Storming Hearts von KiraNear (Finding Yourself) ================================================================================ Kapitel 1: Ankündigung ---------------------- Nur widerwillig schleppte sich Rainbow Dash aus ihrem gemütlichen Bett. Zwar musste sie nicht zu „Schlaumeier-Uhrzeiten“, wie sie sie immer wieder nannte, aufstehen. Trotzdem wäre ihr nach einer oder zwei weiteren Stunden Schlaf. Sie schaltete den schlimmsten Feind am Morgen aus und rieb sich den Schlafsand aus den müden Augen. Andere Ponys in ihrer Situation würden sich jetzt eine Tasse Kaffee oder Schwarztee machen, doch Rainbow Dash war nicht wie die anderen Ponys. Zwar gehörte sie wie ihre Freundinnen zu den Elementen der Harmonie, doch das war nicht der Grund dafür. Es lag viel mehr daran, dass Rainbows Körper kaum auf Koffein reagierte, was sie zum Wachwerden brauchte, waren Bewegung und Adrenalin. So war der Tee, den sie gähnend in der Küche zubereitete, einzig und allein für Tanks. Sie wusste nicht, ob es ihm wirklich beim Wachwerden half oder ob er ihn einfach nur des Geschmacks wegen gern trank. Auf jeden Fall gehörte es zu seinem täglichen Morgenritual, auf das sie selbst schon lange nicht mehr verzichten möchte. Vorsichtig goss Rainbow den warmen Tee in seine Trinkschale. Im Gegensatz zu ihr hatte er keine Verbindlichkeiten oder Verpflichtungen, die ihn Morgen für Morgen um seinen wohlverdienten Schlaf brachten. So war der Tee stets auf die richtige Temperatur herunter gekühlt, wenn er aufwachte. Und er konnte den Tee genießen, ohne sich seine kleine Zunge dabei zu verbrennen. Dazu bereitete sie ihm einen Salat aus Kamille, Ferkelkraut und Lindenblättern aus einem von Fluttershys vielen Tier-Kochbüchern. Im Gegensatz zu Winona oder Rainbow selbst besaß Tank keinen sonderlich großen Appetit; zudem war er in der Lage, sein Essen über den Tag gut einzuteilen. Anfangs hatte Rainbow aus Sorge um ihr geliebtes Haustier versucht, Tank zum Essen zu zwingen, doch Fluttershy konnte ihre Freundin in einem Gespräch beruhigen. Nämlich darüber, dass Tank an keinerlei Krankheit litt, sondern von Haus aus nicht so viel essen möchte und kann. So stellte sie ihm auch jetzt wieder einen gut gefüllten Trog hin, er würde schon wissen, was er wann davon essen möchte und was nicht. Darauf konnte Rainbow ruhigen Gewissens vertrauen. Sachte streichelte sie seinen Panzer, in dem er sich über die Nacht zurückgezogen hatte und gab ihm darauf ein Küsschen. Daraufhin verließ sie den Raum und verschloss die Tür. Jetzt, da ihr kleiner Tank versorgt war, würde sie sich nun um sich selbst kümmern.   Als allererstes mache sie ein paar Aufwärmübungen, um Leben in die Flügel und Hufe zu bekommen. Im Anschluss daran absolvierte sie ein paar Flugstöcke und schloss das Ganze mit Lockerungsübungen ab, um ihren Kreislauf wieder herunterzubekommen. Zufrieden und fit betrachtete Rainbow die Landschaft, erst jetzt fühlte sie sich richtig wach. Ihr nächster Blick fiel auf ihren Briefkasten, das kleine Fähnchen war aufwärts gerichtet. Nanu, Post? Wer mir wohl geschrieben hast? Ach, bestimmt ist es wieder nur einer von Pinkie Pies unzähligen Briefen. Doch als sie den Briefkasten öffnete, fand sie jedoch keinen rosafarbenen Brief mit viel Glitzer darauf, sondern einen kleinen, zusammengefalteten Zettel. Rainbow erkannte das Briefpapier sofort, es war eines, das die Weathercontrol of Cloudsdale des Öfteren für ihren Briefverkehr verwendet. Leicht verwirrt zog sie den Zettel heraus und begann ihn zu lesen. Es war die Nachricht einer ihrer Vorgesetzten, Thunderbolt.   