Blutige Rose von Moonprincess ================================================================================ Kapitel 21: Lebendig -------------------- Ba-bamm! "Ryou!" "G-großer Bruder?" "Am-ama-ne..." Ba-bamm! "Waaah! Großer Brudeeer!" "Uff! Schwesterchen..." "Yugi! Atem!" Ba-bamm! Langsam öffnete Yugi die Augen. Er lag so warm und weich und es duftete so angenehm... Er wollte nicht aufstehen. Er drückte  seine Nase gegen die dunkle Brust, die sich ihm immer wieder entgegenhob. Da hörte er es und riß die Augen auf. "A-atem?" "Yugi."  Seine Stimme war so weich und sanft, so voller Glück. Yugi wollte sie immer wieder hören. Doch langsam wurden seine Zehen kalt.  Das hier war nicht sein Bett. In seinem Bett lagen nämlich weder Schnee noch feuchtes Laub. Aber Atem war hier... Groggy blickte  er sich um. Mai blickte ihn und Atem stirnrunzelnd an, die Arme um ihren Oberkörper geschlungen. Als sie sich regten, entspannte  sich ihr Gesicht.  "Sie leben!" rief sie, dann half sie zuerst Yugi und dann Atem auf die Beine. Letzterer schlotterte. Schnell warf Yugi den roten Mantel  um seine Schultern. "Ab ins Warme mit euch", kommandierte Mai, die das erste Mal so aussah, wie sich Yugi beim Anblick ihrer knappen Kleidung immer  fühlte. Hinter ihr standen mehrere Leute, die Yugi nicht kannte. Sie blickten sich geschäftig um und teilten sich auf, teilweise schlotternd  und zähneklappernd. War das die Verstärkung? "Machen wir", antwortete Atem derweil. Er nahm Yugi bei der Hand und zog diesen fort. Yugi konnte sich gar nicht richtig umsehen.  Er erhaschte nur einen Blick auf einen zitternden Bakura, der seinen Mantel um das Bündel auf seinen Armen geschlungen hatte. "Atem... Hab... Hab ich geträumt?" erkundigte Yugi sich leise. Atem sah zu ihm, stirnrunzelnd. "Was sagtest du? Sprich bitte lauter." Yugi mußte lächeln. "Hat sich erledigt", erwiderte er lauter. Er hatte das Gefühl, daß seine Füße kaum den Boden berührten.  Die Luft glitt an ihm vorbei, sie hielt ihn nicht auf, sie war erträglich. Er stand so schnell in ihrem Zimmer, als hätte es den Weg dazwischen nicht gegeben. Doch nun spürte Yugi die Kälte und seine  nasse Kleidung. Er war nicht der einzige. Dicht aneinandergedrängt standen er und Atem unter der warmen Dusche und Yugi  lauschte den glücklichen, kleinen Geräuschen, die Atem machte, während ihre Leiber aufgewärmt wurden. Sauber, müde und mit roten Wangen schlüpfte Yugi danach in seinen dicken Pyjama. Atem derweil durchforstete den Kleiderschrank  und zog sich auch richtig dicke Sachen an, die Yugi noch nie gesehen hatte. Gemeinsam hockten sie danach auf Atems Bett, die Arme umeinander gelegt. Yugi konnte kaum den Kopf von Atems Brust heben. Er  konnte sich einfach nicht satt hören! Erst als die Tür ging, hob Yugi den Kopf. "Ja, bitte?" Es waren Mai und Seto. Sie brachten Heiße Schokolade und Nudeln mit Soße. Ihnen folgten Bakura, Ryou mit seiner Schwester... und... "Marik?" Yugi starrte ungläubig die letzte Gestalt an, die durch die Tür trat.  Der Junge mit den schulterlangen Haaren senkte den Kopf, als erwartete er Schimpfen oder Prügel. "Sollte ich nicht doch lieber...?" "Bitte bleib." Atem winkte Marik in den Raum. "Niemand wird dir hier etwas tun." "Ich glaube, ich verstehe nicht..." Hilfesuchend blickte Yugi zu Ryou, aber der hatte nur Augen für seine Schwester, die gerade ihre  Hand in ihren Teller gesteckt hatte, die dampfenden Nudeln wieder fallen ließ und ihre Hand weinend zurückzog. "Ich auch nicht. Ich verstehe gar nichts."  Yugi zuckte zusammen und sein Blick schoß zur Tür. Sein Herz machte einen Sprung vor Glück. "Anzu!" Kaum gesagt hatte er schon  ihre Taille umarmt. "Du bist auch wieder ein Mensch!" "Ja." Sie sah ihn lächelnd an, dann umarmte sie auch Atem. Aufatmend, als hätte man ihre eine große Last abgenommen, trat sie nun  zurück. "Ich bin froh, daß es euch gut geht." "Wir sind froh, daß es dir gut geht." Jonouchi ließ die Tür hinter sich zufallen. "Mann, war das seltsam... Aber gut, daß wir dich gefunden  haben, bevor du aus dem Fenster geklettert bist." Mai lachte. "Aber die Laken mußt du mir entknoten, Jonouchi." "Wieso ich?" "Weil du bei mir eingebrochen bist, darum." Beide grinsten.  "Jonouchi, deine Hand..." Yugi warf einen Blick auf sie, aber fand keine Spur des Durchschußes mehr. "Was auch immer ihr da getrieben habt, es hat meine Wunde geheilt. Und die der anderen auch. Denk an dein Bein, Yugi, und deinen Hals!" Anzus Blick wurde sanft. "Alles ist gut ausgegangen." "Ich danke dir für dein Vertrauen, Anzu." Atem lächelte. Jetzt, in diesem Moment, wurde Yugi wirklich klar, was Atem ihm vorhin alles berichtet hatte. Alles fand seinen Platz. "Warte... Du hattest  das von Anfang an geplant? Anzu zu verwandeln, um sie zurückzuverwandeln?" Yugi blickte Atem mit großen Augen an. Der nickte. "Ich habe es ihr aber nicht gesagt. Ich wollte sie nicht enttäuschen, falls es wieder schiefgeht. Hatten wir darüber nicht schon  gesprochen?" Yugi lachte laut und warf beide Arme um Atem. Gemeinsam fielen sie auf das Bett. Yugi küßte Atem leidenschaftlich. Sein Herz schlug,  nein, das seines Liebsten schlug. Sein verrückter, kluger Liebster. Sein Körper glühte und wären da nicht Atems Arme um ihn gewesen,  er wäre einfach davongeflogen, so leicht fühlte Yugi sich. "Wenn wir nicht schon in eurem Zimmer wären, würde ich sagen, ihr solltet euch dorthin zurückziehen", schnarrte Seto. "Außerdem wird das Essen kalt", minderte Mai seine Worte. Seufzend standen Yugi und Atem auf, und setzten sich zu den anderen an den Tisch. Marik hatte sich in eine Ecke gedrückt und starrte  auf seinen Teller. Es schien, als vermiede er jeglichen Blickkontakt. "Sagt, was macht Marik hier?" erkundigte Yugi sich. "Die anderen hätten ihn gelyncht, hätten sie ihn in die Finger bekommen." Mai sah sich stirnrunzelnd um und als sie sah, daß jeder zu  essen und trinken hatte, setzte sie sich auch selber.  "Seine Kinder?" Sie nickte. "Unsere Verstärkung ist inzwischen eingetroffen, du hast sie vorhin kurz gesehen. Sie kümmern sich um die Krieger und  Magier, die Marik unter seinem Bann hielt. Ich dachte, Atem, du wolltest sehen, wie es Marik jetzt geht." Das Thema der Unterhaltung sackte sichtlich in sich zusammen und seine Augen zuckten zu Atem. "Bitte, ich... Ich möchte nur fortgehen.  Weit fortgehen." Er wandte den Blick wieder ab, aber Yugi, der neben Atem saß, hatte die Scham und die Angst gesehen. "Du bist jetzt anders als vorhin, Marik", entschloß er sich, das Thema direkt anzugehen. "Was ist geschehen?" "Ich bin dem Irrsinn anheim gefallen. Das dürftest du ja gesehen haben. Es tut mir leid, Yugi." Seine Worte klangen so ehrlich und  schuldbewußt, daß Yugi keinen Grund fand, sie anzuzweifeln. Marik blickte zu Ryou. Seine Schultern zitterten, als würde er sich selber  davon abhalten müssen, zu fliehen. "Ryou, Amane... Ich... Ich kann nie gutmachen, was geschehen ist. Es tut mir so unendlich leid." Er  verbarg das Gesicht hinter einer Hand und seine Schultern erbebten noch heftiger. Ryou starrte Marik an, sein Gesicht erstarrt, dann senkte er den Blick. "Du warst wirklich wahnsinnig", antwortete er schlicht. "Aber wieso ist er es als Mensch nicht mehr?" erkundigte Yugi sich leise bei Atem, der dabei innehielt, sich Nudeln in den Mund zu schaufeln,  als gäbe es kein Morgen mehr. Wenigstens klang er dabei nicht wie ein zufriedenes Schwein so wie Bakura. "Du sagtest, der  Wahnsinn würde nachlassen nach den ersten Jahren als Vampir." "Das tat er auch für eine geraume Weile. Sonst hätte ich Marik damals nicht getraut. Der Punkt ist: Er wurde wieder wahnsinnig,  aber anders. Davor sind - waren Vampire nicht gefeit. Und damals kannte man sowas wie Psychologie nicht. Marik verhielt sich  immer seltsamer und ein Teil von ihm - dunkler, böser, machtversessener - übernahm die Kontrolle über ihn." Atem ließ seinen  Löffel sinken. "Jetzt ist dieser Bann gebrochen. Zumindest vorerst." Yugi nickte und betrachtete Ryou, der Amane liebevoll den Mund abwischte. Sie saß auf seinem Schoß und schien ihren Blick  nicht auf mehr als ihren Bruder und das Essen zu richten. "Denkst du, sie werden damit fertig?" "Nun, Ryou hat nicht versucht, Marik zu töten... Aber es wird kein leichter Weg für sie." "Aber sie haben wenigstens noch einen Weg und eine Zukunft", führte Yugi Atems Gedanken fort. "Und Marik auch." "Wir alle." Atem lächelte Yugi sanft an. "Und das verdanken wir dir", fuhr er lauter fort. "Wir müssen uns bei dir bedanken." "Das stimmt!" Mai grinste.  Bakura hielt inne, das untere Gesicht voller Tomatensoße, was Ryou die Augen verdrehen ließ. Seto stand auf. Er machte eine  steife Verbeugung, daß Yugi fast glaubte, er würde auseinanderbrechen... oder zu quietschen anfangen wie ein schlecht geölter Roboter.  "Wa-was?" Verwirrt blickte Yugi sich um. Alle, ausnahmslos alle waren aufgestanden und folgten Setos Beispiel. Nur Amane klammerte  sich an Ryous Beine und winkte Yugi schüchtern zu. Mit hochrotem Kopf blickte Yugi in seinen Teller. "E-es ist gut... Ich wollte euch helfen. Ich wollte, daß Atems, daß euer aller Traum wahr wird." Aber gedacht hatte er nur an Atem...  Aber vielleicht war das in Ordnung, denn Atem hatte dafür an den Rest gedacht. Den Rest der Menschheit! Yugi blickte Atem an,  dann stand er auf und verneigte sich vor ihm. "Danke, daß du bereit warst, das zu tun. Für uns alle!" stieß er hastig hervor.  Warme Arme umschlangen ihn und er wurde an Atems Brust gedrückt. "Wann immer meine Entschlossenheit in letzter Zeit nachließ, ich mußte nur dich ansehen, um sie wieder zu stärken." Atem sprach  leise, wahrscheinlich war es ihm unangenehm, vor den anderen zuzugeben, daß auch er schwache Momente gehabt hatte.  "Es tut mir leid, daß ich dir nicht die Wahrheit gesagt habe... und dein Blut abgezapft habe. Und Ryou dir ein Schlafmittel unterschieben ließ und..." Yugi lachte leise. "Ich weiß. Du wirst es nicht wieder tun." Er löste sich von Atem und nahm mit roten Ohren zur Kenntnis, daß fast  jeder sie durchdringend ansah. Er räusperte sich, dann setzte er sich wieder. "Was wird jetzt mit den ganzen Ex-Vampiren? Und den Ex-Vampirjägern?" "Um die Vampire werden wir uns kümmern", erklärte Seto, der sein Besteck penibel auf den leeren Teller vor sich legte. "Es wird  sicher nicht einfach, aber wir werden sie schon irgendwie wieder an ein menschliches Leben gewöhnen." Ryou derweil zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Ich habe keinem von ihnen was gesagt. Besser, ich bleibe ihnen erst mal fern." "Die werden echt stinksauer sein, daß du ihren Job überflüßig gemacht hast", stimmte Bakura nachdenklich zu. Dann grinste er breit.  "Gut gemacht, Ryou!" Der schüttelte zwar daraufhin den Kopf, doch er konnte sein Lächeln nicht verbergen. Yugi lehnte sich an Atem und schloß die Augen. Er war müde... Aber sehr, sehr glücklich! Er spürte, es würde jetzt aufwärts gehen,  keine Vampire mehr, keine Alpträume mehr. Da fiel ihm noch etwas ein und er sah zu Marik, der sich inzwischen etwas entspannt  hatte und vorsichtig seine Nudeln aß.  "Sag mal... Kennst du zufällig einen Ushio?" Marik verzog das Gesicht, als hätte er auf eine Pfefferschote gebissen. "Er sollte uns zu dir führen, als wir dich in Domino nicht mehr  finden konnten. Haß ist ein starker Antrieb. Oder Liebe. Oder sonst ein starkes Gefühl. Es tut mir leid." Yugi dachte an Miho und Honda. Er konnte froh sein, daß Marik nicht auf einen von ihnen aufmerksam geworden war. Dennoch wünschte  er sich, die Sache mit Ushio wäre anders ausgegangen. "Es läßt sich nicht mehr ändern. Es gibt nur..." "... die Zukunft!" ergänzten die anderen im Chor. Yugi lachte auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)