Küssen muss gelernt sein von abgemeldet (LyonxGray) ================================================================================ Kapitel 1: Küssen muss gelernt sein ----------------------------------- „Gray-sama! Juvia möchte fragen, ob Ihr heute mit Juvia ausgeht?“ Klimper, klimper. Gray stützte sein Gesicht auf seiner Hand ab und starrte in die entgegengesetzte Richtung, in der Juvia stand, um sie nicht ansehen zu müssen. Sie nervte ihn einfach. Jeden Tag kam sie und stellte ihm die gleiche Frage. Und das nicht nur einmal am Tag, nein, sogar gleich drei oder viermal. Aber egal, wie oft er ablehnte oder ihr einen Korb gab, die junge Frau machte einfach weiter. Sie würde wohl nie aufgeben! „Nein, Juvia. Ich habe keine Lust“, antwortete er knallhart. Juvia sah ihn enttäuscht an, doch da er immer noch in eine andere Richtung blickte, bekam er es nicht mit. „Du... du magst Juvia nicht, richtig?“, nuschelte sie und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Aber Juvia liebt dich, Gray-sama. Und so schnell wird sie nicht aufgeben!“ Gray zog eine Augenbraue in die Höhe und wandte sich mit einem undefinierbaren Blick an Juvia. „War das etwa eine Drohung?“, fragte er und sein Gesicht verfinsterte sich. Juvia sah ihn erschrocken an und sie stolperte einen Schritt nach hinten. „N-nicht doch, Gray-sama! Juvia würde Euch nie drohen!“, rief sie und trat noch einen Schritt nach hinten. Auf einmal stieß sie mit dem Rücken gegen eine Person und sie schrie erschrocken auf. „Oh nein, Juvia tut es unendlich leid, Juvia wollte das ni~“, die letzten Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie die Person erkannte, gegen welche sie gestoßen war und sie hob schnell ihre Hände in die Höhe. „Lyon-sama. D-du bist das!“ Ihr Gesicht verfärbte sich rötlich. Sie musste augenblicklich daran denken, wie oft er ihr Liebesgeständnisse machte, obwohl sie nichts davon hören wollte. Ihr wäre es lieber, so etwas aus Grays Mund zu hören, doch Gray schien ihr den Gefallen nicht machen zu wollen. „Juvia, mein kleiner Engel! Ich bin extra hergekommen, um dich zu sehen! Ich habe jeden Tag an dich denken müssen und je länger wir voneinander getrennt waren, desto mehr habe ich dich vermisst!“, säuselte Lyon und griff nach Juvias Hände. Diese starrte ihn perplex an, quietschte aber laut auf, als er sich zu ihr herunter beugte. „Geh weg von Juvia!“, schrie sie und stieß ihn grob von sich weg. „Juvia will das nicht!“ Lyon sah ihr gekränkt hinterher, als sie sich umdrehte und davon rannte. „Aber Juvia...“, murmelte er und streckte die Hand nach ihr aus. Als sie jedoch aus der Gilde stürmte und die Tür hinter sich zu klatschte, zuckte er zusammen und ließ deprimiert die Hand nach unten sinken. „Das war wohl nichts, Casanova“, kommentierte Gray die Aktion amüsiert und stand ebenfalls auf. „Du musst wohl noch viel lernen.“ Er tätschelte beim Vorbeigehen Lyons Schulter und ging ebenfalls aus dem Gildenhaus. Lyon blickte ihm hinterher und knirschte mit den Zähnen. Dabei ballte er seine Hände zu Fäusten und stapfte ihm hinterher. „Als hättest du mehr Ahnung, Gray!