Hallo Rainbow Dash, ich muss dich um einen Gefallen bitten. Du bist für diese Woche zwar für die Wolken über den Everfree Forest eingeteilt, aber ich brauche gerade jeden Huf, den ich bekommen kann. Die von der Buchhaltung wissen bereits Bescheid und ich werde dir dafür auch noch einen kleinen Zuschuss geben.   Jedenfalls, Rainbow Dash, könntest du bitte heute noch den Himmel über Ponyville freimachen? Alle festen Mitarbeiter, die dafür diese Woche zuständig wären, sind leider schon anderweitig eingespannt; und die Jungs von der Wetterkontrolle brauchen das für Unterlagen. Irgendwie in der Richtung. Ich weiß es leider nicht genau, warum, aber ich bin mir sicher, die Jungs wissen, was sie da tun.   Kann ich auf dich zählen? Obwohl, was rede ich da? Natürlich kann ich auf dich zählen! Komm am besten danach bei uns vorbei, vielleicht sehen wir uns ja. Freuen würde ich darüber.   Liebe Grüße und vielen lieben Dank   Thunderbolt   Rainbow brauchte gerade mal ein paar Sekunden, um über Thunderbolts Bitte nachzudenken. Augenblicklich begannen ihre Augen zu leuchten. Sie war nicht gerade das arbeitseifrigste Pony im Lande, dennoch genoss sie es, den Himmel von Wolken freimachen zu können. Vor allem, da sie dabei ihre Geschwindigkeit, ihre Bewegungen und ihre Ausdauer immer weiter trainieren konnte. Daher hatte sie auch recht schnell die freischaffende Stelle bei der Weathercontrol of Cloudsdale angenommen. Sie nahm jede Gelegenheit als zusätzliche Übung, die sich ihr bot, war, um immer besser, schneller und geschickter zu werden. Um ihren großen Traum, ein Mitglied der Wonderbolts zu werden, näher zu kommen. Wofür wiederum eine Tätigkeiten bei der WoC als Referenz ziemlich gut sein sollen, zumindest, wenn man den dortigen Mitarbeiten Glauben schenken konnte. Hartnäckigen Gerüchten zufolge arbeiteten Spitfire und Soarin selbst einmal in der Wetterfabrik, bevor sie in die Wonderbolts-Anzüge geschlüpft waren. Für Rainbow war die WoC somit nicht nur eine Fabrik zur Kontrolle des Wetters, sondern auch die geheime Geburtsstätte zukünftiger Wonderbolts. Was ein weiterer Grund für Rainbow war, dort zu arbeiten. Außerdem stimmte die Bezahlung, selbst für eine externe Mitarbeiterin wie sie.   Rainbow streckte sich ausgiebig, dann machte sie sich auf den Weg zum Everfree Forest. Da viele Wesen dort sowohl am Tag, also auch in der Nacht recht aktiv waren, hielt sie beim Wolkentreten die Augen offen. Doch außer ein paar verspielten Timberwolf-Welpen fiel ihr nichts Besonderes auf. Sogar die Wolken über dem Wald haben eigenartige Eigenschaften entwickelt. Manche kamen wieder zurück, andere wichen ihren Hufen aus oder versuchten gar, sich zu verteidigen. Zecora hatte ihr ein paar Kniffe beigebracht, wie sie sich bei diesen Arten von wilden Wolken verhalten muss; und so waren auch diese kein größeres Problem mehr für sie. 20 Minuten später war der Himmel über dem Wald wolkenfrei. Stolz betrachtete sie ihr Werk. Sie wusste, wie wichtig es war, die Kontrolle über die Wettersituation in dieser Gegend in den Hufen zu behalten. Würde man das nicht in den regelmäßigen Abständen tun, würden die Wolken Überhand nehmen und sich auf weitere Gebiete verteilen, wie Ponyville oder Canterlot. Das dazugehörige Chaos wollten sich die Pegasusponys ersparen. Sie klopfte sich selbst lobend auf die Schulter (darüber lachend, was für ein überfleißiges Pony sie doch war) und machte sich auf den Weg nach Ponyville. Dort zierten den Himmel nur ganz gewöhnliche Wolken, dafür aber deutlich mehr als über dem Wald, doch diese hatte sie recht flink verschwinden lassen. Kaum war sie mit der letzten Wolke fertig geworden, hörte sie von unten fröhliches Gejubel. Es war Pinkie Pie.   „Juuhuuu, Rainbow Dash!“ Rainbow flatterte zu ihrer Freundin hinunter, und wollte sie begrüßen, da wurde sie von Pinkies Jubeltriade überrollt. Ebenfalls auch von dem Pony selbst. „Das war ja fantastisch! Wie du geflogen und die Wolken getreten hast! Du warst so schnell dabei, wie eine regenbogenfarbene Rakete! Ich glaube, so schnell warst du noch nie, jedenfalls warst du schneller als das letzte Mal  und die Male davor. Dazu noch die ganzen Loopings und Drehungen … woo woo woo! Das war so aufregend, war es für dich auch so aufregend? Für mich war es etwas ganz besonders. Weißt du, was auch so besonders ist? Ich habe heute diese super-duper leckeren Cupcakes gebacken, mit vielen leckeren Äpfeln von Applejacks Plantage. Dazu möchte ich dich einladen, sie mit zu essen. Ich habe beim Backen nämlich leicht übertrieben …. Gut, dass ich dich gefunden habe, ich hätte sonst echt überall nach dir gesucht, bis ich dich gefunden hätte!“ Rainbow klingelten die Ohren; Pinkie Pies aufgeregtes und quirliges Geplapper war wieder einmal zu viel zu sie. Sichtlich angestrengt versuchte sie etwas aus Pinkies Wortlawine herauszufiltern, was ihr mehr recht als schlecht auch gelang. Schließlich kannte sie das sehr fröhliche Partypony lang genug, um zu wissen, wie sie alles Wichtige aus ihren vielen Wörtern herausfiltern kann. „Ich würde ja gerne mit dir mit kommen, aber wie du siehst, bin ich gerade erst mit der Arbeit fertig geworden; und ich muss noch schnell meinen Bericht für meine Vorgesetzten abgeben. Tut mir Leid, Pinkie!“ „Achso, ich verstehe …“ Traurig klappte das pinke Pony die Ohren nach oben und senkte ihren Blick auf die wenigen leckeraussehenden Backwaren, die sie mitgenommen hatte. Da sie ihre Freundin nicht traurig machen wollte, ruderte Rainbow ein wenig zurück. „Hey, hör mal, ich kann einfach später bei dir vorbeikommen und nehm mir dafür jetzt schon mal einen Cupcake mit. Was meinst du dazu?“ Einen Cupcake in ihrem Huf haltend, sah sie Pinkie in die Augen. Diese strahlte wieder über das ganze Gesicht und hüpfte aufgeregt herum. „In Ordnung, dann kommst du einfach später vorbei, das ist gar kein Problem. Es sind mehr als genug Leckereien für alle da. Bis später, Dashie – und vergiss es ja nicht!“ Kaum hatte sie das ausgesprochen, hüpfte sie ihren Weg zur nächsten Freundin. Aber auch Rainbow selbst machte sich auf den Weg. Als sie den ersten Bissen nahm, breiteten sich augenblicklich der süßliche Geschmack des Himbeer-icings und der Schokoladengeschmack des Kuchens auf ihrer Zunge aus. Pinkie Pie backt echt die besten Cupcakes auf der Welt … dieses Mal hat sie sich selbst übertroffen! Sie verschlang, mit Vorfreude auf das spätere Treffen, den Rest regelrecht und bereute es, dass sie nicht gleich auf Pinkies Einladung eingehen konnte. Gut, dann geben ich schnell meinen Bericht ab und schau, dass ich da so schnell wie möglich wegkomme.   