Let's live von Rix (Eine OneShot-Sammlung zu Haikyuu-Pairs) ================================================================================ Kapitel 17: Eine Million Feuerwerke ----------------------------------- XVII. Eine Million Feuerwerke “I have looked at you in millions of ways and I have loved you in each.” — Unknown Ushijima hatte nie darüber nachgedacht, wie Leute sich ansahen. Womöglich war ihm nie der Gedanke gekommen, da er selbst kein großer Experte war, wenn es darum ging, Gefühlsregungen zu zeigen. Und ihm war bewusst, dass die Augen einen großen Teil davon einnahmen, was in einem Menschen vor sich ging. Vielleicht hatte er auch nie darüber nachgedacht, weil es ein völlig irrsinniger Gedanke war und normale Menschen erst gar nicht über so etwas ins Grübeln gerieten. Trotzdem war ihm eines Nachmittags der Gedanke gekommen, nachdem er an seine Kindheit zurückdachte. Sein Vater und er hatten gerade im Garten zusammen mit dem Volleyball geübt, da war seine Mutter im Türrahmen aufgetaucht. Sofort erschlaffte die konzentrierte Körperhaltung seines Vaters, dennoch lächelte er sachte und grüßte seine Mutter ruhig. Seine Mutter dagegen stemmte die Hände in die Hüfte, ebenso ein sachtes Lächeln und ruhigen Ton auf den Lippen. Für Außenstehende und ihn selbst, schaute es wie eine ganz normale Begrüßung zwischen zwei liebenden Ehepartnern aus. Erst Jahre später, begriff er, dass an dieser Szene nichts lieblich gewesen war. Denn die Augen seine Eltern waren leer von allen Regungen gewesen. Pure Neutralität gegenüber der anderen Person. Man konnte mit vielem lügen und verschleiern, aber die Augen, die konnte man selten betrügen. Tendou starrte ihn aus seinen eigenen tiefbraunen an, nachdem Ushijima ihn seinen Gedankengang erläutert hatte. Seine Augenbrauen waren hochgezogen und verschwanden in seiner feuerroten Mähne, die ungekämmt und ungestylt in sein Gesicht hing. Seine Nase war in Irritation gekräuselt und sein rechte Mundwinkel zuckte, so wie immer, wenn er mit etwas konfrontiert wurde, wo er zuerst keine sofortige Reaktion drauf wusste. Und seine Augen - seine Augen erzählten die selbe Geschichte wie seine Mimik. „Toshi, bist du zu lange in der Sonne gerannt und hast dir einen Stich eingefangen?“, erwiderte Tendou nach endlosen Sekunden des Schweigens. Ushijima runzelte die Stirn. „Nein. Ich habe meine heutige Route exakt nach Effizienz und-“, bevor er jedoch zu Ende sprechen konnte, winkte Tendou energisch mit der Hand ab. „Jajajajajajaja, schon klar, es war auch eher eine rhetorische Frage gewesen.“ „Oh.“ Ushijima zögerte, lehnte sich ein wenig zurück gegen die Lehne seines Stuhls. „Natürlich.“ Abermals entstand eine untypische Stille zwischen ihnen, die ihm mitteilte, dass er eventuell ein falsches Thema angesprochen hatte. Was keine Seltenheit darstellte, da ihm bewusst war, dass es ihm stark an sozialen Fähigkeiten mangelte und somit auch an geeigneten Gesprächsstoffen. Doch dies war der seltenste Fall, wenn es sich um Tendou als seinen Gesprächspartner handelte. Dieser schien so gut wie mit jedem Thema zurechtzukommen, so unpassend und seltsam es auch sein mochte. Jetzt richtete sich Tendou in eine aufrechte Position auf, da er bis eben noch auf Ushijimas Bett gelegen und einen seiner Manga gelesen hatte. Offene Kuriosität spiegelte sich in seiner Mimik und in seinen Augen wider, während er Ushijima musterte. „Warum plötzlich der Gedanke wie sich Leute anschauen? Das ist so“, und Tendou grinste jetzt breit, an etwas für ihn wohl amüsantes denkend, „tiefgreifend. Du wirst doch wohl nicht sentimental auf deine alten Tage?“ „Nein, ich denke nicht“, war seine kurze Antwort. Atmete kurz ein, drehte den Bleistift in seiner Hand einige Male, bevor er erneut ansetzte, um seine Gedanke in Worte zu fassen. In Worte zu fassen, die klar und deutlich waren, damit Tendou verstehen konnte, was er meinte. Wobei er sich da keine allzu großen Sorgen mehr machte. Über die Jahre hinweg war der Andere perfekt darin geworden, die wirren Knoten aus den Wortfäden, die aus seinem Mund purzelten, zu entknoten und richtig zu zuordnen. „Ich habe darüber nachgedacht, wie du mich ansiehst.“ Die Augen des Rothaarigen weiteten sich in Überraschung und sein Mund klappte auf. Schließlich klappte er ihn laut wieder zu, griff sich energisch an seine Brust, wo dessen Herz schlug und ließ ein sonderbaren hohen Laut von sich. „Wie ich dich anschaue?! Wakatoshi, ich hoffe du hast dabei nur an jugendfreie Inhalte gedacht! Nicht, dass mich die anderen stören würden, hehehe...uhä, warte, wo war ich? Was wollte ich sagen? Verdammte kritische Treffer ins Herz, die bringen einen ständig aus dem Konzept!“ Ushijima blendete Tendous endloses Gerede aus, ließ es als angenehme Hintergrundmusik in seinen Ohren rauschen. Dabei konzentrierte er sich auf dessen Augen. Diese strahlten jetzt förmlich, fast schon so rot wie seine Haare, wenn das Licht und die Stimmung sie richtig trafen. Erst als sich Tendou begeistert vorbeugte und dabei bedrohlich wackelte, da er sich mit seinen Händen völlig falsch auf dem Bett abstützte, hörte er ihm wieder zu. „Und wie schaue ich dich an?“, fragte der Rothaarige fast schon ehrfürchtig. Warm. Ehrlich. Amüsiert. Fasziniert. So als würde er jede Sekunde seines Lebens, erneut von Ushijima begeistert sein. Als würde er ihn stets von neuem begegnen. Ein ungelöstes Rätsel des Lebens darstellen, was niemals zu schwer und kompliziert wurde. „Wie Feuerwerk“, antwortete Ushijima. „Uh“, Tendou lehnte sich zurück, blinzelte einige Male und wippte dabei vor und zurück. Bis er schließlich ganz die Augen schloss und anfing zu summen. Ushijima dagegen rührte sich nicht, sondern ließ den Anderen einfach gewähren. Plötzlich stoppte Tendou in jeder Bewegung und wandte sich mit einem breiten Lächeln ihm wieder zu. „Toshi, manchmal steckt doch einer ziemlicher Romantiker in dir!“ „Ist das so?“ Doch anstatt eine verbale Antwort zu bekommen, erhob sich Tendou nur und sprang ihm förmlich in die Arme. Was dazu führte, dass sie samt des Stuhles umfielen, was den Rothaarigen nicht weiter zu stören schien. Denn dieser lachte nur lauthals und klammerte sich an Ushijima. Ushijima dachte auch weiterhin nicht viel darüber nach, wie Leute sich ansahen. Solange ihn Tendou nur mit Feuerwerk in seinen Augen anschaute, war ihm das genug. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)