Let's live von Rix (Eine OneShot-Sammlung zu Haikyuu-Pairs) ================================================================================ Kapitel 19: Versprochen ist versprochen --------------------------------------- XIX. Versprochen ist versprochen "None of us knows what might happen even the next minute, yet still we go forward. Because we trust. Because we have Faith." — Paulo Coelho, Brida Der Junge sprach niemals ein Wort. Er stand stets nur mit einer finsteren Miene an der Bushaltestelle, spielte mit seinem Handy herum oder hörte über seine Kopfhörer Musik. Lev konnte nicht sagen, was ihn so an dem kleineren Jungen interessierte, doch irgendwas an ihm zog ihn magisch an. Der Wunsch dessen Stimme zu hören, wuchs mit jedem Tag und trieb ihn förmlich in den Wahnsinn. Daher nahm er all seinen Mut zusammen und tippte den Jungen an einem besonders kalten Wintermorgen auf die Schulter. Mit einem genervten Ausdruck schaute der Kleinere zu ihm auf. „H-Hey!“, stotterte Lev. Schallte sich selbst sich zusammenzureißen. „Ziemlich kalt heute, nicht wahr?“ Wenn es ein Preis für schlechte, erste Sätze gab, würde er ihn ohne große Konkurrenz gewinnen. Anscheinend schien das auch der Empfänger zu denken, denn dieser schnaubte abfällig. „Bei so viel Angriffsfläche und so wenig warmer Kleidung ist es natürlich kalt...Idiot.“ … Huh? Überrascht schaute er den Jungen an. Dieser hatte ihm tatsächlich geantwortet. Und seine Stimme war wunderschön. Sie jagte kleine Stromstöße seinen Körper hinab und mit einmal begann alles an ihm wie von einer unsichtbaren Energie erfasst zu werden. Der Junge hatte etwas gesagt und jetzt wollte er nur noch mehr hören. Ein riesiges Lächeln stahl sich auf Levs Gesicht, was den Kleineren zu irritieren schien, da er einen Schritt von ihm wegmachte. Bevor er an sich halten konnte, brüllte er ihm fast schon entgegen. „Lev. Mein Name ist Lev! Wie heißt du?!“ Sein Gegenüber blinzelte einige Male, machte noch einen Schritt von ihm weg, denn Lev rasch selbst wieder verringerte. Der Andere schien zu verstehen, dass wenn er nicht antworten würde, dass ihn der Größere nicht in Ruhe lassen würde. „...Yaku.“ Ab diesen Augenblick ließ Lev den Jungen namens Yaku nicht mehr in Ruhe. Jeden Morgen, wenn er ihn an der Bushaltestelle traf, redete er auf ihn ein. Zuerst versuchte Yaku ihn zu ignorieren, gab jedoch resigniert auf. Trotzdem blieb eine gewissen Distanz zwischen ihnen, die Lev nicht ganz verstand. Erst nach wenigen Wochen fiel ihm auf, was so seltsam war. Yaku sprach zwar, aber er lachte niemals. Er hatte noch nie einen Menschen erlebt, der niemals lachte. Dabei war er sich sicher, dass Yaku dazu in der Lage war. Immerhin hatte er ihn mehr als einmal schmunzeln erlebt oder sich den Mund zuhalten sehen, wenn er irgendwas besonders lustiges gesagt oder getan hatte. Dennoch hatte er ihn kein einziges Mal laut lachen hören. Kein Gelächter, was den ganzen Körper zum Beben brachte und einen Tränen in die Augen trieb. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr wollte er Yaku lachen hören. Wenn dessen Stimme schon so wunderschön in seinen Ohren klang, wie musste sich dann erst ein Lachen von dem Kleineren anhören? Daher machte es sich Lev zur persönlichen Aufgabe, Yaku zum Lachen zu bringen. Was mehr schlecht als recht gelang. Von grauenhaften Witze, zu blöden Showeinlagen bis hin zu albernen Getue versuchte er alles. Doch der Kleinere blieb standhaft wie eine Mauer. Er wollte schon die Hoffnung aufgeben, als der Andere seine Enttäuschung zu fühlen schien. „...irgendwas nicht in Ordnung mit dir? Ich meine, mehr als sonst?“, obwohl Yaku spöttisch klang, verschwand doch der ehrliche, besorgte Unterton aus seiner Stimme nicht. Lev zögerte zuerst, gab aber schließlich nach. Es lag nicht in seiner Natur zu lügen und zudem konnte ihn der Kleinere das Phänomen, was ihm umgab, vielleicht sogar erläutern. „Du lachst nie.“ Überrascht weiteten sich die Augen von Yaku. „Und keine Ahnung. Ich würde dich so gerne mal lachen hören. Deine Stimme ist schon so schön, da muss dein Lachen atemberaubend klingen“, gab Lev ohne Filter zu. Der Kleinere dagegen lief hochrot an und drehte beschämt den Kopf zur Seite. Eine unangenehme Stille senkte sich über sie, die der Andere schließlich mit leiser Stimme brach. „...mein Lachen ist unheimlich.“ Jetzt war es an Lev, überrascht zu schauen. Er konnte sich bei bestem Willen nicht vorstellen, dass Yakus Lachen unheimlich war. Er wurde nur etwas unheimlich, wenn er manchmal fuchsteufelswild wurde. Aber sein Lachen? Niemals. Trotzdem schien es den Kleineren wirklich zuzusetzen. Ohne Vorwarnung griff er nach dessen Hand. „Und was ist, wenn ich dir verspreche, dass ich es nicht unheimlich finden werde? Wirst du dann für mich lachen? Nur ein einziges Mal, bitte?“ Erneut schien die Geste und die plötzliche Nähe Yaku aus dem Konzept zu bringen, da er ihn nur völlig verwundert mit offenem Mund anschaute. Dann schien es klick bei ihm zu machen und ein kurzer innerer Kampf stattzufinden, bevor er seine Antwort gab. „...okay.“ Runzelte besorgt die Stirn. „Versprochen ist versprochen.“ Lev strahlte in ihn nur an und nickte heftig. „Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen!“ Nach ihrem Versprechen dauerte es noch einige Wochen mehr, bevor Yaku tatsächlich lachte. Lev konnte sich bei bestem Willen nicht mehr erinnern, was es endgültig ausgelöst hatte, aber es hatte irgendwas mit Eis und seiner Tollpatschigkeit zu tun. Im Nachhinein war es auch komplett egal. Denn als der Kleinere anfing zu lachen, reduzierte sich alles nur darauf. Yakus Lachen war, wie erwartet, atemberaubend melodisch. Es ließ sein Herz höherschlagen und verwandelte seinen Kopf zu Pudding. Ohne noch weiter überlegen zu müssen, deklarierte er es zu seinem allerliebsten Geräusch auf Erden. Niemals würde er es auch nur einen Tag missen wollen. Dabei störte es ihn kein Stück, dass Yaku beim Lachen einen Haufen Motten aus dem Mund entflohen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)