Innerhalb kürzester Zeit landete sie vor den offenen Toren der WoC und schritt schnurtracks über das Geländer zum schlicht aussehenden Bürogebäude. Mit einem letzten Blick in das spiegelnde Namensschild der WoC wischte sie sich die letzten Icing-Reste von der Schnauze, bevor die das Gebäude betrat. Wie an einem Dienstagvormittag üblich, schwirrten hier und da ein paar Fabrikmitarbeiter und Büroponys umher, sonst herrschte ein eher ruhiger Betrieb. Das ist eines der Dinge, die Rainbow an diesem Unternehmen schätzte: Jeder konnte in seiner eigenen Art und seinem eigenen Tempo arbeiten, wie er wollte, solange er trotzdem seine Arbeit ordentlich erledigte. Genauso konnte man auch das freundliche Miteinander, für das die allgemeine Bevölkerung von Cloudsdale im ganzen Lande bekannt war, vorfinden. Jedes Pegasuspony, das sie in den Gängen traf, grüßte sie freundlich. Sie folgte dem Flur bis zu der Abteilung, für die sie stellenweise zuständig war: Wetterkontrolle und -berichtigung. Bereits hier konnte sie das regelmäßige Tippen von mehreren Schreibmaschinen hören, welches sich verstärkte, als sie den Raum betrat. Im hinteren Teil des Zimmers konnte sie die Quelle der meisten Geräusche erkennen; mehrere Stuten und Hengste blickten konzentriert auf ihre Maschinen und tippten eifrig Berichte, Protokolle und Statistiken. In einer anderen Ecke saßen Ponys, die über die Berichte brüteten und miteinander darüber diskutierten. Wiederum andere Ponys besprachen die aktuelle Lage in verschiedenen Teilen Equestrias mit verschiedenen WoC-Mitarbeitern. Allgemein herrschte ein ziemliches Stimmengewirr, dass es Rainbow unmöglich gemacht hätte, sich in einer solchen Geräuschkulisse anständig konzentrieren zu können. Ebenfalls konnte sie davon nur sehr wenige Wortfetzen verstehen. Doch die Angelegenheiten der anderen Ponys interessierten sie nicht, sie war nur hier, um ihre Arbeit erfolgreich abzuschließen. Dazu ging sie in die Mitte des Raumes, an dem zwei fleißig arbeitende Stuten saßen. Sie tippten unermüdlich auf die Tassen ihrer Rechengeräte, verschoben Kugeln auf ihren Abakussen. Dazu notierten sie Zahlen und andere diverse Dinge, die Rainbow nicht erkennen konnte. Sie selbst wartete, mit einer inneren Ungeduld darauf, dass eine der beiden ihr für eine kurze Zeit ihre Aufmerksamkeit schenken würden. Rainbow wusste, dass es keinen Sinn machte, sie in ihren aktuellen Tätigkeiten zu unterbrechen. Man konnte nicht einmal ein unbeabsichtigtes Husten oder ein kleines Räuspern von sich geben, ohne entnervtes Schnaufen zu hören zu bekommen. Seitdem sie es mehrere Male auf ihre, später auf eine höfliche Art und Weise versucht hatte, hatte sie es aufgegeben. Sie hatte, zu ihrem Bedauern, am meisten Erfolg, wenn sie sich vor dem Schreibtisch stellte und stumm wartete.   So wartete sie über eine Viertelstunde (die ungeduldigen Blicke zur Uhr zurückzuhalten fiel ihr mehr als schwer), bis eine der Sekretärinnen vor ihr ihre aktuelle Aufgabe abschloss und sie mit scharfen Augen fixierte. „Ja, was kann ich für dich tun?“, kam es leicht gestresst von der Stute. Rainbow, wie immer vom scharfen Adlerblick irritiert, berichtete in Kurzfassung von ihren Tätigkeiten, den einzelnen Wolken über dem Everfree Forest und die nun aktuelle Wetterlage über dem Wald und Ponyville. Die Sekretärinnen-Stute notierte sich alles, dann begann sie wieder fleißig zu tippen und zu rechnen. Auch begann sie eifrig in einem stark abgenutzten Notizbuch zu blättern. Als sie nach wenigen Minuten immer noch nichts sagte, hatte Rainbow schon befürchtet, die Stute hätte sie vergessen. Doch diese verschwand nur stumm im Nebenraum und kam mit einem Säckchen, auf dem Rainbows Cutiemark zu sehen war, wieder zurück. Es war deutlich praller gefüllt, als Rainbow es sich vorgestellt hatte. „Bitte schön, hier sind deine Gehälter für gestern, heute und deine zusätzlichen Boni!“ Rainbow sah sie verwirrt an, vor allem, als sie das schwere Säckchen in ihrer Satteltaschen verstaute. „Wow, das ist aber ganz schön viel. Sicher, dass ihr euch nicht vertan hab? Ich sollte nur einen Bonus bekommen, dafür, dass ich in Ponyville den Himmel wolkenfrei gemacht habe. Wofür ist der Rest?