“, knurrte er, nachdem er ihn eingeholt hatte und lief neben ihm her. Gray lachte kurz und lief in eine Seitenstraße, welche sehr eng war. Hier war weniger Betrieb, weswegen sie ungestört reden konnten, ohne dass jemand sich zu ihnen umdrehte und ihnen empörte Blicke zuwarf. „Natürlich habe ich mehr Ahnung, Lyon. Wenn ich wollte, könnte ich jedes Mädchen haben, das ich will“, provozierte er ihn und grinste Lyon überlegen an. „Du?!“, stieß Lyon aus und schnaubte verächtlich. „Dass ich nicht lache! Ich gehe jede Wette ein, dass du weder mit einem Mädchen aus warst, noch dass du je eins geküsst hast! Wahrscheinlich kannst du nicht mal küssen, du Loser!“ Gray blieb unvermittelt stehen und drehte sich langsam zu Lyon um. Dieser hatte jedoch zu spät registriert, dass Gray nicht mehr weiterging und lief prompt in ihn hinein. „Hey, bleib nicht einfach so stehen!“, fluchte er. „Wie kannst du es wagen, so eine Scheiße über mich zu labern, hä?!“, knurrte Gray und stieß zornig seine Stirn gegen Lyons. Im ersten Moment war Lyon von Grays Reaktion überrascht, doch, wie sollte es auch anders sein, ließ er sich von ihm provozieren und übte gegen Grays Stirn einen starken Druck aus. „Oh, ist jemand angepisst? Lass mich raten, ich habe Recht, nicht wahr, du Versager?“ Lyon kippte mit seiner Provokation nur noch mehr Öl ins Feuer und Gray gab ein bedrohliches Knurren von sich. „Halts Maul!“ Gray holte aus und schlug seine Faust gegen Lyons Kinn, doch dieser wich ihm geschickt aus. „Beruhige dich wieder, kleiner Gray. Ich verrat es schon niemandem, dass du noch ein Frischling bist, was Frauen angeht“, witzelte Lyon und fing Grays nächsten Schlag ab. Kurz darauf entstand ein wildes Handgemenge. Zu ihrem Glück benutzte kaum ein Einwohner von Magnolia diese Seitenstraße, so bekam niemand etwas von ihrer Rauferei mit. „Ich bin kein Frischling!“, brüllte Gray wütend und traf dieses Mal Lyons rechte Gesichtshälfte. Lyon taumelte ein paar Schritte nach hinten und knallte mit dem Rücken gegen die Hauswand. Dabei hielt er sich die schmerzende Wange und fletschte seine Zähne. „Dann beweis es mir, Gray. Zeig mir doch, wie gut du küssen kannst!“, drängte er ihn, wobei er sich zu diesem Zeitpunkt nicht im Klaren war, dass er sich etwas unglücklich ausgedrückt hatte. Gray gab seine Kampfhaltung auf und richtete sein Augenmerk auf Lyon, der immer noch seine Wange hielt. „Ich soll es dir beweisen?“, wiederholte er und zog seine Augenbrauen zusammen. „Das ist doch nicht dein ernst, oder?“ Lyon lachte leise. „War ja klar, dass du den Mumm dazu nicht hast. Immer diese große Sprüche, aber kaum geht es ans Eingemachte, kriegst du Panik“, stichelte er ihn. „Tse, wer hat hier die große Klappe, hm?“, konterte er und lief auf Lyon zu. Dabei zog er sich sein Hemd aus und warf es achtlos auf den Boden. Lyons Augen weiteten sich immer mehr, je näher Gray kam und er hielt die Luft an. Moment, was hatte Gray vor? Lyon schnappte entsetzt nach Luft, als Gray dicht vor ihm anhielt und ihm provokant in die Augen schaute. Konnte es etwa sein, dass Gray ihn falsch verstanden hatte? Er hatte nicht gemeint, dass Gray ihn küssen sollte, verdammt! „W-warte, Gray! So war das nicht...“ „Ach, wer hat hier keinen Mumm? Ich glaube, du bist der große Sprücheklopfer!