Wie weit wirst du gehen... von BloodyRubin (...für deine Familie?) ================================================================================ Kapitel 18: Was fühlst du wirklich? ----------------------------------- „Dauert das noch lange? So schwer kann es doch wohl nicht sein, in ein Becken mit Wasser zu springen.“ „Lass mich in Ruhe, verdammte Maus.“ Kyo und Yuki bei einem ihrer Streitereien zuzusehen, ist wirklich unterhaltsam. Der Orangehaarige steht auf einem der Sprungtürme und blickt zweifelnd nach unten. Hinter ihm stehen Yuki und einige Kinder, die ungeduldig darauf warten, dass Kyo endlich das Sprungbrett frei macht. Shigure und Hatori beobachten das Schauspiel interessiert, Toru eher sorgenvoll. „Jetzt mach schon, oder muss ich nachhelfen?“ „Wage es ja ni...“ Weiter kommt der Orangehaarige nicht. Yuki hat ihm einen Stoß in den Rücken gegeben. Platschend fällt Kyo in das Becken und taucht hustend wieder auf. „Das bekommst du zurück.“ „Kann ich etwas dafür, wenn du nicht kapierst, wofür ein Sprungbrett da ist, dumme Katze?“ „Was sagst du da, verdammte Maus?“ Obwohl sie von ihren Tierformen befreit sind, scheint sich an ihren Kleinkriegen nichts geändert zu haben. Leicht seufzend lehne ich mich etwas zurück. Gerne würde ich mich den anderen im Wasser anschließen, aber ich kann nicht schwimmen. Eigentlich sieht es ganz leicht aus. Kurz entschlossen verlasse ich meine Liege und gehe an den Rand des Beckens. Treppen führen dort immer tiefer in das Wasser. Vorsichtig mache ich die ersten Schritte. Erst als ich bis zum Bauch im Wasser stehe, bemerken die anderen mich. Völlig überrascht starren sie in meine Richtung. Offenbar haben sie mit allem gerechnet, nur nicht damit. „Was tust du denn da, Akito? Du kannst nicht schwimmen.“ ruft Hatori endlich, als er sich wieder gefangen hat. „Ich schaffe das schon.“ Davon scheint niemand recht überzeugt zu sein. Besorgt kommen Shigure und Hatori zu mir. „Ich halte das für keine gute Idee.“ meint Shigure zweifelnd. Seine Worte stacheln mich nur noch mehr an und ich gehe weiter, bis das Wasser meine Brust erreicht hat. Dann versuche ich mich an meinen ersten Schwimmzügen – und versage auf ganzer Linie. Wie ein ertrinkender Hund rudere ich mit Armen und Beinen, um irgendwie vorwärts zu kommen. „Soll ich dir helfen?“ fragt Shigure dann, wobei er nur mit Mühe ein Kichern unterdrücken kann. Die nächste halbe Stunde zeigt er mir, wie ich Arme und Beine bewegen muss. Nach einer Weile habe ich den Dreh raus und ziehe unter den wachsamen Blicken der anderen meine Bahnen. Dann kommt mir ein neuer Einfall und ich verlasse das Becken. Kurz darauf stehe ich auf demselben Sprungbrett, von dem auch Yuki und Kyo gesprungen sind. Von hier hat man einen guten Ausblick auf das Gelände. Dann bemerke ich Ayame, der genau wie alle anderen zu mir hochsieht. Offenbar ist er gerade erst gekommen. „Sei doch vernünftig. Du hast keine Erfahrung im Tauchen.“ höre ich Shigure undeutlich. Beleidigt ignoriere ich seine Worte und schon falle ich auf das Wasser zu. Einen Herzschlag lang scheint die Zeit stillzustehen, bevor ich mich im Becken wiederfinde. Sofort verliere ich die Orientierung und bemühe mich krampfhaft, nicht in Panik zu verfallen. Zu allem Überfluss geht mir langsam die Luft aus. Was soll ich jetzt tun? Dann spüre ich, wie jemand mich fest am Handgelenk packt und in eine bestimmte Richtung zieht. Hustend und spuckend tauche ich wieder auf und klammere mich an den Schultern der anderen Person fest. „Du solltest lernen, auf andere zu hören.“ „Ayame...