Gedanken eines Wiesels von KarasuTsubasa ================================================================================ Kapitel 1: One&Only ------------------- Lautlos und doch ungewöhnlich heftig fegte der Wind durch die Ebene und wirbelte den frisch gefallen Schnee auf. Ebenso kalt, nach außen hin, blickten zwei schwarze Augen auf die am Boden liegende Gestalt unter ihm. Die Haut glich dem Schnee in dem er lag und ließ das schwarze Haar noch deutlicher hervorstechen. Regungslos und mit geschlossenen Augen lag er da, während sein Blut langsam, aber stetig das reine Weiß rot färbte. Es war nicht seine Schuld und doch fühlte er es wieder, diesen ziehenden Schmerz, welchen er nie nach außen lassen würde, es nicht durfte und dennoch schrie alles in ihm den Schutz des Baumes, auf dem er stand zu verlassen und dem Jungen zu helfen, ihm, seiner einzigsten, wirklichen Schwachstelle, ihm, seinen kleinen Bruder. Doch tat er es nicht. Itachi wusste, dass Kisame ihn bald einholen würde, also ging es nicht, aber konnte er das wirklich? Sich einfach umdrehen und Sasuke dem Tod überlassen? Denn das würde passieren, wenn ihm niemand zu Hilfe kommen würde und auch das war sicher, er war wie er selbst ein Nuke-Nin, ein Verräter und somit geächtet. Wen würde es schon scheren, wenn er starb? Itachi scherte es eine ganze Menge, aber er konnte nicht, aber er musste doch… Ja, er musste ihm helfen, er brachte es einfach nicht übers Herz Sasuke sterben zu lassen, das hatte er schon damals nicht gekonnt. Es war schon eine Ironie, wie jemand mit so viel Gleichgültigkeit im Herzen wie er, so denken konnte und doch… „Sasuke-kun!“, erklang unvermittelt eine glockenhelle Stimme am anderen Ende der Lichtung. Itachi war so in Gedanken, dass er ihr Chakra gar nicht bemerkte hatte. Sein Blick löste sich von seinem Bruder und wandte sich dem Neuankömmling zu. Da stand sie, der einzigste Mensch, welcher Sasuke’s Herz erreichen konnte, welcher die Dunkelheit erleuchten konnte, in die er ihn gestoßen hatte, die einzigste Person, die seinem Bruder das geben konnte, was so dringend brauchte, Wärme und Geborgenheit. Auch wenn Sasuke es nie zugeben würde, Itachi wusste genau, dass SIE diejenige war, welche ihn wieder glücklich machen konnte. Sie, die Schülerin der Hokage. Sie, die Schwester seiner besten Freundin. Sie, das Mädchen mit dem rosa Haar. Sie, die Liebe seines Bruders. Sie, Sakura Haruno. Die Kunoichi rannte über das Feld und ließ sich sofort neben Sasuke auf die Knie fallen, begann ganz selbstverständlich damit seine Wunden zu heilen und zu verbinden, dann löste sie ihren Umhang und legte ihn dem Schwarzhaarigen um. Es schien ihr völlig egal, ob sie nun frieren würde, völlig egal, dass die einem Verbrecher half, sie folgte nur ihrem Herzen. Einen Luxus den Itachi schon in frühen Jahren aufgegeben musste. Im Moment aber war er unglaublich froh, dass sie es tat. Er beobachtete noch wie ihr Blick sich leicht ins träumerische wandte und sie Sasuke sanft über die Wange strich. Der Ältere erlaubte sich ein leichtes Schmunzeln, dass sie immer noch an ihrer Liebe festhielt erstaunte ihn schon ein wenig, aber so konnte er sicher sein, dass Sasuke immer einen Menschen hatte, der ihn vor der Einsamkeit schützen konnte und sei es auch nur ein wenig, Itachi dankte ihr im stillen. „Sakura.“ Kalt, ruhig und distanziert klang diese zweite Stimme. Sakura wandte sich der Stimme zu und auch er selbst blickte nun wieder auf. Ein Mädchen in seinem Alter, gekleidet in der Uniform der Anbu, allerdings trug sie keine Maske und so sah jeder ihre schwarzen Augen, welche so waren wie ihre Stimme, kalt, emotionslos und ein wenig leer, es war wie in einen Spiegel zu sehen. Er kannte diese Anbu, kannte ihren Charakter, ihre Fähigkeiten, ihre Ansichten, er kannte sie, Zafira Haruno, seine beste Freundin. Eine Freundschaft für welche sie nichts als Verachtung bekam, gebrandmarkt als Freundin eines Mörders. Aber Itachi hatte kein Mitleid für sie, wusste dass sie der gleiche Empfindungen verachtete, als für einen Ninja unpassend empfand. „Nee-san…“, murmelte Sakura, nach einer Erklärung suchend und doch unfähig eine für die Anbu zufriedenstellende zu finden. „Du weißt schon, dass es gegen die Gesetze Konoha’s verstößt einem Nuke-Nin zu helfen?