gegenteil: Es geht um den Ansporn, Sasuke. Wenn die Kuramas wütend sind, dann werden sie unvorsichtig. Du kennst Big Fox ja!" Sasuke wandte sich ab und ballte die Fäuste. "Fahr zur Hölle." "Ich weiss ja nicht, warum du für Cherry Blossom so viel übrig hast! Die Kleine ist und bleibt eine Kurama!", meinte Itachi belustigt. "Deshalb frage ich dich: Was ist dir wichtiger? Die Loyalität gegenüber deiner Gang oder die gegenüber Cherry und somit den Kuramas?" "Loyalität gegenüber den Kuramas? Das ich nicht lache." Sasuke drehte sich um. Er wusste, dass er hier auf Granit stiess. Und er zeigte vor seinem Bruder nie Schwäche, deshalb liess er es bleiben, noch weiter zu schimpfen. Jede weitere Handlung würde alles nur noch schlimmer machen. Den Schwäche bedeutete in der Gangszene den Untergang. Und dieses Mädchen war verdammt nochmal seine Schwäche. Gott sei Dank war besagter "Käfig" doch nicht das, was sie sich ursprünglich darunter vorgestellt hatte. Es war lediglich ein ziemlich kleines, düsteres Zimmer mit vergitterten Fenstern und einer ziemlich instabil aussehenden Liege. "Was für eine hübsche Suite, nicht wahr?", witzelte Hidan und schob sie in den Raum hinein.  Karin kam mit einer Flasche Wasser und etwas Brot hinein und stellte es auf das unscheinbare Tischchen neben der Liege.  "Geniess das Festmahl!", säuselte sie zuckersüss und nahm ihr die Fesseln  und den Stofffetzen, der sie knebelte, ab. Was für eine dumme Kuh. Die drei lachten sich über ihre dämlichen Ansagen schlapp und verliessen dann den Raum, mit einem heftigen Knallen der Tür. Sie hörte das Drehen des Schlüssels im Schloss. Da war sie also. Mitten im HQ der Takas, gefangen in einem Käfig. Wie zur Hölle hatte das nur passieren können? Warum war sie nicht vorsichtiger gewesen und überhaupt, warum hatte sie die ganzen Warnungen einfach ignoriert? Vielleicht war es doch besser, auf den Verstand und nicht auf das Herz zu hören. Sie hatte Angst. Angst davor, was jetzt mit ihr geschehen würde. Angst davor, was die Kuramas jetzt dachten.  Es war hart, zugeben zu müssen, dass sie recht gehabt hatten. Allesamt hatten sie es ihr gesagt, doch sie hatte nicht hören wollen. Zu betörend waren die süssen, schönen Momente, die sie mit Sasuke hatte erleben dürfen. Irgendwie war es trotz allem immer noch schwer zu begreifen, dass das alles nur eine Lüge gewesen sein soll.  Er hatte seine Karten so geschickt ausgespielt, dass sie ihm alles geglaubt hatte. Diese ganzen Selbstvorwürfe und dieses scheussliche Gefühl, alles falsch gemacht zu haben drückten ihr zentnerschwer auf die Seele, so dass sie am liebsten wieder geweint hätte, doch irgendwie funktionierte es nicht. Wahrscheinlich hatte sie in letzter Zeit einfach zu viel geweint... Sie setzte sich auf die quietschende Liege und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Was wohl Tsunade denken würde, wenn sie heute Abend nicht zu Hause war? Nun, sie würde wohl oder übel schon erfahren, wo sich ihre Nichte befand.  In den Fängen des Feindes. Wie lange sie so da sass, den Kopf auf die angezogenen Knie gelegt, wusste sie nicht.  Es war erneut das Geräusch des Schlüssels im Schloss, das sie aufhorchen liess. Den Kopf jedoch hob sie nicht. Wer auch immer da kam, es interessierte sie eigentlich nicht. Die Tür öffnete und schloss sich wieder, daraufhin hörte sie die Schritte, die langsam auf sie zu kamen und irgendwann verharrten. Warum sagte dieser Jemand nichts?  Die Neugier war jetzt doch grösser und sie hob den Kopf, doch gleich darauf wünschte sie sich, sie hätte es gelassen. Sie ertrug diese dunklen, schönen Augen nicht. "Was willst du?", brachte sie mühevoll hervor. "Nach dir sehen." Seine Stimme war ganz rau. "Deinen Triumph über das tausendste Mädchen in der Geschichte Sasuke Uchihas auskosten? Dann tu das und verschwinde wieder", flüsterte sie. Er seufzte. "So ist es eigentlich nicht, aber ich weiss, was du denkst." Nun hob sie den Kopf und fixierte ihn mit ihrem Blick. "Ach ja? Dann weisst du sicher auch, dass ich dich nicht sehen will." Er lachte trocken. "Ja, das weiss ich auch." "Na, dann ist ja alles gesagt." Sie biss sich auf die Lippen. Jetzt plötzlich waren diese verfluchten Tränen wieder da. "Nicht ganz. Ich wollte dir nur sagen, dass es nicht so ist, wie du denkst." Jetzt war es an Sakura, bitter zu lachen. "Aber ja, es ist doch sowieso nie so, wie man denkt. Dabei warst du es, der mich hierher gebracht hat. Ich weiss nicht, ob du dir bewusst bist, wie es sich anfühlt, von jemandem verraten zu werden, dem man vollkommen vertraut hat. Aber das spielt keine Rolle. Es ist ja sowieso nicht so, wie ich denke." "Sakura..." "Nein, weisst du was? Dann sag mir wie es ist." Sasuke lehnte sich gegen die gegenüberliegende Wand. "Es würde sich alles anhören wie eine Ausrede. Das würdest du mir nicht glauben." "Recht hast du. Weisst du, ich hab ja schon gemerkt, dass du ein völlig anderer Mensch bist, sobald die Gang in der Nähe ist. Zuerst meldest du dich mal eine ganze Woche nicht und dann, wenn ich zufällig ein Gespräch von dir und einem deiner Kameraden höre, erfahre ich, wie du wirklich bist." Sasuke hob den Kopf. "Was meinst du damit?" "Gestern. Bei der DDM." Sasuke schien zu überlegen. "Oh. Das." "Genau das." Sasukes Reaktion war anders, als erwartet. Versuchte er etwa immer noch, das Spiel weiterzuspielen? "Ich wusste, dass du in der Gang ein anderer Mensch bist. Aber so hatte ich es nicht erwartet. Ich war ein naives, dummes Mädchen, das keine Ahnung hat und wahrscheinlich bin ich das auch jetzt noch." Sakura merkte, das mit all dem hier etwas zu Ende ging, von dem sie tief in sich drinnen nicht wollte, dass es aufhörte. Aber ihr Verstand sagte etwas anderes und diesmal würde sie auf ihren Verstand hören. "Aber ich bin lieber ein naives Mädchen, als jemand, der nicht sich selbst sein kann und anderen etwas vorspielt." Für Sasuke waren es Schläge ins Gesicht, die dieses Mädchen austeilte. Das Problem ging tiefer, als die Tatsache, dass sie glaubte, er wäre schuld an ihrer Entführung. Er nickte nur. Es war alles gesagt. Sie wandte den Blick ab und hörte, wie er den Käfig verliess und die Tür unsanft schloss. Der Schlüssel wurde  im Schloss gedreht und dann war Sasuke weg. Gut so. Er sollte ihre Tränen nicht sehen. Die Welt war eine furchtbare Lüge. Kapitel 18: Giftige Schlangen ----------------------------- Tsunade prallte mit der Nase an der Tür zu ihrer Wohnung ab, worauf sie los fluchte, dass es jenseits von Gut und Böse war. Warum zur Hölle war die Tür denn verschlossen? Es war doch fünf Uhr nachmittags und Sakura sollte ihres Wissens zu Hause sein. Mühsam kramte die Sekretärin ihre Schlüssel aus der untersten Ecke ihrer XXL-Handtasche hervor. Als sie die Tür öffnete traf sie eine leere Wohnung an.  Auf dem Tisch lag keine Nachricht und auf ihrem Handy waren keine Nachrichten, geschweige denn Anrufe eingegangen. Die blonde Frau erinnerte sich an Ino, die heute gegen Mittag im HQ eingetroffen war und ihr erzählt hat, dass sie bei Sakura übernachtet hatte. Ihre Nichte habe jedoch keine Lust gehabt, ins HQ zu kommen und deshalb musste sie ja wohl zu Hause sein. Tsunade war sich ihrer Verantwortung bewusst, obwohl das Mädchen schon achtzehn war. Aber achtzehn hiess nicht, dass sie von nun an alles alleine regeln konnte. Aber jetzt wollte sie nur wissen, wo Sakura abgeblieben war. Die besorgte Tante griff zu ihrem Handy und wählte Sakuras Nummer. Ungeduldig tippte sie mit den Fingernägeln auf der Küchenkombination herum. Eine gefühlte Ewigkeit hörte sie nur das nervtötende Piepen. Sie hatte die Hoffnung schon beinahe aufgegeben, als sie eine Stimme vernahm. Leider war es die allseits bekannte Frauenstimme: "Der gewünschte Teilnehmer ist momentan nicht verfügbar." Nun, allmählich wurde die gute Tsunade richtig nervös. Das sah ihrer Nichte so gar nicht ähnlich. Sie konnte sich eigentlich darauf verlassen, dass sie Bescheid gab, wo sie war, denn in einer Grossstadt wie Konoha waren solche Massnahmen keineswegs übertrieben. Und dass Sakura jetzt nicht einmal ans Telefon ging war wirklich ungewöhnlich. In Tsunades Kopf spielten sich bereits die wildesten Szenarien darüber, was geschehen hätte können, ab. Mit einem energischen Kopfschütteln verbannte sie diese Bilder, in denen natürlich die Takas die Hauptrolle spielten, in den hintersten Teil ihres Kopfes. Es gab bestimmt eine ganz simple Erklärung für das alles. Himmel, warum tickte sie so aus? Sakura hatte bestimmt nur vergessen, ihr eine Nachricht zu hinterlassen. Im nächsten Moment wählte sie Narutos Nummer. Vielleicht war Sakura ja mit jemandem von ihnen unterwegs oder trotzdem im HQ. Konnte ja sein, dass sie sie vor lauter Arbeit nicht bemerkt hatte. "Yo, Tsuna?" "Hör auf mich so zu begrüssen!" "Jaja, schon okay, sorry. Was gibts?" "Sag mal, Naruto, ist Sakura im HQ?" "Nope. Das solltest du doch eigentlich wissen." Tsunade ignorierte seine Bemerkung. "Ist sie denn mit irgendjemandem aus der Gang unterwegs?" "Nee, wir sind alle im HQ." "Heilige Scheisse, wo ist sie dann?! Naruto, sie ist nicht zu Hause und hat mir weder eine Nachricht hinterlassen, noch geht sie an ihr Handy!" "Nicht dein Ernst oder?!" "Doch! Ist sie vielleicht mit... mit diesem Demon unterwegs?" Naruto sagte erst einmal nichts. "Wenn das wahr ist, dann schwebt sie in höllischer Gefahr! Wenn sie diesen Typen tatsächlich getroffen hat..." Im Hintergrund vernahm Tsunade eine aufgeregte Stimme. Im nächsten Moment war es Inos, die zu hören war. "Tsunade! Sie wollte...nein... das darf doch nicht wahr sein...Tsunade, sie sagte mir, dass sie sich mit Demon von den Takas trifft..." Nun war es Naruto, der im Hintergrund aufbrauste. "Sag mal, Ino, hast du sie nicht mehr alle?! Wie kannst du Sakura das einfach durchziehen lassen?!" Inos Antwort war nur ein zittriges Flüstern. "Ich wollte ihr eine bessere Freundin sein..." Tsunade bemerkte selbst durch das Telefon die tausend Vorwürfe, die sich Ino jetzt machte. "Ino, es ist nicht deine Schuld. Sakura wäre doch trotzdem gegangen. Und du hast ihrem Urteil vertraut, das hat ihr bestimmt gut getan." Jetzt war es wieder der aufgekratzte Naruto, der Antwort gab."Spielt ja jetzt auch keine Rolle! Meinst du nicht, sie kommt noch zurück? Vielleicht ist das ja ein Riesen-Fehlalarm. Ich meine, ohne naiv zu klingen, anscheinend war sie schon mehr mit dem Uchiha unterwegs und es ist nichts passiert." "Das könnte natürlich sein. Aber besonders jetzt, wo die Takas doch auch geplant haben, ein Mädchen zu kidnappen ist es nicht so weit hergeholt, dass Sakura ihnen in die Falle gegangen ist. Weisst du, vielleicht wollten die das ja von Anfang an..." Tsunade erschrak fürchterlich, als sie eine allzu bekannte raue Stimme vernahm.  "Beruhig dich, Flamey und komm ins HQ." "Jiraiya... ich weiss nicht was ich tun soll..." Die Schwäche in ihrer Stimme und die Furcht, die darin mitschwang konnte sie nicht mehr länger unterdrücken. "Komm ins HQ, Tsunade. Da können wir das Ganze besser besprechen." Seine ruhige Stimme half Tsunade irgendwie. Die Stimme eines Freundes, den sie schon so lange kannte. "Ich komme." "Aber fahr' nicht wie ein Henker. Obwohl, diese Mahnung ist bei dir sowieso überflüssig." Tsunade beendete mit einem Kopfschütteln und einem schwachen Lächeln das Gespräch, machte rechts um kehrt und begab sich, auf schnellstem Weg zurück ins HQ.  Sie fuhr schneller, als ein Häftling auf der Flucht. Es war Abend, schätzungsweisegegen sieben Uhr, als sie bemerkte, dass ihr Handy nicht mehr da war. Natürlich, die Typen waren ja nicht ganz so dämlich, wie sie sich zeitweise gaben.  Dummerweise verfügten die Gangs nicht über die Einrichtung, die es ermöglichte, Handys zu orten. Wahrscheinlich hatten sie das Ding sowieso im nächstbesten Gewässer versenkt, zur Sicherheit. Ihr entwich ein tiefer Seufzer. Die Eisen-Federn der Matratze drückten ihr in den Rücken und das wenige Licht, das bis eben noch durch die Fenster geschienen hatte, war weg. Toll. Wie auf Kommando öffnete sich die Tür und eine Frau mit blauen Haaren kam herein. Sie machte sich auf den nächsten dummen Spruch gefasst, der aber überraschenderweise ausblieb. "Guten Abend. Ich bring dir hier noch eine Lampe, sonst musst du hier im Dunkeln hocken." Diese Frau war ja gegen alle Erwartungen ziemlich nett. Sakura schätzte sie bereits über zwanzig. "Danke." Wenn nett mit ihr gesprochen wurde, dann wollte sie auch höflich sein, da spielten die Umstände keine Rolle. "Ich bin übrigens Konan - oder Blue. Was dir lieber ist. Wenn irgendetwas ist, wende dich an mich." Sakura bekam die Kinnlade gar nicht mehr zu. Diese Konan schien ja das genau Gegenteil eines Norm-Takas zu sein. Auch wenn sie nicht verstand, warum sie so freundlich zu ihr war, froh war sie trotz allem. "Danke", war erneut ihre leise Antwort. "Das weiss ich zu schätzen." Konan lächelte. "Das ist schon okay." Dann verliess  sie das Zimmer wieder und liess die überraschte Sakura zurück. "Wie geil! Ich würd' ja zu gern die Fressen von den Schlappschwänzen sehen", grölte Kakuzu und nahm einen kräftigen Zug von dem Joint, der in der Runde herumwanderte. "Also, wer will anrufen?", fragte Itachi in die Runde. "Ich bin für Demon!", prustete Deidara los. Der eiskalte Blick, den er dafür von dem Angesprochenen bekam, liess ihn gleich wieder verstummen. Sasuke hatte sie auf die Theke gesetzt und tippte abwesend auf seinem Handy herum. Er hatte keinen Bock darauf, das bevorstehende Gespräch mitzuverfolgen und sich um Itachi zu scharen wie ein in einem Rudel Wölfe. "Kriegt euch wieder ein Leute", er zog an dem Joint, der inzwischen bei ihm angekommen war. "Natürlich war die Frage ein Witz. Ich werde natürlich höchstpersönlich Big Fox anrufen und ihm von unserer Eroberung erzählen." Die Gang murrte zuerst, dann aber hörten alle nur noch gespannt hin. "Es geht darum die Füchslein zu provozieren, vergesst das nicht. Eigentlich könnten wir das Mädchen auch dazu holen, damit sie Big Fox etwas vorheult und er 'ne Krise kriegt" Itachi war nicht der Einzige, der bei dieser Vorstellung grinste. "Jetzt aber mal los, Boss", drängte Sasori erwartungsvoll. "Sonst sitzen wir morgen noch hier. Itachi suchte in Sakuras Kontakten nach demjenigen von Uzumaki. Sie hatte ein ziemlich simples Entsperrungsmuster für ihr Handy, da sie wahrscheinlich eine von den vielen war, die zu faul waren um ein kompliziertes zu benutzen. "Uzumaki Naruto. Da haben wir ihn. Oder soll ich stattdessen Ino... Ya...Yamanaka anrufen?" "Das ist doch die blonde Sahneschnitte! Ruf die an!", rief Hidan. "Ich kann auch Tante Tsunade anrufen. Das Tantchen macht sich bestimmt schon Sorgen" Itachi war normalerweise eher kühl, aber wenn es darum ging die Füchse zu nerven war er ganz schön gut drauf. Spotten konnte er gut, wenn er wollte. "Reiss dich zusammen, Raven!", kam eine kühle Stimme aus der Richtung der Bar. Konan hatte sich zu Sasuke gesellt und aufmerksam mitgehört. "Zieh den Mist durch und hör auf Scherze zu machen." "Du bist immer noch nicht von unserem Vorhaben begeistert, nicht wahr, Baby?", meinte Itachi unbeeindruckt in ihre Richtung. "Das war ich von Anfang an nicht, Baby." Sie betonte das letzte Wort so, dass es richtig idiotisch klang und die anderen Takas unterdrückten ein Lachen. "Komm schon, Blue, sei keine Spielverderberin", maulte Sasori daraufhin. Konan schüttelte den Kopf. "Tut was ihr wollt, aber ich mache nicht mit." "Sieht aus, als ob die dich heute Abend nicht ran lassen wird, Raven", grölte Hidan und Itachi brachte ihn mit einem eisigen Blick zum Schweigen. Wenn es um Konan ging, dann war mit Itachi nicht zu spassen. Konan verzog sich daraufhin in eine ruhige Ecke, wo sie in Ruhe ihren Roman lesen konnte. "Wie auch immer", meinte Itachi. "Ich ruf die Typen jetzt an, denn sonst sind die kleinen Füchschen bestimmt schon in den Federn und schlafen." Völlig fertig betrat Tsunade das HQ, wo sie bereits von einer aufgeregten Herde Kuramas empfangen wurde. Die aufgekratzte Menge ignorierend, ging sie auf Jiraiya zu, der sich wiederum eifrig mit Naruto unterhielt.  Die sonst so resolute und stolze Frau erinnerte gerade eher an ein geschlagenes Tier, das sich seinen Weg durch die Leute bahnte. Es war entmutigend, Tsunade so zu sehen. Dabei war sie es normalerweise, die andere ermutigte und aufbaute.  Als Jiraiya die aufgelöste Frau erblickte, zögerte er keine Sekunde, kam auf sie zu und nahm sie in den Arm. Dieser Anblick war für die Gang absolutes Neuland, denn die beiden hielten eigentlich immer das Image aufrecht, dass sie sich eigentlich nicht mehr besonders nahe waren. Die beiden waren einfach zu stolz. Tsunade konnte die Tränen kaum mehr zurückhalten und vergrub ihren Kopf an der Schulter ihres Gang-Kameraden.  "Ich habe versagt, Jiraiya...", brachte sie mit zittriger Stimme heraus. "Ich... ich dachte ich würde es besser machen als Mebuki und Kizashi...aber ich konnte...ich konnte nichts tun..." Jiraiya strich ihr durch das blonde Haar. "Glaub mir, du hast es um Längen besser hingekriegt, als die beiden. Junge Leute haben nun mal ihren eigenen Kopf. Niemand hätte Sakura vor diesem Fehler bewahren können." "Ich unterbreche ja nur ungern", kam es von Kiba. "Aber seid ihr den hundertpro sicher, dass Saku entführt wurde und nicht einfach nur mit dem Uchiha rumhängt?" Es war vielleicht etwas ironisch, dass in diesem Moment Narutos Handy losging. Blitzschnell fuhr er mit der Hand ins eine Hosentasche und kramte das Handy so nervös hervor, dass es ihm zuerst noch fast auf den Boden gefallen wäre. "Es ist Sakus Nummer!", rief er und nun scharten sich die Kuramas um ihn. Tsunade hob den Kopf und starrte Naruto an, der nun den Lautsprecher einschaltete, damit alle hören konnten, was geredet wurde. Dann ging er ran. "Sakura?" "Schön wär's, was?" Eigentlich war es sonnenklar gewesen. Aber jetzt, wo diese raue Stimme sich anstelle von ihrer Kameradin meldete, lief einem jeden Kurama im Raum ein kalter Schauer über den Rücken. Naruto zerquetschte beinahe das Handy mit seinen Fingern. "Raven! Was wollt ihr?", fragte er harsch. "Hmmm, das ist eine gute Frage. Eigentlich wollten wir euch nur ausrichten, dass dieses süsse kleine Füchslein, welches ihr wahrscheinlich schon vermisst, bei uns ist. Sie ist uns so wunderbar unschuldig ins Netz gegangen." Im Hintergrund war ein hässliches, schadenfrohes Gelächter zu hören.  "Sag uns nicht Zeug, was wir längst wissen. Meine Frage war, was ihr wollt." Naruto klang zwar ruhig, aber an seinen verkrampften Händen traten vor lauter Wut bereits die Knöchel weiss hervor. "Nun, im Moment wollen wir nichts. Wir behalten das kleine Schätzchen einfach, bis sie uns nützlich wird." "Das kann ja wohl nicht euer ernst sein, oder?", knurrte Naruto mit knirschenden Zähnen. "Was denn sonst, Kurama?"  "Ihr seid echt die grössten Arschl-" "Wow, wow, wow, Big Fox. Spar's dir! Die Taka Snakes wünschen euch auf jeden Fall einen wunderschönen Abend! Vielleicht lassen wir euch mal wieder was von der Kleinen hören." Im Hintergrund war wieder das schallende Gelächter zu hören und dann klickte es in der Leitung. Nun herrschte Stille. Die Verachtung gegenüber den Takas brachte eine solch angespannte Atmosphäre mit sich, dass die Luft förmlich zu vibrieren schien. "Diese verdammten Schweine!", brüllte Naruto und schlug mit der Faust so hart gegen die Wand, dass der Putz  bröckelte. "Warum nehmen sich die Typen eine Geisel, wenn sie eigentlich gar nichts wollen?", kam es empört von Lee. Kiba gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. "Das ist doch sonnenklar. Die wollen uns einfach nur aufhetzen!" Jiraiya nickte wissend. "Tja, meine Freunde, es geht ihnen offensichtlich darum, uns aus der Reserve zu locken. Provozieren konnten sie schon immer gut. Das müssen die jungen Uchihas von ihrem Onkel Madara gelernt haben." "Fakt ist, dass wir Cherry da rausholen müssen. Ich will Shino, Choji, Gaara und Neji, wenn er denn schon wieder auf den Beinen ist, sofort im Besprechungsraum. Naruto, du kommst auch wenn du dich abreagiert hast und Jiraiya du kommst, wenn du Tsunade getröstet hast", ordnete Shikamaru an und die Angesprochenen folgten ihm ohne Murren. In strategischen Angelegenheiten widersprach man Genius nicht, denn man verlor immer. Ausnahmslos immer. Tsunade selbst konnte sich inzwischen nicht mehr beherrschen und war auf die Knie gesunken, das Gesicht in den Händen vergraben.  "Ich habe versagt...", murmelte sie verzweifelt. "Ich habe noch schlimmer versagt als Mebuki und Kizashi...dabei wollte ich ihr doch ein besseres Leben bieten...aber nein, Tsunade lässt zu, dass ihre Nichte von brutalen Takas entführt wird und...wenn ich nicht so viel gearbeitet hätte, dann wäre mir mehr Zeit für sie geblieben und..." "Ich sag's dir eigentlich oft genug, Flame." Der Weisshaarige seufzte. "Halt einfach mal die Klappe. Du weisst doch eigentlich ganz genau, dass du Sakuras Eltern bereits um Längen geschlagen hast. Von ihnen hat sie nie das bekommen, was du ihr geben kannst. Dass sie den Takas in die Fänge gelaufen ist, zeugt nur davon, dass die Kleine nun mal ihren eigenen Kopf hat. Genau wie du." Tsunade schniefte und Jiraiya kramte  ein Taschentuch hervor, während er sich zu ihr hinkniete. "Sie werden ihr nichts tun, Tsunade. Sie Strategien mögen vielleicht primitiv sein, aber sie besitzen den Stolz einer wahren Gang, auch wenn ich es nicht gerne zugebe. Und wehrlosen Opfern wird nicht getan. Keinen physischen Schaden, verstehst du?" "Und was ist mit der Psyche?", fragte Tsunade verzweifelt. Jiraiya grinste. "Sakura mag zwar zierlich und verletzlich sein, aber ich glaube, dass sie dort drüben ganz schön für Unruhe sorgen wird. Man kann sie nicht einfach auf die Rolle des süssen Mädchens beschränken. Wir finden einen Weg sie da rauszuholen und bis dahin hält sie durch. Das weiss ich." Es waren einfache Worte ihres Ex-Freundes. Dieser Mann hatte die wunderbare Fähigkeit andere aufzubauen und zu motivieren, wie Naruto.  Jedenfalls lag die Last von Sakuras Entführung nicht mehr ganz so schwer auf ihrem Herzen. Ihr Mäuschen würde da heil raus kommen. Sie musste einfach. Das fahle Licht, dass durch die Gitterstäbe in ihren Käfig drang, verriet Sakura, dass es endlich Morgen war. Sie hatte kaum geschlafen und nun fühlte sie sich wie ein ausgedrehter Waschlappen.  Aber an Schlaf war nicht zu denken. Die Liege quietschte fürchterlich bei jeder Bewegung und ihr Rücken schmerzte. Nächste Nacht würde sie auf dem Boden schlafen, das war wahrscheinlich um Längen angenehmer. Seufzend erhob sie sich, wobei das altbekannte Quietschen nicht ausblieb und sie streckte sich erst einmal gemächlich. Zu ihrer unbequemen Schlafstätte kam die Tatsache, dass da draussen immer irgendeiner Wache hielt und sie sich bei der Ablösung kaum Mühe gaben, leise zu sein. Warum schoben die überhaupt Wache? Die Tür war ja verschlossen! Dabei sehnte sie sich gerade jetzt so nach Schlaf und dem wunderbaren Vergessen, dass er im Normalfall mit sich brachte. Aber da konnte sie wohl noch lange drauf warten. Erschrocken fuhr sie hoch, als der Schlüssel im Schloss gedreht wurde und die rothaarige Karin hineinkam. "So, hat das Püppchen auch gut geschlafen? Hier sind Reste vom Frühstück!" Mit einem lauten Knall stellte sie einen Teller mit Brot und ein Glas Orangensaft auf den kleinen Tisch.  "Guten Appetit!", säuselte sie mir einem sarkastischen Unterton. Sakura schüttelte nur den Kopf. Diese dumme Gans konnte ihr gestohlen bleiben. Während Sakura ass suchte sie gedanklich fieberhaft nach Fluchtmöglichkeiten, jedoch gab sie das bald schon wieder auf, da es sowieso keinen Zweck hatte.  Die Zeit zog sich dahin und Sakura fragte sich, wie lange es dauerte, bis man in einem solchen Käfig eingesperrt wahnsinnig wurde. Sie legte sich aufs Bett und versuchte zu schlafen, gab es aber dann doch auf auf und ging gleich wieder zum Fenster, jedoch starrte man von dort aus nur an eine kahle, hässliche Hausmauer hin. Nichts, aber auch gar nichts verriet ihr, wo sie war. Danach lauschte sie an der Tür, wo anscheinend gerade niemand Wache schob und deshalb auch nichts Interessantes zu hören war. Toll. Und was machte sie jetzt? Wenn alles wäre wie gewohnt, dann würde sie jetzt mit Ino und Hina in der Schule sitzen und sich über Latein aufregen. Dummerweise war nicht alles wie gewohnt. Gerade als sie die abgewetzten Balken an der Decke zum fünften Mal zählte öffnete sich die Tür erneut und es war zu ihrem Entsetzen Redhead, der nun den Raum betrat. Nein, sie hatte die Nacht nicht vergessen, in der ihr dieser Typ zu nahe gekommen war und wahrscheinlich noch weitergegangen wäre, wenn Sasuke damals nicht eingegriffen hätte. Er schien sich jedoch nicht dafür zu interessieren, wahrscheinlich erinnerte er sich sowieso gar nicht mehr daran. Was ja bei ihm wahrscheinlich nichts Aussergewöhnliches. "Der Boss sagt du sollst uns etwas Gesellschaft leisten", meinte er nun ziemlich gleichgültig.  Sie zögerte. Eigentlich wollte sie lieber hier wahnsinnig werden, als diesen spöttischen Blicken von Schlangen ausgesetzt zu sein, doch schlussendlich hatte sie sowieso keine Wahl. Also liess sie sich von Sasori durch den langen Gang in den Aufenthaltsraum der Takas führen. Es war für sie, wie wenn sie den Raum zum ersten Mal sah, denn als sie hierher gebracht  wurde hatte sie vor lauter Angst und Wut keine Zeit gehabt, sich das Ganze genauer anzuschauen. Deshalb tat sie es jetzt. Der Raum mit der hohen Decke war mit mehreren Sofas ausgestattet, die alle ungefähr im selben Zustand waren, wie die bei den Kuramas. Abgewetzt und voller Flicken. Auf ihnen fläzten irgendwelche Typen herum.  Die Wände waren mit Graffitis verziert worden, an der von ihr aus linken Seite war eine Art Bar zu sehen, auf deren Theke irgendeiner pennte.  Dazu war viel Krimskrams zu sehen, unter anderem mit Büchern und anderem Ramsch vollgestopfte, verstaubte Regale, ein grosser Tisch, an dem sie wohl assen oder Besprechungen abhielten.  Einige riesige altertümliche Fenster liessen durch die trüben Scheiben etwas Tageslicht herein, was den Raum neben einigen Neonlampen wenigstens ein bisschen mehr erhellte. Mehrere Flickenvorhänge waren halb zugezogen, sodass nur wenig Licht in de Raum dringen konnte. Die Wände waren mit Taka-Flaggen und irgendwelchen "Trophäen" geschmückt. Diese Trophäen kannte sie aus ihrem HQ. Eigentlich waren es nur irgendwelche Gegenstände der feindlichen Gang, die sie errungen hatten. Sie entdeckte unter vielen anderen Sachen ein Stirnband mit dem neunschweifigen Fuchs darauf und sie erinnerte sich sofort an den Tag, als Naruto dieses geliebte Stirnband in einer Blood Zone hatte einbüssen müssen. Vielleicht würde sie es irgendwie hinkriegen, dass Ding zu klauen und ihm zurück zu bringen. Etwas näher an der Decke, vermutlich auf Höhe des ersten Stocks waren eine Art Fenster in die Betonwand eingelassen, die aber nicht nach draussen führten, sondern auf einen Gang oder etwas Ähnliches, so gut konnte sie es nicht erkennen. Wahrscheinlich hatte das HQ einen zweiten Stock, von dem aus man durch die Wandausschnitte  in den Aufenthaltsraum sehen konnte. Ein verstaubtes Klavier in einer Ecke stach ihr trotz seiner Unscheinbarkeit ins Auge, jedoch wurde es wohl kaum benutzt. Ihr Blick wanderte zu der grössten Wandfront, wo sie das wohl imposanteste Graffiti entdeckte, was sie je zu Gesicht bekommen hatte. Vom Boden bis zur Decke war eine riesige Schlange mit Flügeln zu sehen, die ihren Schlund weit aufgerissen hatte, sodass man die spitzen, giftigen Zähne und die gespaltene Zunge sehen konnte, die einem förmlich auffressen wollten. Die Augen der Schlange waren so stechend grün gesprayt, dass es schon fast unheimlich war, sie anzusehen. Die schuppige Haut schien wahrhaftig zu schimmern. Der Hintergrund war vorwiegend in Rot und Schwarz gehalten, was das ganze nur noch authentischer machte.  Ein blutroter Schriftzug war meisterhaft in das Bild eingebettet, ohne es in irgendeiner Weise zu zerstören.  Never challenge a Taka Snake Sakura war wirklich ziemlich beeindruckt, was ihr Blick wohl verraten musste. Nur schade, dass die Wand und somit das Graffiti von einer ziemlich schmutzigen Schicht aus Staub überdeckt zu sein schien. Ein Typ mit hellem Haar und spitzen Eckzähnen grinste. "Hat der gute Womanizer gemacht, das Kunstwerk. Nicht schlecht oder? Da könnt ihr Füchse nur von träumen." Zugegeben, im Kurama-HQ gab es wirklich einige Graffitis, aber nicht ein einziges kam an dieses Meisterwerk hier heran. In diesem Moment wurde eine Flügeltür am Ende des Raumes  schwungvoll aufgestossen und Itachi Uchiha kam herein, flankiert von Deidara und Hidan. "Morgen, Boss!", ertönte es aus allen möglichen Ecken der Halle und Itachis erwiderte den Gruss. "Schönen guten Morgen, kleines Füchslein!", säuselte Hidan in Richtung Sakura. Sakura ihrerseits versuchte ihn gar nicht zu beachten. "So, meine Liebe, da die Takas heute auf Tour gehen werden, um deinen Leuten ein bisschen einzuheizen, haben wir uns etwas Schönes für dich ausgedacht. Du kannst den Aufenthaltsraum aufräumen und putzen." Es war natürlich weniger ein Vorschlag als ein Befehl. Na toll. Die Takas hatten keinen Bock aufzuräumen, also liess man einfach mal die Geisel machen. Andererseits würde sie so aus diesem dummen Käfig herauskommen,  was wiederum verhinderte,dass sie wahnsinnig wurde. "Einverstanden?", fragte Itachi und kam ganz nahe zu ihr worauf sie nur den Kopf wegdrehte und fragte: "Was denn sonst?" "Du hast es erfasst, Schätzchen." Deidara grinste. "Wenn wir schon dabei sind, Blondie, du passt auf die Kleine auf, nicht dass sie nicht abhaut!" Deidaras Gesichtsausdruck war zuerst enttäuscht, doch dann war wieder das breite, undefinierbare Grinsen zu sehen. "Mit Vergnügen, Boss." Wo fing man in so einem riesigen Haufen Staub und Unordnung an mit aufräumen? Ein Grossteil der Takas hatte das HQ verlassen um auf diese besagte "Tour" zu gehen, was auch immer das bedeuten mochte. Die Anderen Takas hatten sich irgendwo in dem Gebäude verkrochen. Zu gerne hätte Sakura gewusst, was es für ein Gebäude war und wo es sich befand, doch durch die trüben Glasscheiben war nicht viel zu erkennen. Sie musste wohl oder übel zuerst die Fenster putzen. Der Blonde schien ihren Blick auf die Fenster bemerkt zu haben und schüttelte den Kopf. "Die Fenster lässt du schön sein. Die sollen so trüb bleiben, damit hier keiner einfach reingucken kann. Obwohl eh kaum jemand da draussen vorbeilatscht." Deidara stellte ihr einen Wischmopp, einen Besen, einen Wassereimer und einen Lappen hin, sodass sie eigentlich nur noch loslegen musste. "Na dann leg los, meine Süsse." Er selbst schwang sich auf die Theke, schnappte sich ein Bier und lehnte sich zurück. Was für ein Arsch. Sakura schnaubte verärgert und schnappte sich den Besen, mit dem sie erst einmal den Boden kehrte. Deidara zündete sich eine Zigarette an und schaute belustigt zu. Kaum zu glauben, dass so ein Idiot mit einem derartigen Talent gesegnet worden war. Tja, die Graffiti-Schlange war wirklich beeindruckend. Am besten war es wohl, den Typen zu ignorieren. Also driftete sie nach und nach immer mehr in ihre Gedanken ab, wo Sasuke dummerweise die Hauptrolle übernahm. Die Erinnerungen an diese geheimnisvollen, dunklen Augen, seine schönen Lippen und die raue Stimme, die sie einst so begehrt hatte, schmerzten tief. Warum zu Hölle hatte sie diesem Playboy und Lügner denn vertraut? Eigentlich hätte ihr schon vorgestern Abend bei der DDM klar werden sollen, dass er nicht so war, wie er es ihr hatte weismachen wollen. Sie wollte es eigentlich nicht, aber trotz allem schlichen sich Zweifel in ihrem Kopf ein. War er vielleicht wirklich nicht schuld an allem? Was hatte er nochmal gesagt? "Es ist nicht so wie du denkst." Wütend schüttelte sie den Kopf. So ein Schwachsinn! Er war nicht der Mensch, den sie geglaubt hatte zu kennen und nun war sie durch ihre naive Denkweise hier gelandet! In diesem Moment riss sie dröhnende Musik aus ihren Tagträumen. "Süsse, ich kann dein inneres Gelaber förmlich hören!", rief Deidara laut, um die Musik zu übertönen. Sakura schnappte sich ertappt den mit Wasser getränkten Wischmopp und begann mit dem Fegen des Bodens, der es eindeutig nötig hatte. Die Musik war vielleicht nicht unbedingt ihre Geschmacksrichtung, aber was sollte es! Es half ihr dabei, die Gedanken an Sasuke loszuwerden. Und so fegte sie den Boden in einem Höllentempo fertig, nur um sich gleich darauf den Lappen zu schnappen und mit dem Abstauben zu beginnen. Die Ablenkung half sehr gut gegen Sasuke. Irgendwann schien es Deidara zu langweilig zu werden. "Kleines, du machst das wunderbar, aber ich muss jetzt mal für kleine Gang-Jungs. Ausserdem hab ich noch anderes zu erledigen. Kein Wort zu Red Raven, also Itachi, sonst blüht dir was! Und glaub ja nicht, du könntest abhauen." Die eine Tür des Raumes war bereits abgeschlossen, die andere verriegelte er, als er den Raum verliess. Blitzschnell war Sakura bei den Fenstern, diese hatten jedoch weder einen Griff, noch war das Glas dünn genug, um es zu zerschlagen. Und selbst wenn, sie würde wohl kaum weit kommen. Seufzend staubte sie weiter ab und betrachtete dabei den vielen Ramsch. Die Typen hatten ganz schön viele Modelle von Wasserpfeifen, von denen aber einige ziemlich verstaubt waren. An der Wand hingen alte Bilder, die die Takas in früheren Jahren zeigten, mit allen ehemaligen Anführern, Motorrädern, Bandenflaggen und vielem anderen. Das hingegen war interessierte Sakura sehr, deshalb musterte sie die Bilder genau. Ansonsten standen allerlei schmutzige Sachen, Werkzeuge, sowie Feuerzeuge, Tabak und Aschenbecher in der Gegend herum, die sie allesamt sauber machte. Irgendwann wurde ihr die Musik dann doch zu nervig und sie schaltete auf einen Radiosender um, auf dem gerade etwas Besseres lief und putze dann im Takt weiter. Der Song war ziemlich mitreissend und genau deshalb begann sie zuerst damit, im Takt auf und ab zu wippen, bis sie sich schliesslich immer mehr zu der Musik zu bewegen anfing und irgendwann völlig vom Takt mitgerissen herumtanzte. Schön im Rhythmus staubte sie die ganzen Sachen ab, schmiss den Müll in eine dafür vorgesehene Tüte. Die Vorhänge riss sie ganz auf, worauf der ganze Raum schon etwas netter aussah. Auch das alte Klavier liess sie nicht aus und rubbelte es sauber, bis es glänzte. Erst jetzt kam es wieder richtig zu Geltung. Sakura bekam zunehmend Spass daran, das HQ der Takas immer ordentlicher aussehen zu lassen. Zu guter Letzt nahm sie sich das grosse Graffiti vor. Sie nahm einen Barhocker, stellte sich darauf und schnappte sich den Wischmopp, mit dem sie kaum bis zu Decke kam. Also schrubbte sie einfach den Teil des Bildes den sie erreichen konnte und machte sich danach auf die Suche nach etwas höherem. In einer kleinen Abstellkammer hinter der Bar fand sie eine Leiter, die etwas Graffiti-Farbe abbekommen hatte. Dann hatte Deidara sie bestimmt benutzt, um das Kunstwerk zu erschaffen. Und sie behielt recht. Die Leiter war perfekt und nun erreichte sie auch die Spitze des Bildes und somit die Decke. Dieser Raum war wirklich ganz schön hoch! Als sie dann endlich auch das letzte Stäubchen von der Wand gewischt hatte, stieg sie von der Leiter und betrachtete das Ganze einmal von Weitem. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, aber jetzt wirkte die Schlange noch einmal eine Spur authentischer. Die Augen drohten einem zu erstechen und die beiden Zähne blitzen förmlich auf. Jetzt war der Betrachter die Beute und demnächst würde das Raubtier aus der Wand springen und einen mit Haut und Haar verschlingen. Das Mädchen wischte sich den Schweiss von der Stirn und seufzte. "Wow", sagte jemand hinter ihr. "Du hast ganz Arbeit geleistet, Kleine. Das Vieh ist schon lange nicht mehr so gut zur Geltung gekommen." Es war Deidara, der etwas weiter hinter ihr stand. Sakura war erschrocken herumgefahren und sah nun diesen nachdenklichen Blick, der so gar nicht zu dem blonden Raufbold passte. Die Musik hatte er ausgemacht, was sie in ihrem Tatendrang kaum bemerkt hatte. "Das Ding hab ich vor Jahren mal gesprayt. Aber jetzt sieht es fast aus wie neu. Man müsste nur an einigen Stellen die Farbe auffrischen." Sakura war mehr als nur überrascht von dem plötzlichen Wechsel seines Tonfalls. Dann war Deidara also Womanizer? Irgendwie passte das. Es lagt jetzt nicht mal mehr ein Hauch Zynik und Spott in seinen Worten. Und genau das wollte sie jetzt nicht mit irgendeinem dummen Kommentar vermasseln. "Es ist ein Wahnsinns-Kunstwerk. Echt krass, dass du so etwas drauf hast", meinte sie deshalb vorsichtig und starrte genau wie er das Graffiti an. "Die Schule der Strasse. Dort lernt man sowas. Sprayen, Zigaretten drehen und überleben, aber bestimmt nicht den dämlichen Schulkram." In seinen Worten hatte lag ein Anflug von Traurigkeit, was Sakura in diesem Moment irgendwie einfach nur leidtat. "Warst du denn jemals auf einer Schule?" Sie wusste, dass auch viele Takas die Highschool besucht hatten, aber waren es wirklich alle? "Jap, aber hab ich geschmissen. Für lesen, schreiben und rechnen hat's grad noch gereicht aber...was zur Hölle geht dich das eigentlich an?", knurrte er und Sakura merkte, dass sie nun zu weit in das Territorium eines ehemaligen Strassenkindes hineingelangt war. "Tu- tut mir leid... ich habe die schlechte Angewohnheit zu viel zu fragen...", murmelte sie entschuldigend und schnappte sich schuldbewusst den Lappen, womit sie nun die Theke der Bar bearbeitete. "Ach, was soll's. Putz einfach weiter." Deidara wandte sich ab und zündete sich wieder eine Zigarette an, während er sich auf eines der Sofas schwang. Sakura ging in Gedanken noch einmal diesen seltsamen Moment durch, indem er wie ein normaler Gang-Junge gewesen war- geprägt vom Leben. Ein kurzer Blick zum Sofa verriet ihr, dass ihr ach-so-toller Wachmann eingepennt war. Aus dem Aschenbecher stieg noch leicht der Rauch von seiner Zigarette auf. Vorsichtig drehte sie die Musik wieder auf, mit der Erwartung, dass Deidara sofort aufwachen würde, doch der Typ war sich anscheinend schlimmere Lautstärken gewohnt und schlummerte seelenruhig weiter. Sakura reinigte jetzt noch die Bar und räumte die herumstehenden Alkoholflaschen auf. Die hatten wohl niemanden wie Choji, der ihnen die Sache in Stand hielt. Und schon war sie wieder bei den Kuramas. Ob sie wütend auf sie waren? Wahrscheinlich ärgerten sie sich tierisch über ihre Naivität und ihren Leichtsinn. Aber sie würden um jeden Preis versuchen, sie da rauszuholen, das wusste sie. Und bis dahin musste sie durchhalten. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Mit Oro Geschäfte zu machen war nicht selten echt mühsam. Der Typ war ziemlich schwer auf einen normalen Preis runter zu handeln und selbst wenn man erprobt darin war, brauchte man oft Stunden um angemessene Ware zu ergattern. Der Mist hatte sich heute jedenfalls gelohnt, da einige gute Waffen für sie rausgesprungen waren und für die, die es nötig hatten waren eine gute Portion Gras und weitere Sachen dabei. Sasuke stiess die Tür zum HQ auf, die den Weg auf den langen, absichtlich heruntergekommen aussehenden Flur freigab. Bei ihm waren Karin und Suigetsu, alle anderen waren in der Stadt um den Kuramas auf den Wecker zu gehen. Solche Aktionen hatten die Tendenz dazu, in ein Battle auszuarten, bis jetzt war aber noch nichts per Walkie-Talkie gemeldet worden. Das Erste, was die drei vernahmen, war Musik. Nicht diesen ohrenbetäubenden Mix aus Dubstep und Rap, den sich Deidara und noch einige andere immer reinzogen, nein, es war ruhige Musik. Also lief wohl Radio. Sasuke stieg die Treppe zum oberen Stock hoch, wo sie die ganzen Errungenschaften lagerten und spähte durch die"Fenster", die in den Aufenthaltsraum führten. Was er dort sah liess ihn sofort inne halten. Dort war tatsächlich Sakura, die im Takt dieses Lieder herumtanzte und dazu die Bar abstaubte. Schwungvoll drehte sie eine Pirouette ums ich selbst und schmiss danach in einem eleganten Wurf ein kaputtes Glas in den Abfalleimer, worauf sie weiter mit dem Lappen herum wedelte. Und Deidara pennte auf dem Sofa. Toller Aufseher. Das war ihm aber herzlich egal, denn seine Aufmerksamkeit galt in dem Moment voll und ganz dem Mädchen, das in einem Mix aus Eleganz und einem kleinen bisschen Unbeholfenheit zu den ruhigen, schönen Klängen herum tänzelte und dazu putze. Ihre Bewegungen erinnerten ihn an jenen Samstagabend im Sommer, der seine Welt mit einem Schlag ein Stückchen verändert hatte. Er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, denn irgendwie sah es so süss aus. Er war gegen seinen Willen ganz gefesselt von ihrem Anblick, sie war so natürlich und versuchte niemandem, etwas vorzuspielen. Sie hatte in ihm etwas geweckt, was lange, viel zu lange, in ihm geschlummert hatte... Aber das alles war jetzt vorbei. Wütend schüttelte er den Kopf. Es interessierte ihn eigentlich nicht, was die Mädchen, mit denen Schluss war fühlten, aber bei ihr war sowieso immer alles anders gewesen. Sakura war nun mal nicht wie die anderen. "Echt der Hammer, die Kleine!", meinte Suigetsu mit einem amüsierten Grinsen, sodass seine Eckzähne aufblitzten. Er bemerkte Karin, die ihren Blick missbilligend auf das tanzende Mädchen gerichtet hatte. "Die hat ja Nerven, in Gefangenschaft bei der Sklavenarbeit noch so dämlich herumzutänzeln. Keine Ahnung was du je von der wolltest, Sasuke. Die hat das wahre Leben ja noch nie gesehen. Völlig hinter dem Mond." Sasuke reagierte nicht gross darauf. Er meine nur. "Merk dir eins, Sniper, es gibt gewisse Menschen, die das wahre Leben gesehen haben und trotzdem noch einen guten Charakter haben. Und jetzt hilf mir diesen Mist zu verstauen. Warum brauchen die Typen auch dauernd so viel Gras? Kostet Zeit und Geld und ist zudem noch mühsam herumzuschleppen." Karin reckte schnippisch das Kinn in die Höhe und meinte. "Du paffst das Zeug ja auch zwischendurch! Was ist eigentlich los mit dir, Sasuke? Du bist ganz schön schräg in letzter Zeit." Eine Antwort bekam sie nicht, aber was letzteres betraf, hatte sie wohl oder übel recht. Itachi und sein Gefolge blieben erst einmal noch in der Tür stehen. Das Taka-HQ erstrahlte in einer nie dagewesenen Pracht. Alles war sauber, der Müll war weggeräumt und das Schlangen-Graffiti... das musste man sehen. Es schaute einfach noch krasser aus, als sonst. Und da stand das Kurama-Mädchen, das inzwischen selbst vor lauter Arbeit staubig war und zwar misstrauisch, aber auch zufrieden aussah. Deidara seinerseits pennte mitten im Raum auf der Couch. Der Typ war doch schlichtweg nicht zu gebrauchen. "Blondie!", rief Itachi mit einem scharfen Ton, sodass der Angesprochene hochfuhr und mit verwirrtem Blick in die Runde starrte. "Zu was bist du eigentlich zu gebrauchen, Womanizer?", fragte Itachi ruhig, aber mit tadelndem, autoritärem Unterton in der Stimme. "Und nun zu dir." Er wandte sich an Sakura, welche am liebsten unsichtbar geworden wäre. "Erstens siehst du ziemlich schäbig aus. Zweitens, gute Arbeit." Sakura hatte in seinem Blick erkennen können, dass er ziemlich beeindruckt von ihrer Arbeit war, aber natürlich liess sein Leader-Stolz nicht zu, es auch zuzugeben. Ein Typ mit einem ziemlich schrägen, grünen Haarschnitt, meinte: "Boss, gib schon zu, dass das hier echt beeindruckend ist." Itachi hob eine Augenbraue. "Das ist es in der Tat, Zetsu. Jedenfalls kannst du, Konan, ihr jetzt die Dusche zeigen. Sie soll ja nicht rumlaufen, wie wenn sie im grössten Dreck hausen müsste." Dusche hörte sich zwar gut an, aber ihr war nicht ganz wohl bei der Sache, sich im HQ der Takas ihrer Kleider entledigen zu müssen. Ihr blieb wenig Zeit, darüber nachzudenken, ob es jetzt eine gute Idee war oder nicht, den Konan nahm sie sanft am Handgelenk und wies ihr den Weg nach draussen. Die lüsternen Blicke der Jungs versuchte sie so schnell wie möglich aus ihrem Gedächtnis zu streichen. Es stellte sich heraus, dass die Duschre im selben Gang lag, wie ihr Käfig "Und die kommen nicht hierher?", fragte Sakura, obwohl sie sich bei dieser Frage irgendwie dämlich vorkam. Konan lächelte. "Eigentlich nicht. Aber ich werde solange Wache schieben, ja? Das muss ich sowieso." Darüber war Sakura wirklich froh. Also bekam sie von Konan ein Handtuch in die Finger gedrückt und begab sich so in den, durch einen Vorhang im Türrahmen abgetrennten Bereich. Es war eine grosse Gemeinschaftsdusche, die aber zu dieser Uhrzeit kaum jemand benutze. Auf einem Wandvorsprung fand sie Duschgel und Shampoo. Sakura schlüpfte aus ihren staubigen Klamotten und ihren Schuhen und begab sich über den weiss-grau gekachelten Boden in die Dusche, wo sie den Vorhang rundherum zog. "Sakura, ich habe dir ein paar Kleider zurechtgelegt, die sollten eigentlich passen. Tut mir leid, wenn sie nicht ganz deinen Geschmack treffen, es sind Kleider, die sonst niemand mehr braucht und liegen geblieben sind. Aber sie sind gewaschen, keine Sorge." "Danke, Konan, das ist nett von dir." "Keine Ursache. Ich warte draussen, lass dir Zeit." Also duschte Sakura weiter und sie musste zugeben, dass es ganz schön erfrischend war und ihr einen einigermassen klaren Kopf bescherte. Das Wasser wusch den Staub und den Schmutz von ihrem Körper, aber auch die Spannung in ihr, löste das warme Wasser zeitweilig. Nach ungefähr zehn Minuten fühlte sie sich bereit, erneut dem gegenüber zu treten, was sie hier bei den Takas erwartete. Vorsichtig rubbelte sie ihren Körper trocken und schlüpfte danach in die Kleider, die Konan ihr bereitgelegt hatte. Es waren Unterwäsche, Socken, eine graue, eng anliegende Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit dem Motiv einer Frau mit Flügeln, die dem Mond entgegen starrte. Es war ein Bild, wie es einem Fantasy-Roman entsprungen hätte sein können, was zwar nicht ihr Stil war, aber besser als Totenköpfe und andere Gerippe. Es war ihr minim zu weit, aber das machte nichts. Ein langer Spiegel über mehreren Waschbecken schmückte die gegenüberliegende Wand und Sakura fand sogar einen Föhn und eine Haarbürste, die nicht angeschrieben waren, also waren sie wohl auch für alle gedacht. Sie brachte eine halbwegs anständige Frisur hin, sie liess die Haare offen. "Schau hier findest du Schminkzeug und Haarsachen." Sakura erschrak fürchterlich als sie plötzlich Konan im Spiegel sah, worauf diese lachte. Die junge Kurama nahm sich also ein bisschen dunkelgrünen Kajal und knallte etwas Make-up ins Gesicht, was aber auch schon reichen musste. Danach ging sie noch kurz zur Toilette und fertig war sie. Frisch geduscht und zurechtgemacht trat sie schlussendlich aus dem Duschraum und Konan begleitete sie zu ihrem Käfig, wo sie aber von Zetsu abgefangen wurden. Dieser meinte, dass Itachi Sakura im Aufenthaltsraum haben wolle. Na toll. Sie wollten ihr also keine Ruhe gönnen, dabei wäre Sakura jetzt gerade froh um ein paar ruhige Minuten, da sich auch die schlaflose Nacht langsam aber sicher in ihren Gliedern und ihrem Kopf bemerkbar machten. Aber, welche Wahl hatte sie schon? Als Konan die Tür zum Aufenthaltsraum aufstiess erschrak Sakura beinahe ein wenig, denn dieser hatte sich massiv gefüllt und nun war wohl der gesamt Inner Circle der Takas darin versammelt und starrte sie an. "Aber hallo, das Füchslein hat sich gewaschen, wie süss!", säuselte Hidan in spöttischem Ton. "Die Klamotten stehen dir echt super!", meinte Karin in einem sarkastischen Tonfall und nahm einen Zug von ihrer Zigarette. Itachi seinerseits sass am Tisch, an dem sich nun alle des Inners versammelten und Spaghetti assen. "Hallo, kleine Kurama! Wir dachten, für deine fleissige Arbeit verdienst du es, am Tisch mitessen zu dürfen. Juugo hat sich ganz schön ins Zeig gelegt." Also war Juugo wohl der Bandenkoch. Es war irgendwie ein seltsamer Anblick, die Takas so ganz normal an einem Tisch sitzen zu sehen und Spaghetti zu futtern. Es erinnerte sie an die Art von Bande, die sie kannte. Eine Art Familie. Und diese familiären Verhältnisse waren hier bei den Takas sonst nicht so zu erkennen, wie bei den Kuramas. Eher in einer anderen Form, die schwer zu beschreiben war. Ihr Umgang war untereinander viel rauer, aber trotzdem merkte man, dass sie einen starken Banden-Zusammenhalt hatten. Jedenfalls wurde sie jetzt neben Itachi platziert, der mit Konan oben am Tisch sass. Auf der anderen Seite von Itachi war ein noch ein leerer Platz. Der Tisch sch war zu klein für alle, manche assen auch vor dem Fernseher oder an dem Bartresen, aber heute äugte jeder aufmerksam zu der Geisel rüber. Kisame, ein Typ mit blauem Haar, stellte Sakura einen Teller hin und sie musste zugeben, dass sie wahnsinnig Hunger hatte. Und diese Tomaten-Spaghetti sahen einfach nur lecker aus. "Iss nur, Sakura", flüsterte Konan. Heilige Scheisse, Sakura konnte gar nicht ausdrücken, wie froh sie um Konan war. Sie hätte den Blicken dieser Gang wohl sonst kaum standgehalten. Irgendwann während des Essens vergassen die Typen Sakura und es herrschte ein Stimmengewirr, wie es auch bei den Kuramas immer der Fall war. Jeder sprach mit jedem über irgendetwas. Sie zuckte zusammen, als sie hinter sich die Tür hörte. Ihre Vermutung bestätigte sich, als sich Sasuke zu Itachis Linker setzte. Er schien sie kaum zu beachten und begann still zu essen. Sakuras Herz klopfte höllisch schnell, wofür sie sich selbst hätte ohrfeigen können. Warum löste dieser Idiot immer noch so eine Reaktion bei ihr aus?! Wut. Das musste es sein. Aber eigentlich war ihr bewusst, dass es nicht nur das war. Ihre Hand zitterte nun jedes Mal noch mehr, wenn sie die Gabel zum Mund führte. Und dann traf sie sein stechender Blick mit so einer Wucht, dass sie die Gabel in ihr Teller fallen liess, was ein ziemlich lautes Geräusch verursachte. Einige der Takas warfen ihr fragende und spöttische Blicke zu und Kisame lachte. "Da hat wohl jemand kalte Füsse!" Ein schallendes Gelächter folgte darauf und Sakura biss sich auf die Unterlippe. Warum brachte er sie nur so aus der Fassung? Sie hatte eigentlich mit ihm abschliessen wollen, aber irgendwie klappte das nicht so recht. So schnell wie möglich ass sie zu Ende, wischte sich den Mund mit der Serviette ab und wartete. Irgendwann, als so ziemlich jeder fertig gegessen hatte, wurde Bier aufgetischt und für die Frauen Drinks. Sakura hatte eigentlich gerade gar keine Lust auf Alkohol, da sie ihn auch schlecht vertrug. Und es wäre grausam unangenehm, wenn sie mitten im Reich des Feindes nicht mehr klar bei Sinnen wäre. Aber so ein Drink würde sie nicht aus den Socken hauen und deshalb nahm sie Schluck für Schluck von dem rosaroten Getränk, das erstaunlicherweise ziemlich gut war. "Nun gut, kleine Sakura, da wir schon mal eine Kurama bei uns haben, ist doch nun die passende Gelegenheit, uns etwas über eure Kriegsstrategien erzählst", meinte Itachi zwischen zwei Schlucken Bier, als ob es das Normalste der Welt wäre. Sakura zuckte abermals zusammen. "Ich... ich weiss nichts. Ich war...ich war nicht viel im HQ in letzter Zeit." "Ach wirklich?", fragte Karin, sodass ihre Stimme nur noch mehr vor Sarkasmus und Hohn triefte. "Das ist mein Ernst", versuchte sie mit fester Stimme zu sagen, aber es klappte nicht so richtig. "Ach, stimmt, du stehst ja wohl mit deiner eigenen Gang etwas auf Kriegsfuss, nicht wahr?", grölte Hidan. Das Schlimme daran war, dass er Recht hatte. Konan fixierte Itachi mit ihrem Blick. "Raven, hier weiss auch nicht jeder vom Inner, was ihr genau plant. Das wissen nur diejenigen, welche die Strategien auch machen und diejenigen, die sich dafür interessieren." Itachi schien Konans Meinung ziemlich ernst zu nehmen. Irgendwie fragte sich Sakura auch, was die beiden für eine Beziehung zueinander hatten. Samstagnacht bei der DDM hatte Deidara gemeint, dass die beiden jedenfalls...naja zusammen schliefen. Aber ob das wahr war? Eine besondere Verbindung hatten die beiden schon zueinander, das war offensichtlich. "Aber trotzdem, Süsse, erzähl uns was über die Kuramas, komm schon!", drängte Kakuzu. "Kakuzu, schweig jetzt!", fauchte Konan in einem strengen, kalten Ton. Das war völlig überraschend für die normalerweise ruhige Konan. "Jaja, schon gut, Blue. Wenn's das Weib vom Boss sagt..." "Noch 'ne Runde!", rief Karin laut, damit der Knatsch aufhörte. "Oh Mann, Karin, sauf nicht wieder wie ein Loch, ja? Das ist kaum auszuhalten, wie oft du in letzter Zeit breit bist", maulte ein blondes Mädchen. "Ey, lass Karin in Ruhe, Shion", brummte Sasuke und Karin lächelte ihm gewinnend zu, was Sakura dazu brachte, weg zu schauen. Warum nahm er den Karin in Schutz? "War ja klar, dass du dich wieder auf Snipers Seite schmeisst, Demon", winkte diese Shion ab und nahm einen Schluck von ihrem Drink. Sakura war wütend. Sie wusste genau, wieso, aber das durfte einfach nicht sein. Eifersucht war jetzt das Letzte, was sie brauchen konnte, schliesslich wollte sie ihn vergessen! Konan stand auf. "Ich gehe jetzt und Sakura kommt mit." "Was beschützt du die Kleine eigentlich so, Blue?", fragte Suigetsu. "Das ist doch nicht dein Problem!" Ein eiskalter Blick der Angesprochenen brachte ihn zum Schweigen. Sakura liess sich von Konan aus dem Saal führen. Beim letzten Blick zurück sah sie ihn. Sasukes stechender Blick liess beinahe ihre Knie weich werden und wiedereinmal verfluchte sie sich für ihre Schwäche gegenüber diesem Jungen, die eigentlich schon längst vergessen sein sollte. "Lass dich nicht von ihnen irritieren, Sakura. Ich weiss, dass sie nicht einfach sind und viele von ihnen eine unmögliche Art haben, besonders einer Kurama gegenüber. Aber glaub mir, sie können auch anders. Ich glaube gerade jetzt, wo du als Aussenstehende dabei bist, wollen sie ihr Böse-Gang-Image bewahren." Konan seufzte. "Ich will nur nicht, dass du glaubst, sie wären alle so abgestumpft und kalt, wie sie tun." "Sind sie das denn nicht?", fragte Sakura, die sich das kaum vorstellen konnte. Konan schüttelte den Kopf. "Nicht alle. Jeder von ihnen hat eine andere Seite, manche mehr, manche weniger. Und jeden von ihnen hat das Leben mit Füssen getreten. Auch wenn es keine Entschuldigung ist, aber diese Tatsache ist mitschuldig daran." "Aber das geht den Kuramas auch so und sie sind nicht so....abgestumpft." "Es mag schwierig zu verstehen sein, aber wie gesagt, sie haben eine andere Seite. Du wirst es kaum glauben, aber sie können sich nach Blood Zones sogar gegenseitig aufheitern. Vielleicht auf eine eher raue Art, aber sie können es. Und selten - wirklich sehr selten - erzählen sie einander von ihrer Vergangenheit und ihren Problemen. Aber eben viel zu selten. Raven und Demon zum Beispiel, tun das gar nie. Vielleicht aus dem Grund, weil sie eine der schwersten Geschichten mit sich herumtragen. Aber das spielt jetzt keine Rolle, jedenfalls haben die Takas auch einen starken Zusammenhalt und einen Teamgeist, nur einen anderen als ihr. Auch wenn es sich für dich komisch anhört, ich fühlte mich nur anfangs nicht besonders wohl, aber jetzt - ich wüsste nicht, was ich ohne sie getan hätte oder tun würde. Sie gaben mir ein zu Hause." Sakura wusste kaum, was sie darauf erwidern sollte, denn in Konans Stimme schwang sehr viel Schmerz, aber auch Nostalgie mit. "Genug erzählt. Wir sind da. Brauchst du noch etwas?" Sakura schüttelte den Kopf. "Danke, Konan. Du weisst nicht, wie dankbar ich dir bin." Konan lächelte warm. "Keine Ursache, kleiner Fuchs." Sakura schlief in dieser Nacht um Längen besser und erwachte nur ein einziges Mal, nämlich, als dumpfe Stimmen vor der Tür zu hören waren. Es war gegen halb drei Uhr, was sie auf der Uhr, die Konan ihr netterweise ins Zimmer gebracht hatte, erkennen konnte. Leise stand Sakura auf (sofern das bei der quietschenden Liege möglich war) und tapste vorsichtig zur Tür, wo sie ihr Ohr an das raue Holz legte. "Alter! Was machst du denn hier? Ich hab gedacht, ich hätte die Nachtwache?!" Soweit sie sich erinnerte war das Hidans Stimme. "Kannst wieder pennen gehen. Ich mach das." Ihre Hände verkrampfen sich, als sie seine Stimme vernham. "Nee, sicher nicht. Wir wissen alle, dass du was für die Kurama übrig hast und genau das ist ein Grund, weshalb wir hier Wache schieben!" Sakura verstand das nicht ganz. Sasuke hatte doch dabei geholfen, sie zu schnappen! Warum sollte er sie denn jetzt freilassen wollen? "Ihr habt alle wieder gesoffen wie Löcher und es geht nicht, dass ihr plötzlich noch auf dumme Gedanken kommt und sie belästigt." Was sagte Sasuke da? "Demon, ich check' ja, dass du sauer bist, aber du kannst deinen Leuten schon vertrauen", meinte Hidan und gähnte. Sasukes Antwort war ein verächtliches Lachen, das selbst Sakura Angst einjagte. "Von mir aus kannst du auch mit mir Wache schieben. Aber ich bleibe hier." "Ich versteh echt nicht, warum du auf die Kleine aufpassen willst. Ich würde jetzt jedenfalls lieber pennen", grummelte Hidan. "Ich merk ja, dass du nicht begeistert bist von unserer Aktion am Sonntag, aber die Kuramas sind jedenfalls drauf angesprungen!" "Geh jetzt pennen oder bleib hier", war Sasukes knappe Antwort. Hidan blieb, denn was der Boss angeordnet hatte, musste man einhalten, sonst würde man, wie Deidara, beim Abwasch enden oder noch schlimmer. Dann war es still. Sakura schlich sich leise zurück ins Bett. Sie zitterte, sie verstand gar nichts mehr. Konnte es sein, dass Sasuke von der Entführung gar nichts gewusst hatte? Aber er war es doch, der ihr die Nachrichten geschrieben hat! Oder war es am Ende gar nicht er gewesen? Wütend schüttelte sie den Kopf. Selbst wenn es so wäre, er hatte sie mit einer ganzen Art angelogen und ihr etwas vorgespielt. Das konnte er nicht einfach wieder gut machen. Sie zog sich die Decke über den Kopf und war auf einmal wieder ganz ruhig, warum auch immer, aber so konnte sie wenigstens schlafen. Kapitel 19: Brennende Flaggen ----------------------------- "Was um Himmels Willen soll  ich tun?", murmelte Tsunade vor sich hin, während sie wie ein Tiger im Käfig, nervös im Aufenthaltsraum auf - und abging.  "Och, Tsunade, dein ständiges Herumlaufen wird uns auch nicht weiterhelfen. Du machst hier noch alle verrückt", seufzte Ino, die, ehrlich gesagt selbst nicht mit der Situation klar kam. Ihr Vater und seine Affäre waren im Moment absolute Nebensache. Ob die Typen Sakura wirklich nichts taten?  Und Sasuke? War er denn wirklich schuld an der Entführung? Nun, er musste fast. Denn schliesslich war es eine Nachricht von seinem Handy gewesen, die Sakura in diese miese Falle gelockt hatte. "Flame! Verdammt noch mal, ich versuche mich hier zu konzentrieren, aber du machst ja mich und alle anderen wahnsinnig! Geh nach Hause oder raus oder was weiss ich!", rief Jiraiya genervt in ihre Richtung. Er hätte eigentlich einen bissigen Kommentar seitens Tsunade erwartet, jedoch blieb er aus - und das machte ihm Sorgen. Die blonde Frau hatte nun einen Blick aufgesetzt, den er bei ihr kaum kannte. Es war eine Mischung aus Angst, Hilflosigkeit und Verletzung.  Als Tsunade sich umdrehte und durch den Hinterausgang nach draussen ging, wurde ihm bewusst, dass er einmal zu viel an ihre Grenzen gestossen war. Grenzen, die er kaum kannte. "Senior, jetzt hast du die gute Tsunade  mit deinem Gemaule vertrieben", stellte Gaara, der sich auf die Couch gefläzt hatte und zockte, fest. Jiraiya tat es eigentlich im selben Moment schon wieder leid. Seufzend stand er auf und verliess den Tisch, an dem sich die Strategen der Kuramas versammelt hatten, um einen Plan zu schmieden. Okay, man konnte bei vielen kaum von Strategen sprechen, aber es waren einfach die, von Shikamaru, auserwählten Helfer beim Schmieden des Plans. Jiraiya stiess die Tür, die zu der Bootanlegestelle führte auf und sah sie da kauern. Ihre Haltung und die Verlorenheit, die sie damit ausdrückte, erinnerte ihn an die Zeit, als sie noch ein Neuling bei den Kuramas gewesen war. Damals fühlte sie sich trotz allem immer noch so verloren. Jedes Mal, wenn sie aus dem Elternhaus geflüchtet war, weil dort die Tassen flogen. Jiraiya, damals sechzehn Jahre alt, hatte nicht gewusst, wie er ihr helfen konnte und genau das, war auch jetzt wieder der Fall. Ein Déjà-vu vom Feinsten. Aber die Kleine hatte ihn von Anfang an in ihren Bann gezogen. Diese schüchterne, ängstliche Art hatte all die Beschützer-Instinkte in ihm geweckt. Mit der Zeit hatte sich Tsunade aber zu der selbstbewusstesten, schlagfertigsten Frau entwickelt, die er je in seinem Leben getroffen hatte. Und das wiederum war auf ganz andere Weise anziehend gewesen. Der ehemalige Leader schloss die Tür hinter sich. "Erinnert dich das an etwas, Flamey?" Tsunade zuckte zusammen."Es... ist schon ziemlich lange her..." Jiraiya nickte, obwohl Tsunade ihm den Rücken zu wandte. Das schwache Mondlicht gab nur ihre Silhouette  preis, der Rest wurde von der Dunkelheit verschluckt. "Ich war sechzehn und du wurdest gerade fünfzehn." Sie schien zu lächeln. "Da waren wir noch jung und knackig." "Was Letzteres betrifft, das hat sich seit damals auch nicht geändert", grinste er, was Tsunade wiederum zum Lachen brachte.  "Schön wär's. Ich werde bald fünfzig", seufzte Tsunade. "Na, aber hallo, ich bin schon zweiundfünfzig und noch knackig, also hör auf zu jammern." "Wenn's nur das Alter wäre...ich würde gleich zehn Jahre mehr in Kauf nehmen, wenn ich nur Sakura unbeschadet wieder haben könnte." Sie schniefte. Jiraiya setzte sich neben Tsunade, die mit angezogenen Beinen auf den dunklen Wasserstrom hinaus schaute. "Flamey, so kenne ich dich gar nicht. Du erinnerst mich daran, wie du ganz am Anfang warst. Wo ist denn die starke, schlagfertige Tsunade Senju hin verschwunden, die nie ein Blatt vor den Mund nahm?" "Die befindet sich in den Fängen der Takas, Jiraiya. Ich habe mir geschworen, dass ich besser auf Sakura aufpasse, als meine Schwester Mebuki. Aber ich bin eine Versagerin. Ein Glück, dass ich nie Kinder hatte, ich kann ja nicht einmal auf meine Nichte aufpassen." Jiraiya schüttelte nur den Kopf. "Sakura lässt ja auch nicht auf sich aufpassen." Der Ältere legte ihr die Hand auf die Schulter und meinte: "Ausserdem wärst du bestimmt eine ausgezeichnete Mutter, Flame." "Woher willst du das denn bitte wissen?", fragte diese niedergeschlagen. "Ich kenne dich ja wohl lange genug." In der Tat, so war es. Es gab nur wenig, was die beiden nicht miteinander erlebt hatten. Lange waren sie ein Paar gewesen, sehr lange sogar, aber Dinge änderten sich. Und trotzdem fühlte es sich niemals komisch an, wenn sie so vertraut miteinander redeten. "Warum wolltest du eigentlich nie eine Familie?", fragte Jiraiya plötzlich. Tsunade erschrak ziemlich, da sie ehrlich gesagt keine Antwort darauf wusste. "Ich weiss es nicht. Wollen vielleicht schon, aber es hat sich halt nie ergeben. Dazu müsste ja man zuerst auch den Menschen treffen, der einem richtig dazu erscheint. Ausserdem könnte ich dich dasselbe fragen." Jiraiya nickte und grinste. "Für mich ist das nicht nötig. Mir gefällt das Leben so wie es ist. Ich meine, ich hatte meinen Spass und ich habe ihn immer noch." Diese Aussage entlockte Tsunade erneut ein Lächeln. Jiraiya hatte sich in all den Jahren im Grunde nicht geändert. Und irgendwie vermisste sie in diesem Augenblick die alten Zeiten mehr als jemals zuvor. Das Gefühl, frei zu sein und wieder tun und lassen zu können, was sie wollte, fehlte ihr so sehr. "Ich weiss manchmal selbst nicht mehr, was ich vom Leben will. Vielleicht ist das der Anfang einer Midlife-Crisis", murmelte sie. Jiraiya sprang empört auf. "Was soll der Blödsinn? Kurama-Flame hat doch keine Midlife-Crisis! Das werden wir auf jeden Fall verhindern!" Unwillkürlich lachte Tsunade über Jiraiyas übertriebene Reaktion. "Und wie willst du das anstellen?" Nachdenklich legte er den Kopf schief. "Wonach ist dir denn jetzt am meisten?" "Nach Bier trinken auf der Brüstung der Glade's Terrace." Aber nein, sie war zu alt für diesen Kram. "Na dann los!" Der Weisshaarige packte Tsunade am Handgelenk und zog sie auf die Beine. "Spinnst du? Wir sind doch keine jungen Hüpfer mehr!" "Manchmal muss man etwas machen, was Junge machen, damit man sich wieder lebendig fühlt! Und früher haben wir das auch gemacht, also los!" Tsunade liess sich von ihm mitziehen und konnte nicht anders, als über seine kindliche Begeisterung zu lachen. Im Aufenthaltsraum ernteten sie fragende Blicke, die wohl aufgrund des plötzlichen Stimmungswandels entstanden waren, aber Jiraiya ignorierte sie einfach. "Sagt Naruto und den anderen, dass ich jetzt nicht mit besprechen kann. Es soll aber auf jeden Fall mal jemand nach Takas Ausschau halten gehen! Bis später!" Ohne irgendeine Antwort abzuwarten schnappte er sich ihre Jacken vom Haken, zog die verdutzte Tsunade weiter bis zur Halle, in denen die Autos standen und wies sie an, in den blauen alten Ford einzusteigen. Die anderen Autos waren mit Graffiti besprüht und und so getunt, dass es schon bald nicht mehr legal war. Besonders Kiba hatte viel Zeit in sie investiert. Er holte aus der Abstellkammer eine Kiste voll Bier und schmiss sie so unsanft in den Kofferraum, dass Tsunade das Klirren es Glases in den Ohren schmerzte. "Ist das jetzt dein..." "Steig ein, Tsunade Senju!", schnaubte der Ehemalige nur ungeduldig und knallte die, ohnehin schon lädierte Autotür unsanft hinter sich zu. Tsunade tat wie geheissen und schon wenig später befanden sie sich auf der Fahrt durch die Stadt.  "Du kannst hier schneller fahren, auf der Ost-Umfahrung kann man gut achtzig fahren!" "Flame, jetzt fahre ich und bei mir geht es nicht um Leben und Tod, ja? Bei dir als Beifahrer muss man ja froh sein, wenn man nachher keinen psychischen Knacks hat." "Das sagt mir Sakura auch immer", murmelte sie. Eigentlich hätte der Ältere eine spitze Bemerkung erwartet, aber irgendwie schien wirklich alles anders als sonst zu sein. Jiraiya hätte sich ja mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen, jedoch hatte er Momentan keine frei. Er hatte wiedermal etwas Kreuzfalsches gesagt.   "Es bringt nichts wenn sich jedes einzelne Gangmitglied den Kopf darüber zerbricht, wie man Sakura aus dem HQ der Takas holen könnte. Du musst Shikamarus Fähigkeiten und Narutos Entschlossenheit vertrauen. Die machen sich genauso viele Selbstvorwürfe wie du, weil sie glauben, Sakuras Sicherheit wegen eines lächerlichen Streits aufs Spiel gesetzt zu haben. Ganz ehrlich, ihr werdet noch alle verrückt! Hier hat kein Einziger irgendetwas falsch gemacht! Zumindest nicht, was Sakuras Entführung betrifft! Schlussendlich könntet ihr sie ja nicht immer behüten! Ausserdem lässt ihr sie ja auch in Blood Zones mitmischen!" Tsunade schüttelte den Kopf. "Nach den jüngsten Ereignissen bei der BZ auch nicht mehr. Und auch Ino und Hina nicht." Jiraiya seufzte. "Das verstehe ich ja noch halbwegs. Aber dass ihr so krampfhaft jeden beschützen wollt ist mir schleierhaft." "Wenn ich dich daran erinnern darf, du hast das genauso gemacht, als du noch Leader warst! Du warst genau wie Naruto!", fauchte Tsunade, die sich mehr als angegriffen fühlte. "Wow, wow, Flamey, reg' dich ab. Ja, ich habe es genauso gemacht, aber aus Fehlern lernt man bekanntlich. Und ich habe nun mal gelernt, dass man mit diesem Beschützer-Tick eigentlich genau das Gegenteil erreicht. So wie bei deiner Sakura." Er seufzte. "Aber ich bin jetzt nicht mehr Leader. Und überhaupt, eigentlich wollte ich dich doch ablenken oder nicht? Also genug von dem allem! Lass uns auf der Glade's Bier trinken gehen." Jiraiya beschleunigte und grinste, als er im Augenwinkel Tsunades Lächeln sah, dieses ganz spezielle Lächeln, welches er schon viel zu lange nicht mehr gesehen hatte.  Naruto und die anderen mussten schleunigst einen Plan entwickeln, wie sie das Mädchen da raus holen konnten. Denn sonst würde Tsunade an dieser Bürde zerbrechen.  Knappe fünf Minuten später erreichten sie mit quietschenden Reifen den Parkplatz in der Nähe der Glade's Terrace. Es war schon ziemlich spät und wie gewohnt war viel los. Jirayia schnappte sich zwei Bierflaschen und drückte sie Tsunade in die Hand, die ganz von dem Anblick der Glade's in Beschlag genommen wurde. Er nahm sich selbst zwei Flaschen, knallte den Kofferraum zu und wies die blonde Frau mit einem Kopfnicken an, ihm zu folgen.  Die Glade's war wohl einer der schönsten Orte Konohas. Es war eine grosse, gepflasterte Terrasse, die sich bis zu einer steinernen, breiten Balustrade erstreckte. Hinter dieser Balustrade, die sich unterhalb als eine Mauer entpuppte, fiel das Gelände ab und man konnte ungefähr acht Meter weiter unten die Fluten des Flusses sehen. Alte Messinglaternen säumten die Terrasse und tauchten alles in ein magisches, goldenes Licht. Um diese Uhrzeit, es war kurz vor ein Uhr nachts, waren die hübschen Bänke unter den Linden allesamt besetzt, ja, selbst auf der Balustrade würden sie nicht die einzigen sein. Vorwiegend Paare und Jugendliche, aber auch einige Ruhesuchende, hatten sich hier eingefunden um den Abend ausklingen zu lassen. Wohlgemerkt, es war mitten unter der Woche, aber in Konoha war es vollkommen normal, dass nachts noch so viele Leute unterwegs waren. Jiraiya und Tsunade steuerten automatisch den Teil der Balustrade an, der eher auf der rechten Seite der Terrasse war und duften erfreut feststellen, dass sich niemand unter der Laterne platziert hatte, die sich dort befand. Überhaupt waren auf dieser Seite weniger Leute. Umso besser für die beiden, denn dieser Platz war ihr Stammplatz. Früher waren sie andauernd hier gewesen und hatten genau das getan, was sie heute auch vorhatten. Auf der Balustrade sitzen und Bier trinken. Die freien Gedanken geniessen. Jiraiya schwang sich geschickt auf die Balustrade. Man bedenke hierbei, dass er bereits zweiundfünfzig war und es tatsächlich fertigbrachte, sich wie ein junger Bursche zu bewegen.  Tsunade tat es ihm gleich. Sie lehnte sich mit angezogenen Beinen an den Laternenpfahl, während ihr Begleiter sie links und rechts hinunter baumeln liess und dann sein Bier öffnete. Auffordernd streckte er Tsunade seine Flasche hin. "Prost. Auf die guten alten Zeiten und auf die Glade's'" Die ehemalige Krankenschwester lächelte nur kopfschüttelnd, öffnete aber die Flasche und stiess mit ihm an. Einen beinahe sinnlichen Moment lang schwiegen sie einfach und genossen den entspannenden Anblick, der sich ihnen bot. Das Plätschern des Wassers schaffte es irgendwie, Tsunades aufgebrachtes Gemüt etwas zu beruhigen. "Manchmal möchte ich die Zeit zurückdrehen können.", murmelte sie leise. "Damals war alles besser." "Vergiss nicht, dass wir auch harte Zeiten hatten. Es war nicht alles besser." Er nahm einen Schluck Bier. Tsunade wusste natürlich was er meinte. Schliesslich hatte so ziemlich jedes Gangmitglied irgendeinen Grund, warum sie bei der Gang waren. Und auch sie hatte die schwierigen Verhältnisse bei sich zu Hause nie vergessen, denn ihre Eltern stritten sich so gut wie immer. Und es war ihnen egal gewesen, ob ihre Kinder dabei zuschauen mussten. Und als ihre etwas ältere Schwester Mebuki dann ausgezogen war, hielt sie es kaum mehr aus. Und zu diesem Zeitpunkt war die Gang in ihr Leben gekommen und hatte ihr eine neue Leidenschaft gegeben. "Erinnerst du dich? Es war genau hier." "Was denn?" "Du warst hier und hast geweint. Ich kann mich noch gut erinnern." "Warum weinst du denn?", fragte der grosse Junge vor ihr. "Es...es ist nichts...", schniefte das blonde Mädchen mit der Pferdeschwanzfrisur und wandte ängstlich ihr Gesicht ab. Ihr war immer eingetrichtert worden, dass man mit solchen Leuten nicht reden sollte. "Das kannst du mir nicht erzählen. Man weint nicht grundlos." "Ich...es...ich möchte es nicht sagen." "Aber möchtest du wenigstens, dass es dir wieder besser geht?", fragte er freundlich und legte ihr eine Hand auf die Schulter, worauf  das Herz des Mädchens zusehendes schneller zu klopfen begann.  Sie nickte leicht. "Na, dann komm." Der Junge zog sie mit sich und sie liess es geschehen. Er hatte es irgendwie geschafft, innerhalb von einer Minute ihr Vertrauen zu gewinnen, ohne viel zu machen. Seine lebensfrohe Ausstrahlung war so mitreissend.   Die Hand des Jungen war ganz warm. Eine geborgene Wärme. "Mehr als dreissig Jahre...", murmelte Tsunade. Als sie Jiraiya anblickte sah sie ihn plötzlich wieder. Diesen Jungen, der sie einst gerettet hatte. Gerettet vor all der Wut und Trauer. Sie verspürte das dringende Bedürfnis ihm irgendwie für all das, was sie mit ihm hatte erleben dürfen, zu danken. Reflexartig legte sie ihre Hand auf seine und flüsterte: "Danke." Der Blick ihres Gegenübers wurde auf einmal ganz weich und er grinste.  Er hatte es tatsächlich geschafft, in ihr ein Stück der alten Tsunade zu wecken - es fühlte sich gut an. Irgendwie wie früher... Das Geräusch von Motoren liess diesen zerbrechlichen Moment von einer Sekunde auf die nächste in tausend Scherben zersplittern. Die beiden fuhren erschrocken herum und erblickten sogleich, was sich da vorne auf der Terrasse abspielte. Tatsächlich war es eine grosse Gruppe von Motorradfahrern, jedoch waren weder Takas noch Kuramas.  "Was zum Geier..." Jiraiya schüttelte ungläubig den Kopf. Die umstehenden Leute stoben aufgebracht durcheinander und ergriffen panikartig und kreischend die Flucht, als diese Rüpel rücksichtslos die ganze Terrasse unsicher machten und dazu laut johlten und herumschrien.  "Hörst du das?", fragte Tsunade wie erstarrt. Natürlich hörte er es. Es waren immer wieder dieselben Rufe. "Nieder mit den Kuramas! Nieder mit den Takas!", "Lasst sie in der Hölle schmoren!", "Jetzt sind die Riots hier! Die neuen Legenden der Strasse!" und solche Sachen. Geistesgegenwärtig packte Jiraiya Tsunade am Arm und riss sie mit sich, als diese Typen auch sie mit ihren Maschinen ansteuerten. Sie flüchteten von dem Platz, genau wie alle anderen. "Was wollen die?!", keuchte Tsunade, als sie die Strasse erreichten.  "Keine Ahnung! Ich habe noch nie etwas von einer Gang namens Riots gehört!" Ein Blick zurück und sie sahen die zwei Flaggen an den Laternenpfählen, die gerade in Flammen aufgingen. Kurama - und Taka-Flaggen, wohlgemerkt. Als auch noch das laute Knallen von Schüssen zu ihnen hinüber drang, schmissen sich die beiden in den alten Ford und rasten los. Ihr Ziel - das HQ. Es blieb keine Zeit zu denken, war hier gerade passiert war. Lautes Stimmengewirr von ausserhalb riss Sakura unsanft aus ihren erstaunlich ruhigen Träumen. Schlaftrunken setzte sie sich auf und lauschte der Aufregung. Was um Himmels Willen war denn so schlimm, damit mitten in der Nacht so ein Aufstand gemacht werden musste? Die Leuchtziffern auf der Uhr zeigten gerade mal halb vier an. Nun, sie würde es wohl sowieso nicht erfahren. Sie war ja nur die Geisel. Demonstrativ legte sie sich wieder hin und zog sich die Decke über den Kopf. Was interessierte sie auch die Angelegenheiten der Takas? Doch, natürlich interessierte es sie! War der Aufruhr vielleicht sogar wegen den Kuramas entstanden? Waren sie vielleicht sogar hier? Der Gedanke an Freiheit war einfach zu verlockend. Aber sich in diesem Moment falsche Hoffnungen zu machen würde auch nicht helfen und für sie wahrscheinlich alles nur noch schlimmer machen. Sie ärgerte sich über sich selbst und ihre naiven Gedanken, deshalb kniff sie jetzt die Augen zusammen, um endlich weiterzuschlafen, obwohl ihr natürlich bewusst war, dass sie jetzt ganz bestimmt nicht einfach seelenruhig einschlummern konnte. Zu gerne wüsste sie, was los war. Wie wenn sie es gespürt hätte, stand Konan im nächsten Moment im Zimmer, in der Annahme, dass sie immer noch schlief. "Sakura?" "Hm?" "Könntest du bitte mitkommen? Es ist diese Nacht etwas ziemlich Ungewöhnliches geschehen und wir möchten wissen, ob du vielleicht mehr darüber weisst. Tut mir leid, es ist ja eigentlich mitten in der Nacht." Konan sah selbst aus, als ob sie gerade dem Bett entstiegen wäre.  Sie trug nur ein weites T-Shirt, eine Trainerhose und ihre blauen Haare standen wohl genauso wirr vom Kopf ab, wie Sakuras. "Ich war sowieso wach. Aber was ist denn eigentlich los?" "Wirst du gleich erfahren. Komm!" Sakura liess sich mitziehen und fand sich wenig später im Aufenthaltsraum der Takas wieder, wo der gesamte Inner versammelt war. Es waren einige neue Gesichter, aber ausnahmsweise schienen sie sich nicht für die Geisel zu interessieren.  Und wieder wanderten ihre Augen unwillkürlich suchend durch den Raum, auf der Suche nach IHM. Aber er war in dem aufgebrachten Haufen nirgends zu sehen. Konan führte sie zielsicher durch die Menge, bis sie den grossen Tisch erreichten, an dem es vor nicht allzu langer Zeit noch Spaghetti mit Tomatensauce zu essen gegeben hatte. Jetzt war der bittere Ernst im Aufenthaltsraum eingekehrt. Und gleich würde sie auch erfahren, warum. Und wie erwartet sass da auch schon der Boss höchstpersönlich. Zorn leuchtete gefährlich in seinen Augen und seine Finger trommelten nervös auf die Tischplatte. Was war denn so schlimm, dass es Itachi aus der Ruhe brachte?  Eigentlich konnten es nur die Kuramas sein, die ihn mit irgendetwas zu Weissglut gebracht haben mussten. Bei diesem Gedanken konnte sie ein schadenfreudiges Lächeln nur schwer unterdrücken. Nun trat sie in Itachis Sichtfeld, welcher sie natürlich sofort bemerkte.  "Kleine, setz dich", wies er sie an. Sakura tat wie geheissen und schaute ihn erwartungsvoll an. "Der Grund warum wir dich zu später Stunde aus den Federn reissen sind nicht die Kuramas, wie du vielleicht naiverweise gedacht hast. Du bleibst noch etwas bei uns, ob's dir passt oder nicht." Sakura musste sich wohl oder übel eingestehen, dass sie enttäuscht war über das Erlöschen dieses kleinen Funken Hoffnung. Aber sie liess sich nichts anmerken, so gut ihr das möglich war.  Itachi wandte sich an seine Leute, die immer noch aufgeregt durcheinander redeten. "Schnauze, Leute!" Sofort verstummte der Lärm und die Aufmerksamkeit ruhte auf Sakura und Red Raven. "Heute Nacht haben sich Vorfälle ereignet. Markante Vorfälle, wie ich von unserem Outer erfahren durfte, die sich zufälligerweise in der Nähe aufhielten. Cherry Blossom, sag mir, hast du schon einmal etwas von einer Gang namens 'Jaguar Riot' gehört?", fragte Itachi und bedachte sie mit einem durchdringenden Blick. Sakura riss die Augen auf. Wie bitte? "Ich deute deine Reaktion jetzt mal als eine Zustimmung. Und was hast du schon von besagter Gang gehört?" Jetzt musste sie Abwägen. Welche Informationen über diese Gang durfte sie an die Takas preisgeben? Nun, wie wusste eigentlich selbst nicht viel. Und das was sie wusste würde wohl niemandem hier in irgendeiner Weise dienen. "Ich weiss auch nicht viel. Es war vor Kurzem in der DDM, als ich sie gesehen habe. Sie haben sich in den Lounges der Takas und Kuramas breitgemacht und darüber gesprochen, dass sie den Bandenkrieg zwischen den grossen Gangs ausnutzen können, um sich einen Namen zu machen oder so." Nach und nach kamen ihr bruchstückhafte Erinnerungen an den Abend, als sie den Takas hinterher spioniert hatten. Eigentlich hatte sie das Gerede der Jaguar Riots als unbedeutend abgestempelt, aber anscheinend schienen diese Riots jetzt etwas angestellt zu haben, was alles andere als unbedeutend war. "Und weiter?", hakte der Taka-Boss ungeduldig nach. "Ein Typ, der scheinbar der Leader war, hat ihnen versprochen, dass sie irgendwann zu den ganz Grossen gehören würden. Die schienen ziemlich siegessicher. Aber mehr weiss ich auch nicht." Itachi hatte die Fäuste geballt. "Danke für die Information." "Was...was ist denn geschehen?", fragte Sakura etwas schüchtern in die angespannte Stille hinaus. Konan hatte sich inzwischen auf die Tischplatte gesetzt. "Letzte Nacht herrschte an verschiedenen Orten der Stadt Aufruhr. Laut unserem Outer haben diese Jaguar Riots unter anderem Im City Park, bei der DDM und andernorts Radau gemacht. Sie haben Flaggen mit Kurama- und Taka-Wappen angezündet und haben indirekte Kriegserklärungen an die Wände gesprayt und so weiter." Sakura war mehr als nur überrascht und zugleich auch tierisch erschrocken, da sie echt nicht mit so etwas gerechnet hätte. Damals in der DDM hatte das Ganze wirklich mehr wie ein Jux geklungen, aber anscheinend machten diese Riots jetzt ernst. "Ich weiss nicht inwiefern diese Typen sich das überlegt haben. Ich meine, sich als Untergrund-Gang mit den zwei grössten und stärksten Gangs der Stadt anzulegen ist ja schon am Rande des Wahnsinns", bemerkte Suigetsu trocken. "Kann man das überhaupt ernst nehmen? Ich meine, die müssten verdammt stark sein, wenn sie sich zutrauen, uns und dann noch die Kuramas zu besiegen. Die waren doch bestimmt alle vollgesoffen und obendrauf noch high. Idioten." Deidara schüttelte nur den Kopf.  "Wie auch immer, das war eine Kriegserklärung, wenn auch nur indirekt. Das Verbrennen von gegnerischen Bandenflaggen ist eine klare Herausforderung und in diesem Falle wollen diese Riots in den Krieg eintreten. Das Problem ist jetzt nur, dass es drei Gangs sind. Das wird verdammt kompliziert werden und wir müssen nun noch wachsamer sein, Leute", schlussfolgerte Itachi wieder etwas ruhiger. Allgemeines Gemurmel und genervtes Stöhnen machte sich breit.  "Wir sollten jetzt pennen gehen. Es bringt ja nichts, wenn wir uns noch die ganze Nacht darüber aufregen." Sasukes Stimme liess Sakura zusammenzucken. Er stand direkt hinter ihr, was zur Folge hatte, dass sie sich zusehends anspannte.  "Suigetsu und Kakuzu übernehmen hier vorne wieder die Nachtwache. Wie gehabt." Dann wandte er sich ab und verliess den Raum. "Komm, Sakura." Konan nahm sie sanft am Arm. "Ich bringe dich zurück." Sie gab Itachi einen Kuss auf den Mund, was Sakura zwar überraschte, sie aber irgendwie süss fand. Dann machte sie sich mit Sakura zurück auf den Weg in den Käfig, wo sie fürchterlich erschrak, als sie sah, wer dort am Boden neben der Tür sass. Also hielt er tatsächlich vor ihrer Tür Wache? Freiwillig? Die ganze Nacht lang? Sasuke hob den Kopf und sein stechender Blick traf sie. Konan geleitete sie noch bis zur Tür, machte sich dann aber aus dem Staub. Diese Frau hatte ein feines Gespür für zwischenmenschliche Spannungen. Sakura war mehr als nur unbehaglich zumute. Warum brachte er sie so aus der Fassung? Sie schnappte sich kurzerhand die Türklinke und drückte sie hinunter, jedoch konnte sie die schwere Tür nicht aufstossen. War sie verschlossen? Himmel, war das peinlich. Sie musste ja aussehen wie eine komplette Vollidiotin. Er hatte sie beobachtet und stand nun auf. "Sie ist nicht verschlossen, nur alt. Musst dich nur etwas dagegen lehnen, dann geht's." Seine Hand griff nach der Türklinke und stiess die Tür schlussendlich auf. "Danke", murmelte Sakura leise und auch etwas peinlich berührt. "Keine Ursache." Ihre Blicke trafen sich und fochten in diesem kurzen Moment einen kleinen Kampf aus, doch dann verschwand Sakura im Käfig. Die Tür schloss sie hinter sich, doch das Geräusch des Schlüssels im Schloss blieb zu ihrem Erstaunen aus. Nun gut, wenn sowieso jemand Wache hielt... Sakuras Gedanken waren völlig aufgewühlt durch die jüngsten Ereignisse und diesen komischen Moment mit Sasuke vorhin. Warum konnte sie diesen Jungen nicht einfach vergessen? Er war nicht der, den sie im letzten Sommer kennen gelernt hatte. Und doch fühlte sie immer noch diese seltsame Verbundenheit zu ihm. Sie würde wohl oder übel lernen müssen, diese Verbindung zu kappen. Aber nicht jetzt. Die Müdigkeit überwog bereits und kurz nachdem sie sich ins Bett gelegt hatte, dämmerte sie weg. "Das ist echt krasse Scheisse", stellte der blonde Gang-Leader fest, während er mit seinem Messer herumspielte.  "Wie wenn wir nicht schon genug Scherereien mit den Takas hätten. Und obendrauf ist unsere Sakura bei denen gefangen." "Diese Riots machen also ernst. Oder meinst du, die bluffen nur?", fragte Ino Jiraiya unruhig.  Alle Kuramas, die noch geschlafen hatten, waren inzwischen von Tsunade und Jiraiya geweckt worden, um über diese erschreckenden Ereignisse unterrichtet zu werden. Dem entsprechend blickte man hier im HQ auch nur in müde oder verschlafene Gesichter. "Ich kann es dir nicht sagen, Flowie. So wie wir es gesehen haben und so, wie es unser Outer mitbekommen hat, sind es deutliche Kriegserklärungen. Aber ich weiss ja nicht, wie viel und was sie intus gehabt haben. Entweder überschätzen sie ihre Kraft masslos oder es braut sich irgendetwas zusammen, von dem wir bisher nichts erfahren haben - wäre durchaus möglich, denn wir hatten ja eigentlich nur Augen für die Takas und ihre Aktivitäten." Jiraiya hatte sich auf einer Couch niedergelassen und schüttelte den Kopf. "Das Gute ist, dass sie auch den Takas Krieg erklärt haben. Jetzt sind alle gegen alle", murmelte Naruto. "Aber vielleicht sollten wir besser noch abwarten, damit wir wissen, wie ernst sie es wirklich meinen. Schlussendlich ist es einfach nur hirnrissig, als einzelne Newcomer-Gang die beiden Grossen herauszufordern. Die müssen nicht mehr ganz bei Trost sein." "Oder sie sind stärker, als wir glauben", stellte Shikamaru trocken fest. "Daran will ich gar nicht denken", grummelte der Leader, während er unruhig an den Fingernägeln kaute. "Man muss immer alle Möglichkeiten in Betracht ziehen."  Shikamaru hatte recht. Das stritt auch keiner ab. Aber Fakt war, dass langsam etwas viel Scheisse passierte. Wie wenn der Krieg mit den Takas alleine nicht gereicht hätte. Und da war immer noch die arme Sakura, die bei den Takas festsass udn auf ihre Hilfe wartete. "Lasst uns schlafen gehen. Der Outer ist draussen und behält die Situation im Auge und wir kümmern uns Morgen um die Probleme. Die Nachtwache bleibt selbstverständlich wach", seufzte Naruto und erntete zustimmendes Nicken. Aber schlafen konnte in dieser Nacht wohl kaum einer. Nichts hatte sich verändert. Warum hatte sie das überhaupt in Erwägung gezogen? Wahrscheinlich hätte morgen die Welt untergehen können und die Takas hätten nicht einmal ansatzweise etwas an ihren alten Mustern zu ändern versucht. Die Takas beschäftigten sich mit den Vorfällen von letzter Nacht aber irgendjemand musste ja die Drecksarbeit machen. Da eignete sich die Geisel natürlich bestens.  Und so kam es, dass sie jetzt dazu verdonnert war, einen langen Flur und die dazugehörigen Zimmer aufzuräumen. Selbstverständlich unter den wachsamen  Augen eines Takas. Deidara hatte man in dieser Hinsicht wohl fristlos entlassen, da er ja bewiesen hatte, wie unglaublich wachsam er sein konnte. Heute war der Auserwählte - zu ihrem Leidwesen - Sasori. Nein, er machte ganz und gar nicht den Eindruck, als ob er noch irgendetwas im Schilde führen würde. Er war damals ja auch betrunken und eigentlich nicht zurechnungsfähig gewesen, aber trotzdem konnte sie dieses Ereignis nicht vergessen. Auch wenn es schon ewig her war. Tatsache war, dass er sie  festgehalten und geküsst hatte, gegen ihren Willen versteht sich, und dass er vielleicht sogar noch weiter gegangen wäre, wenn Sasuke nicht eingeschritten wäre.  Kurz und gut: Es war unangenehm unter seinen Aufsicht zu arbeiten, denn ER war definitiv wachsam. Da war ihr Deidara deutlich lieber gewesen. Aber sie hatte ja sowieso keine Wahl. Und so räumte sie also diese Zimmer auf, die meistens je drei Kajütenbetten enthielten. Schon beim ersten traf sie beinahe der Schlag, als sie die herumliegenden Kleider, Bierflaschen, Aludosen sah. Die Jungs hatten weder einen Sinn für Ordnung, noch hatte ihnen einer beigebracht, Ordnung zu halten, und wenn, dann war das alles wohl längst verjährt. Als erstes sammelte sie diese ganzen Sachen ein. Die Dosen und Flaschen warf sie allesamt in einen Müllsack, den Sasori ihr brachte. Die ganzen Kleider sortierte sie schön und stapelte sie zu einem ordentlichen Haufen. Danach riss sie die beiden Fenster auf, zu ihrer Enttäuschung gaben diese keine Sicht auf irgendetwas frei, dass ihr sagte, wo sie sich befand. Zwischen dem Fenster und der nächsten Wand war ungefähr ein Meter Abstand, mehr nicht. Dann machte sie die Betten. An der Wand über dem einen Bett waren komische Muster in die Wand geritzt, die sie irgendwie an Hidans komischen Anhänger erinnerte, den er um den Hals trug. Dann war das wohl auch Hidans Schlafstätte. Bei den anderen Betten konnte sie nicht eindeutig erkennen, wem sie gehörten. An linken Wand war eine alte Kommode platziert, auf der allerlei Ramsch herumlag. Deos, Haargel, Lederbändchen mit Anhängern daran, Messer und noch mehr Kram. Sogar mehrere Haarkämme konnte sie entdecken und schmunzelte unwillkürlich. Die Frisur war den Taka-Playboys natürlich nicht egal. Hier schlief bestimmt auch Deidara, dessen blonde Mähne sich ja auch nicht von alleine frisierte. Die Bestätigung zu diesem Verdacht fand sie beim Wischen des Bodens unter einem der Betten. Dutzende von Spraydosen lagen dort herum, alle ziemlich staubig, aber eindeutig ein Indiz für ihre Annahme. Sie fischte jede einzelne Dose hervor, staubte sie ab und reihte sie nach Farben geordnet auf dem langen Wandvorsprung auf, den sie zuerst aber auch noch abstauben musste. Dann konnte sie endlich den Boden wischen. Als sie auch damit fertig war und den zusammen gewischten Staub und Schmutz in der Mülltüte versenkt hatte. Nun fiel ihr Blick auf ein Bild, das in einem ziemlich abgewetzten Holzbilderrahmen an der Wand hing. Neugierig ging sie darauf zu und ihr fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. Auf dem alten Foto waren Deidara, Hidan, Sasori und Kakuzu zu sehen, wie sie grinsend vor einem ziemlich schicken Motorrad posierten und in die Kamera grinsten. Fakt war, dass sie auf dem Bild vielleicht gerade mal 13-16 Jahre alt sein mochten. Das Bild hatte etwas Süsses an sich, aber trotzdem erkannte man, dass das Leben an diesen Jungen nicht spurlos vorbeigegangen war. Es war trotz dem Grinsen eine gewisse Härte in ihren Gesichtern zu lesen. "Du hast noch ein paar andere Zimmer vor dir", bemerkte Sasori und riss sie somit aus ihren Gedanken. Sakura ignorierte ihn und fragte stattdessen: "Weisst du, wann dieses Foto gemacht wurde?" Sasori hob eine Augenbraue, kam aber anscheinend zum Schluss, dass er ihr das schon sagen konnte. "Es ist sieben Jahre her. Deidara und ich waren vierzehn, Hidan und Kakuzu sechzehn. Aber eigentlich geht dich das nichts an. Mach weiter." Et wandte sich ab. Sakura musste immer noch Lächeln. Es verlieh diesen rauen Typen etwas sehr humanes, wenn man hinter ihre Fassaden blicken konnte und sah, dass sie auch nur Menschen waren. Aber Sasori hatte wohl oder übel recht. Da warteten leider noch andere Zimmer. Und so brachte sie mit Sasori die Schmutzwäsche zuerst in die Waschküche, bevor sie sich das nächste Zimmer vornahm, das leider genauso unordentlich war, wie das vorangehende. Sie wusste nicht, wie lange sie brauchte, um es sauber zu kriegen. Das Dritte war zu ihrem Erfreuen ein Frauenzimmer und um Längen besser aufgeräumt, als die der Jungs. Sie brauchte eine ganze halbe Stunde weniger Zeit. Irgendwann erreichte sie das letzte Zimmer des Gangs, in dem nur zwei Betten vorzufinden waren. Langsam aber sicher war sie ziemlich müde. "Wer schläft den hier?", rutschte es ihr heraus.  "Die Bosse", antwortete Sasori nur. "Raven pennt aber auch oft bei Blue." Hier schliefen also normalerweise Itachi und Sasuke? Damit war ihre Neugier geweckt. Der Raum war stockdunkel, als sie ihn betrat. Die alten Fensterläden waren geschlossen und nur schwache Lichtstrahlen fielen durch die Spalten der Läden herein. In der Dunkelheit stolperte sie beinahe über das ganze Zeug, welches auch hier am Boden herumlag. Als sie es endlich bis zum Fenster geschafft hatte öffnete sie es und mit ihm die Fensterläden, sodass das Licht des Vormittags endlich hineinfiel. Das Licht gab den Blick auf die beiden zerwühlten Betten frei, die links und rechts an der Wand standen. Auch hier befanden sich eine alte Kommode und ein abgewetzter Kleiderschrank, jedoch war das Zimmer um einige Quadratmeter kleiner. Es wohnten ja auch nur zwei Personen hier. Hier war also Sasukes Reich. Trotz allem was vorgefallen war, interessierte sie brennend, was hier so alles herumlag. Die Kleider und Flaschen am Boden waren hier wohl in jedem Jungenzimmer Programm, aber ihr Interesse weckte mehr die Kommode, auf der einige Bilderrahmen standen und auch Gegenstände herumlagen.  Sie entdeckte Sasukes Lederband mit der Feder daran, das er normalerweise immer um den Hals trug. Sie hing über einem Bilderrahmen. Auf dem Bild selbst war ein kleiner schwarzhaariger Junge zu sehen der von einem grösseren Jungen mit schwarzen Haaren Huckepack getragen wurde. Beide grinsten.   Sasuke und Itachi mussten auf dem Foto noch ziemlich viel jünger sein, Sasuke schätzte sie hier auf zwölf Jahre. Es war irgendwie kaum zu glauben, dass sie hier auf dem Foto wie ein Herz und eine Seele aussahen, sich aber sonst andauernd nur so kühl miteinander unterhielten und eher herablassend zueinander waren. Das Bild war ausgesprochen süss und der kleine Sasuke schien irgendwie zufrieden zu sein, trotz allem, was er hatte erleben müssen. Das nächste Bild war wieder der kleine Sasuke, der auf einem viel zu grossen Motorrad sass und mit den Beinen kaum zu Boden kam, jedoch sah sie diese Begeisterung in seinen Augen, wie sie nur ein Kind haben konnte. Itachi stand neben dran und lächelte. Ein komischer Anblick, da es ein aufrichtiges Lächeln war und nicht dieses spöttische Grinsen, das sie kannte. Es waren noch zwei weitere Bilder da, die die beiden Brüder zeigten, jedoch waren sie, wie die anderen, ziemlich verstaubt und das Glas bereits trüb. Aber die Bilder berührten Sakura mehr, als ihr lieb war. Die Brüder hatten trotz allem genau wie die Jungen auf dem anderen Bild, noch die Härte und die Kerben im Gesicht, die das Erlebte in ihnen hinterlassen hatte. Mehr denn je fragte sie sich, wie die beiden gelebt hatten, bis sie zu den Takas gekommen waren. Das Einzige, was sie wusste war, dass ihre Eltern umgebracht worden waren. Aber mehr hatte Sasuke nie wirklich erzählt. Die Uchiha-Brüder waren sowieso beide ziemlich verschlossen. "Du solltest nicht nur Bilder anstarren sondern auch etwas tun." Sakura nickte nur und schnappte sich den Lappen. Jetzt weckte etwas anderes ihre Neugier. In der Ecke stand eine alte Gitarre. Ob die wohl Sasuke gehörte? Er war ja musikalisch ziemlich begabt, daher konnte es gut sein, dass es seine war. "Sasuke hat schon lange nicht mehr gespielt", hörte sie plötzlich Konans Stimme. Als sie sich umdrehte sah sie, wie Konan sich an den Türrahmen gelehnt hatte und nachdenklich das Instrument anschaute. "Er war ziemlich gut darin. dabei hat ihm nie jemand etwas beigebracht. Er hat alles selbst erlernt." Sie nickte Sasori zu, was wohl heissen sollte, dass er gehen konnte. Das liess der Rothaarige sich natürlich nicht zweimal sagen und er verschwand sofort. "Er hat leider irgendwann damit aufgehört", seufzte sie. "Dabei mochte ich es immer, wenn er gespielt hat." Sakura schaute nachdenklich die Gitarre an und stellte sich vor, wie Sasuke darauf spielte. Nun Klavier spielen konnte er ja auch richtig gut. "In der Musik schien er aus seiner kalten Art hinaus schlüpfen zu können. Sonst war er immer ein ziemlich gleichgültiger kühler Typ." Sakura platzte vor Neugier. Auch wenn sie mit diesem Jungen eigentlich nichts mehr zu tun haben wollen sollte, so brannte sie darauf, mehr über ihn und seine Vergangenheit zu erfahren. "Könntest du...könntest du mir mehr über seine Vergangenheit erzählen? Vielleicht...nun ja, vielleicht könnte ich ihn dann besser fassen...und verstehen...", fragte sie schüchtern. Es war ziemlich viel, was sie da von Konan verlangte. Die Angesprochene lächelte warm. "Eigentlich dürfte dir das wohl nicht erzählen. Die beiden sind viel zu verschlossen und fühlen sich schwach, wenn jemand ihre Geschichte und somit auch ihre Schwachstellen kennt. Aber du, Sakura, du bist für unseren Sasuke sowieso etwas sehr Besonderes. Wir sind ja nicht blöd." Sie lachte leise. "Aber bist du denn wirklich bereit, sie zu hören? Es ist keine schöne Geschichte." Sakura nickte. Sie musste es einfach wissen. Sonst würde es ihr jetzt keine Ruhe mehr geben. Konan nahm sich eines der Bilder, setzte sich auf das eine Bett und wies Sakura, sich ebenfalls hinzusetzen. "Nun", begann sie, während sie das Bild betrachtete, "Es ist die Geschichte von zwei Jungen, die schon früh alles verloren und seit damals nie mehr ein zu Hause hatten." Kapitel 20: Brüder der Strasse ------------------------------ "Itachi hat mir das mal vor einiger Zeit einmal erzählt. Aber das Ganze ist mir bis heute noch sehr gut in Erinnerung geblieben.  Die Uchiha-Brüder sind eigentlich sehr verschwiegene Kerle und würden diese Geschichte wohl kaum noch jemandem erzählen, aber ich finde, du hast ein Recht darauf, sie zu hören. Schliesslich weiss ich, dass du und Sasuke euch ziemlich nahe wart." "Woher denn?", fragte Sakura mit dem Anflug eines zartrosa Hauchs auf den Wangen. Die Ältere lächelte."Ich kenne Demon schon lange, Sakura. Damals bei der Blood Zone, als er dich als Einzige verschont hat, war uns allen klar, dass da mehr sein muss. Sasuke lässt NIE einen seiner Gegner laufen - auch wenn es Mädchen sind. Zudem hat sich sein ganzes Verhalten irgendwie verändert in letzter Zeit, aber inzwischen ist er wieder ziemlich zu seinem alten Muster zurückgekehrt. Eigentlich schade." Bedauern schwang in Konans Stimme mit. Sakura wusste nicht, was sie jetzt darauf erwidern sollte. Auf eine seltsame Weise fühle sie sich zwischen der ungewollten Zuneigung und der Wut, die sie für diesen Jungen empfand hin- und hergerissen. Konan lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen. "Ihr schwerer Weg begann in einer Kleinstadt namens Otogakure im Spätherbst. Itachi und Sasuke wuchsen dort auf, gingen also auch dort in den Kindergarten und zur Schule. Itachi sagte mir, dass die Erinnerungen von damals, für ihn wohl die schönsten überhaupt sind. Er und Sasuke liebten ihre Eltern wirklich sehr, auch wenn ihr Vater manchmal etwas streng war. Leider kam aber der Tag, an dem sich alles veränderte. Drei Tage nach Itachis elftem Geburtstag gab es ein Schulfest, dass sie gemeinsam als Familie besuchten. Es war spät, als sie sich auf den Heimweg machten, jedoch ahnten sie nichts Böses. Doch dann sprang dieser Irre hinter einer Hausmauer hervor..." Sasuke hatte sich rücklings an die Wand gelehnt, um besser Konans Erzählung lauschen zu können. Als er per Zufall im Vorbeigehen vernommen hatte, dass Konan Sakura gerade die gut behütete Geschichte der beiden Brüder einfach so offenbarte, war es sein erster Impuls gewesen, da rein zu gehen und Itachis Freundin zum Schweigen zu bringen. Um, das nicht falsch zu verstehen, er mochte Konan wirklich gerne, aber er hasste es, wenn man über ihn sprach. Besonders, wenn seine Vergangenheit Gesprächsthema war. Aber er hatte es nicht getan. Warum wusste er nicht wirklich. Es war irgendetwas in ihm, das ihn zurückhielt, vielleicht war es ja die Tatsache, dass Sakura das alles nicht zu ihrem Vorteil nutzen würde. Denn schlussendlich waren es Hintergründe, die die Schwachpunkte einer Person hervorbrachten und genau diese Schwachstellen wurden meist schamlos ausgenutzt. Itachi hatte ihm schon früh beigebracht, dass es der grösste Schutz in diesem rauen Leben war, wenn man sich selbst den anderen nicht zu sehr offenbarte. Denn Gefahr konnte überall lauern. Aber bei Sakura hatte er dieses Gefühl nicht. Und vielleicht blieb er auch deshalb ruhig an die Wand gelehnt sitzen. Konan war gerade bei dem Part der Geschichte angelangt, der zum Auslöser allen Übels wurde. Er erinnerte sich noch zu gut an diese verheerende Nacht. "Eure Klassen haben den Schulhof ja wirklich wunderbar geschmückt. Die Lichterketten und dann überall die Laternen!", schwärmte Mikoto Uchiha und legte den Kopf auf die Schulter ihres Mannes. "Nicht wahr?", grinste der junge Itachi und  hüpfte fröhlich voraus. Die Strasse war leer und nur die Strassenlaternen erhellten ihren Weg. Der kleine Sasuke ging an der Hand seiner Mutter und strahlte übers ganze Gesicht.  "Itachi bleib bei uns bitte", wies Fugaku seinen Sohn zurecht. "Es ist spät und ich will nicht, dass du noch verloren gehst, ja?" "Jaja, Papa." Itachi kam langsam zurück, war jedoch immer noch bester Laune. Die Familie bog in die Seitenstrasse ein, die sie zu dem Quartier führen würde, in dem sie wohnten. Sasuke gähnte und Mikoto wuschelte ihm durch Haar.  Im nächsten Moment schrie die junge Mutter auf. Fugaku packte Itachi geistesgegenwärtig am Arm und riss ihn zurück. Vor ihnen war ein schmächtiger Mann hinter einem Müllcontainer hervorgesprungen und grinste. In seiner Hand hielt er eine Pistole. "Guten Abend. Können wir ihnen helfen?", versuchte Fugaku so ruhig wie möglich zu sagen und mit seiner Familie an ihm vorbei zu gehen, jedoch hielt dieser Mann mit seinen grossen Augen fest die Familie fixiert. Er sah er nicht so aus, als ob er sie nicht einfach so vorbei lassen würde.  "Können wir Ihnen helfen, Sir?", versuchte Fugaku es noch einmal. "Geben Sie mir ihre Brieftaschen." Er sprach mit einer ruhigen Stimme, was ihn aber umso bedrohlicher machte.  Spätestens, als sich der Lauf der Pistole auf Mikoto und Fugaku richtete, wurde allen bewusst, dass das kein schlechter Scherz war. Sasuke wimmerte und klammerte sich an die Hand seiner Mutter, während Itachi sich zitternd hinter seinem Vater versteckte. Mikoto krallte panisch ihre Fingernägel in Fugakus Arm. Dieser nahm seine Brieftasche und wies seine Frau an, ihre ebenfalls hervor zu holen. Gemeinsam übergaben sie sie dem Übeltäter und hofften, dass er sich nun endlich vom Acker machen würde. Sasuke zitterte vor Panik. "Jetzt habe ich doch glatt vergessen mich zu maskieren. Und Augenzeugen kann ich nicht gebrauchen." Sein Ton war kalt und sein Finger gefährlich nahe am Abzug der Waffe. "Sir, ich bitte Sie..." Der Typ setzte ein krankes Grinsen auf. "Zu spät." "Sasuke, Itachi...lauft!", wies Mikoto ihre Söhne leise an. Die beiden zögerten zuerst, doch dann riss Itachi seinen kleinen Bruder an der Hand mit und gemeinsam liefen sie so schnell sie konnten davon. Ein Blick zurück genügte, um zu sehen, was keiner der beiden jemals wieder vergessen können würde.  Zweimal ein lauter Knall. Zuerst sank Fugaku zu Boden, gleich darauf sackte auch Mikoto zusammen.  Dann hob der Täter den Kopf und richtete seinen Blick auf die Jungen. Ehe die Kugeln aus seiner Pistole, die darauf folgten, sie erreichen konnten, waren die beiden schon wieder auf der Flucht. Keiner von ihnen konnte realisieren, was gerade passiert war, da das Adrenalin ihre Köpfe zu sehr darauf fixierte, zu entkommen. Irgendwann merkten sie, dass der Täter ihnen nicht folgte Völlig erschöpft sanken die beiden in die Knie und versuchten zuerst, ihre beinahe berstenden Lungen wieder zu beruhigen. Und dann kamen diese schrecklichen Bilder und die Tatsache, dass ihre Eltern soeben ihr Leben gelassen hatten. Sasuke schluchzte verzweifelt. und Itachi drückte ihn ganz fest an sich, während auch ihm Tränen kalten Schmerzes und unsäglichen Verlustes kamen. "Passanten fanden die am Boden zerstörten Jungen und alarmierten sofort die Polizei. Der Täter konnte noch in derselben Nacht dingfest gemacht werden. Anscheinend war er in der Psychiatrie der Kleinstadt auf Drogenentzug gewesen und hatte es geschafft auszubüxen. Er brauchte Geld für Drogen und überfiel dazu die Uchihas. Aber für die beiden Jungen änderte die Festnahme kaum etwas. Itachi sagte mir, es sei gewesen, wie wenn ihnen jemand den Boden unter den Füssen weggezogen hätte und sie nun in ein tiefes, dunkles Loch fallen würden. Von einem Moment auf den anderen waren sie Vollwaisen. Zu Hause durften sie noch ihre wichtigsten Sachen holen gehen, danach wurden sie zu Verwandten gebracht, genauer gesagt, ihrer Tante und ihrem Onkel. Es waren die einzigen Angehörigen, die sie in der Gegend hatten, aber Sasuke und Itachi fühlten sich dort alles andere als wohl, da sie diese Familie nicht wirklich mochten und mit ihren Cousins waren es sechs Kinder in der Familie." Sakura hatte Tränen in den Augen und wischte sie verstohlen weg. Diese Geschichte war schon jetzt unfassbar traurig. "Man beschloss also, dass dort nicht der richtige Ort für die beiden Brüder war. Andere Angehörige waren nicht zu erreichen, weswegen man sie in ein Kinderheim in einer anderen Stadt brachten, wo sie auch psychologische Betreuung erhielten. Dieses Heim war aber der blanke Horror. Neben dem faden Essen wurden die Kinder aufs Übelste gedrillt und auch geschlagen. Dies wohl, weil das Heim viel zu wenig Geld und somit auch zu wenig Personal hatte. Das ist eines dieser Paradebeispiele dafür, dass die Behörden heutzutage eben nicht mehr alles im Griff haben. Und wegen diesen Umständen ergriffen die Jungs die Initiative. Mit einigen anderen schmiedeten sie einen Fluchtplan und setzten ihn dann auch in die Tat um. Schlussendlich ist ein Kinderheim kein Gefängnis, deshalb waren die Kinder schneller draussen, als sie dachten." Konan strich sich eine blaue Haarsträhne hinters Ohr und musterte Sakura eingehend. "Du musst mir einfach sagen, wenn du es nicht mehr hören möchtest." "Nein, nein", meinte Sakura eifrig. "Ich will es hören." "Nun gut. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion brachen die beiden Jungs per Zug und noch einige andere Kinder aus dem Heim auf, nach Konoha. Ich nehme an, du kennst den Vorort West Village?" Sakura nickte. West Village bestand vorwiegend aus Slums, Nachtlokalen und Kneipen. Ein hässlicher Stadtteil, der im Volksmund nicht selten "Dirty Edge" genannt wurde. Anders, als im Little East, war es dort sehr belebt. "An diesem Ort leben viele Strassenkinder, da man dort nicht gleich von der Polizei aufgegriffen und in irgendein Heim gesteckt wird. Nun, du fragst dich jetzt vielleicht auch, warum die beiden nach Konoha kamen. Die beiden Jungen wussten, dass hier in Konoha noch ein Verwandter von ihnen lebte. Nur Itachi hatte ihn bisher einmal gesehen, als er bei ihnen zu Hause zu Besuch gewesen war. Jedenfalls war er anscheinend in Konoha wohnhaft, leider wurden die Jungs aber, wie so oft schon, enttäuscht. Madara war nicht ausfindig zu machen. Später hätten die Jungs auch gewusst warum, denn, kein amtierender Gangleader der Welt, liess seinen Namen, seine Adresse und seine Nummer in einem Telefonbuch abdrucken. Aber von der Gang wussten die Jungs ja noch nichts. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als das Leben von Strassenkindern zu leben. Ohne Identität. Sozusagen ohne Namen. Ohne zu Hause. Es ist eine, vom Hunger getrieben Art des Daseins und der einzige Lebensinhalt ist es, zu überleben." Konan seufzte tief. "Leider kommen hier auch Alkohol und anderweitiges Zeug ins Spiel. Dass zu dieser Zeit gerade der Winter hereinbrach erleichterte die Angelegenheit natürlich nicht im geringsten.  Itachi hat mir erzählt, wie sehr sie gefroren haben und dass sie manchmal kurz davor gewesen waren, zu erfrieren." "Mir ist kalt, Itachi. Und ich habe Hunger", wimmerte Sasuke leise. "Ich auch." "Ich spüre meine Finger nicht mehr", stiess der Jüngere zitternd zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Ich weiss. Ich auch nicht", flüsterte Itachi, dessen Lippen ebenfalls vor Kälte bebten. Inzwischen war es nirgendwo mehr warm, wo Strassenkinder Zugang hatten - weder in der U-Bahn-Station, noch am oberirdischen Zugbahnhof in den Wartehäuschen. Diese wären vielleicht einmal  etwas wärmer gewesen, aber da nun die Scheiben eingeschlagen waren, konnte man das auch vergessen. Und nun sassen sie da, in einem alten Schuppen, der sie wenigstens vor dem Wetter schützte. Der eisige Wind jedoch, drang trotzdem durch die Ritzen zwischen dem alten Holz hindruch. Itachi nahm die Decke, in die er sich eingewickelt hatte und legte sie nun auch um Sasuke, der zwar selbst in eine Decke eingepackt war, so dass sie beide etwas davon abbekamen. Sein kleiner Bruder lehnte sich zitternd an ihn. Er weinte, dass sah Itachi und er wünschte, er hätte irgendetwas für ihn tun können, aber mehr stand nicht in seiner Macht. Dabei würde er alles für Sasuke tun. Wirklich alles. "Manchmal denke ich, dass es schöner wäre, zu sterben", flüsterte Sasuke. "Wir haben doch sowieso nichts Schönes mehr." Itachi erstarrte und sah ihn mit einem stechenden Blick an. "Ich will das nie wieder von dir hören, Sasuke. Wer sich wünscht, zu sterben, der ist ein Feigling. Im Moment ist es gerade total scheisse, ich weiss. Aber Aufgeben ist noch schlimmer." Sasuke hatte den Kopf eingezogen. Seine Augen glitzerten, da ihm schon wieder die Tränen kamen.  "Weisst du, als Mama und Papa uns beschützt haben, da wollten sie, dass wir leben. Wenn wir jetzt einfach so sterben, dann haben sie uns umsonst beschützt." Sasuke schmiegte sich an seinen grossen Bruder und schloss die Augen. "Wir sind jetzt stark, Sasuke. Und wir werden noch stärker werden. Niemand soll uns je wieder jemanden nehmen, den wir lieben." Von diesem Tag an weinte Sasuke nicht mehr. Nie mehr. Konan hatte ihren Blick an die Wand gegenüber gerichtet und schien völlig in ihrer Erzählung versunken zu sein. Sie berichtete von Diebstählen, die die beiden begangen hatten und von Itachi , der schon im Alter von fast zwölf Jahren einen Angreifer, der sogar etwas älter als er gewesen war, krankenhausreif geschlagen hatte. Unter den Strassenkindern prügelte man sich regelrecht um das Essen. Die Jungen taten alles, um zu überleben und erledigten sogar Botenaufträge für einen berühmten kriminellen Ring in den Vororten. Diese Arbeit war nicht ungefährlich, aber vergleichsweise mit anderen Jobs, gut bezahlt. Oftmals war es der Zorn des Empfängers der Botschaft, der sich auf sie richtete. Und einmal war es Itachi, der Geld ausliefern musste, jedoch insgeheim einen Teil für sich beanspruchte und seinem kleinen Bruder und sich etwas zu Abendessen kaufte. "Die Aktion endete mit einer haarsträubenden Verfolgungsjagd durch West Village, von der ich dir jetzt keine Details mehr wiedergeben kann. Ich weiss nur noch, dass es der pure Horror gewesen sein musste. Die Jungen entkamen zwar, jedoch mit einem riesigen Schrecken. Aber sie bereuten nichts, denn schliesslich war bei der Sache ein Abendessen rausgesprungen und das war ganz und gar nicht zu verachten." Die Taka dachte angestrengt nach. Musste auch nicht gerade einfach sein, ihr diese Geschichte so detailliert wiederzugeben "Aber das war der Grund, warum es die Jungen Mitte Frühling in die Innenstadt zog. Die Gefahr, diesem Auftraggeber noch einmal über den Weg zu laufen, war in West Village einfach zu gross. Und so beschlossen sie, sich in Richtung Downtown aufzumachen. Das Little East war ihr Ziel, da dort die Polizei nicht wirklich aktiv war. Das hiess für sie: Ein kleineres Risiko, aufgegriffen und wieder in irgendein Heim gesteckt zu werden. Sie stiessen dort auf ein altes Gebäude, das, im Gegensatz zu vielen anderen,  noch ziemlich stabil aussah. Er hat mir nicht viel darüber erzählt, aber es scheint so eine Art alte Fabrik gewesen zu sein. Ziemlich klein." Sakura nickte. Natürlich wusste sie genau, wovon Konan sprach. Sie war ja selbst schon dort gewesen. "Dort schienen sie einen Ort gefunden zu haben, an dem sie bleiben konnten. Seit den Ereignissen in Otogakure war zu diesem Zeitpunkt ungefähr ein halbes Jahr vergangen. Die beiden wussten nicht, dass die grosse Wende in ihrem hoffnungslosen und harten Leben direkt vor der Tür stand." Sakura wischte sich erneut eine kleine Träne weg, die sich aus ihrem Auge zu stehlen versuchte. "Ich wusste ja immer, dass es an manchen Orten so schrecklich unmenschlich zu und her geht. Aber irgendwie zu hören, dass das jemand Bekanntes sogar selbst erlebt hat...Ich kann irgendwie kaum glauben, dass es das in einer, so sagt man, "zivilisierten" Gesellschaft noch gibt." "Es ist die traurige Realität, die erschreckend viele Kinder erleben müssen. Itachi beschrieb das Gefühl immer so: Man hat einen Namen und weiss, woher man kommt und trotzdem gehört man nirgendwo hin. Zu niemandem. Man ist niemand." Konan seufzte leise. "In den Gangs gibt es noch mehr Strassenkinder. Aber Itachis und Sasukes Dasein war irgendwie immer das krasseste. Die Eltern von einem Psychopathen erschossen, im Heim misshandelt worden und dann in so einem zarten Alter bereits mit Schwerverbrechern Geschäfte gemacht und erleben müssen, wie brutal und gnadenlos diese gegen Leute vorgehen, die ihnen nicht passen. Und währenddessen sollten sie irgendwie den Verlust ihrer Eltern verarbeiten..." Die Kurama grub ihre Fingernägel in die Decke von Sasukes Bett. Sie roch ihn in seinem Bettzeug und es roch so verdammt gut und vertraut. Es tat weh, sich ihn als kleinen Jungen vorzustellen, auf der Strasse, mit seinem Bruder auf sich allein gestellt. Einsam und verlassen. Ungeliebt. Gejagt. "Erwachsene Waisenkinder", durchbrach die Ältere das kurze Schweigen. "So bezeichnet Itachi sich und Demon. Obwohl sie jetzt Teil dieser Gang sind, sagt er das immer noch. Waisenkinder, die einen Weg gefunden hätten, wieder zu jemandem zu gehören." Erwachsene Waisen - ob Sasuke das genauso empfand? Ihr wurde bewusst, wie wenig sie eigentlich über ihn wusste. Während all der Zeit, die sie gemeinsam verbracht hatten, war ihr nur ein Bruchteil seiner ganzen Person bekannt gewesen, das wurde ihr jetzt erst richtig klar. Wie gerne hätte sie ihm ihr Mitleid ausgesprochen und ihm gezeigt, dass sie voll und ganz mit ihm fühlen wollte. Die Tatsache, dass er sie angelogen und sich vor ihr verstellt hatte rückte beinahe bedenklich weit in den Hintergrund. "Wo waren wir noch gleich? Ach, ja. Wie gesagt, die Wende kam plötzlich und unerwartet. Es war in einer frühsommerlichen Nacht, als die beiden auf dem Weg zurück in die Möbelfabrik waren und dann ihrem altbekannten Widersacher über den Weg liefen, dem Auftraggeber von damals. Wie hiess er noch gleich? Zabuza oder so. Ein bekannter, mächtiger Verbrecher, der die beiden Jungs sofort wiedererkannte. Du musst wissen, für solche Gangsterbosse sind Vergebung, Verständnis und Mitgefühl Fremdwörter. Was für sie zählt, ist Vergeltung. Diesmal blieb den Jungen aber kein Fluchtweg. Sie waren dem Typen buchstäblich ins Netz gegangen. Ja, die Jungen sahen sich schon ihrem Schöpfer gegenübertreten, als sich die Läufe von mehreren Waffen auf sie richteten. Dann wurde dem Typen erneut einen Strich durch die Rechnung gemacht, als eine Horde Motorradfahrer, auf den Platz schoss und Zabuza und dessen Gefolge zum Schweigen brachte. Es waren natürlich die Taka Snakes und mit ihnen kam der ehemalige Gangleader Madara ins Spiel. Ganz ehrlich, zuerst wussten sie nicht, dass sie hier ihrem Onkel gegenüberstanden, als sie ins HQ mitgenommen wurden, damit man die angeschlagenen Jungs etwas aufpäppeln konnte. Aber Madara erkannte sie sofort. Und schneller, als sie dachten, waren sie von der Strasse weg und gehörten nun zu einer der berüchtigsten Gangs überhaupt. Von da an besuchten die Brüder wieder die Schule und lebten das Leben eines waschechten Takas." Hier in Konoha wurden Strassenkinder an den Schulen angenommen, solange sie sich an die Regeln hielten und ihre Sache machten. Nur wussten die meisten dieser Kinder nicht, wie wichtig die Schule war und deshalb kamen sie gar nicht erst auf die Idee, ihr einmal einen Besuch abzustatten. Aber letztendlich hatte ja auch jedes Kind ein Recht auf Bildung. "Das eigentliche Problem war aber der Sumpf, in den die Jungs in ihrer Zeit auf der Strasse und durch das Erlebte geraten waren. Sie waren schwer traumatisiert und die Erinnerungen an ihre Eltern und deren Ermordung hatten in ihren Seelen tiefe Narben hinterlassen. Ich meine, nicht jeder erlebt solche Sachen in solch zartem Alter. Itachi hat das mir gegenüber nie erwähnt, aber diese Ereignisse mussten sie bestimmt immer verfolgt haben, während ihrer Zeit bei den Verwandten, im Heim, in der Gang...das muss furchtbar gewesen sein." Sasuke biss die Zähne zusammen. Erinnerungen an schlaflose Nächte und zermürbende Albträume spielten sich in Sekundenschnelle vor seinen Augen ab. Er erinnerte sich an das Gefühl innerlichen Zerreissens, das ihn jedes Mal heimgesucht hatte, wenn er Heimweh hatte und seine Eltern vermisste. Es war ein niederschmetternder Schmerz, der ihn ihm so viele fragen aufkommen liess. Wozu bin ich hier? Wer bin ich überhaupt? Und warum musste ich das alles erleben? Warum mussten Mutter und Vater das erleben? Er hatte früher oft geweint. Sehr oft.  Jedes Mal, wenn der Mörder seiner Eltern ihn im Albtraum heimsuchte und ihn durch eine dunkle Stadt jagte, kam dieses vernichtende Gefühl von Verzweiflung, Wut, Furcht und Trauer auf und schien ihn zu erdrücken, so dass er keine Luft mehr bekam. Aber er war  älter geworden und mit dem Älterwerden beschränkten sich seine Gefühle nach und nach nur noch auf Wut und Trauer. Zudem hatte er sich ja auch geschworen, nicht mehr zu weinen und stark zu sein. Mit dieser kühlen Art, mit der sie ihre Gefühle unterdrückten,  erlangten sie beide bald einen angesehenen Status. Die anderen respektierten die Uchihas nicht nur, nein, es war auch ein gewisses Mass an Ehrfurcht im Spiel. Denn genau wie ihr Onkel, waren die beiden zu allem noch stark. Und das führte schlussendlich zu den Titeln "Leader" und "Vize". Die Karriereleiter hatten sie, vergleichsweise mit anderen, ziemlich schnell erklommen.  Konans Erzählungen liessen alte, längst verdrängte Empfindungen wieder aufkommen und wie er ihr so lauschte, kam die dunkle Ahnung in ihm auf, was als nächstes kommen würde. "Ich weiss nicht, ob dich dir das jetzt erzählen darf. Aber auch hier finde ich, du hast ein Recht darauf. Itachi und Sasuke hatten wie jedes andere Strassenkind mit gewissen Dingen zu kämpfen. Das konnte ganz unterschiedlich sein. Drogen, Alkohol, Rauchen... diese Kinder werden einfach viel zu schnell erwachsen, was sie den Umständen zu verdanken haben, in denen sie leben. Nun, dem Drogensumpf sind die beiden glücklicherweise entwischt. Harte Drogen waren eigentlich nie ein Thema, soweit ich weiss.  Itachis Problem lag vor allem beim Nikotin. Der Junge war schon in diesem zarten Alter ein Kettenraucher und hat auch heute noch Mühe damit, aufzuhören. Ich nehme ihm dann immer die Zigaretten weg." Sie schmunzelte. "Sasuke hatte ein anderes Problem. Er rauchte selbst auch, aber nie in diesem hohen Mass. Er wurde aber schwach für den Alkohol. Meine Güte, der Junge trank im Alter von zehn Jahren schon Alkohol, dass es nicht mehr schön war. Itachi hat ihm die Flasche oft weggenommen, aber er selbst trank natürlich auch öfters.  Sasuke scheint es bis heute in den Griff bekommen zu haben, wenn es ihm allerdings wirklich miserabel geht, dann ist es auch schon vorgekommen, dass er sternhageldicht irgendwo im HQ herumlag. Allerdings nie, wenn wir weg sind, Immer nur im HQ." Sakura war geschockt. Es war ja auch völlig normal, wenn man hörte, wie jung die Uchiha-Brüder waren, als sie zum ersten Mal mit diesen Sachen kämpfen mussten. Sie erinnerte sich daran, wie Sasuke sich genervt hatte, dass er immer die betrunkenen Gangmitglieder ins HQ bringen musste. Vielleicht trank er deswegen auch nur "zu Hause".  Diese Geschichte war ja wirklich ein wahres Trauerspiel. Sakura konnte inzwischen nicht mehr verhindern, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen. Sie kannte Sasuke gut genug, um mit ihm fühlen zu können und am liebsten hätte sie ihn von dieser Bürde befreit, aber was konnte sie denn schon tun? Sasuke hatte genug gehört. Am liebsten wäre er dort hinein gegangen und hätte Konan den Mund zugehalten. Genauer gesagt, wollte das sein Kopf. Aber die Gewissheit, dass es Sakura war, die jetzt Bescheid wusste, stimmte ihn versöhnlicher. Wenn auch nur geringfügig. Da sassen die beiden Frauen mitten in Itachis und seinem Raum, der eigentlich nur IHNEN gehörte. Dazu kam die Tatsache, dass dieses Mädchen jetzt also wusste, was für ein kaputter Typ er in Wirklichkeit war. Und das war keineswegs beruhigend. Niemals, nein, niemals hätte er irgendjemandem gegenüber zugegeben, dass es weh tat, für jemanden nicht gut genug zu sein. Aber Sakura hatte jemand besseres verdient. Jemand, der sie so behandeln konnte, wie sie es auch verdiente. Er wusste, was sie glaubte. Sie glaubte, er hätte ihr etwas vorgespielt um sie rum zu kriegen.  Das wäre wohl früher auch gar nicht so weit hergeholt gewesen. Aber er diesmal hatte er nichts vorgespielt.  Es war ihre reine Art, ihr Lachen und ihre Ansicht der Welt, die ihn auftauen liessen. Sie hatte es fertiggebracht, in seiner kaputten und kalten Schale den Typen herauszuholen, den er selbst kaum mehr kannte. Sie hatte es geschafft, dass er sich bei ihr gut fühlen konnte.  Aber jetzt war alles anders. Derartiges Glück mochte schön sein - aber er wollte es sich selbst nicht zugestehen. Er lebte in einer Welt aus Trümmern von zerstörten Träumen und Hoffnungen. Sie träumte und hoffte noch und das war gut so. Denn sie konnte alles erreichen, wenn sie nur wollte.. Er spürte den Abgrund. Den Abgrund, der sie trennte.  Jetzt mehr, als je zuvor. Es waren komische Gedanken für jemanden, der seine Gefühle stets vor anderen verschanzte. Jemand, der diese Schutzmauer immer aufrecht erhielt.  Er erhob sich langsam und entfernte sich leise von dem Raum. Von seiner Vergangenheit. Von den Erinnerungen. Und von Sakura, die es geschafft hatte, diese schier unbezwingbare Mauer einzureissen. "Ich weiss ja nicht, was ihr hier in den heiligen Hallen der Bosse macht", Kakuzu stürzte ausser Atem in den Raum. "Und eigentlich will ich es auch gar nicht wissen. Ich hab euch jetzt nämlich echt lange gesucht, um euch zu sagen, was gerade abgeht! Ein Battle! Taka gegen Kurama! Vor der DDM!" Konan war aufgesprungen. "Warum haben wir das denn nicht mitbekommen?!" "Na, weil ihr euch in den sonst so verbotenen Räumen der Bosse verschanzt habt!" Kakuzu drehte sich um und lief im Eiltempo davon. "Sakura, ich muss in den Aufenthaltsraum! Du kannst mitkommen oder hier bleiben, wie du willst." Konan rannte in Richtung des Aufenthaltsraumes davon. Sakuras Herz klopfte zum Zerspringen schnell. Sie kannte jetzt beide Seiten. Und sie musste sich widerwillig eingestehen, dass sie weder einen Verlust bei den Kuramas, noch einen Verlust bei den Takas ertragen würde. ---------------------------------------------------------------- Soo, das wäre das neue Kapi=) Ich hoffe es hat euch gefallen. Die Geschichte der beiden habe ich schon lange im Kopf und nun habe ich sie endlich aufschreiben können. Ich finde es immer schön, wenn man die Hintergründe eines Charakters kennt, um auch verstehen zu können, warum er so ist, wie er ist. Ich danke allen fleissigen Kommentar-Schreibern und hoffe natürlich, dass ihr nicht aufhört damit, weil ich mich immer riiesig freue!  Mit dem letzten Kapi wurden die 100 Favos geknackt. Danke für bisherige 109 Favoriteneinträge! Und danke speziell an Hanny_Cupcake und ihrem Jury-Team, für die tolle Platzierung beim Wettbewerb!!!! =) bis bald eure ximi Kapitel 21: Die dritte Runde ---------------------------- Im Aufenthaltsraum war entgegen Sakuras Erwartungen kaum jemand anzutreffen. Vielleicht überraschte sie diese Tatsache auch, weil sie sich eigentlich anderes gewohnt war. Bei den Kuramas herrschte immer eine Höllenaufregung vor einer Blood Zone oder einem Battle.  Nur Itachi, der gerade die Klinge seines Messers scharf schliff, war noch da und schien ziemlich in sich gekehrt zu sein. Unwillkürlich kam in Sakura die Frage auf, in wessen Fleisch sich diese Klingedenn heute bohren würde. Besser sie dachte nicht darüber nach. "Raven!" Der Angesprochene schien viel zu vertieft in seine Arbeit versunken zu sein, als das er bemerkte, dass nach ihm verlangt wurde. "Raven! Ich hätte gerne eine kurze Aufklärung!" Konans zweiter Versuch zeigte Wirkung und Sasukes Bruder hob den Kopf.  "Ah, Blue! Der Outer braucht unsere Hilfe. Die haben sich irgendwie geprügelt und jetzt brauchen sie Verstärkung. Der Kurama-Inner sei auch schon auf dem Weg.", informierte er kurz und sachlich. "Und was soll Sakura machen, während wir weg sind?" Itachi steckte sein Messer neben die Pistole an seinem Gürtel und wies die beiden mit einem Kopfnicken mitzukommen. "Dich brauche ich jedenfalls als Schützin, Blue. Und die Kleine bleibt einfach mit Shion und Suigetsu hier." Gemeinsam folgten die beiden Frauen dem Leader zu der anderen Tür hinaus, die Sakura erst einmal passiert hatte und zwar, als sie hier her gebracht wurde. Der düstere, absichtlich unordentlich gelassene Gang kam ihr aber ganz und gar nicht bekannt vor, wie sollte er auch, so hatte sie doch während dem Passieren eine Augenbinde getragen. Wenigstens konnte sie sehen, wohin sie trat, da die schmutzigen Scheiben, die den Gang säumten, das Licht des frühen Nachmittags durchdringen liessen. Anstatt das HQ durch die noch schwerere Flügeltür, welche sie am Ende des Korridors erwartete zu verlassen, bogen sie links ab und stiegen eine Treppe aus altem, bereits bröckelnden Beton hinab. Beim Geländer musste man höllisch aufpassen, damit man keine Holzsplitter abbekam, in so angeschlagenem Zustand war es. Kurz darauf passierten sie einen Korridor, der nur durch spärliches Licht abgenutzer Glühbirnen erhellt wurde. Wenn sie bis jetzt geglaubt hatte, dass es bei den Takas vor einem Battle ruhig zu und her ging, dann hatte sie sich eindeutig geschnitten. Als sie hinter Konan und Itachi in den Raum am Ende des Ganges trat, sah sie, wo das Chaos abgeblieben war, welches sie oben im Aufenthaltsraum vermisst hatte. Das hier sah nicht nur aus wie eine Garage, es war mit höchster Wahrscheinlichkeit auch eine. Die grossen Tore an der linken Seite waren für Autos gemacht und die Einrichtungen hier erinnerten ziemlich stark an eine Auto-Werkstatt. Wo in Konoha gab es verlassene Garagen?  