“, unterbrach Gray Lyons Gestammel. Und dann presste er kurz darauf ungeniert seine Lippen auf Lyons. Lyon stand wie erstarrt da, er war gerade ziemlich überrumpelt, als Gray ihn so grob küsste. Nicht nur, dass es einfach unerwartet kam, es tat auch irgendwie weh, wie Gray ihn fest gegen die Mauer drückte und seine Lippen viel zu hart gegen seine presste. Nein, so konnte man doch nicht küssen! Wie es schien, hatte Lyon wirklich Recht gehabt. Gray hatte von Küssen keine Ahnung. Schnell legte er seine Hände auf Grays Schultern und drückte ihn keuchend von sich weg, wobei er seinen Oberkörper nach unten richtete, um Gray nicht ansehen zu müssen. Auch wenn Gray eben richtig versagt hatte, konnte Lyon nicht verhindern, dass ihm das Blut ins Gesicht geschossen war und sein Herz ungewöhnlich schnell schlug. Er war auf einmal richtig aufgeregt, sogar mehr, als bei Juvia. Als hätte er sich eine längere Zeit etwas vorgemacht... Es war, als hätte er unbewusst Gefühle verdrängt, die nun, durch den Kontakt mit Grays Lippen, in ihm erwacht waren. Das verwirrte Lyon ungemein, er hätte nie gedacht, dass er so etwas für Gray empfinden könnte. Außerdem hatte er noch nie in Betracht gezogen, dass er sogar schwul war. Immerhin war er doch in Juvia verliebt, oder nicht? Oder hatte er sich das nur eingeredet, weil Juvia in Gray verliebt war? Hatte er das unbewusst gemacht, um so verhindern zu können, dass Gray für sie ebenfalls Gefühle entwickeln könnte? Lyon schüttelte leicht seinen Kopf. So viele Gedanken und das nur, weil ein Junge ihn geküsst hatte. Nein, nicht nur irgendein Junge... Es war Gray! Gray! Sein Rivale! „Lyon...“ Der Weißhaarige lachte auf einmal. Er richtete sich auf und ließ den verwirrten Gray los. Während er lachte, fuhr er sich mit den Händen durch seine Haare. Würde er jetzt wahnsinnig werden?! Wie konnte er auch nur ein Gedanke daran verschwenden, dass er für Gray Gefühle hatte?! Das war sicherlich nicht der Fall! Er war nicht schwul! Er stand auf Frauen, wie Sherry oder Juvia! Das war schon immer so! Wieso sollte das jetzt anders sein?! Nur weil so ein Einfaltspinsel, wie dieser Gray, ihn geküsst hatte?! Wobei das der grottenschlechteste Kuss war, den Lyon jemals erlebt hatte. „Lyon! Hör auf, mich auszulachen!“, brüllte Gray zornig und schlug seine Faust abermals gegen Lyons Wange. Durch den Schlag kam er wieder zu sich und unterbrach sein Lachen. Ein verzweifelter Ausdruck tauchte in seine Augen auf, was Gray erschreckte. Hatte er eben zu fest zugeschlagen? Gut, er raufte sich gerne mit Lyon, aber er wollte ihn sicherlich nicht verletzen. Gray musste daraufhin kurz auflachen. So ein Quatsch, worüber er sich Gedanken machte. Lyon war hart im Nehmen, so ein Schlag setzte ihn nicht außer Gefecht. Nie im Leben! „Tut mir leid, Gray“, nuschelte Lyon auf einmal und Gray hob verwundert seinen Kopf. Er verstand jetzt gar nichts. War er nicht derjenige, der Lyon einfach geküsst hatte? War er nicht derjenige gewesen, der ihn geschlagen hatte? Also wieso entschuldigte sich jetzt Lyon bei ihm? Sollte es nicht umgekehrt sein? Als Lyon ihn ansah, stockte ihm kurz der Atem. In Lyons Augen funkelte auf einmal eine Entschlossenheit auf, welche er selten bei ihm sah. Normalerweise war Lyon jemand, der vieles zu leicht auf die Schulter nahm oder es gelassen sah, weil er eben an seine Fähigkeiten glaubte. Also was konnte es sein, dass Lyon an sich selbst zweifelte und etwas unbedingt machen wollte, um sich selbst davon zu überzeugen, dass er es eh schaffte? Was ging nur in Lyon vor? „Ich muss es herausfinden“, hörte er ihn leise sagen und Gray runzelte leicht seine Stirn. „Was herausfinden?