“, es klang mehr wie eine Feststellung, als wie eine Frage. Sie hatte sich wirklich nicht verändert. Kein bisschen. „Ich weiß, aber können wir ihn nicht mitnehmen, Konoha ist doch seine Heimat.“, er kannte die Antwort auf Sakura’s Frage bereits und hoffte doch, dass sie anders ausfallen würde. „Eigentlich nicht.“, antwortete Zafira, doch ihr Blick lag nun auf dem Baum, auf welchem er stand. Es war ihm klar, dass sie seine Anwesenheit bereits in dem Moment bemerkt hatte, als sie auf die Lichtung trat. Die Anbu sah ihn an und schien seine stumme Bitte zu verstehen. „Eigentlich?“, hackte Sakura vorsichtig nach. Die Lilahaarige seufzte lautlos. Itachi’s Mundwinkel zuckten zufrieden, ihm war klar, dass sollten sie sich noch einmal lebend über den Weg laufen, sie ihm eine entsprechende Bemerkung zum Thema Ninja-Regeln an den Kopf werfen würde. „Schon gut, nimm ihn mit, aber wie du das mit der Hokage regelst ist deine Sache.“ Unglauben spiegelte sich in den grünen Seelenspiegeln der Kirschblüte. „Du tötest ihn nicht?“, fragte sie dann erfreut. Kurz glaubte er in Zafira’s Blick Spott gesehen zu haben, was ihm durch ihre nächste Aussage oder sollte er doch Zitat sagen, bestätigt wurde. Gekonnt verfiel sie in seinen eigenen Tonfall, „Warum sollte ich? Er ist es nicht wert.“ Sein Lächeln, wenn es denn sichtbar gewesen war, erstarb. Da war es wieder, dieses ziehende, bleierne Gefühl des Schmerzes, welches ihm immer überkam, wenn an diese Nacht dachte. Er verdrängte es meistens, warum musste sie ihn jetzt daran erinnern? Itachi wusste, dass sie grausam sein konnte, aber musste sie ihm das auch noch beweisen? „Gehen wir.“, ihre kühle Stimme löste das Gefühl langsam wieder auf. „Hai.“, schon war Sakura mit seinem Bruder auf dem Rücken aufgesprungen und Richtung Wald gelaufen. Als sie aus ihrem Sichtfeld verschwunden waren, erhob Zafira ihre Stimme. „Meinst du nicht, du solltest ihm irgendwann die Wahrheit erzählen?“ Er schwieg. „An deiner Gesprächigkeit hat sich, wie ich sehe nichts geändert.“, stellte sie trocken fest. „So wie sich nichts an deiner Kälte verändert hat.“, gab er ruhig zurück. „Noch ist es nicht zu spät, du könntest nach Konoha zurückkehren, immerhin hast du das Dorf nicht wirklich verraten.“, ihrer Stimme konnte er entnehmen, dass sie es selbst für abwegig hielt. „Glaubst du deinen eigenen Worten?“, fragte er. „Nein, aber man kann es ja versuchen. Liegt wohl daran, dass ich fast drei Wochen mit Sakura unterwegs war.“, meinte sie und er erkannte wie sich ihre Lippen zu einem kurzen, spöttischen Grinsen verzogen. „Vielleicht irgendwann, aber nicht heute.“, sagte er unvermittelt und sein Blick richtete sich in die Ferne. „Wie du meinst, aber es wäre besser, wenn du dich dafür entscheidest, bevor dich dein Schmerz vollständig zerstört.“ Sie kannte ihn einfach zu gut, zu lange waren sie schon befreundet. Wortlos wandte sich die Anbu zum Gehen. „Zafira.“, hielt er sie zurück, es gab da noch etwas, worum er sie bitten wollte, es war vielleicht ein wenig egoistisch und auch nicht ihre Art, dem nach zu kommen, aber er versuchte es. Abwartend blieb sie stehen, er hatte ihre Aufmerksamkeit, dass wusste er. „Tust du mir einen Gefallen?“ Langsam drehte sie sich um. „Und der wäre?“, ihre Augenbraue war leicht angehoben. „Lächle einmal.“, es klang etwas grotesk, mit seiner kalten Stimme, nach so etwas zu fragen. Kühl sahen die schwarzen Augen der Anbu ihn an, bevor sie hinter ihren Lidern verschwanden und sich ihr Mund zu einem ehrlichen, fast warmen Lächeln verformte. Es war ungewohnt es bei ihr zu sehen, aber es löste den Schmerz für eine Weile auf. Er drehte sich um, zog den Binsenhut etwas tiefer ins Gesicht und verschwand, in die Richtung, aus welcher er das Chakra des Hoshigaki wahrnahm. Sein letztes Wort wehte der Wind über die weiße Ebene, das aufrichtigste Wort des Abschieds welches er als Uchiha kannte. „Arigatou.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)