Der Versuch, Licht in ihre Orientierungslosigkeit zu bringen, war aussichtslos. Es gab bestimmt tausende alte, leerstehende Gebäude in dieser Stadt und Garagen sicher mehr als genug. Da konnte sie es es gleich wieder aufgeben und sah sich stattdessen noch ein wenig um. Die beiden grossen Garagentore, die ebenfalls mit trüben Glasfenstern ausgestattet waren,  befanden sich an der linken Seite des Raumes in der Wand eingelassen.  Der altbekannte Geruch einer Mischung aus Benzin und Schmieröl erfüllte den Raum und das Geräusch von laufenden oder anspringenden Motoren und lauten Stimmen war allgegenwärtig. Es war ziemlich hell in der Garage, was von den vielen Fenstern herrührte. Eigentlich befanden sie sich hier ja im Untergeschoss des HQs, aber vor der Garage gab es in diesem Fall eine Auffahrt und vor den anderen Fenstern fiel das Gelände schräg ab. Tja, und die Aufregung hier war perfekt. Sie verspürte nahezu ein Gefühl von Heimat beim Anblick der Leute, die wie in einem Ameisenhaufen hin- und herflitzen, noch irgendetwas an ihrer Maschine herumwerkelten oder ihre Waffen ein letztes Mal an der dazu vorgesehenen Stoffpuppe testeten. Leider waren an der Stelle, an der sich ihr Stoffpuppenherz eigentlich hätte befinden sollen, erschreckend viele Einschusslöcher. In diesem Bereich quoll das Füllmaterial bereits aus der entstandenen Lücke im Stoff heraus. Wie wenn Sasori sie noch einmal mehr hätte erschrecken wollen, schoss er "mal so im Vorbeigehen" auf die Puppe und traf leider genau dorthin, wo schon etliche andere hingetroffen hatten. Die Kugel durchdrang das Herzen des Dummys ohne Probleme und bohrte sich in die, an der Wand angelehnte Holzplatte, die übrigens auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Im Moment interessierte sich niemand gross für sie und jeder war mit sich selbst beschäftigt. Ja, erst jetzt merkte sie, dass bereits ein beträchtlicher Abstand zwischen ihr und den beiden anderen entstanden war und deshalb beschleunigte sie ihre Schritte ein wenig. "Fangs, Angel, ihr passt auf die Kleine auf!", befahl Itachi und machte sich dann sogleich auf den Weg zu seiner Maschine.  "Machs gut, Sakura. Bis später." Hoffentlich. "Du auch, Konan! Pass auf dich auf!" Die Ältere verschwand im Getümmel des Aufbruchs und Sakura blieb unschlüssig neben Suigetsu und Shion stehen. Die beiden hatten sich auf einer Art Werkbank gepflanzt, um das Geschehen gut mitverfolgen zu können.  "War ja wieder klar, dass wir das HQ hüten müssen", maulte Shion. "Dabei wird dieses Battle bestimmt spannend. Die Kuramas sind bestimmt auf hundertachtzig." Suigetsu lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Ist doch perfektes Timing. Wenn die Kuramas heute so aggressiv sind, wie die Bosse erwarten , dann will ich eigentlich nicht dabei sein. Keinen Bock, mich von denen abschlachten zu lassen." "Als ob wir denen nicht standhalten könnten", fauchte die Blonde.   "Irgendwann haben wir einfach keine Leute mehr", meinte Suigetsu in eher beiläufigem Ton. "Mach mal halblang, Fangs! So viele Battles waren es noch gar nicht." "Ja, für den Inner vielleicht nicht. Aber der Outer ist ja dauernd in irgendeine Strassenprügelei verwickelt." "Und selbst wenn! So ist das nun mal, wenn man einer Gang beitritt. Ausserdem melden sich ja dauern irgendwelche Leute, die beitreten wollen. Einen Mangel werden wir da bestimmt nicht haben." "Mag sein. Mal sehen." In diesem Moment hallte Itachis Stimme laut und packend durch den Raum."Takas! Zeigen wir den Füchsen, wer der Boss ist!"  Im nächsten Augenblick öffneten sich die die beiden Garagentore, begleitet von einem  ekelhaften Quietschen. Die hätten eindeutig wieder einmal ein wenig Öl nötig. Noch mehr Licht drang in den Kelleraum ein und blendete die junge Kurama beinahe ein bisschen. Itachi erntete auf seine kurze Ansage siegessicheres Gejohle. Als das Tor nun ganz hochgezogen war, drückten schon die ersten Fahrer aufs Gas und verliessen das HQ durch die Auffahrt, dicht gefolgt von weiteren Gangmitgliedern. Sakuras Blick blieb an Sasuke hängen, der sich gerade auf seine Maschine schwang. Mit seinem Blick graste er suchend den Raum ab, wahrscheinlich nach einer Beifahrerin.  "Sniper!", rief er durch den Raum, worauf sich der Rotschopf Karin  umdrehte, als ob sie nur auf seinen Ruf gewartet hätte. Sie lächelte breit, schnappte sich ihre Waffe und war schneller zu Sasuke hingetänzelt, als Sakura blinzeln konnte. Geschickt schwang sie sich hinter Sasuke auf die Maschine, legte ihre Arme um ihn und schmiegte sich dann enger an ihn, als es eigentlich nötig war. So eine dumme Pute! Sasukes Blick traf für eine Millisekunde auf Sakuras, was die junge Kurama wie immer erstarren liess. Jedes einzelne, dämliche Nackenhaar stellte sich bei ihr auf, als dieser kühle, verschlossene Blick den ihren streifte. Warum um alles in der Welt konnte er das? Karin hatte ein spöttisches, wenn nicht sogar schadenfrohes Grinsen aufgesetzt, während sie sich hinter Sasuke wohl wie eine Königin vorkam. Himmel, war die armselig. Sakura drehte den Kopf weg. So etwas Billiges hatte sie doch echt nicht nötig und mit ihr und Sasuke war sowieso nichts mehr. Karin konnte ihn also haben, es wäre ja sowieso nicht das erste Mal, dachte sie bitter. Kurz darauf verliessen auch diese beiden die Garage, die sich nun langsam aber sicher voll und ganz leerte. Als auch die letzten ausser Sichtweite waren, betätigte Fangs die Fernbedienung und liess die Garagentore per Knopfdruck wieder schliessen, bevor Sakura auch nur einen kleinen Blick nach draussen erhaschen konnte. "Es ist schon saugeil, in den Battles mitzumischen. Der Adrenalinkick ist perfekt, aber immer muss ich das auch nicht haben." Er hob die Augenbrauen. "Ausserdem haben wir die ganze Bude für uns, Baby." "Bild dir bloss nichts ein, Fangs. Zudem sind wir NICHT alleine!", gab Shion nur genervt zurück und reckte schnippisch das Kinn in die Höhe. "Wir müssen ja noch auf das Kurama-Püppchen aufpassen!" "Schon mal darüber nachgedacht, dass ich mit 'Baby' nicht dich gemeint habe, Blondkopf?" Suigetsu grinste schelmisch mit einem Seitenblick auf Sakura. Shion tat zwar so, als ob sie sich nicht im Mindesten beleidigt fühlen würde, aber da bestanden ja wohl keine Zweifel. Sakura musste sich ein schadenfrohes Lächeln verkneifen. Die war am Ende wohl genau so ein dummes Huhn wie Karin. "Ich würde mich ja an deiner Stelle hüten, Fangs. Schliesslich ist das da die Kleine von Demon und du weisst, dass er es nicht abkann, wenn ihm das Futter streitig gemacht wird", zischte sie scharf zurück. "Pah, du bist zwar schon lange dabei, scheinst den Vize aber irgendwie schlecht zu kennen. Demon wechselt seine Tussen sowieso wie Boxer-Shorts. Du musst noch viel lernen, kleines Mädchen." "Jaja, mir egal", brummte Shion eingeschnappt auf den besserwisserischen Kommentar von Fangs hin. "Höre ich da etwa Neid in deiner Stimme? Du hättest Demon auch gerne mal, was?" Suigetsu schien wahrhaftig nach Shions Grenzen zu suchen und sie voll und ganz ausschlachten zu wollen. "Halt die Schnauze, Fangs!" "Zu blöd für dich, dass dort die Warteschlange ziemlich lange ist." Sein Blick verfinsterte sich. "Sniper zum Beispiel, hat echt immer noch Hoffnungen bei Demon. Jedes verdammte Mal versucht sie es wieder!" In Suigetsus Stimme schwang ziemlich viel Ärger mit. Ihm ging das anscheinend ziemlich auf den Zeiger. Sakura grinste etwas in sich hinein. Eigentlich war es ja mal ganz interessant, zu sehen was bei den Takas so alles lief, obwohl sie natürlich alles gegeben hätte, um wieder zurück bei ihrer Gang zu sein. "Wer weiss, vielleicht landet sie ja wieder bei ihm! Du weisst, dass die beiden irgendwie eine ziemlich schräge Beziehung zueinander haben. Sie ist, soviel ich weiss, die Einzige, von der man behaupten kann, dass sie wirklich einmal mit ihm zusammen war. Aber das ist ja jetzt auch egal, ich hab schön längst aufgehört, mich über die Liebeleien in dieser Gang zu wundern. Komm wir bringen die Geisel doch in den Käfig", rief Shion, die langsam aber sicher wohl genug von Demon und Sniper gehört hatte. "Nee, wäre doch langweilig!", protestierte Suigetsu lautstark. "Wir müssen ja sowieso die Walkie-Talkies hüten und allenfalls dem Outer Anweisungen geben. Da kann sie ja gleich dabei sein." "Und wenn sie dann irgendetwas den Kuramas erzählt?" "Was sollte sie denn erzählen? Das wir Walkie-Talkies haben  sollte den Füchsen eigentlich bewusst sein, sonst wären sie ganz schön dämlich", winkte der Taka ab. "Gut bei denen weiss man ja nie." Keine fünf Minuten später befand sich Sakura mit den beiden anderen im Aufenthaltsraum. Die Takas waren, was Technik anbelangte, anscheinend nicht so gut ausgerüstet, wie die Kuramas. Nun ja, die Peilsender waren ja wirklich hohe Technologie für eine Strassenbande und wohl kaum zu toppen. Da hatte Shikamaru wirklich ganze Arbeit geleistet, aber ohne ein wenig Glück kam an an solche Dinger nicht ran. Sie vermisste die Kuramas in diesem Moment, als sie auf der Couch sass und nachdenklich das Graffiti an der Wand musterte, mehr als je zuvor. Es war ihr unangenehm, mit diesen beiden undurchschaubaren Takas, die ihr wohl kaum wohlgesinnt waren, in einem Raum zu verweilen. Die beiden schienen sich allerdings nicht wirklich für sie zu interessieren. Suigetsu hatte den Fernseher angeworfen, wo gerade "Troja" lief, Shion hatte sich das Walkie-Talkie geschnappt und sich auf das zweite Sofa beim Fernseher gepflanzt. Sie telefonierte zuerst noch kurz mit jemandem, dem Gespräch zu Folge mit irgendwelchen Leuten, die nachher kamen, um die Verwundeten zu verarzten. Sakura wandte ihren Blick nun von dem Kunstwerk an der Wand ab und verfolgte ebenfalls die Geschehnisse zwischen den Spartanern und den Trojanern. Irgendwie erinnerte sie das Szenario zwischen den beiden kämpfenden Fronten, getränkt in Blut und Hass, an das Battle, welches gerade in vollem Gang sein musste.  Sparta gegen Troja - Taka gegen Kurama. Welche Takas und welche Kuramas mussten da draussen gerade ihr Leben lassen? Vielleicht war es Naruto, ihr Leader? Gaara, der ewige Zocker? Shikamaru, das Genie? Deidara, der Künstler? Die herzensgute Konan? Juugo, dieser hervorragende Spaghetti-Koch? Wie konnten Shion und Suigetsu so ruhig bleiben und sich einen Film anschauen, indem gerade so ein hässliches Gemetzel stattfand? Der Gedanke daran, dass sich Menschen, die sie liebte und Menschen, die sie irgendwie nicht mehr richtig hassen konnte in so einer Schlacht gegenüber standen machte ihr Angst. Mehr als das.  Es konnte JEDEM etwas passieren. Jederzeit. Und diese Gefahr bestand auch für die Stärksten. Jetzt hiess es Abwarten und Ausharren, aber nicht einmal der Film lenkte sie ein bisschen davon ab. Hector und Achilles wurden in ihren Gedanken unwillkürlich zu Naruto und Sasuke und Troja wurde zu der Dance Devil Mansion.  Und das alles liess sich beim besten Willen nicht ausblenden. Die Zeit verging schleichend langsam. Zu Sakuras Leidwesen starben in diesem Film viel zu viele Menschen und das Blut floss in Strömen. Das Ende war auch nicht wirklich eine Aufmunterung.  Eigentlich hätte sie sich am liebsten selbst geohrfeigt. So ein Schwachsinn, diesen Film mit dem Battle zu vergleichen, aber wie wenn Suigetsu ihre Gedanken gelesen hätte, meinte er: "Stellt euch mal vor, wenn das Battle genauso abläuft? Die DDM in Flammen, die Bosse tot...wär' echt ziemlich zum kotzen, was?" "Idiot! Hör auf solche Scheisse zu labern!", maulte Shion. Bevor Fangs etwas erwidern konnte, wurde die Tür aufgestossen. Sakura erschrak ein wenig beim Anblick des hoch gewachsenen Mannes mit den langen dunklen Haaren, der schwungvoll in den Aufenthaltsraum eintrat. Im Schlepptau hatte er ungefähr noch fünf andere Leute, die sich lautstark miteinander unterhielten. Das war wahrscheinlich die medizinische Verstärkung der Takas. Sakura sog scharf den Atem ein. Dieser Mann hatte eine aussergewöhnlich mächtige Ausstrahlung. Zudem machte ihr sein Gesichtsausdruck irgendwie Angst, denn er schien zugleich hart, als auch amüsiert zu sein. Seine onyxfarbenen Augen allerdings kamen ihr mehr als nur vertraut vor." "Ey, Madara, lang nicht gesehen!", rief Suigetsu fröhlich und auch Shion grinste in die Richtung des Mannes. "Eigentlich habe ich ja Besseres zu tun, als meine wilden Kerlen hier auf die Sprünge zu helfen", antwortete der Angesprochene nur spöttisch, während er sich zu den Sofas begab. Der berühmt-berüchtigte Madara Uchiha also. Sie hatte ja schon viel über den ehemaligen Gangleader der Takas gehört, aber ihre Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen. Der Mann schien die Autorität eines Präsidenten zu haben, allein sein Auftreten war in unangenehmem Sinne atemberaubend.  Als wäre er noch immer der Leader. Jiraiya hatte in ihrer Gang natürlich auch noch viel zu sagen, aber er hatte nie diese furchteinflössende und alles unterwerfende Ausstrahlung, die Madara an den Tag legte. So etwas war auch überhaupt nicht Jiraiyas Art. "Jetzt tu nicht so, als ob es dir keinen Spass machen würde, noch ein wenig Boss spielen zu kommen!" Suigetsu grinste ihn herausfordernd an. Ihm schien Madaras kühle Autorität keinerlei Angst einzujagen. Die Antwort des Ex-Leaders für Suigetsu blieb aus, stattdessen fragte der Schwarzhaarige: "Sind sie schon auf dem Rückweg? Das Battle dauert ja ganz schön lange. Die sind ja noch vor Mittag los, oder?" Shion nickte. "Keine Ahnung, was die so lange treiben." In Sakuras Gedanken formten sich wie auf Kommando wieder diese Bilder. Troja erwachte wieder zum Leben und zeigte ihr schonungslos die blutigen, brutalen Bilder, die sie so krampfhaft aus ihrem Kopf zu verdrängen versuchte. Madara nickte nur. "Dann warten wir ab. Das Lazarett ist bereit?" Shion nickte erneut.  "Was denkst du den?" "Bestens. Suigetsu, hol mir mal ein Bier." Der Angesprochene tat wie geheissen. Krass, welche Ehrfurcht sie  ihm entgegenbrachten und trotzdem irgendwie vertraut mit ihm schienen. Jetzt fiel Madaras Blick auf Sakura. Am liebsten wäre sie sofort und auf der Stelle unsichtbar geworden. Das leichte Zittern ihrer Hände konnte sie beim besten Willen nicht vermeiden, denn dieser Mann machte ihr Angst. Und selbst das war noch harmlos ausgedrückt. Der kalte Blick, hinter dem sich so viel zu verbergen schien, wovon sie eigentlich gar nichts wissen wollte, erfasste sie und liess sie erschauern. "Wen haben wir denn da?" Seine Stimme war rau, tief und irgendwie gruselig, derein Klang ihr ganz und gar nicht gefiel.  "Ach, das unsere Geisel. Anscheinend ein wahres Liebchen des Kurama-Inners. Hast du das nicht mitbekommen?", fragte Shion mit einer Spur Spott in der Stimme. Suigetsu drückte dem Schwarzhaarigen inzwischen sein gewünschtes Bier in die Hand. "Doch, sicher. Ein hübscher Fang." Er setzte sich neben sie auf die Couch und nahm einen Schluck von seinem Bier. Sakura stellte sich indes vor, wie die Scheiben plötzlich eingeschlagen würden und ein Sonderkommando des Geheimdienstes sie aus dieser misslichen Lage befreiten und Madara verhafteten. Leider blieben die Scheiben ganz und Madara wo er war - neben ihr auf der Couch. "Du bist also dieses Mädchen, das in den Reihen der Kuramas und Takas Unruhe stiftet." Er hatte wohl oder übel recht. Auch bei den Takas durfte sie mittlerweile zu einer kleineren Berühmtheit herangewachsen sein. Nicht, dass ihr das gefallen würde. Als Antwort nickte sie nur. "Sei doch nicht so schüchtern." Madara grinste und kreuzte seine Beine auf dem kleinen Tisch vor dem Fernseher. "Sie hat schon den ganzen Aufenthaltsraum plus unsere Zimmer geputzt", bemerkte Suigetsu. Madara lachte. " Ich hab mich schon beim Eintreten über die ungewohnte Ordnung hier gewundert. Wird auch Zeit, dass hier mal jemand für etwas Sauberkeit sorgt. Wie heisst du?" "Cherry Blossom", war ihre knappe, leise Antwort. "Sakura", ergänzte Fangs.. "So ist das also. Flames kleine Nichte." Sein Grinsen wurde daraufhin eine Spur spöttischer. "Und Demons Liebchen?" Ja, dieser Typ machte ihr Angst. Wirklich. Aber beschwor er auch eine gewisse Wut in der jungen Kurama herauf, weshalb sie den Kopf einfach nur abwandte. "Sprich nicht von Demon, ja? Die beiden scheinen auf Kriegsfuss miteinander zu sein", meinte Shion beiläufig, während sie von Sender zu Sender zappte. Bevor Madara noch andere Bemerkungen vom Stapel lassen konnte,  gab das Walkie-Talkie laut.  "Wir sind in etwa fünf Minuten im HQ. Ziemlich viele Verletzte". Und das wars auch schon. "Na dann, los, los! Bereitmachen!", ordnete Madara an, sprang auf und verschwand durch die grosse Flügeltür an der anderen Seite des Raumes, wie er gekommen war - furchteinflössend. Sein Interesse an der jungen Kurama hatte er mir nichts dir nichts verloren, aber ihr war das mehr als nur Recht. Diese Angst, die Madara in ihr auslöste, legte sich sobald der ehemalige Gang-Leader die Tür scheppernd hinter sich ins Schloss hatte fallen lassen Shion schaltete nun den Fernseher aus und begab sich zum Warten nach draussen. Das Battle musste also ganz schön hart gewesen sein, zudem machte die kalte Novemberluft das ganze auch nicht gerade einfacher. Sakura konnte sich gut vorstellen, wie es war, mit beinahe eingefrorene Fingern und Zehen zu kämpfen, wie die kalte Luft die Lunge beim schweren Atmen beinahe zum Bersten brachte. Es war ein Glück, dass es noch nicht geschneit hatte, denn dann war die Angelegenheit gleich doppelt so unangenehm, beziehungsweise, doppelt so kalt. Wie das Battle wohl ausgegangen war? Die Angst vor der Antwort liess sie wie versteinert, den Blick auf die Tür gerichtet, auf der Couch sitzen bleiben. Es dauerte wirklich fast auf auf den Punkt fünf Minuten, bis von draussen Motorenlärm zu hören war. Das Szenario nach Battles war ihr eigentlich bestens bekannt, aber als die Takas dann schlussendlich in den Raum kamen stand fest, dass es sie ziemlich erwischt hatte. Humpelnd, stöhnend, blutend, bewusstlos. Im Nu waren Leute zum helfen da und stützten diejenigen, die nicht mehr im Stande waren, selbst zu gehen. Es wurden bereits die ersten Dosen Schmerzmittel verabreicht. Sie entdeckte Deidara, der sich eine ziemlich grosse Kopfwunde zugezogen hatte, gestützt von Pain, dessen Arm nicht gerade schön aussah. Pain war nicht allzu oft im HQ zu sehen, aber Sakura kannte ihn aus der DDM. Konan stützte Itachi, dessen Bein irgendwie zu Schaden gekommen war. Hinter ihnen sackte der blutende Juugo stöhnend in die Knie. Als nächstes kam Karin hereingestürmt, die mehrere kleine Schnittwunden am Oberkörper abbekommen hatte. "Demon hat's auch erwischt!" Bevor Sakura realisieren konnte, was Karin da sagte, kam Sasuke durch die Tür. Nun ja, er taumelte mehr, als dass er ging. Karin eilte zu ihm, er jedoch stiess sie weg. Genauer gesagt stiess er nun jede helfende Hand weg, die sich ihm bot.  Als er die Tür, die zu den Schlafräumen führte, ansteuerte und ihr somit den Rücken zu wandte, sah Sakura es. Der Anblick war grauenhaft und jagte der jungen Kurama einen kalten Schauer den Nacken hinab. Quer über seinen Rücken verlief eine lange Schnittwunde. Das Blut färbte seine Kleidung dunkelrot, die Wunde musste ziemlich tief sein. Er konnte kaum mehr gehen und die Schmerzen standen ihm ins Gesicht geschrieben, aber trotzdem liess er sich von niemandem helfen. Sakura kämpfte innerlich mit dem Drang, sofort zu ihm zu laufen und ihm zu helfen, aber das würde sowieso nichts bringen. "Jetzt lass dir doch helfen, Demon, sonst landest du noch auf der Schnauze!", fauchte Suigetsu, den Sasuke gerade etwas unsanft von sich weg schob. "Kacke nochmal!", brüllte Suigetsu. "Nur weil du einmal zugeben musst, dass du Hilfe brauchst! Tu nicht so, als ob du immer alles im Griff hättest!" Suigetsu war ausser sich. Nun in gewisser Weise war das verständlich. Da bot man Hilfe an und Sasuke wies ihn einfach zurück.  "Du bist unser Vize, Demon! Wir brauchen dich noch und wenn du diese üble Wunde nicht verarzten lässt, dann verblutest du noch!", versuchte nun auch Hidan ihn zu überzeugen. Sie hörte die ungewohnte Furcht, die in dessen Stimme mitschwang und so gar nicht zu ihm passte. In diesem Moment wurde die Tür aufgestossen und Madara stapfte auf Sasuke zu. Hinter ihm kam Karin, die ihn anscheinend in ihrer Verzweiflung über Sasukes Uneinsichtigkeit gerufen hatte. "Sasuke! Sofort ins Lazarett oder ich mach dir Beine!", brüllte Madara so laut, dass Sakura sich am liebsten in die winzigste Ecke des Raumes verzogen hätte. Sasuke funkelte seinen Onkel nur mit einem absolut tödlichen Blick an, den Madara aber so kalt liess, wie es überhaupt möglich war. Sasuke tat dann trotzdem wie befohlen und schleppte sich - ohne fremde Hilfe, versteht sich - in die Richtung des Krankentrakts. Dieser lag, so weit sie wusste, im Keller.  Selbst Sasuke hatte also Respekt vor Madara. Der Typ, beziehungsweise, die Macht, die er hatte, wurde ihr immerzu unheimlicher. Als sich die Aufregung im Raum langsam legte und sich die Verletzten alle im Krankentrakt befanden, begann Sakura, die Unordnung, die sie mit sich gebracht hatten, aufzuräumen. Vielleicht konnte sie sich so ein wenig ablenken.  Aber sie täuschte sich. Was sie da herumliegen sah war keineswegs eine Ablenkung. Blutige Messer und zerfetzte Kleider, Pistolen, Gewehre... Im Moment war sie die Einzige, die sich hier aufhielt. Trotz allem versuchte sie jetzt, endlich einmal klar zu  denken, was ihr aber nicht sonderlich gut gelang. Sasuke war verletzt. Sehr schlimm sogar. Die Takas waren allesamt ziemlich schwer angeschlagen und Sakura machte sich mehr Sorgen um sie alle, als sie eigentlich zugeben wollte.  In ihr kam die Frage auf, was den mit den Kuramas war? War jemand des Inners gefallen? Und wenn ja, wann würde sie das denn erfahren? Waren in dem Battle nur Kuramas und Takas oder haben die Riots auch mitgemischt? Fragen über Fragen und auf keine einzige hatte sie eine Antwort. Es war einfach nur die reinste Folter. Um ehrlich zu sein, wäre so gerne zu Sasuke gelaufen, um zu sehen, wie es ihm ging. In ihr schrie alles danach, ihm beruhigend übers Haar zu streicheln und bei ihm zu sein, obwohl er das wahrscheinlich so oder so nicht wollte. Und als sie, ungefähr eine Stunde später, als die Sonne sich bereits verabschiedet hatte, gerade die Messer abspülte und sie zusah wie das rot verfärbte Wasser im Abfluss verschwand, hörte sie eine vertraute Stimme hinter sich. "Alles klar bei dir, Sakura?" Es war Konan. "Die Frage sollte ich eher dir stellen! Hast du was abbekommen?", erwiderte Sakura in ehrlicher Besorgnis. "Nein, nein. Nur ein paar Schürfungen und Kratzer. Ich schiesse meistens ja auch lieber, als mich mitten in die Schlacht zu werfen."  "Wie ist es ausgegangen?" "Nun, dieser Punkt geht an euch Kuramas", meinte Konan nur mit einem schwachen, schiefen Lächeln. "Die waren so aggressiv heute. Es wird wohl Zeit, dass wir dich ihnen zurückgeben." Bei diesen Worten hätte Sakura eigentlich aufjubeln müssen.  Das wäre auch ihre normale Reaktion gewesen., bestimmt. Die Umstände jedoch, waren alles andere als normal. Ihr war vollkommen klar, dass sie hier nicht weg konnte, ohne zu wissen, wie es Sasuke ging. Ihr Gewissen würde ihr sonst garantiert keine Ruhe lassen. "Waren die Riots auch dabei?", fragte sie vorsichtig. "Nein. Ich frage mich, was die treiben. Wenn sie doch angeblich die neue grösste Gang werden wollen..." Konan schüttelte nur den Kopf.  Sakura nickte und überwand sich zu der entscheidenden Frage. "Was ist... mit Sasuke?" Konan senkte den Blick. "Ich weiss nicht, was heute mit ihm los war. Er schien so gar nicht bei der Sache zu sein. Die Kuramas waren zornig, unter anderem natürlichauf ihn, da sie nun glauben, dass er dich verarscht hat. Deshalb hat er sich heute auch einigen Angriffen stellen müssen, was ihm im Normalfall eigentlich kaum etwas ausmacht, denn er ist stark, sehr stark sogar. Aber dann hat ihn Big Fox am Rücken erwischt., so ziemlich gegen Ende des Battles. Er hat noch mehr  Wunden abgekriegt, aber die am Rücken ist bei Weitem die Schlimmste. Von da an war er nicht mehr richtig kampffähig." "Naruto war das?" Sie konnte den schockierten Ton ihrer Stimme nicht vermeiden. "Und wie meinst du, sie glauben, dass er mich verarscht hat?" Konan legte den Kopf schräg und sah sie fragend an. "Na, weil es ja nicht wahr ist!" Wie bitte? Konnte es denn tatsächlich sein.... Konan schien zu begreifen. "Sakura! Die Nachricht kam vielleicht von seinem Handy, aber er war das nicht! Das mit der verhängisvollen SMS, die dich in die Falle gelockt hat, war Itachi, so ungern ich das auch zugebe!" Also doch. Irgendwie hatte sie es ja gespürt, beziehungsweise gewusst. Aber es nun aus Konans Mund  zu hören, änderte die Umstände hier schlagartig. Vielleicht hatte sie ja unbewusst auch einfach gewollt, dass Sasuke schuld war. Denn so gab es einen Grund, diesen Taka zu vergessen, für den sie eigentlich so gar keine Gefühle hegen sollte. "Sag jetzt bloss eure Auseinandersetzung ist deswegen entstanden." "Nicht nur deswegen. Und die Auseinandersetzung, wie du es nennst, ging eher von mir aus, als von ihm." Sakura wollte jetzt nicht mit Konan darüber reden. Sie wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken, Konan hielt sie bestimmt längst für eine zickige Göre. "Ist es schlimm mit Sasuke?", fragte sie leise. "Er hat sehr viel Blut verloren. Er hält zwar verdammt viel aus, aber im Moment geht es ihm wirklich sehr schlecht. Sie haben die Blutung kaum stoppen können. Es hat dann irgendwann doch geklappt und nun schläft er, soweit ich weiss. Dermassen schlimm hat es ihn wohl wirklich noch nie erwischt." Sakuras Herz setzte einen Takt aus. Jetzt wollte die junge Frau nur noch eines: Ihn sehen. "Kannst du...kannst du mich zu ihm bringen?" Konan nickte, jedoch entging Sakura ihr durchdringender Blick nicht. "Komm mit." Der Krankentrakt war masslos überfüllt. Der ganze Raum war mit Pritschen ausgelegt. Wut, Schmerz und Trauer war aus der Atmosphäre deutlich heraus zu spüren.  Sakura war wie auf glühenden Kohlen, während Konan sich kurz mit einem der Versorger unterhielt. Das schmerzerfüllte Stöhnen war durch den ganzen Raum hörbar und versetzte Sakura in einen noch grösseren Stress, als sie sowieso schon war. Als Konan zurück zu ihr kam, meinte sie, man habe ihn aufgrund des Platzmangels nach oben in sein Zimmer gebracht. Anscheinend war er noch ziemlich lange auf den Beinen gewesen, bis er der Müdigkeit und der Schwäche, die unter anderem vom Blutverlust herrührten, erlegen war. Konan und Sakura stiegen also die Treppen wieder hoch und begaben sich zum Zimmer der Bosse, vor dem Itachi, Madara und ein, ihr unbekannter Mann standen und miteinander diskutierten. "Was meinst du, Kimimaro?", fragte Madara.  "Es wird seine Zeit dauern, bis er wieder auf den Beinen ist, da massiver Blutverlust auch immer mit einer längeren Erholungsphase verbunden ist. Die Wunde ist nicht so tief, dass sie irgendetwas sehr stark verletzt hat, Rippen-Sei-Dank. Aber im unteren Teil des Rückens ging die Sache schon tiefer. Aber auch dort hat der Gute ein Mords-Glück gehabt, es konnte alles genäht werden. Ich hoffe, es wird keine Komplikationen geben. Ihr kennt das ja auch. Unsaubere Messer können, schneller als einem lieb ist, Infektionen hervorrufen, besonders bei so tiefen Wunden. Wir werden sehen. Es muss auf jeden Fall immer jemand bei ihm bleiben, der uns sofort holen kann, falls etwas ist." Dann war dieser Kimimaro wahrscheinlich ein Arzt. "Ich werde jetzt einmal nach den anderen sehen." Und mit diesen Worten ging er konzentriert an ihr und Konan vorbei, um sich wieder den Leuten im Krankentrakt zu widmen. So konzentriert, dass er das neue Gesicht hier, nicht bemerkte. "Itachi!", rief Konan und ging auf ihn zu. "Alles in Ordnung bei dir?" "Alles bestens. Bei dir auch?" Konan nickte und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Itachis und Madaras Blicke fielen auf Sakura. Wissend grinsten sie, aber Sakura interessierte es nicht. Was jetzt zählte war Sasuke. Die beiden wiesen mit einem Kopfnicken auf die Tür und Konan führte Sakura an ihnen vorbei. "Dann passt ihr hier eine Runde auf? Ruft jemanden zur Ablösung, wenn ihr geht, ja?", war das Einzige, was Madara ihnen noch zurief, bevor er und Itachi sich davon machten. Leise stiess die Taka die Tür auf. Gleichmässige Atemzüge waren zu hören. Sakura entdeckte eine angebrochene Packung mit starkem Schmerzmittel auf einem Wandvorsprung. Fahles Mondlicht drang durch die Fensterscheibe, die an den Rändern bereits trüb wurde, in den Raum. Es war schon bald Vollmond. Vorsichtig, um Sasuke nicht zu wecken, tapste sie in Richtung seines Lagers. Wahrscheinlich würde in in diesem Moment auch eine Horde Elefanten nicht aufwecken können, so tief wie schlief er. "Ich lasse dich hier. Bin unten im Lazarett, wenn du etwas brauchst, okay?" Konan spürte wohl, dass sie jetzt gerne mit ihm alleine sein möchte. "Danke, Konan", flüsterte sie. Als die Ältere die Tür hinter sich schloss brach die Stille des Raumes über sie herein. Nur das Geräusch von Sasukes regelmässigen, ruhigen Atemzügen drangen an ihre Ohren. Die alten Holzdielen knarrten bei jedem Schritt ganz schön bedenklich, aber wie gesagt, Sasuke schlief tief und fest. Als sie ihn so ruhig im Bett liegen sah, die Augen geschlossen, während sich seine Brust ruhig hob und senkte, wurde ihr ein wenig warm ums Herz. Auf seinem Gesicht konnte sie bei genauerem Hinsehen mehrere kleine, blutverkrustete Kratzer erkennen. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie sein Körper unter der Wolldecke aussehen musste. Es tat ihr weh, ihn hier so sehen zu müssen, besonders da sie wusste, wie sehr er es hasste, anderen ausgeliefert zu sein und schwach zu sein. Aber war nicht schwach. Er war einer der Stärksten. Aber manchmal gab es Zeiten, wo auch die Stärksten in die Knie gezwungen wurden. Konan meinte, er wäre nicht bei der Sache gewesen, aber was hatte ihn denn dermassen aus der Ruhe gebracht? Oder waren die vielen Angriffe einfach zu viel gewesen für ihn? Letzteres konnte sie sich ehrlich gesagt kaum vorstellen, schliesslich hatte sie ihn ja auch schon kämpfen gesehen. Er schien nahezu jedem Angriff trotzen zu können.  Andererseits - Naruto stand Sasukes Stärke in keinster Weise nach. Leise seufzte sie. Das war ja jetzt eigentlich auch egal.  Langsam liess sie sich neben dem Bett auf die Knie sinken und beobachtete den schlafenden Taka ruhig. Sie merkte, dass er ziemlich oberflächlich atmete. Zwar ruhig und regelmässig, aber nicht besonders tief. Kein Wunder, diese Wunde am Rücken musste ihm auch beim Atmen ganz schön Schmerzen bereiten. Weshalb er wohl auch in Seitenlage von der Wand weggedreht lag. Er sah gerade so ruhig aus. Es war ihr ja schon lange aufgefallen, dass er im Schlaf so viel friedlicher aussah, als sonst. Menschen, die eine Vergangenheit wie er hatten,  konnte man meistens im Gesicht ablesen, dass sie vom Leben geprägt waren. Das war auch bei Sasuke der Fall. Aber im Schlaf fiel diese kalte Maske ab und liess ihn den neunzehnjährigen jungen Mann sein, den er eigentlich sein sollte. Sachte strich sie mit der Hand durch sein pechschwarzes Haar, dass ihm wild in die Stirn fiel. Das schlechte Gewissen plagte sie so sehr, dass sie ihm am liebsten sofort gesagt hätte, dass es ihr leid tat. Er hatte ihr etwas vorgespielt und sich ihr gegenüber völlig anders gegeben, als er in Wirklichkeit war. Aber er war es nicht gewesen, der sie ins den Park gelockt hatte und dass erleichterte sie schon ungemein. Ja, sie erinnerte sich an seine Worte, vor gut fünf Tagen, im Käfig.  "Es würde sich anhören, wie eine Ausrede. Das würdest du mir nicht glauben." Hätte sie ihn doch zu Wort kommen lassen. Natürlich, es hätte sich angehört wie eine Ausrede, dass Itachi sein Handy geklaut hatte und so weiter. Aber es war nun mal keine gewesen. Sie war so stinksauer und verletzt gewesen, dass sie wohl jedes seiner Worte völlig falsch aufgefasst hätte. "Es tut mir leid", flüsterte sie und streichelte ihm dabei weiter übers Haar. "Es tut mir leid, dass ich dir nicht geglaubt habe." Klar, er bekam das nicht mit. Aber Sakura hatte einfach das dringende Bedürfnis, sich  bei ihm zu entschuldigen. Dann würde ihr schlechtes Gewissen sie vielleicht in Ruhe lassen, bis er aufwachte. "Warum tust du das?", fragte sie ihn. "Du gibst vor jemand zu sein, der du nicht bist... oder bist du es doch? Ich werde einfach nicht schlau aus dir, Demon Eye. Deine eine Seite war so wunderbar und voller Wärme. Und die andere ist eiskalt und so gefühllos." Sie zeichnete mit dem Finger sanft unsichtbare, kleine Kreise auf seine Stirn. "Vielleicht brauchst du beide Seiten. Aber du kannst immer nur eine offenbaren." Sie sprach hier mit einem Menschen, der tiefer schlief als Dornröschen, das war ihr durchaus bewusst. Und trotzdem tat ihr gut, dass sie sich ihre Gedanken von der Seele reden konnte.  Nein, sie wurde nicht schlau aus ihm.  Und wie sie so da kniete und ihren Gedanken freien Lauf liess, wurden ihre Lider immerzu schwerer.  Aber sie würde hier bleiben.  Das schuldete sie ihm jetzt. Es war das Geräusch von schweren Atemzügen und einem leisen, schmerzverzerrten Stöhnen, dass sie aus dem Schlaf riss. Sie war tatsächlich auf den Holzdielen eingeschlafen. Etwas zu schnell setzte sie sich auf und bereute es sogleich, da sich um sie herum alles drehte. Sie schloss kurz die Augen und als sich alles wieder am rechten Ort befand kniete sie sich neben Sasuke. Er atmete schwer und schnell, Schweissperlen standen ihm auf der Stirn. Ab und zu stöhnte er leise. Sakuras erster Impuls war es, seine Stirn zu tasten und spürte sogleich, wie sehr er glühte.  "Ich bin gleich wieder da", flüsterte sie und lief so schnell sie konnte, in den Krankentrakt, wo Kimimaro und andere Ärzte Nachtwache schoben. Die Uhr an der Wand zeigte halb drei.  Die Blicke waren sofort alle auf die junge Kurama gerichtet, als sie zur Tür hereinstob. "Sasuke...er hat Fieber und atmet ziemlich schwer", brachte sie keuchend heraus. Es war doch ein ganzes Stück Weg bis hierher gewesen. Kimimaro verlor kein einziges Wort und machte sich sofort auf den Weg nach oben. Kapitel 22: Demon und das Fieber -------------------------------- "Erwischt hab ich ihn!", grölte Naruto durch die Halle, während er triumphierend seine Bierflasche in die Höhe hob. "Ein geiles Souvenir mit besten Grüssen von Big Fox." "Du hast dem Arsch eine ganz schöne Schnatte verpasst! Da hat sein makelloses Image im wahrsten Sinne des Wortes einen Kratzer abgekriegt", brüllte Lee, was in einem Lachflash endete, welches dann im Endeffekt doch eher an ein Glucksen erinnerte. "Ey, deswegen müsst ihr Holzköpfe euch doch nicht gleich volllaufen lassen!", zischte Ino verärgert und strich sich eine blonde Haarsträhne hinters Ohr. Es war einfach unglaublich. "Flowie, krieg' dich wieder  ein! Immerhin haben wir heute gewonnen! Und der Gedanke daran, dass es Demon in diesem Moment ganz schön dreckig gehen muss, ist doch einfach nur geil!" Kiba kippte sich den restlichen Inhalt seiner Flasche hinter die Binde und öffnete dann sogleich die nächste. Ino konnte schlecht erklären, warum sie sich so gar nicht freute. Klar, Sakura war immer noch Gefangene ihrer Erzfeinde, aber da war noch etwas anderes, was sie irgendwie traurig machte. Wie wenn Hinata ihre Gedanken hätte lesen können, gesellte sie sich zu Ino auf das Sofa, das mit dem Rücken zu Wand stand. Über ihnen thronte stolz der neunschwänzige Fuchs auf der Kurama-Flagge, der ihnen die gebleckten Zähne entgegenstreckte. "Wie es wohl Saku geht?", fragte Hinata mit einem bedrückten Unterton in der Stimme. "Das wüsste ich zu gern." Ino starrte kopfschüttelnd zu der feiernden Meute rüber, die sich auf dem grossen Tisch, den anderen Sofas und dem Boden breitgemacht hatte. Draussen war es schon längst dunkel, weshalb zurzeit wirklich jede noch so kleine Glühbirne brannte. Es war eigentlich ein gewohnter Anblick, denn Ino und Hinata von den vergangenen Siegen bei den Blood Zones bestens kannten, aber heute war er irgendwie befremdend. Wie wenn sie alle vergessen hätten, das sie den Krieg noch gar nicht gewonnen hatten und es ein Gangmitglied gab, dass heute nicht feiern konnte - ganz zu schweigen von den Verletzten im Lazarett. Beinahe der gesamte Inner war hier versammelt, bis auf Sai und Temari, die dieses Mal etwas abgekriegt hatten. Sogar Neji war inzwischen wieder richtig auf den Beinen, nachdem er sich beim letzten Battle diese tiefe Schnittwunde zugezogen hatte. Das HQ selbst war noch ein einziges Chaos, da seit dem Verlassen niemand mehr aufgeräumt hatte. Der ganze Boden war übersät mit Kleidern, umgestossenen Pappbechern, irgendwelchen Büchern, die aus Shikamarus riesigem Regal gefallen waren, Kibas Werkzeug, das quer durch den ganzen Raum verstreut lag. Es war schon nur verwunderlich, dass die beiden Ebengenannten ihre heissgeliebten Habseligkeiten nicht gleich wieder aufsammelten. Aber irgendwie schien gerade sowieso alles anders zu sein. "Ob Naruto Demon wirklich so erwischt hat, wie alle sagen?" Hinata zog ihre Beine an und bettete ihr Kinn auf ihre Knie. Ino seufzte. "Anscheinend schon. Das haben sie ja schon erzählt, als sie noch nüchtern waren." "Saku macht sich bestimmt grosse Sorgen. Sie mag ihn doch so." "Deswegen mache ich mir auch dauernd Gedanken. Ich dachte, dass sie ihn vielleicht jetzt endlich abhaken kann, nachdem er dabei mitgeholfen hat, sie in eine Falle zu locken. Aber inzwischen weiss ich nicht ganz, ob das gereicht hat. Und jetzt macht sie sich doch sowieso tierische Sorgen um ihn", schlussfolgerte die Blonde und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. "Was ist eigentlich los mit dir, Ino? Normalerweise stauchst du die anderen doch zusammen, wenn sie was tun, was dir nicht passt." Hinata konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen. "Ich kann es dir nicht wirklich sagen. Ich meine, ich freue mich riesig, dass wir dieses Battle gewonnen haben. Aber seit Sakura mir von Demon erzählt hat verstehe ich irgendwie besser, was sie an ihm findet. Natürlich, eine Sahneschnitte war er ja schon immer. Aber sie ist nicht jemand, der sich aus puren Äusserlichkeiten viel macht." Ein leichtes, bedauerndes Lächeln stahl sich bei diesen Worten auf ihr Gesicht. "Ich hätte sie an diesem Tag nicht gehen lassen sollen. Dann wäre sie jetzt nicht in so einer misslichen Lage." Vorsichtig legte Hinata ihrer Freundin die Hand auf die Schulter. "Wenn du mich fragst, dann wird es nicht mehr lange dauern, bis Sakura frei kommt. Weisst du noch, wie aggressiv die Jungs heute ins Battle aufgebrochen sind, weil sie keinen anständigen Befreiungsplan hinbekommen haben?" Hinata grinste. "Und dass die Takas ihr etwas angetan haben glaube ich irgendwie nicht." "Ich hoffe nicht." Hinata tippte Ino an der Schulter an. "Ino, da ist doch noch etwas. Gibt es irgendetwas, was du mir noch erzählen wolltest?" Das gab es in der Tat. Ino musste zugeben, dass die Sache mit ihrem Vater zwar in den Hintergrund gerückt war, aber nun zusehends wieder hochkam. Und sie hatte es ihr erzählen wollen. Warum auch nicht gleich jetzt? Sonst würde nur wieder etwas dazwischen kommen. Und so erzählte sie nun auch Hinata die Geschichte von A bis Z. Vielleicht würde es sie etwas von ihrem Ärger über die Anderen ablenken.   "39.8 Grad Fieber. Das ist schlecht", stellte Kimimaro in nüchternem Ton fest und knipste auch noch die zweite Lampe im Raum an. Das Zimmer der Bosse schien in diesem Moment so klein, dass die Wände einen beinahe erdrückten.  Sakura hatte sich etwas abseits hingestellt, um niemandem im Wege zu stehen und beobachtete das Geschehen aufmerksam.  So hohes Fieber? Sakura wusste, dass Fieber eine durchaus positive Reaktion des Körpers sein konnte, aber nicht in dieser Höhe. Zudem bekräftigte es Kimimaros Verdacht auf eine allfällige Infektion. Soviel hatte sie als Nichte einer Krankenschwester noch mitbekommen. "Konan, reich mir mal die Tabletten dort auf dem Wandvorsprung", wies der Arzt die Blauhaarige an, die in just demselben Moment den Raum betrat und ihren besorgten Blick auf Sasuke richtete. Sie tat wie geheissen und Kimimaro musterte die Packung.  "Sehr gut. Paracetamol. Fiebersenkend." Sakura erschrak fürchterlich, als plötzlich jemand an ihr vorbeirauschte und energisch den Arzt zur Seite schob.  "Was ist los?", fragte Itachi besorgt, während er Sasuke leicht rüttelte. "Hm?", stiess dieser hervor und öffnete ansatzweise die Augen, deren fiebriges Glänzen Sakura trotzdem nicht entging. "Wie geht's?" "Scheisse...", nuschelte der Angesprochene."Ich muss...Big Fox..umlegen..." "Na klar. Wohl eher umgekehrt." Letzteres murmelte der Leader mehr zu sich selbst. Kimimaro verdrängte Itachi nun energisch von seinem Platz neben Sasuke. "Es ist normal, dass er bei einer solch hohen Körpertemperatur nur Blödsinn von sich gibt. Und genau deshalb musst du mich jetzt machen lassen, denn wenn seine Temperatur die Vierzig überschreitet wird's lebensgefährlich. Es handelt sich hierbei um Fieber, das entsteht, wenn eine so grosse Wunde heilt. Ich erkläre euch das jetzt nicht alles, aber ich hoffe, dass es sich nicht um eine Infektion handelt. Wir müssen schauen, wie sich das ganze entwickelt. Leider haben wir hier nicht die Mittel, die uns in einem Krankenhaus zur Verfügung stehen würden." Itachi räumte den Platz nun ohne Murren. "Können wir was tun? Irgendwas?" "Besorgt mir eine grosse Flasche Wasser. Er muss viel Trinken, da er durch das starke Schwitzen Flüssigkeit verliert. Sonst können wir nicht viel tun, bis das Paracetamol wirkt und das Fieber sinkt." Kimimaro drückte eine der Pillen aus dem Blister. "Vielleicht helfen ja auch Hausmittelchen  wie Essigwickel?", rutschte es Sakura heraus, worauf plötzlich drei Augenpaare auf sie gerichtet waren. Himmel, sie sollte endlich begreifen, dass sie hier im Taka-HQ höchstpersönlich war und ihre Meinung keinen interessierte.  Jedoch sie erinnerte sich nur allzu gut daran, wie Tsunade ihr immer Essigwickel gemacht hatte, wenn sie krank gewesen war und Fieber gehabt hatte. Vielleicht würde es ja auch Sasuke helfen? Zu ihrer Überraschung lächelte Konan und Kimimaro nickte zustimmend. "Eine sehr gute Idee! Bringt doch auch gleich Essig und ein Becken mit!" Während Konan und Itachi sich also auf den Weg machten, um all diese Utensilien zu holen, suchte Sakura in den Schubladen der Kommode nach einem geeigneten Paar Socken. Sie wurde in der hintersten Ecke der untersten Schublade fündig, jedoch waren es zwei verschiedenfarbige Exemplare. Spielte ja auch keine Rolle, es waren die einzigen, die etwas höher reichten, als nur bis knapp oder gar nicht über Knöchel. Nun, sie hoffte, dass sie ihm noch passten, denn anscheinend trug er die schon lange nicht mehr. Kimimaro half Sasuke inzwischen beim Aufsitzen und flösste ihm, mit dem Resten Wasser aus dem Glas, die Fiebertablette ein. Sasuke protestierte zwar leise, war aber zu müde und wohl auch zu schwach um den Arzt wegzuschieben, der ihn nun vorsichtig beim Hinlegen stützte.  "Bist du neu in der Gang?", fragte Kimimaro beiläufig, als er noch einmal Sasukes Stirn fühlte. "Nein...also..eigentlich bin ich die Geisel..." Sakura lief puterrot an, da sich das wohl wirklich selten dämlich anhören musste. Kimimaro drehte sich nun überrascht um und musterte sie. "Für eine Geisel läufst du aber ziemlich frei 'rum." "Es sind doch sowieso alle Türen verriegelt." "Auch wieder wahr." Er grinste. "Kurama also?" Sie nickte zur Antwort. "Dann bist du bestimmt diese Nichte von Flame oder?" Sakura staunte immer wieder über Tsunades Berühmtheit in Gangkreisen. "Woher wissen Sie das?" "Nenn mich Bone." "Knochen?" "So nannten sie mich, als ich hier beitrat." Er lachte, zwar kühl aber nicht unangenehm. "Und um deine Frage zu beantworten: Du erinnerst mich von der Art her an sie, auch wenn sie gewiss etwas lautstarker aufgetreten ist." Er nahm das Blutdruckmessgerät zur Hand und legte dem schlafenden Sasuke die Manschette um den Arm. "Wir haben eine Zeit lang im selben Krankenhaus gearbeitet. Glaub mir, sie war eine dieser Krankenschwestern, die uns Ärzte herumdirigiert haben und nicht umgekehrt." Sakura lachte leise. "Das klingt ganz nach ihr." "Nun, ich habe so gut wie möglich versucht, ihr aus dem Weg zu gehen, denn schlussendlich waren unsere Meinungen, zumindest war Gangs anbelangte, ziemlich verschieden. Aber irgendwann lernt man damit umzugehen, damit man im Alltag wenigstens halbwegs miteinander klar kommt." Er fühlte Sasukes Puls am Handgelenk und mass ihm dann den Blutdruck.  "Sein Blutdruck ist etwas tief vom vielen Schwitzen. Zeit, dass er etwas Flüssigkeit bekommt." Wie aufs Stichwort kamen in diesem Moment Konan und Itachi durch die Tür. Itachi stellte die Wasserflasche auf den Tisch und füllte sogleich ein Glas. Konan stellte das Becken mit dem Wasser und die Essigflasche gleich daneben. "Also, die Wickel lasst ihr am besten gleich die Kleine machen." Er wies auf Sakura. "Sie scheint damit Erfahrung zu haben. Dann gebt ihr ihm regelmässig zu trinken. Die Temperatur in einer Stunde nachmessen und mir melden, alles klar?"  Die drei Anwesenden nickten. Das waren klare Anweisungen. "Eigentlich könnten du und Konan wieder mit nach unten kommen und uns helfen, Raven. Da unten liegen mehr als genug Verletzte, da müssen nicht drei in einem Zimmer herumstehen." Itachi schien zuerst nicht besonders angetan von dieser Idee, natürlich machte er sich grosse Sorgen um seinen Bruder. Konan nahm vorsichtig seine Hand und meinte: "Sakura kann das gut alleine, Itachi. Und sonst ruft sie uns, okay?" Der Taka-Boss nickte und liess sich also von Konan mit sich ziehen. Als auch Kimimaro die Zimmertür hinter sich schloss hörte sie noch seine gedämpfte Stimme auf dem Gang. "Das ist die Nichte von Kurama-Flame, also keine Panik, Raven!" Es überraschte sie, das man ihr hier so viel Vertrauen entgegenbrachte. Aber es fühlte sich auch gut an. Die nun eingekehrte Stille war beruhigend und liess Sakuras Gedanken wieder klarer werden. Sogleich schnappte sie sich das Wasserbecken und gab etwas Essig dazu. Die schwarze und die graue Socke, die sie bereitgelegt hatte tunkte sie darauf in das kühle Nass, wrang sie so aus, dass sie nicht mehr vor Nässe trieften und schlug dann Sasukes Bettdecke zurück, die er ohnehin schon beinahe auf den Boden geschmissen hatte. War ihm ja auch nicht zu verübeln, so wie er schwitzte. Langsam streifte sie ihm die erste Socke über den Fuss und er zuckte leicht, was Sakura zum Lachen brachte. Er war also kitzlig. "Was...machst du...da?", fragte er verärgert, aber in seinem Ton schwang ein leises Kichern mit, da Sakura schon dabei war ihm die zweite Socke über den anderen Fuss zu ziehen. "Dein Fieber senken", murmelte sie konzentriert als sie seinen Fuss festhielt, den er wegzuziehen versuchte. "Ich habe...doch kein Fieber?"  Es war schwierig zu beurteilen ob das nun als Frage oder Feststellung zu verstehen war. "Doch, hast du." Sie konnte sich ein Lächeln kaum verkneifen. "Echt? Ist ja scheisse...", murmelte er und Sakura lachte nun laut los.  "Du sagst es. Schlaf jetzt." Daraufhin blieb er eine Weile ruhig. Bis sie ihm die Wickel, beziehungsweise die Socken wechselte. "Du kitzelst!", bemängelte er ihr Tun, aber sie konnte ihn so beim besten Willen nicht ernst nehmen.  "Da musst du jetzt durch." Sie streifte ihm die zweite Socke über. "So, das wär's mal wieder fürs Erste." Es musste ziemlich unangenehm sein, nasse, kalte Socken übergestreift zu kriegen, wenn man selbst so überhitzt war.   "Hast du Durst?", fragte sie ihn leise.  "Und wie", meinte er.  Sie half ihm, sich aufzusetzen und liess ihn trinken, wobei er gleich zwei ganze Gläser hinunter kippte. Erst jetzt fiel ihr der relativ grobe Kratzer direkt über seinem Auge auf, der seine Augenbraue durchschnitt. Ob das eine grosse Narbe geben würde? Sasuke liess sich indes wieder ins Bett fallen. "Schlaf gut und mach keinen Scheiss", nuschelte er noch und gleich darauf war er weg. Aber wahrscheinlich würde er gleich beim nächsten Sockenwechsel wieder hellwach sein, um angemessen zu reklamieren.   "Ich verspreche dir, wir begleiten dich zu deiner Mutter, um es ihr zu sagen. Aber du hast das Richtige gemacht. Es kann ja wohl nicht so weitergehen." Hinata legte ihrer Freundin tröstend den Arm um die Schulter. "Meinst du?", fragte die Blonde unsicher. "Hundertpro." "Danke. Ich bin so froh, dass ich dich und Saku habe. Vielen, vielen Dank, Hina." Ino wischte sich verstohlen eine Träne von der Wange. "Ich hoffe nur, dass Saku bald rauskommt." "Und ich erst." Die beiden warfen einen Blick auf die betrunkene Meute, die jetzt damit begannen, Bierflaschen gegen die Wand zu werfen, um möglichst das Loch im Putz zu treffen und sich dann darüber totzulachen, wenn die Flasche meilenweit daneben zerschellte. Und in etwa neunzig Prozent der Versuche war das der Fall. Tenten und Neji hatten sich bereits verzogen, alle anderen jedoch frönten noch ihrem Suff. Gari kam zu den beiden Mädchen geschlendert und schüttelte grinsend den Kopf. "Was meint ihr, sollen wir diesen Vollpfosten mal das Bier wegnehmen?" "Ich verstehe es einfach nicht! Die lassen sich volllaufen und vergessen einfach, dass sie eigentlich wichtigeres zu tun hätten!" Ino wischte sich nun endgültig die angestauten Tränen aus den Augen. "Die spüren sich einfach nicht mehr. Was für ein dämlicher Zeitpunkt", bemerkte Gari nur kühl.  Aus der Küche kam in diesem Moment Shikamaru und gähnte. Natürlich, während die anderen soffen, pennte er. Er machte ganz schön grosse Augen, als er diesen betrunkenen Haufen Taugenichtse erblickte und kam dann ebenfalls zu den Dreien. "Sag mal, wollt ihr denen nicht mal den Alkohol wegnehmen?" "Bis jetzt dachten wir, die seien selbst alt genug, aber offensichtlich haben wir uns geirrt." Gaara wandte seinen Blick wieder den anderen zu, nur um zu sehen, wie Lee einen Backflip von der Tischkante machte, zwar auf den Beinen landete, jedoch gleich darauf umkippte. "Jetzt wäre Choji praktisch, der ist ziemlich gut darin, den Typen weiszumachen, dass sie zu viel getrunken haben und jetzt endlich schlafen gehen sollten. Aber der hilft gerade mit Shino im Lazarett aus", meinte Shikamaru. Nun kamen Lee und Kiba auch noch auf die dämliche Idee, ein selbstgedichtetes Lied anzustimmen, das sich um die Niederlage der Takas und im Zentralen um Demons Verletzung drehte. "Es ist lächerlich, dass sie auf dieser Sache so herumreiten müssen! Die Jungs mussten auch dauernd einstecken und nur weil Demon einmal was abgekriegt hat tun die so, als wenn sie schon die Herrscher der Strasse wären!" Ino spürte mehr und mehr die Wut, die sich in ihr aufstaute.  "Ich freu mich ja auch, dass Demon wenigstens dieses Mal einstecken musste, aber du hast schon recht, Ino. Nun gut, sie sind betrunken. Reg dich nicht zu sehr auf, die bereuen das bereits morgen früh." Gaara gähnte ausgiebig und streckte sich gemächlich. Es war Ino eigentlich völlig egal, dass sie betrunken waren. Sie wurde langsam aber sicher fuchsteufelswild! Und als die Jungs zum gefühlten zehnten Mal irgendetwas über Demons Bekanntschaft mit dem Messer lallten, reichte es ihr endgültig. Langsam erhob sie sich und atmete tief durch. "Wo willst du hin, Ino?", fragte Hinata unsicher, als sie den Zorn ihrer Freundin bemerkte. "Die Party beenden", knurrte sie und stapfte dann in Richtung des Tisches. Zuerst schaltete sie den Ghetto-Blaster aus, danach kassierte Lee die erste Ohrfeige, Kiba die zweite.  "Was zur Hölle denkt ihr euch eigentlich dabei?!", schrie sie so laut dass jetzt alle Augen auf sie gerichtet waren. "Sagt mal, wie alt seid ihr überhaupt?! Ihr kippt euch hier seelenruhig Bier hinter die Binde, sodass ihr Morgen kaum mehr aufstehen könnt, während eure Kameradin in Gefangenschaft sitzt und darauf wartet, dass sich daran irgendetwas ändert! Aber anstatt irgendetwas zu tun liegt ihr hier rum, singt total bescheuerte Lieder über etwas, worüber es sich nicht zu singen lohnt und macht Backflips von der Tischkante!" Naruto wusste nicht, wie ihm geschah, als Ino ihn energisch am Kragen packt. "Und du! Du bist hier der Leader! Wo ist der Naruto hin, der sich immer um seine Kameraden bemüht hat, der es nicht zugelassen hat, dass es seinen Freunden schlecht geht?! Wach auf Big Fox und mach verdammt nochmal was!"  Der jungen Frau stiegen die Tränen in die Augen. "Ihr macht mich wahnsinnig! Schämen solltet ihr euch, einfach nur schämen! Und damit meine ich alle, die hier auf diesem Tisch oder darunter liegen! Waschlappen seid ihr!" Sie schniefte. "Seit Saku weg ist, sind alle so komisch drauf! Aber anscheinend macht es euch nichts aus, dass sie weg ist! Falls sie da irgendwann raus kommt sag ich ihr, dass sie bei den Takas bleiben soll! So wie ihr euch gerade gebt seid ihr es nicht wert!" Ino wandte sich zum Gehen ab. Tränen liefen ihr über die Wangen, die sie rasch mit dem Ärmel wegwischte. Als sie gerade davonlaufen wollte, fiel ihr noch etwas ein. "Ach ja, Lee: Wärst du doch auf der Nase gelandet!" Und damit stürmte sie davon. Sie musste irgendetwas tun und vielleicht benötigten sie ja im Krankentrakt Hilfe.   Mit einem lauten Piepen machte sich das Thermometer unter Sasukes Arm bemerkbar. Sakura zog es heraus und begutachtete die Anzeige. 39.1 Grad. Immer noch nicht gerade blendend, aber immerhin schon etwas besser. Wenigstens stieg das Fieber nicht mehr. Mit einem prüfenden Blick begutachtete sie den schlummernden Sasuke und als sie nichts Beunruhigendes sah, machte sie sich auf den Weg  ins Lazarett, um Kimimaro die Temperatur mitzuteilen. Dieser wies sie lediglich dazu an, so wie bisher weiterzufahren. Und genau das tat sie auch und zwar die ganze Nacht lang. Auch wenn es immer schwieriger für sie wurde, die Augen offen zu behalten und sich auch nur halbwegs zu konzentrieren, liess sie nicht locker, wechselte die Wickel immer wieder und weckte den Patienten regelmässig zum Trinken. Irgendwann protestierte Sasuke nicht mehr gegen die Essigsocken und auch beim Wecken blieb das Murren aus.  Mit der Zeit suchte der Schüttelfrost Sasuke gnadenlos heim und Sakura deckte ihn bis zur Nasenspitze zu, was leider auch nicht viel half. Im Verlaufe der Nacht verbuchte sie steigenden Erfolg mit ihrer Wickeltherapie, obwohl natürlich auch das Paracetamol nicht ganz unschuldig daran war.  Um halb sechs Uhr morgens war seine Körpertemperatur bei 37.8 Grad angelangt. Sakura klopfte sich in Gedanken selbst auf die Schulter und grinste breit. Sasuke schlief immer noch und sie zweifelte daran, dass er sich überhaupt an ihren Kleinkrieg beim Sockenwechsel erinnern würde.  Aber das war okay. Sie hatte das Gefühl, dass sie sowieso bald hier raus kam und dann war es wohl für alle Beteiligten besser, wenn sie Sasuke zu vergessen versuchte.  Aber das hier war sie ihm schuldig gewesen und es hatte tatsächlich ihr schlechtes Gewissen ein wenig beruhigt. Inzwischen litt Sakura unter regelrechten Schweissausbrüchen, denn mit der Zeit war es warm geworden im Zimmer und auch die Luft war auch nicht mehr die beste. Aber sie traute sich nicht, das Fenster zu öffnen, da Sasuke sonst womöglich wieder fror und dieses Risiko wollte sie nicht eingehen. Er sollte jetzt schön ruhig bleiben und sein Fieber vollends ausschlafen. Stattdessen beschloss Sakura, etwas auf den Korridor raus zu gehen, um sich etwas abzukühlen.  So leise wie es auf diesen knarrenden Dielen nun mal möglich war, begab sie sich aus dem Zimmer hinaus. Ein angenehmer, kühler Luftzug schlug ihr entgegen. Wie erwartet waren auch hier die Gänge nicht sonderlich gut geheizt. Eigentlich war es ja schon ein regelrechter Luxus, dass die Räume überhaupt geheizt werden konnten, aber für den Gang reichte es meistens eben nicht. Nicht, dass hier arktische Kälte herrschen würde, aber frisch war es allemal. Nach ein-, zweimal tiefem Durchatmen entspannte sich ihr Körper etwas und sie lehnte sich gegen die, ebenso knarrende Holzdielenwand. Der Wind pfiff scharf um die Hausecken, sodass sie es bis hier hören konnte. Was machte sie eigentlich hier? Sie lief frei im HQ des Feindes herum. Eigentlich hätte sie irgendwo ein Fenster einschlagen und abhauen können. Würde wohl mitten in der Nacht kaum jemand bemerken, besonders jetzt nicht. Aber es schien ihr, als ob die Takas wussten, dass sie nicht türmen wollte, beziehungsweise konnte. Irgendetwas hielt sie einfach hier fest.  Nun, die Takas machten ihr auch nicht mehr so viel Angst, wie vorher, zumindest nicht alle.  Was würde geschehen, wenn sie frei kam und dann irgendwann wieder einem dieser Takas gegenüberstand und ihn als Feind betrachten musste? Sie hatte viel zu tiefe Einblicke in das Leben, die Geschichten und die Menschen in dieser Gang bekommen, als dass sie noch irgendjemanden hassen konnte. Nun gut, es gab immer noch Personen, die sie nicht mochte.  Aber sie verspürte trotzdem diese seltsame Sympathie für die Gang, die sie eigentlich so sehr hassen sollte. Nachdenklich zeichnete sie mit Finger kleine Blümchen auf die beschlagene Fensterscheibe. Wie furchtbar kompliziert das alles war... Vom anderen Ende des Ganges vernahm sie in diesem Moment eine aufgebrachte Frauenstimme und Schritte, die sich ihr rasch näherten. "Karin, jetzt beruhige dich!"  Es war Konans müde, abgekämpfte Stimme, die anscheinend versuchte eine aufgebrachte Karin zu besänftigen. "Er ist okay!" "Warum, verdammt noch mal hast du mich nicht geweckt, Konan?!" Schon kam die rothaarige Karin um die Ecke gestapft und ihr Gesichtsausdruck verhiess leider nichts Gutes. Blanker Zorn mit einer ordentlichen Prise Besorgnis konnte man ihr bereits von Weitem aus dem Gesicht ablesen und Sakura wünschte sich wieder einmal, unsichtbar zu sein. Vor Wut kochend blieb Karin vor Sakura stehen und baute sich wahrhaft beängstigend vor ihr auf. "Sag mal, für wen hältst du dich eigentlich?!", brauste sie auf. "Falls du es vergessen hast, du bist hier Gefangene und nicht die Oberkrankenschwester!" "Karin, Sakura hat doch nur geholfen! Du solltest dich eigentlich bei ihr bedanken!", verteidigte die Blauhaarige sie. "Einen Scheiss werde ich tun! Du willst dich doch sowieso nur bei Sasuke einschleimen, du Miststück!" Sakura war zu wenig schlagfertig, als dass sie in diesem Regen von Vorwürfen noch irgendetwas kontern konnte. Jedes böse Wort der Rothaarigen fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Karin packte sie an den Schultern. Leider war sie auch noch grösser als sie. "Ich sage dir eins, Kurama! Du wirst sowieso bald zurück in deinen Fuchsbau verschwinden, wo du hergekommen bist! Dann wird vielleicht dieses ganze Theater hier endlich aufhören und die Gang kann sich wieder normal benehmen! Du hast alles durcheinander gebracht!" Ihre Nägel gruben sich schmerzhaft in die Schultern der Rosahaarigen, welche einen leisen Aufschrei unterdrückte. "Und wegen Demon" Ihre Gesichtszüge lockerten sich und der Zorn wich einem giftigen und schadenfrohen, beinahe bemitleidenden Ausdruck. "Du solltest wissen, dass Sasuke von Anfang an nur mit dir gespielt hat, so wie er es eigentlich mit jeder tut, naives kleines Püppchen. Niemals würde er es mit einer wie dir ernst meinen." Abschätzig wanderte ihr Blick über ihre nicht gerade umwerfende Oberweite, ihre riesige Stirn und ihr zerzaustes Haar. "Sasuke will Frauen, die auch was hermachen!" "Karin! Schluss jetzt!", rief Konan scharf, doch Karin ignorierte sie. "Hau ab und kriech' zurück zu deinen Kuramas. Bei Sasuke ist es für dich vergebliche Liebesmüh!" Und damit stürmte sie davon, in Richtung Boss-Zimmer und liess die völlig erschlagene Sakura bei Konan zurück. Sie hörte noch die Tür knallen, dann war der Spuk vorbei. Die junge Kurama konnte sich kaum rühren, so sehr schmerzten Karins Worte und ihre Boshaftigkeit in ihrem Herzen. Wenn jemand über sie herzog, besonders über Äusserlichkeiten, dann war sie verletzlicher als ein junge Reh. Jedes einzelne Wort versetze ihr ein Stich im Herzen. Und was diese schreckliche Frau über Sasuke erzählte, machte ihr Angst, auch wenn ihr längst bewusst war, dass Sasuke seine Macken hatte. Warum zur Hölle liess sie sich von ihr so in Gewissen reden?! Sie wusste, dass Karin eifersüchtig war und sie wusste, dass sie das nicht ernst nehmen durfte. Und trotzdem fühlte sie sich mehr als nur niedergeschmettert. Gegen ihren Willen stiegen ihr Tränen in die Augen, die sie jedoch noch gerade so zurückhalten konnte. Konan legte ihr den Arm um die Schulter. "Hör nicht hin. Du spürst doch ihren Neid oder nicht?" "Schon...", murmelte die Jüngere leise. "Du musst da nicht mehr rein. Karin übernimmt das jetzt. Sie kann sehr verletzend sein, aber glaube mir, was sie sagt ist nicht wahr. Zumindest nicht alles. Sie hat Demon schon richtig charakterisiert, vorhin. Aber bei dir war er anders, Sakura. Glaub mir, du bist für ihn etwas ganz Besonderes." Sakura wischte sich die Tränen aus den Augen. "Ich gehe schlafen, Konan. Gute Nacht." "Gute Nacht, Sakura." Konan schenkte ihr zum Abschied ein trauriges Lächeln.  Sakura fand den Weg zu ihrem Käfig inzwischen blind. Dort angekommen stellte sie sich vor den Spiegel, den sie vor kurzer Zeit hinter einem Wandvorsprung entdeckt hatte und stellte sich davor. Selbst bei dem schwachen Morgengrauen erkannte sie ihre riesige Stirn, die eher dürftige Oberweite und diese unförmigen Hüften. Karin hatte wohl oder übel recht. Sie war nicht gerade die Traumfrau des Jahres. Da waren sie wieder, ihre dämlichen Komplexe. Ihr kamen nun definitiv die Tränen, sodass sie sich auf die, immer noch quietschende Liege legte und die Augen schloss. Es wurde Zeit, dass sie ging, Karin hatte recht. Sie hatte sich in Form einer guten Tat bei Sasuke entschuldigt und war jetzt quitt mit den Takas. Es klang ja seitens Taka auch so, als ob man plante, sie frei zu lassen. Da war sie ja einmal gespannt. Die durchwachte Nacht machte sich langsam aber sicher in ihrem Körper bemerkbar und sie gähnte. Ihre Gedankengänge wurden langsam aber sicher immer träger und wichen schlussendlich dem bleiernen Schlaf.   