“, wollte er wissen, als Lyon dieses Mal auf ihn zukam. „Das geht nur auf diese Art, verzeih mir, Gray“, sagte er und zog den überrumpelten Gray an seine Brust. Ehe er sich wehren konnte, legte Lyon seine Lippen sanft auf seine und bewegte sie leicht. Lyon öffnete seine eben noch geschlossenen Augen, als er seinen schnellen Herzschlag bemerkte und eine unerwartete Sehnsucht in ihm aufkam. Der Kuss berauschte seine Sinne, dieses Mal musste er selbst zugeben, dass dieser Kuss einer seiner schönsten war, wenn nicht, sogar der aller schönste. „Lyon“, hauchte Gray überrascht gegen seine Lippen und krallte seine Finger an Lyons Brust, da dieser sein Hemd ebenfalls mittlerweile abgelegt hatte. Lyons Hände verschwanden in Grays dunkle Haare und drückte dessen Kopf näher zu sich, um den Kuss zu verstärken. Er war zwar fordernder, aber er tat nicht weh, wie es vorhin bei Gray der Fall war. Der Kuss löste in beiden ein unerwartetes Gefühl aus, Grays Knie wurden weich und er sackte leicht gegen Lyons Brust. Doch dann wurde ihm plötzlich klar, was sie hier taten und erschrocken riss er die Augen auf. Wie bei einer Kurzschlussreaktion stieß er Lyon von sich weg und wischte sich schnell mit dem Handrücken über seine leicht angeschwollene Lippen. Tausende Fragen schwirrten in seinem Kopf umher. Was um alles in der Welt taten sie hier überhaupt?! Lyon war ein Mann, er war ein Mann! Und Männer küssten sich nicht... oder?! Gray wandte ihm den Rücken zu und stieß seine Faust gegen die Hauswand. Dann legte er seine Stirn an seinen Arm und schloss seine Augen. Was sollte er nur tun? Seine Gefühle verwirrten ihn. Sollte er nicht normal angeekelt sein? Erstens war er doch nicht schwul und zweitens hatte er Lyon geküsst! Lyon, verdammt nochmal! Wie konnte das nur passieren?! Aber auch Lyon war sichtbar neben der Spur. Ja, er wollte wissen, ob er mit seiner Vermutung richtig lag, ob er für Gray mehr empfand, aber dass es anscheinend sogar so war, hatte ihn aus der Bahn geworfen. Innerlich hatte er gehofft, dass das nur Einbildung war und er weiterhin auf Frauen stand, aber der Kuss hatte ihm das Gegenteil bewiesen. Er hatte schon einige Frauen geküsst, daher wusste er es mit Bestimmtheit, dass er solch ein intensives Gefühl noch nie empfunden hatte, wenn er jemanden küsste. Er taumelte leicht nach hinten und lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Mauer. Daran ließ er sich langsam hinab gleiten, bis er mit dem Hintern auf dem Boden saß. Das eine Bein stellte er zu einem 45-Grad-Winkel vor sich ab, während er das andere ausstreckte. Seinen Kopf lehnte er nach hinten gegen die Wand und beobachtete Gray, welcher ihm den Rücken zugedreht hatte und immer noch sein Gesicht mit seinem Arm bedeckte. „Gray?