Let's live von Rix (Eine OneShot-Sammlung zu Haikyuu-Pairs) ================================================================================ Kapitel 6: Konsenstheorie der Wahrheit -------------------------------------- VI. Konsenstheorie der Wahrheit “Of course I’ll hurt you. Of course you’ll hurt me. Of course we will hurt each other. But this is the very condition of existence. To become spring, means accepting the risk of winter. To become presence, means accepting the risk of absence.” — The Little Prince Sie würden niemals einen Konsens bilden. Warum auch? Sie waren so unterschiedlich, was ihre Lebensart und ihre Wesen angingen, es wäre nur Arbeit und Mühe. Eine Leistung, die Tsukishima nicht erbringen wollte. Sie würde Fleiß und Ausdauer verlangen, endlose Diskussionen und Missverständnisse, ein beständiges Auf und Ab. Und für was? Für eine Kameradschaft? Eine Freundschaft, die so dünn wie ein Bindfaden war und ebenso leicht bei zu viel Spannung, zu viel Druck, zu viel Gewicht und Bürde zerreißen würde? Eine Bekanntschaft, die nur solange halten würde, wie sie gemeinsam zur Schule und in den gemeinsamen Sportclub gingen? Der Mühe also nicht wert. Dennoch, in stillen Momenten wie diesem, spürte Tsukishima ein Ziehen in seinem Innersten. Ganz schwach, links unter seinem Herzen und dennoch penetrant, aufdringlicher als eine Katze, die nach ihrem Essen verlangte. Es war nicht schmerzhaft, nicht hinderlich oder gar weltbewegend. Es war einfach da. Tropfen perlten von Kageyamas nassen Haaren ab, fielen im Sturzflug zur Erde oder rannten ein Rennen über dessen Haut zu seiner Kleidung. Einige Sonnenstrahlen brachen in ihnen, spielten ein farbenfrohes Spiel, bevor sie wieder verschwanden und wo anders ihren Weg über die Welt suchten. Ein langer Atemzug, eine Ruhe, in der Ferne Vogelgezwitscher und Rufe von anderen Menschen, ein Ausatmen, ein Öffnen der Augen und zwei dunkle Iriden starrten ihn unverhohlen an. Das Ziehen wurde stärker, dennoch ignorierte er es. Konnte es. Wollte es. Denn alles andere würde auf eine Konfrontation hinauslaufen, die Tsukishima nicht bereit war zu riskieren. Die, wie sein Verstand ihm logisch mitteilte, nur in einem Desaster, einer unvermeidbaren Enttäuschung enden würde. Würde er dem Ziehen, den nötigen Respekt, die nötige Würde entgegenbringen, dann würde sich ein klarer Weg vor ihm pflastern, den er fast schon ertasten konnte. Kageyama rührte sich. Griff nach seinem Handtuch, um sich damit fahrig übers Gesicht zu wischen, nur um es dann locker um seine Schultern zu werfen. Dabei ließ er ihn jedoch nicht eine einzige Sekunde aus den Augen. Beobachtete ihn mit einem undefinierbaren Blick. Schließlich verschränkte er die Arme vor der Brust, schien auf eine Reaktion von Tsukishima zu warten. Eine Reaktion von der Beiden erahnten, dass sie ihre gemeinsame Nicht-Zukunft verändern würde. Eine Nicht-Zukunft, die eigentlich nicht existierte, da sie Beide entschlossen waren, keinerlei Verbindung aufzubauen, die mehr als nötig durch ihr alltägliches Leben war. Somit war allein die Erwartung irgendeiner Reaktion unverständlich, unbegreiflich - und dennoch vorhanden. Wie das schwache Ziehen in Tsukishimas Herzen. Sie würden niemals eine Zukunft haben. Sie würden niemals den selben Weg gehen und die selben Empfindungen haben. Sie würden niemals Eins sein und niemals unzertrennlich. Tsukishima war sich diesem mehr als bewusst. Atmete und lebte diese logische Erkenntnis. Nichtsdestotrotz setzte er einen Fuß nach vorne auf den Weg in die Nicht-Zukunft. Zu seiner eigenen Überraschung begrüßte ihn Kageyama auf halber Strecke, so als hätte er schon eine Weile am Wegesrand geduldig auf ihn gewartet. Tropfen perlten auf seine trockene Haut, luden ihn zusammen mit weichen, warmen Lippen und starken, kalten Händen in seinem Nacken auf einen angenehmen Spaziergang oder gar einen langen Wanderweg ein. Sie würden niemals einen Konsens bilden – und vielleicht war es genau das, was sie zusammenhalten würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)