Der Zeiger des Weckers stand kurz vor Vier, als Sakura die Augen aufschlug. Ihre Glieder fühlten sich schwer und steif an, als sie sich mühsam aufrappelte und sich gähnend die Augen rieb.  Himmelherrgott, wie lange hatte sie den bitte geschlafen?  Mit dem Augenreiben kamen auch die Erinnerungen an vergangene Nacht auf und sie fragte sich, ob Karin immer noch bei Sasuke Wache schob. Eigentlich würde sie nämlich gerne wissen, wie es ihm inzwischen erging, aber solange Karin dort neben dran sass, würde sie bestimmt keinen Fuss in dieses Zimmer setzen. Karin würde sie ja auch kaum herein lassen. Sie beschloss, erst einmal duschen zu gehen, um ein wenig wacher zu werden.  Die Gänge des HQs waren auch jetzt noch wie leergefegt, dasselbe galt für die Damendusche. Nun gut, um vier Uhr nachmittags war auch normalerweise nicht unbedingt gerade Rush Hour im Bad angesagt. Also genoss sie die Ruhe, während sie sich unter den angenehmen Wasserstrahl stellte und das wohlige Gefühl der Wärme tief in sich aufnahm. In ihrem Kopf formte sich unwillkürlich die Idee, dass das hier vielleicht bald die letzte Dusche im Taka-HQ sein würde. Anscheinend hatten sie genug vom Kurama-Einfluss bei den Takas. Blieb nur die Frage, welchen Preis sie verlangen würden, denn sie konnte sich kaum vorstellen, dass sie sie einfach so gehen lassen, ohne noch jeglichen Profit daraus schlagen zu können. Als sie die Dusche verliess und sich vor dem Spiegel zurechtmachte, entdeckte sie auf einem Hocker in der Ecke ihre Kleider. Es waren diejenigen, die sie bei der Entführung getragen hatte, jedoch waren sie nun sauber gefaltet und frisch gewaschen. Letzteres erkannte sie an dem angenehmen Duft, der von ihnen ausging.  Konan war wirklich ein Schatz. Itachi hatte Glück, jemanden wie sie zu haben. Eigentlich hatte sie gedacht, dass Itachi genauso ein Ladykiller war, wie sein Bruder, aber anscheinend schien er nichts von solchen Affären zu halten. Die Frauen fuhren aber trotzdem auf ihn ab, das hatte sie schon oft bemerkt, war ja auch kein Wunder. Und gerade, als sie so in Gedanken versunken ihr Haar kämmte,  betrat Shion in Begleitung von einem Mädchen mit karamellfarbenem Haar die Duschräume. Hotaru, hiess sie, soweit Sakura sich erinnern konnte. Gegen Sakuras Erwartungen erntete sie von keiner der beiden einen abschätzigen Blick oder eine giftige Bemerkung. Nein, sie schienen sie eher neugierig zu mustern, woher auch immer diese Neugier plötzlich kam. Während Shion und Hotaru sich zum Duschen bereit machten, verpasste Sakura ihren Haaren den letzten Schliff, obwohl sie mit dem Ergebnis immer noch nicht zufrieden war. "Hey, wo ich gerade daran denke, der Boss will, dass du dich nachher mal im Aufenthaltsraum zeigst, Sakura." Das war wirklich das erste Mal, das Shion sie bei ihrem Namen nannte, was Sakura verständlicherweise ziemlich überrumpelte. Aber sie nickte. "Werde ich. Danke." Hotaru schenkte ihr ein freundliches Lächeln. Sakura hatte sie, neben Konan versteht sich, immer am meisten gemocht, da sie nicht so hart zu sein schien, wie die Anderen und auch ab und zu mal ein freundliches Lächeln in ihre Richtung abgegeben hatte. Und bei Shion war ihr schon lange aufgefallen, dass sie eigentlich andauernd nur ihre Rolle spielte, um von dem verletzlichen und schüchternen Mädchen abzulenken, welches sie eigentlich war. Kurz darauf verliess sie die Dusche und beschloss nun trotzdem, mal bei Sasuke vorbei zu schauen. Vielleicht hatte sie ja Glück und Karin war gerade nicht da. Das hoffte sie zumindest. Als sie das Zimmer der Bosse erreichte und die offene Tür in Kombination mit zwei leer stehenden Betten erblickte erschrak sie zuerst einmal fürchterlich. Gleich darauf aber ahnte sie schon, dass es Sasuke wahrscheinlich besser ging, sprich, dass er kein Fieber mehr hatte und die Schmerzen durch die Medikamente erträglich waren. Nun hatte er es sicher im Zimmer nicht mehr ausgehalten und ist sonst wo hin gegangen.  Sie begab sich also auf Itachis Anweisungen zum Aufenthaltsraum. Ehrlich gesagt war ihr ein bisschen mulmig zu Mute, als sie so vor der angelehnten Tür stand und von innen ziemlich viele Stimmen vernahm. Aber da hörte sie noch etwas anderes.  Es waren tatsächlich die sanften Klänge einer Gitarre die sie hier vernahm. Es war völlig ungewohnt, da sie wusste, das in dieser Gang eigentlich eher Rock, Metal und Hip-Hop geläufig waren.  Ganz ehrlich, sie liebte die Klänge einer akustischen Gitarre. Schon immer. Vorsichtig spähte sie zwischen dem kleinen Türspalt in den Raum und sie war sprachlos, über das Szenario, dass sich ihr bot.  Da sah sie Deidara, Zetsu, die sich auf den Sofas breitgemacht hatten und entspannt die Augen geschlossen hielten. Hidan polierte sein Messer, Konan hatte sich mit dem Kopf im Nacken und geschlossenen Augen an Itachi gelehnt, der ebenfalls eine Couch beschlagnahmt hatte. Karin sass am Boden und kämmte sich die langen roten Haare, Suigetsu hatte sich quer über die Theke der Bar gestreckt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Es war nichts Aussergewöhnliches, was sie hier sah und trotzdem war es bei den Takas definitiv nicht Alltag. Und ja, die Krönung war Sasuke, der sich mitten im Raum auf den alten Sessel geschmissen hatte und die Gitarre spielte. Mit sehr viel Fingerspitzengefühl zupfte er die Saiten, sodass sich eine wunderbare Melodie ergab. Gitarre, Klavier... Sasuke war wirklich unheimlich begabt. Jedenfalls hätte Sakura schon so genug gestaunt, doch dann begann der Gute doch wahrhaftig noch zu singen. Himmel, und es klang überhaupt nicht schlecht, im Gegenteil: Es war wirklich gut. Die Takas schienen sich das gewohnt zu sein, da keiner auch nur mit der Wimper zuckte, als Sasuke einsetze. Es schien ihm wirklich besser zu gehen, jedoch bemerkte sie schon, dass er nicht unbedingt entspannt war und auch immer wieder etwas auf dem Sessel hin und her rutschte. Aber ansonsten schien er das Fieber von letzter Nacht überwunden zu haben. Und was war mit dem Blutverlust? Sie war sich fast sicher, dass Kimimaro ihm zu Bettruhe geraten hatte, Sasuke sich aber einfach nicht daran hielt. Aber im Moment beschäftigte sie das eigentlich am wenigsten, denn Fakt war, dass Sasuke hier gerade Gitarre spielte und dazu sang. Passierte ja wohl auch nicht alle Tage. Seine raue Stimme war noch beinahe einen Tick anziehender und schöner, wenn er sang. Und er sang nicht alleine. Sie bemerkte, wie alle irgendwie mitsummten oder leise für sich mitsangen, manche leiser, manche etwas lauter. In ihr machte sich das Gefühl breit, dass das Lied die Takas in irgendeiner Weise verbinden musste. Es kam auch ihr bekannt vor. Soweit sie es verstand, ging es um ein Mädchen dass heiraten musste und ein Junge, der mit ihr abhauen wollte.  Und als sie so seinem Lied lauschte, spürte sie plötzlich etwas. Irgendwie sprach sie der Text dieses Liedes an. Sehr sogar. Klar, sie war ja nicht zum Heiraten verdonnert worden, aber trotzdem spürte sie ihren Bezug zu dem Lied.   "Your father hit the wall, your ma disowned you"   Es war wirklich ein schöner Song. Ein Song, der den Sasuke plötzlich wieder zum Vorschein bringen liess, den sie so vermisst hatte. Bei dem sie einige Zeit geglaubt hatte, dass es ihn eigentlich gar nicht gab.  Aber mit einem wohligen, warmen Gefühl im Herzen, stellte sie fest, dass er nicht nur ein Trugbild gewesen war. Es gab den anderen Sasuke. Den, der er war, wenn er aus seiner kühlen und harten Schale herauskam. Ihre Beine setzten sich wie von selbst in Bewegung und liessen sie langsam in den Aufenthaltsraum eintreten.    "And I'll do anythin' you ever dreamed to be complete Little pieces of the nothin' that fall Oh, May Put your arms around me What you feel is what you are And what you are is beautiful"   Es war genau dieser Moment, als Sasuke den Kopf hob und Onyx auf Grün traf. Kapitel 23: Das Ende eines Abenteuers ------------------------------------- Jede kleinste Faser ihres Körpers erstarrte, diesem intensiven und völlig undefinierbaren Blick restlos ausgesetzt. Am liebsten wäre sie auf der Stelle wieder rechtsum kehrt aus dem Raum gestürmt und hätte sich in der nächsten staubigen Ecke versteckt, jedoch wollten ihre dämlichen Beine erneut nicht wie ihr Kopf und blieben stur wo sie waren. Sasuke erlöste sie gleich darauf von ihrem inneren Dilemma und richtete seinen Blick wieder nach unten. Sein Spiel brach abrupt ab und somit war ihr nun auch die Aufmerksamkeit des gesamten Raumes sicher. In der Tat richteten sich mehr und mehr neugierige Blicke auf ihre Wenigkeit und sie wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. Ihre tomatengleiche Gesichtsfarbe würde das Übrige tun, damit ihre Verlegenheit auch ja nicht unbemerkt blieb. Karins eiskalter Killerblick ignorierte sie, so gut das möglich war. Himmelherrgott, konnte denn keiner irgendetwas sagen? Gab ja wohl genug zu diskutieren. Bevor die junge Kurama nun endgültig im Boden verssank, begann Sasuke geistesgegenwärtig wieder an den Saiten zu zupfen, es war dasselbe Lied, nur begann er es jetzt wieder von vorne. Sakuras Nackenhaare richteten sich allesamt auf, als sie das warme und zugleich seltsame Gefühl überkam, dass er diese sorgfältig gewählten Worte für sie sang... Could you whisper in my ear The things you wanna feel I'd give you anythin' To feel it comin' Sein Blick streifte sie und ihr war klar, dass sie sofort irgendetwas machen musste, damit sie nicht auf der Stelle umkippte. Volles Herzblut schwang in diesem einfachen Lied so deutlich mit, dass es einfach nur wunderschön war, ihm zuzuhören. Himmel, er war so talentiert! Doch irgendwie war es nur schön zu wissen, dass ihm bei all den dunklen Zeiten in seinem Leben, ein solch wunderbares Talent verliehen worden war. Eigentlich war es nur fair. Sie brachte es endlich fertig, sich innerlich zusammenzuraffen und ging einigermassen festen Schrittes auf Itachi zu, der immer noch bei seiner Konan auf der abgewetzten Couch sass und die Musik seines kleinen Bruders sichtlich genoss. "Du wolltest mich sehen?", fragte sie ihn sachlich. Der Angesprochene nickte. "Eigentlich wollte ich dir nur mitteilen, dass wir dich morgen nach Hause schicken. Unsere Anforderungen an deine Gang sind lediglich ein paar Waffen. Wir verdanken dir hier einiges." Sakura wusste nicht, wie sie dazu jetzt stehen sollte. Natürlich freute sie sich, zu hören, dass sie bald wieder in ihr vertrautes Territorium zurückkehren konnte, aber auf eine seltsame Art war ihr diese Gang hier auch ans Herz gewachsen. Diese kurze Zeit hatte gereicht, um in ihr Sympathie für ihre grössten Feinde zu wecken. Nun gut, die Tage hier waren ihr rückblickend doch ziemlich lange vorgekommen, aber trotzdem fühlte sie sich bei den Takas inzwischen schon fast... wohl. Egal. Es war jetzt nicht die richtige Zeit, darüber nachzudenken. Die Kuramas hätten im Moment wohl sowieso kaum Kapazität, noch eine Rettungsaktion zu starten. Mit angeschlagenem Outer und Inner war das ein Ding der Unmöglichkeit, und wenn es trotzdem versucht würde, dann ginge der Schuss mit hoher Wahrscheinlichkeit nach hinten los. Um ehrlich zu sein, sie war froh, dass sie sich nicht von ihnen retten lassen musste, denn sonst hätte sie sich gefühlt wie ein kleines Kind, das den Weg nach Hause nicht mehr alleine fand. Schliesslich war es schon ziemlich naiv gewesen, einfach in den Park zu spazieren, ohne sich Gedanken über die Risiken zu machen. "Okay. Danke", meinte sie daraufhin und Itachis Grinsen wurde noch etwas breiter, als sich Konan zu Wort meldete. "Itachi, du solltest ihr eigentlich danken! Das HQ ist so sauber wie nie zuvor und dein Bruder hat inzwischen kein Fieber mehr. Und Letzteres war freiwillig!" "Schon gut, schon gut, Blue." Er hob abwehrend die Hände. "Ich bin dir wirklich zu Dank verpflichtet, kleine Sakura. Für eine Kurama bist du echt in Ordnung. Schon nur, dass du meinen Bruder dazu gebracht hast, wieder zu spielen...das hat er schon lange nicht mehr gemacht." "Dabei ist es doch so wunderbar, wenn er spielt! Man merkt richtig wie sich alle endlich mal entspannen und ein bisschen die Gedanken an den alltäglichen Mist loswerden", seufzte Konan, stand auf und zog dabei auch Itachi mit sich. Sakura lächelte, als Konan ihm die Arme um den Hals legte, sie in seinem Nacken verschlang und sich dann im Klang der Musik zu bewegen begann. Zu ihrem Erstaunen legte der Taka-Boss ihr die Arme um die Hüfte und machte sogar mit. Sakura setzte sich auf das frei gewordene Sofa und beobachtete diese überaus ungewohnte Stimmung im Raum. Konan und Itachis Tänzchen löste eine kleine Kettenreaktion unter den anderen aus, so schnappte sich Suigetsu Karin, die zwar mit einem sehnsüchtigen Blick deutlich machte, dass sie lieber mit Sasuke getanzt hätte, jedoch war dieser für die Musik zuständig und somit nicht verfügbar. Ein Glück. Die beiden begannen genauso ein bisschen herumzutanzen und obwohl es keine wirkliche Tanzmusik war, passte es total. Inzwischen waren noch einige andere, gesunde Mitglieder dazugekommen und erfreuten sich ebenfalls an Sasukes Spiel. Anscheinend hatte er das früher wirklich öfter gemacht. Die tanzenden Leute, die anscheinend allesamt den Song kannten und nun zeitweise mit zu trällern begannen, verbreiteten eine wirklich wohlige und fröhliche Stimmung, die sie sich so gar nicht von den Takas gewohnt war. Aber irgendwie war es schön. Sie erschrak fürchterlich als sie von zwei starken Händen an den Handgelenken gepackt und mit einem Ruck auf die Beine gezogen wurde. "Los, kleine Sakura, lass uns tanzen!" Deidara grinste sie schelmisch an und legte ihr einen Arm um die Hüfte. Die Kurama kiekste überrascht, doch gleich darauf fand sie Gefallen an der Idee, ein wenig zu tanzen, wenn auch mit Deidara. So ganz wohl war ihr anfänglich nicht dabei, als sie ihm die Hand reichte und sie sich im Rhythmus zur Musik bewegten, doch nach und nach merkte sie, dass dieser junge Mann gar nicht mal ein schlechter Tänzer war. Es machte wirklich Spass mit ihm. Sasuke spielte immer weiter, nahm Lied um Lied und auch er schien die lockere Atmosphäre sichtlich zu geniessen. In dieser Weise herumtanzende Takas bekam man sicher auch nicht jeden Tag zu Gesicht. Es machte ihr riesigen Spass und Deidara schien gar keine zwielichtigen Hintergedanken zu hegen, wie sie eigentlich zuerst vermutet hatte. Sie vergass völlig die Zeit, doch irgendwann waren doch alle etwas ausser Atem und Suigetsu holte zur Erfrischung Bier aus dem Kühlschrank. Sie liess sich auf das Sofa zurück plumpsen und schloss zufrieden, jedoch schwer atmend, die Augen. "Hey! Du magst kein Bier, richtig?" Als sie die Augen langsam öffnete, war es Suigetsu, der sie, mit einer Dose Cola in der Hand, angrinste. "Danke...", stotterte sei voller Verwunderung. Das hatte sie jetzt beim besten Willen nicht erwartet. Es freute sie genau deshalb umso mehr, dass die Jungs sie schon gar nicht mal so schlecht zu kennen schienen. Also lehnte sie sich zurück und genoss das kühle Getränk und ihren letzten Abend hier im HQ. Wehmut - das letzte Gefühl, das sie im Moment spüren sollte, und trotzdem tat sie es. Immer mehr Takas fanden sich hier im Raum ein, manche waren topfit, andere sahen müde und angeschlagen aus. Die heitere Stimmung sprang aber auf alle über, selbst diejenigen, die einen Arm oder ein Bein oder sonst irgendein Körperteil in einem Verband stecken hatten. Sasuke gab das Spielen irgendwann auf, war unter der Meute eine eher missgünstige Gegenreaktion auslöste. Suigetsu schmiss also den Ghetto-Blaster an, aus dem nun die altbekannte Mucke plärrte. Aber es war besser so. Sasuke sollte sich mehr schonen und eigentlich das Bett hüten, es war wieder einmal typisch für ihn, dass er es nicht in den Federn ausgehalten hatte. Als sie ihren Blick suchend durch den Aufenthaltsraum streifen liess, konnte sie Sasuke bereits nicht mehr entdecken. Er war wie ein Phantom. Im ersten Moment war er da, kurz darauf wieder weg. Toll. Aber vielleicht war er doch zur Vernunft gekommen und zurück ins Bett gegangen. Sie musste zugeben, dass es sie doch etwas traurig machte, dass er schon wieder weg war. Es gab einfach zu vieles, das noch unausgesprochen zwischen ihnen stand. Aber damit musste wie wohl klarkommen, denn ab morgen war sowieso alles vorbei. Endgültig. Aus dem anfänglichen Herumgetanze der Takas wurde langsam aber sicher eine waschechte Party. Überall wo man hinschaute waren tanzende Leute zu sehen und sie musste zugeben, dass die Takas in Sachen Breakdance, wirklich etwas auf dem Kasten hatten. Allen voran Zetsu, Deidara und Suigetsu, die eine filmreife Performance hinlegten, so dass sogar Sakura nicht anders konnte, als zu applaudieren. Der absolute Wendepunkt erreichte die Fete, als der Blaster "Talk Dirty" zu spielen begann, welches sowieso andauernd lief und überhaupt nicht Sakuras Geschmack traf. Aber die Reaktion, die es auslöste, war schon überraschend. Schlagartig war jegliche Art von Tanz Nebensache und jeder Typ schnappte sich das nächstbeste Mädchen, welches er eng an sich zog und von nun an ziemlich - naja, mit viel Körperkontakt halt- getanzt wurde. Okay, das war deutlich untertrieben, denn bei den meisten ging dieser "Körperkontakt" in eine ziemliche Grapscherei über, was ihr aber erstaunlicherweise überhaupt nicht schräg reinkam. Wie sie Suigetsu so zuschaute, als er Karin mit viel Bedacht über ihre Kurven strich, wirkte es überhaupt nicht billig, sondern eher leidenschaftlich. Bei einem solchen Song schien hier einfach jeder mit jedem etwas anzufangen. Shion wurde gerade von Zetsu in einen Zungenkuss verwickelt, Deidara tanzte Brust zu Rücken mit Hotaru und strich ihr dabei gemächlich über den Bauch, während er ihr am Ohrläppchen knabberte und sie leise kicherte. Ihr war klar, dass keiner von denen wirklich etwas mit ihrem Tanzpartner hatten, das hier war bloss Spass. Sie schienen es allesamt zu geniessen und wie gesagt, billig war anders. Sakura konnte nicht anders, als über diese ganz aussergewöhnliche Beziehung, die die Takas zu einander haben zu schienen, zu lachen. Das unterschied sie grob von den Kuramas, denn dort basierte so ziemlich alles auf reiner Freundschaft und wenn nicht, dann sprach man von einer Beziehung. Neji und Tenten waren die Ausnahme, jedoch wusste jeder einzelne, dass die beiden zusammen waren, das Wort "Beziehung" jedoch mieden wie die Pest. Aber sonst ging es bei ihnen eher freundschaftlich zu und her. Obwohl, war das, was sich hier gerade vor ihren Augen abspielte nicht auch Freundschaft? Vielleicht mit etwas mehr Privilegien? War ja jetzt eigentlich auch egal. Jedenfalls verspürte sie nicht das Bedürfnis, noch länger hier zu bleiben. Sollten die Takas ihren Trieben freien Lauf lassen, aber dabei zusehen musste sie nicht unbedingt. Also schlich sich die Kurama leise davon und liess die Tür hinter sich so sachte wie möglich ins Schloss fallen. Der altbekannte, zurzeit ziemlich düstere Gang zu ihrem Käfig erwartete sie und sie musste zugeben, dass sie froh wäre, wenn ihr jemand den Lichtschalter zeigen könnte, denn sie hasste es, im Dunkeln umher zu irren. Der Lichtschalter liess sich leider Gottes nicht finden und so blieb ihr nichts anderes übrig, als sich wie eine Blinde durch den Gang zu tasten. Durch das schwache Mondlicht, das sich durch die trüben Fensterscheiben kämpfte konnte man wenigstens schwach die Umrisse des Ganges erkennen, der vor ihr lag und so schaffte sie es, so ziemlich unversehrt an ihr Ziel zu gelangen. Dem Fenster, dass gegenüber ihres Käfigs war, verdankte sie wohl, dass sie die schwere Holztür überhaupt fand. Als langsam nach dem Türgriff tastete und mit der Hand über das raue Holz tastete, fuhr urplötzlich ein leichter, stechender Schmerz durch ihre Hand und sie fluchte laut auf , als ihr bewusst wurde, das das wohl einer dieser besagten Holzsplitter gewesen sein musste, von denen sie sich andauernd so gehütet hatte. Und nun steckte trotz allen Bemühungen einer in ihrem kleinen Finger. Wie auch immer, sie konnte das Ding ja zu Hause raus operieren. Was für ein Souvenir. Sie kam einmal mehr ins Fluchen, als diese verdammte Tür sich wieder einmal nicht ihrem Willen beugen wollte und verschlossen blieb. Das Ding klemmte sicher jedes zweite Mal, wenn man es öffnen wollte. Bevor sie sich mit voller Wucht dagegen werfen konnte erregte ein Schatten etwas weiter neben der Tür ihre Aufmerksamkeit. "Hartnäckig die Tür, was?" Ihr Herz setzte gefühlte drei Takte lang aus, nur um sich dann in Höchstgeschwindigkeit wieder zurück zu melden. Diese Stimme. "Wie immer." Nicht besonders einfallsreich, aber die erstbeste Antwort, die sie momentan zu Stande brachte. Sasuke schaffte es einfach immer wieder, sie völlig aus dem Konzept zu bringen. "Was machst du hier?" Ihre Stimme glich wohl nur noch einem vagen Flüstern, aber Sasuke schien alles haargenau zu verstehen. "Ich wollte dich etwas fragen." Sakura wagte nicht, sich in seine Richtung zu drehen. Ihn anzusehen würde sie vollends kirre machen. "Okay...", murmelte sie und hoffte, dass sie nicht so aufgeregt klang, wie sie eigentlich war. Aber was machte sie sich eigentlich vor? Sasuke war ja nicht auf den Kopf gefallen und würde das Offensichtliche sowieso bemerken. Der Wind, der draussen um die Hausecken pfiff, war das einzige Geräusch, das den langen Gang erfüllte und Sakura fröstelte. "Warum wolltest du diese Geschichte von Konan hören?", fragte er rau, aber sachlich. Nicht wütend. Eher niedergeschlagen. Sakura zuckte zusammen und wagte es nun doch, in seine Richtung zu blicken. Sie erkannte aber lediglich, dass er mit dem Rücken zu Wand am Boden sass, den Blick auf die alten Holzdielen gerichtet, sein dunkles Haar fiel ihm ins Gesicht und machte es somit unmöglich, seinen Gesichtsausdruck zu erkennen. Woher wusste er denn bitte von der Sache? Hatte Konan ihm davon erzählt? Letzteres konnte sie sich kaum vorstellen, da die Blauhaarige mehrmals betont hatte, dass sie eigentlich nichts hätte erzählen dürfen. "Woher weisst du das?", flüsterte sie ertappt. "Hab's gehört." Sakura nickte angespannt. Wenn sie doch nur sein Gesicht sehen könnte! Im Moment konnte sie nicht einschätzen, wie er zu der Tatsache stand, dass sie diesen dunklen Abschnitt aus seinem Leben nun kannte. Er, der kaum jemandem etwas über sich preis gab? Schliesslich vertrat er die Ansicht, dass es Verletzlichkeit bedeutete, wenn jemand zu viel über einen wusste. Jedenfalls sollte sie jetzt endlich auf seine Frage eingehen. Gut, sie hätte ihn jetzt auch mit irgendeiner erfundenen Antwort abspeisen können, aber erstens würde sie sich dabei miserabel fühlen und zweitens würde er es ihr sowieso nicht abkaufen. Er war zu schlau für sowas. Nein, sie wollte ihm die Wahrheit sagen. Es war an der Zeit endlich ehrlich miteinander zu reden. Sakura lehnte sich rücklings gegen die Wand und liess sich zu Boden gleiten, sodass sie nun ein Stück weiter weg, neben ihm kauerte. "Ich wollte dich besser fassen. Weisst du, für mich bist du manchmal einfach ein Buch mit sieben Siegeln. Im ersten Moment verstehe ich dich und im nächsten stehe ich vor verschlossenen Türen. Du bist mir ein Rätsel, Sasuke. Eigentlich schon immer, aber es ist mir erst hier wirklich bewusst geworden, welch kleinen Bruchteil ich von dir kannte. Ich hatte keine Hintergedanken dabei, Konan nach deiner Vergangenheit zu fragen und wollte lediglich erfahren, warum du so bist, wie du bist." Ihre Stimme zitterte, aber sie wusste, dass es so richtig war. "Und hast du erfahren, was du erfahren wolltest?" In seiner Stimme lag eine simple Frage, doch sie spürte sein Unbehagen zwischen den Worten deutlich genug. Auch er konnte nicht alles vor ihr verstecken. "Ich glaube schon." "Gut." Sakuras Herz hämmerte beinahe schmerzhaft und so laut gegen ihren Brustkorb, dass Sasuke es eigentlich längst hätte hören müssen. Was dachte er exakt in diesem Moment? Dieser junge Mann war so undurchschaubar wie die trüben Fensterscheiben dieses HQ's. Es war einfach zum verrückt werden! Und nun sassen sie da, schweigend, als ob es nichts mehr zu sagen gäbe. Dabei wussten sie beide, dass da noch etwas unausgesprochen im Raum stand. "Du hältst nicht viel vom Leben, nicht wahr?", flüsterte sie in seine Richtung. Es war der Moment, indem er den Kopf hob und sie endlich seine Augen im schwachen Mondschein erblicken konnte. Zur ihrer Enttäuschung sagte sein kühler Gesichtsausdruck nicht vielmehr über seine Stimmung aus. "Kommt darauf an. Manchmal halte ich gar nichts vom Leben und manchmal...manchmal halte ich mehr davon, als das es eigentlich wert wäre." Auf Sakuras Gesicht stahl sich unwillkürlich ein sanftes Lächeln. Es war diese leichte Wärme in seiner Stimme, die in seinen letzten Worten mitschwang und ihnen diese ganz besondere Wirkung verlieh, die nur schwer zu beschreiben war. Das darauffolgende Schweigen war wesentlich angenehmer, als das vorgängige und Sakura dachte über seine Worte nach. "Von welchen Momenten sprichst du?" Sie war einfach zu neugierig. Er drehte den Kopf weg und Sakura vermeinte, einen Hauch leichter Verlegenheit in seiner Mimik zu erkennen. "Spielt nicht so eine Rolle." Dabei sollte es belassen werden. Nach geraumer Zeit wandte er der Kurama wieder seinen durchdringenden Blick zu, der ihr abermals einen Schauer über das Rückgrat jagte. "Ich wollte dir noch danken. Für gestern. Das war nicht selbstverständlich. Ich hoffe, ich habe nicht zu viel Scheisse gelabert." Ein verlegenes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit und Sakura musste zugeben, dass er so unglaublich süss aussah. Es waren die seltenen Momente, in denen er nicht so abgehärtet und strassentigermässig rüberkam. "Das war okay. Ich habe das gerne gemacht...so konnte ich mich bei dir revanchieren." Letzteres hatte sie eigentlich nicht sagen wollen, es war ihr einfach so raus gerutscht. "Revanchieren?" Sakuras Wangen wurden ganz heiss und sie war sich sicher, dass sie wieder einmal knallrot im Gesicht war, was hoffentlich bei dem spärlichen Lichteinfall kaum auffiel. "Das mit der Entführung war nicht dein Verdienst. Es tut mir leid, dass ich dich für all das verantwortlich gemacht habe. Es war gerade etwas zu viel für mich." Er nickte. "Es ist okay. Aber ganz ehrlich, da war doch noch etwas mehr oder? Du warst nicht nur wegen dem so wütend." Er hatte sie also durchschaut. Sakura war beeindruckt von seiner Fähigkeit, sie zu lesen wie ein offenes Buch. Oder war sie wirklich so einfach gestrickt? "Nein, du hast recht. Es war die Tatsache, dass ich immer mehr Seiten von dir kennen gelernt habe, die...naja, die du mir vorher nie gezeigt hast. Ungefähr so lässt es sich ausdrücken." Betreten schaute sie zu Boden, nur um ihm bei diesen Worten nicht in seine nahezu durchleuchtenden, dunklen Augen sehen zu müssen. Es musste eigentlich nicht mehr ausgesprochen werden. Die Tatsache, dass es Welten waren, die sie trennten war schon längst offensichtlich und brauchte nicht mehr beim Namen genannt zu werden. Es gab Abgründe, die man nicht überwinden konnte, egal, wie sehr man es auch versuchte. Es waren nicht nur die Gangs und ihr Zwist, basierend auf altem Hass und Neid, den sie tagtäglich ausfochten, sondern auch ganz einfach der Umstand, dass Sasuke zwar in einer Gang war, aber trotzdem in einer völlig anderen Welt aufgewachsen war, als sie. Ja, auch sie war Mitglied einer Gang und hatte einiges erleben müssen, aber im krassen Vergleich zu ihm war das nichts. In ihrem Herzen spürte sie, wie sehr sie diesen jungen Mann, der hier neben ihr sass, mochte. Aber vielleicht gab es einfach Dinge, die nicht sein sollten. Die nicht dazu bestimmt waren, zu bestehen. Sie hatten es versucht, doch die Schwierigkeiten und Probleme waren einfach in vernichtender, unüberwindbarer Überzahl gewesen. Vielleicht war es besser, wenn jeder in seiner eigenen Welt den ihm vorbestimmten Weg ging. Auch wenn es weh tat. Und sie spürte, dass das Sasuke genauso klar war, wie ihr. Sie erschrak, als Sasuke sich plötzlich, völlig unerwartet erhob. "Ich hoffe du kommst morgen gut nach Hause. Mach's gut, Sakura und...vielen Dank." Mit diesen wenigen, aber wertvollen Worten wandte er sich ab und machte sich auf den Weg zu dem Zimmer der Bosse. Ein abrupter Abschied, aber es war wohl besser so. Bevor Sasuke in der Dunkelheit verschwand blieb er plötzlich stehen und sagte, ohne sich nur ein bisschen umzudrehen: "Ich breche mein Wort nicht. Das Versprechen von damals im Gold Park gilt nach wie vor, auch wenn du es vielleicht nie mehr brauchst." Und mit diesen Worten wandte er sich endgültig ab und verschmolz mit der Dunkelheit. Er war weg. Stille. Seine letzten Worte hallten laut und unüberhörbar in Sakuras Kopf nach. Und nun war es vorbei. Endgültig vorbei. Es waren diese zwei simplen Worte, die sich schmerzhaft wie tiefe Messerstiche in ihr Herz bohrten. Tausende von bitteren Emotionen stürzten auf sie herein und sie hätte am liebsten sofort losgeweint. Es war ein Abenteuer, das genau in diesem Moment sein jähes Ende fand. Sie erinnerte sich an all die Gefühle, die dieser Uchiha in ihr ausgelöst hatte, diese wertvollen Augenblicke, die sie gemeinsam hatten erleben dürfen. Rückblickend erschien ihr das alles wie ein kleiner Traum im vernichtenden Zwiespalt der Gangs, voller Herzklopfen und geballter Spannung, Glück und Trauer. Schwer zu beschreiben, wenn solche Empfindungen auf einen herabregneten wie eisige Hagelkörner. Sie war durcheinander und sie spürte, wie sich nun langsam aber sicher Tränen in ihren Augen sammelten. Es war der Zeitpunkt, um sich nun endlich in ihren stillen, dunklen Käfig zurückzuziehen, wo niemand sehen konnte, was gerade in ihr vorging. Mit aller Kraft drückte sie die Tür ihres einstigen Gefängnisses auf und flüchtete sich aus dem fahlen Mondlicht und dem langen, düsteren Gang in ihren Käfig, nur um sich dann auf ihrer quietschenden Liege wie ein kleines Kind zusammen zu rollen und ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Jeder einzelne Schluchzer schüttelte sie und sie krallte sich mit ihren Fingernägeln in das Bettlaken, damit sie sich nicht in ihre Handflächen bohrten. Gott, sie würde ihn vermissen. Und wie. Aber ihr Verstand sagte ihr, dass es besser so war. "Wir kriegen Cherry zurück." Naruto liess sich auf die Couch fallen und stütze den Kopf nachdenklich auf seinen Händen ab. Er hatte seinen Kater dank Alka Seltzer nun temporär überwunden und war jetzt wohl halbwegs im Stande, klar zu denken. Seit sie heute erst nach dem Mittag aufgestanden waren, quälten ihn und diverse andere Gangmitglieder die berühmt-berüchtigten Killer-Kopfschmerzen und das Scheissgefühl, das einem ein Kater bescherte. "Nicht dein Ernst oder?", rief Ino von der Galerie herab, gleich darauf war das Geräusch ihrer lila Stiefeletten-Absätze auf der knarrenden Holztreppe zu hören. Auch die anderen Kuramas kamen neugierig hinzu und bedachten ihren Anführer mit fragenden Blicken. "Ich hab gerade eine SMS von Sakuras Handy gekriegt. Sie erwarten uns morgen vor der Graffiti-Höhle. Der Preis ist erstaunlich niedrig. Zehn Schusswaffen. Das ist alles, was sie wollen." Der Blonde schien das eben Gesagte selbst kaum zu glauben. "Hä?"Kiba schüttelte den Kopf und drehte nachdenklich einen Schraubenschlüssel in den Händen. Er klang ziemlich abgekämpft und sein müder Blick verriet, dass er wohl einen ziemlichen Brummschädel haben musste."Warum zur Hölle wollen die uns Cherry jetzt plötzlich zurückgeben?" "Und dann noch zu so einem Preis? Ich meine, gut, dass sie nicht mehr verlangen, aber die Takas sind doch sonst nicht so nett?", meinte Gaara konzentriert, ohne seinen Blick von 'Assasin's Creed' abzuwenden. "Ich kann es mir zwar nicht so gut vorstellen, aber die Typen haben bei der letzten Schlacht ganz schön was abbekommen. Vielleicht denken sie, dass sie genug provoziert haben? Das war doch laut ihrer Aussage ihre Absicht", schlussfolgerte Tenten, während sie sich nachdenklich am Kopf kratzte. "Echt schräg. Vielleicht verarschen die uns ja auch nur. Kann ja sein, dass die bei der Graffiti-Höhle einen Hinterhalt planen." Naruto schien hin - und hergerissen zu sein. Er begann, an seinen Fingernägeln zu kauen. Alles in allem schien er sowieso nicht mehr ganz bei der Sache zu sein, wie Ino fand. Aber das geschah ihm nur recht. "Was meinst du, Shika?", wandte sich der Boss an seinen Vize. Dieser hatte sich neben ihm auf der Couch niedergelassen und die Arme verschränkt. "Wir müssen so oder so dorthin. Wenn die Chance besteht, dass Sakura dabei ist, dann haben wir keine Wahl." "Oh verdammt, Sandy, jetzt mach doch mal diese dämliche Glotze aus! Mein Schädel platzt sonst gleich", maulte Kiba und liess sich stöhnend rücklings auf das zweite Sofa fallen. Akamaru sprang indes neben sein Herrchen auf das Polster und bettete seinen wuscheligen Kopf an dessen Brust. Sandy alias Gaara liess sich seinerseits nicht beirren und zockte gelassen weiter. "Ist nicht mein Problem, Hündchen.“ "Ruhe jetzt!" zischte Ino in die Richtung der beiden Streithähne. "Also gehen wir doch hoffentlich? Und wann soll das überhaupt stattfinden?" "Morgen um zehn Uhr. Es dürfen nur fünf dabei sein. Bevor wir morgen gehen, rüstet ihr euch bitte gut. Denn, wie gesagt: Es kann genauso gut ein Hinterhalt sein. Wir haben aber keine Wahl." Ino beobachtete Naruto genau. Er wirkte niedergeschlagen. Nicht halb so motiviert, für das zu kämpfen, was ihm wichtig war, wie sie es sich eigentlich von ihm gewohnt war. Wo war diese ganz gewisse Lebendigkeit hingekommen, die er sonst immer ausstrahlte? Wahrscheinlich hatte er einfach ein verdammt schlechtes Gewissen, weil er sich gestern so daneben verhalten hatte. Gut so. Dann würde er sich vielleicht beim nächsten Mal zweimal überlegen, was das Wichtigste war. Das Feiern oder die Freunde? Der Morgen war angebrochen. Sakura fühlte sich wie ein ausgedrehter Waschlappen, müde, traurig und vor allem leer. Ganz ehrlich, ihr Körper fühlte sich an wie eine Hülle, gefüllt mit gähnendem Nichts. Sie kannte dieses Gefühl, jedoch nur ein einer sehr abgeschwächten Form. Es war zu Vergleichen mit dem Aufwachen aus einem wunderbaren Traum, von dem man sich gerade wünschte, dass er nie zu Ende ginge, nur um dann im nächsten Moment zu erwachen und sich in Grund und Boden zu ärgern, weil man sich der blanken Realität so schutzlos ausgeliefert fühlt. Dieses Gefühl, in seiner Härte und in seinem Schmerz vervierfacht und man fühlte sich, wie Sakura sich jetzt gerade fühlte. Alles schien unwirklich, als sie sich aufraffte, sich im Bad die Zähne putzte und versuchte, ihr zerzaustes Haar mit einem Haarband zu bändigen, jedoch nur mit mässigem Erfolg. Aber eigentlich war ihr das jetzt auch egal. Sie schlüpfte in ihre Kleider und legte ihre blaue Jacke bereit, die sie bei ihrer Ankunft hier getragen hatte. Beim Schminken ihrer Augen rutschte sie gefühlte zehnmal mit dem Kajal-Stift ab, die Wimperntusche landete irgendwo im nirgendwo, sodass sich die Kurama wohl oder übel dafür entscheiden musste, die Wimperntusche ganz weg zu lassen. Selbst die Flasche mit Lösung zum Abschminken landete mit einem dumpfen Geräusch auf den kalten, feuchten Bodenfliesen. Es war zum Verrücktwerden. Irgendwann konnte sie sich halbwegs im Spiegel ansehen, ohne dass sie dabei am liebsten im Boden versinken wollte. Aber, wie gesagt: Es war eigentlich egal. Sie wollte nur noch irgendwo hin, wo ihre vielen Gedanken und ihre Gefühle, diese verwirrenden und schweren Empfindungen in irgendeiner Form Sinn ergaben. Ihre Beine fühlten sich schwer an, als sie sich auf den Weg zur Garage machte. Sie schien alles nur noch wie durch einen dicken Wattebausch wahrzunehmen, den Gang, der Aufenthaltsraum, der Staub, die Stimmen der anderen... Das sonst so imposante Schlangenbildnis im Hauptraum hatte für sie jegliche Wirkung verloren und war nur noch ein einfaches Werk eines Sprayers. In der Garage erwarteten sie bereits einige Takas, die sie erwartungsvoll musterten. Sie brachte ein knappes "Morgen" als Antwort auf die Begrüssungen der anderen heraus, und damit hatte es sich auch schon. Er war nirgends zu sehen. Zum Glück, denn sonst wäre sie wohl völlig durchgedreht. "Du fährst bei Hidan mit", wies Konan sie an, bedachte sie aber währenddessen mit einem viel ahnenden Blick. Hidan seinerseits grinste, Sakura begab sich, mit einem krampfhaft erzeugten Ansatz eines Lächelns auf dem Gesicht zu ihm und seiner schwarzen Maschine, die rote Flammen aufgemalt hatte. An ihrem Lenker baumelte ein Lederband mit einem Ring, in dem wiederum ein Dreieck eingearbeitet war. Das war wohl eines dieser Jashin-Symbole. Wie auch immer. Sie schwang sich hinter dem grinsenden Taka auf das Motorrad. Karin kam mit einem zerfetzten Stück Stoff, das wohl als Augenbinde dienen sollte, damit sie die Lage des HQs nicht den Kuramas verraten konnte. Sie hatte währenddessen ein fieses Lächeln aufgesetzt. Im Moment war ihr das alles ziemlich gleichgültig. In ihren Gedanken drehte sich sowieso alles. Es schienen sich nun alle eingefunden zu haben, die diese Geiselrückgabe begleiten würden. Da waren Itachi, Karin, Hidan, Kakuzu und Konan. Fünf an der Zahl. Ausser ihnen hielten sich in der Garage noch Deidara, Sasori, Shion und Hotaru, sowie einige andere auf, die wohl dem Ende ihrer Gefangenschaft beiwohnen wollten. Deidara winkte ebenfalls so selbstgefällig grinsend, während Shion immer noch misstrauisch guckte. Hotaru lächelte schüchtern und Sasori sah so aus wie immer - undefinierbar. Dann wurde alles um sie herum schwarz, was von dem Stofffetzen herrührte, den Karin ihr nun um den Kopf band. "Ich hoffe, du hast dich endgültig von Demon verabschiedet, Pinkie", giftete sie so nahe an ihrem Ohr, dass es keiner sonst hören konnte. In ihrer Stimme schwang pure Schadenfreude mit. "Wird Zeit, dass hier wieder der gewohnte Alltag einkehrt und die Dinge so laufen, wie sie sollten." Klar freute sie sich. Sie hatte jetzt ja auch freie Bahn. Sakura reagierte nicht darauf, aber innerlich kochte sie. Sie hasste es, wenn man sie Pinkie nannte. E war eines der schlimmsten Wörter, das man in ihrer Gegenwart in den Mund nehmen konnte, schliesslich hatte man sie früher in der Schule zu ihren Mobbing-Zeiten immer so genannt. Jedes Mal sah sie vor ihrem inneren Auge wieder die fiese Kin, wie sie über sie herzog und Zaku damit beeindrucken wollte. Den Ton der Schwarzhaarigen würde sie niemals vergessen. Aber diese dumme Pute Karin konnte ihr gestohlen bleiben. Bevor die Rothaarige sich abwandte drückte sie Sakura noch deren Handy in die Hand. Hidan warf den getunten Motor seiner Maschine an signalisierte so, dass es Zeit war, aufzubrechen. Keine drei Sekunden später heulten auch alle anderen Motoren ohrenbetäubend laut auf, und beendeten somit Sakuras Zeit im HQ der Takas endgültig. "Bye, Cherry!" "Bau keine Scheisse, Cherry!" "Man sieht sich, Kleine!" Trotz all diesen verwirrenden Gefühlen musste Sakura lächeln. Nein, es war ganz und gar nicht gesund, Sympathie für den Feind zu empfinden, das hatte sie ja schon mehrmals mehr oder weniger schmerzlich erkennen müssen. Und trotzdem konnte sie nicht leugnen, dass ihr diese Bande - oder zumindest ein grosser Teil davon - ans Herz gewachsen war. "Halt dich fest, Süsse!" Unter ihr setzte sich die Maschine in Bewegung und sie konnte sich gerade noch so an Hidan festhalten, beinahe wäre sie auf dem Boden gelandet, so ruckartig, wie der Taka anfuhr. Hidan schien das nur zu geniessen und lachte lauthals, als sie das HQ verliessen und ihnen die kalte Winterluft entgegenschlug. Sakura war heilfroh, dass sie die Jacke hatte, jedoch wäre ein Schal auch keine schlechte Idee gewesen. In dieser Woche hatte es ziemlich abgekühlt, wahrscheinlich würde es auch bald Schnee geben. Nur ihre Hände würden am Ende der Fahrt wohl zu Eis erstarrt sein, denn Handschuhe hatte sie keine. Trotzdem tat es gut, wieder einmal ganz an der frischen Luft zu sein, wenn man die Stadtluft Konohas denn als solche bezeichnen konnte. Wohl eher nicht. Sie brachte es relativ gut fertig, die Balance zu halten und sie musste gestehen dass Hidan zwar ein schneller, aber äusserst geschickter Lenker war und sie so nicht einmal wirklich Gefahr lief, von der Kiste runter zu fallen. Hinter und vor ihnen waren die Motoren der anderen zu hören. Den Geräuschen nach zu urteilen, waren sie nicht auf der Hauptstrasse unterwegs, sondern eher in ruhigeren Teilen der Stadt. War ja auch nicht verwunderlich, es sollte sie ja auch nicht jeder sehen, dass sie hier eine Geisel durch die Stadt kutschierten. Es waren ungefähr zwanzig Minuten verstrichen, als Hidan langsam abbremste und nach und nach zum Stehen kam. Sie vernahm nun Autolärm, wahrscheinlich waren sie in der Nähe der Autobahn. Waren sie schon da? "Saku!", hörte sie eine vertraute Frauenstimme und sie horchte auf, als in dieser Stimme Ino erkannte. "Hallohallöchen!", rief Hidan und hob Sakura ganz leicht von seiner Maschine herunter, mit der blossen Absicht, die Kuramas noch ein bisschen mehr zu provozieren, was ihm auch bestens gelang. "Finger weg, Bastard!" Naruto. Es war so schön, die Stimme ihres besten Freundes so nahe zu hören. "Kannst du mir mal die Augenbinde abnehmen, Hidan?", fragte sie leise und dieser tat wie geheissen. Es dauerte einen Moment, bis sich Sakuras Augen an das Tageslicht gewöhnten, obwohl der Himmel ziemlich wolkenverhangen und nach Regen oder Schnee aussah. Sie erblickte eine Menge Graffiti und identifizierte diesen Ort gleich als die "Graffiti-Höhle". Sie standen also direkt vor der Autobahn-Unterführung, der Ost-Umfahrung Konohas, in der nachts der Drogenmarkt boomte. Hierher verirrte sich die Polizei kaum, unter anderem aus dem Grund, dass diese Unterführung das North mit dem East verband und die Umgebung der Umfahrung eigentlich als ruhig galt - für die Polizei. Es waren ja auch keine Anwohner dort, die sich von Schiessereien oder lauter Musik stören lassen konnten. Alles wurde erstickt im nahezu undurchdringbaren Lärm der Autobahn. Vor dem Eingang zur "Höhle" standen sie, Naruto, Ino, Gaara, Shino und Temari. Erst jetzt wurde ihr wahrhaftig bewusst, wie sehr ihr ihre Gangmitglieder gefehlt hatten und wie sehr sie sich auf das Wiedersehen mit allen freute. In ihrer Mitte stand eine grosse Holzkiste, vermutlich waren dort drin die von den Takas geforderten Waffen. "Hier sind eure verdammten Waffen und jetzt lasst Cherry gehen. Ich hab keinen Bock hier mit euch noch länger herum zu stehen", knurrte Naruto. "Schon klar, Big Fox. Na, dann Cherry Blossom, es hat uns gefreut. Du kannst gehen". Itachi schenkte ihr zum Abschied einen Blick, der gegen aussen wohl wie eines seiner anzüglichen Grinsen aussehen musste, aber sie erkannte darin ein "Auf Wiedersehen". Während Sakura also losging setzte sich Shino mit der Kiste auch in Bewegung und stellte sie in der Mitte des relativ kurzen Weges ab. In besagter Mitte begann Sakura, zu rennen und fiel im nächsten Moment dem Kurama-Leader um den Hals. Naruto drückte sie an sich, froh, das verloren gegangene Gangmitglied wieder in die Arme schliessen zu können. "Tut mir leid, Sakura...", flüsterte er, liess sie aber darauf wieder los, da die Rosahaarige sowieso gerade von Ino erdrückt wurde und wandte sich an Itachi. Wenn Blicke töten könnten... "Beim nächsten Mal", knurrte der Blondschopf, "Schlitze ich dich für das hier auf! Da kannst du dein eigenes, hässliches Schlangengift drauf nehmen!" Itachi hob nur unbeeindruckt eine Augenbraue. "Wir werden ja sehen, wer hier wen aufschlitzt, Füchslein." Damit wandte sich der Taka-Leader von seinem Erzfeinden ab und wies seine Leute mit einer Handbewegung an, ihm zu folgen. Als sie davonbrausten hatten sie die wachsamen Blicke der Kuramas im Nacken, bis sie weit genug weg waren und der Motorenlärm abgeklungen war. Naruto packte sie an den Schultern und begutachtete sie eingiebig, suchte nach Verletzungen oder anderen Hinweisen auf eine brutale Behandlung. "Geht es dir gut, Sakura? Haben sie dir irgendetwas getan?! Dich verletzt oder sogar..." "Nein, nein." Sakura legte dem aufgebrachten Gangleader beruhigend die Hand auf die Schulter. "Es ist alles gut." Das war selbstverständlich gelogen, natürlich ging es ihr nicht gut, nein, es ging ihr so schlecht wie schon lange nicht mehr. Aber das mussten sie ja nicht wissen. Am besten war es, wenn sie sich so wenig Sorgen wie möglich machten. "Alles gut? Das soll man dir jetzt abkaufen? Ich bitte dich." Temari schüttelte nur den Kopf, aber in ihren Augen erkannte sie ehrliche Besorgnis. "Du siehst ganz schön fertig aus." "Hört auf sie so zu bedrängen! Ich würd' sagen, wir gehen jetzt erst einmal zurück! Himmel ihr seid gerade so einfühlsam wie ein Stück Pappe!" Ino legte Sakura den sanft Arm um die Schultern. "Ich glaube unsere gut Saku muss zuerst mal etwas runterkommen." Richtig erkannt. Tatsächlich musste sie runterkommen, aber wohl weniger, wegen der schlechten Behandlung, die die Kuramas den Takas nun andichteten, sondern wegen ihrem ganzen, verfluchten Gefühlswirrwarr. "Okay." Naruto streifte seine schwarzen Handschuhe ab und übergab sie Sakura. "Deine Hände sind kalt wie Eis, also zieh die hier besser mal an, ja?" Erst jetzt fiel ihr wieder auf, wie kalt ihre Hände tatsächlich waren, sie spürte sie kaum noch. Deshalb streifte sie die Handschuhe ihres Leaders über und wunderte sich wieder einmal, wie warm er immer hatte. Sakura fror meistens sogar in den dicksten Handschuhen, aber Naruto war wohl einfach ein Heissblüter - und natürlich ein Hitzkopf. Sie schwang sich hinter dem Leader auf das Motorrad, lehnte ihren Kopf an seinen Rücken und schloss die Augen. Irgendwie war ihr so gar nicht danach, jetzt allen erzählen zu müssen, was abgegangen war, aber es blieb ihr nichts anderes übrig. Die Fahrt ins HQ verbrachte sie also diesmal freiwillig mit geschlossenen Augen. Erst, als sie langsam das Little East erreichten, öffnete sie ihre Augen wieder und erblickte die altbekannten Lagerhallen und die heruntergekommene Gegend. Bald waren sie zu Hause. Die Tore der "Garage" im Hinterhof öffneten sich, als die Kuramas ankamen. Der Geruch in der Garage war ihr mehr als vertraut. Sie nahm den Duft von Benzin, Staub, altem Beton und Motorenöl wahr und seufzte leise. Eigentlich war es schon gut, wieder zu Hause zu sein. "Tsunade ist schon ganz aus dem Häuschen", raunte ihr Ino zu grinste. Sakura brachte als Antwort nur ein müdes Lächeln zu Stande. Ihre Tante. Tsunade war wahrscheinlich inzwischen gestorben vor Sorge. Himmelherrgott. Was würde sie ihr erzählen? 'Ach, die Takas waren ganz easy nachdem ich ihr HQ geputzt und Sasukes Fieber den Gar ausgemacht habe.' Oder wie stellte sie sich das eigentlich vor? Denn schliesslich hatte sie sich mit vielen Takas schon fast irgendwie angefreundet. Es war eine nahezu unmögliche Vorstellung, Konan, Deidara, Hidan oder sonst wer, jemals wieder als Feind betrachten zu können! Sie war so in ihren Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkte, wie Ino sie inzwischen bis vor die Tür zum Aufenthaltsraum des HQ's geführt hatte. Es wurde Zeit, sich den Fragen zu stellen - wohl bemerkt, sie hatte wirklich absolut keine Ahnung, was sie ihnen zur Antwort geben sollte. Ino stiess die Tür auf und gab den Blick auf den Raum frei, den sie unter anderem ziemlich vermisst hatte. Es tat gut, all das vertraute wieder zu sehen. Shikamarus riesiges Bücherregal, die Zielscheiben zum Trainieren des Messerwerfens, die Galerie, die Trophäen an der Wand und die Graffiti...und in der Mitte ein Pulk an Kuramas, die alle nur auf sie zu warten schienen. Und ehe sich Sakura versah, lag sie schon in den Armen ihrer aufgebrachten Tante und wurde beinahe von ihr erdrückt. Aber es war ein gutes Gefühl. "Sakura, mein Mäuschen!" Sakura freute sich riesig, sie wieder zu sehen. Sie war zwar gar nicht so lange weg gewesen, aber trotzdem hatte sie ihr echt gefehlt. "Geht es dir gut? Haben sie dir was getan? Himmel, erzähl doch! Ich bin fast krank geworden vor Sorge!". Während Tsunade sie mit diesen Fragen überhäufte hatte sie Sakura an den Schultern gepackt und begutachtete sie von oben bis unten, genauso wie die anderen vorhin, um zu sehen ob noch alles so war, wie es sein sollte. "Alles noch dran, keine Angst." Sakura tätschelte ihr beruhigend die Hand, die blonde Frau liess sich jedoch nicht davon abbringen, ihre Nichte voll und ganz in Beschlag zu nehmen. "Mann, Tsuna, wir wollen sie doch auch noch begrüssen, jetzt kleb' nicht an ihr wie eine Klette!", kam es von Kiba. Auf Tsunades besorgtem Gesicht trat diese steile, allseits gefürchtete Stirnfalte auf, die sie immer dann hatte, wenn sie wütend war. Ihr Blick verriet, dass für diesen Moment jede Sorge von ihr gewichen war und dass sie vor Wut brodelte. Ach herrje, Kiba. "Erstens: Ich mach hier was ich will! Und zweitens: Nenn mich nicht so!", fauchte sie den armen Kiba an. Tja, ihr Tantchen liess sich hier von niemandem was sagen und wenn man sie 'Tsuna' nannte, dann war man bei ihr normalerweise mindestens ein Tag lang unten durch. Kibas Märtyrer-Tat, blieb jedoch nicht ohne Erfolg, denn Tsunade gab ihre Nichte nun tatsächlich frei, damit sie sich den Unmengen an Umarmungen widmen konnte, die ihr nun zu teil wurden. Es machte sie für diesen Moment glücklich, Hinata, Kiba, Lee und all die anderen wieder in die Arme schliessen zu können und sie vergass für diese kurze Zeit Sasuke und ihr schweres Gemüt. Jedoch kamen von allen Seiten diese lästigen Fragen, die sie am liebsten niemals beantwortet hätte. Aber nun sass sie da, inmitten einer fragenden, aufgebrachten Meute an Kuramas und sollte hier allen Auskunft über sich selbst, wie es ihr ging, was sie erlebt hatte in ihrer Gefangenschaft, über die Takas, ihr HQ und am besten noch gerade ihre Schwachpunkte im Kampf geben. "Schnauze, verdammt noch mal!", brüllte auf einmal Naruto laut in das Gewusel und Gefrage hinein. "Seid ihr eigentlich noch ganz dicht? Lasst sie doch erst einmal nach Hause kommen! Manchmal habt ihr echt nicht mehr ganz alle Zacken in der Krone!" Sakura hätte den Leader dafür am liebsten umarmt. Schlagartig war die Meute still und alle guckten beschämt zu Boden, während sie ein verlegenes "Sorry" von sich gaben. "Danke, Naruto. ich will jetzt erst einmal nach Hause." Sakura erhob sich und nickte Tsunade zu, welche sofort in ihrer XXL-Handtasche nach ihren Autoschlüsseln zu kramen begann. Naruto hatte ihr wirklich gerade die Haut gerettet. Sie brauchte noch Zeit, um herauszufinden, was sie den Kuramas am besten sagen würde und was nicht. Und ehrlich gesagt wollte sie wirklich nur noch nach Hause, da sie müde war und sich gerne in Ruhe um ihre verwirrenden Gedanken gekümmert hätte. Gesagt, getan, keine fünf Minuten später war sie drauf und dran, in Tsunades alten Fiat einzusteigen, als sie eine warme Hand auf der Schulter spürte. "Naruto?" "Sakura, ich wollte dir noch sagen, dass es mir leid tut." Sein reumütiger Ton tat ihr im Herzen weh. "Warum denn?" "Wir waren unfair, haben hinter deinem Rücken über dich geredet und dann noch zugelassen, dass du von diesen Bastarden gekidnappt wirst. Das war Scheisse von uns, das wissen wir alle." Er schaute betreten zu Boden. Sakura lächelte. "Ist nicht euer Fehler. Ich war naiv. Ich sehe ein, was ich für Fehler gemacht habe und muss das Ganze so akzeptieren, wie es nun mal ist. Also macht euch alle keinen Kopf. Die Schuld, wenn man so will, liegt bei mir." Naruto schüttelte den Kopf. "Ach was. Ich lass dich erst einmal nach Hause gehen, okay? Ich glaube, es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um das alles hier zu diskutieren. Aber eine Frage musst du mir noch beantworten, sonst kann ich heute Nacht ganz bestimmt nicht ruhig pennen. Haben sie dir irgendwie wehgetan?" Sakura schüttelte bestimmt den Kopf. "Nein. Das versichere ich dir." Er nickte erleichtert. "Gut. Dann komm heil nach Hause, Saku." Eine halsbrecherische Autofahrt und unzählige Kurven, in denen Sakura um ihr Leben bangte, später, schloss ihre Tante die Wohnungstür auf. Sakuras Herz machte einen freudigen Satz und sie sog den vertrauten Geruch ein. In ihren Gliedern machte sich langsam aber sicher die Müdigkeit bemerkbar. Es war zwar erst Mittag, aber sie beschloss, sich erst einmal aufs Ohr zu hauen. Vielleicht würde sie sich dann endlich nicht mehr wie ein ausgeklopfter Teppich fühlen. "Tsunade, ich gehe schlafen, okay?" "Alles klar, Mäuschen. Aber du erzählst mir nachher doch noch etwas mehr oder?" Es war kein drängender Ton in ihrer Stimme, mehr eine Bitte. "Versprochen." Sakura schloss ihre Zimmertür hinter sich und warf sich aufs Bett. Allzu schmerzlich erinnerte sie sich daran, dass auch Sasuke einst einmal hier gelegen hatte. Jetzt hätte sie sich am liebsten geohrfeigt, da sie solche Gedanken eigentlich auf der Stelle loswerden sollte. Aber es war so schwer. Tausende von verwirrenden, schmerzhaften, komischen und traurigen Gedanken schwirrten durch ihren Kopf, sodass sie dachte, sie würde niemals in diesem Leben wieder schlafen können. Aber letzten Endes siegte der bleierne Schlaf, der ihr ein Wirrwarr an seltsamen Träumen bescherte. Kapitel 24: Klarheit -------------------- Es war der Duft von Tsunades wunderbarem Apfelkuchen, der sie aus dem Land der Träume zurückholte. Ein Blick auf ihren Wecker verriet ihr, dass es gerade mal halb drei Uhr nachmittags war, als sie sich aus ihrem Bett schälte und sich seufzend den Schlaf aus den Augen rieb. Das hatte sie jetzt definitiv gebraucht. Tsunade ihrerseits stand in der Küche und füllte gerade neues Waschpulver in den Geschirrspüler, als Sakura die Küche betrat. "Na, ausgeschlafen?", fragte ihre Tante und lächelte sie glücklich an. "Schön, dass du wieder da bist. Ich dachte schon, mir fällt die Decke auf den Kopf." "Dafür hast du mich ja jetzt wieder!", grinste die Rosahaarige. "Und ich sehe, du gibst alles, damit ich es mir nicht wieder anders überlege. Dein Apfelkuchen ist klasse!" "Da wirst du aber noch etwas Geduld haben müssen, ja? Geht noch einen Moment, bis er fertig ist." "Na klar, ich gehe jetzt sowieso erst mal unter die Dusche." Gesagt, getan. Sakura hüpfte unter die Dusche und genoss es, mal wieder ganz für sich zu sein, denn ein Luxus waren diese Gemeinschaftsduschen im Taka-HQ nicht gerade gewesen. Sie war ja nicht pingelig, aber ein wenig seine Ruhe zu haben war doch schon mal ganz schön, oder? Nach ungefähr eine Viertelstunde verliess Sakura die Dusche. Schnell schlüpfte sie in ihre Kleider und als sie sich die Trainerhose hochzog spürte sie einen leichten Schmerz im linken kleinen Finger. Bei genauerem Hinsehen wusste sie auch wieder, was das war. Dieser verfluchte Holzsplitter.  War jetzt aber eigentlich kein allzu grosses Problem mehr. Sie kramte eine Pinzette aus dem Spiegelschränkchen über dem Waschbecken hervor und begann damit, sich das Ding heraus zu operieren. Wie sie es hasste! Schon als kleines Kind war es für sie etwas vom schlimmsten gewesen, wenn ihr Vater ihr ein Splitter aus dem Finger hatte ziehen müssen und es jetzt noch selbst machen zu müssen, machte das Ganze zu einer halben Tragödie. Das Ding war leider schon ziemlich eingewachsen. Schmerzhafte fünf Minuten später war sie den Splitter dann doch los. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn sie ihr Andenken an das Taka-HQ so ohne Weiteres losgeworden wäre. Bei dem Gedanken schmunzelte sie unwillkürlich. Die Haare frottierte sie sich nur flüchtig und dann gab ihr Magen endgültig zu verstehen, dass es Zeit für Kuchen war. Tsunade war bereits dabei, die duftende Leckerei in Stücke zu schneiden und Sakura lief das Wasser im Mund zusammen. Beim Essen stellte sie fest, dass dieser Kuchen wie immer genau so gut schmeckte, wie er roch, wenn nicht noch besser. Hungrig verputzte sie gleich drei Stück. "Man könnte meinen, die Takas haben dich hungern lassen." Tsunade hob misstrauisch eine Augenbraue. "Haben sie doch hoffentlich nicht, oder?" Sakura verschluckte vor Lachen sich an ihrem Kuchenstück, da Tsunades Tonfall einfach köstlich war. "Ach, Tsunade, das sind doch keine Unmenschen!", meinte sie mit vollem Mund, als sie sich etwas von ihrem Lachanfall erholt hatte.  Tsunade zog einen Schmollmund. "Man weiss ja nie. Und wenn du von dir aus nichts erzählst, dann muss ich nun mal Vermutungen anstellen." "Ich weiss gar nicht wo ich anfangen soll..." "Am besten am Anfang oder nicht?" "Na gut." Sakura musste sich nun gut überlegen, was sie alles erzählen sollte. Und so begann sie bei Sasukes vermeintlicher SMS, die sich als eine Falle entpuppt hatte, ging über zu ihrer Ankunft im HQ und dem Käfig, in dem sie gehaust hatte. Die zu der Zeit noch unfreundliche Behandlung tönte sie nur kurz an, liess aber auch Konans überraschende Fürsorglichkeit nicht aus. Zu diesem Zeitpunkt wurde Tsunades Stirnfalte immer deutlicher sichtbar. Kein Wunder, bis jetzt hatte sie ja auch kaum Positives von den Takas preis gegeben und ihre Tante erwartete wohl auch nichts Gutes. Jedenfalls fuhr sie mit ihrer Erzählung fort und kam nun zu der "Sklavenarbeit" und somit zum HQ-Putz. Kurz darauf kam das Battle und hier meinte sie deutliches Interesse in Tsunades finsteren Gesichtszügen zu erkennen. "Wie steht es denn um den Vize der Takas?", fragte die blonde Frau, nach wie vor mit hochgezogener Augenbraue. Die Nachricht vom verwundeten Demon musste sich wohl ziemlich in der Gang und wohl auch sonst in der Szene herumgesprochen zu haben. War ja klar gewesen. Wahrscheinlich war diese gefährliche Verletzung zu DEM Highlight der letzten Woche erklärt worden. Wie auch immer. Sakura musste sich jetzt gut überlegen, was genau sie vom wahren Verlauf der Geschichte preisgeben wollte und was besser Unausgesprochen bleiben sollte. "Es war ziemlich angeschlagen, hat sich aber überraschend schnell wieder davon erholt. Das heisst natürlich nicht, dass er schon wieder voll auf den Beinen ist, aber man rechnete damit, dass er länger braucht, um wieder aufzustehen." Dass Sasuke wirklich in ernsthafter Gefahr geschwebt hatte, erwähnte sie nicht. Irgendwie drängte sich ihr dieses Gefühl auf, dass sie nichts über Niederlagen und Schwächen der Takas erzählen durfte. Nicht gegenüber einer Kurama, egal ob aktiv oder ehemalig. Und zu Letzteren zählte halt auch ihre Tante. "Diese Uchihas sind verdammt zäh", bemerkte Tsunade trocken und klang dabei leicht schnippisch, was Sakura schmunzeln liess. "Schon bei Madara war es immer dasselbe. Man konnte sich sicher sein, dass er ziemlich stark verwundet war und trotzdem stand er viel zu schnell wieder auf der Matte um zu kämpfen. Das ist wirklich nicht zu glauben." Es war gut vorstellbar, dass ein Massiv wie Madara nur schwer zu Fall zu bringen war. Der Typ musste eine immense Kraft gehabt haben und wahrscheinlich hatte er sie auch heute noch. Sakura übersprang im nächsten Teil der Geschichte vieles. Das kleine Taka-Party und das gute Gefühl, dass sie dabei verspürt hatte, auch das nächtliche Gespräch mit Sasuke liess sie weg. Nicht zuletzt, weil sie sowieso jetzt gerade nicht darüber hätte reden können. Jeder Gedanke an seine Worte tat weh. Die Geschichte endete im Kurama-HQ, von da an wusste Tsunade ja alles. Sie schüttelte nur den Kopf und schien gar nicht gross zu wissen, was sie darauf sagen sollte.  "Und dir geht es gut? Du wirkst so gar nicht geschockt oder verängstigt, Mäuschen." Sakura schmunzelte. "Es war nicht so schlimm, wie ihr alle dachtet. Die Takas waren meistens...gut zu mir." Tsunades Augen glichen in diesem Moment zwei riesigen, braunen Murmeln, so ungläubig starrte sie ihre Nichte an. "Wie bitte?" Die Rosahaarige nickte nur. "Menschen haben viele Seiten. Welche sie wem zeigen, ist ihnen überlassen." Zufrieden vor sich hin pfeifend bog der blonde Taka um die Ecke, die zu dem Zimmer der Bosse führte. Gut, eigentlich wollte er nicht dorthin, da das sowieso für die meisten Mitglieder eine verbotene Zone war, aber die Abstellkammer, die er anvisierte befand sich gleich daneben. Laut Suigetsu sollten dort noch irgendwelche Waffen deponiert sein und Deidara hatte beschlossen, mal nach zu sehen. Waffen konnte man ja immer gebrauchen und in Kriegszeiten sowieso, vielleicht gab es da ja wirklich geniales Zeug, welches er sich auf jeden Fall mal ansehen musste, bevor ein anderer es tat.  Tja, es hatte auch keiner Bock, noch einmal eine Niederlage gegen diese verfluchten Füchse einzustecken. Es war ruhig im HQ, zu dieser Zeit war meistens kaum etwas los. Die Ruhe war relativ schnell eingekehrt, nachdem der Boss mit den anderen von Geiselüberbgabe zurückgekommen war. Deidara kickte eine herumliegende Bierdose weg, die scheppernd gegen eine Wand flog und dann liegen blieb. Es war wieder einmal ziemlich  schmutzig hier. Auch sein Zimmer sah schon wieder aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte, dabei hatte es Cherry doch erst gerade aufgeräumt. Aber Ordnung war hier eigentlich gerade niemandes Stärke. Okay, Konan war ordentlich, aber Itachi mochte es nicht, wenn Konan aufräumte. Er meinte immer, dass das gefälligst jemand anderes machen solle. Es war Konans Privileg als "First Lady", vielleicht konnte man es so ausdrücken. Sie selbst legte auf diesen Status aber wenig Wert. Er ging am Zimmer der Bosse vorbei und hätte dem Raum wohl wenig Beachtung geschenkt. Jedoch hielt er plötzlich inne und ging noch einmal zwei Schritte zurück, um das zu sehen, was er schon eine Weile nicht mehr gesehen hatte. Ihm klappte zuerst einmal die Kinnlade nach unten, als er realisierte, was er da gerade vor sich hatte. "Alter!", rief er aus und stürzte durch die sonst so verbotene Tür, wobei er beinahe über die unzähligen Glasflaschen gestolpert, die überall auf dem Boden herumlagen. Inmitten des Flaschenmeers lehnte niemand anderes als ein sturzbesoffener Demon rücklings an der Bettkante und schien irgendwie nicht mehr ganz da zu sein. Deidara wäre vielleicht nicht ganz so geschockt gewesen, wenn Sasuke einfach nur betrunken gewesen wäre, aber an der Anzahl der Flaschen, die herumstanden war zu erkennen, dass er eine ziemliche Menge davon in sich hineingeschüttet haben musste. "Heilige Scheisse, bis du nicht mehr ganz dicht?! Ich dachte immer, ich saufe viel, aber das hier toppt meinen Rekord ja um Längen!" Der Angesprochene gab keine Antwort und das beunruhigte den Blonden zusehends. "Ey, wach auf, Demon! Demon!" Unsanft packte er Sasuke an den Schultern und rüttelte ihn kräftig durch, jedoch rief das kaum Reaktion hervor, bis auf ein wütendes Grummeln. Im nächsten Moment wurde das Grummeln zu einem rauen Würgen und Sasuke riss die Augen auf. "Nee, nicht dein Ernst oder?! Du kotzt jetzt nicht, verdammt nochmal!" Deidara schüttelte Böses ahnend den Kopf und schnappte sich geistesgegenwärtig den Papierkorb, der neben dem Bett stand, gerade noch rechtzeitig, bevor sich Sasuke in diesen übergab.  