“, fragte er leise, bekam jedoch keine Antwort. Er hatte sich keinen Zentimeter gerührt, er schien wohl selbst ziemlich verwirrt zu sein. Lyons Blick wirkte verletzlich. Ob er wohl zu weit gegangen war? Aber obwohl... Gray hatte schließlich angefangen, richtig? Auch wenn er ihn vorhin falsch verstanden hatte, niemand hatte ihn gezwungen, ihn zu küssen. Er seufzte etwas. In was waren sie nur wieder hineingeraten? „Gray... Ich kann verstehen, was in dir gerade vorgeht, mir geht es nicht anders. Wenn du willst, können wir es vergessen und so tun, als wäre das nie passiert“, schlug er nach einer Weile vor, konnte jedoch nicht verhindern, dass seine Stimme am Ende etwas bitter klang. Es klang verrückt, aber genau das wollte er eben nicht! Er wollte nicht, dass sie das verdrängten, was zwischen ihnen gelaufen war. Wenn es nach ihm ginge, würde er da einfach weitermachen, egal, was die anderen sagen würden, er glaubte mittlerweile, dass das sogar das Richtige war. Er wollte mit Gray zusammen sein, ihn wieder so küssen, ihn berühren, ihm nahe sein... Mit einem verzweifelten Lächeln schloss er seine Augen. Das war so ziemlich das Verrückteste, was er jemals gedacht hatte. Nun hatte er wohl selbst zugegeben, dass er schwul war. Na halleluja! Aber er ahnte, dass ihm dieses Eingeständnis nichts brachte, da seine Gefühle wahrscheinlich einseitig waren. Welch trauriges Schicksal... „Es vergessen?“, wiederholte Gray überraschend und Lyon riss seine Augen auf. Er hatte schon gedacht, Gray wäre im Stehen in Ohnmacht gefallen. Ob das überhaupt ging? „Ja, es hat uns niemand gesehen, so würde auch niemand erfahren, was zwischen uns passiert ist“, erklärte Lyon mit einem traurigen Lächeln auf seinen Lippen. Er würde es sicherlich nie vergessen, aber um Gray nicht zu beunruhigen, würde er so tun, als wäre es ihm egal gewesen, dass sie sich geküsst hatten. Gray sollte glücklich sein, es reichte, dass er leiden musste. Langsam drehte Gray sich um und sah zu seinem Rivalen herunter. „Ich glaube, dass das unmöglich ist“, sagte er leise und sein rechter Mundwinkel zog sich leicht nach oben. Er schien sich wohl über sich selbst zu amüsieren. „Wir können es ja versuchen, zumindest müssen wir es keinem erzählen“, sagte Lyon, doch zu seiner Überraschung schüttelte Gray seinen Kopf. „Ich glaube, ich muss mich anders ausdrücken“, vermutete er und ließ sich, gegenüber von Lyon, ebenfalls auf den Boden gleiten. In der Mitte trafen sich ihre Fußsohlen, was in Lyon eine Verwunderung auslöste. Worauf wollte Gray hinaus? Lyon hielt die Luft an, als er bemerkte, wie Grays Wangen eine rötliche Nuance annahmen und sein Herz klopfte hart gegen seine Brust. Hoffnung keimte in ihm auf. Vielleicht war das gerade ziemlich naiv, aber es könnte ja sein, dass Gray die gleichen Gefühle hatte und sie ihm nun gestehen wollte. „Nun ja, du scheinst wohl Recht zu haben, dass ich ein miserabler Küsser bin“, murmelte Gray und sah demonstrativ auf die Seite. Es war ihm deutlich anzusehen, dass es ihm nicht passte, das vor Lyon zuzugeben, aber da musste er jetzt durch, wenn er das erreichen wollte, was in seinem Kopf vorging. „Aber du scheinst ganz passabel zu sein.“ „Ganz passabel?“, wiederholte Lyon eingeschnappt. „Mann, dann eben ganz gut!“, korrigierte er sich beschämt und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Aber das ist jetzt egal. Was ich eigentlich damit sagen wollte, ist, dass ich es von dir lernen möchte!“ „Von mir lernen?“ Lyons Augen hatten sich geweitet und seine Wangen fingen an zu glühen. Hatte er eben richtig gehört? Gray wollte weitermachen? „Kannst du auch mal was anderes, als mich zu wiederholen?