“ Ein gewohntes entnervtes Stöhnen kam aus der Schnauze der Stute, und ihre Antwort klang noch gereizter als sie selbst. „Keine Ahnung, das kann ich dir auch nicht sagen. Obwohl ich über alles hier Bescheid wissen müsste, wurde ich nicht darüber informiert. Ich weiß nur, dass ich dir diese Summe auszahlen soll, das stimmt so. Könntest du nun bitte weitergehen, du haltest hier den gesamten Betrieb auf!“ Wer hat mich denn hier so lange stehen lassen, wie ein Pudel im Regen? Doch Rainbow schluckte ihre Gedanken hinunter. Hinter ihr hatte sich längst eine kleine Schlange gebildet, die meisten davon standen hier schon, bevor Rainbow die Aufmerksamkeit der Sekretärin bekommen hatte. Wenigstens kannten die anderen Ponys die Stute genauso gut, und nahmen es daher den Ponys vor ihnen niemals übel, wenn es etwas länger dauerte. Waren sie doch fast alle irgendwann in den Genuss von Meadow Swirls grummeligen Kommentaren gekommen.   Rainbow verließ den Raum und wollte gerade wieder nach draußen gehen, als eine ihr wohlbekannte Stimme sie aufhielt. „Rainbow Dash? Schön, dass ich dich sehe, genau dich brauche ich jetzt!“ Sie drehte sich um und sah in das freundliche Gesicht ihres Vorgesetzten. Er sah leicht verschwitzt aus und trug seine übliche Kleidung nicht. Was bedeutete, dass er gerade außerhalb der Fabrik tätig gewesen war. „Thunderbolt, schön, dich zu sehen!“ Zur Begrüßung stießen sie ihre Hufe gegeneinander. „Du siehst fabelhaft aus, Rainbow Dash! Aber mal was anderes, ich habe gehört, dass du die Extraaufgabe bei Ponyville erledigt hast. Vielen Dank dafür. Wir haben gerade ein kleine Krankheitswelle bei unseren festen Mitarbeitern und ein paar zusätzliche Hufe können wir jetzt wirklich mehr als gebrauchen!“ Er sah auf die große Ausbeulung in Rainbows Satteltasche. „Wie ich sehe, hast du deinen Lohn schon abgeholt. Du bist diese Woche also wirklich nur bis heute eingeteilt gewesen.“ Sie nickte, fügte aber noch verwundert hinzu: „Das war gerade eben seltsam. Meadow Swirls hat mir viel zu viel Geld gegeben, selbst mit dem Bonus für Ponyville. Sie konnte mir auch leider nicht sagen, warum …“ Doch statt genauso verwundert aus der Wäsche zu gucken, fing Thunderbolt zu lachen an. „Meadow Swirls wird es noch früh genug erfahren.“ Dann beruhigte er sich wieder. „Nein, das hat schon alles seine Richtigkeit, aber das erkläre ich dir später. Hast du heute Mittag, beziehungsweise in einer Stunde ungefähr ein wenig Zeit? Ich muss heute noch eine wichtige Ankündigung machen. Bring am besten noch ein paar deiner Freunde mit, je mehr Ponys da sind, desto besser.“ Rainbow dachte an Fluttershy und nickte zustimmend. „Gut, das war es erst mal, alles Wichtige erfährst du nachher. Wir sehen uns dann!“ Er wollte gerade wieder in die Richtung gehen, aus der er gekommen war, als ihm noch etwas einfiel. „Moment, Rainbow Dash, das hätte ich ja fast vergessen! Es ist uns endlich gelungen, den Gewittergenerator vollständig zu reparieren. Hat ja auch lange genug gedauert … willst du ihn dir noch schnell ansehen, bevor du gehst?