“ „Ich würde gerne heute Abend mit dir sprechen. Warte in deinem Zimmer auf mich.“ Bevor ich antworten kann, werden wir von Shigure und Hatori unterbrochen. „Alles in Ordnung?“ „Ja, geht schon. Aber für heute reicht es erst mal.“ Der Rest des Tages vergeht sehr schnell. Nervös sitze ich in meinem Zimmer auf einem Stuhl und warte. Endlich klopft es und der Silberhaarige betritt den Raum. Sofort beginnt mein Herz schneller zu schlagen. „Es ist eine Weile her, Akito.“ „Das kann man wohl sagen. Ich habe ganz vergessen, dir für deine Hilfe zu danken.“ Ein kurzes Lächeln huscht über Ayames Lippen. „Keine Ursache.“ Dann wird er wieder ernst. „Aber deswegen bin ich nicht hier. Hatori hat mir verraten, was nach dem Familienrat passiert ist.“ „Tatsächlich?“ „Seine goldenen Augen heften sich auf mich, scheinen mich zu durchbohren. „Ist es wahr, was du gesagt hast?“ „Ja, jedes Wort.“ entgegne ich völlig ruhig. „Selbst nach einem Jahr hat sich an deinen Gefühlen nichts geändert?“ „An meinen Gefühlen wird sich nie etwas ändern. Ich liebe dich. Dein Lächeln zu sehen, macht mich glücklicher als alles andere. Immer, wenn ich dir nahe bin, schlägt mein Herz viel schneller als sonst. Es ist einfach so. Selbst ich kann daran nichts ändern. Du bist mir wichtig und wirst es für immer bleiben.“ „Verstehe...“ Wieder sehe ich, wie Tränen über seine Wangen laufen. „Warum? Warum musst du meine Gedanken so durcheinander bringen? Warum kann ich dich nicht einfach vergessen? Das ist doch verrückt.“ Ohne ein Wort stehe ich auf, trete an Ayames Stuhl und nehme seine Hände in meine. „Sag es doch einfach.“ flüstere ich gerade so laut, dass er mich hören kann. „Sag mir, dass du mich nicht liebst.“ „Ich...ich...“ Mit einer Kraft, die ich mir gar nicht zugetraut hätte, ziehe ich den anderen hoch und nehme ihn in die Arme. „Ich liebe dich, Ayame. Wirklich.“ Lange stehen wir einfach nur da, bevor sich der Silberhaarige von mir löst und sich unser Blick trifft. Vorsichtig hebe ich die Hand und wische seine Tränen fort. Seine Haut ist so warm...am liebsten würde ich ihn nie mehr loslassen. Immer noch sehen wir uns an, ohne etwas zu sagen. Alles in mir will Ayame küssen, doch ich schaffe es, mich zurückzuhalten. Noch jedenfalls. Doch dann bemerke ich seine Hand auf meinem Arm und beschließe, einfach meinem Herzen zu folgen. Langsam nähere ich mich ihm, bis sich unsere Lippen berühren. Er zieht sich nicht zurück, was mich in meinem Handeln bestärkt. Sanft fahre ich mit der Zunge über seine Lippen und bitte um Einlass, der mir nach endlosen Sekunden auch gewährt wird. Behutsam stupse ich seine Zunge an, bis er den Kuss erwidert. Worte können nicht beschreiben, welches Glück mich überflutet. Dieser Kuss ist völlig anderes als alle anderen. Zum ersten Mal fühle ich mich Ayame wirklich nahe. Bevor ich weiß, was passiert, liegen wir uns wieder in den Armen. Die Wärme des anderen gibt mir ein wundervolles Gefühl der Geborgenheit. Von mir aus könnte dieser Moment ewig dauern. Irgendwann ziehe ich mich doch etwas widerwillig zurück. „Ich liebe dich auch...“ höre ich Ayame erstickt wispern. Als mir klar wird, was der andere gerade gesagt hat, verberge ich mein Gesicht an seiner Schulter. Diesmal bin ich es, dem die Tränen kommen. „Es tut mir so leid. Aber eines schwöre ich dir: Ich werde dir nie wieder wehtun.“ Beruhigend streicht er mir über den Kopf. „Lass uns die Vergangenheit durch etwas ganz Neues ersetzen. Gemeinsam.“ Überglücklich schmiege ich mich an ihn. „Gemeinsam...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)