Deidara schnappte sich sein Handy und wählte Konans Nummer, die sogleich ran ging.  "Deidara?" "Ey Blue, ich brauch' mal deine Hilfe! Demon liegt hier sternhagelvoll in der Gegend rum und kotzt sich die Seele aus dem Leib!"  Wie um Deidaras Worte noch zu unterstreichen übergab sich Sasuke erneut mit einem furchterregenden Würgen. "Bin gleich da!" Es klickte in der Leitung und so war Deidara wieder allein mit dem würgenden Vize. "Alter, kotz dich erst mal aus, dann geht's besser. Seit wann säufst du denn wieder wie ein Loch? Damit hast du doch schon lange aufgehört!" Er erwartete natürlich keine Antwort. Im Moment atmete Demon nur ziemlich schwer, zudem schien er Schmerzen zu haben, was ja auch kein Wunder war. "Tja, warum säufst du auch dermassen? Nur zur Erinnerung, du hast da immer noch 'ne fette Kerbe am Rücken, deshalb solltest du eigentlich mal runter fahren. Ich sauf' ja selber gern, aber du übertreibst es ja schlimmer als ich." Sasuke seinerseits grummelte etwas Unverständliches, nur um sich dann gleich ein drittes Mal zu übergeben. "Fuck, gibt's da überhaupt noch was zum rausreihern?" Deidara schüttelte nur den Kopf und klopfte seinem Kameraden auf die Schulter. Nachdenklich musterte er den schwer atmenden Sasuke. "Was zur Hölle ist nur mit dir los?" Im nächsten Moment stand Konan im Zimmer, dicht gefolgt von Sasori und Hidan. Sie verschaffte sich kurz einen Überblick über die Situation, kniete danach sofort zu Sasuke hin und berührte ihn vorsichtig, aber bestimmt an der Schulter. "Sasuke? Aufwachen!" Hidan schüttelte nur verständnislos den Kopf. "Der hat sich ja schon ewig nicht mehr so unter den Tisch gesoffen!" Sasuke öffnete halbwegs die Augen, sein Blick war glasig und er schien durch sie alle hindurch zu starren.  "Er hat bisher dreimal gereihert, ich glaube für den Moment ist gut", informierte Deidara. Ja, sie alle machten sich im Moment gerade ziemliche Sorgen um ihren Vize, denn die Menge Alkohol, die er sich hinter die Binde gekippt hatte war nicht gerade ungefährlich. "Konan knuffte ihn einmal in die Schulter und dann kam die längst überfällige Reaktion des Schwarzhaarigen. Grob schlug er ihre Hand weg. "Hau ab...", nuschelte er zornig. Konan seufzte. "Immerhin eine Reaktion. Bringt ihn ins Bett, der Junge ist wohl gerade haarscharf an einer Alkoholvergiftung vorbei geschlittert." Es war nicht so, dass Konan viel medizinische Erfahrung hatte. Aber sie hatte Erfahrung mit Betrunkenen - eine Menge sogar. Jedenfalls packten Sasori und Hidan Demon nun unter den Armen an und  brachten es fertig, ihn unter schwachem Protest ins Bett zu verfrachten. Dort sollte er schlafen, am besten so lange wie möglich. Der Kater würde ihn noch früh genug mit seinem quälenden Schädelbrummen erwarten. Die Drei verliessen leise und allesamt besorgt das Zimmer, da Sasuke bereits weggedämmert war.  "Meinst du, der ist jetzt wieder vollends rückfällig geworden? Ich dachte er hätte dieses Alkoholproblem endlich im Griff." Deidara schüttelte den Kopf. "Ich hoffe es nicht...er hat früher andauernd getrunken, aber jetzt muss ihn irgendetwas wirklich ziemlich aus der Bahn geworfen haben." Konan strich sich eine blaue Strähne hinters Ohr und war prüfend einen Blick in das Zimmer und auf den ruhig dahin dämmernden Sasuke. Hidan kratzte sich nachdenklich am Kopf. "Früher ist er doch immer am Todestag seiner Eltern so abgestürzt. Aber der ist ja erst im Sommer..." In Konans Augen blitze im nächsten Moment etwas auf."Moment mal, welches Datum haben wir heute? Der erste Dezember, nicht wahr?"  Die beiden nickten bestätigend, sahen die junge Frau aber nur fragend an.  "Sasuke hasst Weihnachten und alles, was damit verbunden ist, das wisst ihr. Er ist eigentlich noch nie zu Beginn der Adventszeit abgestürzt, er war lediglich schlecht gelaunt. Aber diesmal kann ich mir vorstellen, dass ihm der erste Advent so ziemlich den Rest gegeben hat..." "Blue, ich kann dir leider wieder einmal überhaupt nicht folgen. Der erste Dezember war doch noch nie ein solches Problem für ihn!" Hidan sah aus, als würde ihm von den vielen Fragezeichen in seinem Kopf schwindlig werden. "Es geht ja auch nicht hauptsächlich um das." "Hä?" Die beiden begriffen wieder einmal gar nichts. Manchmal konnten sie einem beinahe leidtun. "Wisst ihr was? Vergesst es einfach und holt Itachi. Ich muss mit ihm reden, zudem hat er vielleicht auch Interesse daran, zu erfahren, dass sein Bruder kurz davor ist, rückfällig zu werden." Schulterzuckend machten sich die beiden vom Acker. Konan schlich sich leise ins Zimmer, entsorgte den Inhalt des Papierkorbs und räumte die Bier-, Wein-  und Wodkaflaschen weg. Sasuke selbst verhielt sich ruhig.  Nachdenklich musterte sie den jungen Mann. Seine Gesichtszüge sahen alles andere als entspannt aus, es schien ihn wirklich etwas zu quälen und es war nicht nur die Wunde an seinem Rücken, die sie sich übrigens auch noch vornehmen musste. Alkohol war ja bekanntlich auch nicht gerade förderlich für die Genesung. "Was machst du nur für Sachen, Demon?", flüsterte sie und seufzte.  "Was hat er angestellt, Blue?"  Konan spürte wie sich zwei starke Arme von hinten um sie schlangen und sie musste lächeln. "Er hat sich wohl beim Trinken nicht mehr gespürt. Das war ganz schön gefährlich." Sie wies mit ihrer Hand auf den Plastiksack, der am Türrahmen lehnte und in dem sich bis oben hin Alkoholflaschen tummelten. "Krass. So schlimm hat er schon lange nicht mehr gesoffen." Itachi löste sich von seiner Freundin und begutachtete nun seinen schlafenden Bruder ausgiebig. "Was meinst du, könnte ihn dazu gebracht haben, wieder so abzustürzen?" Konan war klar, dass Itachi das wohl besser als alle Takas zusammen wusste.  "Das Mädchen." Itachi sagte das mit so einer Überzeugung, als hätte Sasuke es ihm gerade erst selbst zugeflüstert. "Wahrscheinlich hat sie ihm letzte Nacht den Laufpass gegeben. Vielleicht hätte er sie alleine verkraftet, aber da heute gerade noch seine allseits verhasste Weihnachtszeit anbricht, war für ihn Ende Gelände. Er hat schon früher viel zu oft seinen Frust oder seine Wut im Alkohol ertränkt. Aber das ist wirklich schon ziemlich lange her, deshalb überrascht es mich schon, dass ihn das so mitnimmt. Ehrlich gesagt macht es mir schon fast Angst, dass dieses Mädchen einen so hohen Wert für ihn hat. Bei den anderen Weibern war es ihm auch immer egal, wenn sie ihn abgeschossen haben. Kam sowieso selten vor, da er meistens zuerst 'Tschüss' gesagt hat. Konan runzelte nachdenklich die Stirn. "Ich glaube nicht, dass sie ihn in die Wüste geschickt hat. Das kann ich mir nicht vorstellen, sie ist eine sehr sanfte und einfühlsame Persönlichkeit.  Zudem war sie heute Morgen irgendwie...abwesend. Wahrscheinlich haben die beiden einfach das Ganze beendet." Itachi nickte. Diese Theorie schien für ihn auch zu stimmen. Jedoch blieb diese simple Frage in seinem Kopf: "Was war an diesem Mädchen denn so anders?" Konan lächelte. "Nun, anders war sie, das hast du ja wohl selbst gemerkt. Ich will nicht sagen, dass alle Frauen, mit denen dein Bruder abgehangen hat gleich waren, aber sie gehörten so in etwa alle ins gleiche Beuteschema. Sasuke wollte nichts Festes, er wollte lediglich seinen Spass haben, so wie Deidara, Hidan und die anderen auch. Und so wie du früher." Der Gangleader grinste leicht verlegen und spielte mit Konans Fingern. Sasuke seinerseits drehte sich auf die andere Seite, für einen Moment dachten, die beiden, sie hätten ihn geweckt. Glücklicherweise war genau das nicht der Fall, trotzdem verliessen sie zur Sicherheit den Raum und liessen sich draussen am Boden nieder. Sasuke sollte jetzt schliesslich seinen Rausch ausschlafen.  "Und was schlussfolgert meine schöne Frau Psychologin weiter?" Konan lachte leise, fuhr aber fort. "Wie du vielleicht gemerkt hast, Sakura gehört ganz und gar nicht zu seiner normalen Zielgruppe. Sie hat etwas sehr Reines und Unverdorbenes in ihrer Art, zudem ist sie ein sanfter Mensch, der sich aber trotzdem nicht alles gefallen lässt. Überleg' doch mal: Sie säuft nicht,  raucht nicht, nimmt keine Drogen, sie geht zur Schule, wohnt bei ihrer Tante und nicht im HQ... das alles hebt sie von den meisten Bandenmädchen hier in Konoha ab. Sasuke hat zwar auch gerne und oft unschuldige Mädchen, die nicht in einer Gang waren, aufgerissen, da die ihm ja sowieso nachgelaufen sind, wie läufige Hündinnen, aber diese waren allesamt naiv. Sakura ist nicht naiv. Ich glaube sie hat ihm mit ihrer Art einfach bewiesen, dass es auch noch anderes gibt, als Weiber aufzureissen, die ohnehin leicht zu haben sind. Und für einen wie Sasuke ist sowieso jedes Mädchen zu haben." In Itachis Ohren hörte sich das ziemlich plausibel an. Man fand keine Ruhe bei Frauen, die einen vergötterten und eigentlich nur auf den Status oder das Aussehen abfuhren, das wusste er bestens. Vielleicht wollte auch sein Bruder endlich einmal zur Ruhe kommen. "Sakura ist ihm zwar genauso verfallen, aber ihr geht es nicht grundsätzlich um sein Aussehen...dein Bruder hat nämlich ganz schön etwas zu bieten, wenn er nur will. Aber seinen wahren Charakter muss man erst einmal aus ihm rauskitzeln." Konan lehnte ihren Kopf seufzend an Itachis Schulter und er legte ihr sanft die Hand auf den Oberschenkel.   "Wir werden ihn im Auge behalten müssen. Er ist wirklich seltsam in letzter Zeit... und ich will nicht, dass er rückfällig wird. Er hat lange genug gebraucht um aus dieser verfluchten Alk-Scheisse wieder raus zu kommen", meinte der Leader mit einem bedrückten Unterton in der Stimme, während Konan seine Hand nahm und beruhigend darüber streichelte.  "Ich weiss, in welchem Loch ihr beiden eine Zeit lang gesteckt habt. Du hast geschlotet wie ein Kamin und Sasuke war quasi dauerbetrunken." Sasuke war sturzbetrunken. Mit irgendeiner Tussi im Arm lag er in einer Ecke und knutschte wild herum. Mit  der einen Hand erkundete er den kurvigen Körper der Schnalle, in der anderen hielt er immer noch die Alk-Flasche. Was es für ein Gesöff war konnte Itachi nicht erkennen. Ganz ehrlich, er begriff auch sonst nicht gerade viel von dem, was um ihn herum abging. Denn Itachi war high. Das Marihuana tat seine Wirkung und hüllte ihn in einen fluffigen Wattebausch. Alles war so easy...federleicht... Sie waren eine grosse Gruppe, umgeben von marihuana- und cannabisgeschwängertem Rauch, allesamt nicht mehr ganz bei Sinnen, zu sehr im Rausch der Droge. Er hatte sich vor langer Zeit mal gesagt, dass er das nicht mehr tun sollte, da man als zukünftiger Gangleader immer klar denken können sollte. Und trotzdem war dieses Gefühl zu geil, als dass er es einfach so aufgeben konnte. Da gab es nur etwas, was ihn immer wieder irritierte: Die traurigen goldbraunen Augen des blauhaarigen Mädchens.  Jedes Mal, wenn er high war. Itachi erinnerte sich noch sehr gut an diese Zeit. Es waren nicht nur die herkömmlichen Kippen, die er andauernd geraucht hatte, sondern eben auch diesen Gras-Mist. Zeitweise, zum Beispiel jetzt, überkamen ihn deswegen Selbstvorwürfe. Er war selbst zu labil, zu schwach gewesen, um seinem kleinen Bruder diesen Scheiss-Alk wegzunehmen, dabei hatte er sich doch schon früh geschworen, dass er Sasuke beschützen würde, egal was kommen mochte.  Er und sein kleiner Bruder hatten in ihrer Strassenzeit Härte und vor allem Kraft und Stärke erlangt. Als ihm bewusst geworden war. dass es nun ganz allein seine Aufgabe war, Sasuke zu beschützen da war er sich sicher gewesen, dass er diese Aufgabe mit all seiner Kraft bis zum Ende übernehmen wollte.   Er brachte es fertig, in seinem zarten Alter, seinem kleinen Bruder Dinge beizubringen. Dinge, die zum Überleben auf der Strasse wichtig waren und die er damals selbst erst gerade gelernt hatte. Der Grundsatz war wohl, nie Angst zu haben, egal wovor. Und selbst wenn man Angst hatte - sie durfte niemals zum Ausdruck gebracht werden. Ja,  selbst den Tod durfte man nicht fürchten, denn das würde der wohl sichere Untergang in der rauen Welt der Vorstadtszene bedeuten. Er hatte dafür gesorgt, dass sich diese Grundregel fest im Kopf seines kleinen Bruders einprägte und das Resultat war noch heute zu sehen. Sasuke hatte keine Angst. Und wenn er Angst hättee, dann würde er sie auch nicht zeigen. Die Abhärtung gegen aussen war der beste und effektivste Selbstschutz, den es überhaupt gab und Sasuke meisterte diesen wie kein anderer.  Ihm war klar, dass die gefühlskalte Fassade, die er seinem Bruder weiterverliehen hatte, nicht immer gut war im Umgang mit anderen. Spätestens, als er Konan getroffen hatte, war ihm bewusst geworden, wie wichtig Gefühle und Emotionen eigentlich waren. Aber er hatte auch nie bereut, dass er und sein Bruder so stark geworden waren, wie sie waren. Wie auch immer. "Du hättest echt Psychologin werden sollen. Wie du die beiden durchschaust ist beeindruckend ", meinte er nun grinsend, urplötzlich aus seinen Gedankengängen erwacht und schloss damit an die vorangehende Konversation an. Konan, die die ganze Zeit nun nichts gesagt hatte und ihn hatte denken lassen, lachte nur und tat das Ganze mit einem bescheidenen"Ach was" ab. Der Leader begann nun damit, an Konans Ohrläppchen zu knabbern und sie kicherte leise, um Sasuke auch ja nicht zu wecken.  "Hey sag mal, was hältst du davon, wenn jetzt jemand anderes auf meinen Bruder aufpasst und wir etwas ganz anderes machen?", hauchte er ihr verführerisch in ihr Ohr. Genug gedacht für heute. Wenn er Sorgen hatte, dann lenkte er sich gerne ab. Hier konnte er im Moment sowieso nichts tun. "Ich bin dabei, Red Raven", hauchte Konan im selben anzüglichen Ton zurück und verschloss seine Lippen mit den ihren.  Ja, Red Raven war zur Ruhe gekommen. Er hatte in Konan das gefunden,  wonach er immer gesucht hatte. Und er wünschte sich seinem Bruder nichts sehnlicher, als das auch er eines Tages finden würde - wonach auch immer er suchte. Ein kurzer Blick auf das Display ihres Handys verriet ihr, dass sie erstens eine neue Nachricht hatte und zweitens der erste Dezember war. In ihrer Zeit im Taka-HQ hatte sie so ziemlich jedes Zeitgefühl verloren und deshalb war sie ziemlich geschockt, als sie mit dieser unverkennbaren Eins konfrontiert wurde. Himmel, es war ja schon Weihnachtszeit! Ganz ehrlich, sie war überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung. Wie lange würde sie wohl brauchen, um all das Erlebte abzuhaken? Sasuke abzuhaken? Schnell tippte sie mit dem Zeigefinger auf die Nachricht, damit sie nicht wieder den vernichtenden Gedanken verfiel, die sie jedes Mal überkamen, wenn diese dunklen, schönen Augen in ihrem Geist aufblitzten.  Es war Hinatas Botschaft, die sie für diesen Moment vor nostalgischen Gedanken bewahrte. Wir hoffen, dass es dir besser geht, Saku! Kommst du ins HQ? Ja, sie wollte ins HQ. Sie wollte wieder dieses alte vertraute Gefühl haben, dass sie früher immer verspürt hatte, wenn sie mit ihrer Gang zusammen gewesen war.  Danach sehnte sie sich mehr als je zuvor. Es war so vieles passiert im letzten halben Jahr, dass sie völlig den Überblick verloren hatte. Vielleicht war es Zeit, wieder zu den "alten Zeiten" zurück zu kehren.  Tsunade musste sowieso noch einmal ins HQ und nahm Sakura also gleich mit. Es war jetzt ausgeschlossen, dass ihre Tante sie alleine auf die Strassen liess. Logisch überlegt bräuchte sie sich nicht solche Sorgen zu machen, denn die Takas würden ja wohl nicht zweimal dieselbe Person entführen. Oder? Nun gut, denen war alles zuzutrauen. Bei den Takas war alles normal, was nicht normal war und umgekehrt. Die würden sie auch noch ein zweites Mal entführen, das wäre nicht einmal so weit hergeholt.  Sie grinste bei dem Gedanken übers ganze Gesicht und natürlich stieg exakt in dem Moment auch Tsunade in den alten Fiat.  "Was gibt es denn zu grinsen, junge Dame?" Sakura winkte ab. "Ach nichts, mir ist nur was Lustiges eingefallen." Ihre Tante beliess es bei dieser spärlichen Antwort und drückte aufs Gas.  "Heilige Scheisse, warum hat dich die Polizei eigentlich noch nie raus genommen?! Für deinen gestörten Fahrstil sollte man eingebuchtet werden, ganz ehrlich!", rief Sakura laut aus und krallte ihre Fingernägel in das, ohnehin schon abgewetzte Sitzpolster. "Also bitte, Sakura, du übertreibst. Gestört ist anders. Ich nenne das hier...temperamentvoll." Tsunade fuhr sich mit der einen Hand durchs Haar. "Halt wenigstens beide Hände am Lenker, wenn du schon so durch die Gegend brettern musst! Wie oft muss ich dir das noch sagen?", ordnete Sakura laut, aber in einem resignierten Ton an. Ihre Tante war einfach unverbesserlich. "Mich hier mitfahren lassen, aber dann behaupten, die Strassen seien zu gefährlich. Nicht zu fassen." Im HQ angekommen trat Tsunade etwas ruckartig auf die Bremse und brachte den Wagen mit quietschenden Reifen zum Stehen. Dieses Bremsmanöver war für ihre Verhältnisse noch sachte ausgeführt. Man merkte Tsunade halt schon an, dass sie früher in den harten Bandenfights immer das Steuer übernommen hatte, während die Mitfahrer auf ihre Gegner feuerten. Darin ist sie laut Jiraiya Spitzenklasse gewesen und das wäre sie auch heute noch. Tsunade fuhr zwar fast ein bisschen kriminell, anders konnte man es beim besten Willen nicht ausdrücken, aber sie beherrschte ihr Gefährt dafür wie keine andere. Sakura wusste, dass Tsunade so schnell keinen Unfall bauen würde, dafür war sie eine zu gute Lenkerin. Als Sakura und ihre Tante nun durch die Tür traten, die in den Aufenthaltsraum führte stockte der jungen Kurama erst einmal der Atem. Das Allererste, was sie erblickte war ein grosses Banner über der Trophäenwand, der man beim Eintreten gegenüberstand. Auf dem Banner stand in grossen blauen Buchstaben: WILLKOMMEN ZURÜCK CHERRY! Erst jetzt nahm sie auch die anderen Kuramas wahr, die sich allesamt im Aufenthaltsraum versammelt hatten und nun laut zu jubeln begannen. Ino, Hinata und Tenten kamen auf die Rosahaarige zu gerannt und umarmten sie stürmisch, gaben ihr Küsschen auf die Wangen und freuten sich riesig. Sakura natürlich war völlig baff, aber in ihr stieg ein wunderbares Gefühl auf, ein Gefühl, dass sie schon zu lange nicht mehr erlebt hatte. Geborgenheit. Sakura wusste gar nicht, wie ihr geschah, als sich all ihre Leute um sie sammelten, um sie willkommen zu heissen. Die Überraschung war wirklich perfekt und auf einmal spürte sie es wieder. Das Gefühl von Zugehörigkeit, das sie so lange vermisst hatte. All die Zeit in der sie sich zwischen Sasuke und ihrer Gang hin - und hergerissen gefühlt hatte, war es für sie ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, zu spüren wo sie hingehörte und jetzt auf einmal war diese Mauer durchbrochen und sie wusste ganz genau, wo ihr Platz war.  Egal, wie sympathisch ihr die Takas gewesen waren, ihre Familie war HIER. Ihr stiegen die Tränen in die Augen, als ihr das klar wurde.  "Danke...vielen Dank...", hauchte sie und das sollte das Letzte gewesen sein, was sie für die nächste Stunde von sich geben konnte, so überwältigt war sie. Chouji hatte Drinks und Bier aus der Küche geholt und nun wurde angestossen. "Auf Cherry und ihre Rückkehr!" Naruto hob seine Bierflasche und grinste in die Runde. Die Gläser und Flaschen wurden gehoben und die anderen riefen im Chor: "Auf Cherry!" Sakura lächelte unter Tränen, während ihre Gang ihre Rückkehr feierte. In diesem Moment schien alles so klar.  Was sie jetzt noch nicht ahnte war, dass sich dies in naher Zukunft wieder ändern sollte... Kapitel 25: Die Festung - DDM ----------------------------- "Bin ich ein schlechter Bruder?" Itachi starrte nachdenklich, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, gegen die alte, bereits ziemlich mitgenommen aussehende Decke. "Wie kommst du darauf?" Seine Freundin kuschelte sich eng an seine Brust und schloss entspannt die Augen. "Ich verzeihe mir das nie, wenn Sasuke wieder rückfällig wird. Sobald er aufwacht werde ich mal mit ihm reden."  Konan spürte seine geballten Fäuste an ihrer Seite und  hob nun ziemlich alarmiert den Kopf, damit sie ihm geradewegs in die Augen sehen konnte. "Du fängst doch jetzt nicht an, dir die Schuld dafür zu zu schieben? Sasuke ist selbst alt genug!" "Nee, eigentlich nicht. Aber nun, da er drauf und dran ist wieder in irgendein beschissenes Loch zu schlittern, ist es meine Pflicht, ihn davor zu bewahren." Es war die Entschlossenheit eines Uchihas, die diese Worte so ausdrucksstark machten und Konan durch Mark und Bein gingen. Diese Familie konnte in der Tat manchmal ganz schön unheimlich sein. "Wir kriegen das schon irgendwie hin." Die Blauhaarige hauchte ihrem Leader einen sanften Kuss auf die Lippen, worauf er sich nun aus dem Bett schwang und seine, im ganzen Zimmer verstreuten Kleider zusammensuchte. Sie hatten das Glück, dass Konan ein eigenes Zimmer besass und sie so, wann immer sie wollten ungestört sein konnten. "Ich seh' mal nach ihm", meinte er während er sich sein schwarzes Shirt über den gut gebauten Oberkörper streifte. Konan vergrub ihren Kopf in den einladenden Daunen ihres Kissens und murmelte: "Soll ich mitkommen?" Der Gangleader lachte nur über die nicht vorhandene Motivation seiner Freundin und verliess ohne ein weiteres Wort den Raum.  Konans Zimmer lag nicht allzu weit weg von seinem, deshalb stiess er schon im nächsten Moment die angelehnte Tür auf und erblickte seinen, immer noch tief und fest schlafenden kleinen Bruder. Er hatte Suigetsu im Vorneherein damit beauftragt, ab und zu einen Blick auf den besoffenen Sasuke  zu werfen, aber anscheinend hatte sein Bruder die ganze Zeit über seelenruhig gepennt. Gut so. Er machte rasch rechts um kehrt und begab sich in den Aufenthaltsraum, der zu dieser Tageszeit, es war halb sieben Uhr abends, meistens ziemlich voll war. Die meisten Takas waren von ihren Jobs oder anderen Tagesbeschäftigungen zurück und belagerten jetzt den Fernseher, lagen herum oder redeten irgendetwas miteinander. Eigentlich ziemlich gemütlich und trotzdem schwebte der dunkle Schatten des Krieges wie ein unheilbringender Geist über ihnen. Schliesslich musste es irgendwann weitergehen, aber keiner wusste natürlich wann. Zudem war zu spüren, dass etwas in der Luft lag. Etwas Undefinierbares. Und das machte die Situation nahezu bedrohlich. "Heyho Raven! Na, eingelocht?", quäkte diese Nervensäge Suigetsu von seiner heissgeliebten Bar aus durch den ganzen Raum, sodass es auch wirklich  jeder hören musste. Nicht, dass es Itachi etwas ausgemacht hätte. Die effektivste und bewährteste Technik war es, dieser Dumpfbacke gar keine Beachtung zu schenken, wenn er solche Bemerkungen vom Stapel liess. Er ignorierte also Fangs' Worte ganz einfach und warf sich schon beinahe elegant auf eines der Sofas. Er wusste genau, dass seinen Gangmitgliedern Fragen zu Sasukes Verbleib auf den Lippen brannten, aber sie alle kannten ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sich hier jedes Fragen erübrigte. Sie würden so oder so keine Antwort bekommen. "Bring mir 'n Bier", brummte er in Suigetsus Richtung, welcher einfach nur vor sich hin grinste. Nein, Red Raven war kein Mensch, der gerne über Probleme sprach. Lag wohl etwas in der Familie. So war es schon immer gewesen und daran würde sich auch in Zukunft nichts ändern.   "Na, das muss ja ein Abenteuer gewesen sein...dann hatten die also gar nicht den Mumm, dir irgendetwas an zu tun? Das verwundert mich jetzt schon." Ino schüttelte verständnislos den Kopf. "Versteh mich nicht falsch, aber ich habe erwartet, dass die dir die Hölle heiss machen!" "Also immerhin hat sie ja ihr HQ putzen müssen und das finde ich an sich schon ziemlich dreckig irgendwie", bemerkte Hinata kritisch und strich sich ihren dunklen Pony aus der Stirn. "Ja, ich weiss und trotzdem. Aber das ist ja jetzt eigentlich auch egal, Hauptsache, du bist wohlauf." Die Blonde wandte sich für den nächsten Moment ihrem knallrosa Drink zu, während Naruto nachdenklich vor sich hin schwieg. Ihrer Gang hatte Sakura dieselbe Version der Geschichte aufgetischt, wie Tsunade, um so nahe wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben, und trotzdem niemanden noch unnötig die schlechteren Seiten der Takas aufzuzeigen. Von besagten schlechten Seiten hatte sie ja sowieso nicht übermässig viel mitbekommen.  Inzwischen war es Abend geworden und die Gangmitglieder hatten sich gemütlich im Raum verteilt. Gaara und Company zockten wieder einmal was das Zeug hielt, ungeachtet von Neji und Tenten, die auf der Couch hinter ihnen gerade eine filmreife Knutsch-Session abhielten. Shikamaru hatte sich in die Seiten seines Bandenbuches vertieft, in dem es einige Nachträge zu den jüngsten Ereignissen zu vermerken gab, Temari unterhielt sich Choji, während sie Akamaru streichelte und Kiba werkelte etwas an einem kaputten Motorrad herum. welches er in die grosse Halle geholt hatte. Seine Arme waren von oben bis unten voller Schmieröl, was aber für ihn nichts Ungewöhnliches war. Er würde viel Arbeit damit haben, das Zeug wieder wegzubekommen. Diese entspannte, völlig wohlige Atmosphäre hatte Sakura schon sehr vermisst. Es war etwas, was bei den Takas wohl eher weniger anzutreffen war.  Gleich darauf ärgerte sich Sakura wieder: Ständig zog sie irgendwelche dämlichen Vergleiche zwischen den Takas und den Kuramas, ohne dass sie es wollte. Wie lange sollte das denn noch so weiter gehen? Seufzend liess sich die Rosahaarige von der Lehne ins Sofa zurück fallen und schloss entspannt die Augen. Sie hatte Tsunade Bescheid gegeben, dass sie heute Nacht hier bleiben würde und die drei Mädchen morgen von den Jungs zur Schule gebracht würden, die sie ja leider wieder besuchen musste. Trotz ihres langen Mittagschlafes fühlte Sakura die bleischwere Müdigkeit mehr als deutlich in all ihren Gliedern. Um sie herum wurde auf einmal jedes Geräusch immer träger, drang nur noch wie durch Watte zu ihr durch und dann war sie weg.   Es war ja nichts Neues für ihn, einen Kater zu haben. Das gab er zu. Aber jetzt, in diesem Moment schienen sich all seine vergangenen Der-Morgen-danach-Momente zu diesem einen verfluchten Kater vereinigt zu haben, um ihn mit voller Power quälen. Stöhnend vergrub er sein Gesicht in seinem zerdrückten Kissen und schlug hart mit der Faust gegen die ohnehin schon lädierte Wand, aber das half natürlich auch nichts. In seinen Schläfen pochte der Herzschlag in der Stärke eines verdammten Hammers, unermüdlich, gnadenlos. In seinem Kopf drehte sich alles, selbst der Raum um ihn herum schien in Bewegung zu sein und da spürte er es wieder. Ihm war speiübel. Er wusste genau, dass es da in seinem Magen nichts mehr gab, was noch hätte raus kommen können. Erinnern konnte er sich nicht wirklich an das Geschehene, aber dass er gefühlte zehn Mal gereihert hatte, das hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt.  "Hast mal wieder zu tief ins Glas geschaut, was Demon?" Sasuke stutzte kurz, konnte die Stimme aber sogleich einordnen. Er stöhnte erneut in sein Kissen, diesmal eher genervt, als erleichtert. "Bist hier, um mir kluge Ratschläge an den Kopf zu schmeissen, Sniper?" Er vermutete, dass sie gerade in diesem Moment ihren Kopf mit der roten Mähne schüttelte. "Nee, dir ist doch sowieso nicht zu helfen und wenn dir zu helfen wäre, dann würdest du ablehnen, ganz einfach. Du solltest was essen, dann geht's besser." "Mir ist doch schon zum Kotzen", brummte er mürrisch in das Kissen, worauf Karin verächtlich meinte: "Du hast doch gar nichts mehr im Magen, da wäre mir auch kotzübel! Denkst du echt, wenn du weiterhin nichts isst wird's besser, du Hirni?" Er grummelte daraufhin nur etwas Unverständliches in sein Kopfpolster. "Ich hab hier Brot. Und Alka Seltzer. Letzteres gibt's nur wenn du zuerst das Brot isst." Wie von der Tarantel gestochen war der Schwarzhaarige hochgefahren und schaute sich nun suchend nach Karins Mitbringsel um, das sie ihm seufzend entgegenstreckte. Sein Kopf war zwar kurz davor, endgültig in tausend Stücke zu zerspringen, deshalb brauchte er diese Tablette. SOFORT. Er schnappte sich also das Brot und würgte es so schnell wie möglich runter, um gleich darauf das Glas mit dem, in Wasser aufgelösten Alka Seltzer, hinunter zu kippen.  "Du hast manchmal echt nicht mehr alle Tassen im Schrank", kommentierte Karin seine allzu hastige Mahlzeit nur kopfschüttelnd und schaute zu, wie sich der Vize gleich nach blitzschnellem Verzehr wieder in sein Kopfkissen plumpsen liess und dort liegen blieb. Für einen Augenblick liess sie ihn so liegen und beobachtete ihn mit Adleraugen.  "Jetzt mal ehrlich, Sasuke", brach sie ihr eigenes Schweigen. "Warum zur Hölle stürzt du einfach so ab? Und das auch noch mitten am späten Nachmittag? Du hast gepennt bis jetzt und zu deiner Info, es ist ein Uhr morgens!" "Nerv mich nicht!", kam die barsche Antwort aus dem Kissen. "Und wie ich dich jetzt nerve, Demon. Du hast dich gestern Abend volllaufen lassen und wenn ich das sage spreche ich nicht von 'etwas zu viel'. Du warst gestern sternhagelvoll, wie noch nie und deshalb liegst du jetzt auch in der Gegend 'rum wie eine Leiche." Demonstrativ geräuschvoll stampfte Karin mit ihren Absätzen auf dem alten Dielenboden auf und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. "Ich bin nicht blöd, Sasuke und habe mir schon so meine Gedanken gemacht, was  dich dazu gebracht hat, eine solche Menge Alk hinunter zu kippen! Haben wir alle. Aber ich will's aus deinem Mund hören. Du weisst, ich habe Geduld, wenn's sein muss, ich bleib hier sitzen, bis du mir endlich sagst, was mit dir in letzter Zeit eigentlich abgeht. " "Da kannst du warten bis dir deine Plastik-Fingernägel abfallen", kam es genauso trotzig aus dem Kissen und Karin seufzte abermals. "Gel-Nägel, Sasuke! Gel-Nägel! Aber um das geht's hier nicht." Er hörte ihre Schritte näher kommen und dann, wie sie sich neben ihm auf dem Bett nieder liess. "Ich will dich ja eigentlich nicht ausquetschen, aber wir machen uns alle Sorgen, Demon. Du weisst, wie tief du damals in der Scheisse drin warst..." Die ehrliche Besorgnis in ihrer Stimme verhinderte, dass Sasuke sich erneut über ihr nerviges Bohren aufregte. Natürlich war ihm bewusst, dass sich die anderen ihre Gedanken machten. Aber das mussten sie nicht, das war schlicht und einfach nicht nötig. "Um mich muss sich niemand sorgen", gab er deshalb zur Antwort und versuchte dabei, das immer noch anhaltende Pochen in seinem Kopf zu ignorieren, was mehr oder weniger überhaupt nicht klappte. "Deine verdammte Arroganz kostet dich irgendwann noch das Leben." Karins Worte hörten sich mehr wie eine Feststellung, als wie ein Vorwurf an. Dann kehrte Stille zwischen den beiden ein, bis Sasuke sie schlussendlich mit etwas Überwindung brach.  "Danke für das Zeug. Es hämmert endlich nicht mehr", nuschelte er in das Kissen, was sich ziemlich lustig anhörte und Karin lachte zum Lachen brachte. "Immer wieder gerne, Demon. Eine Hand wäscht die andere." Jetzt wollte Sasuke nicht darüber nachdenken, was geschehen war. Eigentlich wollte er gar nicht über all das nachdenken, denn erfahrungsgemäss wurde alles nur noch komplizierter, wenn man zu lange über solchen Mist grübelte. Zugegeben, seine Vermeidungsstrategie war vielleicht nicht gerade optimal, das würde ihm wohl jeder Psychoheini bestätigen, aber ihre Wirkung tat sie allemal. Stattdessen unterhielt er sich mit Sniper, die er echt gut mochte, über etwas belanglosere Dinge, jedoch sollte ihre Ruhe nicht allzu lange währen. Es dauerte keine zehn Minuten, bis ein aufgeregter Sasori mit unheilverkündendem Blick ins Zimmer stürzte und es schlagartig vorbei war, mit dem Frieden. Und ehe sie es sich versahen waren sie auf dem Weg - Sasuke schleppte sich mehr schlecht als recht- in den Aufenthaltsraum, wo sie Neuigkeiten erwarteten, die Einiges verändern würden.   Wie lange sie geschlafen hatte wusste sie nicht, fest stand nur, dass es Narutos Stimme war, die sie jäh aus dem Schlaf riss.  "Was hast du gesagt?", brüllte er in einer so ohrenbetäubenden Lautstärke durch die Hallen der Kuramas, dass die Wände förmlich bebten.  Erschrocken schlug Sakura die Augen auf und sah sich benommen in dem, inzwischen ziemlich vollen Raum um. Was war denn bitte in der Zwischenzeit passiert? Wo vorhin noch friedliche Inner-Kuramas den Abend hatten ausklingen lassen, hatten sich mindestens zwanzig aufgeregte Outer-Leute versammelt, allen voran Sora, der Kopf des Outers, der nun Bericht erstattete. "Die haben die DDM eingenommen!" "Die Takas?" Naruto schüttelte ungläubig den Kopf, als ob Sora gerade einen schlechten Aprilscherz zum Besten gegeben hätte. Das würde ja mal wirklich überhaupt keinen Sinn ergeben. "Nee, die Riots!" Irgendwie verstand wohl jeder hier Anwesende gerade nicht mehr als Bahnhof in der Sache. "Details, Sora, wir blicken echt nicht durch, Mann!" Naruto hatte sich zurück auf die Couch fallen lassen und blickte den Schwarzhaarigen fragend an. "Also: Der Outer war bei der DDM, als sie kamen. Ich kann dir nicht sagen, wie viele es waren, Tatsache ist, DASS es viele waren. Die sind dort reingegangen, und keine fünf Minuten später ging der Tumult los. Jeden, aber wirklich jeden haben sie rausgeschmissen, diejenigen, die sich geweigert haben mit Gewalt, sogar Teuchi haben die mit Waffen bedroht und ihn dann ebenfalls vor die Tür gesetzt. Ihr erinnert euch an Teuchis Tochter Ayame? Die haben sie gekidnappt und drohen ihr etwas zu tun, wenn Teuchi zur Polizei geht. Und nun haben sie sich in der DDM verbarrikadiert."  Es war ein ziemlich ungläubiges, verwundertes Schweigen, das darauf folgte. Das hörte sich alles irgendwie unwirklich an. "Die sind total bescheuert oder?", brach Gaara nach einer gefühlten Ewigkeit das Schweigen. "Es liegt ja wohl auf der Hand, dass die uns und die Takas aufs Übelste provozieren wollen, indem sie unseren Stammclub einnehmen. Aber ihre Mittel zum Zweck sind ja mal sowas von beknackt." "Du sagst es, Bruder. Aber ich finde trotzdem, das wir das nicht auf uns sitzen lassen sollten. Wenn sie einen Kampf gegen die Grossen wollen, dann kriegen sie ihn auch", bemerkte Kankuro verächtlich. "Als ob diese kleinen Fische eine Chance gegen uns hätten. Die haben ja nach ihrer indirekten Kriegserklärung immer nur die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, ohne dass dann irgendetwas passiert ist." "Das hier klingt aber um einiges ernster. Wir dürfen die Sache nicht unterschätzen. Kann sein, dass sich die bisherigen Aktionen mehr oder weniger als leere Drohungen entpuppt haben, aber wie gesagt, die haben ja auch 'ne Geisel. Wir sollten uns das Ganze auf jeden Fall mal ansehen." Wenn ein Kurama auf etwas vertraute, dann war es auf Shikamarus Intuition. Dieser junge Mann hatte eine schon fast unheimliche Gabe dafür, die Pläne und Hintergedanken anderer zu durchschauen und zu analysieren. Naruto erhob sich und richtete sich mit den folgenden Worten an alle Gangmitgleider. "Ihr habt den Vize gehört! Ich will wissen, was diese Möchtegern-Newcomer in unserem Stammclub treiben und warum zur Hölle sie sich in unseren Krieg einmischen.  Wir treffen uns in zehn Minuten vor dem HQ, ich will, dass Shika, Chouji, die Mädchen und ungefähr vier Leute des Outers hierbleiben." Es war selbsterklärend, dass es nun an der Zeit war, sich zu rüsten und auf einen Kampf vorzubereiten, denn diesen würde es wohl oder übel geben. Dass er mit "Mädchen" nur Ino, sie und Hinata meinte, ärgerte sie normalerweise nicht. Aber heute machte es sie wütend. Sie spürte in sich das beinahe brennende Verlangen nach Action und Abenteuer, vielleicht auch nur, um die Gedanken an den immerzu in ihrem Kopf präsenten Demon, loszuwerden. Deshalb schnappte sie sich Naruto, bevor dieser selbst davon stob, um seine Waffen zusammen zu suchen. "Kann ich mitkommen?" "Nein." Sakura hatte nicht mit so einer barschen Antwort gerechnet. "Warum nicht?" "Weil ich deiner Tante und mir selber versprochen habe, von nun an noch besser auf dich und alle andere aufzupassen, Saku! Und in einem Battle kann  ich beim besten Willen nicht für dich garantieren!" Narutos ehrliche Besorgnis tat ihr auf eine ganz vertraute Art richtig gut und trotzdem wollte sie mit. "Hör zu, ich bin alt genug, um über mich selbst bestimmen zu können. Ich meine, ich muss ja nicht im Battle mitmischen, aber ich würde gerne dabei sein, verstehst du?" Es war normal, dass einige Gangmitglieder sich um das Battle-Terrain verteilten und  die Situation im Auge behielten, um allenfalls Verstärkung zu schicken. "Nein!" Der Blonde wandte sich ab und wollte gerade davongehen, als Sakura noch einmal aufbrauste. "Du bist nicht mein Vater, Naruto! Ausserdem dürfen Temari und Tenten ja auch mit! Ich kann doch..." Naruto blieb stehen, drehte sich noch einmal um und fixierte sie mit seinen stechenden blauen Augen. "Wenn ich den anderen verbiete, dich mitzunehmen, dann tut das auch keiner! Und merk dir eins: Tenten und Temari haben in einem Battle wesentlich mehr Durchschlagkraft als Ino, Hinata und du! Schliesslich trainieren die ja auch fast täglich, was ihr nicht könnt, wegen der Schule und all dem!" "Mann, Naruto..." Was hatte sie denn bloss für Argumente? Sie war im Kampf ja tatsächlich keine Überfliegerin... und eigentlich machte sie es auch nicht wirklich gerne, aber das hier musste sie einfach mitbekommen! Zu wichtig waren die Folgen, die dieser Kampf mit sich bringen könnte... Im nächsten Moment hatte Naruto ihr die Hände auf die Schultern gelegt und meinte nun, in einem überaus sanfteren Ton: "Versteh das nicht falsch, zur Schule gehen ist gut, aber wer sein Leben nicht voll der Gang widmet, muss halt bei gewissen Sachen zurückstecken. Bleib hier bitte. Es war echt der Horror, als du bei den Takas warst. Ich will von nun an nichts mehr, aber auch gar nichts mehr riskieren." "Ey, Boss, ich kann sie ja mitnehmen!" Die beiden drehten sich überrascht in die Richtung, aus der die Stimme kam und erblickten Gaara, der tatsächlich aufgehört hatte zu zocken. "Ich bin sowiesol Beobachter dieses Mal und kann auf sie aufpassen. Wenn sie unbedingt dabei sein möchte..." "Ich weiss nicht..." "Boss, du kennst mich. Ich geh' Kämpfen sowieso lieber aus dem Weg, bin aber stark genug um gegen diese lächerlichen Waschlappen-Riots zu bestehen, wenn’s dann doch auf 'nen Fight rauslaufen würde." Es war Naruto aus dem Gesicht zu lesen, welchen inneren Konflikt er gerade mit sich selbst ausfocht, was zählte war aber das kapitulierende Nicken, welches er nun Sakura schenkte. Dem Leader war durchaus bewusst, dass Gaara, erstens stark war und zweitens seine Aufgaben immer zuverlässig erfüllte. "Für dieses eine Mal. Mit wem hat dich Shika eingeteilt?" "Mit ein paar Outer-Leuten." Der Blonde nickte erneut und wandte sich an Sakura.  "Dass das aber ja nicht zur Gewohnheit wird hier", brummte er nur noch und ging dann von Dannen. Sakura lächelte Gaara dankend an. "Vielen, vielen Dank Gaara!" Der zuckte nur mit den Schultern. "Nichts zu danken. Wenn du unbedingt dabei sein willst, dann solltest du das auch dürfen. Aber vergiss nie, was für ein Wahnsinns-Glück wir mit einem Leader wie Big Fox haben. Er beschützt jeden Einzelnen, besonders euch Mädchen und das zu Recht. Die Battles sind gefährlich, aber ich verstehe, dass du auch mal dabei sein willst." Die junge Kurama wusste sehr wohl, was sie an ihrem Leader hatten und schätzte dies auch. In letzter Zeit machte sie es ihm wirklich nicht gerade leicht...  Also würde sie mit Gaara und einigen andern die Beobachtungsposten einnehmen. Es ging dort eigentlich vorwiegend darum, das Geschehen in einem Battle im Auge zu behalten und per Walkie-Talkie das HQ auf dem Laufenden zu halten, damit bei Bedarf Verstärkung geschickt werden konnte. Je nach Posten konnte sogar mit Schusswaffen in das Battle eingegriffen werden, was aber möglichst vermieden wurde. Beobachtungsposten flogen schnell auf, wenn geschossen wurde. Als sie nun warm angezogen hinter Gaara auf dem Motorrad sass und ihnen die kalte Nachtluft um die Ohren schlug, hatte sie Zeit, sich darüber klar zu werden, welch grosse Verantwortung Naruto eigentlich ständig mit sich herumtrug. Irgendwie war es ja auch klar, dass er damals Sasuke gegenüber dieses Misstrauen gar nicht hatte loswerden können. Zu viele schlechte Erfahrungen mit Takas in der Vergangenheit und auch noch heute, hinderten jeden Kurama daran, Sympathie für einen solchen zu empfinden. Sie nahm sich von nun an fest vor, Narutos beschützende Haltung mehr zu schätzen. Himmel, so war er es doch gewesen, der sie damals aus einem beinahe aussichtslosen Loch gerettet hatte! Schneller, als Sakura erwartet hatte, erreichten sie den Sammelpunkt in einer unscheinbaren Seitengasse, in der sich schon massenweise Kuramas scharten. Spärliches Licht  spendeten nur einige heruntergekommenen Strassenlaternen. Die Fensterläden der umstehenden Häuser waren geschlossen, was ja auch weniger verwunderlich war, mitten in der Nacht. Ein jeder war bis an die Zähne bewaffnet, das wusste Sakura, auch wenn es von blossem Auge unter den Winterjacken kaum sichtbar war. Im Moment stand noch in den Sternen, was diese eisige Dezembernacht bringen würde, und das war mehr als beunruhigend, wenn nicht schon bedrohlich. Trotz der Kälte wurde Sakura zusehends wärmer in ihrer blauen Jacke und die Aufregung liess ihr Herz immer schneller gegen ihren Brustkorb hämmern. Sie verstand zu gut, warum die Jungs  sich überhaupt so motiviert in Battle stürzten, auch wenn es seltsam klingen mochte. Aber der Nervenkitzel, der hier in diesem Moment zu spüren war, liess sich gut mit einem Action-Film vergleichen, nur das das hier real war.  Inzwischen hatten sich alle versammelt, die in der Aktion mitmischen würden, allen voran natürlich der Leader höchstpersönlich. Naruto hatte sich auf einen herumstehenden Müllcontainer geschwungen, damit er die Gasse voller Leute besser überblicken konnte und räusperte sich nun.  "Also Leute, mal sehen was diese Riots tatsächlich wollen. Keine Aktionen ohne mein Kommando, verstanden? Wir wollen die einfach aus der DDM raus haben, das ist alles, mit dem Ziel  so wenig Energie wie möglich dabei zu verschwenden. Aber unterschätzt die Riots nicht. Das Dümmste, was man machen kann ist es, ein Gegner im Vorneherein als schwach abzustempeln und ihm dann nicht mehr gewachsen zu sein. Auch wenn ich nicht daran glauben will, dass diese Riots wirklich so stark sind, wie immer behauptet wird, müssen wir wachsam bleiben und die Lage hier ernst nehmen. Ich hab leider ein Scheiss-Bauchgefühl, dass da was auf uns zukommt." Narutos Worte irritierten wohl nicht nur Sakura, dabei hatte er ja sowas von Recht. Bisher wurden die Kräfte der Riots von den Kuramas und auch von den Takas immer nur bagatellisiert und als ungefährlich eingestuft. Höchstens auf der Strasse sprach sich das Gerücht dieser neuen, starken Gang herum, aber niemals hätte sie auch nur in Erwägung gezogen, dass diese Riots vielleicht tatsächlich stärker waren, als sie bis jetzt vermutet hatten. "Jedenfalls werden wir sie jetzt erst mal aus unserer DDM schmeissen. Wenn Takas aufkreuzen, was so gut wie sicher ist, werden diese nicht angegriffen, verstanden? Es ist mir scheissegal, wie wütend ihr auf sie seid, aber ihr kennt die Gesetze! Zudem werden die uns ja nur dabei helfen, die Riots vom Plan zu schaffen."  Naruto sagte das natürlich richtig. Es war eines dieser vielen ungeschriebenen Gesetze, die in Gangfights und im allgemeinen Bandenleben galten. Es war so ziemlich dieselbe Regelung, wie die mit der Polizei. Wenn die Polizei aufkreuzte, dann galt es in erster Linie, dieser zu entwischen und der Gangstreit wurde zweitrangig. Dasselbe galt, wenn man denselben Gegner hatte - in diesem Fall die Jaguar Riots. Zuerst musste der gemeinsam Gegner vom Feld sein, damit man sich gegenseitig wieder angriff. Alles andere war eine Gesetzesverletzung und somit eine Schande für jede Gang. Nun war es aber an der Zeit, aufzubrechen. Wer welchen Posten übernahm stand bereits fest und so machten sich Gaara, Sakura und noch einige Outers auf den Weg zu den Beobachtungsposten. Ganz einfach erklärt waren es festgelegte Orte, die einem die Beobachtung des anstehenden Geschehens in sicherem Abstand ermöglichten.  Sakura hatte keine Ahnung, wo Shika und Naruto diese Beobachtungsposten festgelegt hatten, aber dafür hatte sie ja Gaara, der ihren Begleitern nun ein Handzeichen gab und sich dann von ihnen trennte. Er steuerte durch einige leergefegte Seitengassen einen Hinterhof an und brachte seine Maschine schlussendlich hinter ein paar übel riechenden Müllcontainern zum Stehen.  Die Ruhe hier in diesen Hinterhöfen und Gassen war mehr als unheimlich und wenn Sakura alleine hier gewesen wäre, dann hätte sie wohl vor lauter Angst Reissaus gemacht. Nur das Geräusch einiger Mäuse oder Ratten, die im Müll wühlten war zu vernehmen und ab und an Mal einige Katzen, die sich um Futter zankten. "Von jetzt an kein Mucks mehr", ordnete Gaara flüsternd an und zog sie gleich darauf am Handgelenk mit sich. Sie schlichen durch die dunklen Gassen, sorgfältig darauf bedacht, keinen Ton von sich zu geben. In Situationen wie dieser konnte man sich noch so sicher sein, dass man allein war, aber keiner gab einem die Garantie, dass es auch tatsächlich so war. Hier konnten theoretisch überall Takas oder Riots, wenn nicht auch irgendwelche Gangster oder Landstreicher lauern. Sie erreichten einen heruntergekommenen Block, der eigentlich schon lange bereit für die Abrissbirne war, jedoch wollte wahrscheinlich sowieso keiner mehr ein Haus so nahe bei der DDM bauen und in Gang-Kriegszeiten sowieso nicht. Die Eingangstür war mit Holzbalken verrammelt worden, weshalb Gaara, sie auch daran vorbeizog und auf die rechte Hausseite führte. Mit einem prüfenden Blick in alle Richtungen sicherte sich Gaara ab, dass gerade niemand zusah, bevor er einen müffelnden Grüncontainer zur Seite schob und somit ein eingetretenes, niedriges Kellerfenster freilegte. Sakura hob anerkennend die Augenbrauen und Gaara grinste, während er sich geschickt durch das Fenster in den Keller schwang. Sie selbst war ganz und gar nicht begeistert von der Idee, sich nun durch dieses viel zu kleine Fenster winden zu müssen. Natürlich würde sie da irgendwie durchkommen, Gaara hatte ja auch reingepasst, aber sie war doch längst nicht so flink und wendig wie ihr Gang-Genosse. Etwas vorsichtiger also, begab sie sich durch das kaputte Fenster. Zum Glück waren alle Glassplitter entfernt worden, sodass wirklich nur noch der blosse Rahmen in der Wand vorhanden war. Trotzdem brachte sie es fertig, sich die Hände an der rauen, verputzten Wand aufzuschürfen, jedoch biss sie auf die Zähne und sagte nichts. Sie wollte nicht noch mehr dazu beitragen, als schwach abgestempelt werden. Als Sakura schlussendlich in dem muffigen Keller stand lehnte sich Gaara noch einmal durch das Fenster und zog den Container wieder an seinen Platz, zusätzlich legte er von Innen ein Brett vor die Wandöffnung. Der Kurama hatte ganz schön viel Kraft, wenn man bedachte, dass dieser Container nicht gerade ein Fliegengewicht war. Sakura sah sich in dem baufälligen Keller um, jedoch erkannte sie in der düsteren Atmosphäre bis auf einige Umrisse nichts. Ehe sie es sich versah hatte Gaara schon eine Taschenlampe zu Hand, woher auch immer er die jetzt hatte. "Nicht das erste Mal, dass wir die Ruine hier zu unseren Zwecken nützen", quittierte er schulterzuckend ihren fragenden Blick im Lichtkegel der Taschenlampe. Er liess das Licht daraufhin durch den Raum schweifen, jedoch erkannte er nichts Auffälliges oder Besorgniserregendes. Durch das Licht erkannte Sakura nun auch die typischen Kellerabteile der Blocks, sie selbst befanden sich gerade in so einem. Wie viel Gerümpel hier herumlag! Da hatten wohl die ehemaligen, wohlgemerkt ziemlich faulen Bewohner, einfach alles, was sie nicht mehr benötigt hatten, dagelassen.   Eine dicke Staubschicht bedeckte den ganzen herumliegenden Ramsch, den sie sich aber im Moment nicht genauer betrachtete, da Gaara sie schon wieder mit sich zog. Sie verliessen schnurstracks den Keller, erklommen die abgewetzten, jedoch stabilen Treppen und fanden sich kurz darauf in dem winzigen Eingangsbereich des Blocks wieder. Gaara prüfte abermals, ob hier noch irgendwer ausser ihnen war, jedoch schien alles im grünen Bereich zu sein, weshalb sie nun die Treppe bis in den dritten und letzten Stock hochstiegen. Der Aufzug funktionierte, dem Aussehen nach zu urteilen, wohl schon lange nicht mehr. Hier oben öffnete Gaara eine Wohnungstür, die ohnehin schon offen war und die beiden traten vorsichtig ein. Die Wohnung war alles andere als bewohnbar, der Boden war herausgerissen worden, sie standen auf blankem Beton. Die Wände bröckelten und legten die Sicht auf die Stromleitungen und Kabel frei, die ihren Dienst wohl längst nicht mehr erfüllten. Zudem war es hier drin genauso kalt wie draussen, da auch hier die Fenster nicht mehr intakt waren, ganz zu schweigen von der Heizung. Im Gegensatz zum Keller hatten die Bewohner hier aber all ihr Hab und Gut mitgenommen. "Das hier ist die Pole Position unter den Beobachtungsposten, die es für die DDM gibt und das Beste: Er scheint bisher von niemandem ausser uns entdeckt worden zu sein", informierte Gaara nun in normaler Lautstärke, mit einem Anflug von Stolz in der Stimme.  Die junge Kurama folgte ihrem Kumpel auf den nicht gerade geräumigen Balkon. Ganz ehrlich, sie zögerte, als sie ihren Fuss vorsichtig auf das, nicht allzu stabil aussehende Stück Beton setzte. Gaara seinerseits, sprang leichtfüssig an ihr vorbei und duckte sich hinter der Brüstung. Sein Grinsen untermalte den Spott in seiner Stimme umso mehr. "Na komm schon, du wirst doch wohl nicht so schwer sein, dass das Ding zusammenkracht." "Mach dich nur lustig", brummte Sakura während sie sich ebenfalls auf den Balkon begab. "Aber glaub mir Vorsicht macht sich irgendwann bezahlt! Ihr Kurama-Jungs seid sowieso immer viel zu leichtsinnig unterwegs, wenn du mich fragst." "Sei ruhig eingeschnappt, Kirschtörtchen." Jetzt lachte dieser freche Rotschopf nur noch mehr und Sakura musste unwillkürlich mitschmunzeln."So Schluss jetzt mit dem Herumalbern. Da vorne geht's schon los." Erst jetzt bemerkte Sakura, so sie sich hier eigentlich befanden und weshalb Gaara sich hinter der Brüstung versteckte. Dieser baufällige Balkon bescherte ihnen doch tatsächlich einen Logenplatz in dem Stück 'Die Rückeroberung der DDM'. "Fast wie im Theater, nur echter", bemerkte Gaara, der anscheinend auch noch Gedanken lesen konnte. "Und gleich beginnt der erste Akt. Ich nenne ihn: Die erste Konfrontation." "Du scheinst das Stück zu kennen", flüsterte Sakura kichernd , die sich nun ebenfalls zu ihm gesellt hatte und durch ein etwas grösseres Loch  in der Balkon-Brüstung das Geschehen beobachtete.  Die DDM glich wahrlich einer Festung. Das Gebäude war umringt von barrikadeartigen Anhäufungen von Kisten, Containern, Mülltonnen und anderem herumstehenden Zeugs, das sich zum Schutz eignete. Auf, hinter und vor diesen mannshohen Barrikaden, sogar auf dem Flachdach des Gebäudes tummelten sich Menschentrauben, in diesem Falle wohl  mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit Riots. Zugegeben, die Anzahl dieser sogenannten "kleinen Fische" war erschreckend hoch, aber das beunruhigend war vor allem das Gebäude selbst. Das Bild der DDM in diesem Moment unterschied sich ziemlich krass von der DDM im "Normalzustand". In jeder Ecke des Daches hatten diese Typen brennende Flaggen gehisst, auf , denen, soweit sie das noch erkennen konnte, geflügelte Schlangen und neunschwänzige Füchse abgebildet waren, zudem waren über das ganze Gelände mehrere Metalltonnen verteilt, aus denen die Flammen ebenfalls lodernd empor züngelten.  Aber das Unheimlichste an allem war wohl diese drohende, trügerische Ruhe, die über diesem Platz hing, als ob hier schon längst tote Hose herrschen würde. Es waren nur die eigenen Augen, die von etwas anderem zeugten... Als Gaara über das Walkie-Talkie das Bereitschaftssignal gab und sich die Kuramas in Bewegung setzten, schlug Sakuras Herz bis zum Hals.   Naruto brachte seine Maschine mit quietschenden Reifen in gewissem Abstand zu den Riot-Barrikaden zum stehen, dicht gefolgt von seinen Gang-Kumpanen und prüfte die Lage. Dort oben standen sie, diese Riots, stolz, wie wenn sie das hier schon längst gewonnen hätten, nichts ahnend, dass sie sich dabei aber gewaltig irrten. Er musste sie zur Rede stellen, hier und jetzt. Vielleicht, ja vielleicht würden die Riots klein beigeben. Es konnte sein, dass sie einsahen, dass sie es besser nicht mit den Grossen aufnehmen sollten.  Aber Naruto war nicht blind und hatte die Lage bereits erfasst. Er sah, wie viele es waren und ganz ehrlich, damit hatte er nicht gerechnet. Noch nie war diese Gang in einer solchen Vielzahl unterwegs gewesen und genau deshalb sank die Chance, dass die Riots aufgeben würden auf geschätzte ein Prozent. Tolle Aussichten. Sie waren schlau, das musste man ihnen definitiv lassen. Jetzt, wo die grossen Gangs angeschlagen waren und nicht mit ihrer vollen Kraft agieren konnten, nutzten sie den günstigen Moment und warfen sich mit voller Kraft direkt zwischen die Fronten. Damit hatten sie nicht gerechnet. Er hoffte, dass die Riots wenigstens in der Kampfkraft nicht mit ihnen mithalten konnten. Aber sein Bauchgefühl, welches so gut wie nie falsch lag, sagte ihm, dass vor ihnen ein neuer Gegner stand, den sie bisher mehr als nur unterschätzt hatten. Seine düstere Vorahnung würde er nicht mit der Gang teilen. Es würde ihnen so nur die Motivation nehmen und dass sie alles geben mussten in einem Battle, wussten sie sowieso. "Wo ist euer Anführer, Riots?", rief er stattdessen ruhig den Barrikadenhütern zu, welche nur hämisch grinsten. Gleich darauf teilte sich die Meute von Riots und ein grossgewachsener Typ mit braunen Haaren und einem absolut widerlichen Grinsen im Gesicht trat in Erscheinung. "Das ist also der legendäre Big Fox." Seine Worte klangen natürlich nicht anerkennend, sondern einfach nur verhöhnend. "Machen wir's kurz, wir haben nämlich keinen Bock, uns mit Mistfliegen wie euch rumzuschlagen", meinte Naruto, ohne gross auf den Tonfall des Riot-Leaders zu reagieren. "Was wollt ihr?" "Als Sieger-Gang aus diesem Krieg hervorgehen." Kurz und bündig, aber diese Antwort machte Naruto rasend. "Dazu müsstet ihr erst einen Teil dieses Krieges sein." Naruto ballte die Fäuste und biss die Zähne zusammen. Was fiel dem Typen ein?  "Haut ab und mischt euch nicht in die Angelegenheiten ein! Das geht euch nichts an!", zischte er in scharfem Unterton Er erntete zustimmendes Knurren von seinen Gangmitgliedern, unter anderem Kiba und Kankuro. "Sind wir jetzt! Wir haben eure heissgeliebte DDM, Kuramas, und wir wissen, dass euch das rasend macht, auch wenn ihr so tut, als ob es euch kaum interessiert!" Naruto kam nicht dazu, dem Typen die Leviten zu lesen, da just in diesem Moment  - wie hätte es auch anders sein sollen - eine weitere Gruppe von Motorrädern um die Ecke gerast und vor der Barrikade zum stehen kam.  Die Takas. "Was soll die verdammte Kacke hier, ihr Waschlappen?", brauste sogleich der erste Taka, Hidan, auf und erntete zustimmendes Gebrüll von seinen Gang-Kameraden. "Geht zurück in das Loch, aus dem ihr gekrochen seid!" Hidans gehässige Worte hatten nur zur Folge, dass der Riot-Leader noch breiter und noch fieser grinste, als sowieso schon. "Die geben wenigstens zu, dass es sie rasend macht", stellte er amüsiert fest und seine 'Untertanen' lachten über seine dämliche Aussage. Auch Itachi war inzwischen auf dem Platz angekommen, bremste stilvoll und ohne Hast ab und musterte als Erstes einmal unbeeindruckt und gemächlich den Riot-Boss und seine Meute. "Ihr seid also diese Irgendwas-Riots, die sich 'starke Gang' schimpfen? Stark?" Er blickte den Leader  mit erhobenen Augenbrauen erwartungsvoll an. "'Stark' könnte vielleicht hinhauen, aber Klasse habt ihr jedenfalls keine. Schaut euch doch an." Itachi putze die Riots auf einem Level runter, das absolut nicht mit ihrem Stolz zu vereinbaren war. Er machte sie gezielt lächerlich und wer konnte das schon leiden?  Sogar von den Kuramas bekam er zustimmendes Gelächter, denn in solchen Situationen musste man zusammen spannen. Naruto beschloss, noch einen drauf zu setzten. "Sich hinter Barrikaden zu verstecken, ist einfach nur peinlich. Wahre Gangs stellen sich ohne mit der Wimper zu zucken einem Battle." Langsam aber sicher war dem Riot-Leader anzumerken, dass er überhaupt nicht leiden konnte, wie die Grossen über seine Gang sprachen. Er begann mit den Fingern an seiner Hosentasche herum zu nesteln, grinste jedoch nichts desto trotz weiter. "Wir können uns längst mit euch messen! Was glaubt ihr, wie lange wir Zeit gehabt haben, uns im Untergrund aufzubauen? Ihr hattet ja immer nur euch selbst im Kopf und habt euch einen Dreck um die anderen Gangs geschert! Und das haben wir zu unserem Vorteil genutzt! wir sind viele! Das hier sind noch längst nicht alle von uns!" Naruto hoffte inständig, dass dieses Dreikäsehoch nur bluffte. Denn es waren jetzt schon mehr als genug Mitglieder auf der Bildfläche erschienen und mit seiner angeschlagenen Gang waren die Kuramas, sowie die Takas nicht voll einsatzbereit. Sie befanden sich hier auf arg dünnem Eis, dessen war sich mit hundertprozentiger Sicherheit auch Itachi bewusst.  Er wechselte einen kurzen, stummen Blick mit Red Raven, indem sie das stillschweigende Abkommen trafen, heute Keinen der gegnerischen Gang anzugreifen, selbst wenn sie die Riots in die Flucht schlagen konnten.  "Und was soll das mit der Geisel?", fragte Naruto nun, darauf konzentriert, nicht ungeduldig zu werden. "Die Kleine ist eine praktische Waffe für uns", war die schlichte Antwort, die dieses Mal von einer rothaarigen Frau mit dunklem Teint kam. Itachi schüttelte nur den Kopf. "Mir ist die Kleine egal. macht mit ihr, was ihr wollt." Ob er das wirklich so meinte, wusste wohl gerade keiner. Der Riot-Boss wandte sich bestimmt an Naruto. "Aber Big Fox, unserem Robin Hood, dem Rächer der Enterbten, dem Beschützer von Witwen und Waisen nicht." Natürlich war sie ihm nicht egal. Er kannte Ayame und würde auch alles tun, um zu verhindern, dass die Riots ihr etwas antaten. Und das würde er auch nicht abstreiten.  Deshalb kam es ihm gerade recht, dass der Riot nun wieder das Thema wechselte, "Der Untergrund kann euch nicht leiden, Takas und Kuramas! Er ist es leid, dass immer ihr die grosse Show abzieht und uns kleineren Gangs keine Chance lasst, im Kampf um die Herrschaft der Strassen mitzumischen. Das hier sind die Folgen! Der Untergrund schliesst sich zusammen, um euch alle in die Hölle zu schicken!" Es war der Moment, als die Riots von den Barrikaden heruntersprangen, bewaffnet, kampfbereit und zu allem fähig. Reflexartig zückte Naruto sein Messer und gab das Kommando zum Angriff, sodass nun auch die Kuramas hervor stürmten, die sich bisher verborgen gehalten hatten. Es war der Beginn eines Kampfes, der Veränderungen grossen Ausmasses mit sich bringen würde.  Es war an der Zeit, Gang-Geschichte zu schreiben.   Es bleibt eine grundlegende Frage offen: Wozu?  Wozu bekämpfen sich Gangs denn eigentlich? Ist es das Abenteuer? Oder lediglich brennender Ehrgeiz? Das Leben auf der Strasse ist ein Überlebenskampf. Nicht mehr und nicht weniger. Und zum Überleben musste man zu den Starken gehören. Tat man das nicht, kratzte man in der untersten Schicht der Nahrungskette herum. Wer wollte das schon? Alleine war es nahezu unmöglich, ein anständiges Leben auf der Strasse führen zu können, deshalb bildeten sich Gangs. Gruppen, in denen man Schutz, Gemeinschaft und in den meisten Fällen auch Freundschaft erfahren durfte. Und danach sehnten sich nicht nur Strassenkinder. So konnte man auch mit passablen oder guten Familienverhältnissen alleine sein. Schutzlos sein.  Man könnte an dieser Stelle meinen, dass so ja alles klar ist. Gangs gibt es und nun haben sie alles, was sie brauchen. So ist es nicht. Denn hier beginnt die Hierarchie wieder von vorne. Die mächtigsten Gangs hatten die besten Voraussetzungen zum Leben. Ein sicheres Umfeld, ein Ort zum leben, eine Existenz, die man auch als solche betiteln konnte.  Die sogenannte "Herrschaft über die Strassen", würde einer Gang die allerbesten Voraussetzungen zum Leben auf der Strasse bieten. Es war nicht so, dass Abenteuerlust und Ehrgeiz keine Rolle dabei spielten. Natürlich war das Gang-Leben auch spannend, aber auch genauso gefährlich. Alles in allem gipfelte es erneut in einen Überlebenskampf. Der Unterschied: Man bestritt ihn in einer Gemeinschaft. Kapitel 26: Ein durchtriebenes Spiel ------------------------------------ Entsetzt beobachtete Sakura durch Gaaras Fernglas das haarsträubende Geschehen unterhalb des baufälligen Balkons. Das Licht der vielen Strassenlaternen rund um die DDM und der helle Mond in dieser Nacht ermöglichten eine ziemlich gute Sicht auf das Schlachtfeld. Zudem hatten sich die Riots inzwischen die Dachscheinwerfer der DDM zu Nutzen gemacht, die nun das Gebäude und die umstehenden Häuser ziemlich gut zur Schau stellten.  Es war der Moment, in dem sie sich wünschte, im HQ geblieben zu sein und das alles nach wie vor nur über das Walkie-Talkie mit verfolgen zu können.  Sie kannte Szenarien wie diese eigentlich bestens aus der Blood Zone. Aber das hier übertraf bei Weitem vieles, was sie in den BZ's bisher gesehen hatte. Um das nicht falsch zu verstehen, mit all dem hatte sie gerechnet. Ihr war bewusst, wie die Battles abliefen und wie hier gekämpft wurde, aber das alles auch wirklich mit eigenen Augen zu sehen, war schon krass. Gaara schien nicht halb so bestürzt zu sein, wie sie, er beobachtete das Geschehen ganz ruhig und mit viel Routine durch sein Fernglas, gab ab und zu wieder irgendwelche Anweisungen durch das Funkgerät. Er informierte die Kämpfenden über Vorstösse der Riots oder günstige Angriffspunkte, während Sakura nur daneben kauerte und ihre Augen, trotz allem, nicht von dem Battle, dass sich dort unten vor der DDM gerade zutrug, nehmen konnte. Es war schwierig, die Menge zu überblicken, da sich innert kürzester Zeit ein riesiges Schlachtfeld gebildet hatte, auf dem man kaum mehr Taka, Kurama und Riot auseinanderhalten konnte. Wie gebannt starrte sie durch das Glas hinunter auf den Platz, versuchte ihre Freunde auszumachen, jedoch war es immer das Gleiche.  