“ Das musste er sie nicht ein weiteres Mal fragen. So folgte ihm Rainbow über das Geländer in eine der größeren Fabriken. Schnell zogen sie sich Kittel und Helm über, liefen an diversen Arbeitern und Maschinen vorbei. Erst, als sie den Gewitterraum erreichten, kamen sie zum Stehen. Im Inneren war es nun deutlich ordentlicher, als es Rainbow von ihrem letzten Besuch in Erinnerung hatte. Wo bisher in den letzten Wochen Werkzeuge, Maschinenteile und Blaupausen herumgelegen waren, waren diese waren nun komplett verschwunden. Die Leihmaschine aus Las Pegasus hatte längst wieder ihren Weg zurückgefunden. Rainbow war begeistert. „Konntet ihr sie denn wirklich reparieren? Das muss echt ein hartes Stück Arbeit gewesen sein, so kaputt wie das Ding vorher war.“ Nur mit Schaudern erinnerte sie sich an den Vorfall, der zur kompletten Zerstörung der Anlage geführt hatte. Eine von Discords Zuckerwattewolken hatte sich bis nach Cloudsdale verirrt, und war auf eine bis heute unbekannte Weise in die Maschine gelangt, vermutlich über die Flüssigkeitszufuhr. Sowohl die Zuckerwatte, als auch ihre Schokoladenmilchfüllung verklebten und verstopften die gesamte Maschine von innen. Bis sie schließlich überhitzte und mit einem lauten Krachen in sämtliche Einzelteile zerbrach. Glücklicherweise geschah dies mitten in der Nacht, lediglich der Nachtwächter, der sich zu der Zeit in der Nähe der Fabrik aufhielt, kam mit dem bloßen Schrecken davon. Nun erstrahlte die Maschine in einem neuen Glanz und sah noch beeindruckender aus, als vor dem Unfall.   Stolz betrachtete Thunderbolt sein jüngstes Sorgenkind. „Sie ist jetzt nicht nur repariert, sondern auch noch grundverbessert worden. Sie ist jetzt noch effizienter und hat auch einen besseren Filter bekommen. Zwar hoffen wir, dass es nicht mehr so schnell zu Zuckerwattenwolken kommen wird, aber für den Fall der Fälle würde sie nun rechtzeitig raus sortiert werden. Bevor sie sich wieder in der Maschine verbreiten kann.“ Cloudsdale war damals, ganz im Gegensatz zu Ponyville, kaum von Discords Chaosinvasion betroffen und hatte somit keine Ahnung, was zu der Zeit in dem kleinen Dorf vor sich ging. Erst, als Rainbow sie nach dem Knall der Maschine aufklären konnte, wussten sie was passiert war.   „Du hast ja einen Gast mitgebracht. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich hier noch ein wenig mehr aufgeräumt.“ Rainbow drehte  sich in die Richtung um, aus der die amüsierte Stimme zu hören war. Ihr stand ein ihr unbekanntes, männliches Pegasuspony gegenüber. Welcher sie neugierig anlächelte. „Ah, das ist gut, dann kann ich dir gleich auch noch unseren neuen, zuverlässigen Mitarbeiter Silver Fox vorstellen. Silver Fox, das ist Rainbow Dash, eine unserer Externen, die uns hin und wieder mal aushilft.“ „Freut mich, dich kennen zu lernen!“ Die beiden reichten sich die Hufe. Dabei fiel Rainbow auf, dass ihr Gegenüber nicht wie alle einen weißen Kittel trug, sondern einen grauen Arbeitsbody. „Silver Fox ist erst seit ein paar Wochen bei uns. Als wir damals bei unseren Partnern in Las Pegasus nach dem Ersatzgerät nachgefragt haben, haben sie uns gleich noch dieses zuverlässige Pony mitgeschickt. Er war für das Gerät und auch für die Aufsicht bei den Reparaturmaßnahmen zuständig. Was das Wetter und auch die Maschinen angeht, ist er quasi ein kleines Genie!“ Silver Fox errötete, und versuchte zu kichern, doch vor lauter Scham kam nur ein Grunzen heraus. „Jedenfalls hat es ihm bei uns so gut gefallen, dass er um eine Versetzung in unsere Abteilung gebeten hat. Was auch für uns ein sehr großer Glücksfang ist. Ich bin sehr dankbar dafür!“ „Und ich bin dir sehr dankbar dafür, dass ihr mich alle so herzlich aufgenommen habt!