“, murrte Gray beleidigt und schob seine Unterlippe nach vorne. Er kam sich schon ziemlich blöde vor. Jetzt schluckte er schon seinen Stolz herunter und machte Lyon klar, dass er nichts gegen die Veränderung in ihrer Beziehung hatte und dieser brabbelte ihm, wie ein Papagei, alles nach. Das war sicherlich nicht die erhoffte Reaktion, die er erwartet hatte. Plötzlich fing Lyon an zu lachen. Gray sah ihm bedröppelt zu, während er sich die Lachtränen wegwischte. Nun kam er sich verarscht vor. Hatte er Lyon etwa falsch verstanden? Irgendwie hatte er geglaubt, etwas in dem Kuss gespürt zu haben. Dass Lyon seine ganzen Gefühle in den Kuss gelegt hatte. Gefühle für ihn! Für Gray! Aber anscheinend lag er wohl doch falsch und er hatte zu viel hineininterpretiert. Vielleicht war er nur von seinen Gefühlen ausgegangen und hatte sie fälschlicherweise als Lyons angesehen. Na toll, jetzt hatte er sich aber ganz schön zum Affen gemacht. Sollte er Lyon jetzt vielleicht einfach töten? Nach gefühlten Stunden hörte Lyon endlich auf zu lachen und er schien sich beruhigt zu haben. „Tut mir Leid, Gray, ich hätte nicht lachen dürfen“, gab er schließlich zu und er sah sein Gegenüber wieder ernst an. „Aber das Ganze ist so verwirrend für mich. Ich komme mit diesem neuen Gefühl noch nicht so ganz klar. Und als du mir eben das gesagt hast, dass du das Küssen von mir lernen möchtest, ist es wohl mit mir durchgegangen...“ Gray sah ihn nicht gerade überzeugt an. Er fühlte sich weiterhin verarscht. „Guck nicht so, Gray! Meinst du, es ist einfach innerhalb von ein paar Minuten zu akzeptieren, dass man nicht hetero ist, wie man die letzten sechsundzwanzig Jahren geglaubt hat?!“, fuhr er ihn zornig an. „Ich... also...“ Gray schien von Lyons Ausbruch überrascht zu sein. Doch dann verstand er den Sinn seiner Worte und sein Gesicht erhellte sich. Also hieß es, dass Lyon dasselbe empfand! „Nein, tut mir leid“, sagte er aufrichtig und atmete tief durch die Nase. „Also? Willst du mir beibringen, wie man richtig küsst?“ Lyon musste grinsen und zwinkerte ihm schelmisch zu. „Ich mache aus dir den besten Küsser weit und breit!“ Daraufhin musste Gray sein Grinsen erwidern und er lehnte sich entspannt zurück. Sein Blick glitt hoch zum Himmel und er schwieg eine Weile. „Wie verrückt das Ganze doch ist. Vor ein paar Minuten hätte ich jeden erwürgt, der mir gesagt hätte, dass ich schwul wäre“, sagte er und er hörte Lyons sanftes Lachen. „Ja, das denke ich auch.“ Die beiden blickten sich lächelnd an und verloren sich für ein paar Sekunden in den Augen des jeweils anderen. Zwischen ihnen war es gerade so friedlich, wie schon lange nicht mehr, was ihnen auch bewusst war. Und das wollten sie einfach mal genießen, ehe sie sich wieder wegen irgendetwas in die Haare bekamen. Plötzlich huschte über Lyons Gesicht ein Grinsen und er stand auf. „Na, wie sieht es aus, Gray? Sollen wir weiter üben?“, fragte er ihn und hielt ihm seine Hand hin. Gray schnaubte kurz belustigt, nahm aber Lyons Hand an, damit er ihm aufhelfen konnte. „Du kannst es ja gar nicht abwarten, Sensei“, scherzte Gray und Lyon legte ihm seine Hände an seine Wangen. „Ich will nur meinen Job richtig machen“, sagte er grinsend und zog Grays Gesicht näher an seines. Und dann versiegelte er mit einem sehnsüchtigen Keuchen seine Lippen mit denen seines Partners. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)