Sobald sie jemanden Bekannten gefunden hatte, verschwand er schneller, als sie folgen konnte, wieder aus ihrem Blickfeld. "Die sind ja echt schnell...", murmelte sie konzentriert, was Gaara ein trockenes Auflachen entlockte. "Übungssache, Cherry. Personen fixieren ist mit einem Fernglas schwierig. Warte." Er nahm ihr das Ding aus der Hand und schraubte geschickt irgendetwas daran herum, warf einen prüfenden Blick durch die Gläser und gab es dann der Kurama zurück. "Jetzt sollte es einfacher sein." Und richtig, als Sakura das Fernglas nun wieder ansetzte, war sie nicht mehr ganz so nahe am Geschehen. Gaara hatte es exakt so eingestellt, dass man genug sah, aber auch nicht zu nahe oder zu weit weg war.  "Danke, Sandy!" "Sandy?" Sein Blick war in diesem Moment einfach köstlich und Sakura musste ein lautes Auflachen, trotz dem Ernst der Lage unterdrücken. Fragend und doch irgendwie geschockt. "Reicht ja schon, dass sie mich Sandmann nennen...", murmelte der Rothaarige und widmete sich dann wieder seiner Observation. Sakura machte nun inmitten der Menge Temari aus, die sich, ganz Löwinnen-like durchschlug und mit einer Entschlossenheit kämpfte, die Sakura so noch selten gesehen hatte. Dieses Mädchen war ja schon in der Blood Zone gemeingefährlich, aber hier drehte sie noch mal einen ganz schönen Tick auf. Quasi neben ihr zu finden waren Neji, Shino und  Tenten. Natürlich machte es Sinn, sich gruppenweise in einem solchen Battle fortzubewegen, denn jeder Einzelkämpfer  wäre hier wohl so ziemlich verloren gewesen. "Sehe ich das richtig, die kämpfen sich vor bis zum Boss?" "Ja und nein. Das Ziel der Aktion ist es, die DDM von allen Seiten einzurahmen. Das ist in diesem Fall hier eigentlich selbsterklärend, darum nehmen auch die Takas an diesem Plan teil. Wenn du genau beobachtest, dass siehst du, wie sich die Gruppen von allen Seiten her vorarbeiten", erklärte Gaara. Sein selbstsicherer Tonfall zeugte von jahrelanger Erfahrung in Gangfights. Selbsterklärend? Sakura wusste ehrlich gesagt nicht, warum es denn so selbsterklärend war, dass alle denselben Plan verfolgten? Aber sie verstand wohl einfach zu wenig von Battles, um das hier jemals zu schnallen. Ihr verständnisloser Gesichtsausdruck musste sie verraten haben, denn Gaara grinste sie jetzt  spöttisch an und schüttelte den Kopf. "Wird ja echt langsam Zeit, dass du mal bei 'nem Battle dabei bist", er wies mit einer Handbewegung auf die DDM. "In der DDM befinden sich zum Ersten der Leader der Riots, zum Zweiten Ayame.  Das Ziel ist also die DDM. Wenn man auf dasselbe hinarbeitet dann ist es der beste Plan, wenn man sich gruppenweise zu diesem Ziel vorarbeitet. Würden wir alle in einer Gruppe voran stossen, würde das vielleicht auch klappen, aber die Riots hätten nur ein Ziel. Sie bräuchten nur auf den Taka-Kurama-Pulk zu schiessen und könnten sich sicher sein,  sie zu erwischen. Dass es nicht sinnvoll wäre, jeden Einzeln vorgehen zu lassen, muss ich dir ja wohl nicht erklären." Sakura verstand jetzt. Ein jedes Gangmitglied konnte ja eigentlich selber abwägen, wie vorzugehen war. Und Gaaras Erklärung war ja wirklich simpel. Da hätte sie eigentlich auch selbst drauf kommen können. Gaara beobachtete nun weiterhin mit Adleraugen das Geschehen, gab den Kämpfenden Anweisungen durch das Funkgerät und erstattete dem HQ regelmässig Lagebericht. Während Gaara sich sehr auf dem Kampf fokussierte, beobachtete Sakura die Umgebung der DDM. Es war klar, dass rund um das  Gelände noch weitere Kurama- und Taka-Beobachtungsposten verteilt waren, natürlich waren diese von blossem Auge nicht zu entdecken, nicht einmal durch das Fernglas waren sie auszumachen. Die Gangs verstanden ihr Handwerk nun mal. Sie schweifte weiter über den Platz. Die Riots auf den Barrikaden nutzten Schusswaffen, um ihre Gegner  fernzuhalten, Gaara hatte ihr erklärt, dass zwei andere Beobachtungsposten damit beauftragt worden waren, diese  mit Schusswaffen aus der Ferne zu erledigen und sie nichts tun durften. Wenn Gaara jetzt schiessen würde, dann würde der beste Beobachtungsposten der DDM auffliegen und das war so lange wie möglich zu vermeiden. Erstaunlich war, dass sich die Riots an die Keine-Schusswaffen-im-Nahkampf-Regel hielten. Das zeigte, dass sie wenigstens ein bisschen Ahnung von den Regeln der Gangs hatten. Na, immerhin. Die Geräusche von abgefeuerten Gewehren und Pistolen waren über den ganzen Platz zu hören und so war es kaum möglich, die Richtung, aus der sie kamen, auszumachen. Aber irgendwie  waren da noch andere Schussgeräusche, die nicht vom Platz herkamen. Waren es die Beobachtungsposten? Sakura suchte das Gelände fieberhaft ab, und doch fand sie nichts. Als sie dann aber ihren Blick hob und über die Hausfassaden wandern liess, entdeckte sie etwas Markantes.  "Gaara! Dort oben!" Sakura stiess ihren Begleiter aufgeregt an und wies auf das gegenüberstehende Haus. Dort oben hockten sie, auf dem flachen Dach eines Wohnblocks, ziemlich weiter weg von ihnen, noch einmal ungefähr vier Stockwerke höher, als sie es waren. Die Balkonbrüstung hatte Gaara und Sakura gute Deckung gegeben, weshalb sie bisher noch nicht entdeckt worden waren.  Von dort oben, quasi gegenüber ihres Postens, sassen drei Riots auf dem flachen Dach eines Blocks und zielten von oben herab auf Takas und Kuramas. Ein dicker Schornstein schützte sie behelfsmässig vor Blicken, deshalb hatten Gaara und Sakura sie auch nicht gleich gesehen. "Kacke!" Gaara hatte die Riots auf dem Dach nun auch gesichtet und regte sich natürlich dem entsprechend darüber auf. "Die waren noch nicht da, als wir gekommen sind!" "Allzu lange können sie ja noch nicht da oben hocken, sonst hätten wir sie garantiert gesehen. Was machen wir?" Gaara schien innerlich einen Kampf mit sich selbst auszufechten, dann fasste er aber einen Entschluss. "Die unteren Beobachtungsposten können sie nicht abknallen, dazu sind sie nicht hoch genug. Bleibt nur noch eins." Gaara schob eine alte Holzkiste zur Seite, hinter der nun drei Gewehre zum Vorschein kamen. Der Rothaarige schnappte sich eines, prüfte die Munition und legte dann an. "Hast du nicht gesagt, wir dürfen uns nicht verraten?" Warf Sakura ein, darauf konzentriert, gelassen zu klingen, was ihr wohl mehr oder weniger misslang. "Es gibt Situationen, in denen man entscheiden muss, was das kleinere Übel ist, Cherry." Er fixierte sein Ziel. "Jetzt wäre Kankuro mal hilfreich. Es ist echt nicht gerade einfach, auf diese Distanz alle Vier zu treffen. Aber ich versuch's, immerhin ist es ein Scharfschützengewehr." Er überprüfte die Situation sorgfältig, alle musste durchdacht sein. Eins musste man ihm lassen, er konnte einen wahrhaft kühlen Kopf bewahren.  "Sakura, geh' rein und verhalte dich still. Sie werden auf jeden Fall erahnen, woher die Kugel kam. Wir müssen nachher fliehen, denn sie werden uns sehen, das kann ich dir sagen. Es sei denn, ich erwische sie alle." Er lachte trocken, da er wohl selbst nicht daran glaubte. Sakura tat wie geheissen und schlich sich vorsichtig in die alte Wohnung hinein, wo sie sich hinter einen Wandvorsprung duckte. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen und ihre Hände zitterten. Die Spannung war kaum auszuhalten. Gaara visierte sein Ziel an. Ein Glück, dass sie hier oben solch gute Gewehre auf Lager hatten! Mit einer normalen Flinte wäre es unmöglich, auch nur einen dieser Riots zu treffen. Er drückte ab. Einmal. Der Knall war laut, obwohl Schalldämpfer an der Waffe angebracht waren. Gleich darauf ertönte ein zweiter Knall. Ein dritter.  Das Nächste, was Sakura hörte, war das Zerspringen von Glas, als die Glasscheibe des Balkonfensters klirrend zerbarst und ein Scherbenregen durch das ehemalige Wohnzimmer fegte. Sakura presste sich ängstlich gegen die Mauer. Mehrere Kugeln hatten die Scheibe durchbohrt und steckten nun in der gegenüberliegenden Wand. Plötzlich war Gaara da, der sie unsanft am Handgelenk packte und dann mit sich riss. "Zwei hab ich, die anderen beiden konnten sich in Sicherheit bringen. Die werden gleich ihre Leute verständigen, deshalb müssen wir weg!" Die beiden stürzten aus der Wohnung, die Treppen des Blockes herunter. Sakura spürte das Adrenalin heiss und kalt durch ihren Körper schiessen, welches sie nun zum Rennen antrieb und sie regelrecht berauschte. "BP 3 wurde entdeckt. Riot-Sniper auf gegenüberliegendem Dach ausgeschaltet, zwei übrig, sofort Leute zu grauem Wohnblock mit Flachdach schicken, es ist der zweitgrösste Block! Wenn möglich, Verstärkung zu BP3", rief Gaara schwer atmend in das Walkie-Talkie, während des Laufens. Die Antwort bekam sie kaum mit, da sie zu kurz und zu undeutlich war.  Sie erreichten den Keller, Sakura liess ich von Gaara führen, der schon reichlich mehr Action-Erfahrung hatte, als sie. Im Kellerabteil riss er das Holzbrett von der Fensterluke weg, linste prüfend unter dem Container hindurch und schob ihn dann zur Seite. Die Luft war also rein. Noch. Gaara war so unglaublich flink, er schwang schon fast elegant durch das Fenster und reichte Sakura dann die Hand, die gerade mehr schlecht als recht durch die Öffnung kroch. Als sie dann beide im freien Standen, ging die Hatz gleich weiter. Gaara zog sie hinter sich her und versteckten sich dann zwei Häuserblocks weiter hinter einem alten Schuppen. Und das keine Sekunde zu spät, denn nun drangen Motorengeräusche und Stimmen von der Strasse her zu ihnen. "Die müssen hier irgendwo sein! Werden ja wohl nicht so dämlich sein und noch oben im Block hocken. Hast du schon was von Dusty gehört?" "Nee, die sind noch auf dem Weg. Wenn ich den Typen in die Finger kriege, der Ross und Chan auf dem Gewissen hat... zwei unserer besten Schützen!"  Sakura hielt die Luft an, als die Stimmen langsam aber sicher gefährlich nahe kamen. Ihr Herz klopfte ohrenbetäubend lait. Gaara legte einen Finger an die Lippen und schloss die andere Hand fest und bestimmt um ihr Handgelenk. "Sag mal bist du bescheuert? Die sind sicher nicht da hinten!" "Woher willst du das wissen?" Sakura  zuckte zusammen, als sie bemerkte, wie nahe der Typ schon war. Gaara hatte inzwischen ein Messer gezückt, aber die Riots waren in der Überzahl. Wenn es hart auf hart kam, dann würden sie beide den Kürzeren ziehen, soviel stand fest. "Alter, du hast sie echt nicht mehr alle! Ich geh' jetzt weiter, während du hier herumsuchst sind die schon längst über alle Berge!", rief der Andere nun ungeduldig und drückte aufs Gas. Der Typ liess sich nicht lange bitten und verschwand aus der Gasse , zur Erleichterung der beiden Kuramas, aus der Seitengasse. Erst, als das Geräusch der Motoren endgültig verklungen war, wagte Sakura es, sich wieder zu rühren. "Das war knapp. Und jetzt?", flüsterte Sakura zitternd. Ihr Körper war immer noch bis ins feinste Härchen geladen. "Weg hier. Die werden zurückkommen, wenn sie nichts finden." Gaara strahlte wirklich eine beeindruckende Ruhe aus, was Sakura ihm selbstverständlich hoch anrechnete, denn sie markierte hier nämlich gerade das Nervenbündel schlechthin. Vorsichtig schlichen sie hinter dem Schuppen hervor. Keine Menschenseele war zu sehen, was die beiden nun ausnutzten, um sich durch die schwach beleuchteten Strassen Konohas davon zu schleichen. "Wohin?", flüsterte Sakura fragen und er meinte nur: "BP2" Beobachtungspunkt 2 also. Sie hoffte, dass der Weg dorthin nicht mehr allzu lange dauern würde, denn in der Ferne war schon wieder das Geräusch nahender Motoren zu hören.   Naruto zog die Klinge seines Messers mit Schwung über die Brust seines Gegners, der schmerzerfüllt aufschrie und zu Boden ging. Es waren keine zehn Meter mehr, die ihn und seine Gruppe von der Barrikade trennten. Sie hatten sich den Hintereingang der DDM vorgenommen, der aber natürlich genauso gut besetzt war, wie der ganze Rest des Gebäudes. Er wollte das hier mit diesen Riots endlich zu Ende bringen. Es machte ihn rasend, dass diese Waschlappen die Frechheit hatten, ein Battle heraufzubeschwören, das nun noch mehr Kraft und Opfer forderte, die sie eigentlich für den richtigen Krieg gebraucht hätten.  Schon während des Kampfes war ihm aufgefallen, dass es, nicht allen, aber vielen Riots an der richtigen Technik haperte und sie deshalb nicht allzu schwer zu besiegen waren. Ihre Stärke lag in ihrer Zahl, denn sie waren wirklich viele. Er erledigte zwei weitere Riots, die sich ihm und den Weg stellten und erreichte dann die Barrikade, die inzwischen nicht mehr mit Schützen bestückt war. BP 1 hatte ganz schöne Arbeit geleistet. An seiner Seite kämpften Temari, Lee, Shino und Kiba, die nun auch die Barrikade erklommen und sich auf der anderen Seite gleich wieder auf die wartenden Riots stürzten. Auch wenn er es nicht gerne zugab, die Riots sahen gefährlich aus, aber auf eine völlig andere Weise, als ein Kurama, oder seinetwegen auch ein Taka gefährlich war. Mitglieder der grossen Gangs wirkten überlegen. Stark. Erfahren.  Aber bei diesen Riots war es etwas ganz anderes. Es war etwas in ihrem Blick, ihrem Ausdruck, ihren Bewegungen. Bei ihnen war es ... Hunger. Machthunger? Was auch immer, es war, von den Riots ging eine ganz seltsame Art von Gefahr aus. Im nächsten Moment überwand eine Gruppe von Takas die Barrikade und unterstützten die Kuramas nun im Kampf gegen die Riots. Als Naruto sich voran kämpfte bemerkte er, dass  langsam aber sicher immer weniger Riots sich ihnen in den Weg stellten, dafür  wurden sie stärkemässig auch immer besser, je näher sie der DDM kamen. Als er das Knallen einer Schusswaffe hinter sich vernahm, steigerte sich seine Wut in den feuerroten Bereich. Sie hatten doch alle bewaffneten Barrikaden-Verteidiger erwischt oder mindestens kampfunfähig gemacht! Es zeugte einfach nur von Schwäche und null Stolz, wenn diese verzweifelten Typen immer wieder ihre Knarren hervorkramten! Blitzschnell drehte er sich um, erfasste sein Zielobjekt auf der Barrikade und warf dann sein Messer in seine Richtung. Die scharfe Klinge bohrte sich in die Brust des Schützen, der mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Widersacher suchte, dann jedoch von der Barrikade hinunter stürzte.  Naruto war absolut nicht aufs Töten aus, besonders nicht bei diesen Gegner, die alle nur diesem dämlichen Anführer hinterher rannten, aber was sein musste, das musste nun mal sein. Er akzeptierte es nicht, wenn auf seine Leute geschossen wurde in einem Nahkampf! Er Griff schneller, als man denken konnte, wieder zu einem Messer, um seinen nächsten Angreifer abblocken zu können.  Inzwischen waren sie kurz davor, die DDM zu erreichen und diesem dummen Spiel hier endlich ein Ende zu setzten.   Völlig atemlos hetzten Sakura und Gaara durch die nächtlichen Gassen Konohas, dicht gefolgt von dem Unheil verkündenden Motorenlärm, der sich ihnen immerzu näherte. Den Typen war jetzt klar, dass sie sich nicht mehr im Wohnblock aufhielten, wahrscheinlich hatte man ihnen das per Funk mitgeteilt, denn sonst wären sie wohl kaum so schnell wieder umgekehrt. Ob die nun die ganze Gegend nach ihnen absuchten? Das konnte sich Sakura kaum vorstellen. In so einem Battle hatte man ja wohl Besseres zu tun, als fliehenden Beobachtern hinterher zu rennen. "Es ist in dieser Gegend nicht günstig, sich zu verstecken! Cherry, wir ändern den Plan!", rief Gaara ihr so leise wie möglich zu. "Wir suchen nicht BP 2, die Gefahr, dass sie den dann auch noch aufspüren, ist zu gross! Wir laufen in die Stadt hinein, bis wir irgendwo untertauchen können! Meine Mühle zu holen wäre zu gefährlich!" "Du hast vorhin noch Verstärkung angefordert! Wie sieht's mit der aus?" Das wäre wohl das Optimalste, was jetzt überhaupt passieren könnte. "Die funken nicht zurück, weil die Gefahr besteht, dass sie uns verraten könnten! Stell dir vor, die hätten vorhin hinter dem Schuppen 'ne Nachricht durchgegeben! Sie kommen nur, wenn sie auch genug Leute haben, ansonsten wäre es umsonst!" Gaaras Worte hörten sich schon wieder an, als ob er gerade völlig klar denken könnte. Und wahrscheinlich konnte er das sogar, aber in Sakuras Kopf standen die Gedanken sturm. Der Motorenlärm hinter ihnen wurde immer lauter und Sakuras Herz schlug zusehends schneller. Angst legte sich wie eine eiskalte Hand um sie. Was, wenn diese Typen sie erwischten?! Würden sie dann umgebracht werden? Ein Blick zurück, und Sakura wünschte sich, sie hätte es nicht getan, denn um eine Ecke, etwas weiter hinter ihnen, war nun das Licht von Scheinwerfern zu sehen. "Lauf, Sakura!", wies Gaara sie an und Sakura lief. So schnell wie in diesem Augenblick, war sie wohl noch nie in ihrem Leben gelaufen, aber das Adrenalin weckte ungeahnte Kräfte in ihr und so legte sie noch einen Zahn zu.  Auch Gaara beschleunigte seine Schritte  massiv und gemeinsam stoben sie vorwärts, jedoch immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass auch das sie nicht retten konnte, wenn sich ihnen jetzt nicht schleunigst ein besserer Fluchtweg auftat, denn Gaara hatte recht. Die Strasse, die sie gerade entlang rannten, war absolut ungünstig, da sich ihnen, ausser ein paar wenigen Containern und kleinen, viel zu gut beleuchteten Seitengassen kaum Möglichkeiten zum Verstecken boten.  Das Einzige, was sie jetzt noch tun konnten, war laufen. Langsam machte sich aber auch die Erschöpfung in Sakuras Körper breit und ihre Beine schmerzten ganz schön von der Hetzjagd. Wie lange würde sie dieses Tempo aufrecht erhalten können? Etwas weiter vorne kam die nächste Abzweigung in Sicht, die ihnen hoffentlich bessere Möglichkeiten bot. Aber diese Wegbiegung sollte wohl oder übel als ihren Untergang entpuppen. Sakura rutschte fast das Herz in die Hose, als auch dort bedrohliches Scheinwerferlicht auftauchte und in nächsten Augenblick noch mehr Motorräder um die Ecke bogen.  Jetzt waren sie geliefert und zwar endgültig. Eingekesselt von Riots. Ihr panischer Blick wanderte zu Gaara, in der Erwartung, ihn verbissen und wütend zu sehen. Aber ganz im Gegenteil: Er lachte! War das zu fassen? War er denn jetzt nicht mehr ganz dicht? Es brauchte noch ungefähr zwei Sekunden, bis auch sie begriff und als sie es realisierte, hätte sie am liebsten vor Freude losgeheult. Es waren tatsächlich Kuramas! Und zwar mehr als genug, um diesen Riots so richtig in den Hintern zu treten!   Er spürte das Blut des Riots warm über seine Hand rinnen, mit der er nun das Messer aus dem Rücken seines Gegners zog. Der Riot sackte sich zusammen, Sasuke schenkte ihm keine weitere Beachtung. "Danke, Demon!" Karin rappelte sich vom harten Asphalt auf und klopfte sich rasch den Strassenschmutz aus den Kleidern. "Keine Ursache, Sniper!" Sie hatten inzwischen den Hintereingang der DDM erreicht und es tatsächlich geschafft, auch die letzten Bewacher hier aus dem Weg zu räumen. Es hatte  nur einen kurzen Augenblick gebraucht, in dem Karin nicht aufgepasst hatte und um ein Haar von einem Riot hinterrücks erstochen worden wäre. Glücklicherweise war Sasuke schneller gewesen. "Die Tür ist verschlossen, wie erwartet! Hast du mir 'nen Draht?", rief die Rothaarige Sasuke zu und dieser kramte in seiner Tasche. Er hatte sich das natürlich im Vorneherein überlegt und es war mehr als logisch, dass die Riots die DDM von innen verriegelt hatten. Deshalb bekam er jetzt auch den Draht zu fassen, den er sich vor dem Aufbruch in die Tasche seiner Jeans gestopft hatte und reichte ihn Sniper.  Während sie das Schloss knackte wurden sie immer wieder von Riots angegriffen, die unter allen Umständen verhindern wollten, dass die kleine Taka-Gruppe in die DDM eindrang, jedoch bildeten die fünf weiteren Takas, die mit Sasuke und Karin unterwegs waren einen schützenden Ring um den Hintereingang. Zudem  bekamen sie die Unterstützung der Kuramas, die sich nun auch auf die angreifenden Riots stürzten. Mit einem Klicken sprang die Tür auf und die Takas drangen nun, mitsamt den Kuramas in die Festung der Riots ein, wo sie schon die nächsten Gegner erwarteten. Es waren aber erstaunlich wenige, deshalb überwanden sie die Typen relativ schnell. An den Toiletten vorbei, kamen sie in den eigentlichen Partyraum der DDM. Er sah aber im Moment ganz anders aus, als sie es sich gewohnt waren. Die Lounges waren verwüstet, umgeworfene Stühle und Tische waren im ganzen Raum verteilt, überall wo man hintrat knirschten Scherben von Gläsern und Flaschen. Ein ohrenbetäubendes Klirren schallte vom Haupteingang hin zu ihnen, gleich darauf stand eine Gruppe Kuramas, angeführt von Big Fox höchstpersönlich  im Raum.  Naruto liess seinen Blick über die verunstaltete DDM schweifen, sein Blick blieb nur kurz an den ebenfalls anwesenden Takas hängen. Und er schien nun genau das festzustellen, was Demon und seine Leute zuvor auch feststellen mussten: Es war niemand mehr hier. Ihr Stammclub sah ebenso verlassen, wie verwüstet aus. "Kontrolliert das Dach und den Keller", rief Naruto. Die Anwesenden schwärmten aus und durchsuchten das Gebäude, doch schon wenige Minuten später standen sie allesamt wieder da und schüttelten die Köpfe. Aber nicht ganz alle. "Boss! Vom Dach aus sah man eine Gruppe Motorräder in Richtung Downtown davonrasen!" Narutos Faust krachte hart auf den Bar-Tresen, sodass auch die letzten stehenden Gläser umkippten. "Sind die bescheuert?! Feiger geht's ja wohl kaum! Langsam gehen mir diese Arschgeigen gehörig auf den Geist!" Sasuke teilte seine Verärgerung. Es war mehr als nervig, wenn man Gegner hatte, die mit solch dämlichen, feigen Mitteln unterwegs waren. Jetzt mussten sie diesen Typen wohl oder übel nachrennen. Nun, eigentlich MUSSTEN sie nicht. Das Ziel der Takas war es eigentlich lediglich gewesen, die DDM zurückzuerobern und das war gelungen. Aber die Kuramas würden die Riots auf jeden Fall verfolgen, da sie immer noch Ayame in ihrer Gewalt hatten. Dass die Kuramas allen Ruhm für die Eliminierung des Riot-Bosses einsackten, war überhaupt keine Option und deshalb wies er seine Leute nun an, ihm aus der DDM zu folgen. "Hinterher!"   "Die hauen ab!", ertönte Narutos Stimme aus dem Walkie-Talkie, dass sich Sakura während der rasanten Fahrt fest ans Ohr presste, um etwas hören zu können. "Richtung?", rief sie laut zurück, um den Motorenlärm zu übertönen. "Downtown! BP, verfolgen!" Das HQ ordnete nun per Walkie-Talkie an, dass das DDM-Battle solange wie möglich aufrecht erhalten bleiben sollte, denn je weniger Riots folgten, desto leichter wurde was jetzt noch folgte. Immer noch geflasht von dem ganzen Adrenalin in ihrem Körper, bekam Sakura die Fahrt nur halbwegs mit. Während sich die anderen Kuramas mit den Riots abgaben, hatten die Beiden sich auf den Weg zu Gaaras Motorrad gemacht, das erstaunlicherweise nur zwei Gassen weiter weg gestanden hatte.  Als sie zurückkamen war der Spuk bereits vorbei, anscheinend hatten sich einige Riots ihnen gestellt, die anderen hatten, angesichts der Überzahl ihrer Gegner die Flucht ergriffen. Genau wie die anderen Beobachtungsposten waren sie nun auf den Fersen des Riot -Bosses, der mit der Geisel und seinem Gefolge Reissaus genommen hatte. Das war feige - da würde ihr wohl jedes Gangmitglied zustimmen. Und genau deshalb erschien das in ihren Augen seltsam. Entweder waren die Riots wirklich derart unmöglich oder sie führten etwas im Schilde, wobei ihr letzteres ziemlich viel glaubhafter vorkam.  "Ist das nicht seltsam?", rief sie laut, um abermals den Motorenlärm zu übertönen. "Was meinst du?", schrie der Fahrer zurück und riss eine scharfe Kurve. Als Sakura sich  wieder gefangen hatte meinte sie: "Na, dass sie abhauen!" "Die haben schon irgendwas vor! Bleibt noch herauszufinden, was!" Erst jetzt wurde Sakura richtig bewusst, dass sie unwillkürlich mitten im Battle gelandet war. So schnell konnten sich Pläne ändern. Anstatt aussen vor zu bleiben war sie nun auf dem Weg ins Geschehen. Und ehrlich gesagt wusste sie nicht, ob sie das jetzt freuen oder verängstigen sollte.  Naruto würde ausrasten, soviel stand fest. Auch er war auf den Fersen der Riots und früher oder später würde es wohl oder übel ein Zusammentreffen geben.  Jetzt war aber kaum der richtige Zeitpunkt dazu, sich Gedanken über ihre Reiberei mit ihrem Leader zu machen.  Als sie die Downtown durchquerten begegneten ihnen die Menschen eigentlich mit der gewohnten Reaktion: Sie gingen in Deckung. Aber angesichts der jetzigen Lage meinte Sakura, noch viel mehr Furcht auf ihren Gesichtern zu entdecken.   Aber im Moment blieb zu wenig Zeit, um sich über solche Sachen Gedanken zu machen, denn fortlaufend erhielt Sakura Anweisungen aus dem Walkie-Talkie, die ihnen die Richtung wiesen, in die sich der Riot-Boss und sein Gefolge bewegten. Ihr Weg führte sie in Richtung der Konoha Prairies und je weiter sie aus der Stadt hinaus kamen, desto mehr kam Sakura die Umgebung bekannt vor. Sie hatte eine Vermutung, wohin sie ihre Verfolgung führen würde, aber ihr Verdacht, dass sich die Riots in Richtung BZ bewegten, bestätigte sich nicht. Anstatt die Abzweigung links aus dem südlichen Vorort hinaus zu nehmen, folgten sie der Anweisung, scharf rechts ab. Und bereits wenige Minuten später gab das HQ den Befehl durch, anzuhalten. Sie befanden sich in einer verlassenen Seitenstrasse, in einem trostlosen, schmutzigen Vorortsviertel Konohas. „Es ist die alte Fabrikhalle“, ertönte Shikamarus Stimme aus dem Funkgerät. „BP 4 war als Erstes da und hat uns diese Info gegeben. Anscheinend machen die Riots jetzt ein Spiel daraus.“ Im nächsten Moment trafen weitere Motorräder, dieses Mal war Naruto dabei, dessen verärgerter Gesichtsausdruck mehr als tausend Worte über seine momentane Stimmung aussagte. „Wenn die Ayame nicht hätten, dann wären wir längst nicht mehr hier, das kann ich euch sagen!“, knurrte er im Vorbeigehen und schnappte sich das Funkgerät von Kiba, der sich kopfschüttelnd mit den Armen auf dem Lenker seines Gefährtes aufstützte. „Shika! Was läuft hier verdammt nochmal?“, brüllte er in das Walkie-Talkie. Shika seinerseits schien sich nicht über den fehlenden Anstand seines Bosses aufzuregen und meinte stattdessen: „Wenn ihr jetzt alle endlich zuhört, dann erzähl ich es euch!“ „Leg los, wir sind ganz Ohr!“, rief Lee, der vorhin mit Narutos Gruppe eingetroffen war. „Also: Die Riots befinden sich in der Fabrikhalle, ihr wisst schon, welche ich meine. Zu früheren Zeiten haben die Gangs dort so eine Art Wettkampf ausgetragen, man nannte sie die ‚Drop Down Area‘. Es war eine beliebte Gang-Game, es ging darum, ähnlich wie in einem Kriegsspiel auf 'ner Konsole auf dem Gelände herum zu laufen und möglichst viele Gegner ausser Gefecht zu setzen und das innerhalb einer Stunde. Das Spiel kam aber irgendwie aus der Mode, wir, also BP 4 und ich gehen in der Vermutung, dass sie es neu aufleben lassen wollen.“ Naruto tippte nervös mit den Fingern gegen eine Hauswand. Sogar im düsteren Licht der Strassenlaterne war zu sehen, wie sich Narutos Nackenmuskeln anspannten. „Und was zum Teufel wollen die damit bezwecken?! Wozu denn das Theater bei der DDM, wenn sie eigentlich ‚Drop‘ spielen wollen?! Die Typen machen mich wahnsinnig!“ Gaara klopfte den aufgebrachten Blonden auf die Schultern und wandte sich dann an das Walkie-Talkie. „Shika, ziemlich viele von uns sind noch bei der DDM und kümmern sich um die dort übrig gebliebenen Riots. Wir, die uns hier eingefunden haben, sind vielleicht etwas mehr als ein Viertel der Gang, da der Leader mit ziemlich wenig Gefolge geflohen ist. Wir dachten das würde reichen. Sehe ich das richtig: Das Ziel war es, uns vom Rest der Gang abzuspalten und uns zur DD-Area zu locken?“ Shika räusperte sich. „Korrekt. Zumindest kann ich es mir nur so erklären. Die Riots scheinen wirklich in Überzahl zu sein, sodass wir alleine nicht gegen sie ankommen. Deshalb brauchen wir wohl oder übel die Takas zur Stelle.“ Ein unzufriedenes Murren ging durch die umstehende Menge, jedoch war allen klar, dass sie hier allein kaum die benötigte Durchschlagkraft aufbringen würden. „Die Takas um Demon werden wohl auch jeden Moment hier aufkreuzen“, meinte Naruto nachdenklich, jedoch führte das dazu, dass Sakuras Herz einen Takt aussetzte. Demon. „Aber es sind noch so viele Riots auf dem Schlachtfeld bei der DDM! Kann das denn überhaupt sein?“ Kiba schüttelte verständnislos  den Kopf. „Kann es, Kiba. Nehmen wir an, die Riots sind doppelt so viele, wie wir, was ziemlich naheliegend ist. Ganz grob gerechnet würde dann der Bruchteil von uns zusammen mit einem  Bruchteil der Takas gerade mal so viel ergeben, dass wir und gemeinsam den Riots stellen könnten, die ungefähr zur Hälfte hier vertreten sein müssten. Man kann darauf nicht gehen, aber wenn ich mir das so angesehen habe, dann ist es ziemlich gut möglich, dass diese Rechnung in etwa aufgeht.“ Shino war aus dem Schatten einer Laterne getreten und hatte Sakura damit beinahe zu Tode erschreckt. Shino war manchmal so unscheinbar, dass er glatt mit der Dunkelheit verschmolz. Und jetzt war sie wieder einmal beeindruckt, wie gut ihr Kurama-Kumpel ein Kampfgeschehen analysieren konnte – beinahe so gut wie Shikamaru. „Was mir immer noch schleierhaft ist: Welchen Nutzen haben sie davon, uns abzuspalten? Wenn wir ja dann mit den Takas gemeinsam ungefähr gleich stark sind?“ Das war Temari. Nach und nach bemerkte Sakura erst, wie viele Inner-Kuramas hier angetrabt waren. Shino lehnte sich gegen die bröckelnde Hausmauer. „Siehst du wie viele Inners hier sind? Wir sind ihr Ziel. Sie wussten, dass viele Inner-Kuramas ihrem fliehenden Boss folgen und wir das Battle bei der DDM eher dem Outer überlassen würden. ‚Drop‘ ist eine effektive, gezielte Art, Gegner zu eliminieren oder zumindest zu schädigen.  Schusswaffen sind nicht erlaubt, aber das Gelände der Area ist verwinkelt, gross und eigentlich schon rein vom Bau der Gebäude her saugefährlich. Deshalb hat man es, glaube ich, auch auf Eis gelegt. Ein falscher Schritt und man hat ein Problem. Bei ‚Drop‘ ist Kampfkraft nicht alles, denn hier ist Geschicklichkeit genauso massgebend.“ Shinos Erklärung war schlüssig und ging auf. Die Riots waren also nicht ganz so dämlich, wie man meinen könnte, dafür umso durchtriebener. Das Geräusch von weiteren Motorrädern näherte sich ihnen. Die Takas trafen also jetzt auch ein. Sakura nahm einen tiefen Atemzug und versuchte, sich hinter Gaara und den anderen so klein wie möglich zu machen, aber das würde ihr nichts nützen. Wie befürchtet war es Sasukes Gruppe, die sich ihnen näherte, genau genommen waren es wohl alle Takas, die sich vom Battle abgespalten hatten. Die Rosahaarige erkannte, neben einigen Outers, ziemlich viele bekannte Gesichter des Inners vor ihr. Der Plan der Riots war also tatsächlich genau aufgegangen. Sasuke schwang sich von seiner Maschine und musterte die Kuramas. „‘Drop‘ also?“ Naruto nickte grimmig. „Wir spannen wieder  zusammen, noch für dieses Mal.“ Der Taka-Vize nickte. „Soll mir recht sein. Vielleicht können wir dann endlich mit den richtigen Battles weitermachen.“ Seine Stimme löste in Sakura ungeahnt vertraute Gefühle aus. Dabei hatte sie sich doch solche Mühe gegeben, nicht mehr an diesen Demon zu denken. Und er wusste, dass sie auch da war. Nicht, dass er es sich in irgendeiner Weise anmerken liess, aber Sakura wusste, er war zu aufmerksam, zu erprobt im Beobachten, als dass er sie hätte übersehen können. Aber er tat nichts dergleichen. Wahrscheinlich hatte er sie sowieso inzwischen längst abgehakt und durch eine Andere ersetzt. Der Gedanke war bitter, aber sie brauchte diese Art von Bitterkeit, um ihre verwirrten Gefühle wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen. „Big Fox! Wie schön, dass wir mal wieder die Gelegenheit bekommen, gemeinsam zu kämpfen!“ Itachi. Der Sarkasmus, der Tonfall und ganz einfach der Klang seiner Stimme war unverkennbar. Der Taka-Leader trat aus der Dunkelheit hervor, dicht gefolgt von einer blauhaarigen, jungen Frau. Sakura hätte sich am liebsten um Konans Hals geworfen, vor Freude, sie wieder zu sehen. Konan ihrerseits, schenkte Sakura ein freundliches Lächeln, aber gleich darauf, sackte Sakuras vorübergehende, freudige Stimmung wieder in den Keller, da an der anderen Hausecke ein feuerroter Haarschopf zum Vorschein kam und bestätigte, dass auch Karin höchstpersönlich hier war. Aber was kümmerte sie das eigentlich? Sie hatte keinen Grund, weiterhin in irgendeiner Rivalität mit dieser Taka zu stehen. Ihr Blick wanderte wieder zu den Beiden Gangleadern, die ein regelrechtes Blickduell miteinander ausfochten. „Seid ihr also dabei?“, fragte Naruto den Taka, da es für die Kuramas sowieso schon feststand, dass sie sich in den Kampf begeben würden. „Klar. Ansonsten würdet ihr ja elend zu Grunde gehen und wir brauchen noch Gegner, die nicht ganz so bescheuert sind wie diese Warmduscher.“ Für Itachis Verhältnisse war das ja schon fast ein Kompliment! Der Taka liess seine Hand an sein Messer wandern, welches er am Gürtel angebracht hatte. „Also lasst uns spielen.“ Kapitel 27: Drop Down --------------------- Ohne es zu wollen erwischte Sakura sich dabei, wie sie ihn ständig beobachtete. Der Taka-Vize zündete sich eine Zigarette an, gab Deidara daraufhin auch noch Feuer und nahm einen kräftigen Zug von seinem Glimmstängel. Gerne hätte sie ihn dazu ermahnt, das lieber bleiben zu lassen, aber ihr war allzu schmerzlich bewusst, dass sie das nichts mehr anging. Sein Blick war finster und die Atmosphäre um sie herum verstärkte diesen düsteren Eindruck noch obendrauf. Nun standen sie also da: Vor dem verrosteten Eisentor der berühmt-berüchtigten Drop Down Area, irgendwo in einem heruntergekommenen Vorortviertel. Taka und Kurama gemeinsam gegen diese Gang, die sich partout nicht wirklich einschätzen liess. Die Fabrik hinter dem Tor machte einen nahezu unheimlichen Eindruck auf sie, das Gebäude sah verfallen und angeschlagen aus. Der Zahn der Zeit hatte an der ehemaligen Metallwaren-Fabrik genagt und hinterliess Mauern, an denen der Putz bröckelte, eingefallene Fenster, grosse, klaffende Löcher in den Dächern der drei Bauten und was Sakura sonst noch so von blossem Auge entdecken konnte. Stabil war anders – die Fabrik sah aus, als könnte sie jeden Moment einstürzen. „Das Teil sollte echt mal abgerissen werden. Sieht ja zum Kotzen aus“, meinte Hidan mit hochgezogenen Augenbrauen, beim Anblick ihrer Kampfarena. „Was soll ich sagen, ich stimm‘ dir zu, Bruder!“ Deidara pustete den Rauch aus seinen Lungen und schmiss den glühenden Zigarettenstummel dann auf den Boden, um ihn auszutreten. „Genau deshalb müssen wir doppelt so vorsichtig sein. Schon rein das Gelände ist eine Gefahr für jeden, also keine waghalsigen Aktionen, wenn’s nicht nötig ist!“, ordnete Itachi bestimmt an. Kiba knurrte verächtlich. „Von dir nehm‘ ich keine Befehle an.“ „Dann lass dir das von deinem Boss sagen, Pfeife.“ Der Taka-Leader liess sich nicht beirren und zündete sich nun selbst eine Zigarette an. Naruto nickte nur in Kibas Richtung, worauf dieser nichts mehr sagte, aber dass err angesäuert war, war seinem Gesicht deutlich anzusehen. „Ich gehe davon aus, dass noch keiner von euch jemals ‚Drop‘ gespielt hat?“, fragte Naruto in die Runde und erntete einstimmiges Nicken. „Ich auch nicht. Tolle Voraussetzungen.“ Naruto legte sich die Hand an die Stirn und schüttelte den Kopf. „Nicht gleich den Kopf in den Sand stecken, Big Fox! Sieht dir ja gar nicht ähnlich!“, zog ihn Itachi auf, aber das war dem Kurama-Boss herzlich egal. Er starrte nur nachdenklich auf das unheimliche Gebäude und schien so gar nicht überzeugt von der Idee, dieses Spiel mitzumachen, zu sein. „Haben wir denn eine Wahl, Big Fox? Wir spielen mit, gewinnen und gehen dann heim, ganz einfach.“ Sasori gähnte und stützte sich mit den Ellbogen auf dem Lenker seines Motorrades ab. Itachi machte eine abwinkende und zugleich zurechtweisende Geste in Richtung des Rotschopfes. „So simpel ist das nicht. Hierbei können viele von euch draufgehen oder zumindest ernsthaft verletzt werden, wenn ihr es nicht richtig anstellt.“ „Leute, ich will ja nicht hetzen, aber wir haben nicht mehr allzu lange Zeit! Shika hat mir gerade durchgegeben, dass die Cops inzwischen bei der DDM sind! Die haben andere Bullen-Einheiten aus den Nachbarsstädten eingeschaltet und beenden nun gemeinsam das Ganze bei der DDM! Bis die gecheckt haben, dass wir hier bei der Fabrik sind wird es noch `ne Weile dauern, aber trotzdem!“ Es war wohl allen klar, dass Gaaras Aufruf wichtig war. Wenn die Polizei so viele Einheiten aufbieten konnte, dass drei, mehr oder weniger Ganze Outers das Weite suchen mussten, dann  war es mehr als ernst. Es war auch zu erwarten gewesen, dass früher oder später die Polizei endlich mal etwas tun würde, nachdem sie zu lange machtlos gegen die Massen der Gangs gewesen waren. Aber sie hätten sich kaum einen ungünstigeren Zeitpunkt aussuchen können. „Demon, lies vor, was auf dem Zettel da steht!“, wies Itachi seinen Bruder an, welcher den Zettel riss, der an dem rostigen Tor angebracht war und drückte ihn Itachi in die Hand. „Lies selber!“ Itachi schüttelte nur den Kopf, faltete den Zettel auseinander und las vor: „Kuramas und Takas. Ihr kennt ‚Drop‘ wohl genauso schlecht wie wir bis anhin, deshalb macht es doppelten Spass, euch dazu herauszufordern. Die Regeln sollten euch aber bekannt sein, keine Schusswaffen, nicht mehr als zwölf Spieler, sonst dauert das hier zu lang. Das Mädchen, nach dem ihr sucht, befindet sich irgendwo in diesem Gebäude, viel Spass beim suchen. Jaguar Riots.“ „Behinderte kleine Scheisser sind das“, kommentierte Hidan in seinem absolut gesellschaftsuntauglichen Strassenjargon, drückte aber damit aus, was jeder hier Anwesende gerade dachte. Diese Riots nahmen sich ganz schön was raus, ohne irgendetwas Bemerkenswertes geleistet zu haben. „Eigentlich würde ich jetzt gern pennen…“, brummte Suigetsu nur und erntete dafür von Karin einen tadelnden Klaps auf den Hinterkopf. „Wie wollt ihr denn jetzt vorgehen, Raven?“, fragte die Taka stattdessen und ignorierte den angesäuerten Suigetsu, der sich murrend den Kopf rieb. Itachi wechselte einen kurzen Blick mit Naruto. „Ich schlage vor, dass wir erst die geeigneten Teilnehmer festlegen.“ Er senkte nun seine Stimme, sodass möglichst niemand Unerwünschtes etwas mitkriegen konnte und die Gangs versammelten sich enger um ihn und Naruto. Es blieb ihnen nicht viel Zeit, eine Strategie auszuarbeiten, denn wer wusste, wann die Cops hier aufkreuzen würden? Aber Naruto und Itachi war das genauso bewusst und die beiden sahen auch als, als hätten sie bereits einen Plan ausgeheckt. „Alles klar. Stell deine sechs Leute auf, Raven!“ Itachi liess seinen Blick über seine anwesenden Inner-Leute schweifen, die allesamt so aussahen, als ob sie unbedingt ‚Drop‘ spielen wollten. Seine Auserwählten waren Deidara, Hidan, Zetsu, Juugo er und wie hätte es auch anders sein sollen: Sasuke. Naruto stellte neben sich selbst auch noch Kiba, Neji, Kankuro, Lee, und Shino. „Kann ich nicht auch mitmachen, Big Fox? Komm schon, ich hab so richtig Lust denen eins auf den Deckel zu geben!“, protestierte Temari und Sakura grinste unwillkürlich. Sie war ungefähr genauso temperamentvoll wie Tsunade. „Tema, das ist Strategie!“, brummte Kankuro genervt. „Ganz im Ernst? Wir wissen, dass du was auf dem Kasten hast, was wir aber nicht wissen ist, mit welchen Hünen die Riots im Kampf anrücken werden. Kräftemässig wärst du ihnen haushoch unterlegen!“ „Nee, wenn sie will, dann soll sie doch kämpfen!“, warf nun Deidara unerwarteter Weise ein. „Ich hab schon mal gegen die gekämpft in der BZ, was für eine Kampfschnalle!“ Es war nicht nur Temaris Blick, den ihn für diesen Spruch gefühlte zehnmal umlegen hätte können. Wenn es etwas gab, was Kuramas zu Weissglut brachte, dann waren es Takas die ihre Mädchen angruben, Takas die sich in ihre Angelegenheiten einmischten und eigentlich überhaupt alle Takas. „Ich bin zwar kein Fan von deinen Sprüchen, Holzkopf“, meinte sie mit einem scharfen Blick auf Deidara. „Aber du hast es gehört, Big Fox!“ Naruto hatte seinen allseits bekannten Leader-Blick aufgesetzt, der absolut keine Widerrede zu liess. „Das hier ist kein Wunschkonzert, Lioness! Ich weiss, dass du gut kämpfst aber schau dich mal an! Es wird so gemacht, wie ich es gesagt habe, verstanden?“ Temari sah in der Tat bereits angeschlagen von dem vorgängigen Battle aus. Ihre Arme zierten mehre üble Schnittwunden, ihr Oberteil war zerfetzt. Nicht, dass die anderen noch vollkommen unversehrt waren, aber sie sahen mehr aus, als wären sie noch im Stande, dieses dämliche ‚Drop‘ zu spielen. Die Blonde gab zwar nach und wandte sich ab, aber ihr angesäuerter Gesichtsausdruck sprach Bände. Temari war eine gute Kämpferin, aber mit Naruto war in solchen Dingen nicht zu reden. Und hierbei ging es ja darum, Temari zu schützen, die leider auch ganz schön oft ein ziemlicher Sturkopf war und wohl niemals einsehen würde, dass sie zurzeit nicht wirklich kampfbereit war. „Bin ich der Einzige, der diesen Idioten nicht über den Weg traut?“ Sasori spielte mit seinem Ohrenpiercing, sein Gesichtsausdruck war aber eher teilnahmslos. „Wie meinst du das denn jetzt, Redhead? Natürlich trauen wir denen nicht“, brummte Itachi und versah den Rothaarigen mit einem prüfenden Blick. „Na, ich könnte mir vorstellen, dass die mehr als zwölf Leute auf dem Plan haben. Bis jetzt haben die ja auch kaum so gekämpft, wie es Strassenbanden eigentlich tun sollten.“ Das war allerdings richtig. Wer sagte denn, dass die wirklich nur zwölf Teilnehmer im Gebäude stationiert hatten? Naruto seufzte. „Das ist der springende Punkt. Ich möchte eigentlich so wenig Leute wie möglich da rein schicken, denn, rein rational gesehen schrumpft der Inner nun mal schneller als der Outer. Und der Inner muss auch erhalten bleiben.“ Tenten schüttelte den Kopf. „Wenn ich mal etwas dazu sagen darf…“ Hidan grinste die brünette Kurama anzüglich an. „Tu das, Süsse.“ Die Angesprochene liess sich nicht von Hidans Art verunsichern und sprach ganz einfach weiter, aber Neji bedachte den Taka mit einem eisigen Blick. „Wir haben ja gesehen, dass sie im Nahkampf eigentlich gar nicht so stark sind, wie wir dachten. Ihre Zahl macht es aus. Wenn ihr mich fragt, dann gehen die ausgewählten Zwölf da jetzt rein und geben irgendein Signal, falls es tatsächlich mehr sind, okay? Aber ich glaube nicht, dass die Riots da drin ihren ganzen Inner versammelt haben. Das wäre ja auch total dämlich.“ „Die Kleine hat recht“, bemerkte Kakuzu und schenkte Tenten einen anerkennenden Blick. „Wir sollten es so machen. In Kampfstärke sind wir denen überlegen und sonst greifen wir auf Plan B zurück. Irgendwie lässt mich das Gefühl auch nicht los, dass die tatsächlich ‚Drop‘ mit all den bestehenden Regeln spielen wollen. Sind doch Adrenalinjunkies, wenn ihr mich fragt...“ „Also. Kiba, Deidara nehmt eines der kleinen Walkie-Talkies und gebt sofort Bescheid, wenn etwas ungewöhnlich abläuft“, ordnete Naruto an. „Von dir lass ich mir nichts sagen, Big Fox“, keifte Deidara in einem zuckersüssen Ton, doch Itachi brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Mach was er sagt, Blondie, sonst bist du draussen!“ Deidara fügte sich murrend, liess sich von Naruto das Funkgerät in die Hand drücken und stellte sich dann zu den anderen, die sich inzwischen mit mehreren Messern ausgestattet hatten. Während die anderen ihre Jacken auszogen, die ihnen im Kampf nur im Weg sein würden. Es war ohnehin eine milde Winternacht, Naruto wandte sich an Gaara. „Sandman, du behältst die Area im Auge, falls irgendwas auffällig ist.“ Gaara nickte daraufhin, als wäre das sowieso selbsterklärend. Naruto wandte sich an seine Leute. „Bereit Kuramas?“ „Bereit Takas?“, Itachi strich sanft über die Klinge seines Messers. Die beiden ernteten allgemeine Zustimmung. „Na dann, los!“ Sakura konnte die steigende Spannung nahezu in der Luft spüren, als die Taka-Kurama-Truppe das Gelände betrat und sich langsam über den grossen Patz in der Mitte zu den Eingängen der Fabrik begab. Die winterlich herrschende Kälte war bei all dem Nervenkitzel schnell vergessen. In Vierergruppen würden sie das Gelände nun erkunden und zusehen, dass sie dieses Spiel möglichst schnell gewinnen und die arme Ayame raushauen konnten. Die verbleibenden Gangmitglieder beschlossen, das Gelände ausserhalb der Mauer, die die Fabrik einrahmte, zu untersuchen und so wurden Sasori und Kisame in die eine Richtung, Temari und Sai in die andere geschickt. Sakura und der Rest stationierten sich genau vor dem langsam verfallenden Eingangstor der Area, um diese möglichst gut überblicken zu können. Das Problem bei diesem alten Fabrikgebäude war unter anderem, dass man von aussen absolut nichts sehen konnte. Solange der Kampf im Gebäude stattfand, konnten sie nur hoffen, dass alles gut ging. Der jungen Kurama entging nicht, wie auch Sasori , Gaara und all die anderen ihre Waffen griffbereit hielten. Diesen Riots war alles zuzutrauen und ein überraschender Angriff aus dem Hinterhalt sowieso. Sakura war mehr als unwohl zu Mute, zum einen, weil sie sich grausam um die Leute sorgte, die sich geradezu in die Höhle des Löwen begeben hatten, zum anderen weil sie bemerkte, wie einige Takas sie musterten. Allen voran niemand anderes als Karin. Sie versuchte krampfhaft, nicht in die Richtung der rothaarigen Taka zu schauen, aber sie war überzeugt, dass ihr Blick sie töten würde, wenn Blicke töten könnten. Nervös rutschte sie auf der umgekippten, eiskalten Metalltonne herum, auf der sie sass und kaute an den Fingernägeln. „Hey, Cherry, wie läuft’s denn so?“ Sakura zuckte zusammen. Sie war so mit Karin beschäftigt gewesen, dass sie Suigetsu gar nicht bemerkt hatte, der es sich auf einem Mauervorsprung bequem gemacht hatte und rauchte. Er schien nicht halb so angespannt zu sein, wie sie. Gerade wollte sie etwas erwidern, doch Gaara war schneller. „Klappe, Taka. Red‘ mit deinen Weibern.“ Suigetsu lachte laut. „Wusste gar nicht, dass Cherry nicht mehr selbst sprechen kann.“ „Reiss dich zusammen, Fangs!“, fuhr ihn Karin jetzt an. „Es wird hier nicht mit den Füchsen auf freundschaftlich gemacht!“ „Jaja, Sniper, jetzt beruhig‘ dich mal!“ Suigetsu schien nicht besonders viel Wert auf Karins Worte zu legen, aber trotzdem fragte er nicht weiter. Sakura widmete ihre Aufmerksamkeit nun wieder der DD-Area, die immer noch genauso verlassen zu sein schien, wie zu Beginn. Die anderen waren zwar erst seit fünf Minuten da drin, aber für sie war das eine gefühlte Stunde. Hoffentlich kamen sie da wieder raus, sie alle. Naruto, Deidara, Kankuro, Kiba, Itachi und all die anderen. Und Sasuke… Der Riot warf sich mit voller Wucht auf Naruto, sodass beide auf dem schmutzigen Boden landeten und einen Kampf um die Oberhand austrugen. Verbissen versuchte der blonde Leader den Riot von sich zu stossen, sein Kontrahent war aber ein Muskelberg schlechthin, weshalb das wohl kaum möglich war. Bedrohlich drückte der Riot sein Messer in Richtung Naruto, der dies mit aller Kraft aufzuhalten versuchte. Ein gezielter Tritt ins Schienbein des anderen rettete ihn. Es hatte nur einen kleinen Moment der Unaufmerksamkeit seitens Riot gebraucht und sein Urteil war gefallen. Blut rann über Narutos Finger, als er sein Messer zurück zog und den Riot neben sich auf den Boden gleiten liess. „Ihr  wolltet es so“, murmelte Naruto, mehr zu sich selbst, war aber gleich darauf blitzschnell wieder auf den Beinen und lief weiter, dicht gefolgt von Sasuke, Zetsu und Shino. „Von unserer Seite her sind zwei down!“, informierte Naruto durch das Walkie-Talkie, damit auch die Leute ausserhalb der Area ungefähr wussten, wie der aktuelle Stand lautete. Im nächsten Moment riss Naruto eine wahrhaftige Vollbremsung, sodass alle Nachzügler beinahe in ihn hinein prallten. Fluchend verwarf Zetsu die Hände. „Was soll denn bitte die Scheisse, Big Fox?!“ Naruto entgegnete daraufhin nichts, er wies lediglich mit seiner Hand auf das, was vor ihnen lag. Von Weitem wirkte der dunkle Abgrund vor ihnen nur wie ein simples Grübchen, über das man flink und leicht wie ein Hoppelhäschen hüpfen konnte, ohne sich in irgendeine Gefahr zu begeben. Das „Grübchen“ jedoch entpuppte sich bei genauerem hinsehen aber als einen Riss im Boden, der an den breitesten Stellen sicher drei, vier Meter auseinanderklaffte und unter sich die gähnende Leere zum Vorschein brachte. Es war zu erkennen, dass die Fabrik ein mehrstöckiges Kellerwerk besass, dass irgendwie auseinander gerissen worden war und sich nun quer durch den Raum hier eine Spalte zog, die so tief war, dass man nur mit Mühen den Boden erkennen konnte. Abgerissene Kabel und verbogene Metallstangen durchkreuzten und säumten den direkten Weg nach unten. „Echt krank! War das ein Erdbeben?“, fragte Zetsu nun, sichtlich geschockt über die Gefahr, die allein das Kampfgelände für die Spieler bot. „Wie wenn diese morschen Balken und die bröckelnde Decke nicht genug des Guten wären! Jetzt gibt es in dieser beschissenen Fabrik auch noch so ‘nen Höllenschlund!“ „Keine Zeit, um sich aufzuregen. Wir springen dort drüben auf die andere Seite!“ Sasuke wies auf den Teil des Lochs, an dem  die beiden Bodenteile am nächsten zusammenkamen und es so am leichtesten war, auf die andere Seite zu kommen. „Meinst du, der Boden auf der anderen Seite ist stabil genug? Wenn das Teil nachgibt versinken wir in der ewigen Finsternis, Demon!“ „Nimm den Kopf aus dem Arsch und spring einfach!“ Sasuke wandte sich von dem misstrauischen Zetsu ab, nahm etwas Anlauf und sprang ohne weiteres über die Grube. Der Boden auf der anderen Seite hielt. „Also, lass uns hier keine Zeit verplempern!“ Naruto und Shino taten es Sasuke gleich und landeten sicher auf der anderen Seite. Der Übriggebliebene seufzte daraufhin nur und folgte seinen Mitspielern, die sich schon wieder vom Acker machten. Die vier Späher, die sich aufgemacht hatten um die Umgebung der DD-Area abzugrasen, fanden sich schneller wieder am Treffpunkt ein, als erwartet worden war. „Kein Schwein hier. Wo sind diese verdammten Riots?“, wetterte Temari aufgebracht. „Die Typen gehen mir sowas von auf den Leim mit ihrer Heimlichtuerei!“ Gaara legte die Stirn in Falten. „Haltet die Augen offen. Ich hab‘ so das Gefühl, hier kommt noch eine Überraschung auf uns zu. Und das im negativen Sinne. Es wäre eigentlich das Beste, Drop abzublasen.“ „Und Ayame? Die Arme hat überhaupt nichts mit den Gangs zu tun und muss nun den Kopf hinhalten!“, protestierte Tenten lautstark und Gaara nickte. „Deswegen läuft das Spiel ja auch noch.“ Sakura zitterte. In ihrem Bauch bahnte sich ein gar schändlich schlechtes, unheimliches Gefühl an. Was zur Hölle würde diese Nacht noch alles bringen? Deidara rann das Blut in einem warmen Rinnsal über die Wange, nachdem die Klinge des Takas haarscharf seine linke Gesichtshälfte gestreift hatte. Fluchend versuchte er, sein Messer zu erreichen, das ihm bei seinem schnellen Ausweichmanöver aus der Hand gefallen war und jetzt nur wenige Zentimeter von seiner Hand entfernt lag. In seinem Augenwinkel bemerkte er den Riot, der gerade im Begriff war, sich auf ihn zu stürzen und ein für allemal kalt zu machen, jedoch gelang es dem Taka in diesem Moment, sein Messer zu angeln und es dem Riot ganz einfach entgegen zu halten, sodass dieser direkt hineinlief. Stöhnend ging er zu Boden und Deidara jubelte. „Zweite Nahkampf-Regel: Denke, bevor du angreifst!“ Juugo legte den Kopf schief und grinste „Kommt gleich nach der ersten Regel: Lass niemals dein Messer los!“ Deidaras Verärgerung über Juugos Bemerkung machte sich daraufhin in Form von zusammengekniffenen Augen und einer Du-kannst-mich-Mal-Geste bemerkbar, worauf Juugo nur lachte, jedoch verging den Beiden das Lachen, als sie bereits von den nächsten angegriffen wurden. „Alle paar Meter springen Riots aus den Löchern!“ Deidara parierte flink den Hieb eines Riot-Mädchens, deren böser Blick alles mädchenhafte aus ihrem Gesicht schwinden liess. Juugo seinerseits hatte das Pech, mit einem ziemlich geschickten Gegner konfrontiert zu werden. Ein Fausthieb bewirkte, dass Juugo an die Wand geschmettert wurde, worauf ein Teil der morschen Holzwand krachend zerbarst. Doch das war natürlich noch nicht alles. Juugo blutete aus dem Mundwinkel und versuchte gerade, sich vom Boden aufzurappeln, als der Riot ihm je links und rechts ein Messer in die Oberarme trieb und ihn so quasi am Boden festnagelte. Juugo schrie schmerzerfüllt auf und trat nach dem dunkelhaarigen Riot, der aber nur grinste und den Moment richtig auszukosten schien. Eigentlich war es nicht gerade würdevoll, wenn man seine Opfer leiden liess, aber dass die Riots sich einen feuchten Dreck um die ungeschriebenen Bandengesetzte kümmerten, war ja bereits allseits bekannt. Gerade hob der Riot zum finalen tödlichen Stich an, als sich surrend eine Klinge in seinen Rücken bohrte und er die Augen aufriss. Kurz darauf wurde er an der Kehle gepackt und rumgerissen, um sogleich den Gnadenstoss von Kankuro zu erhalten. Der Kurama stiess den leblosen Körper des Riots zu Seite und widmete sich dem röchelnden Juugo. Dem Riot-Mädchen war nun klar, dass sie keine Chance gegen die drei Gegner hatte und nutzte einen günstigen Moment, um das Weite zu suchen. Deidara lief ihr nicht hinterher, im Moment war es wichtiger, hier zu bleiben. „Beiss die Zähne zusammen“, wies Kankuro Juugo mit ruhiger Stimme an und ehe der Verletze es sich versah zog er beide Messer gleichzeitig aus seinen Armen. Ihm entfuhr ein erstickter Aufschrei, als der brennende Schmerz ihn durchfuhr und er versuchte sofort wieder, ruhig zu atmen. „Kampfunfähig!“, rief Kankuro Deidara und Lee zu, welche sich in verteidigender, aufmerksamer Haltung vor den Verletzten gestellt hatten. „Ich schlag vor, wir bringen ihn gemeinsam raus. Oder geht das gegen die Regeln?“ Lee schüttelte den Kopf. „Das nennt man dann ‚Safe‘. Es könnte sich allerdings als schwierig herausstellen, denn solche Saves sind auch früher selten bis nie gelungen.“ Deidara hob beeindruckt die Augenbrauen. „Du kennst dich anscheinend mit diesem bekloppten Spiel aus. Aber egal, wir bringen Monster jetzt raus, okay!  Wir sind tausendmal besser, als die Ehemaligen, so ein Safe schaffen wir doch locker!“ „Es geht nichts über ein gesundes Selbstvertrauen“, erwiderte Kankuro darauf nur seufzend. Er und Deidara rissen je einen Fetzen ihrer Shirts ab und legten Juugo  links und rechts an den Oberarmen, mithilfe von zwei herumliegenden, baumnussgrossen Steinen einen Druckverband an. Juugo gab kein Laut mehr von sich, obwohl ihm der Schmerz mehr als deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Aber besonders in Anwesenheit von anderen Gangs ging die Ehre über alles und da hatte Gejammer absolut keinen Platz. „Sollen sich die anderen um die Riots kümmern. Wir bringen dich raus Juugo.“ Deidara klopfte ihm tröstend auf den Rücken und der Verletzte konnte sich sogar ein dankbares Lächeln abringen. Kameraden liess man nicht verletzt zurück, es sei denn, man hatte keine andere Wahl. Das war ein weiteres Bandengesetz, das Naruto den Kuramas immer wieder eintrichterte, da es viel zu oft Situationen gab, in denen man vor solch harte Entscheidungen gestellt wurde Bei den Takas war es vermutlich nicht anders. Und so stützte Kankuro den angeschlagenen Juugo auf dem Weg nach draussen, während Diedara und Lee die Umgebung im Auge behielten, damit kein Überraschungsangriff seitens Riots erfolgen konnte. Es war lag noch ein ganzes Stück Weg vor ihnen, das sie zurücklegen mussten, wenn das Safe gelingen sollte. Die Tür sprang sogleich aus den Angeln, begleitet von einem fürchterlichen Kreischen, als Itachi sie mit einem gezielten Tritt auftrat. Ein kurzer Blick genügte, um festzustellen, dass sie nun die Fabrikhallen hinter sich gelassen hatten und drauf und dran waren, in die dunklen Kellergewölbe der Fabrik vorzudringen. „Ob wir die Kleine jemals finden? Das Gelände ist riesig!“, seufzte Kiba müde. Er und seine Begleiter hatten bereits Einiges abbekommen, ihre Kleider waren teilweise zerfetzt, staubig oder blutverschmiert, ihre Körper hatten allesamt mehr als nur einen Kratzer abbekommen. „Wir sind nicht mehr weit von ihr entfernt“, erwiderte Itachi so bestimmt, als ob ihm das eben gerade ein Riot erzählt hätte. „Woher willst du das denn jetzt wieder wissen?“, fragte Kiba nun verständnislos und Neji verpasste seinem Gang-Kumpel einen Klaps auf die Schulter. „Du hast ja wohl selbst gesehen, wie viele Riots hier gerade waren, obwohl sie teilweise abgehauen sind. Deshalb sehen wir ja jetzt auch so aus. Es ist eigentlich logisch, dass die Riots am meisten Leute in der Nähe unseres Ziels positionieren.“ Itachi nickte. „Zudem waren das vorher stärkere Gegner, als die, die uns ganz am Anfang begegnet sind, wenn du dich erinnerst, Kurama.“ Der Angesprochene knurrte auf diese Aussage nur etwas Unverständliches. Es blieb ihnen sowieso keine Zeit, noch länger zu schlussfolgern, denn die Zeit drängte. Wenn die Bullen hier ankamen, war das Spiel sowieso zu Ende. „Warum lassen wir eigentlich nicht einfach die Cops kommen? Die würden Ayame rausholen und die Riots einlochen. Wäre doch einfacher…“, murmelte Hidan, während er sich einen Stofffetzen um eine seiner Schnittwunden am Bein wickelte. „Was glaubst du denn, was die Riots machen würden? Die Typen sind vielleicht total unwürdig, sich auch nur ‚Gang‘ nennen zu dürfen, aber dumm sind sie leider nicht. Die haben eine Geisel und wir dürfen nicht riskieren, dass sie ihr etwas antun, wenn wir nicht nach ihrer Pfeife tanzen“ Itachi drückte probehalber den Lichtschalter, mit wenig Hoffnung auf Erfolg. Jedoch wurden die vier eines besseren belehrt – schwache Glühbirnen, die in regelmässigen Abständen von der niedrigen Decke hinunter hingen, leuchteten schwach auf. Besser als nichts. „Bist du bescheuert, Boss?! Mach die Riots doch gleich noch mehr auf uns aufmerksam!“ Hidan hielt sein Messer griffbereit und sah sich nervös nach oben und unten um. „Willst du etwas im Dunkeln kämpfen, Matschbirne?!“, giftete Kiba verächtlich in Hidans Richtung, welcher ihn gekonnt ignorierte, aber kein weiteren Kommentar dazu gab. „Die würden uns sowieso irgendwann bemerken, also ist es doch besser, wenn wir den Zeitpunkt dafür bestimmen.“ Unten angekommen sah sich Itachi um. Der Raum hier unten war mehr als hässlich. Überall lagen kaputte Maschinenteile, Tische, Hocker und Werkzeuge herum, um die sich nach der Stilllegung der Fabrik einfach kein Schwein mehr gekümmert hatte. Konan würde hier sofort eifrig mit aufräumen beginnen, schoss es ihm so durch den Kopf und er grinste unwillkürlich. „Grins‘ nicht so komisch, Boss, ich hasse das!“, meckerte Hidan, verstummte aber sogleich, als Neji mit der Hand auf das Ende des Ganges wies, wo sich eine kleine Tür befand. „Dort. Ich wette, sie ist dort.“ Itachi nickte. „Gib  dem lieben Big Fox Bescheid. Wir können hier Hilfe gebrauchen.“ Sie wussten nicht, was ihn so sehr davon überzeugte, dass sie hier tatsächlich richtig waren, aber Itachis Bauchgefühl enttäuschte ihn selten. Ein Scheppern am Ende des Ganges liess sie aufhorchen und Kiba gab schnell die Nachricht über das Walkie-Talkie durch. Und ehe sie es sich versahen lösten sich aus allen düsteren Ecken des Ganges Riots aus der Dunkelheit. Es war genauso, wie Itachi vermutet hatte. „Jep.“ Hidan hob unbeeindruckt eine Augenbraue „Wir haben sie gefunden.“ „Hey, schaut mal da!“ Aufgebracht sprang Suigetsu von seinem Beobachtungsplatz auf der Mauer herunter und lief die wenigen Meter bis zum Tor.  „Sie versuchen zu saven!“ Wie von der Tarantel gestochen lief nun ein jeder zum Tor, um zu sehen, was sich da gerade abspielte. Tatsächlich erblickte Sakura Kankuro, der den vermutlich verletzen Juugo stützte und Deidara und Lee, die sich gerade mit zwei Riots herumschlugen, die das Safe verhindern wollten. Gerade vorhin hatte Gaara, der ziemlich viel Bescheid über Drop wusste, sie über die Möglichkeit, Verletzte zum Ausgang der Area zu bringen und sie somit zu „saven“, aufgeklärt. Oftmals waren Saves aber etwas unglaublich schwieriges, denn wenn es Verletzte gab, die zum Beispiel in den untersten Geschossen der Area lagen, war es fast ein Ding der Unmöglichkeit, sie da raus zu holen, ohne von Gegner überrascht zu werden, oder dem baufälligen Gebäude in irgendeiner Weise zum Opfer zu fallen. Kankuro beschleunigte nun seine Schritte, damit er und Juugo Abstand von den Kämpfenden gewannen, jedoch war es Deidara, der zusehends mehr Mühe hatte, seinen Gegner in Schach zu halten. Der Typ sah zwar nicht besonders flink aus, jedoch dieser einer der erwarteten Hünen, unglaublich muskulös und somit kräftemässig dem Taka überlegen. Kam noch dazu, dass Deidara langsam aber sicher ziemlich angeschlagen aussah. Fast überall an seinem Körper konnte Sakura Spuren vom Kampf ausmachen, selbst im Gesicht blutete er. Lee schien ebenfalls nicht mehr  hundertprozentig kampffähig zu sein, jedoch sah er nicht ganz so schlimm aus, wie der blonde Taka. „Gib Gas, Kurama, ich krieg‘ das nicht mehr lange hin“, rief Deidara mit erstickter Stimme. Für Sakura war es ein Schock, Deidara so zu sehen und vor allem zu hören. Wenn sie ihn nicht so vor sich gesehen hätte, dann wäre sie überzeugt gewesen, dass sie da nicht Deidaras Stimme vernahm. Sonst immer einen lockeren oder sarkastischen Spruch auf den Lippen, aber jetzt schien er voll und ganz am Limit zu laufen. Wenn sie sich nun die Gesichter der anderen drei anschaute wurde ihr klar, dass der Kampf da drin ziemlich erbittert von Statten gegangen sein musste, denn auch der sonst so motivierte Lee und der coole Kankuro verliessen langsam aber sicher die Kräfte. „Ihr kriegt das hin!“, feuerte Suigetsu die Kämpfenden an. „Es ist nicht mehr weit, los Shooter!