“, sagte Silver Fox lächelnd. „Zwar ist Las Pegasus so etwas wie eine Heimat für mich, aber als ich hier in Cloudsdale ankam, wusste ich sofort: Hier gehöre ich hin, hier ist mein Zuhause! Dennoch wird meine alte Heimatstadt immer ein Teil von mir bleiben. Daher bin ich Thunderbolt auch so dankbar, dass er mir erlaubt, meine alte Uniform zu behalten. Nichts gegen eure Kittel, aber ich hänge sehr daran. Außerdem ist er, dank meiner Allergie, aus einen der wenigen Kleidungsstoffen gefertigt worden, die ich überhaupt vertragen kann“, fügte er peinlich berührt hinzu. Thunderbolt klopfte ihm auf die Schulter. „Wie schon gesagt, mach dir da keine Gedanken. Es ist egal, welche Kleidung du trägst, für uns bist du so oder so ein vollwertiges Mitglied unser Firma!“ Dann fiel sein Blick auf die Uhr. „Oh, es ist schon so spät? Es ist gleich zwölf Uhr und ich muss noch alle verfügbaren Ponys zusammenrufen. Wir sehen uns dann gleich draußen vor der Bühne. Und wie gesagt, bringt am besten Freunde mit!“ Schon war er aus dem nächstbesten Fenster geeilt. „Nun gut, ich fliege dann jetzt auch mal schnell los!“, meinte Rainbow zu Silver Fox.  „Möchte noch schnell eine Freundin von mir abholen, für sie könnte das Ganze auch interessant sein. Man sieht sich!“ „Ja, gerne. Vielleicht sehen wir uns nachher oder bei einer anderen Gelegenheit wieder. Grüß deine Freundin von mir!“ Rainbow winkte, dann jagte sie aus dem Fenster hinaus, in die Richtung, von der sie wusste, in welcher Fluttershy wohnte.   Wenige Minuten später erreichten die beiden den Treffpunkt. Erst hatte Rainbow ein paar sehr gute Argumente dafür gebraucht, dass Fluttershys Anwesenheit in der Wetterfabrik jetzt von Nöten war. Dann musste sie ihr bei der Hälfte der Flugstrecke nachhelfen, da Fluttershy im Gegensatz zur ihr selbst keine besonders schnelle Fliegerin war. Deshalb waren sie ein paar Minuten zu spät; und Rainbow wollte nichts von der Ansprache verpassen. Zu ihrem Glück war Thunderbolt selbst zu spät. So hatten sich sehr viele Pegasi auf dem WoC-Gelände versammelt, die Ankündigung selbst hatte noch nicht begonnen. „Puh, dann sind wir ja noch rechtzeitig angekommen. Es tut mir so leid, dass ich dich so aufgehalten habe, Rainbow!“ Doch diese winkte nur ab. Vergeben und vergessen. Aus der Ferne konnte sie Silver Fox sehen, wie er ihnen zuwinkte. Sie winkte zurück.   Gerade in dem Moment, als Rainbow gerade etwas zu Fluttershy sagen wollte, erschien Thunderbolt auf der Bühne und klopfte testweise auf das Mikrofon. Er machte es ein paar Mal, bis er sowohl mit dem Klang der Lautsprecher zufrieden war, als auch die alleinige Aufmerksamkeit aller anwesenden Pegasi erhalten hatte. „Hallo, liebe Stuten und liebe Hengste. Vielen Dank, dass ihr alle meiner Bitte gefolgt und gekommen seid. Auch finde ich es schön, dass so viele von echt noch jemanden mitgebracht habt!“ Kurzer Applaus, den er mit einer Hufbewegung absacken ließ. „Jedenfalls habe ich euch alle zusammengerufen, da es in Ponyville wieder Zeit für ein neues Gewitter ist. Laut den Jungs aus dem Labor kommt bald die ideale Zeit dafür und das möchte ich auch ausnutzen können. Da unsere neue Maschine funktioniert und nun noch besser arbeitet, als je zuvor, wird es ein noch stärkeres Gewitter als beim letzten Mal geben.“ Eine kurze Pause. „Daher ist es jetzt wichtiger denn je, dass wir uns gut vorbereiten, damit wir und die Bewohner Ponyvilles während des Sturms keine Schwierigkeiten bekommen. Dazu brauchen wir jedes Pony, das uns helfen kann und will! Vor allem, da momentan recht viele Kollegen erkrankt sind.“ Wieder begeisterter Applaus, wieder die gleiche Hufbewegung. „Morgen brauchen wir ganz viele Ponys, die uns helfen die Flugblätter zu verteilen, damit die Bewohner von Ponyville Bescheid wissen. Das Gewitter ist zwar erst für nächste Woche Freitag geplant, aber ich möchte einfach frühzeitig mit den Vorbereitungen anfangen. Damit es dieses Mal reibungslos klappt. Bei meiner Kollegin Meadow Swirls könnt ihr euch sowohl für die Flugblätter, als auch für die Vorbereitungsteams eintragen lassen. Denkt daran: Jedes Pony ist wichtig und jeder kann den Unterschied machen! Da ich weiß, dass ich auf jeden von euch zählen kann, haben manche von euch ihre zusätzliche Belohnung schon bei der heutigen Gehaltsausgabe bekommen. Der Rest und alle anderen, die keine Mitarbeiter sind, werden ihn anschließend bekommen. Also, tragt euch fleißig ein!“ Damit verließ er die Bühne.   „Komm, Fluttershy, da sind wir dabei!“ Rainbow wartete keine Antwort ab, sondern zerrte ihre Freundin in die immer länger werdende Warteschlange. Da Fluttershy die Vorbereitungen vom letzten Mal und die Male davor kannte, hatte sie nichts dagegen einzuwenden, mitgezogen zu werden. Im Gegenteil, sie wusste, dass die Aufgaben recht ungefährlich waren und sie half ihrer ehemaligen Heimat sehr gerne dabei. Obwohl Rainbow schnell reagiert hatte, waren sie auf dem sechsten Platz der Schlange. Jedoch ging es weitaus schneller voran als im Büro zuvor, da sich die Ponys schlicht mit ihrem Namen eintragen ließen. „Name!“, kam es noch weitaus gestresster von Meadow Swirls. Offenbar war es ihr gar nicht recht, von ihren sonstigen Pflichten abgehalten zu werden. „Rainbow Dash und Fluttershy, wir möchten uns für die Flyer und die Teams eintragen lassen. Außerdem noch Twilight Sparkle, Applejack, Rarity und Pinkie Pie. Bei ihnen bin ich mir mehr als sicher, dass sie uns helfen werden.“ Mehrfaches Kratzen einer Feder, dann nickte sie den beiden missmutig zu. „Gut, ich hab die Namen alle eingetragen. Morgen um zehn Uhr könnt ihr die Flyer im Bürogebäude abholen. Die Nächsten!“ Letzteres schrie sie schon fast; Rainbow schob ihre Freundin sachte auf die Seite. Bevor der zornige Blick der Sekretärin in der Lage war, die beiden in ein Brand zu setzen und grausam verbrennen zu lassen.   „Also gut, Fluttershy, ich hol dich dann um zehn Uhr bei deinem Haus ab. Denke mal, sie werden mehr als genug Flugblätter haben, wir werden auch noch welche abgekommen.“ Fluttershy nickte zustimmend. „Zehn Uhr passt mir gut, da bin ich mit der Fütterung meiner Tiere fertig.“ Rainbow lächelte zufrieden. Dann hatte sie einen Einfall, der ihr Lächeln noch größer werden ließ. „Sag mal, Fluttershy, hast du jetzt Zeit?“ Diese bejahte, sah sie aber auch verwundert an. „Gut, dann kommst du mit mir mit; das wird dir bestimmt gefallen! Nein, es wird dir gefallen!“ „Was wird mir gefallen?“, fragte sie mit leiser Stimme. „Pinkie Pie hat dich doch sicher auch vorhin eingeladen, oder?“ Sie bekam wieder ein Ja als Antwort, mit dem Zusatz, dass Fluttershy zu der Zeit nicht von ihren Tieren wegkommt. „Aber jetzt kannst du es ja! Da musst du unbedingt mitkommen. Ich glaube, sie hat heute ihre allerbesten Cupcakes gebacken, wie sie es noch nie in ihrem Leben getan hat!“ Fluttershy sagte sofort zu, auch sie mochte diese kleinen Küchlein viel zu gerne, um sie sich entgehen zu lassen. Vor allem die vom pinken Partypony. „Du hast recht, es wird mir tatsächlich gefallen!“ Lächelnd flogen die beiden in einem gemütlichen Tempo zum Sugarcube Corner, wo sie Pinkie Pie mit ihren anderen Freundinnen und einer Wagenladung Cupcakes erwartete. Welche genauso fantastisch schmecken wie der, den Rainbow wenige Stunden zuvor kosten durfte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)