“ Sakura konnte fast nicht glauben, wie plötzlich alle Kuramas und Takas begannen, die Kämpfenden gemeinsam anzufeuern. So ungewohnt es auch war, die beiden ewigen Gegner gemeinsam für eine Sache kämpfen zu sehen, sie empfand es trotzdem als schön. Es drückte doch irgendwie aus, dass es möglich war, nicht immer gegeneinander vorzugehen, denn gemeinsam konnte man so viel mehr erreichen. Allzu klar war ihr bewusst, dass dieser kurzweilige Zusammenhalt nach Ende der Riot-Geschichte, wieder ins gewohnte Muster zurückfallen und wieder alles beim Alten sein würde. So wie es halt schon immer gewesen war. Der grosse Riot stiess Deidara so hart von sich weg, dass dieser noch einige Meter weit über den staubigen Boden rollte, nur um sich gleich darauf wieder aufzurappeln, jedoch hatte der Taka nun schon Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Der Riot schien sich nun aber nicht mehr für ihn zu interessieren, nein,  jetzt ging er auf Kankuro los, welcher sich bereit so schnell vorwärts bewegte, wie er konnte und schon kurz vor dem Ziel war, jedoch würde es nicht reichen. „Können wir nicht eingreifen, verfluchte Scheisse nochmal?!“, schrie Karin nun völlig verzweifelt, während die anderen Kankuro weiter anfeuerten. Lee war immer noch zu sehr mit seinem Gegner beschäftigt. „Dann verlieren wir automatisch!“, antwortete Gaara laut, um die Menge an Kuramas und Takas zu übertönen. Es war der Moment, als der Riot ausholte, um zuerst Kankuro und dann Juugo einen tödlichen Stich zu verpassen, als er grob zu Boden gerissen wurde. Die Zuschauer jubelten laut auf, als  sich Deidara wie ein Tiger auf der Jagd auf den Riot warf und ihn nun mit aller verbleibenden Kraft ausser Gefecht zu setzen versuchte. In diesem Zeitfenster schafften es Juugo und Kankuro  zum Tor, wo sie mit euphorischem Jubel in Empfang genommen wurden Kankuro liess sich aber nicht lange bitten, gab Juugo an die fürsorgliche Konan ab und stürzte sich sogleich auf den Riot, der sich gerade wutschnaubend  Deidara vornahm, jedoch hatte selbst er keine Chance mehr, als nun auch Lee dazu stiess, der seinen Gegner inzwischen ausgeschaltet hatte. Es brauchte keine fünf Sekunden und der Riot war tot. Es war eigentlich nicht fair, zu Dritt gegen einen anzutreten, aber hier in Drop hatten die altbekannten Regeln sowieso nicht mehr so viel Stellenwert. Der Jubel brandete erneut auf, als sich die drei Kämpfer auf den staubigen Boden sinken liessen und dort schwer atmend versuchten, ihren rasenden Puls zu beruhigen. Das Safe war gelungen, aber die Kräfte, die es gekostet hatte, waren immens. „Wir sind am Arsch, Boss.“, schlussfolgerte Hidan nach einem Blick auf ihre derzeitige, missliche Lage. Man konnte den momentanen Stand der Kurama/Taka-Fraktion wohl  am treffendsten mit „eingekesselt“ beschreiben. Nun waren sie also da, in diesem dunklen Keller, irgendwo im dritten Untergeschoss, kurz davor ihr Ziel zu erreichen und dann sowas. „Kann es sein dass deine Strategiekünste langsam aber sicher nachlassen?“ Hidan schien selbst in dieser Situation seinen sarkastischen Ton beibehalten zu können, aber Itachi verzog keine Miene. Die drei Riots vor ihnen und die drei hinter ihnen kamen langsam aber sicher gefährlich nahe. Und alle grinsten sie übers ganze Gesicht. „Da seid ihr uns ja schön ins Netz gegangen“, lachte ein schlankes Riot-Mädchen. „Und  das sollen die grossen Gangs sein? Dass ich nicht lache“, stichelte nun ein anderer hinter ihnen. „Willst du dir das wirklich gefallen lassen, Raven?“, fragte Kiba, den Blick  auf die Überzahl an Riots gerichtet. Itachi nickte nur. Und da verstanden auch die anderen: Es lief alles nach Plan. Denn just in dem Moment hörten sie ein helles, triumphierendes Lachen von der Treppe her. Naruto. Die Riots guckten nicht schlecht aus der Wäsche, als sie den Kurama-Leader, Sasuke und ihre zwei Begleiter auf der Treppe entdeckten und sich langsam in ihre Richtung begaben. So leicht war es, den Spiess umzudrehen. Jetzt waren die Jaguar Riots die Eingekesselten. Der Kampf war kurz und der Sieger stand von Anfang an fest. Als die Riots erledigt waren, machten sich die acht Spieler auf, zur Tür am Ende des Ganges, hinter der sich Ayame befinden musste. Und sie lagen richtig. Naruto öffnete die verschlossene, jedoch bereits morsche Tür mit einem Tritt, um sofort in den Raum zu stürzen und Ayame zu entdecken. Geknebelt und gefesselt, mit weit aufgerissenen, verängstigen Augen kauerte sie in einer staubigen Ecke, an einen verrosteten Tank gelehnt. Tränen lösten sich aus ihren Augen, als sie die Eindringlinge als Kuramas und Takas identifizierte und ihr entfuhr ein ersticktes Schluchzen. Was dieses Mädchen in der letzten Nacht hatte erleben müssen,  war kaum auszudenken, zumal sie nicht einmal ein Gangmitglied war. Naruto durchtrennte die festgezurrten Fesseln mit seinem Messer, worauf er entsetzt feststellte, dass Ayames Handgelenke bluteten, so stark hatten die Riots die Seile angezogen. „Was haben sie dir getan, Aya?“, fragte er,  seine Wut war deutlich aus seinem Tonfall herauszulesen, während er den Knebel entfernte, so dass sie ihm antworten konnte. „Naruto, ich…“ Ein weiteres Schluchzen entfuhr ihr. „Wenn du mich fragst, Big Fox, dann sollten wir sie jetzt sofort raus bringen. Wer weiss, was die Riots jetzt tun. Sie haben bereits verloren, denn so viele Spieler können gar nicht mehr dabei sein und unsere Leute sind auch langsam aber sicher angeschlagen.“ Itachi wies auf den schwer atmenden Kiba und Zetsu, der sich mit letzter Kraft am Türrahmen festhielt. Allgemein war keiner mehr da, der nicht verletzt war und das verhiess natürlich nichts Gutes. „Naruto…sie…“ Ayame hustete. „Die planen irgendwas…mit dem Gebäude…wir müssen sofort weg…“ Wie von der Tarantel gestochen sprang Naruto auf, als er begriff. „Raus hier!“ Das aufsteigende Adrenalin in den Körpern der Spieler befähigte sie dazu, ihre allerletzten Kraftreserven hervorzuholen. Erst, als sie so schnell sie konnten den Gang entlang liefen, wurde ihnen bewusst, wie gefährlich die Situation für sie gerade war. Die Riots konnten an diesem Gebäude ALLES manipuliert haben und sie waren mittendrin. War es möglich, dass der Riot-Leader das alle geplant hatte? Dass er seine Gang-Mitglieder verarscht hatte, um die Taka/Kurama-Front in die Falle zu locken? Es war jetzt egal, das Einzige, was jetzt zählte, war, hier lebend raus zu kommen. Sie erreichten schwer atmend die Fabrikhalle im Erdgeschoss, in der immer noch die toten Körper von zwei Riots am Boden lagen. Es war nicht mehr weit, bis zum Ausgang, aber nun hörten sie es: Es war ein Rumpeln, das aus der Tiefe kam, aus dem Treppenhaus, dass sie vorhin gerade verlassen hatte und als sie die Fabrikhalle hinter sich hatten, warf Naruto noch einen Blick zurück und sein Entsetzen stieg ins Unermessliche. Die Riots hatten sich tatsächlich Sprengkörper besorgt, woher auch immer sie die hatten. Aus dem Treppenhaus stieg eine Flammenwand empor, die sich rasend schnell in ihre Richtung bewegte und in der Fabrikhalle wurden in diesem Moment weitere Sprengsätze ausgelöst. Naruto schaute nicht mehr zurück, jedoch sagte das ohrenbetäubende Krachen alles über das Schicksal der Halle aus: Sie war in sich zusammengestürzt. Ayame lief so schnell sie konnte jedoch war sie mit den Kräften völlig am Ende und sank plötzlich in sich zusammen und da war sie nicht die Einzige. Kiba hatte ebenfalls verdammt viel Blut verloren und knickte erschöpft ein. „Fox, nimm Ayame und bring sie raus! Ich kümmer‘ mich um ihn!“, ordnete Sasuke so ruhig wie es in so einer Situation nur ging, an. Den Anwesenden blieb nicht viel Zeit, um das jetzt zu besprechen und sie taten wie geheissen. Egal, was das jetzt bedeuten würde. „Heilige Scheisse! Wir müssen da hin und ihnen helfen!“, rief  Kakuzu ausser sich, als das Dach der Fabrikhalle in sich zusammenkrachte und Flammen lodern gen Himmel stiegen. Er wollte schon los rennen, als er von Sasori am Arm gepackt und aufgehalten wurde. „Bist du bescheuert?! Du stirbst selbst, wenn du da jetzt einfach rein rennst!“ Gaara beobachtete das Geschehen mit Adleraugen. „Es besteht eine reelle Chance, dass einige von uns, sobald die anderen draussen sind, hin laufen können um ihnen die Verletzten abzunehmen. Wir können nicht einfach zusehen, wie unsere Leute in die Luft gejagt werden. Wer die Schnelligkeit, die Kraft und den Mut hat, soll helfen, sobald sie draussen sind.“ Gaara hatte recht, es durfte nicht sein, dass sie hier ohne etwas zu tun herumsassen und die Daumen drückten. Selbst wenn es lebensgefährlich war, sie mussten es riskieren, koste es, was es wollte. Und exakt in diesem Moment, stürzten die ersten Kämpfer aus dem Gebäude. Ein weiterer Sprengsatz ging hinter ihnen hoch, als sie nur noch wenige Meter vom Ausgang trennten. Sasuke stützte Kiba, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, jedoch kamen sie nur langsam vorwärts. Auch Sasukes Kräftereserven waren langsam aber sicher am Anschlag. Hinter ihnen stürzte das Gebäude langsam aber sicher vollends in sich zusammen. „Demon…lass mich hier und lauf…ich glaube, wir schaffen es so nicht…“, flüsterte Kiba erstaunlich ruhig, aber entschlossen. „Halt den Rand!“, war die simple Antwort des Taka-Vizes, der jetzt sein Tempo noch mehr beschleunigte. Vielleicht würden sie das hier nicht überleben. Aber Sasuke liess aus keinen Fall seine verletzten Mitstreiter zurück. Als sie aus dem Gebäude auf den Platz hinaustraten, sahen sie ihre Leute auf sich zu laufen kommen. Suigetsu und Temari nahmen Sasuke Kiba ab und kamen zu zweit stützend um einiges schneller vorwärts. Sasuke wollte ihnen folgen, jedoch spürte er in diesem Moment einen brutalen, stechenden Schmerz im linken Bein, der ihn einknicken liess. Er hatte die grosse Wunde an seinem Unterschenkel bisher gar nicht richtig bemerkt, wahrscheinlich hatte das Adrenalin jeglichen Schmerz von ihm genommen, aber jetzt plötzlich meldete sich die Verletzung mit ihrer vollen Härte zurück. Ein kurzer Blick auf die Wunde und er stellte fest wieso: Es steckte ein grober Holzsplitter drin, welcher wohl bei der letzten Explosion seinen Weg dorthin gefunden hatte. Scheisse. Er riss ihn sofort hinaus, musste aber ganz schön die Zähne zusammen beissen. „Demon!“, rief Suigetsu erschrocken, jedoch erntete er von seinem Vize nur einen bösen Blick. „Haut ab!“ Sasuke versuchte fluchend, wieder aufzustehen, jedoch gab sein Bein, begleitet von einem üblen Schmerz sofort wieder nach. „Verdammte Scheisse!“ Bedrohlich ertönte ein weiterer Knall aus der Fabrik, gar nicht weit weg von ihm. Er war wohl geliefert. Dann würde es also hier enden? Doch plötzlich erschrak er fürchterlich, als ihn jemand am Arm packte und auf die Beine zog. Er stöhnte leicht auf, als erneut der Schmerz stechend von seinem Bein an aufwärts jagte, jedoch verstummte er schnell, als er direkt in Sakura grüne, vor Angst geweitete Augen blickte. „Weg hier!“, presste sie panisch hervor und legte seinen Arm um ihren Nacken, damit sie ihn stützen konnte. „Sakura…lauf weg solange du noch kannst!“ Ein weiterer Blick in ihre Augen genügte, damit er aufhörte, sie wegschicken zu wollen. Ihre Augen glänzten, jedoch schien sie entschlossen zu sein, ihn da jetzt wegzubringen. Ihm war bewusst, dass er jetzt laufen MUSSTE, sei es auch nur um Sakuras Willen und so biss er die Zähne zusammen und versuchte, den zermürbenden Schmerz in seinem Bein zu ignorieren. Also liefen sie – so schnell es mit seinem angeschlagenen Bein nun einmal ging- in Richtung des Tores, nur weg von der Fabrik, die drauf und dran war, gänzlich in die Luft zu fliegen. Vom Ende des Areals her hörten sie die aufgeregten, panischen Rufe ihrer Gangmitglieder, die sich inzwischen alle in Sicherheit hatten bringen können. Aber ihnen war allen klar, dass es nun zu spät war, um Sakura und Sasuke zu Hilfe zu eilen, ohne das eigene Leben weg zu schmeissen. Und da knallte es. Es war ein Knall, der nicht mit den vorgängigen zu vergleichen war. Ohrenbetäubend hallte er in den Köpfen der Anwesenden wider und wenn Sakura nach hinten geschaut hätte, dann hätte sie die Explosion gesehen, die gerade ausgelöst worden war, jedoch hielt sie den Blick stur geradeaus gerichtet. Es war der Moment, in dem Sasuke reagierte und Sakura zu Boden riss. Gerade noch rechtzeitig. Schützend hatte er sich über Sakura gebeugt und drückte sie nun mit seinem Körpergewicht zu Boden, ehe die Flammenwand kam. Zwei Minuten zuvor. Es war ein Showdown wie in einem verdammt guten Actionfilm, mit dem Unterschied, dass das hier real und keineswegs etwas Gutes war. Ihr Herz raste vor lauter Anspannung und Angst um ihre Freunde, als mehr und mehr Flammen von der Fabrik aufstiegen und immer mehr Explosionen im Inneren zu hören waren. Und als langsam ein Spieler nach dem anderen aus der Fabrik gelaufen kam,  wollte sie schon beinahe Aufatmen.  Jedoch war der Letzte, der das Gebäude verliess Naruto, mit Ayame auf dem Rücken. Und somit fehlten noch zwei. Und diese zwei waren Kiba und Sasuke. Inzwischen stürmten einige Takas und Kuramas, auf den Platz um den Verletzten zu helfen. Sakura ihrerseits beobachtete weiterhin den Ausgang und sie wünschte sich, das hier wäre nur ein böser Albtraum. Itachi traf ein, er stützte Zetsu, Shino, der Hidan mit sich zog und alle anderen, aber von den zwei Zurückgebliebenen war keine Spur zu sehen. Und auf einmal, nach bangen Sekunden des Wartens, erschien Kiba, gestützt von Sasuke am Ausgang des Fabrikbaus, während hinter ihnen die Flammen aus den Trümmern raus züngelten. Suigetsu und Temari waren sofort bei ihnen, um Sasuke Kiba abzunehmen. Als die drei sich dann langsam gegen den Ausgang der Area bewegten, bemerkte Sakura, dass bei Sasuke etwas nicht stimmte. Er humpelte leicht. Und schon in diesem Moment, war sie aufgesprungen. Es war ein Reflex, eine Aktion, über die sie in diesem Moment wenig Macht hatte. Aber sie musste das jetzt tun. Schnell wie der Blitz rannte sie an den Wartenden und den Eintreffenden vorbei, die sie mit verwunderten Blicken bedachten. „Cherry! Bleib da!“, rief Gaara laut und verärgert, aber sie ignorierte ihn. „Sakura, hast du sie noch alle?!“, schrie Temari erschrocken und zugleich völlig verständnislos. Die Kuramas begannen, ihr hinterher zu rufen, aber erst, als sie sich dazu umdrehten, realisierten sie, warum sie das tat. Demon kniete am Boden und schien grösste Schwierigkeiten zu haben, wieder aufzustehen. Sakura sah das nun auch und sie lief noch schneller. Vermutlich war sie noch nie in ihrem ganzen Leben in so einem Tempo voran gehetzt, aber jetzt zählte jede Sekunde! Als sie an Naruto vorbei stob, der nach wie vor Ayame auf dem Rücken trug, drehte sich dieser um und rief ihr entsetzt hinterher, aber sie liess auch ihn einfach stehen. In ihren Ohren rauschte das Blut und ihre Beine bewegten sich wie von selbst. Die Area raste an ihr vorbei und als sie Sasuke erreichte, packte sie ihn am Arm und riss ihn auf die Beine, worauf er schmerzerfüllt aufstöhnte. Gerade wollte sie sich für ihre Grobheit entschuldigen, aber dann fiel ihr wieder ein, dass dazu gar keine Zeit blieb. „Weg hier!“ Das war alles, was jetzt zählte. Sein Blick war im ersten Moment verwirrt, dann eher besorgt. „Sakura… lauf weg solange du noch kannst!“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie sein einen kurzen Blick auf sein Bein erhaschte, an dem das Blut nur so hinunterlief. Sie dachte nicht daran, ihn einfach hier zu lassen! Schnell seinen Arm gepackt und um ihren Nacken gelegt, ging sie los, er folgte ohne noch irgendetwas zu sagen. In ihren Ohren dröhnten die angsterfüllten Rufe der anderen, an ihrem Ohr vernahm sie Sasukes schwere Atemzüge. Und dann ertönte dieser erschütternde Knall, der ihr durch Mark und Bein ging und ehe sie es sich versah, wurde sie von Sasuke zu Boden gerissen. Er hatte sich über sie gebeugt und drückte sie auf den staubigen Boden und das keine Sekunde zu spät. Alle Geräusche, die sie bisher noch vernommen hatten, verstummten schlagartig, als sie die Explosion entdeckte, die auf sie zu gefegt kamen. Würden sie das jetzt überleben? Sie schloss die Augen und gleich darauf spürte eine unsägliche Hitze auf ihrer Haut, so heiss, dass sie zu verbrennen glaubte. Doch da war noch Sasuke, der diese schmerzhafte Empfindung dämpfte, in dem er sie unter sich behielt und ihren Körper mit seinem vor den Flammen schützte, so gut dies möglich war. Mit den Flammen kam eine Druckwelle, die sie noch mehr auf den staubigen Boden presste und die Luft, die von den Flammen weggedrückt wurde, riss an ihren Haaren. Es dauerte lange. Viel zu lange bis die Hitze endlich schwand. Sie hatte gedacht, dass sie hier mitten im Inferno liegen würden, aber zu ihrem Glück waren sie weit genug weg vom eigentlichen Explosionsherd entfernt gewesen, als dass der Boden bis hierhin brannte. Es war einzig eine Flammenwand gewesen, die über sie hinweggefegt war. Als Sakura ihre Augen wieder öffnete erkannte sie zuerst einmal Sasuke über ihr. Um sie herum brannte der Boden nur an mehreren Stellen, aber nur so, dass es keine grosse Gefahr mehr für sie darstellte. Sasuke richtete sich auf und Sakura tat es ihm zitternd gleich. Ihre Haut schmerzte und an ihren Armen erkannte sie Verbrennungen unter ihrem zerfetzt-verbrannten Pullover. Ihre gefütterte Jacke hatte sie unglücklicherweise vorhin ausgezogen, vielleicht hätte sie das ein wenig mehr von der Hitze geschützt. Aber sie wollte nicht jammern, schliesslich hatte Sasuke sie vor Schlimmerem bewahrt. Und er? Schnell warf sie, immer noch halb in Trance, einen Blick auf seinen Rücken und was sie sah erschrak sie zutiefst. Sein Pullover war vollkommen von den Flammen aufgerissen und sein ganzer Rücken war von Brandwunden übersät. Unter den Verbrennungen erkannte sie die wulstige, vom Feuer ebenfalls angegriffene Narbe, die noch von dem Kampf mit Naruto  herstammte. „Sasuke…“ Sakura liefen die Tränen nur so über die Wangen, nicht in der Lage vollends zu realisieren, was gerade geschehen war. Er hatte Schmerzen, das sah sie ihm an und es war ja eigentlich auch offensichtlich, bei solchen  Wunden. Und trotzdem legte er einfach nur die Arme um sie und drückte sie an sich. Sakura liess es geschehen, im Moment waren Gedanken an das, was richtig und was falsch war, sowieso völlig fehl am Platz. Es fühlte sich gut an, jetzt einfach von jemandem gehalten zu werden, damit sich ihr Herz beruhigen konnte. Beide vernahmen die schnellen Schritte und aufgeregten Stimmen, die sich ihnen näherten wie durch Watte. Sie hatten es tatsächlich überlebt. Kapitel 28: Dämonenaugen ------------------------ Durch den Schleier aus Rauch und dem aufbrandenden Stimmengewirr um sie herum vernahm sie Sasukes schwere Atemzüge an ihrem Ohr.  Zu realisieren, was gerade passiert war, schien jetzt gerade ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, nein, Sakura konnte schlichtweg nicht klar denken. Sasukes Rücken sah schrecklich aus, diese brutalen Verbrennungen mussten so schmerzhaft sein, dass sie selbst es kaum aushalten würde.   Und all das ihretwegen? Warum hatte er das gemacht? Hätte er sich doch neben ihr auf den Boden geworfen, dann wären sie zwar beide, aber vielleicht nicht so schlimm verletzt worden? Oder doch? Sakura wollte irgendetwas sagen, ihm zu verstehen geben, wie leid es ihr tat und wie sehr sie ihm helfen wollte, aber sie konnte nichts sagen. Wie gelähmt starrte sie zu Boden, spürte, wie ihr die Tränen unaufhaltsam über die Wangen liefen und sich ihre verkrampften Hände zitternd um seine Unterarme schlossen. Anschauen konnte sie ihn nicht: Zu sehr fürchtete sie den Ausdruck in seinen Augen. Wut? Schmerz? Was würde sie sehen, wenn sie jetzt den Kopf hob? Ihr war bewusst, dass sie ihn jetzt anschauen musste, um zu wissen, wie es ihm ging. Und so hob sie ihren Kopf tatsächlich und blickte geradewegs in diese dunklen Augen, die sie für so lange Zeit versucht hatte, zu durchschauen, ohne jemals erfolgreich dabei gewesen zu sein.  Selbst jetzt strahlten seine Augen nicht mehr als eine tiefe Unergründlichkeit aus. Woher er diese Selbstbeherrschung nahm, war ihr ein Rätsel. Er wirkte zwar verkrampft und erschöpft, aber doch viel zu gefasst in Anbetracht dessen, was sie gerade erlebt hatten. Hing vielleicht damit zusammen, dass solche Aktionen für ihn grundsätzlich nichts Neues waren. Es war wie das Aufwachen aus einem Albtraum, als sie einen bestimmten Griff an ihrer Schulter spürte und Sekunden später Naruto und Tenten vor sich sah, die beide etwas sagten, was sie jedoch zuerst nur wie durch Watte vernahm, bis ihre Stimmen langsam deutlicher und alles um sie herum mehr und mehr wieder real wurde. „Sakura! Was zur Hölle machst du denn?!“ Naruto klang nicht wirklich wütend, eher entsetzt und absolut fassungslos.  Sakuras Starre fand ein jähes Ende, als nun auch Sasuke von seiner Gang umringt wurde und sie ihn auf die Beine zogen, denn er benötigte jetzt dringend ärztliche Hilfe. Gerade noch hatte sie ihn an den Armen festgehalten, jedoch wurde er jetzt von ihr weggerissen und ihre Hände griffen ins Leere.  Viel zu schnell verschwand er aus ihrem Blickfeld, bei ihr blieben die altbekannten Gesichter ihrer Gangmitglieder und Narutos starke Arme, die sie an ihn drückten. „Wie kriegst du das nur hin, Cherry?“, fragte er immer noch in diesem fassungslosen Tonfall. „Wie kriegst du es nur hin, dass wir es nie schaffen, auf dich aufzupassen?“ Tenten streichelte sanft Sakuras Rücken. „Halt die Klappe, Naruto! Es ist jetzt nicht der Zeitpunkt dafür, sich solche Sachen zu fragen. Hast du nebst den Verbrennungen auf den Armen sonst noch irgendwelche Verletzungen, Saku?“ Die Angesprochene schüttelte nur den Kopf. Ihr war nicht mehr passiert. Dafür hatte Sasuke schon gesorgt. „Sasuke…was ist…“, presste sie erstickt hervor und sah sich suchend um, jedoch konnte sie ihn nicht mehr entdecken. „Keine Sorge, Shizune und noch so ‘n Arzt sind  mit den Autos da, die werden sich um ihn kümmern. Du solltest dich jetzt erst einmal von dem Schock erholen“, bemerkte Lee und schenkte ihr ein aufmunterndes, schon fast anerkennendes Lächeln. „Das war ganz schön mutig, Sakura. Eine waschechte Kurama halt.“ Sie rang sich ein Grinsen ab, liess sich dann aber von ihren Freunden von der DD-Area wegführen, die inzwischen kaum noch als solche zu erkennen war. Das Hauptgebäude lag in Trümmern, welche gerade dabei waren, vollends zu verbrennen. Die zwei Nebengebäude hatten ebenfalls Feuer gefangen und würden schon bald in Schutt und Asche liegen. Zusammen mit den unschönen Erinnerungen an die blutigen Fights der Vergangenheit, würde das alles sein, was noch von dieser legendären Kampfarena übrig blieb. Sakuras Gedanken wurden nach und nach klarer und sie nahm ihre Umgebung langsam aber sicher wieder bewusst wahr. Da vorne, gerade beim Parktor standen drei Gangautos der Kuramas, drei der Takas noch zwei weitere, nämlich dasjenige von Shizune und ein unbekanntes, welches wahrscheinlich dem Taka-Arzt gehörte. Sie ahnte auch schon, wer das war.  Ihr Verdacht wurde bestätigt, als sie Kimimaro hinter seinem Wagen hervorkommen sah, in der Hand einen Erste-Hilfe-Kasten, der wahrscheinlich noch mit einigen Zusatzaccessoires ausgestattet waren, die eine herkömmliche Box wohl nicht beinhaltete. Das waren nun einmal die Privilegien eines Arztes. Wie es schien war der Abtransport der Verwundeten schon in vollem Gange und man verteilte diejenigen, die nicht mehr im Stande waren, Motorrad zu fahren auf die verfügbaren Autos. Anscheinend waren im Gegenzug noch einige Kuramas und Takas aus den HQs hergekommen, um die Motorräder abzuholen, deren Besitzer nicht mehr in der Lage waren, zu fahren. „Saku!“ Eine allzu bekannte Stimme meldete sich aus dem Hintergrund und nur einen Augenblick später waren ihr Ino und Hinata, Erstere ziemlich stürmisch, um den Hals gefallen. Sie mussten mit Shizune hierher gekommen sein. „Flowie, pass doch auf, sie ist verletzt!“, wies Tenten die aufgeregte Ino zurecht, als Sakura zusammenzuckte. Verbrennungen waren eine mühsame Art von Wunden. Ino liess daraufhin sofort von ihr ab,  musterte sie prüfend und zugleich unglaublich besorgt. „Tut mir so leid, Saku… lieber Himmel, was hast du dir denn dabei gedacht?!“ „Schluss jetzt mit dem Gefrage, das hat Zeit! Wir gehen nach Hause!“, unterbrach Naruto die aufgekratzte Blondine und führte Sakura weiter in Richtung der Autos. Im Kopf der jungen Kurama drehten sich die Gedanken wie in einem Karussell und ihr Herz hatte immer noch nicht aufgehört, wie wild zu klopfen. Und das sollte sich vorerst auch nicht ändern. „Hey, dort drüben, passt auf!“, brüllte Hidan auf einmal laut in die Menge. Sakura, sowie alle anderen Umstehenden rissen erschrocken die Köpfe herum und was sie sahen raubte ihnen den Atem. Der Knall einer abgefeuerten Schusswaffe hallte in ihren Ohren, und bevor sie merkte WAS da gerade geschah, ertönte ein zweiter Knall, jedoch aus ihren Reihen, nämlich von Sasuke, der irgendwo eine Waffe her und diese reflexartig in Richtung der Area abgefeuert hatte, doch es war bereits zu spät. Aus den Trümmern hatte sich ein überlebender Riot erhoben, der selbst nur noch halb lebendig aussah, blutüberströmt und zerkratzt wie er war. Seinen Lauf hatte er direkt auf Itachi gerichtet, der gerade besorgt, neben seinem Bruder auf dem Platz stand. Auf den Warnruf hin drehte der Taka-Leader sich in Richtung Area um, genau wie die anderen, nur um seinen Widersacher noch einmal mit eigenen Augen sehen zu können, bevor sich eine Kugel mitten in seine Brust bohrte und er stöhnend zu Boden ging. In diesem Augenblick war es so still, wie schon lange nicht mehr. Ein Stöhnen kam aus der Richtung des Riots, Sasukes Kugel hatte ihn ins Bein getroffen, aber das interessierte jetzt gerade keinen. Der Erste, der sich rührte war Kimimaro, der laut nach Shizune rief, die natürlich sofort zur Stelle war und sich über den röchelnden Itachi beugte, dessen Shirt inzwischen schon vollgesaugt mit Blut war. „Verfluchte Scheisse!“, wetterte Shizune und drückte sterile Gazen auf die blutende Einschusswunde, jedoch war ihnen an den Gesichtern abzulesen, wie wenig Aussicht auf Erfolg sie dabei hatten. In die Reihen der Takas machte sich mehr und mehr Entsetzen breit, langsam schienen alle zu begreifen, was passiert war und sie sammelten sich um ihren Leader. „Halt durch, Boss!“ „Du kannst jetzt noch nicht gehen, Raven!“ „Diese verfickten Riots dürfen so nicht davonkommen!“ Sakuras Herz raste. Sie konnte es nicht fassen. Sie konnte und wollte es nicht glauben. Das durfte doch nicht… Sie riss sich von Naruto los, der erstaunlicherweise kaum protestierte und lief zu dem Taka-Pulk hin, der sich um den verwundeten Leader gesammelt hatte. In den Gesichtern der sonst so coolen und taffen Takas war pures Entsetzen zu lesen, so sehr fürchteten sie um ihren Boss. Inzwischen waren auch die Kuramas angekommen, sie sich wie selbstverständlich verteidigend um die Ansammlung von Takas stellte, um allenfalls Gegner abwehren zu können, wenn noch mehr auftauchten. Sakura drängte sich nun soweit vor, dass sie Sicht auf das schreckliche Szenario hatte, welches sich gerade vor den Augen aller abspielte. Shizune und Kimimaro schüttelten beide so endgültig die Köpfe, dass Sakura nun trotz des Schocks Tränen in die Augen stiegen. Ein solcher Schuss war tödlich. Selbst im Krankenhaus hätte man wohl nichts mehr für ihn tun können. Neben seinem sterbenden Bruder kniete der angeschlagene Sasuke der sich über ihn gebeugt hatte. Furcht, Wut, Trauer, all das stand dem sonst eher kühlen Demon so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass Sakura nun nicht mehr anders konnte, als ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Es war schwierig zu sagen, was sie gerade fühlte, geschweige denn, was alle anderen gerade fühlten, aber die Furcht und die Trauer war gerade so allgegenwärtig, das sie alles andere mit ihrer Schwere überschatteten. „Das kannst du nicht machen“, stiess Sasuke hervor, weniger wütend, eher verzweifelt. Konan kniete auf der anderen Seite des sterbenden Leaders und weinte stumme Tränen, während sie Itachis Hand umklammert hielt. Auf Itachis Gesicht stahl sich ein schiefes Grinsen, trotz dem zermürbenden Schmerz, den er gerade erleiden musste. „Hilf mir…aufsitzen.“ Shizune zögerte, aber Kimimaro half sofort. Die Kurama-Ärztin drückte indes weiter Gazen auf die Wunde, obwohl sie wusste, dass das Unvermeidbare bald eintreten würde. Als Itachi nun halbwegs aufrecht da sass. „Schätze…“ Er hustete Blut. „Für mich ist’s soweit… macht’s gut Takas und…baut keine Scheisse…“  „Itachi!“, brüllte Sasuke wütend. „Warum gibst du einfach so auf?!“ Itachi hatte die freie Hand um das Handgelenk seines verzweifelten Bruders gelegt und grinste erneut. „Ich gebe nicht auf… aber manchmal geschehen Dinge, die sich selbst mit grösster Entschlossenheit nicht aufhalten lassen…pass…auf dich auf…kleiner Bruder und auf meine Konan…verlier' nicht deinen Willen… du weisst, was ich meine…“ Sasuke schien vor lauter Fassungslosigkeit darauf einfach keine Antwort zu finden. Er weinte nicht, aber Sakura spürte, dass er es am liebsten getan hätte. Die Finsternis in seinen Augen sprach Bände. Sakura liefen die Tränen nur so die Wangen hinunter, nein, Itachi war zwar nicht ihr Leader gewesen, aber sie hatte ihn trotzdem gerne gemocht, spätestens, nachdem sie auch andere Seiten von ihm erlebt hatte. Und er war nun mal der Bruder von Sasuke… Es war etwas vom Rührendsten, was sie je gesehen hatte, als alle anwesenden Takas ihr Hände auf Itachis Schultern, Arme und Beine legten und mit ihm tapfer warteten, bis alles vorbei war. Selbst die Verletzten waren hergekommen, um ihren Anführer in seinen letzten Momenten nicht alleine zu lassen. „Du warst ‘n Hammer-Leader“, sagte Suigetsu leise. „Der Mutigste“, flüsterte Shion weinend. „Der Coolste“, presste Karin zwischen zwei Schluchzern hervor. „Der Abgefahrenste.“ Deidara kniff die Lippen zusammen, als ob er kurz davor wäre, zu weinen. „Der Arroganteste“, grinste Sasori traurig und klopfte Itachi auf die Schulter, welcher daraufhin lächelte. „Der mit den geilsten Ideen.“ Selbst Hidans eingebildete Fassade brach in einem Moment wie diesem. „Der Beste“, schluchzte Konan und legte seine Hand an ihre Wange, worauf Itachis schwacher Blick sehr sanft wurde. „Der Beste…“ Zustimmung war aus der Taka-Meute hinaus zu hören. Die herrschende Atmosphäre wäre beinahe schön zu beschreiben, wenn nicht das Ereignis, der sie zu Grunde lag, so furchtbar gewesen wäre. Sakura wünschte, sie hätte irgendetwas tun können, irgendetwas, um all das rückgängig zu machen oder zumindest etwas, womit sie den Schmerz von Sasuke, Konan und allen anderen Takas hätte lindern können. Aber es blieb ihnen allen nichts anderes übrig, als hilflos mit anzusehen, wie der legendäre Itachi Uchiha, der Leader einer ebenso legendären Gang, gerade vor ihren Augen, aber mit einem Lächeln auf den Lippen, verstarb.  Es war nicht möglich, das zu begreifen. Als Kimimaro Itachis Augenlider schloss, ertönte wieder vereinzeltes Schluchzen, ungläubige Ausrufe und zorniges Knurren aus der Taka-Meute. Sasuke hatte die Fäuste geballt. Er zitterte. Was würde denn jetzt als nächstes passieren? Sakura hatte eine dumpfe Vorahnung, was Sasuke tun würde, die sich schneller als erwartet auch bestätigte. „Hidan. Knarre.“ Sakura zuckte zusammen, als sie seine Stimme vernahm. Noch nie hatte er so geklungen. Sie hörte Rache und das Verlangen nach Vergeltung in seiner Stimme so deutlich, dass es ihr kalt den Rücken runter lief. „Demon, vielleicht sollte…“ „Halt die Schnauze und hilf mir“, fuhr Sasuke Hidan an und dieser hob nur beschwichtigend die Hände.  „Demon hat recht“, knurrte Suigetsu verbissen. „Er muss büssen.“ Der verletzte Riot konnte selbst nicht mehr laufen, jedoch versuchte er zitternd, das Weite zu suchen, was mehr oder weniger kaum klappte. Als er bemerkte, wie sich die Mörder-Blicke der Takas auf ihn richteten, machte sich Panik in seinem Blick breit.  Sakura versuchte zu verstehen, was dieser Typ gerade dachte. Er sah aus, wie wenn er etwas zu beweisen hätte, ja, wahrscheinlich würde er gar nicht mehr in seine Gang zurückkehren dürfen, ohne eine „Trophäe“, denn als Loser aus einem Battle zurückzukommen, war nicht bei jeder Gang etwas, das akzeptiert wurde. Es gab Gangs, die selbst gegenüber ihren Mitgliedern eine brutale Vorgehensweise bei „Versagen“ hatten und so wie sie die Riots einschätzte, waren sie genau so.  Nichts desto trotz, einige Takas, die noch nicht vom Battle angeschlagen waren, machten sich nun auf in Richtung des verletzen Riots, der mehr und mehr der Panik verfiel. Hidan stützte Sasuke der seine Waffe lud. Kurz streifte sein Blick den von Sakura, aber er war nicht wiederzuerkennen. Er sah böse aus. Nicht mehr und nicht weniger. Ob er sie überhaupt wahrnahm? Die Kuramas beobachteten das Geschehen natürlich, mischten sich aber nicht ein. Auch Ino und Hina, sowie diversen anderen Kuramas, stand der Schock ins Gesicht geschrieben, aber das war eine Sache zwischen Taka und Riot. Es waren Kisame und Yahiko, die sich auf den Riot stürzten und ihm brutal die Arme auf den Rücken drehten, sodass er schmerzerfüllt aufheulte. Gemeinsam schleiften sie ihn bis zum Ort des blutigen Geschehens, wo er den vernichtenden Blicken der Takas restlos ausgesetzt war.  Sakura tat er schon fast leid – so war er doch auch nur eine Marionette seiner Gang, manipuliert durch Angst und der Grausamkeit seines Leaders. Es musste so sein. Vor Sasukes Füssen warfen sie den Mörder seines Bruders auf den staubigen Boden, er rappelte sie jedoch schnell wieder auf und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Sasukes Augen. „Demon...Demon Eye…deswegen nennen sie dich so…“, stiess er hervor. Ja, Sakura verstand nun auch, warum die Takas ihm diesen Namen gegeben hatten. Er hatte von Natur aus einen finsteren Blick, aber das hier…das waren Augen, die einem Dämon würdig waren. „Du weisst was du getan hast“, konfrontierte Sasuke ihn eiskalt. „Jaja... es tut mir leid…“ Der Riot blickte zu Sasuke auf wie ein bettelnder Hund, aber die Panik und das Zittern verrieten, dass ihm bestens bewusst war wie ausweglos seine Situation gerade war. „Willst du noch irgendetwas sagen?“, fragte Sasuke. „Ich….bitte töte mich nicht, Demon…es ist…es ist unser Leader der….bitte…“ „ Dein Leader wird auch dran glauben müssen, da kannst du Gift drauf nehmen. Du hast die Waffe abgefeuert. Also: Letzte Worte?“ Der Riot sagte nichts, sondern versuchte sich jetzt, von seiner Panik getrieben loszureissen, obwohl er natürlich keine Chance hatte. Sakura hielt die Luft an, als Sasuke den Lauf seiner Waffe an die Stirn des Riots drückte, der nun noch energischer von den Beiden Takas festgehalten wurde.  Das konnte doch nicht der richtige Weg sein!  Sie bahnte sich einen weg ganz nach vorne, landete auf den Knien im Staub, sodass sie direkt neben Sasuke landete. Dieser drehte den Kopf zwar in ihre Richtung, sein dämonischer Blick veränderte sich aber nicht ein bisschen. „Das…das kann nicht die Lösung sein, Sasuke!“ Ihre zittrige Stimme rührte daher, wie sehr sie sich gerade vor ihm und der Aura von Rache und Mordgelüsten, die er ausstrahlte, fürchtete. „Ich weiss…es tut weh…und ich weiss, er ist es nicht wert…“, sie wies auf den Riot. „Aber Rache wird dich doch auch nicht erfüllen…mach das nicht…bitte…“ Ihr war bewusst, dass gerade jeder Einzelne hier sie anstarrte, manche fassungslos manche mehr nachdenklich. Aber das störte sie nicht. Was sie störte und ihr nun einen jähen Stich ins Herz verpasste war, dass er sich wieder von ihr wegdrehte, den Lauf aber nicht vom Riot weg nahm. Jeder hielt die Luft an, Sakura zitterte am ganzen Körper. Dann knallte es und der Riot sank zu Boden. Sakura war vor Schreck zusammengefahren. Als sie den toten Riot vor sich auf dem Boden liegen sah, hätte sie am liebsten vor Angst und vor Schock über das, was sie gerade aus einer Distanz von weniger als zwei Metern hatte mit ansehen müssen, davonlaufen wollen. Der Boden war blutgetränkt, Yahiko und Kisame hatten den leblosen Körper zu Boden fallen lassen. Sakura hatte noch nie etwas gesehen, was sie so sehr schockierte, wie das hier. Den brutalen Mord an diesem Riot, der manipuliert durch Angst sein jähes Ende gefunden hatte, war ein Teil davon. So jung ermordet, ohne eine zweite Chance erhalten zu haben. Dabei verdiente doch jeder eine zweite Chance. Und dann war da Sasuke. Der Mörder. Der Mörder.  Dieses Wort fühlte sich verbunden mit Sasuke viel zu unwirklich an, als dass es in ihren, ohnehin schon überforderten Kopf hätte hineingehen können. Er hatte in voller Absicht einen hilflosen Menschen ermordet. Hätte der Riot denn seine Lektion nicht gelernt, ohne, dass man ihn hätte töten müssen? Eigentlich war jedes Gangmitglied ein Mörder, wenn man so wollte. Aber ob jemand in einem Battle, im selbst gewählten Kampf starb oder seinem Widersacher hilflos ausgesetzt ermordet wurde,  waren zwei völlig verschiedene Seiten der Medaille. Sie weinte schon wieder, aber sie konnte beim besten Willen nicht anders. Der Schock sass ihr so tief in den Knochen, dass sie kaum noch Kontrolle über das hatte, was sie tat. Es war ihr nichts anderes möglich, als Sasuke ungläubig aus diesen tränenerfüllten Augen anzustarren, im Versuch, zu realisieren, was dieser Mann gerade getan hatte. Dieser Mann, dem sie vor nicht allzu langer Zeit so nahe gewesen war. Sie wollte ihn zugleich anschreien und in die Arme nehmen. Den Schmerz, den er durchlebte musste der blanke Horror sein, aber seine Tat war grausam – anders konnte man es nicht ausdrücken. Er wandte sein Gesicht wieder zu ihr, aber jegliche Gefühlsregung blieb aus. Er blickte lediglich in Sakuras schreckgeweitete Augen ohne auch nur ein bisschen seine kalte Maske abzulegen. Als er einen Schritt zurück machte, zuckte sie vor Schreck so sehr zusammen, dass sie beinahe rücklings umgekippt wäre, wenn sie sich nicht noch im letzten Moment mir der Hand hätte aufstützen können. Wie er da stand, in seinen zerfetzten Kleidern, blutüberströmt, mit diesem abscheulichen Blick im Gesicht, verspürte sie den Drang, sofort die Flucht zu ergreifen. Es war, als ob vor ihr eine völlig andere Person stehen würde.  Zwei warme Hände umfassten auf einmal ihre Handgelenke und zogen sie auf die Beine. Naruto und Gaara legten schützend ihre Arme um sie und führten sie von dem blutigen Geschehen weg, in Richtung der Bandenautos.  Jetzt spürte sie die Kälte wieder. Mehr als je zuvor. Selbst Gaaras Jacke half  nichts. Ein letzter Blick über die Schulter bescherte ihr den Anblick von der Ansammlung an niedergeschlagenen Takas, die sich um ihren verstorbenen Leader scharten und zu begreifen versuchten, was in dieser scheusslichen Nacht passiert war. Veränderungen – sie alle hatten  gespürt, dass sie bevorstanden. Aber dass sie dieses Ausmass annehmen würden, hätte sich niemand auch nur in den kühnsten Träumen ausmalen können. Was musste es für ein Gefühl sein, das einzig Gute zu verlieren, was von der eigenen Vergangenheit noch übrig war? Was für eine zerschmetternde Empfindung musste es sein, den Menschen, der einem am nächsten stand, zu verlieren? Die rasante Autofahrt, begleitet von den Sirenen der Polizei bekam sie nur wie im Traum mit. Die Strassenlichter zogen verschwommen an ihr vorbei, so unbedeutend und kraftlos, als ob sie gegen die herrschende Dunkelheit niemals bestehen könnten. Ino hatte es längst aufgegeben, auf eine Antwort seitens Sakura zu warten und hielt sie einfach nur fest, als ob sie fürchtete, dass sie demnächst vollends abdriften könnte. Gerne hätte Sakura ihr gesagt, dass sie sich keine Sorgen um sie machen müsse, jedoch brachte sie kein Wort über ihre kalten Lippen, so sehr sie auch wollte. Gaara sass am Steuer und legte eine nahezu filmreife Darbietung seiner Fahrkünste an den Tag, die Sakura aber irgendwie kaum wahrnehmen konnte. Ihr war bewusst, dass sie verfolgt wurden, denn sie hatten das einzige  Auto erwischt, das mit Bandensymbolen nur so zugepflastert war.  „Fahr über Südumfahrung, Gaara!“, wies Naruto an, dem es aufgrund seiner Blessuren verwehrt worden war, das Steuer zu übernehmen und er nun dazu gezwungen war, den Beifahrersitz zu hüten. „Schon klar, Big Fox. Dann landen wir in der südlichen Downtown, machen Ecke Vierundzwanzigste eine scharfe Kurve, ins East brettern, auf den Barder’s Circle, fahren rundherum, gehen links, kommen auf eine Gerade wo wir richtig aufdrehen, scharf rechts, landen im Schuppen, stehlen uns aus den Autos und verschwinden in den Tunneln. Keine Panik, ich hab das schon im Kopf.“ „Weiss Shika denn, dass wir den Schuppen brauchen?“ Naruto sah den Fahrer prüfend an, dieser schüttelte aber nur den Kopf. „Es enttäuscht mich, dass du mich das überhaupt fragst. Klar weiss er das! Alles vorbereitet und jetzt schalt mal ‘nen Gang runter, okay?“  Es wäre eigentlich völlig normal, wenn Sakura in so einer Situation vor Adrenalin beinahe die Decke hochgehen würde. Aber es schien in diesem Moment alles anders zu sein. Ihr Herzschlag war langsam, ihre Gedankengänge verzögert, ihre Gefühle durcheinander. Was zum Geier stimmte mit diesem Universum nicht?! War es denn bitte gerecht, jemandem alles zu nehmen und anderen dafür alles zu lassen?  Das konnte doch alles nur ein verdammt böser Albtraum sein! Solche zermürbenden Gedanken strichen ihr durch den Kopf, während an ihr in einem halsbrecherischen Tempo die Stadt vorbeizog. Soweit sie es erkennen konnte verliessen sie gerade die Südumfahrung und drangen in die Downtown vor, wo es nun darum ging, die Polizei durch Hakenschlagen auf Abstand zu halten und Vorsprung zu gewinnen. „Diese verfluchten Bullen sind schnell heute!“ Vor ihnen tauchte ungefähr fünf Minuten später der Barder’s Circle auf, ein überdimensionaler Kreisel im East, den Gaara nun in der falschen Richtung anfuhr, glücklicherweise waren nur vereinzelte Autos unterwegs, was zu dieser Uhrzeit kein Wunder war. Gleich bei der ersten Abzweigung drehte er scharf links und drückte aufs Gas, da nun diese besagte Gerade vor ihnen lag, die ihnen etwas Zeit verschaffen konnte, wenn sie Glück hatten. „Wirst du jetzt noch zum Geisterfahrer oder wie?“ Naruto schüttelte den Kopf. Gaara zuckte mit den Schultern. „Einen Versuch war’s wert. Einige Sekunden beschert uns jedenfalls ihr anfängliches Zögern. Und du würdest es sowieso genauso machen, Big Fox.“ Die Cops hatten sich im Endeffekt entschieden, auch in die Gegenrichtung zu fahren, um die Kuramas nicht entwischen zu lassen, jedoch hatten sie schon einen Moment gezögert. Und jede gewonnene Sekunde war hier Goldwert. „Ist bestimmt ein Neuer am Steuer! So ‘nen Bullen-Azubi!“, wetterte Gaara.  Nun war es gleich soweit. Der „Schuppen“ war eine Vorrichtung, entwickelt von den Kuramas, die ermöglichte, bei Fluchten wie derjenigen, die gerade im Gange war, plötzlich von der Bildfläche zu verschwinden. Man drehte scharf rechts in eine Nebenstrasse des Easts, drehte daraufhin sofort wieder rechts und landete in einem unscheinbaren Schuppen, der eigentlich offen stehen sollte, wenn das so vorgesehen war. Man bremste ab, stieg aus, zog einen Hebel und das Schuppentor, eine Art Falltor schloss sich sofort. Im Schuppen gab es einen Hinterausgang, der noch etwas weiter durch die Hinterhöfe des Easts führte und nach etwas zehn Minuten Fussmarsch erreichte man einen der Tunnel, der einen direkt ins HQ brachte. Ein weiterer Teil des über Jahre ausgeklügelten Systems, dass dem Überleben der Gang diente. Es dauerte nicht mehr lange, bis es soweit war und der Moment der Entscheidung da war.  „Der Abstand sollte knapp reichen. Haltet euch fest Mädels! Vielleicht müssen wir nachher rennen!“, rief Naruto und schon im nächsten Moment riss Gaara den Wagen mit quietschenden Reifen herum, driftete um die Kurve und gab kurz nochmal Gas. Der Schuppen stand offen und Gaara platzierte das Auto so gekonnt in der Garage, das man hätte meinen können, er mache das jeden Tag. Bevor sie aussteigen konnten, fiel das Tor schon hinter ihnen zu und sie bemerkten einen Schatten: Ein Kurama, genauer gesagt, Sora. Er musste das Tor auch geöffnet haben. Jetzt hiess es,  still sein. Ein Glück, dass noch kein Schnee lag, sonst hätten sie das mit dem Schuppen glatt vergessen können. Allesamt hielten sie die Luft an, versuchten so ruhig zu sein, wie es ihnen irgendwie möglich war. Dann hörten sie sie Polizeiautos vorbeifahren und erst, als die Motorengeräusche abgeklungen waren, wagten die Kuramas, sich zu rühren. „Schuppen sei Dank“, seufzte Gaara leise und lehnte sich erschöpft zurück. Er hatte ganze Arbeit geleistet.  Als sie aus dem Wagen stiegen wurden sie bereits von Sora begrüsst. „Alles klar bei euch?“ Die trüben Gesichter mussten für sich sprechen und spätestens, als sein Blick auf die völlig fertige Sakura fiel, sollte ihm bewusst werden, dass eben genau nicht alles klar war. „Raven ist gefallen“, war Naruto schroffe Antwort.  Sora erschrak, das  würde man  auch aus zehn Metern Entfernung erkennen, aber er unterliess es, weitere Fragen zu stellen, denn jetzt war definitiv nicht der richtige  Zeitpunkt dafür.  „Lasst uns gehen. Das war eine üble Nacht“, brummte Naruto. Selbst ihm merkte man an, dass er völlig ausgelaugt war von dieser grauenvollen Nacht. Der Schuppen lag nur etwa eine Viertelstunde vom HQ entfernt, wenn man die Abkürzung durch die Tunnel nahm. Durch die Hinterhöfe gelangten sie zu einer weiteren verlassenen Garage, am Rande des Little Easts, in der man ebenfalls Zugang zu den Tunneln hatte.  Sakura zitterte am ganzen Körper. Es fühlte sich unwirklich an, durch die Nacht zu laufen, es fühlte sich unwirklich an, durch die Tunnel zu gehen und am Schlimmsten fühlte es sich an, im HQ anzukommen.  Sie wurden in Empfang genommen, jedoch war die verheerende Nachricht bereits bis hierhin durchgedrungen. Die anderen waren alle schon eingetroffen, so hatten sie das Glück gehabt, die unscheinbaren Autos zu erwischen, mit denen man ganz gemütlich ins HQ hatte brausen können. Das Lazarett platzte wieder einmal aus allen Nähten, da auch schon viele Verletzte des Outers direkt von der DDM hierher gebracht worden waren. Wie zu erwarten gewesen war wurden sie mit Fragen nur so bombardiert und von allen Seiten bedrängt, bis Naruto die Notbremse zog. „Haltet eure verdammten Fressen und geht uns aus dem Weg! Ihr kriegt eure Antworten schon noch, aber nicht jetzt! Zur Hölle mit euch!“, fluchte er vor sich hin und begleitete Sakura zum Krankentrakt. Bevor sie aber die hölzerne Flügeltür öffnen konnten, sprang schon Tsunade aus dem Raum und entdeckte Sakura. Die junge Kurama wusste, wie sie gerade aussehen musste. Aber es war ihr im Moment alles so gleichgültig. Sie wollte diese schrecklichen Gedanken, die Erinnerungen an diese scheusslichen Bilder einfach nur vergessen, aber dass man sich um sie sorgte, wollte sie auf keinen Sie war nicht diejenige, die das Leid ertragen musste. Sasuke und die Takas war die Leidtragenden. Was würde dieser Verlust mit Sasuke machen? Würde er ihn gänzlich zerstören? „Sakura! Hallo, antworte doch mal!“, rief Tsunade verzweifelt und zugleich schockiert über den Zustand ihrer Nichte. „Was zum Teufel ist passiert?!“ Sakura hätte wirklich Antworten wollen, sie öffnete sogar den Mund, jedoch brachte sie keinen Ton raus.  „Deine Arme…Mäuschen, was…“ Es mussten Tränen sein, die ihr aus den Augenwinkeln rannen, anders konnte sie sich ihre nassen Wangen nicht erklären. Die Besorgnis ihrer Tante wich urplötzlich Wut, als sie sich dem müden Naruto zuwandte. Mit voller Kraft holte sie aus und schlug Naruto mit der Hand ins Gesicht. „Hab ich dir nicht gesagt, sie soll nicht mehr in Battles mitmischen?!“ Naruto verzog schmerzverzerrt das Gesicht und taumelte, da er selbst kaum mehr die Kraft aufbrachte, irgendwie entgegenzuhalten. Gaara konnte ihn gerade noch stützen, bevor er vollends die Balance verlor. Der Leader reagierte aber nicht protestierend oder wütend, sondern eher resignierend und akzeptierte die Ohrfeige einfach so, was ihm gar nicht ähnlich sah. „Es ist nicht seine Schuld…lass ihn in Ruhe…“, flüsterte Sakura. Mit aller Kraft hatte sie es geschafft, etwas zu sagen. Ihren besten Freund traf überhaupt keine Schuld und das musste sie Tsunade mitteilen. „Er und Gaara… haben gut auf mich aufgepasst…bin selbst reingelaufen…“ Tsunade stiegen Tränen in die Augen und sie schloss ihre Nichte in die Arme. „Was fällt dir eigentlich ein, Sakura?!“ Ihre Tante sah wohl ein, dass jede Strafpredigt in ihrem jetzigen Zustand vergebene Liebesmüh wäre, deshalb beliess sie es bei einem strengen Blick, dann führte sie Sakura in den Krankentrakt. Als sie in das Lazarett eintraten, gefolgt von Naruto, Ino und Hinata, schlug ihnen bereits der Geruch nach Desinfektionsmittel entgegen, begleitet von dem schmerzerfüllten Wimmern und dem Stöhnen von Verletzten. In ihrem Augenwinkel nahm sie einen Outer-Kurama wahr, dem einer dem Shizune gerade eine Kugel aus dem Bein zu entfernen versuchte. Er hatte irgendetwas zwischen den Zähnen, wo er drauf beissen konnte, damit er nicht laut los schrie, als sie ihm mit einer Pinzette das Ding herausoperierte. Hier im HQ war es kaum möglich, die Leute für solche Eingriffe zu betäuben, da die nötigen Mittel nicht vorhanden waren. Lediglich eine lokale Betäubungssalbe konnte Shizune verwenden, deren Wirkung war aber nicht immer effektiv, besonders nicht bei solchen Wunden. Tsunade führte Sakura zu einem Stuhl, wo sie sich nun ihre Brandwunden vornahm. Naruto schilderte ihr niedergeschlagen, was geschehen war und warum Sakura solche Verbrennungen davongetragen hatte, jedoch drifteten Sakuras Gedanken wieder ab und sie bekam somit nicht mit, was Naruto alles erzählte. Nur den Namen „Demon“, hörte sie einmal fallen. Demon. Ob er auch gerade verarztet wurde? Hatte er es ins HQ geschafft? Sie hoffte es inständig.  Obwohl kein Arzt der Welt eine so tief verletzte Seele hätte heilen können. Der Morgen dämmerte bereits, als Hinata und Ino die verarztete Sakura in den Mädchenschlafraum begleiteten, wo sie in Ruhe würde schlafen können. Tenten und Temari waren nicht in dem Schlafraum anzutreffen, wahrscheinlich unterstützten sie noch Tsunade, Shizune und die anderen Helfer im Lazarett. Sakura fiel regelrecht in die weichen Laken hinein, vergrub ihren Kopf im Kissen und wollte einfach an nichts mehr denken. „Du bist echt mutig, Sakura. Das wollte ich dir noch sagen, bevor du einschläfst“, flüsterte Ino sanft. „Und stark. Stärker als wir beide zusammen“, fügte Hinata genauso leise an. „Schlaf gut.“ „Danke…“, hauchte Sakura zurück, dann war sie weg. Die Gedanken an das Erlebte sollte auch der Schlaf nicht wegtilgen, nein. Bis tief in ihre Träume verfolgte sie das Blut und das hässliche Geräusch von Schusswaffen, die Schreie und der erlebte Schmerz unerbittlich. Selbst die Dämonenaugen liessen nicht mehr von ihr ab. Er spürte seinen Puls rasen. Sein Rücken glühte, die Verbände juckten. Stechender Schmerz stieg von seinem Bein auf. Dunkelheit umschloss ihn wie ein Vorhang, nahm ihm jegliches Licht. In sich fühlte er die Leere. Es war eine schmerzhafte Leere, so schmerzhaft, dass sich all seine Muskeln verkrampften. Entzwei gerissen, ein Teil von ihm fehlte. So fühlte es sich an.  Es gab Löcher die sich nicht füllen liessen. Er würde niemals die klaffende Lücke, die sein Bruder hinterliess, kitten können. Seine Familie war tot. Und auch er fühlte sich nicht mehr lebendig. Ein Teil von ihm, ein riesiger Teil, war heute Nacht gestorben. Als ob das Universum ihn für etwas bestrafen wollte, in dem es ihm alles nahm, was er liebte.  Schmerz. Schmerz. Überall nur unerträglicher Schmerz. Kapitel 29: Nachwirkungen ------------------------- Inzwischen zählte Sakura nicht mehr, wie oft sie in letzter Zeit in der Schule krankgeschrieben worden war. Sie und ihre Freundinnen brachen wohl schon längst den Schwänz-Rekord, mit ihren ständigen, als Krankheit getarnten Gang-Aktivitäten.  Ihr war nur allzu gut bewusst, dass sie sich das nicht mehr länger erlauben konnte und genau deshalb wollte sie heute Nachmittag in dieses verdammte Schulhaus. Gut, es war weniger ein Wollen, als ein Müssen. Sie erwachte gegen zehn Uhr, als in ihren Albträumen die DD-Area zum gefühlten zwanzigsten Mal in die Luft flog und sich der staubige Boden blutrot färbte. Schwer atmend setzte sie sich auf und vergrub den Kopf in den Händen. Ihre Glieder fühlten sich schwer an, ihr Kopf schmerzte und sie wusste ehrlich gesagt nicht, ob sie überhaupt die Kraft dazu hatte, sich all den bitteren Tatsachen zu stellen, die ausserhalb dieses Raumes auf sie warteten. Ihre Arme brannten tierisch unter Tsunades Verbänden, jedoch biss sie die Zähne zusammen. Es hätte viel schlimmer sein können, wenn er nicht gewesen wäre. Also wurde nicht gejammert. Was er jetzt wohl machte? Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf, hunderte von Möglichkeiten, was Sasuke jetzt gerade tun könnte und die meisten wollte sie sich eigentlich gar nicht erst vorstellen. Schnell schwang sie ihre Beine aus dem Bett, vielleicht etwas zu schnell, denn nun war ihr schwindlig und sie stützte sich an der Bettkante ab. Ein Blick auf die anderen Betten und sie merkte, dass Ino und Hinata nicht mehr da waren, die benutzt aussehenden Betten allerdings sprachen für sich. Die beiden mussten von letzter Nacht natürlich auch ganz schön erschöpft gewesen sein. Es war nicht so, dass sie sich ausgeruht fühlte, als sie sich langsam erhob und sich auf den Weg zu den anderen machte. Erholsamer Schlaf war anders und nach den Ereignissen der letzten Nacht benötigte man sowieso viel mehr Schlaf, als diese knappen fünf Stunden, um sich erholen zu können. Aber ihr war es jetzt egal, sie wollte auf keinen Fall wieder schlafen, ohne zu wissen, wie es um ihre Gang stand. Bevor sie direkt den Aufenthaltsraum ansteuerte, suchte sie die Waschräume auf, wo sie sich die Zähne putzte und ihre Haare so kämmte, dass sie nicht ganz so wirr vom Kopf abstanden, jedoch konnte das Ganze längst nicht mehr als Frisur bezeichnen. Ganz ehrlich, ein Blick in den Spiegel verriet ihr, dass sie gerade aussah wie eine wandelnde Leiche. Sie war blass, unter ihren Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab, ihre Augen waren gerötet. Na super. Trotz dem immer noch nicht ganz abgeklungenen Schwindel, erreichte sie zwei Minuten später den Aufenthaltsraum. Was sie dort antraf war zu erwarten gewesen: Es war ungewohnt ruhig. Einige schliefen auf der Couch oder sogar auf dem Boden, andere waren in leise Gespräche vertieft oder zockten. Eine allgemeine Anspannung hing aber dennoch  im Raum, die vom Schock der letzten Nacht herrühren musste. Als sie in Erscheinung trat, drehte so ziemlich jeder den Kopf in ihre Richtung und musterte sie, natürlich, ihre Aktion bei der DD-Area musste sich auch bei den anwesenden Outers herumgesprochen haben. Es war schwierig, die Blicke zu ignorieren und deshalb fragte sie: „Weiss jemand wo Naruto ist? Oder Shika?“ Erst jetzt schien auch Gaara sie zu bemerken, der – wie sollte es auch anders sein – gerade mit Lee „Call of Duty“ zockte. „Der ist im Kommando-Raum. Alles klar bei dir, Cherry?“ Gaara war selbstverstänldich bewusst, dass es das nicht war, aber Sakura nickte daraufhin nur und rang sich ein Lächeln in seine Richtung ab. Auch ihm hatte sie viel zu verdanken. Sich um einen gleichgültigen Gesichtsausdruck gegenüber den anderen bemühend, begab sich Sakura in den Raum, von dem aus die Battles koordiniert wurden, wo sie auch Naruto mir Shika am Tisch sitzen sah, die über irgendetwas brüteten. Natürlich dauerte es keine zwei Sekunden, bis die beiden sie im Türrahmen bemerkten.  „Sakura, was machst du da?! Du solltest dich eigentlich gerade ausruhen und…“, fing Naruto sofort an, aber Sakura unterbrach ihn.  „Weisst du was Neues?“ Der Gangleader seufzte. „Nein. Nicht mehr als das, was sie in den Nachrichten erzählen und da ist wenig zu sehen, was uns nicht schon längst bekannt ist. Aber ganz ehrlich, du solltest dich jetzt nicht mit dem befassen.“ Er klang besorgt, aber das musste er nicht. Sie wollte nicht, dass sich dauernd Leute um sie sorgten. „Ich geh‘ dann mal im Lazarett vorbeischauen“, murmelte Shika und zwängte sich an Sakura vorbei, aus dem Kommando-Raum hinaus. Klar, ihm war bewusst, dass das Folgende vielleicht nicht unbedingt für Jedermanns Ohren gedacht war und Sakura auch persönliche Sorgen hatte, über die nicht jeder Bescheid wissen musste. Als Shika weg war, musterte sie Naruto eingehend. Er war selbst angeschlagen, hatte einige Verbände an den Armen und vermutlich auch unter seinem Shirt, dazu auch die dunklen Ringe unter den Augen. Nicht, dass sie im Moment besser aussah, aber ihn so zu sehen war ganz schön ungewohnt. Trotzdem schenkte er Sakura ein aufmunterndes Grinsen, eines von denen, die er auf Vorrat zu haben schien. Falls die Welt einmal untergehen würde, so wäre das letzte, was sie von ihm sehen würde, genau dieses Grinsen. Ganz bestimmt. Es war eigentlich kaum zu beschreiben, wie gut es tat, jemanden zu haben, der einem solchen Halt geben konnte, wie er. Naruto war die Stütze dieser Gang schlechthin und unentbehrlich für alle hier. Was also musste es für ein Gefühl sein, eben diese Stütze zu verlieren? „Setz dich doch.“ Er wies auf einen der herumstehenden Hocker und sie tat wie geheissen. Einen Moment lang herrschte Schweigen. „Berichten im Fernsehen zu Folge konnten die Bullen weder Takas noch Riots schnappen. Du musst dir also zumindest um das keine Sorgen machen.“ Er kritzelte nachdenklich mit einem Bleistift etwas auf den abgewetzten Holztisch. „Naruto, was muss das für ein Gefühl sein?“ Sie biss sich auf die Lippen, da ihre Augen schon wieder zu brennen begannen und somit auch Tränen ankündigten. Er schien genau zu wissen, worum es ging. „Ich weiss nicht ob sich das so leicht ausdrücken lässt. Es ist klar, dass die Takas gerade jetzt keine schöne Zeit durchleben. Vielleicht liegt es daran, dass wir uns das sehr gut vorstellen können. Ich will mich hier nicht irgendwie wichtigmachen, aber es ist schon ein Unterschied zum Tod eines ‚normalen‘ Gangmitgliedes, wenn du verstehst, was ich meine. Der Verlust ist zwar derselbe, aber die Veränderungen, die er mit sich bringt sind weniger einschneidend.“ Sie verstand sehr wohl, was er damit meinte. Ein neuer Leader hiess auch, dass man sich umgewöhnen musste. Nicht jeder Leader hatte genau dieselben Vorstellungen und selbst wenn er alles genau so übernahm wie sein Vorgänger, so mussten sich die Leute zuerst daran gewöhnen, ihm zu gehorchen und akzeptieren, dass er jetzt mehr zu sagen hatte, als vorher. Gute Leader wie Naruto schafften es, dass sie ihre freundschaftliche Bindung zu den anderen genauso beibehalten konnten, wie vorher. „Bei den Takas ist es glaube ich gerade besonders schwierig. Demon muss den Tod von Raven zuerst einmal verarbeiten können, bevor er sich dem Gang-Kram zuwendet. Ich nehme an, Pain wird solange das Ruder übernehmen.“ In seiner Stimme schwang sogar etwas Mitgefühl mit, wenn sie sich nicht verhörte. „Sakura, was du gestern getan hast, war wirklich mutig. Demon hätte das ohne dich wohl kaum überlebt. Dass er solche Verletzungen auf sich genommen hat, um dich zu schützen muss ich ihm hoch anrechnen. Ich würde mich gerne revanchieren, indem wir ihnen die Riots vom Hals halten, jedoch haben wir nicht die Mittel dazu, inzwischen machen sich diese Schweine in der ganzen Stadt breit und wir können nichts dagegen tun, mit angeschlagenem Inner und Outer.“ Er seufzte. „Die Typen sind schon ganz schön dreist. Der Zeitpunkt, um in den Krieg einzutreten, war natürlich gut gewählt. Warum nicht, wenn die beiden Kontrahenten schon angeschlagen sind? Zudem sind die Riots eine grosse Gang, wahrscheinlich grösser als wir, wenn auch nicht ganz so durschlagkräftig. Es ist verdammt kompliziert und wir haben die Befürchtung, dass die Riots vorübergehend die Macht hier an sich reissen werden.“ Sie hörte seine Müdigkeit und seine Ratlosigkeit deutlich aus seiner Stimme heraus und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. Natürlich machte ihr Angst, dass die Riots also tatsächlich gewinnen sollten, wenn auch nur vorübergehend, aber es war so: Sie würden nicht gegen sie ankommen, zuerst mussten siewieder Kräfte sammeln.  „Weisst du was? Hör jetzt auf dir darüber Gedanken zu machen. Du solltest dich auch mal ausruhen. Ständig denkst du über das weitere Vorgehen nach, egal, wie es dir geht. Überlass das doch für einmal Shika, dem geht’s nämlich etwas besser, dafür kannst du dich etwas ausruhen. So kommen wir doch auch nicht weiter.“ Naruto grinste müde. „Vielleicht sollte ich das, was? Hat mir deine Tante auch schon eingetrichtert.“ „Hat sie sich wenigstens bei dir für die ungerechtfertigte Ohrfeige entschuldigt?“ Das nahm sie Tsunade schon übel. Das Temperament ihrer Tante war oftmals einfach kaum zu zügeln. Er lachte nur. „Ach, was. War nicht die erste Schelle, die ich von ihr gekriegt hab.“ „Aber das war nicht richtig!“ „Lass es. Wenn sich Flame sorgen macht, dann schäumt sie oftmals auch etwas über. Ich bin nicht nachtragend.“ Sie seufzte. Wenn diese Ohrfeige doch nur ihr grösstes Problem wäre. „Bitte, schau nicht so traurig in die Welt, Sakura. Komm, du  solltest etwas essen, ich wette, du hast ‘nen Mordshunger. Gehen wir doch zu Choji.“ Wenn sie es sich recht überlegte, hatte sie wirklich ziemlichen Hunger, deshalb liess sie sich widerstandslos von Naruto mit sich ziehen. Dem Protest ihrer Tante zu trotz, liess sich Sakura am Nachmittag, gemeinsam mit Ino und Hinata zur Schule fahren. Der graue Himmel unterstrich ihre finstere Stimmung, es sah nach Schnee aus, aber weder Winter-, noch Weihnachtsstimmung kam zu den dreien durch.  Aber jetzt hiess es: Konzentration. Nun, es war logischerweise mehr als auffällig, dass die drei Mädchen so oft immer gleichzeitig fehlten, jedoch waren sie bisher noch nicht darauf angesprochen worden. Das sollte sich heute ändern. Den ganzen Tag gaben die drei ihr Bestes, um dem Unterricht folgen zu können, jedoch merkten sie, wie viel sie verpasst hatten. Vor den Weihnachtsferien sagten die Lehrer noch zwei Prüfungen an, jedoch zu Sakuras und Inos Glück keine in Mathe. Dass Sakuras Gedanken erneut ständig abdrifteten, verstand sich wohl von selbst. Ihren Klassenkameraden waren ihre müden Gesichter längst aufgefallen, verbunden mit den News aus dem Fernsehen musste das ganz schön Sinn ergeben. Allerdings war ihnen auch bewusst, dass die Mädchen keine Auskunft geben würden, so hatten sie das neugierige Fragen schon vor langer Zeit aufgegeben. Der Schultag ging mit Englisch zu Ende und als die drei gerade ihre Sachen zusammenpacken wollten, stand Miss Terumi vor ihnen. „Ihre Klassenlehrerin, Miss Yuuhi hat mich gebeten, Sie zu ihr in den Mathematik-Kursraum zu schicken, meine Damen.“ Worum es genau ging konnte ihnen ihre Sprach-Professorin auch nicht sagen, aber sie ahnten es natürlich schon längst. Als sie das Mathe-Zimmer betraten, erwartete sie die Lehrerin bereits und wies die Mädchen sich zu setzten. „Ich denke, Sie können sich schon vorstellen, warum Sie heute hier sind“, fing sie an. Sie klang nicht wütend, eher sachlich. Die Mädchen nickten. „Ihr häufiges Fehlen ist mir natürlich schon seit längerem ein Dorn im Auge. Es ist nicht so, dass ich nicht verstehe, wenn es manchmal Angelegenheiten gibt, für die man der Schule fernbleiben muss, glauben Sie mir, ich war auch mal jünger. Jedoch häuft sich das bei Ihnen in letzter Zeit doch sehr markant und das kann ich leider nicht dulden. Entweder das bessert sich schlagartig, oder es wird Konsequenzen geben. Wenn sie wirklich krank waren, dann tut es mir leid, aber Ihnen ist wohl auch klar, dass man so oft einfach nicht krank ist, vor allem nicht alle drei auf einmal.“ Die Mädchen nickten niedergeschlagen. „Es tut uns leid, Miss Yuuhi“, murmelte Ino stellvertretend für alle. Die Lehrerin legte den Kopf schräg. „Ich verstehe Sie sehr gut, das müssen sie mir glauben. Besser, als sie vielleicht denken. Aber wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, meine Damen: Schauen Sie auch einmal zu sich. Wie Sie so vor mir sitzen kann ich sagen, dass Sie nicht gerade gut aussehen. Ständige Aufopferung hat auch seinen Preis, ich spreche aus Erfahrung.“ Die Drei nickten zum gefühlt hundertsten Mal ergeben, dann entliess ihrer Lehrerin sie mit der Ermahnung, sich von nun an anzustrengen und Prioritäten zu setzen, ansonsten mussten sie mit ernsten Konsequenzen rechnen. Als sie gerade aus der Tür treten wollten, hielten sie abrupt inne, als Miss Yuuhi noch etwas sagte. „Nicht jeder schafft den Sprung mit Dreissig. Sie sind auf dem besten Weg, ihn zu schaffen, also werfen sie ihre Möglichkeiten bitte nicht weg.“ Die Worte ihrer Lehrerin klangen etwas traurig, aber noch viel mehr erfahren. Als sie das Schulhaus durch die grosse Glastür verliessen, platzte Ino raus: „Wetten, Miss Yuuhi war mal eine Taka!“ Genau das hatten ihre beiden Freundinnen auch gedacht. Sie hatte da oben wie eine Ehemalige geredet, jedoch konnte sie keine Kurama sein, das wüssten sie nämlich. Also war sie wohl eine ehemalige Taka oder hatte einer kleineren Gang angehört. Wie auch immer, sie wussten nun endgültig, dass sie sich von nun an gewaltig anstrengen mussten, damit sie in der Schule mitkamen. Dabei hatten sie besonders jetzt so viele andere Dinge im Kopf, die sie irgendwie ordnen mussten, jedoch hatte ihre Lehrerin schon recht: Sie mussten entscheiden, was wichtiger war. Im Moment waren es jedoch die Menschen, die sie liebte, welche Sakura wichtiger schienen. Zu Hause angekommen, schloss Sakura die Tür auf und warf sich direkten Weges auf das Sofa. Mit grösster Mühe hatte sie all die schmerzhaften Gedanken und ihre Traurigkeit in die hinterste Ecke ihres Kopfes verbannt, damit sie in der Schule auch nur halbwegs aufnahmefähig gewesen war, aber jetzt schoss ihr all das wieder ins Gedächtnis. Es war ihr beim besten Willen nicht möglich, jetzt noch für die Prüfungen zu lernen, zu sehr überschattete die gestrige Nacht ihre Gedanken. Sasuke blieb permanent in ihrem Kopf, sie fragte sich, wie es ihm ging, was er machte, was die anderen Takas machten und überhaupt war diese Ungewissheit die reinste Folter. Also schmiss sie den Fernseher an, es war inzwischen Zeit für die Sechs-Uhr-Nachrichten. „…ein Stück von Konohas Geschichte. Bis zu zehn Sprengsätze wurden gestern Nacht in der verlassenen Grant-Fabrik gezündet, diese hinterliessen auf dem Gelände der ehemaligen Fabrik ein Bild der Zerstörung. In den Ruinen wurden zehn verbrannte Körper gefunden, laut Gerichtsmedizin seien diese aber zum Zeitpunkt der Explosionen bereits tot gewesen. Anscheinend handelte es sich um eine Art Gang-Spiel, welches vorgängig ausgetragen wurde. So ging der Strassenkampf bei Konohas berühmtesten Club, der Dance Devil Mansion zwar weiter, es schienen sich aber mehrere Gangmitglieder abgespalten zu haben, um sich zu der Fabrik zu begeben. Laut Augenzeugen seien in dieser Nacht drei verschiedene Gangs in die Schlacht verwickelt gewesen zu sein. So sind die berühmtesten unter den Namen „Taka Snakes“ und „Kurama Foxes“ anzutreffen gewesen, jedoch auch eine dritte Gang, die, unseren Quellen zu Folge, unter dem Namen „Jaguar Riots“ auftrat.  Konohas Regierung berät zurzeit über das weitere Vorgehen. Einwohner der Stadt fordern das sofortige Ausschalten der Gangs mit aller Polizeikraft, die aufzubieten ist. Die Empörung ist verständlich, so gefährden diese Bandenkriege die Sicherheit der Anwohner, zerstören die Stadt und stören ohnehin die Nachtruhe. Laut Berichten von Einwohnern haben sich die „Jaguar Riots“ inzwischen den anderen Gangs mehr als ebenbürtig erwiesen und scheinen im Kriegsgeschehen an die Spitze gerückt zu sein, unter anderem, da es eine der grössten Gangs sein soll, die Konoha je gesehen hat. Zurück bleiben nun die Fragen nach den Beweggründen dieser drei Kriegsparteien. Was bewegt die Gangs dazu, solche Verluste auf sich zu nehmen, um diesen Krieg zu gewinnen? Diskussionen zu diesem Thema folgen in Kürze hier auf Konoha City TV…“ Sakura wollte das alles jetzt nicht hören. Schnell knipste sie den Fernseher aus und schmiss die Fernbedienung auf die Couch. Als ob diese Idioten jemals verstehen würden, warum jemand einer Gang beitrat. Die hatten doch nicht die leiseste Ahnung, wie das Leben da draussen ablief. Genug jetzt. Sie musste wissen, wie es Sasuke ging. Aber sie konnte ihm ja schlecht eine SMS schreiben, zumal er sowieso nicht antworten würde. Es war beinahe unerträglich, dass ihre letzte Erinnerung an ihn ein solch schreckliches Bild darstellte: Blutüberströmt, mit der Pistole in der Hand und diesem dämonischen Blick in den Augen. Es brachte sie beinahe um den Verstand, darüber nachzuhirnen, was gerade im Taka-HQ abgehen musste. Wie zum Geier sollte das nur weitergehen?   Sasukes Kopf war schwer, die Gedanken rasten. Wie in einem dieser Film-Flashbacks rauschten die Bilder an seinem inneren Auge vorbei, ihre Eltern, ihre Kindheit, ihre Stassenzeit…alles, was sie geteilt hatten. All diese Erinnerungen an die Vergangenheit, all das Erlebte, die finsteren Zeiten, die guten Zeiten… „Weisst du, als Mama und Papa uns beschützt haben, da wollten sie, dass wir leben. Wenn wir jetzt sterben haben sie uns umsonst beschützt.“ Das hatte er damals gesagt, als sie in dieser eiskalten Nacht in diesem Schuppen gehockt waren. Er erinnerte sich noch daran, als ob es gestern gewesen wäre. „Niemand soll uns je wieder jemanden nehmen, den wir lieben.“ Versagt hatte er, Sasuke. Itachi war ihm genommen worden, ohne dass er auch nur etwas hatte dagegen tun können. In sich spürte er nur Dunkelheit. Als ob jegliches Licht mit Itachi gegangen wäre. Seine Welt war zusammengebrochen, letzte Nacht. Inzwischen stellte er sogar seine eigene Existenz in Frage, so wie damals auf der Strasse. Was tat er überhaupt noch hier? Eigentlich wusste er es. Solange die Riots nicht zu Fall gebracht worden waren, musste er hier bleiben. Er erinnerte sich an die verspürte Genugtuung, als der diesem Riot eine Ladung Blei in den Kopf gejagt hatte, war unbeschreiblich gewesen. Es hatte sich so vollkommen gerecht angefühlt. Nach letzten Worten hatte er den Riot nur gefragt, weil Itachi das immer so gemacht hat. Aber eigentlich hätte er ihn auch einfach sofort erschiessen können, es hätte überhaupt keinen Unterschied gemacht. Diese Riots…irgendwann würde er sie stürzen. Alle. Vielleicht würde es noch dauern, bis seine Gang und er wieder bereit dazu waren. Aber gewonnen hatten sie noch nicht. Nicht nachdem, was sie den Taka Snakes angetan haben. Die Erinnerungen taten so weh, dass er sich die Ohren zuhalten musste und ein ersticktes Knurren von sich gab, jedoch änderte sich genau nichts. Zur Hölle sollten sie fahren, diese verdammten Bastarde, die sich Jaguar Riots schimpften. Konan zitterte am ganzen Körper, als sie unterwegs durch die kalten Gänge des HQs war. Die Flut an zermürbenden Gedanken in ihrem Kopf hatte sich inzwischen gelegt, zurück blieb eine quälende Finsternis, die sich noch einmal schlimmer anfühlte. Sie wusste nicht, wie sie jemals wieder normal weiterleben sollte. Am liebsten würde sie gar nicht mehr weiterleben, aber das konnte sie ihrer Gang nicht antun. Jedenfalls nicht jetzt… In den Händen hielt sie den Umschlag. Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass sie besagten Brief tatsächlich irgendwann seinem Empfänger würde übergeben müssen. „Letzte Worte sind wichtig“, hatte Itachi immer gesagt. Ihm war bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit zu sterben da war, so wie sie alle. Aber ihm war auch bewusst gewesen, was sein Tod für prägende Auswirkungen für seine Gang  haben würde. Irgendwie schien es in diesem Moment so, als ob die Taka Snakes ihre Orientierung im vorangehenden Battle, durch den Tod ihres Leaders vollkommen eingebüsst hatten. Itachi hatte immer gewusst, wo es langging und wofür sie kämpften. Von ihm waren stets aufmunternder Worte gekommen, Worte, die trösten konnten, Worte, die motivieren konnten und manchmal hatte er auch einfach mal jemanden zusammengestaucht, wenn es gerade nötig gewesen war. Sasuke würde ein würdiger Nachfolger abgeben, ganz bestimmt. Das wussten sie mit Sicherheit, denn sie kannten den jüngsten der Uchihas. Das Anführen lag ihnen allen im Blut. Aber nichts desto trotz brauchte es Zeit, bis dahin, denn solche Wunden heilten nicht innerhalb einer Woche. Wenn sie überhaupt jemals heilten. Der Brief in ihrer Hand fühlte sich tonnenschwer an. Aber sie hoffte, dass genau dieser Brief die Last auf Sasukes Herzen etwas würde lindern können. Wenn es etwas gab, was Sasuke jetzt helfen konnte, dann wohl dieser Umschlag und die Nachricht in seinem Innern. Niemand aus dieser Gang, würde ihm helfen können. Was sie betraf, sie konnte sich ja nicht einmal selbst helfen. Das war irgendwie armselig… Tausende von Fragen gingen ihr jetzt wieder durch den Kopf. Fragen, auf die sie sowieso keine Antwort fand, egal, wie lange sie es versuchte. Wer zum Geier konnte ihr den Grund nennen, warum Red Raven sein Leben hatte lassen müssen? Wo es doch Leute gab, die ihn so dringend brauchten? Schnell beschleunigte sie ihre Schritte, in der Hoffnung, so diese Fragen aus dem Kopf zu bekommen. Diese Gedanken waren wie Gift für sie. Je mehr sie darüber nachdachte, desto schlechter ging es ihr. Und desto alleingelassener fühlte sie sich. Sie hatte das Ende des Ganges inzwischen erreicht und stand vor der Tür. Itachis und Sasukes Zimmer. Schon vor einigen Stunden war sie hier gewesen und man hatte es nicht anders als die „Hölle“ bezeichnen können. Sie hatten Sasuke verarztet, seine Wunden behandelt, während er  auf ein Stück Stoff gebissen hatte, um den Schmerz irgendwie zu unterdrücken . Dabei waren es nicht nur die schmerzenden Wunden an seinem Körper, die ihm zu schaffen machten. Er hatte teilweise gestöhnt, sich in das Kopfkissen gekrallt und sich unter Kimimaros flinken Händen gewunden, bis die Verbände dran waren. In seine Haut hatte sich Fetzen seines Shirts eingebrannt, die der Arzt zuerst hatte entfernen müssen, zudem waren die Verbrennungen nicht gerade ohne. Es hatte wahrhaft einer Folter geglichen und Sasukes Auge waren mit jedem Handgriff Kimimaros finsterer geworden. Aber in Anbetracht dessen, was hätte passieren können, bei dieser Explosion, war er mit einem blauen Auge davongekommen. Er war danach kaum ansprechbar gewesen. Wenn man ihn etwas gefragt hatte, war sein leerer Blick die einzige, jedoch eindeutige Antwort gewesen, die man erhalten hatte. Sie hatte die Uchiha-Brüder immer bewundert, sie schienen auch den schlimmsten Schmerz aushalten zu können, ohne zu schreien, ohne zu jammern. Jedoch wünschte sie sich jetzt, Sasuke würde schreien, jammern und am besten auch weinen. All die zurückgehaltenen Gefühle schadeten seiner Seele nur noch mehr. Wenn da wenigstens Trauer in seinen Augen zu lesen gewesen wäre… aber da war nicht mehr als leere Dunkelheit.  Leise klopfte sie jetzt an der Tür, natürlich, ohne eine Antwort zu bekommen. Vorsichtig drückte sie die Klinke nach unten und trat in den düsteren Raum ein. Nur durch die kaputten Rollladen vor dem halboffenen Fenster fiel  schwach etwas Licht der Mittagssonne hinein. Seine Silhouette war vor dem Fenster zu entdecken,  er sass starr da, die Knie angewinkelt, den Kopf gesenkt, nicht einmal seinen Atem vernahm sie. In seiner Hand erkannte sie das Glimmen einer Zigarette und deren aufsteigender Rauch. „Sasuke…“, presste sie mit erstickter Stimme hervor. „Da ist etwas, was ich dir geben soll.“ Die Worte blieben ihr beinahe im Hals stecken, so schrecklich schmerzhaft fühlten sie sich an. Vor seiner Reaktion fürchtete sie sich, aber weggehen wollte sie nicht, es sei denn, er wünschte es so. Wortlos streckte er seine Hand nach dem Brief aus. Einen Blick in seine Augen erhaschte sie nicht, dunkle Haarsträhnen verdeckten sein Gesicht. Vielleicht war das ja auch besser so. Während er den Umschlag in Zeitlupe öffnete, schoss ihr durch den Kopf, wie er gestern ausgesehen hatte. Nie würde sie vergessen, wie mutig es von Sakura gewesen war, sich Sasuke entgegenzustellen, auch wenn sie keinen Erfolg gehabt hatte. Es war nicht so, dass sie dem Mörder von Itachi jemals würde vergeben können. Dieser Riot hatte mit einem einzigen Handgriff fast alles zerstört, was ihr wichtig war. Ohne Itachi war sie nichts und ohne Itachi wäre sie auch niemals zu dem Takas gekommen. Er war es, der sie gerettet hatte. Trotz allem, in ihren Augen war der Boss der Riots der Hauptschuldige. Es war leider Gottes in vielen Gangs so, dass der Druck von oben einen alles tun liess, damit man nicht in Ungnade fiel. Die Angst vor dem Tod war etwas, mit dem die wenigsten Menschen umgehen konnten und somit alles taten, um am Leben zu bleiben, egal, wie aussichtslos es war. Das hatte sie selbst erlebt, bevor sie zu den Takas gekommen war, aber das war eine andere Geschichte. Das nächste, was sie vernahm, war Geräusch Papiers, das gerade zusammengeknüllt wurde. Sasuke hielt das Knäuel in seiner Faust und drückte weiterhin zu. „Kann ich es lesen, Sasuke? Oder lieber nicht?“ Er warf die Papierkugel in ihre Richtung, sie fing sie auf und versuchte nun, das Blatt wieder glatt zu streichen. Was in dem Brief stand, liess Konan abermals schlucken. Sasuke, Wenn du das hier liest bin ich tot. Es ist nicht so, dass ich damit gerechnet habe. In einem Battle mit dem Tod rechnen ist dämlich, sich aber bewusst sein, dass es passieren kann, nicht. Solange man lebt bringt es nicht allzu viel, darüber nachzudenken, wie man sterben wird. Ich schreibe dir diesen Brief, weil ich weiss dass du dich wohl jetzt gerade in unserem Zimmer verlochst. Das wirst du auch noch eine ganze Weile tun, so wie ich dich kenne. Du weisst, eigentlich bin ich nicht der Typ der grossen Worte, aber für diesen Brief habe ich echt mein Bestes gegeben. Wenn es dir zu kitschig wird, kannst du von mir aus ein paar Zeilen überspringen, aber nicht alles klar? Also, Scheisse passiert. Das weisst du ja. Wir haben viel zusammen durchgemacht und ich wüsste nicht, was ich täte, wenn du sterben würdest. Ohne jetzt irgendwie arrogant rüber zu kommen, dass ich tot bin, reisst dir den Boden unter den Füssen weg. Aber was passiert ist, ist passiert, verfluchte Scheisse nochmal. Sterben gehört dazu, wichtig ist aber, dass der Tod, den man stirbt und das Leben, das man verlässt, nicht umsonst waren. Und ich glaube, das war es nicht. All die Jahre wollte ich dir ein guter Bruder sein und dir den Verlust unserer Eltern erleichtern. Ob es mir gelungen ist, weiss ich nicht, was ich aber weiss ist, dass du Potenzial hast. Du hattest schon immer Talente, die die Takas sehr geschätzt haben. Seien es deine Fähigkeiten im Kampf, deine Leader-Qualitäten oder die Melodien, die du uns ab und zu auf der Gitarre vorgespielt hast. Letzteres leider etwas selten. Jedenfalls wäre es schade, all das jetzt wegzuschmeissen. Was ich damit sagen will: Mach was aus dir. Hattest du nicht auch schon den Gedanken, mal zur Ruhe zu kommen? Die Gang, all das mag uns gerettet und zu dem gemacht haben, was wir heute sind. Aber da gibt es doch mehr oder? Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich mich oft gefragt, ob ich das Ruder nicht dir überlassen und mich mit Konan absetzten soll. Einen Job suchen. Irgendwas. Aber in Kriegszeiten war das sowieso keine Option. Sasuke, du würdest es niemals zugeben, aber da gibt es mehr, was du willst. Du weisst wovon ich rede, Freundchen. Kurz und gut: Sei von nun an der Leader der Takas. Aber mach das nur so lange, wie du es für richtig hältst. Pain gibt auch einen guten Leader ab. Vielleicht möchtest du ja Leader bleiben, bis du dreissig bist. Auch okay. Aber mach das, was du wirklich willst. Versink nicht in Trauer, Sasuke. Ich könnte es nicht ertragen, dich so zu wissen. Ich bin ein Teil von dir und du von mir, so wie es Brüder nun mal sind. Es gibt viel zu viele Dinge auf dieser Welt, die dieses Leben lebenswert machen, das habe ich inzwischen kapiert, auch wenn es verdammt lang gebraucht hat. Was dir jetzt auch durch den Kopf geht, genau diese Dinge sind es. Pass auf Konan auf und sorg dafür, dass sie wieder lacht. Sie hat das schönste Lachen der Welt, es wäre viel zu schade darum. Zu schade um alles an ihr. Ich habe selbst immer behauptet, wie wichtig letzte Worte sind und genau deshalb habe ich Konan diesen Brief für dich gegeben. Du bist mein Bruder und wirst es immer bleiben. Irgendwann werden wir uns wiedersehen, Mutter, Vater, du und ich. Bis dahin will ich, dass du etwas erreichst, worauf ich dir dann auf die Schulter klopfen und altklug darüber labern kann, wie gut mein Rat doch war. So stelle ich mir das vor. Dein Bruder Itachi P.S: Finger weg vom Alk, du hast es einfach nicht im Griff mit dem Zeug. Konan bemerkte erst jetzt, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. Seltsamerweise tat es gut, diese Worte zu lesen. Es schien, als ob Itachi bereits seinen Frieden gefunden hatte. Er musste sich oft darüber Gedanken gemacht haben, wie er sterben würde und welche Folgen sein Tod haben könnte. Das Datum in der oberen rechten Ecke zeigte den 19. August dieses Jahres. Es war noch nicht allzu lange her, dass Itachi ihr von dieser Idee erzählt hatte, aber irgendwie fühlte es sich an, als wäre seither eine Ewigkeit vergangen. Sasuke zeigte nach wie vor keine wirkliche Reaktion. „Ich lasse dir den Brief da. Falls du ihn nicht mehr willst, bitte schmeiss ihn nicht weg, du kannst ihn dann mir geben“, meinte sie leise. Nein, dieser Brief durfte auf keinen Fall im Müll landen. Keine Reaktion seinerseits, aber er hatte sie gehört. „Du solltest nachher etwas essen, okay?“, sagte sie noch, bevor sie den Raum leise verliess und die Tür vorsichtig hinter sich schloss. Natürlich hatte sie von ihm keine besonders grosse Reaktion erwartet. Aber dass er den Brief einfach zusammengeknüllt hatte, bereitete ihr schon etwas Sorgen. Vielleicht brauchte er einfach noch Zeit, bis er die Botschaft darin richtig verstand und auch akzeptieren wollte. Himmel, Itachi, wenn er doch nur noch hier wäre… Im Aufenthaltsraum war die Stimmung wie erwartet unverändert. Die meisten Takas lagen irgendwo in der Gegend rum, schauten betrübt fern oder starrten einfach nur nachdenklich vor sich hin. In Anbetracht, dass hier fast der komplette Inner versammelt war, war es viel zu still. Als sie Konan bemerkten erhob sich Pain von seinem Stuhl und steuerte sie an. „Ich hab Madara erreicht. Er ist im Moment zwar nicht in der Stadt, aber er bricht sofort auf, um hierher zu kommen.“ Konan nickte. „Wie hat er reagiert?“ „Gar nicht, kennst ihn ja. Der ist die Verkörperung eines Bilderbuch-Uchihas. Was ist mit Demon?“ Er musterte Konan aufmerksam. Yahiko war ein guter Beobachter und Konan und er waren schon immer gute Freund gewesen. „Noch genauso wie heute Morgen. Es wird viel Zeit brauchen, ihn da raus zu holen. Die Beisetzung…“ Letzteres brachte sie kaum über die Lippen. „Und in wenigen Tagen ist auch noch Weihnachten…ehrlich gesagt sehe ich im Moment keinen Ausweg.“ In ihrem Hals spürte sie wieder den dicken Kloss, der ihr beinahe die Luft zum Atmen nahm. Yahiko legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Es bringt nichts, jetzt nach Auswegen zu suchen, weil niemand einen sieht. Lass uns angemessen trauern und dann wieder nach Auswegen suchen, okay?“ Konan nickte, während sie sich verstohlen die Tränen von den Wangen wischte. Es vergingen Tage, die von dunklen, schweren Wolken überschattet wurden. Damit meinte Sakura nicht nur ihr trübes Gemüt und die allgemein gedrückte Stimmung in der Gang, sondern auch die dicken Schneewolken, sie sich allesamt dazu entschieden, ihre Ladungen am 21. Dezember über Konoha auszuschütten. Es war Freitagabend, als die drei Mädchen nach einem langen Schultag das Gebäude verliessen und sich gleich darauf einer schneeweissen Stadt gegenüberstehen sahen. Ino seufzte betrübt. „Versteht mich nicht falsch, ich kann Schnee an Weihnachten gut leiden, aber im Moment ist mir überhaupt nicht nach Weihnachten…“ „Ich weiss genau was du meinst“, murmelte Sakura. Die Ereignisse der vergangenen Woche sassen ihr immer noch tief in den Knochen. Nachts suchten sie Albträume heim, die ihr all diese schrecklichen Sachen erneut vor Augen führten, tagsüber waren es die Gedanken, die ständig zu Sasuke, Itachi und dem Krieg überschweiften, egal, wie sehr sie sich versuchte, zu konzentrieren. Sie alle befanden sich gerade mitten in einer Krise, jedoch nicht alle in genau derselben. Was um Himmels Willen tat man gegen diese allgegenwärtige Hoffnungslosigkeit, die so unüberwindbar schien? Als sie sich also durch das Schneegestöber in den Strassen der Stadt kämpften, fiel ihnen etwas Markantes auf: Riots. Wo man auch hinschaute, waren Riots zu sehen oder zumindest etwas, das von ihnen stammte, vorwiegend Graffiti mit kriegerischen Botschaften darin. Es machte den Mädchen Angst, nicht zuletzt, weil das die Befürchtungen der Bosse nur noch mehr bestätigte: Die Riots gewannen langsam aber sicher die Oberhand. In der Mittagspause hatte Ino eine SMS von Shikamaru erhalten, die sie dazu anwies, nach der Schule ins HQ zu kommen. Anscheinend hatten Naruto und er etwas zu verkünden, wozu der gesamte Inner, die Verletzen ausgenommen, anwesend sein musste. Als sie den Wohnblock mit dem Tunnelzugang im East erreichten, ging der bisher sanfte Schneefall langsam aber sicher in einen wahrhaften Schneesturm über, da sich nun auch zusehends der Wind einmischte. Froh, der eisigen Kälte zu entkommen, verschwanden die Mädchen im östlichen Untergrund und fanden sich ungefähr zehn Minuten später im HQ wieder, wo alle nur noch auf sie zu warten schienen. Sakura konnte bereits aus der Entfernung erkennen, dass die angekündigten Neuigkeiten nicht von allzu guter Natur waren. Im Gegenteil, Naruto sah mehr als bedrückt aus. Die anderen hatten sich alle um ihren Ledaer herum versammelt, der sich auf die Sofalehne gesetzt hatte und wartete. „Sind jetzt alle da?“, fragte er müde, als Ino, Hinata und Sakura sich zu den anderen gesellten. „Sieht so aus, Boss“, meinte Shika nach einem prüfenden Blick in die Runde. „Okay, Leute. Genius und ich hatten heute einige Besprechungen. Mit Jiraiya, einigen von euch und nicht zuletzt mit Pain von den Takas, der dort vorübergehend die Leitung übernommen hat.“ Sakura war überrascht. Die Gangs hatten zwar in letzter Zeit oft kooperiert, aber dass sie gemeinsam über das weitere Vorgehen abgesprochen hatten, das war dann doch ein grosser, ungewohnter Schritt. „Ich mach‘s nicht allzu lang: Wir sind zum Schluss gekommen, dass wir im Moment nicht in Form sind, um uns weiterhin im Krieg zu behaupten. Es würde absolut nichts nützen, wenn wir weiterkämpfen, bis keine mehr von uns übrig sind, das ist sonnenklar. Deshalb denken wir, dass wir uns zurückziehen müssen. Nicht für immer, keine Sorge, aber vorübergehend. Wenn wir uns Zeit lassen, um wieder zu Kräften zu kommen, können wir auch wieder ein würdiges Comeback geben. Die Takas werden das genauso machen, sie hat es nochmal  ‘ne Runde beschissener erwischt, wie ihr wisst.“ Allgemeines Murmeln machte sich breit, jedoch stiess Naruto keineswegs auf Unverständnis. Die Kuramas waren müde und angeschlagen und zudem war in drei Tagen Heiligabend. „Was das allerdings bedeutet muss allen klar sein: Die Riots werden das Ruder übernehmen. Wir übergeben ihnen somit für eine bestimmte Zeit den Titel der grössten Gang kampflos. Das wird hart werden, keine Frage, aber es ist nötig. Hat irgendjemand hier Einwände?“ Der Leader war einen Blick in die Runde, jedoch hob sich nicht eine Hand. Die Umstände waren klar und eine Wahl hatten sie nicht. Kankuro meldete sich aber zu Wort. „Ich hab keinen Einwand, Boss, nur ‘ne Frage. Wie stehen deiner Meinung nach unsere Chancen, zurück an die Spitze zu kommen, wenn wir die Riots jetzt quasi gewinnen lassen?“ Naruto nickte und Shikamaru notierte etwas im Gangbuch. „Kann ich dir nicht genau sagen. Wir dürfen uns nicht zu lange Zeit lassen, das steht fest, denn je länger wir weg vom Fenster sind, umso schlechter stehen die Chancen. Wichtig ist, dass wir alles daran setzten, wieder auf die Beine zu kommen und unseren Titel nicht aufgeben. Sie sollen sich von mir aus als Gewinner sehen, aber wir überlassen ihnen unseren Titel bestimmt nicht einfach so.“ Sakura schluckte. Es war das erste Mal, dass sie erlebte, wie die Kuramas klein beigeben mussten. Und dass es bei den Takas genau dasselbe war, machte das alles noch viel weniger greifbar. „Die Riots werden wir nicht täuschen können, denn die wissen wohl ganz genau, dass wir nicht für immer wegbleiben werden. Aber mit etwas Glück können wir trotzdem ein bisschen für einen Überraschungseffekt sorgen, wenn wir uns wieder einmischen. Meiner Meinung nach, müssen wir weiterhin mit den Takas arbeiten, ansonsten sind die Riots nicht zu schlagen“, schlussfolgerte Shikamaru. „Die Riots sind aus mehreren kleineren Gangs entstanden, die es satt hatten in unserem Schatten zu stehen. Sie sind vielleicht nicht besonders durchschlagkräftig, aber ihre Überzahl gleicht das in etwa aus. Mit den Takas haben wir bessere Karten.“ Naruto ergriff noch einmal das Wort. In seinen Augen las sie Verärgerung, Wut darüber, dass es üerhaupt soweit gekommen war. „Dann ist es hiermit beschlossen. Ich weiss, ihr könnt die Takas nach wie vor nicht leiden, ich ja auch nicht, aber wir haben hierbei keine Wahl. Und jetzt geht und sammelt euch, trainiert, oder schlaft einfach, geniesst Weihnachten und sorgt dafür, dass ihr wieder zu Kräften kommt, damit wir den Riots danach richtig in den Arsch treten können. Die Kuramas kapitulieren – fürs Erste.“ Kapitel 30: Ein Loch in der Mauer --------------------------------- In den Medien wurde von einem endgültigen Sieg der Jaguar Riots im Bandenkrieg berichtet, einem Ereignis, das so wohl keiner erwartet hätte und dementsprechend auch die ganze Stadt darüber redete. Nach all den Jahren waren die Kuramas und die Takas mit einem Schlag von der Spitze verdrängt worden und das war schon einige Sensationsmeldungen im Radio und Fernsehen wert. Wenn die wüssten. Sakura konnte nicht anders, als den Löffel, mit dem sie bis anhin noch ihr Erdbeerjoghurt gegessen hatte, in eine Ecke zu pfeffern und wütend mit den Füssen aufzustampfen. Es war die reinste Folter, zu sehen, wie die ganze Stadt glaubte, diese Waschlappen hätten sie allen Ernstes in die Knie gezwungen! „Wer zuletzt lacht, lacht am besten!“, brüllte Tsunade aus der Küche, worauf sie ein verdächtig lautes Scheppern vernahm, das wohl einem zu Boden geschmetterten Pfannendeckel entsprang. Es war für alle Kuramas die grösste Demütigung überhaupt, von den Leuten und nicht zuletzt von den kleinen Banden für die die Verlierer im Kampf gegen diese Newcomer-Gang gehalten zu werden. „Wir sind noch nicht fertig mit diesen Schwachstromkriegshelden!“, wetterte Tsunade während sie ihre Fäuste ballte, was Sakura nun trotz allem zum Schmunzeln brachte.  Einmal Kurama, immer Kurama. „Ich glaube, wir sollten das Ganze jetzt einfach ausblenden und versuchen, Weihnachten zu geniessen.“ Sie glaubte ihren eigenen Worten nicht, versteht sich, obwohl besagte Weihnachten kurz vor der Tür stand. Aber ihr Herz war immer noch so schwer und gerade heute rasten die Gedanken wieder einmal durch ihren Kopf wie ein Zug mit kaputten Bremsen. Denn heute war der Tag von Itachis Beisetzung und sie konnte sich nicht einmal im Ansatz vorstellen, wie unglaublich verzweifelt Sasuke sich fühlen musste. Abschied nehmen – für immer. Was die beiden alles gemeinsam erlebt und durchgemacht hatten…keiner konnte je die Lücke füllen, die Itachi in Sasukes Leben hinterlassen hatte. „Worüber zerbrichst du dir denn wieder den Kopf, Mäuschen?“ Tsunade hatte sich über die Sofalehne gebeugt damit sie ihre Arme und ihre Nichte legen konnte. Ihre Tante mochte vielleicht temperamentvoll sein, aber ihr entging es so gut wie nie, wenn es Sakura schlecht ging. „Es ist doch einfach nicht fair…“, presste sie hervor und versuchte, den sich langsam anbahnenden dicken Kloss in ihrem Hals so gut es ging zu ignorieren. Tsunade streichelte ihrer Nichte sanft über die Arme. „Der Lauf der Dinge lässt sich von uns manchmal einfach nicht aufhalten, egal, wie sehr wir es auch versuchen. Was passiert ist selten bis nie fair, Sakura. So eine Fairness gibt es nicht. Obwohl wir Menschen immer auf solche Sachen abzielen, ist das einfach nicht wie die Welt läuft. Was ich aber glaube, Mäuschen und jetzt musst du gut zuhören, ist, dass Menschen, die viel Leid erfahren haben, irgendwann dieses Leid in Form von Glück zurückerhalten werden. Vielleicht nicht alles. Aber sicher ein Teil davon und das gilt auch für Demon.“ Ihre Tante drückte ihr noch einen Kuss auf die Wange, dann liess sie von ihr ab und verschwand wieder in der Küche. Tsunade sah darüber hinweg, dass Sasuke ein Taka war und das musste man einer eingefleischten Kurama wie ihr schon hoch anrechnen. Dass sie so darüber dachte, half ihr ungemein. Tja, manchmal fragte Sakura wirklich, warum Tsunade sie immer so viel besser verstand, als ihre Mutter es je gekonnt hatte. Warum Tsunade immer die richtigen Worte für sie fand und warum sie immer da war, wenn sie sie brauchte.   Gleich darauf fühlte sie sich wieder schlecht. War es denn nicht Sasuke, der jetzt jemanden brauchte? Es war Freitag vor Heiligabend, als die drei Mädchen dem grossen Schulgebäude für die nächsten zwei Wochen den Rücken zuwandten. Es war an der Zeit, im HQ den Christbaum zu schmücken und so wie jedes Jahr übernahmen das die Mädchen. Einmal hatten sie die Jungs es versuchen lassen, aber bei diesem einen Mal war es dann auch geblieben, da der Baum fürchterlich ausgesehen hatte. Von Farbkombinationen hatten die meisten ihrer männlichen Gangmitglieder überhaupt keine Ahnung, genau deshalb war der Baum in besagtem Jahr zu einer schrillen Katastrophe geworden.   Nun gut, es war ja auch nicht so dass sie sich Mühe gegeben hätten. Ihrer Meinung nach war nicht der Baum der elementarste Part von Weihnachten und demzufolge auch nicht unbedingt die Zeit und den Aufwand wert. Es war so typisch. Natürlich war der Weihnachtsbaum überhaupt nicht das wichtigste, aber doch immerhin etwas, was einfach dazu gehörte. Zudem liebte Sakura das Schmücken. Meistens kam sie dann so richtig in Weihnachtsstimmung, doch dieses Jahr hatte sie bereits die vage Vorahnung, dass auch ein schönes Gangweihnachten ihre trübe Stimmung nicht würde aufhellen können. Nicht dieses Jahr. Es waren Sai, Gaara und Naruto, die bereits am Ende des Schulhofes mit ihren Maschinen auf sie warteten und wie immer die Attraktion des Tages waren. Gangs mussten etwas Anziehendes, Abenteuerliches auf die  jungen Leute auswirken, insbesondere auf die weiblichen. Kam noch dazu, dass die Gangs gerade jetzt in aller Munde waren, so wie schon lange nicht mehr. Deshalb konnten sie sich eines breiten Publikums sicher sein. Ihr Leader grinste breit, so war es nichts desto trotz wieder einmal er, der dafür sorgte, dass im HQ eine gute Stimmung herrschte, auch wenn ihm selbst so einiges im Kopf herumschwirren musste. „Meine Damen, steigen Sie auf!“, grinste er und wies mit einer galanten Handbewegung auf die Maschinen. „Die Arbeit macht sich nicht von selbst!“ Ino gab ihm im Vorbeigehen lächelnd einen sanften Klaps auf den Kopf und setzte sich dann hinter Sai auf das Motorrad. „Du bist manchmal so ein Holzkopf, weisst du das eigentlich?“ Hinata wurde wie immer der Platz hinter Naruto überlassen, so wie eh und je. Es war zwar viel passiert in den vergangenen Wochen und viele Dinge hatten sich geändert, was aber die Rolle von Narutos Beifahrerin anging, die stand nach wie vor der schüchternen Kurama zu, die sich wie immer mit einem verlegenen Lächeln bei ihren Freundinnen dafür bedankte. Auf der Fahrt zum HQ betrachtete Sakura die winterlichen Strassen der Grossstadt ausgiebig. Im Winter wurde das raue und geschäftige Konoha so viel ruhiger, die Atmosphäre war entspannter und die Menschen schienen irgendwie allesamt den ganzen Stress um sich herum ein bisschen zu vergessen. Es war nicht selbstverständlich, dass es in Konoha einmal wieder weisse Weihnachten gab, denn allzu oft schneite es bereits einige Wochen zuvor, sodass der Schnee an Weihnachten wieder weg war. Der Schnee brachte natürlich auch eisige Temperaturen mit sich und selbst ‚eisig‘  war noch eine Untertreibung schlechthin. Der Fahrtwind drang trotz ihren dicken Jacken unermüdlich zu ihnen durch und Sakura war trotz allem heilfroh, als sie in die Garage einfuhren und dort von den Maschinen steigen konnten. Als sie in den Aufenthaltsraum eintraten schlug ihnen schon der absolut himmlische Duft von frisch gebackenen Weihnachtplätzchen entgegen. Das Backen der Kekse war für Tenten und Temari zu ihrer eigenen wichtigen Tradition geworden, die die anderen Gangmitglieder umso mehr genossen. An sich war es sowieso eher der Part der Frauen, die Weihnachtsstimmung ins HQ zu bringen, die Jungs brachten einfach kaum die Motivation dazu auf, denn innovativ waren sie ganz und gar nicht, aber sie genossen die Festtage dann trotz allem immer in vollen Zügen In der Mitte des Raumes stand er bereit, der Baum. Jiraiya kümmerte sich jedes Jahr darum und wie immer bewies er ein exzellentes Händchen dafür. Er hatte ein wahres Prachtstück ausgesucht. Als die Mädchen den alten Weihnachtsschmuck aus der Abstellkammer geholt hatten und mit dem Schmücken begannen, gesellten sich neben den zockenden Brüdern Gaara und Kankuro noch einige andere dazu und setzten sich auf die Sofas. Es war einer dieser Momente, in denen Sakura gerade an keinem anderen Ort auf dieser Welt  sein wollte als hier. Es war ein Gefühl von unendlicher Geborgenheit und dem Wissen, sicher und nie alleine zu sein. Während sie auf der Leiter stand und Kugel um Kugel an die oberen Zweige der Tanne hängte, schweiften ihre Gedanken ab und sie fand sich gut ein halbes Jahr zuvor wieder, als sie Sasuke kennengelernt hatte und sie mit ihrer Gang eine sehr gespanntes Verhältnis gepflegt hatte. Diese Zeit schien im Moment gerade Lichtjahre her zu sein, so viel war passiert, so viel Einschneidendes, aber wenn sie so darüber nachdachte, auch viel Schönes. Das Herzrasen, welches sie jedes Mal überkommen hatte, wenn sie Sasuke traf, das Gefühl, mit der Hand durch seine weichen, schwarzen Haare zu streicheln, ihn küssen zu dürfen und von ihm geliebt zu werden. Sie musste sich anhören wie ein naives, dummes Mädchen, aber es war die reine Wahrheit. Gerade jetzt musste sie sich eingestehen, wie sehr sie ihn vermisste. Wie sehr sie sich nach seiner Nähe sehnte. Es war so vieles schief gelaufen, aber auch so vieles passiert, was sie nie im Leben rückgängig hätte machen wollen. So viele Dinge wurden ihr in diesem Moment klar, als sie seit einer gefühlten Ewigkeit wieder einmal wieder klare Gedanken fassen konnte. Sasuke war bei ihr gewesen, als er ihr wegen den Streitigkeiten mit ihrer Gangs so miserabel ging, hatte sie in ihrer Einsamkeit nicht alleine gelassen. Sie musste Sasuke unendlich dankbar dafür sein, was er für sie gemacht hatte, ihr gegeben hatte. Wie konnte sie sich denn nur dafür revanchieren? „Cherry! Hörst du mir überhaupt zu?“ Sakura fuhr so erschrocken aus ihren Gedanken hoch, dass ihr die rot-goldene Christbaumkugel aus der Hand rutschte und klirrend auf dem Boden zersplitterte Die anderen lachten laut los und als Sakura begriff, wie dämlich das jetzt gerade hatte aussehen müssen, stimmte sie in das Gelächter ein. Es war befreiend, lachen zu können, irgendwie riss in diesem Moment der dicke Wall ein, den sie um ihr Herz herum aufgebaut hatte. „Ich hab dich jetzt dreimal gefragt ob du Tee willst und du machst einfach wie ein Roboter beim Schmücken weiter!“ Kiba schüttelte lachend den Kopf. „Pass auf dass du nicht von der Leiter fällst, ja?“ „Sorry, Kiba.“ Sakura strich sich verlegen lächelnd eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Keine Ursache. Also, willst du nun Tee oder nicht?“ „Gerne.“ Kiba, der noch an Krücken ging, weil ihm „Drop“ nun mal ganz schön zugesetzt hatte, wandte sich in Richtung Küche und brüllte: „Tema, sie will Tee!“ Als sie also ihr Werk vollendet hatten und der Baum schön geschmückt war, setzten sich die drei Mädchen zu den anderen und genossen es, einfach nur in der Gemeinschaft zu sein, miteinander zu reden und Tee zu trinken, wobei die meisten Jungs bei Bier blieben. Irgendwann warf Gaara eine DVD ein und dann guckten sie den restlichen Nachmittag zusammen „Rush.“  Der Film machte seinem Namen alle Ehre und das erleichterte Sakura das Vergessen ihrer Probleme für die nächsten zwei Stunden. Das einzige Mal, als ihre Gedanken wieder zu Sasuke abschweiften, war, als dieser schreckliche Rennunfall passierte und der Protagonist brutale Verbrennungen davontrug. Genau da dachte sie wieder an Sasukes Rücken. So schlimm wie im Film waren seine Verletzungen bestimmt nicht, aber trotzdem mussten sie höllisch schmerzen. Besonders die Szene, in der sie dem Rennfahrer die Verbände am Kopf entfernten, war einfach nur scheusslich anzuschauen, da er dabei solche Schmerzen erlitt, dass es selbst kaum auszuhalten war. Aber der Film war toll und mitreissend, sodass es Sakura gelang, ihre Gedanken wieder völlig von Sasuke und den Takas loszulösen. Zum Glück. „Sakura, Mäuschen, du bist doch einfach ein Schatz!“ Tsunade umarmte ihre Nichte stürmisch und drückte sie freudig an sich. Sakura lachte, obwohl sie in Tsunades fester Umarmung kam Luft bekam. Es war Heiligabend, kurz vor fünf Uhr. Sakura und Tsunade übergaben sich ihre Geschenke immer zu Hause, bei gemeinsamem Tee und Plätzchen, bevor sie für den Abend ins HQ fuhren. Die abgeschabte und teilweise zerrissene XXL-Handtasche ihrer Tante war der jungen Kurama schon lange ein Dorn im Auge gewesen, weshalb sie nun die Gelegenheit genutzt hatte. Tsunade sparte immer wo sie nur konnte, deshalb hatte Sakura beschlossen, mit dem Geld, dass sie monatlich von ihrer Mutter überwiesen bekam, ihr zu Weihnachten eine neue zu kaufen. Sakura hatte eigentlich nie viele Ausgaben im Monat, jedoch spielte sie schon lange mit dem Gedanken, sich einen Job zu suchen, so wie viele andere in der Gang es auch taten. Jedoch würde die Zeit wahrscheinlich knapp werden, zumal sie die ganze Woche in der Schule verbrachte. Und irgendwie brauchte sie ja noch etwas Freizeit oder? Jedenfalls freute sich ihre Tante tierisch über die beige Ledertasche, in die locker alles reinpasste, was sie brauchte und das war wohlgemerkt nicht gerade wenig. „Vielen, vielen Dank, Liebes!“ Tsunade drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Keine Ursache. Mach ich doch gerne.“ Von Tsunade hatte Sakura ein wunderschönes, weisses Sommerkleid geschenkt bekommen, eines, dass sie letzten Sommer bei einer gemeinsamen Shopping-Tour gesehen hatten, es für Sakura aber zu teuer gewesen war. Und nun besass sie es doch und sie sehnte sich bereits wieder die wärmeren Monate herbei, damit sie es tragen konnte. Im Moment mussten sie alle wohl oder übel noch mit den Jacken und Pullis ausharren.  Nicht, dass Pullis schlecht wären, im Gegenteil, gerade heute trug Sakura ihren liebsten schwarzen Strickpulli mit aufgenähten, glänzenden Steinchen, aber trotzdem. Sosehr sie den Winter auch mochte, auf den Sommer freute sie sich schon wieder tierisch. Zurück zum eigentlichen, sie und ihre Tante schenkten sich eigentlich nie viel, aber es war genau richtig so. Die Geschenke kamen von Herzen und besonders Tsunade tat das ganze Jahr über mehr als genug für ihre Nichte. So viel stand fest. Um halb sieben traten die beiden Frauen im HQ ein, wo die Stimmung einfach nur wunderbar war. Der gesamte Inner und einige wenige Outer-Leute waren in der Halle versammelt. Was sich hier drin abspielte passte zwar wie immer überhaupt nicht zum eigentlichen Image einer Strassengang, aber das war nur gut so. Die Weihnachtstage waren die Tage, in denen die Kuramas ihre verpasste Kindheit ein Stück weit nachholten, sich für einmal nicht dem Überleben auf der Strasse und den Takas widmeten und für einmal einfach nur normale Jungs und Mädchen waren, die sich über ein Fest und gutes Essen freuten. „Boah, Weapon, schalt‘ diese fürchterliche Musik ab!“, maulte Neji in die Richtung seiner Fast-Teilzeit-Ich-Weiss-Nicht-So-Recht-Freundin, welche ihm trotzig die Zunge rausstrecke und nur noch lauter aufdrehte. Kankuro äffte die Sängerin des Liedes „All I Want For Christmas Is You“ mit seinem absolut nicht vorhandenen Gesangstalent nach, während er total dämlich herumhüpfte, sich Ino schnappte und mit ihr durch den Raum wirbelte. Ino selbst konnte sich vor Lachen kaum mehr halten und tanzte freudig mit. Choji und Temari hatten in der Küche ganze Arbeit geleistet, jedenfalls duftete es himmlisch durch den ganzen Raum. „Hey, Flame und Cherry sind da!“, rief Kiba und winkte mit einer seiner Krücken in ihre Richtung. Shizune und Jiraiya sassen ebenfalls in der Runde. Die Bandenärztin hatte es tatsächlich fertiggebracht, dass der Krankentrakt leer war, beziehungsweise, dass jeder soweit versorgt war, dass er den Krankentrakt verlassen konnte. Natürlich waren die Blessuren des Kampfes nach wie vor bei allen sichtbar, sei es in Form von Verbänden, Narben oder verschorften Wunden, aber irgendwie schienen die zweitrangig. Heute wollten sich alle gut fühlen. Draussen war es bereits dunkel, als sich die Kuramas zu Tisch begaben, bei dessen Dekoration Tenten und Temari wirklich ganze Arbeit geleistet hatten. Das schneeweisse Tischtuch war mittig mit Tannzweigen geschmückt auf denen kleine Kerzen und Holzsternchen verteilt waren und die roten Servietten waren aufwändig und schön gefaltet. Naruto setzte sich an seinen Stammplatz oben an der Tafel, Shikamaru zu seiner Linken und Hinata zur Rechten. Sakura sass neben Hinata, Ino neben Shika und dann kamen die restlichen Kuramas. Der Platz rechts neben Naruto wurde immer freigehalten, damit sich Hinata dort hinsetzten konnte. Es war schon erstaunlich, dass Naruto der Einzige war, der nicht begriff, dass die gute Hina in ihn verliebt war. Dabei wusste es jeder, aber raffen musste Naruto es selbst. Oder hatte er es längst begriffen? Ihm war durchaus zuzutrauen, so lange auf dem Schlauch zu stehen, aber konnte es wirklich sein, dass er einfach nichts bemerkte? Hinata war nicht unbedingt Meisterin darin, ihre Gefühle für ihn versteckt zu halten. Wie auch immer. Die nächste Stunde verbrachten die Kuramas damit, leckeres Essen in sich hereinzuschaufeln. Choji und Temari hatten sich wirklich selbst übertroffen, es war richtig, richtig lecker. Alle hatten Spass, die Stimmung war heiter, die Riots und die Takas, sowie der Krieg waren völlig vergessen, somit war ein Ziel des Abend bereits erreicht. Nach dem gemeinsamen Festschmaus war es dann doch Zeit, den Weihnachtsbaum in seiner vollen Pracht erstrahlen zu lassen, dazu stieg Lee auf die Leiter und entzündete Kerze um Kerze. Als sich alle auf den Sofas und dem Boden rund um den Baum herum verteilt hatten, schaltete Gaara Tentens Weihnachtsmusik und die Lampen aus, damit das goldene Licht des Baumes richtig zur Geltung kam. Die Kuramas machten sich keine Geschenke. Zum einen, weil sie das Geld, welches sie beim Jobben verdienten selbst brauchen, zum anderen, weil es ziemlich kompliziert wäre, zu schauen, dass jeder etwas bekam. Zudem waren Geschenke hier nicht zentral. Sakura hatte sich zwischen Kiba und Ino auf eines der Sofas gesetzt und lauschte nun der Ruhe, die langsam einkehrte. Sanft stieg der Geruch von Kerzenwachs und Tannennadeln in ihre Nase und sie fühlte sich wie an ihrem ersten Weihnachten hier. Viele hielten in diesem Moment die Augen geschlossen, nahmen die Ruhe und Entspannung tief in sich auf. Schon lange nicht mehr hatten sie das so gebraucht, wie in dieser harten Zeit des Krieges und vor allem der Niederlagen. Tsunade hatte ihren Kopf an Jiraiyas Schulter gelegt und Sakura entging natürlich nicht, wie sie ihre Hand in seine gelegt hatte. Tenten lagt Neji in den Armen, der seine Lippen an ihre Stirn gelegt hatte und ihr dazu sachte den Rücken streichelte. Während sie so all die zufriedenen Kuramas beobachtete spürte sie plötzlich Akamarus feuchte Hundeschnauze an ihrem Arm und erblickte Kibas grossen Hund vor sich, der sich nun hinsetzte, seinen Kopf auf Kibas Schoss legte und selbst die Augen schloss. Es war eine himmlische Ruhe und wie immer ergriff Jiraiya nach geraumer Zeit das Wort. „Kuramas, ihr wart dieses Jahr mal wieder genial. Ist ja auch nichts Neues. Besonders das letzte Halbjahr war hart, der Krieg mit seinen Battles und der ständige Stress haben euch viel abverlangt. Trotz allem muss ich sagen, dass ich begeistert davon bin, wie ihr das gemeistert habt. Wir stehen zwar nicht mehr an der Spitze, aber das Wohl von euch allen geht vor und genau das ist es, was uns Kuramas ausmacht. Wir kämpfen, solange es nötig ist und solange wie wir können, aber wir erkennen auch, wenn wir Grenzen erreichen. Ich zweifle mit keinem bisschen daran, dass ihr eure alte Stellung in der Gang-Hierarchie wiederbekommen werdet, so auch die Takas. Es ist eine Frage der Zeit.“ Er sah prüfend in die Runde. „Was die Takas angeht, ich denke, wir haben sie besonders im letzten Battle mehr als unsere Verbündeten angesehen, als jemals zuvor. Ich bin kein Fan von ihnen, genauso wenig, wie ihr, aber gerade jetzt zolle ich ihnen meinen tiefsten Respekt. Ein Leader zu verlieren ist unvorstellbar hart. Aber sie sind aus hartem Holz geschnitzt. Aber genug von den Takas.“ Er räusperte sich. „Ich will euch hiermit ans Herz legen, dass ihr das Wohl von euch und euren Kameraden über jeden Battle-Sieg stellt, dass ihr füreinander kämpft und euch niemals euren Willen zu überleben nehmen lasst. Manchmal muss man entscheiden, was für sich und seine Mitmenschen am besten ist. Ihr sollt euch unterstützen und eure Kameraden in schweren Zeiten nicht alleine lassen. Nehmt es nicht tatenlos hin, wenn es einem von euch schlecht geht. Mut, Leidenschaft, Stärke, aber auch Mitgefühl und Teamgeist sind es, was ein oder eine Kurama ausmacht. Vergesst das nie.“ Jiraiya war genau wie Naruto ein Meister darin, seinen Leuten aufmunternde und stärkende Worte zu schenken. Sie waren immer so wahr und die anderen nahmen alles mit zustimmendem Lächeln an. Ja, seine Worte hallten so deutlich und laut in Sakuras Kopf wider, dass ihr die Gedanken an Sasuke mit einem Schlag wieder im Geiste erschienen und sie ihre Nägel im Sofapolster vergrub. Was um Himmels Willen machte sie hier? Sie hatte die Zeit geniessen können, aber da draussen gab es jemand, für den sie Dinge empfand, die ihr so noch nie untergekommen waren, der sie begleitet, getröstet und NIE alleine gelassen hatte, wenn sie ihn brauchte. Und genau diese Person machte gerade eine der schlimmsten Zeiten ihres Lebens durch und sie sass da, am Weihnachtsbaum und tat nichts. „Ihr sollt eure Kameraden in schweren Zeiten nicht alleine lassen. Nehmt es nicht tatenlos hin, wenn es einem von euch schlecht geht.“ Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen. Sie musste etwas tun. Schlagartig begann es in ihrem Kopf zu arbeiten, fieberhaft überlegte sie sich, was sie tun konnte und da kam ihr ein Geistesblitz. Nein, es war vielmehr ein Gefühl, das ihr mit Sicherheit sagte, wo Sasuke sich jetzt gerade aufhielt. Wo würde sie sich aufhalten, wenn sie an Weihnachten bei ihrem verstorbenen Bruder sein wollen würde? Es musste so sein. Sie wusste es. Ehe sie es sich versah, war sie aufgesprungen und mit einem Schlag waren alle Blicke überrascht auf sie gerichtet. Einmal atmete sie tief durch, dann nickte sie. „Ich muss weg.“ „Wohin denn, Saku?“, fragte Ino überrascht und gleichzeitig besorgt. Tsunade wollte etwas sagen, doch Naruto kam ihr zuvor. „Was ist los? Können wir dir irgendwie helfen, Sakura?“ Die Angesprochene schüttelte sanft lächelnd den Kopf. „Nein.“ „Sakura! Du gehst jetzt sicher nicht alleine raus! Es ist schon spät und vor allem eiskalt!“, ordnete Tsunade streng aus dem Hintergrund an, aber Sakura hatte bereits den Kreis um den Baum verlassen und wickelte sich eilig ihren weissen Schal um den Hals. Kurz hielt sie inne. „Ihr helft mir am meisten, wenn ihr einfach hierbleibt und weiterhin den Abend geniesst.“ Schnell schlüpfte sie in ihre blaue Winterjacke und die Handschuhe. „Danke. Danke für alles, Kuramas. Ich bin so froh, zu euch gehören zu dürfen. Aber heute müsst ihr ohne mich feiern.“ Tsunade und Naruto waren aufgestanden, jedoch kamen sie nicht weit. Sakura war bereits zur Tür hinaus verschwunden, als Jiraiya die Ehemalige sanft aber bestimmt am Arm packte und zurückhielt. Naruto seinerseits, wurde von einer feinen Hand am Handgelenk festgehalten und als er sich umdrehte stellte er fest, dass diese Hand der schüchternen Hinata gehörte. Ein leichter Rotschimmer zeichnete sich im Licht der Kerzen auf ihren Wangen ab, jedoch sah sie entschlossen aus. Rein die Tatsache, dass sich Hina so etwas traute, bewies, wie wichtig ihr das war. Auf Narutos fragenden Blick hin schüttelte sie nur langsam den Kopf. Jiraiya meinte nur ruhig: „Lasst sie gehen. Sie hat ja ihr Handy.“ „Ich glaube, das ist wichtig für sie“, meinte Hinata leise, worauf sich Naruto wieder neben sie setzte und nickte. Tsunade liess sich ebenfalls wieder neben Jiraiya nieder, blickte jedoch noch mehr als einmal in Richtung der Tür, in der Sakura verschwunden war. Naruto nickte nachdenklich. „Ihr habt Recht. Lassen wir sie ihren eigenen Weg suchen.“ Die Strassen waren belebt, die feierfreudigen Leute schienen sich allesamt hier wiederzufinden. Sakura beachtete sie nicht weiter und verfolgte schnurstracks ihren Weg. Überall waren Glühweinstände aufgebaut, die auch reichlich Kundschaft anzogen und sie nahm den Duft nach Weihnachten richtig tief in sich auf. Im HQ hätte es nachher auch noch Glühwein gegeben, die Kuramas mussten den aber nun halt ohne sie trinken. Die weihnachtlichen Lichter erhellten die Nacht über Konoha dermassen, dass man die Sterne gar nicht mehr erkennen konnte. Dabei wäre es eine so klare Nacht gewesen. Schade. Noch hielt ihre Jacke die Kälte gut ab, das konnte sich aber bei längerer Verweildauer bei diesen Temperaturen schnell ändern. Wenigstens schneite es nicht. Dabei hatten die doch im Wetterbericht Schneefall über Weihnachten gemeldet. Als sie in die halbvolle U-Bahn in Richtung North einstieg, fragte sie sich, ob diese Aktion vielleicht nicht ein wenig überstürzt von Statten gegangen war. Aber wenn sie es sich genau überlegte, dann war dieses Gefühl, dieser Drang in ihr so deutlich, dass es unmöglich nicht richtig sein konnte. Es musste einfach. Als sie sich eine halbe Stunde später vor den Toren des North-Friedhofes wiederfand, war sie schon ein wenig erschöpft von dem Tempo, welches sie angeschlagen hatte, um so schnell wie möglich hierher zu gelangen. Ihr Atem zeichnete sich in der kalten Winterluft in Form von weissen Wölkchen ab, jedoch blieb ihr jetzt keine Zeit zum Verschnaufen. Besser gesagt wollte sie gar nicht verschnaufen. Das hier war wichtig. Sie wusste nicht mehr genau, wo sie aufgeschnappt hatte, dass Itachi auf dem North-Friedhof beigesetzt worden war, jedoch war sie sich sicher, dass es hier sein musste. Warum auch immer, aber heute schien ihr Bauchgefühl in Höchstform zu sein, was aber leider nicht garantierte, dass es recht behielt. Sie mochte Friedhöfe eigentlich überhaupt nicht, zudem waren die dunkle Atmosphäre und die menschenleeren Wege nicht gerade förderlich für ihren Mut, jedoch wollte sie jetzt nicht kuschen. Es ging hier schliesslich nicht um sie. Also ging sie los, suchte sich ihren Weg durch die angelegten Gehpfade, zwischen den Grabsteinen und Holzkreuzen hindurch, fieberhaft nach einem Lebenszeichen suchend. Vielleicht war das etwas ironisch ausgedrückt, wenn man bedachte, dass sie es hier mit einem Friedhof zu tun hatte. Zeitweise überkam sie die Angst, da sie überall dunkle Schatten vernahm, war auch kein Wunder bei der Vielzahl an Sträuchern und Bäumen. Leiser Wind strich durch ihre Blätter. Die Wege waren von altertümlichen Laternen beleuchtet, die zwar Licht spendeten, das Ambiente aber nicht unbedingt weniger furchteinflössend gestalteten. Und als sie an einer Trauerweide vorbei auf einen etwas grösseren gepflasterten Weg trat, sah sie ihn. Ihr Gefühl hatte sie also ganz und gar nicht irregeführt. Er kauerte vor einem schönen Grab, die Blumen waren noch ganz frisch und die Kerzen neben dem Holzkreuz brannten. Fahl fiel das Kerzenlicht auf sein Gesicht, erleuchtete seine Gesichtszüge. Er schien sich soweit von „Drop“ erholt zu haben, dass er selbst unterwegs sein konnte. Vorsichtig, leise näherte sich Sakura, versuchte, ihn nicht unnötig aufzuschrecken. Aber so wie sie ihn kannte, hatte er sie längst bemerkt. Es war niemand anderes da, er war allein gekommen. Wie kam sie eigentlich darauf, dass er sie sehen wollte? Wahrscheinlich vergraulte er zurzeit gerade jedes menschliche Lebewesen soweit wie möglich aus seinem Umfeld und sie bildete sich ein, von ihr würde er sich Gesellschaft leisten lassen? Für wen hielt sie sich den? Bei genauerem Nachdenken kam sie auf keine schlüssige Antwort. Wie sie zu ihm stand war das Letzte, auf das sie sich gerade einen Reim machen konnte. Eigentlich hatte sie sich von ihm loslösen wollen, obwohl das nie richtig geklappt hatte und dann die Sache in der Drop Down Area… sie hatte ihn gerettet und er im Gegenzug sie. Ihre ganze Lage war mehr als nur verzwickt. Sie erreichte das Grab, gab sich aber inzwischen keine Mühe mehr, leise zu sein. Er reagierte überhaupt nicht, drehte weder den Kopf in ihre Richtung, noch war sonst irgendeine klitzekleine Regung in seinem Gesicht zu erkennen. Starr hielt er seinen Blick auf die Inschrift des Holzkreuzes gerichtet. Itachi Uchiha. Neben ihm kam sie zum Stehen und musterte erst einmal sein Gesicht, so gut es im schwachen Kerzen – und Laternenlicht zu sehen war. Wie zu erwarten gewesen war, hatte sich sein ganzer Ausdruck völlig verändert. Wenn sein Gesicht vorher abweisend und kalt gewesen war, dann wusste sie nicht, wie sie das jetzt beschreiben sollte. Die pure Härte zeichnete sich auf seinen Gesichtszügen ab, dunkle Ringe traten unter seinen Augen hervor und er wirkte blass. Wenn er sie nicht hier haben wollte, dann würde sie selbstverständlich wieder gehen, aber sie musste wenigstens versuchen, auf irgendeine Weise an ihn heran zu kommen. Langsam liess sie sich neben ihm auf dem kalten Pflasterboden nieder und schaute sich zuerst einmal wortlos das Grab näher an. Die Beisetzung war erst vor ein paar Tagen gewesen und die Ruhestätte sah dementsprechend frisch aus, nur die wunderschönen, bunten Blumen waren etwas mitgenommen von der winterlichen Kälte und dem Resten von Schnee, der das Grab noch teilweise bedeckte. In der Erde steckte ein abgewetztes Messer mit der Gravur des Taka-Symbols in der unteren Hälfte der Klinge. Unter dem Holzkreuz mit Itachis Namen hing ein kleines Schild, auf dem Itachis Bandenname „Red Raven“ und der Satz: „Gekämpft mit der Klugheit einer Schlange und der Stärke eines Falken – Rest in Peace“ stand. Im Hintergrund das Taka-Symbol kunstvoll gezeichnet. Ob das Deidaras Werk war? Er war ja ziemlich gut in solchen Sachen. Und dann unterhalb des Satzes war noch von jedem die Unterschrift zu lesen, soweit sie das Erkennen konnte, selbstverständlich mit den Bandennamen. Schon beim blossen Anblick des Grabes und der Bindung, die hier so deutlich zwischen Itachi und seiner Gang zu spüren war, machte sich in Sakuras Brust wieder diese schwere Traurigkeit breit und Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie hatte echt definitiv zu nahe am Wasser gebaut, aber das war jetzt auch egal. Sie schwieg, denn was sie sagen sollte, wusste sie nicht. Gab es in einer Situation wie Sasukes überhaupt Worte, die irgendwie helfen konnten? Wohl kaum.   Was sollte sie also tun… ehrlich gesagt hatte sie überhaupt keine Ahnung, aber dann merkte sie, dass er zwar seine Winterjacke und seine schwarze Mütze trug, jedoch  überhaupt keine Handschuhe und ihr kam eine Blitzidee. Bevor sie es sich noch einmal überlegte, war sie aufgestanden und flitzte zum Ausgang des Friedhofes, noch ein bisschen weiter, die Strasse hinunter, bis sie einen belebten Glühweinstand erreichte und das freundliche Verkäuferpaar gleich um zwei Becher erleichterte. Sie wünschten ihr noch schöne Weihnachten, schauten der jungen Frau aber auch interessiert hinterher, als sie mit den beiden Bechern wieder in Richtung des Friedhofs verschwand. Als sie wieder in den gepflasterten Weg einbog, sass es immer noch genauso da, wie vorher. Vorsichtig liess sie sich neben ihm nieder und stellte ihm dann nach kurzem Zögern den Becher vor die Nase. Es brauchte einen Moment, bis er von ihm Notiz nahm. Er musterte ihn zuerst ein paar Sekunden, setzte kurz einen fragenden Blick auf, legte seine Hände an den Becher und dann….dann erwachte er aus seiner Starre und drehte endlich den Kopf in ihre Richtung. Es hatte gewirkt! Die grösste Herausforderung war es für sie jetzt aber, den Blickkontakt aufrecht zu erhalten, denn sein Blick war wie immer aufwühlend, besonders jetzt, wo er so schrecklich niedergeschlagen aussah. Jetzt betrachtete er sie eingiebig und sie schaute ihm dabei weiterhin in die Augen. Trotz aller Bemühungen zeichnete sich ein leichter Rosahauch auf ihren Wangen und das nicht nur wegen der Kälte. Er schien gerade richtig vertieft nachzudenken, während er sie mit seinen onyx-farbenen Augen einfach nur ansah. Ihn so zu sehen, mit dieser tiefen Verlorenheit im Gesicht, war für sie wie eine Ohrfeige. Schon sein Anblick verriet, welche Qualen er gerade erleiden musste. Es war nicht Schmerz, der ihm so deutlich anzusehen war, nein, es war mehr eine Leere, eine Müdigkeit, die sein Aussehen so drastisch veränderte. Erst jetzt erkannte sie die kleine, feine Narbe über seinem rechten Auge, die seine Augenbraue durchschnitt und erinnerte sich sogleich an die Nacht im Taka-HQ, indem er so schlimmes Fieber gehabt hatte. Da war der Kratzer ganz frisch gewesen. So vieles war seither geschehen. Schon wieder brannten ihre Augen. Sie hatte ihn vergessen wollen, ihm übel genommen, dass er sich in Gegenwart seiner Gang so kalt und abweisend gab und nicht der Mensch zu sein schien, den sie kannte. Aber er war es doch. Wie konnte sie jemandem, der schon in so zartem Alter derartig scheussliche Sachen hatte erleben müssen und deswegen zum eigenen Schutz Mauern um sich herum errichtete, das auch noch übelnehmen? Wer zu Sasuke vordringen wollte, der musste wohl oder übel diese Mauern, diese Schutzwälle durchbrechen. Er hatte ihr so viel gegeben, ja, eine Zeit lang war sie zu ihm durchgekommen. Dass sich das jetzt geändert hatte war mehr als nur verständlich… Sie war durcheinander, was sie aber wusste war, dass sie bereit war für einen neuen Anfang. Er vielleicht noch nicht, aber vielleicht konnte sie ihm dabei helfen. Inzwischen stahlen sich schon wieder ein paar Tränen aus ihren Augen, die dann geräuschlos auf das kalte Pflaster tropften. „Es tut mir leid…alles…“, flüsterte sie, aber zu mehr war sie nicht im Stande. Warum musste sie auch immer Heulen? Sie sollte doch IHN trösten und nicht umgekehrt. Als sie dann jedoch seine Hand auf ihrer spürte, war das alles schlagartig vergessen und ihr Herz begann richtig gegen ihren Brustkorb zu hämmern – wie damals. Diese Geste sagte für sie mehr als tausend Worte. Sie war so froh. Da gab es tatsächlich schon ein kleines Loch ins einer Mauer! Einen kurzen Augenblick lang vermeinte sie, ein Glänzen seiner Augen zu vernehmen, jedoch war es so schnell wieder weg, wie es gekommen war. Er behielt seine Hand auf ihrer, richtete nun aber seinen Blick wieder auf das Grab. Das war gut so. Sie wollte nicht diesen Moment zwischen ihm und seinem Bruder kaputt machen. Sie blieb also schweigend neben ihm sitzen und lauschte den Geräuschen hier und denen, die von der Strasse herkamen. Als sie ihn nach geraumer Zeit wieder von der Seite aus beobachtete, erschrak sie beinahe. War das eine Tränenspur auf seiner Wange? Es war schwierig zu erkennen in diesem schlechten Licht. Vielleicht hatte ihr ihre Einbildung da auch einen Streich gespielt. Wenn es aber tatsächlich so wäre, dann würde das schon beinahe als Jahrhundertereignis durchgehen. Sie konnte nicht mehr anders und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. Die zunehmende Kälte war gerade so unwichtig, wie es überhaupt möglich war. Was zählte war die wiederkehrende Wärme, die sie zwischen ihnen spürte. Er drehte den Kopf abermals zu ihr. In der Brust spürte sie ihren Herzschlag hämmern. Sie las einen dankbaren, schwachen Anflug eines Leuchtens in seinen wunderschönen, dunklen Augen. Das Battle war noch nicht vorbei. Es gab zu viele Kämpfe, die noch gekämpft werden mussten, aber diese bestritt keiner von ihnen alleine. Weder Sasuke, sie noch alle anderen. Bei dem Gedanken, machte ihr Herz einen kleinen Hüpfer. Den ersten seit langer, langer Zeit. Sie waren Gangs der Strassen, die Beschützer der Zurückgelassenen und der Bund all derer, die das Leben einst mit Füssen getreten hatte. ***************************************************************** Zur Fortsetzung geht es hier lang: http://ssl.animexx.de/fanfiction/autor/729653/341288/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)